2Q - CEE Quarterly - Bank Austria
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Error! Unknown document property Übersetzung dername. englischen Originalversion vom 30. März 2022 Link CEE Quarterly Macro Research Strategy Research Credit Research Unruhen in Europa: Auswirkungen des Russland-Ukraine-Konflikts auf die CEE-Region 2Q2022
May 2022 Mai 2022 CEE Macro & Strategy Research CEE Quarterly “ Ihr führender Bankpartner ” in Mittel- und Osteuropa UniCredit Research Seite 2 Haftungsausschluss siehe letzte Seiten.
May 2022 Mai 2022 CEE Macro & Strategy Research CEE Quarterly Inhalt 4 Die Auswirkungen des Russland-Ukraine-Konflikts auf die CEE-Region 21 Die Auswirkungen des Anstiegs der Preise für Agrarrohstoffe auf die CPI-Inflation 28 CEE-Strategie: Märkte preisen bereits einen umfangreichen EZB- und Fed-Straffungspfad ein 35 Akronyme und Abkürzungen, die im CEE Quarterly verwendet werden Länder 37 Bulgarien: Veränderter Gegenwind durch den Konflikt in der Ukraine 42 Kroatien: Euro-Einführung trotz unsicherem Umfeld auf Kurs 47 Tschechische Republik: Gegenwind aus drei Richtungen 52 Ungarn: Die Welt nach den Wahlen 57 Polen: Eine ausländische Krise, die die Inländischen überschattet 62 Rumänien: Rumänische Anleihen: Raum für Verbesserungen 67 Slowakei: Von Schocks erschüttert 70 Slowenien: Herausforderungen für Wachstum und Haushaltsaussichten EU-KANDITATEN UND ANDERE LÄNDER 73 Bosnien und Herzegowina: Interne und externe Herausforderungen stehen bevor 76 Nordmazedonien: Den Herausforderungen begegnen 79 Russland: Ein noch nie dagewesener Schock 84 Serbien: Herausforderungen und schwierige Entscheidungen 89 Türkei: Größere makroökonomische Ungleichgewichte Marco Valli, Global Head of Research, Chief European Economist (UniCredit Bank, Milan) +39 02 8862-0537; marco.valli@unicredit.eu Dan Bucşa, Chief CEE Economist (UniCredit Bank, London) +44 207 826-7954, dan.bucsa@unicredit.eu Artem Arkhipov, Head of Macroeconomic Analysis and Research Russia (UniCredit Russia) +7 495 258-7258 ext. -7558, artem.arkhipov@unicredit.ru Gökçe Çelik, Senior CEE Economist (UniCredit Bank, London) + 44 207 826-6077, gokce.celik@unicredit.eu Erstveröffentlichung am Ariel Chernyy, Economist, Macroeconomic Analysis and Research Russia (UniCredit Russia) 5 Mai 2022 +7 495 258-7258 ext. 7562; ariel.chernyy@unicredit.ru Hrvoje Dolenec, Chief Economist (Zagrebačka banka) +385 1 6006-678, hrvoje.dolenec@unicreditgroup.zaba.hr Dr. Ágnes Halász, Chief Economist, Head of Economics and Strategic Analysis Hungary (UniCredit Hungary) Marco Valli +36 1 301-1907, agnes.halasz@unicreditgroup.hu Global Head of Research Mihai Jugravu, Economist (UniCredit Bank Romania) Chief European Economist +40790684924, Mihai.Jugravu@unicredit.ro Piazza Gae Aulenti, 4 - Ľubomír Koršňák, Chief Economist (UniCredit Bank Czech Republic and Slovakia) Tower C +42 12 4950-2427, lubomir.korsnak@unicreditgroup.sk I-20154 Milan Elia Lattuga, Deputy Head of Strategy Research (UniCredit Bank, Milan) Impressum: +39 028862 0538, elia.lattuga@unicredit.eu UniCredit Bank AG Mauro Giorgio Marrano, Senior CEE Economist (UniCredit Bank, Vienna) UniCredit Research +43 50505-82712, mauro.giorgiomarrano@unicredit.de Am Eisbach 4 D-80538 Munich Kristofor Pavlov, Chief Economist (UniCredit Bulbank) +359 2 923-2192, kristofor.pavlov@unicreditgroup.bg Anbieterkennzeichnung : Pavel Sobíšek, Chief Economist (UniCredit Bank Czech Republic and Slovakia) www.unicreditresearch.eu +420 955 960-716, pavel.sobisek@unicreditgroup.cz UniCredit Research Seite 3 Haftungsausschluss siehe letzte Seiten.
May 2022 Mai 2022 CEE Macro & Strategy Research CEE Quarterly Unruhen in Europa Die Auswirkungen des Russland-Ukraine-Konflikts auf die CEE-Region Dan Bucsa, ■ Der Einmarsch Russlands in die Ukraine könnte einen Wendepunkt in der politischen und Chief CEE Economist (UniCredit Bank, London) wirtschaftlichen Landschaft Europas darstellen. +44 207 826-7954 dan.bucsa@unicredit.eu ■ Umfassende Sanktionen dürften sich auf den Handel der CEE-Länder mit Russland und auch auf inländische Sektoren auswirken, in denen russische Investitionen wichtig sind, wie etwa Energie und Metalle. Die Sanktionen führen bereits zu höheren Rohstoffpreisen und geringeren Rohstoffimporten aus Russland. ■ Russische Gegensanktionen und andere Maßnahmen werden sich möglicherweise auch auf die CEE-Länder auswirken, und zwar durch das Verbot von Lebensmittelexporten (wobei die Türkei am stärksten betroffen ist), durch RUB-Zahlungen für russisches Gas (wobei die Balkanländer am stärksten gefährdet sind) und durch potenzielle Auswirkungen auf die Risikobereitschaft aufgrund der russischen Kapitalverkehrskontrollen. ■ Wenn Russland weiterhin Erdöl und Gas nach Europa exportiert, erwarten wir, dass die russische Wirtschaft in diesem Jahr um etwa 12% zurückgehen wird (vom Höchst- zum Tiefststand um etwa 20%), mit einem gedämpften Aufschwung im Jahr 2023, der einer Stagnation gleichkommt. In der EU-CEE-Region1 und in den westlichen Balkanländern dürfte das BIP im Jahr 2022 um etwa 2,3% und im Jahr 2023 um 3,6% wachsen. Die direkten Auswirkungen des Konflikts auf das BIP-Wachstum werden auf 1,5 bis 3 Prozentpunkte im Jahr 2022 und bis zu 1,5 Prozentpunkte im Jahr 2023 geschätzt. Die Türkei könnte in diesem Jahr um rund 4% und 2023 um 3,8% wachsen. ■ Wir erwarten, dass die CEE-Länder ihre Abhängigkeit von russischen fossilen Energierohstoffen mit Hilfe des Next Generation EU-Programms (NGEU) schrittweise verringern werden. Die Regierungen der CEE-Länder helfen möglicherweise den Haushalten und Unternehmen, höhere Rohstoffpreise zu verkraften, indem sie größere Haushaltsdefizite einfahren. Allerdings könnte ein neuer gemeinsamer EU-Fonds erforderlich sein, um den raschen Preisanstieg zu bekämpfen. ■ Wenn die EU ihre Erdöl- und Gasimporte aus Russland einstellt, könnte die russische Wirtschaft in diesem Jahr um rund 20% zurückgehen und sich bis 2023 nicht erholen. In einem solchen Szenario würden die EU, die CEE-Staaten und der westliche Balkan voraussichtlich in eine Rezession fallen. ■ Die Inflation erreicht vermutlich aufgrund rasch steigender Rohstoff- und Lebensmittelpreise sowie Engpässen in der Versorgungskette den höchsten Stand seit 30 Jahren. Wir erwarten, dass die Inflation in diesem Jahr in Mitteleuropa bei oder über 10%, in Russland bei etwa 35% und in der Türkei bei fast 60% liegen wird. Aufgrund anhaltender Angebotsschocks könnten die Inflationsziele im Jahr 2023 erneut verfehlt werden. ■ Wir gehen davon aus, dass die Zinssätze in Ungarn und Polen auf 6%, in der Tschechischen Republik auf 4,75%, in Rumänien auf 4% und in Serbien auf 2% angehoben werden. Die Zentralbanken werden wahrscheinlich an den Devisenmärkten intervenieren, um eine Abwertung über EUR-HUF 380, EUR-PLN 4,80 und EUR-RON 5,00 zu vermeiden (wobei die NBR diese Haltung eventuell lockert, wenn der Konflikt in der Ukraine endet). ■ Maßnahmen zum Liquiditätsmanagement und Devisenmarktinterventionen könnten die Interbankenzinsen über 5% halten und die impliziten Forward-Zinsen in Stresssituationen in den zweistelligen Bereich treiben. Daher sehen wir wenig Spielraum für eine Positionierung gegenüber den CEE-Währungen, insbesondere in Rumänien und Serbien. 1EU-CEE bezieht sich auf die CEE-Länder, die Mitglied der EU sind: Bulgarien, Kroatien, Polen, Rumänien, die Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn. UniCredit Research Seite 4 Haftungsausschluss siehe letzte Seiten. .
May 2022 Mai 2022 CEE Macro & Strategy Research CEE Quarterly ■ Die wichtigsten politischen Auswirkungen des Konflikts in der Ukraine sind unseres Erachtens die Folgenden: 1. Russland wird sich wahrscheinlich weiter vom Westen entfernen, sowohl wirtschaftlich als auch politisch; 2. die Beziehungen zwischen der Türkei und der NATO werden sich voraussichtlich verbessern; 3. Polen könnte sich stärker in europäischen Angelegenheiten und in der Regionalpolitik engagieren und sich der EU annähern. Die NGEU-Gelder könnten sowohl für Polen als auch für Ungarn freigegeben werden; 4. Ungarn könnte in der EU und in der Visegrad-Gruppe stärker isoliert werden; 5. Serbien könnte gezwungen sein, sich zwischen der EU und Russland zu entscheiden; 6. die EU könnte ihr Engagement in der politischen Krise in Bosnien-Herzegowina verstärken; 7. wirtschaftliche Schocks könnten die politische Instabilität in Slowenien und Rumänien fördern; 8. Trotz der Unterstützung durch die EU und die CEE-Staaten ist es unwahrscheinlich, dass die Ukraine in absehbarer Zeit Mitglied der EU wird. Der Konflikt zwischen Wir veröffentlichen dieses CEE Quarterly fünf Wochen nach dem Beginn der russischen Invasion Russland und der Ukraine ist "die größte Bedrohung für die in der Ukraine. Dieser Konflikt könnte einen Wendepunkt in Europa markieren, der langfristige euro-atlantische Sicherheit seit Auswirkungen auf die verteidigungspolitische, politische und wirtschaftliche Architektur des Jahrzehnten". Kontinents haben wird. Die Staats- und Regierungschefs der NATO bezeichneten die Invasion2 als "die größte Bedrohung für die euro-atlantische Sicherheit seit Jahrzehnten" und erklärten, dass "Russlands Krieg gegen die Ukraine den Frieden in Europa erschüttert hat". Die ungewisse Dauer und der Es ist zu früh, um zu sagen, wie der Konflikt enden wird3. Das wünschenswerteste Ergebnis wäre ungewisse Ausgang des ein Abkommen zwischen den beiden Parteien, das den Konflikt beenden würde. Der Frieden würde Konflikts... wahrscheinlich zu Volksabstimmungen auf der Krim und im Donbass über ihre künftige Zugehörigkeit und zu einem Vertrag führen, der die Unabhängigkeit der Ukraine4 und sehr wahrscheinlich auch ihre Neutralität garantieren würde. Das gegenteilige Szenario ist eine Eskalation des Konflikts. Wenn sich die derzeitigen Positionen verfestigen und kaum Fortschritte erzielt werden, könnte die russische Führung beschließen, entweder mehr Truppen und Ausrüstung in die Ukraine zu entsenden (obwohl die Knappheit immer mehr zu einem Problem wird5) oder chemische oder andere gefährliche Waffen einzusetzen6, womit eine Reaktion der NATO7 droht. Anstatt unsere Szenarien auf ein mögliches militärisches Ergebnis aufzubauen, ziehen wir es ...veranlasst uns, unsere vor, an die wirtschaftlichen Alternativen zu denken, nämlich ob Russland weiterhin Erdöl und Szenarien auf mögliche Störungen der Erdöl- und Gas nach Europa verkaufen wird oder nicht. Im Jahr 2021 machten die Ausfuhren von fossilen Gasimporte aus Russland zu Energieträgern 46% der russischen Einfuhren in die EU und rund 22% der gesamten stützen russischen Ausfuhren aus. Eine Umlenkung der Gasexporte ist schwierig, da die Pipelines hauptsächlich nach Westen verlaufen und zusätzliche Pipelines nach China 8 möglicherweise nicht vor 2035 gebaut werden. Erdöl lässt sich leichter umlenken. Bis zu 85% der russischen Erdölexporte nach Europa werden mit Tankschiffen von Erdölterminals in der Ostsee und im Schwarzen Meer verschifft, der Rest wird über Pipelines transportiert. Ein stetiger Devisenfluss würde Russlands militärische Kampagne in der Ukraine unterstützen und gleichzeitig die Auswirkungen der Sanktionen teilweise abfedern. Bevor wir diese Szenarien erörtern, fassen wir die Sanktionen und Gegensanktionen zusammen, die für die CEE-Region am wichtigsten sind, um ihre potenziellen Auswirkungen abzuschätzen. 2 NATO - Nachrichten: Erklärung der Staats- und Regierungschefs der NATO - Brüssel, 24. März 2022 3 "Erwarten Sie kein schnelles Ende des Krieges in der Ukraine" Financial Times (ft.com), 21. März 4 Obwohl ein solcher Vertrag bereits besteht. Im Budapester Memorandum über Sicherheitsgarantien, das 1994 geschlossen wurde, als die drei ehemaligen Sowjetstaaten ihre Atomwaffen aufgaben, garantierte Russland, keine "militärische Gewalt oder wirtschaftlichen Zwang" gegen die Ukraine, Belarus und Kasachstan anzuwenden. 5 Interview: Was in der nächsten Phase des Ukraine-Krieges zu erwarten ist (rferl.org), 17. März 6 NATO - Stellungnahme: Pressekonferenz von NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg im Vorfeld der Außerordentlichen Tagung der NATO- Verteidigungsminister, 15.03.2022 7 Ukraine: Nato wird reagieren, wenn Russland chemische Waffen einsetzt, warnt Biden, BBC News, 25. März 8 Die Power of Siberia 2-Pipeline, die die Jamal-Felder im Nordwesten Sibiriens mit China verbindet. UniCredit Research Seite 5 Haftungsausschluss siehe letzte Seiten. .
May 2022 Mai 2022 CEE Macro & Strategy Research CEE Quarterly 1. Sanktionen und Gegensanktionen Für die CEE-Region sind die Aus der Fülle, der vom Westen gegen Russland verhängten Sanktionen heben wir diejenigen wichtigsten Sanktionen gegen hervor, die erhebliche Auswirkungen auf die CEE-Region haben könnten: Russland... 1. Sanktionen gegen Banken und die CBR. Die direkten Auswirkungen sind gering. Mit Ausnahme ihrer tschechischen Tochtergesellschaft beabsichtigte die Sberbank, ihre CEE-Ableger noch vor Ende dieses Jahres zu verkaufen. Einige waren bereits verkauft worden, bevor die Sanktionen in Kraft traten. Andere wurden verstaatlicht oder unter die Kontrolle der lokalen Zentralbanken gestellt. ...Finanzsanktionen, die die Noch wichtiger für die CEE-Länder ist, dass die Finanzströme die Handelsströme Handelsströme beeinträchti- gen, ... widerspiegeln und die weitreichenden Sanktionen gegen russische Banken die Handelsströme mit europäischen Ländern behindern. Das Verbot, den USD für Transaktionen zu verwenden, wird sich auf einige europäische Importe aus Russland auswirken, von denen zwischen dem 3Q20 und dem 3Q21 etwa 42% in US-Dollar abgewickelt wurden. Generell wickelte Russland 84% seiner Ausfuhren und 67% seiner Einfuhren in USD oder EUR ab (Grafik 1). Die Finanzsanktionen wirken sich indirekt auf andere Märkte wie Versicherungen und Handelsfinanzierung aus. Die Auswirkungen sind auch auf Märkten zu spüren, die nicht von den Sanktionen betroffen sind. So sind die russischen Ausfuhren von Erdöl und Erdölprodukten nach Europa um schätzungsweise 1-1,5 mb/d zurückgegangen. ...Sanktionen gegen Güter mit doppeltem Verwendungs- 2. Sanktionen gegen Güter mit doppeltem Verwendungszweck. Dies wird vor allem, aber zweck... nicht nur, Lieferungen von Metall- und Chemieprodukten nach und aus Russland betreffen. Die Erfahrungen mit früheren Sanktionsrunden, die nach der Krim-Krise verhängt wurden, zeigen jedoch, dass Unternehmen dazu neigen, bei der Einhaltung der Sanktionen übermäßig vorsichtig zu sein und Handelsbeziehungen präventiv zu kappen, während sie die Risiken für ihre Tätigkeit abschätzen. Die Stärke und Reichweite der US-Sekundärsanktionen wird wahrscheinlich den Handel mit russischen Geschäftspartnern über den Geltungsbereich der Sanktionen hinaus einschränken. Chemische und pharmazeutische Erzeugnisse sind die wichtigsten Beispiele dafür. In Russland wurden Engpässe bei unverzichtbaren pharmazeutischen Produkten (wie Insulin) gemeldet, obwohl diese Produktkategorien ausdrücklich von den US- Sanktionen ausgenommen sind. Der Handel der CEE-Länder mit Russland ist begrenzt, aber nicht zu vernachlässigen. Im Jahr 2021 überstiegen die Einfuhren aus Russland (ohne Öl und Gas) nur in Ungarn, Bulgarien, der Türkei, der Slowakei und Serbien 0,5% des BIP (Grafik 2). Die Exporte nach Russland liegen zwischen 0,3% des BIP in Kroatien und 1,5% des BIP in Serbien und Slowenien. 3. Sanktionen gegen russische Unternehmen und Einzelpersonen. Diese betreffen CEE- ...und Sanktionen, die den Unternehmen, die sich im Besitz russischer Unternehmen befinden oder mit ihnen Energie- und Metallsektor betreffen Handel treiben. Die am stärksten betroffenen Sektoren sind Energie und Metalle. Was die Produktion und den Vertrieb von Energie und Brennstoffen betrifft, sind die am stärksten betroffenen Länder in der CEE-Region Bulgarien, Bosnien-Herzegowina (insbesondere die Republika Srpska), Serbien, Ungarn und die Türkei. Unternehmen in russischem Besitz produzieren und verkaufen mehr als die Hälfte der Brennstoffe, die von den drei erstgenannten Ländern im Inland verwendet oder exportiert werden. Bislang ist Serbien das einzige Land, das möglicherweise handeln muss, um seinen Energiesektor vor Sanktionen zu schützen. Rosatom baut Kernkraftwerke in Ungarn und der Türkei, wobei mehr als die Hälfte des ungarischen Projekts auf russische Lieferanten entfällt. Die Tschechische Republik, Ungarn, Rumänien und die Türkei sind am stärksten von Unternehmen in russischem Besitz betroffen, die Metalle (vor allem Stahl und Aluminium) herstellen. Einige dieser Unternehmen haben in der Vergangenheit staatliche Hilfen erhalten, doch könnte die offizielle Unterstützung in Zukunft unerreichbar sein. UniCredit Research Seite 6 Haftungsausschluss siehe letzte Seiten. .
May 2022 Mai 2022 CEE Macro & Strategy Research CEE Quarterly DER GRÖßTE TEIL DES EUROPÄISCHEN HANDELS MIT RUSSLAND BESTEHT AUS ERDÖL UND GAS UND WIRD HAUPTSÄCHLICH IN EUR UND USD BEZAHLT Grafik 1: Russland wickelt den Großteil seines Außenhandels in Grafik 2: Erdöl und Gas dominieren die CEE-Importe aus Russland USD und EUR ab Structure of Russian international trade by RUB USD Trade with Russia Imports of gas Imports of oil currency of settlement, avg. 4Q20-3Q21 (%) EUR Other (2021, % of GDP) 100.0 Other imports Exports 4.5 90.0 4.0 80.0 70.0 3.5 60.0 3.0 50.0 2.5 40.0 2.0 30.0 20.0 1.5 10.0 1.0 0.0 0.5 Receipts Payments Receipts Payments 0.0 Total With the EU SI HR CZ RO RS PL HU TR SK BG Grafik links: Struktur des internationalen russischen Handels nach Abrechnungswährung, Durchschnitt 4Q20-3Q21 (%), Einnahmen, Zahlungen, Summe, mit der EU Grafik rechts: Handel mit Russland (2021, in % des BIP), Importe von Erdgas, Erdöl, sonstige Importe, Exporte Quelle: nationale statistische Ämter, Eurostat, CBR, UniCredit Research Störungen der Erdölexporte Eine wichtige Auswirkung ist die Unbeständigkeit der Erdöllieferungen nach Europa. Mitte März sind bereits sichtbar wurde die Pipeline zwischen den kasachischen Feldern und Noworossijsk unterbrochen, wodurch 1,2 mb/d (etwa 10% der EU-Einfuhren) vom Markt genommen wurden und die Preise in die Höhe schossen. Ein noch größeres Problem ist der zunehmende Stau der Ausfuhren von Rohöl und Rohölprodukten aus Russland. Die wichtigste russische Reederei ist mit Sanktionen belegt, und einige ausländische Frachteigner vermeiden es, russisches Erdöl zu transportieren, weil Versicherungen und Handelsfinanzierungsinstrumente teuer oder nicht verfügbar sind. Russland kündigte an, dass im April die größten Erdöllieferungen über seine europäischen Terminals seit drei Jahren erfolgen würden. Dies wird ein Test für den selbst auferlegten Käuferstreik9 sein, der die Lieferungen nach Europa seit Beginn des Konflikts beeinträchtigt hat. Aufgrund von Engpässen gehen Russland allmählich die Lagerkapazitäten sowohl für Rohöl als auch für Derivate aus und es könnte sein, dass es die Produktion und Raffination bald einschränken muss10. Dies würde die Ölknappheit in Europa nur noch weiter verschärfen, die Preise in die Höhe treiben und gleichzeitig den Abschlag des russischen Erdöls (Ural) gegenüber Brent vergrößern. Die russischen Behörden haben die folgenden Gegensanktionen und Maßnahmen beschlossen, Gegensanktionen und die die Volkswirtschaften der CEE-Länder betreffen oder betreffen könnten: Maßnahmen, die sich auf die CEE-Länder auswirken könnten, sind... 1. Stopp der Ausfuhr von Weizen, Mais und Zucker. Vor dem Einmarsch in die Ukraine war Russland der weltweit größte Exporteur von Weizen, der sechstgrößte Exporteur von Mais und der achtgrößte Exporteur von Zucker. Die Ukraine war der fünftgrößte Exporteur von Weizen und der viertgrößte Exporteur von Mais. Wenn die Aussaat nicht in den ...keine Lebensmittelexporte aus Russland und der Ukraine nächsten Wochen beginnt, werden die ukrainischen Agrarexporte mindestens bis zur im Jahr 2022, ... Ernte 2023 stark zurückgehen. Während die CEE-Länder nur wenig bis gar keine Nahrungsmittel aus Russland importieren, sind sie Exporteure von Getreide. Da der erste und der zweitgrößte CEE-Weizenexporteur vom Markt verschwunden sind, wird Rumänien zum größten Getreideexporteur in der CEE-Region, aber die Ernte 2022 ist durch die für das untere Donaubecken typische Dürre bedroht. Globale Rohstoffhändler könnten die Einkaufspreise in der CEE-Region erhöhen, um einen Teil der fehlenden Lieferungen aus Russland und der Ukraine zu ersetzen. Die Regierungen von Ungarn und Serbien haben die Getreideexporte eingeschränkt, um 9 Chaotische europäische Kraftstoffmärkte: Russisches Angebot entscheidet über Preise, Bloomberg, 24. März 10 IEA warnt: Russland könnte innerhalb weniger Wochen 30% seiner Ölproduktion verlieren, CNN, 16. März UniCredit Research Seite 7 Haftungsausschluss siehe letzte Seiten. .
May 2022 Mai 2022 CEE Macro & Strategy Research CEE Quarterly höhere Preise auf den lokalen Märkten zu vermeiden. Wir glauben, dass andere CEE- Länder ähnliche Exportkontrollen einführen könnten. Die Türkei ist das Land in Mittel- und Osteuropa, das diesem Schock am stärksten ausgesetzt ist, da sie fast 10% ihres inländischen Weizenverbrauchs und etwa ein Viertel ihres Sonnenblumenverbrauchs (hauptsächlich für Öl) durch Einfuhren aus Russland und der Ukraine deckt. 2. RUB-Zahlungen für russisches Gas. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung hat der russische Präsident Wladimir Putin "unfreundliche Länder" aufgefordert, für ...RUB-Zahlungen für Gaslieferungen im Rahmen kurzfristiger Verträge in RUB zu zahlen. Alle EU-Länder sind Gasimporte, ... in dieser Liste aufgeführt. Es ist zwar schwierig zu beurteilen, wie viel des an die EU und die CEE-Länder verkauften Gases auf der Grundlage solcher Verträge verkauft wird, aber wir schätzen, dass mehr als die Hälfte aller russischen Lieferungen im Rahmen von Kurzzeitverträgen erfolgt. Selbst Ungarn, dessen Regierung sich früher der engsten Beziehungen zu Russland unter den CEE-Ländern rühmte, kauft weniger als die Hälfte des von ihm verbrauchten Gases über einen langfristigen Vertrag mit Gazprom. Im Extremfall erfolgen alle russischen Gaslieferungen an Rumänien im Rahmen von Kurzzeitverträgen, aber die Importe aus Russland machen weniger als 20% des rumänischen Gasverbrauchs aus. Außerhalb der EU-CEE-Region läuft der Importvertrag Serbiens im Juni aus. Serbien gilt zwar nicht als unfreundliches Land, doch hat sein Präsident Aleksandar Vucic vorsorglich erklärt, dass das Land nicht in RUB zahlen kann. Wir glauben, dass Putin mit seiner Forderung Druck auf die EU ausüben will, damit diese die US-Behörden auffordert, die Sanktionen gegen die CBR aufzuheben (oder zumindest zu lockern). Ohne die Beteiligung der CBR könnten die kurzfristigen Gasverträge der EU mit Russland in Höhe von 20-40 Mrd. EUR pro Jahr aufgrund der geringen Liquidität nur schwer in RUB abgewickelt werden. Seit dem Einmarsch in die Ukraine ist der russische Devisenmarkt auf umgerechnet weniger als 300 Mio. EUR am Kassamarkt und weniger als 1 Mrd. EUR an USD-RUB- und EUR-RUB-Swaps pro Tag geschrumpft. 3. Kapitalverkehrskontrollen. Die russischen Behörden führten Kapitalverkehrskontrollen ein, um zu verhindern, dass Kapital das Land verlässt. Obwohl die Investitionen der CEE- Länder in die russischen Finanzmärkte begrenzt sind, wirkte sich die Risikoaversion auf die CEE-Länder aus, da sich die Investoren aus den Schwellenländern für Leerverkäufe ...potenzielle Ausbreitung der von Anleihen und Währungen der EU, der CEE-Länder und des Balkans als Ersatz für Risikoaversion durch russische Kapitalverkehrskontrollen, ... ihre unverkäuflichen russischen Finanzanlagen entschieden. In einem noch nie dagewesenen Schritt intervenierten die meisten Zentralbanken der CEE-Länder auf den Devisenmärkten, um die Währungen ihrer Länder zu stabilisieren, während die NBR auch Staatsanleihen kaufte. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts bleibt die Frage eines möglichen Zahlungsausfalls des russischen Staates auf der Tagesordnung, obwohl die russischen Behörden versprochen haben, Kupons und fällige Anleihen zu zahlen, aber befürchten, dass die Sanktionen Überweisungen, Verwahrung und Clearing beeinträchtigen könnten. Wir sehen keine finanzielle Ansteckung von Russland auf die CEE-Länder, es sei denn, Russland beschließt, den Konflikt auf die CEE-Länder auszudehnen und damit einen direkten Konflikt mit der NATO zu riskieren. Tabelle 1 fasst die wirtschaftliche Exposition der CEE-Länder gegenüber Russland in einer Heatmap zusammen, die zeigt, dass Bulgarien, Bosnien-Herzegowina, Serbien und die Türkei am stärksten von den wirtschaftlichen Auswirkungen des Konflikts in der Ukraine betroffen sind, während Kroatien, Rumänien und Slowenien am wenigsten betroffen sind. Wir gehen jedoch Wachstum und Inflation werden davon aus, dass die Schocks für die Wirtschaftstätigkeit und die Preise in allen CEE-Ländern in der ganzen CEE-Region beträchtlich sein werden, sobald die Auswirkungen auf die Wirtschaftstätigkeit in Westeuropa und betroffen sein die globalen Rohstoff- und Lebensmittelpreise berücksichtigt sind. Unabhängig davon, wie es weitergeht, scheint eine Stagflation unvermeidlich zu sein und die Wahrscheinlichkeit einer Rezession nimmt zu. UniCredit Research Seite 8 Haftungsausschluss siehe letzte Seiten. .
May 2022 Mai 2022 CEE Macro & Strategy Research CEE Quarterly TABELLE 1: HEATMAP DER CEE-RISIKEN GEGENÜBER RUSSLAND BG BH CZ HR HU PL RO SK SI RS TR Engagement im MITTEL MITTEL MITTEL NIEDRIG MITTEL MITTEL NIEDRIG MITTEL NIEDRIG MITTEL MITTEL Handel Erdgasabhängigkeit HOCH HOCH MITTEL HOCH MITTEL MITTEL NIEDRIG HOCH HOCH HOCH MITTEL Finanzielle Risiken KEINE KEINE NIEDRIG KEINE KEINE KEINE KEINE KEINE KEINE KEINE KEINE Wirtschaftlich – HOCH HOCH NIEDRIG KEINE MITTEL NIEDRIG NIEDRIG KEINE KEINE HOCH MITTEL Energie Wirtschaftlich - MITTEL NIEDRIG MITTEL NIEDRIG MITTEL NIEDRIG MITTEL KEINE KEINE NIEDRIG MITTEL Sonstiges Quelle: Nationales Statistikamt, UNCTAD, Eurostat, AGSI, BP, lokale Presse, UniCredit Research 2. Erstes Szenario: Fortsetzung der Exporte russischer fossiler Energierohstoffe Falls Russland weiterhin Erdöl Unser Basisszenario geht davon aus, dass Russland weiterhin Erdöl und Gas nach Europa liefert, und Gas nach Europa exportiert, ... die EU-Länder diese Käufe aber schrittweise reduzieren11. Während der Winter in der nördlichen Hemisphäre zu Ende geht, sind die europäischen Gasspeicher nur zu einem Viertel gefüllt. Es gibt wahrscheinlich keine Möglichkeit, diese Speicher vor dem nächsten Winter wiederaufzufüllen und dabei die Importe aus Russland zu umgehen12. Die Situation in Mittel- und Osteuropa ist sogar noch komplizierter, da die Pipelinekapazitäten, die die Länder untereinander und mit Westeuropa verbinden, begrenzt sind und die Möglichkeiten zur Umkehrung der Ströme in diesen Pipelines begrenzt sind. Darüber hinaus befinden sich viele der großen Speicher in der CEE- Region und in Österreich (dem wichtigsten Verbindungspunkt in der Region) im Besitz von Gazprom und sind überdurchschnittlich stark erschöpft13. Am 23. März kündigte die EU14 das Ziel an, alle Gasspeicher bis zum nächsten Winter zu 80% zu füllen, wofür sie bereit ist, gemeinsame europäische Gaseinkäufe zu tätigen und Strafmaßnahmen (bis hin zur Verstaatlichung) gegen Speicherbesitzer zu ergreifen, die die monatlichen Füllungsziele nicht erreichen. Die russische Reaktion war bisher ambivalent. Einerseits stiegen die Gaslieferungen in die EU im März im Vergleich zum Februar, wobei die Durchflüsse durch die Pipelines, die die Ukraine durchqueren, am stärksten zunahmen. Doch trotz der starken europäischen Nachfrage hat Gazprom im Rahmen der Monatsverträge für April bzw. der Quartalsverträge für 2Q22 und 3Q22 keine zusätzlichen Kapazitäten in den Pipelines nach Deutschland, Polen und in die Türkei in Anspruch genommen. Ein Teil der Lieferungen in die EU-Länder erfolgt weiterhin aus den Gazprom-Lagern in der EU, was in direktem Widerspruch zur kürzlich beschlossenen EU- Politik steht. Auch die offiziellen Pläne, im April mehr Erdöl nach Europa zu liefern, stehen im Widerspruch zur Schließung der Ölpipeline, die in Novorossyyisk endet. In diesem Szenario wird Russland weiterhin von einem stetigen Zufluss von Devisen aus Europa ...könnte Russlands Wirtschaft profitieren. Die hohen Verkaufspreise werden die geringeren Abnahmemengen aus der EU bis 2022 dennoch um rund 12% zurückgehen... ausgleichen. Die Maßnahmen der russischen Behörden15 lassen darauf schließen, dass sie bereit sind, einen größeren Teil des Handels und der Finanztransaktionen auf EUR, RUB und die Währungen der Schwellenländer und nicht auf USD, GBP und JPY umzustellen. Dies wird jedoch nicht dazu beitragen, die Lieferketten schneller von westlichen Unternehmen auf neue Partner in den Schwellenländern umzustellen oder Importe russischer Produktion zu ersetzen. Daher könnte das Gesamtangebot in den kommenden Monaten stärker zurückgehen als die Inlandsnachfrage. Engpässe, höhere Inflation und Kapitalverkehrskontrollen könnten zu einem Rückgang des BIP um rund 20% führen, wobei der private Verbrauch und die Investitionen noch stärker zurückgehen würden. 11 Die Versailler Erklärung der Staats- und Regierungschefs der EU, 11. März 2022. 12 Vorbereitungen für den ersten Winter ohne russisches Gas, Bruegel, 28. Februar 13 Europäische Erdgasimporte, Bruegel, 23. März 14 Kommission skizziert Optionen zur Eindämmung der hohen Energiepreise (europa.eu), 23. März 15 So sind z. B. Abhebungen von einzelnen Devisenkonten auf 10.000 USD begrenzt und nur in USD zahlbar, unabhängig von der ursprünglichen Währung der Einzahlung; es gibt Bemühungen, den Anteil des Außenhandels mit den Schwellenländern, der in USD abgewickelt wird, zu verringern. UniCredit Research Seite 9 Haftungsausschluss siehe letzte Seiten. .
May 2022 Mai 2022 CEE Macro & Strategy Research CEE Quarterly Die Handelsbilanz könnte sich verbessern, da die Importe schneller zurückgehen als die Exporte. Eine gedämpfte und allmähliche Erholung gegen Ende des Jahres und im Jahr 2023 würde dazu führen, dass das BIP im Jahr 2022 um etwa 12% sinkt und der Aufschwung im nächsten Jahr einer Stagnation gleichkommt. Der Produktivitätsschock, der sich auf eine Vielzahl von Sektoren auswirkt, wird wahrscheinlich eine weitere Abwertung des RUB erfordern, um die Auswirkungen auf die Nicht- ... mit einer Inflation von fast Energie-Sektoren abzufedern. Die Inflation könnte bis 2022 auf rund 35% ansteigen, selbst wenn man 35% die wahrscheinlichen Preiskontrollen berücksichtigt. Im nächsten Jahr dürfte die Inflation zurückgehen, wenn die Rohstoffexporte anhalten und die Lieferketten zumindest bei den wichtigsten Konsumgütern zu funktionieren beginnen. Selbst wenn Erdöl und Gas weiterhin in die EU fließen, könnte der Konflikt in der Ukraine die Die negativen Auswirkungen auf das Wachstum in der CEE- BIP-Wachstumsraten in Mittel- und Osteuropa 2022 um 1,5-3 Prozentpunkte und 2023 um bis Region könnten 2022 1,5 bis 3 zu 1,5 Prozentpunkte senken. Allein die Auswirkungen der Handelsunterbrechungen könnten Prozentpunkte und 2023 bis zu 1,4-2,2 Prozentpunkte der Abschwächung des BIP-Wachstums ausmachen (Grafik 3). In den 1,5 Prozentpunkte betragen meisten Ländern werden die Auswirkungen teilweise durch einen hohen Übertrag aus dem Jahr 2021 abgeschwächt (Grafik 4). Mit Ausnahme von Rumänien haben die Volkswirtschaften der CEE-Länder das vergangene Jahr mit einem Hoch abgeschlossen, da die Binnennachfrage dank der Lockerung der COVID-19-Beschränkungen, der robusten Verbraucherausgaben und der lebhaften Bautätigkeit zugenommen hat. Das Jahr 2022 begann mit einer schwächeren Ausgangsbasis, da die Preise für Kraftstoffe und Lebensmittel rapide anstiegen und die Lieferketten aufgrund der Null-COVID-Politik in Ostasien erneut blockiert wurden. Sowohl die Verbraucher als auch die Unternehmen blieben optimistisch, auch wenn sie ihre Erwartungen hinsichtlich hoher künftiger Ausgaben zurückschraubten. Der Einmarsch Russlands in der Ukraine änderte die Situation völlig, und die Stimmung der Verbraucher sank drastisch. In Polen war der Rückgang so stark wie nie zuvor und übertraf die pandemiebedingte Anpassung. BIP könnte in 2Q22 in der Wir erwarten, dass das BIP in 2Q22 in den meisten CEE-Ländern zurückgehen wird, da die ganzen CEE-Region sinken Verbraucher- und Erzeugerpreise steigen und die In- und Auslandsnachfrage aufgrund des Konflikts in der Ukraine sinkt. Eine anschließende Erholung wird davon abhängen, wie schnell die Lieferketten wieder normalisiert werden. Einige der vom Konflikt in der Ukraine betroffenen Lieferungen (z. B. Kabelbäume für Automobilhersteller) dürften innerhalb eines Monats ersetzt werden. Allerdings könnten sich die Lieferungen aus China weiter verzögern, wenn die Omikron-Welle dort nicht schnell eingedämmt wird. In den CEE-Ländern könnten sowohl die Investitionen als auch die Bautätigkeit langsamer wachsen, als wir bisher erwartet haben. Die Verbraucher müssen mit sinkenden Reallöhnen rechnen und werden möglicherweise einen Teil oder ihre gesamten in den Jahren 2020-21 angesammelten Ersparnisse ausgeben müssen. Diese Ersparnisse liegen zwischen 0,3% des BIP in der Türkei und 4% des BIP in der Tschechischen Republik, bei einem CEE-Durchschnitt von 2,1% des BIP. UniCredit Research Seite 10 Haftungsausschluss siehe letzte Seiten. .
May 2022 Mai 2022 CEE Macro & Strategy Research CEE Quarterly DER KONFLIKT IN DER UKRAINE HAT UNS VERANLASST, UNSERE BIP-PROGNOSEN NACH UNTEN ZU KORRIGIEREN Grafik 3: Mögliche Auswirkungen auf das BIP über den Handelskanal Grafik 4: Änderungen der BIP-Prognosen für 2022 Estimated impact on GDP growth Forecast changes in 2Q22 vs 1Q22 Change in 2022 growth forecast Impact from trade with the EU external trade related to Russian- (pp) Change in carryover Ukrainian conflict (pp of growth) Impact from trade with Russia 2.0 0.0 1.5 -0.5 1.0 0.5 -1.0 0.0 -0.5 -1.5 -1.0 -2.0 -1.5 -2.0 -2.5 -2.5 RS SI BG CZ BH PL TR HU RO HR SK RO BG CZ RS PL HR SK HU BH SI TR Grafik links: Geschätzte Auswirkung auf das BIP durch den Außenhandel in Verbindung mit dem Russland-Ukraine Konflikt (pp des Wachstums), Einfluss des Außenhandels mit der EU und mit Russland Grafik rechts: Prognoseänderung in 2Q22 vs. 1Q22 (pp), Veränderung der Wachstumsschätzung für 2022, Veränderung des Wachstumsübertrags Quelle: Statistische Ämter, UNCTAD, UniCredit Research Die EU-CEE-Region könnte Infolgedessen erwarten wir, dass die Volkswirtschaften der EU-CEE-Länder in diesem Jahr um 2022 um rund 2,3% und 2023 um 3,6% wachsen durchschnittlich 2,3% und 2023 um 3,6% wachsen werden (Grafiken 5 und 6). Die optimistischere Prognose für das nächste Jahr geht davon aus, dass sich Engpässe in der Lieferkette ab 2H22 auflösen und Exporte und Investitionen wieder anziehen werden. In einem solchen Szenario könnte das Lohnwachstum die Inflation übertreffen, und das Wachstum des privaten Verbrauchs dürfte sich in 2H23 beschleunigen. Wie immer ist die Situation in den westlichen Balkanländern sehr ähnlich, mit der Einschränkung, dass es dort eine höhere Präsenz von Unternehmen in russischem Besitz gibt, die wahrscheinlich keine Unterstützung von ihren Muttergesellschaften erhalten werden. Die Regierungen werden mit Wir gehen zwar immer noch davon aus, dass die fiskalischen Impulse im Jahr 2022 in den Hilfe der Finanzpolitik meisten EU-CEE-Ländern negativ sein werden, aber die Haushaltsdefizite könnten aufgrund versuchen, den Anstieg der Energie- und Kraftstoffpreise der Versuche der Regierungen, die Auswirkungen der höheren Energie- und Brennstoffpreise abzumildern... auf Haushalte und Unternehmen abzumildern, größer ausfallen als bisher prognostiziert. Die EU empfiehlt Preissubventionen und vorübergehende Steuersenkungen, sowie eine höhere Besteuerung und/oder eine Umverteilung von unerwarteten Gewinnen der staatlichen Energieunternehmen. Gleichzeitig wurden staatliche Hilfen für Unternehmen von den EU- Institutionen noch nicht weitgehend gebilligt. Die Regierungen der CEE-Länder könnten sich dafür entscheiden, öffentliche Investitionen zu kürzen, um die Subventionen zu erhöhen, wobei solche Maßnahmen in Ungarn, Polen und Rumänien wahrscheinlicher sind. Bisher wurde die Last der Aufnahme von mehr als drei Millionen ukrainischen Flüchtlingen hauptsächlich von Bürgern aus Mittel- und Osteuropa, Nicht-Regierungsorganisationen und privaten Unternehmen getragen. Wir gehen davon aus, dass die Regierungen eine größere Rolle spielen werden und dass die EU die Kosten erstatten wird. Daher erwarten wir keine fiskalischen Auswirkungen der Flüchtlingswelle auf die EU-CEE-Länder, in denen sie ankommen, durch die sie durchreisen oder in denen sie sich niederlassen. Die EU muss möglicherweise einen gemeinsamen Fonds einrichten, um dem privaten Sektor zu ...und dies könnte durch einen helfen, den Anstieg der Energie-, Kraftstoff- und Lebensmittelpreise zu bewältigen. Einige gemeinsamen EU-Fonds ergänzt werden nördliche EU-Mitglieder lehnen ein neues Programm ab, welches durch die Ausgabe gemeinsamer Anleihen finanziert wird. Wir erwarten jedoch eine breitere Akzeptanz solcher Fonds, wenn sich der Anstieg der Erzeugerpreise beschleunigt, weil die Rohstoffabsicherungen der Unternehmen auslaufen. Diese Lösung könnte auch Ländern mit einem geringeren fiskalischen Spielraum oder einer schlechteren Qualität der relevanten Institutionen Hilfe bieten. UniCredit Research Seite 11 Haftungsausschluss siehe letzte Seiten. .
May 2022 Mai 2022 CEE Macro & Strategy Research CEE Quarterly In den Ländern, in denen die Regierungen wenig tun, um den Anstieg der Inputpreise zu bremsen, werden die Wettbewerbsfähigkeit der Exporte und die Währungsstabilität bald gefährdet sein. Überraschenderweise scheint sich die Türkei trotz ihrer Nähe zum Konflikt vom Rest der CEE- Wir erwarten, dass die türkische Wirtschaft im Jahr Länder abgekoppelt zu haben. Der Hauptgrund dafür ist, dass die wirtschaftliche und finanzielle 2022 um rund 4% und im Jahr Misere der Vergangenheit bereits Auswirkungen auf die TRY und TRY-Anleihen hatte. Die 2023 um 3,8% wachsen wird Wirtschaft hat das Jahr 2021 gut abgeschlossen, aber die Regierung war die erste (und bisher einzige) in Mittel- und Osteuropa, die Anfang 2022 die Gaslieferungen an Unternehmen rationierte. Da die Inflation auf rund 80% zu klettern droht, glauben wir, dass das Vorziehen von Konsumausgaben beendet ist und die Inlandsnachfrage von nun an nachlassen könnte. Wir rechnen mit einem BIP-Wachstum von 4% in diesem Jahr und 3,8% im Jahr 2023, wobei letzteres unter dem Potenzial liegen würde. Da sich das Leistungsbilanzdefizit voraussichtlich wieder ausweiten wird, könnten die Nettodevisenreserven nicht schnell genug steigen, um genügend Interventionen zur Verteidigung der TRY zu ermöglichen. Daher wird die TRY möglicherweise wieder an Wert verlieren, insbesondere nach der Tourismussaison. ENDE 2023 KÖNNTE DAS BIP REAL UM 2,3 BIS 4% NIEDRIGER SEIN ALS IN UNSERER VORHERIGEN PROGNOSE Grafik 5: Für 2022 wird ein Wachstum unter dem Potenzial erwartet... Grafik 6: ...mit einer moderaten Beschleunigung im Jahr 2023 yoy (%), Private consumption Public consumption Fixed investment yoy (%), Private consumption Public consumption Fixed investment pp pp Net exports Inventories, error GDP Net exports Inventories, error GDP Turkey Turkey Hungary Hungary Slovenia Slovenia Poland Poland Serbia Serbia Croatia Croatia Slovakia Slovakia Bulgaria -11.8 Bulgaria Romania Romania Czechia Czechia Russia Russia -3.0 -2.0 -1.0 0.0 1.0 2.0 3.0 4.0 5.0 -3.0 -2.0 -1.0 0.0 1.0 2.0 3.0 4.0 5.0 Grafik links (für 2022), Grafik rechts (für 2023): Privater Konsum, Staatsverbrauch, Anlageinvestitionen, Nettoexporte, Lagerbestände, statistische Restgröße, BIP Quelle: Statistische Ämter, UniCredit Research UniCredit Research Seite 12 Haftungsausschluss siehe letzte Seiten. .
May 2022 Mai 2022 CEE Macro & Strategy Research CEE Quarterly 3. Zweites Szenario: Russische Exporte von fossilen Energierohstoffen werden eingestellt Sollte es zu einem völligen Stopp der russischen Erdöl- und Gasexporte nach Europa kommen Russlands Wirtschaft könnte im Jahr 2022 um mehr als 20% (insbesondere bei Sanktionen, die die Ausnahmen für den Energiehandel aufheben), könnte zurückgehen, wenn die Erdöl- das Finanzministerium die verfügbaren Devisenreserven bis zum Sommer nächsten Jahres und Gasexporte nach Europa eingestellt werden oder früher aufbrauchen. Nur ein geringer Teil der Gasexporte kann auf andere Abnehmer umgelenkt werden, während die Angst vor weiteren Sanktionen den Appetit auf russisches Erdöl verringern könnte. Abgesehen von den fiskalischen Kosten würden sich die Kosten für den Konflikt in der Ukraine, die auf 0,6 bis 20 Mrd. USD pro Tag geschätzt werden, immer noch auf mehr als 18% des BIP pro Jahr belaufen - Kosten, die die Regierung nur durch Monetarisierung aufbringen kann. In einem solchen Szenario könnte die Wirtschaft doppelt so stark zurückgehen wie in einem Szenario, in dem weiterhin Erdöl und Gas fließen. Die Inflation könnte leicht auf etwa 50% ansteigen und mehr als ein Jahr lang auf diesem Niveau verharren, was sich auf das private Vermögen und die Einkommen auswirken würde. Infolgedessen könnte die Rezession länger andauern und die Erholung schwieriger werden. Der Wert des RUB würde sich im Vergleich zu Anfang Februar mehr als halbieren. In der CEE-Region würden Wenn Russland seine Gasexporte nach Europa einstellt, decken die vorhandenen Gasvorräte niedrige Gasvorräte das Risiko von Stromausfällen und weniger als einen Monat des Verbrauchs in den Balkanländern (Grafik 7). Am anderen Ende Rationierungen erhöhen der Skala verfügt die Slowakei über Gas für etwa zwei Monate, während Rumänien seine Vorräte ausdehnen könnte, da es der zweitgrößte Gasproduzent in der EU ist. In den Daten ist kein Puffergas enthalten, das laut Economist mindestens einen weiteren Monat des Verbrauchs in Westeuropa abdecken könnte. Wärmeres Wetter würde auch eine Reduzierung des Verbrauchs ermöglichen. Noch wichtiger ist, dass die Gasspeicher im Sommer nur langsam wieder aufgefüllt werden und dass im nächsten Winter Verbrauchsrationierungen und Stromausfälle sehr wahrscheinlich sind. Eine EU-Subventionsregelung Ein gemeinsames EU-Subventionsprogramm, ähnlich dem NGEU-Programm, wäre sehr für Erdöl und Gas wäre sehr wahrscheinlich wahrscheinlich, wenn die Erdöl- und Gaslieferungen aus Russland eingestellt würden. Dies würde die Auswirkungen auf die nationalen Haushalte abfedern, aber die europäischen Volkswirtschaften würden selbst mit umfangreichen Unterstützungsmaßnahmen kaum eine Rezession vermeiden können. Die mittel- und osteuropäischen Länder könnten stärker betroffen sein als die westeuropäischen Länder, da die Preisschocks die Unternehmen und Haushalte in den neueren EU-Mitgliedstaaten stärker treffen würden. Nur wenige Unternehmen in den CEE-Länder sichern die Rohstoffpreise ab, so dass ihre Produktionskosten stark ansteigen könnten, was die Gewinnmargen schmälern und die Wettbewerbsfähigkeit verringern würde. Ein größerer Teil des verfügbaren Einkommens der Haushalte wird in der CEE-Region im Vergleich zu Westeuropa für Energie und Lebensmittel ausgegeben, und rasch steigende Preise werden vermutlich die Verbraucherausgaben, die Kreditaufnahme und den Erwerb von Häusern einschränken. In diesem Szenario könnten die Rohstoffpreise auf ein Allzeithoch steigen, während die weltweite Nachfrage versucht, sich wieder an die Angebotsblockaden anzupassen. Die EU- CEE-Region schneidet möglicherweise aufgrund des wahrscheinlichen Zugangs zu EU- Subventionen, die zu niedrigen Kosten finanziert werden, besser ab als andere EM-Regionen, aber der Gewinn an Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu ihren EM-Konkurrenten würde wahrscheinlich durch den Rückgang der weltweiten Nachfrage zunichte gemacht werden. 4. Die höchste Inflation seit drei Jahrzehnten Im Jahr 2022 werden die CEE-Länder wahrscheinlich mit den höchsten Inflationsraten seit dem Übergang vom Kommunismus konfrontiert sein. Es gibt vier Hauptursachen für die Inflation, die sich gegenseitig verstärken: UniCredit Research Seite 13 Haftungsausschluss siehe letzte Seiten. .
May 2022 Mai 2022 CEE Macro & Strategy Research CEE Quarterly Die höchste Inflation seit drei 1. Energie- und Kraftstoffpreise: Steigende Gaspreise in Europa und hohe Erdölpreise auf dem Jahrzehnten wurde verursacht durch: ... Weltmarkt haben sich auf die Verbraucherpreise in ganz Mittel- und Osteuropa ausgewirkt. In Ländern, in denen die Regierungen vor Wahlen standen oder stehen (Tschechien, Ungarn, Serbien und Slowakei), haben die Regulierungsbehörden beschlossen, die Energie-, Gas- und Heizungspreise nur um einen Bruchteil der Kostensteigerung anzuheben. Dadurch wird die ...steigende Energie- und Inflation lediglich bis nach den Wahlen hinausgezögert. In den übrigen Ländern der Region Kraftstoffpreise... sind die Energie- und Gaspreise sehr schnell gestiegen, insbesondere in der Türkei, Bulgarien, Polen und Rumänien (Grafik 8). Die Regierungen haben darauf reagiert, indem sie die Haushalte durch Ausgleichszahlungen (Bulgarien, Ungarn, Polen) oder vorübergehende Steuersenkungen (Ungarn, Polen, Serbien, Türkei) entschädigten oder direkte Preisobergrenzen (Ungarn, Rumänien) einführten. Ausgleichszahlungen sind inflationär, ...mit möglichen weiteren Steuersenkungen haben sich nur teilweise in den Preisen niedergeschlagen (und wurden von Erhöhungen ... den steigenden Kosten überrollt), während Preisobergrenzen entweder zu Schwarzmärkten, Panikkäufen und Engpässen (Ungarn) geführt haben oder unwirksam waren (Rumänien). Wenn die Gas- und Erdölpreise weiter steigen, verlängern die Regierungen die Preisobergrenzen und Steuersenkungen, aber das ist nur eine vorübergehende Lösung. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die hohen Energie- und Gaspreise über Jahre hinweg anhalten werden. Im Jahr 2022 wird sich Europa darum bemühen, seine Gasspeicher wieder aufzufüllen. Ab 2023 wird es versuchen, sich aus der Abhängigkeit von russischem Erdöl und Gas zu befreien. Die Auswirkungen der höheren Produktionskosten auf die Verbraucherpreise werden ebenfalls groß und lang anhaltend sein. Viele Unternehmen in Mittel- und Osteuropa haben ...trotz Gegenmaßnahmen sich in besseren Zeiten geweigert, die Rohstoffpreise abzusichern, oft in der Hoffnung auf implizite Preisobergrenzen seitens der Regierung. Ihre Tätigkeit ist nun unterbrochen oder vom Konkurs bedroht. Die EU ermutigt die Länder, unerwartete Gewinne staatlicher Energieerzeuger an die betroffenen Unternehmen auszuschütten. In Mittel- und Osteuropa war Bulgarien Vorreiter bei der Umsetzung solcher Maßnahmen, aber einige Länder haben diese zusätzlichen Gewinne bereits für andere Ausgaben verwendet. Ideologische Kämpfe verlangsamen die Entscheidungsfindung in vielen Ländern, während die meisten Düngemittel- , Ad-blue- und Nitratproduzenten in der CEE-Region ihre Tätigkeit eingestellt haben und auch die Schwerindustrie, der Verkehr und der Tourismus von der Schließung bedroht sind. Die Regierungen der CEE-Länder könnten versuchen, die Preise sowohl für Haushalte als auch für Unternehmen zu subventionieren, aber sie müssen auch Folgendes einplanen: a. Beschleunigung der Energiewende durch Anreize für grüne Energieprojekte. b. Überbrückung des grünen Übergangs mit Gas und Kernenergie. c. Verbesserung der Interkonnektivität mit dem übrigen Europa im Rahmen eines europäischen Energie-Masterplans für eine effizientere Verteilung der Energieressourcen. d. Höhere Energieeffizienz sowohl für Haushalte als auch für Unternehmen. Dies ist die schnellste und einfachste Maßnahme, die mit Hilfe der NGEU-Finanzierung umgesetzt werden kann. Das Potenzial für Verbesserungen ist enorm, insbesondere in städtischen Gebieten und in der Schwerindustrie. 2. Lebensmittelpreise: Die CEE-Länder stehen vor einem einmaligen Schock bei den Hohe Lebensmittelpreisinfla- Lebensmittelpreisen, die bis zum Frühjahr nächsten Jahres in allen Ländern um mehr als tion aufgrund des geringeren Angebots und hoher Produkti- 15% und bis zu 50% ggü. Vj. steigen dürften. Das Ausbleiben der russischen und onskosten ukrainischen Exporte und die Dürre in vielen Teilen der Welt, von China bis zum Donaubecken, haben die Voraussetzungen für einen allgemeinen Anstieg der Lebensmittelpreise geschaffen. Der Themenbeitrag auf Seite 18 zeigt, dass ein Anstieg der internationalen Lebensmittelpreise um 10% die Inflation in Mittel- und Osteuropa innerhalb eines Jahres um etwa 2,4 Prozentpunkte erhöhen würde, was unter Berücksichtigung der von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen veröffentlichten aktuellen Preise einer zusätzlichen Inflation von mehr als 7 Prozentpunkten entspräche (die wahrscheinlich noch höher ausfallen wird). UniCredit Research Seite 14 Haftungsausschluss siehe letzte Seiten. .
May 2022 Mai 2022 CEE Macro & Strategy Research CEE Quarterly Ein Mangel an Düngemitteln und hohe Kraftstoffpreise könnten die Lebensmittelpreise weiter in die Höhe treiben. Die mittel- und osteuropäischen Länder haben jedoch das Glück, dass sie entweder Selbstversorger sind oder größtenteils von Importen aus anderen EU- Ländern abhängig sind. Die Preis- und Versorgungsschocks könnten den Nahen Osten und Afrika destabilisieren, die in hohem Maße von Lebensmittelimporten aus Europa abhängig sind, und zu einer weiteren Migrationswelle nach Südeuropa führen. 3. Warenpreise: Engpässe haben die Preise von Gütern mit langen und komplexen Preisschocks im Zusammen- Lieferketten, wie Autos, Elektronik und Kleidung, in die Höhe getrieben. Die durch die hang mit globalen Versor- gungsketten könnten abklin- Lieferketten bedingte Inflation könnte sich abschwächen, da die Nachfrage nach vielen gen... dieser Güter sinkt, da das verfügbare Einkommen durch höhere Energie- und Lebensmittelpreise beeinträchtigt wird. Da fast 50% der CEE-Konsumenten über wenig Reserven verfügen, begann die Nachfrage nach Freizeitgütern, Elektronik und Kleidung in 4Q21 und 1Q22 zu schwächeln. 4. Nachholbedarf: Dieser Faktor wird wahrscheinlich als erster verschwinden. Die Haushalte in ...da sich die Verbrauchernachfrage abkühlt der CEE-Region könnten den größten Teil ihrer Vorsorgeersparnisse bis Mitte oder spätestens Ende dieses Jahres aufbrauchen. DIE STAATLICHE POLITIK BEEINFLUSST DAS TEMPO DER PREISERHÖHUNGEN Grafik 7: Durch Vorräte* und Produktion gedeckter Gasverbrauch Grafik 8: Angebotsschocks unterscheiden sich von Land zu Land aufgrund unterschiedlicher politischer Agenden February 2022, Gas prices Days of consumption covered by existing inventories and local production** yoy (%) Electricity prices 120 Food, alcohol and tobacco prices 110.0 105 100.0 90 90.0 75 80.0 70.0 60 60.0 45 50.0 30 40.0 30.0 15 20.0 0 10.0 TR BG RS HR DE EU IT CZ PL HU RO SK (avg.) 0.0 HU RS RU HR SK SI CZ RO PL TR BG Grafik links: Anzahl der Tagesverbräuche, die durch bestehende Lagerbestände und die lokale Förderung abgedeckt sind Grafik rechts: Y-Achse: Februar 2022, in % ggü. Vj., Gaspreise, Elektrizitätspreise, Preise für Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak *ohne Gasvorräte. **Tagesverbrauch angenommen als Differenz zwischen Verbrauch im Jahresdurchschnitt und einem um 30% höheren Verbrauch Quelle: Statistische Ämter, UniCredit Research Die Inflation wird wahrschein- Das Inflationsprofil wird in den einzelnen Ländern unterschiedlich ausfallen, was auf die lich noch in diesem Jahr ihren Höhepunkt erreichen... verschiedenen Zeitpläne für Preisobergrenzen und Steuersenkungen sowie auf die unterschiedliche Stärke der Inflationsdynamik zurückzuführen ist (Grafik 9). Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts überlegen die Regierungen, ob sie einige dieser Maßnahmen bis 2023 verlängern sollen. Wir glauben, dass solche Entscheidungen sehr hohe fiskalische Kosten verursachen werden, die möglicherweise nicht aufrechterhalten werden können, da die Nachfrage nach CEE-Anleihen volatil ist. Wir erwarten daher, dass einige der Maßnahmen in Rumänien im April, in Ungarn Mitte Mai und in Polen Ende Juli aufgehoben werden. In allen ...und in der EU-CEE-Region drei Ländern dürften die Inflationsspitzen mit einer Verzögerung von ein bis zwei Monaten nahe bei 10% oder darüber liegen folgen. Sollten die Erdöl- und Gaspreise über ihre aktuellen Terminkurven steigen, könnten sich die Inflationsgipfel weiter verzögern. Wir gehen davon aus, dass die Gesamtinflation in ganz Mitteleuropa Ende 2022 nahe bei 10% oder darüber liegen wird (Grafik 10). UniCredit Research Seite 15 Haftungsausschluss siehe letzte Seiten. .
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