BDV-BLICKPUNKT MIT AKTUELLEN VERBANDSMELDUNGEN
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BdV-Blickpunkt andsmeldunge n rb ellen Ve mit aktu Ausgabe Aprli 2021 Bund der Vertriebenen · Vereinigte Landsmannschaften Landesverband Bayern · Am Lilienberg 5 · 81669 München Spitzentreffen bei CSU-Parteivorsitzenden Dr. Markus Söder Zwischenerfolg bei Rentenberechnung für Spätaussiedler Ehemaliger Vorsitzender kehrt nach Schlesien zurück
Grußwort bahnhof Furth im Wald oder an das Hir- schofskonferenz, die nahezu vollständige tenwort der nord- und westdeutschen ka- Einstellung der Vertriebenenseelsorge in tholischen Bischöfe vom 30. Januar 1946 den Diözesen und eine vielfach anzutref- zum furchtbaren Los der vertriebenen Deut- fende mangelnde Empathie ihrer Vertreter schen aus ihren Heimatgebieten. in Stiftungsräten und Gremien, machen dies Die nun einsetzenden Schutzimpfungen las- überdeutlich. Gott sei Dank gibt es noch sen hoffen. Wenn es uns gelingt, in Deutsch- Bischöfe und Priester, die aus eigener Ver- land die „Herdenimmunität“ gegen Coro- bundenheit oder aus richtig verstandener na zu erreichen, wird sich auch die Arbeit Seelsorgetätigkeit Vertriebenenwallfahrten beim Bund der Vertriebenen und in den unterstützen, diese dadurch am Leben er- Landsmannschaften wieder normalisieren. halten und von uns erbetene Gottesdienste Bis dahin heißt es aber: „Durchhalten und abhalten. Wäre es nicht überfällig, dass un- unseren Vereinigungen die Treue halten!“ sere Bischöfe von sich aus den Kontakt zum Die Treue halten, daran appellieren der- BdV oder zu den landsmannschaftlichen zeit auch die Kirchen an ihre Mitglieder. Gruppierungen suchen? Dies scheint mehr als notwendig, hat doch Erfreulich ist für uns, dass unser schwäbi- eine beachtliche Zahl ihrer Würdenträger, sches BdV-Vorstandsmitglied Klaus Hole- durch ihre „unantastbare Stellung“, lange tschek zum neuen Gesundheitsminister be- Zeit diese kaltblütig und gewissenlos miss- braucht. Statt die Seelsorge in ihren Mittel- rufen wurde. Schon in seiner Zeit als Bür- punkt zu stellen, haben sich die Kirchen zu- gerbeauftragter und Staatssekretär hatte er dem zu milliardenschweren Unternehmen überzeugende Arbeit geleistet. entwickelt. Macht und Einfluss galt und gilt Sehen wir also hoffnungsvoll nach vorn. es zu sichern. Dies scheint sich jetzt zu rä- Schon heute freuen sich die Kolleginnen Liebe Landsleute, chen. Nicht nur die zurückgehende Zahl ih- und Kollegen des BdV-Landesvorstandes liebe Leserinnen und Leser! rer Mitglieder, sondern auch die nur noch und die Landesvorsitzenden der Lands- Wohl alle Bürgerinnen und Bürger, insbe- marginal anzutreffenden Berufungen in den mannschaften auf die vereinbarten, aber sondere aber die Wirtschaft, der Sport, die Priester- und Ordensstand sowie die zu- zwangsläufig verschobenen Gespräche mit Menschen in den Seniorenheimen und un- nehmende Glaubenskrise in unserer Ge- den Landtagsfraktionen von SPD und Bünd- sere politisch Verantwortlichen sehnen ein sellschaft legen davon ein trauriges, aber nis 90/Die Grünen, der Beauftragten für Ende der „Corona-Pandemie“ herbei. Sie beredtes Zeichen ab. das Ehrenamt, Eva Gottstein, MdL, sowie hat uns seit über einem Jahr in den Wür- Die Mehrzahl der Angehörigen jener Fa- ihrer Kollegin für Aussiedler- und Vertrie- gegriff genommen. Dies trifft natürlich auch milien, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus benenfragen, Sylvia Stierstorfer, MdL, und für die Mitglieder in unseren Orts- und ihren Heimatgebieten vertrieben wurden, dem Münchener Oberbürgermeister Die- Kreisgruppen, den Heimatortsgemein- gehören bis heute als „treue Töchter und ter Reiter. schaften, den Chören und Tanzgruppen zu. Söhne“ ihrer Kirche an. Sie haben selbst Ostern ist das Fest der Auferstehung Jesu Viel Geplantes musste ausfallen und konn- erfahren, welche Stütze ein fester Glauben Christi. Es verheißt uns neues Leben. In te nicht in Angriff genommen werden. Zur und eine Pfarrgemeinde sein können. Ihre Erinnerung an wichtige historische Ereig- Heimattreffen werden stets mit Gottes- diesem Sinne sollten wir auch an ein neu- nisse fand man kaum Zeit. Die landeswei- diensten eröffnet, Wallfahrten stehen auf es Leben nach der Pandemie glauben und ten Veranstaltungen zur 70-jährigen Wieder- den Programmen vieler Landsmannschaf- fest zusammenhalten. Bleiben Sie gesund. kehr der Verabschiedung der Charta der ten und die Verehrung der Landesheiligen, Frohe Ostern wünscht Ihnen deutschen Heimatvertriebenen blieben nicht z. B. der heiligen Barbara, der heiligen umsetzbare Programmpunkte. Gleiches galt Hedwig oder der Mutter Gottes ist bis heu- Ihr für die traditionellen Zusammenkünfte an- te ungebrochen. Seit Jahren beobachten lässlich des Tages der Heimat. Kaum je- diese Landsleute schmerzlich, dass viele ih- mand erinnerte an die Ankunft des ersten rer Bischöfe ihrer „treuen Herde“ immer Zuges mit über 1200 vertriebenen Sude- weniger Beachtung schenken. tendeutschen vor 75 Jahren im Grenz- Der Rauswurf der Visitatoren aus der Bi- Christian Knauer, BdV-Landesvorsitzender Allen unseren Leserinnen und Lesern wünschen wir ein gesegnetes Osterfest. Impressum Herausgeber: Bund der Vertriebenen, Vereinigte Landsmannschaften Landesverband Bayern e. V. Am Lilienberg 5, 81669 München, Telefon (0 89) 48 14 47, Fax (0 89) 48 26 21 Redaktion: Christian Knauer (verantwortlich), Susanne Sorgenfrei, Susanne Marb Layout: Christian Knauer Texte: Bayerisches Kulturzentrum der Deutschen aus Russland, Artur Böpple, Bernhard Dirr, Prof. Dr. Bernd Fabritius, Bernhard Fackelmann, Generalkonsulat der Republik Ungarn, Marc-Pawel Halatsch, Christian Knauer, Nikolaus Maucher, Msgr. Dieter Olbrich, Pressestelle der Aussiedler- und Vertriebenenbeauftragten (StMAS), Pressestelle Europäisches Parlament und Kommission der EU, Dr. h.c. Bernd Posselt, Verband der Siebenbürger Sachsen, Joachim Straube, Stephan P. Teppert. Bilder: Bernhard Fackelmann, Walter Gold, Susanne Marb, Joachim Straube. Hinweis: Sie erhalten regelmäßig den BdV-Blickpunkt mit aktuellen Informationen zu den Themen der deutschen Heimatvertriebenen, Aussiedler und Spätaussiedler. Um Ihnen den Blickpunkt zukommen zulassen, haben wir Ihre Kontaktdaten gespeichert. Diese Daten werden ausschließlich für den Versand des BdV-Blickpunktes verwendet und nicht an Dritte weitergegeben. Falls Sie unser Magazin nicht weiterbeziehen möchten, können sie den Bezug jederzeit ohne Begründung widerrufen. Ihre Daten werden in diesem Fall vollständig gelöscht. Bitte richten Sie Ihren Widerruf an oben genannten Herausgeber. Die einzelnen Berichte geben die Meinung der Verfasser und nicht unbedingt die des BdV Bayern wider. Gesamtherstellung: fm Dienstleistung, Schrobenhausener Straße 29, 86551 Aichach, Telefon (0 82 51) 5 1100 BdV-Blickpunkt April 2021 BdV 2
Aktuelles Konstruktiver Meinungsaustausch: CSU-Vorsitzender Dr. Markus Söder unterstützt BdV bei Rentengerechtigkeit für Aussiedler Meinungsaustausch im Franz Josef Strauß-Haus: Von links Johann Thießen, Prof. Dr. Bernd Fabritius, Dr. Markus Söder und Christian Knauer. Foto: S. M. Zu einem ausgesprochen konstruktiven Als „deutliches Zeichen der Verbunden- Ministerpräsident und seine Sozialmi- Meinungsaustausch mit dem Vorsitzen- heit“ wertete der BdV-Präsident die gut nisterin Carolina Trautner, MdL, die Ko- den der Christlich-Sozialen Union (CSU), funktionierende Kulturförderung des Frei- alitionsvereinbarungen mit den Freien Ministerpräsident Dr. Markus Söder, staates. Diese erleichtere die fortwährend Wählern engagiert vorantrieben. Das Zen- MdL, trafen sich BdV-Präsident Dr. Bernd aktuelle Aufgabe, die Kulturleistungen trum für die Deutschen aus Russland sei Fabritius, BdV-Landesvorsitzender Chris- der Vertriebenen und Flüchtlinge ent- schon weit gediehen, für die weiteren drei tian Knauer sowie der Bundesvorsitzen- sprechend des gesetzlichen Auftrages zu Einrichtungen bereits wichtige Wei- de der Landsmannschaft der Deutschen erforschen, im gesamtgesellschaftlichen chenstellungen getroffen worden. aus Russland, Johann Thießen, am 11. Bewusstsein zu verankern und ihre Auch Johann Thießen zollte als Bundes- Januar in der CSU-Landesleitung in Mün- Weiterentwicklung zu fördern. Als jüng- vorsitzender der Landsmannschaft der chen. In vertrauensvoller Atmosphäre stes Beispiel nannte er die Eröffnung des Deutschen aus Russland dem Minister- wurden dabei wichtige Themen der deut- Sudetendeutschen Museums in München, präsidenten Anerkennung für den kon- schen Heimatvertriebenen, Aussiedler das einen weiteren „Leuchtturm der Kul- sequenten Aufbau des russlanddeutschen und Spätaussiedler angesprochen. tur- und Erinnerungspolitik“ darstelle. Kulturzentrums in Nürnberg. Zugleich Zur Rentensituation der Aussiedler und „Andere Bundesländer können sich hier- betonte er die Bedeutung von wirkungs- Spätaussiedler dankte Dr. Bernd Fabri- an ein Beispiel nehmen“, so Fabritius starken Beauftragten für Vertriebenen- tius für die wertvollen Impulse, die der wörtlich. bzw. Aussiedlerfragen in Bund und Län- Freistaat, etwa mit Anträgen im Bundes- Mit Blick auf die Corona-Pandemie be- dern. Dem Bundesbeauftragten Dr. Bernd rat, zu einer Verbesserung der gesetz- tonte er, dass auch die Situation der deut- Fabritius, und seiner bayerischen Kolle- lichen Situation gesetzt hat. Leider seien schen Minderheiten in den Nachbarlän- gin Sylvia Stierstorfer, MdL, dankte er diese vom Bundessozialministerium bis- dern sowie von dort nach Deutschland für deren Einsatz für die Belange der Aus- lang nicht aufgegriffen worden. Zwar sei kommender Spätaussiedler im Auge be- siedler und Spätaussiedler. Dieser werde durch die Aufwertung der Lebensleistung halten und die junge Generation bei Nut- im betroffenen Personenkreis mit viel Zu- der Aussiedler und Spätaussiedler in den zung neuer Kommunikationswege geför- stimmung wahrgenommen. Herkunftsgebieten bei ihrer Einbeziehung dert werden müsste. Ministerpräsident Söder griff Lob und in die seit Jahresbeginn geltenden Regeln BdV-Landesvorsitzender Christian Knau- Dank gleichermaßen wie die in den Raum der Grundrente ein wichtiger Teilerfolg er dankte der Bayerischen Staatsregie- gestellten konstruktiven Vorschläge auf. erzielt worden, bei der noch zu finden- rung für die guten Rahmenbedingungen Er zeigte sich den Anliegen des BdV so- den Härtefalllösung müsse jedoch noch in Bezug auf die Arbeit der Vertriebenen wohl in seinen Ämtern als auch persön- eine gerechte Lösung für diese Perso- und ihrer Verbände in Bayern. Die Fest- lich sehr zugewandt. Freudig nahm er nengruppe einschließlich deren Ehegat- legungen der Regierungskoalition zur eine Einladung, als Festredner bei der ten gefunden werden. Der BdV verfolge Schaffung von Kulturzentren für die Deut- diesjährigen Zentralveranstaltung zum im Sinne des Kriegsfolgenschicksals nach schen aus Russland, die Banater- und die Tag der Heimat am 28. August 2021 in wie vor das Ziel, rentenrechtliche Be- Donauschwaben sowie für die Sieben- Berlin teilzunehmen, an. Sie steht unter nachteiligungen weitgehend zu beseiti- bürger Sachsen hätten selbst Optimisten dem Leitwort „Vertreibungen und De- gen, damit die Lebensleistung der Be- in den Vertriebenenorganisationen über- portation ächten – Völkerverständigung troffenen umfassend anerkannt werden. rascht. Besonders erfreulich sei, dass der fördern“. M.-P. H. BdV BdV-Blickpunkt April 2021 3
Aktuelles Gedenktag: Ungarisches Generalkonsulat gedachte seiner vertriebenen Deutschen mit Film „Ewiger Winter“ Am 19. Januar gedachte das ungarische letzenden und unrechtmäßigen Ver- wie man die Hölle überleben kann. Zwi- Generalkonsulat in München zusammen schleppung der Gemeinschaft der Deut- schen den beiden bildet sich ein beson- mit dem Haus des Deutschen Ostens in schen in Ungarn, die – durch die Um- deres Verhältnis. Kann aber eine in ei- einer Online-Präsentation des Films „Ewi- setzung des Beschlusses des Alliierten nem Lager entstandene Liebe zur Voll ger Winter” auch heuer der Vertreibung Kontrollrates vom 20. November 1945 – -endung kommen, wenn beide von ihren der Deutschen aus Ungarn. Wegen der aufgrund des falschen Vorwurfs und des Familien zu Hause erwartet werden? Kön- Corona-Pandemie musste die schon zur Grundsatzes der Kollektivschuld am Ende nen sie überhaupt einmal nach Hause Tradition gewordene Gedenkfeier ent- des 2. Weltkrieges und in der Zeit danach kommen? fallen. Umrahmt wurde die Vorführung Verfolgung und Beraubung ihrer Güter Ist es möglich Mensch in einer un- durch Videobotschaften des General- erleiden musste, würdig gedacht wird, menschlichen Welt zu bleiben? Kann man konsuls in Bayern, Gábor Tordai-Lejkó, zollt allen Respekt, die Opfer der De- die Hölle überleben und wenn ja, um wel- dem Direktor des Hauses des Deutschen mütigungen, Verschleppungen waren, chen Preis? Diese Fragen werden vom Ostens, Prof. Dr. Andreas Otto Weber, insbesondere den kirchlichen bzw. welt- Regisseur Attila Szász und Drehbuchau- dem Beauftragten der Bundesregierung lichen Personen, die die Verfolgung und tor Norbert Köbli in ihrem historischen für Aussiedlerfragen und nationale Min- sogar den Tod wegen ihres Verantwor- Drama zur Sprache gebracht. Das Auto- derheiten, Prof. Dr. Bernd Fabritius, und tungsbewusstseins und ihrer Solidarität renduo wollte mit ihrem Film der zum der Beauftragten der Bayerischen Staats- für die ihnen anvertrauten Gemeinschaf- Schweigen verurteilten Opfer der Ma- regierung für Aussiedler und Vertriebe- ten häufig freiwillig akzeptiert haben, lenkij Robot würdig gedenken. Die Haupt- ne, Sylvia Stierstorfer, MdL. unterstützt und betreibt die Organisation darstellerin Marina Gera wurde für ihre Ungarn ist das bisher einzige Land, das von Gedenkveranstaltungen, die von darstellerische Leistung in diesem Film mit einem eigenen Gedenktag an seine Unterrichtsmaterialien bezüglich der Ver- 2019 mit dem „International Emmy vertriebenen ehemaligen deutschen Staats- folgung, Verschleppung und Vertreibung Award“ ausgezeichnet. Der Film wurde bürger erinnert, diese in die Restitution der Ungarndeutschen.“ mit der Unterstützung des Gulag Ge- einbezogen hat und die verbliebene deut- Derzeit leben 185.000 Personen in Un- denkkomitees hergestellt. sche Minderheit in vorbildlicher Weise garn, die sich bei der letzten Volkszäh- fördert und unterstützt. Über die Einfüh- lung 2011 als Zugehörige zur deutschen Vereinsregister rung eines offiziellen Gedenktages für Nationalität bekannt haben. Die Ungarn- die vertriebenen und verschleppten Un- deutschen bilden damit die zweitgrößte aktualisiert garndeutschen entschied das Ungarische Nationalitätengemeinschaft unter den 13 Die Änderungen der Vertretungsbe- Parlament am 10. Dezember 2012. Der autochtonen Minderheiten. In der Person rechtigten aufgrund der stattgefunde- Beschluss erfolgte über alle Parteigren- von Emmerich Ritter stellen die Deut- nen Wahlen der neuen BdV-Landes- zen hinweg einstimmig. Als Datum wur- schen jedoch als einzige Volksgruppe ei- vorstandschaft sind am 30. Dezember de der 19. Januar gewählt, der Jahrestag nen eigenen Abgeordneten im Parlament 2020 im Vereinsregister des Amtsge- richts München eingetragen worden. des Beginns der Vertreibung im Jahr 1946. des Donaustaates. Dies geht aus einer Mitteilung des Ge- An diesem Tag mussten in Wundersch Der Film „Ewiger Winter“ wurde in der richts an das Notariat Dr. Kilian in (Budaörs), in der Nähe von Budapest, die Zeit vom 19. bis 24. Januar in ungari- Aichach hervor. ersten Ungarndeutschen in Viehwaggons scher Originalspache mit deutschem Als Mandatsträger mit besonderen ihre ungarische Heimat Richtung Deutsch- Untertitel bereitgestellt. Die Geschichte Vertretungsbefugnissen ausgeschie- land verlassen. Damit begann die Ver- des 2018 erschienenen ungarischen Fil- den sind die ehemaligen stellvertre- treibung von mindestens 180.000 Un- mes beginnt im Dezember 1944. Sowje- tenden Landesvorsitzenden Friedrich garndeutschen. Bereits ab Dezember 1944 tische Soldaten verschleppen die arbeits- Wilhelm Böld, Alfred Kipplinger und wurden Ungarndeutsche in die Sowjet- fähigen Frauen für „eine kleine Arbeit” Dr. Johannes Hörner. Neu eingetra- union zur Zwangsarbeit verschleppt. In (Malenkij Robot) für drei Wochen zum gen wurden die amtierenden Stellver- Ungarn wird jedes Jahr in offiziellen Ver- Maisbrechen von einem Dorf in Südun- treter Herta Daniel, Bernhard Fackel- anstaltungen der tragischen Ereignisse garn, das von der deutschen Minderheit mann und Dr. Dorith Müller. nach dem Zweiten Weltkrieg gedacht, bewohnt ist. Irén, die auf ihren Mann, der was eine einzigartige Geste der Versöh- an der Front kämpft wartet, trennt sich nung in Europa darstellt. Auch heuer hat Ministerpräsident Viktor Orban mit dem von ihrer Tochter und ihren Eltern in der Hoffnung, bald wieder mit ihnen vereint Stiftung „Zentrum Abgeordneten der Minderheit, Emmerich zu sein. Doch die Besetzer haben einen gegen Vertreibungen“ Ritter, am Gedenktag einen Kranz an der erbarmungslosen Plan mit den Frauen: Gedenktafel der Vertriebenen am Bahn- sie werden in Viehwaggons in ein so- Spendenkonto: hof von Wundersch niedergelegt. In dem wjetisches Arbeitslager transportiert, wo Deutsche Bank AG einschlägigen Parlamentsbeschluss heißt sie unter unmenschlichen Bedingungen DE76 3807 0024 0317 1717 00 es unter anderem wörtlich: „Das Unga- in einem Kohlenbergbau vor Ort Zwangs- rische Parlament hält es für erforderlich, arbeit leisten sollen. Irén begegnet einem BIC: DEUTDEDB380 dass der die Menschenrechte schwer ver- Mann namens Rajmund, der ihr beibringt, BdV-Blickpunkt April 2021 BdV 4
Aktuelles Themenkomplex Flucht und Vertreibung: Neues Themenforum der Landeszentrale und der Beauftragten für Aussiedler und Vertriebene Jede vierte Bundesbürgerin und jeder vier- haltet und zur Diskussion anregen soll. und den damit zusammenhängenden po- te Bundesbürger stammen aus Familien, Es bietet fachliche Grundlageninforma- litischen und gesellschaftlichen Ent- die von Flucht und Vertreibung nach dem tionen, aber auch nachdenklich stimmende wicklungen geweckt werden, das bis in Zweiten Weltkrieg betroffen waren. Für Denkanstöße zu diesem wichtigen Teil die siebziger und achtziger Jahre tief im viele, vor allem jüngere Menschen spielt der deutschen Geschichte. Bewusstsein der bayerischen und west- dieser Teil der Familiengeschichte heu- Der Direktor der Landeszentrale, Rupert deutschen Bevölkerung verankert war, te keine Rolle mehr, zumindest solange, Grübl, bescheinigt dem Projekt eine gro- seitdem aber immer stärker in den Hinter- bis sie damit persönlich in Berührung ße Bedeutung: „Das Themenforum macht grund getreten ist.“ kommen. Ein solcher Anstoß zur Erin- der Öffentlichkeit neuere Ergebnisse der Die ersten Artikel sind bereits online auf nerung war für viele das Jahr 2015, als der Webseite der Bayerischen Landes- in Europa mehr als eine Million Flücht- zentrale für politische Bildungsarbeit un- linge aus Bürgerkriegsländern ankamen. ter www.blz.bayern.de abrufbar: Die Pu- Die ikonischen Bilder der Flucht – Boo- blizistin Dr. Helga Hirsch untersucht te, Karren, Menschentrecks – ähneln sich, Traumata, Verhaltensmuster und Menta- auch wenn die politischen Gründe und litäten, die teils über mehrere Generatio- gesellschaftlichen Umstände nur schwer nen zu beobachten sind, und Prof. Mi- miteinander vergleichbar sind. chael Schwartz vom Institut für Zeit- 75 Jahre nach dem Ende des Zweiten geschichte München-Berlin analysiert die Weltkriegs setzt die Bayerische Landes- Forschung zugänglich, mit dem Ziel die Dimensionen der Erinnerung, die mit die- zentrale für politische Bildungsarbeit ei- gesellschaftliche Debatte in Bayern an- sen Themen verbunden sind. Ansprech- nen Schwerpunkt auf das Thema „Flucht zuregen. Es leistet damit einen Beitrag partner sind bei der Bayerischen Lan- und Vertreibung“. Gemeinsam mit der zu einer generationenübergreifenden Aus- deszentrale für politische Bildungsarbeit, Beauftragten der Bayerischen Staatsre- einandersetzung mit diesem wichtigen Dr. Maria Magdalena Fröhlich, 0 89- gierung für Aussiedler und Vertriebene, Thema.“ Die Aussiedler- und Vertriebe- 2186-29 84, in der Geschäftsstelle der Sylvia Stierstorfer, MdL, wurde ein The- nenbeauftragte Sylvia Stierstorfer betont: Beauftragten der Bayerischen Staatsre- menforum online gestellt, das Artikel „Es soll das Interesse an einem ein- gierung für Aussiedler und Vertriebene, namhafter Autorinnen und Autoren bein- schneidenden geschichtlichen Ereignis Dr. Matthias Lill, 0 89-12 61-10 05. Kulturstiftung feiert zweijähriges Bestehen aus Russland (BKDR) zwei Jahre alt. Mit ben und Museen, Heimatstuben, Kirchen Hilfe von Fachvorträgen, Kultursemina- und andere Sehenswürdigkeiten mit russ- ren, Stadtführungen, Wanderausstellun- landdeutschem Bezug interaktiv be- gen, internationalen wissenschaftlichen trachten. Der dazugehörige Informa- Konferenzen, Bildungsreisen und dem tionstext wird in deutscher, russischer und Aufbau eines Dokumentationsarchivs so- englischer Fassung angeboten. Die vir- wie zahlreichen Publikationen wird seit- tuellen Rundgänge können online unter her die Kultur und Geschichte der Deut- www.bkdr.de/vrundgang/ aufgerufen wer- schen aus Russland gepflegt und ver- den. Das Bayerische Kulturzentrum der mittelt. Deutschen aus Russland wird aus Mit- Besonders stolz ist man auf die virtuel- teln des Bayerischen Staatsministeriums len Rundgänge, die teilweise auf die be- für Familie, Arbeit und Soziales geför- stehenden Kooperationen mit den regio- dert. nalen Organisationen der deutschen Minderheit in Russland, Kasachstan, Us- bekistan und der Ukraine zurückzufüh- Zentrumsleiter Waldemar Eisenbraun. ren sind. Dieses innovative Angebot ist Anfang des Jahres konnte die Lands- in Anbetracht der aktuellen Ereignisse mannschaft der Deutschen aus Russland rund um das Coronavirus sehr nützlich stolz auf ein Ereignis vor zwei Jahren zu- und hilfreich, da es einen virtuellen Raum rückblicken. Am 18. Januar 2019 hatte für das Erleben und Begreifen von Kul- Ministerpräsident Dr. Markus Söder im tur und Geschichte bietet. Mit ein paar Nürnberger City-Park-Center den Schlüs- Mausklicks am Computer oder direkt über sel für das neue Kulturzentrum an den mobile Endgeräte kann man sich gemüt- Trägerverein übergeben. Nun ist das lich von Zuhause aus auf eindrucksvolle Bayerische Kulturzentrum der Deutschen Reisen an geschichtsträchtige Orte bege- BdV BdV-Blickpunkt April 2021 5
Aktuelles Zeitgeschichte: Landsmannschaft und Stiftung erinnern an Volksabstimmung in Oberschlesien 1921 nen sprachen sich für den Verbleib bei heit für einen Verbleib bei Deutschland. Deutschland aus, 40,3 Prozent votierten Interessanterweise votierten zwischen 25 für die Zugehörigkeit zum wiedererstan- und 30 Prozent der polnisch sprachigen denen polnischen Staat. Oberschlesier für Deutschland. Wie in ei- Die deutsche Reichsregierung interpre- nigen anderen Grenzländern wirkte sich tierte das Ergebnis zunächst als „großen auch in Oberschlesien die Muttersprache Sieg“ und ging davon aus, dass ganz nicht automatisch auf die nationale Iden- Oberschlesien beim Reich verbleiben wür- tität aus, zumal sich der in der Region ge- de. Doch der Versailler Vertrag sah eine sprochene Dialekt von der polnischen Teilung der Region vor. Die neue deutsch- Hochsprache damals noch stark unter- polnische Grenze, die ein halbes Jahr spä- schied und ein nicht geringer Teil der Be- ter auf dem Papier festgelegt wurde und völkerung sich weder als Deutsche noch sich seit Sommer 1922 mit Schlagbäu- als Polen, sondern einfach als Ober- men und Grenzpfählen manifestierte, ent- schlesier fühlte – ein Phänomen, das in Mit einem Button und einem Fahnenband sprach in wesentlichen Teilen nicht den der Region übrigens auch heute noch spür- erinnert die Landsmannschaft der Ober- Abstimmungsergebnissen. Letztendlich bar ist. schlesier in Bayern an die Volksabstim- war sie ein Konsens zwischen den italie- Die Volksabstimmung in Oberschlesien mung in ihrem Heimatgebiet vor genau nischen, britischen und französischen Vor- war eine von mehreren, die infolge des 100 Jahren. Der Anstecker zeigt unter an- schlägen. Ersten Weltkriegs und der Verträge von derem eine Landkarte, in der in blau die Die Siegermächte wiesen aber stets dar- Versailles und Saint-Germain durchge- Verluste nach der Grenzziehung von 1922 auf hin, dass die aufgeteilten Gebiete das führt wurden. In ähnlicher Form hatten markiert sind. Die „Stiftung Haus Ober- „globale Abstimmungsergebnis“ be- auch die Einwohner Schleswigs, Ost- und schlesien“ in Ratingen hat durch ihren rücksichtigte, da in dem Polen zuge- Westpreußens, Kärntens und des west- Mitarbeiter Leonhard Wons zur Erinne- sprochenen Teil rund 40 Prozent und in ungarischen Ödenburger Landes über die rung an diese Ereignisse eine Sonder- dem beim Reich verbliebenen rund 60 Zukunft ihrer Heimatregionen zu ent- briefmarke entworfen, die als „Briefmarke Prozent der Bevölkerung des Abstim- scheiden. Nicht stattgefunden hat das ur- individuell“ der Deutschen Post AG, als mungsgebietes lebten. Allerding wurde sprünglich geplante Plebiszit im „Te- offizielles Postwertzeichen für die Fran- der wirtschaftlich bedeutsamere und an schener Schlesien“ und in Teilen der Zips kierung von Briefen genutzt werden kann. Bodenschätzen reichere Teil des ober- und der Arwa, auf die sowohl Polen als Die Volksabstimmung in Oberschlesien schlesischen Industriegebiets aus politi- auch die Tschechoslowakei Anspruch er- war eine von mehreren, die nach dem Er- schen Gründen Polen zugeschlagen. Die hoben. sten Weltkrieg infolge der Verträge von stärksten Befürworter für einen Anschluss Die Anstecknadeln und Fahnenbänder Versailles und Saint-Germain durchge- an Polen zeigten sich in den Landkreisen können bei Joachim Czernek, Hans-Fal- führt wurden. Die oberschlesische Volks- Pless/Pszczyna (74,1 Prozent) und Rib- lada-Straße 189, 90471 Nürnberg, E-Mail: abstimmung jährte sich am 20. März zum nik/Rybnik (65,2 Prozent). Der höchste czernek@nefkom.net – die Briefmarken hundertsten Mal. Von der Bedeutung des Anteil für einen Verbleib beim Deutschen bei der Stiftung Haus Oberschlesien, damals durchgeführten Plebiszits für die Reich wurde in den Landkreisen Leob- Bahnhofstraße 62, 40883 Ratingen (Hö- Einwohner der Region zeugt die hohe schütz/Głubczyce (99,6 Prozent) und sel), E-Mail: regent@oslm.de oder tele- Beteiligung. An der Volksabstimmung, Kreuzburg/Kluczbork (96,0 Prozent) ver- fonisch unter der Rufnummer 02102/96 bei der die Oberschlesier gefragt wurden, zeichnet. Bis auf zwei Ausnahmen – Alt 52 56 angefordert werden. Neben den in welchem Staat sie künftig leben möch- Berun/Bieruń Stary und Woischnik/Woź- klassischen 20er Bögen mit 80er Brief- ten, beteiligten sich knapp 98 Prozent der niki – ergab das Plebiszit in allen Städ- marken gibt es dort auch Geschenkkärt- Wahlberechtigten. 59,7 Prozent von ih- ten des Abstimmungsgebiets eine Mehr- chen mit Einzelmarken. Gemeinschaftsprojekt Sudetendeutsches Museum Das Sudetendeutsche Museum in Mün- Sudetendeutsche Stiftung, sein Stiftungsrat vernehmen mit der Sudetendeutschen chen, das im Oktober vergangenen Jah- besteht aus dem Ministerpräsidenten, der Landsmannschaft. Die restlichen fünf Mit- res eröffnet wurde (wir berichteten) ist Bayerischen Sozialministerin, sowie fünf- glieder setzen sich zusammen aus je ei- ein „großes Gemeinschaftsprojekt“, das zehn weiteren Mitgliedern, die auf die nem Vertreter der Staatskanzlei, des vom Freistaat Bayern und dem Bund ge- Dauer von fünf Jahren bestellt werden. Staatsministeriums für Unterricht und fördert und finanziert wurde. Insgesamt Der Landtag bestimmt fünf Mitglieder, Kultus, des Staatsministeriums der Fi- hat der Neubau an der Hochstraße knapp die nicht dem Landtag angehören müs- nanzen, des Staatsministeriums für Ar- 30 Millionen Euro gekostet, zwei Drittel sen. Fünf weitere Mitglieder bestellt der beit und soziale Fürsorge und einem Ver- der Summe zahlte der Freistaat, ein Drit- Ministerpräsident aus den Kreisen der treter der Bundesregierung. Vorsitzender tel der Bund. Träger des Museums ist die vertriebenen Sudetendeutschen im Ein- des Stiftungsrats ist der Ministerpräsident. BdV-Blickpunkt April 2021 BdV 6
Aktuelles Weiterer Rückschlag: Würzburger Bischof Dr. Franz Jung entpflichtet Vertriebenenseelsorger Adam Possmayer Was am 2. März 2013 mit der Berufung katholischer Vertriebenenorganisationen würden Räume geöffnet, um am ge- durch Diözesanbischof Dr. Friedhelm bei der Pflege des kulturellen Erbes wei- meinsamen Leben teilhaben zu können. Hofmann so feierlich begann, fand durch ter fördern wolle. Bistümer und Gemein- Begegnung und Offenheit seien Gele- dessen Nachfolger, Bischof Dr. Franz den sollten weiterhin Gottesdienste oder genheit und Chance für alle, die eine neue Jung, im Dezember 2020 ein jähes Ende. Wallfahrten für Heimatvertriebene an- Heimat suchten und in der Gemeinschaft Mit Wirkung zum 1. Januar 2021 ent- bieten. der Landsmannschaft fänden. pflichtete er Pfarrer Adam Possmayer, Wenn nunmehr die Vertriebenenseelsor- Auf Unverständnis bei den Landsmann- Leiter der Einzelpfarrei Marktbreit, von ge auf Diözesanebene ebenfalls schritt- schaften und dem Bund der Vertriebenen der Aufgabe als Vertriebenen- und Aus- weise beendet werde, sei der Erfurter stieß daher zum Jahreswechsel die lapi- siedlerseelsorger in der Diözese Würz- Weihbischof Reinhard Hauke als Beauf- dare Mitteilung der Diözese, „Bischof Dr. burg. Auch wenn der Geistliche weiter- tragter für Vertriebenenseelsorge bald Franz Jung hat Pfarrer Adam Possmay- hin ehrenamtlich im Rahmen seiner eine Institution ohne jeglichen Unterbau, er (63), Leiter der Einzelpfarrei Markt- diözesanen Tätigkeiten Termine im Be- so Knauer. In der 2013 von Bischof Dr. breit, mit Wirkung zum 1. Januar 2021 reich der Vertriebenenseelsorge wahrneh- Friedhelm Hofmann erfolgten Übertra- von der Aufgabe als Vertriebenen- und men möchte, stellt die Abberufung einen gung des neuen Amtes als Seelsorger für Aussiedlerseelsorger in der Diözese Würz- weiteren traurigen Schritt beim Rückzug Aussiedler und Vertriebene im Bistum burg entpflichtet. Possmayer wird weiter- in der Seelsorge für die deutschen Hei- Würzburg an Pfarrer Adam Possmayer, hin ehrenamtlich im Rahmen seiner diö- matvertriebenen, Aussiedler und deren sahen viele Heimatvertriebene ein ermu- zesanen Tätigkeiten Termine im Bereich Familien dar. tigendes und solidarisches Zeichen. Ent- der Vertriebenenseelsorge wahrnehmen. BdV-Landesvorsitzender Christian Knau- sprechend festlich wurde diese am 2. März Für seine guten Dienste sprach der Bi- er bedauerte die Entscheidung des Würz- 2013 mit einem Gottesdienst im Neu- schof ihm den oberhirtlichen Dank aus.“ burger Bischofs. „Damit setzt die Ka- münster zu Würzburg gefeiert. Fahnen- Pfarrer Adam Possmayer wurde 1957 im tholische Kirche ihren 2011 begonnenen trägern folgten Frauen und Männer in rumänischen Arad geboren und hat sei- Weg in der Vertriebenenseelsorge fort. Trachten beim Einzug in den Dom und ne Kindheit in der Banater Gemeinde Dies wird bei vielen treuen Katholiken erwiesen dadurch dem gefeierten Pries- Sanktmartin verbracht. Ab der fünften weitere Enttäuschungen auslösen.“ Mit ter die Ehre der Landsmannschaften. Die Klasse besuchte er einige Jahre das Deut- dem Wegfall der Vertriebenenseelsorger Anwesenheit des Ehrenvorsitzenden des sche Lyzeum in Neuarad. 1996 empfing in den Diözesen werde auch ein Ver- Hilfswerks der Banater Schwaben, Peter er in Würzburg durch Bischof Dr. Paul- sprechen des einstigen Vorsitzenden der Krier, des Visitators der Russlanddeut- Werner Scheele die Priesterweihe. Sein deutschen Bischofskonferenz, Kardinal schen, Dr. Alexander Hofmann und des priesterliches Leben führte ihn unter an- Reinhard Marx, ad absurdum geführt. Aussiedlerseelsorgers der Diözese Mainz, derem über Kitzingen, Miltenberg, Bir- Dieser hatte auf einer Pressekonferenz Pfarrer Paul Kollar, verliehen der Feier- kenfeld nach Marktbreit. Seit 2010 ist er 2016 bekannt gegeben, dass die überdi- lichkeit zusätzliche Bedeutung. Die Klän- Dekanatsbeauftragter für Familie und In- özesane Seelsorge für Vertriebene und ge der volkstümlichen Musik und die tegration, Bereich Integration, im Deka- Aussiedler durch die Deutsche Bischofs- Festansprachen hatten bei den Gläubigen nat Lohr. Trotz der vielen Aufgaben ist konferenz eingestellt und die Visitatoren Heimatgefühle geweckt. Domkapitular Pfarrer Possmayer dem Banat und seiner für die vertriebenen Katholiken aus den Christoph Warmuth hatte seinerzeit in Heimatgemeinde Sanktmartin eng ver- Bistümern im heutigen Polen komplett der Predigt „vom Suchen und Finden ver- bunden geblieben. Er nimmt an deren abgeschafft würden, dabei aber betont, lorener Schafe“ die Bedeutung des Am- Heimattreffen teil und feiert Gottesdien- dass die Kirche zugleich das Engagement tes erläutert. Mit der Berufung Possmayers ste mit seiner Heimatgemeinde. Virtueller Rundgang durch Kirche in Taschkent Das Bayerische Kulturzentrum der Deut- te Pastor Justus Jürgenson an dieser Stel- aufgrund seiner hervorragenden Akustik schen aus Russland in Nürnberg hat ei- le ebenfalls eine Kirchenschule. Der letz- für Orgelkonzerte genutzt. 1993 wurde nen neuen virtuellen Museumsrundgang te Pastor Heinrich Behrendts wurde 1937 das Objekt an die neugegründete luthe- durch die evangelisch-lutherische Kirche unter dem Vorwurf konterrevolutionärer rische Gemeinde zurückgegeben, die heu- in Taschkent online gestellt. Die evan- Tätigkeit verhaftet und starb im Arbeits- te mehr als 200 Gemeindemitglieder hat. gelisch-lutherische Kirche in Taschkent lager. Das Kreuz wurde von der Kirche Der virtuelle Rundgang kann ab sofort wurde 1891–1896 nach dem Entwurf des abgenommen. Danach stand das Gebäu- unter www.bkdr.de/vrundgang/ aufgeru- Architekten Alexei Benoit gebaut. Fi- de drei Jahre lang leer. Später stellte der fen werden. Der Informationstext wird in nanziert wurde der Bau vom Vorsitzen- Bau ein Lagerhaus dar, beherbergte ein deutscher, russischer und englischer Fas- den des Kirchenrates, dem Arzt und Bo- Amt für Geologie, einen Hundeverein sung angeboten. BKDR taniker Hieronymus Krause. Der erste und erfüllte sogar die Funktion eines Mi- Gottesdienst in der Kirche wurde 1899 lizwohnheims. 1977 wurde das Gebäu- Werden Sie unser abgehalten. Nur ein Jahr später eröffne- de dem Konservatorium übergeben und BdV-Fördermitglied! BdV BdV-Blickpunkt April 2021 7
Aktuelles Wechsel bei der Beauftragten Der Bund der Vertriebenen in Bayern und seine in ihm zusammengeschlossenen Lands- mannschaften schreiben den KULTURPREIS 2021 aus. Der Kulturpreis wird vergeben für künstlerische, literarische oder wissenschaft- liche Beiträge oder für solche aus dem Bereich der Brauchtumspflege, die • in den letzten drei Jahren in Bayern erstellt oder veröffentlicht wurden; • Themen der Vertriebenen oder Spätaussiedler in Deutschland, des deutschen Ostens oder der deutschen Siedlungsgebiete in Ost- und Südosteuropa behan- delten; • das Verhältnis zwischen den Deutschen und den Völkern und Staaten Ost- und Hanni Kinadeter ist die neue Persön- Südosteuropas in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zum Gegenstand hat- liche Referentin von Sylvia Stierstor- ten. fer in der Geschäftsstelle der Beauf- Er besteht aus dem Hauptpreis – einer Urkunde und einer Dotation bis zu 2.000 Euro tragten der Bayerischen Staatsregie- – sowie bis zu zwei Ehrengaben. rung für Aussiedler und Vertriebene. Sie ist die Nachfolgerin von Clara Mül- Für die Verleihung vorschlagsberechtigt sind die BdV-Kreis- und Bezirksverbände, ler, die Ende vergangenen Jahres die landsmannschaftlichen Landesverbände sowie die Mitglieder des Landesvorstan- glückliche Mutter wurde. Kinadeter des des BdV Bayern. ist künftig für die Öffentlichkeitsar- Der Kulturpreis wird vom Landesvorstand des BdV Bayern auf Vorschlag einer Jury beit, Social Media und Veranstaltun- vergeben. Die Jury besteht aus Vertretern des Bayerischen Staatsministeriums für Ar- gen zuständig. Ihre Familie hat ost- beit und Soziales, Familie und Integration und des BdV Bayern. Die Verleihung wird preußische wie niederbayerische Wur‚- im Herbst 2021 stattfinden. Bis zur öffentlichen Bekanntgabe der Preisträger wird zeln, weshalb sie sich mit der The- Verschwiegenheit über das gesamte Verfahren gehalten. matik sehr verbunden fühlt. In den ver- gangenen zehn Jahren hat die studier- Bewerbungen und Vorschläge sind zusammen mit den erforderlichen Unterlagen bis te Diplom-Kulturwirtschafterin als zum 13. Juni 2021 unter obiger Adresse einzureichen. Für weitere Auskünfte steht Redakteurin gearbeitet. die Geschäftsstelle des BdV Bayern zur Verfügung. Mehr Unterstützung aus Fraktionsreserven Die Landtagsfraktionen von CSU und Staatsregierung für Aussiedler und Ver- lich, dass kein anderes Bundesland die Freien Wählern haben Anfang Februar triebene, Sylvia Stierstorfer, MdL, für Kulturarbeit der Vertriebenen und Aus- entschieden, 2012 zusätzlich „deutlich Freude gesorgt. Damit werde erneut deut- siedler so intensiv und breit fördere. über eine halbe Million Euro“ für Ein- richtungen und Institutionen der Vertrie- benen und Aussiedler in Bayern aus ih- ren Fraktionsreserven bereitzustellen. Gefördert werden sollen damit der Aus- bau der sudetendeutschen Bildungs- und Begegnungsstätte „Heiligenhof“ in Bad Kissingen, das Kulturwerk Schlesien in Würzburg, die Stiftung Schlesien, das Haus der Heimat in Nürnberg und der Erinnerungsort „Badehaus Waldram“ in Wolfratshausen. In den Räumlichkeiten des Badehauses wird der Vergangenheit Waldrams sowohl als erste Heimstätte für jüdische „Displaced Persons“ nach dem Zweiten Weltkrieg, als auch als spä- tere Siedlung von Vertriebenen aus den deutschen Siedlungsgebieten in Ost-, Ost- mittel- und Südosteuropas gedacht. Die Sicherung, Pflege und Bedeutung der Kultur der deutschen Heimatvertriebe- Die Entscheidung der Regierungsfrak- nen standen im Mittelpunkt eines vertraulichen Spitzengesprächs, das am 25. Fe- bruar im Bayerischen Sozialministerium stattfand. Unser Bild zeigt von links BdV- tionen hat nicht nur bei den Verantwort- Landesvorsitzenden Christian Knauer, Ministerialrat Dr. Wolfgang Freytag, lichen der Einrichtungen, sondern auch Sozialministerin Carolina Trautner und die Beauftragte für Aussiedler und Vertrie- bei der Beauftragten der Bayerischen bene, Sylvia Stierstorfer. Foto: S. M. BdV-Blickpunkt April 2021 BdV 8
Aus den Verbänden Weitgehender Stillstand: Corona-Pandemie beeinträchtigt Banater Schwaben Erfreuliche Meldungen aus der Heimatregion Auch die Landsmannschaft der Banater donauschwäbische Geschichte und Lan- nistische Regime durchsetzen. Mit ihren Schwaben ist schwer in ihren Aktivitä- deskunde in Tübingen, das Donau- im Banat verbliebenen Landsleuten freue ten durch die Corona-Pandemie einge- schwäbische Zentralmuseum in Ulm, das man sich, dass Temeswar 2023 Europäi- schränkt. Diese Feststellung traf Bundes- Institut für deutsche Kultur und Geschichte sche Kulturhauptstadt werde. vorsitzender Peter-Dietmar Leber in einem Südosteuropas in München oder das Haus Auch wenn die Pandemie der Lands- Rundbrief an die Vorstände der Vereine des Deutschen Ostens in München wert- mannschaft viele Einschränkungen auf- und Gliederungen seiner Organisation so- volle Hilfestellung leisten. erlegt habe, so trug sie doch zu einem ge- wie an deren Kooperationspartner. Nach Traurig war es für viele seiner Lands- wissen Modernisierungsschub bei. Wie einem optimalen Start zum Jahreswech- leute, dass die Banater Schwaben nicht selbstverständlich wurden Online-For- sel 2020 mit Jahreshauptversammlung die Möglichkeit zum Besuch der deut- mate entwickelt, wurde gefilmt, digitali- und Gedenkveranstaltungen zum 75. Jah- schen Wallfahrt in Maria Radna hatten, siert und soziale Medien genutzt, um Ge- restag der Russlanddeportationen, folgte stand dies doch im Zeichen des 500-jäh- schichte und Kultur der Banater Schwaben aufgrund der Corona-Pandemie ein Still- rigen Jubiläums. Erfreuliches sei aber aus zu vermitteln und die Mitglieder zu ver- stand, den es in den 70 Jahren seit der der Heimatlandschaft zu vermelden. So binden. Besonders die Jugend- und Trach- Gründung der Landsmannschaft noch nie hätten die Bürgerinnen und Bürger von tengruppen seien hier vorbildlich aufge- gegeben habe. Temeswar mit Dominic Fritz ein Mit- treten. Die Vorstandsarbeit werde derzeit Vor Ort galt es vielfach bei den erkrank- glied der deutschen Minderheit zum Bür- in Videokonferenzen durchgeführt. Mit ten Mitgliedern die Not zu lindern. Wich- germeister gewählt. Für letztere wurde der „Banater Post“ versuche man zudem tig sei es nun, die Dokumentation des 70- Ovidiu Gant als Vertreter erneut ins Ru- das Zusammengehörigkeitsgefühl über jährigen Wirkens des Verbandes in mänische Parlament gewählt. Gemein- die Heimatzeitung zu stärken. Auch wenn Deutschland voranzutreiben, um so die sam mit seinen serbischen und jüdischen ungewiss ist, wann das traditionelle lands- Basis für die Fortführung und Weiter- Parlamentskollegen Slavoliub Adnagi und mannschaftliche Leben wieder starten entwicklung der Verbandsarbeit durch Silviu Vexler konnte er dort eine Ent- kann, Leber zeigt sich optimistisch: die nächste Generation zu schaffen. Da- schädigungsregelung für Kinder ehemals „Irgendwann kommen wieder bessere bei könne das Archiv des Instituts für politisch Verfolgter durch das kommu- Zeiten!“ Russlanddeutsches Kulturzentrum erinnert an die folgenreiche Hungerkatastrophe von 1921 Das Jahr 2021 steht nicht nur im Zeichen ne und auf der Krim, im Nordkaukasus Russland“. Es handelt sich um ein Sonder- des Gedenkens an den 80. Jahrestag der und in Kasachstan. Insgesamt kostete die- heft der Blätter des Deutschen Roten Deportation der deutschstämmigen Be- se humanitäre Katastrophe dem Sowjet- Kreuzes (Juni 1922). Da die bolschewis- völkerung der UdSSR. Eine nicht min- staat nicht weniger als 5 Millionen Men- tische Macht zum damaligen Zeitpunkt der wichtige Bedeutung wird dem Be- schenleben. noch nicht fest etabliert war, sahen sich ginn der verheerenden Hungersnot in der Das Kulturzentrum der Deutschen aus die neuen Herrscher dazu gezwungen, Geschichte der russlanddeutschen Min- Russland in Nürnberg (BKDR) möchte auf die Hilfe des Auslandes zurückzu- derheit vor 100 Jahren beigemessen. Die diese einschneidenden Ereignisse der russ- greifen – unter anderem auch auf Hilfe Hungerkatastrophe der Jahre 1921–1922 landdeutschen Geschichte gebührend ge- aus Deutschland. suchte vor allem die russischen Gouver- denken. Es ist unter anderem vorgesehen, Vor allem das Deutsche Rote Kreuz en- nements und nationalen Gebiete (Tatar- unmittelbare Zeugnisse jeglicher Art – gagierte sich stark in der Hungerhilfe, un- stan, Baschkirien u. a.) entlang der Wol- vornehmlich in deutscher Sprache – zu- ter anderem unter dem Slogan „für die ga heim, betraf zusätzlich auch angren- sammenzutragen. Dazu zählen Einzel- Brüder in Not“ – so wurden in der Zeit zende Gebiete in Kasachstan, im Süd- publikationen, Medienberichte, Sonder- der Weimarer Republik die Wolga- und Ural, im Nordkaukasus und in der Ukrai- hefte, Flugblätter, behördliche Verlaut- Schwarzmeerdeutschen und andere Grup- ne. Dabei stellte die gerade 1918 ent- barungen, Plakate, Marken, Archivun- pen der deutschen Bevölkerung in So- standene Wolgadeutsche autonome „Ar- terlagen, Bildmaterial oder Kunstwerke, wjetrussland genannt. Ausführlichere In- beitskommune“ eines der Gebiete dar, private Briefe und Dokumente, persönli- formationen und weiterführenden Links die von der Hungersnot am stärksten be- che Reflexionen über das Erlebte und der- sind auf der Internetseite des BKDR zu troffen waren. Allein in diesen beiden gleichen, damit man eine Vorstellung dar- erhalten. Jahren verhungerten unter den Wolga- über bekommt, wie diese Katastrophe Für jegliche Unterstützung dieses Vor- deutschen mindestens 107.500 Personen von den damaligen Zeitgenossen erlebt habens wäre das BKDR sehr dankbar. bzw. 27 Prozent der Einwohner des auto- und wahrgenommen wurde. Kontakte werden unter der E-Mail-Adres- nomen Gebiets gingen an Seuchen und Als erstes historisches Zeitdokument prä- se kontakt@bkdr.de oder direkt beim zu- Krankheiten zugrunde. Tausende deut- sentierte das BKDR diesbezüglich die ständigen Referenten, Dr. Krieger, unter sche Siedler verhungerten in der Ukrai- Broschüre „Hilfe für unsere Brüder in v.krieger@bkdr.de erbeten. BdV BdV-Blickpunkt April 2021 9
Aus den Verbänden Pfaffenhofen a. d. Roth: Mit ökumenischer Andacht und Otfried Preußler an Flucht und Vertreibung gedacht amt zehn Vortragenden zählten neben Pfarrer Reinfried Rimmel (Kath. Pfar- reien-Gemeinschaft St. Martin Pfaffen- hofen a. d. Roth) und Pfarrer Andreas Erstling (Evangelisch-Lutherische Kir- chengemeinde Weißenhorn) auch der Pfaffenhofener Bürgermeister Dr. Se- bastian Sparwasser. In ihren Begleitwor- ten betonten die Geistlichen, dass Flucht und Vertreibung die Geschichte des Or- tes geprägt haben und gleichsam bis heu- te ein globales Problem darstellen. Der- zeit seien fast 80 Millionen Menschen weltweit vor Gewaltherrschaft und Ty- rannei auf der Flucht, was man sich ge- rade auch in Zeiten wie diesen bewusst machen müsse. Musikalisch begleitet wurde die Lesung durch die Musiker Johannes Riggenmann Foto: W. G. und Theresia Schwann. Die Kirche St. Martin war unter Berück- Mit einer Lesung zu Otfried Preußlers Ägypten flieht. In der märchenhaft-weih- sichtigung der coronabedingten Ein- „Die Flucht nach Ägypten – Königlich nachtlichen Erzählung schildert Preußler schränkungen gut besucht. Die Kollekte Böhmischer Teil“ wurde am 10. Januar das Zusammentreffen der heiligen Flücht- kam der Organisation REFUGIO in Augs- im bayerisch-schwäbischen Pfaffenhofen linge mit den dortigen Menschen und de- burg für das Projekt „HiFF“ zur Unter- an der Roth an Flucht und Vertreibung ren Lebensumständen und schafft so eine stützung besonders schutzbedürftiger und gedacht. Im Rahmen einer ökumenischen bemerkenswerte Tiefgründigkeit zur traumatisierter junger Flüchtlinge zugu- Andacht in der Pfarrkirche St. Martin Schicksalserfahrung der Vertreibung. te. Das Projekt wird unter anderem von wurde aus dem 1978 erschienenen Werk Die Andacht kam auf Initiative des Pfaf- der Caritas und der Diakonie unterstützt. des aus Reichenberg stammenden Schrift- fenhofener kulturschaffenden Klaus Mau- Die Andacht wurde durch Walter Gold stellers vorgetragen. Preußler erinnert in cher zustande, der in enger Abstimmung filmisch dokumentiert. Sobald die Um- „Flucht aus Ägypten“ an seine böhmi- mit der Tochter des Schriftstellers, Su- stände es wieder zulassen, soll die Le- sche Heimat, indem die Heilige Familie sanne Preußler-Bitsch, die Texte für die sung noch einmal an anderer Stelle auf- vor Herodes durch Nordböhmen nach Lesung zusammenstellte. Zu den insges- geführt werden. B. D./N. M. Ostergruß des Präses der Sudetendeutschen Liebe Landsleute, auf ein Leben bei Gott ist nicht Flucht Christ ist erstanden viele können es nicht mehr hören, man- vor der Gegenwart – im Gegenteil. Wir von der Marter alle. che wollen das Wort nicht mehr hören: brauchen diesen Glauben an Gott und Des soll'n wir alle froh sein; Corona – gehen wir einem zweiten an die Begegnung mit ihm, um das Christ will unser Trost sein. Osterfest im Lockdown entgegen? Ja, „Jetzt“ zu meistern! Das unbeirrbare Kyrieleis. dieser Virus hat uns verändert – mir Zugehen auf den Auferstandenen gibt Wär er nicht erstanden, persönlich war vorher nicht so bewusst uns jene Geborgenheit im Letzten, die so wär die Welt vergangen. geworden, wie gefährdet unser Zu- wir brauchen, um im Vorletzten gelas- Seit dass er erstanden ist, sammensein, unsere Zukunft ist. Und sen zu sein, das heißt im Umgang mit so freut sich alles, was da ist. dann denke ich mir: Wie gut, dass es uns selbst, mit unseren Mitmenschen, Kyrieleis. Ostern gibt – mit dem Glauben an mit Corona. Halleluja, halleluja, halleluja. Christi Auferstehung! Gelassenheit ist nicht gerade die Stär- Des soll'n wir alle froh sein; Auferstehung heißt für uns Christen: ke unserer Zeit – der Glaube an die Christ will unser Trost sein. Mut zum Leben, Mut auch zu neuen Osterbotschaft bringt Geborgenheit im Kyrieleis. Formen von Gemeinschaft, von Bei- Letzten und Gelassenheit im Vorletz- In diesem Sinne frohe Ostern! sammensein und Gottesdiensten. Die ten. Ich grüße Sie alle sehr herzlich mit Ihr Ausrichtung auf die Auferstehung und meinem österlichen Lieblingshymnus: Msgr. Dieter Olbrich BdV-Blickpunkt April 2021 BdV 10
Aus den Verbänden Banater Schwaben: Stilles Gedenken an die Deportationsopfer Kranzniederlegungen in Landshut und München Am 16. Januar legten der Vorsitzende des Banater Gemeinschaft. Antworten dar- Landesverbandes Bayern, Harald Schla- auf versuchten die im vergangenen Jahr pansky, und der Vorsitzende des Kreis- aus Anlass der 75-jährigen Wiederkehr verbandes Landshut, Hans Szeghedi, am der Deportation im Donauschwäbischen Mahnmal „Wider das Vergessen“ in Zentralmuseum in Ulm veranstaltete Ge- Landshut einen Kranz nieder und ge- denkfeier, bei der Kinder von Russland- dachten in aller Stille der Deportations- deportierten zu Wort kamen, wie auch opfer. Das Mahnmal an der Podewils- das von unserer Landsmannschaft initi- straße, ein Werk des Banater Bildhauers ierte Dokumentations- und Publikations- Walter Andreas Kirchner, wurde vor projekt „Die Verschleppung der Deut- zwanzig Jahren zur Erinnerung an den schen aus dem Banat in die Sowjetunion von Russland- und Bărăgan-Deportation aus der Sicht ihrer Kinder“, dessen Er- geprägten Schicksalsweg der Banater gebnisse in Kürze in Buchform vorge- Schwaben im 20. Jahrhundert, als auch legt werden, zu geben. an ihre Aufnahme und Heimatfindung in Die tragischen Geschehnisse und die Landshut und in Bayern am Ende dieses Schrecken jener Jahre seien bis heute nicht Peter-Dietmar Leber und Bernhard Fa- steinigen Weges errichtet. ckelmann. Text/Foto: B. F. vergessen. Es bleibe die Aufgabe der heu- Am Tag davor hatten der Bundesvorsit- tigen Generation, als Gemeinschaft an zende der Landsmannschaft der Banater der Bergbauindustrie im Donezbecken die Deportation und das damit verbun- Schwaben Peter-Dietmar Leber und der und der Schwarzmetallurgie des Südens“ dene Unrecht immer wieder mahnend zu Vorsitzende des Kreisverbandes Mün- eingesetzt. Aus allen Teilen Rumäniens erinnern und der Opfer ehrend zu ge- chen Bernhard Fackelmann an der Ge- wurden rund 70.000 Deutsche deportiert, denken. Dieser Verpflichtung kommt die denkstätte der Banater Schwaben auf dem darunter etwa 35.000 Banater Schwaben Landsmannschaft nach, indem Landes- Friedhof in München-Untermenzing ei- und Berglanddeutsche. und Kreisverbände alljährlich Gedenk- nen Kranz für die Opfer der Deportation Sie, die 35.000 Opfer der Deportation, feiern mit Kranzniederlegungen veran- aus der Gemeinschaft niedergelegt und hätte es am härtesten getroffen, davon stalten. zwei Grablichter entzündet. In stillem Ge- zeugten die erschütternden Erlebnisbe- So ist es seit langem Tradition, dass der bet verweilten sie vor der im Januar 2015 richte von Betroffenen. Der Opferbegriff Landesverband Bayern jedes Jahr an ei- enthüllten Gedenktafel für die Opfer der müsse jedoch viel weiter gefasst werden, nem anderen Ort in Zusammenarbeit mit beiden Weltkriege, der Russland- und Bă- zumal die damaligen Ereignisse folgen- dem dortigen Kreisverband ein öffentli- răgan-Verschleppung und aller in der al- schwere Auswirkungen auf die daheim- ches Gedenken organisiert. Corona be- ten Heimat Verstorbenen. Die beiden gebliebenen Angehörigen hätten. Man dingt konnten in diesem Jahr keine öf- Kranzniederlegungen waren kleine, aber denke nur an das Schicksal der zurück- fentlichen Gedenkveranstaltungen statt- nicht minder wichtige Zeichen gegen das gelassenen Kinder, derer sich die Groß- finden. Dennoch blieb der 76. Jahrestag Vergessen und der Solidarität mit den eltern annahmen, an deren eigenes Leid, der Russlanddeportation nicht unbeach- wenigen noch lebenden ehemaligen De- an die materielle Not, die damals herrsch- tet, ihre Opfer nicht vergessen. Es war portierten und ihren Nachkommen. te, an die Jahre der Ungewissheit und der diesmal ein stilles Gedenken, das in Mit der Verschleppung der arbeitsfähi- Hoffnung auf die Heimkehr ihrer Söhne Landshut und in München stattfand. gen Männer und Frauen zur Zwangsar- und Töchter, an die Trauer und den beit in die Sowjetunion im Januar 1945 Schmerz in den Familien, die Todesop- begann, so Bernhard Fackelmann, das fer zu beklagen hatten. Denn viele hät- Vertriebenenbeirat dunkelste Kapitel in der Geschichte der ten es nicht geschafft, ihre Lieben und berufen Deutschen aus Südosteuropa. Dieser Un- ihre Heimat wiederzusehen. Für die Heim- Sozialministerin Carolina Trautner, rechts- und Willkürmaßnahme gegen Zi- kehrer sei die Deportation zeitlebens eine MdL, hat die Mitglieder des Beirats vilpersonen, die sich nichts zu Schulden traumatische Erfahrung geblieben, ein tie- für Vertriebenen- und Aussiedlerfra- hätten kommen lassen, lagen allein eth- fer Einschnitt in ihrer Biografie. Darüber nische Kriterien zugrunde. Laut Beschluss hinaus war die Russlanddeportation auch gen für die vierte Amtsperiode beru- des sowjetischen Verteidigungskomitees für die Gemeinschaft der Banater Schwa- fen. Ihm gehören künftig an: Christi- vom 16. Dezember 1944, unterzeichnet ben ein in vielerlei Hinsicht einschnei- an Knauer (Vorsitzender), RDin Su- von Josef Stalin, wurden alle „arbeitsfä- dendes Ereignis, das sich tief in das kol- sanne Moras, MR Dr. Wolfgang Frey- higen Deutschen – Männer im Alter von lektive Gedächtnis der Gruppe ein ge- tag, MR Marlon Klein, Prof. Dr. An- 17 bis 45 Jahren und Frauen von 18 bis brannt habe. dreas Otto Weber, Bürgermeister Ro- 30 Jahren – die sich auf den von der Ro- Für die Generation der Kinder und En- bert Pötzsch, Christoph Stabe, Dr. ten Armee befreiten Territorien Rumä- kel jener Gezeichneten stelle sich heute Alfred Lange, Valentina Wudtke, Jo- niens, Jugoslawiens, Ungarns, Bulgariens die Frage des Umgangs mit diesen Er- sef Zellmeier, MdL, Werner Kloos und der Tschechoslowakei“ befanden, eignissen, der Einordnung in ihre Bio- und Steffen Hörtler. „mobilisiert“ und „zum Wiederaufbau grafien, aber auch in die Geschichte der BdV BdV-Blickpunkt April 2021 11
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