DIGITALER VORDENKER - DIE WIRTSCHAFT KÖLN

Die Seite wird erstellt Hortensia-Antonia Dietrich
 
WEITER LESEN
DIGITALER VORDENKER - DIE WIRTSCHAFT KÖLN
WWW.DIEWIRTSCHAFT-KOELN.DE | AUSGABE 06.17

DAS WIRTSCHAFTS-MAGAZIN FÜR KÖLN UND DIE REGION

                                                                    NEUE
                                                             STRUKTUREN
                                                                SCHAFFEN
                                                                        Interview mit Kölns
                                                                       Verkehrsdezernentin
                                                                             Andrea Blome
                                                                                Ab Seite 44

DIGITALER
VORDENKER
Autor und digitaler Pionier Karl-Heinz Land
appelliert an deutsche Wirtschaft:
Setzt stärker auf Daten, Software und Services

Ab Seite 6

FRISCH AUS
DER STANGE
Dem Kölsch auf der Spur

Ab Seite 52
DIGITALER VORDENKER - DIE WIRTSCHAFT KÖLN
Mir sin op der
ganze Welt zo Hus.
un jetz ocH
en Kölle: colliers.
Ihr ImmobIlIenexperte – von büro bIs eInzelhandel

Colliers International deutschland Gmbh
Kranhaus 1 / Im zollhafen 18
50678 Köln
t +49 221 9865370
e info.koeln@colliers.com
www.colliers.de
DIGITALER VORDENKER - DIE WIRTSCHAFT KÖLN
Vorwort |

Vorwort                                                                                       hinter verbirgt, verdeutlicht der Blick aufs

LIEBE LESERINNEN
                                                                                              Schachbrett. Legt man auf das erste Feld
                                                                                              ein Reiskorn, auf das nächste zwei, dann
                                                                                              vier, 16, 256, 65.536 und so weiter, also
                                                                                              den jeweiligen Wert mit sich selbst multi-

UND LESER,
                                                                                              pliziert, landet man am Ende des Brettes,
                                                                                              auf Feld 64, im Trillionenbereich. Eine
                                                                                              schier unvorstellbare Größe, eine unauf-
                                                                                              haltsame Dynamik – die Sie unbedingt di-
                                              schen Industrie sehen 60 Prozent der Fa-        gital in Ihr Unternehmen transformieren
                                              milienunternehmen als „nicht für die digi-      sollten.
                                              tale Welt gerüstet“.                            2017 war auch für uns ein spannendes
                                              Was an und für sich schon alarmierende          Jahr. Die Umstellung auf das Magazinfor-
                                              Werte sind. Die Brisanz, die sich dahinter      mat ist von Ihnen gut angenommen wor-
                                              verbirgt: Wer als Unternehmer immer noch        den. Unser Themenmix aus Service und
                                              nicht in 1 und O denkt, sondern an alten        reichlich Informationen aus Köln und der
                                              Zöpfen festhält, hat den IT-Zug verpasst.       Region soll Sie auch im kommenden Jahr
                                              Und er wird ihn auch nicht mehr einholen        neugierig machen und unterhalten. Bis da-
                                              können. Denn die IT-Leistung entwickelt         hin wünsche ich Ihnen ein frohes Weih-
                                              sich exponentiell, sie verdoppelt sich alle     nachtsfest mit besinnlichen Feiertagen
                                              ein bis zwei Jahre. Wer da auf den nächs-       und einem guten Rutsch ins neue Jahr. Üb-
                                              ten Zug warten muss, hinkt der digitalen        rigens: „Auch mit einem runden Kopf kann
                                              Transformation immer hinterher.                 man durchaus mal anecken.“
                                              Nutzen Sie noch E-Mails, um mit Ihren Mit-
                                              arbeitern zu kommunizieren? Haben Ih-           Herzlichst Ihr
                                              re Mitarbeiter Zugriff auf die wichtigsten
in unserer Titelgeschichte zitiert Karl-      Unternehmensdaten, wenn sie im Außen-
Heinz Land den französischen Künstler         dienst tätig sind? Und wie sind Ihre Kun-
und Querdenker Francis Picabia wie folgt:     denbeziehungen aufgebaut? Nutzen Sie die
„Unser Kopf ist rund, damit das Denken die    Möglichkeiten moderner CRM-Systeme?
                                                                                                                              Eugen Weis
Richtung wechseln kann.“                      Die digitale Transformation ist in erster Li-
                                                                                                                             Herausgeber
Ein Richtungswechsel in Sachen Digita-        nie eine Sache der Software, die in beste-
lisierung ist dringend erforderlich. Die      hende IT-Infrastruktur eingebunden wer-
OECD sieht Deutschland bei der Digitalisie-
rung im internationalen Vergleich nur im
                                              den oder sie komplett ersetzen muss.
                                              Big Data, digitale Zwillinge, Industrie 4.0        IMMER
Mittelfeld. Laut der Kreditanstalt für Wie-   – viele Schlagworte gehen mit der digita-
                                                                                                  UP TO
                                                                                                  DATE
deraufbau planen nur 42 Prozent der Mit-      len Transformation einher. Das Wichtigste
telständler in den nächsten zwei Jahren       bei alldem: die Geschwindigkeit, mit der
Digitalisierungsprojekte. Und die Deutsche    die Digitalisierung voranschreitet. Expo-
                                                                                               www.diewirtschaft-koeln.de
Bank sowie der Bundesverband der Deut-        nentiell eben. Welche Dynamik sich da-

                                                                                        Was entsteht, wenn wir zwei Kernkompetenzen
                                                                                        verbinden – und das auch international?
                                                                                        Effiziente Beratung.
                                                                                        www.andersentaxlegal.de
DIGITALER VORDENKER - DIE WIRTSCHAFT KÖLN
| Inhalt

HIGHLIGHTS DIESER AUSGABE
                                                                                                                   BRANCHEN & BETRIEBE

                                                                                     Foto: Laurent / Fotolia.com
                                                                                                                                                Kölner Messe-
                                                                                                                                                termine 2018 in
                                                                                                                                                der Übersicht
                                                                                                                                                .................... ab Seite 24
                                                                                                                                                Foto: Koelnemesse GmbH

                                                                                                                   Außerdem: IHK Konjunkturbericht: Aufschwung für die
                                                                                                                   Wirtschaft ab S. 16 | Kölner Start-up Evopark gelingt er-
                                                                                                                   folgreicher Exit S. 18

                                                                                                                   GELD & GESCHÄFT
                                                                                                                                                Zwischen

                                                                 06
                                                                                                                                                Luxus und
                                                                                                                                                Verschwendung
TITELTHEMA                                                                                                                                      .................... ab Seite 36
                                                                                                                                                Foto: Bund der Steuerzahler NRW e.V.
Unternehmen unterschätzen künftige
                                                                                                                   Außerdem: Rechtliche Hürden: Einzelhandel und Digitali-
Leistungssprünge digitaler Technologien                                                                            sierung ab S. 30 | Rhein-Erft-Kreis blickt mit „Reload 2030“
                                                                                                                   in die Zukunft ab S. 40
........................................................... ab Seite 06

MACHER & MÄRKTE                                                                                                    LEBEN & WISSEN
                                            Henriette Rerker                                                                                    Nachhaltig
                                            über Start-Up-                                                                                      Wirtschaften:
                                            Standort Köln                                                                                       Saubere Energie
                                            .................... ab Seite 11                                                                    .................... ab Seite 50
                                            Foto: Alex Weis                                                                                     Foto: IHK Köln / Olaf-Wull Nickel

Außerdem: InsurLab Germany startet in Köln S. 10 | KVB auf                                                         Außerdem: Dem Kölsch auf der Spur ab S. 52 | Event-Locati-
dem Weg zur Zukunftsmobilität ab S. 14                                                                             on: Cowoki S. 58

    IMPRESSUM
    Verlag und Herausgeber:                                    Redaktion:                                                              Jahrgang: 2, Heft 6/2017
    Weis Wirtschaftsmedien GmbH                                Heribert Eiden (he), Monika Eiden (mei),
    Eugen Weis                                                 Matze Ehlers (me), Catrin Kindler (ck),                                 Druck: Druckhaus DOC
    Hahnenstr. 12, 50667 Köln                                  Ina Laudenberg (il), Edda Nebel (en),                                   Zeißstr. 23-27, 50171 Kerpen
                                                               Alena Staffhorst (as), Astrid Waligura                                  Telefon: 02237.9757011
    Telefon 0221.4743924
    info@diewirtschaft-koeln.de                                (aw), Eugen Weis (ew)                                                   Gestaltung / Layout:
    www.diewirtschaft-koeln.de                                 Fotos: Alexander Weis, Fotolia.com                                      Amann Design
                                                               sowie Kunden und privat                                                 Rixdorfer Str. 9, 51063 Köln
    Redaktions- und Objektleitung:                                                                                                     Telefon: 0221.3465088
    Alex Weis (ViSdP),                                         Anzeigenleitung:                                                        E-Mail: kontakt@amanndesign.de
    Hahnenstr. 12, 50667 Köln                                  Eugen Weis
                                                                                                                                       Auflage: 17.000 Exemplare
    Telefon: 0221.4743924                                      Hahnenstr. 12, 50667 Köln
    redaktion@diewirtschaft-koeln.de                           anzeigen@diewirtschaft-koeln.de                                         Beilage: www.schultz.de
    © Weis Wirtschaftsmedien GmbH 2017 - Nachdruck und Vervielfältigungen jeglicher Art, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages. Alle Urheberrechte liegen bei
                     / oder beim Verlag bzw. den Autoren. Auch Werbeschaltungen sind urheberrechtlich geschützt. Es gelten unsere AGBs. Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Köln.

4                                                                                                                                                        www.diewirtschaft-koeln.de
DIGITALER VORDENKER - DIE WIRTSCHAFT KÖLN
Audi in Köln ––für
     in Köln    fürKöln.
                   Köln.

Der neue
Der neue A8
         A8 -- Profi
               Profitieren
                     tierenSie
                            Sieals
                                alsGewerbekunde
                                    Gewerbekundevon
                                                 vonattraktiven Sonderkonditionen.
                                                      attraktiven Sonderkonditionen.

Gewerbeleasing Angebot
Gewerbeleasing Angebotnur
                       nurfür
                           fürAudi
                               AudiBusinesskunden:
                                    Businesskunden:
z.B. Audi
z.B. Audi A8
           A8 50
              50 3.0
                 3.0TDI
                     TDIultra
                         ultraquattro
                               quattro210
                                       210kWkW(286
                                                (286PS), 8-stufi
                                                      PS),       gege
                                                           8-stufi  tiptronic*,
                                                                      tiptronic*,
Tiefschwarz, Assistenzpaket Stadt, Audi Smartphone Interface, 17 “ Aluminium Gussräder, Audi virtual cockpit, Audi
Tiefschwarz, Assistenzpaket Stadt, Audi Smartphone Interface, 17 “ Aluminium Gussräder, Audi virtual cockpit, Audi
music interface, Audi phone box, Komfortsitze, Einparkhilfe Plus, Leder Valetta, MMI Navigation Plus, LED Scheinwer-
music interface, Audi phone box, Komfortsitze, Einparkhilfe Plus, Leder Valetta, MMI Navigation Plus, LED Scheinwer-
fer, u.v.m.
fer, u.v.m.

Leistung:                      210 kW (286 PS)
Leistung:
Sonderzahlung:                  210 kW (286  PS)
                                          € 0,-           Monatliche Leasingrate 1,2:
Sonderzahlung:                             € 0,-           Monatliche Leasingrate 1,2:
Jährl. Fahrleistung:
Jährl. Fahrleistung:
Vertragslaufzeit:
                                     10.000 km
                                      10.000 km
                                     36 Monate
                                                          €€699,-
                                                             699,-
Vertragslaufzeit:                     36€Monate           Alle Werte zzgl. MwSt.
Monatliche Leasingrate                    699,-             Alle Werte zzgl. MwSt.
Monatliche Leasingrate                   € 699,-

Ein Angebot der Audi Leasing, Zweigniederlassung der Volkswagen Leasing GmbH, Gifhorner Straße 57, 38112 Braun-
Ein Angebot
schweig.     der vorausgesetzt.
         Bonität  Audi Leasing, Zweigniederlassung  dererhalten
                                Weitere Informationen   Volkswagen   Leasing
                                                                Sie unter    GmbH, Gifhorner
                                                                          www.audi.de.         Straße 57, 38112
                                                                                       Überführungskosten (714,29Braun-
                                                                                                                  €
schweig.
netto) undBonität vorausgesetzt.
           Zulassungskosten      Weitere
                             werden      Informationen
                                    separat gerechnet. erhalten Sie unter www.audi.de. Überführungskosten (714,29 €
netto) und Zulassungskosten werden separat gerechnet.

*Kraftstoffverbrauch l/100 km: innerorts: 6,3; außerorts 5,1; kombiniert 5,6; CO2-Emission g/km: kombiniert:
145; Effizienzklasse:A.
*Kraftstoff verbrauch l/100 km: innerorts: 6,3; außerorts 5,1; kombiniert 5,6; CO2-Emission g/km: kombiniert:
145; Effizienzklasse:A.
 1
   Abgebildete Sonderausstattungen sind im Angebot nicht unbedingt berücksichtigt. Es gelten die Merkmale des deut-
schen
 1     Marktes.Sonderausstattungen
   Abgebildete   Das Angebot gilt nur so    lange
                                         sind      der Vorrat
                                              im Angebot      reicht
                                                            nicht     und nur berücksichtigt.
                                                                   unbedingt    für Kunden, die Es
                                                                                                 zum  Zeitpunkt
                                                                                                   gelten         der Bestellung
                                                                                                            die Merkmale   des deut-
bereitsMarktes.
schen   sechs Monate   als Gewerbetreibender
                  Das Angebot                  (ohneder
                                gilt nur so lange    gültigen
                                                        VorratKonzern-Großkundenvertrag
                                                                 reicht und nur für Kunden,bzw.die die
                                                                                                    zumin Zeitpunkt
                                                                                                          keinem gültigen  Groß-
                                                                                                                     der Bestellung
kundenvertrag
bereits         bestellberechtigt
        sechs Monate               sind), selbstständiger
                        als Gewerbetreibender              Freiberufl
                                                 (ohne gültigen       er, selbstständiger Land- bzw.
                                                                  Konzern-Großkundenvertrag       und Forstwirt  oder gültigen
                                                                                                       die in keinem  Genossen-Groß-
schaft aktiv sind.
kundenvertrag      Bei der vom Kunden
                 bestellberechtigt      ausgeführten
                                    sind),             Tätigkeit
                                           selbstständiger        muss es
                                                             Freiberufl er,sich um seine Haupteinnahmequelle
                                                                             selbstständiger Land- und Forstwirt  handeln.
                                                                                                                    oder Genossen-
schaft aktiv sind. Bei der vom Kunden ausgeführten Tätigkeit muss es sich um seine Haupteinnahmequelle handeln.

     Unternehmensgruppe
     Unternehmensgruppe
Audi Zentrum Köln-Mitte                  Audi Zentrum Köln                    Autohaus Jacob Fleischhauer
                                                                              GmbH & Co. KG
Audi  Zentrum
Autohaus             Köln-Mitte
         Jacob Fleischhauer               Audi Zentrum
                                         Autohaus                 Köln
                                                   Jacob Fleischhauer          Autohaus Jacob Fleischhauer
GmbH & Co. KG                            GmbH & Co. KG                         GmbH & Co. KG
Autohaus   Jacob
Weinsbergstr.    Fleischhauer
               160,  50823 Köln           Autohaus
                                         Bonner      Jacob
                                                 Straße     Fleischhauer
                                                         328, 50968 Köln   Frankfurter Straße 665–675, 51145 Köln-Porz
GmbH
Tel.: 02&21
          Co. KG 74-411,
            / 57                          GmbH
                                         Tel.:    & Co.
                                               02 21 / 37KG
                                                          68 3 -199,       Tel.: 0 22 03 / 37 07-32,
Weinsbergstr.
thomas.goethe@fl160,eischhauer.com
                     50823 Köln           Bonner Straße 328,eischhauer.com
                                         henrik.launhardt@fl    50968 Köln    Frankfurter Straße 665–675,
                                                                           christian.herrmann@fl           51145 Köln-Porz
                                                                                                  eischhauer.com
Tel.: 02 21 / 57 74-411,
www.audizentrum-koeln-mitte.de            Tel.: 02 21 / 37 68 3 -199,
                                         www.audizentrum-koeln.de             Tel.:eischhauer-koeln.audi
                                                                           www.fl   0 22 03 / 37 07-32,
thomas.goethe@fleischhauer.com            henrik.launhardt@fleischhauer.com christian.herrmann@fleischhauer.com
www.audizentrum-koeln-mitte.de            www.audizentrum-koeln.de            www.fleischhauer-koeln.audi
DIGITALER VORDENKER - DIE WIRTSCHAFT KÖLN
| Macher & Märkte

                                                                                                                                          Foto: Laurent / Fotolia.com
     IN DER ZEITSCHMELZE
      Unternehmen unterschätzen künftige Leistungssprünge digitaler Technologien

    Karl-Heinz Land, digitaler Pionier und Gründer der Kölner Strategie- und Transfor-       schied er sich aber für eine Karriere in
    mationsberatung neuland, appelliert an die produktionsverliebte deutsche Wirt-           der noch jungen IT-Branche. So erlebte er
    schaft: Setzt stärker auf Daten, Software und Services.                                  hautnah den Siegeszug der Digitalisierung
                                                                                             mit und bekleidete führende Management-
Fast im Wochentakt erscheinen neue Stu-       rin Angela Merkel (CDU) damals den – laut      positionen bei Microstrategy und Oracle.
dien zur Digitalisierung in Deutschland,      „Die Zeit“ – „haarsträubenden“ Satz: „Das      Als er in San Francisco und Washington
und sie erzählen unisono die gleiche Ge-      Internet ist für uns Neuland.“ Wirtschafts-    arbeitete, beobachtete er, wie die Ameri-
schichte: In der digitalen Welt sind das      politiker und Digitalexperten mochten an-      kaner mit ihrem ausgeprägten Selbstbe-
Land und seine Wirtschaft noch nicht so       gesichts dieses Anti-Marketings für den        wusstsein eine enorme Energie freisetzten:
recht angekommen. Jüngste Beispiele: Die      Standort Deutschland vor Scham im Bo-          Kaum aus der Taufe gehoben, kündigte
OECD sieht Deutschland im Nationenver-        den versinken. Für den Unternehmer und
                                                                                             Oracle vollmundig an, Weltmarktführer
gleich nur im Mittelfeld. Deutsche Bank       Investor Karl-Heinz Land hingegen liefer-
                                                                                             werden zu wollen – und verdoppelte fort-
und der Bundesverband der Deutschen           te das Zitat den letzten Anstoß, seine Stra-
                                                                                             an ein ums andere Mal die Mitarbeiterzah-
Industrie (BDI) halten 60 Prozent der Fa-     tegie- und Transformationsberatung, die
                                                                                             len. „Das war eine prägende Erfahrung. Es
milienunternehmen nicht für die digita-       2014 im Media-Park ihre Arbeit aufnahm,
                                                                                             war faszinierend, wie sich eine Vision in
le Zeit gerüstet. Laut einer Untersuchung     „neuland“ zu nennen. Als Lotsen und Na-
                                                                                             eine selbsterfüllende Prophezeiung ver-
der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)      vigatoren haben die neuland-Consultants
haben nur 42 Prozent der Mittelständler       seither weit mehr als 100 Unternehmen          wandelte“, erklärt Land zurückblickend.
für die kommenden zwei Jahre Digitalisie-     aufs digitale Terrain geführt, seit Anfang     Mit dieser Energie etablierte sich Land in
rungsprojekte fest eingeplant.                2017 im Gesellschafterverbund mit der Un-      den 2000er-Jahren als Serienunterneh-
                                              ternehmensberatung Horn & Company.             mer und gründete unter anderem Voiceob-
All diese Untersuchungen klingen wie ein                                                     jects. Gleichzeitig begann er, die Mecha-
fernes Echo aus dem Jahr 2013. Barack Oba-    Für Land war die Gründung von „neuland“        nismen, die Energieströme und die Folgen
ma, zu der Zeit US-Präsident, war zu Gast     ein logischer, konsequenter Schritt. Zwar      der Digitalisierung zu hinterfragen, ein
in Deutschland, auch um die Wogen um          wollte er in den 1980er-Jahren ursprüng-       Prozess, der in mehrere Buchveröffentli-
die Abhörpraxis der NSA zu glätten. In ei-    lich bei der Dombauhütte in die Lehre ge-      chungen über „digitalen Darwinismus“
ner Pressekonferenz sagte Bundeskanzle-       hen und Steinmetz werden, letztlich ent-       und „Dematerialisierung“ mündete.

6                                                                                                           www.diewirtschaft-koeln.de
DIGITALER VORDENKER - DIE WIRTSCHAFT KÖLN
Macher & Märkte |

Digitaler Darwinismus

                                                                                                                                            Foto: Nathan Ishar
Beide Themen gehören für Land zum Ka-
non grundlegender Phänomene der Digi-
talisierung, die in deutschen Führungse-
tagen noch nicht ausreichend durchdacht
werden. In seinen Keynotes, aber auch
in seinen Gesprächen auf CEO- und Ge-
schäftsführungsebene lenkt er den Fokus
auf die evolutionäre Auslese, der die Unter-
nehmen in der Digitalisierung unterwor-
fen seien. Sie werden immer dann Opfer
des digitalen Darwinismus, wenn sie neue
Technologien nicht schnell genug adaptie-
ren oder auf verändertes Kundenverhalten
zu träge reagieren. Nokia, Blackberry und
der einstige Weltkonzern Kodak sind pro-
minente Opfer.

                                                  Karl-Heinz Land, Geschäftsführer neuland GmbH & Co. KG
Gleichzeitig schärft Land das Bewusstsein
für den „sträflich vernachlässigten Mega-
trend“ der Dematerialisierung: „Jeder Nut-       oder die Robotik riesige Schritte nach vor-      „Protokoll des Vertrauens“ in der digitalen
zer eines Smartphones erlebt täglich, was        ne machen. Der Grund ist die exponentiel-        Sphäre, das Transaktionen jeder Art ver-
sich hinter diesem Begriff verbirgt: Physi-      le Entwicklung der IT-Leistung. Sie verdop-      einfacht, sichert und weiter beschleunigt.
sche Produkte, die Lieblingskinder der deut-     pelt sich seit den 1960er-Jahren alle ein bis
schen Wirtschaft, verwandeln sich in Apps,       zwei Jahre. In den nächsten Jahren werden        Karl-Heinz Land wird deshalb nicht müde,
in Software. Massenhaft. Die logische Kon-       wir immer wieder Technologiesprünge er-          die Unternehmen davon zu überzeugen, in
sequenz daraus ist, dass ganze Wertschöp-        leben, wie wir sie uns heute noch gar nicht      neuen Kategorien zu denken. Dass er dabei
fungsketten zerbröseln, weil Fabriken, Ma-       ausmalen können“, versucht Land die Un-          einen gewissen missionarischen Eifer an
schinen und Arbeitskräfte nicht mehr für         ternehmer und Führungskräfte vom li-             den Tag legt, würde er nie abstreiten. Doch
die Herstellung gebraucht werden“, erklärt       nearen Denken wegzubewegen. Von Jahr             wie es sich für einen „digitalen Evangelis-
Land, den es deshalb nicht im Geringsten         zu Jahr ein paar Prozent mehr oder we-           ten“ gehört, hat er eine frohe Botschaft im
wundert, wenn Oxford-Forscher fast die           niger einzuplanen, das ist für Land nicht        Gepäck: „Es gibt Hoffnung.“ Für Land ist
Hälfte aller Jobs bedroht sehen.                 mehr der richtige Ansatz. Exponentiali-          es wichtig, dass die Unternehmen diesen
                                                 tät schließt immer die Möglichkeit ein,          Chancenraum sehen, der sich durch die
Exponentielles Wachstum                          dass die Marktumgebung der Unterneh-             Exponentialität auftut: „Ich mache oft die
                                                 men morgen schon eine ganz andere sein           Erfahrung, dass Unternehmen erst dann
„In den Märkten passiert gerade Unglaub-         kann. „Wir leben in einer Zeitschmelze.          ernsthaft digitalisieren, wenn der Druck
liches. Es ist ja kein Zufall, dass zeitgleich   Das Entwicklungstempo nimmt rasant zu,           aus dem Markt zu groß wird. Dann kommt
neue Technologien wie künstliche Intelli-        während die Reaktionszeiten sinken.“ Mit         auch Angst ins Spiel. Sie ist ein schlechter
genz, das Internet der Dinge, der 3-D-Druck      der Blockchain etabliere sich zudem ein          Ratgeber. Es gilt, die Digitalisierung proak-
                                                                                                  tiv anzugehen, als Entwicklungspotenzial
                                                                                                  zu begreifen. Im Leben, in der Politik und
 Dematerialisierung (Materie wird zur APP)                                                        in der Wirtschaft. Wir müssen die Digitali-
                                                                                                  sierung beherrschen und nicht sie uns. Ak-
                                                                                                  tion statt Reaktion, das ist das Gebot des
                                                                                                  Augenblicks.“

                                                                                                  Daten sind das neue Gold
                                       Ersetzt                                                    Eines der Unternehmen, die laut Land die-
                                       durch Apps                                                 se Dynamik beispielhaft erfasst und in ihr
                                                                                                  Geschäft übertragen haben, ist Fastems,
                                                                                                  ein finnischer Hersteller von Systemen für
                                                                                                  die Fabrikautomation. Unter dem Motto
                                                                                                  „Daten sind das neue Gold“ setzt Fastems
                                                                                                  konsequent auf datengetriebene Geschäfts-
                                                                                                  modelle. Das Unternehmen, dessen deut-
                                                                                                  sche Niederlassung sich im niederrheini-
                                                                                                  schen Issum befindet, überwacht bereits
                                                                                                  heute für seine Kunden die Produktion

www.diewirtschaft-koeln.de                                                                                                                        7
DIGITALER VORDENKER - DIE WIRTSCHAFT KÖLN
| Macher & Märkte

präventiv und in Echtzeit, simuliert und          nen zukunftssicheren digitalen Kurs kom-                      2. Ganzheitlich agieren
optimiert deren Produktionsleistung für           men, empfiehlt Karl-Heinz Land folgende
96 Stunden im Voraus. Fastems ist perma-          Schritte:                                                     Studien zeigen immer wieder, dass vie-
nent dabei, die neuen Technologien, etwa                                                                        le Unternehmen versuchen, eine digitale
künstliche Intelligenz, auf ihre Tauglich-        1. Das Ausmaß antizipieren                                    neben einer klassischen Struktur zu etab-
keit fürs eigene Geschäft zu überprüfen.                                                                        lieren. Sie übersehen, dass die Digitalisie-
Entscheidend für den Erfolg, so CEO To-             Was digitalisiert werden kann,                              rung als Matrixfunktion alle Bereiche der
mas Hedenborg, sei jedoch nicht die Tech-           wird digitalisiert.                                         Wirtschaft und des Lebens durchdringt.
nologie. Es gehe vielmehr um „Kultur,                                                                           Das gesamte Unternehmen muss digital
                                                    Was vernetzt werden kann,                                   ausgerichtet werden. Eine neue Software
Führung und Performance-Management“.
                                                    wird vernetzt.                                              hier oder ein Digitalteam dort ergeben kei-
Es ist dieser souveräne, durchdachte Um-
gang mit der Transformation, in dem nach            Was automatisiert werden kann,                              ne solide Basis für eine digitale Transfor-
Lands Ansicht der Erfolg von Fastems be-            wird automatisiert.                                         mation. Die, so Land, gelinge ohnehin nur,
gründet liegt: „Das ist keine operative                                                                         wenn sie von der Unternehmensspitze vor-
Hektik, sondern Strategie gepaart mit Kre-        Das ist, wenn man so will, Lands Mant-                        gelebt und vorangetrieben wird.
ativität. Das Unternehmen hat eine mit            ra. Unternehmen müssen die ökonomi-
technischen Innovationen ausgestattete            sche Wucht dieses Dreisprungs der Digi-                       3. Den Kunden verstehen
,Doping Kitchen‘ eingerichtet, in der Fas-        talisierung antizipieren, denn er vollzieht
tems-Teams und Start-ups an neuen Ideen                                                                         Der Kunde ist nicht nur König; er will mitt-
                                                  sich weltweit, in allen Branchen und mit
tüfteln können. An solchen Feinheiten er-                                                                       lerweile auch als solcher behandelt wer-
                                                  bemerkenswerter Zwangsläufigkeit. Das
kennt man, ob ein Unternehmen bloß digi-                                                                        den. Seine Ansprüche sind ambitioniert:
                                                  Auto ist dafür ein gutes Beispiel. Erst be-
talisiert, weil es vom Markt gehetzt wird,                                                                      Er fordert alles zu jeder Zeit, von jedem
                                                  kamen die Fahrzeuge Bordcomputer, jetzt
                                                                                                                Ort, möglichst personalisiert und mit in-
oder ob es die Transformation angeht,             sind sie bereits „connected cars“ und bald
                                                                                                                dividuellem Mehrwert. Dieser „Instant
weil es überzeugt und begeistert ist.“            werden sie autonom durch die Städte oder
                                                                                                                Consumer“, der sich mit dem Siegeszug des
Damit Unternehmen wie Fastems auf ei-             über die Autobahnen rollen.
                                                                                                                Smartphones herausgebildet hat, steht am
                                                                                                                Ende jeder Wertschöpfungskette und treibt
                                                                                          Foto:Steffen Hauser

                                                                                                                die Transformation an.

                                                                                                                4. Software und Services planen
                                                                                                                Nach wie vor denken einige Unternehmen
                                                                                                                viel zu stark an „Produkte“ und „Hard-
                                                                                                                ware“. Die Wertschöpfung von morgen
                                                                                                                funktioniert mittels Software und Services.
                                                                                                                Sie bringen künftig den Umsatz und den De-
                                                                                                                ckungsbeitrag. Physische Produkte, so sie
                                                                                                                nicht ohnehin zu Apps dematerialisieren,
                                                                                                                benötigen einen digitalen Zwilling.

                                                                                                                5. Über Industrie 4.0 hinausdenken
                                                                                                                Nicht zielführend ist der Reflex, einfach
                                                                                                                nur das bestehende Geschäft zu digitalisie-
                                                                                                                ren. Wo nur die altbekannten Produktions-
    Michael Gerling (Geschäftsführer EHI Retail Institue), Karl-Heinz Land und
    Prof. Götz W. Werner (Gründer dm) beim Wissenschaftspreis 2017 in Düsseldorf                                prozesse optimiert werden, zeigen sich die
                                                                                                                Schwächen des Konzepts „Industrie 4.0“:

    Karl-Heinz Land
    Karl-Heinz Land ist Internetökonom und         tegy. In den 2000er-Jahren rief er Voice-                    Als digitaler Pionier ist Karl-Heinz Land
    Vordenker der digitalen Transformati-          objects, ein führendes Unternehmen                           ein gefragter Keynote-Speaker auf Kon-
    on. Er gründete 2014 die Strategie- und        für Sprachsteuerung, ins Leben. Seither                      gressen, Foren und Inhouse-Veranstal-
    Transformationsberatung neuland sowie          engagiert er sich als Investor und Auf-                      tungen. Jahr für Jahr inspiriert er mit
    2016 die Initiative Deutschland Digital        sichtsrat in diversen Start-ups, etwa bei                    seinen ebenso verständlichen wie le-
    (IDD). Im Senat der Wirtschaft leitet Land     dem Kölner IoT-Unternehmen grandcen-                         bendig-provokanten Vorträgen die digi-
    die Kommission für digitale Zukunft.           trix. Bereits 2006 haben das „Time Ma-                       tale Agenda Tausender Führungskräfte
    In seiner Karriere bekleidete Land inter-      gazine“ und das World Economic Forum                         in Deutschland und hat sich den Ruf ei-
    nationale Managementpositionen bei den         (WEF) Land mit dem „Technology Pioneer                       nes „Digital Evangelist“ erarbeitet. Sein
    US-Unternehmen Oracle und Microstra-           Award“ ausgezeichnet.                                        Credo: Schlüsseltechnologien wie die   >
8                                                                                                                               www.diewirtschaft-koeln.de
DIGITALER VORDENKER - DIE WIRTSCHAFT KÖLN
Macher & Märkte |

                                                                                                     wenige Wochen. Die Erfahrung mit dem
  Das Ich-Alles-sofort-überall Prinzip                                                               „neuland business accelerator“ zeigt: Zwölf
                                                                                                     intensive und produktive Wochen reichen
                                                                                                     mitunter aus, um ein Unternehmen digital
                    ICH                                                                              auf Kurs zu bringen. „Es gibt keine Ausre-
                       Wertschätzung als Muss
                                                            ALLES                                    den mehr“, redet Land Zögerern und Zau-
                       (Korrekte)                             Große Auswahl                        derern ins Gewissen. „Der richtige Zeit-
                        Personalisierung                       Hohe Qualität
                                                                                                     punkt zur Digitalisierung ist immer jetzt.“
                       Maßgeschneiderte                       Niedrige Preise
                                                                Guter Service
                                                                                   -80%
                        Angebote                            
                       Kontaktaufnahme nur                                                          Eines der Lieblingszitate Karl-Heinz Lands
                        mit Erlaubnis (Permission)
                                                                                                     stammt von dem französischen Künstler
                                                                                                     und Querdenker Francis Picabia. Es heißt:
                                                                                                     „Unser Kopf ist rund, damit das Denken
                    ÜBERALL                                                                          die Richtung wechseln kann.“ Land will es
                       Unabhängigkeit
                                                      SOFORT                                         aber nicht nur auf die Wirtschaft bezogen
                        von Zeit                         Unmittelbare                               wissen, sondern auch auf die Gesellschaft,
                       Unabhängigkeit                    Kontaktaufnahme
                        von Raum                         Schnelle
                                                                                                     die Politik. Ihn interessiert brennend, was
                       Unabhängigkeit von                Transaktion                                aus den Menschen in der digitalen Trans-
                        Technologien/Kanälen/            Kurze                                      formation wird. Als Mitarbeiter, aber auch
                        Geräten                           Reaktionszeit
                                                                                                     als Bürger. Auch deshalb hat er 2016 die
                                                                                                     Initiative Deutschland Digital (IDD) ins Le-
                                                                                                     ben gerufen, als Plattform des Austauschs
Im Internet der Dinge wird jeder mit jedem           7. Vergessen Sie die IT                         zwischen digitalen Pionieren und Mittel-
Geschäfte machen können, ohne Mittler                                                                stand, zunehmend aber auch als Thinktank
und Wiederverkäufer. Eine supervernetz-              Digitale Transformation braucht Infra-          für die Zukunft der Gesellschaft. Gemein-
te Wirtschaft 4.0 entsteht. Damit müssen             struktur. Und zwar eine Plattformlösung,        sam mit seiner Lebensgefährtin, der Köl-
                                                     die ins Unternehmen eingezogen ist wie          ner Galeristin Priska Pasquer, hat er zudem
sich die Unternehmen auf völlig neue, ra-
                                                     ein Rückgrat, an das alle Programme an-         den C_Room_1 gegründet, ein Ort für inter-
dikal kundenorientierte Geschäftsbezie-
                                                     gebunden sind. Doch schon in Kürze wird         disziplinäre Grenzgänge zwischen Kunst,
hungen einstellen.
                                                     IT zu einer Commodity werden. Unterneh-         Wissenschaft und Wirtschaft. Im Sommer
                                                     men, die in der digitalen Transformation        2017 war beispielsweise Professor Götz W.
6. Nutzen gegen Daten tauschen                                                                       Werner, dm-Gründer und entschiedener Be-
                                                     bereits erfolgreich sind, nennen nur in den
                                                     seltensten Fällen Technologie als entschei-     fürworter des bedingungslosen Grundein-
Im Internet der Dinge, der neuen Infrastruk-                                                         kommens, zu Gast. Für Land sind solche Zu-
                                                     denden Faktor. Vielmehr erzählen sie vom
tur des Wohlstands, geht es nur vordergrün-                                                          kunftsdebatten essenziell: „Wir dürfen uns
                                                     kulturellen Wandel, um den Menschen die
dig um vernetzte Sensoren und Devices. Der           Angst vor der Veränderung zu nehmen. Sie        nicht von der Digitalisierung treiben lassen.
wahre Schatz sind die Daten als Grundlage            berichten davon, wie sie ihre Prozesse neu      Vielmehr müssen wir für uns grundsätzlich
neuer Geschäftsmodelle. Wie auf einem Mö-            gedacht statt nur digitalisiert haben.          die Frage klären, wie wir künftig in einer
                                                                                                     durchdigitalisierten und vernetzten Welt
biusband läuft im Internet der Dinge ein end-
loser Tauschhandel: Daten gegen Nutzen.              8. Tempo machen
                                                                                                     zusammenleben wollen.“    W
Dabei gilt das Motto: keine Angst vorm Da-                                                                                         Gastautor (ber)
tenschutz. Erstens lassen sich auch auf Basis        Hast ist kein Rezept für die digitale Trans-
von aggregierten, entpersonalisierten Daten          formation, aber Tempo ist durchaus not-
neue Services aufbauen. Zweitens erhalten            wendig. Nahm man sich früher mehrere
                                                                                                                                             Foto: Nathan Ishar

vertrauenswürdige Unternehmen von ihren              Quartale Zeit, um strategische Entschei-
Kunden durchaus persönliche Daten.                   dungen zu treffen, bleiben heute oft nur

  Blockchain, das Internet der Dinge,                • „Digitaler Darwinismus – der stille An-
  künstliche Intelligenz, Robotik oder                 griff auf Ihr Geschäftsmodell und Ihre
  3-D-Druck beinhalten immense Chancen                 Marke“ (2013)
  für Wirtschaft und Gesellschaft, sofern            • „Dematerialisierung   – die Neuvertei-
  sie die Digitalisierung rasch und konse-             lung der Welt in Zeiten des digitalen
  quent gestalten.                                     Darwinismus“ (2015)
  Für Land geht es um nichts Geringeres              • „Digitale   Markenführung – Digital
  als die „Neuverteilung der Welt“ in Zei-             Branding im Zeitalter des digitalen
  ten der Dematerialisierung und des di-               Darwinismus“ (2017)
  gitalen Darwinismus. Gemeinsam mit                 Aktuell arbeitet Karl-Heinz Land an meh-
  Professor Dr. Ralf T. Kreuzer hat er zu            reren Projekten zur Zukunft der Arbeit
  diesem Themenkreis bereits drei Stan-              und zu den Folgen der Digitalisierung für
  dardwerke verfasst:                                Wirtschaft und Gesellschaft.  W
www.diewirtschaft-koeln.de                                                                                                                                        9
DIGITALER VORDENKER - DIE WIRTSCHAFT KÖLN
| Macher & Märkte

INSURLAB GERMANY
STARTET IN KÖLN
Brancheninitiative vernetzt Versicherungsunternehmen mit InsurTech-Startups
                                                                                                                    fo@insurlab-germany.com) und einen oder
                                                                                                                    mehrere der Arbeitsplätze ab je € 150 mo-
                                                                                                                    natlich anmieten.

                                                                                       Foto: Justus Thomas Licher
                                                                                                                    Innovation und Digitalisierung in der
                                                                                                                    Versicherungswirtschaft erfolgen heu-
                                                                                                                    te zunehmend grenzüberschreitend. Der
                                                                                                                    Startschuss für die Kooperation mit SO-
                                                                                                                    SA FinTLV aus Tel Aviv stellt einen wich-
                                                                                                                    tigen Meilenstein für den Aufbau eines in-
                                                                                                                    ternationalen Netzwerks dar. SOSA FinTLV
                                                                                                                    ist eine offene Innovationsplattform mit
                                                                                                                    weltweiten Kooperationen und aktuell
                                                                                                                    zwei großen Innovationszentren in Kölns
                                                                                                                    Partnerstadt Tel Aviv sowie in Chelsea,
                                                                                                                    New York. Gemeinsam werden die bei-
                                                                                                                    den Organisationen Veranstaltungen und
                                                                                                                    „Demo Days“ mit erstklassigen Insur-
                                                                                                                    Tech-Start-ups durchführen.

                                                                                                                    Für junge Start-ups hat das InsurLab Ger-
                     InsurLab Germany unterschreibt Kooperationsvertrag mit SOSA FinTLV.                            many ein Förderprogramm ausgeschrieben.
                                                                                                                    Die Gründer erhalten dort eine intensive Be-
                                                                                                                    treuung durch das Mentoren-Netzwerk der
  Die Zukunft der Versicherungsbranche ist digital! Themen wie E-Payment, Block-                                    Initiative, Zugang zu Business Angels und
  chain, Internet of Things, E-Health, Virtual Reality und Big Data werden die Branche                              Investoren sowie sechs Monate kostenlose
  maßgeblich beeinflussen und verändern. Damit dies gelingt, sind Vernetzungen und                                  Arbeitsplätze auf dem Campus des InsurLab
  Kooperationen mit innovativen Start-ups aus dem Bereich InsurTech immer gefrag-                                   Germany in Köln-Mülheim. Start-ups aus
  ter. Genau an dieser Schnittstelle zwischen Start-ups und etablierten Versicherungs-                              dem Bereich InsurTech sind eingeladen,
  unternehmen setzt das InsurLab Germany als einzigartige Brancheninitiative an.                                    ihre Bewerbungen für das Programm im
                                                                                                                    Zeitraum vom 27. November 2017 bis zum
Den ursprünglichen Anstoß der Initiative      Im Rahmen der Fachkonferenz EXECin-                                   20. Januar 2018 einzureichen. Anfang April
gaben die Oberbürgermeisterin der Stadt       surtech hat das InsurLab Germany Mitte                                2018 soll das Programm dann mit fünf teil-
Köln, die IHK Köln, die Universität zu Köln
und die TH Köln. Das InsurLab Germany
                                              November seinen ersten Pitch-Wettbewerb
                                              durchgeführt. Aus über 50 Bewerbungen
                                                                                                                    nehmenden Start-ups starten.  W
versteht sich als Thinktank für Innovation    gingen die besten 15 InsurTech-Start-ups                                      Gastautoren: Sebastian Schatz und
und Digitalisierung in der Versicherungs-     an den Start. Unter den Augen der Jurys                                                      Dr. Torsten Oletzky
wirtschaft und vertritt den Bereich Insur-    mit Vertretern aus den Bereichen Versi-
Tech in der vom Bundesministerium für         cherung, Venture Capital und der Insur-                                 Weitere Infos: www.insurlab-germany.com
Wirtschaft und Energie aufgebauten Digi-      Tech-Szene präsentierten diese ihre Ge-
tal Hub Initiative.                           schäftsmodelle. Die „Insurance Shaper

Derzeit sind dem InsurLab Germany e.
                                              of the Year 2017“-Awards gingen in der
                                              Kategorie „Seed-Phase“ an das Team von
                                                                                                                      InsurLab Germany
V. 35 namhafte Unternehmen aus Versi-         Feel (www.myfeel.co) und in der Katego-                                 Gemeinsam mit den Partnern und Mit-
cherung, Beratung und IT-Wirtschaft so-       rie „SeriesA+“ an das Team von Etherisc                                 gliedern arbeitet das InsurLab Germa-
wie Start-ups beigetreten. Nirgends in        (www.etherisc.com).                                                     ny daran, Köln und das Rheinland als
Deutschland finden Start-ups eine größere                                                                             den Standort für die digitale Versiche-
Zahl von Versicherungsunternehmen, die        Ebenfalls im Rahmen der Eröffnungsver-                                  rungsbranche zu etablieren, nationa-
die Innovation und Digitalisierung ihres      anstaltung wurde der Startschuss für die                                le und internationale Vernetzung und
Geschäfts vorantreiben. Zum Leistungs-        Vermietung der Arbeitsplätze auf unserem                                Kooperation voranzutreiben und die
angebot gehören u. a. sog. Hackathons,        Campus im Carlswerk in Köln-Mülheim ge-                                 Zukunft der Versicherungswirtschaft
Pitch Days und Reverse Pitch Days, Work-      geben. Start-ups können sich ab sofort bei                              zu prägen.
shops und gemeinsame Projekte.                der Geschäftsstelle melden (Mail an: in-

10                                                                                                                                  www.diewirtschaft-koeln.de
Macher & Märkte |

TITEL – TECH – TALENTE
Köln muss sich als Start-up- und Tech-Standort positionieren
                                                                                                               ternehmen gegründet als im deutschen

                                                                                            Foto: Alex Weis
                                                                                                               Durchschnitt. Mit 9 Prozent aller Grün-
                                                                                                               dungen entfiel in Köln sogar ein über-
                                                                                                               durchschnittlich großer Teil auf den High-
                                                                                                               tech-Sektor.

                                                                                                                    Brücke zwischen
                                                                                                                Innovation und Tradition
                                                                                                               Es ist mir daher ein besonderes Anliegen,
                                                                                                               Netzwerke ins Leben zu rufen und Brü-
                                                                                                               cken zu schlagen zwischen etablierter
                                                                                                               Wirtschaft auf der einen Seite und techno-
                                                                                                               logiegetriebenen Start-ups auf der anderen
                                                                                                               Seite. Diese Begegnung von innovativen
                                                                                                               Kräften und traditionellen Branchen, Un-
                                                                                                               ternehmen, Wertschöpfungsketten findet
                                                                                                               in meinen Augen bisher nicht genügend
  Eine rege Start-up- und Gründerszene ist ein wichtiger Treiber für Innovationsprozesse.                      strukturiert und systematisch statt.

                                                                                                               Einrichtungen wie der Digital Hub Cologne
  Die Wirtschaft befindet sich durch die Globalisierung und den digitalen Fortschritt
                                                                                                               oder das InsurLab Germany, die neben der
  in einem enormen strukturellen Wandel. Diese tiefgreifende Veränderung kann man
  beklagen, aber sie ist unaufhaltsam. Die weit bessere Alternative ist daher, den Blick                       Stadt Köln von einer Reihe von Akteuren
  in die Zukunft zu richten und die Chancen und Möglichkeiten zu ergreifen, um den                             initiiert oder getragen werden, bieten hier
  Wandel aktiv zu gestalten. Köln ist auf dem Weg zur Start-up- und Tech-Town.                                 eine wichtige Grundlage. Der Digital Hub
                                                                                                               Cologne – als Teil eines landesweiten Netz-
Der Kölner Wirtschaftsraum ist mit einem         Die jungen, dynamischen und innovativen                       werkes – dient dabei branchenneutral als
Bruttoinlandsprodukt von rund 60 Mil-            Gründerinnen und Gründer haben längst                         Anlaufstelle für alle Unternehmen, die Zu-
liarden Euro pro Jahr eine der stärksten         dafür gesorgt, dass sich die digitale Wirt-                   gang zu Innovationen anstreben, und für
Wirtschaftsregionen in Deutschland. Die          schaft selbst zu einer wichtigen Säule der                    Start-ups, die Kontakte und Partner in der
Domstadt verfügt über viele starke und           Kölner Wirtschaft entwickelt hat. Diesem                      Wirtschaft suchen. Das bundesweit aktive
teils über Jahrzehnte gewachsene Unter-          Bereich lassen sich in Köln inzwischen                        InsurLab Germany bildet als sogenanntes
nehmen. Doch die voranschreitende Digi-          rund 2,9 Prozent (Berlin 2,5 Prozent) al-                     „Vertical“ ein von der Wirtschaft getrage-
talisierung stellt nicht nur (Teil-)Prozesse     ler Unternehmen zuordnen (Studie Start-                       nes Labor für alle technologiegetriebenen
infrage, sondern greift bisher erfolgreiche      up-Region-Köln). Die aktuell etwa 650                         Innovationen mit Relevanz für die Versi-
Geschäftsmodelle in ihrem eigentlichen           Start-ups mit rund 9.000 Beschäftigten er-                    cherungswirtschaft.
Kern an. Keine Branche bleibt davon aus-         wirtschaften einen Umsatz von etwa 1 Mil-
genommen. Aus diesem Grund ist es für            liarde Euro pro Jahr.                                         Die öffentlichen Einrichtungen wie Uni-
alle Unternehmen von entscheidender Be-                                                                        versität, Technische Hochschule, IHK und
deutung, aktuelle Entwicklungen zu ken-          Eine rege Start-up- und Gründerszene                          allen voran die Stadt Köln und ihre inter-
nen und die sich daraus ergebenden Mög-          bedeutet aber noch mehr für den Wirt-                         nationalen Partner arbeiten nach Kräften
lichkeiten zu erkennen und einzuschätzen.        schaftsstandort. Erstens ist sie ein wich-                    daran, die genannten Entwicklungen –
Das gilt nicht nur für die gewerblich-in-        tiger Treiber für Innovationsprozesse in                      wo immer möglich – voranzutreiben und
dustriellen Branchen, sondern auch für           klassischen Branchen. Zweitens, weil sie                      zu flankieren und Köln national und in-
alle anderen, teilweise hoch spezialisier-       über die Talente verfügt, die nicht nur für                   ternational als Start-up- und Tech-Stand-
ten Branchen. Die „digitale Transformati-        Start-ups relevant sind, sondern auch für                     ort zu platzieren. Der Erfolg hängt aber
on“ ist alternativlos für alle, die als Play-    Unternehmen aller Größen, die sich aktiv                      vor allem auch von einem ab, nämlich
er erfolgreich am Markt bestehen wollen,         mit der „digitalen Transformation“ ausei-                     dem Engagement der Unternehmen, die
und damit für die Zukunft des Wirtschafts-       nandersetzen.                                                 die digitale Transformation nicht nur arg-
standortes selbst.                                                                                             wöhnisch als Bedrohung betrachten, son-
                                                 An innovativen Gründerinnen und Grün-                         dern als unausweichliche Herausforde-
Köln tut daher gut daran, initiativ tätig        dern mangelt es Köln bisher nicht. Laut                       rung und als Chance.  W
zu werden und dabei gleich mehrgleisig           einer Studie von Prognos zum Wirtschafts-
zu fahren. Zum einen durch die Stärkung          standort Köln 2030 wurden im Erhebungs-                                    Gastautorin Henriette Reker
und Entwicklung des Start-up-Ökosystems.         zeitraum 2009 bis 2012 in Köln mehr Un-                              Oberbürgermeisterin der Stadt Köln

www.diewirtschaft-koeln.de                                                                                                                            11
| Macher & Märkte

WIE FRAU SICH SELBST IN
DIE FALLE GEHEN KANN
Im Job gilt: Netzwerke sind für die Karriereentwicklung wichtiger als Leistung und Fleiß.
                                                                                                                                     Hinderlich wirkt sich ebenfalls aus, dass

                                                                                                Foto: Jeanette Dietl - Fotolia.com
                                                                                                                                     sich Frauenbündnisse aufgrund ihrer
                                                                                                                                     Struktur oftmals nicht in direkter Anbin-
                                                                                                                                     dung an das Management entwickeln,
                                                                                                                                     sondern eher parallel dazu. Damit fehl-
                                                                                                                                     te ihnen jedoch oftmals der erforderliche
                                                                                                                                     Rückhalt derer, die zuletzt das Sagen ha-
                                                                                                                                     ben. Und sogar da, wo Frauennetzwerke
                                                                                                                                     „von oben“ ausdrücklich gewollt sind, kä-
                                                                                                                                     men sie ohne die konkrete Unterstützung
                                                                                                                                     durch ein Mitglied des Unternehmensvor-
                                                                                                                                     stands nicht aus. Dies sei zwar löblicher-
                                                                                                                                     weise in manchen Unternehmen der Fall,
                                                                                                                                     dennoch hieße es im Grundsatz, dass es
                                                                                                                                     dem Frauennetzwerk an Durchsetzungs-
                                                                                                                                     fähigkeit und Anerkennung innerhalb der
                                                                                                                                     Organisation fehlt.
                                                                                                                                     Dass Frauennetzwerke in Unternehmen
                                                                                                                                     oft nicht die gewünschte Wirkung erziel-
Frauennetzwerke - trotz klar umrissener Inhalte sind falsche Erwartungen an der Tagesordnung.                                        ten, beruhe laut Studie schlichtweg auf
                                                                                                                                     falschen Erwartungen, mit denen die Mit-
  Klingt unfair, ist aber wahr. Umso wichtiger ist es, ein eigenes Netzwerk aufzubauen                                               glieder in das Bündnis einträten. So erhoff-
  und zu pflegen. Männer tun das seit Jahrzehnten schon beginnend in studentischen                                                   ten sich die Befragten, „auf diesem Weg
  Verbindungen, Frauen haben hier oftmals noch Nachholbedarf.                                                                        ,wertvolle interne Informationen aus ers-
                                                                                                                                     ter Hand‘ zu erhalten“ oder auf diesem Weg
Dieses Thema beschäftigt auch Unterneh-          Demnach hätten selbst bei großen, gut                                               schneller die persönlichen Karriereziele zu
men, nicht zuletzt, weil sie seit Einfüh-        aufgestellten Unternehmen, die gern                                                 erreichen. Im Ergebnis meint die Studie:
rung der Frauenquote bei Führungsposi-           und viel Geld für Erfolg versprechen-                                               Tritt das nicht ein, sind Enttäuschungen
tionen ein großes Maß an Unterstützung           de Projekte ausgeben, Frauennetzwerke                                               und damit verbundene negative Stimmun-
der eigenen Mitarbeiterinnen darreichen          häufig keinen eigenen oder einen nicht                                              gen vorprogrammiert.
sollten. Zwar ist ein Mitarbeiternetzwerk        nennenswerten Etat und müssen immer
schnell implementiert, ob es ein Erfolg          wieder „betteln gehen“, um Geld für Ver-                                                      Da hilft nur
wird, zeigt sich jedoch erst im Laufe der
Zeit. Immer gemessen am Ziel: Vielfalt
                                                 anstaltungen zur Verfügung gestellt zu                                                     der Blick über den
                                                 bekommen. Ein weiterer Kritikpunkt an
und Chancengleichheit maximal ermögli-           unternehmenseigenen Netzwerken ist,                                                            Tellerrand
chen oder zu stärken.                            dass die Anerkennung für die Frauen, die
                                                 sich um das Netzwerk kümmern, eher                                                  Unternehmensübergreifende Netzwerke
                                                                                                                                     bieten hier schon ganz andere Möglich-
     Diversity und Inklusion                     spärlich ausfällt.
                                                                                                                                     keiten: Bei ihnen steht nicht die Refor-
        (D & I) heißt die                                                                                                            mierung des eigenen Unternehmens im
         Zauberformel                                  Anerkennung –                                                                 Vordergrund und es geht hier auch nicht
                                                     Währung vieler Frauen                                                           um interne Wertschätzungen oder Etatver-
So entstanden die unterschiedlichsten                                                                                                handlungen. Sie dienen primär dem Erfah-
Modelle für Frauennetzwerke. Eher ein-           Sogar das Gegenteil sei der Fall: Oft liefe                                         rungsaustausch untereinander. Wer sich
heitlich zeigt sich die medienübergrei-          die Arbeit für das Frauennetzwerk neben-                                            hier einfindet, der profitiert von den Erfah-
fende Meinung, sie seien mitnichten              her, die Mitglieder nähmen dafür sogar                                              rungswegen anderer Frauen, die nicht die
nützlich, sondern im Gegenteil oft Stol-         Überstunden in Kauf. Dass daraufhin die                                             gleichen Kollegen und Vorgesetzten haben.
perfallen oder sogar Karrierebremsen.            Ressourcen für Sonderprojekte im Rah-                                               Insbesondere der branchenübergreifende
Grund zu dieser Annahme lieferte die ak-         men der eigentlichen Tätigkeit fehlten,                                             Austausch bietet Frauen die Möglichkeit,
tuelle globale Studie der Beratungsunter-        wurde zudem bemängelt. Dabei erwiesen                                               „neue Wege und Möglichkeiten kennenzu-
nehmen D&I Strategy and Solutions so-            sich in der Praxis ebenjene Sonderprojek-                                           lernen“. Hier bestünde sogar die Möglich-
wie des Inclusion Institute.                     te als eigentliche Karriere-Booster.                                                keit, sich gegenseitig zu coachen.

12                                                                                                                                                   www.diewirtschaft-koeln.de
Macher & Märkte |

    Netzwerke sind keine                        erhielten im Durchschnitt eine mittelmäßige

      Erfolgsgarantie                           Weiterempfehlungsrate – einen Net Promo-                                      -Netzwerke
                                                ter Score (NPS) von -3 (auf einer Skala zwi-
                                                schen minus und plus 100).                                                 Eine Auswahl an unternehmensüber-
Wie bei den unternehmensinternen Netzwer-                                                                                  greifenden Kölner Unternehmerinnen-
                                                Wie kann man jedoch diesen „falschen
ken gilt allerdings auch bei den unterneh-                                                                                 Netzwerken:
                                                Erwartungen“ entgegentreten? Was aber
mensübergreifenden: Falsche Erwartungen
führen immer zu einer Enttäuschung. Davon
                                                sind die eigentlichen Erwartungen? Im Fa-                                  frauenkoeln.de
                                                zit heißt es: Viele gehen einmal zu einem                                  Für Angestellte, Freiberuflerinnen und
sind natürlich nicht nur die Frauen betrof-
                                                Treffen und erwarten sofort einen echten                                   Unternehmerinnen.
fen, es ist ein grundlegendes Problem.
                                                Ertrag aus dem ersten Besuch. Teil eines
Auch der Harvard Business Manager hat da-                                                                                  femmetotal.de
raufhin in einer eigenen Online-Umfrage he-     Netzwerkes wird man aber erst, wenn man
                                                                                                                           Ein Netzwerk von Frauen in kreativen
rausgefunden: Frauen treten aus ganz kon-       sich selbst einbringt, also regelmäßig teil-
                                                                                                                           und beratenden Berufen rund um Köln.
kreten Gründen in Netzwerke ein. Sie wollen     nimmt und sich aktiv an den Gesprächen
Kolleginnen und Kollegen kennenlernen           und den angebotenen Aktionen beteiligt.                                    wbc-cologne.de
                                                Das dauert naturgemäß.                                                     Für Gründerinnen, etablierte Unterneh-
(56 Prozent), dabei helfen, ein besseres Ar-
                                                                                                                           merinnen, Freiberuflerinnen und Frau-
beitsumfeld für Frauen zu schaffen (54 Pro-        Wer sich für die komplette Studie von                                   en in Führung.
zent), und Weiterbildungsmöglichkeiten nut-
                                                D&I Strategy and Solutions interessiert, der
zen, um im Unternehmen voranzukommen
                                                kann sie sich unter http://www.di-strategy.                                bwm-cologne.com
(48 Prozent). Trotz derart klar umrissener                                                                                 Schwerpunkt hier sind branchenüber-
                                                com/download.html herunterladen.
Erwartungen würden Netzwerke den Wün-                                                                                      greifende Vorträge.
schen ihrer Mitglieder nur selten gerecht und                                   Edda Nebel
                                                                                                                                                             Anzeige

PERSONALDIENSTLEISTER
SETZT STANDARDS
START NRW GmbH lebt soziale Verantwortung
                                                                                                Foto: CathyYeulet/ 123rf

  Direkt vor Ort, mit 28 Niederlassungen in ganz Nordrhein-Westfalen, verbindet der
  Personaldienstleister START NRW GmbH die Anforderungen von Betrieben mit dem
  Potenzial motivierter Menschen. Das Unternehmen beschäftigt 200 interne und
  knapp 2.600 externe Mitarbeiter sowie circa 300 Auszubildende. „Vor Ort ist es uns
  wichtig, ein vertrauensvoller Partner für die Unternehmen der Region und für Ar-
  beitssuchende zu sein“, sagt Detlef Lorenscheit, Leiter der START-Niederlassung in
  Bergisch Gladbach.

Von der Arbeitnehmerüberlassung und             Kunden verlassen sich auf die Erfahrung
der partnerschaftlichen Ausbildung über         von START, die Verankerung in der Regi-
den Beschäftigtentransfer bis hin zur           on und auf die guten Konditionen, von de-
Personalvermittlung: Bei START erhält           nen auch die Mitarbeiter profitieren. „Im
der Kunde alle Personaldienstleistungen         Gegensatz zu anderen Personaldienstleis-
aus einer Hand. Das Unternehmen setzt           tern entfällt für unsere Kunden die Über-
qualitative und soziale Standards und           nahmegebühr. Qualifizierte Mitarbeiter,
                                                                                                Foto: @goodluz/123rf

gibt Impulse für arbeitsmarktpolitische         hohe soziale und qualitative Standards
Diskussionen, wie zum Beispiel mit der          machen START zum idealen Partner, um
erfolgreichen partnerschaftlichen Aus-          Personalengpässen zu begegnen und den
bildung: Hier schließt START den Ausbil-        Fachkräftebedarf zu sichern“, erläutert Aa-
dungsvertrag mit den Auszubildenden,            ron Knappstein, Niederlassungsleiter bei
unterstützt die ausbildenden Betriebe bei       START in Brühl.
der Betreuung und übernimmt das Aus-            Das START-Unternehmenskonzept wird
bildungsmanagement sowie einen Teil             von einer breiten Gesellschafterbasis ge-
der Ausbildungskosten. Stephan Roggen-          tragen. Dazu gehören Verbände der nord-
dorf, Leiter der Niederlassung in Köln, er-     rhein-westfälischen Wirtschaft, das Land
klärt: „Nach der erfolgreichen Ausbildung       NRW, der DGB und die kommunalen Spit-
garantieren wir die Weiterbeschäftigung.        zenverbände.  W
Uns ist es wichtig, Jugendarbeitslosigkeit
schon früh zu begegnen.“                          Weitere Infos: www.start-nrw.de

www.diewirtschaft-koeln.de                                                                                                                                          13
| Macher & Märkte

KVB AUF DEM WEG ZUR
ZUKUNFTSMOBILITÄT
Land NRW fördert Projekt „Smart City KVB“ mit über 13 Millionen Euro für 50 neue E-Busse
                                                                                                                                                       le Dieselbusse der KVB dann die äußerst

                                                                                              Foto: Christoph Seelbach / Kölner Verkehrs-Betriebe AG
                                                                                                                                                       niedrigen Grenzwerte der Klasse EURO VI
                                                                                                                                                       erfüllen.
                                                                                                                                                       Jürgen Fenske, Vorstandsvorsitzender der
                                                                                                                                                       KVB: „Wir investieren in die Elektromobi-
                                                                                                                                                       lität. Nach Abzug der Landesförderung ver-
                                                                                                                                                       bleiben der KVB Mehrkosten für Busse und
                                                                                                                                                       Infrastruktur in Höhe von 8,85 Millionen
                                                                                                                                                       Euro, verglichen mit konventionellen Bus-
                                                                                                                                                       sen. Ohne Landesförderung wäre dieses
                                                                                                                                                       nicht möglich. Wir danken dem Land NRW
                                                                                                                                                       daher ausdrücklich. Noch entscheidender
                                                                                                                                                       für Klimaschutz und Luftreinhaltung ist,
                                                                                                                                                       durch mehr Busse und Bahnen die Autofah-
                                                                                                                                                       rer zum Umsteigen zu bewegen.“

                                                                                                                                                        KVB ist bereits seit einem
                                                                                                                                                          Jahr auf elektrischer
  Das Land Nordrhein-Westfalen fördert die Beschaffung von weiteren 50 komplett                                                                                  Busreise
  emissionsfreien E-Bussen bei den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB). Verkehrsminis-
  ter Hendrik Wüst übergab heute einen Zuwendungsbescheid in Höhe von 13,28 Milli-                                                                     Seit nun genau einem Jahr fahren auf der
  onen Euro an die KVB. Das Unternehmen wird bis 2021 weitere Buslinien links- und                                                                     Linie 133 zwischen dem Breslauer Platz
  rechtsrheinisch auf den E-Betrieb umstellen.                                                                                                         am Hauptbahnhof und dem Südfriedhof in
                                                                                                                                                       Zollstock acht E-Busse. Die Erfahrung zeigt,
Mit der Förderung durch das Land NRW                  Verkehrsminister Hendrik Wüst hob hervor:                                                        dass die Zuverlässigkeit der Batteriebusse
ist es der KVB möglich, 50 weitere E-Bus-             „Der jüngste Dieselgipfel bei Bundeskanz-                                                        mit über 90 Prozent auf dieser rund sieben
se zu beschaffen. Hierfür hat das Kölner              lerin Angela Merkel und die UN-Weltklima-                                                        Kilometer langen Strecke fast genauso groß
Verkehrsunternehmen einen Industriedi-                konferenz in Bonn haben erneut gezeigt,                                                          ist wie die von konventionellen Dieselbus-
alog gestartet, um gute Angebote der Fahr-            dass wir im Klima- und Umweltschutz deut-                                                        sen. Vor der Umstellung der Linie 133 wur-
zeugindustrie zu finden. Gefördert werden             lich vorankommen müssen. Hierzu wird                                                             den die E-Busse und ihr Einsatz auf dem
nach Paragraf 13 des ÖPNV-Gesetzes NRW                die E-Mobilität einen wesentlichen Teil bei-                                                     konkreten Linienweg ausgiebig getestet.
60 Prozent der Mehrkosten eines E-Busses              tragen. Gerade der ÖPNV kann mit seinen                                                          Im mehrstufigen, rund zehn Monate andau-
im Vergleich zur Beschaffung gleich großer            Fahrzeugen, die praktisch den ganzen Tag                                                         ernden Testprogramm stand zunächst die
Dieselbusse. Für das Land Nordrhein-West-             bewegt werden, Treiber der Entwicklung                                                           fehlerfreie Herstellung und Zuverlässigkeit
falen begleitet die Nahverkehr Rheinland              sein.“                                                                                           der Fahrzeuge auf dem Prüfstand. Im An-
GmbH (NVR) das Projekt „Smart City KVB“.              Ab 2021 wird die KVB dann 59 E-Busse ha-                                                         schluss wurden die E-Busse auf dem Linien-
                                                                             ben, ein gutes Vier-                                                      weg eingesetzt.
                                                                             tel ihrer eigenen                                                         Die eingesetzten Busse bieten, genauso wie
                                                                             Flotte. Damit belegt                                                      die konventionellen Gelenkbusse der KVB,
     Sonntag + Boedecker                                                     Köln in der E-Mobi-                                                       den Fahrgästen 48 Sitz- und 110 Stehplätze.
                                                        …seit 130 Jahren.    lität einen Spitzen-
                                                                                                                                                       Sie besitzen drei Türen und sind durchgän-
                                                                                                                                                       gig barrierefrei. Die Fahrgäste profitieren
                                                                             platz. Schon heute
        Bau- und Spezialbeschläge                                            hat die KVB eine
                                                                                                                                                       insbesondere davon, dass die E-Busse we-
        Briefkastenanlagen | Einbruchschutz                                  sehr junge, schad-
                                                                                                                                                       sentlich leiser sind als Busse mit Verbren-
        Türschliesser, -schlösser, -öffner                                   stoffarme Busflotte.
                                                                                                                                                       nungsmotor. Das erhöht den Fahrkomfort
                                                                                                                                                       deutlich und wurde bereits von den Fahr-
        Vorbeugender Brandschutz,                                            Ende 2018 wird die                                                        gästen honoriert. Im Stadtbild fallen E-Bus-
        Türautomatik, digitale Schließsysteme                                KVB nur noch Busse                                                        se des Herstellers VDL durch ihr typisches
                                                                             nach den Normen                                                           Außendesign auf, das sich von den Bussen
                                              Bismarckstraße 26 | 50672 Köln EURO V/EEV und                                                            anderer Hersteller unterscheidet.
        Tel. 0221 952946-0 | Fax 0221 952946-50 | www.sonntag-boedecker.de
                                                                             EURO VI haben.                                                            Der Stromverbrauch ist mit 1,33 Kilowatt-
                                                                             Bis 2021 werden al-                                                       stunden (kWh) je Kilometer im Sommer

14                                                                                                                                                                     www.diewirtschaft-koeln.de
Macher & Märkte |

und bis zu 2,5 kWh/km im Winter niedri-

                                                                                                                                                                  Foto: Christoph Seelbach
ger als zuvor kalkuliert. Hierdurch ist auch
die Reichweite der E-Busse mit ca. 60 Ki-
lometern größer als zuvor angenommen.
Die E-Busse können somit 35 Kilometer bei
niedrigen Temperaturen fahren, ohne dass
das Ladevolumen der Batterie unter die kri-
tische Größe von 30 Prozent rutscht. Den-
noch stellt der Einsatz der E-Busse auf der
Innenstadtlinie mit häufigem Stau eine He-
rausforderung dar.
Mit der Umstellung dieser Linie auf E-Mo-
bilität unternahm die KVB den nächsten          Von links nach rechts: Jörn Schwarze, Vorstand Technik der KVB, Norbert
Schritt für den Klimaschutz und baute ih-       Reinkober, Geschäftsführer Nahverkehr Rheinland (NVR), Hendrik Wüst,
ren Umweltvorteil gegenüber anderen Ver-        Verkehrsminister NRW, und Jürgen Fenske, Vorstandsvorsitzender der KVB.
kehrsmitteln aus. Durch den Einsatz der
E-Busse wird der Ausstoß von jährlich etwa     Norbert Reinkober, Geschäftsführer des                      KVB, ist von dem Projekt überzeugt: „Wer
520 Tonnen Kohlendioxid (CO2) vermieden,       NVR, fasst die Erfahrung des Projektab-                     Innovationen wie die der E-Mobilität ein-
die bisher durch den Einsatz von Dieselbus-    laufs zusammen: „Alle Beteiligten im ers-                   führt, hat es mit neuen, herausfordernden
sen entstanden sind. Die KVB kommt ins-        ten E-Bus-Projekt der KVB haben gezeigt,                    Techniken zu tun. Erfolgreich können sol-
gesamt auf einen CO2-Ausstoß von rund 26       wie wichtig gute Teamarbeit bei der Be-                     che Projekte umgesetzt werden, wenn von
Gramm je Fahrgastkilometer. Laut DEKRA         wältigung solcher Aufgaben ist. Bereits                     der Konzeption bis zur betrieblichen Etab-
stößt ein Kleinwagen mit einem Verbrauch       bei der Linie 133 konnte in einem kurzen                    lierung alle beteiligten Partner zusammen-
von 5,9 Litern Benzin auf 100 Kilometer da-                                                                arbeiten. Von diesen Erfahrungen werden
                                               Zeitraum von Juni 2014 bis Dezember 2016
gegen bereits rund 117 Gramm CO2 je Perso-                                                                 wir beim Ausbau der E-Mobilität in Köln
                                               erfolgreich E-Mobilität in Köln eingeführt
nen-Kilometer aus.                                                                                         enorm profitieren.“
                                               werden. Dies zeigt die Leistungsfähigkeit
Der gesamte Energiebedarf der E-Busse, al-
                                               des ÖPNV sowie die Umsetzbarkeit der na-                                                               Matze Ehlers
so für den Antrieb der Fahrzeuge genauso
                                               tionalen und globalen Ziele des Klima- und
wie für die Nebenverbraucher wie Heizung,
                                               Umweltschutzes.“                                              Weitere Infos unter: www.kvb.koeln und
Klimaanlage, Beleuchtung etc., wird über
                                               Auch Jörn Schwarze, Vorstand Technik der                    www.smartcity-cologne.de
die Batterie bewältigt. Die E-Busse der KVB
sind somit reine E-Busse und zu 100 Pro-
zent emissionsfrei. Dabei ist die RheinEner-
gie ein wesentlicher Partner im E-Bus-Pro-
jekt. Die Konzernschwester der KVB hat den
Aufbau und den Betrieb der Ladeinfrastruk-
tur zur Versorgung der E-Busse mit elektri-
scher Energie übernommen.
                                                    Planen und Bauen für Ihren Erfolg
 Ausbau des E-Bus-Netzes
     schreitet voran
Derzeit werden verschiedene Linien der
KVB für den Einsatz der E-Busse geprüft.
Hierbei spielt die Linienlänge genauso eine
Rolle wie die Möglichkeit, an den Endhalte-
stellen die benötigte Ladeinfrastruktur auf-
zubauen. Dann wird die KVB dies mit der
Verwaltung der Stadt Köln und den Gremien
der Kommunalpolitik erörtern.
Ähnlich war die KVB auch vor der Umstel-
lung der Buslinie 133 auf den E-Bus-Betrieb
vorgegangen. Hierbei hatte ein E-Gelenk-
bus 695.000 Euro gekostet. Das Land NRW
hatte dieses E-Bus-Projekt mit 1,95 Mil-
lionen Euro für den Erwerb von acht Bus-
sen, die notwendigen Anpassungen in der             Projekt: Neubau eines Verwaltungsgebäudes der RSAG in St. Augustin
                                                    Unsere Leistungen: Schlüsselfertige Erstellung
Werkstatt und eine wissenschaftliche Be-
                                                    W. Hundhausen Bauunternehmung GmbH · Bäckerstraße 4 · 57076 Siegen · Tel.: (0271) 408-0 · www.hundhausen.de
gleitung gefördert. Die administrative Be-
gleitung des ersten Projektes hatte bereits         Tiefbau · Straßenbau · Gleisbau · Hochbau · Ingenieurbau                           ·     Schlüsselfertigbau
                                                    Bodenbeschichtungen · Wasserbau · Stahlbeton-Fertigteile ·                             Beton-Fertiggaragen
die NVR für das Land NRW übernommen.

www.diewirtschaft-koeln.de                                                                                                                                        15
Sie können auch lesen