BDV-BLICKPUNKT MIT AKTUELLEN VERBANDSMELDUNGEN

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BDV-BLICKPUNKT MIT AKTUELLEN VERBANDSMELDUNGEN
BdV-Blickpunkt                                      andsmeldunge
                                                                n
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                                  mit aktu
Ausgabe Aprli 2021

    Bund der Vertriebenen · Vereinigte Landsmannschaften
   Landesverband Bayern · Am Lilienberg 5 · 81669 München

Spitzentreffen bei CSU-Parteivorsitzenden Dr. Markus Söder
 Zwischenerfolg bei Rentenberechnung für Spätaussiedler
   Ehemaliger Vorsitzender kehrt nach Schlesien zurück
BDV-BLICKPUNKT MIT AKTUELLEN VERBANDSMELDUNGEN
Grußwort

                                                                bahnhof Furth im Wald oder an das Hir-                  schofskonferenz, die nahezu vollständige
                                                                tenwort der nord- und westdeutschen ka-                 Einstellung der Vertriebenenseelsorge in
                                                                tholischen Bischöfe vom 30. Januar 1946                 den Diözesen und eine vielfach anzutref-
                                                                zum furchtbaren Los der vertriebenen Deut-              fende mangelnde Empathie ihrer Vertreter
                                                                schen aus ihren Heimatgebieten.                         in Stiftungsräten und Gremien, machen dies
                                                                Die nun einsetzenden Schutzimpfungen las-               überdeutlich. Gott sei Dank gibt es noch
                                                                sen hoffen. Wenn es uns gelingt, in Deutsch-            Bischöfe und Priester, die aus eigener Ver-
                                                                land die „Herdenimmunität“ gegen Coro-                  bundenheit oder aus richtig verstandener
                                                                na zu erreichen, wird sich auch die Arbeit              Seelsorgetätigkeit Vertriebenenwallfahrten
                                                                beim Bund der Vertriebenen und in den                   unterstützen, diese dadurch am Leben er-
                                                                Landsmannschaften wieder normalisieren.                 halten und von uns erbetene Gottesdienste
                                                                Bis dahin heißt es aber: „Durchhalten und               abhalten. Wäre es nicht überfällig, dass un-
                                                                unseren Vereinigungen die Treue halten!“                sere Bischöfe von sich aus den Kontakt zum
                                                                Die Treue halten, daran appellieren der-                BdV oder zu den landsmannschaftlichen
                                                                zeit auch die Kirchen an ihre Mitglieder.               Gruppierungen suchen?
                                                                Dies scheint mehr als notwendig, hat doch               Erfreulich ist für uns, dass unser schwäbi-
                                                                eine beachtliche Zahl ihrer Würdenträger,               sches BdV-Vorstandsmitglied Klaus Hole-
                                                                durch ihre „unantastbare Stellung“, lange               tschek zum neuen Gesundheitsminister be-
                                                                Zeit diese kaltblütig und gewissenlos miss-
                                                                braucht. Statt die Seelsorge in ihren Mittel-           rufen wurde. Schon in seiner Zeit als Bür-
                                                                punkt zu stellen, haben sich die Kirchen zu-            gerbeauftragter und Staatssekretär hatte er
                                                                dem zu milliardenschweren Unternehmen                   überzeugende Arbeit geleistet.
                                                                entwickelt. Macht und Einfluss galt und gilt            Sehen wir also hoffnungsvoll nach vorn.
                                                                es zu sichern. Dies scheint sich jetzt zu rä-           Schon heute freuen sich die Kolleginnen
    Liebe Landsleute,                                           chen. Nicht nur die zurückgehende Zahl ih-              und Kollegen des BdV-Landesvorstandes
    liebe Leserinnen und Leser!                                 rer Mitglieder, sondern auch die nur noch               und die Landesvorsitzenden der Lands-
    Wohl alle Bürgerinnen und Bürger, insbe-                    marginal anzutreffenden Berufungen in den               mannschaften auf die vereinbarten, aber
    sondere aber die Wirtschaft, der Sport, die                 Priester- und Ordensstand sowie die zu-                 zwangsläufig verschobenen Gespräche mit
    Menschen in den Seniorenheimen und un-                      nehmende Glaubenskrise in unserer Ge-                   den Landtagsfraktionen von SPD und Bünd-
    sere politisch Verantwortlichen sehnen ein                  sellschaft legen davon ein trauriges, aber              nis 90/Die Grünen, der Beauftragten für
    Ende der „Corona-Pandemie“ herbei. Sie                      beredtes Zeichen ab.                                    das Ehrenamt, Eva Gottstein, MdL, sowie
    hat uns seit über einem Jahr in den Wür-                    Die Mehrzahl der Angehörigen jener Fa-                  ihrer Kollegin für Aussiedler- und Vertrie-
    gegriff genommen. Dies trifft natürlich auch                milien, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus              benenfragen, Sylvia Stierstorfer, MdL, und
    für die Mitglieder in unseren Orts- und                     ihren Heimatgebieten vertrieben wurden,                 dem Münchener Oberbürgermeister Die-
    Kreisgruppen, den Heimatortsgemein-                         gehören bis heute als „treue Töchter und                ter Reiter.
    schaften, den Chören und Tanzgruppen zu.                    Söhne“ ihrer Kirche an. Sie haben selbst                Ostern ist das Fest der Auferstehung Jesu
    Viel Geplantes musste ausfallen und konn-                   erfahren, welche Stütze ein fester Glauben              Christi. Es verheißt uns neues Leben. In
    te nicht in Angriff genommen werden. Zur                    und eine Pfarrgemeinde sein können. Ihre
    Erinnerung an wichtige historische Ereig-                   Heimattreffen werden stets mit Gottes-                  diesem Sinne sollten wir auch an ein neu-
    nisse fand man kaum Zeit. Die landeswei-                    diensten eröffnet, Wallfahrten stehen auf               es Leben nach der Pandemie glauben und
    ten Veranstaltungen zur 70-jährigen Wieder-                 den Programmen vieler Landsmannschaf-                   fest zusammenhalten. Bleiben Sie gesund.
    kehr der Verabschiedung der Charta der                      ten und die Verehrung der Landesheiligen,               Frohe Ostern wünscht Ihnen
    deutschen Heimatvertriebenen blieben nicht                  z. B. der heiligen Barbara, der heiligen
    umsetzbare Programmpunkte. Gleiches galt                    Hedwig oder der Mutter Gottes ist bis heu-              Ihr
    für die traditionellen Zusammenkünfte an-                   te ungebrochen. Seit Jahren beobachten
    lässlich des Tages der Heimat. Kaum je-                     diese Landsleute schmerzlich, dass viele ih-
    mand erinnerte an die Ankunft des ersten                    rer Bischöfe ihrer „treuen Herde“ immer
    Zuges mit über 1200 vertriebenen Sude-                      weniger Beachtung schenken.
    tendeutschen vor 75 Jahren im Grenz-                        Der Rauswurf der Visitatoren aus der Bi-                Christian Knauer, BdV-Landesvorsitzender

           Allen unseren Leserinnen und Lesern wünschen
                    wir ein gesegnetes Osterfest.
       Impressum
       Herausgeber: Bund der Vertriebenen, Vereinigte Landsmannschaften Landesverband Bayern e. V.
                    Am Lilienberg 5, 81669 München, Telefon (0 89) 48 14 47, Fax (0 89) 48 26 21
       Redaktion:   Christian Knauer (verantwortlich), Susanne Sorgenfrei, Susanne Marb
       Layout:      Christian Knauer
       Texte:       Bayerisches Kulturzentrum der Deutschen aus Russland, Artur Böpple, Bernhard Dirr, Prof. Dr. Bernd Fabritius,
                    Bernhard Fackelmann, Generalkonsulat der Republik Ungarn, Marc-Pawel Halatsch, Christian Knauer, Nikolaus Maucher,
                    Msgr. Dieter Olbrich, Pressestelle der Aussiedler- und Vertriebenenbeauftragten (StMAS), Pressestelle Europäisches Parlament
                    und Kommission der EU, Dr. h.c. Bernd Posselt, Verband der Siebenbürger Sachsen, Joachim Straube, Stephan P. Teppert.
       Bilder:      Bernhard Fackelmann, Walter Gold, Susanne Marb, Joachim Straube.
       Hinweis:     Sie erhalten regelmäßig den BdV-Blickpunkt mit aktuellen Informationen zu den Themen der deutschen Heimatvertriebenen, Aussiedler und
                            Spätaussiedler. Um Ihnen den Blickpunkt zukommen zulassen, haben wir Ihre Kontaktdaten gespeichert. Diese Daten werden ausschließlich für den
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                            genannten Herausgeber.
                    Die einzelnen Berichte geben die Meinung der Verfasser und nicht unbedingt die des BdV Bayern wider.
        Gesamtherstellung: fm Dienstleistung, Schrobenhausener Straße 29, 86551 Aichach, Telefon (0 82 51) 5 1100

    BdV-Blickpunkt April 2021
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                                                                                          2
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Aktuelles

Konstruktiver Meinungsaustausch:
       CSU-Vorsitzender Dr. Markus Söder unterstützt
         BdV bei Rentengerechtigkeit für Aussiedler

Meinungsaustausch im Franz Josef Strauß-Haus: Von links Johann Thießen, Prof. Dr. Bernd Fabritius, Dr. Markus Söder und
Christian Knauer.                                                                                            Foto: S. M.
Zu einem ausgesprochen konstruktiven         Als „deutliches Zeichen der Verbunden-        Ministerpräsident und seine Sozialmi-
Meinungsaustausch mit dem Vorsitzen-         heit“ wertete der BdV-Präsident die gut       nisterin Carolina Trautner, MdL, die Ko-
den der Christlich-Sozialen Union (CSU),     funktionierende Kulturförderung des Frei-     alitionsvereinbarungen mit den Freien
Ministerpräsident Dr. Markus Söder,          staates. Diese erleichtere die fortwährend    Wählern engagiert vorantrieben. Das Zen-
MdL, trafen sich BdV-Präsident Dr. Bernd     aktuelle Aufgabe, die Kulturleistungen        trum für die Deutschen aus Russland sei
Fabritius, BdV-Landesvorsitzender Chris-     der Vertriebenen und Flüchtlinge ent-         schon weit gediehen, für die weiteren drei
tian Knauer sowie der Bundesvorsitzen-       sprechend des gesetzlichen Auftrages zu       Einrichtungen bereits wichtige Wei-
de der Landsmannschaft der Deutschen         erforschen, im gesamtgesellschaftlichen       chenstellungen getroffen worden.
aus Russland, Johann Thießen, am 11.         Bewusstsein zu verankern und ihre             Auch Johann Thießen zollte als Bundes-
Januar in der CSU-Landesleitung in Mün-      Weiterentwicklung zu fördern. Als jüng-       vorsitzender der Landsmannschaft der
chen. In vertrauensvoller Atmosphäre         stes Beispiel nannte er die Eröffnung des     Deutschen aus Russland dem Minister-
wurden dabei wichtige Themen der deut-       Sudetendeutschen Museums in München,          präsidenten Anerkennung für den kon-
schen Heimatvertriebenen, Aussiedler         das einen weiteren „Leuchtturm der Kul-       sequenten Aufbau des russlanddeutschen
und Spätaussiedler angesprochen.             tur- und Erinnerungspolitik“ darstelle.       Kulturzentrums in Nürnberg. Zugleich
Zur Rentensituation der Aussiedler und       „Andere Bundesländer können sich hier-        betonte er die Bedeutung von wirkungs-
Spätaussiedler dankte Dr. Bernd Fabri-       an ein Beispiel nehmen“, so Fabritius         starken Beauftragten für Vertriebenen-
tius für die wertvollen Impulse, die der     wörtlich.                                     bzw. Aussiedlerfragen in Bund und Län-
Freistaat, etwa mit Anträgen im Bundes-      Mit Blick auf die Corona-Pandemie be-         dern. Dem Bundesbeauftragten Dr. Bernd
rat, zu einer Verbesserung der gesetz-       tonte er, dass auch die Situation der deut-   Fabritius, und seiner bayerischen Kolle-
lichen Situation gesetzt hat. Leider seien   schen Minderheiten in den Nachbarlän-         gin Sylvia Stierstorfer, MdL, dankte er
diese vom Bundessozialministerium bis-       dern sowie von dort nach Deutschland          für deren Einsatz für die Belange der Aus-
lang nicht aufgegriffen worden. Zwar sei     kommender Spätaussiedler im Auge be-          siedler und Spätaussiedler. Dieser werde
durch die Aufwertung der Lebensleistung      halten und die junge Generation bei Nut-      im betroffenen Personenkreis mit viel Zu-
der Aussiedler und Spätaussiedler in den     zung neuer Kommunikationswege geför-          stimmung wahrgenommen.
Herkunftsgebieten bei ihrer Einbeziehung     dert werden müsste.                           Ministerpräsident Söder griff Lob und
in die seit Jahresbeginn geltenden Regeln    BdV-Landesvorsitzender Christian Knau-        Dank gleichermaßen wie die in den Raum
der Grundrente ein wichtiger Teilerfolg      er dankte der Bayerischen Staatsregie-        gestellten konstruktiven Vorschläge auf.
erzielt worden, bei der noch zu finden-      rung für die guten Rahmenbedingungen          Er zeigte sich den Anliegen des BdV so-
den Härtefalllösung müsse jedoch noch        in Bezug auf die Arbeit der Vertriebenen      wohl in seinen Ämtern als auch persön-
eine gerechte Lösung für diese Perso-        und ihrer Verbände in Bayern. Die Fest-       lich sehr zugewandt. Freudig nahm er
nengruppe einschließlich deren Ehegat-       legungen der Regierungskoalition zur          eine Einladung, als Festredner bei der
ten gefunden werden. Der BdV verfolge        Schaffung von Kulturzentren für die Deut-     diesjährigen Zentralveranstaltung zum
im Sinne des Kriegsfolgenschicksals nach     schen aus Russland, die Banater- und die      Tag der Heimat am 28. August 2021 in
wie vor das Ziel, rentenrechtliche Be-       Donauschwaben sowie für die Sieben-           Berlin teilzunehmen, an. Sie steht unter
nachteiligungen weitgehend zu beseiti-       bürger Sachsen hätten selbst Optimisten       dem Leitwort „Vertreibungen und De-
gen, damit die Lebensleistung der Be-        in den Vertriebenenorganisationen über-       portation ächten – Völkerverständigung
troffenen umfassend anerkannt werden.        rascht. Besonders erfreulich sei, dass der    fördern“.                        M.-P. H.

                                                                 BdV                                                BdV-Blickpunkt April 2021

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Aktuelles

    Gedenktag:
            Ungarisches Generalkonsulat gedachte seiner
          vertriebenen Deutschen mit Film „Ewiger Winter“
    Am 19. Januar gedachte das ungarische        letzenden und unrechtmäßigen Ver-            wie man die Hölle überleben kann. Zwi-
    Generalkonsulat in München zusammen          schleppung der Gemeinschaft der Deut-        schen den beiden bildet sich ein beson-
    mit dem Haus des Deutschen Ostens in         schen in Ungarn, die – durch die Um-         deres Verhältnis. Kann aber eine in ei-
    einer Online-Präsentation des Films „Ewi-    setzung des Beschlusses des Alliierten       nem Lager entstandene Liebe zur Voll
    ger Winter” auch heuer der Vertreibung       Kontrollrates vom 20. November 1945 –        -endung kommen, wenn beide von ihren
    der Deutschen aus Ungarn. Wegen der          aufgrund des falschen Vorwurfs und des       Familien zu Hause erwartet werden? Kön-
    Corona-Pandemie musste die schon zur         Grundsatzes der Kollektivschuld am Ende      nen sie überhaupt einmal nach Hause
    Tradition gewordene Gedenkfeier ent-         des 2. Weltkrieges und in der Zeit danach    kommen?
    fallen. Umrahmt wurde die Vorführung         Verfolgung und Beraubung ihrer Güter         Ist es möglich Mensch in einer un-
    durch Videobotschaften des General-          erleiden musste, würdig gedacht wird,        menschlichen Welt zu bleiben? Kann man
    konsuls in Bayern, Gábor Tordai-Lejkó,       zollt allen Respekt, die Opfer der De-       die Hölle überleben und wenn ja, um wel-
    dem Direktor des Hauses des Deutschen        mütigungen, Verschleppungen waren,           chen Preis? Diese Fragen werden vom
    Ostens, Prof. Dr. Andreas Otto Weber,        insbesondere den kirchlichen bzw. welt-      Regisseur Attila Szász und Drehbuchau-
    dem Beauftragten der Bundesregierung         lichen Personen, die die Verfolgung und      tor Norbert Köbli in ihrem historischen
    für Aussiedlerfragen und nationale Min-      sogar den Tod wegen ihres Verantwor-         Drama zur Sprache gebracht. Das Auto-
    derheiten, Prof. Dr. Bernd Fabritius, und    tungsbewusstseins und ihrer Solidarität      renduo wollte mit ihrem Film der zum
    der Beauftragten der Bayerischen Staats-     für die ihnen anvertrauten Gemeinschaf-      Schweigen verurteilten Opfer der Ma-
    regierung für Aussiedler und Vertriebe-      ten häufig freiwillig akzeptiert haben,      lenkij Robot würdig gedenken. Die Haupt-
    ne, Sylvia Stierstorfer, MdL.                unterstützt und betreibt die Organisation    darstellerin Marina Gera wurde für ihre
    Ungarn ist das bisher einzige Land, das      von Gedenkveranstaltungen, die von           darstellerische Leistung in diesem Film
    mit einem eigenen Gedenktag an seine         Unterrichtsmaterialien bezüglich der Ver-    2019 mit dem „International Emmy
    vertriebenen ehemaligen deutschen Staats-    folgung, Verschleppung und Vertreibung       Award“ ausgezeichnet. Der Film wurde
    bürger erinnert, diese in die Restitution    der Ungarndeutschen.“                        mit der Unterstützung des Gulag Ge-
    einbezogen hat und die verbliebene deut-     Derzeit leben 185.000 Personen in Un-        denkkomitees hergestellt.
    sche Minderheit in vorbildlicher Weise       garn, die sich bei der letzten Volkszäh-
    fördert und unterstützt. Über die Einfüh-    lung 2011 als Zugehörige zur deutschen              Vereinsregister
    rung eines offiziellen Gedenktages für       Nationalität bekannt haben. Die Ungarn-
    die vertriebenen und verschleppten Un-       deutschen bilden damit die zweitgrößte               aktualisiert
    garndeutschen entschied das Ungarische       Nationalitätengemeinschaft unter den 13       Die Änderungen der Vertretungsbe-
    Parlament am 10. Dezember 2012. Der          autochtonen Minderheiten. In der Person       rechtigten aufgrund der stattgefunde-
    Beschluss erfolgte über alle Parteigren-     von Emmerich Ritter stellen die Deut-         nen Wahlen der neuen BdV-Landes-
    zen hinweg einstimmig. Als Datum wur-        schen jedoch als einzige Volksgruppe ei-      vorstandschaft sind am 30. Dezember
    de der 19. Januar gewählt, der Jahrestag     nen eigenen Abgeordneten im Parlament         2020 im Vereinsregister des Amtsge-
                                                                                               richts München eingetragen worden.
    des Beginns der Vertreibung im Jahr 1946.    des Donaustaates.
                                                                                               Dies geht aus einer Mitteilung des Ge-
    An diesem Tag mussten in Wundersch           Der Film „Ewiger Winter“ wurde in der         richts an das Notariat Dr. Kilian in
    (Budaörs), in der Nähe von Budapest, die     Zeit vom 19. bis 24. Januar in ungari-        Aichach hervor.
    ersten Ungarndeutschen in Viehwaggons        scher Originalspache mit deutschem            Als Mandatsträger mit besonderen
    ihre ungarische Heimat Richtung Deutsch-     Untertitel bereitgestellt. Die Geschichte     Vertretungsbefugnissen ausgeschie-
    land verlassen. Damit begann die Ver-        des 2018 erschienenen ungarischen Fil-        den sind die ehemaligen stellvertre-
    treibung von mindestens 180.000 Un-          mes beginnt im Dezember 1944. Sowje-          tenden Landesvorsitzenden Friedrich
    garndeutschen. Bereits ab Dezember 1944      tische Soldaten verschleppen die arbeits-     Wilhelm Böld, Alfred Kipplinger und
    wurden Ungarndeutsche in die Sowjet-         fähigen Frauen für „eine kleine Arbeit”       Dr. Johannes Hörner. Neu eingetra-
    union zur Zwangsarbeit verschleppt. In       (Malenkij Robot) für drei Wochen zum          gen wurden die amtierenden Stellver-
    Ungarn wird jedes Jahr in offiziellen Ver-   Maisbrechen von einem Dorf in Südun-          treter Herta Daniel, Bernhard Fackel-
    anstaltungen der tragischen Ereignisse       garn, das von der deutschen Minderheit        mann und Dr. Dorith Müller.
    nach dem Zweiten Weltkrieg gedacht,          bewohnt ist. Irén, die auf ihren Mann, der
    was eine einzigartige Geste der Versöh-      an der Front kämpft wartet, trennt sich
    nung in Europa darstellt. Auch heuer hat
    Ministerpräsident Viktor Orban mit dem
                                                 von ihrer Tochter und ihren Eltern in der
                                                 Hoffnung, bald wieder mit ihnen vereint
                                                                                                Stiftung „Zentrum
    Abgeordneten der Minderheit, Emmerich        zu sein. Doch die Besetzer haben einen        gegen Vertreibungen“
    Ritter, am Gedenktag einen Kranz an der      erbarmungslosen Plan mit den Frauen:
    Gedenktafel der Vertriebenen am Bahn-        sie werden in Viehwaggons in ein so-               Spendenkonto:
    hof von Wundersch niedergelegt. In dem       wjetisches Arbeitslager transportiert, wo         Deutsche Bank AG
    einschlägigen Parlamentsbeschluss heißt      sie unter unmenschlichen Bedingungen         DE76 3807 0024 0317 1717 00
    es unter anderem wörtlich: „Das Unga-        in einem Kohlenbergbau vor Ort Zwangs-
    rische Parlament hält es für erforderlich,   arbeit leisten sollen. Irén begegnet einem       BIC: DEUTDEDB380
    dass der die Menschenrechte schwer ver-      Mann namens Rajmund, der ihr beibringt,

    BdV-Blickpunkt April 2021
                                                                  BdV
                                                                     4
BDV-BLICKPUNKT MIT AKTUELLEN VERBANDSMELDUNGEN
Aktuelles

Themenkomplex Flucht und Vertreibung:
    Neues Themenforum der Landeszentrale und der
      Beauftragten für Aussiedler und Vertriebene
Jede vierte Bundesbürgerin und jeder vier-   haltet und zur Diskussion anregen soll.      und den damit zusammenhängenden po-
te Bundesbürger stammen aus Familien,        Es bietet fachliche Grundlageninforma-       litischen und gesellschaftlichen Ent-
die von Flucht und Vertreibung nach dem      tionen, aber auch nachdenklich stimmende     wicklungen geweckt werden, das bis in
Zweiten Weltkrieg betroffen waren. Für       Denkanstöße zu diesem wichtigen Teil         die siebziger und achtziger Jahre tief im
viele, vor allem jüngere Menschen spielt     der deutschen Geschichte.                    Bewusstsein der bayerischen und west-
dieser Teil der Familiengeschichte heu-      Der Direktor der Landeszentrale, Rupert      deutschen Bevölkerung verankert war,
te keine Rolle mehr, zumindest solange,      Grübl, bescheinigt dem Projekt eine gro-     seitdem aber immer stärker in den Hinter-
bis sie damit persönlich in Berührung        ße Bedeutung: „Das Themenforum macht         grund getreten ist.“
kommen. Ein solcher Anstoß zur Erin-         der Öffentlichkeit neuere Ergebnisse der     Die ersten Artikel sind bereits online auf
nerung war für viele das Jahr 2015, als                                                   der Webseite der Bayerischen Landes-
in Europa mehr als eine Million Flücht-                                                   zentrale für politische Bildungsarbeit un-
linge aus Bürgerkriegsländern ankamen.                                                    ter www.blz.bayern.de abrufbar: Die Pu-
Die ikonischen Bilder der Flucht – Boo-                                                   blizistin Dr. Helga Hirsch untersucht
te, Karren, Menschentrecks – ähneln sich,                                                 Traumata, Verhaltensmuster und Menta-
auch wenn die politischen Gründe und                                                      litäten, die teils über mehrere Generatio-
gesellschaftlichen Umstände nur schwer                                                    nen zu beobachten sind, und Prof. Mi-
miteinander vergleichbar sind.                                                            chael Schwartz vom Institut für Zeit-
75 Jahre nach dem Ende des Zweiten                                                        geschichte München-Berlin analysiert die
Weltkriegs setzt die Bayerische Landes-      Forschung zugänglich, mit dem Ziel die       Dimensionen der Erinnerung, die mit die-
zentrale für politische Bildungsarbeit ei-   gesellschaftliche Debatte in Bayern an-      sen Themen verbunden sind. Ansprech-
nen Schwerpunkt auf das Thema „Flucht        zuregen. Es leistet damit einen Beitrag      partner sind bei der Bayerischen Lan-
und Vertreibung“. Gemeinsam mit der          zu einer generationenübergreifenden Aus-     deszentrale für politische Bildungsarbeit,
Beauftragten der Bayerischen Staatsre-       einandersetzung mit diesem wichtigen         Dr. Maria Magdalena Fröhlich, 0 89-
gierung für Aussiedler und Vertriebene,      Thema.“ Die Aussiedler- und Vertriebe-       2186-29 84, in der Geschäftsstelle der
Sylvia Stierstorfer, MdL, wurde ein The-     nenbeauftragte Sylvia Stierstorfer betont:   Beauftragten der Bayerischen Staatsre-
menforum online gestellt, das Artikel        „Es soll das Interesse an einem ein-         gierung für Aussiedler und Vertriebene,
namhafter Autorinnen und Autoren bein-       schneidenden geschichtlichen Ereignis        Dr. Matthias Lill, 0 89-12 61-10 05.

            Kulturstiftung feiert zweijähriges Bestehen
                                             aus Russland (BKDR) zwei Jahre alt. Mit      ben und Museen, Heimatstuben, Kirchen
                                             Hilfe von Fachvorträgen, Kultursemina-       und andere Sehenswürdigkeiten mit russ-
                                             ren, Stadtführungen, Wanderausstellun-       landdeutschem Bezug interaktiv be-
                                             gen, internationalen wissenschaftlichen      trachten. Der dazugehörige Informa-
                                             Konferenzen, Bildungsreisen und dem          tionstext wird in deutscher, russischer und
                                             Aufbau eines Dokumentationsarchivs so-       englischer Fassung angeboten. Die vir-
                                             wie zahlreichen Publikationen wird seit-     tuellen Rundgänge können online unter
                                             her die Kultur und Geschichte der Deut-      www.bkdr.de/vrundgang/ aufgerufen wer-
                                             schen aus Russland gepflegt und ver-         den. Das Bayerische Kulturzentrum der
                                             mittelt.                                     Deutschen aus Russland wird aus Mit-
                                             Besonders stolz ist man auf die virtuel-     teln des Bayerischen Staatsministeriums
                                             len Rundgänge, die teilweise auf die be-     für Familie, Arbeit und Soziales geför-
                                             stehenden Kooperationen mit den regio-       dert.
                                             nalen Organisationen der deutschen
                                             Minderheit in Russland, Kasachstan, Us-
                                             bekistan und der Ukraine zurückzufüh-
Zentrumsleiter Waldemar Eisenbraun.          ren sind. Dieses innovative Angebot ist
Anfang des Jahres konnte die Lands-          in Anbetracht der aktuellen Ereignisse
mannschaft der Deutschen aus Russland        rund um das Coronavirus sehr nützlich
stolz auf ein Ereignis vor zwei Jahren zu-   und hilfreich, da es einen virtuellen Raum
rückblicken. Am 18. Januar 2019 hatte        für das Erleben und Begreifen von Kul-
Ministerpräsident Dr. Markus Söder im        tur und Geschichte bietet. Mit ein paar
Nürnberger City-Park-Center den Schlüs-      Mausklicks am Computer oder direkt über
sel für das neue Kulturzentrum an den        mobile Endgeräte kann man sich gemüt-
Trägerverein übergeben. Nun ist das          lich von Zuhause aus auf eindrucksvolle
Bayerische Kulturzentrum der Deutschen       Reisen an geschichtsträchtige Orte bege-

                                                             BdV                                                    BdV-Blickpunkt April 2021

                                                                 5
BDV-BLICKPUNKT MIT AKTUELLEN VERBANDSMELDUNGEN
Aktuelles

    Zeitgeschichte:
                       Landsmannschaft und Stiftung erinnern
                      an Volksabstimmung in Oberschlesien 1921
                                                 nen sprachen sich für den Verbleib bei        heit für einen Verbleib bei Deutschland.
                                                 Deutschland aus, 40,3 Prozent votierten       Interessanterweise votierten zwischen 25
                                                 für die Zugehörigkeit zum wiedererstan-       und 30 Prozent der polnisch sprachigen
                                                 denen polnischen Staat.                       Oberschlesier für Deutschland. Wie in ei-
                                                 Die deutsche Reichsregierung interpre-        nigen anderen Grenzländern wirkte sich
                                                 tierte das Ergebnis zunächst als „großen      auch in Oberschlesien die Muttersprache
                                                 Sieg“ und ging davon aus, dass ganz           nicht automatisch auf die nationale Iden-
                                                 Oberschlesien beim Reich verbleiben wür-      tität aus, zumal sich der in der Region ge-
                                                 de. Doch der Versailler Vertrag sah eine      sprochene Dialekt von der polnischen
                                                 Teilung der Region vor. Die neue deutsch-     Hochsprache damals noch stark unter-
                                                 polnische Grenze, die ein halbes Jahr spä-    schied und ein nicht geringer Teil der Be-
                                                 ter auf dem Papier festgelegt wurde und       völkerung sich weder als Deutsche noch
                                                 sich seit Sommer 1922 mit Schlagbäu-          als Polen, sondern einfach als Ober-
                                                 men und Grenzpfählen manifestierte, ent-      schlesier fühlte – ein Phänomen, das in
    Mit einem Button und einem Fahnenband        sprach in wesentlichen Teilen nicht den       der Region übrigens auch heute noch spür-
    erinnert die Landsmannschaft der Ober-       Abstimmungsergebnissen. Letztendlich          bar ist.
    schlesier in Bayern an die Volksabstim-      war sie ein Konsens zwischen den italie-      Die Volksabstimmung in Oberschlesien
    mung in ihrem Heimatgebiet vor genau         nischen, britischen und französischen Vor-    war eine von mehreren, die infolge des
    100 Jahren. Der Anstecker zeigt unter an-    schlägen.                                     Ersten Weltkriegs und der Verträge von
    derem eine Landkarte, in der in blau die     Die Siegermächte wiesen aber stets dar-       Versailles und Saint-Germain durchge-
    Verluste nach der Grenzziehung von 1922      auf hin, dass die aufgeteilten Gebiete das    führt wurden. In ähnlicher Form hatten
    markiert sind. Die „Stiftung Haus Ober-      „globale Abstimmungsergebnis“ be-             auch die Einwohner Schleswigs, Ost- und
    schlesien“ in Ratingen hat durch ihren       rücksichtigte, da in dem Polen zuge-          Westpreußens, Kärntens und des west-
    Mitarbeiter Leonhard Wons zur Erinne-        sprochenen Teil rund 40 Prozent und in        ungarischen Ödenburger Landes über die
    rung an diese Ereignisse eine Sonder-        dem beim Reich verbliebenen rund 60           Zukunft ihrer Heimatregionen zu ent-
    briefmarke entworfen, die als „Briefmarke    Prozent der Bevölkerung des Abstim-           scheiden. Nicht stattgefunden hat das ur-
    individuell“ der Deutschen Post AG, als      mungsgebietes lebten. Allerding wurde         sprünglich geplante Plebiszit im „Te-
    offizielles Postwertzeichen für die Fran-    der wirtschaftlich bedeutsamere und an        schener Schlesien“ und in Teilen der Zips
    kierung von Briefen genutzt werden kann.     Bodenschätzen reichere Teil des ober-         und der Arwa, auf die sowohl Polen als
    Die Volksabstimmung in Oberschlesien         schlesischen Industriegebiets aus politi-     auch die Tschechoslowakei Anspruch er-
    war eine von mehreren, die nach dem Er-      schen Gründen Polen zugeschlagen. Die         hoben.
    sten Weltkrieg infolge der Verträge von      stärksten Befürworter für einen Anschluss     Die Anstecknadeln und Fahnenbänder
    Versailles und Saint-Germain durchge-        an Polen zeigten sich in den Landkreisen      können bei Joachim Czernek, Hans-Fal-
    führt wurden. Die oberschlesische Volks-     Pless/Pszczyna (74,1 Prozent) und Rib-        lada-Straße 189, 90471 Nürnberg, E-Mail:
    abstimmung jährte sich am 20. März zum       nik/Rybnik (65,2 Prozent). Der höchste        czernek@nefkom.net – die Briefmarken
    hundertsten Mal. Von der Bedeutung des       Anteil für einen Verbleib beim Deutschen      bei der Stiftung Haus Oberschlesien,
    damals durchgeführten Plebiszits für die     Reich wurde in den Landkreisen Leob-          Bahnhofstraße 62, 40883 Ratingen (Hö-
    Einwohner der Region zeugt die hohe          schütz/Głubczyce (99,6 Prozent) und           sel), E-Mail: regent@oslm.de oder tele-
    Beteiligung. An der Volksabstimmung,         Kreuzburg/Kluczbork (96,0 Prozent) ver-       fonisch unter der Rufnummer 02102/96
    bei der die Oberschlesier gefragt wurden,    zeichnet. Bis auf zwei Ausnahmen – Alt        52 56 angefordert werden. Neben den
    in welchem Staat sie künftig leben möch-     Berun/Bieruń Stary und Woischnik/Woź-         klassischen 20er Bögen mit 80er Brief-
    ten, beteiligten sich knapp 98 Prozent der   niki – ergab das Plebiszit in allen Städ-     marken gibt es dort auch Geschenkkärt-
    Wahlberechtigten. 59,7 Prozent von ih-       ten des Abstimmungsgebiets eine Mehr-         chen mit Einzelmarken.

          Gemeinschaftsprojekt Sudetendeutsches Museum
    Das Sudetendeutsche Museum in Mün-           Sudetendeutsche Stiftung, sein Stiftungsrat   vernehmen mit der Sudetendeutschen
    chen, das im Oktober vergangenen Jah-        besteht aus dem Ministerpräsidenten, der      Landsmannschaft. Die restlichen fünf Mit-
    res eröffnet wurde (wir berichteten) ist     Bayerischen Sozialministerin, sowie fünf-     glieder setzen sich zusammen aus je ei-
    ein „großes Gemeinschaftsprojekt“, das       zehn weiteren Mitgliedern, die auf die        nem Vertreter der Staatskanzlei, des
    vom Freistaat Bayern und dem Bund ge-        Dauer von fünf Jahren bestellt werden.        Staatsministeriums für Unterricht und
    fördert und finanziert wurde. Insgesamt      Der Landtag bestimmt fünf Mitglieder,         Kultus, des Staatsministeriums der Fi-
    hat der Neubau an der Hochstraße knapp       die nicht dem Landtag angehören müs-          nanzen, des Staatsministeriums für Ar-
    30 Millionen Euro gekostet, zwei Drittel     sen. Fünf weitere Mitglieder bestellt der     beit und soziale Fürsorge und einem Ver-
    der Summe zahlte der Freistaat, ein Drit-    Ministerpräsident aus den Kreisen der         treter der Bundesregierung. Vorsitzender
    tel der Bund. Träger des Museums ist die     vertriebenen Sudetendeutschen im Ein-         des Stiftungsrats ist der Ministerpräsident.

    BdV-Blickpunkt April 2021                                     BdV
                                                                     6
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Aktuelles

Weiterer Rückschlag:
          Würzburger Bischof Dr. Franz Jung
entpflichtet Vertriebenenseelsorger Adam Possmayer
Was am 2. März 2013 mit der Berufung        katholischer Vertriebenenorganisationen       würden Räume geöffnet, um am ge-
durch Diözesanbischof Dr. Friedhelm         bei der Pflege des kulturellen Erbes wei-     meinsamen Leben teilhaben zu können.
Hofmann so feierlich begann, fand durch     ter fördern wolle. Bistümer und Gemein-       Begegnung und Offenheit seien Gele-
dessen Nachfolger, Bischof Dr. Franz        den sollten weiterhin Gottesdienste oder      genheit und Chance für alle, die eine neue
Jung, im Dezember 2020 ein jähes Ende.      Wallfahrten für Heimatvertriebene an-         Heimat suchten und in der Gemeinschaft
Mit Wirkung zum 1. Januar 2021 ent-         bieten.                                       der Landsmannschaft fänden.
pflichtete er Pfarrer Adam Possmayer,       Wenn nunmehr die Vertriebenenseelsor-         Auf Unverständnis bei den Landsmann-
Leiter der Einzelpfarrei Marktbreit, von    ge auf Diözesanebene ebenfalls schritt-       schaften und dem Bund der Vertriebenen
der Aufgabe als Vertriebenen- und Aus-      weise beendet werde, sei der Erfurter         stieß daher zum Jahreswechsel die lapi-
siedlerseelsorger in der Diözese Würz-      Weihbischof Reinhard Hauke als Beauf-         dare Mitteilung der Diözese, „Bischof Dr.
burg. Auch wenn der Geistliche weiter-      tragter für Vertriebenenseelsorge bald        Franz Jung hat Pfarrer Adam Possmay-
hin ehrenamtlich im Rahmen seiner           eine Institution ohne jeglichen Unterbau,     er (63), Leiter der Einzelpfarrei Markt-
diözesanen Tätigkeiten Termine im Be-       so Knauer. In der 2013 von Bischof Dr.        breit, mit Wirkung zum 1. Januar 2021
reich der Vertriebenenseelsorge wahrneh-    Friedhelm Hofmann erfolgten Übertra-          von der Aufgabe als Vertriebenen- und
men möchte, stellt die Abberufung einen     gung des neuen Amtes als Seelsorger für       Aussiedlerseelsorger in der Diözese Würz-
weiteren traurigen Schritt beim Rückzug     Aussiedler und Vertriebene im Bistum          burg entpflichtet. Possmayer wird weiter-
in der Seelsorge für die deutschen Hei-     Würzburg an Pfarrer Adam Possmayer,           hin ehrenamtlich im Rahmen seiner diö-
matvertriebenen, Aussiedler und deren       sahen viele Heimatvertriebene ein ermu-       zesanen Tätigkeiten Termine im Bereich
Familien dar.                               tigendes und solidarisches Zeichen. Ent-      der Vertriebenenseelsorge wahrnehmen.
BdV-Landesvorsitzender Christian Knau-      sprechend festlich wurde diese am 2. März     Für seine guten Dienste sprach der Bi-
er bedauerte die Entscheidung des Würz-     2013 mit einem Gottesdienst im Neu-           schof ihm den oberhirtlichen Dank aus.“
burger Bischofs. „Damit setzt die Ka-       münster zu Würzburg gefeiert. Fahnen-         Pfarrer Adam Possmayer wurde 1957 im
tholische Kirche ihren 2011 begonnenen      trägern folgten Frauen und Männer in          rumänischen Arad geboren und hat sei-
Weg in der Vertriebenenseelsorge fort.      Trachten beim Einzug in den Dom und           ne Kindheit in der Banater Gemeinde
Dies wird bei vielen treuen Katholiken      erwiesen dadurch dem gefeierten Pries-        Sanktmartin verbracht. Ab der fünften
weitere Enttäuschungen auslösen.“ Mit       ter die Ehre der Landsmannschaften. Die       Klasse besuchte er einige Jahre das Deut-
dem Wegfall der Vertriebenenseelsorger      Anwesenheit des Ehrenvorsitzenden des         sche Lyzeum in Neuarad. 1996 empfing
in den Diözesen werde auch ein Ver-         Hilfswerks der Banater Schwaben, Peter        er in Würzburg durch Bischof Dr. Paul-
sprechen des einstigen Vorsitzenden der     Krier, des Visitators der Russlanddeut-       Werner Scheele die Priesterweihe. Sein
deutschen Bischofskonferenz, Kardinal       schen, Dr. Alexander Hofmann und des          priesterliches Leben führte ihn unter an-
Reinhard Marx, ad absurdum geführt.         Aussiedlerseelsorgers der Diözese Mainz,      derem über Kitzingen, Miltenberg, Bir-
Dieser hatte auf einer Pressekonferenz      Pfarrer Paul Kollar, verliehen der Feier-     kenfeld nach Marktbreit. Seit 2010 ist er
2016 bekannt gegeben, dass die überdi-      lichkeit zusätzliche Bedeutung. Die Klän-     Dekanatsbeauftragter für Familie und In-
özesane Seelsorge für Vertriebene und       ge der volkstümlichen Musik und die           tegration, Bereich Integration, im Deka-
Aussiedler durch die Deutsche Bischofs-     Festansprachen hatten bei den Gläubigen       nat Lohr. Trotz der vielen Aufgaben ist
konferenz eingestellt und die Visitatoren   Heimatgefühle geweckt. Domkapitular           Pfarrer Possmayer dem Banat und seiner
für die vertriebenen Katholiken aus den     Christoph Warmuth hatte seinerzeit in         Heimatgemeinde Sanktmartin eng ver-
Bistümern im heutigen Polen komplett        der Predigt „vom Suchen und Finden ver-       bunden geblieben. Er nimmt an deren
abgeschafft würden, dabei aber betont,      lorener Schafe“ die Bedeutung des Am-         Heimattreffen teil und feiert Gottesdien-
dass die Kirche zugleich das Engagement     tes erläutert. Mit der Berufung Possmayers    ste mit seiner Heimatgemeinde.

        Virtueller Rundgang durch Kirche in Taschkent
Das Bayerische Kulturzentrum der Deut-      te Pastor Justus Jürgenson an dieser Stel-    aufgrund seiner hervorragenden Akustik
schen aus Russland in Nürnberg hat ei-      le ebenfalls eine Kirchenschule. Der letz-    für Orgelkonzerte genutzt. 1993 wurde
nen neuen virtuellen Museumsrundgang        te Pastor Heinrich Behrendts wurde 1937       das Objekt an die neugegründete luthe-
durch die evangelisch-lutherische Kirche    unter dem Vorwurf konterrevolutionärer        rische Gemeinde zurückgegeben, die heu-
in Taschkent online gestellt. Die evan-     Tätigkeit verhaftet und starb im Arbeits-     te mehr als 200 Gemeindemitglieder hat.
gelisch-lutherische Kirche in Taschkent     lager. Das Kreuz wurde von der Kirche         Der virtuelle Rundgang kann ab sofort
wurde 1891–1896 nach dem Entwurf des        abgenommen. Danach stand das Gebäu-           unter www.bkdr.de/vrundgang/ aufgeru-
Architekten Alexei Benoit gebaut. Fi-       de drei Jahre lang leer. Später stellte der   fen werden. Der Informationstext wird in
nanziert wurde der Bau vom Vorsitzen-       Bau ein Lagerhaus dar, beherbergte ein        deutscher, russischer und englischer Fas-
den des Kirchenrates, dem Arzt und Bo-      Amt für Geologie, einen Hundeverein           sung angeboten.                   BKDR
taniker Hieronymus Krause. Der erste        und erfüllte sogar die Funktion eines Mi-
Gottesdienst in der Kirche wurde 1899       lizwohnheims. 1977 wurde das Gebäu-                 Werden Sie unser
abgehalten. Nur ein Jahr später eröffne-    de dem Konservatorium übergeben und                BdV-Fördermitglied!

                                                             BdV                                                   BdV-Blickpunkt April 2021

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Aktuelles

              Wechsel bei der
               Beauftragten

                                                   Der Bund der Vertriebenen in Bayern und seine in ihm zusammengeschlossenen Lands-
                                                   mannschaften schreiben den

                                                                   KULTURPREIS 2021
                                                   aus. Der Kulturpreis wird vergeben für künstlerische, literarische oder wissenschaft-
                                                   liche Beiträge oder für solche aus dem Bereich der Brauchtumspflege, die
                                                   •    in den letzten drei Jahren in Bayern erstellt oder veröffentlicht wurden;
                                                   •    Themen der Vertriebenen oder Spätaussiedler in Deutschland, des deutschen
                                                        Ostens oder der deutschen Siedlungsgebiete in Ost- und Südosteuropa behan-
                                                        delten;
                                                   •    das Verhältnis zwischen den Deutschen und den Völkern und Staaten Ost- und
      Hanni Kinadeter ist die neue Persön-              Südosteuropas in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zum Gegenstand hat-
      liche Referentin von Sylvia Stierstor-            ten.
      fer in der Geschäftsstelle der Beauf-
                                                   Er besteht aus dem Hauptpreis – einer Urkunde und einer Dotation bis zu 2.000 Euro
      tragten der Bayerischen Staatsregie-
                                                   – sowie bis zu zwei Ehrengaben.
      rung für Aussiedler und Vertriebene.
      Sie ist die Nachfolgerin von Clara Mül-      Für die Verleihung vorschlagsberechtigt sind die BdV-Kreis- und Bezirksverbände,
      ler, die Ende vergangenen Jahres             die landsmannschaftlichen Landesverbände sowie die Mitglieder des Landesvorstan-
      glückliche Mutter wurde. Kinadeter           des des BdV Bayern.
      ist künftig für die Öffentlichkeitsar-       Der Kulturpreis wird vom Landesvorstand des BdV Bayern auf Vorschlag einer Jury
      beit, Social Media und Veranstaltun-         vergeben. Die Jury besteht aus Vertretern des Bayerischen Staatsministeriums für Ar-
      gen zuständig. Ihre Familie hat ost-         beit und Soziales, Familie und Integration und des BdV Bayern. Die Verleihung wird
      preußische wie niederbayerische Wur‚-        im Herbst 2021 stattfinden. Bis zur öffentlichen Bekanntgabe der Preisträger wird
      zeln, weshalb sie sich mit der The-          Verschwiegenheit über das gesamte Verfahren gehalten.
      matik sehr verbunden fühlt. In den ver-
      gangenen zehn Jahren hat die studier-        Bewerbungen und Vorschläge sind zusammen mit den erforderlichen Unterlagen bis
      te Diplom-Kulturwirtschafterin als           zum 13. Juni 2021 unter obiger Adresse einzureichen. Für weitere Auskünfte steht
      Redakteurin gearbeitet.                      die Geschäftsstelle des BdV Bayern zur Verfügung.

                       Mehr Unterstützung aus Fraktionsreserven
     Die Landtagsfraktionen von CSU und          Staatsregierung für Aussiedler und Ver- lich, dass kein anderes Bundesland die
     Freien Wählern haben Anfang Februar         triebene, Sylvia Stierstorfer, MdL, für Kulturarbeit der Vertriebenen und Aus-
     entschieden, 2012 zusätzlich „deutlich      Freude gesorgt. Damit werde erneut deut- siedler so intensiv und breit fördere.
     über eine halbe Million Euro“ für Ein-
     richtungen und Institutionen der Vertrie-
     benen und Aussiedler in Bayern aus ih-
     ren Fraktionsreserven bereitzustellen.
     Gefördert werden sollen damit der Aus-
     bau der sudetendeutschen Bildungs- und
     Begegnungsstätte „Heiligenhof“ in Bad
     Kissingen, das Kulturwerk Schlesien in
     Würzburg, die Stiftung Schlesien, das
     Haus der Heimat in Nürnberg und der
     Erinnerungsort „Badehaus Waldram“ in
     Wolfratshausen. In den Räumlichkeiten
     des Badehauses wird der Vergangenheit
     Waldrams sowohl als erste Heimstätte
     für jüdische „Displaced Persons“ nach
     dem Zweiten Weltkrieg, als auch als spä-
     tere Siedlung von Vertriebenen aus den
     deutschen Siedlungsgebieten in Ost-, Ost-
     mittel- und Südosteuropas gedacht.          Die Sicherung, Pflege und Bedeutung der Kultur der deutschen Heimatvertriebe-
     Die Entscheidung der Regierungsfrak-        nen standen im Mittelpunkt eines vertraulichen Spitzengesprächs, das am 25. Fe-
                                                 bruar im Bayerischen Sozialministerium stattfand. Unser Bild zeigt von links BdV-
     tionen hat nicht nur bei den Verantwort-    Landesvorsitzenden Christian Knauer, Ministerialrat Dr. Wolfgang Freytag,
     lichen der Einrichtungen, sondern auch      Sozialministerin Carolina Trautner und die Beauftragte für Aussiedler und Vertrie-
     bei der Beauftragten der Bayerischen        bene, Sylvia Stierstorfer.                                             Foto: S. M.

    BdV-Blickpunkt April 2021                                     BdV
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Aus den Verbänden

Weitgehender Stillstand:
 Corona-Pandemie beeinträchtigt Banater Schwaben
    Erfreuliche Meldungen aus der Heimatregion
Auch die Landsmannschaft der Banater        donauschwäbische Geschichte und Lan-          nistische Regime durchsetzen. Mit ihren
Schwaben ist schwer in ihren Aktivitä-      deskunde in Tübingen, das Donau-              im Banat verbliebenen Landsleuten freue
ten durch die Corona-Pandemie einge-        schwäbische Zentralmuseum in Ulm, das         man sich, dass Temeswar 2023 Europäi-
schränkt. Diese Feststellung traf Bundes-   Institut für deutsche Kultur und Geschichte   sche Kulturhauptstadt werde.
vorsitzender Peter-Dietmar Leber in einem   Südosteuropas in München oder das Haus        Auch wenn die Pandemie der Lands-
Rundbrief an die Vorstände der Vereine      des Deutschen Ostens in München wert-         mannschaft viele Einschränkungen auf-
und Gliederungen seiner Organisation so-    volle Hilfestellung leisten.                  erlegt habe, so trug sie doch zu einem ge-
wie an deren Kooperationspartner. Nach      Traurig war es für viele seiner Lands-        wissen Modernisierungsschub bei. Wie
einem optimalen Start zum Jahreswech-       leute, dass die Banater Schwaben nicht        selbstverständlich wurden Online-For-
sel 2020 mit Jahreshauptversammlung         die Möglichkeit zum Besuch der deut-          mate entwickelt, wurde gefilmt, digitali-
und Gedenkveranstaltungen zum 75. Jah-      schen Wallfahrt in Maria Radna hatten,        siert und soziale Medien genutzt, um Ge-
restag der Russlanddeportationen, folgte    stand dies doch im Zeichen des 500-jäh-       schichte und Kultur der Banater Schwaben
aufgrund der Corona-Pandemie ein Still-     rigen Jubiläums. Erfreuliches sei aber aus    zu vermitteln und die Mitglieder zu ver-
stand, den es in den 70 Jahren seit der     der Heimatlandschaft zu vermelden. So         binden. Besonders die Jugend- und Trach-
Gründung der Landsmannschaft noch nie       hätten die Bürgerinnen und Bürger von         tengruppen seien hier vorbildlich aufge-
gegeben habe.                               Temeswar mit Dominic Fritz ein Mit-           treten. Die Vorstandsarbeit werde derzeit
Vor Ort galt es vielfach bei den erkrank-   glied der deutschen Minderheit zum Bür-       in Videokonferenzen durchgeführt. Mit
ten Mitgliedern die Not zu lindern. Wich-   germeister gewählt. Für letztere wurde        der „Banater Post“ versuche man zudem
tig sei es nun, die Dokumentation des 70-   Ovidiu Gant als Vertreter erneut ins Ru-      das Zusammengehörigkeitsgefühl über
jährigen Wirkens des Verbandes in           mänische Parlament gewählt. Gemein-           die Heimatzeitung zu stärken. Auch wenn
Deutschland voranzutreiben, um so die       sam mit seinen serbischen und jüdischen       ungewiss ist, wann das traditionelle lands-
Basis für die Fortführung und Weiter-       Parlamentskollegen Slavoliub Adnagi und       mannschaftliche Leben wieder starten
entwicklung der Verbandsarbeit durch        Silviu Vexler konnte er dort eine Ent-        kann, Leber zeigt sich optimistisch:
die nächste Generation zu schaffen. Da-     schädigungsregelung für Kinder ehemals        „Irgendwann kommen wieder bessere
bei könne das Archiv des Instituts für      politisch Verfolgter durch das kommu-         Zeiten!“

        Russlanddeutsches Kulturzentrum erinnert an
        die folgenreiche Hungerkatastrophe von 1921
Das Jahr 2021 steht nicht nur im Zeichen    ne und auf der Krim, im Nordkaukasus          Russland“. Es handelt sich um ein Sonder-
des Gedenkens an den 80. Jahrestag der      und in Kasachstan. Insgesamt kostete die-     heft der Blätter des Deutschen Roten
Deportation der deutschstämmigen Be-        se humanitäre Katastrophe dem Sowjet-         Kreuzes (Juni 1922). Da die bolschewis-
völkerung der UdSSR. Eine nicht min-        staat nicht weniger als 5 Millionen Men-      tische Macht zum damaligen Zeitpunkt
der wichtige Bedeutung wird dem Be-         schenleben.                                   noch nicht fest etabliert war, sahen sich
ginn der verheerenden Hungersnot in der     Das Kulturzentrum der Deutschen aus           die neuen Herrscher dazu gezwungen,
Geschichte der russlanddeutschen Min-       Russland in Nürnberg (BKDR) möchte            auf die Hilfe des Auslandes zurückzu-
derheit vor 100 Jahren beigemessen. Die     diese einschneidenden Ereignisse der russ-    greifen – unter anderem auch auf Hilfe
Hungerkatastrophe der Jahre 1921–1922       landdeutschen Geschichte gebührend ge-        aus Deutschland.
suchte vor allem die russischen Gouver-     denken. Es ist unter anderem vorgesehen,      Vor allem das Deutsche Rote Kreuz en-
nements und nationalen Gebiete (Tatar-      unmittelbare Zeugnisse jeglicher Art –        gagierte sich stark in der Hungerhilfe, un-
stan, Baschkirien u. a.) entlang der Wol-   vornehmlich in deutscher Sprache – zu-        ter anderem unter dem Slogan „für die
ga heim, betraf zusätzlich auch angren-     sammenzutragen. Dazu zählen Einzel-           Brüder in Not“ – so wurden in der Zeit
zende Gebiete in Kasachstan, im Süd-        publikationen, Medienberichte, Sonder-        der Weimarer Republik die Wolga- und
Ural, im Nordkaukasus und in der Ukrai-     hefte, Flugblätter, behördliche Verlaut-      Schwarzmeerdeutschen und andere Grup-
ne. Dabei stellte die gerade 1918 ent-      barungen, Plakate, Marken, Archivun-          pen der deutschen Bevölkerung in So-
standene Wolgadeutsche autonome „Ar-        terlagen, Bildmaterial oder Kunstwerke,       wjetrussland genannt. Ausführlichere In-
beitskommune“ eines der Gebiete dar,        private Briefe und Dokumente, persönli-       formationen und weiterführenden Links
die von der Hungersnot am stärksten be-     che Reflexionen über das Erlebte und der-     sind auf der Internetseite des BKDR zu
troffen waren. Allein in diesen beiden      gleichen, damit man eine Vorstellung dar-     erhalten.
Jahren verhungerten unter den Wolga-        über bekommt, wie diese Katastrophe           Für jegliche Unterstützung dieses Vor-
deutschen mindestens 107.500 Personen       von den damaligen Zeitgenossen erlebt         habens wäre das BKDR sehr dankbar.
bzw. 27 Prozent der Einwohner des auto-     und wahrgenommen wurde.                       Kontakte werden unter der E-Mail-Adres-
nomen Gebiets gingen an Seuchen und         Als erstes historisches Zeitdokument prä-     se kontakt@bkdr.de oder direkt beim zu-
Krankheiten zugrunde. Tausende deut-        sentierte das BKDR diesbezüglich die          ständigen Referenten, Dr. Krieger, unter
sche Siedler verhungerten in der Ukrai-     Broschüre „Hilfe für unsere Brüder in         v.krieger@bkdr.de erbeten.

                                                             BdV                                                    BdV-Blickpunkt April 2021

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Aus den Verbänden

    Pfaffenhofen a. d. Roth:
             Mit ökumenischer Andacht und Otfried Preußler
                   an Flucht und Vertreibung gedacht
                                                                                              amt zehn Vortragenden zählten neben
                                                                                              Pfarrer Reinfried Rimmel (Kath. Pfar-
                                                                                              reien-Gemeinschaft St. Martin Pfaffen-
                                                                                              hofen a. d. Roth) und Pfarrer Andreas
                                                                                              Erstling (Evangelisch-Lutherische Kir-
                                                                                              chengemeinde Weißenhorn) auch der
                                                                                              Pfaffenhofener Bürgermeister Dr. Se-
                                                                                              bastian Sparwasser. In ihren Begleitwor-
                                                                                              ten betonten die Geistlichen, dass Flucht
                                                                                              und Vertreibung die Geschichte des Or-
                                                                                              tes geprägt haben und gleichsam bis heu-
                                                                                              te ein globales Problem darstellen. Der-
                                                                                              zeit seien fast 80 Millionen Menschen
                                                                                              weltweit vor Gewaltherrschaft und Ty-
                                                                                              rannei auf der Flucht, was man sich ge-
                                                                                              rade auch in Zeiten wie diesen bewusst
                                                                                              machen müsse.
                                                                                              Musikalisch begleitet wurde die Lesung
                                                                                              durch die Musiker Johannes Riggenmann
                                                                             Foto: W. G.      und Theresia Schwann.
                                                                                              Die Kirche St. Martin war unter Berück-
    Mit einer Lesung zu Otfried Preußlers        Ägypten flieht. In der märchenhaft-weih-     sichtigung der coronabedingten Ein-
    „Die Flucht nach Ägypten – Königlich         nachtlichen Erzählung schildert Preußler     schränkungen gut besucht. Die Kollekte
    Böhmischer Teil“ wurde am 10. Januar         das Zusammentreffen der heiligen Flücht-     kam der Organisation REFUGIO in Augs-
    im bayerisch-schwäbischen Pfaffenhofen       linge mit den dortigen Menschen und de-      burg für das Projekt „HiFF“ zur Unter-
    an der Roth an Flucht und Vertreibung        ren Lebensumständen und schafft so eine      stützung besonders schutzbedürftiger und
    gedacht. Im Rahmen einer ökumenischen        bemerkenswerte Tiefgründigkeit zur           traumatisierter junger Flüchtlinge zugu-
    Andacht in der Pfarrkirche St. Martin        Schicksalserfahrung der Vertreibung.         te. Das Projekt wird unter anderem von
    wurde aus dem 1978 erschienenen Werk         Die Andacht kam auf Initiative des Pfaf-     der Caritas und der Diakonie unterstützt.
    des aus Reichenberg stammenden Schrift-      fenhofener kulturschaffenden Klaus Mau-      Die Andacht wurde durch Walter Gold
    stellers vorgetragen. Preußler erinnert in   cher zustande, der in enger Abstimmung       filmisch dokumentiert. Sobald die Um-
    „Flucht aus Ägypten“ an seine böhmi-         mit der Tochter des Schriftstellers, Su-     stände es wieder zulassen, soll die Le-
    sche Heimat, indem die Heilige Familie       sanne Preußler-Bitsch, die Texte für die     sung noch einmal an anderer Stelle auf-
    vor Herodes durch Nordböhmen nach            Lesung zusammenstellte. Zu den insges-       geführt werden.              B. D./N. M.

                    Ostergruß des Präses der Sudetendeutschen
        Liebe Landsleute,                        auf ein Leben bei Gott ist nicht Flucht              Christ ist erstanden
        viele können es nicht mehr hören, man-   vor der Gegenwart – im Gegenteil. Wir                von der Marter alle.
        che wollen das Wort nicht mehr hören:    brauchen diesen Glauben an Gott und              Des soll'n wir alle froh sein;
        Corona – gehen wir einem zweiten         an die Begegnung mit ihm, um das                 Christ will unser Trost sein.
        Osterfest im Lockdown entgegen? Ja,      „Jetzt“ zu meistern! Das unbeirrbare                       Kyrieleis.
        dieser Virus hat uns verändert – mir     Zugehen auf den Auferstandenen gibt                Wär er nicht erstanden,
        persönlich war vorher nicht so bewusst   uns jene Geborgenheit im Letzten, die            so wär die Welt vergangen.
        geworden, wie gefährdet unser Zu-        wir brauchen, um im Vorletzten gelas-             Seit dass er erstanden ist,
        sammensein, unsere Zukunft ist. Und      sen zu sein, das heißt im Umgang mit            so freut sich alles, was da ist.
        dann denke ich mir: Wie gut, dass es     uns selbst, mit unseren Mitmenschen,                       Kyrieleis.
        Ostern gibt – mit dem Glauben an         mit Corona.                                     Halleluja, halleluja, halleluja.
        Christi Auferstehung!                    Gelassenheit ist nicht gerade die Stär-          Des soll'n wir alle froh sein;
        Auferstehung heißt für uns Christen:     ke unserer Zeit – der Glaube an die              Christ will unser Trost sein.
        Mut zum Leben, Mut auch zu neuen         Osterbotschaft bringt Geborgenheit im                      Kyrieleis.
        Formen von Gemeinschaft, von Bei-        Letzten und Gelassenheit im Vorletz-        In diesem Sinne frohe Ostern!
        sammensein und Gottesdiensten. Die       ten. Ich grüße Sie alle sehr herzlich mit   Ihr
        Ausrichtung auf die Auferstehung und     meinem österlichen Lieblingshymnus:         Msgr. Dieter Olbrich

    BdV-Blickpunkt April 2021                                    BdV
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Aus den Verbänden

Banater Schwaben:
        Stilles Gedenken an die Deportationsopfer
     Kranzniederlegungen in Landshut und München
Am 16. Januar legten der Vorsitzende des                                                  Banater Gemeinschaft. Antworten dar-
Landesverbandes Bayern, Harald Schla-                                                     auf versuchten die im vergangenen Jahr
pansky, und der Vorsitzende des Kreis-                                                    aus Anlass der 75-jährigen Wiederkehr
verbandes Landshut, Hans Szeghedi, am                                                     der Deportation im Donauschwäbischen
Mahnmal „Wider das Vergessen“ in                                                          Zentralmuseum in Ulm veranstaltete Ge-
Landshut einen Kranz nieder und ge-                                                       denkfeier, bei der Kinder von Russland-
dachten in aller Stille der Deportations-                                                 deportierten zu Wort kamen, wie auch
opfer. Das Mahnmal an der Podewils-                                                       das von unserer Landsmannschaft initi-
straße, ein Werk des Banater Bildhauers                                                   ierte Dokumentations- und Publikations-
Walter Andreas Kirchner, wurde vor                                                        projekt „Die Verschleppung der Deut-
zwanzig Jahren zur Erinnerung an den                                                      schen aus dem Banat in die Sowjetunion
von Russland- und Bărăgan-Deportation                                                     aus der Sicht ihrer Kinder“, dessen Er-
geprägten Schicksalsweg der Banater                                                       gebnisse in Kürze in Buchform vorge-
Schwaben im 20. Jahrhundert, als auch                                                     legt werden, zu geben.
an ihre Aufnahme und Heimatfindung in                                                     Die tragischen Geschehnisse und die
Landshut und in Bayern am Ende dieses                                                     Schrecken jener Jahre seien bis heute nicht
                                             Peter-Dietmar Leber und Bernhard Fa-
steinigen Weges errichtet.                   ckelmann.              Text/Foto: B. F.      vergessen. Es bleibe die Aufgabe der heu-
Am Tag davor hatten der Bundesvorsit-                                                     tigen Generation, als Gemeinschaft an
zende der Landsmannschaft der Banater        der Bergbauindustrie im Donezbecken          die Deportation und das damit verbun-
Schwaben Peter-Dietmar Leber und der         und der Schwarzmetallurgie des Südens“       dene Unrecht immer wieder mahnend zu
Vorsitzende des Kreisverbandes Mün-          eingesetzt. Aus allen Teilen Rumäniens       erinnern und der Opfer ehrend zu ge-
chen Bernhard Fackelmann an der Ge-          wurden rund 70.000 Deutsche deportiert,      denken. Dieser Verpflichtung kommt die
denkstätte der Banater Schwaben auf dem      darunter etwa 35.000 Banater Schwaben        Landsmannschaft nach, indem Landes-
Friedhof in München-Untermenzing ei-         und Berglanddeutsche.                        und Kreisverbände alljährlich Gedenk-
nen Kranz für die Opfer der Deportation      Sie, die 35.000 Opfer der Deportation,       feiern mit Kranzniederlegungen veran-
aus der Gemeinschaft niedergelegt und        hätte es am härtesten getroffen, davon       stalten.
zwei Grablichter entzündet. In stillem Ge-   zeugten die erschütternden Erlebnisbe-       So ist es seit langem Tradition, dass der
bet verweilten sie vor der im Januar 2015    richte von Betroffenen. Der Opferbegriff     Landesverband Bayern jedes Jahr an ei-
enthüllten Gedenktafel für die Opfer der     müsse jedoch viel weiter gefasst werden,     nem anderen Ort in Zusammenarbeit mit
beiden Weltkriege, der Russland- und Bă-     zumal die damaligen Ereignisse folgen-       dem dortigen Kreisverband ein öffentli-
răgan-Verschleppung und aller in der al-     schwere Auswirkungen auf die daheim-         ches Gedenken organisiert. Corona be-
ten Heimat Verstorbenen. Die beiden          gebliebenen Angehörigen hätten. Man          dingt konnten in diesem Jahr keine öf-
Kranzniederlegungen waren kleine, aber       denke nur an das Schicksal der zurück-       fentlichen Gedenkveranstaltungen statt-
nicht minder wichtige Zeichen gegen das      gelassenen Kinder, derer sich die Groß-      finden. Dennoch blieb der 76. Jahrestag
Vergessen und der Solidarität mit den        eltern annahmen, an deren eigenes Leid,      der Russlanddeportation nicht unbeach-
wenigen noch lebenden ehemaligen De-         an die materielle Not, die damals herrsch-   tet, ihre Opfer nicht vergessen. Es war
portierten und ihren Nachkommen.             te, an die Jahre der Ungewissheit und der    diesmal ein stilles Gedenken, das in
Mit der Verschleppung der arbeitsfähi-       Hoffnung auf die Heimkehr ihrer Söhne        Landshut und in München stattfand.
gen Männer und Frauen zur Zwangsar-          und Töchter, an die Trauer und den
beit in die Sowjetunion im Januar 1945       Schmerz in den Familien, die Todesop-
begann, so Bernhard Fackelmann, das          fer zu beklagen hatten. Denn viele hät-          Vertriebenenbeirat
dunkelste Kapitel in der Geschichte der      ten es nicht geschafft, ihre Lieben und                berufen
Deutschen aus Südosteuropa. Dieser Un-       ihre Heimat wiederzusehen. Für die Heim-      Sozialministerin Carolina Trautner,
rechts- und Willkürmaßnahme gegen Zi-        kehrer sei die Deportation zeitlebens eine    MdL, hat die Mitglieder des Beirats
vilpersonen, die sich nichts zu Schulden     traumatische Erfahrung geblieben, ein tie-
                                                                                           für Vertriebenen- und Aussiedlerfra-
hätten kommen lassen, lagen allein eth-      fer Einschnitt in ihrer Biografie. Darüber
nische Kriterien zugrunde. Laut Beschluss    hinaus war die Russlanddeportation auch       gen für die vierte Amtsperiode beru-
des sowjetischen Verteidigungskomitees       für die Gemeinschaft der Banater Schwa-       fen. Ihm gehören künftig an: Christi-
vom 16. Dezember 1944, unterzeichnet         ben ein in vielerlei Hinsicht einschnei-      an Knauer (Vorsitzender), RDin Su-
von Josef Stalin, wurden alle „arbeitsfä-    dendes Ereignis, das sich tief in das kol-    sanne Moras, MR Dr. Wolfgang Frey-
higen Deutschen – Männer im Alter von        lektive Gedächtnis der Gruppe ein ge-         tag, MR Marlon Klein, Prof. Dr. An-
17 bis 45 Jahren und Frauen von 18 bis       brannt habe.                                  dreas Otto Weber, Bürgermeister Ro-
30 Jahren – die sich auf den von der Ro-     Für die Generation der Kinder und En-         bert Pötzsch, Christoph Stabe, Dr.
ten Armee befreiten Territorien Rumä-        kel jener Gezeichneten stelle sich heute      Alfred Lange, Valentina Wudtke, Jo-
niens, Jugoslawiens, Ungarns, Bulgariens     die Frage des Umgangs mit diesen Er-          sef Zellmeier, MdL, Werner Kloos
und der Tschechoslowakei“ befanden,          eignissen, der Einordnung in ihre Bio-        und Steffen Hörtler.
„mobilisiert“ und „zum Wiederaufbau          grafien, aber auch in die Geschichte der

                                                             BdV                                                    BdV-Blickpunkt April 2021

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