Amt und Gemeinde - Evangelische Kirche in Österreich
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Amt und Gemeinde 68. Jahrgang, Heft 1, 2018 € 6, – Das Jahr 2017 und die Evangelischen Kirchen in Österreich Evangelisch Kirche sein. 500 Jahre Reformation Grundsatzpapier der Evangelischen Kirchen in Österreich 5 2017 – 500 Jahre Reformation. Rückblick und Ausblick Michael Bünker / Charlotte Matthias 12 Luther und Wien Sibylle Lewitscharoff 33 Nachdenken über 500 Jahre Reformation Alexander Van der Bellen 40 Wiederherstellung – Erneuerung – Veränderung. Die Reformation in ihren historischen Zusammenhängen und langfristigen Impulsen Irene Dingel 43 *** Die Wirklichkeit der Erlösung Ulrich H. J. Körtner 55 Und weitere Beiträge Evangelischer Presseverband Herausgeber: Bischof Michael Bünker
INHALT Editorial ............................................................................................. 5 Michael Bünker / Karl W. Schwarz *** Das Jahr 2017 und die Evangelischen Kirchen in Österreich Evangelisch Kirche sein. 500 Jahre Reformation .............................. 7 Grundsatzpapier der Evangelischen Kirchen in Österreich 2017 – 500 Jahre Reformation. Rückblick und Ausblick ................... 12 Michael Bünker und Charlotte Matthias *** Reformationsempfang 2017 – Festakt am 24.10.2017 Ansprache beim Empfang im Bundeskanzleramt ............................ 27 Michal Bünker Grußwort des Kardinals ..................................................................... 30 Christoph Schönborn Luther und Wien ................................................................................ 33 Festvortrag von Sibylle Lewitscharoff Nachdenken über 500 Jahre Reformation ........................................ 40 Grußwort des Bundespräsidenten der Republik Österreich Alexander Van der Bellen ***
Symposium „Europa semper reformanda“ Wiederherstellung – Erneuerung – Veränderung. Die Reformation in ihren historischen Zusammenhängen Irene Dingel ......................................................................................... 43 *** Dogmatik Die Wirklichkeit der Erlösung. Bemerkungen und Hinweise zu meinem Lehrbuch der Dogmatik. Ulrich H. J. Körtner .............................................................................. 55 *** Anhang Autor*innen ........................................................................................ 65 Impressum ......................................................................................... 66
D A S J A H R 2 0 1 7 U N D D I E E VA N G E L I S C H E N K I R C H E N I N Ö S T E R R E I C H Editorial 2017 und 500 Jahre Reforma- tion waren für die evange- lischen Kirchen ein besonderes Geschenk. war eine der erfolgreichsten, die im Wien- Museum zu sehen waren. Dieses Jahr zählt zu den besonderen Wir haben uns an den reformatorischen Ereignissen der Öffentlichkeitsarbeit. Aufbruch erinnert und dankbar erkannt, Noch nie wurde so viel über unsere Kir- was uns an Einsichten und Impulsen nicht che, über Geschichte und Gegenwart des nur in der Kirche, sondern in der ganzen Protestantismus in diesem Land geschrie- Gesellschaft durch die Reformation ge- ben und geredet, diskutiert und gestritten. geben ist. Wir konnten das Jubiläums- Noch nie wurde der Protestantismus als jahr zum Anlass nehmen, über unseren kultureller Faktor in einem solchen Aus- Weg in die Zukunft nachzudenken. Wir maß registriert. Und es war auch ein au- haben einmal wirklich groß gefeiert. Es ßerordentliches Jahr für die Ökumene, für war ein großartiges Jahr, das uns von Gott das Miteinander der Kirchen im Horizont geschenkt wurde. der Charta Oecumenica. Es war und ist So könnte man dieses Jahr bilanzie- bemerkenswert, wie sich die Römisch- ren – und aufzählen, wie viele Menschen katholische Kirche in diesem Land mit sich zu Veranstaltungen in diesem Jahr dem Anliegen der Reformation vertraut aufmachten. Geschätzt werden 100.000 – machte. Der Grundwasserspiegel des ge- allein am Wiener Rathausplatz wurden genseitigen Vertrauens ist deutlich gestie- 18.000, beim Reformationsempfang im gen, wie es Kardinal Reinhard Marx auf Goldenen Saal des Musikvereins 1.500 den Punkt brachte. gezählt. Auch aus den anderen Bundes- In diesem Heft von Amt und Gemeinde ländern werden erfreulich hohe Zahlen finden Sie das bereits 2013 veröffentlichte gemeldet: Oberösterreich weist 30.000, Grundsatzpapier „Evangelisch Kirche die Steiermark 25.000 Besucher aus. In sein. 500 Jahre Reformation“, dass die Kärnten war von über 10.000, in Nieder- drei Evangelischen Kirchen in Österreich österreich von 15.000 Besuchern die bereits 2013 veröffentlicht haben. Rede, selbst in Salzburg und Tirol dürften Das vorliegende Heft unternimmt fer- es an die 7.000 gewesen sein. Die Sonder- ner den Versuch, einen Überblick über ausstellung „Brennen für den Glauben“ die Veranstaltungen auf gesamtkirch- Amt und Gemeinde 5
licher Ebene für dieses besondere Jahr Was ursprünglich als Selbstanzeige 2017 zu geben und die Redebeiträge im seines neuen Lehrbuchs der Dogmatik Musikverein Wien (24.10.2017) sowie (Leipzig 2018) gedacht war, ist der in den Festvortrag der Mainzer Reforma diesem Heft abgedruckte Text von Ulrich tionshistorikerin Irene Dingel, den sie Körtner zu einer interessanten Bilanz sei- im Alois-Mock-Saal des Außenministe- ner wissenschaftlichen Bemühungen um riums beim Symposion „Europa semper das weite Feld der Systematischen Theo- reformanda“ (13.10.2017) gehalten hat, logie seit 1994 geraten. Man liest ihn mit zu dokumentieren. großem Respekt vor der enormen literari- Die Berichte aus den Superintenden- schen Kompetenz dieses Theologen, des- zen über ihre vielfältigen Aktivitäten im sen Werk durchaus verdient, mit Gerhard vergangenen Jubiläumsjahr werden wir im Ebeling verglichen zu werden. kommenden Heft von Amt und Gemeinde Die Redaktion von Amt und Gemeinde (2/2018) liefern. wünscht den Leser*innen nicht nur eine be- Alle sind spannend zu lesen, sie bieten reichernde Lektüre, sondern auch wichtige ein erfreuliches Spektrum reformatori- Impulse für die gelingende Weiterarbeit scher Gegenwartsdeutung. an den angerissenen Fragen und Themen. Michael Bünker / Karl W. Schwarz 6 Amt und Gemeinde
D A S J A H R 2 0 1 7 U N D D I E E VA N G E L I S C H E N K I R C H E N I N Ö S T E R R E I C H Evangelisch Kirche sein 500 Jahre Reformation Endfassung eines Grundsatzpapieres der drei Evangelischen Kirchen in Österreich aus dem Jahr 2013. I. Ein Ereignis von weltge- gesellschaftlicher und geistiger Aufbruch schichtlicher Bedeutung mit weltweiter Ausstrahlung bis heute. Die von ihr ausgehenden Impulse und 1 prägenden Veränderungen erstrecken sich auf alle Lebensbereiche, auf Politik und Die Reformation ist ein Ereignis von welt- Wirtschaft, auf das soziale und private Le- geschichtlicher Bedeutung. Im Kern ging ben, auf Kunst, Wissenschaft und Kultur. es um eine neue befreiende Erfahrung des Evangeliums von Jesus Christus, wie es in 2 der Bibel bezeugt ist. Sie führte zu einer neuen Bestimmung des Verhältnisses des Wir erinnern uns an den 31. Oktober 1517 Menschen zu Gott, zu sich selbst, zu den und Martin Luthers 95 Thesen gegen den Mitmenschen und zur Welt. Die Reforma- Ablass. Mit dem Beginn der Reformation tion beschränkte sich nicht allein auf das in Wittenberg wurde ein umfassender, eu- Bemühen, die Kirche von Grund auf zu ropaweiter Reformprozess in Kirche und erneuern, sondern sie war ein kirchlich- Gesellschaft gebündelt. Dieser Reform- Amt und Gemeinde 7
prozess hatte bereits davor begonnen, II. Die Aktualität der dafür stehen exemplarisch Petrus Valdes reformatorischen im 13. Jahrhundert und Jan Hus, der am Glaubensbotschaft 6. Juli 1415 am Konzil von Konstanz (1414–1418) verbrannt wurde. Die Refor- 4 mation hat verschiedene Ausprägungen er- fahren, die mit den Namen Martin Luther, Das Reformationsjubiläum beschränkt Ulrich Zwingli, Johannes Calvin und vieler sich nicht auf eine Rückschau. Im Zen- weiterer Männer und Frauen verbunden trum steht die Frage nach den zentralen sind und sich letztlich in der Bildung un- Inhalten der reformatorischen Glaubens- terschiedlicher Konfessionen (lutherisch, botschaft und ihren Konsequenzen für reformiert) niedergeschlagen haben. Der die Menschen in Kirche und Gesellschaft Reformprozess war in ganz Europa, auch heute und in Zukunft. im heutigen Österreich, in vielfältigen For- men aufgebrochen, wobei insbesondere 5 auch an die Täuferbewegung zu erinnern ist. Spätere Auswirkungen dieses grundle- Zum Kern der reformatorischen Glau- genden Reformimpulses ermöglichten die bensbotschaft gehört die Erkenntnis, Entstehung der methodistischen Bewegung dass der Mensch von Gott allein in Jesus durch John Wesley in England. Christus (solus Christus), allein durch die Gnade (sola gratia) und allein durch den 3 Glauben (sola fide) eine unbedingte Aner- kennung (Rechtfertigung) erfährt. Damit Aus diesem Grund bedenken und fei- werden Identität und Wert der individu- ern die drei Evangelischen Kirchen in ellen Person unabhängig von natürlicher Österreich das Reformationsjubiläum Ausstattung, gesellschaftlicher Stellung, 2017 gemeinsam. Es sind dies die Evan- individuellem Vermögen und religiöser gelische Kirche A. B., die Evangelische Leistung begründet. Kirche H. B. und die Evangelisch-me- thodistische Kirche. Gemeinsam mit den 6 evangelischen Kirchen weltweit wollen sie bedenken, was aus der reformatorischen Die reformatorische Glaubensbotschaft ist Erneuerung der Kirche für die Zukunft eine Botschaft der Freiheit. Martin Luther und das Miteinander der christlichen Kir- hat dies in seiner Schrift „Von der Freiheit chen folgt. Darüber hinaus laden sie die eines Christenmenschen“ (1520) begrün- gesamte Öffentlichkeit zum Dialog über det und entfaltet. Evangelische Kirchen die gesellschaftlichen und kulturellen Im- bringen dieses Freiheitspotential zur Gel- pulse der Reformation für die gemeinsam tung, indem sie für Menschen heute be- zu gestaltende Zukunft ein. freiend und sinnstiftend von Gott reden. 8 Amt und Gemeinde
In der Feier der Gottesdienste und in der Evangelische Kirchen in Österreich tre- Zuwendung zu den Menschen eröffnen ten für die Anliegen von Demokratie und sie eine Gemeinschaft, in der in den ak- Menschenrechten auf regionaler, natio- tuellen Orientierungsproblemen und Zu- naler, europäischer und globaler Ebene kunftsängsten der Wert und die Würde des ein. Sie ermutigen ihre Mitglieder, Ver- von Gott geliebten Menschen an oberster antwortung für das Zusammenleben der Stelle stehen. Menschen wahrzunehmen, sich für die Festigung und Weiterentwicklung demo- 7 kratischer Strukturen in allen Bereichen des politischen Lebens aktiv einzusetzen Diese Freiheit des von Gott anerkannten und dabei die politische Auseinanderset- und geliebten Menschen hat Auswirkun- zung nicht zu scheuen. gen auf das Verständnis und die Gestalt von Kirche. Im Sinne des „Priestertums 9 aller Gläubigen“ sind Evangelische Kir- chen nicht hierarchisch, sondern als Ge- Die Freiheit des Christenmenschen und meinschaft aller ihrer Glieder nach dem die Unmittelbarkeit, in der die Person presbyterial-synodalen Prinzip aufgebaut. vor Gott steht, begründet die Mündigkeit Auf der Grundlage der Bibel bedeutet des Christen / der Christin. Dazu gehört, das für Evangelische Kirchen heute die dass er / sie versteht, was geglaubt wird. Gleichberechtigung von Frauen und Män- Glaube soll gebildeter Glaube sein. Da- nern in allen kirchlichen Ämtern, die de- bei kommt der Bibel als einziger Quelle mokratische Entscheidungsfindung durch für den Glauben eine herausragende Be- Wahlen und das paritätische Zusammen- deutung zu (sola scriptura). Evangelische wirken aller in kirchliche Ämter Berufe- Kirchen wissen sich dem Bildungsan- nen ohne Überordnung von Pfarrern und spruch der Reformation verpflichtet. Pfarrerinnen. Diese Mündigkeit aus Glauben verbin- det sich mit dem Grundanliegen der Auf- 8 klärung, dem „Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmün- Das reformatorische Prinzip der grundle- digkeit“ (Immanuel Kant). Evangelische genden Gleichheit hatte auch Einfluss auf Kirchen stehen in kritisch-produktiver die Entstehung der Demokratie und die Auseinandersetzung der Aufklärung, der Entstehung der Menschenrechte, wie die Moderne und den heutigen gesellschaft- Entwicklung in protestantisch geprägten lichen Herausforderungen grundsätzlich Ländern (z. B. durch Roger Williams 1636 positiv gegenüber. in Rhode Island, die Virginia Declaration of Rights 1776 oder die Declaration of Independence der USA von 1776) zeigt. Amt und Gemeinde 9
10 12 Die Freiheit des Christenmenschen ver- Die Evangelischen Kirchen laden dieje- wirklicht sich in der Bereitschaft, Verant- nigen Kirchen, die sich ebenfalls auf re- wortung zu übernehmen. Das Evangelium formatorische Bewegungen zurückführen soll im Leben des Menschen Gestalt ge- und mit denen sie in ökumenischer Verbun- winnen, Glaube soll gelebter Glaube sein. denheit stehen, zum gemeinsamen Geden- Die in Jesus Christus geschenkte Gemein- ken der Reformation ein. Diese Einladung schaft mit Gott wandelt das Leben von gilt vor allem dem Bund der Baptistenge- Grund auf (Heiligung). Aus „fröhlichem meinden in Österreich und dem Bund der Glauben“ (Martin Luther) wendet sich der Mennonitischen Freikirche in Österreich. befreite Christenmensch dem Nächsten und der Welt zu. Reformatorische Impulse 13 beeinflussen die soziale Verantwortung der Gesellschaften und legen Grundlinien Die Reformatoren wollten die eine Kirche für ein sozial und ökologisch verantwor- auf der Grundlage des wiederentdeckten tetes Wirtschaften. Evangelische Kirchen Evangeliums erneuern. Es ging ihnen um sind diakonische Kirchen, die sich der die Rückbesinnung der einen, heiligen, Nöte der Menschen annehmen, für soziale katholischen und apostolischen Kirche Gerechtigkeit eintreten und ihre Stimme auf ihre biblischen Grundlagen. Entge- für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewah- gen dieser Absicht führte die historische rung der Schöpfung erheben. Entwicklung zum Entstehen verschiedener Konfessionen und zu schmerzhaften Spal- tungen. Die Erinnerung an diese Entwick- III. Das Reformationsjubiläum lung schließt für Evangelische Kirchen die und die Ökumene Selbstkritik ein. Das Streben nach Einheit und nach der Überwindung der Trennun- 11 gen gehört für sie zum bleibenden Auftrag. Daher dient das Reformationsjubiläum der Zum Reformationsjubiläum 2017 gehört Klärung und Profilierung der christlichen die ökumenische Perspektive. Das Ziel Botschaft in ihrer reformatorischen Entfal- der Reformation war die Erneuerung der tung ohne konfessionalistische Verengung. einen Kirche Jesu Christi. 500 Jahre Re- formation fordern die gesamte Christen- 14 heit dazu auf, über alle konfessionellen Grenzen und Differenzen hinweg nach So ist die Reformation mit zur Ursache für der Bedeutung der Reformation für die ein religiös vielfältiges Europa geworden. „eine, heilige, katholische und apostoli- Daraus erwächst heute die Verpflichtung, sche Kirche“ zu fragen. den eigenen Glauben einladend zu bezeu- 10 Amt und Gemeinde
gen und sich für Religionsfreiheit und ein haben und beitragen. Nach Jahrhunderten friedliches Zusammenleben verschiedener der Unterdrückung gehören Evangelische Wahrheitsansprüche auf der Grundlage Kirchen zum heutigen Österreich als freie der Menschenrechte, getragen von ge- Kirchen in einem freien Staat. Sie bringen genseitiger Toleranz und gegenseitigem sich heute und in Zukunft auf der Grund- Respekt, einzusetzen. lage ihres Glaubens für ein friedliches und gerechtes Zusammenleben ein. Da- 15 her freuen wir uns über das Interesse an Geschichte und Leben der Evangelischen Die ökumenische Ausrichtung des Re- Kirchen und alle Formen der Kooperation formationsjubiläums betrifft insbeson- zur Gestaltung des Reformationsjubilä- dere das Verhältnis zur Römisch-Katho- ums in der Öffentlichkeit. lischen Kirche. Ihre Entwicklung wurde durch die Reformation mitbestimmt. Dabei 17 spannt sich ein Bogen von der ausdrück- lichen Abgrenzung, wie beim Konzil von Als Evangelische Kirchen in Österreich Trient (1545–1563), bis hin zur Aufnahme sind wir dankbar für das ökumenische Mit- zahlreicher evangelischer Anliegen, wie einander der christlichen Kirchen in unse- beim Zweiten Vatikanum (1962–1965). rem Land. Daher laden wir alle Kirchen Die Fragen nach der Verkündigung des der Ökumene ein, das Reformationsjubi- Evangeliums heute und der notwendigen läum mit uns zu begehen. Gemeinsam sind Erneuerung der Kirche (ecclesia semper wir beauftragt, den Menschen in der Welt reformanda) sind ein gemeinsames An- von heute das Evangelium, die Botschaft liegen der Ökumene. Die Evangelischen von der Versöhnung, zu verkündigen. Kirchen laden ein, anlässlich des Reforma- tionsjubiläums diesen Fragen gemeinsam 18 nachzugehen. Evangelische Kirchen gestalten den Weg IV. Gemeinsam auf dem Weg zum Jahr 2017 durch Schwerpunkte, die zum Reformationsjubiläum sie dem reformatorischen Aufbruch ver- 2017 danken. Im Jahr 2013 ist dies der diakoni- sche Auftrag der Kirche, im Jahr 2015 das 16 Anliegen der Bildung und 2017 werden die Evangelischen Kirchen die befreiende Evangelische Kirchen bedenken und fei- Kraft des Glaubens ins Zentrum stellen. ern gemeinsam das Reformationsjubi- So wollen sie das Reformationsjubiläum läum 2017. Wir wollen sichtbar machen, feiern, in Freiheit und Verantwortung, was Evangelische für Österreich in allen zum Wohl der Menschen und zum Lob gesellschaftlichen Bereichen beigetragen Gottes. ■ Amt und Gemeinde 11
D A S J A H R 2 0 1 7 U N D D I E E VA N G E L I S C H E N K I R C H E N I N Ö S T E R R E I C H 2017 – 500 Jahre Reformation. Rückblick und Ausblick Reformation bewegt! Vor 500 Jahren und auch heute! In Österreich hat die bewegte Geschichte der Evangelischen zu vielfältigen For men des evangelischen Lebens geführt. In dieser Vielfalt feierten die drei Evangelischen Kirchen – die lutherische, die reformierte und die methodistische – das Jubiläum „500 Jahre Reformation“ gemeinsam. Was geschah auf gesamtkirchlicher Ebene? Von Michael Bünker und Charlotte Matthias D er Umstand, dass wir in Österreich das Jubiläum und den Weg hin zum Jahr 2017 miteinander geplant und durch- Die Kirchengemeinschaft auf der Basis der Leuenberger Konkordie ist dadurch gefestigt und vertieft worden. Das macht geführt haben, ist – soweit wir sehen – uns Mut, weitere gemeinsame Schritte auf eine Besonderheit im europäischen Kon- diesem Weg zu gehen. text, die besonders gewürdigt sein soll. 12 Amt und Gemeinde
Vorbereitung Kubala, Gerold Lehner, Gisela Malek- pour, Charlotte Matthias, Lothar Pöll, Die Vorbereitungen liefen schon seit ei- Doris Rössler, Martina Schomaker-En- nigen Jahren. Gemeinsam hatten wir be- gemann und Stefan Schröckenfuchs. Das schlossen, dies auch in drei inhaltlichen erste Protokoll datiert vom 22. November Schritten zu tun. So wurde das Jahr 2013 2012. Das Fest am Rathausplatz wurde von zum „Jahr der Diakonie“, das Jahr 2015 einer eigenen kleineren Gruppe geplant. zum „Jahr der Bildung“ und das Jahr 2017 Eine der ersten Aufgaben der Vorbe- selbst zum „Jahr des Glaubens“ erklärt. reitungsgruppe war die Erarbeitung eines Die beiden ersten Schwerpunktjahre sind „Style-Guides“ mit Sujets für Druckvorla- bereits ausgewertet und die Ergebnisse ge- gen und des Logos für das Reformations- sichert. Auf das „Jahr des Glaubens“ wird jubiläumsjahr. Diese Arbeit am gemeinsa- in diesem Bericht etwas später eingegan- men Erscheinungsbild mündete letztlich gen. Manche Anregungen aus diesen drei auch in einem Auftrag an den Künstler Schwerpunkten können aber auch noch Olaf Osten, sieben Bilder zum Motto weiter bearbeitet und umgesetzt werden. „Freiheit und Verantwortung“ zu entwer- Ein wichtiger erster Schritt war die Er- fen, die dann auch auf Roll-ups, Briefmar- arbeitung eines eigenen österreichischen ken und Taschen zu sehen waren. Dieser Grundsatzdokuments zum Reformations- „Style-Guide“ hat das Erscheinungsbild jubiläum. Es wurde von den leitenden samt Wiedererkennungseffekt durch- Geistlichen der drei beteiligten Kirchen gehend geprägt, letztlich bis hin zu den unter Mitwirkung von Ulrich Körtner und Pagoden und Bühnen am Rathausplatz. Astrid Schweighofer ausgearbeitet. Nach Behandlung in einer Klausur des Kirchen- presbyteriums im September 2012 wurde das Grundsatzdokument fertig gestellt und daraufhin unter dem Titel „Evange- lisch Kirche sein. 500 Jahre Reformation“ veröffentlicht. Für die Vorbereitung des Jahres wurde aufgrund der Beschlüsse der Kirchenpres- byterien A. B. und H. B. und der Kirchen- konferenz der EMK vom 7. November 2012 eine Vorbereitungsgruppe gebildet, der folgende Personen aus den drei betei- ligten Kirchen angehörten: Michael Bün- ker, Michael Chalupka, Thomas Dasek, Walter Gösele, Thomas Hennefeld, Ger- Motiv von Olaf Osten zu hild Herrgesell, Klaus Heussler, M argit „Freiheit und Verantwortung“. Amt und Gemeinde 13
Es war den Vorbereitenden von An- derschlug. Letztlich ist ein umfangreiches fang an klar, dass es eine Einbindung und Programmbooklet erschienen, das schon Mitsprachemöglichkeit möglichst vieler im Vorfeld die große Vielfalt und Breite Mitglieder unserer Kirchen, zumindest der geplanten Veranstaltungen augenfäl- aber der Gemeinden und Einrichtungen, lig festhielt. Dieses Programmbooklet braucht. Dies wurde durch die Erstellung wurde in hoher Auflage (20.000 Exemp- einer eigenen „Reformationsmappe“ mit lare) gedruckt und allen Gemeinden und Anregungen und Material für den Diskus- Einrichtungen zur freien Verteilung und sionsprozess umgesetzt. Die Ergebnisse Bewerbung des Reformationsjubiläums der mit der Reformationsmappe verbunde- zur Verfügung gestellt. Es diente auch bei nen Befragung liegen auch in einem eige- den zahlreichen Kontakten mit Medien nen Booklet gedruckt vor. Die Ergebnisse und nichtkirchlichen Stellen dazu, das brachten die Entscheidung über das Motto Jahr 2017 angemessen zu präsentieren. des Jubiläumsjahres „Freiheit und Verant- wortung“ sowie zum großen gemeinsamen Fest, das dann am 30.9.2017 am Rathaus- Ökumenische Pressereise platz in Wien auch durchgeführt werden konnte. Aus den eingesandten Antworten Ein letztes, das hier unter den Vorberei- ergeben sich eine Reihe von inhaltlichen tungen genannt werden soll, ist die Pres- Anregungen für das kirchliche Leben auf sereise, die unter Leitung von Bischof allen Ebenen, die es wert sind, wieder auf- Manfred Scheuer und Michael Bünker gegriffen zu werden. von der Kathpress und dem Evangelischen Presseamt organsiert wurde und im Sep- tember 2016 über Berlin nach Wittenberg, Gesamtösterreichisches Eisenach, Magdeburg und Erfurt führte. Programmheft An ihr haben Vertreter*innen von Me- dien teilgenommen, wodurch – besonders Die Erstellung des Programmheftes, die eindrücklich am Beispiel der „Kleinen vor allem während des Sommers 2016 Zeitung“ – die Bereitschaft, das Refor- von Charlotte Matthias und Doris Rössler mationsjubiläum aufzugreifen, geweckt geleistet wurde, hatte den Anspruch, ei- und deutlich gesteigert werden konnte. nen einheitlich gestalteten Überblick über alle geplanten Veranstaltungen aller drei Kirchen und auf allen Ebenen unter Ein- Veranstaltungen schluss der diversen Einrichtungen zu er- halten. Er prallte auf die große Diversität Die Planung der Veranstaltungen hat den innerhalb der evangelischen Kirchen, was Aufbau der Kirchen berücksichtigt. Nach- sich in unterschiedlichen Planungsabläu- dem festgelegt war, dass die gesamtöster- fen und Gestaltungsentscheidungen nie- reichischen Veranstaltungen neben kleine- 14 Amt und Gemeinde
ren Podien der Reformationsball, das Fest österreichische Note im internationalen am Rathausplatz und der Festakt im Mu- Gesamtreigen der Veranstaltungen. Das ist sikverein sein werden, konnten die Super- insbesondere von den zahlreichen Gästen intendenzen ihre Gustav Adolf Feste bzw. aus den Nachbarländern und Nachbarkir- regionalen Kirchentage für das Frühjahr chen sehr positiv aufgenommen worden. 2017 planen. Der 31. Oktober 2017 selbst Insgesamt haben rund 1300 Personen da- sollte den Gemeinden vorbehalten sein, ran teilgenommen. Der sehr gelungene was auch die Regel war, die durch diöze- Ball wurde von Dagmar Kloiber-Böhme sane Großveranstaltungen am 31.10., wie organisiert und hat sogar einen Über- dem Fest im Kulturzentrum in Villach, nur schuss erbracht. bestätigt wurde. Generell ist es mehr als be- eindruckend, wie viele Veranstaltungen mit den unterschiedlichsten Inhalten von den Brennen für den Glauben Gemeinden auf die Beine gestellt wurden. Der Bogen spannt sich von Vorträgen und Zu den gesamtösterreichischen Projek- Diskussionen, Glaubensgesprächen und ten zählte auch die Ausstellung im Wien- Gottesdiensten bis hin zum Essen wie zu Museum, die von Februar bis Mai 2017 zu Luthers Zeiten, aber auch dem gemeinsa- sehen war. Unter dem Titel „Brennen für men Feiern mit Asylwerbern*innen in der den Glauben“ wurde ein mit hochklassi- Gemeinde und dem Aufgreifen von Flucht- gen und einmaligen Exponaten bestückter geschichten in der Vergangenheit und der Gegenwart. Wir können den Pfarrerinnen und Pfarrern und den zahlreichen Haupt- und Ehrenamtlichen nur ein herzliches „Danke“ sagen. Ihr Einsatz war großartig! Auftakt war der Reformationsempfang am 3. November 2016, wo in einem Vor- trag von Jutta Henner und Lesungen von Susanne Rossouw-McGuiness die neue Revision der Lutherbibel vorgestellt und ein Blick auf die Veranstaltungen des Jah- res 2017 geboten wurden. Die Reformation tanzt Der Reformationsball am 10. Februar 2017 in den Redoutensälen der Wiener Hofburg war eine besondere, typisch Amt und Gemeinde 15
Überblick über die von der Reformation geprägte Geschichte der Stadt Wien in der frühen Neuzeit geboten. Diese Ausstel- lung ist zu einer der erfolgreichsten des Wien-Museums geworden. Nur jene mit dem Titel „Sex in Wien“ war noch besser besucht. Die Kosten für die Herstellung des umfangreichen Katalogs, der zu e inem Standardwerk zur frühneuzeitlichen Ge- schichte Wiens und des Reformations- jahrhunderts geworden ist, hat die Kirche getragen. Rudolf Leeb hat mit zahlrei- chen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an der Kuratierung der Ausstellung und an der Redaktion des Katalogs leitend und koordinierend mitgewirkt. Bleibend ist auch die Finanzierung der Doppelaus- gabe des „Jahrbuchs für die Geschichte des Protestantismus in Österreich“, die sich dem Jubiläum widmet. Auch diese Kosten hat einmalig die Kirche getragen. 500 Jahre und 1 Fest Zum großen Reformationsfest am 30. September kamen Evangelische aus ganz Österreich auf den Wiener Rathaus- platz. Der Wunsch nach diesem zentralen Großereignis ergab die bereits erwähnte Befragung der Gemeinden und wurde durch sie ganz deutlich. Die Fäden der Vorbereitung und Durchführung dieses Festes lagen in den Händen von Charlotte Matthias. Sie wurde von Doris Rössler darin unterstützt. Dazu kamen zahlreiche weitere Einrichtungen und Personen wie die Evangelische Jugend (ejö), die die 19 Spielstationen und die Straßenkunst 16 Amt und Gemeinde
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eingebracht und auch organisiert hat. Zu nennen sind die Evangelischen Schulen, Kindergärten und Horte der Diakonie Bildung in Wien und Mödling, die eine Zeitmaschine gebaut und ihr #Reformobil spektakulär in Bewegung gesetzt haben. Zu nennen sind vor allem auch die Kir- chenmusiker und Kirchenmusikerinnen mit großen evangelischen Chören und Bläserensembles aus ganz Österreich, die auch zum Mitsingen animierten. Während der Rathauspark zur bunten Spielwiese für Groß und Klein wurde, bot das Programm auf der Hauptbühne ab 12.00 Uhr einen abwechslungsrei- chen Wechsel von Musik, Videos, Inter- views und geistlichen Impulsen rund um die drei Themen Frieden, Gerechtig- keit und Bewahrung der Schöpfung. Es sprachen Mutmacher*innen wie z. B. Friedensnobelpreisträgerin Leymah Gbo- wee aus Liberia und Sumaya Farhat-Naser über ihren Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden, einer mobilen Open Air-Konzert- Orgel wurden Melodien entlockt, über die das Publikum abstimmen konnte – und vieles mehr geschah bis 19.00 Uhr auf der Hauptbühne und in den 38 Pagoden- Zelten, in denen sich die Evangelischen Kirchen, ihre Diözesen und die Diako- nie präsentierten und Mitmach-Aktionen anboten. Neben dem Treiben auf der Haupt- bühne wurde im Rathauspark auf einer zweiten Bühne gesungen, gerockt, ge- rappt und getrommelt. Im Rathauskeller wurde gelesen und gelacht. Theater- und Kabarett-Gruppen wechselten sich auf der Kleinkunstbühne mit Lesungen ab. 18 Amt und Gemeinde
Zu sehen gab es auch die Ausstellungen zum nächsten. Musik und Power mit Pfiff: „Luther und die Juden“ sowie „Evange- „Da Blechhauf’n“ spielte auf! Später be- lisch – Was heißt das?“ gegneten sich auf dem „Pfad der Liebe“ die Instrumente Cembalo und Oud. Es folgte ein stimmgewaltiges Feuerwerk Kirche zieht an an traditionellen und brandneuen ame- rikanischen Gospel Songs, mit der Band Das Nachmittagsprogramm endete mit 5K HD waren Jazz und Funk zu hören der fulminanten und humorvollen Moden- und die Stageband der Popakademie von show „Kirche zieht an“, bei der 80 Models der Johann Sebastian Bach Musikschule und 20 Dresser*innen der Evangelischen Wien führte ein eigens für das Fest kom- Pfarrgemeinde A. B. Gols in Zusammen- poniertes Werk auf. Drei Schülerinnen arbeit mit der Modeschule Krems Klei- verabschiedeten die Festgäste mit einem dung aus zehn Jahrzehnten für Kirche und stimmungsvollen Abendsegen, mit dem Gottesdienst präsentierten. das Fest pünktlich um 22.00 Uhr endete. Alle Diözesankantoren*innen und der Landeskantor Matthias Krampe waren Sound of Heaven ebenso engagiert wie die Johann Sebas- tian Bach Musikschule unter ihrem Direk- Karl Markovics Widergabe der berühmten tor Hanns Stekel und die Pop Akademie Rede von Martin Luther King „Ich habe unter Moritz Pedarnig, die vor allem für einen Traum“ ging allen Anwesenden un- das musikalische Programm des Abends ter die Haut. Der Regisseur und Schau- verantwortlich waren. spieler führte am Abend mit eigenen Bei- Bei der Durchführung unerlässlich war trägen von einem musikalischen Highlight die Unterstützung durch die externe Event- Amt und Gemeinde 19
Agentur „Happy & Ness“ mit Waltraud energiesparenden Veranstaltungstechnik Kugler und Viktoria Schattauer. Sie haben bis zur perfekten Mülltrennung ist es ge- ebenso professionell wie sympathisch mit- lungen, nicht nur von der „Bewahrung der geplant, organisiert und in der Abwicklung Schöpfung“ zu reden, sondern sie auch geholfen. Das Ausmaß des Festes machte glaubwürdig umzusetzen. Der Strom es notwendig, bei nicht weniger als 14 Be- wurde aus dem Evangelischen Ökostrom- hörden um Genehmigungen anzusuchen. pool von der Firma Alpen Adria Natur- Den Rathausplatz mit dem Park und der strom bezogen. Volkshalle hat uns die Gemeinde Wien unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Laut Auskunft der Sicherheitsverant- Festakt im wortlichen waren bei der Eröffnung des Wiener Musikverein Festes und in den ersten Stunden rund 18.000 Menschen am Rathausplatz. Wir Schließlich bildete der Festakt am 24. Ok- können davon ausgehen, dass einige erst tober im Wiener Musikverein den Ab- später dazugekommen sind, andere viel- schluss. Der Goldene Saal war ausge- leicht auch schon früher weg mussten, bucht, etwa 1500 Personen nahmen am sodass die Zahl derer, die zumindest teil- Festakt teil. Er war gleichsam als der weise am Rathausplatz dabei waren, doch auf das Jubiläumsjahr zugeschnittene ein gutes Stück höher sein dürfte. Auf Reformationsempfang konzipiert. Dem der Hauptbühne waren insgesamt 920 (!) Ort angemessen bildete die Musik einen Mitwirkende, bei den Pagoden etwa 580 besonderen Schwerpunkt. Die Auswahl Haupt- und Ehrenamtliche, die die ver- der Musikstücke und die Qualität der Auf- schiedenen Einrichtungen präsentieren führungen haben nicht nur überzeugt, son- konnten. Die Spielstationen wurden von dern – das zeigen zahlreiche Rückmeldun- 120 Mitarbeiter*innen der ejö betreut. gen – durchwegs begeistert. Hanns Stekel und Matthias Krampe waren die Federfüh- renden bei der Planung und Vorbereitung. Umweltfreundliche Bei der Durchführung beteiligte sich auch Veranstaltung Martin Zeller mit der Wiener Kantorei und brachte den ganzen Saal zum Singen. Von Ein besonderes Anliegen war es, das Fest langer Hand vorbereitet werden mussten am Rathausplatz, das als Erstes von der die Redebeiträge von Kardinal Christoph Stadt Wien als Öko-Event ausgewiesen Schönborn und Bundespräsident Alex- wurde, dann auch als „Green-Event“ ander Van der B ellen. Der Termin war durch die Agentur „brainbows“ mit dem natürlich schon vor der Wahl des neuen Österreichischen Umweltzeichen zerti- Bundespräsidenten, auf die bekanntlich fizieren zu lassen. Mit der Erfüllung der einige Zeit zu warten war, fest im Kalen- damit verbundenen Auflagen von der der der Präsidentschaftskanzlei verankert. 20 Amt und Gemeinde
Dass als Festrednerin Sibylle Lewitscha- Europäische Vernetzung roff zugesagt hat, war nach ihrem Auftritt beim Luther-Kongress der beiden theolo- Die europäische Vernetzung hat ihren Aus- gischen Fakultäten der Universität Wien druck gefunden in der Beteiligung von Vil- im Oktober 2016 naheliegend und hat sich lach, Graz und Wien im November 2016 als Glücksfall erwiesen. am Europäischen Stationenweg, den die Der Festakt war umrahmt von einem EKD, der Schweizerische Evangelische Mittagsempfang im Bundeskanzleramt, Kirchenbund (SEK) und die GEKE durch- wo Staatssekretärin Muna Duzdar rund geführt haben. Die genannten drei Städte 100 Vertreter und Vertreterinnen der Evan- haben gemeinsam mit fünf weiteren (Kla- gelischen Kirchen begrüßte, und von einem genfurt, Sankt Pölten, Steyr, Waidhofen an abendlichen Empfang bei Bundespräsident der Ybbs, Schwaz) von der GEKE den Titel Van der Bellen in der Hofburg, an dem „Europäische Reformationsstadt“ verlie- ebenfalls rund 130 Personen teilnahmen. hen bekommen und sind dadurch Teil des Zu den gesamtösterreichischen und Netzwerkes von bislang hundert Städten in alle drei Kirchen umfassenden Veranstal- siebzehn Ländern geworden. Dieses Netz- tungen gehört auch die Klausurtagung, werk wird weiter ausgebaut, im Jahr 2021 die wir auf Einladung der Österreichi- will die Stadt Eisenach alle Europäischen schen Bischofskonferenz im November Reformationsstädte einladen, anlässlich 2016 in Eisenstadt haben konnten. In des Gedenkens an Luthers Übersetzung der eröffnenden Pressekonferenz wurde des Neuen Testaments auf der Wartburg neben einer gemeinsamen Erklärung auch zusammenzukommen und gemeinsame die Ausschreibung eines Ökumenepreises Projekte zu entwickeln. Wie viele Men- bekannt gemacht. Dieser Preis ist durch schen aus Österreich und speziell aus un- eine eigens dafür gebildete Jury der seren Kirchen in Wittenberg oder beim „Vernetzten Ökumene der westlichen Kirchentag in Berlin gewesen sind oder Dekanate in Wien“ zugesprochen worden an anderen Orten außerhalb Österreichs und wurde am 1. Juni 2017 in Salzburg Veranstaltungen zum Reformationsjubi- verliehen. Beides ist auf eine Anregung läum besucht haben, kann nicht einmal ge- der „Gemischten katholisch-evangeli- schätzt werden. Die KPH Wien / Krems und schen Kommission“ zurückgegangen. das Projekt „Weg des Buches“, das mitt- In diesen Zusammenhang gehört auch lerweile Teil des EU-Projektes European der live von ORF und ZDF übertragene Cultural Routes of Reformation ist, haben Gottesdienst aus Linz-Dornach am ersten im Gartenhäuschen der GEKE jeweils eine Advent 2016, an dem lutherische, refor- Woche im Rahmen der „Weltausstellung mierte und methodistische Evangelische Reformation“ bestritten. Somit ist auch in gemeinsam mit den Geschwistern aus Österreich die europäische Dimension der der römisch-katholischen Kirche gefei- Reformation im Jahr 2017 in angemessener ert haben. Weise umgesetzt worden. Dazu haben auch Amt und Gemeinde 21
manche grenzüberschreitende Veranstal- durch den historischen Verlauf von Refor- tungen beigetragen (Konfirmationsevent mation und Gegenreformation wurde sicht- in Pöttelsdorf, Teilnahme burgenländischer bar. Das diente zugleich zur Selbstverge- Gemeinden am Reformationsempfang in wisserung der Evangelischen, die sich ihrer Bratislava u. a. m.). Herkunft bewusster geworden sind und wohl auch immer wieder zu Recht Freude und Stolz empfinden konnten. Dies hat be- Inhaltliche Schwerpunkte stimmt seine Auswirkungen auf das Leben der Gemeinden, auf das Selbstbewusstsein Vier inhaltliche Schwerpunkte seien ge- der Evangelischen und hoffentlich auch auf nannt: die bevorstehenden Kirchenwahlen und das Zuerst ist es gelungen, durch zahlreiche Bemühen, Menschen für den Einsatz in der Ausstellungen und Veranstaltungen das Kirche und für die Kirche zu gewinnen. Interesse an der – weithin nicht bekann- Der zweite Schwerpunkt ergibt sich da- ten – Geschichte des Protestantismus in raus: Es ging ja nicht nur um eine Rück- Österreich zu wecken. Zu nennen sind ne- schau und auch nicht nur um eine Be- ben dem Wien Museum in Auswahl Aus- sinnung auf das Eigene, sondern um die stellungen in Graz, Villach, Steyr, Salz- Frage, welchen Beitrag Evangelische in- burg, Bregenz, Eisenstadt, Feldkirch, die spiriert durch die Geschichte ihres Glau- Schallaburg (dort waren gesamt 88.620 bens und seine Gegenwartsbedeutung zum Besucher*innen, von denen 70 – 80 % auch Zusammenleben der Gesellschaft heute die evangelische Ausstellung besucht ha- geben. Hier wirkte sich das Reformations- ben dürften), Murau, Fresach, Hermagor, jubiläum auf die lebendige Umsetzung von Rutzenmoos, Wiener Neustadt, Sankt Pöl- Auftrag und Sendung der Diasporakirche ten, Schloss Tirol bei Meran und zahlreiche aus. Beim Fest am Rathausplatz geschah weitere Orte. Allein in der Steiermark gab das unter den Leitworten „Gerechtigkeit, es acht Ausstellungen zum Thema in Lan- Frieden und Bewahrung der Schöpfung“ des-, Bezirks- und Privatmuseen, ähnlich in weit über die Grenzen unseres Landes in Wien (Bezirksmuseen und andere). Her- und unserer Kirche hinausweisenden Bei- vorzuheben ist das Museumsdorf Nieder- trägen der Mutmacherinnen und Mutma- sulz, wo 44.889 Besucher*innen nicht nur cher. Wir haben dadurch die Reformation die Geschichte der Evangelischen, sondern als „Weltbürgerin“ erlebt und gefeiert. Mit auch die der Täufer wahrgenommen haben. den Schwerpunkten von Diakonie und Bil- Bei einzelnen Veranstaltungen, wie beim dung sind Ur-Anliegen der Reformation Tag der Evangelischen in Innsbruck, wurde in ihrer Bedeutung für heute erlebbar ge- ebenfalls durch anlassbezogene temporäre worden. Das Netz der Pfarrgemeinden und Ausstellungen die Geschichte des Protes- die zahlreichen engagierten Ehren- und tantismus präsentiert. Die besondere Prä- Hauptamtlichen sind in ihrer Bedeutung gung des österreichischen Protestantismus bestärkt worden. Dieses zivilgesellschaft- 22 Amt und Gemeinde
liche Engagement ruht auf den Grundlagen formierter, lutherischer, methodistischer, des Glaubens. Evangelische Kirche hat katholischer und altkatholischer Beteili- sich immer wieder als singende, feiernde gung, das Mödlinger Reformationsfest, und betende Kirche erlebbar gemacht, als das in der römisch-katholischen Kirche Kirche, in der das Wort Gottes, das Evange- gefeiert wurde, das ökumenische Pfingst- lium, Jesus Christus im Mittelpunkt steht. fest in Perchtoldsdorf, bei dem an die Diese Freude am Evangelium, das in 900 Personen auf dem Hauptplatz bewir- der Reformation wieder entdeckt wurde, tet wurden, der ökumenische Gottesdienst leitet über zum nächsten (dritten) Punkt, der Vorarlberger Gemeinden mit Bischof zur Ökumene. Es wäre noch vor weni- Benno Elbs und Thomas Hennefeld, der gen Jahren nicht denkbar gewesen, wie ungarischsprachige ökumenische Got- intensiv und zahlreich die ökumenischen tesdienst in Oberwart u. v. m. Es stimmt, Veranstaltungen ausgerechnet im Jahr des dass der Grundwasserspiegel des gegen- Reformationsjubiläums waren. Auch hier seitigen Vertrauens deutlich gestiegen ist kann längst nicht alles genannt werden. (so Kardinal Reinhard Marx). Freilich ist Allein dass Kardinal Schönborn nicht nur in diesem Zusammenhang darauf hinzu- ein sehr tiefgründiges Grußwort zum Fest- weisen, dass konkrete Schritte aufeinan- akt am 24. Oktober gegeben hat, sondern der zu (da geht es in erster Linie um die auch bereit war, zweimal live im ORF aus eucharistische Gastfreundschaft für kon- Anlass des Jubiläums für Interview und fessionsverbindende Ehen und Familien) Gespräch zur Verfügung zu stehen, er- auch in diesem Jahr noch nicht erfolgt achte ich für ein außergewöhnliches Zei- sind. Ulrich Körtner hat darauf immer chen der Wertschätzung und des Interes- wieder hingewiesen. Aber dennoch sind ses. Die Predigt von Bischof Krautwaschl die Voraussetzungen dafür wohl deutlich am 31.10. in der Grazer Heilandskirche, besser als noch vor fünf Jahren. das gemeinsame Hirtenwort von Gerold Einen besonderen Schwerpunkt hat das Lehner und Manfred Scheuer in Oberös- Jahr des Glaubens gesetzt. Die Koordina- terreich (das bereits nachgedruckt wer- tion dafür hat dankenswerter Weise Gerhild den musste), die ökumenische Fahrt nach Herrgesell übernommen. Auf gesamtkirch- Rom der Kärntner katholischen Pfarrer licher Ebene sind dazu verschiedene Pub- und evangelischen Pfarrerinnen und Pfar- likationen erschienen, zuerst eine Gottes- rer mit Bischof Alois Schwarz und Man- diensthilfe, dann ein eigener, für Österreich fred Sauer, die ökumenische Leserreise aus Anlass des Jahres 2017 erarbeiteter des „Sonntagsblattes“ zu den Stätten der Kurs zum Glaubensgespräch („Frei sein. Reformation mit 200 Mitreisenden, die Verantwortung wagen“) und schließlich ökumenische Jugendreise nach Israel mit ein ABCDarium des evangelischen Glau- Diözesanbischof und Superintendent der bens, dessen neue Fassung von Hermann Steiermark, der Reformationsgottesdienst Miklas erstellt wurde. Das alles wird sich in Wien-West (Zwinglikirche), mit re- auch in Zukunft gut verwenden lassen. In Amt und Gemeinde 23
der Evangelischen Schule am Karlsplatz mer wieder stark im Blickpunkt. Dass fanden im Frühjahr 2017 in Kooperation über das ganze Jahr an verschiedenen Or- mit dem ORF und der Diakonie Bildung ten vielfältige Programmpunkte gebo- fünf Abende zum Jahr des Glaubens statt, ten wurden, half, das mediale Interesse die das Anliegen mit Kulturschaffenden, über den längeren Zeitraum zu halten. politisch Engagierten, Medienvertretern Hier sind besonders die unterschiedli- und -vertreterinnen und mit bei uns be- chen Ausstellungen zu nennen, die in den heimateten Christen und Christinnen aus Medien gut aufgenommen wurden. Auf anderen Weltgegenden ins Gespräch ge- breite Resonanz stieß auch das große Fest bracht haben. Im Albert Schweitzer Haus am Rathausplatz. Dazu wird eine eigene hat eine mehrteilige Veranstaltungsreihe Pressedokumentation vorliegen. zum Thema „sola scriptura“ stattgefunden. Insgesamt gab es in den österreichi- In der Kirche A. B. hat das Werk für Evan- schen Printmedien über das Jahr ver- gelisation und Gemeindeaufbau das Ange- teilt weit über 1500 Beiträge, die mit bot der Glaubenskurse deutlich verstärkt dem Thema Reformation bzw. dem Re- und selbst zahlreiche Kurse angeboten und formationsjubiläum zusammenhingen. durchgeführt. Insgesamt ist unser Eindruck Eine großformatige Tageszeitung druckte allerdings, dass das Jahr des Glaubens im etwa am Reformationstag auf zwei Seiten allgemeinen Feiermarathon etwas in den die 95 Thesen Martin Luthers ab. ORF- Hintergrund geraten ist. Es ist bestimmt Fernsehen und ORF-Radio widmeten lohnend, den Ball wieder aufzunehmen. sich in vielen unterschiedlichen Sendun- gen und Dokumentationen dem Thema Reformation, aber auch dem Leben und Öffentlichkeit der Identität der Evangelischen in Öster- reich. Dass innerhalb von 12 Monaten der Das mediale Interesse am Reformations- evangelisch-lutherische Bischof zwei Mal jubiläum war enorm. Seit Oktober 2016 Gast in einer ZIB2-Sendung ist, wird sich haben österreichische Printmedien, Radio, nicht so schnell wiederholen. Die ZIB2- Fernsehen und Online-Medien über das History, die am Reformationstag live aus Reformationsjubiläum berichtet. Große der Evangelischen Schule am Karlsplatz Strecken und ganze Serien zu den Themen gesendet wurde, lag etwa mit 293.000 Reformation bzw. Martin Luther waren Zuschauenden deutlich über dem Schnitt ebenso zu finden wie Berichte und Ankün- auf diesem Sendeplatz. Die einstündige digungen über die vielfältigen Aktivitäten Liveübertragung vom Fest am Rathaus- zum Reformationsjubiläum. platz in ORF II soll ebenfalls erwähnt Das Jahr 2017 stärkte auch die Nach- werden. Die Öffentlichkeit hat wahrge- frage nach Interviews mit Repräsen nommen, dass die Reformation nicht nur tanten*innen der Evangelischen Kirchen. eine innerkirchliche Angelegenheit ist, die Dabei war der ökumenische Aspekt im- in Österreich nur eine kleine Minderheit 24 Amt und Gemeinde
betrifft. Die Reformation als „Weltbür- trägern der Wiener Linien platziert. Nach- gerin“ hatte ihre Auswirkungen auf alle dem die gesamtösterreichischen Veran- Bereiche der Gesellschaft. staltungen in Wien durchgeführt wurden, Es war uns ein großes Anliegen, das war die gute Kooperation mit den Ver- Reformationsjubiläum in Österreich auch antwortlichen der Superintendenz Wien mit einem gemeinsamen Auftreten in der und da vor allem hinsichtlich der Öffent- Öffentlichkeit zu verbinden. Dazu wurde lichkeitsarbeit mit Martina Schomaker- die Website evangelisch-sein.at entwi- Engemann eine wichtige Unterstützung. ckelt. Für die Gestaltung von Plakaten und Zum Bereich der Öffentlichkeit zähle anderen Druckwerken wurde der bereits ich auch die Kooperationen mit Kultur- erwähnte Style-Guide angeboten, der von einrichtungen und die Beiträge, die nicht zahlreichen Gemeinden und Einrichtun- von Gemeinden oder Einrichtungen unse- gen auch gerne übernommen wurde. rer Kirchen getragen wurden. Unter den Für die Kommunikation hat sich das letzteren sticht das Kabarett „Luther 2.0 „Netzwerk Öffentlichkeit“ als hilfreiche hoch 17“ von Oliver Hochkofler und Imo Einrichtung erwiesen. In diesem Netz- Trojan heraus, das in ganz Österreich in werk wurde auch ein „Kommunikations- zahlreichen Veranstaltungen zu sehen war. leitfaden“ mit externer Beratung durch Es gab eine ganze Reihe von Kunstausstel- Stefan Sengl erstellt, der von allen, die lungen zum Thema (Traun, Linz, Villach, mit der Öffentlichkeitsarbeit befasst sind, Wien-Gumpendorf, Wien-West u. a. m.), mit großem Nutzen verwendet werden Auftragskompositionen (mehrere Musi- konnte. Die Website und das Fest am Rat- cals, etwa in Oberösterreich und der Stei- hausplatz haben auch danach verlangt, das ermark, „Alles, was Odem hat“ in Kärn- Feld der Sozialen Medien zu bespielen. ten, Aufführung des Gesamtwerks von Für dieses Anliegen hat sich Elisabeth Andreas Rauch), Theaterprojekte wie in Pausz vom Kirchenamt gemeinsam mit Graz, Bregenz, Oberwart (H. B.), Wien Alexander Weng engagiert und konnte und Klagenfurt, die Matinee im Burgthe- zehn junge Erwachsene gewinnen, ehren- ater am 1. Oktober, Einweihungen von amtlich mitzumachen. Walter Gösele hat Kirchen (Nötsch) und Orgeln (Graz, bald die Produktion von „Luther-Clips“ ange- in Wien I). Mehrere Filme in verschiede- regt und ihre Herstellung koordiniert. Sie nen Genres wurden in Auftrag gegeben waren und sind im Netz stark vertreten und produziert. und natürlich auch gut einsetzbar (etwa im Religionsunterricht). Auf österreichweite Werbung durch Nachwirkungen und Folgen Inserate und Plakate haben wir verzichtet, wohl aber für das Fest am Rathausplatz 2017 war ein ermutigendes Jahr, das be- ein Inserat in der Gratiszeitung „heute“ stimmt auch Schwung für die Zukunft geschaltet und Werbung auf den Werbe- gibt. Es hat sich gezeigt: Unsere Mitglie- Amt und Gemeinde 25
der lassen sich mobilisieren und Nicht- gemeinsamen Anliegens nach außen mit Evangelische interessieren sich für uns. einem einheitlichen „Gesicht“ aufzutreten. Die Zahl der Publikationen aller Art ist Dabei hat sich gezeigt, wie lohnend es sehr groß und bedarf der Dokumentation. ist, wenn zusätzlich zu den klassischen und Bei Büchern und Druckwerken, Bildern vertrauten Mitteln der Kommunikation und Filmen ist das vergleichsweise ein- auch die neuen Medien, vor allem die so- fach, bei der Kommunikation auf Inter- zialen Netzwerke genützt werden. Hier war netforen aber neu und ungewohnt. Einen und ist noch mehr Potential gegeben, als Blick auf das gesamte bislang vorliegende sich mit den beschränkten Mitteln umsetzen Material eröffnet ein eigens eingerichteter ließ. Damit werden Menschen angespro- Kanal auf youtube (unter youtube.com chen, die von der traditionellen Kommu- und den Stichworten evangelisch) oder die nikation bislang nicht erreicht worden sind. Fotoalben, die auf www. evangelisch-sein. Es ist offenkundig gut gelungen, die at zu sehen sind. Vieles ist entstanden, was Gemeinden mit ins Boot zu holen. Das war über 2017 hinaus wertvoll ist und gut ge- eine Frucht der intensiven und partizipati- nützt werden kann und soll. ven Vorbereitung und der Kommunikation. Die Zertifizierung des Fests am Rat- Die Teilnahme beim Fest am Rathausplatz hausplatz als „Green-Event“ hat zur Folge, hat dies deutlich dokumentiert. Das war für dass die Evangelische Kirche A. und H. B. alle eine positive Erfahrung, die sich hof- als Veranstalterin nun ihrerseits berechtigt fentlich bei der einen oder anderen zukünf- sein wird, Veranstaltungen aus den Evan- tigen Gelegenheit wieder umsetzen lässt. gelischen Kirchen zu zertifizieren und ih- 2017 und 500 Jahre Reformation waren nen bei Erfüllung der Kriterien den Titel für die Evangelischen Kirchen ein besonde- „Green-Event“ zu verleihen. Wir können res Geschenk. Wir haben uns an den refor- schon gespannt sein, welches der nächste matorischen Aufbruch erinnert. Wir haben evangelische „Green-Event“ sein wird! dankbar erkannt, was uns an Einsichten und Die öffentliche Wahrnehmung regt an, Impulsen nicht nur in der Kirche, sondern den Öffentlichkeitsauftrag der Kirche zu in der ganzen Gesellschaft durch die Refor- verstärken. Dabei wird sich die Erfah- mation gegeben ist. Wir konnten das Jubilä- rung des österreichweiten Miteinanders umsjahr zum Anlass nehmen, über unseren gut nützen lassen. Sie soll verstärkt wer- Weg in die Zukunft nachzudenken. Wir ha- den. Bei aller Differenzierung zwischen ben einmal wirklich groß gefeiert. Friedrich den Bundesländern, beteiligten Kirchen Rößler, 2017 besonders engagiert in Steyr, und Gemeinden / Einrichtungen ist doch schreibt: „Es war ein großartiges Jahr, immer zugleich die Evangelische Kirche es war ein von Gott geschenktes Jahr!“ in Österreich in ihrer großen Vielfalt zur Dem können wir nur aus ganzem Herzen Sprache gekommen. Nicht trotz, sondern zustimmen. Noch unseren Enkeln (oder aufgrund der Vielfalt ist es gelungen, im Großneffen und -nichten) werden wir gemeinsamen Rahmen und aufgrund des davon erzählen. ■ 26 Amt und Gemeinde
R E F O R M AT I O N S E M P FA N G 2 0 1 7 – F E S TA K T A M 2 4 . 1 0 . 2 0 1 7 Ansprache beim Empfang im Bundeskanzleramt Von Michael Bünker Sehr geehrte Frau Staatssekretärin Der Anlass unseres Zusammenkommens Muna Duzdar, ist 500 Jahre Reformation. Das gibt Ge- legenheit darüber nachzudenken, was die herzlichen Dank für die Einladung ins Reformation für das Verhältnis von Staat Bundeskanzleramt … Ich spreche hier im und Religion damals – im 16. Jahrhundert Namen der drei Evangelischen Kirchen, – bedeutet hat und welche davon bis heute die gemeinsam das Reformationsjubiläum erkennbaren Impulse davon ausgegangen begehen, also auch für Landessuperinten- sind. Sowohl bei Martin Luther wie auch dent Thomas Hennefeld und Superinten- bei Johannes Calvin – und anderen Refor- dent Stefan Schröckenfuchs. Dem Anlass matoren und Reformatorinnen – erkennen verdanken wir es, dass heute Vertreter und wir neue Ansätze zur Bestimmung der Vertreterinnen der Evangelischen Kirchen Beziehungen zwischen Staat und Kirche. zugegen sind, aber auch viele Gäste aus Die für die vorreformatorische Situation der Ökumene und den Religionsgesell- selbstverständliche Verflechtung von po- schaften in unserem Land. Wir sind hier litischen, wirtschaftlichen und religiösen – ich will nicht sagen: zuhause – aber doch Interessen wurde von Luther und Calvin an der richtigen Adresse, denn seit dem heftig kritisiert und ganz grundsätzlich in Jahr 2014 gehört das für die Religionen Frage gestellt. Die Religion legitimierte und Kirchen zuständige Kultusamt zum weltliche Herrschaft und verklärte wirt- Bundeskanzleramt. schaftliche Interessen. Dem entsprachen Amt und Gemeinde 27
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