FORMIDABLE Stromae, über 200 Millionen Klicks auf Youtube - N 48 - 29. NOVEMBER 2014

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FORMIDABLE Stromae, über 200 Millionen Klicks auf Youtube - N 48 - 29. NOVEMBER 2014
N ° 48 — 29. NOV EM BER 2014

                                  SCHWEIZ IN EUROPA:
                                  DER AUFSTAND DER
                                  ZIVILGESELLSCHAFT
                                  S. 20

     FORMIDABLE
Stromae, über 200 Millionen
    Klicks auf Youtube

                                  EINE KURZE
                                  GESCHICHTE DER
                                  VOLKSINITIATIVE
                                  S. 28
FORMIDABLE Stromae, über 200 Millionen Klicks auf Youtube - N 48 - 29. NOVEMBER 2014
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EDITOR IAL/INHALT

                                                                                                                                                                                        S. 20

                                                                                                                                                                   Dieses Wochenende wird abge-
                                                                                                                                                                   stimmt; eine Annahme der Ecopop-
                                                                                                                                                                   Ini­tiative wäre katastrophal, die
                                                                                                                                                                   Anliegen der Initianten sind menschen-
                                                                                                                                                                   verachtend, unchristlich, und sie
                                                                                                                                                                   schaden der Wirtschaft. Das Tessin
                                                                                                                                                                   leidet stark unter den tiefen Löhnen
                                                                                                                                                                   wegen der Grenzgänger aus Italien,
                                                                                                                                                                   Xenophobie ist seit geraumer Zeit die
                                                                                                                                                                   Tessiner Krankheit. Die Situation
DA S M AGA Z I N 4 8/2014 — C OV E R U N D E DI T OR I A L: OL I V I E R VO GE L S A NG / T R I BU N E DE GEN È V E; E DI T OR I A L: A N DR É R AU L S U R AC E

                                                                                                                                                                   ist aber komplex, tatsächlich profitiert
                                                                                                                                                                   der Kanton auch von italienischen
                                                                                                                                                                   Investitionen; der Unmut der Tessiner                       Formidabler Künstler,
                                                                                                                                                                                                                               formidabler Mensch, Stromae
                                                                                                                                                                   richtet sich jedoch weniger gegen                           S. 10
                                                                                                                                                                   die italienischen Kollegen als gegen die
                                                                                                                                                                   Behörden und die Wirtschaft. Unsere
                                                                                                                                                                   Reportage auf S. 32 zeichnet ein
                                                                                                                                                                   differenziertes Bild der Beziehungen
                                                                                                                                                                   zwischen Tessinern und Grenzgängern. Die Schweiz ist ein Teil Europas, auch
                                                                                                                                                                                                            wenn der antieuropäische Medien-
                                                                                                                                                                                                            mainstream in der Schweiz das nicht
                                                                                                                                                                                                            gerne hört. Jetzt erheben sich
                                                                                                                                                                                                            plötzlich Stimmen aus dem Politik- und
                                                                                                                                                                                                            Wirtschaftsestablishment, sie alle
                                                                                                                                                                                                            wollen mindestens die Bilateralen Ver-
                                                                                                                                                                                                            träge retten. Joel Bedetti hat mit den
                                                                                                                                                                                                            Leuten gesprochen, für die die Zukunft
                                                                                                                                                                                                            der Schweiz nicht Isolationismus
                                                                                                                                                                                                            heisst S. 20.
                                                                                                                                                                                                               Ja, es wird abgestimmt, diesmal
                                                                                                                                                                                                            über eine sehr dumme Initiative. Wie ist
                                                                                                                                                                                                            das möglich? Die kleine Geschichte
                                                                                                                                                                                                            der Volksinitiative von Thomas Zaugg
                                                                                                                                                                                                            S. 28 tröstet erklärend, sollte es nicht
                                                                                                                                                                                                            so kommen, wie man es vielleicht
                                                                                                                                                                                                            erwartet hat an diesem Wochenende.
                                                                                                                                                                                                            Finn Canonica

                                                                                                                                                                     S. 32

                                                                                                                                                                                                                                                             3
FORMIDABLE Stromae, über 200 Millionen Klicks auf Youtube - N 48 - 29. NOVEMBER 2014
KOMMENTAR

    EUROPÄISCHE
    AVANTGARDE
    Von DANIEL BINSWANGER                         sing», also der künstlichen Ausweitung         in die gegenteilige Richtung. Die Ecopop-
    Die Schweiz steht ihren Nachbarländern        der Geldmenge. Beides hat in der Euro-         Initiative wiederum wirkt wie eine öko-
    mit wachsendem Misstrauen gegenüber           Zone nur begrenzt stattgefunden. Den           logische Variante der europäischen Ge-
    und verteidigt entschlossen den helveti-      Krisenstaaten wird im Gegenteil durch          sundschrumpfungsneurose. Offenbar er-
    schen Sonderweg. Das ist umso bemer-          den Fiskalpakt ein rascher Defizit-abbau       scheint es nie als ganz falsch, den Gürtel
    kenswerter, als sich eine zunehmende          aufgenötigt – was die Schuldenländer in        noch enger zu schnallen, auch nicht mit-
    ideologische Annäherung zwischen den          der Rezession gefangen hält und parado-        ten in einer Nachfrage-Krise: Wer gesün-
    Eidgenossen und ihren vermeintlichen          xerweise dazu führt, dass sich ihre Schul-     digt hat, soll sich zu seiner Erlösung ge-
    europäischen Antipoden zu vollziehen          denlast nicht abbaut, sondern weiter ver-      fälligst selbst kasteien.
    scheint. Es gibt einen zunehmenden            grössert.                                           Die tiefe Verwandtschaft zwischen
    Konsens darüber, wie der Bedrohung                 Die Schweiz hat sich zwar nicht mit       Goldstandart-Fixierung und Austeritäts-
    durch Wachstumsschwäche, hohe Ar-
    beitslosigkeit, Staatsverschuldung und
                                                  einer Schuldenkrise herumzuschlagen,
                                                  aber dieses Wochenende stehen gleich
                                                                                                 glaube bestätigte sich bereits in den
                                                                                                 20er Jahren. John Maynard Keynes hat
                                                                                                                                                                               SWISS First
    politische Polarisierung zu begegnen ist      zwei Abstimmungen an, die dem Austeri-         schon in «Die wirtschaftlichen Folgen                                      Entdecken Sie eine neue Welt
    – oder wie man sich im Falle der Schweiz
    davor zu schützen hat, auf die Bahn die-
                                                  tätsgeist, der Europa die Luft abschnürt,
                                                  zutiefst seelenverwandt sind. Die Gold-
                                                                                                 des Friedensvertrages» die Austeritäts-
                                                                                                 politik, die nach dem ersten Weltkrieg
                                                                                                                                                                                  schon auf dem Weg dahin.
    ser Negativentwicklungen zu geraten.          Initiative will eine abgeschwächte Form        dem deutschen Reich auferlegt wurde,
         Europa reagiert auf die immer be-        der Golddeckung des Schweizer Fran-            als für ganz Europa zerstörerisch denun-
    lastendere Euro-Krise mit der Ross-Kur        kens durchsetzen, die Ecopop-Initiative        ziert. In derselben Schrift findet sich auch
    der Austeritätspolitik, obwohl ständig        will aus Gründen ökologischer Nachhal-         eine scharfe Kritik des Goldstandards,
    deutlicher wird, dass diese den Kontinent     tigkeit die Zuwanderung und damit den          der es verunmöglicht, durch Währungs-
    immer tiefer in die Stagnation führt. Die     wichtigsten Schweizer Wachstumsmotor           abwertungen den internationalen Han-
    Vereinigten Staaten und Grossbritanni-        drosseln. Mitten in einem europäischen         del ins Gleichgewicht zu bringen. Keynes
    en haben auf die Finanzkrise mit expan-       Umfeld, dessen längerfristige Wachs-           Warnung vor Goldstandard und Auste-
    siverer Geld- und Fiskalpolitik reagiert      tumsaussichten schlechter sind denn je,        rität wurde durch die Weltwirtschafts-
    und sich weit besser von dem Einbruch         sollen die Schweizer Stimmbürger eine          krise und ihre apokalyptischen Folgen
    erholt als die Volkswirtschaften der Euro-    Politik der aktiven Wachstumsreduktion         eindrücklich validiert. Leider sind die
    Zone. Der Hauptgrund ist das «Zero-           erwägen. Mitten in einer Situation, in der     Parallelen zur heutigen Situation der
    lower-bound»-Phänomen: Leitzinsen             eine aktive Wechselkurspolitik für die         Euro-Zone nur allzu offenkundig.
    können nicht tiefer abgesenkt werden          Exportwirtschaft unverzichtbarer ist                Es hat beinahe den Anschein, als
    als bis auf Null. Der von der Finanzkrise     denn je, soll die Handlungsfreiheit der        habe der alte Kontinent den Glauben an
    ausgelöste Nachfrage-Schock war aller-        Nationalbank beschnitten werden.               seine Produktivität und Entwicklungs-
    dings so gross, dass die Zinsen heute              Die Goldinitiative ist durch exakt die-   fähigkeit verloren – als könne er sich nur
    tiefer als Null, also negativ sein müssten,   selben Befürchtungen motiviert wie die         noch in Enthaltsamkeit üben, eine un-
    um die Wirtschaft wieder anzukurbeln.         Tabuisierung einer expansiven Geld-            fruchtbare Askese hochhalten, das Pa-
    Da Negativ-Zinsen nur schwer durchge-         und Fiskalpolitik in der Euro-Zone: Die        thos der Härte zelebrieren. Die Schweiz
                                                                                                                                                DA S M AGA Z I N 4 8/2014

    setzt werden können, muss in einer ein-       Angst vor Inflation und Geldentwertung.        glaubt ihre Souveränität zu verteidigen,
    schneidenden Krise zu anderen Mitteln         Sowohl in der Schweiz als auch in der          doch mehr und mehr steht sie in Gefahr,
    gegriffen werden, um die Nachfrage-           Euro-Zone geht zwar heute die wahre Be-        wie die Avantgarde der europäischen
    Lücke zu schliessen: entweder zur geziel-     drohung nicht von Inflation, sondern           Sklerose zu erscheinen.
    ten Erhöhung der Staatsverschuldung           von Deflation aus. Dennoch drängt der
    oder wenigstens zum «quantitative ea-         Primärreflex der «Wertsicherung» genau

                                            DA N I EL BI N S WA NGER ist Redaktor beim «Magazin».
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FORMIDABLE Stromae, über 200 Millionen Klicks auf Youtube - N 48 - 29. NOVEMBER 2014
DR AUSSEN SEIN MIT: STEFAN WIESNER
                            Nichts inspiriert den hochdekorierten Koch aus dem Entlebuch mehr als die
                            Gerüche von Torf, Rottannen und geräucherten Schneeflocken.

                            Von CHRISTIAN SEILER                                               Es ist stets das Draussen, das Wiesner inspiriert. Er schneidet
                            Für Stefan Wiesner hat das «Draussen» eine ganz besondere          zum Beispiel mit der Motorsäge Scheiben aus frisch gefällten
                            Bedeutung. Andere Köche seiner Preisklasse (Wiesners «Röss-        Bäumen, um deren Geruch mit Gerichten, die er als verwandt
                            li» in Escholzmatt, Kanton Luzern, ist mit 17 «Gault Millau»-      einschätzt, zu kombinieren. Er zelebriert die dumpfen, dunk­
                            Punkten und einem Michelin-Stern ausgezeichnet) verlassen          len Gerüche des Torfs und die Schärfe der fragilen Sprossen,
                            für ihr Mise en Place nicht die Küche, aber für Wiesner beginnt    die er aus den Samen der Rottanne zieht. Er lässt Essig mit Lin-
                            das Kochen ganz bestimmt nicht innerhalb des Hauses, in dem        denblüten und Lindenholz wochenlang ziehen und bereitet
                            schon seine Eltern ihren Gästen Bratwurst und Rösti serviert       aus Süssholz Saucen zu, macht Holzkohle zu Senf und gart eine
                            haben.                                                             Forelle im Ameisensäuresud. Das – und viele Spinnereien mehr
                                 Bratwurst und Rösti serviert Wiesner übrigens auch, und       – hat ihm den Beinamen «Hexer» eingetragen, den Wiesner mit
                            ich darf an dieser Stelle festhalten, dass es sich dabei um eine   einem gewissen Stolz trägt.
                            ganz besonders gute Bratwurst handelt, die in der Rössli-Küche          Wir gehen über das Hochmoor, das sich ein paar Hundert
                            eigens gefüllt und mit etwas Blattgold dekoriert auf den Tisch     Meter ausserhalb von Escholzmatt erstreckt. Wiesner schrei-
                            kommt. Das mit dem Gold wäre, wie ich finde, gar nicht not-        tet durch diesen Wald wie ein Tier, das hier zu Hause ist. Er
                            wendig, aber Stefan Wiesner möchte ein kleines Zeichen set-        prüft die verschiedenen Schattierungen von Grün, welche die
                            zen: Konzentriert euch auf diese Wurst, Leute. Sie ist es wert.    Nadelbäume voneinander unterscheiden, betrachtet das mit
                                 Man muss vielleicht erklären, warum Stefan Wiesner so         Wasser vollgesogene Moos und die Astgeflechte der Heubee-
                            darauf erpicht ist, dass man seine Arbeit auch entsprechend        ren, er bläht die Nasenflügel, um zu wittern, ob es nach Pilzen
                            ästimiert. Zum Beispiel verfolgte er den Aufstieg der Nordic       riecht, obwohl es um diese Jahreszeit nie nach Pilzen riecht –
                            Cuisine mit grossem Staunen. Als ein paar Foodies, die in Ko-      aber wer weiss? Er legt die Hand an den Stamm einer Birke
                            penhagen und Stockholm gewesen waren, auch bei Wiesner             und zeigt, wo er im Frühling ein Loch in die Rinde bohren wird,
                            einkehrten, sagten die ihm nämlich: «Dort passiert nichts an-      um den Saft, der «wie aus einem Wasserhahn sprudelt», auf-
                            deres, als was du seit Jahren machst.»                             zufangen und in die Küche mitzunehmen.
                                 Wiesner wollte aus der Bratwurst-und-Rösti-Beiz seiner             Als wir aus dem Wald treten und das Moor überqueren,
                            Eltern das beste Restaurant zwischen Bern und Luzern machen,       steuert Wiesner auf ein Loch zu, das er schon vor Wochen wie
                            und weil er keinen Sinn darin sah, im Entlebuch eine klassische    ein Eisfischer in den Boden gegraben hat. Etwa einen Meter
                            französische Küchenshow abzuziehen, wie er sie als Stift im        unter der Erdoberfläche befindet sich hier reiner Torf, ein or-
                            Luzerner Château Gütsch gelernt hatte, überlegte er sich et-       ganisches Sediment, das klassischerweise als Brennstoff ver-
                            was im Grunde Philosophisches.                                     wendet wurde, bei Wiesner aber mit Schokolade und Fleur de
                                                                                               Sel zu kleinen, aromatischen Kügelchen verarbeitet wird.
                            Klassiker Heusuppe                                                      Er legt sich auf eine mitgebrachte Decke in den Schnee,
                            Er beschloss, die sehr spezielle Topografie und landschaft­liche   setzt für einen Augenblick sogar den Hut ab, der ihm sonst wie
                            Prägung des Entlebuchs in Geschmack zu übersetzen. Dazu            angewachsen auf dem Schädel sitzt, und wühlt sich mit den
                            fielen ihm Rezepte ein, die entweder knapp an der Genialität       Fingern in die richtige Tiefe des Torfs hinunter, dort, wo die
                            vorbeischrammten, wie seine «Heusuppe», ein sofortiger             Sedimente absolut sauber und keimfrei sind. Er packt ein paar
                            Klassiker, oder am Wahnwitz, wie die nur als Akt der Spiri­        Handvoll Torf in seine «Freitag»-Tasche und gönnt sich für
                            tualität zu verstehende «geräucherte Schneesuppe»: Bei star-       einen Augenblick das strahlende Lächeln, das die oft verson-
                            kem Schneefall stellt Wiesner seinen Räuchercontainer in die       nene, fast nach innen gewandte Miene des Kochs plötzlich in
                            Landschaft und entfacht darin ein Feuer aus Rottannenholz.         ein helles, warmes Licht setzt.
                            Die Schneeflocken nehmen die Aromen des aufsteigenden                   «Crazy, nicht wahr?», sagt Wiesner, sichtlich zufrieden
                            Rauchs an und sammeln sich in einem Gefäss, das über dem           damit, dass er ein Leben führt, dessen Erfolg darauf beruht, von
                            Feuer eingehängt wurde. Dieses geräucherte Wasser wird             Berufs wegen ein bisschen verrückt zu sein und dem Begriff
                            schliesslich mit Rinderknochen und Gemüse zu einer kräftigen       «Spinner» in Escholzmatt und Umgebung einen respektvollen
DA S M AGA Z I N 4 8/2014

                            Bouillon verkocht und mit Eidottern und Rahm abgerundet.           Unterton abzutrotzen.
                            Das Bestechende an dem Gericht ist die Idee, das Tanzen der
                            Schneeflocken mit dem Aufsteigen des Rauchs zu verheiraten.
                            Die ketzerische Frage, ob sich geräucherte Schneeflocken im
                            Geschmack von geräuchertem Leitungswasser unterscheiden,
                            prallt an diesem Akt handwerklicher Poesie ab.

                                                                      Stefan Wiesner im Hochmoor bei Escholzmatt LU

                                                                               Bild NA DJA AT H A NA SIOU
                                                                                                                                                                  7
FORMIDABLE Stromae, über 200 Millionen Klicks auf Youtube - N 48 - 29. NOVEMBER 2014
K ATJA FRÜH
    MEIN LEBEN UND DER HUT

    Im Sommer hat mir mein Mann einen            lächle. Oder, bei der Preisübergabe an         Pein und Not in ihren Augen sehen? Zum
    Hut gekauft. Einen wagenradgrossen           mich, ins Publikum winkend, mit dem            Einkaufen? Zum Schuhmacher? In die
    Strohhut mit aprikosenfarbenen Blüten        Hut selbstredend, vom Podest aus all den       Physiotherapie? In die Pizzeria? Immer
    drauf. Ich weiss nicht, warum er schwach     Leuten dankend, die mich unterstützt           wollte ich, wenn ich alt bin, Exzentrike-
    wurde, mir so ein Geschenk zu machen,        haben. Als Operndiva, als Konzernchefin        rin werden, aber jetzt hab ich nicht ein-
    aber er schien kurz entschlossen. Ich pro-   oder auch in einer Liebesnacht, hinten         mal die Eier, falls ich welche hätte, den
    bierte den Hut an und war selbst, was        läuft leise «Leave Your Head On» von           Hut in der Migros zu tragen. Ich gehe
    selten vorkommt, hingerissen, geradezu       Joe Cocker, der Sommerwind streift sanft       nicht an Pferderennen, für Beerdigungen
    platt. Der Rand des Hutes umspielt das       durch die Gardinen.                            ist er zu bunt, an Hochzeiten erschlägt er
    Gesicht auf schmeichelnde Weise,                                                                    die Braut, an Premieren suggeriert
    die Augen wirken gross und schat-                                                                   er, dass lieber ich auf der Bühne
    tig, der Mund tritt etwas hervor,                                                                   stünde.
    sehr sexy, die Konturen wirken auf                                                                       Vielleicht würde der Hut,
    ungenaue Art irgendwie straffer,                                                                    wenn ich ihn denn trüge, mein
    was in meinem Alter besonders                                                                       Leben total umkrempeln. Im
    wunderbar ist. Fast war ich in Ver-                                                                 wahrsten Sinn des Wortes. Viel-
    suchung, ein Selfie zu machen.                                                                      leicht geht es von aussen nach in-
    Wenn ich Selfies nicht hassen wür-                                                                  nen. So wie man jetzt Depressiven
    de und davon überzeugt bin, dass                                                                    Botox spritzt, damit ihre Kummer-
    es den Selfie-Machern einst ge-                                                                     und Zornesfalten verschwinden
    nauso mies gehen wird wie dem                                                                       und sich so auch die Seele glättet.
    armen Narziss mit seinem Was-                                                                       Oder, auch von Psychologen em­
    serspiegelbild.                                                                                     pfohlen: Wenn du dich schlecht
         Ich sehe mich mit diesem Hut                                                                   fühlst, wütend, traurig, dann tu
    an der Amalfiküste auf einer Mee­                                                                   einfach so, als ob es dir gut ginge.
    r­es-Terrasse Bellini trinken. Auf                                                                  Lächle, auch wenns wehtut, sei
    einen Produzenten wartend. Oder                                                                     freundlich zu den Menschen, auch
    durch meinen Blumengarten spa-                                                                      wenn du sie grässlich findest, bü-
    zierend meinem Liebhaber, dem                                                                       gle deine Wäsche mit Lavendel
    Grafen, zuwinkend, der in brau-                                                                     wie im Grandhotel, auch wenn du
    nen Lederstiefeln sein Land ab-                                                                     in einer 2-Zimmer-Wohnung in
    schreitet. Oder in Cannes die Croi-                                                                 Rümlang wohnst.
    sette entlangschlendernd. Einen                                                                          Vielleicht würde ich, diesen
    Empfang gebend in einem Som-                                                                        Hut tragend, ein Bilderbuchleben
    mergarten, ein endloses Fest . . . Oder im   Da hängt er, der Hut, an der Garderobe,        bekommen.
    sommerlichen Paris im Marais einen Pas-      im November. Die Kluft zwischen ihm                 Aber ich werde ihn nicht tragen. Nie-
    tis schlürfend, bevor ich im Georges V       und meinem Leben wird schon wetter-            mals. Ich werde ihn meinen Enkelkin-
    einchecke. Oder in den Hamp­tons am          bedingt immer grösser.                         dern schenken. Dann können sie damit
    Strand, wenn mir der Hut von einer küh-           Was könnte ich mit ihm anstellen?         «Ich wäre und du wärst» spielen. Sie
    len Brise immer wieder davonfliegt, mein     Ich meine in meinem Leben. Hätte ich           dürfen das noch. Ich nicht mehr.
    Kavalier ihn mir lachend hinterherträgt.     mich beim «Magazin» vielleicht so als
    Oder den Hut festhaltend und das Kleid       neue Kolumnistin vorstellen sollen? Oder
    herunterziehend, wenn ich aus dem Flug-      soll ich in einem Club auftauchen, in
                                                                                                                                               DA S M AGA Z I N 4 8/2014

    zeug steige und milde die Fotografen an­     dem meine Kinder verkehren? Und die

                        Die Drehbuchautorin und Regisseurin K AT JA F RU EH schreibt hier im Wechsel mit Hazel Brugger.
                                                         Bild LU K A S WA S SM A N N

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M A X KÜNG
                            VON HÄNDEN, HOSEN, SÄCKEN

                            In der spätabendlichen Sendung «Giacobbo/Müller» auf SRF 1
                            dürfen sich eingeladene Politiker als das präsentieren, was sie
                            gern wären: als Menschen.
                                 Menschen, die gern lachen, sogar manchmal über sich
                            selber ;–)), die schlagfertig sind, ein Herz haben, randvoll sind
                            mit Liebe, Güte, Barmherzigkeit. Nun wissen alle, die eine an-
                            dere Sendung gesehen haben, nämlich «House of Cards», dass
                            Politikerinnen und Politiker durch und durch schlecht sind, ver-
                            dorben wie ein Tetrapak Milch, der offen drei Wochen auf dem
                            Küchentisch stand. Schlimmer als Politiker sind nur noch Jour-
                            nalisten: Sie haben von nichts eine Ahnung, zu allem aber eine
                            Meinung. Am allerschlimmsten folglich wäre einer, der so-
                            wohl Journalist wie auch Politiker wäre, ein Journalitiker oder
                            Pornalist oder wie man dem auch immer sagen würde. Zum
                            Glück gibt es das nicht.
                                 Die Politikermenschlichmachungsmaschine bei Giacobbo/
                            Müller funktioniert mal besser, mal schlechter. Kürzlich war ein
                            Rechtspolitiker zu Gast. Ich erinnere mich weder an seinen
                            Namen noch an sein Gesicht, beides war recht langweilig, je-
                            doch nicht sein Hobby: Jodeln. Der Rechtspolitiker sagte nicht
                            ohne Stolz, das Jodeln sei «weltweit das einzige Hobby, bei dem
                            man beim Ausüben die Hände im Hosensack haben kann».
                                 Genau so hat er es gesagt, inklusive des schönen Worts
                            «ausüben». Tatsächlich: Das Jodeln ist herrlich im Ohr, und es        deln um das weltweit einzige Hobby handele, welches man mit
                            ist alt, ötzimässig alt, die Ursprünge reichen zurück in eine Zeit,   den Händen im Hosensack ausüben kann.
                            in der man hier noch mit angespitzten Haselruten Mammuts                  (Unvollständige) Liste der Hobbys, welche man mit den
                            jagte und politische Diskussionen mit Geröllkeulen führte. Vor        Händen im Hosensack ausüben kann:
                            allem ist das Jodeln noch etwas: ein Symbol für das Gegenteil         — Tanzen (vor allem das elegante Antanzen des anderen
                            von Abschottung und Binnengedanken. Denn das Jodeln ist ein           Geschlechts in Dancings und Diskotheken);
                            weltumspannendes Phänomen, welches man nicht nur im Al-               — Kirschkernweitspucken (Weltrekord bei den Frauen gehal-
                            penraum kennt, sondern auch bei den zentralafrikanischen              ten von der ehemaligen Guggenmusiktrompeterin Conchita
                            Baka-Pygmäen praktiziert («ausübt»), bei den Samen im nörd-           Kohler aus 5236 Remigen: 15,24 Meter);
                            lichsten Norden des Nordens, auf Halmahera und den anderen            — Plainspotting (das Beobachten von Flugzeugen am Him-
                            Inseln der Molukken ebenso wie bei den Inuit, formerly known          mel und auf Flughäfen);
                            as Eskimos, und in vielen anderen Ecken und Zipfeln dieser            — Fussball (ausser man ist Goalie);
                            Welt. Überall liebt man das Jodeln – und so ist der jodelnde          — und dann ist da noch das Hobby, welches man NUR mit
                            Rechtspolitiker ein Bruder des jodelnden zentralafrikani-             den Händen im Hosensack ausüben kann: Sackbillard. Ein
                            schen Buschschamanen, ein Bruder des jodelnden Hawaii­                Hobby übrigens, welches sich bestens mit dem Jodeln kombi-
DA S M AGA Z I N 4 8/2014

                            aners, ein Bruder des jodelnden Palästinensers (der traditio-         nieren lässt. Und umgekehrt.
                            nell an Hochzeiten jodelt, während der Rasur des Bräutigams).             PS: Beim Jodeln empfiehlt es sich übrigens, die Hände
                            Das Jodeln macht den Rechtspolitiker zu einem Teil einer              auch mal aus den Hosensäcken zu nehmen, zumindest nach
                            grossen globalen Gemeinschaft.                                        dem zwölften Kafi fertig. Die Nase wird es danken.
                                 Was jedoch nicht stimmt, und zwar ganz und gar nicht,
                            das ist die Aussage des Rechtspolitikers, dass es sich beim Jo-

                                                                           M A X K Ü NG ist Reporter beim «Magazin».
                                                                                                                                                                9
FORMIDABLE Stromae, über 200 Millionen Klicks auf Youtube - N 48 - 29. NOVEMBER 2014
DER
   FARBIGE

Stromae, der elektrische Chansonnier aus Brüssel, schreibt
   dunkle Verse mit geschmeidigen Melodien. Und er singt
sie für Millionen. Ein Rendezvous vor seinem Zürcher Konzert.

                 Von Jean-Martin Büttner
                  Bilder Olivier Vogelsang
FORMIDABLE Stromae, über 200 Millionen Klicks auf Youtube - N 48 - 29. NOVEMBER 2014
real watches for real people

     Er ist über einsneunzig gross und sieht aus wie von Giacometti        Paul wächst in einem armen Stadtteil von Brüssel auf, lernt an
     modelliert, die Muster seiner grellbunten Kleider erinnern an         der Musikakademie Harmonielehre und Perkussion, studiert
     die Vexierbilder von M.C. Escher. Er durchquert den Raum mit          an der Filmschule, beginnt zu musizieren, schreibt Stücke für
     Anmut, sein Lachen erleuchtet das Gesicht, er redet mit langen        andere, gründet Bands, macht ohne sie weiter, versucht sich
     Händen. Er ist 29 Jahre alt und sieht jünger aus, ein schmaler        als Hip-Hop-Sänger, arbeitet temporär, geht zum Radio. «Auf
     Mann mit der Feingliedrigkeit eines Tänzers. Wenn er in der           dem Weg zur Arbeit kam ich an den Läden vorbei, in denen ich
     Tür steht, drehen sich alle nach ihm um, dabei ist er es, der auf     heute Platten signiere», sagt er.
     die anderen zugeht. «Vous allez bien?», fragt er, faltet sich in           «Alors on danse», seine erste Single, die er im Estrich sei-
     den Sessel, bestellt englischen Tee und blickt das Gegenüber          ner Mutter auf dem Laptop einspielt, wird in Belgien und dann
     mit dunklen, melancholischen Augen an.                                in Frankreich und Europa zum Hit. Er enthält alles, was Stro-
          Das ist Paul Van Haver, der sich Stromae nennt, die Um-          mae als Musiker, Sänger und Texter auszeichnet. Eingängig-
     kehrung von Maestro. Paul ist Mestize, das fünfte Kind einer          keit, Eleganz, Tristesse.
     flämischen Mutter und eines ruandischen Vaters, eines Archi-               Qui dit amour dit les gosses,
     tekten, der die Familie früh verlässt, in seine Heimat zurück-             dit toujours et dit divorce.
     kehrt und als Tutsi beim Genozid von 1994 ermordet wird; der               Qui dit proches te dis deuils
     Leichnam wird nie gefunden. Stromae wird über die abwesen-                 car les problèmes ne viennent pas seul.
     den Väter ein Lied schreiben, «Papaoutai», das viele Kinder                Das Scheitern einer Beziehung, einer Familie, der Tod der
     und Mütter zum Weinen bringt, die es hören. Im Video spielt           Nächsten, alles zu vier lakonischen, scheinbar mühelos mon-
                                                                                                                                               DA S M AGA Z I N 4 8/2014

     er den Vater als Wachsfigur; es wurde im Internet über 206 Mil-       tierten Zeilen komprimiert. Er singt sie in seinem geschmei-
     lionen Mal angeklickt, eine enorme Zahl, die amerikanischen           digen Sprechgesang, man hört das Stück einmal, hört es wie-
     Superstars vorbehalten bleibt, ein elektrischer Chansonnier aus       der und wieder, wird es nicht mehr los. Der Clip zum Song
     Brüssel wird dort nicht erwartet.                                     weist ihn als instinktiven Schauspieler aus, die Filmsprache,
          Un jour ou l’autre on sera tous papa                             die Choreografie und die Inszenierung zeugen von seinem
          Et d’un jour à l’autre on aura disparu.                          Talent und seinem Humor. Die erste Platte heisst «Cheese»,

                                   Er lässt die Leute selig zurück: Stromaes Publikum am Paléo Festival von Nyon
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FORMIDABLE Stromae, über 200 Millionen Klicks auf Youtube - N 48 - 29. NOVEMBER 2014
zeigt ihn lächelnd mit umgebundener Fliege und macht ihn weit       ne Verbindung zustande, interessiert es mich nicht. Erst wenn
     über seine Heimat hinaus bekannt. Ausverkaufte Konzerte, ver-
     zücktes Publikum, exaltierte Kritiken. Stromae wird zum Star.
                                                                         sie gelingt, beginnt für mich der Prozess des Geschichtener-
                                                                         zählens, bei dem am Ende der Zuhörer etwas erlebt.»                                                                                 real watches for real people
          2013 bringt er «Racine Carrée» (Quadratwurzel) heraus,              Stromaes Texte klingen immer wie selbst erlebt. «Formi-
     die Platte führt noch ein Jahr nach Erscheinen die Schweizer        dable» erzählt von der Leere nach dem Rausch, von Heirat
     Verkaufsliste von iTunes an. Die Musik klingt energischer,          und Verlassenheit, das Lied imitiert die weinerliche Anmache
     Stromae kombiniert seinen melodiösen Hip-Hop mit Elektro-           eines Zurückgewiesenen. Das ist alles so mitleidlos präzis
     beats und Einwürfen kongolesischer und kubanischer Tänze zu         rapportiert, dass man sich gar nicht vorstellen kann, dass hier
     einer globalisierten Musik aus dem Estrich. Gelegentlich klingt     einer bloss beobachtet hat und nicht erlebt. Das Stück beginnt
     seine Musik künstlich und blechern, meistens überzeugt              mit einer simplen, geschlauften Klavierfigur, dann singt sein
     aber die Kombination zwischen der Kühle der Elektronik und          Autor und redet los, und er kommt einem vor, als sei er der
     der Wärme seiner Stimme. Und da sind noch die Texte. Stromae        Musik ausgeliefert, als würde sie ihn vor sich hertreiben. Wie
     schreibt poetisch direkt. Die Zeilen tanzen, die Metaphern          ist das Stück entstanden?
     gleissen, die Wortspiele funkeln. Und immer ist da ein Ernst             «Ich hatte diese vier Noten aus Händels ‹Sarabande› im
     in seinen Songs, eine Dunkelheit in allem, was er macht, von der    Kopf, das ich von Stanley Kubricks ‹Barry Lyndon› kannte, die
     auch seine Selbstironie nicht ablenkt. Bereits wird er mit Edith    Musik steigt hoch und fällt wieder in sich zusammen. Als wir
     Piaf verglichen, Yves Montand und allen voran Jacques Brel,         die Szene an der Filmschule analysierten, sagte unser Prof,

           «Die Musik bestimmt alles bei mir, auch die Musikalität
         der Worte, lange bevor diese einen Sinn ergeben. Kommt
          keine Verbindung zustande, interessiert es mich nicht.»

     dem belgischen Chansonnier, den Stromae so sehr verehrt,            Kubrick habe diese Musik gerade deshalb eingesetzt. Zuerst
     dass er sich jeden Vergleich mit ihm verbittet, er reagiert auf-    geht alles gut, dann wird alles schlecht. Daraus ergab sich der
     gebracht, wenn man ihn in Brels Nähe lobt. Dabei kann man           Text.»
     manchmal nicht anders als an den Landsmann zu denken,                     Das Bemerkenswerte am Song ist nicht nur die Verfilmung
     nicht nur von der Intensität des Vortrags her, sondern weil es      im fahlen Alltagslicht von Brüssel, sondern die Zahl, die bei
     auch bei Stromae oft humorvoll zugeht, aber selten fröhlich.        Youtube daruntersteht: Über 96 Millionen Mal ist dieser
                                                                                                                                                                         Oris Big Crown ProPilot Altimeter
          Da ist zum Beispiel «Formidable» aus dem zweiten Album,        schmucklose Clip weltweit angeklickt worden, mehr als «Bad»                                     Patentiertes Automatik-Uhrwerk
     das schon wegen seiner Verfilmung zu reden gab. Im Videoclip        von Michael Jackson. Sein letztes Zürcher Konzert gab Stromae                                   mit mechanischem Höhenmesser
     zum Song irrt Stromae betrunken über eine Tramstation in            im Palais X-tra, wo das Publikum seine Texte im Chor mitsang.                                   Matt satiniertes Edelstahlgehäuse
                                                                                                                                                                         Wasserdicht bis 10 bar/100 m
     der Brüsseler Innenstadt, im strömenden Regen beschimpft            Sein nächstes spielt er am Freitag im Hallenstadion*, es ist seit
                                                                                                                                                                         www.oris.ch
     er Passanten und entschuldigt sich im nächsten Satz, dazwi-         Monaten ausverkauft. Vorher spielt er noch in den USA und in
     schen fällt er fast vors Tram. Drei junge Polizisten halten ihn     Kanada, im nächsten Jahr bereist er Afrika.
     auf, bitten ihn freundlich, doch heimzugehen und sich aus-                Mit dem Erfolg kommt die Routine, mit der Routine droht
     zunüchtern. «Je suis un grand fan», sagt einer von ihnen. Was       die Gleichförmigkeit. Etwas davon merkt man dem Konzert an,
     sie nicht wissen: Der Musiker lässt seinen Auftritt mit versteck-   das Stromae am Abend des Interviews geben wird. Sein Auf-
     ten Kameras filmen, das Taumeln im angetrunkenen Zustand            tritt am Paléo Festival von Nyon war innert neun Minuten aus-
     ist inszeniert. Hinter dem Spontanen wird der Kontrollieren-        verkauft, und obwohl er erst nachts um halb eins auf die Bühne
     de spürbar, der seine Songs am Computer komponiert, die             tritt, drängt sich eine riesige Menge vor die grosse Bühne, Zehn-
                                                                                                                                             DA S M AGA Z I N 4 8/2014

     Muster seiner Kleider in Auftrag gibt, über die Gestaltung          tausende feiern ihn vom ersten bis zum letzten Ton. Stromae
     seiner Clips entscheidet und darin auftritt wie ein Erzähler        lässt sie singen und klatschen, bedient alle Techniken der Pu-
     über das Leben der anderen. Am Anfang stehe immer die               blikumsbeteiligung, dankt überschwänglich, bringt seine
     Musik, sagt er.                                                     Show, spielt seine Hits, wechselt die Garderobe. Die Schein-
          «Die Musik bestimmt alles bei mir, auch die Musikalität        werfer blitzen, die Videoleinwand leuchtet, er tanzt, er winkt,
     der Worte, lange bevor diese einen Sinn ergeben. Kommt kei-         er geht und lässt die Leute selig zurück. Trotzdem bleibt der

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Auftritt unter den Erwartungen, gerade weil er alle Erwartun-          Wenn das letzte Konzert der Tournee gespielt und die letzte In-

                                                                                                                                                                                     Meisterwerk
     gen erfüllt. Etwas Distanzloses geht von seinen Ansagen und            terviewfrage beantwortet und das letzte Hotelzimmer verlassen
     Durchsagen aus, die Aufführung der Musik steht im auffälli-            ist, will er sich zurückziehen. Ein neues Album werde es frühes-
     gen Kontrast zur Skepsis seiner Texte.                                 tens in drei Jahren geben, sagt er, wenn überhaupt. Dabei kommt
          Möglicherweise betreibt er solche Auftritte als Verteidi-         er einem nicht abgelöscht vor, im Gegenteil, der Sänger ist dau-
     gung. Denn je länger das Gespräch andauert, desto mehr er-             ernd in Bewegung, hält es fast nicht aus auf seinem Stuhl, den
     zählt er davon, wie sehr ihn der Erfolg belastet. Wenn er über         Tee hat er vergessen, es redet aus ihm heraus. Er hört den Fragen
     seine Karriere redet, kommt es einem vor, als gehe sie ihm viel        genau zu, aber seine Antworten zerstäuben unweigerlich in ei-
     zu schnell. Obwohl der Gestaltungswille bei ihm fast körper-           nem sehr freien Assoziieren, für das er sich regelmässig folgen-
     lich spürbar wird, das Bedürfnis nach Beachtung, wirkt seine           los entschuldigt. Er war einem als unkompliziert und beschei-
     Bescheidenheit glaubhaft. Mit dem Erfolg nehme man Scha-               den beschrieben worden, selbstkritisch, neugierig und offen für
     den, sagt er. In seinem eleganten, präzisen Französisch, das           alle Fragen. Das sind Attribute, die man in diesem Geschäft oft
     auch seinem Reden über sich selber etwas Ungekünsteltes                behauptet und selten bestätigt sieht, bei ihm treffen alle zu. Er
     verleiht, klingt das so:                                               hat ein ungeheures Charisma, man spürt es wie eine Hitzewelle.
          «On s’abîme, et on abîme tout le monde, parce que c’est très      Gleichzeitig fällt einem das Melancholische an ihm auf, das auch
     violent, le succès, tout ce qui se passe. Je ne suis pas en train de
     me plaindre du tout, c’est juste une realité, et elle m’a changée.»
                                                                            seine Texte bestimmt. So nachdenklich hat man noch selten
                                                                            einen Musiker erlebt, der ein so fröhliches Genre bedient.                                      Il Bruciato 2012/13
                                                                                                                                                                            Bolgheri doc
                                                                                                                                                                            Tenuta Guado al Tasso
                                                                                                                                                                            Antinori – Toscana
                                                                                                                                                                                                                 20%
               Stromae singt von schlagenden Männern,
       geschlagenen Frauen und weinenden Kindern. Dabei klingt                                                                                                              Sonnenglut der Maremma.
              er nie nach einem singenden Sozialarbeiter.                                                                                                                   Verzauberndes Fruchtbouquet.
                                                                                                                                                                            Maskuline Struktur, langes Finale.
                                                                                                                                                                            Verleitet zum Geniessen.
     Ob er noch derselbe sei, das werde er oft gefragt. «Das Entschei-      Stromae erzählt von der Gefahr, der Einsamkeit und der Angst,
     dende bleibt, dass ich mich das selber immer wieder frage,             von Rassismus, Gewalt, Pädophilie, Krebs und Selbstmord. Von
     und solange ich das tue, ist es gut.» Obwohl er charmant auftritt      schlagenden Männern, geschlagenen Frauen und weinenden
     und sich der Wirkung auf andere bewusst ist, obwohl sich die           Kindern. Dabei klingt er nie nach einem singenden Sozialar-
     Presse um ihn reisst und man ihn oft am Fernsehen sieht, bei           beiter, zumal er seine dunklen Verse mit hellen Melodien ver-
     Galaauftritten, an Preisverleihungen und in Talkshows, kommt           sieht. Oft bleibt das Schreckliche im Alltäglichen versteckt, und
     er einem zerbrechlich vor, nicht nur weil er fast anorektisch          man braucht mehrere Zeilen, bis man die fröhliche Tarnung
     aussieht in seinem Schmalsein. Es passiert viel mit ihm, und           durchschaut. Selbst in seinen schlimmsten Versen flackert
     es gefällt ihm nicht.                                                  Humor auf, etwa dann, wenn sich der Sänger am Ende aller
         Warum das so ist, zeigen Videoaufnahmen in Frankreich,             Hoffnung und am Ende eines Liebesliedes, das «Te Quiero»
     wo Stromae eine Buchhandlung besucht, um sein neues Album              heisst, den Suizid des Verlassenen vorstellt:
     zu signieren. Die Fans drängen sich um ihn, die Sicherheits-
     leute reagieren überfordert, die Lage droht ausser Kontrolle
                                                                                Le moral bas, en haut d’un pont, d’une falaise
                                                                                ou d’un building                                                                            CHF   18.80        netto
     zu geraten. Als der Musiker nach dem Signieren in das Auto
     steigt und weggefahren wird, sieht das aus wie eine Flucht.
                                                                                J’aurai l’air d’un con quand je sauterai dans le vide.
                                                                                Demoralisiert steht er zuoberst, aber wenn er ins Leere
                                                                                                                                                                            statt 23.50, 75 cl
     Wie hat er die Begegnung erlebt?                                       springt, sieht er aus wie ein Idiot. Warum schreibt er solche Sa-
         «Sie machte mir Angst. Es gab da einen Moment, bei dem             chen, wie kommt dieses düstere Zeug in seine gefällige Musik?                                   gültig bis 31.12.2014
     ich mir vorkam, als sei ich nicht mehr ich selber. Das war, als die    Und warum macht er sich gleichzeitig darüber lustig? Das eine
                                                                                                                                                                            jetzt bestellen auf
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     Fans um den Wagen herumstanden, als sie schrien und mit                habe mit seiner Haltung zu tun, sagt er, das andere mit seiner
     Fäusten auf das Autodach einschlugen. Ich empfand das als              Kindheit. Er sehe gerne das Negative, den plötzlichen Ab-                                       bindella.ch
     gewalttätig, es gibt kein anderes Wort dafür. Ich habe kleine          sturz, das Finstere.
     Kinder erlebt, die diese Szene gesehen haben und in Tränen                 «Dass ich mich manchmal so ironisch gebe dabei, mag
     ausgebrochen sind. Mich hat ihre Reaktion aufgewühlt. So               damit zu tun haben, dass man mich in meinem Leben selten
     hatte ich mir mein Leben nicht vorgestellt.»                           ernst nahm. Als ich klein war und mich meinen älteren Ge-

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schwistern zu erklären versuchte, wurde ich ausgelacht. Ich          habe auch den belgischen Surrealismus produziert. Er lacht,
war ein verträumtes Kind und verhaspelte mich oft beim Reden.        als man ihn auf das Zitat anspricht; man findet es komisch, er
Das passiert mir noch heute manchmal, ich versuche, etwas zu         findet es logisch.
erklären, und verheddere mich in meinen Einfällen. Ich könne              «Denken Sie an René Magritte, an seine Männer im Anzug,
doch gut reden, hat mir mein Manager versichert, aber das            die vom Himmel regnen, in einer klassizistischen Technik ge-
überrascht mich, denn das hat man mir nie gesagt. Ein guter          malt: Das hat doch einen lächerlichen Ernst. Ich kann nicht
Redner ist strukturiert, ich bin das gerade nicht, ich springe von   für alle Belgier reden, aber ich glaube wirklich, dass das unse-
einem Thema zum anderen, wie Sie sicher gemerkt haben, das           ren Surrealismus ausgemacht hat. Sich nicht ernst zu nehmen,
mag eine gewisse Logik haben, aber es hat oft keinen Zusam-          ist schon einmal eine gesunde Haltung. Ausserdem haben wir
menhang.»                                                            kleinen Länder keine andere Wahl. Selbstironie wird zur Stra-
     Die Disziplin, die ihm beim Reden fehlt, kompensiert er in      tegie, denn die Grossen werden immer mächtiger.»
seinem Schreiben. Dabei muss er sich, wie alle Songwriter, ge-            Stromae spricht Französisch und ein exzellentes Englisch,
gen die Unterstellung wehren, seine Texte handelten von ihm;         kann aber kaum ein Wort in den Sprachen seiner Eltern, Flä-
Stromae sei die singende Version von Paul Van Haver. Das             misch oder Ruandisch. In Belgien, das vom Hass seiner Kul-
stimme nicht, sagt er, nur etwa ein Fünftel dessen, was er singe,    turen zerrissen wird, gilt er als grösste Integrationsfigur neben
falle mit ihm zusammen, der Rest resultiere aus Beschreibun-         der Fussball-Nationalmannschaft. Wie schwierig die Frage der
gen von anderen. Und er werde nie erzählen, welches Lied von         Herkunft für ihn bleibt und damit der Identität, hat er in ei-
ihm handle. «Das ist meine Art, mich zu schützen. Auch wenn          nem seiner härtesten Lieder verarbeitet, er trägt es als Rap vor
ich mit der grösstmöglichen Aufrichtigkeit singe, übe ich dabei      und macht seine Position schon im Titel klar: «Bâtard» heisst
einen Beruf aus, voilà. Stromae ist eine Figur, ein Projekt.» Über   es, Bastard. «Bist du ein Hutu oder ein Tutsi, ein Flame oder ein
Privates redet er fast nie, sagt auch nichts zu seinen Frauen-       Wallone?», fragt er – und gibt sich selbst die Antwort:
beziehungen. Man weiss von ihm, dass die Geschwister an sei-              Ni l’un, ni l’autre
ner Karriere beteiligt sind und er seine Mutter für den wichtigs-         bâtard, tu es, tu l’étais, et tu le restes
ten Menschen in seinem Leben hält; er habe ihr alles zu ver-              ni l’un ni l’autre, je suis, j’étais et resterai moi.
danken.                                                                   Weder der eine noch der andere, du bleibst ein Bastard,
     Wie kunstvoll er sich inszeniert, zeigen seine Videoclips,      warst es und bleibst es auch. Ich bin, ich war, ich bleibe mich
sie haben eine träumerische Qualität, etwas Fantastisches und        selber.
Surreales geht von ihnen aus. Belgien sei stolz darauf, ein lä-           Im nächsten Jahr wird Stromae in mehreren afrikanischen
cherliches Land zu sein, zitiert ihn die «New York Times», das       Ländern Konzerte geben, dabei wird er auch in Kigali spielen,
                                                                     der ruandischen Hauptstadt. Was für Gefühle registriert er,
                                                                                                                                                                       Mit einem                                                    zu unschlagbarem Kundenservice.
                                                                     wenn er an diesen Auftritt vorausdenkt? «Komplexe Gefühle»,
                                                                     gibt er zurück.
                                                                          «Ich war einmal in meinem Leben in Kigali, und es wird
                                                                     eigenartig sein, dort aufzutreten, weil so viel Persönliches
                                                                     mitschwingt. Den Auftritt als professionelles Engagement zu
                                                                     sehen, wird mir helfen. Aber das Private wird mich berühren,
                                                                     so viel ist sicher. Dass ich jedoch durch Afrika toure, ohne in
                                                                     Ruanda zu spielen, ist für mich undenkbar. Es ist eine Aufgabe
                                                                     und eine Freude.»
                                                                          «Je n’ai pas peur de la mort mais de l’oubli», singt er ein-
                                                                     mal, wieder so ein plötzlicher Satz von ihm: Ich habe nicht Angst
                                                                     vor dem Tod, aber vor dem Vergessen. Das Stück heisst «Je
                                                                     cours»: Ich renne.
                                                                          Stromae rennt immer.                                        •
                                                                     * Freitag, 5. Dezember 2014, 20 Uhr,
                                                                       Hallenstadion Zürich
                                                                                                                                           DA S M AGA Z I N 4 8/2014

                                    Die
                                  Krawatte
                                     —
                                     männer                          J E A N-M A RT I N BÜ T T N ER ist Reporter beim «Tages-Anzeiger».
                                                                                    jean-martin.buettner@tages-anzeiger.ch
                                    macht mode
                                              —
                                        19.09.2014
                                                                         In diesen Tagen erscheint sein Buch «Anfänge. Und so weiter» im
                                                                     Echtzeit Verlag. Vernissage am 9. Dezember um 20 Uhr im Kaufleuten.

                                        18.01.2015                          Der Fotograf OL I V I ER VO GEL SA NG lebt in Genf.                                        Die führende Online-Krankenkasse mit persönlicher Beratung. Wechseln Sie jetzt zur Krankenkasse mit den
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Die Gegenwelle
                                                                                    Rolf Soiron kommt die Treppe seines Basler Stadthauses her-          die Elite mit hohen Gehältern unglaubwürdig gemacht, ein Os-
                                                                                    unter, von dessen Vorplatz man einen prächtigen Blick auf den        pel zum Beispiel oder ein Vasella, der einst sein Assistent beim
                                                                                    Rhein und die Basler Altstadtkulisse hat. Soiron, 69 Jahre, einer    Pharmakonzern Sandoz war. «Wenn man eine halbe Million
                                                                                    der grossen Wirtschaftskapitäne der Schweiz, schneeweisse            verdient», sagt Soiron, «vergisst man schnell, wie es ist, mit
                                                                                    Haare und weiche Züge, nimmt mir die Jacke ab und führt              75 000 Franken pro Jahr zu rechnen. Man weiss nicht mehr, wie
                                                                                    nach oben ins Wohnzimmer. «Ohne zu kokettieren», schrieb             die Mehrheit der Leute lebt.» So habe die Wirtschaft die Ängs-
                                                                                    er in der Mail mit der Wegbeschreibung zu seinem Haus: «Ich          te der Bevölkerung vor dem Wachstum nicht ernst genommen.
                                                                                    bin nicht scharf auf mediale Auftritte, weiss aber, dass wir Wirt-        Die Wirtschaftselite, meint Peter Nobel, meide geradezu
                                                                                    schaftschefs uns zeigen müssen.»                                     die Öffentlichkeit. «Ich kenne viele Wirtschaftsführer, die pa-
                                                                                          Soiron ist Verwaltungsrat des Basler Pharmamultis Lonza        nische Angst vor der Presse haben», sagt Nobel. «Sie fürchten
                                                                                    und Vorstandsmitglied von Economiesuisse. Im Wohnzimmer,             um ihre Aura und verstecken sich hinter PR-Verantwortlichen.»
                                                                                    das mit beigen Möbeln und hohen Bücherwänden ausgestattet            Doch nationale Politik sei aus ihrer Perspektive sowieso nur ein
                                                                                    ist, serviert er ein Tablett mit Apfelschorle und Mineralwasser.     Faktor unter vielen. Das Resultat gemäss Nobel: «Es sitzen
                                                                                    Er setzt sich und sagt: «Das Dreieck zwischen Bevölkerung,           nicht mehr die besten Köpfe in der Politik.» Die seien eher in
                                                                                    Wirtschaft und Politik, das unser Land lange solide zusammen-        der Wirtschaft und in der Kunst.
                                                                                    hielt, hat Spannungen und Risse. Das beschäftigt mich sehr.»              Peter Nobel ortet einen tiefen Defekt im politischen Ge-
                                                                                          Peter Nobel empfängt im Konferenzraum seiner Kanzlei           füge. «Wenn mit Volksinitiativen Bundesrat und Parlament
                                                                                    Nobel & Hug, die im Zürcher Seefeld liegt, nicht weit vom            ständig ausgehebelt werden können, muss das ein Alarmsi-
                                                                                    Opernhaus. Nobel, gleich alt wie Soiron, ein St. Galler mit etwas    gnal sein.» Das politische System, sagt Nobel, sei nicht mehr im
                                                                                    Embonpoint und gemütlichem Lachen, sieht auf den ersten              Einklang mit der Bevölkerung. Das Band, das die Schweizer
                                                                                    Blick aus wie jemand, mit dem man gern ein Feierabendbier            in Grundfragen zusammenhielt, habe sich gelockert. «Gerade
                                                                                    trinken würde, aber nicht unbedingt wie der wichtigste Wirt-         die Armee hat früher dazu beigetragen, dass sich die Schweizer
                                                                                    schaftsanwalt im Land, der Viktor Vekselberg und Philipp Hilde-      homogenisierten», sagt Nobel. «Man hat zusammen geplau-
                                                                                    brand vertritt. Nobel redet entspannt, demonstriert eine Luft-       dert und gejasst.»
                                                                                    bläserinstallation des Künstlers Roman Signer. Dann wird er               Er gehe jedoch nicht vom Schlimmsten aus, sagt der An-
                                                                                    nachdenklicher. Während des Gesprächs hält er die Krawatte           walt. Man müsse nun die Ecopop-Initiative abwarten, die hof-
                                                                                    und die Lesebrille in der Hand. «Ich sehe die EU nicht als feind-    fentlich abgelehnt werde, und dann weitersehen. Auch Rolf
                                                                                    liches Konstrukt», sagt Nobel, «sie hat Krieg in Europa undenk-      Soiron gibt sich optimistisch, dass die Schweiz einen Ausweg
                                                                                    bar gemacht. Stattdessen hat man hierzulande über jeden              aus der Europakrise findet. Er erinnert an die verlorene EWR-
                                                                                    kleinen Fehler der EU geredet. Den Schweizern wurde ein              Abstimmung von 1992. «Damals waren die Verlierer weit de-
                                                                                    Horrorbild eingepflanzt.»                                            primierter als heute.» Aber man habe dann doch einen erfolg-
                                                                                                                                                         reichen Ausweg gefunden. «Vielleicht», sagt Soiron, «trägt die
                                                                                    Entfremdung der Wirtschaft                                           derzeitige Häufung von Problemen dazu bei, dass sich neue
                                                                                    Rolf Soiron und Peter Nobel gehören zu den 112 Erstunter-            Kräfte bündeln.»
                                                                                    zeichnern des Appells «Die Schweiz in Europa», der am 12.
                                                                                    Oktober öffentlich wurde und eine neue, grundlegende Dis-            Warnschüsse sind echte Schüsse
                                                                                    kussion um die Beziehung der Schweiz mit der EU anschieben           Seitdem das Volk am 9. Februar mit einer 50,3-Prozent-Mehr-
                                                                                    will. Für Soiron und Nobel ist der Entscheid vom 9. Februar kein     heit die Masseneinwanderungsinitiative angenommen hat,
                                                                                    Unfall, sondern das Symptom eines kritischen Zustandes. «Wir         herrscht europapolitischer Ausnahmezustand. Bis im Februar
                                                                                    testen die Grenzen unserer Wirtschaftsentwicklung massiv»,           2017 müssen Bundesrat und Parlament die Initiative umsetzen,
                                                                                    sagt Peter Nobel. «Der Boom der 2000er-Jahre hat die Schwei-         und ob die EU, die gerade ziemlich mit sich selbst beschäftigt
                                                                                    zer überheblich gemacht», meint Rolf Soiron. «Wir denken,            ist, Lust auf eine Neuverhandlung der Personenfreizügigkeit
                                                                                    wir könnten uns Experimente leisten.»                                hat, ist fraglich. Mit dem Ecopop-Urnengang kommt zudem
                                                                                         Sowohl der Industrielle als auch der Wirtschaftsanwalt          diesen Sonntag eine noch viel radikalere Initiative zur Abstim-
                                                                                    stellen fest, dass sich die Wirtschaft von der Bevölkerung ent-      mung, die die Zuwanderung auf rund ein Fünftel der derzeitigen
Die Zivilgesellschaft meldet sich in der Europafrage.                               fremdet hat. «Früher sprachen die Chefs Dialekt, sie wohnten         Zahlen senken will. Wer glaubt, dass der bilaterale der richtige
                                                                                    um die Ecke, man sah sie im Tram», sagt Rolf Soiron. Er ist noch     Weg ist für die Schweiz, hat allen Grund, sich zu mobilisieren.
Wirtschaftskapitäne, ehemalige Diplomaten,                                          ein Wirtschaftsführer der alten Schule. Soiron machte Karriere            Nach der ersten Schockstarre haben sich deshalb in ver-
Rechtsgelehrte, Naturwissenschaftler und Studenten                                  bei Sandoz, präsidierte die Verwaltungsräte des Zementgigan-
                                                                                    ten Holcim und des Pharmamultis Lonza, war aber daneben
                                                                                                                                                         schiedenen Milieus Gruppierungen formiert, die sich in die
                                                                                                                                                         Europadebatte einklinken und das Steuer herumreissen wol-
wollen die Bilateralen retten, alle auf ihre Weise.
                                                        DA S M AGA Z I N 4 8/2014

                                                                                    Gemeinderat, Grossrat und Präsident des Basler Universitäts-         len. In den vergangenen Wochen tauchten gleich mehrere die-
                                                                                    rates. «Ich bin ein Auslaufmodell», meint er lakonisch.              ser Bewegungen in der Öffentlichkeit auf. Neben dem Appell
                                                                                         Die Globalisierung habe solche Biografien schwierig ge-         «Die Schweiz in Europa» waren da eine Gruppe junger Aka-
Von Joel Bedetti                                                                    macht, sagt Rolf Soiron. Die Welt eines Managers sei der des         demiker namens «Libero», ein Komitee namens «Forschung
                                                                                    Politikers fern geworden. «Vielleicht», sagt Soiron, «haben wir      in einer weltoffenen Schweiz» um den renommierten Zürcher
                                                                                    es versäumt, neue Brücken zu bauen.» Stattdessen habe sich           Medizinprofessor Adriano Aguzzi und die Gruppe «Raus aus

                                                                                                                                                                                                                            21
der Sackgasse» um den St. Galler Arbeitsrechts­professor Tho-         Strassen. Doch Roth zeigt sich pessimistisch, was die Umset-
     mas Geiser. Wo auch immer das hinführen wird: Es tut sich et-         zung seiner Verbesserungsvorschläge angeht. «Dazu wären
     was in der Schweizer Zivilgesellschaft.                               Investitionen nötig», sagt Roth, «aber die bürgerliche Mitte
          Jean-Pierre Roth steht im Türrahmen seines Büros, das            scheint zurzeit keinen Mut zu haben, solche Projekte gegen
     sich an bester Lage auf der Genfer Rhône-Insel befindet. Er ist       den Populismus der SVP zu verteidigen.»
     angezogen wie in einer Zeit, als man noch von «Bänklern» und
     «Direktoren» sprach, trägt einen Anzug, Schnauz und eine Uhr,         Das Paradox des freien Personenverkehrs
     die wie ein Familienerbstück aussieht. Der ehemalige Präsident        Der eigentliche Verfasser des Appells «Die Schweiz in Europa»
     der Schweizer Nationalbank, Präsident der Genfer Kantonal-            ist jedoch Benedikt von Tscharner, ein altgedienter Europa­
     bank und Verwaltungsrat von Nestlé, Swiss Re und Swatch ist           veteran. Als Missionschef der Schweiz in Brüssel reichte er im
     einer der Köpfe des Appells «Die Schweiz in Europa». Es war           Mai 1992 das legendäre Beitrittsgesuch der Schweiz ein und
     Roth, der darauf gepocht hat, auch Wirtschaftsspitzen wie Peter       berief nach der verlorenen EWR-Abstimmung eine Sitzung
     Nobel, Rolf Soiron oder den Swiss-Re-Präsidenten Walter Kiel-         ein, an der Schweizer und EU-Diplomaten Themen zur Weiter-
     holz einzubinden.                                                     verhandlung definierten, die später zum Abschluss der bilate-
          Am 9. Februar, sagt Jean-Pierre Roth, der eben von einer         ralen Verträge führten. Nicht nur Wirtschaftsköpfe, auch viele
     Asienreise zurückgekehrt ist, hätten bei ihm die Alarmglocken         ehemalige Diplomaten und Spitzenbeamte sind unter den Erst-
     geschrillt. Auch Bekannte von ihm stimmten der Initiative zu.         unterzeichnern des Europa-Appells zu finden. Auf die Frage,
     «Viele Stimmbürger wollten einen Warnschuss abgeben», sagt            mit welchen Mitteln man die Europadebatte denn beeinflussen
     Roth. «Doch die Schweizer scheinen bei Abstimmungen ver-              wolle, mit Veranstaltungen, Auftritten, wehrt von Tscharner
     gessen zu haben, dass ein Warnschuss immer auch ein echter            jedoch ab. «Für Vereinsmeierei bin ich inzwischen zu alt.» Zwar
     Schuss ist.» Jean-Pierre Roth steckte einige Wochen darauf mit        wurde er für einige Vorträge gebucht, aber er lässt durchblicken,
     dem ehemaligen Nationalbankdirektor Jean Zwahlen und dem              dass es sich dabei wohl um Predigten vor Bekehrten handeln
     pensionierten Diplomaten Benedikt von Tscharner die Köpfe             wird.
     zusammen. Gemeinsam erarbeiteten sie das Manifest und                      Es sei schon paradox, meint der weit gereiste Diplomat. Die
     akti­vierten ihre Netzwerke, um eine Liste mit prominenten Erst­      Personenfreizügigkeit funktioniere in der EU eigentlich ent-
     unterzeichnern zu erstellen.                                          täuschend. «Der Franzose geht kaum je nach Dänemark arbei-
          Anders als einige seiner Mitstreiter will Roth nicht in erster   ten.» Die Schweizer Wirtschaft habe hingegen immer positiv
     Linie eine europapolitische Debatte lancieren. Für ihn richtet        auf Öffnungsimpulse reagiert. «Die Schweizer sind reise- und
     sich der Appell an die politische Elite. «Die Politik, gerade die     handelsfreudig; sie importieren und exportieren.» In der
     bürgerliche Politik, hat versagt», sagt Roth. «Sie hat die Neben-     Schweiz, sagt Benedikt von Tscharner, funktioniere die Perso-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                10CAsNsjY0MDQx0TU2MzUxMgMAhPQt2g8AAAA=

     effekte der Personenfreizügigkeit nicht ernst genommen.»              nenfreizügigkeit eigentlich so, wie sie gedacht sei.
                                                                                                                                                                                                                              10CFWLrQ6AMAwGn6hLv67dOirJHEEQ_AxB8_6KH4c4dXfLEpb4Y-7r3rcAQ5VyMZUS1ixJLQjnmrzmVgKAy9NM4NzYpfpvIVUXYx5vQwDBB_iRZDJMkK7jvAF8RPVedQAAAA==

     Die Bevölkerung, meint Jean-Pierre Roth, habe nicht mehr das
     Gefühl, dass eine offene Wirtschaftspolitik auch ihr etwas            Rütlifeier für Europa
     bringt. «Der Mittelstand hat den Eindruck, dass die ­Politik ihn      Am Abend des 5. November versammelten sich im Plenarsaal
     vergessen hat», meint Roth. «Die Unterschicht wird subventio-         des Instituts für Europa und Wirtschaftsvölkerrecht im Berner
     niert, und die Elite wird in der gegenwärtigen Wirtschaftsord-        Länggasse-Quartier rund zwei Dutzend Personen. Geladen
     nung sowieso immer reicher.» Die Bevölkerung wolle nun Ta-            hatte der ehemalige Zürcher Regierungsrat Markus Notter, der
     ten sehen, sagt der Bankier. «Verkehrsausbau, Wohnungen zu            das Zürcher Europainstitut präsidiert und in den Wochen zuvor
     bezahlbaren Preisen.»
          In Genf sind die Nebenwirkungen der Personenfreizügig-
     keit besonders scharf. Es herrscht Wohnungsmangel, am Feier-
                                                                           neue sowie bereits existierende Gruppierungen kontaktiert
                                                                           hatte, die sich in der Europafrage zu Wort melden wollen. Dabei
                                                                           waren unter anderem Delegationen von «Operation Libero»,
                                                                                                                                                                           An mein Vermögen
     abend blockieren die Tausende französische Grenzgänger,
     ohne die die Genfer Wirtschaft zusammenbrechen würde, die
                                                                           Foraus und Yes, die sich aus dem jungakademischen Milieu re-
                                                                           krutieren, Vertreter des grünen Wirtschaftsverbandes Clean-                                     lasse ich nur mich selbst.
                                                                                                                                               DA S M AGA Z I N 4 8/2014
                                                                                                                                                                           Und Experten.

                                                                                                                                                                           Vermögensverwaltung – so individuell wie Sie.
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     «Die bürgerliche Politik hat versagt», meint Jean-François                                                                                                            unserer globalen Finanzexpertise. Wir steuern Ihr Portfolio zielgenau nach Ihrer
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            Roth, der frühere Nationalbank-Präsident.                                                                                                                      credit-suisse.com/invest

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www.citroen.ch
     tech, Professoren der verschiedenen Europainstitute, Thomas        grinst. «Das kommt einem bekannt vor.» In den Sechzigern
     Held, der frühere Direktor von Avenir Suisse, Benedikt von         habe man dann Angst vor den Italienern gehabt. «Heute giesst
     Tscharner und die SP-Parlamentarier Hans Stöckli und Martin        jeder Olivenöl über den Salat», sagt Thomas Geiser, «aber da-
     Näf. Es ist eine bunte, vorderhand recht unkoordinierte Truppe.    mals war das exotisch.»
     An der Zusammenkunft sollten sich die verschiedenen Grup-               Einer der vermutlich mit Olivenöl kochenden Einwande-
     pierungen kennen lernen und über ein gemeinsames Vorge-            rer sitzt im Büro F43 des Universitätsspitals Zürich. Sein Name
     hen beraten.                                                       ist Adriano Aguzzi, er ist 54 Jahre alt, Medizinprofessor und
         Gastgeber des Koordinationstreffens war Thomas Cottier.        einer der renommiertesten Prionenforscher der Welt. Der Weg
     Der Professor für Europa- und Wirtschaftsvölkerrecht ist über-     zu seinem Büro führt über grauen Linoleumboden, vorbei an
     zeugt, dass sich in der Schweiz ein Glaubenskrieg zwischen na-     Labors und Zimmern, in denen Männer und Frauen in Kitteln
     tionaler Isolation und europäischer Integration abspielt. Den      über Tastaturen gebeugt sind.
     9. Februar sieht er, anders als der Wirtschaftskapitän Roth,            Im ersten Moment wirkt Aguzzi schüchtern, doch dann
     weniger als Reaktion der Schweizer auf den Konkurrenzkampf         sprudelt es aus ihm heraus. «Unser Wohlstand hängt von wis-
     um Jobs, Wohnungen und einen Sitzplatz im Tram, sondern als        senschaftlicher Innovation ab», sagt der Professor und deutet                                                                                                                               Licht, mit dem Sie StrahLen
     Langzeitwirkung der SVP. «Die Landbevölkerung, welche die          auf das Smartphone, welches das Gespräch aufnimmt. «Da
     Konsequenzen des Wachstums weniger spürt, hat der Vorlage          steckt Arbeit von zwei Nobelpreisträgern drin.» Einen For-
     mit grosser Mehrheit zugestimmt», meint Cottier.                   schungsabbau, sagt er, spüre man zwar nicht so schnell wie eine
         Deshalb will der Professor jetzt zur Gegenoffensive anset-     Finanzkrise, sondern erst zwanzig Jahre später. «Aber man ver-
     zen: «Wir müssen Druck machen und Terrain besetzen.» Er            baut sich die Zukunft.» Aguzzi fürchtet um die Wissenschaft
     plant eine Initiative, welche den Artikel 121a, also die Massen-   in der Schweiz.
     einwanderungsinitiative, durch eine Verfassungsbestimmung
     ersetzt, die in die entgegengesetzte Richtung zielt: einen Para-   Die alte Angst der Eingeborenen
     grafen, der eine bessere Integration der Schweiz in Europa ver-    Nach dem 9. Februar holte die EU zum ersten Gegenschlag aus
     langt. Drei Punkte seien darin zentral, sagt Cottier. «Das Be-     – gegen die Wissenschaft. Die Schweiz wurde vom Programm
     kenntnis zur europäischen Menschenrechtskommission und             «Horizon 2020», an dem sich Forscher aus Europa um millio-
     zu den europäischen Werten, das Bekenntnis zum Binnen-             nenschwere Forschungskredite bewerben, ausgeschlossen.
     markt und zum Vorrang des Völkerrechts.»                           «Das war eine grosse Ungerechtigkeit seitens der EU», ärgert
                                                                        sich Aguzzi, «die Wissenschaft hat keine Lobby, sie ist ein leich-
     Fehlender Spielraum                                                tes Opfer.» Doch für ihn war es der Weckruf, wie schnell es ans
     Ein auf den ersten Blick ähnliches Vorhaben hat Cottiers Be-       Eingemachte gehen kann. Nach Verhandlungen dürfen die
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   10CAsNsjY0MDQx0TU2MzOwMAQAn44aqw8AAAA=

     rufskollege Thomas Geiser. Der Professor für Arbeitsrecht an       Schweizer Forscher zwar wieder an Teilen des «Horizon»-Pro-
                                                                                                                                                                                                                                                                                 10CFXKIQ7DMBBE0ROtNbOetTc1rMKigircJArO_VHbsIKH_t-2EQW35_ra1_cgKFltDckRSxTvbSR6ya47-teDClU05t9vUnoA8_cYYdSkW1SrmIQW71S5jvMDNJk3MHcAAAA=

     der Uni St. Gallen sucht jedoch nicht den politischen Kampf        gramms teilnehmen, jedoch nur bis Februar 2017, wenn die
     zur grundsätzlichen Klärung des Verhältnisses der Schweiz zu       Masseneinwanderungsinitiative umgesetzt sein muss.
     Europa. Er will lediglich einen minimalen chirurgischen Ein-            Ohne internationale Vernetzung, sagt Adriano Aguzzi,
     griff in die Verfassung vornehmen.                                 drohe der Wissenschaft in der Schweiz eine geistige Verar-
          Geiser will den Paragrafen 121a ersatzlos streichen. «Die     mung. Das zeige sein eigenes Team, in dem Schweizer, Deut-
     Initiative», sagt Geiser, «lässt keinen Spielraum offen.» Wenn     sche, Inder, Chinesen, Russen und Italiener arbeiten. «Wenn wir
     man sie umsetze, verletze man die Bilateralen, und wenn man        Probleme von verschiedenen Blickwinkeln aus angehen, gibt es
     diese rette, verletze man die Verfassung. Sein Anliegen will er    fast immer bessere Ergebnisse», sagt der Professor. Daher
     mit einer Volksinitiative durchsetzen. «Der 9. Februar war ein     stelle er Forscher mit unterschiedlichen Biografien an. «Ich be-
     Zufallsmehr», meint der Jurist. «Man muss dem Stimmvolk            komme viele exzellente Bewerbungen aus Deutschland», er-
     nochmals die Gelegenheit geben, über die Vorlage abzustim-         zählt Aguzzi. «Würde ich nur nach den Examensnoten gehen,
     men.» Politisch sei dies keine Revolution, meint Geiser. Man
     habe auch mehrmals über das Frauenstimmrecht abgestimmt.
                                                                        hätte ich hier sehr schnell eine bundesrepublikanische Reinkul-
                                                                        tur. Aber das will ich nicht.» Habe er die Wahl zwischen zehn
                                                                                                                                                                         DS 3 SO irréSiStiBLe
     Im Gegensatz zu den anderen Bewegungen hat Thomas Gei-             Deutschen, einem Israeli und einem Schweizer, wähle er alle                                      mit neUer LichtSiGnatUr XenOn FULL Led*
     ser, zu dessen Mitstreitern der Rechtsprofessor Andreas Auer,      Nationen. Von kosmopolitischer Forschung, sagt Adriano Aguz-                                       17"-Alufelgen diamantgeschliffen Dekor «Paris» Automatischer Notbremsassistent
     der Clown Dimitri und der Multimillionär Hansjörg Wyss ge-         zi, würden gerade auch die Schweizer Studenten profitieren.                                        Zweifarbiges Dach Moondust Hi-Fi-Anlage Klimaanlage und Einparkhilfe hinten
     hören, ein begrenztes Ziel und einen klaren Zeitplan. Noch vor     «Es motiviert sie, in die Welt hinauszugehen, so steigert sich
     Weihnachten will er das Initiativkomitee vorstellen und mit der
     Unterschriftensammlung beginnen.
                                                                        ihr Marktwert, und man holt sie gern als Professoren zurück.»
                                                                             Diese Offenheit sei das Erfolgsrezept der Schweizer For-
                                                                                                                                                                         Premium Leasing Fr.           179.–                 / Monat mit 5 Jahren Garantie
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          Für Thomas Geiser steht die Masseneinwanderungsinitia-        schung, sagt Aguzzi. «Die Angst der Eingeborenen, von intel-
     tive in einer Kontinuität der Fremdenangst. Er erzählt von den     ligenteren Ausländern überrannt zu werden, ist nicht neu»,                                                                                                 DS 3 ab Fr.     14’690.–                                                                                                                                                                        verfügbar
     ländlichen Katholiken, die während der Industrialisierung in       fügt er hinzu. Aber die Schweizer Unis hätten der Versuchung,
     die Städte zogen und dort Angst auslösten. «Ich habe von einem     Inländer zu bevorzugen, immer widerstanden. Er habe solche
     Lausanner Gesetz aus der Jahrhundertwende gelesen, das den         Diskussionen am Unispital immer wieder erlebt, erzählt
     Katholiken verbot, Kirchtürme zu bauen», sagt Geiser und           Aguzzi. «Da gab es vielleicht eine vakante Professur und einen
                                                                                                                                                                         Die Angebote gelten für alle zwischen dem 1. November und dem 31. Dezember 2014 verkauften Fahrzeuge. Angebote gültig für Privatkunden; nur bei den an der Aktion beteiligten Händlern. Empfohlene
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                                                                                                                                                                         führt. Vollkaskoversicherung obligatorisch. Abgebildetes Modell mit Option: graue Aussenspiegelgehäuse Fr. 80.–. DS 3 1.2 VTi 82 Manuell Chic, Verkaufspreis Fr. 18’390.–, Cash-Prämie Fr. 3’700.–, Fr. 14’690.–;
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