PNEUMOLOGIE ALLERGOLOGIE - Über medizinonline.ch

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PNEUMOLOGIE ALLERGOLOGIE - Über medizinonline.ch
Ausgabe 1 · Juni 2019 · www.medizinonline.ch

PNEUMOLOGIE
ALLERGOLOGIE
    Ärztliches Magazin für interdisziplinäre Fortbildung

                            CME-FORTBILDUNG

                            Lungenvolumenreduktion
                            beim Emphysem
                            Eine grosse Chance, aber zu wenig
                            bekannt

                            Belastungsuntersuchungen
                            Praktische Belastungstests
                            in der Pneumologie

                            Medizin
                            Asthma und COPD
                            ICS-Therapie im Fokus
                            Asthmaentstehung
                            Die Rolle des Umweltmikrobioms
                            Zsytische Fibrose
                            Hoffnungen auf kausaler Therapie
                            Influenza
                            Vorsicht bei Steroiden
                            Pulmonale Hypertonie
                            Gefahren bei Dekompensation
                            60. DGP-Kongress in München
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Die Natur kennt das Rezept.
                                     Bei Bronchitis hilft Bronchipret .                                                                                                                                         ®

                                                                                                                          • Reduziert Hustenanfälle1,2
                                                                                                                          • Schleimlösend2
                                                                                                                          • Entzündungshemmend2
                                                                                                                          Lindert Husten bei
                                                                                                                          akuter Bronchitis und Erkältung.

Bronchipret® TP, Filmtabletten (Pflanzliches Arzneimittel). Z: 1 Filmtablette enthält 60 mg Trockenextrakt aus Primelwurzeln und 160 mg Trockenextrakt aus Thymiankraut. I: Linderung von Husten bei akuter
Bronchitis und Erkältung. D: >12 J.: 3 x tgl. 1 Filmtablette. KI: Überempfindlichkeit gegenüber Primel, Thymian oder anderen Lamiaceen. VM: Vorsicht bei Magengeschwür, Gastritis. IA: Bisher keine bekannt. S/S: Nicht
anwenden. UW: Sehr selten: Überempfindlichkeitsreaktionen, Magen-Darm-Beschwerden. P: 20* und 50* Filmtabletten. Kat. D. Ausführliche Angaben siehe www.swissmedicinfo.ch *kassenzulässig                     V010918
Bronchipret® Thymian Efeu, Sirup (Pflanzliches Arzneimittel). Z: Fluidextrakt aus Thymiankraut und Fluidextrakt aus Efeublättern. I: Linderung von Husten mit Schleimbildung bei akuter Bronchitis. D: >6 J.: 3 x
tgl. 4.3 ml; >12 J.: 3 x tgl. 5.4 ml. KI: Überempfindlichkeit gegenüber Araliaceen und Lamiaceen und kreuzreagierende Pflanzen. VM: Vorsicht bei Gastritis oder Magengeschwür. Bronchipret Thymian Efeu, Sirup
enthält 7 Vol.-% Alkohol. IA: Bisher keine bekannt. S/S: Nicht anwenden. UW: Gelegentlich: Magen-Darm-Beschwerden; selten: Überempfindlichkeitsreaktionen. P: 100 ml. Kat. D. Ausführliche Angaben siehe
www.swissmedicinfo.ch                                                                                                                                                                                   V010918
Referenzen: 1 Kemmerich B. Arzneim.-Forsch. / Drug Res. 57, No. 9, (2007) 607 – 615. | 2 Kemmerich B. et al. Arzneim.-Forsch. / Drug Res. 56, No. 9, (2006) 652 – 660.
Biomed AG, Überlandstrasse 199, 8600 Dübendorf © Biomed AG. 10/2018. All rights reserved.
PNEUMOLOGIE ALLERGOLOGIE - Über medizinonline.ch
InFo PNEUMOLOGIE & ALLERGOLOGIE; Vol. 1, Nr. 1                                                                                                                  EDITORIAL

InFo Pneumologie & Allergologie stellt sich vor

Längst überfällig
                                ■■ In Ihren Händen halten Sie die erste Ausgabe der                        blick über die Voraussetzungen und die Wirksamkeit
                                InFo Pneumologie & Allergologie. Sie ist der                               einer LVR.
                                jüngste ärztliche Fortbildungstitel aus dem renommier­                         Unsere zweite CME-Fortbildung widmet sich
                                ten Zürcher Verlagshaus Prime Public Media AG,                             einem Thema, das viele von Ihnen aus der alltäglichen
                                das mit seinen Fachzeitschriften seit drei Jahrzehnten                     Praxis kennen: Belastungsuntersuchungen. Mit ihnen
                                Spezialisten und Hausärzte in der Schweiz informiert.                      wird nicht nur die körperliche Leistungsfähigkeit eines
                                     Dass ein Fachmagazin zum Themenbereich Pneu-                          Patienten beurteilt, bei reduzierter Leistungsfähigkeit
                                mologie und Allergologie eigentlich schon überfällig                       werden auch Hinweise auf die Ursache eines Defizits
                                ist, zeigt ein Blick auf eine Statistik: Die chronisch                     eruiert. Doch auch hier ist das Feld der verschiedenen
                                ob­struktive Lungenerkrankung (COPD) ist die viert-                        Verfahren ein weites, vom routinemässigen Sechsmi-
                                häufigste Todesursache weltweit, bis zum Jahr 2020                         nuten-Gehtest (6-MWT) bis zur aufwendigen Spiro­
                                wird sie aller Voraussicht nach sogar auf Platz drei                       ergo­metrie. Die CME-Fortbildung stellt verschiedene
                                klettern. Geschätzt rund 300 000 COPD-Patienten                            Methoden gegenüber und erläutert die wichtigsten
                                leben in der Schweiz. Ein zweifelhafter Erfolg, der mit                    Aspekte, nach denen der Betreuer bzw. Therapeut
                                einer hohen Morbidität und Mortalität verbunden ist.                       eines Patienten eine nicht nur aussagekräftige, son-
                                Und der Notwendigkeit, sich dieser Entwicklung als                         dern auch zeit- und kostengünstige Alternative aus-
                                Facharzt zu stellen.                                                       wählen muss.
                                     Wie Sie es von den anderen, seit Langem eta­blier­                        Ebenfalls in dieser Ausgabe stellen wir Ihnen
                                ten Titeln der PPM kennen, wird auch in der InFo                           aktuelle Forschungen und Entwicklungen vor, u.a. zu
                                Pneumologie & Allergologie das Angebot der                                 ICS bei Asthma und COPD und der Therapie der CF,
                                CME-Fortbildung einen grossen und wichtigen Platz                          die auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für
                                einnehmen. In jeder Ausgabe werden wir Ihnen min-                          Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. in Mün-
                                destens zwei CME-Artikel vorstellen mit sich darauf                        chen und auf dem Jahreskongress der Schweizerischen
                                beziehenden Fragen, die Sie im Multiple-Choice-Ver-                        Gesellschaft für Pneumologie in Montreux Gesprächs-
                                fahren auf unserem Onlineportal medizinonline.ch                           thema waren.
                                bequem vom Computer aus beantworten und so Ihre
                                CME-Punkte sammeln können.                                                 Die Redaktion der InFo Pneumologie & Allergo-
                                     Das Lungenemphysem wird oft als Endpunkt einer                        logie wünscht Ihnen viel Vergnügen beim Lesen.
                                chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD)
                                gesehen. Erste Regel zur therapeutischen Interven-
                                tion ist ein radikaler Rauchstopp, denn das Rauchen
                                führt zu einer irreversiblen Zerstörung der Alveolen
                                und den Verlust der elastischen Rückstellkräfte der
                                Lunge. In der Konsequenz bedeutet das: Lungenüber-
                                blähung. Um dem entgegenzuwirken, wurde in den
                                1950er-Jahren die Lungenvolumenreduktion (LVR)
                                entwickelt. Für sie stehen heute mehrere bronchosko-
                                pische Verfahren sowie eine Operation zur Verfügung.
                                Doch nicht jeder Patient ist für jedes Verfahren gleich
                                gut geeignet. Unser erster CME-Fortbildungsartikel
                                stellt die diversen Verfahren vor und gibt einen Über-                     Jens Dehn, Redaktion

Die Fortbildungsthemen in dieser Ausgabe:

  Lungenvolumenreduktion beim Emphysem                                                    Belastungsuntersuchungen
  Eine grosse Chance, aber zu wenig bekannt.................................... Seite 6   Praktische Belastungstests in der Pneumologie............................ Seite 10

  CME-Fortbildungsfragen                                                                  CME-Fortbildungsfragen
  Lungenvolumenreduktion beim Emphysem.................................... Seite 19       Belastungsuntersuchungen............................................................. Seite 19

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INHALTSVERZEICHNIS                                                                                               medizinonline.ch

     PNEUMOLOGIE
     ALLERGOLOGIE
     Ärztliches Magazin für interdisziplinäre Fortbildung

                EDITORIAL                                                    MEDIZIN
                1          InFo Pneumologie & Allergologie stellt sich vor   20	Allergen-Immuntherapie beim Asthma
                           Längst überfällig                                     Mit SLIT erfolgreich gegen
                           Jens Dehn, Redaktion                                  die Hausstaub­milbe

                                                                             24	Therapien der Zukunft: Jüngste Fortschritte
                                                                                 bei der zystischen Fibrose
                CME-FORTBILDUNG                                                  Hoffnungen ruhen auf kausaler Therapie

                                                                             26	ICS bei Asthma und COPD –
                           Lungenvolumenreduktion
                                                                                 Therapie im Wandel der Zeit
                           beim Emphysem
                                                                                 Zur Abwechslung auch mal deeskalieren
                6          Eine grosse Chance, aber zu wenig bekannt
                                                                             28	Die Rolle des Umweltmikrobioms
                           PD Dr. med. Daniel P. Franzen, Zürich
                                                                                 für die Asthmaentstehung
                                                                                 Bauernkinder leben gesünder
                           Belastungsuntersuchungen
                                                                             30     hänotypisierung schwerer Influenza-Verläufe
                                                                                   P
                10         Praktische Belastungstests                              Seien Sie kritisch gegenüber Steroiden
                           in der Pneumologie
                           PD Dr. med. Marc Spielmanns, Wald und             32	Burnout bei Medizinern
                           Witten-Herdecke (D);                                  Vorgaben und Bürokratie belasten zuneh-
                           Dr. med. (univ.) Robert Mundackal, Wald               mend

                18         Credits auf medizinonline.ch                      35     kute Dekompensation bei pulmonaler
                                                                                   A
                           Anleitung zur Online-Fortbildung                        Hypertonie
                                                                                   Intubieren bedeutet den sicheren Tod
                19         CME-Fortbildungsfragen

                                                                             WEITERE RUBRIKEN
                                                                             4, 34 News

                                                                             22    Impressum

                Titelbild: © antoniokhr, iStockphoto

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PNEUMOLOGIE ALLERGOLOGIE - Über medizinonline.ch
Fasenra® ist angezeigt als Add-on-Erhaltungstherapie bei erwachsenen Patienten mit schwerem eosinophilem Asthma,
         das trotz hochdosierter inhalativer Kortikosteroide plus lang wirksamer Beta-Agonisten unzureichend kontrolliert ist1

                                                                                                                                                                                                               (Benralizumab) Injektion
                                                                                                                                                                                                                              Subkutane
                                                                                                                                                                                                                                        30 mg

              KRAFTVOLL
                EXAZERBATIONEN REDUZIEREN                                                                                                                                                                                                          *,1

                 MEHR LUFT BEREITS VIER WOCHEN NACH DER ERSTEN DOSIS**
                                                                                                                                                                                                                                                           ,2

NEU                                           Der einzige IL-5-Rezeptor-Antikörper mit nahezu vollständiger Depletion
                                              der Eosinophilen im Blut innerhalb von 24 Stunden3,4

Die detaillierte Indikation finden Sie in der Fasenra® Fachinformation
* Signifikante Exazerbationsreduktion in allen Zulassungsstudien (SCIROCCO (p < 0.001), CALIMA (p < 0.019) und ZONDA (p < 0.001)).
** prä-Bronchodilatator-FEV1 vs. Placebo 4 Wochen nach der ersten Dosis; in der Subgruppe der Patienten mit ≥300 Eosinophilen/μl Blut (p < 0,05). FEV1-Verbesserung nach 4 Wochen war kein Endpunkt der Studie SIROCCO.
Referenzen: 1. Fachinformation, www.swissmedic.ch. 2. Bleecker ER et al. Efficacy and safety of benralizumab for patients with severe asthma uncontrolled with high-dosage inhaled corticosteroids and long-acting β2-agonists (SIROCCO): a randomised, multicentre,
                                                                                                                                                                                                                                                                             CH-1240_11/2018

placebo-controlled phase 3 trial. Lancet 2016; 388: 2115–2127. 3. Tan LD et al. Benralizumab: a unique IL-5 inhibitor for severe asthma. Journal of Asthma and Allergy 2016:9 71–81. 4. Bagnasco D et al. Anti-Interleukin 5 (IL-5) and IL-5Ra Biological Drugs: Efficacy,
Safety, and Future Perspectives in Severe Eosinophilic Asthma; Front Med (Lausanne). 2017; 4: 135. Published online 2017 Aug 31.
Fasenra®, Injektionslösung zur subkutanen Verabreichung
Z: Benralizumab, 1 ml à 30 mg; Liste B. I: Zusatz zur Erhaltungstherapie bei erwachsenen Patienten ab 18 Jahren mit schwerem eosinophilem Asthma, welches durch folgende Kriterien gekennzeichnet ist: mindestens zwei Exazerbationen in den vorausgegangenen 12 Monaten
unter aktueller Standardtherapie (hochdosierte inhalative Kortikosteroide plus langwirksame Bronchodilatatoren) und/oder Notwendigkeit zur Behandlung mit systemischen Kortikosteroiden; Eosinophilenzahl im Blut von ≥ 0,3 G/L (entspricht ≥ 300 Zellen/μL). Für genauere
Angaben zu den in Studien untersuchten Patientenpopulationen siehe „Klinische Wirksamkeit“. D: 30 mg subkutan alle 4 Wochen, ab Woche 8: 30 mg subkutan alle 8 Wochen. KI: Überempfindlichkeit. V: akute Asthma-Exazerbationen,
abruptes Absetzen von Kortikosteroiden nicht empfohlen, Patienten mit Helminthenbefall sollten entsprechend vorbehandelt sein. IA: keine. UAW: häufig: Kopfschmerzen, Pharyngitis, Fieber, Reaktionen an der Injektionsstelle, Überempfind-
lichkeitsreaktionen. Gelegentlich, selten, sehr selten: siehe www.swissmedicinfo.ch. Weitere Informationen: www.swissmedicinfo.ch oder AstraZeneca AG, Neuhofstrasse 34, 6340 Baar. www.astrazeneca.ch. Stand der Information: Juni 2018.
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NEWS                                                                                                                                         medizinonline.ch

Fortschritt für individuelle Behandlung

Bronchopulmonale Dysplasie bei Frühgeborenen erkennen
Wenn Kinder zu früh auf die Welt kommen, können sie häufig eine Broncho­                               61 Frühgeborenen ausgewertet. Alle kleinen
pulmo­nale Dysplasie entwickeln. Die chronische Lungenerkrankung lässt sich                            Studienteilnehmer waren vor der 32. Schwan-
bislang erst anhand klinischer Symptome und nur wenig differenziert diagnosti-                         gerschaftswoche auf die Welt gekommen. Sie
zieren. Forschende des Helmholtz Zentrums München und des Klinikums der                                atme­ten während der Untersuchung, die nahe
Universität München – Partner im Deutschen Zentrum für Lungenforschung                                 am Geburtstermin stattfand, bereits selbst und
(DZL) – haben nun ein neues Protokoll entwickelt, um per Magnetresonanz­                               konnten im Spontanschlaf im MRT untersucht
tomografie (MRT) Frühgeborene mit der Erkrankung zu identifizieren.                                    werden. Bei der statistischen Auswertung der
                                                                                                       Bildgebungsdaten gaben erhöhte T2- und er-
■■ Die Bronchopulmonale Dysplasie entsteht         Arbeitsgruppe «Mechanismen der chronischen          niedrigte T1-Relaxationszeiten im MRT Hinwei-
vermutlich durch verschiedene Risikofaktoren       Lungenerkrankung bei Neugeborenen» am Insti-        se auf das Vorliegen einer Bronchopulmonalen
wie entzündliche Prozesse, Mikroverletzungen       tut für Lungenbiologie (ILBD) und am Compre-        Dysplasie. «Unsere Ergebnisse sind ein wichtiger
durch die Beatmungstherapie und die Toxizität      hensive Pneumology Center (CPC) des Helmholtz       Schritt in Richtung einer verbesserten, bildge-
von Sauerstoff-Radikalen, die auf das unreife      Zentrums München und ist Direktorin des Zen-        benden Phänotypisierung von Säuglingen mit
Lungengewebe einwirken. Langfristig geht damit     trums zur Nachsorge von Früh- und Risikoneuge-      Krankheitsrisiko», kommentiert Dr. Hilgendorff.
Gewebe, das für den Gasaustausch wichtig ist,      borenen am Klinikum der Universität München.        «Damit werden in Zukunft individuelle Behand-
zugrunde und vernarbt. Rund 15 bis 30 Prozent      Hilgendorff: «Spezifische Möglichkeiten zur         lungs- und Überwachungsstrategien möglich.»
aller Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht       Beurteilung struktureller Veränderungen der         Sie betont, es sei nun wichtig, dass grosse Peri-
unter 1000 Gramm bzw. einem Geburtstermin          Lungen unter Vermeidung schädlicher Strah-          natalzentren diese Methode einsetzen und ge-
vor der 32. Schwangerschaftswoche entwickeln       lung fehlten bislang, was die individualisierte     meinsam auswerten, um mögliche Subtypen der
die Erkrankung. Je nach Schweregrad führt sie      Behandlung und Nachbeobachtung erschwert            Bronchopulmonalen Dysplasie zu identifizieren.
zu Lungenfunktionsstörungen, die bis in das        hat.» Ein neues MRT-Protokoll soll diese Lücke
Erwachsenenalter reichen und in einigen Fällen     jetzt schliessen.                                   Quelle: Helmholtz Zentrum München (D)
zum Tode führen können. «Bis jetzt kann nur
sehr spät und wenig differenziert diagnostiziert   Studie mit 61 kleinen Risikopatienten               Originalpublikation:
werden, welches Baby die Lungenerkrankung          Ein Team aus Wissenschaftlerinnen und Wis-          –– Förster K, et al.: (2019) Altered Relaxation Times in
entwickelt und welches nicht«, berichtet Pri-      senschaftlern des Helmholtz Zentrums und               Magnetic Resonance Imaging Indicate Bronchopulmo­
                                                                                                          nary Dysplasia. Thorax. DOI: 10.1136/thoraxjnl-2018-
vatdozentin Dr. Anne Hilgendorff. Sie leitet die   der LMU München hat eine Untersuchung an               212384

Zunahme in Ballungsräumen

Tuberkulose in Städten häufiger als auf dem Land
Die 2017 wurden bundesweit 5486                    Migranten und Asylsuchende. Die Mehrzahl der        len 2015 und 2016 nach längeren Jahren der
Tuberkuloseneuerkrankungen an das                  2015 und 2016 in Deutschland gemeldeten             Stagnation erstmals wieder gestiegen. Nach
Robert-Koch-Institut in Berlin gemel-              Neuerkrankungen wurde bei Untersuchungen            Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation
det. Die Mehrzahl davon, entfällt auf              in Erstaufnahmeeinrichtungen festgestellt. Die      WHO sterben immer noch jedes Jahr rund 1,3
die Grossstädte und Ballungsräume.                 Migranten haben sich oft bereits in ihrem Hei-      Millionen Menschen an Tuberkulose, so viele
Das zeigen aktuelle Karten des                     matland infiziert, doch bricht die Krankheit erst   wie durch keine andere Infektionskrankheit.
Leibniz-Instituts für Länderkunde (IfL)            später unter den schwierigen Lebensumständen
auf der Grundlage von Statistiken,                 auf der Flucht und während der unsicheren           Quelle: Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL)

die Experten des Niedersächsischen                 Lebenssituation in den Ankunftsländern aus. In      Originalpublikation: http://aktuell.nationalatlas.de/
Landesgesundheitsamtes in Hannover                 der Gruppe der deutschen Staatsangehörigen          tuberkulose-2_03-2019-0-html
ausgewertet haben.                                 erkranken Alkohol- und Drogenabhängige sowie
                                                   sozial benachteiligte und ältere Menschen häu-
■■ Demnach ist in Deutschland das Risiko, an       figer an TB als Personen mit intaktem Immun-
                                                                                                                                                                  Abbildung: Janice Carr, Wikimedia

Tuberkulose (TB) zu erkranken, in den Städten      system, so die Experten des Niedersächsischen
um den Faktor 1,7 höher als in den dünn besie-     Landesgesundheitsamtes.
delten ländlichen Räumen. Mit 418 Erkran-               Insgesamt ist die Erkrankung in Deutsch-
kungen wurden 2017 in Berlin die meisten           land dank guter Versorgung und Hygiene sel-
neuen TB-Fälle registriert, gefolgt von Hamburg    ten geworden und spielt als Todesursache
(234), München (123), Köln (105) und Frank-        eine untergeordnete Rolle. 2017 erkrankten je
furt am Main (99). Am stärksten von Tuber-         100 000 Einwohner 6,7 Personen neu an TB.
kulose betroffen sind junge Erwachsene mit         Als Folge der weltweiten Zunahme von Migra-         Elektronenmikroskopische Aufnahme der Tuberkel-
ausländischer Staatsangehörigkeit, besonders       tionsbewegungen sind in Deutschland die Zah-        bakterien

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PNEUMOLOGIE ALLERGOLOGIE - Über medizinonline.ch
InFo PNEUMOLOGIE & ALLERGOLOGIE; Vol. 1, Nr. 1                                                                                                    NEWS

        Diagnostische Lücke wird geschlossen

        Berührungslose Langzeit-Atmungsüberwachung bei Kindern
        Die berührungslose Langzeitüberwachung von Säuglingen und Kleinkindern                                 Symptome mittels Künstlicher
        mit Atemwegserkrankungen ist das Ziel eines Forschungsprojekts, bei dem                                Intelligenz erkennen
        die Technische Hochschule Mittelhessen (THM) mit verschiedenen Partnern                                Über einen Monitor erhalten Eltern und Ärzte auf
        zusammenarbeitet. Erkrankungen der Atemwege gehören zu den häufigsten                                  einen Blick eine Darstellung dieser Ereignisse,
        gesundheitlichen Beschwerden bei Kindern. Etwa zehn Prozent aller Kinder                               können so Trends erkennen und Massnahmen
        unter 15 Jahren sind von Asthma betroffen, in der Mehrheit der Fälle bricht die                        ergreifen. Darüber hinaus informiert eine mobi-
        Krankheit vor dem fünften Lebensjahr aus. Sie wird allerdings häufig übersehen                         le App, wenn kritische Situationen auftreten. Sie
        oder zu spät behandelt.                                                                                ermöglicht auch die standardisierte Erhebung
                                                                                                               von diagnostischen Daten durch die Eltern mit-
        ■■ Medizintechnische Diagnoseverfahren zur                 Die Projektpartner, zu denen neben der      tels eines elektronischen Fragebogens.
        Beurteilung der Atembeeinträchtigung stehen            TH Mittelhessen auch das federführende Inge-         «Das neue System unterstützt und entlas­
        erst für Kinder ab fünf Jahren zur Verfügung.          nieurbüro für Medizintechnik (IfM) in Wetten-   tet die Eltern. Mediziner erhalten ein objektives
        Sie liefern zudem nur Momentaufnahmen                  berg, die Kinder-Universitätsklinik Ostbayern   Langzeitmonitoring der Krankheitsaktivität, was
        während der ärztlichen Untersuchung und las-           in Regensburg und das Giessener Transmit-       die diagnostischen Möglichkeiten und die The-
        sen deshalb nur bedingt Rückschlüsse auf die           Zentrum für Bioakustik und Atemphysiologie      rapieüberwachung deutlich verbessert», so IfM-
        Gesamtsituation im Alltag zu. Ein wesentlicher         gehören, wollen deshalb ein berührungsloses     Geschäftsführer Klaus Brückner. «Das innovative
        Grund hierfür liegt darin, dass die Symptome           Langzeitmonitoring bei Säuglingen und Klein-    Gesamtkonzept bietet das Potenzial einer nach-
        der Erkrankungen, wie beispielsweise Atemnot,          kindern entwickeln. Dabei werden 3D-Kamera      haltigen Verbesserung der Situation der kleinen
        gehäuft in der Nacht auftreten. Prof. Dr. Key-         und Mikrofon eingesetzt. So sollen über Kör-    Patienten und ihrer Angehörigen», resümiert Prof.
        wan Sohrabi vom Fachbereich Gesundheit an              perbewegungen, Körpertemperatur und Atem-       Sohrabi. Das Vorhaben wird Ende 2021 abge-
        der THM sieht daher «eine grosse diagnostische         geräusche verschiedene krankheitsrelevante      schlossen sein. Finanziert wird es im Rahmen
        Lücke zur objektiven Erfassung schlafbezogener         Symptome wie zum Beispiel Husten erfasst,       des BMBF-Programms «Kleine Patienten, grosser
        Atemwegssymptome sowie des Atemverhaltens              mittels künstlicher Intelligenz automatisch     Bedarf – medizintechnische Lösungen für eine
        insgesamt.»                                            erkannt und bewertet werden.                    kindgerechte Gesundheitsversorgung».

                                                                                                               Quelle: Technische Hochschule Mittelhessen (D)

27.–28. Juni 2019
KKL Luzern
                                                                         25 1Ja0hre
                                                                          Jahre
21. Fortbildungstagung des Kollegiums
für Hausarztmedizin (KHM)
                                                                        KHM mfe
PROGRAMMHIGHLIGHTS
27. Juni 2019
Fieber und Schüttelfrost – unbeliebt und doch hilfreich
Pietro Vernazza, St. Gallen
Schilddrüsen-Erkrankungen und Funktionsstörungen                                                                                                    G E G E N S ÄT Z E

                                                                                                                       HEISS
Roman Trepp, Bern

28. Juni 2019
Schulter (kalte und heisse Gelenke)
Christian Gerber, Zürich

                                                                                                                        KALT
Klimaerwärmung und ihre Auswirkung auf uns
Christoph Schaer, Zürich

PROGRAMM
• 20 Module zu Geriatrie, Gesundheitscoaching,
  Gynäkologie, Labormedizin, Psychiatrie, Pädiatrie, Röntgen
• 25 Seminare
• Standespolitisches Roundtable
• KHM-Forschungspreis-Symposium
• Satelliten-Symposien

CREDITS
      5                               Information und Registrierung:
SAPPM / SFGG / SGSM / SGP / SGAIM 13 www.khm-kongress.ch
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CME-FORTBILDUNG                                                                                                      medizinonline.ch

Lungenvolumenreduktion beim Emphysem

Eine grosse Chance, aber zu wenig bekannt
Daniel P. Franzen, Zürich

LVR | EBV-Behandlung | Überblähung

                      ■■ Das Volumen eines erkrankten Organs zu redu-          der Überlebenszeit nachgewiesen werden. Mittlerweile
                      zieren, erscheint im ersten Moment wenig intuitiv, ja    gehören sowohl die chirurgische als auch die broncho-
                      sogar leichtsinnig oder gefährlich. Bei entsprechender   skopische LVR mit endobronchialen Ventilen, Coils
                      Kenntnis der Pathophysiologie eines Lungenemphy-         oder Wasserdampf zu den offiziellen Therapieemp-
                      sems ist die Idee und Wirkung einer Lungenvolumen-       fehlungen der «Global Initiative of Chronic Obstruc-
                      reduktion (LVR) aber beinahe genial und war noch         tive Lung Disease» (GOLD) beim fortgeschrittenen
                      vor wenigen Jahrzehnten ein pionierhaftes Verfah-        Emphysem [4]. Neben den grundsätzlichen, zum Teil
                      ren. Um das Wirkprinzip der LVR nachvollziehen           oben erwähnten Voraussetzungen müssen jedoch bei
                      zu ­können, ist ein kurzer Ausflug in die Propädeutik    der Evaluation eines geeigneten LVR-Verfahrens je
                      notwendig.                                               nach Methode verschiedene Kriterien erfüllt sein. Der
                           Das Lungenemphysem wird häufig als «Endsta-         vorliegende Artikel soll dem Leser einen Überblick
                      dium» oder «Extremform» der chronisch obstruktiven       über die Verfahren, die Voraussetzungen und die
                      Lungenerkrankung (COPD) bezeichnet. Die COPD             Wirksamkeit einer LVR vermitteln.
                      selbst ist im engeren Sinne zunächst eine chronisch
                      entzündliche Atemwegserkrankung, die mit zuneh-          Wirkprinzip der Lungenvolumenreduktion
                      mender Atemwegsobstruktion zu chronischem (ggf.          Durch die Lungenüberblähung, welche ihrerseits Folge
                      produktivem) Husten und Dyspnoe führt. Die wich-         des Verlustes der elastischen Rückstellkräfte sowie der
                      tigste prophylaktische und therapeutische Interven-      Bronchialobstruktion ist, kommt es zu einer Abfla-
                      tion ist ein konsequenter Rauchstopp, da das Tabak-      chung und Funktionseinbusse des Zwerchfells, dem
                      rauchen neben der chronischen Bronchitis zu einer        wichtigsten Atemmuskel, der bei Gesunden ca. 80%
                      irreversiblen Zerstörung der Alveolen mit Verlust        der Atemarbeitet leistet. Dies führt zu einem zuneh-
                      der elastischen Rückstellkräfte der Lunge führt. Die     menden Versagen der Atemmuskelpumpe. Zudem
                      Folge ist eine dynamische und statische Lungenüber-      komprimieren überdehnte (zerstörte) Lungenanteile
                      blähung, welche bodyplethysmografisch anhand eines       in zunehmendem Masse weniger betroffene Areale der
                      erhöhten Residualvolumens (RV) gemessen werden           Lunge, was zu einer weiteren Komponente, nämlich
                      kann [1]. Die Überblähung beim Lungenemphysem            der sogenannten Verteilungsstörung (Ventilations-
                      ist eine massgebliche Komponente der Dyspnoe.            Perfusions-Missverhältnis) führt. Und drittens kommt
                      Diese Erkenntnis führte in den 1950er-Jahren zu ers-     es durch die Überblähung bei Exspiration zur einer
                      ten Bemühungen, die Überblähung durch eine LVR           Komprimierung der Atemwege, was im Sinne eines
                      zu verkleinern, mit dem Ziel die Dyspnoe zu verbes-      Circulus vitiosus die Überblähung wiederum begüns-
                      sern [2]. Dem «National Emphysema Treatment Trial»       tigt. Durch die Entfernung resp. Ausschaltung eines
                      (NETT) ist es schliesslich zu verdanken, dass eine       überblähten Lungenareals wird eine «dekompressive
                      invasive Behandlung in Form einer LVR heutzutage         Wirkung» erzielt, welche den drei oben erwähnten
                      zur etablierten Therapie eines Emphysems gehört, da      pathologischen Mechanismen entgegenwirkt und die
                      dadurch sowohl die Lebensqualität als auch Erstse-       Atemnot des Patienten häufig schlagartig und vor
                      kundenkapazität (FEV1) und 6-Minuten-Gehstrecke          allem nachhaltig verbessert.
                      signifikant verbessert werden können [3]. Bei geeig-
                      neten Kandidaten kann das FEV1 um ca. 100 – 600 ml       Grundsätzliche Voraussetzung
                      verbessert werden. Die 6-Minuten-Gehstrecke als          für eine Lungenvolumenreduktion
                      objektivierbares Mass der körperlichen Belastbarkeit     Bei der Evaluation einer LVR muss - unabhängig von
                      verbessert sich nach einer LVR um ca. 50 –100 Meter.     der Methode - zunächst festgestellt werden, ob sich ein
                      In einzelnen Studien konnte sogar eine Verlängerung      Patient grundsätzlich für ein derartiges Verfahren eig-

                                         PD Dr. med. Daniel P. Franzen
                                         Leitender Arzt
                                         Interventionelles Lungenzentrum
                                         Klinik für Pneumologie
                                         Universitätsspital Zürich
                                         Rämistrasse 100, 8091 Zürich          > Fortbildungsfragen zu
                                         daniel.franzen@usz.ch                 Lungenvolumenreduktion beim Emphysem

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InFo PNEUMOLOGIE & ALLERGOLOGIE; Vol. 1, Nr. 1                                                                    CME-FORTBILDUNG

net. Die dabei zur Anwendung kommenden Kriterien
                                                            Tab. 1 Klassische Kontraindikationen für Lungenvolumenreduktion
respektive Indikationen/Kontraindikationen lehnen
im Wesentlichen an die Ein- und Ausschlusskriterien         Patient «zu gut»                                  –– FEV1 > 50% des Solls
des NETT [3] an, welche bei den nachfolgenden Stu-                                                            –– 6-MWD > 450 Meter
dien der bronchoskopischen LVR Methoden (Ven-
                                                                                                              –– Keine Überblähung (RV/TLC 175% des Solls, RV/ TLC 0.58).             Schwere bronchiale Pathologie                     –– Ausgeprägte Bronchiektasen
Das Vorhandensein von klinischen (z.B. Fassthorax)
oder radiologischen (z.B. abgeflachte Zwerchfelle im        «Kardiale Dyspnoe»                                –– Linksherzinsuffizienz (LV-EF < 45%)
konventionellen Röntgenbild) Merkmalen der Über-                                                              –– Pulmonale Hypertonie (mPAP ≥
blähung kann den Entscheid für eine LVR zusätzlich                                                               25 mmHg im Rechtsherzkatheter)

                                                                                                                                                       modifiziert nach Fishman et al. [3]
unterstreichen [5]. Darüber hinaus sollte eine relevante
                                                            Relevante koronare Herzkrankheit
kardiale (oder anderweitige) Ursache der Dyspnoe
mit entsprechenden Abklärungen ausgeschlossen und           Unbehandelte alveoläre Hypoventilation
im Vorfeld der LVR behandelt werden. Der Patient
sollte vor einer LVR weder zu gut (z.B. FEV1 >50%           Aktiver Zigarettenkonsum
des Solls) noch zu schlecht (z.B. FEV1 20 mg /Tag
sein. Im ersten Fall würde der Patient wahrscheinlich
nicht massgeblich von einer LVR profitieren, während       DLCO=Diffusionskapazität für CO; 6-MWD=6-Minutengehstrecke;
andernfalls mit einem erhöhten periinterventionellen/      LV-EF= linksventrikuläre Auswurffraktion, mPAP =mittlerer Pulmonalarterieller Druck.
perioperativen Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko
gerechnet werden müsste. Es muss jedoch klar betont
werden, dass einige dieser traditionellen Kontraindi-      figkeit von ca. 30% innerhalb 30 Tagen auf. Die häu-
kationen aus Tabelle 1 in den letzten Jahren in Frage      figsten Komplikationen sind prolongierte Luftfisteln.
gestellt wurden und nicht mehr als klare Trennlinie        Die publizierte 90-Tage-Mortalität nach LVRS liegt
gelten. Abweichungen von den klassischen Kontrain-         bei 5,5% [11]; diese Zahl ist jedoch gemäss eigenen
dikationen gehören aber unbedingt in die Hände von         Erfahrungen deutlich niedriger und liegt bei ca. 1%.
Spezialisten mit einschlägiger Erfahrung mit LVR.
                                                           Bronchoskopische Lungenvolumenreduktion
Chirurgische Lungenvolumenreduktion                        mit endobronchialen Ventilen
Die chirurgische Lungenvolumenreduktion (LVRS)             Bei der bronchoskopischen LVR mit endobronchia-
wird in der Regel thorakoskopisch (Schlüsselloch-          len Ventilen (EBV) wird die «Entblähung» durch eine
chirurgie) durchgeführt. Die Patienten sind dafür im       künstliche Atelektase im mit Ventilen behandelten
Durchschnitt 10–12 Tage hospitalisiert. Bei adäquater      Lungenlappen erzeugt (Abb. 1), wobei die Ventile aus-
Patientenselektion kann eine deutliche Verbesserung        schliesslich einen unidirektionalen Luftfluss, nämlich
der Lebensqualität, der körperlichen Leistungsfähig-       bei Exspiration, zulassen. Der inspiratorische Luftfluss
keit und der Lungenfunktion erreicht werden [6,7].         kann aufgrund der Ventile nicht mehr in den Lungen-
Zudem wurde gezeigt, dass das Risiko von zukünf-           lappen zurückkehren, womit sich dieser «entlüftet».
tigen COPD-Exazerbationen postoperativ abnimmt             Der positive Effekt in Bezug auf Dyspnoe, körperli-
[8]. Diese positiven Effekte können bis zu fünf oder       che Belastbarkeit und Lebensqualität wurde in sechs
mehr Jahre postoperativ anhalten [6]. Nachdem Lun-         randomisierten Studien belegt [12 –18] und ist ver-
genfunktionswerte und Symptome wieder das präope-          gleichbar mit der LVRS. Massgebliche Vorteile der
rative Niveau erreicht haben, kann in ausgewählten         EBV-Behandlung sind sowohl die Minimalinvasivität
Fällen eine erneute LVRS oder neuerdings auch eine
bronchoskopische LVR evaluiert werden, da dadurch
wieder eine über mindestens ein Jahr anhaltende            TAKE-HOME-MESSAGES
Verbesserung erreicht werden kann [9]. Präoperativ         ―― Die Überblähung (erhöhtes Residualvolumen) ist in der Regel eine mass­
ist eine relevante koronare Herzkrankheit (a.e. mit           gebliche Komponente der Atemnot bei Patienten mit Lungenemphysem.
einer Myokardperfusionsszintigrafie) auszuschliessen.
                                                           ―― Eine Lungenvolumenreduktion ist eine sehr wirksame Behandlung der
Ein zufällig entdeckter, karzinomverdächtiger Rund-
                                                              Atemnot bei Patienten mit Lungenemphysem und Überblähung.
herd ist keine Kontraindikation gegen eine chirurgi-
sche Lungenvolumenreduktion. Liegt der verdächtige         ―― Für eine Lungenvolumenreduktion stehen verschiedene bronchoskopische
Befund in einer emphysematösen Zielzone, kann mit             Verfahren sowie eine Operation zur Verfügung. Alle Verfahren weisen ein
anatomischer Resektion sogar ein kuratives Konzept            gutes Sicherheitsprofil auf. Die Auswahl des individuell am besten geeig-
erzielt werden [10]. Während man bei anderen pulmo-           neten Verfahrens richtet sich hauptsächlich nach diversen klinischen,
nalen Krebsoperationen Lungenfunktionseinbussen               radio­logischen und anatomischen Kriterien.
erwarten muss, kommt es auf diese Weise («Resektion        ―― Spätestens ab COPD GOLD III sollten betroffene Patienten von einem
im LVRS-Konzept») sogar zu einer Verbesserung.                ­Pneumologen mitbetreut werden, um eine Lungenvolumenreduktion zu
Komplikationen nach LVRS treten mit einer Häu-                 ­evaluieren.

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            Abb. 1: Erfolgreiche Lungenvolumenreduktion mit endo­
            bronchialen Ventilen. In der axialen Computertomografie
            des Thorax zeigt sich eine durch endobronchiale Ventile
            induzierte Komplettatelektase des rechten Unterlappens.
            Durch diese bronchoskopische Lungenvolumenreduktion
            konnte bei diesem 65-jährigen Patienten eine Verbesse-    Abb. 2: Lungenvolumenreduktion mit Coils. In der kon-
            rung des FEV1 von 1,20 auf 1,83 Liter (Verbesserung um    ventionellen Thoraxröntgenaufnahme zeigt sich der
            630 ml) erreicht werden. Die 6-Minuten-Gehdistanz ver-    ­Zustand nach einer bilateralen Coilbehandlung in beiden
            besserte sich von 442 auf 475 Meter. Korrespondierend      Oberlappen mit 12 resp. 11 Coils. Durch diese broncho­
            dazu berichtete der Patient über eine massgebliche Ver-    skopische Lungenvolumenreduktion konnte bei diesem
            besserung des Allgemeinbefindens, was ihm wieder eine      62-jährigen Patienten eine Verbesserung des FEV1 von
            deutlich aktivere Teilnahme an den Alltagsaktivitäten      0,55 auf 0,70 Liter (Verbesserung um 150 ml) erreicht
           ­erlaubte.                                                  werden. Die 6-Minutengehdistanz verbesserte sich damit
                                                                       von 375 auf 450 Meter. Korrespondierend dazu berichte-
                                                                       te auch dieser Patient über eine massgebliche Verbes­
           der Prozedur als auch die Reversibilität, denn Ventile      serung des Allgemeinbefindens.
           können bronchoskopisch meist problemlos wieder
           entfernt werden, falls dies im Verlauf gewünscht oder
           notwendig ist. Die Patienten sind für die Ventilimplan-
           tation in der Regel 5–6 Tage hospitalisiert. Der häu-      Bronchoskopische Lungenvolumenreduktion
           figste, unerwünschte Behandlungseffekt ist ein Pneu-       mit Coils
           mothorax, welcher in ca. 20–30% (meistens in den           Coils sind hoch elastische Drahtspiralen oder -federn
           ersten 24 Stunden nach dem Eingriff) auftreten kann.       aus Nitinol (Legierung aus Nickel und Titan), wel-
                Die entscheidende Voraussetzung für eine erfolg-      che bronchoskopisch in ein oder zwei Lungenlappen
           reiche EBV-Behandlung respektive die Entstehung            eingebracht werden (Abb. 2). In der Regel erfolgt die
           einer Atelektase ist eine fehlende Kollateralventila-      Behandlung in zwei Sitzungen. Pro Lungenlappen
           tion zwischen dem behandelten und dem benachbar-           werden 10 –14 Coils verwendet. Der exakte Wirk-
           ten Lungenlappen [19], wobei vermutlich bronchiolo-        mechanismus von Coils ist nicht bekannt. Es wird
           alveoläre (Lambert) und interbronchioläre (Martin)         vermutet, dass Coils die Lunge zusammenraffen und
           Verbindungen als Kollateralkanäle fungieren [20]. Das      gleichzeitig die elastischen Rückstellkräfte unterstüt-
           Vorhandensein von Kollateralventilation kann sowohl        zen, die bei Emphysemlungen weitgehend zerstört
           mit speziellen Instrumenten («Chartis») während der        worden sind. Die daraus resultierende Verbesserung
           Bronchoskopie gemessen oder mit einer computer-            der Dyspnoe und Lebensqualität konnte in drei rando-
           tomografischen Analyse der interlobären Fissuren           misierten Studien belegt werden [21–23]. Auch dieses
           («StratX») abgeschätzt werden. Falls aufgrund der          Verfahren weist ein sehr gutes Sicherheitsprofil auf,
           beiden Untersuchungen von Kollateralventilation im         gelegentlich kann es zu vorübergehendem leichten
           Ziellappen ausgegangen werden muss, kommt eine             Bluthusten kommen. Die Coilbehandlung ist unabhän-
           Behandlung mit Ventilen nicht in Frage. In diesem Fall     gig von Kollateralventilation. Die wichtigen Kontrain-
           muss eine chirurgische LVR oder ein anderes bron-          dikationen sind eine schwere Nickelallergie sowie eine
           choskopisches Verfahren gewählt werden. Aus zwei           bereits etablierte orale Antikoagulation oder doppelte
           Gründen macht es aber durchaus Sinn, primär immer          Plättchenantiaggregation. Die Hospitalisationszeit für
           eine bronchoskopische LVR mit EBV zu evaluieren.           eine Coilbehandlung beträgt 3– 5 Tage.
           Einerseits weist die Ventilbehandlung mit sieben ran-
           domisierten Studien, welche die Wirksamkeit und            Bronchoskopische Lungenvolumenreduktion
           Sicherheit gezeigt haben, eine äusserst robuste Evi-       mit Wasserdampf oder Polymerschaum
           denzlage auf [12–18]. Andererseits handelt sich dabei      Mit Wasserdampf oder Polymerschaum (AeriSeal),
           um ein potenziell reversibles Verfahren. Ein direkter      welche über ein flexibles Bronchoskop in die erkrankte
           Vergleich von verschiedenen LVR Verfahren existiert        Lunge eingebracht werden, kommt es zu einer ther-
           bis dato nicht.                                            misch beziehungsweise chemisch induzierten Entzün-

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                                                                                         Auswahl des individuell besten Lungenvolumen­
                   Abb. 3 Memorandum «Think LVR»
                                                                                         reduktionsverfahrens und Rolle des Grund­
                                                                                         versorgers
                                        COPD GOLD III–IV
                                                                                         Der lokalen Expertise/Infrastruktur und dem indivi-
                                   mit Überblähung /Emphysem
                                                                                         duellen Wunsch des Patienten sollte bei der Auswahl
                          Rauchstopp   Inhalativa   Impfungen   Rehabilitation
                                                                                         des geeigneten LVR-Verfahrens sicherlich Rechnung
                                                                                         getragen werden. Und schlussendlich sollte unter
                                    Lungenvolumenreduktion?                              Berücksichtigung dieser Gegebenheiten und der dia-
                                          Verbesserung der Leistungsfähigkeit            gnostischen Hilfsmittel jeder Kasus an einer interdis-
                                    ttt

                                          Verbesserung der Lungenfunktion
                                          Verbesserung der Lebensqualität
                                                                                         ziplinären Konferenz besprochen werden [26]. Für die
                                                                                         Patienten ist allerdings von entscheidender Wichtig-
Quelle: Franzen

                                                                                         keit, dass potenzielle Kandidaten für eine LVR einem
                               LVR Abklärung durch Pneumologen                           entsprechenden Kompetenzzentrum überwiesen wer-
                                                                                         den. Abbildung 3 soll in diesem Sinne eine einfach
                  Sowohl die chirurgische als auch die bronchoskopische Lungen­          anwendbare Hilfestellung und ein Memorandum für
                  volumenreduktion sind beim Lungenemphysem ein zu wenig                 eine wirkungsvolle Ergänzung der Emphysemtherapie
                  beach­tetes Thema, obschon sie für den Patienten eine massgebli-       sein, ohne den Zuweiser/Grundversorger mit Details
                  che Verbesserung der Symptomatik bedeuten. Zuweiser/Grund-             über spezifische Verfahren und Patientenselektion zu
                  versorger sollten sich nicht mit Details über Verfahrensauswahl etc.
                                                                                         verwirren.
                  aufhalten müssen, sondern vielmehr die Patienten über die
                  ­grundsätzliche Möglichkeit eines solchen Verfahrens informieren
                                                                                         Literatur:
                   und gegebenenfalls überweisen.                                        1. Kemp SV, et al.: Thorac Surg Clin 2009; 19: 149–158.
                                                                                         2. Brantigan OC, Mueller E: Am Surg 1957; 23:789–804.
                                                                                         3. Fishman A, et al.: N Engl J Med 2003; 348: 2059–2073.
                                                                                         4. Global Strategy of the Diagnosis M, and Prevention of Chronic Obst-
                                                                                              ructive Pulmonary Disease, Global Initiative for Chronic Obstructive
                  dung in den behandelten Lungensegmenten. Nach                               Lung Disease (GOLD): https://goldcopd.org 2019
                  einigen Wochen entsteht in diesem Bereich eine loka-                   5. Straub G, et al.: J Thorac Dis 2018; 10: S. 2830–2834.
                  lisierte Vernarbung, was zur Schrumpfung und damit                     6. Tutic M, et al.: Ann Thorac Surg 2006; 82: 208–213; discussion
                                                                                              213.
                  LVR führt. Die Wirksamkeit beider Verfahren wurde                      7. Hamacher J, et al.: Eur Respir J 2002; 19: 54–60.
                  in je einer randomisierten Studie belegt [24,25]. Die                  8. Washko GR, et al.: Am J Respir Crit Care Med 2008; 177: 164–169.
                                                                                         9. England DM, et al.: Am J Surg Pathol 1989; 13: 640–658.
                  häufigste unerwünschte Wirkung nach diesen beiden
                                                                                         10. Choong CK, et al.: Thorac Surg Clin 2009; 19: 209–216.
                  Verfahren ist eine überschiessende (systemische)                       11. Naunheim KS, et al.: J Thorac Cardiovasc Surg 2006; 131: 43–53.
                  Entzündungsreaktion mit Fieber, welche mit Korti-                      12. Sciurba FC, et al.: N Engl J Med 2010; 363: 1233–1244.
                                                                                         13. Herth FJ, et al.: Eur Respir J 2012; 39: 1334–1342.
                  son und Makrolidantibiotika behandelt werden muss.                     14. Davey C, et al.: Bronchoscopic lung volume reduction with
                  Das AeriSeal, welches zur chemischen LVR einge-                            endobronchial valves for patients with heterogeneous emphysema
                  setzt wird, war wegen Finanzierungsproblemen bis vor                        and intact interlobar fissures (The BeLieVeR-HIFi trial): study design
                                                                                              and rationale. Thorax 2014
                  Kurzem nicht mehr verfügbar. Mittlerweile wurde es                     15. Klooster K, et al.: N Engl J Med 2015; 373: 2325–2335.
                  aber von einer anderen Firma aufgekauft und kann in                    16. Valipour A, et al.: Am J Respir Crit Care Med 2016; 194:
                                                                                              1073–1082.
                  wenigen Zentren nun wieder innerhalb einer Regis-
                                                                                         17. Kemp SV, et al.: Am J Respir Crit Care Med 2017; 196: 1535–1543.
                  terstudie angewendet werden. Beide Verfahren sind                      18. Criner GJ, et al.: Am J Respir Crit Care Med 2018; 198: 1151–1164.
                  unabhängig von Kollateralventilation.                                  19. Herth FJ, et al.: Eur Respir J 2013; 41: 302–308.
                                                                                         20. Gompelmann D, et al.: Respiration 2013; 85: 515–520.
                                                                                         21. Sciurba FC, et al.: Jama 2016; 315: 2178–2189.
                                                                                         22. Shah PL, et al.: Lancet Respir Med 2013; 1: 233–240.
                  Réduction du volume pulmonaire dans l'emphysème                        23. Deslee G, et al.: Thorax 2014; 69: 980–986.
                                                                                         24. Shah PL, et al.: Lancet Respir Med 2016; 4: e44–e45.
                  Une grande chance, mais trop méconnue                                  25. Come CE, et al.: Eur Respir J 2015; 46: 651–662.
                                                                                         26. Oey I, Waller D: J Thorac Dis 2018; 10: S. 2824–2829.
                  –– La surdistension (volume résiduel augmenté) est géné-
                     ralement une composante déterminante de la détresse
                     respiratoire chez les patients atteints d'emphysème
                     pulmonaire.                                                             Leben heisst atmen –
                  –– Une réduction du volume pulmonaire est un traitement
                     très efficace de                                                        Ihre Spende machts möglich
                  –– la détresse respiratoire chez les patients atteints d'em-
                                                                                                                           Die Lungenliga setzt sich dafür ein, dass:
                     physème pulmonaire et de surdistension.
                                                                                                                           • weniger Menschen an Atemwegs-
                  –– Diverses techniques bronchoscopiques ainsi qu'une                                                       erkrankungen leiden, invalid werden
                     opération sont disponibles pour une réduction du                                                        oder vorzeitig daran sterben,
                     volume pulmonaire. Toutes les techniques ont un bon                                                   • Atembehinderte und Lungenkranke möglichst
                     profil de sécurité. Le choix de la technique la mieux                                                   beschwerdefrei und selbständig leben können,
                                                                                                                           • das Leben trotz Krankheit und
                     adaptée individuellement résulte essentiellement de                                                     Behinderung lebenswert bleibt.
                     divers critères cliniques, radiologiques et anatomiques.
                  –– Au plus tard à partir d'une BPCO GOLD III, les patients
                     atteints doivent être                                                   Spendenkonto: 30-882-0
                  –– également pris en charge par un pneumologue afin                        www.lungenliga.ch
                     d'évaluer une réduction du volume pulmonaire.

                  9
CME-FORTBILDUNG                                                                                                                medizinonline.ch

Belastungsuntersuchungen

Praktische Belastungstests in der Pneumologie
Marc Spielmanns 1,2 , Robert Mundackal 1

Spiroergometrie | 6-MWT | STST

                              ■■ Belastungsuntersuchungen in der Pneumologie sind            Im Folgenden soll über die wichtigsten Untersu-
                              von besonderer Bedeutung, da sie nicht nur Aussagen       chungen im Hinblick auf die klinische Relevanz und
                              zur körperlichen Leistungsfähigkeit eines Patienten       Praktikabilität ein Überblick gegeben werden. Für die
                              treffen, sondern bei reduzierter Leistungsfähigkeit       Vertiefung der Kenntnisse empfiehlt sich ein Studium
                              auch Hinweise für die Ursache eines Leistungsdefizits     der aktuellen Empfehlungen der Deutschen Gesell-
                              geben. Als «Mercedes unter den Belastungsuntersu-         schaft für Pneumologie [4]. Tatsächlich sind in der
                              chungen» hat sich seit vielen Jahrzehnten die Spiro-      Praxis vor allem der 6-MWT, der Timed-up-and-Go-
                              ergometrie etabliert. Allerdings ist der personelle und   Test (TUG) und der Sit-to-Stand-Test (STST) verbrei-
                              zeitliche Aufwand, abgesehen von den technischen          tet, da diese Tests sehr gut validiert und standardisiert
                              Erfordernissen, nicht unerheblich. Deshalb bleibt         sind. Gleichzeitig sind sie auch in einer Hausarztpra-
                              diese Untersuchung in der Regel spezialisierten Zen-      xis einfach durchführbar, hier vor allem der TUG und
                              tren und besonderen Fragestellungen vorbehalten. Es       STST. Dennoch sollen auch die anderen Tests erwähnt
                              gibt aber durchaus praktikable und dennoch aussa-         werden, da sie insbesondere bei wissenschaftlichen
                              gekräftige Belastungstests, welche auch in der Haus-      Fragestellungen als Endpunkte benutzt werden.
                              oder Facharztpraxis ohne umfangreiches Equipment
                              durchgeführt werden können.                               6-Minuten-Gehtest (6-MWT)
                                  Für die routinemässigen Untersuchungen erschei-       Der in 1960er-Jahren erstmalig beschriebene Geh-
                              nen Belastungstests wie z.B. der Sechsminuten-Geh-        test, der über die Jahre zum 6-Minuten-Gehtest wei-
                              test (6-MWT) oder der Sit-to-Stand-Test einfacher         terentwickelt wurde, ist ein einfacher und sicherer
                              durchführbar zu sein als die Spiroergometrie. Zum         Test, bei welchem die maximale Gehdistanz gemes-
                              Beispiel erbringt die Berechnung der Abweichung           sen wird, die ein Patient in 6 Minuten zurücklegen
                              von der Sollgehstrecke im 6-MWT einen Hinweis auf         kann [1]. Hierdurch kann reproduzierbar und valide
                              das Ausmass des vorhandenen Leistungsdefizits. Auch       die körperliche Leistungsfähigkeit beurteilt werden.
                              lässt sich im Sinne einer Trainingssteuerung mit der      Der 6-MWT reflektiert sehr gut die Aktivitäten des
                              Durchführung eines 6-MWT die erforderliche Lauf-          täglichen Lebens. Die Gehstrecke hat einen prädik-
                              bandgeschwindigkeit für ein Gehtraining errechnen.        tiven Wert für die Hospitalisationsrate, die Morbidität
                              Gehtests sind im Allgemeinen, unter Berücksichtigung      und die Mortalität [2]. Für eine valide Interpretation
                              der absoluten und relativen Kontraindikationen bzw.       sollte die Untersuchungstechnik streng standardisiert
                              Abbruchkriterien, sichere und einfach durchführbare       sein. Hierbei hilft das Einhalten der Richtlinien der
                              Untersuchungen, die minimale apparative, personelle       European Respiratory Society (ERS) und American
                              und zeitliche Anforderungen stellen.                      Thoracic Society (ATS) [3]. Bei einer Abweichung von
                                                                                        diesen Vorgaben können die Ergebnisse des 6-MWT
                                                                                        erheblich variieren und dadurch die Interpretation
                                                  PD Dr. med. Marc Spielmanns
                                                                                        des Ergebnisses schwierig machen. Sogar die verbalen
                                                                                        Kommunikationsinhalte vor und während des Tests
                                                  Chefarzt Pneumologie und Schlaf-      können das Ergebnis signifikant beeinflussen [5].
                                                  medizinisches Zentrum Zürcher             Am Tag der Untersuchung sollte die Medikation
                                                  Oberland, Ärztlicher Direktor         unverändert eingenommen werden. Es wird emp-
                                                  Zürcher RehaZentrum Klinik Wald       fohlen, vor der Untersuchung mindestens zwei Stun-
                                                  und Fakultät für Gesundheit,          den lang körperliche Anstrengung zu meiden. Beim
                                                  Lehrstuhl für Pneumologie,            6-MWT geht der Proband nach einer standardisierten
                                                  Universität Witten-Herdecke (DE)      Einweisung auf einer ebenen Fläche ohne Hindernisse
                                                  Faltigbergstrasse 7, 8636 Wald
                                                                                        zwischen zwei mindestens 30 Meter auseinanderlie-
                                                  marc.spielmanns@zhreha.ch

                               Dr. med. (univ.) Robert Mundackal
1   Zürcher
          RehaZentren
  Klinik Wald, Schweiz         Oberarzt Pneumologie
2   Fakultät
           für Gesundheit      Zürcher RehaZentrum Klinik Wald
 und Lehrstuhl für Pneumo-     Faltigbergstrasse 7, 8636 Wald                           > Fortbildungsfragen zu
 logie, Universität Witten-    Robert.mundackal@zhreha.ch                               Belastungsuntersuchungen
 Herdecke, Deutschland

10
Der RESPIMAT®                                                                                                                                                             EXPERTEN
                                                                                                                                                                                                                             FÜR ATEMWEGS-
                                                                                                                                                                                                                             ERKRANKUNGEN
                                                                                                                                                                                                                             seit 1921

                                                     bei COPD
                                                Es ist kein Pulver
                                                                                                                                                                                                           1,2

                                                                                                                                                                            SPIOLTO®
                                                                                                                                                                            RESPIMAT®
                                     SPIRIVA®
                                   RESPIMAT®                                                                                                                               *Erhaltungstherapie,
                                                                                                                                                                           wenn ein LAMA oder
                                #
                                  Basistherapie
                                                                                                                                                                          LABA alleine nicht
                                                                                                                                                                          genügend ist

EINFACH                                                                                 WIRKSAM                                                                                            TIOTROPIUM
Inhalieren ohne                                                                         Bei initialer1# und                                                                                Meistverschriebener
Kraftaufwand3                                                                           symptomatischer 2*                                                                                 LAMA in der Schweiz
                                                                                        Therapie                                                                                           und weltweit4

1) Fachinformation SPIRIVA® RESPIMAT®, www.swissmedicinfo.ch. 2) Fachinformation SPIOLTO® RESPIMAT®, www.swissmedicinfo.ch.
3) Ciciliani AM, et al. In vitro dose comparison of Respimat inhaler with dry powder inhalers for COPD maintenance therapy. Int J COPD 2017;12:1565–1577. 4) IMS Daten 2018
Spiriva® Respimat® 2,5 Mikrogramm Lösung zur Inhalation: Tiotropium (Bronchodilatator, langwirksamer spezifischer Muskarinrezeptor-Antagonist). I: Dauerhaft einzusetzender Bronchodilatator bei chronischer obstruktiver Lungenerkrankung (COPD). D: 1x tägl. 5mcg
Tiotropium (2 Sprühstösse via Respimat-Inhalator). KI: Überempfindlichkeit gegenüber Tiotropium, Atropin (oder einem Derivat), oder einem der Bestandteile. VM: Weder zur Erstbehandlung akuter Bronchospasmen noch zur Linderung akuter Symptome anwenden.
Immunreaktionen vom Soforttyp möglich. Vorsicht bei Engwinkelglaukom, Prostatahyperplasie, Harnblasenhalsverengung, Nierenfunktionsstörung (Krea >176µmol/L oder CrCl ≤50ml/min), Hepatopathie (ASAT oder ALAT >80IU/L), kürzlichem Myokardinfarkt, be-
handlungsbedürftiger Herzrhythmusstörung und Herzinsuffizienz, die stationärer Behandlung bedurften. Inhalationslösung darf nicht in die Augen gelangen. Karies bei längerer Therapiedauer möglich. Bei zystischer Fibrose und schwerer Leberfunktionsstörung nicht
empfohlen. Beeinträchtigung der Verkehrstüchtigkeit möglich. S: Es liegen nur begrenzt klinische Daten vor. Bei Schwangerschaft und während der Stillzeit nicht anwenden. UW: Häufig: Mundtrockenheit. Gelegentlich: Schwindel, Kopfschmerz, Husten, Pharyngitis,
Dysphonie, Obstipation, oropharyngeale Candidose, Hautausschlag, Pruritus, Harnverhalt, Dysurie. Seltenere UW siehe Fachinformation. Zu schwerwiegenden Nebenwirkungen aufgrund des anticholinergen Effektes gehören Glaukom, Verstopfung und Darmobstruktion
einschliesslich paralytischem Ileus, sowie Harnverhalt. IA: Gleichzeitige Anwendung mit anderen Anticholinergika nicht empfohlen. P: Spiriva Respimat 2,5mcg/Sprühstoss: Packung mit 1 Inhalator und 1 Patrone à 60 Hüben und Doppel-, Dreifachpackung mit je 2 bzw.
3 Inhalatoren und 2 bzw. 3 Patronen à 60 Hüben. Liste B. Kassenzulässig. Stand der Information Juni 2016; vollständige Fachinformation: www.swissmedicinfo.ch. Boehringer Ingelheim (Schweiz) GmbH, Hochbergerstrasse 60B, Postfach, 4002 Basel.
Spiolto® Respimat®: Olodaterolum (LABA: langwirksamer Beta2-Agonist) und Tiotropium (LAMA: langwirkendes spezifisches Antimuskarinikum/Anticholinergikum). I: bronchienerweiternde Erhaltungstherapie symptomatischer Patienten mit COPD, bei welchen eine
tief dosierte LAMA oder LABA-Monobehandlung nicht genügend ist D: 1x tägl. 5mcg Olodaterol und 5mcg Tiotropium (2 Sprühstösse via Respimat-Inhalator). KI: Überempfindlichkeit gegen Olodaterol, Tiotropium oder einem der Bestandteile. Patienten mit Überempfind-
lichkeit gegen Atropin oder einem Atropin-Derivat, z.B. Ipratropium oder Oxitropium VM: Nicht bei Asthma und akutem Bronchospasmus anwenden. Vorsicht bei paradoxem Bronchospasmus, Engwinkelglaukom, Prostatahyperplasie, Harnblasenverengung und Nieren-
funktions-störung (CrCl
CME-FORTBILDUNG                                                                                                            medizinonline.ch

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           ―― Für eine routinemässige Leistungs-Untersuchung in der Praxis bieten sich
              der Sit-to-Stand-Test oder der Timed-Up-and-Go-Test an.                            –– Brustschmerzen

           ―― Der 6-Minuten-Gehtest (6-MWT) erlaubt Aussagen zum Schweregrad der                 –– Starke Koordinationsstörungen
              Einschränkung und das Mortalitätsrisiko z.B. für COPD-Patienten. Die Mini-         –– Beinkrämpfe
              mal-Important Difference des 6-MWT (30 Meter) zeigt signifikante Verände-
                                                                                                 –– Kollaps
              rungen im Verlauf an.
                                                                                                 –– Plötzliches Erblassen
           ―― Die Ergebnisse der Belastungstests, insbesondere des 6-MWT, des Incre-
              mental-Shuttle-Walk Tests, der Ergometrie und der Spiroergometrie lassen           –– Abfall der SaO2 85%)
              sich zur Trainingssteuerung heranziehen.
           ―― Die Spiroergometrie ist die aufwendigste, aber auch aussagekräftigste Be-
              lastungsuntersuchung, weshalb sie in der Regel speziellen Fragestellungen         wird zur exakten Verlaufsbeurteilung empfohlen,
              oder spezialisierten Zentren vorbehalten bleibt.                                  zwei 6-MWT im Abstand von minimal 30 Minuten
                                                                                                durchzuführen. Hierbei zählt dann der bessere Wert.
                                                                                                Zur Beurteilung des Schweregrads der Einschrän-
                                     genden Markierungen hin und her. Die Gehgeschwin-          kung durch eine Erkrankung und zur Evaluation der
                                     digkeit bestimmt der Patient selbst. Falls erforderlich    Prognose eines Probanden wird in der Regel nur ein
                                     sind Pausen erlaubt, die Testzeit wird hierbei aber        6-MWT durchgeführt [3]. Als MID (minimal impor-
                                     nicht unterbrochen. Hilfsmittel wie Rollator, Sauer-       tant difference) wird eine Veränderung in der Geh-
                                     stoff etc. sollten dokumentiert werden. Der Untersu-       strecke von mindestens 30 Metern (95%-Konfidenzin-
                                     cher kann den Probanden in einem Abstand von ca.           tervall 25–33 Meter) gesehen [9]. So geht zum Beispiel
                                     1 Meter begleiten, allerdings ohne ihn zu behindern.       eine Abnahme der Gehstrecke von mehr als 30 Meter
                                     Mittels eines mobilen Pulsoxymeters können so die          in der seriellen Durchführung eines 6-MWT über ein
                                     O2-Sättigung und Herzfrequenz kontinuierlich über-         Jahr bei einem Probanden mit COPD mit einem deut-
                                     wacht werden. Zum Testequipment gehören zusätz-            lich erhöhten Mortalitätsrisiko im Folgejahr einher [8].
                                     lich, neben einer Stoppuhr, ein Protokoll (ggf. mit             Unter Einhaltung der Vorgaben muss beim
                                     Klemmbrett) und die Borg-Skala.                            6-MWT nur mit einer sehr geringen Rate an uner-
                                          Nach Abschluss des Tests werden der niedrigste        wünschten Nebenwirkungen gerechnet werden. Des-
                                     Sauerstoffsättigungswert und die Herzfrequenz doku-        halb ist der 6-MWT als ein geeigneter und sicherer
                                     mentiert und die subjektive Dyspnoe mittels der            Test auch für Schwerkranke und alte Menschen
                                     Borg-Skala erfragt. Bei vorzeitigem Abbruch durch          geeignet [6]. Das Ergebnis des 6-MWT kann auch zur
                                     den Patienten oder durch den Untersucher werden            Trainingssteuerung z.B. im Rahmen einer pneumolo-
                                     die bereits gegangene Strecke, die Zeit und der Grund      gischen Rehabilitation herangezogen werden. Hierbei
                                     des Abbruches dokumentiert. Die Abbruchkritierien          wird die Gehstrecke in Meter im 6-MWT mit 0,008
                                     für den Untersucher sind in Übersicht 1 dargestellt.       multipliziert. Der Wert ergibt die Gehgeschwindig-
                                          Für die Interpretation des Testergebnisses hat sich   keit in Kilometer pro Stunde (z.B. zur Einstellung der
                                     der Vergleich mit Sollwerten bewährt. Es gibt meh-         Laufbandgeschwindigkeit im Gehtraining).
                                     rere Formeln zur Berechnung des Sollwerts. In unserer
                                     Klinik benutzen wir die Sollwerte nach Troosters et al.    Incremental Shuttle Walk Test (ISWT)
                                     [7], welche in Tabelle 1 für Männer und Frauen darge-      Erstmalig in 1992 beschrieben, wurde der ISWT ent-
                                     stellt sind. Grob gesehen liegt die altersentsprechende    wickelt, um die Gehgeschwindigkeit für Gehtests vor-
                                     Norm bei Männern bei ca. 700 Meter und bei Frauen          zugeben. Durch die Standardisierung des ISWT lässt
                                     bei ca. 650 Meter.                                         sich die Reproduzierbarkeit des Testergebnisses ver-
                                          Je nach Krankheitsbild zeigen sich Schwellenwerte     bessern, da das Testformat Ähnlichkeiten zur kontrol-
                                     für ein erhöhtes Mortalitätsrisiko. Bei COPD liegt die-    lierten Belastungsuntersuchung (wie z.B. Ergometrie)
                                     ser Schwellenwert bei 317 Meter, bei Lungenfibrose         mit inkrementeller Steigerung der Belastung hat [9].
                                     bei 254 Meter und bei pulmonal-arterieller Hyper-          Der Test wird auf einer Strecke von 10 Metern (dies
                                     tonie bei 337 Meter [6,8]. Zu erwähnen ist, dass sich      entspricht einem Shuttle), die durch zwei Pylonen
                                     bei der Durchführung des Gehtests ein Lerneffekt           begrenzt wird, durchgeführt [11]. Die Gehgeschwin-
                                     einstellt bzw. bei einer Testwiederholung am selben        digkeit wird von einem vorgegebenen akustischen
                                     Tag bessere Ergebnisse erzielt werden können. Daher        Signal bestimmt. Der Proband muss zur Taktung der
                                                                                                Piepstöne um die Pylonen herumgehen bzw. sollte bei
                                                                                                jedem Piepston am Wendepunkt sein. Die vom Piep-
           Tab. 1 Sollwertberechnungen für den 6-MWT nach Troosters                             ston vorgegebene Geschwindigkeit erhöht sich jede
                                                                                                Minute von anfänglich 1,8 km/h auf maximal 8,5 km/h.
            Für Frauen:
                                                                                                Der Patient darf dabei nur gehen und nicht laufen.
            Sollwert im 6-MWT in Metern = 218 + (5,14 × Grösse in cm) − (5,32 × Alter in        DeTer ISWT endet u.a. wenn der Patient zweimal
            Jahren) − (1,80 × Gewicht in kg)                                                    hintereinander den Wendepunkt zum Pieps­ton nicht
            Für Männer:                                                                         erreicht, oder aufgrund von Dyspnoe oder peripherer
                                                                                                Erschöpfung abbricht. Die Testanordnung ist in Abbil-
            Sollwert im 6-MWT in Metern = 218 + (5,14 × Grösse in cm) − (5,32 × Alter in
nach [7]

                                                                                                dung 1 dargestellt. Auch kann der Test vom Untersu-
            Jahren) − (1,80 × Gewicht in kg) + 51,31
                                                                                                cher gemäss der Abbruchkriterien jederzeit beendet

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