"abgehoben" Ausgabe 3/2018 - FDP Hombrechtikon

 
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"abgehoben" Ausgabe 3/2018 - FDP Hombrechtikon
Gemeindemagazin für Hombrechtikon und Feldbach   Ausgabe 3/2018

«abgehoben»
"abgehoben" Ausgabe 3/2018 - FDP Hombrechtikon
Praxis für chinesische Medizin
                                                          Bei diesen Beschwerden kann Ihnen
                                                          chinesische Medizin helfen:
                                                          •   Nacken-, Rücken- und Gelenkschmerzen
                                                          •   Migräne, Schwindel und Kopfschmerzen
                                                          •   Schlafstörung, Erschöpfung und Depression
                                                          •   Allergien (Ekzeme, Heuschnupfen)
                                                          •   Magen- und Verdauungsbeschwerden
                                                          •   Menstruations- und Wechseljahrbeschwerden
                                                          •   Folgeschäden von Schlaganfällen
Dr. Wei Zhang, TCM Spezialist                                 und Lähmungen
Im Zentrum 10, 8634 Hombrechtikon, Tel. 055 266 11 88     •   Herz- und Kreislauf-Erkrankungen
Gewerbestr. 9, 8132 Egg b. Zürich, Tel. 043 277 00 06     •   Entwöhnungen (Rauchen, Übergewicht)
Bahnhofstrasse 156, 8620 Wetzikon, Tel. 0435426606        •   Angst/Panikstörungen, Burn-out
info@tcmpraxiszh.ch, www.tcmpraxiszh.ch                   •   Hauterkrankungen (Akne, Neurodermitis,
                                                              Psoriasis)
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                                                          •   Rheumatische Erkrankungen
               GUTSCHEIN                                  •   Stärkung des Immunsystems
     60 Minuten Probebehandlung                           •   Durchblutungsstörungen
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"abgehoben" Ausgabe 3/2018 - FDP Hombrechtikon
EDITORIAL

Liebe Leserin, lieber Leser

Wann haben Sie das letzte Mal so richtig ab­     natürlich unter den lautstarken Zurufen «Flieg
gehoben? Eher ungewollt beim Skifahren im        weit, flieg hoch, hebe ab!». So hoben die far­
Winter oder gewollt beim Musikhören und          bigen Ballone leicht und elegant ab und zeig­
aus Fröhlichkeit? So oder so, ich verbinde       ten ein farbenprächtiges Bild am Himmel, das
abheben mit etwas Positivem, etwas Ausge­        weit aus der Ferne zu sehen war.
fallenem.
                                                 Viele Jugendliche, sei dies in der Schule oder
Dieses Thema, resp. dieses eine Wort, hat        in der Ausbildung, heben sich durch hervor­
viele Facetten – ich kann mich von der brei­     ragende Leistungen – oder leider auch durch
ten Masse durch etwas Spezielles abheben,        das Gegenteil – vom Durchschnitt ab. Einige
ein Pilot hebt beim Start ab, am Bancomaten      versuchen dies mit Äusserlichkeiten wie aus­
hebe ich Geld ab usw. Oder die Ballone, die      gefallener Kleidung, mit farbigen und extra
bei Kindern manchmal ungewollt abheben           frech geschnittenen Frisuren. Wieder andere
und damit Traurigkeit und Tränen auslösen.       mit sportlichen Höchstleistungen, wo sie sich
                                                 durch knallhartes Training vom Durchschnitt
Gerne erinnere ich mich an die Zeit, als mein    abheben und ihr Wettkampfglück suchen.
Sohn jeweils am Ferienplausch mitmachte.
Am Schluss traf man sich, um einige Höhe­        Wir hoffen, Sie können beim Lesen der vorlie­
punkte nochmals Revue passieren zu lassen,       genden Ausgabe so richtig abheben und sich
um die Fröhlichkeit gemeinsam zu fördern         an den Beiträgen erfreuen.
und vor allem, um diese Freude der grossen                                                        Wann sind Sie das
                                                                                                  letzte Mal abgehoben?
Nachbarschaft zu demonstrieren. Jedes Kind       Im Namen des Redaktionsteams
                                                                                                  Bild: Ballonfahrer
hatte mindestens einen Luftballon erhalten,      Rösli Konrad-Menzi                               Messner hebt ab
und alle wurden gleichzeitig losgelassen. Dies                                                    (vgl. Artikel S. 9).

                                                                                                                 Editorial   3
"abgehoben" Ausgabe 3/2018 - FDP Hombrechtikon
INHALTSVERZEICHNIS
Juni-Ausgabe 2018

                       Editorial                          3    Ritterhaus Bubikon                   40
                                                               Operettenbühne Hombrechtikon         41
                       Thema «abgehoben»                  5    Verkehrsverein Hombrechtikon         43
                                                               1.­August­Feier 2018                 43
                       Auf eine Cola mit ...              27   TV Hombrechtikon, Waldfest           45
                                                               MOJUGA Jugendtreff                   46
                       Gemeinde und Schule
                       Der Gemeinderat informiert         31   Dies und Das
                       Veranstaltungskalender             33   Hombrechtiker Chöre: «Hombi singt»   47

                       Politik                                 Wettbewerb                           49
                       FDP                                35
                                                               Notfallnummern/Impressum             50
                       Vereine, Organisationen, Gewerbe
                       Gewerbeverein Hombrechtikon        37
                       Paulina Schotanus Physiotherapie   38
                       KreativWerkstätten                 39

          KO M P E T E N Z Z E N T R U M F Ü R I M M O B I L I E N

                                                                             SEIT
                                                                             1998

                                         anfrage@immohome.ch
                                              044 801 15 15
                                           www.immohome.ch

4   Ährenpost 3/2018
"abgehoben" Ausgabe 3/2018 - FDP Hombrechtikon
ABHEBEN TROTZ ABSTURZ
Walter Nater zog einst die Modellflugzeuge seiner Freundin vor

Gossauer Ried, Winter 1980. Walter Nater,          1:1­Bauplan an der Wand. Die bereits erstell­
ein begnadeter Modellbauer vor dem                 ten Teile liegen zur Weiterarbeit bereit. Nater
Herrn, hat meine Familie und mich ein­             lässt sich in der Regel keine Bausätze, son­
geladen zur «Flugshow». Unsere Kinder              dern lediglich Pläne liefern. Alles, was es sonst
freuen sich, die Modellflieger in Aktion           braucht, kauft er selbst ein und sägt, schnei­
zu sehen. Ihr handwerklich nur durch­              det, klebt und baut den Flieger zusammen.
schnittlich begabter Vater kann ihnen              Angefangen beim kleinsten Hölzchen und
solches nicht bieten.                              Fädchen für die Steuerung bis hin zum kräfti­
                                                   gen Rumpf, der schliesslich den Motor beher­
Walter Nater ist schon im Ried, als wir ankom­     bergen muss. Eine Kiste unter dem Werktisch
men. Zitat: «Da war kein Flugi in der Luft, kein   beherbergt eine Ansammlung von Motoren.
Motorenlärm, und was sahen wir stattdessen:
Ein paar Gestalten liefen über das Feld, Blick
nach unten, konzentriert zur Erde. Kurz bevor      «Ich bleibe bei den Benzinern.
wir angekommen waren, geschah die Katas­
trophe: Walter und sein Kollege hatten treff­      Ich mag den Geruch vom Methanol!»
sicher (das muss man in diesem Fall schon
sagen bei dem vielen Platz am Himmel) ihre
Flugzeugmodelle gegenseitig abgeschossen …         Angetrieben werden die 6,5 ccm kleinen bis
Sie waren zusammengestossen. In wenigen            fast zehnmal so grossen (62 ccm) Triebwerke
Sekunden waren unzählige Bastelstunden             mit Methanol bzw. Benzin. Vom Segelfliegen
in Fetzen geflogen – im wahrsten Sinne des         ist Nater abgekommen. Der Aufwand zum Flie­
Wortes – vom Himmel runtergeflogen, kaputt         gen sei grösser als bei den Motorfliegern. Ent­
natürlich!»                                        weder braucht man einen geeigneten Hang
                                                   (die Risi ob Stäfa wäre ein solcher) oder es
Mehr als zwei Dutzend                              braucht Kollegen, die den Segler zur geeigne­
Modellflieger gebaut                               ten Thermik hochschleppen. Inzwischen sind
Nun, fast 40 Jahre später, kommt mir das zum       auch Elektromotoren bei den Modellfliegern
Thema «abheben» wieder in den Sinn. Ich            stark im Kommen. «Aber ich bleibe bei den
besuche Walter Nater. Längst ist er pensio­        Benzinern. Ich mag den Geruch vom Metha­
niert, aber vom Modellbauen «angefressen»          nol!» Zumal die Elektromotoren nicht gerade
                                                                                                       «Das Basteln fasziniert mich
wie eh und je. Vielleicht noch mehr als früher.    billig sind und nach einer gewissen Anzahl von      mehr als das Fliegen.» Walter
Er erzählt: «Mit 23 Jahren hats mich gepackt.»     Ladungen neue Akkus brauchen.                       Nater im privaten «Hangar».
Ein Arbeitskollege hat ihn infiziert. Fasziniert
von der Präzision, der Genauigkeit, der Viel­
seitigkeit, mit der die Modelle gebaut werden
müssen, hat ihn dieses Hobby nicht mehr
losgelassen. Ausgestattet mit einem hohen
Grad an Fingerfertigkeit und dem räumlichen
Sehvermögen, um Pläne zu lesen und umzu­
setzen, hat Walter Nater mehr als zwei Dut­
zend Modellflieger gebaut. Die meisten sind
noch immer in seinem Besitz. Er gibt zu, dass
sie – manchmal zum Leidwesen seiner Frau –
eigentlich zu viel Raum im Haus einnehmen.
Immerhin reichen die Spannweiten der Flug­
zeuge von 1,60 bis 2,20 Meter …

Lieber die Benziner als Elektromotoren
In seinem «Bastelreich», das zwar klein ist,
aber eher einer professionellen Werkstatt als
einem Hobbyraum gleicht, hängt ein grosser

                                                                                                                         Thema     5
"abgehoben" Ausgabe 3/2018 - FDP Hombrechtikon
«Das Basteln fasziniert mich mehr                 mich fast reut, ihn zu fliegen – vor lauter Angst,
                                als das Fliegen»                                  er könnte abstürzen …» Da kommt ihm inzwi­
                                Ganz billig erscheint mir das Hobby so oder       schen sein Sohn Adrian zur Hilfe. Auch ihn hat
                                so nicht. Mein Gesprächspartner ist aber          die Modellfliegerei gepackt. Er sei sehr ver­
                                überzeugt, dass er mit dem Modellbau im           siert und manchmal wohl auch ein bisschen
                                Leben viel Geld gespart hat. «Als ich anfing      mutiger als der Vater. Adrian wagt dann die
                                zu basteln, bin ich keinen Abend mehr fort­       Jungfernflüge. Und wenn ihm das Modell ab­
                                gegangen. Bis morgens um zwei, drei war ich       stürzt, frage ich Walter Nater. «Pech gehabt,
                                dran. Vorher war im Ausgang schnell viel Geld     dann habe ich was falsch gebaut», antwortet
                                weg.» Und schmunzelnd erzählt er: «Ich hat­       dieser. «Wenn Adrian abstürzt, dann würde ich
                                te mal eine siebenjährige Freundschaft. Wir       sowieso abstürzen.»
                                haben zusammengelebt. Und irgendwann hat
                                                                                  Einmal pro Woche abheben
                                                                                  Vater Nater hält sich à jour. In einer abonnier­
                  «Irgendwann hat mich die Freundin                               ten Fachzeitschrift verfolgt er mit grossem In­
                                                                                  teresse die neuesten Entwicklungen. Zudem
               vor die Entscheidung gestellt: Entweder                            steht er mit seinen Kollegen in der Modell­
                         die Fliegerbastelei oder ich …»                          fluggruppe Gossau (MGG) im Austausch. Bei
                                                                                  gutem Wetter geht er einmal pro Woche aufs
                                                                                  Flugfeld im Gossauer Ried und hebt ab. Mit
                                mich die Freundin vor die Entscheidung ge­        einer Tankfüllung von einem halben bis drei­
                                stellt: Entweder die Fliegerbastelei oder ich …   viertel Liter kann er je nach Flugstil (Vollgas
                                da habe ich mich für die Bastelei entschie­       oder weniger) 20 bis 30 Minuten in der Luft
                                den!» Was aber ist es letztendlich, was ihm       bleiben. Allerdings: Spass mache vor allem
                                seit fast 50 Jahren «den Ärmel reinnimmt»?        das Landen und Starten. Wenn der Vogel mal
                                «Ich muss ganz ehrlich sagen: Faszinieren tut     oben ist, sei die Flugkunst ja nur noch in Gren­
                                mich das Basteln, das Herstellen des Fliegers     zen gefragt. Die Regeln auf dem Flugfeld sind
       Walter Nater zeigt das   fast mehr als das Fliegen selbst! Ich bin dann    streng. Vor dem Fliegen müssen die Stangen
          flugbereite Modell.   so pingelig, gehe so aufs Detail ein, dass es     für die Windfähnchen gesetzt werden. Wenn

6   Ährenpost 3/2018
"abgehoben" Ausgabe 3/2018 - FDP Hombrechtikon
mehr als drei Kameraden in Aktion sind, müs­
sen Panels (Kegel) bei den Wegen aufgestellt
werden, damit die Spaziergänger nicht gefähr­
det sind. Auch nicht bei Absturz.

Von Ehe und Zusammenstössen
Ach ja, apropos Absturz: das Zitat vom Anfang
des Artikels. Man sollte sich ja nicht selbst zi­
tieren, aber es gibt Ausnahmen. Es stammt
von mir. Kurz nach der missglückten Flugshow,
im August 1981, haben Walter Nater und sei­
ne Frau Margrit geheiratet. In meiner Trau­
predigt habe ich dieses Erlebnis aufgenom­
men. Und die Predigt endete so: «Was mich
beeindruckt hat, das war die Gelassenheit und
Ruhe, mit der ihr beide nach den übrig geblie­
benen Teilen gesucht habt. Kein böses Wort,
kein Ärger – ihr habt es einfach hingenommen.
Mein Wunsch: Wenn es in eurer Ehe auch mal
zu Zusammenstössen kommt zwischen euch
beiden, dann bleibt bitte genauso ruhig und
gelassen … Machts dann wie auf dem Feld im
Gossauer Ried: Verbrennt die kaputten Teile
und fangt neu an! Amen.» Die beiden sind
noch heute verheiratet.
                                                                       Herr der Lüfte.
Rolf Bezjak                                                            Walter Nater mit Cockpit.

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8   Ährenpost 3/2018
"abgehoben" Ausgabe 3/2018 - FDP Hombrechtikon
ABHEBEN ZUM SPIEL MIT DEM WIND
Martin Messner, Ballonfahrlehrer und Gordon-Bennett-Cup-Sieger

Im Landgut Rosenberg erfuhr ich von den           Schweiz führte. Grossen Ruhm erwarb er sich
Geschwistern Martin Messner und Char­             durch den tollkühnen Sieg am Gordon­Ben­
lotte Brühwiler­Messner, welche Rolle ihr         nett­Ballon­Wettbewerb 1908 von Berlin aus
Grossvater in der Schweizer Aviatik spiel­        über die Nordsee nach Norwegen (vgl. «Äh­
te und wie der Ballonsport von Feldbach           renpost» 8/2000, QR­Code rechts) und 1909
aus trotz Südanflügen, überbauten Lan­            durch den ersten Alpenflug von St. Moritz nach
deplätzen und der mittlerweile gewalti­           Karlsbad. Im selben Jahr wurde er Komman­           Hier Scannen, um den Artikel
gen Elektronik im Korb ein faszinierendes         dant der Ballonkompanie und organisierte            der «Ährenpost» 8/2000 lesen
Abenteuer bleibt.                                 das erfolgreiche Gordon­Bennett­Rennen ab           zu können.
                                                  Zürich. Aber worin liegt der Reiz des Ballonfah­
Nur an einem Sonntag sei ein Termin mit Mar­      rens? «Es ist das Abenteuerliche, die Ungewiss­
tin Messner, Ballonfahrlehrer des Ballonsport­    heit, wohin der Wind einen tragen wird, das
Clubs Emil Messner, möglich, beschied mir
dessen Schwester Charlotte Brühwiler­Mess­
ner, und auch dieser musste zugunsten eines       «Das Schweben in der dritten Dimension
nächsten drängenden vorverlegt werden. Ein
vielbeschäftigter Mann! Im Zimmer der Luft­
                                                  ist ein fantastisches Gefühl!»
fahrt­Bibliothek auf dem Landgut Rosenberg
werde ich von beiden empfangen.
                                                  geschickte Spiel mit dem Wind. Kurzum, das
Des Grossvaters Ruhm                              Schweben in der dritten Dimension ist ein fan­
Als sein Grossvater Emil Messner im Alter von     tastisches Gefühl!», erklärt mir der Enkel in der
37 Jahren 1912 durch die Heirat mit Elisabeth     Aviatik­Bibliothek auf dem Rosenberg, und sei­
Bleuler in das vom Feldbacher Bierbrauer Hür­     ne Augen leuchten in den Sonntagnachmittag.
limann 1835 für dessen Gattin Verena Bleuler
erbaute Landgut Rosenberg einzog, war Emil        Gas­ und Heissluftballone
Messner nicht nur – wie man damals sagte –        Die Gebrüder Montgolfier, die 1783 nach ei­
«ein Mann mit Schnauz», sondern auch der          nem Flugexperiment in Versailles mit «Ham­          Die Geschwister Charlotte
Held der Schweizer Luftfahrt. Der Sohn eines      mel, Ente und Hahn» vom König Ludwig XVI.           Brühwiler­Messner und
aus dem Vorarlberg eingewanderten Protes­         die Erlaubnis bekamen, am 21. November              Martin Messner vor einem
                                                                                                      französischen Schaubild,
tanten schloss am Technikum Winterthur sein       1783 den Versuch mit Menschen zu wieder­
                                                                                                      das die Ballontechnik
Studium als Giesserei­Ingenieur ab und führte     holen, nutzten erhitzte Luft – da sie glaubten,     um 1835, das Baujahr
1911–32 die Schweizer Metallwerke Selve &         der Rauch sei entscheidend, verwendeten sie         des Rosenbergs, erklärt.
Co. in Thun. In die Geschichte aber ging er als
früher Förderer des Einsatzes der Gasballone
als Beobachtungsplattform in der Schweizer
Armee ein. «Ballone spielten 1870 bei der
Belagerung von Paris zum Lufttransport von
Briefen und Meldungen aus der Stadt erst­
mals eine militärisch herausragende Rolle»,
erklärt Martin Messner. So wurde Emil Mess­
ner nach Paris entsandt, um die militärische
Luftschiffertechnik von Grund auf zu studie­
ren, und regte darauf in einem Bericht an den
Bundesrat die Bildung von schweizerischen
Ballontruppen an. 1897 begann die schwei­
zerische Ballongruppe (noch im Rahmen der
Genietruppen) ihre Aktivitäten in Bern. 1900
fand die erste Rekrutenschule der nun selbst­
ständigen Ballontruppen statt. 1902 ist Emil
Messner unter den Gründern des Schweizer
Aéro­Clubs, der alle Aviatik­Aktivitäten in der

                                                                                                                       Thema      9
"abgehoben" Ausgabe 3/2018 - FDP Hombrechtikon
Martin Messner. Achtzig Prozent der Fahrten
                                                                                      werden heute aber von Heissluftballonen mit
                                                                                      Gasbrennern durchgeführt. Hier erübrigt sich
                                                                                      das Mitführen von Ballast, da die Flughöhe
                                                                                      über den Brenner reguliert werden kann. Die
                                                                                      hohe Flexibilität der Heissluftballone, die fast
                                                                                      überall starten können, hat ihre Beliebtheit
                                                                                      stark gesteigert.

                                                                                      Gordon­Bennett­Sieg 1984 in Zürich
                                                                                      und der Cup 2018 in Bern
                                                                                      Im Jahr 1984 siegte auch Martin Messner in ei­
                                                                                      ner Korbschaft mit Karl Spenger am von Zürich
                                                                                      aus gestarteten Gordon­Bennett­Cup. Auf die­
                                                                                      sen Sieg angesprochen meint Martin Messner:
                                                                                      «Es war mein erster grosser Event­Sieg, und
                                                                                      die Taktik spielte dabei eine grosse Rolle. Ein
                                                                                      Wind aus Osten trug das Feld der Ballonfah­
                                                                                      rer gegen Spanien/Frankreich. Wir erreichten
                                                                                      Höhen von bis zu 6000 Metern, wo die Sauer­
                                                                                      stoffmaske zum Einsatz kommt. Damals gab
                                                                                      es noch kein GPS, keinen Bordcomputer und
                                                                                      keine detaillierten Meteodaten und auch kein
                                                                                      Satellitentelefon. Wir gewannen, weil wir die
                                                                                      Nerven hatten, erst in allerletzter Minute auf
                                                                                      einem Strand der Atlantikküste bei Bordeaux
                                                                                      aufzusetzen.» Da 2016 – wie schon 2015 –
                                                                                      die Schweizer Korbschaft Kurt Frieden/Pascal
                                                                                      Witprächtiger obsiegte, wird der Gordon­Ben­
                                   Brennmaterial, das stark rauchte – als Auf­        nett­Cup dieses Jahr von Bern aus ausgetra­
Major Emil Messner (in dunk­
 ler Uniform vorne rechts auf      triebsmittel und erfanden so die Ballonfahrt       gen. «Gestartet wird auf der Allmend bei Bern,
 dem Korb stehend) im Grup­        mit dem Heissluftballon. Im selben Jahr hatte      wo die Wiege der Schweizer Luftfahrt steht.
 penfoto der Montagegruppe         aber schon am 27. August vom Pariser Mars­         Dort übten die ersten Militärballone, und auch
   1914–1918 mit den beiden
welschen Hilfsdienstlern Jean
                                   feld Jacques Alexandre César Charles einen mit     die Luftwaffe startete 1914 von dort aus mit
     Félix (links auf der Stange   Wasserstoffgas gefüllten Seidenballon aufstei­     ihren ersten Kampffliegern. Ausserdem haben
stehend) und Zwillingsbruder       gen lassen, der neun Kilo zu heben vermochte       wir neben der Korbschaft Frieden/Witprächti­
   Auguste Piccard (rechts auf     und vom Wind in 45 Minuten in das Dorf Go­         ger auch ein welsches Team, das zu grossen
          der Stange stehend).
                                   nesse getragen wurde. So heisst der Heissluft­     Hoffnungen Anlass gibt», freut sich der Feld­
                                   ballon französisch noch heute «Montgolfière»,      bacher Ballonpilot. «Heute ist bedingt durch
                                   der Gasballon «Charlière». Neben Wasserstoff       die Digitalisierung der Bordcomputer die Bal­
                                   findet auch Helium Verwendung in der Ballon­       lonwettfahrt etwas ganz anderes geworden»,
                                   fahrt. Beim seit 1906 erstmals durchgeführten      erklärt mir Martin Messner. «Es brauchte fast
                                   Gordon­Bennett­Rennen treten Gasballone in         drei Jahre, bis ich von der alten Navigation mit
                                                                                      Karte und Kompass zur heutigen mit Bord­
                                                                                      computer­unterstützten Wettfahrt­Navigation
  «Wir erreichten Höhen von bis zu 6000 Metern,                                       umgelernt hatte. Heutige Ballonfahrer brau­
                                                                                      chen kaum mehr Landkarten, dafür wird es
  wo die Sauerstoffmaske zum Einsatz kommt.»                                          immer wichtiger, auch im Korb guten IT­Sup­
                                                                                      port und Navigator zu haben.» Und sehr wich­
                                                                                      tig sind im Team die «Nachfahrer», die dem
                                   einer Distanzwettfahrt gegeneinander an. Ein       Ballon mit dem Auto und Anhänger dorthin
                                   solcher Gasballon von 1000 m3 führt 600 bis        folgen, wohin der Wind jenen trägt. «Da ist es
                                   700 Kilo Sand oder Wasser mit. Mit dem Ge­         wichtig, die gleiche Sprache zu sprechen, da­
                                   wicht von Korb, Ballonhülle und den beiden Pi­     mit man sich über Funk effizient verständigen
                                   loten werden so 1000 Kilo erreicht. Als Faust­     kann», erläutert Martin Messner.
                                   regel gilt: Für jedes Kilo Gewicht braucht es
                                   einen Kubikmeter Gas. «Eine Gasballonfahrt         Ein Hobby für jedermann?
                                   dauert in der Regel sechs bis acht Stunden, im     Die Ausbildung zum Ballonpilot sei ähnlich
                                   Extremfall aber auch bis zu drei Tagen», erklärt   teuer wie jene zur Erlangung des gewöhnli­

10 Ährenpost 3/2018
chen Pilotenbrevets. Einen Betrag in Franken      Temperaturschwankungen des Gases über
                                                                                                    Startvorbereitungen einer
wollen die Geschwister Messner bewusst nicht      Nacht ausgeglichen werden. Bertrand Piccard,      Gruppe Heissluftballone auf
nennen, denn jeder Fall sei wieder anders ge­     der im Wettlauf mit verschiedenen Konkurren­      der Seewies.
lagert. Die Theorie lernt der Anwärter in Kur­    ten stand, bereitete sich über zwanzig Jahre in
sen im Winter bis zum Monat Mai, und die          minutiösen Teilschritten auf die Weltumrun­
Praxis erwirbt er in den Ballonsport­Vereinen.    dung vor, die ihm kurz vor der Jahrtausend­
«Wenn man es seriös angeht, verstreicht min­      wende dann auch gelang.»
destens ein Jahr, bis man Erfahrungen in allen
Witterungsbedingungen gesammelt hat», sind
sie sich einig und betonen: «Wir sind bemüht,     «In Hombrechtikon finden sich noch
die Jugend kostengünstig nachzuziehen, und
suchen auch Begleiter und Nachfahrer, die be­
                                                  viele Kulturlandflächen, auf denen der
reit sind, die Piloten am Boden zu verfolgen.»    Ballonfahrer landen kann.»
Durch das Flugregime der Südanflüge auf den
Flughafen Zürich sei es nahezu unmöglich ge­
worden, vom Pfannenstiel aus zu starten. Von      Zum Abschluss geben mir die Geschwister
Wetzikon oder Gossau aus gehe es noch. Und        eine Ballonfahrer­Anekdote, die Max Planzer
wie präsentiert sich Hombrechtikon aus der        (Planzer Transporte) erlebt und meisterlich
Luft? «Feldbach präsentiert sich prächtig mit     erzählt habe, mit auf den Weg: Er habe ein­
den vielen freien Grünflächen. Ein sehr schö­     mal am Morgen einen Bauernhof ziemlich tief
ner Ort ist – auch von oben betrachtet – der      überflogen, just als der Bauer – in jeder Hand
Lützelsee, und die Kirche Hombrechtikon ist       eine volle Milchkanne – vor den Stall trat. Man
eine weitherum sichtbare Erscheinung. Über­       habe dem Bauern zugerufen. Dieser schaut
haupt finden sich in Hombrechtikon noch viele     sich um, sieht niemanden. Wie er endlich nach
Kulturlandflächen, auf denen der Ballonfahrer     oben blickt und den Ballon gewahrt, lässt er
landen kann.»                                     die beiden Kannen blitzartig fallen, rennt ins
                                                  Wohnhaus und erscheint binnen Sekunden
Bertrand Piccards «Jahrhundert­                   mit einer dutzendköpfigen Kinderschar wie­
Abenteuer»                                        der auf dem milchüberströmten Hofplatz, um
Ich möchte eine Einschätzung zur 1999 von         diese des einzigartigen Schauspiels teilhaftig
                                                                                                    Luftschiff in den Zwanziger­
Bertrand Piccard durchgeführten Weltum­           werden zu lassen.
                                                                                                    jahren bei der Zwischen­
rundung im Ballon hören. «Bertrand Piccard                                                          landung auf der Seewies vor
und ich kennen uns von Kindsbeinen an, denn       Giorgio Girardet                                  dem Rosenberg.
schon mein Grossvater lernte während des
Aktivdienstes in der Ballonkompanie die Zwil­
linge Auguste und Jean Félix kennen, die ihm
als Hilfsdienstler zugeteilt waren. Und sie ka­
men erneut in Kontakt miteinander, als es in
den Dreissigerjahren um deren Höhenrekorde
in den Stratosphären­Ballonen ging», erklärt
mir der Feldbacher Luftschiffer. «Bertrand Pic­
card bediente sich eines mit Helium gefüllten
Gasballons, der einen kleinen Heissluftballon
samt Brenner in sich schliesst, so können die

                                                                                                                      Thema       11
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                                                                                                      mb re ch ti
                                                                                         8 6 3 4 Ho
                                                                         a ss   e 5 9A |
                                                          E ic h tals tr

                                                           KREATIVITÄT
                                                       IN IHRER
                                                  Workshops
                                              für Kinder und
                                                              VIELFALT
                                                   Erwachsene                     ERLEBEN
                                      Drucktechniken // Papierschöpfen mit Naturmaterialien // Ton-
                                      arbeiten // Japanische Buchbindetechniken // 3-D-Papiercollagen //
                                      Malkurse für Männer // Arbeiten mit Holz // Pulp-Art
                                                                                              und anderes mehr . . .

                                      Infos über aktuelle Workshops unter: www.kreativwerkstaetten.ch

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                                 8634 Hombrechtikon

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                                                           Telefon +41 44 986 35 00 | Fax +41 44 986 35 36
                                                           E-Mail info@fo-fotorotar.ch | www.fo-fotorotar.ch

12 Ährenpost 3/2018
SILBER FÜR HOMBRECHTIKER SCHWARZBIER
Fritz Ledermann hebt mit seinem Drachenbier ab

Fritz Ledermann lebt in Hombrechtikon,           Denn der Hobbybrauer liess in einem seriö­
ist 58 Jahre alt, arbeitet als Pöstler – und     sen Wettbewerb in der Kategorie «Schwarz­
braut nebenbei Bier bei sich zu Hause.           bier» fast 300 Konkurrenten hinter sich. Die
Das ist so gut, dass er bei den Schweizer­       Mehrzahl der Teilnehmer bestand aus profes­
meisterschaften unter 300 Teilnehmern            sionellen Brauern. Doch Ledermann, der seit
die Silbermedaille gewonnen hat. Da              44 Jahren hauptberuflich als Pöstler arbeitet,
stellt man sich die Frage: Warum ist der         gewann die Silbermedaille. Ursprünglich woll­
Hobbybrauer so erfolgreich?                      te er nicht einmal teilnehmen. «Dann haben
                                                 meine Freunde 300 Franken für die Start­Ga­
Vor dem Haus schwebt der Geruch von Malz
und Hopfen. Knapp ein halbes Dutzend Ha­
rasse sind gestapelt, bepackt mit leeren und     «Eigentlich trinke ich lieber Wein.»
vollen Flaschen. Spätestens beim Betreten
der Stube wird klar: Hier lebt ein Bierbrauer.
Der ganze Raum ist gefüllt. Bierkrüge aus der    ge gesammelt, mir in die Hand gedrückt und
Schweiz, Deutschland und Osteuropa in allen      gesagt: Nimm mit deinem Schwarzbier teil.» Er
Formen und Grössen, Glasuntersetzer in un­       nahm teil – und nun hängt die Auszeichnung
terschiedlichen Farben, Flaschenöffner­Mag­      an seiner Stubenwand. Für den 58­Jährigen
nete, ein bayrischer Hut – und dann dieses       ist das Diplom eine Bestätigung: «Es bedeutet,
Diplom mit der silbernen Zwei drauf, schön       dass ich sauber arbeite. Dass ich alles, was ich
eingerahmt und exponiert neben dem Kühl­         gelernt habe, umsetzen kann.»
schrank hängend. Bierbrauer Fritz Ledermann
ist stolz auf dieses Diplom. Seine Augen glän­   Die Notiz des verstorbenen Vaters
zen, wenn er es in seiner Stube neben der        und Lehrmeisters
Brauerei anschaut und darüber redet.             Seit 21 Jahren ist er in der Brauerei tätig. Ge­
                                                 lernt hat er jedoch nicht aus Lehrbüchern.
«Nimm mit deinem Schwarzbier teil»               «Mein Vater hat mich unter seine Fittiche ge­
Im vergangenen Jahr hat sich der Hombrechti­     nommen», sagt er und blickt auf dessen Foto,
ker bei einem schweizweiten Wettbewerb von       das zwischen Diplomen und Gruppenfotos
der Masse abgehoben und die Silbermedaille       hängt. «Er war früher Käsermeister, hat dann
für sein Schwarzbier – auf der Etikette steht    aber 1992 mit der Bierbrauerei ein neues
Drachenbier – gewonnen. Eine Sensation.          Hobby gefunden.» Irgendwann habe er sich

                                                                                                    Kein Zweifel: Hier muss
                                                                                                    ein Bierbrauer leben.

                                                                                                                      Thema 13
dann selber dafür interessiert und vom Va­         lässt. Je nach Sorte fügt er Hefe hinzu. Nach
 Fritz Ledermann präsentiert
  sein Diplom, seine Frau das   ter alles gelernt. Ledermann erinnert sich: «Er    mindestens zehn Tagen ist das Bier zum Ab­
  preisgekrönte Schwarzbier.    war streng. Jeder Sud, also der Vorgang, wenn      füllen bereit. Der Hombrechtiker spezialisiert
                                man Bier braut, wurde kontrolliert, protokol­      sich beim Brauen auf vier Sorten: helles Bier,
                                liert. Dann, irgendwann bei Sud 183, hat er auf    dunkelblondes Amber, Rauchbier sowie sein
                                mein Protokoll geschrieben: Meisterleistung.»      berüchtigtes Schwarzbier.
                                Ledermann hat diese Notiz erst nach dem
                                Tod seines Vaters, der 2005 verstorben ist,        Goldgrube oder knallhartes Geschäft?
                                gesehen. Es sei eine intensive Zeit gewesen,       Sein Bier vertreibt Ledermann in drei ört­
                                meint der Pöstler. «Obwohl er streng war, hat      lichen Beizen: bei der Gamstenbeiz in Feld­
                                er immer wieder neue Ideen gebracht. Nur so        bach, in der Lützelsee­Besenbeiz Hasel sowie
                                                                                   in der Badi am Lützelsee. «Sonst verkaufe
                                                                                   ich privat.» Drei Franken verlange er pro Fla­
                  «Heute hat jeder das Gefühl, er könnte                           sche, «den Rest trinke ich selber.» Ihm gehe
                                                                                   es sowieso nicht ums Finanzielle, es sei ja
                       in das Biergeschäft einsteigen.»                            lediglich eine passionierte Nebenbeschäfti­
                                                                                   gung. Ledermann fügt aber hinzu: «Wenn du
                                                                                   das hauptberuflich machen willst, dann wird
                                habe ich gelernt, mein Handwerk zu verste­         das ein knallhartes Geschäft. Heute hat jeder
                                hen und richtig zu machen.» Die Silbermedail­      das Gefühl, er könnte in das Biergeschäft ein­
                                le verdankt er auch seinem Vater. «Wir haben       steigen.» Und so sei in den vergangenen Jah­
                                nie nach Schema gebraut. Wir wurden zwar           ren ein regelrechter Boom entstanden. Der
                                oft dafür belächelt, aber am Ende ist Handge­      Blick auf die Statistiken der eidgenössischen
                                machtes doch viel besser als alles, was aus der    Zollverwaltung gibt Ledermann recht. Waren
                                Maschine kommt.» 1048 Sude hat er bisher           es vor 28 Jahren noch 32 Brauereien in der
                                gemacht.                                           Schweiz, wurden im vergangenen Jahr 869 in
                                                                                   der Liste des Bunds aufgeführt. Die Anzahl hat
                                Sud                                                sich im Vergleich zu 2013 mehr als verdoppelt.
                                Ein Sud verläuft wie folgt: Zuerst werden 18 Ki­   Ledermann kennt die Gründe: «Nach der Jahr­
                                logramm unterschiedlicher Sorten Malz – dies       hundertwende haben sich immer mehr Politi­
                                ist abhängig von der Biersorte – mit 45 Liter      ker in die Branche eingebracht, haben begon­
                                Wasser zwei bis drei Stunden erwärmt, dann         nen, kleinere Brauereien zu fördern und sie
                                mit Hopfen vermischt und gekocht. Danach           für Werbung zu subventionieren. Die Branche
                                kommt die Flüssigkeit in den Keller, wo sie        galt als Goldgrube. So wird heute um jeden
                                Ledermann unter kalten Temperaturen gären          Liter gekämpft.»

14 Ährenpost 3/2018
Der Brauerei­Boom in der Schweiz

                                                                                                          869
  900

                                                                                                    753
  720
                                                                                              623

  540                                                                                   483
                                                                                  409
                                                                            385
                                                                      345
  360                                                           322
                                                          275
                                                    246
                                              220
                                        175                                                                     In den vergangenen
  180                             154
                             81
                                                                                                                28 Jahren ist die Anzahl
         62   60   42                                                                                           Brauereien in der Schweiz
                        32
                                                                                                                enorm angestiegen. Quelle:
    0
        1962 1970 1980 1990 2000 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017               datawrapper/Eidgenössische
                                                                                                                Zollverwaltung.

Inspiration bei anderen Brauern                           schmückt er dann seine Brauerei­Stube. «Ich
und Kulturen                                              habe hier Krüge, die sind bis zu 200 Jahre alt
Ledermann weiss, warum das Bier die Men­                  und bis zu 500 Euro teuer.» Er gibt aber zu:
schen so fasziniert. «Durch die ganze Ge­                 «Eigentlich trinke ich lieber Wein.» Aber immer
schichte hindurch hat sich die Bedeutung
des Biers immer wieder verändert.» Früher
bei den Ägyptern sei Bier wichtiger als Wein              «Wir haben nie nach Schema gebraut.»
gewesen, dann wurde das Gerstengetränk
jedoch zum Arbeitergetränk und somit auch
billiger. «Heute ist es vor allem in Deutschland,         wenn er seine Krüge anschaut, stellt er sich die
insbesondere in Bayern, ein Nationalgetränk.»             Frage: «Hat je ein anderes alkoholisches Ge­
Der 58­Jährige denkt noch nicht ans Aufhören.             tränk eine solch enorme Vielseitigkeit, sprich
Er ist viel in Deutschland und auch sonst in              so viele verschiedene Krüge und Gläser wie
der Welt unterwegs, lässt sich von anderen                Bier?»
Brauern belehren und inspirieren. Und nimmt
ab und an auch ein Mitbringsel mit. Mit diesen            Nicola Ryser

                                                                                                                «Ich habe hier Krüge,
                                                                                                                die sind bis zu 200 Jahre alt.»

                                                                                                                                   Thema 15
Stefan Sulzer      Dr. Marion Tobler                 Eugen Gossauer Rainer Odermatt   Daniel Wenger                Simone Keller-Schenk                 Rolf Huber
  RPK                RPK                               Gemeinderat    Gemeindepräsident Gemeinderat                  Schulpflege                           Schulpräsident

  Unser gewähltes Team für die Amtsdauer 2018 – 2022
  Ihr Vertrauen verpflichtet uns das Beste für Hombrechtikon zu geben
                                                                                                                         Wir machen Hombrechtikon

                                                                 ten
                                                      umlichkei
                                            Ideale Räf-, Fir messen,
                                             für Tau nfeiern…
                                               Familie nntags!
                                                 auch so

            ZU TISCH MIT GOETHE                                                      DER NISSAN MICRA.
             «… der mitunter etwas Schlechtes schrieb, aber nie etwas
                                Schlechtes ass.»        Franz Grillparzer
                                                                                     TECHNOLOGISCH VORAUS. MIT
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                          Schwein, Strauss, Reh, Hirsch
                                    (je nach Saison)
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                                                                                     Top-Bonus Fr. 1500.– und Stock-Bonus Fr. 1500.–), Preis Fr. 19 390.–. Ø aller verkauften Neu-
                                                                                     wagen in der Schweiz: 133 g/km. Angebot ist gültig bei allen an der Aktion teilnehmenden
               Tischreservierungen nehmen wir gerne entgegen                         NISSAN Partnern bis 31.05.2018 oder bis auf Widerruf. Stock-Bonus ist nur gültig auf sofort
                                 Öffnungszeiten                                      verfügbare Fahrzeuge.
                   Dienstag bis Samstag ab 11Uhr | ab 18 Uhr
                   Sonntag und Montag auf Anfrage geöffnet                           Feldhof-Garage AG
                Restaurant Alte Krone | Goethestrasse 12 | Stäfa
          Tel. 044 926 40 10 | Fax 044 926 40 05 | www.altekrone.ch                  Lindenstrasse 3 • 8707 Uetikon am See
                    Ihre Gastgeber Familie Eberharter                                Tel.: 044 920 40 39 • www.feldhofgarage.ch

16 Ährenpost 3/2018
ZUM KIRCHTURMSPITZ – OHNE ABZUHEBEN
Göpf Schaufelberger, Hombrechtiker Spengler: 94 Jahre bodenständig

Die Reformierte Kirchgemeinde muss                Eisenwarenhandlung führte, geschenkt hatte,
2018 das Kirchturmdach erneuern las­              beschloss mein Vater, mich nach Stäfa in die
sen, und so wurde mit einer Hebebüh­              Spenglerei Schiess in die Lehre zu geben. Das
ne Spenglermeister Göpf Schaufelberger            väterliche Gwerb übernahm der acht Jahre äl­
wieder zum Güggel hinaufgehoben, dem              tere Bruder. So begann ich am 25. April 1940
er 1964 erstmals in einer Art begegnete,          meine Lehre in Stäfa, das ich sommers per
die heute jedem SUVA­Beauftragten den             Velo und des Winters zu Fuss oder auf den
Schlaf raubte. Vom blechernen Güggel              Ski erreichte.» Wie erinnert er sich an jenen
und dessen Brustdurchschuss blickt Gott­          Moment, als ein Angriff der Deutschen unmit­
fried Schaufelberger auf ein erfülltes Be­        telbar erwartet wurde? «Der Lehrmeister war
rufsleben zurück, das mit dem Zweiten
Weltkrieg begann.
                                                  «So wurde meine Lehrzeit der Beginn meiner
Reformierte bleiben am Boden. Während die
Katholische Kirche über den Gebeinen Petri        ‹beruflichen Selbstständigkeit›.»
die 130 Meter hohe Kuppel des Petersdoms
errichtete, in welcher in Riesenlettern auf La­
teinisch steht: «Du bist Petrus und auf diesen    kränklich, und sein einziger Angestellter wurde
Felsen werde ich meine Kirche bauen», setzen      zum Dienst eingezogen. Ein Neffe musste die
Reformierte auf ihre Kirchtürme einen Turm­       Führung des Geschäfts während des Kriegs
hahn, «als Zierrat und Wetterfahn», und erin­     übernehmen, der dann aber verunfallte und         Gottfried «Göpf»
nern damit an des in Rom begrabenen Apo­          auch ausfiel. So wurde meine Lehrzeit der Be­     Schaufelberger 2018 mit
stels schwächste Stunde («Wahrlich ich sage       ginn meiner ‹beruflichen Selbstständigkeit›.      Helm und Gstältli gänzlich
                                                                                                    SUVA­konform beim Güggel.
dir: In dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst   Ich durfte bei der Meistersfamilie zu Mittag
                                                                                                    Und 1964 beim Aufstieg
du mich dreimal verleugnen»). «Man hat mich       essen und sah die Frauen ab und zu bei Tisch      über drei Leitern in den
mit einem Gstälti gesichert und an der Hebe­      weinen, weil sie in ihrer Lage oft weder ein      «Adlerhorst».
bühne festgemacht», berichtet mir schmun­
zelnd der vitale hochbetagte Handwerker, den
ich in der Stube seines «Stöckli», der Alters­
wohnung über der Spenglerei Schaufelberger,
die er 1994 seinem Sohn René übergeben hat,
treffe. Wie das Wiedersehen mit dem «Güggel»
war? «Es hat mich natürlich sehr gefreut, dass
man an mich gedacht hat und mich eingela­
den hat, mich mit der Hebebühne nochmals
auf die Kirchturmspitze hieven zu lassen», ant­
wortet Gottfried Schaufelberger und fügt an:
«Und besonders freute mich, wie der Güggel
sich auf dem 1964 von mir gerichteten und
gefetteten Kugellager noch einwandfrei nach
dem Wind dreht.»

Lehr­ und Kriegsbeginn
«Von Berufen hatte ich als Ütziker Klein­
bauernbub keine Ahnung. Sonntags ging
ein Familienmitglied ins Dorf z Predigt und
werktags ging man nur ins Dorf, wenn man
einen Schreiner, Glaser, Metzger oder Dach­
decker brauchte», berichtet Gottfried Schau­
felberger von seiner Berufsfindung, «Weil ich
als Bub viel Zeit mit dem Meccano­Baukas­
ten verbrachte, den mir der Götti, der eine

                                                                                                                    Thema 17
Schiessübungen auf der Allmend und dem
                                                                                   Albisgüetli. Am Ende der Rekrutenschule
                                                                                   wurden wir gleich für den Aktivdienst verei­
                                                                                   digt. Der Krieg neigte sich dem Ende zu. Vor
                                                                                   Weihnachten 1944 entliess man meine Einheit
                                                                                   aus dem Aktivdienst. Der 8. Mai 1945, als von
                                                                                   den Kirchtürmen die Friedensglocken läute­
                                                                                   ten, war für mich ein gewöhnlicher Arbeitstag.
                                                                                   Die grosse Erleichterung über das Kriegsende
                                                                                   aber war überall fühlbar. Je ein Jahr war ich
                                                                                   als Spengler in Meilen, in Birsfelden und in
                                                                                   Chur angestellt. Nach dem Krieg erwarteten
                                                                                   alle einen Preisrückgang bei den während
                                                                                   des Kriegs stets knappen und überteuerten
                                                                                   Rohstoffen, und die Bauherren schoben den
                                   noch aus wussten. Ich hingegen war jung         Start ihrer Projekte hinaus. Es gab 1948 zwei
     Gottfried Schaufelberger
mit seinem Schach­Computer:        und unbelastet. Man hörte damals im Dorf        Wochen, in denen ich nicht einen einzigen
      «Keiner der elf Enkel will   von Reichen munkeln, die sich am 10. Mai        Wasserhahn zu reparieren hatte. Dann kam
  gegen mich Schach spielen,       in die Innerschweiz abgesetzt hätten, aber      1950 bis 1953 der Koreakrieg und die Roh­
        da ich meist gewinne.»
                                   Konkretes wusste man nicht. Schon 1939, in      stoffpreise zogen erneut an. Da Messing oder
                                   der dritten Sek, waren wir Schüler als Hirten   Bronze kaum mehr erhältlich war, wurden
                                   rekrutiert worden, die im Ernstfall die Kühe    Wasserhähne aus Aluminium fabriziert. Acht
                                   der Oberländer Bauern über den Seedamm          Jahre war ich bei einer Spenglerei in Baar als
                                   in die sichere Innerschweiz hätten treiben      Geschäftsführer angestellt, in dieser Zeit zog
                                   sollen. Einmal wurden wir in dieser Funktion    dann die Baukonjunktur nach 1953 mächtig
                                   inspiziert und mussten gutes Schuhwerk und      an.» Im Mai 1956 kam Göpf Schaufelberger mit
                                   einen Rucksack für Regenschutz und Proviant     seiner Frau nach Hombrechtikon: «Am Freitag
                                   vorzeigen. Die Keller wurden mit Balken abge­   machte ich die Autoprüfung, am Samstag wur­
                                   stützt und zu Luftschutzkellern umgerüstet.     de der Hausrat gezügelt, am Montag war Ar­
                                   Unter dem Kommando von Gottfried Schärer        beitsbeginn in Hombrechtikon», erinnert sich
                                   und mit Kaminfeger Widmann, der auch in der     der Spengler an seine Existenzgründung im
                                   Musik Tambour war, als Trommler, wurden die     Dorf seiner Kindheit: «Die Bauwirtschaft lief da
                                   in Hombrechtikon verbliebenen alten Männer      wie geschmiert, und ich hatte die ersten Mo­
                                   auf dem Schulhausplatz zur ‹Ortswehr› ver­      nate alle Hände voll zu tun, Restanzen – kleine
                                   eidigt. Da Männer knapp waren, wurde ich        Reparaturen – zu erledigen, für welche meine
  Der von Gottfried Schaufel­
    berger1940 mit der Foto­       schon als Lehrling dem Ütziker Löschzug der     ausgelasteten Kollegen keine Zeit fanden.»
  kamera festgehaltene Rück­       Feuerwehr Hombrechtikon zugeteilt.»
marsch der frisch vereidigten                                                      1964: Schulfrei für Turmkugelinhalt
Ortswehr Hombrechtikon. An
                                   Aktivdienst und Kriegsende                      «Als es 1964 um den Kirchturm ging, war
   der Spitze führte Gottfried
 Schärer, als Trommler wirkte      «Nach dem Lehrabschluss 1944 folgte gleich      ich schon acht Jahre im Dorf tätig und vier­
       Kaminfeger Widmann.         die Mitrailleur­Rekrutenschule in Zürich mit    facher Vater. Darum munkelte man gar, ein
                                                                                   Altmeister, der sich übergangen fühlte, hätte
                                                                                   sich dahingehend geäussert, es sei fahrlässig,
                                                                                   einen vierfachen Vater einer solchen Gefahr
                                                                                   auszusetzten. Die Firma Schärer Gerüstbau
                                                                                   aus Zürich montierte den ‹Adlerhorst› auf
                                                                                   der Kirchturmspitze, den ich vom Bauge­
                                                                                   rüst aus, das bis zur Turmuhr reichte, über
                                                                                   mehrere Leitern erreichte, deren letzte gar
                                                                                   überhängend angebracht war. Von dort aus
                                                                                   konnte ich mich über eine doppelte Seilwin­
                                                                                   de in einem Kistchen Rund um den Turm in
                                                                                   alle Richtungen abseilen und wieder hochzie­
                                                                                   hen, um die losen Bleche der Turmbedeckung
                                                                                   wieder festzunageln.» Da der Herr Pfarrer in
                                                                                   der Kugel des Turms ein Dokument aus der
                                                                                   Bauzeit der Kirche vermutete, hatten am Tag,
                                                                                   als Gottfried Schaufelberger das erste Mal
                                                                                   die Turmspitze erklomm, alle Schüler schul­

18 Ährenpost 3/2018
frei erhalten. «Natürlich habe ich den Aufstieg
und die Entfernung der Kugel schon am Tag
zuvor geprobt, denn ich wollte mich vor der
versammelten Schülerschaft nicht blamieren.
Als ich dann oben auf der Turmspitze war und
die Blechkugel unter dem Turmhahn leer fand,
meldete ich das dem Pfarrer, der meinte nur:
‹Das macht nichts, die Schüler haben auch
so Freude an einem schulfreien Tag›.» In die
Kugel wurde 1964 dann ein Zeitdokument
eingepackt. «Möglicherweise hat die eine Ge­
wehrkugel, welche nach 1964 die Turmkugel
durchschlug, das Dokument beschädigt», mut­
masste Gottfried Schaufelberger bei unserem
Gespräch.
                                                   auf die beiden Söhne über, die ihn auch ergrif­
                                                                                                     Das Gerüst und die
Handwerk hat goldenen Boden                        fen, aber nicht im väterlichen Betrieb lernten.   Arbeitssituation des
Wie hat sich die Spenglerei in seiner Zeit ge­     «Allen Jungen Menschen empfehle ich, einen        Spenglermeisters an der
wandelt, will ich wissen. «In meiner Lehrzeit      handwerklichen Beruf zu ergreifen.» Denn          Kirchturmspitze anno 1964.
und noch lange danach gab es kaum Halbfab­         schön sei es, auf dem Sonntagsspaziergang
rikate im Handel, und so war der Spengler im       durchs Dorf sich dessen zu freuen, was man
Winterhalbjahr in der Werkstatt damit beschäf­     unter der Woche mit eigenen Händen geschaf­
tigt, für die Bausaison auf Vorrat Dachkänel,      fen habe. Und seine schönste Spenglerarbeit?
Rinnenhaken, Ofen­ und Fallrohre zu biegen,        «Diese Frage habe ich mir eine ganze Weile hin
zu falzen und zusammenzulöten. Heute wer­          und her überlegt. Aber es war eindeutig die
den alle diese Teile fertig geliefert und müssen   Kupferblech­Arbeit des grossen Kreuzes der
auf dem Bau lediglich montiert werden. Nur         katholischen Kirche St. Niklaus in Hombrechti­
noch Einfassungen sind auf Mass aus einem          kon.» Unter anderem auch die Einfassung des
Blech oder Rollenblech zuzuschneiden und           grossen Kreuzes auf dem Turm.
zusammenzulöten.» Die Begeisterung von
Gottfried Schaufelberger für den Beruf ging        Giorgio Girardet

Sanierung der reformierten Kirche Hombrechtikon: Warum die reformierte Kirche im Sommer eingerüstet sein wird

Die Reformierte Kirchgemeinde hat CHF 640 000.– im               gende, teils vergraute und verschimmelte Holzdachschalung
laufenden Budget für die Arbeiten an der Kirche ein­             ersetzen zu können. Die Zierelemente wie Wetterhahn, Zier­
gestellt. Der leitende Architekt Paul Kern erklärt der           kugeln und die kunstvollen Wasserspeier werden sorgfältig
«Ährenpost», was im Rahmen der ersten Etappe diesen              demontiert, restauriert, teils neu vergoldet und in neuem
Sommer an der Kirche erneuert wird.                              Glanz wieder montiert.

Herr Kern, was für Arbeiten werden an der                        Welche Arbeiten sind an der Turmuhr beschlossen?
reformierten Kirche vorgenommen?                                 Die blauen Zifferblätter mit schwarzer Umrandung sowie die
Die Fassaden von Kirche und Turm werden gereinigt und neu        goldenen Zeiger und Ziffern werden ebenfalls sorgfältig de­
gestrichen. Die Vierungen, Bänke und Einfassungen aus Sand­      montiert und für die Wiedermontage fachmännisch restau­
stein werden ausgebessert und repariert. Die bisherige Farb­     riert. Anschliessend an die Kirchensanierung wird dann die
gestaltung der Kirche wird beibehalten. Im Glockenstuhl und      verwitterte Friedhofmauer mit den Sandsteinabdeckungen
im Turmhelm herrscht mangels Luftzirkulation ein feuchtes        gefällig saniert.
Klima. Das Kondenswasser hat zu Insekten­ und Oberflächen­
pilzbefall geführt. Im Lauf der Jahre wurden aus unbekannten     In welche Richtung gehen die Auflagen
Gründen konstruktive Holzteile teils beschädigt, teils sogar     der Denkmalpflege?
entfernt. Solche «Sündenfälle» werden korrigiert und wieder      Die Denkmalpflege legt grossen Wert darauf, die bestehen­
instand gestellt.                                                de Bausubstanz möglichst in der ursprünglichen Form zu
                                                                 erhalten und nur wo zwingend nötig Ersatzmassnahmen
Was wird an der Turmspitze erneuert?                             vorzunehmen. Dies entspricht auch den Vorstellungen der
Beim Turmhelm über dem Glockenstuhl mit rund 21 m bis zur        Bauherrschaft. Unsere reformierte Kirche wird das Dorf nach
Turmspitze werden die bestehenden Kupferschindelbänder           Abschluss der Sanierung in gewohntem Erscheinungsbild,
zur Wiederverwendung sauber entfernt, um die darunterlie­        aber in neuem Glanz überstrahlen.

                                                                                                                      Thema 19
n     e
                         n                                                                    au         o ne träg
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                                                                                                 o va nau
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20 Ährenpost 3/2018
INS BERUFSLEBEN ABHEBEN
Berufswahltag der 2. Oberstufenklassen in Hombrechtikon

«Nicht für das Leben, für die Schule ler­         der Gestaltung auf die Leinwand. Im Gespräch
nen wir!», hat der Philosoph Seneca seine         werden weitere Fragen geklärt, nicht zuletzt,
Kritik an den Schulen Athens zusammen­            wie man überhaupt an Adressen von Firmen
gefasst. Ins Gegenteil verkehrt (!) kursiert      mit offenen Lehrstellen kommt. Vertieft wird
bei uns dieses Sprichwort. Nicht selten           die Information zum Bewerbungsprozess
am Eingang zu Schulhäusern. Wenn diese            durch das Modul Bewerbungsgespräch.
Behauptung für einmal stimmt, dann ge­            Fachleute, die in ihrem Berufsleben gewohnt
wiss am Berufswahltag der 2. Oberstufen­          sind, solche Interviews zu führen, stellen das
klassen in Hombrechtikon.                         Gespräch authentisch nach. Mit den Unterla­
                                                  gen des Gegenübers vor sich, stellen sie ihre
Die Schülerinnen und Schüler erleben an die­      Fragen: «Was kannst du besonders gut? Was
sem Projekttag im April 2018 ganz konkret,
was es heisst, ins Berufsleben abzuheben.
Diese neue Welt erwartet sie in gut einem         «Der Berufswahltag lebt von der Bereitschaft
Jahr. Aufgeteilt in sechs Gruppen zu je zwölf     vieler Erwachsener, jungen Menschen
Teilnehmern durchlaufen die zukünftigen Be­
rufsleute am Berufswahltag sechs verschiede­      beim Abheben in den Berufsalltag einen
ne Module.                                        guten Start zu ermöglichen.»
Von Erfahrenen lernen
So können sie Auszubildenden, die noch vor        sind deine Schwächen? Warum willst du aus­
zwei Jahren die gleichen Schulbänke in Hom­       gerechnet in unserer Firma eine Ausbildung
brechtikon gedrückt haben wie sie selbst heu­     machen?» Und die Profis geben anschliessend
te, Fragen zu ihren Erfahrungen in der Lehre      direkt eine Rückmeldung: Wie war das Auftre­
(Modul 1) stellen. Zwei junge Frauen auf dem      ten («Es gibt nur eine Chance, einen ersten
Weg zur Fachangestellten Gesundheit (FaGe),       Eindruck zu machen …»), vom Händedruck,
eine KV­Lehrtochter und ein Gärtnerlehrling       über die Offenheit und die Antworten im Ge­
geben bereitwillig Auskunft. Was anders sei       spräch bis hin zur Kleidung. Ich bin sicher: Kein
als in der Schule? «Ich muss früher aufstehen,    Schüler geht aus einem solchen Gespräch,
habe einen längeren Arbeitsweg, bin nicht in      ohne etwas gelernt zu haben.
einer Klasse, sondern auf mich alleine gestellt
und muss den ganzen Tag arbeiten – von sie­       Sicherheit erlangen durch Vorbereitung
ben Uhr morgens bis halb sechs am Abend.»         Eine Binsenweisheit und doch nicht für jeden        Letzte Instruktionen an Eltern,
Ein grosser Unterschied aber sei natürlich        selbstverständlich: Vorbereitung führt zum          Experten und Lehrer.
das Geld, das man in der Lehre verdiene. Und
worauf man besonders achten müsse? «Man
muss gegenüber den Kunden oder Patienten
immer den Respekt wahren, muss in jeder
Situation anständig bleiben.» Ich bin sicher:
Würden diese Hinweise von Erwachsenen mit­
geteilt, hätten sie bei den Schülerinnen und
Schülern nicht die Hälfte an Wirkung wie bei
dieser Begegnung unter fast Gleichaltrigen.

Wie bewerbe ich mich?
Das Modul Bewerbungsunterlagen ist vom
Inhalt her weniger aufs Gespräch als vielmehr
auf die Darstellung von schriftlichen Beispie­
len angelegt. Angefangen beim Deckblatt
über die Formulierung der Bewerbung und
das Motivationsschreiben – der Beamer wirft
im Grossformat verschiedene Möglichkeiten

                                                                                                                        Thema 21
Erfolg. Das Modul arbeitet mit Videoclips, die    Fauxpas leistet, bietet die Grundlage für die
         Gute Vorbereitung
          führt zum Erfolg.   anschaulich aufzeigen, wie wichtig die Vorbe­     Schülerinnen und Schüler, diese Fehler zu ent­
                              reitung für Kontakte mit Firmen ist. Ungeplant    decken, zu besprechen und (hoffentlich) nie
                              laufen die Gespräche und Telefonkontakte          selbst zu machen. Der Baustein Telefonge-
                              schnell ins Leere. Schlecht für den, der ein      spräch simuliert die Anfrage nach einer Lehr­
                              Anliegen hat und es nicht in geeigneter Weise     stelle. Wie im «richtigen Leben» ruft der Ju­
                              anbringt. Unterhaltsam und doch so wichtig:       gendliche an, ohne zu wissen, wer am anderen
                              ein Videoclip, der das Thema Auftrittskom-        Ende der Leitung abnimmt. Mütter und Väter
                              petenz begleitet. Ein Gespräch, in dem der        stellen sich als «Personalverantwortliche» zur
                              Stellenbewerber sich nahezu jeden möglichen       Verfügung und bringen mit ihren Fragen das
                                                                                jugendliche Gegenüber nicht selten in Verle­
Reaktionen von Schülern                                                         genheit. Gut, das geübt zu haben! Auch hier
                                                                                erfolgt die Rückmeldung umgehend – von der
Queriane                                                                        Leiterin des Moduls wie auch von den Kolle­
«Ich finde es toll, dass unsere Schule auf solch eine gute Idee gekommen        ginnen und Kollegen, die mitgehört haben.
ist und sich die Eltern so aktiv daran beteiligt haben. Dank dem Projekttag
bin ich jetzt viel besser vorbereitet für Telefongespräche, für Bewerbungen     Impuls des «Berufsforums»
schreiben und auch für die passende Kleidung. Das persönliche Bewer­            Organisiert wird dieser Projekttag, der bereits
bungsgespräch sowie auch das Telefongespräch fand ich am besten, da mir         seit zehn Jahren angeboten wird, vom «Berufs­
bewusst wurde, welche Merkpunkte ich einhalten muss. Ich finde, dass auch       forum» des Elternrats Schule Hombrechtikon.
andere Schulen einen solchen Projekttag anbieten sollten, damit auch diese      Seit 2010 wird das Team von Thomas Rupp
Jugendlichen optimal vorbereitet und sicher sind.»                              geleitet, seine Nachfolge hat nun Daniel Gwer­
                                                                                der angetreten. Die wichtige Verbindung zur
Marc                                                                            Schule stellt Carol Delmée Eberhard her, die
«Am Projekttag konnten wir Schüler/innen der zweiten Sek Hombrechtikon          als Fachlehrperson die entscheidenden Kon­
sechs Module besuchen. Dabei lernten wir viel dazu, konnten aber auch           takte hat. 20 (!) Seiten professionell und ins
bereits Erlerntes praktisch anwenden. So übten wir richtig zu telefonieren,     Detail aufgearbeitete Unterlagen für diesen
und jeder konnte ein individuelles Bewerbungsgespräch führen. Ich denke,        Tag habe ich vor mir liegen. Dahinter stehen
dass ich jetzt für ein Bewerbungsgespräch perfekt vorbereitet bin. Mir hat      Kompetenz und viel Herzblut. Beim Besuch
es auch gefallen, dass alles so professionell gemacht und auf die kleinsten     des Projekttages wurde für mich deutlich: Der
Details geachtet wurde. Ich denke, es wäre gut, wenn man den Berufswahl­        Berufswahltag lebt von der Bereitschaft vieler
tag weiterführt.»                                                               Erwachsener, jungen Menschen beim Abhe­
                                                                                ben in den Berufsalltag einen guten Start zu
Silvan                                                                          ermöglichen. Der Impuls kommt vom Berufs­
«Ich fand den Berufswahltag sehr hilfreich und eine gute Vorbereitung für die   forum, mitgetragen wird er mit Überzeugung
kommende Lehrstellensuche. Das Hilfreichste war für mich das individuelle       von Schulleitung, Lehrern und Eltern. Ihnen
Bewerbungsgespräch. Ich bekam viele hilfreiche Tipps und es fühlte sich         allen gebührt nicht nur ein grosses Kompli­
wirklich wie in einem richtigen Bewerbungsgespräch an. Es hat mir auch          ment, sondern auch ein ausdrücklicher Dank:
gefallen, dass alles so professionell gemacht wurde und auf die kleinsten       Genau so lernt man fürs Leben und nicht für
Details geachtet wurde. Ich fände es gut, wenn man den Berufswahltag            die Schule …
weiterführt.»
                                                                                Rolf Bezjak

22 Ährenpost 3/2018
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