Amt und Gemeinde - Evangelische Kirche in Österreich

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Amt und Gemeinde - Evangelische Kirche in Österreich
Amt und Gemeinde
68. Jahrgang, Heft 1, 2018                                               € 6, –

                              Das Jahr 2017 und
                              die Evangelischen
                              Kirchen in Österreich
                              Evangelisch Kirche sein. 500 Jahre Reformation
                              Grundsatzpapier der
                              Evangelischen Kirchen in Österreich               5

                              2017 – 500 Jahre Reformation.
                              Rückblick und Ausblick
                              Michael Bünker / Charlotte Matthias              12

                              Luther und Wien
                              Sibylle Lewitscharoff                            33

                              Nachdenken über 500 Jahre Reformation
                              Alexander Van der Bellen                         40

                              Wiederherstellung – Erneuerung – Veränderung.
                              Die Reformation in ihren historischen
                              Zusammenhängen und langfristigen Impulsen
                              Irene Dingel                                     43
                                                     ***

                              Die Wirklichkeit der Erlösung
                              Ulrich H. J. Körtner                             55
                              Und weitere Beiträge

Evangelischer Presseverband   Herausgeber: Bischof Michael Bünker
INHALT

Editorial .............................................................................................   5
Michael Bünker / Karl W. Schwarz

                                                       ***

Das Jahr 2017 und die Evangelischen Kirchen
in Österreich

Evangelisch Kirche sein. 500 Jahre Reformation ..............................                             7
Grundsatzpapier der Evangelischen Kirchen in Österreich

2017 – 500 Jahre Reformation. Rückblick und Ausblick ................... 12
Michael Bünker und Charlotte Matthias

                                                       ***

Reformationsempfang 2017 – Festakt am 24.10.2017

Ansprache beim Empfang im Bundeskanzleramt ............................ 27
Michal Bünker

Grußwort des Kardinals ..................................................................... 30
Christoph Schönborn

Luther und Wien ................................................................................ 33
Festvortrag von Sibylle Lewitscharoff

Nachdenken über 500 Jahre Reformation ........................................ 40
Grußwort des Bundespräsidenten der Republik Österreich
Alexander Van der Bellen

                                                       ***
Symposium „Europa semper reformanda“

Wiederherstellung – Erneuerung – Veränderung.
Die Reformation in ihren historischen Zusammenhängen
Irene Dingel ......................................................................................... 43

                                                    ***
Dogmatik

Die Wirklichkeit der Erlösung. Bemerkungen und Hinweise
zu meinem Lehrbuch der Dogmatik.
Ulrich H. J. Körtner .............................................................................. 55

                                                    ***
Anhang

Autor*innen ........................................................................................ 65
Impressum ......................................................................................... 66
 D A S J A H R 2 0 1 7 U N D D I E E VA N G E L I S C H E N K I R C H E N I N Ö S T E R R E I C H

Editorial

2017            und 500 Jahre Reforma-
                tion waren für die evange-
lischen Kirchen ein besonderes Geschenk.
                                                   war eine der erfolgreichsten, die im Wien-
                                                   Museum zu sehen waren.
                                                      Dieses Jahr zählt zu den besonderen
Wir haben uns an den reformatorischen              Ereignissen der Öffentlichkeitsarbeit.
Aufbruch erinnert und dankbar erkannt,             Noch nie wurde so viel über unsere Kir-
was uns an Einsichten und Impulsen nicht           che, über Geschichte und Gegenwart des
nur in der Kirche, sondern in der ganzen           Protestantismus in diesem Land geschrie-
Gesellschaft durch die Reformation ge-             ben und geredet, diskutiert und gestritten.
geben ist. Wir konnten das Jubiläums-              Noch nie wurde der Protestantismus als
jahr zum Anlass nehmen, über unseren               kultureller Faktor in einem solchen Aus-
Weg in die Zukunft nachzudenken. Wir               maß registriert. Und es war auch ein au-
haben einmal wirklich groß gefeiert. Es            ßerordentliches Jahr für die Ökumene, für
war ein großartiges Jahr, das uns von Gott         das Miteinander der Kirchen im Horizont
geschenkt wurde.                                   der Charta Oecumenica. Es war und ist
    So könnte man dieses Jahr bilanzie-            bemerkenswert, wie sich die Römisch-
ren – und aufzählen, wie viele Menschen            katholische Kirche in diesem Land mit
sich zu Veranstaltungen in diesem Jahr             dem Anliegen der Reformation vertraut
aufmachten. Geschätzt werden 100.000  –            machte. Der Grundwasserspiegel des ge-
allein am Wiener Rathausplatz wurden               genseitigen Vertrauens ist deutlich gestie-
18.000, beim Reformationsempfang im                gen, wie es Kardinal Reinhard Marx auf
Goldenen Saal des Musikvereins 1.500               den Punkt brachte.
gezählt. Auch aus den anderen Bundes-                 In diesem Heft von Amt und Gemeinde
ländern werden erfreulich hohe Zahlen              finden Sie das bereits 2013 veröffentlichte
gemeldet: Oberösterreich weist 30.000,             Grundsatzpapier „Evangelisch Kirche
die Steiermark 25.000 Besucher aus. In             sein. 500 Jahre Reformation“, dass die
Kärnten war von über 10.000, in Niede­r­-          drei Evangelischen Kirchen in Österreich
österreich von 15.000 Besuchern die                bereits 2013 veröffentlicht haben.
Rede, selbst in Salzburg und Tirol dürften            Das vorliegende Heft unternimmt fer-
es an die 7.000 gewesen sein. Die Sonder-          ner den Versuch, einen Überblick über
ausstellung „Brennen für den Glauben“              die Veranstaltungen auf gesamtkirch-

Amt und Gemeinde                                                                                 5
licher Ebene für dieses besondere Jahr          Was ursprünglich als Selbstanzeige
2017 zu geben und die Redebeiträge im        seines neuen Lehrbuchs der Dogmatik
Musik­verein Wien (24.10.2017) sowie         (Leipzig 2018) gedacht war, ist der in
den Festvortrag der Mainzer Reforma­         diesem Heft abgedruckte Text von Ulrich
tionshistorikerin Irene Dingel, den sie      Körtner zu einer interessanten Bilanz sei-
im Alois-Mock-Saal des Außenministe-         ner wissenschaftlichen Bemühungen um
riums beim Symposion „Europa semper          das weite Feld der Systematischen Theo-
reformanda“ (13.10.2017) gehalten hat,       logie seit 1994 geraten. Man liest ihn mit
zu dokumentieren.                            großem Respekt vor der enormen literari-
   Die Berichte aus den Superintenden-       schen Kompetenz dieses Theologen, des-
zen über ihre vielfältigen Aktivitäten im    sen Werk durchaus verdient, mit Gerhard
vergangenen Jubiläumsjahr werden wir im      Ebeling verglichen zu werden.
kommenden Heft von Amt und Gemeinde             Die Redaktion von Amt und Gemeinde
(2/2018) liefern.                            wünscht den Leser*innen nicht nur eine be-
   Alle sind spannend zu lesen, sie bieten   reichernde Lektüre, sondern auch wichtige
ein erfreuliches Spektrum reformatori-       Impulse für die gelingende Weiterarbeit
scher Gegenwartsdeutung.                     an den angerissenen Fragen und Themen.

                                                 Michael Bünker / Karl W. Schwarz

6                                                                   Amt und Gemeinde
 D A S J A H R 2 0 1 7 U N D D I E E VA N G E L I S C H E N K I R C H E N I N Ö S T E R R E I C H

Evangelisch Kirche sein
500 Jahre Reformation

Endfassung eines Grundsatzpapieres der drei Evangelischen

Kirchen in Österreich aus dem Jahr 2013.

I.    Ein Ereignis von weltge-                     gesellschaftlicher und geistiger Aufbruch
      schichtlicher Bedeutung                      mit weltweiter Ausstrahlung bis heute.
                                                   Die von ihr ausgehenden Impulse und
1                                                  prägenden Veränderungen erstrecken sich
                                                   auf alle Lebensbereiche, auf Politik und
Die Reformation ist ein Ereignis von welt-         Wirtschaft, auf das soziale und private Le-
geschichtlicher Bedeutung. Im Kern ging            ben, auf Kunst, Wissenschaft und Kultur.
es um eine neue befreiende Erfahrung des
Evangeliums von Jesus Christus, wie es in          2
der Bibel bezeugt ist. Sie führte zu einer
neuen Bestimmung des Verhältnisses des             Wir erinnern uns an den 31. Oktober 1517
Menschen zu Gott, zu sich selbst, zu den           und Martin Luthers 95 Thesen gegen den
Mitmenschen und zur Welt. Die Reforma-             Ablass. Mit dem Beginn der Reformation
tion beschränkte sich nicht allein auf das         in Wittenberg wurde ein umfassender, eu-
Bemühen, die Kirche von Grund auf zu               ropaweiter Reformprozess in Kirche und
erneuern, sondern sie war ein kirchlich-           Gesellschaft gebündelt. Dieser Reform-

Amt und Gemeinde                                                                                 7
prozess hatte bereits davor begonnen,          II.   Die Aktualität der
dafür stehen exemplarisch Petrus Valdes              reformatorischen
im 13. Jahrhundert und Jan Hus, der am               Glaubensbotschaft
6. Juli 1415 am Konzil von Konstanz
(1414–1418) verbrannt wurde. Die Refor-        4
mation hat verschiedene Ausprägungen er-
fahren, die mit den Namen Martin Luther,       Das Reformationsjubiläum beschränkt
Ulrich Zwingli, Johannes Calvin und vieler     sich nicht auf eine Rückschau. Im Zen-
weiterer Männer und Frauen verbunden           trum steht die Frage nach den zentralen
sind und sich letztlich in der Bildung un-     Inhalten der reformatorischen Glaubens-
terschiedlicher Konfessionen (lutherisch,      botschaft und ihren Konsequenzen für
reformiert) niedergeschlagen haben. Der        die Menschen in Kirche und Gesellschaft
Reformprozess war in ganz Europa, auch         heute und in Zukunft.
im heutigen Österreich, in vielfältigen For-
men aufgebrochen, wobei insbesondere           5
auch an die Täuferbewegung zu erinnern
ist. Spätere Auswirkungen dieses grundle-      Zum Kern der reformatorischen Glau-
genden Reformimpulses ermöglichten die         bensbotschaft gehört die Erkenntnis,
Entstehung der methodistischen Bewegung        dass der Mensch von Gott allein in Jesus
durch John Wesley in England.                  Christus (solus Christus), allein durch die
                                               Gnade (sola gratia) und allein durch den
3                                              Glauben (sola fide) eine unbedingte Aner-
                                               kennung (Rechtfertigung) erfährt. Damit
Aus diesem Grund bedenken und fei-             werden Identität und Wert der individu-
ern die drei Evangelischen Kirchen in          ellen Person unabhängig von natürlicher
Österreich das Reformationsjubiläum            Ausstattung, gesellschaftlicher Stellung,
2017 gemeinsam. Es sind dies die Evan-         individuellem Vermögen und religiöser
gelische Kirche A. B., die Evangelische        Leistung begründet.
Kirche H. B. und die Evangelisch-me-
thodistische Kirche. Gemeinsam mit den         6
evangelischen Kirchen weltweit wollen sie
bedenken, was aus der reformatorischen         Die reformatorische Glaubensbotschaft ist
Erneuerung der Kirche für die Zukunft          eine Botschaft der Freiheit. Martin Luther
und das Miteinander der christlichen Kir-      hat dies in seiner Schrift „Von der Freiheit
chen folgt. Darüber hinaus laden sie die       eines Christenmenschen“ (1520) begrün-
gesamte Öffentlichkeit zum Dialog über         det und entfaltet. Evangelische Kirchen
die gesellschaftlichen und kulturellen Im-     bringen dieses Freiheitspotential zur Gel-
pulse der Reformation für die gemeinsam        tung, indem sie für Menschen heute be-
zu gestaltende Zukunft ein.                    freiend und sinnstiftend von Gott reden.

8                                                                      Amt und Gemeinde
In der Feier der Gottesdienste und in der   Evangelische Kirchen in Österreich tre-
Zuwendung zu den Menschen eröffnen          ten für die Anliegen von Demokratie und
sie eine Gemeinschaft, in der in den ak-    Menschenrechten auf regionaler, natio-
tuellen Orientierungsproblemen und Zu-      naler, europäischer und globaler Ebene
kunftsängsten der Wert und die Würde des    ein. Sie ermutigen ihre Mitglieder, Ver-
von Gott geliebten Menschen an oberster     antwortung für das Zusammenleben der
Stelle stehen.                              Menschen wahrzunehmen, sich für die
                                            Festigung und Weiterentwicklung demo-
7                                           kratischer Strukturen in allen Bereichen
                                            des politischen Lebens aktiv einzusetzen
Diese Freiheit des von Gott anerkannten     und dabei die politische Auseinanderset-
und geliebten Menschen hat Auswirkun-       zung nicht zu scheuen.
gen auf das Verständnis und die Gestalt
von Kirche. Im Sinne des „Priestertums      9
aller Gläubigen“ sind Evangelische Kir-
chen nicht hierarchisch, sondern als Ge-    Die Freiheit des Christenmenschen und
meinschaft aller ihrer Glieder nach dem     die Unmittelbarkeit, in der die Person
presbyterial-synodalen Prinzip aufgebaut.   vor Gott steht, begründet die Mündigkeit
Auf der Grundlage der Bibel bedeutet        des Christen / der Christin. Dazu gehört,
das für Evangelische Kirchen heute die      dass er / sie versteht, was geglaubt wird.
Gleichberechtigung von Frauen und Män-      Glaube soll gebildeter Glaube sein. Da-
nern in allen kirchlichen Ämtern, die de-   bei kommt der Bibel als einziger Quelle
mokratische Entscheidungsfindung durch      für den Glauben eine herausragende Be-
Wahlen und das paritätische Zusammen-       deutung zu (sola scriptura). Evange­lische
wirken aller in kirchliche Ämter Berufe-    Kirchen wissen sich dem Bildungsan-
nen ohne Überordnung von Pfarrern und       spruch der Reformation verpflichtet.
Pfarrerinnen.                               Diese Mündigkeit aus Glauben verbin-
                                            det sich mit dem Grundanliegen der Auf-
8                                           klärung, dem „Ausgang des Menschen
                                            aus seiner selbstverschuldeten Unmün-
Das reformatorische Prinzip der grundle-    digkeit“ (Immanuel Kant). Evangelische
genden Gleichheit hatte auch Einfluss auf   Kirchen stehen in kritisch-produktiver
die Entstehung der Demokratie und die       Auseinandersetzung der Aufklärung, der
Entstehung der Menschenrechte, wie die      Moderne und den heutigen gesellschaft-
Entwicklung in protestantisch geprägten     lichen Herausforderungen grundsätzlich
Ländern (z. B. durch Roger Williams 1636    positiv gegenüber.
in Rhode Island, die Virginia Declaration
of Rights 1776 oder die Declaration of
Independence der USA von 1776) zeigt.

Amt und Gemeinde                                                                    9
10                                            12
Die Freiheit des Christenmenschen ver-        Die Evangelischen Kirchen laden dieje-
wirklicht sich in der Bereitschaft, Verant-   nigen Kirchen, die sich ebenfalls auf re-
wortung zu übernehmen. Das Evangelium         formatorische Bewegungen zurückführen
soll im Leben des Menschen Gestalt ge-        und mit denen sie in ökumenischer Verbun-
winnen, Glaube soll gelebter Glaube sein.     denheit stehen, zum gemeinsamen Geden-
Die in Jesus Christus geschenkte Gemein-      ken der Reformation ein. Diese Einladung
schaft mit Gott wandelt das Leben von         gilt vor allem dem Bund der Baptistenge-
Grund auf (Heiligung). Aus „fröhlichem        meinden in Österreich und dem Bund der
Glauben“ (Martin Luther) wendet sich der      Mennonitischen Freikirche in Österreich.
befreite Christenmensch dem Nächsten
und der Welt zu. Reformatorische Impulse      13
beeinflussen die soziale Verantwortung
der Gesellschaften und legen Grundlinien      Die Reformatoren wollten die eine Kirche
für ein sozial und ökologisch verantwor-      auf der Grundlage des wiederentdeckten
tetes Wirtschaften. Evangelische Kirchen      Evangeliums erneuern. Es ging ihnen um
sind diakonische Kirchen, die sich der        die Rückbesinnung der einen, heiligen,
Nöte der Menschen annehmen, für soziale       katholischen und apostolischen Kirche
Gerechtigkeit eintreten und ihre Stimme       auf ihre biblischen Grundlagen. Entge-
für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewah-     gen dieser Absicht führte die historische
rung der Schöpfung erheben.                   Entwicklung zum Entstehen verschiedener
                                              Konfessionen und zu schmerzhaften Spal-
                                              tungen. Die Erinnerung an diese Entwick-
III. Das Reformationsjubiläum                 lung schließt für Evangelische Kirchen die
     und die Ökumene                          Selbstkritik ein. Das Streben nach Einheit
                                              und nach der Überwindung der Trennun-
11                                            gen gehört für sie zum bleibenden Auftrag.
                                              Daher dient das Reformationsjubiläum der
Zum Reformationsjubiläum 2017 gehört          Klärung und Profilierung der christlichen
die ökumenische Perspektive. Das Ziel         Botschaft in ihrer reformatorischen Entfal-
der Reformation war die Erneuerung der        tung ohne konfessionalistische Verengung.
einen Kirche Jesu Christi. 500 Jahre Re-
formation fordern die gesamte Christen-       14
heit dazu auf, über alle konfessionellen
Grenzen und Differenzen hinweg nach           So ist die Reformation mit zur Ursache für
der Bedeutung der Reformation für die         ein religiös vielfältiges Europa geworden.
„eine, heilige, katholische und apostoli-     Daraus erwächst heute die Verpflichtung,
sche Kirche“ zu fragen.                       den eigenen Glauben einladend zu bezeu-

10                                                                   Amt und Gemeinde
gen und sich für Religionsfreiheit und ein   haben und beitragen. Nach Jahrhunderten
friedliches Zusammenleben verschiedener      der Unterdrückung gehören Evangelische
Wahrheitsansprüche auf der Grundlage         Kirchen zum heutigen Österreich als freie
der Menschenrechte, getragen von ge-         Kirchen in einem freien Staat. Sie bringen
genseitiger Toleranz und gegenseitigem       sich heute und in Zukunft auf der Grund-
Respekt, einzusetzen.                        lage ihres Glaubens für ein friedliches
                                             und gerechtes Zusammenleben ein. Da-
15                                           her freuen wir uns über das Interesse an
                                             Geschichte und Leben der Evangelischen
Die ökumenische Ausrichtung des Re-          Kirchen und alle Formen der Kooperation
formationsjubiläums betrifft insbeson-       zur Gestaltung des Reformationsjubilä-
dere das Verhältnis zur Römisch-Katho-       ums in der Öffentlichkeit.
lischen Kirche. Ihre Entwicklung wurde
durch die Reformation mitbestimmt. Dabei     17
spannt sich ein Bogen von der ausdrück-
lichen Abgrenzung, wie beim Konzil von       Als Evangelische Kirchen in Österreich
Trient (1545–1563), bis hin zur Aufnahme     sind wir dankbar für das ökumenische Mit-
zahlreicher evangelischer Anliegen, wie      einander der christlichen Kirchen in unse-
beim Zweiten Vatikanum (1962–1965).          rem Land. Daher laden wir alle Kirchen
Die Fragen nach der Verkündigung des         der Ökumene ein, das Reformationsjubi-
Evangeliums heute und der notwendigen        läum mit uns zu begehen. Gemeinsam sind
Erneuerung der Kirche (ecclesia semper       wir beauftragt, den Menschen in der Welt
reformanda) sind ein gemeinsames An-         von heute das Evangelium, die Botschaft
liegen der Ökumene. Die Evangelischen        von der Versöhnung, zu verkündigen.
Kirchen laden ein, anlässlich des Reforma-
tionsjubiläums diesen Fragen gemeinsam       18
nachzugehen.
                                             Evangelische Kirchen gestalten den Weg
IV.   Gemeinsam auf dem Weg                  zum Jahr 2017 durch Schwerpunkte, die
      zum Reformationsjubiläum               sie dem reformatorischen Aufbruch ver-
      2017                                   danken. Im Jahr 2013 ist dies der diakoni-
                                             sche Auftrag der Kirche, im Jahr 2015 das
16                                           Anliegen der Bildung und 2017 werden
                                             die Evangelischen Kirchen die befreiende
Evangelische Kirchen bedenken und fei-       Kraft des Glaubens ins Zentrum stellen.
ern gemeinsam das Reformationsjubi-          So wollen sie das Reformationsjubiläum
läum 2017. Wir wollen sichtbar machen,       feiern, in Freiheit und Verantwortung,
was Evangelische für Österreich in allen     zum Wohl der Menschen und zum Lob
gesellschaftlichen Bereichen beigetragen     Gottes.                                ■

Amt und Gemeinde                                                                    11
 D A S J A H R 2 0 1 7 U N D D I E E VA N G E L I S C H E N K I R C H E N I N Ö S T E R R E I C H

2017 – 500 Jahre Reformation.
Rückblick und Ausblick

Reformation bewegt! Vor 500 Jahren und auch heute! In Österreich

hat die bewegte Geschichte der Evangelischen zu vielfältigen For­

men des evangelischen Lebens geführt. In dieser Vielfalt feierten

die drei Evangelischen Kirchen – die lutherische, die reformierte

und die methodistische – das Jubiläum „500 Jahre Reformation“

gemeinsam. Was geschah auf gesamtkirchlicher Ebene?

                                  Von Michael Bünker und Charlotte Matthias

D     er Umstand, dass wir in Österreich
      das Jubiläum und den Weg hin zum
Jahr 2017 miteinander geplant und durch-
                                                   Die Kirchengemeinschaft auf der Basis
                                                   der Leuenberger Konkordie ist dadurch
                                                   gefestigt und vertieft worden. Das macht
geführt haben, ist – soweit wir sehen –            uns Mut, weitere gemeinsame Schritte auf
eine Besonderheit im europäischen Kon-             diesem Weg zu gehen.
text, die besonders gewürdigt sein soll.

12                                                                           Amt und Gemeinde
Vorbereitung                                   Kubala, Gerold Lehner, Gisela Malek-
                                               pour, Charlotte Matthias, Lothar Pöll,
Die Vorbereitungen liefen schon seit ei-       Doris Rössler, Martina Schomaker-En-
nigen Jahren. Gemeinsam hatten wir be-         gemann und Stefan Schröckenfuchs. Das
schlossen, dies auch in drei inhaltlichen      erste Protokoll datiert vom 22. November
Schritten zu tun. So wurde das Jahr 2013       2012. Das Fest am Rathausplatz wurde von
zum „Jahr der Diakonie“, das Jahr 2015         einer eigenen kleineren Gruppe geplant.
zum „Jahr der Bildung“ und das Jahr 2017          Eine der ersten Aufgaben der Vorbe-
selbst zum „Jahr des Glaubens“ erklärt.        reitungsgruppe war die Erarbeitung eines
Die beiden ersten Schwerpunktjahre sind        „Style-Guides“ mit Sujets für Druckvorla-
bereits ausgewertet und die Ergebnisse ge-     gen und des Logos für das Reformations-
sichert. Auf das „Jahr des Glaubens“ wird      jubiläumsjahr. Diese Arbeit am gemeinsa-
in diesem Bericht etwas später eingegan-       men Erscheinungsbild mündete letztlich
gen. Manche Anregungen aus diesen drei         auch in einem Auftrag an den Künstler
Schwerpunkten können aber auch noch            Olaf Osten, sieben Bilder zum Motto
weiter bearbeitet und umgesetzt werden.        „Freiheit und Verantwortung“ zu entwer-
    Ein wichtiger erster Schritt war die Er-   fen, die dann auch auf Roll-ups, Briefmar-
arbeitung eines eigenen österreichischen       ken und Taschen zu sehen waren. Dieser
Grundsatzdokuments zum Reformations-           „Style-Guide“ hat das Erscheinungsbild
jubiläum. Es wurde von den leitenden           samt Wiedererkennungseffekt durch-
Geistlichen der drei beteiligten Kirchen       gehend geprägt, letztlich bis hin zu den
unter Mitwirkung von Ulrich Körtner und        Pagoden und Bühnen am Rathausplatz.
Astrid Schweighofer ausgearbeitet. Nach
Behandlung in einer Klausur des Kirchen-
presbyteriums im September 2012 wurde
das Grundsatzdokument fertig gestellt
und daraufhin unter dem Titel „Evange-
lisch Kirche sein. 500 Jahre Reformation“
veröffentlicht.
    Für die Vorbereitung des Jahres wurde
aufgrund der Beschlüsse der Kirchenpres-
byterien A. B. und H. B. und der Kirchen-
konferenz der EMK vom 7. November
2012 eine Vorbereitungsgruppe gebildet,
der folgende Personen aus den drei betei-
ligten Kirchen angehörten: Michael Bün-
ker, Michael Chalupka, Thomas Dasek,
Walter Gösele, Thomas Hennefeld, Ger-          Motiv von Olaf Osten zu
hild Herrgesell, Klaus Heussler, M   ­ argit   „Freiheit und Verantwortung“.

Amt und Gemeinde                                                                      13
Es war den Vorbereitenden von An-          derschlug. Letztlich ist ein umfangreiches
fang an klar, dass es eine Einbindung und     Programmbooklet erschienen, das schon
Mitsprachemöglichkeit möglichst vieler        im Vorfeld die große Vielfalt und Breite
Mitglieder unserer Kirchen, zumindest         der geplanten Veranstaltungen augenfäl-
aber der Gemeinden und Einrichtungen,         lig festhielt. Dieses Programmbooklet
braucht. Dies wurde durch die Erstellung      wurde in hoher Auflage (20.000 Exemp-
einer eigenen „Reformationsmappe“ mit         lare) gedruckt und allen Gemeinden und
Anregungen und Material für den Diskus-       Einrichtungen zur freien Verteilung und
sionsprozess umgesetzt. Die Ergebnisse        Bewerbung des Reformationsjubiläums
der mit der Reformationsmappe verbunde-       zur Verfügung gestellt. Es diente auch bei
nen Befragung liegen auch in einem eige-      den zahlreichen Kontakten mit Medien
nen Booklet gedruckt vor. Die Ergebnisse      und nichtkirchlichen Stellen dazu, das
brachten die Entscheidung über das Motto      Jahr 2017 angemessen zu präsentieren.
des Jubiläumsjahres „Freiheit und Verant-
wortung“ sowie zum großen gemeinsamen
Fest, das dann am 30.9.2017 am Rathaus-       Ökumenische Pressereise
platz in Wien auch durchgeführt werden
konnte. Aus den eingesandten Antworten        Ein letztes, das hier unter den Vorberei-
ergeben sich eine Reihe von inhaltlichen      tungen genannt werden soll, ist die Pres-
Anregungen für das kirchliche Leben auf       sereise, die unter Leitung von Bischof
allen Ebenen, die es wert sind, wieder auf-   Manfred Scheuer und Michael Bünker
gegriffen zu werden.                          von der Kathpress und dem Evangelischen
                                              Presseamt organsiert wurde und im Sep-
                                              tember 2016 über Berlin nach Wittenberg,
Gesamtösterreichisches                        Eisenach, Magdeburg und Erfurt führte.
Programmheft                                  An ihr haben Vertreter*innen von Me-
                                              dien teilgenommen, wodurch – besonders
Die Erstellung des Programmheftes, die        eindrücklich am Beispiel der „Kleinen
vor allem während des Sommers 2016            Zeitung“ – die Bereitschaft, das Refor-
von Charlotte Matthias und Doris Rössler      mationsjubiläum aufzugreifen, geweckt
geleistet wurde, hatte den Anspruch, ei-      und deutlich gesteigert werden konnte.
nen einheitlich gestalteten Überblick über
alle geplanten Veranstaltungen aller drei
Kirchen und auf allen Ebenen unter Ein-       Veranstaltungen
schluss der diversen Einrichtungen zu er-
halten. Er prallte auf die große Diversität   Die Planung der Veranstaltungen hat den
innerhalb der evangelischen Kirchen, was      Aufbau der Kirchen berücksichtigt. Nach-
sich in unterschiedlichen Planungsabläu-      dem festgelegt war, dass die gesamtöster-
fen und Gestaltungsentscheidungen nie-        reichischen Veranstaltungen neben kleine-

14                                                                   Amt und Gemeinde
ren Podien der Reformationsball, das Fest       österreichische Note im internationalen
am Rathausplatz und der Festakt im Mu-          Gesamtreigen der Veranstaltungen. Das ist
sikverein sein werden, konnten die Super-       insbesondere von den zahlreichen Gästen
intendenzen ihre Gustav Adolf Feste bzw.        aus den Nachbarländern und Nachbarkir-
regionalen Kirchentage für das Frühjahr         chen sehr positiv aufgenommen worden.
2017 planen. Der 31. Oktober 2017 selbst        Insgesamt haben rund 1300 Personen da-
sollte den Gemeinden vorbehalten sein,          ran teilgenommen. Der sehr gelungene
was auch die Regel war, die durch diöze-        Ball wurde von Dagmar Kloiber-Böhme
sane Großveranstaltungen am 31.10., wie         organisiert und hat sogar einen Über-
dem Fest im Kulturzentrum in Villach, nur       schuss erbracht.
bestätigt wurde. Generell ist es mehr als be-
eindruckend, wie viele Veranstaltungen mit
den unterschiedlichsten Inhalten von den        Brennen für den Glauben
Gemeinden auf die Beine gestellt wurden.
Der Bogen spannt sich von Vorträgen und         Zu den gesamtösterreichischen Projek-
Diskussionen, Glaubensgesprächen und            ten zählte auch die Ausstellung im Wien-
Gottesdiensten bis hin zum Essen wie zu         Museum, die von Februar bis Mai 2017 zu
Luthers Zeiten, aber auch dem gemeinsa-         sehen war. Unter dem Titel „Brennen für
men Feiern mit Asylwerbern*innen in der         den Glauben“ wurde ein mit hochklassi-
Gemeinde und dem Aufgreifen von Flucht-         gen und einmaligen Exponaten bestückter
geschichten in der Vergangenheit und der
Gegenwart. Wir können den Pfarrerinnen
und Pfarrern und den zahlreichen Haupt-
und Ehrenamtlichen nur ein herzliches
„Danke“ sagen. Ihr Einsatz war großartig!
   Auftakt war der Reformationsempfang
am 3. November 2016, wo in einem Vor-
trag von Jutta Henner und Lesungen von
Susanne Rossouw-McGuiness die neue
Revision der Lutherbibel vorgestellt und
ein Blick auf die Veranstaltungen des Jah-
res 2017 geboten wurden.

Die Reformation tanzt

Der Reformationsball am 10. Februar
2017 in den Redoutensälen der Wiener
Hofburg war eine besondere, typisch

Amt und Gemeinde                                                                      15
Überblick über die von der Reformation
geprägte Geschichte der Stadt Wien in der
frühen Neuzeit geboten. Diese Ausstel-
lung ist zu einer der erfolgreichsten des
Wien-Museums geworden. Nur jene mit
dem Titel „Sex in Wien“ war noch besser
besucht. Die Kosten für die Herstellung
des umfangreichen Katalogs, der zu e­ inem
Standardwerk zur frühneuzeitlichen Ge-
schichte Wiens und des Reformations-
jahrhunderts geworden ist, hat die Kirche
getragen. Rudolf Leeb hat mit zahlrei-
chen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
an der Kuratierung der Ausstellung und
an der Redaktion des Katalogs leitend und
koordinierend mitgewirkt. Bleibend ist
auch die Finanzierung der Doppelaus-
gabe des „Jahrbuchs für die Geschichte
des Protestantismus in Österreich“, die
sich dem Jubiläum widmet. Auch diese
Kosten hat einmalig die Kirche getragen.

500 Jahre und 1 Fest

Zum großen Reformationsfest am
30. Sep­tember kamen Evangelische aus
ganz Österreich auf den Wiener Rathaus-
platz. Der Wunsch nach diesem zentralen
Großereignis ergab die bereits erwähnte
Befragung der Gemeinden und wurde
durch sie ganz deutlich. Die Fäden der
Vorbereitung und Durchführung dieses
Festes lagen in den Händen von Charlotte
Matthias. Sie wurde von Doris Rössler
darin unterstützt. Dazu kamen zahlreiche
weitere Einrichtungen und Personen wie
die Evangelische Jugend (ejö), die die
19 Spielstationen und die Straßenkunst

16                                           Amt und Gemeinde
Amt und Gemeinde   17
eingebracht und auch organisiert hat. Zu
nennen sind die Evangelischen Schulen,
Kindergärten und Horte der Diakonie
Bildung in Wien und Mödling, die eine
Zeitmaschine gebaut und ihr #Reformobil
spektakulär in Bewegung gesetzt haben.
Zu nennen sind vor allem auch die Kir-
chenmusiker und Kirchenmusikerinnen
mit großen evangelischen Chören und
Bläserensembles aus ganz Österreich, die
auch zum Mitsingen animierten.
    Während der Rathauspark zur bunten
Spielwiese für Groß und Klein wurde,
bot das Programm auf der Hauptbühne
ab 12.00 Uhr einen abwechslungsrei-
chen Wechsel von Musik, Videos, Inter-
views und geistlichen Impulsen rund um
die drei Themen Frieden, Gerechtig-
keit und Bewahrung der Schöpfung.
Es sprachen Mutmacher*innen wie z. B.
Friedens­nobelpreisträgerin Leymah Gbo-
wee aus Liberia und Sumaya Farhat-Naser
über ihren Einsatz für Gerechtigkeit und
­Frieden, einer mobilen Open Air-Konzert-
 Orgel wurden Melodien entlockt, über die
 das Publikum abstimmen konnte – und
 vieles mehr geschah bis 19.00 Uhr auf
 der Hauptbühne und in den 38 Pagoden-
 Zelten, in denen sich die Evangelischen
 Kirchen, ihre Diözesen und die Diako-
 nie präsentierten und Mitmach-Aktionen
 anboten.
    Neben dem Treiben auf der Haupt-
 bühne wurde im Rathauspark auf einer
 zweiten Bühne gesungen, gerockt, ge-
 rappt und getrommelt. Im Rathauskeller
 wurde gelesen und gelacht. Theater- und
 Kabarett-Gruppen wechselten sich auf
 der Kleinkunstbühne mit Lesungen ab.

18                                          Amt und Gemeinde
Zu sehen gab es auch die Ausstellungen      zum nächsten. Musik und Power mit Pfiff:
„Luther und die Juden“ sowie „Evange-       „Da Blechhauf’n“ spielte auf! Später be-
lisch – Was heißt das?“                     gegneten sich auf dem „Pfad der Liebe“
                                            die Instrumente Cembalo und Oud. Es
                                            folgte ein stimmgewaltiges Feuerwerk
Kirche zieht an                             an traditionellen und brandneuen ame-
                                            rikanischen Gospel Songs, mit der Band
Das Nachmittagsprogramm endete mit          5K  HD waren Jazz und Funk zu hören
der fulminanten und humorvollen Moden-      und die Stageband der Popakademie von
show „Kirche zieht an“, bei der 80 Models   der Johann Sebastian Bach Musikschule
und 20 Dresser*innen der Evangelischen      Wien führte ein eigens für das Fest kom-
Pfarrgemeinde A. B. Gols in Zusammen-       poniertes Werk auf. Drei Schülerinnen
arbeit mit der Modeschule Krems Klei-       verabschiedeten die Festgäste mit einem
dung aus zehn Jahrzehnten für Kirche und    stimmungsvollen Abendsegen, mit dem
Gottesdienst präsentierten.                 das Fest pünktlich um 22.00 Uhr endete.
                                               Alle Diözesankantoren*innen und der
                                            Landeskantor Matthias Krampe waren
Sound of Heaven                             ebenso engagiert wie die Johann Sebas-
                                            tian Bach Musikschule unter ihrem Direk-
Karl Markovics Widergabe der berühmten      tor Hanns Stekel und die Pop Akademie
Rede von Martin Luther King „Ich habe       unter Moritz Pedarnig, die vor allem für
einen Traum“ ging allen Anwesenden un-      das musikalische Programm des Abends
ter die Haut. Der Regisseur und Schau-      verantwortlich waren.
spieler führte am Abend mit eigenen Bei-       Bei der Durchführung unerlässlich war
trägen von einem musikalischen Highlight    die Unterstützung durch die externe Event-

Amt und Gemeinde                                                                   19
Agentur „Happy & Ness“ mit Waltraud          energiesparenden Veranstaltungstechnik
Kugler und Viktoria Schattauer. Sie haben    bis zur perfekten Mülltrennung ist es ge-
ebenso professionell wie sympathisch mit-    lungen, nicht nur von der „Bewahrung der
geplant, organisiert und in der Abwicklung   Schöpfung“ zu reden, sondern sie auch
geholfen. Das Ausmaß des Festes machte       glaubwürdig umzusetzen. Der Strom
es notwendig, bei nicht weniger als 14 Be-   wurde aus dem Evangelischen Ökostrom-
hörden um Genehmigungen anzusuchen.          pool von der Firma Alpen ­Adria Natur-
Den Rathausplatz mit dem Park und der        strom bezogen.
Volkshalle hat uns die Gemeinde Wien
unentgeltlich zur Verfügung gestellt.
   Laut Auskunft der Sicherheitsverant-      Festakt im
wortlichen waren bei der Eröffnung des       Wiener Musikverein
Festes und in den ersten Stunden rund
18.000 Menschen am Rathausplatz. Wir         Schließlich bildete der Festakt am 24.  Ok-
können davon ausgehen, dass einige erst      tober im Wiener Musikverein den Ab-
später dazugekommen sind, andere viel-       schluss. Der Goldene Saal war ausge-
leicht auch schon früher weg mussten,        bucht, etwa 1500 Personen nahmen am
sodass die Zahl derer, die zumindest teil-   Festakt teil. Er war gleichsam als der
weise am Rathausplatz dabei waren, doch      auf das Jubiläumsjahr zugeschnittene
ein gutes Stück höher sein dürfte. Auf       Reformationsempfang konzipiert. Dem
der Hauptbühne waren insgesamt 920 (!)       Ort angemessen bildete die Musik ­einen
Mitwirkende, bei den Pagoden etwa 580        besonderen Schwerpunkt. Die Auswahl
Haupt- und Ehrenamtliche, die die ver-       der Musikstücke und die Qualität der Auf-
schiedenen Einrichtungen präsentieren        führungen haben nicht nur überzeugt, son-
konnten. Die Spielstationen wurden von       dern – das zeigen zahlreiche Rückmeldun-
120 Mitarbeiter*innen der ejö betreut.       gen – durchwegs begeistert. Hanns Stekel
                                             und Matthias Krampe ­waren die Federfüh-
                                             renden bei der Planung und Vorbereitung.
Umweltfreundliche                            Bei der Durchführung beteiligte sich auch
Veranstaltung                                Martin Zeller mit der Wiener Kantorei und
                                             brachte den ganzen Saal zum Singen. Von
Ein besonderes Anliegen war es, das Fest     langer Hand vorbereitet werden mussten
am Rathausplatz, das als Erstes von der      die Redebeiträge von Kardinal Christoph
Stadt Wien als Öko-Event ausgewiesen         Schönborn und Bundes­präsident Alex-
wurde, dann auch als „Green-Event“           ander Van der B ­ ellen. Der Termin war
durch die Agentur „brainbows“ mit dem        natürlich schon vor der Wahl des neuen
Österreichischen Umweltzeichen zerti-        Bundespräsidenten, auf die bekanntlich
fizieren zu lassen. Mit der Erfüllung der    einige Zeit zu warten war, fest im Kalen-
damit verbundenen Auflagen von der           der der Präsidentschaftskanzlei verankert.

20                                                                  Amt und Gemeinde
Dass als Festrednerin Sibylle Lewitscha-     Europäische Vernetzung
roff zugesagt hat, war nach ihrem Auftritt
beim Luther-Kongress der beiden theolo-      Die europäische Vernetzung hat ihren Aus-
gischen Fakultäten der Universität Wien      druck gefunden in der Beteiligung von Vil-
im Oktober 2016 naheliegend und hat sich     lach, Graz und Wien im November 2016
als Glücksfall erwiesen.                     am Europäischen Stationenweg, den die
   Der Festakt war umrahmt von einem         EKD, der Schweizerische Evangelische
Mittagsempfang im Bundeskanzleramt,          Kirchenbund (SEK) und die GEKE durch-
wo Staatssekretärin Muna Duzdar rund         geführt haben. Die genannten drei Städte
100 Vertreter und Vertreterinnen der Evan-   haben gemeinsam mit fünf weiteren (Kla-
gelischen Kirchen begrüßte, und von einem    genfurt, Sankt Pölten, Steyr, Waidhofen an
abendlichen Empfang bei Bundespräsident      der Ybbs, Schwaz) von der GEKE den Titel
Van der Bellen in der Hofburg, an dem        „Europäische Reformationsstadt“ verlie-
ebenfalls rund 130 Personen teilnahmen.      hen bekommen und sind dadurch Teil des
   Zu den gesamtösterreichischen und         Netzwerkes von bislang hundert Städten in
alle drei Kirchen umfassenden Veranstal-     siebzehn Ländern geworden. Dieses Netz-
tungen gehört auch die Klausurtagung,        werk wird weiter ausgebaut, im Jahr 2021
die wir auf Einladung der Österreichi-       will die Stadt Eisenach alle Europäischen
schen Bischofskonferenz im November          Reformationsstädte einladen, anlässlich
2016 in Eisenstadt haben konnten. In         des Gedenkens an Luthers Übersetzung
der eröffnenden Pressekonferenz wurde        des Neuen Testaments auf der Wartburg
neben einer gemeinsamen Erklärung auch       zusammenzukommen und gemeinsame
die Ausschreibung eines Ökumenepreises       Projekte zu entwickeln. Wie viele Men-
bekannt gemacht. Dieser Preis ist durch      schen aus Österreich und speziell aus un-
eine eigens dafür gebildete Jury der         seren Kirchen in Wittenberg oder beim
„Vernetzten Ökumene der westlichen           Kirchentag in Berlin gewesen sind oder
Dekanate in Wien“ zugesprochen worden        an anderen Orten außerhalb Österreichs
und wurde am 1. Juni 2017 in Salzburg        Veranstaltungen zum Reformationsjubi-
verliehen. Beides ist auf eine Anregung      läum besucht haben, kann nicht einmal ge-
der „Gemischten katholisch-evangeli-         schätzt werden. Die KPH Wien / Krems und
schen Kommission“ zurückgegangen.            das Projekt „Weg des Buches“, das mitt-
In diesen Zusammenhang gehört auch           lerweile Teil des EU-Projektes European
der live von ORF und ZDF übertragene         Cultural Routes of Reformation ist, haben
Gottesdienst aus Linz-Dornach am ersten      im Gartenhäuschen der GEKE jeweils eine
Advent 2016, an dem lutherische, refor-      Woche im Rahmen der „Weltausstellung
mierte und methodistische Evangelische       Reformation“ bestritten. Somit ist auch in
gemeinsam mit den Geschwistern aus           Österreich die europäische Dimension der
der römisch-katholischen Kirche gefei-       Reformation im Jahr 2017 in angemessener
ert haben.                                   Weise umgesetzt worden. Dazu haben auch

Amt und Gemeinde                                                                    21
manche grenzüberschreitende Veranstal-        durch den historischen Verlauf von Refor-
tungen beigetragen (Konfirmationsevent        mation und Gegenreformation wurde sicht-
in Pöttelsdorf, Teilnahme burgenländischer    bar. Das diente zugleich zur Selbstverge-
Gemeinden am Reformationsempfang in           wisserung der Evangelischen, die sich ihrer
Bratislava u. a. m.).                         Herkunft bewusster geworden sind und
                                              wohl auch immer wieder zu Recht Freude
                                              und Stolz empfinden konnten. Dies hat be-
Inhaltliche Schwerpunkte                      stimmt seine Auswirkungen auf das Leben
                                              der Gemeinden, auf das Selbstbewusstsein
Vier inhaltliche Schwerpunkte seien ge-       der Evangelischen und hoffentlich auch auf
nannt:                                        die bevorstehenden Kirchenwahlen und das
   Zuerst ist es gelungen, durch zahlreiche   Bemühen, Menschen für den Einsatz in der
Ausstellungen und Veranstaltungen das         Kirche und für die Kirche zu gewinnen.
Interesse an der – weithin nicht bekann-         Der zweite Schwerpunkt ergibt sich da-
ten – Geschichte des Protestantismus in       raus: Es ging ja nicht nur um eine Rück-
Österreich zu wecken. Zu nennen sind ne-      schau und auch nicht nur um eine Be-
ben dem Wien Museum in Auswahl Aus-           sinnung auf das Eigene, sondern um die
stellungen in Graz, Villach, Steyr, Salz-     Frage, welchen Beitrag Evangelische in-
burg, Bregenz, Eisenstadt, Feldkirch, die     spiriert durch die Geschichte ihres Glau-
Schallaburg (dort waren gesamt 88.620         bens und seine Gegenwartsbedeutung zum
Besucher*innen, von denen 70 – 80 % auch      Zusammenleben der Gesellschaft heute
die evangelische Ausstellung besucht ha-      geben. Hier wirkte sich das Reformations-
ben dürften), Murau, Fresach, Hermagor,       jubiläum auf die lebendige Umsetzung von
Rutzenmoos, Wiener Neustadt, Sankt Pöl-       Auftrag und Sendung der Diasporakirche
ten, Schloss Tirol bei Meran und zahlreiche   aus. Beim Fest am Rathausplatz geschah
weitere Orte. Allein in der Steiermark gab    das unter den Leitworten „Gerechtigkeit,
es acht Ausstellungen zum Thema in Lan-       Frieden und Bewahrung der Schöpfung“
des-, Bezirks- und Privatmuseen, ähnlich      in weit über die Grenzen unseres Landes
in Wien (Bezirksmuseen und andere). Her-      und unserer Kirche hinausweisenden Bei-
vorzuheben ist das Museumsdorf Nieder-        trägen der Mutmacherinnen und Mutma-
sulz, wo 44.889 Besucher*innen nicht nur      cher. Wir haben dadurch die Reformation
die Geschichte der Evangelischen, sondern     als „Weltbürgerin“ erlebt und gefeiert. Mit
auch die der Täufer wahrgenommen haben.       den Schwerpunkten von Diakonie und Bil-
Bei einzelnen Veranstaltungen, wie beim       dung sind Ur-Anliegen der Reformation
Tag der Evangelischen in Innsbruck, wurde     in ihrer Bedeutung für heute erlebbar ge-
ebenfalls durch anlassbezogene temporäre      worden. Das Netz der Pfarrgemeinden und
Ausstellungen die Geschichte des Protes-      die zahlreichen engagierten Ehren- und
tantismus präsentiert. Die besondere Prä-     Hauptamtlichen sind in ihrer Bedeutung
gung des österreichischen Protestantismus     bestärkt worden. Dieses zivilgesellschaft-

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liche Engagement ruht auf den Grundlagen      formierter, lutherischer, methodistischer,
des Glaubens. Evangelische Kirche hat         katholischer und altkatholischer Beteili-
sich immer wieder als singende, feiernde      gung, das Mödlinger Reformationsfest,
und betende Kirche erlebbar gemacht, als      das in der römisch-katholischen Kirche
Kirche, in der das Wort Gottes, das Evange-   gefeiert wurde, das ökumenische Pfingst-
lium, Jesus Christus im Mittelpunkt steht.    fest in Perchtoldsdorf, bei dem an die
   Diese Freude am Evangelium, das in         900 Personen auf dem Hauptplatz bewir-
der Reformation wieder entdeckt wurde,        tet wurden, der ökumenische Gottesdienst
leitet über zum nächsten (dritten) Punkt,     der Vorarlberger Gemeinden mit Bischof
zur Ökumene. Es wäre noch vor weni-           Benno Elbs und Thomas Hennefeld, der
gen Jahren nicht denkbar gewesen, wie         ungarischsprachige ökumenische Got-
intensiv und zahlreich die ökumenischen       tesdienst in Oberwart u. v. m. Es stimmt,
Veranstaltungen ausgerechnet im Jahr des      dass der Grundwasserspiegel des gegen-
Reformationsjubiläums waren. Auch hier        seitigen Vertrauens deutlich gestiegen ist
kann längst nicht alles genannt werden.       (so Kardinal Reinhard Marx). Freilich ist
Allein dass Kardinal Schönborn nicht nur      in diesem Zusammenhang darauf hinzu-
ein sehr tiefgründiges Grußwort zum Fest-     weisen, dass konkrete Schritte aufeinan-
akt am 24. Oktober gegeben hat, sondern       der zu (da geht es in erster Linie um die
auch bereit war, zweimal live im ORF aus      eucharistische Gastfreundschaft für kon-
Anlass des Jubiläums für Interview und        fessionsverbindende Ehen und Familien)
Gespräch zur Verfügung zu stehen, er-         auch in diesem Jahr noch nicht erfolgt
achte ich für ein außergewöhnliches Zei-      sind. Ulrich Körtner hat darauf immer
chen der Wertschätzung und des Interes-       wieder hingewiesen. Aber dennoch sind
ses. Die Predigt von Bischof Krautwaschl      die Voraussetzungen dafür wohl deutlich
am 31.10. in der Grazer Heilandskirche,       besser als noch vor fünf Jahren.
das gemeinsame Hirtenwort von Gerold              Einen besonderen Schwerpunkt hat das
Lehner und Manfred Scheuer in Oberös-         Jahr des Glaubens gesetzt. Die Koordina-
terreich (das bereits nachgedruckt wer-       tion dafür hat dankenswerter Weise Gerhild
den musste), die ökumenische Fahrt nach       Herrgesell übernommen. Auf gesamtkirch-
Rom der Kärntner katholischen Pfarrer         licher Ebene sind dazu verschiedene Pub-
und evangelischen Pfarrerinnen und Pfar-      likationen erschienen, zuerst eine Gottes-
rer mit Bischof Alois Schwarz und Man-        diensthilfe, dann ein eigener, für Österreich
fred Sauer, die ökumenische Leserreise        aus Anlass des Jahres 2017 erarbeiteter
des „Sonntagsblattes“ zu den Stätten der      Kurs zum Glaubensgespräch („Frei sein.
Reformation mit 200 Mitreisenden, die         Verantwortung wagen“) und schließlich
ökumenische Jugendreise nach Israel mit       ein ABCDarium des evangelischen Glau-
Diözesanbischof und Superintendent der        bens, dessen neue Fassung von Hermann
Steiermark, der Reformationsgottesdienst      Miklas erstellt wurde. Das alles wird sich
in Wien-West (Zwinglikirche), mit re-         auch in Zukunft gut verwenden lassen. In

Amt und Gemeinde                                                                        23
der Evangelischen Schule am Karlsplatz       mer wieder stark im Blickpunkt. Dass
fanden im Frühjahr 2017 in Kooperation       über das ganze Jahr an verschiedenen Or-
mit dem ORF und der Diakonie Bildung         ten vielfältige Programmpunkte gebo-
fünf Abende zum Jahr des Glaubens statt,     ten wurden, half, das mediale Interesse
die das Anliegen mit Kulturschaffenden,      über den längeren Zeitraum zu halten.
politisch Engagierten, Medienvertretern      Hier sind besonders die unterschiedli-
und -vertreterinnen und mit bei uns be-      chen Ausstellungen zu nennen, die in den
heimateten Christen und Christinnen aus      Medien gut aufgenommen wurden. Auf
anderen Weltgegenden ins Gespräch ge-        breite Resonanz stieß auch das große Fest
bracht haben. Im Albert Schweitzer Haus      am Rathausplatz. Dazu wird eine eigene
hat eine mehrteilige Veranstaltungsreihe     Pressedokumentation vorliegen.
zum Thema „sola scriptura“ stattgefunden.       Insgesamt gab es in den österreichi-
In der Kirche A. B. hat das Werk für Evan-   schen Printmedien über das Jahr ver-
gelisation und Gemeindeaufbau das Ange-      teilt weit über 1500 Beiträge, die mit
bot der Glaubenskurse deutlich verstärkt     dem Thema Reformation bzw. dem Re-
und selbst zahlreiche Kurse angeboten und    formationsjubiläum zusammenhingen.
durchgeführt. Insgesamt ist unser Eindruck   Eine großformatige Tageszeitung druckte
allerdings, dass das Jahr des Glaubens im    etwa am Reformationstag auf zwei Seiten
allgemeinen Feiermarathon etwas in den       die 95 Thesen Martin Luthers ab. ORF-
Hintergrund geraten ist. Es ist bestimmt     Fernsehen und ORF-Radio widmeten
lohnend, den Ball wieder aufzunehmen.        sich in vielen unterschiedlichen Sendun-
                                             gen und Dokumentationen dem Thema
                                             Reformation, aber auch dem Leben und
Öffentlichkeit                               der Identität der Evangelischen in Öster-
                                             reich. Dass innerhalb von 12 Monaten der
Das mediale Interesse am Reformations-       evangelisch-lutherische Bischof zwei Mal
jubiläum war enorm. Seit Oktober 2016        Gast in einer ZIB2-Sendung ist, wird sich
haben österreichische Printmedien, Radio,    nicht so schnell wiederholen. Die ZIB2-
Fernsehen und Online-Medien über das         History, die am Reformationstag live aus
Reformationsjubiläum berichtet. Große        der Evangelischen Schule am Karlsplatz
Strecken und ganze Serien zu den Themen      gesendet wurde, lag etwa mit 293.000
Reformation bzw. Martin Luther waren         Zuschauenden deutlich über dem Schnitt
ebenso zu finden wie Berichte und Ankün-     auf diesem Sendeplatz. Die einstündige
digungen über die vielfältigen Aktivitäten   Liveübertragung vom Fest am Rathaus-
zum Reformationsjubiläum.                    platz in ORF II soll ebenfalls erwähnt
   Das Jahr 2017 stärkte auch die Nach-      werden. Die Öffentlichkeit hat wahrge-
frage nach Interviews mit Repräsen­          nommen, dass die Reformation nicht nur
tanten*innen der Evangelischen Kirchen.      eine innerkirchliche Angelegenheit ist, die
Dabei war der ökumenische Aspekt im-         in Österreich nur eine kleine Minderheit

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betrifft. Die Reformation als „Weltbür-       trägern der Wiener Linien platziert. Nach-
gerin“ hatte ihre Auswirkungen auf alle       dem die gesamtösterreichischen Veran-
Bereiche der Gesellschaft.                    staltungen in Wien durchgeführt wurden,
   Es war uns ein großes Anliegen, das        war die gute Kooperation mit den Ver-
Reformationsjubiläum in Österreich auch       antwortlichen der Superintendenz Wien
mit einem gemeinsamen Auftreten in der        und da vor allem hinsichtlich der Öffent-
Öffentlichkeit zu verbinden. Dazu wurde       lichkeitsarbeit mit Martina Schomaker-
die Website evangelisch-sein.at entwi-        Engemann eine wichtige Unterstützung.
ckelt. Für die Gestaltung von Plakaten und       Zum Bereich der Öffentlichkeit zähle
anderen Druckwerken wurde der bereits         ich auch die Kooperationen mit Kultur-
erwähnte Style-Guide angeboten, der von       einrichtungen und die Beiträge, die nicht
zahlreichen Gemeinden und Einrichtun-         von Gemeinden oder Einrichtungen unse-
gen auch gerne übernommen wurde.              rer Kirchen getragen wurden. Unter den
   Für die Kommunikation hat sich das         letzteren sticht das Kabarett „Luther 2.0
„Netzwerk Öffentlichkeit“ als hilfreiche      hoch 17“ von Oliver Hochkofler und Imo
Einrichtung erwiesen. In diesem Netz-         Trojan heraus, das in ganz Österreich in
werk wurde auch ein „Kommunikations-          zahlreichen Veranstaltungen zu sehen war.
leitfaden“ mit externer Beratung durch        Es gab eine ganze Reihe von Kunstausstel-
Stefan Sengl erstellt, der von allen, die     lungen zum Thema (Traun, Linz, Villach,
mit der Öffentlichkeitsarbeit befasst sind,   Wien-Gumpendorf, Wien-West u. a. m.),
mit großem Nutzen verwendet werden            Auftragskompositionen (mehrere Musi-
konnte. Die Website und das Fest am Rat-      cals, etwa in Oberösterreich und der Stei-
hausplatz haben auch danach verlangt, das     ermark, „Alles, was Odem hat“ in Kärn-
Feld der Sozialen Medien zu bespielen.        ten, Aufführung des Gesamtwerks von
Für dieses Anliegen hat sich Elisabeth        Andreas Rauch), Theaterprojekte wie in
Pausz vom Kirchenamt gemeinsam mit            Graz, Bregenz, Oberwart (H. B.), Wien
Alexander Weng engagiert und konnte           und Klagenfurt, die Matinee im Burgthe-
zehn junge Erwachsene gewinnen, ehren-        ater am 1. Okto­ber, Einweihungen von
amtlich mitzumachen. Walter Gösele hat        Kirchen (Nötsch) und Orgeln (Graz, bald
die Produktion von „Luther-Clips“ ange-       in Wien  I). Mehrere Filme in verschiede-
regt und ihre Herstellung koordiniert. Sie    nen Genres wurden in Auftrag gegeben
waren und sind im Netz stark vertreten        und produziert.
und natürlich auch gut einsetzbar (etwa
im Religionsunterricht).
   Auf österreichweite Werbung durch          Nachwirkungen und Folgen
Inserate und Plakate haben wir verzichtet,
wohl aber für das Fest am Rathausplatz        2017 war ein ermutigendes Jahr, das be-
ein Inserat in der Gratiszeitung „heute“      stimmt auch Schwung für die Zukunft
geschaltet und Werbung auf den Werbe-         gibt. Es hat sich gezeigt: Unsere Mitglie-

Amt und Gemeinde                                                                     25
der lassen sich mobilisieren und Nicht-        gemeinsamen Anliegens nach außen mit
Evangelische interessieren sich für uns.       einem einheitlichen „Gesicht“ aufzutreten.
    Die Zahl der Publikationen aller Art ist       Dabei hat sich gezeigt, wie lohnend es
sehr groß und bedarf der Dokumentation.        ist, wenn zusätzlich zu den klassischen und
Bei Büchern und Druckwerken, Bildern           vertrauten Mitteln der Kommunikation
und Filmen ist das vergleichsweise ein-        auch die neuen Medien, vor allem die so-
fach, bei der Kommunikation auf Inter-         zialen Netzwerke genützt werden. Hier war
netforen aber neu und ungewohnt. Einen         und ist noch mehr Potential gegeben, als
Blick auf das gesamte bislang vorliegende      sich mit den beschränkten Mitteln umsetzen
Material eröffnet ein eigens eingerichteter    ließ. Damit werden Menschen angespro-
Kanal auf youtube (unter youtube.com           chen, die von der traditionellen Kommu-
und den Stichworten evangelisch) oder die      nikation bislang nicht erreicht worden sind.
Foto­alben, die auf www. evangelisch-sein.         Es ist offenkundig gut gelungen, die
at zu sehen sind. Vieles ist entstanden, was   Gemeinden mit ins Boot zu holen. Das war
über 2017 hinaus wertvoll ist und gut ge-      eine Frucht der intensiven und partizipati-
nützt werden kann und soll.                    ven Vorbereitung und der Kommunikation.
    Die Zertifizierung des Fests am Rat-       Die Teilnahme beim Fest am Rathausplatz
hausplatz als „Green-Event“ hat zur Folge,     hat dies deutlich dokumentiert. Das war für
dass die Evangelische Kirche A. und H. B.      alle eine positive Erfahrung, die sich hof-
als Veranstalterin nun ihrerseits berechtigt   fentlich bei der einen oder anderen zukünf-
sein wird, Veranstaltungen aus den Evan-       tigen Gelegenheit wieder umsetzen lässt.
gelischen Kirchen zu zertifizieren und ih-         2017 und 500 Jahre Reformation waren
nen bei Erfüllung der Kriterien den Titel      für die Evangelischen Kirchen ein besonde-
„Green-Event“ zu verleihen. Wir können         res Geschenk. Wir haben uns an den refor-
schon gespannt sein, welches der nächste       matorischen Aufbruch erinnert. Wir haben
evangelische „Green-Event“ sein wird!          dankbar erkannt, was uns an Einsichten und
    Die öffentliche Wahrnehmung regt an,       Impulsen nicht nur in der Kirche, sondern
den Öffentlichkeitsauftrag der Kirche zu       in der ganzen Gesellschaft durch die Refor-
verstärken. Dabei wird sich die Erfah-         mation gegeben ist. Wir konnten das Jubilä-
rung des österreichweiten Miteinanders         umsjahr zum Anlass nehmen, über unseren
gut nützen lassen. Sie soll verstärkt wer-     Weg in die Zukunft nachzudenken. Wir ha-
den. Bei aller Differenzierung zwischen        ben einmal wirklich groß gefeiert. Friedrich
den Bundesländern, beteiligten Kirchen         Rößler, 2017 besonders engagiert in Steyr,
und Gemeinden / Einrichtungen ist doch         schreibt: „Es war ein großartiges Jahr,
immer zugleich die Evangelische Kirche         es war ein von Gott geschenktes Jahr!“
in Österreich in ihrer großen Vielfalt zur     Dem können wir nur aus ganzem Herzen
Sprache gekommen. Nicht trotz, sondern         zustimmen. Noch unseren Enkeln (oder
aufgrund der Vielfalt ist es gelungen, im      Großneffen und -nichten) werden wir
gemeinsamen Rahmen und aufgrund des            davon erzählen.                           ■

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 R E F O R M AT I O N S E M P FA N G 2 0 1 7 – F E S TA K T A M 2 4 . 1 0 . 2 0 1 7

Ansprache beim Empfang
im Bundeskanzleramt

                                                                     Von Michael Bünker

Sehr geehrte Frau Staatssekretärin                 Der Anlass unseres Zusammenkommens
Muna Duzdar,                                       ist 500 Jahre Reformation. Das gibt Ge-
                                                   legenheit darüber nachzudenken, was die
herzlichen Dank für die Einladung ins              Reformation für das Verhältnis von Staat
Bundeskanzleramt … Ich spreche hier im             und Religion damals – im 16. Jahrhundert
Namen der drei Evangelischen Kirchen,              – bedeutet hat und welche davon bis heute
die gemeinsam das Reformationsjubiläum             erkennbaren Impulse davon ausgegangen
begehen, also auch für Landessuperinten-           sind. Sowohl bei Martin Luther wie auch
dent Thomas Hennefeld und Superinten-              bei Johannes Calvin – und anderen Refor-
dent Stefan Schröckenfuchs. Dem Anlass             matoren und Reformatorinnen – erkennen
verdanken wir es, dass heute Vertreter und         wir neue Ansätze zur Bestimmung der
Vertreterinnen der Evangelischen Kirchen           Beziehungen zwischen Staat und Kirche.
zugegen sind, aber auch viele Gäste aus            Die für die vorreformatorische Situation
der Ökumene und den Religionsgesell-               selbstverständliche Verflechtung von po-
schaften in unserem Land. Wir sind hier            litischen, wirtschaftlichen und religiösen
– ich will nicht sagen: zuhause – aber doch        Interessen wurde von Luther und Calvin
an der richtigen Adresse, denn seit dem            heftig kritisiert und ganz grundsätzlich in
Jahr 2014 gehört das für die Religionen            Frage gestellt. Die Religion legitimierte
und Kirchen zuständige Kultusamt zum               weltliche Herrschaft und verklärte wirt-
Bundeskanzleramt.                                  schaftliche Interessen. Dem entsprachen

Amt und Gemeinde                                                                           27
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