61-2 online mitteilungenMit den - Energiemarkt - Kommunen in NRW

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                                                                                          70. JAHRGANG • JANUAR - FEBRUAR

                                                                                                                            2016

                                                            HERAUSGEBER STÄDTE- UND GEMEINDEBUND NORDRHEIN-WESTFALEN

                                                                                                   online               Mit den
                                                                                                   mitteilungen
StGB NRW · Kaiserswerther Str. 199-201 · 40474 Düsseldorf
                             G 20 167
PVSt · Deutsche Post AG · „Entgelt bezahlt“ ·

                                                                                                 Energiemarkt
                                                                                                 Jahresausblick 2016
61-2 online mitteilungenMit den - Energiemarkt - Kommunen in NRW
Die Fachzeitschrift für Kommunal-und
          Landespolitik in Nordrhein-Westfalen

STÄDTE-   UND GEMEINDERAT ist die einzige unabhängige
und ebenso die meistgelesene Fachzeitschrift für Kom-
munal- und landespolitik in Nordrhein-Westfalen. Sie
führt kommunale Wissenschaft und Praxis, Kommunal-
recht und Kommunalpolitik zusammen. Die Zeitschrift hat
sich als Diskussionsforum für neue Entwicklungen in der
kommunalen Welt einen Namen gemacht.

Die 1946 erstmals verlegte Fachzeitschrift Städte- und
Gemeinderat ist das offizielle Organ des Städte- und Ge-
meindebundes Nordrhein-Westfalen. Als Spitzenverband
kreisangehöriger Städte und Gemeinden repräsentiert
dieser rund 9 Mio. Bürger und Bürgerinnen sowie 86
Prozent der Ratsmitglieder in Nordrhein-Westfalen.

Städte- und Gemeinderat enthält monatlich aktuelle
Informationen aus den zentralen Interessengebieten der
Kommunalpolitiker und Verwaltungsbeamten:

• Finanzen, Wirtschaft, Soziales, Schule und Kultur
• Verwaltungsfragen und Neue Steuerung
• Kommunalrecht
• Kommunale Wirtschaftsunternehmen
• Tourismus und Freizeit

Darüber hinaus enthält Städte- und Gemeinderat Sonder-     Q Ja, ich möchte Städte- und Gemeinderat (inkl. Online-MITTEIlUNGEN) kennenlernen!
seiten, die überregional über Produkte und Neuheiten für       Bitte senden Sie mir die nächsten drei Ausgaben zum Vorzugspreis von nur € 10,25
                                                               (inkl. MwSt. und Versand). Die lieferung endet mit Zustellung des dritten Heftes und
den kommunalen Markt informieren. Der leser erhält so-
                                                               geht nicht automatisch in ein Jahresabonnement über.
mit einen Überblick über Aktuelles aus den Bereichen:
                                                           Q   Ja, ich kenne Städte- und Gemeinderat bereits und möchte die Zeitschrift (10 Ausgaben)
• Bürokommunikation                                            im günstigen Jahresabonnement (€ 78,- inkl. MwSt. und Versand) bestellen.
• Umweltschutz
• Nutzfahrzeuge im öffentlichen Dienst
                                                               Name/ Vorname/Firma
• Müll- und Abfallbeseitigung
• Verkehrswesen
• landschaftspflege                                             Straße

• Wohnungswesen, Städtebau
• Freizeitanlagen, öffentliche Schwimmbäder                    Postleitzahl/Ort

• Kommunale Energieversorgung
• Kreditwesen                                                  Telefon/Fax
• Raumplanung
• Krankenhausbedarf                                            E-Mail

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Frau Becker, Städte- und Gemeindebund NRW,
Kaiserswerther Straße 199-201, 40474 Düsseldorf                BIC                                                       Kreditinstitut

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EDITORIAL

Die Fachzeitschrift für Kommunal- und
Landespolitik in Nordrhein-Westfalen

Auf die Spitze
Wer gehofft hatte, über die Weihnachtszeit würde Frieden
an der Flüchtlingsfront einkehren, sah sich spätestens an
Silvester eines Besseren belehrt. Junge Ausländer in Köln,
Hamburg und anderswo begrapschten und beklauten
massenhaft Passantinnen, die einfach nur den Beginn
eines neuen Jahres feiern wollten.                            öffentlichen Raum von der Polizei bewachen lassen. Und
Die Polizei - zumindest in Köln - wurde dem nicht Herr.       selbst wenn wir es könnten, wäre dies das Ende der
Über die Gründe ist viel spekuliert worden, Schuld-           offenen, freiheitlichen Gesellschaft, auf die wir zu Recht
Zuweisungen gingen hin und her, ein Polizeichef musste        stolz sind.
den Hut nehmen. Nach und nach kam aber heraus: Wir            Wenn wir Flüchtlingen und Asylsuchende ein humanes
alle tragen eine Mitschuld. Jahrelang wurden die              Leben in Deutschland bieten wollen, müssen wir deren
Sicherheitskräfte kritisch beäugt, und jede Schramme          Zustrom begrenzen. Sonst lässt die Überfüllung und
eines Demonstranten wurde als brutale Verletzung              Überforderung der Kommunen hierzulande genau die
bürgerlicher Freiheit gegeißelt. Gleichzeitig sind die        Gewalt-Szenarien entstehen, vor denen die Menschen
Aufgaben der Polizei ständig gewachsen, ohne dass die         geflohen sind. Hier muss der Bund handeln. Ein blauäugig
Ausstattung damit Schritt gehalten hätte.                     -naives „Wir schaffen das“ hilft uns nicht mehr weiter.
Ein anderer Teil des Wegschauens betraf die Täter. Tagelang   Gleichwohl müssen wir jetzt schon den Blick auf die
wurde herumgedruckst, bis schließlich herauskam, dass         Jahrhundertaufgabe Integration richten. Wenn wir auch in
es sich um junge Männer aus dem nordafrikanisch-              kommenden Jahrzehnten ein friedliches Zusammenleben
arabischen Raum handelte. Wir sind Opfer unserer eigenen      wollen, müssen wir den Neuankömmlingen Brücken
politischen Korrektheit.                                      bauen in unsere Gesellschaft. Die nordrhein-westfälischen
Aber ein Ausblenden der Tatsachen hilft nicht weiter.         Städte und Gemeinden verfügen über große Erfahrung
Unsere Flüchtlings- und Asylpraxis ist an einem kritischen    in der Integration ausländischer Menschen. Daran kann
Punkt angelangt. Die Gefahr für die Sicherheit tritt immer    angeknüpft werden. Allerdings werden die Aufgaben
offener zutage. Wir können nicht den gesamten                 angesichts der schieren Anzahl von Zuwandernden
                                                              gewaltig sein. Hier braucht es eine deutliche
                                                              Unterstützung durch Bund und Land - in der Höhe
                                                              angemessen und auf Dauer angelegt.

                                                              Dr. Bernd Jürgen Schneider
                                                              Hauptgeschäftsführer StGB NRW

                                                                                 STÄDTE- UND GEMEINDERAT 1-2/2016 3
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BÜCHER UND MEDIEN / INHALT

Archäologie in Westfalen-Lippe 2014
                           Hrsg. v. d. LWL-Archäologie für Westfalen und
                           der LWL-Altertumskommission für Westfalen,
                           A 4, 324 S., 19,50 Euro, Beier und Beran, Langen-
                                                                               Inhalt                             70. Jahrgang
                                                                                                                  Januar • Februar 2016

                           weißbach, 2015, ISBN 3-95741-040-5
                                                                               Nachrichten                                                 5
                        In dem Band berichten fast 100 Autor(inn)en
                        von den interessantesten Ausgrabungen
                        und Funden, den spannendsten Forschungs-               Thema Energiemarkt
                        ergebnissen und den größten Ausstellun-
                        gen in Westfalen im Jahr 2014. Die vorge-              Annette Brandt-Schwabedissen
                        stellten Funde reichen von einem fast voll-            Novellierung des Energiewirtschaftsgesetzes aus
                        ständig erhaltenen Skelett eines Schwimm-
                                                                               kommunaler Sicht                                           6
                        sauriers bis zum Papstsiegel aus dem Mittel-
                        alter. Ausführlich behandelt wird auch die
Verleihung des Weltkulturerbestatus an das karolingische Westwerk              Roland Schäfer
der Klosterkirche und der Civitas Corvey, an dem auch LWL-Archäo-
log(inn)en maßgeblich beteiligt waren. Alle Beiträge sind reich bebil-         Bedeutung der Stadtwerke bei der Energiewende              10
dert.
                                                                               Michael Wübbels

Jahrbuch der Rheinischen                                                       Das Strommarktgesetz aus Sicht kommunaler
Denkmalpflege 45                                                               Unternehmen                                                13
Landschaftsverband Rheinland (LVR), LVR-Amt
für Denkmalpflege im Rheinland, Band 45, For-                                  Tobias Illbruck
schungen und Berichte inkl. Amtsbericht über
die Jahre 2013 und 2014, hrsg. v. Landeskonser-                                Der energieautarke Baubetriebshof der
vatorin Dr. Andrea Pufke, 17,5 x 25,4 cm, 310 S.,                              Stadt Beckum und des Kreises Warendorf                     16
Wernersche Verlagsgesellschaft Worms, 45
Euro, ISBN 3-88462-360-2
                                                                               Timm Fuchs
Das Jahrbuch beleuchtet Themen, welche das Fachamt für Denkmal-
pflege des Landschaftsverbandes Rheinland in den Jahren 2013 und               Neue Entwicklungen im Energieleitungsausbaugesetz          18
2014 beschäftigt haben. Das Spektrum reicht von Myriametersteinen,
die als Zeugnisse eines historischen Vermessungssystems ein Kurio-
                                                                               Sven-Joachim Otto
sum in der rheinischen Denkmallandschaft darstellen, über die Be-
deutung von Siedlungsgrün für die Denkmalpflege bis hin zur Frage,             Novelle des Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes                  21
was das Mauerwerk des Frauenklosters in Bürvenich über das Leben
der Nonnen im Mittelalter aussagt. Das Cover des reich bebilderten
Bandes zeigt ein Mosaik aus der Kölner Kirche St. Gereon, welches aus          Jan Dobertin
wenigen original erhaltenen Resten rekonstruiert werden konnte.                Ausschreibungen für die Windenergie an Land                23

                          Das Landesarchiv                                     Matthias Koch, Jürgen Dobler

                          Nordrhein-Westfalen                                  Weiterentwicklung der Anreizregulierung                    26
                          2013/2014
                                                                               Interview mit StGB NRW-Hauptgeschäftsführer
                          Hrsg. v. Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Ver-
                          öffentlichung 56, A 4, 52 S., kostenlos herunter-    Dr. Bernd Jürgen Schneider zu
                          zuladen unter www.lav.nrw.de
                                                                               Flüchtlingsunterbringung und -integration                  28
                       In der Broschüre wird dargestellt, was sich in
                       den Jahren 2013 und 2014 in den unterschied-
                                                                               Bücher                                                     30
                       lichen Abteilungen des Landesarchivs getan
                       hat - von der Behördenberatung und Archi-               Europa-News                                                32
vierung elektronischer Unterlagen bis hin zu Veranstaltungen der Be-           Gericht in Kürze                                           33
hörde. Weitere Themen sind die Neufassung des Archivgesetzes NRW
sowie der Umzug der Abteilung Rheinland und des Personenstands-                Titelfoto: Lisa Spreckelmeyer / pixelio.de
archivs Rheinland nach Duisburg in das neue Archivgebäude.

4   STÄDTE- UND GEMEINDERAT 1-2/2016
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NACHRICHTEN

                                                                      kohletagebaue im rheinischen Revier und deren Auswirkungen.
Gewinner der City-Offensive                                           Dazu gehören Hinweise zu Bodenbewegungen, Grundwasser-
„Ab in die Mitte!“ in NRW                                             ständen Hinweise zu Geologie und Tektonik sowie Links zu beste-
                                                                      henden Informationsplattformen, über die weitere Daten abgeru-
Die Städte Beckum und Wesel teilen sich den ersten Platz im Lan-      fen oder angefordert werden können. Mithilfe des Informations-
deswettbewerb „Ab in die Mitte! Die City-Offensive NRW 2015“.         dienstes, der stufenweise weiterentwickelt wird, soll die Position
NRW-Stadtentwicklungsminister Michael Groschek zeichnete              eventueller Bergbaugeschädigter bei der Prüfung und Geltend-
insgesamt sieben NRW-Kommunen aus, die mit unterschiedli-             machung von Ersatzansprüchen verbessert werden. Das Portal
chen Konzepten ihre Stadtviertel und Innenstädte aufgewertet          ist auch für Kommunen von Bedeutung.
haben. Hinter Beckum und Wesel belegte Arnsberg den zweiten
Platz. Bocholt, Herford, Lippstadt und Radevormwald landeten
gemeinsam auf dem dritten Platz. Alle sieben Städte erhielten für     Finanzielle Hilfe für Jüdisches
ihre Ideen eine Förderung für Stadtentwicklungsprojekte in Höhe       Museum Westfalen
von insgesamt 165.000 Euro. Beim Wettbewerb 2015 wurden erst-
mals nicht mehr geplante Aktivitäten der Städte ausgezeichnet,        Das Jüdische Museum Westfalen in der Stadt Dorsten erhält fi-
sondern ausschließlich Projekte, die bereits durchgeführt sind.       nanzielle Hilfe. Die Landeszentrale für politische Bildung NRW
                                                                      will ihre Förderung für das Museum auf 100.000 Euro erhöhen.
Immer mehr Pendler/innen zwischen                                     Bisher belief sich die jährliche Unterstützung auf 35.000 Euro.
                                                                      Museumsleiter Dr. Norbert Reichling sprach von einer „guten
Rhein und Weser                                                       Nachricht“ für das notleidende Museum, das in finanzielle
                                                                      Schwierigkeiten geraten ist, nachdem einige Förderprogramme
Leben und arbeiten am selben Ort ist für immer weniger Men-
                                                                      ausgelaufen sind. Der jährliche Etat des Museums beläuft sich
schen in Nordrhein-Westfalen Realität. Wie das statistische Lan-
                                                                      laut Reichling auf 300.000 bis 400.000 Euro. In dem 1992 im Zen-
desamt Information und Technik NRW mitteilte, pendelten 4,46
                                                                      trum von Dorsten eröffneten Museum informieren sich jedes Jahr
der insgesamt 8,87 Mio. Erwerbstätigen in NRW 2014 über die
                                                                      rund 8.000 Besucher/innen über jüdische Geschichte in West-
Grenze ihres Wohnortes zur Arbeit. Innerhalb der eigenen Stadt
                                                                      falen.
oder Gemeinde arbeiteten 4,4 Mio. Berufstätige. Von allen 396
Kommunen des Landes hatte die Stadt Münster mit 24,9 Prozent
die niedrigste und die Gemeinde Rheurdt mit 83,7 Prozent die          Neuer Besucherrekord in den
höchste Auspendlerquote. Die höchste Einpendlerquote von allen        Museen des LWL
Städten und Gemeinden verzeichnete die Gemeinde Holzwicke-
de mit 83,7 Prozent. Die niedrigste Quote ermittelten die Statisti-   Fast 1,4 Mio. Menschen besuchten 2015 die 17 Museen des Land-
ker hier für die Stadt Marsberg mit 27,8 Prozent.                     schaftsverbandes Westfalen-Lippe. Wie der Verband mitteilte, wa-
                                                                      ren das knapp 30.000 Besucher/innen mehr als ein Jahr zuvor. Be-
Weiterer Naturpark für                                                sonders groß war der Andrang mit 240.000 Gästen auf das erst
                                                                      im September 2014 nach langem Umbau wiedereröffnete Muse-
Nordrhein-Westfalen                                                   um für Kunst und Kultur in Münster. Einen leichten Rückgang bei
                                                                      den Besucherzahlen meldeten dagegen die meisten Industrie-
Der neue Naturpark Sauerland-Rothaargebirge gehört nun offi-
                                                                      museen. Mit rund 421.400 Gästen an den acht Standorten lockte
ziell zur Familie der Naturparke Deutschlands. Der 3.826 Quadrat-
                                                                      nur die Glashütte Gernheim in der Stadt Petershagen mehr Inte-
kilometer große Naturpark ist der größte in NRW und nach dem
                                                                      ressierte an als 2014. Weniger Besucher/innen musste auch das
Naturpark Südschwarzwald der zweitgrößte in Deutschland. Er
                                                                      Archäologie-Museum in Herne hinnehmen. Dort sei 2015 keine
entstand durch Zusammenschluss der früheren Naturparke Ho-
                                                                      große neue Ausstellung eröffnet worden, hieß es zur Erklärung.
mert, Ebbegebirge und Rothaargebirge sowie Bereichen der Krei-
se Olpe, Siegen-Wittgenstein, dem Märkischen Kreis und dem
Hochsauerlandkreis. Touristische Höhepunkte sind unter ande-
rem der Rothaarsteig, die Ruhrquelle, die Attahöhle und das Fel-
                                                                      Leichter Rückgang des
senmeer bei der Stadt Hemer. Naturparke sind eine Schutzge-           Trinkwasserverbrauchs in NRW
bietskategorie nach dem Bundesnaturschutzgesetz und verbin-
den den Schutz sowie die Nutzung von Natur und Landschaft. In         Pro Kopf und Tag verbrauchten die Menschen in Nordrhein-West-
Deutschland gibt es 104 Naturparke.                                   falen im Jahr 2013 durchschnittlich 133,4 Liter Trinkwasser. Wie das
                                                                      statistische Landesamt Information und Technik NRW mitteilte,
                                                                      verringerte sich der tägliche Pro-Kopf-Verbrauch seit Mitte der
Online-Bürgerinformationsdienst                                       1990er-Jahre damit um 13,7 Liter. Es gab allerdings erhebliche re-
Braunkohle                                                            gionale Schwankungen: Während die Bürger/innen in Düsseldorf
                                                                      täglich 167,6 Liter Wasser verbrauchten, waren es im Kreis Siegen-
Das für den Bergbau zuständige nordrhein-westfälische Wirt-           Wittgenstein gerade einmal 107,1 Liter. Schätzungen zufolge wer-
schaftsministerium hat einen Online-Informationsdienst zur            den allerdings nur rund vier Prozent des Trinkwassers tatsächlich
Braunkohle gestartet. Unter www.bid-braunkohle.nrw.de erhal-          getrunken oder zum Kochen genutzt. Der Großteil wird beim
ten Interessierte im Internet Informationen rund um die Braun-        Waschen, Duschen und Saubermachen verbraucht.

                                                                                               STÄDTE- UND GEMEINDERAT 1-2/2016 5
61-2 online mitteilungenMit den - Energiemarkt - Kommunen in NRW
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                                                         eigener Akzent?

▲ Die Vergabe von Nutzungsrechten an Übertragungs- und Verteilnetzen für Strom und Gas soll rechtssicher und kommunalfreundlich werden

                                                                                                      tungsregelungen zu einigen. Bislang galt
Kommunale Position zur Novelle                                                                        für die Bewertung des Netzes die „ange-
                                                                                                      messene wirtschaftliche Vergütung“.
des Energiewirtschaftsrechts                                                                         • Auswahlkriterien: Die Kommune ist bei der
                                                                                                       Auswahl des Unternehmens den Zielen
Die geplanten Gesetzesänderungen zum Abschluss von                                                     des § 1 Energiewirtschaftsgesetz (EnWG)
                                                                                                       verpflichtet - möglichst sichere, preisgüns-
Konzessionsverträgen zur Energieversorgung bringen einige                                              tige, verbraucherfreundliche, effiziente
Verbesserungen, lassen aber wesentliche Fragen offen                                                   und umweltverträgliche leitungsgebunde-
                                                                                                       ne Versorgung der Allgemeinheit mit
                                                                                                       Strom und Gas. Dabei kann sie unter Wah-

D     as Bundesministerium für Wirtschaft
      und Energie (BMWi) hat am 02.12.2015
den seit geraumer Zeit erwarteten Entwurf
                                                  den, das Bewertungsverfahren bei Neuver-
                                                  gabe der Verteilnetze - etwa bei Rekommu-
                                                  nalisierung - eindeutig und rechtssicher zu
                                                                                                       rung netzwirtschaftlicher Anforderungen,
                                                                                                       insbesondere der Versorgungssicherheit
                                                                                                       und der Kosteneffizienz, auch Angelegen-
eines „Gesetzes zur Änderung der Vorschrif-       regeln sowie die Rechtssicherheit im Netz-           heiten der örtlichen Gemeinschaft berück-
ten zur Vergabe von Wegenutzungsrechten           übergang zu erhöhen. Der Referentenent-              sichtigen. Bei der Gewichtung der Aus-
zur leitungsgebundenen Energieversor-             wurf enthält folgende aus kommunaler                 wahlkriterien ist die Kommune berechtigt,
gung“ vorgelegt. Damit soll die Vereinba-         Sicht relevante Änderungen:                          den Anforderungen des jeweiligen Netz-
rung im Koalitionsvertrag umgesetzt wer-                                                               gebietes Rechnung zu tragen.
                                                  • Netzkaufpreis: Die Berechnungsmethode
                     DIE AUTORIN                    zur Ermittlung des wirtschaftlich ange-          • Bekanntmachung: Für die Kommunen gel-
                                                    messenen Netzkaufpreises wird konkreti-            ten neue Bekanntmachungspflichten. So
                      Annette Brandt-
                      Schwabedissen                 siert. Dazu wird nun ausdrücklich festge-          hat die Kommune jedem Unternehmen, das
                      ist Hauptreferentin für       schrieben, dass die mit dem Netz zu erzie-         ab Bekanntmachung des Vertragsendes ein
                      kommunale Wirtschaft          lenden Erlöse nach dem objektiven Er-              Interesse an den öffentlichen Verkehrswe-
                      beim Städte- und              tragswertverfahren maßgeblich sind. Da-            gen bekundet, die Auswahlkriterien und de-
                      Gemeindebund NRW              von unberührt bleiben soll die Freiheit der        ren Gewichtung in Textform - so genanntes
                                                    Vertragsparteien, sich auf andere Vergü-           indikatives Angebot - mitzuteilen.

6   STÄDTE- UND GEMEINDERAT 1-2/2016
61-2 online mitteilungenMit den - Energiemarkt - Kommunen in NRW
THEMA ENERGIEMARKT

• Rügen/Nachprüfungsverfahren: Zur Ver-         Licht- und Schattenseiten. So enthält der         Prioritäten fehlen Im Ergebnis bleibt
  besserung der Rechtssicherheit bei Kon-       Entwurf Verbesserungen, die den kommu-            weiterhin offen, welches Gewicht den ein-
  zessionsvergaben ist in Anlehnung an die      nalen Forderungen entsprechen - etwa die          zelnen Kriterien des § 1 EnWG beizumessen
  Rügepflichten des Gesetzes gegen Wett-        Verpflichtung zur Weiterzahlung der Kon-          ist. Zusätzlich wird neue Rechtsunsicherheit
  bewerbsbeschränkungen (GWB) eine zeit-        zessionsabgabe bis zur Übertragung der            mit dem Hinweis in der Gesetzesbegrün-
  lich abgestufte Möglichkeit der Rüge vor-     Verteilungsanlagen auf den Neukonzessio-          dung geschaffen, dass im Hinblick auf die
  gesehen. Bietende sind berechtigt, er-        när, die Konkretisierung der Herausgabe           Konkretisierung der einzelnen Ziele des § 1
  kennbare Verfahrensfehler bei der Be-         der Netzdaten, die Festschreibung des Er-         EnWG die Entwicklung in der Praxis und die
  kanntmachung des Auslaufens des bishe-        tragswertverfahrens für die Bewertung des         Auslegung durch die Rechtsprechung abge-
  rigen Konzessionsvertrages oder der Mit-      Netzes sowie die Präklusionsregelungen.           wartet werden sollen. Im Klartext haben die
  teilung über die Auswahlkriterien inner-      In anderen zentralen kommunalen Fragen            Kommunen darunter zu leiden, dass der Ge-
  halb einer bestimmten Frist - drei Kalen-     bringt der Entwurf keine Verbesserungen -         setzgeber sich scheut, eine Präzisierung und
  dermonate - geltend zu machen. Für Ver-       etwa in der Gewichtung und Konkretisie-           Hierarchisierung der einzelnen Ziele des § 1
  fahrensfehler bei der Mitteilung der Aus-     rung der einzelnen Ziele des § 1 EnWG, der        EnWG vorzunehmen. Zahlreiche Rechts-
  wahlentscheidung des neuen Vertrags-          Berücksichtigung kommunaler Interessen            streitigkeiten sind also vorprogrammiert.
  partners beträgt die Frist 30 Kalendertage.   bei der Auswahlentscheidung, der Inhouse-         Die Ergänzung, dass bei der Auswahlent-
  Wird nicht innerhalb dieser Fristen gerügt,   Vergabe, der Ausgestaltung des Nachprü-           scheidung auch Angelegenheiten der örtli-
  sind die unterlegenen Bewerber/innen          fungsverfahrens sowie der Anpassung der           chen Gemeinschaft berücksichtigt werden
  mit ihren Angriffen gegen die Vergabe         Konzessionsabgabenordnung (KAV). Viel-            können, stellt keine nennenswerte Verbes-
  ausgeschlossen (Präklusion).                  mehr lässt er die Kommunen mit den bis-           serung gegenüber der bisherigen Rechtsla-
• Hilft die Kommune den Rügen nicht ab,         herigen Problemen weitgehend allein.              ge dar. Die entsprechende Erläuterung in
  kann der oder die unterlegene Bietende in-    Im Einzelnen ist dazu Folgendes festzustel-       der Begründung des Referentenentwurfs,
  nerhalb von 15 Tagen Rechtsschutz suchen.     len: Bei der Auswahlentscheidung des Un-          was unter solchen berücksichtigungsfähi-
  Das zur Vorbereitung von Rügen vorgesehe-     ternehmens sind die Kommunen nach wie             gen kommunalen Interessen zu verstehen
  ne Akteneinsichtsrecht ist eingeschränkt,     vor den Zielen des § 1 EnWG verpflichtet.         ist, zählt nur bereits anerkannte Aspekte
  soweit dies zur Wahrung von Betriebs- oder    Diese Ziele stehen in keinem klaren hierar-       wie Laufzeit, Zahlung der höchstmöglichen
  Geschäftsgeheimnissen geboten ist. Im Ge-     chischen Verhältnis zueinander. Der Refe-         Konzessionsabgabe oder bessere Koordi-
  genzug hat die Kommune die Unterneh-          rentenentwurf versäumt es, für klare Ge-          nierung von Baumaßnahmen auf. Weiter-
  men, deren Angebote nicht angenommen          wichtung zu sorgen, indem er lediglich die        hin bleibt offen, wie die eigenen kommuna-
  werden sollen, über die Gründe der Ableh-     Versorgungssicherheit und die Kosteneffi-         len Kriterien zu gewichten sind und in wel-
  nung und den frühesten Zeitpunkt des be-      zienz sowie die Wahrung netzwirtschaft-           chem Verhältnis diese zu den Zielen des § 1
  absichtigten Konzessionsvertragsabschlus-     licher Anforderungen anspricht. Mit den           EnWG stehen.
  ses zu informieren.                           beiden letzten Umschreibungen werden zu-          Im Gesetz sollte festgelegt werden, dass bei
                                                dem neue Begriffe von unklarer Bedeutung          der Auswahlentscheidung die kommuna-
• Netzinformation: Es wird klargestellt, wel-   einführt.                                         len Belange zumindest gleichrangig neben
  che Informationen über das Netz der bis-
  herige Netzbetreiber der Kommune drei

                                                                                                                                           FOTO: VKU / REGENTAUCHER.COM
  Jahre vor Auslaufen des Konzessionsver-
  trages zur Verfügung stellen muss. Davon
  erfasst sind nunmehr die erstmaligen An-
  schaffungs- und Herstellungskosten, die
  betriebsübliche Nutzungsdauer sowie die
  kalkulatorischen Restwerte und Nut-
  zungsdauern laut den Bescheiden der Re-
  gulierungsbehörde.

• Weiterzahlung: Der Altkonzessionär ist
  verpflichtet, die vertraglich vereinbarte
  Konzessionsabgabe bis zur Übertragung
  der Verteilungsanlagen auf den Neukon-
  zessionär weiterzuzahlen. Dies gilt nicht,
  wenn es die Kommune unterlassen hat,
  ein Konzessionsverfahren durchzuführen.
  Bislang war die Fortzahlung der Konzessi-
  onsabgabe auf ein Jahr beschränkt.

Licht und Schatten Der Referentenent-
wurf ist aus kommunaler Sicht eine Novel-       ▲ Viele Städte und Gemeinden schreiben demnächst ihre Konzessionen für Strom und Gas aus
lierung des Energiewirtschaftsrechtes mit       und wollen bevorzugt kommunale Gesellschaften beauftragen

                                                                                                    STÄDTE- UND GEMEINDERAT 1-2/2016 7
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THEMA ENERGIEMARKT

den netzbezogenen Kriterien zu berück-          landesgericht in zweiter Instanz.                         vollziehbar, warum die Unterstützung und
sichtigen sind. Ansonsten tritt keine Verbes-   Eine solche Vorgehensweise hätte einen                    Mitwirkung an entsprechenden Konzepten
serung der Rechtslage ein. Deshalb sollte in    weiteren Vorteil. Das im Referentenentwurf                im Zusammenhang mit der Vergabe eines
§ 46 EnWG wie folgt formuliert werden: „Bei     zur Vorbereitung von Rügen vorgesehene                    Wegerechts für eine Strom- oder Gasnetz-
der Auswahl des Unternehmens hat die Ge-        Akteneinsichtsrecht ist eingeschränkt, so-                konzession nicht berücksichtigt werden
meinde neben den Zielen und Interessen          weit dies zur Wahrung von Betriebs- oder                  darf. Um Rechtssicherheit und -klarheit her-
der örtlichen Gemeinschaft auch die Ziele       Geschäftsgeheimnissen geboten ist. Dies                   zustellen, sollte das derzeitige Verbot in ei-
des § 1 zu berücksichtigen.“                    wälzt die Frage, welche Betriebs- oder Ge-                nen Erlaubnistatbestand in § 3 KAV umge-
                                                schäftsgeheimnisse schützenswert sind,                    wandelt werden.
Misstrauen gegen Inhouse Ein von der            auf die Kommunen ab. Das Akteneinsichts-
kommunalen Seite mehrfach vorgetrage-           recht würde dann durch § 111 GWB dahinge-                 Konzessionsabgabe Gas Daneben wird
nes Anliegen ist die Zulässigkeit der so ge-    hend ersetzt, dass die Entscheidung darü-                 seitens der Kommunen eine Regelung ge-
nannten Inhouse-Vergabe - sprich: die Zu-       ber, welche Betriebs- oder Geschäftsge-                   fordert, die den Erhalt der Konzessionsabga-
weisung der Wegenutzungsrechte an einen         heimnisse schützenswert sind, den Verga-                  be Gas sicherstellt. Hintergrund ist die
kommunalen Eigenbetrieb ohne vergabe-           bekammern obliegt.                                        Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs,
ähnliches Verfahren. Dies wird im Referen-                                                                wonach für Lieferungen von Drittversor-
tenentwurf mit der Begründung abgelehnt,        Zulässigkeit von Nebenleistungen                          gern im Konzessionsgebiet nur die geringe-
dass der in § 46 EnWG verankerte Wettbe-        Obergerichtliche Rechtsprechung hat Klau-                 re Konzessionsabgabe Gas für Sonderver-
werb um das Netz nicht zur Disposition ge-      seln in Konzessionsverträgen für unzuläs-                 tragskund/innen zu zahlen ist. Die höhere
stellt werden darf. Der Referentenentwurf       sig erklärt, die eine Unterstützung der Ge-               Konzessionsabgabe Gas für Tarifkund/in-
geht also davon aus, dass mit einem diskri-     meinden bei der Aufstellung von Energie-                  nen darf hingegen nur vom Grundversor-
minierungsfreien Wettbewerb um die Kon-         konzepten vorsehen. Dies sei ein Verstoß                  ger erhoben werden.
zessionen dem Wohl der Allgemeinheit am         gegen das Nebenleistungsverbot im Sinne                   Dadurch sinkt im Bereich der Haushalts-
besten gedient sei.                             von § 3 KAV und könne zur Nichtigkeit des                 kund/innen seit Jahren das Aufkommen der
Sollte insoweit ein Misstrauen durchschim-      gesamten Konzessionsvertrages führen. Im                  Konzessionsabgabe im Gasbereich, wenn es
mern, die Kommunen hätten bei Inhouse-          Ergebnis hat diese Rechtsprechung eine er-                zu einem Wechsel zu einem Versorger, der
Vergabe nur das eigene finanzielle Wohl und     hebliche Einschränkung der kommunalen                     nicht der örtliche Grundversorger ist,
nicht die Bedürfnisse der Endkunden und         Gestaltungs- und Organisationsfreiheit zur                kommt. Dann muss lediglich die geringere
-kundinnen im Auge, ist dem entgegenzu-         Folge und verschärft die Unsicherheit, wie                Konzessionsabgabe für Sondervertrags-
halten, dass die Städte und Gemeinden seit      eine Konzessionsvergabe rechtssicher aus-                 kund/innen gezahlt werden. Im Strombe-
Jahrzehnten - auch im leitungsgebundenen        gestaltet werden kann.                                    reich gibt es dagegen eine gesetzliche Men-
Bereich - zum Wohl der Bevölkerung sowie in     In Anbetracht der Energiewende und des                    gengrenze, bis zu der die Lieferungen kon-
hochwertiger Form mit großer Versorgungs-       gesamtgesellschaftlichen Konsens, den An-                 zessionsabgabenrechtlich stets als Liefe-
sicherheit die für ein Gemeinwesen erforder-    teil erneuerbarer Energien auszubauen so-                 rungen an Tarifkund/innen behandelt wer-
lichen Grunddienstleistungen Wasserversor-      wie ressourcen- und klimaschonend und                     den. Eine entsprechende Regelung ist auch
gung, Abwasserbehandlung, Abfallentsor-         energieeffizient zu agieren, ist nicht nach-              für den Gasbereich erforderlich.          b
gung, ÖPNV und Ähnliches bereitstellen.
                                                BUCHTIPP

Nachprüfungsverfahren Nach den vor-                              DIE GESCHICHTE NORDRHEIN-WESTFALENS
geschlagenen Regelungen haben sich die
beteiligten Parteien des Konzessionsverga-                 v. Ulrich Kröll, 17,9 x 24,9 cm, 622 S., zahlrei-
beverfahrens - die Kommune und der/die                     che Abbild., 34 Euro, agenda Verlag Münster,
Bietende - wegen möglicher Verfahrensfeh-                  ISBN 3-89688-518-0
ler auseinanderzusetzen, sofern der/die un-                Dieses Werk ist, wie man sich alle Geschichts-
terlegene Bewerber/in mit Blick auf die Fris-              bücher wünscht: verständlich geschrieben,
ten nicht präkludiert - sprich: ausgeschlos-               reich bebildert und in viele Themenbausteine
sen - ist. Dabei wird den Kommunen das                     gegliedert. Chronologie dient eher als locke-
Nachprüfungsverfahren selbst auferlegt.                    re Klammer. Besonders zu loben ist der An-
Dies ist kritisch zu sehen, da es nicht der                satz, sich nicht auf die kurze Geschichte des
Verfahrensbeschleunigung dient, sondern                    Landes NRW zu beschränken, sondern den
die rechtliche Auseinandersetzung auf ei-                  geografischen Raum des Landes von den An-
nen späteren Zeitpunkt verlagert.                          fängen der Überlieferung an abzudecken.
Aus diesem Grund sollte das Nachprüfungs-                  Die mitunter komplizierte politische Ord-
verfahren entsprechend der §§ 104 ff. des                  nung vergangener Jahrhunderte wird dabei
Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkun-                     gut verständlich gemacht. Man merkt dem
gen (GWB) wie im allgemeinen Vergabe-                      Buch an, dass der Autor Dr. Ulrich Kröll frü-
recht durch unabhängige Instanzen durch-                   her als Geschichtsdidaktiker an der Univer-
geführt werden. Zuständig sind die Verga-                  sität Münster tätig war.
bekammern in erster Instanz oder das Ober-

8   STÄDTE- UND GEMEINDERAT 1-2/2016
61-2 online mitteilungenMit den - Energiemarkt - Kommunen in NRW
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61-2 online mitteilungenMit den - Energiemarkt - Kommunen in NRW
FOTOS (3): GSW GEMEINSCHAFTSSTADTWERKE KAMEN, BÖNEN, BERGKAMEN
     kein
     Ruhekissen

▲ Die GSW Gemeinschaftsstadtwerke sind seit mehr als 20 Jahren als Energieversorger für Kamen, Bönen und Bergkamen tätig

Energiewende erfolgreich nur mit Stadtwerken
Durch die rasante Entwicklung der erneuerbaren Energien und die                                      die Volkswirtschaft überlebenswichtige Ver-
                                                                                                     sorgungssicherheit.
Anforderungen der Energiewende entsteht Modernisierungsdruck                                         Seit Jahren sinkt allerdings der Preis, zu dem
für kommunale Unternehmen, was aber auch Chancen eröffnet                                            die Kilowattstunde Strom an der Strombör-
                                                                                                     se gehandelt wird. Die Förderung der erneu-
                                                                                                     erbaren Energien ist in vielerlei Hinsicht ei-

D     ie Stadtwerke - und damit die sie tra-
      genden Kommunen - stehen heute
vor besonderen Herausforderungen. Der
                                                  und Planungssicherheit. Konkret werden
                                                  vor allem bessere Rahmenbedingungen für
                                                  bereits getätigte und künftige Investitionen
                                                                                                     ne Erfolgsgeschichte. Ihre Auswirkungen
                                                                                                     auf viele Kraftwerke bisweilen nicht: Wäh-
                                                                                                     rend im Jahr 2010 der Verkauf einer Mega-
europäische und der deutsche Gesetzgeber          gefordert.                                         wattstunde Strom noch rund 60 Euro erziel-
machen zahlreiche Vorgaben, die sich auf                                                             te, ist der Preis derzeit auf weniger als 35
den wirtschaftlichen Erfolg der Stadtwerke        Investitionen in Gefahr Insbesondere               Euro gefallen. Damit kann man moderne
und ihr Geschäftsmodell zum Teil gravie-          kommunale Investitionen in moderne und             Kraftwerke nicht mehr wirtschaftlich be-
rend auswirken.                                   effiziente Kraftwerke rentieren sich unter         treiben.
In Deutschland sind dies vor allem Vorga-         den derzeitigen Rahmenbedingungen kaum             Die wirtschaftliche Lage vieler kommunaler
ben zur weiteren Ausgestaltung der Ener-          noch. Dabei werden in Zukunft gerade diese         Unternehmen in ganz Deutschland hat sich
giewende: ein neues nationales Marktde-           flexiblen Anlagen benötigt. Denn sie ergän-        aufgrund dieser Problemstellung in den
sign, die Novelle des Kraft-Wärme-Koppe-          zen die fluktuierende Erzeugung aus erneu-         zurückliegenden zwei Jahren zunehmend
lungs-Gesetzes, der Regelungsvorschlag zur        erbaren Energien und gewährleisten die für         verschlechtert. Dies betrifft auch die Stadt
Einsparung von weiteren 22 Millionen Ton-                                                            Bergkamen und ihre 1995 mit den Nachbar-
nen CO2 durch die konventionelle Erzeu-                                  DER AUTOR                   kommunen Kamen und Bönen gegründeten
gung, Regelungsvorschläge zur Steigerung                                                             Gemeinschaftsstadtwerke GSW Kamen-Bö-
der Energieeffizienz sowie die Novelle der                                                           nen-Bergkamen. Das in Hamm-Westfalen
                                                                         Roland Schäfer ist
Anreizregulierungsverordnung im Bereich                                                              2007 als bundesweit erstes Gemeinschafts-
                                                                         Bürgermeister der
der Energieverteilnetze.                                                                             kraftwerk ans Netz gegangene hochmoder-
                                                                         Stadt Bergkamen
Um den neuen Herausforderungen gerecht                                                               ne Gas- und Dampfkraftwerk der Trianel, an
zu werden, benötigen kommunale Unter-                                                                dem die Stadt Bergkamen durch ihre Ge-
nehmen einen zuverlässigen Rechtsrahmen                                                              meinschaftsstadtwerke mit zehn Millionen

10   STÄDTE- UND GEMEINDERAT 1-2/2016
THEMA ENERGIEMARKT

Euro beteiligt ist, leidet unter starken finan-   tive Umspannwerken der Stadtwerke zu            angebote für die Kunden und Kundinnen.
ziellen Einbußen.                                 den Haushalten und den Gewerbekunden            Abgesehen von den wenigen Großprojek-
                                                  zu leiten. Inzwischen hat jedoch die Anzahl     ten wie den Offshore-Windparks wird sich
Rückstellung nötig Das Kraftwerk war              der dezentralen privaten und professionel-      der Ausbau der erneuerbaren Energien de-
2014 weniger als die Hälfte des Jahres in Be-     len Stromerzeugungsanlagen in den Ver-          zentral vollziehen. Klassische Kraft-Wärme-
trieb. Selbst eine komplette Stilllegung ist      sorgungsgebieten - Photovoltaik, Wind-          Kopplung, Windkrafträder, Photovoltaikan-
zurzeit im Gespräch. In die GSW-Stadtwerk-        kraft und Biomasse - drastisch zugenom-         lagen auf Dächern oder Freiflächen, Geo-
ebilanz musste eine erhebliche Rückstel-          men. Darauf sind die Ortsnetze nicht aus-       thermie sowie die Erzeugung von Strom
lung für drohende Verluste aufgenommen            gelegt.                                         und Wärme auf der Basis von Biomasse be-
werden, die den wirtschaftlichen Erfolg der       Die notwendigen Investitionen zum Um-           deuten kleinere Investitionen, die vielfach
Stadtwerke deutlich gemindert hat.                und Ausbau erfordern freie Mittel der           gerade im ländlichen Bereich getätigt wer-
In anderen Städten haben die Stadtwerke           Stadtwerke, die aber durch die vielfach ver-    den. Stadtwerke sind gemeinsam mit der
bereits ihre von den Kämmereien fest ein-         schlechterte Finanzsituation nur schwer zu      Kommunalpolitik gefordert, um Akzeptanz
geplante Gewinnausschüttung an die                mobilisieren sind. Jedoch nimmt die Bun-        für die Infrastrukturvorhaben zu werben
Kommune gekürzt oder komplett einge-              desnetzagentur bei der Festlegung der           und die Bürger/innen für den neuen Kurs
stellt. In Duisburg, Ulm und Darmstadt            Netzentgelte im Rahmen der Anreizregu-          zu gewinnen.
müssen die Städte ihren Stadtwerken so-           lierung auf dieses - im Rahmen der Energie-
gar mit Kapitalaufstockung in Millionen-          wende zwingend notwendige - Investiti-          Identifikation und Akzeptanz Die ak-
höhe unter die Arme greifen. Damit entste-        onserfordernis kaum Rücksicht.                  tive Teilhabe von Bürgern und Bürgerinnen,
hen nicht nur Verluste und die Gefährdung                                                         aber auch von privaten Akteuren wie Wirt-
von Arbeitsplätzen bei den Unternehmen.           Unternehmerische Chance Anderer-                schaft und Handel kann eine stärkere Iden-
Vielmehr sind damit auch unabsehbare              seits bringt die Energiewende auch neue         tifikation, Akzeptanz und Durchsetzung
Folgen für die beteiligten Kommunen und           Chancen für die kommunalen Stadtwerke.          von Entscheidungen fördern. Hierzu gehö-
deren Haushalte verbunden.                        In Zeiten zunehmenden Wettbewerbs auf           ren auch finanzielle Beteiligungsmodelle,
                                                  den Endkundenmärkten und sinkender              die möglichst viele zu ökonomischen Ge-
Problem Netzausbau Probleme gibt es               Margen in den regulierten Netzen gewinnt        winnern machen. Bürgerwindparks und
auch im Bereich der erneuerbaren Energien         die Entwicklung neuer Geschäftsfelder ent-      Energiegenossenschaften sind dabei ein
und des Netzausbaus. So führt der stocken-        lang der klassischen Wertschöpfung zu-          sinnvoller Ansatz, um die Bürger/innen in
de Ausbau der Höchstspannungsleitungen            nehmend an Bedeutung. Wer erfolgreich           dem Prozess mitzunehmen und zu beteili-
dazu, dass der Strom aus alternativen Ener-       bleiben will, setzt verstärkt auf dezentrale,   gen. Damit kann gleichzeitig das Bewusst-
gien nicht überallhin weitergeleitet und          nachhaltige Erzeugungskonzepte sowie in-        sein für die Themen Energieeinsparung
genutzt werden kann.                              novative und individuelle Dienstleistungs-      und Nachhaltigkeit geschärft werden. Neue
So sind die Gemeinschaftsstadtwerke in
Bergkamen mit einem Leistungsanteil von
fünf Megawatt und einem Investment von
7,45 Mio. Euro an dem Offshore-Windpark
Borkum II vor der Küste der Nordseeinsel
Borkum beteiligt, dessen Inbetriebnahme
sich aufgrund des fehlenden Netzanschlus-
ses um zwei Jahre verzögert hat. Die Scha-
densersatzansprüche gegen die Netzbe-
treiber belaufen sich auf einen mittleren
zweistelligen Millionenbetrag.
Hinzu kommt, dass die Windräder bis zur
Fertigstellung des Netzes mit schadstoffe-
mittierenden Dieselgeneratoren zum Lau-
fen gebracht werden mussten, um Schäden
an der Technik zu verhindern. Das ist sicher-
lich nicht im Interesse einer sauberen, um-
weltfreundlichen Energieversorgung, wie
sie im Rahmen der Energiewende ange-
strebt wird.
                                                                                                                          ◀ Als erstes kommu-
Ortsnetz Engpass Ein weiteres Problem                                                                                     nales Gemeinschafts-
stellt sich für jedes Stadtwerk mit der Not-                                                                              kraftwerk produziert
wendigkeit, die örtlichen Verteilnetze zu er-                                                                             das Trianel Gas- und
tüchtigen. Ursprünglich waren diese als rei-                                                                              Dampfkraftwerk
ne „Einbahnstraße“ konzipiert, um den                                                                                     Hamm-Uentrop seit
Strom von den Erzeugungsanlagen respek-                                                                                   2007 Strom

                                                                                                   STÄDTE- UND GEMEINDERAT 1-2/2016 11
THEMA ENERGIEMARKT

                                                                                                BUCHTIPP
Dienstleistungsangebote erstrecken sich          ligenten Komplettdienstleistungen ange-
von Energieaudits mit Beratung und Infor-        boten werden - von der intelligenten                             MOBILE
mation bis hin zu Energiecontracting und         Stromversorgung über die Mediennut-
Energiemanagement. Interessant sind ins-         zung bis zum E-Mobil oder Sharing-Fahr-                       PARTIZIPATION
besondere Contractingmodelle, bei denen          zeug. Gegenüber den weltweit agierenden
                                                                                                           Wie Bürger mit dem Smartphone
die Anlagen durch die Stadtwerke gebaut          Konzernen haben sie den Vorteil, dass sie
                                                                                                           Stadtplanung mitgestalten, v. Stefan
und im Auftrag der Kund/innen betrieben          aufgrund ihrer kommunalen Verwurze-
                                                                                                           Hoeffken, 15,5 x 24 cm, 213 S., 34
werden.                                          lung und der örtlich bekannten Marke ei-
                                                                                                           Euro, Verlag Dorothea Rohn, Lemgo,
Zunehmend fragen Kunden und Kundinnen            nen Vertrauensvorschuss bei den Kund/in-
                                                                                                           ISBN 3-939486-87-9
auch nach Komplettangeboten - vom Strom-         nen genießen.
tarif bis hin zu nachhaltigen Mobilitätslö-                                                                Mobiles Web, Geo-Lokalisierung und
sungen. Zwar ist Elektromobilität derzeit        Unternehmerisches Handeln Die                             integrierte Sensoren ermöglichen
noch ein Nischenprodukt. Allerdings bietet       kommunalen Stadtwerke werden künftig                      gemeinschaftliche Datenerfassung,
sie über den Mobilitätsaspekt hinaus das Po-     nur erfolgreich sein, wenn sie nicht bei ih-
                                                                                                           spontane Kommunikation sowie neue
                                                                                                           Formen der Planungskommunikation
                                                                                                           und führen zu einer Partizipation un-
                                                                                                           ter veränderten Vorzeichen. Transpa-
                                                                                                           rente Verfahren, frühe Einbeziehung
                                                                                                           der Öffentlichkeit und mehr Möglich-
                                                                                                           keit der Mitsprache werden zuneh-
                                                                                                           mend eingefordert. Zugleich entwi-
                                                                                                           ckelt sich eine Vielzahl so genannter
                                                                                                           Bottom up-Bewegungen, die das In-
                                                                                                           ternet als Ort der Teilhabe und kon-
                                                                                                           struktiven Mitwirkung an Stadtpla-
                                                                                                           nung begreifen und sich auf vielfälti-
                                                                                                           ge Weise einbringen. In der Publika-
                                                                                                           tion werden nach Definition des Phä-
                                                                                                           nomens mobile Partizipation und
                                                                                                           Nennung von Beispielen auch neue
▲ Die Angebote der GSW Gemeinschaftsstadt-       rem klassischen Geschäft stehen bleiben,
werke orientieren sich an den Bedürfnissen der                                                             Entwicklungen und Chancen sowie
                                                 sondern auf ihren Unternehmergeist set-
Kund(inn)en, denen wohnortnah Beratung zur       zen und kreative Antworten auf die aktuel-                Herausforderungen und Hemmnisse
Verfügung steht                                  len Herausforderungen im Energiebereich                   für die Stadtplanung beschrieben.
                                                 entwickeln. Richtschnur sollte bei allem
tenzial zur Weiterentwicklung der Nutzung        Streben nach wirtschaftlichem Erfolg die -
erneuerbarer Energien durch Speicherung          für die Kommunalwirtschaft stets notwen-
und Steuerung des Verbrauchs.                    dige - Orientierung an den Bedürfnissen
                                                 der Bürgerinnen und Bürger sein.
Mehr Kommunikation Stadtwerke ent-               Es ist aber auch der Gesetzgeber gefordert
wickeln zunehmend neue Informations-             - europäisch wie national -, hierfür einen
und Kommunikationstechnologien für               Rechtsrahmen zu schaffen, der das Span-
Netze und innovative Speichertechnolo-           nungsverhältnis zwischen kommunaler
gien wie „smart grids“ und „smart meter“,        Daseinsvorsorge und wirtschaftlichem Er-
um die schwankende Stromerzeugung aus            folg für alle Wettbewerber/innen fair aus-
erneuerbaren Energien besser ausgleichen         tariert. Dazu gehört vor allem, dass die Un-
zu können. Über ein so genanntes Netzma-         ternehmen und ihre kommunalen Eigentü-
nagement können zukünftig unterschiedli-         mer einen sicheren Rechtsrahmen für ihre
che Anlagen wie beispielsweise Kühlhäuser        Investitionen erhalten und kommunales
oder Elektrofahrzeuge als „virtuelle Strom-      Vermögen nicht entwertet wird.
speicher“ genutzt werden, um die Last-           Dies ist eine lohnende Zukunftsinvestition
schwankungen der dezentralen, virtuellen         in Wirtschaft und Gesellschaft. Denn was
Kraftwerke auszugleichen.                        die Kommunalwirtschaft vor Ort schafft,
Als Netzbetreiber und Systemdienstleister        kommt der örtlichen Gemeinschaft, den
können die Stadtwerke zugleich die wichti-       Bürgerinnen und Bürgern zugute. Sie fördert
ge Schnittstelle zu den Kund/innen beset-        damit das Gemeinwohl sowie den Zusam-
zen, über die künftig die smarten und intel-     menhalt in den Städten und Gemeinden. b

12   STÄDTE- UND GEMEINDERAT 1-2/2016
FOTO: ERICH WESTENDARP / PIXELIO.DE
   dreifach
    und teuer

▲ Der Strommarkt der Zukunft wird vor allem aus erneuerbaren Energien wie Wind- und Solarenergie gespeist

                                                                                                      effiziente Kraftwerke wie insbesondere
Das Strommarktgesetz aus Sicht                                                                        Gaskraftwerke, um die letzten Versorgungs-
                                                                                                      lücken zu füllen. Gleichzeitig muss die Ener-

kommunaler Unternehmen                                                                                gieversorgung bezahlbar bleiben.

                                                                                                      Gefahr für Versorgungssicherheit Um
Das Vorhaben der Bundesregierung, Kapazitätsreserven in der                                           diesen Ansprüchen gerecht zu werden,
                                                                                                      brauchen nicht nur kommunale Unterneh-
Stromproduktion allein aus Stromverkauf zu finanzieren, setzt beim                                    men eine kalkulierbare Refinanzierung und
ökologischen Umbau der Energieversorgung falsche Akzente                                              langfristig verlässliche Rahmenbedingun-
                                                                                                      gen. Zentrales Element des vom BMWi favo-
                                                                                                      risierten Strommarktes 2.0 ist das Preissig-

D    as Bundeskabinett hat am 04.11.2015
     mit der Verabschiedung des Strom-
marktgesetzes (StrommarktG) und der Ka-
                                                  nationalen Klimaschutzziele zu erreichen,
                                                  sollen zusätzlich 2,7 Gigawatt Braunkohle-
                                                  kraftwerke stillgelegt und in eine Sicher-
                                                                                                      nal - sprich: die Information an die Verbrau-
                                                                                                      cher/innen, wieviel der Strom im Augen-
                                                                                                      blick kostet. Erzeugungskapazitäten und
pazitätsreserveverordnung (KapResV) das           heitsbereitschaft überführt werden.                 Flexibilitätsoptionen - die Möglichkeit,
Ende einer mehr als zwei Jahre andauern-          Aus Sicht kommunaler Unternehmen be-                rasch die eigene Stromeinspeisung oder
den Diskussion eingeläutet. Während zahl-         steht das Fundament des Strommarktes der            den Stromverbrauch zu ändern - sollen sich
reiche Akteure der Energiewirtschaft - auch       Zukunft aus Erneuerbaren Energien wie               über Preisspitzen refinanzieren.
der VKU - für einen dezentralen Kapazitäts-       Windenergie und Photovoltaik. Speicher              Der VKU sieht hier zahlreiche Probleme.
markt plädierten, hat das Bundeswirt-             oder Lastmanagement gleichen die                    Denn der Strommarkt der Zukunft ist von
schaftsministerium (BMWi) entschieden,            schwankende Einspeisung aus. Zusätzlich             einem steigenden Anteil Erneuerbarer
den Strommarkt zum so genannten Strom-            braucht es aber auch in Zukunft flexible und        Energien mit Grenzkosten nahe Null ge-
markt 2.0 weiterzuentwickeln.                                                                         prägt. Reservekapazitäten wie Flexibilitäts-
Der so genannte Kapazitätsmarkt vergütet                                 DER AUTOR                    optionen und Gaskraftwerke mit höheren
Technologien, die gesicherte Kraftwerksleis-                                                          Grenzkosten werden immer seltener benö-
tung bereitstellen können. Im Strommarkt                                 Michael Wübbels ist          tigt, müssen sich aber weiterhin auf Basis
2.0 müssen sich diese Technologien vor al-                               stellvertretender            der verkauften Kilowattstunde refinanzie-
lem über Preisspitzen refinanzieren. Als                                 Hauptgeschäftsführer         ren.
„Hosenträger zum Gürtel“ wird für die Ver-                               des Verbandes kommu-         Jedoch sind Preisspitzen alles andere als
sorgungssicherheit eine Kapazitätsreserve                                naler Unternehmen            kalkulierbar. Es ist unsicher, wann und wie
von bis zu 4,4 Gigawatt geschaffen. Um die                                                            lange sie entstehen und wie hoch sie aus-

                                                                                                       STÄDTE- UND GEMEINDERAT 1-2/2016 13
Regulierter Teil des Strommarktes wächst                                                                         denen noch nicht abzusehen ist, wie sie in
                                                                                                                  den Markt hineinwirken, steht dieser Be-

                                                                                                 SCHAUBILD: VKU
         Kapazitätsreserve                                                                                        hauptung jedoch diametral entgegen.
         Klimareserve” Sicherheitsbereitschaft
        “                                                                                                         Die Kapazitätsreserve und auch die so ge-
                                                                                                                  nannte Klimareserve entziehen dem Markt
                                                                                                                  Kraftwerke. Allein durch diese Reserven ent-
                                                                                                                  steht ein Sockel von 7,1 Gigawatt Leistung,
                                                                                                                  der dem Markt nicht zur Verfügung steht.
                                                                                                                  Die Kapazitätsreserveverordnung (Ka-
                                                                                                                  pResV) lässt offen, wie das Zusammenspiel
                                                                                                                  der Kapazitätsreserve mit anderen techni-
                                                                                                                  schen Maßnahmen wie etwa der Regel-
                                                                                                                  energie zur Stabilisierung der Netzspan-
                                                                                                                  nung erfolgen soll.

                                                                                                                  Einwirkung auf Marktgeschehen Es
                                                                                                                  ist jedoch davon auszugehen, dass die Ka-
                                                                                                                  pazitätsreserve keinesfalls außerhalb des
                                                                                                                  Marktes steht, sondern in ihn hineinwirkt.
                                                                                                                  Kraftwerke müssen rechtzeitig angefahren
                                                                                                                  werden, damit sie im Notfall einsatzbereit
                                                                                                                  sind. Dabei produzieren diese Anlagen
                                                                                                                  Strom, den sie in das Netz einspeisen. Die
▲ Die Kapazitätsreserve und die so genannte Klimareserve entziehen dem Markt Kraftwerke                           KapResV sieht vor, dass Kraftwerke, die
                                                                                                                  noch im Markt tätig sind, gegebenenfalls
                                                                                                                  abgeregelt werden. Diese Konstruktion er-
 Systemmehrkosten im Vergleich
                                                                                                                  schwert es Marktteilnehmenden, sich auf
                                                                                                                  Preisspitzen und hohe Preise optimal ein-
                                                                                                                  zustellen.
                                                                                                                  Schließlich passt die Kapazitätsreserve
                                                                                                                  nicht in den Strommarkt der Zukunft. Sie ist
                                                                                                                  vor allem für flexible, schnell anfahrbare
                                                                                                                  Anlagen wie Gaskraftwerke geeignet. Nun
                                                                                                                  dürfen Kraftwerke in der Kapazitätsreserve
                                                                                                                  nach den derzeitigen Regeln nicht in den
                                                                                                                  Markt zurückkehren. Aber diese Kraftwerke
                                                                                                                  braucht der Strommarkt der Zukunft. Es ist
                                                                                                                  nicht nachvollziehbar, warum flexible Kraft-
                                                                                               SCHAUBILD: VKU

                                                                                                                  werke dem Markt langfristig entzogen wer-
                                                                                                                  den, während gleichzeitig keine Anreize ge-
                                                                                                                  setzt werden, neue flexible Erzeugungska-
                                                                                                                  pazitäten aufzubauen.
▲ Nach Berechnungen des VKU ist der dezentrale Leistungsmarkt (DLM) im Vergleich zum reformierten
Energy-only-Markt (EOM 2.0) erheblich günstiger                                                                   Kosten steigen Der Strommarkt 2.0 mit
                                                                                                                  der Kapazitätsreserve wird deutlich teurer
fallen. Treten Preisspitzen sehr häufig oder       und hohen Betriebskosten wie Gasturbinen                       als vom BMWi prognostiziert. Das trifft vor
sehr lang auf, ist fraglich, ob die Politik dies   und Dieselaggregate. Ökonomisch nachhal-                       allem private Haushalte sowie kleine und
akzeptiert. Die Festlegung im Energiewirt-         tige und klimafreundliche Technologien wie                     mittlere Unternehmen. Das BMWi hatte
schaftsgesetz (EnWG), Preise regulatorisch         Kraft-Wärme-Kopplung, Speicher oder an-                        Mehrkosten für das System von 80 Mio.
nicht zu beschränken, bietet keine Garan-          dere moderne Kraftwerke haben in diesem                        Euro pro Jahr angenommen.1 Allerdings lie-
tie. Schließlich ist das EnWG nicht das            Markt keine Chance.                                            gen die Mehrkosten für die System- und
Grundgesetz und kann jederzeit geändert            Das Hin und Her um die Kapazitätsreserve                       Versorgungssicherheit mit 345 Mio. Euro
werden.                                            für die Versorgungssicherheit trägt eben-                      pro Jahr schon jetzt weit über dieser Prog-
                                                   falls nicht zu stabilen Rahmenbedingungen                      nose. Dazu kommen jährliche Kosten von
Anreiz zu hohen Betriebskosten Aus                 bei. Das Bundeswirtschaftsministerium hat                      230 Mio. Euro dafür, dass Braunkohlekraft-
Sicht des VKU setzt ein auf Preisspitzen ba-       einen Kapazitätsmechanismus unter ande-                        werke stillgelegt werden.2
sierender Markt - wenn überhaupt - ledig-          rem mit der Begründung abgelehnt, dass er
lich Anreize für schnell abschreibbare Erzeu-      zu regulierungsintensiv und zu komplex sei.                    1 Grünbuch „Ein Strommarkt für die Energiewende“ (2014)

gungskapazitäten mit geringen Fixkosten            Ein Strommarkt 2.0 mit drei Reserven, bei                      2 Strommarktgesetz Kabinettsentwurf

14   STÄDTE- UND GEMEINDERAT 1-2/2016
THEMA ENERGIEMARKT
GLOSSAR
                                                                                                       Die Kosten für fast alle Maßnahmen im
            STROMMARKTDESIGN - KERNBEGRIFFE                                                            Rahmen des Strommarktes 2.0 sollen über
                                                                                                       die Netzentgelte auf die Endkund/innen ab-
          Dezentraler Leistungsmarkt                     Kapazitätsreserve                             gewälzt werden. Dabei profitiert die Indus-
          Konzept des BDEW und des VKU zu einer          Bereithaltung älterer Kraftwerke, die nor-    trie von weit reichenden Ausnahmerege-
          Ausgestaltung des Strommarktes, bei dem        malerweise nicht in Betrieb sind und nur      lungen. Jedoch haben alle Marktteilneh-
          neben dem Strom auch die Bereitstellung        anlaufen, wenn kurzfristig die Stromnach-     menden einen Vorteil von der Versorgungs-
          gesicherter Leistung mittels konventionel-     frage das Angebot übersteigt                  sicherheit. Entsprechend müssten die Kos-
                                                                                                       ten für die Versorgungssicherheit gerecht
          ler Reservekraftwerke vergütet wird
                                                                                                       und gleichmäßig auf alle Marktteilnehmen-
                                                         Klimareserve
                                                                                                       den umgelegt werden.
            Positionspapier:                             Acht Braunkohlekraftwerke im Rheinland,
                                                                                                       Der VKU sieht außerdem einen Wider-
           https://www.bdew.de/                          in Mitteldeutschland und Brandenburg mit
                                                                                                       spruch zu dem Vorgehen, Preissignale un-
           internet.nsf/res/60B01                        einer Kapazität von 2,7 Gigawatt werden
                                                                                                       mittelbar an die Kund/innen weiterzuge-
           CBFB0577416C1257BF                            im Herbst 2016 in Sicherheitsbereitschaft
                                                                                                       ben und auf diese Weise Flexibilisierungs-
           200 3FE4E5/$file/Positi-                      für extreme Wetterlagen umgeschaltet und
                                                                                                       potenzial zu heben. Der staatlich festge-
           onspapier_Ausgestaltung_eines_dezen-          sollen 2020 endgültig stillgelegt werden.
                                                                                                       setzte Preisbestandteil ist schon heute der
           tralen_Leistungsmarkts_180913_final.pdf       Ziel ist die Vermeidung eines Kohlendioxid-
                                                                                                       größte Kostenblock in den Strompreisen
                                                         Ausstoßes von 11 bis 12,5 Mio. Tonnen,        und steigt nochmals mit der Abwälzung
           Video:                                        um dem deutschlandweiten CO2-Reduzie-         fast aller Kosten über die Netzentgelte.
           https://www.rwe-video                         rungsziel von 40 Prozent bis 2020 gegen-
           archiv.com/player/                            über 1990 näherzukommen.                      Versorgungssicherheit fraglich Kurz-
           popup/logo=1&clip=                                                                          fristig funktioniert der Strommarkt 2.0.
           37760957 &titel=                              Netzreserve                                   Langfristig könnten allerdings - so die Ver-
           Animationsfilm% 20dezentraler%20              Kraftwerke in Regionen, die stark vom         mutung des VKU - Risiken für die Versor-
           Leistungsmarkt&h=360&b=640&                   Stromimportabhängig sind (Süddeutsch-         gungssicherheit entstehen. Denn sobald die
           play=auto                                     land), die ähnlich wie Kraftwerke der Kapa-   Überkapazitäten abgebaut und die „low
                                                         zitätsreserve nur bei Bedarf anlaufen und     hanging fruits“ beim Lastmanagement in
          Energy-only-Markt (EOM)                        Strom produzieren                             Gestalt großer Industrieanlagen und Not-
          Vergütung nur der tatsächlich gelieferten                                                    stromaggregate geerntet sind, wird es
          Menge Strom - der derzeitige Zustand am        Preissignal                                   schwierig.
          deutschen Strommarkt                           Die Möglichkeit, dass Strompreise für die     Der Strommarkt 2.0 bietet keine Rahmen-
                                                         Produzierenden und die Endverbrauchen-        bedingungen für Investitionen in eine
          Flexibilitätsoptionen                          den je nach Angebot und Nachfrage             nachhaltige und kosteneffiziente Energie-
          Möglichkeit, die eigene Stromproduktion        schwanken und diese darauf reagieren, in-     versorgung. Die Unternehmen müssen je-
          rasch zu steigern oder zurückzufahren,         dem sie Produktionsanlagen und Geräte         doch mittelfristig Entscheidungen über In-
          oder im Gegenzug den eigenen Stromver-         zu- oder abschalten, um ihre Stromeinnah-     vestitionen treffen, damit langfristig ge-
          brauch rasch zu steigern oder zurückzu-        men respektive -ausgaben zu optimieren        nug gesicherte Leistung verfügbar ist.
          fahren. Ziel ist ein ausgeglichenes Verhält-                                                 Kraftwerke und Erneuerbare Energien-An-
                                                         Preisspitzen                                  lagen wie Windparks können nicht von
          nis von Angebot und Nachfrage.
                                                                                                       heute auf morgen gebaut werden. Sie
                                                         Baustein im Energy-Only-Markt (EOM) 2.0:
                                                                                                       brauchen Vorlauf - nicht nur für den Bau,
          Grenzkosten                                    Zulassung von Preisspitzen von bis zu meh-
                                                                                                       sondern beispielsweise auch für Genehmi-
          Kosten, die durch die Produktion einer zu-     reren Tausend Euro im Stromhandel als An-
                                                                                                       gungen.
          sätzlichen Mengeneinheit eines Produk-         reiz für Investitionen in Erzeugungskapazi-
                                                                                                       Alles in allem ist der Strommarkt 2.0 mit sei-
          tes entstehen. Sind z.B. bei Windkraftanla-    täten
                                                                                                       nen drei Reserven eine teure und unsichere
          gen die Fixkosten etwa für den Bau hoch
                                                                                                       Lösung für die Ziele Versorgungssicherheit
          und die Kosten für den laufenden Betrieb       Strommarkt 2.0
                                                                                                       und Klimaschutz. Der VKU fordert daher ei-
          gering (keine Kraftstoffe erforderlich), ge-   Neugestaltung der Regeln des Strommark-
                                                                                                       nen integrierten Ansatz und hat mit dem de-
          hen die Grenzkosten gegen Null.                tes in Deutschland mit dem Ziel, durch fi-    zentralen Leistungsmarkt ein Marktmodell
                                                         nanzielle Anreize gleichzeitig den Ausbau     entwickelt, das Erzeugungskapazitäten ho-
          Kapazitätsmarkt                                der erneuerbaren Energien zu fördern, die     noriert, die gesicherte Leistung bereitstellen
          Vergütung der Bereitstellung von Stromer-      Stromversorgung zu sichern und möglichst      können. Der dezentrale Leistungsmarkt bie-
          zeugungskapazität (Leistung) mit dem           günstige Preise für die Endverbraucher/in-    tet diesen Technologien einen sicheren Erlös
          Ziel, in Zeiten geringer Wind- und Solar-      nen zu erzielen. Dazu sollen Angebot und      zusätzlich zu jeder verkauften Kilowattstun-
          stromeinspeisung die Spitzenlast zu de-        Nachfrage flexibler werden und sich ver-      de Strom. Am dezentralen Leistungsmarkt
          cken - derzeit nicht Praxis am deutschen       stärkt an der schwankenden Erzeugung aus      können alle Technologien teilnehmen, die
          Strommarkt                                     Wind- und Solarenergie ausrichten.            langfristig gesicherte Leistung bereitzustel-
                                                                                                       len in der Lage sind.                        b

                                                                                                        STÄDTE- UND GEMEINDERAT 1-2/2016 15
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