Bürger für Kunst, Kunst für die Bürger - Wie weit mit einem Liter? Einmal um die Welt getanzt - TU Chemnitz
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Heft 3 | März 2010 Wissenschaft Wie weit mit einem Liter? Kunst und Kultur Einmal um die Welt getanzt Wissenschaft „Ein ‚Seitensprung‘ der Technik“ Geschichte Väter einer Industriestadt Bürger für Kunst, Kunst für die Bürger
2 Programmvorschau Seniorenkolleg Seniorenkolleg an der TU Chemnitz: Sommersemester 2010 06.04.2010 Fortis Saxonia – Auf den Spuren moderner Mobilität Nino Wagner, TU Chemnitz 13.04.2010 Bildung und Demokratie – Die Dresdner Seniorenakademie Prof. Dr. Alexander Andreeff, Geschäftsführer Programm der Dresdner Seniorenakademie 20.04.2010 Goethe und die königliche Kunst (Goethe der Freimaurer) Siegfried Arlt, Vorsitzender der Goethe-Gesellschaft Chemnitz 27.04.2010 Ballettstudie zum Ballett Kaddish / Serenade Lode Devos und Christiane Devos, Ballettdirektion, Theater Chemnitz 04.05.2010 Geburt der Informatik – 100. Geburtstag von Konrad Zuse Prof. Dr. Friedrich Naumann, Chemnitz 11.05.2010 Auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017 – ein Beitrag der Luthergedenkstätten in Wittenberg und Eisleben Dr. Stefan Rhein, Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, Geschäftsstelle Luther 2017 18.05.2010 Spitzenforschung – Intelligente Systeme mittels Mikro- und Nanotechnologien Prof. Dr. Thomas Geßner, TU Chemnitz 25.05.2010 Intelligente Mess- und Sensorsysteme Prof. Dr. Olfa Kanoun, TU Chemnitz 01.06.2010 Elektronikschrott-Recycling − Stand der Forschung Prof. Dr. Michael Stelter, TU Bergakademie Freiberg 08.06.2010 Strategische Bedeutung der künftigen Energieversorgungs- sicherheit in China und Europa Antje Nötzold, TU Chemnitz 15.06.2010 Vietnams Entwicklungsweg auf dem Prüfstand – wirtschaftliche und politische Herausforderungen Nadine Mensel, TU Chemnitz 22.06.2010 „So schön wie heut´, so müsst´ es bleiben� – Franz Grothe im Spiegel des musikalischen Salons Albrecht Winter, Leiter des Salonorchesters CAPPUCCINO, Leipzig 29.06.2010 Sicherheit durch rechtliche Vorsorge Tilmann Keith, Notar, Chemnitz 06.07.2010 Finanz- und Wirtschaftssituation in Sachsen (Beginn 16.30 Uhr) Prof. Dr. Georg Unland, Sächsischer Staatsminister der Finanzen, Dresden 13.07.2010 Maßnahmen zur Umsetzung des Sächsischen Hochwasserschutzprogrammes im Raum Chemnitz Christian Zschammer, Landestalsperrenverwaltung Dresden Vorträge jeweils 15.30 Uhr, Zentrales Hörsaal- und Seminargebäude, Reichenhainer Str. 90, 09126 Chemnitz, Hörsaal N115 Für jede Vorlesung werden auch Tageskarten angeboten.
Inhaltsverzeichnis / Editorial 3 S. 4 Nachrichten Liebe Leserin, Wissenschaft lieber Leser, S. 6 Wie weit mit einem Liter? den lokalen Medien ist es zu ent- Universität nehmen: ein generationenüber- S. 8 Vier Fragen an Markus Dörfel greifender Computerkurs hier, ein Projekt von Senioren in Grund- Geschichte schulen dort. Ein Supermarkt der S. 9 Zwischenstopp zum Spinnen Foto: Gleisberg Generationen am Brühl. Und na- türlich der große Schwerpunkt, Kultur den die Bewerbung um den Titel S. 10 Einmal um die Welt getanzt „Stadt der Wissenschaft“ auf die Zusammenarbeit der unterschied- Wissenschaft lichen Altersgruppen legt – es S. 12 „Ein ‚Seitensprung‘ der Technik“ scheint, als lebe Chemnitz im Be- reich der Generationenintegration Wissenschaft immer weiter auf. S. 14 Der Nutzen spielt eine größere Rolle Und das ist auch gut so: Denn Meldungen wie die, dass wir in 20 Foto: Theater Jahren in der ältesten Stadt Euro- Religion Chemnitz/Wuschansky S. 16 Darf die das? pas leben werden, alarmieren ei- nerseits (ob nun berechtigt oder Chemnitz nicht). Sie können aber auch – und S. 18 Eine ausgezeichnete Idee das ist der bessere Weg – Anlass zum Nachdenken sein: Welchen Gestaltungsspielraum haben jün- Wissenschaft gere, mittlere, ältere Menschen in S. 20 Dynamo am Ohr unserer Stadt? Und welchen brau- chen sie, um sich wohl zu fühlen? S. 21 Wissenswertes über Elektroschrott Wie gehen sie miteinander um, und: wie sollten sie miteinander Theater Foto: BurgEins umgehen? Wie wollen wir künftig S. 24 Der Lebensplan – ein Teufelspakt gemeinsam die Stadt und ihr Um- land gestalten? Literatur Man muss die angedrohte „Ver- Des Menschen Mond- und greisung“ also nicht als Gefahr S. 25 Himmelfahrten sehen, sie kann auch eine Chance sein – für Diskussionen, für gene- Kultur rationenübergreifende Projekte, S. 26 Bürger für Kunst, Kunst für die Bürger für einen Prozess des Zusammen- wachsens. Das „Journal der Gene- Geschichte rationen“, das sich ja selbst als ein S. 30 Väter einer Industriestadt Foto: Mario Geißler solches intergeneratives Projekt versteht, wird diesen Prozess auch S. 32 Kinder-Uni im Jahr 2010 begleiten: mit Wis- senswertem, mit Bedenkenswer- Rubriken tem, mit Anregungen zum Mit-, S. 22 Veranstaltungstipps Nach- und Bessermachen. Wir freuen uns über Ihre Aufmerk- S. 23 Gewinnspiel samkeit und möchten Sie auffor- dern: Diskutieren Sie mit! S. 33 Heftvorschau Juni / Impressum Volker Tzschucke S. 34 Brauche ich das wirklich? Bild: Schloßbergmuseum Chefredakteur
4 Nachrichten „Stadt der Wissenschaft 2011“ – Kulturkaufhaus „DAStietz“ Finale in Berlin „Leselust“ – Literaturfestival Mit hochkarätigen Veranstaltungen für alle Alters- gruppen will Chemnitz die Lust am Lesen entfachen. Vom 9. bis 28. April können Buchfreunde herausra- gende Vertreter der deutschen Literaturszene im Kulturkaufhaus „DAStietz“ erleben. Zum Auftakt beleuchtet der renommierte Fernsehjournalist Dirk Sager das Leben und Schaffen von Stefan Heym, ei- nem der bekanntesten Chemnitzer Söhne. Bereits einen Tag später, am 10.4. um 20 Uhr, ist die Schau- spielerin Katja Riemann zu Gast, die ihr Programm „Friedensreich, ein Doitschlandabend“ zusammen mit dem Berliner Ausnahme-Jazz-Gitarristen Arne Drei Städte, Bielefeld, Chemnitz und Mainz, über- Jansen liest, singt und haucht. In Texten von Sybille zeugten mit ihren Ideenskizzen am 20. November Berg bis Rammstein kommen die vielfältigsten Cha- 2009 die Jury des Stifterverbandes für die deutsche raktere zu Wort, die letztendlich jeder für seinen Teil Wissenschaft. Am 25. März dieses Jahres fällt nun in Antwort auf die Frage geben „Was ist das eigentlich, Berlin die Entscheidung, wer den Titel „Stadt der Wis- dieses ‚Doitschland‘?“. Einen weiteren Höhepunkt senschaft 2011“ gewinnt. Eine Delegation der Stadt bildet ein Gespräch mit Clemens Meyer. Der im Jahr Chemnitz stellt dort ihr Konzept vor, das eine Aus- 2008 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausge- wahl der über 100 eingegangenen Projektideen von zeichnete Autor diskutiert am Dienstag, den 13.4. Bürgerinnen und Bürgern, Unternehmen, Einrichtun- ab 19.30 Uhr mit Professor Bernd Leistner über sein gen und Institutionen enthält. Sollte Chemnitz den (Tage-)Buch „Gewalten“. Am 21. und 22. April lesen begehrten Titel gewinnen, so können diese Projekte jeweils um 19.30 Uhr zwei der wichtigsten jüngeren mit finanzieller Unterstützung durch Sponsoringmit- deutschen Autorinnen aus ihren aktuellen Roma- tel rechnen. nen: Juli Zeh und Judith Hermann (Kritik Seite 25). Zur Tradition geworden ist inzwischen die Zusam- menkunft Chemnitzer Literaturschaffender, Verlage, SenVital Seniorenresidenz ist „sehr gut“ Magazine und Antiquare zur „Büchermeile“. Am 24. April können Interessierte zwischen 14 und 18 Uhr Der Gesetzgeber sieht vor, dass die in ambulanten und im Schatten des versteinerten Waldes beim Lesema- stationären Pflegeeinrichtungen erbrachten Leistun- rathon und bei Gesprächen einen Einblick in die Li- gen und deren Qualität in sogenannten Transparenz- teraturszene der Stadt gewinnen. Eine vollständige berichten veröffentlicht werden. Im Senioren- und Übersicht des Programms finden Sie ab 10. März auf Pflegezentrum „Niklasberg“ der SenVital GmbH prüf- der Internetseite www.stadtbibliothek-chemnitz.de te deshalb der Medizinische Dienst der Krankenversi- cherung im vergangenen Oktober unangekündigt die Pflege und medizinische Versorgung, den Umgang mit Demenzkranken, die soziale Betreuung sowie die Qualität des altersgerechten Wohnens. Die Senioren- residenz im ehemaligen Dorint-Hotel schloss mit der Gesamtnote „sehr gut“ als Beste der bisher getes- teten Chemnitzer Einrichtungen ab und liegt damit auch deutlich über dem sächsischen Durchschnitt. Foto: SenVital Fotos (4): Verlage
Nachrichten 5 Foto:BurgEins „Begegnungen“ dieses Jahr im Mai Das Chemnitzer Kulturfestival „Begegnungen“ findet ist dabei keineswegs ironisch gemeint, sondern soll dieses Jahr vom 27. Mai bis 1. Juni statt. Grund der durch vielfältige Aufführungen und Veranstaltungen Verschiebung vom etablierten Herbsttermin ist das untermauert werden. Die Schauspieler des Theaters 20-jährige Jubiläum der Rückbenennung von Karl- werden auch an Orten aktiv, deren Bewohner sonst Marx-Stadt in Chemnitz zum 1. Juni. Aus diesem An- nicht die Möglichkeit eines Besuchs der Kulturein- lass wird am 29. Mai mit einer großen Open-Air-Party richtung haben: unter anderem im Krankenhaus, Al- am Karl-Marx-Monument an dieses historische Ereig- tersheim und im Gefängnis. Schauspieldirektor Enrico nis erinnert. Ein weiterer Höhepunkt, bei dem eben- Lübbe möchte außerdem jeden Abend 100 Experten falls die Stadt zur Bühne wird, ist das mehrtägige Fest der verschiedensten Fachgebiete vom Bienenzüchter „CHEMNITZ – schönste Blume des Ostens!“ des Schau- bis zum Fußballspieler in das Schauspielhaus einla- spiels der Städtischen Theater Chemnitz. Der Titel den, die Bürgern ihre Expertise anbieten. | fw ANZEIGE Rundum gut umsorgt mit Soziale Dienst- leistungsangebote: der Volkssolidarität Betreuung für Demenzkranke* (ambulante Einzel- und Grup- penbetreuung) Betreuung von Kindern/ Hort- und Integrationskindern Bürgerschaftliches Engagement (Ehrenamt) Essen auf Rädern Häusliche Kranken- und Altenpflege (24 h)* Sozialstationen Wohnen mit Serviceleistungen/ Beratungsstelle für Pflege, Hausnotrufdienst* ambulante Pflege (24 h) Betreutes Wohnen Soziales & Wohnen im Alter Hauswirtschaftsdienste* Verhinderungspflege, auch stundenweise barrierefreie und senioren- Sozialberatung Mitgliederbetreuung Hauswirtschaftsdienste gerechte Wohnungen in Beratung von Pflegebedürftigen Nachbarschaftshilfe Chemnitz und Umgebung „Essen auf Rädern“ und deren Angehörigen zu: Partyservice Selbstständigkeit und Unabhängig- – Pflege- und Sozialleistungen Hausnotruf keit in der eigenen Wohnung – Entlastungsmöglichkeiten für Reisen Betreuung v. Demenzkranken pflegende Angehörige (amb. Einzel- & Gruppenbetr.) Schutz, Geborgenheit und Sicherheit Sozialberatung* – Pflegehilfsmitteln Entlastung von Angehörigen Hilfe im Bedarfsfall und auf Wunsch Soziale und Informationen über Beratung zu Unterstützungsmöglichkeiten kulturelle Betreuung Unterstützung bei Alltagsproblemen – Angebote der amulanten alle Kassen und Privat sowie stationären Betreuung Stationäre Altenpflege* vielfältige soziale Dienst- – Hilfsangebote Wohnen mit Serviceleistungen/ Sozialstation Clausstraße 31 leistungen aus einer Hand Unterstützung bei der Betreutes Wohnen* Tel.: 03 71 5 38 51 70 kulturelle Angebote und Beantragung von Leistungen gemeinsamer Mittagstisch * Die Einrichtung, die diese Sozialstation Scheffelstraße 8 Beratung zu Wohnformen im Alter Leistung anbietet, verfügt über Tel.: 03 71 2810 60 Wohnanlagen teilweise mit ein zertifziertes Qualitäts- Sozialstation Limbacher Str. 71b Qualitätssiegel der Stadt Chemnitz managementsystem. Limbacher Str. 71a · 09113 Chemnitz Tel.: 03 71 3 80 41 00 Telefon: 0371 3804-220 Wohnberatungsstelle Sozialstation Mittweida Clausstr. 33 · 09126 Chemnitz Di 09.00-11.00 Uhr & 14.00-16.00 Uhr Burgstädter Str. 75 | Tel.: 037 27 62 34 10 Telefon: 03 71 53 85 -1 19 Mi 09.00-11.00 Uhr · Do 14.00-18.00 Uhr www.volkssolidaritaet-chemnitz.de Miteinander • Füreinander
6 Wissenschaft Wie weit mit einem Liter? Foto: Fortis Saxonia Lang fahren mit wenig Sprit hat Tradition – auch in Chemnitz Wenn sich Carina Wagner, Fahrerin des Fortis „Solche Verbrauchswettkämpfe sind keine Erfin- Saxonia Teams der TU Chemnitz, in ihr Auto Sax 3 dung der Gegenwart“, weiß Dirk Schmerschneider, schwingt, dann geht es nicht um Tempo. Es geht auch Direktor des Museums für sächsische Fahrzeuge in nicht darum, von A nach B zu kommen. Es geht dar- Chemnitz. Seit der Erfindung der motorisierten Mo- um, mit der Energie von einem Liter Benzin möglichst bilität habe es so etwas gegeben. Kein Wunder wohl: weit zu kommen, am besten tausende Kilometer: Sax Die durchschnittlichen Preise für einen Liter Benzin 3 schafft über 2.500. Der Rekord für solche Fahrten pendelten schon in den späten 1920er Jahren zwi- liegt bei 5.385 Kilometern – ein Stück Weg liegt also schen 27 und 34 Pfennigen, „im Verhältnis zu den da- noch vor den Maschinenbauern, Elektrotechnikern, maligen Lohnkosten war das nicht billiger als heute.“ Informatikern und Geisteswissenschaftlern der TU. Und da man als Fahrzeugbesitzer zum Beispiel auch Sie arbeiten an den Antriebssystemen der Zukunft einen Platz in der Hochgarage brauchte − bei monat- und mit leichtesten Materialien, um ein möglichst lichen Preisen von 15 Reichsmark, die heute etwa 50 verbrauchsarmes Fahrzeug zu konstruieren, das bei Euro entsprechen würden − und Versicherungen und Wettfahrten wie dem Shell Eco Marathon erfolgreich Steuern schon damals zu zahlen waren, konnte ein sein soll. Seit mehr als 25 Jahren lädt der Ölkonzern eigenes Fahrzeug kräftig ins Kontor schlagen. Bildungseinrichtungen dazu ein, Spar-Mobile zu bau- Deshalb war der Verbrauchswert eines mobilen en – die ausgehenden fossilen Rohstoffe, steigende Untersatzes schon immer ein wichtiges Verkaufsar- Energiepreise und ökologische Aspekte im Blick. gument. Die Chemnitzer Wanderer-Werke schrie- Mehr zur Sportgeschichte der Wanderer-Werke bietet eine aktuelle Ausstellung im Chemnitzer Mu- seum für sächsische Fahrzeuge, Zwickauer Straße 77. „Können Wanderer rennen?“ wird dort noch bis zum 28. Mai gefragt. Und wenn Sie Dokumente zur Geschichte von Wanderer oder von anderen säch- sischen Fahrzeugherstellern haben: Das Fahrzeug- museum freut sich! Auf einer Touren-Maschine wie dieser 4,5 PS Wanderer gewann ein Herr Huth aus Chemnitz 1924 eine Verbrauchsprüfungsfahrt Foto: Fahrzeugmuseum Chemnitz im Rabensteiner Wald. Er schaffte mit einem Liter 31 Kilometer.
Wissenschaft 7 Vortrag am 06.04.2010, 15.30 Uhr im Seniorenkolleg Fortis Saxonia – Auf den Spuren moderner Mobilität Nino Wagner Nino Wagner, 1985 in Karl-Marx-Stadt geboren, legte im Jahr 2004 das Abitur ab. Seit 2005 ist er Student des Dip- lomstudiengangs Maschinenbau an der Technischen Uni- versität Chemnitz. Dem Fortis Saxonia e.V. gehört er seit 2007 an. Ein Jahr später, 2008, wurde er zum Vereinsvor- stand gewählt. Seit 2009 ist er der Koordinator des Chem- nitzer Standortes für das Projekt „Hydrokultur“, bei dem Foto: privat zusammen mit zwei Kooperationspartnern ein alltags- taugliches, energieeffizientes Fahrzeug mit Wasserstoffantrieb entwickelt wird. ben beispielsweise in einer Werbebroschüre im Jahr langen Rundstrecke wurden die Sportler vom Chem- 1925, dass „nirgends in der Welt Motorräder her- nitzer Motorradclub 1912 durch den Rabensteiner gestellt werden, die leistungsfähiger, zuverlässiger, Wald geschickt – mit genau einem Liter Brennstoff. solider und wirtschaftlicher als die unsrigen sind“. Gefahren wurde, bis die letzte Maschinen den letz- Neben den „klassischen“ Fakten wie der besonderen ten Tropfen Benzin verbraucht hatte und liegen- Zuverlässigkeit und dem starken Motor wurde also blieb. In zwei Klassen siegten Fahrer der Region auf auch der günstige Verbrauch hervorgehoben. einem lokalen Fahrzeug: Ein Herr W. Schmidt aus All dies musste natürlich bewiesen werden. Wie Burgstädt legte in der Klasse bis 150 Kubikzentime- im Motorsport unserer Tage Wettbewerbe wie die ter 61,7 Kilometer auf einer 1,5 PS DKW-Maschine Formel 1, die Rallye Dakar oder eben der Shell Eco zurück. Herr Huth aus Chemnitz gewann die Klasse Marathon unterschiedliche Faktoren eines heraus- über 500 Kubikzentimeter mit einer Strecke von 31,3 ragenden Mobils prüfen, gab es auch früher solche Kilometern, die er mit seinem Liter Kraftstoff schaff- unterschiedlichen Formate: „Geschwindigkeit und te. Sein Fahrzeug: eine 4,5 PS-starke Maschine von Zuverlässigkeit, die Motorkraft bei sehr beliebten Wanderer (s. Bild). Bergfahrten und der Benzinverbrauch wurden in Und auch wenn die zurückgelegte Strecke im Ver- Rennen verglichen“, erklärt Schmerschneider. gleich zum aktuellen Weltrekord gering wirkt: „Das In unserer Region waren in der ersten Hälfte waren ganz normale Tourenmaschinen, wie sie da- des 20. Jahrhunderts vor allem Bergfahrten beliebt, mals verkauft wurden“, so Schmerschneider. Ein Ver- aber auch Verbrauchswettbewerbe für Motorräder gleich mit den technisch ausgefeilten Energiespar- wurden durchgeführt. So findet sich in einer alten fahrzeugen wie dem Sax 3 ist also ein kleines bisschen Chemnitzer Tageszeitung ein Hinweis auf eine Prü- unfair. Denn auf eine normale Straße dürfte man sich fungsfahrt am 27. April 1924. Auf einer 2.440 Meter damit momentan nicht wagen. ANZEIGE ����������������������������� ��������������������� ���������������������������������������������������������������������������� ����������������������������������������������������������������� ��������������������������������������������������������������� ����������� ������������������������������������������������������ ������� ����������������������������������� ������������������������������������������������������������� �� ���������������������������������������������������
8 Universität auch wenn die Mensa extrem teu- rer wird. JdG: Gibt es bereits Ergebnisse des bisherigen Bildungsstreiks? Das einzige, was wir bislang bewirkt haben, ist, dass die Anwesenheits- pflicht in Seminaren und Vorlesun- gen gekippt wurde. Bei anderen Sachen hat der Rektor zwar ver- sprochen, sich ihrer anzunehmen, aber soweit ich weiß, gab es bisher noch nichts, was umgesetzt wurde. Foto: TU Chemnitz TU-Rektor Prof. Klaus-Jürgen Matthes in der ersten Vollversammlung des Bildungsstreiks JdG: Soll die Organisation des Bil- dungsstreiks nun dauerhaft an der Vier Fragen an... Uni etabliert werden? Das würde ich schon so sehen. Es gibt immer Dinge in unserer Bil- dung, die problematisch sind. Aber Marcus Dörfel, Student der Wirt- en, wo es neue Themen gibt, bei Bildungsstreik ist hier nicht nur schaftswissenschaften und Presse- denen wir etwas machen müssen. eine universitäre Sache. Ursprüng- sprecher des Chemnitzer Bildungs- lich waren ja auch Schüler und streiks JdG: Gibt es hier bereits konkret Auszubildende dabei, in diese Rich- geplante Aktionen? tung wollen wir uns wieder öffnen. JdG: Ist der Bildungsstreik vorbei? Es gibt Pläne, im nächsten Semester Generell wollen wir also nicht nur Der Bildungsstreik selbst ist noch Flashmobs zu veranstalten – also Missstände in der Universität, son- nicht vorbei, aber die Besetzung Spontanaktionen, um auf aktuelle dern allgemeine Bildungsprobleme ist bekanntermaßen beendet. Wir Probleme hinzuweisen. Wenn etwa anpacken. Egal, ob das überfüll- haben noch ein Kerngremium, in eine Fakultät große Probleme hat, te Schulklassen oder ungerechte dem wir regelmäßig tagen und Fra- weil reihenweise Dozenten ausfal- Entlohnungen für Auszubildende gen weiterentwickeln oder schau- len und kein Ersatz kommt, oder sind.| mch Vortrag am 13.04.2010, 15.30 Uhr im Seniorenkolleg Bildung und Demokratie – Das Konzept der Dresdner Seniorenakademie Prof. Dr. Alexander Andreeff Geboren 1932 in Berlin, studierte Andreeff zunächst Physik an der Berliner Humboldt Universität. Von 1956 bis 1968 war er anschließend am Zentralinstitut für Kernforschung in Rossendorf bei Dresden mit der Neutronen- und Gam- maspektroskopie beschäftigt. 1963 promovierte Andreeff an der Universität Leipzig und habilitierte 1969 an der TU Foto: privat Dresden. 1968 bis 1974 übernahm er eine Professur und die Direktion des Instituts für angewandte Kernphysik an der Bergakademie Freiberg. 1974 erfolgte der Ruf an die TU Dresden auf den Lehrstuhl „Nukleare Festkörperphysik“. Seit 1995 ist Alexander Andreeff ehrenamtlicher Geschäftsführer im Verein der Freunde und Förderer der Dresdner Senio- renakademie Wissenschaft und Kunst und verantwortlich für deren Bildungsprogramm.
Geschichte 9 Vortrag am 20.04.2010, 15.30 Uhr im Seniorenkolleg Goethe und die königliche Kunst (Goethe der Freimaurer) Siegfried Arlt Siegfried Arlt, in Chemnitz geboren, legte 1956 in Karl- Marx-Stadt das Abitur ab. Danach folgten eine Ausbil- dung als Schauspieler und ein Studium der Theater- und Kulturwissenschaften an der KMU Leipzig. Er war in Karl-Marx-Stadt künstlerischer Leiter des Kulturpalastes, Direktor der Städtischen Museen, Stadtrat für Kultur und Foto: Gleisberg Programmdirektor der Stadthalle. Seit 1979 ist er freiberuf- licher Moderator, Autor und Regisseur, Synchronsprecher und Sprecherzieher und seit 1990 Rhe- torik- und Persönlichkeitstrainer. An der Hochschule Mittweida erhielt er 1999 und von der TU Chemnitz im Jahr 2001 einen Lehrauftrag für „Moderation und Präsentation“. Ehrenamtlich enga- giert er sich seit 15 Jahren als Vorsitzender der Goethe-Gesellschaft Chemnitz e.V.. Zwischenstopp zum Spinnen Was den Dichterfürsten Goethe nach Chemnitz trieb zeit in Wetzlar, sein Einsatz im die Spinnfabriken in der Schweiz Koalitionskrieg gegen Frankreich. beschrieben, „ich brenne vor Un- „Goethe was here“ (deutsch: Auch die Tagebücher verweisen geduld mich damit bekannt zu „Goethe war hier“) betitel- auf eine ausgedehnte Reisetätig- machen“, hatte Goethe brieflich te der bekannte Kölner Literatur- keit − viele Chancen für Schilder geantwortet. In Chemnitz – be- historiker Karl Otto Conrady vor ei- an Hauswänden also. ziehungsweise im damaligen Vor- nigen Jahren einen Aufsatz, in dem Auch in Chemnitz könnte eine ort Harthau – ergab sich dafür er sich über die deutsche Goethe- solche Plakette montiert werden. die Gelegenheit. Die Fabrik der Leidenschaft lustig machte. In je- Am 28. September 1810, so ver- Brüder Bernhard galt als techni- der zweiten Ortschaft gebe es eine meldet es sein Tagebuch, logierte sches Wunderwerk mit ihren tau- Gastwirtschaft, in der der Weima- der Weimarer Geheimrat in der senden Spindeln, entsprechend raner Dichterfürst einst genäch- Stadt. Er kam mit der Postkutsche beeindruckt zeigte sich auch der tigt habe, und die jetzt mit einem aus Freiberg, wollte weiter nach berühmte Besucher, glaubt man Schild darauf aufmerksam macht. Altenburg. Am Rossmarkt, im da- seinem Reisebegleiter Riemer: Und es ist ja wirklich so: Johann maligen Hotel de Saxe (auf dem „Köstlicher Mechanismus … wie Wolfgang von Goethe, geboren in Gebiet des heutigen Rosenhofs die Wolle zum Faden vorbereitet Frankfurt 1749, gestorben in sei- kurz vor dem Falkeplatz) verbrach- wird“. Dennoch, für Goethe war es nem Haus am Frauenplan in Wei- te er wohl Mittagspause und die wohl nur ein „flüchtiges Ereignis“, mar 1832, war weit herumgekom- Nacht zum 29. September. wie selbst die seinem Andenken men. Davon zeugen nicht nur Werke Eigentliches Ziel des Chem- verpflichtete örtliche Goethe-Ge- wie die „Italienische Reise“ oder nitzer Zwischenstopps war die sellschaft anmerkt. Mit Weimar, die „Böhmischen Elegien“. Auch Besichtigung der Bernhardschen Wetzlar, Frankfurt oder den böh- seine Studienzeit in Leipzig und Spinnerei, der ersten Spinnfabrik mischen Bädern könne Chemnitz Straßburg findet literarische Wi- in Sachsen. Monate zuvor schon nicht mithalten, aber es gilt: „Goe- derspiegelung, seine Assessoren- hatte ihm Johann Heinrich Meyer the was here“. | vtz
10 Kultur Einmal um die Welt getanzt Tänzerin Simone Elliott über ihren Traum und wie er sich erfüllte So tiefbraun sie auch sind, Simone Elisabeth Elliotts Au- gen leuchten, wenn sie über das Tanzen spricht. Im Bal- lett, erzählt sie, kann sie viel Persönliches ausdrücken, die Bewegungen sind dann ihre Sprache, in der sie mit den Zuschauern kommuniziert. Natürlich, erklärt die 22-Jährige, muss sie sich an die Choreografien halten, gerade bei Lode Dvos, dem Direktor des Chemnitzer Ballettensembles, voller Emotionen, mit denen sich die Tänzer idendifizieren können und mit eigenen Erfahrungen und Gedanken füllen. Diese sind dann sehr individuell, auch wenn jeder Tänzer den selben Schritt macht. Und Erfahrungen machte die gebürti- ge US-Amerikanerin schon viele auf ihren Weg ein- mal um die Welt. Als Kind fing Simone Elliott in ihrer Heimat Seattle mit dem Ballett an, da war sie gerade drei Jahre alt und trainierte auch Eiskunstlauf. Ihre Mutter war Eislaufprofi, doch mit 13 wusste Elliott, dass Ballett der Traum ist, auf den sie sich ausschließlich konzen- trieren will. Eine Tanzlehrerin, die ihr Potential er- kannte, riet ihr, nach Europa zu gehen. Dort gäbe es mehr Häuser und Möglichkeiten, um Erfahrungen zu sammeln. Also sollte die junge Ballerina nach Australi- Vortrag am 04.05.2010, 15.30 Uhr im Seniorenkolleg Ballettstudie zum Ballett Kaddish/Serenade Lode Devos 1965 in Belgien geboren, begann Lode Devos bereits im Alter von sieben Jahren seine Ballettausbildung am König- lichen Konservatorium in Kortrijk/Belgien, später auch in Antwerpen und in Brüssel. Seine Tanzlaufbahn startete er im Europaballett und als Solist im Tanzforum Köln. Mit dem Béjart Ballet Lausanne war Devos international als Solo- Fotos (2): Theater Chemnitz/Wuschansky tänzer in verschiedenen Rollen zu sehen. Ab 1987 arbeitete Devos auch als Choreograf und kreierte zahlreiche Tanzstücke. Seit der Spielzeit 2006/07 ist er Bal- lettdirektor der Theater Chemnitz. Neben der Choreografie für Kinder und Jugendliche, die ihm sehr am Herzen liegt, schuf er hier mit der Ballettcompany auch Tanzabende und die Choreografie für „West Side Story“.
Kultur 11 ANZEIGE en fliegen. Dort lebte eine Lehrerin ihrer Lehrerin und organisierte regelmä- ßig Europatourneen. Mit 14 Jahren musste Simone Elliott eine Entscheidung für ihr Leben treffen und hatte gerade einen Monat dafür Zeit. Doch so sehr hatte sie tanzen wollen, dass sie wenig überlegte. Sie war jung, zu jung, sagt sie, aber in diesem Beruf Foto: Daniël Veder hat man nicht viel Zeit für Entscheidungen, zu kurz die Jugend, zu belastend das Tanzen für den Körper. Spätestens mit 40 Jahren ist da Schluss. Gerade im modernen Ballett, wie es in Chemnitz meist getanzt wird, sind die Bewegungen hart. Aber das, so Elliott, ist der Ausdruck ihrer Ge- neration, Agressionen wegzutanzen, auch wenn das manchmal schmerzhaft ist. 2003 kam schließlich die ersehnte Europatournee, auf der sie sich für eine Schule in Zürich entschied. In Dresden hätte sie sogar ein Stipendium bekommen können, doch dort fühlte sie damals, war nicht der richtige Platz für sie. Ihre Entscheidung bereut sie je- doch nicht, und bekam die erste Anstellung in einem Ensemble in Innsbruck. Auf einem Festival in Barce- lona sah Lode Devos Simone Elliott tanzen und wollte sie in seine Company holen. Sie unterschrieb den an- gebotenen Vertrag und kam nach Chemnitz, ohne die Stadt je gesehen zu haben. Für die Tänzerin, die die pittoresk, freundlichen Alpenstädte Zürich und Inns bruck mochte, war die Ankunft ein Schock, eine neue Welt. Es hat lang gedauert, bis sie sich eingewöhnen konnte, in der ersten Woche habe sie einfach nur zurück gewollt. Doch heute kann sie Chemnitz auch schöne Seiten abgewinnen, mag es hier, wo es eine sichtbare Geschichte gibt. Auch wenn sie nicht für immer bleiben will. Hier gleicht das Leben der Balletttänzerin einem Nomadendasein. Verträge gibt es meist nur für ein oder zwei Jahre. Die häufigen Ortswechsel fernab der Heimat, das harte und lange Training machen es schwer, Leben, Freundeskreis oder Beziehungen aufzubauen. Viel von dem, was Simone Elliott an einsamen Abenden fühlte, floss in ihre Musik. Es sei eine Art Tagebuch gewesen, als sie begann Gitarre zu spielen und dazu zu singen. Mittlerweile auch vor Pu- blikum etwa im Weltecho oder zum Opernjubiläum. Das, sagt sie, genießt sie wirklich, so nah vor Men- schen zu singen. Denn während sie im Ballett, das sie liebt, das Publikum nicht sehen kann, haben diese kleinen Auftritte etwas sehr persönliches. Hier ist es wieder zu sehen dieses Leuchten. | mch
12 Wissenschaft „Ein ‚Seitensprung‘ der Technik“ Konrad Zuse und sein Grundstein des Informationszeitalters Schon während seiner Kindheit im ostpreußi- gebnisausgabe. Auch wenn die Z3 nicht voll elektro- schen Braunsberg tüftelte der 1910 geborene Konrad nisch, sondern mit Relais arbeitete, so nutzte sie im Zuse gern. Der Sta- Gegensatz zur drei Jahre später gebauten amerika- bilbaukasten war nischen ENIAC schon das Binärsystem, auf dem auch ihm ein liebes Hob- heutige Rechnentechnologie basiert. by und ein großer über Bindfäden Es sollte nur zehn Jahre dauern, da war die Er- steuerbarer Kran findung Computer Serienreif. Vom Amerikanischen eine von Zuses UNIVAC I wurden ganze 46 Stück hergestellt und ver- frühen Konstruk- kauft. Dieser funktionierte noch mit vergleichsweise tionen. Doch ein langsamen und störanfälligen Elektronenröhren. Erst technischer Denker als der Transistor Einzug in die Rechentechnik hielt, war er damit längst konnte deren Entwicklung rasant immer kleinere und nicht. Zwei Herzen billigere Geräte hervorbringen. Ein erster Transisto- schlugen, ach, in renrechner kam 1958 mit Electrologica X1 aus den seiner Brust. „Ich Niederlanden, noch immer eher Büromöbel als PC. muß für meine Leh- Denn dieser – der Personalcomputer – wurde erst- rer kein sehr ange- mals 1968 von HP beworben. Hierbei handelte es nehmer Schüler ge- sich um einen etwa schreibmaschinengroßen Appa- wesen sein“, schrieb er später in seiner Biographie. „Ich war als Kind und als Jugendlicher ein Träumer, und meine Gedanken schweiften auch in der Schu- le oft vom Thema ab.“ Doch war er auch zeitlebens Künstler und Maler, so sollte sich Konrad Zuse letzt- lich als großer Erfinder in die Geschichtsbücher schreiben – als Konstrukteur des ersten Computers. Im Deutschen Museum München steht heute von der 1941 gebauten Zuse Z3 nur noch ein schrank- wandgroßer Nachbau. Das Original wurde im Kriegs- deutschland wenig beachtet und schließlich durch Bomben zerstört. Dennoch war es als Vorläufer all der Geräte, die heute unseren Alltag und Fortschritt be- Foto: Wikipedia/Venusianer stimmen, ein Meilenstein der Technologiegeschich- Zuse Z3 im Deutschen Museum München te. Kaum zu glauben, dass Zuses Riesenapparat, der sich gerade einmal 64 Zahlen merken konnte, heute rat, der nicht viel mehr war als ein programmierbarer millionenfach leistungsstärker in jede Hosentasche Taschenrechner. Pionierarbeit leistete insbesondere passt. Und doch, in wesentlichen Merkmalen war die die Nixdorf AG, die sich als eine der ersten Firmen Z3 der Urvater moderner Informationstechnologie. den Markt der Arbeitsplatzrechner erschloss. Ihre Mittels Lochstreifen konnte man den Rechner univer- erschwingliche Nixdorf 820 war eine Weiterentwick- sell programmieren, das heißt theoretisch (ungeach- lung der Logatronic, die die einstige Automobilgröße tet von Speicherplatz und Arbeitszeit) jede beliebige Wanderer AG baute, bevor sie von Nixdorf übernom- Aufgabe erfüllen lassen. Auch besaß er eine Tastatur men wurde. Die 820 ermöglichte endlich auch kleinen zur Zahleneingabe und ein Glühlampenfeld zur Er- und mittleren Unternehmen die elektronische Da-
Wissenschaft 13 Vortrag am 04.05.2010, 15.30 Uhr im Seniorenkolleg Die Geburt der Informatik – zum 100. Geburtstag von Konrad Zuse Prof. Dr. Friedrich Naumann Als Absolvent der TU Bergakademie Freiberg arbeitet Naumann seit 1969 auf dem Gebiet der Datenverarbei- tung und Informatik. Ab 1974 leitete er das Rechenzent- rum der TH Karl-Marx-Stadt, wandte sich aber schließlich der Wissenschafts- und Technikgeschichte sowie der Ha- bilitation an der TU Dresden zu. 2001 erschienen im Er- Foto: privat gebnis Naumanns Fachbuch „Vom Abakus zum Internet – Die Geschichte der Informatik“. In den Jahren 2004 bis 2008 organisierte er drei Konferenzen zur Informatik in der DDR. Nach seiner Emeritierung im Jahre 2005 gründete Prof. Naumann am In- dustriemuseum Chemnitz eine Arbeitsgruppe zu Informatikgeschichte unter besonderer Berück- sichtigung des Chemnitzer Raumes; eine Ausstellung ist für 2011 geplant. tenverarbeitung und machte Nixdorf infolge ihres Er- für aus dem Rahmen fallende Ideen ist. Eine solche folgs zum viertgrößten Computerhersteller weltweit. Idee, ein „Seitensprung“ der Technik, wenn man so will, war letzten Endes auch der Computer.“ | mch An Privatanwender war da noch längst nicht zu denken. Noch 1977 behauptete der Chef des ame- Literatur: Konrad Zuse: Der Computer. Mein Lebens- rikanischen Herstellers DEC, es gäbe keinen Grund, werk. Springer 2007. warum jemand einen Computer zu Hause haben wolle. Da hatte die Drei-Mann-Firma Apple gerade ihren ersten Rechner für Heimanwender gebaut – als Bausatz im Holzgehäuse. In den 1980er Jahren er- folgte schließlich der Durchbruch für den Computer- Heimbereich. Mit vielfältigeren Anwendungen und besserer Bedienbarkeit durch grafische Betriebssys- teme eroberten, Atari, Amiga, Commodore und Co die Wohn- und Arbeitszimmer. Mit dabei die großen Konkurrenten Microsoft und Apple, die auch heute in vielen Bereichen den Computermarkt beherrschen. Konrad Zuse indes zog sich 1964 aus dem Geschäft der Zuse KG zurück. Er widmete sich später vermehrt dem Schreiben und der Kunst. 1995, ein halbes Jahr vor seinem Tod, schenkte er Microsoft-Gründer Ga- tes ein selbstgemaltes Porträt. Dem Spiegel sagte er damals, dass Gates ihn als besondere Persön- lichkeit auf dem Gebiet der Computer-Entwicklung reize. Konrad Zuse, den Mann, der den Computer erfand. „Auf meinen eigenen Werdegang zurückbli- ckend“, schrieb Zuse in seiner Biographie, „kann ich gleichwohl nur hoffen, daß auch in Zukunft nicht nur Platz für den Spezialisten in seinem Fach, son- dern auch für den universell Begabten sein wird. Ich Foto:s (2) Horst Zuse/www.zuse.de glaube, daß gerade Vielseitigkeit die Voraussetzung Wachstum: Ölbild von Konrad Zuse 1984
14 Wissenschaft Der Nutzen spielt eine größere Rolle Interview mit Computerkursleiter Matthias Heinze für die Teilnahme, außer das Interesse für das Medi- um Computer. JdG: Ist hier auch ein gegenseitiges Helfen erkennbar? Auf jeden Fall. Ich beobachte auch viel, dass die Sitz- nachbarn sich unterstützen und froh sind, wenn sie selbst Ideen haben und etwas einbringen können. Ich lerne dabei selbst auch von den Teilnehmern und erfahre andere Perspektiven auf die Dinge. Ich wür- de mich auch nicht unbedingt als den Lehrenden be- zeichnen, sondern eher als Person, die einen Prozess anleitet. JdG: Was wird dabei konkret an Themen nachgefragt? Das ist immer eine schwierige Angelegenheit. Die Teil- nehmer wünschen sich viele verschiedene Themen, aber auch, dass diese detailliert behandelt werden. Foto: BurgEins Das stimmen sie demokratisch ab und in diesem Jahr war es auch wieder sehr gemischt. Twitter hatten wir Matthias Heinz leitet seit einem Jahr zwei der vier dabei, Bloggen, Communities, also ganz Neues aus Arbeitsgruppen „PC und Internet“ des Senioren- dem Bereich Internet. Aber natürlich auch Grundla- kollegs der TU Chemnitz. Er studiert Pädagogik mit gen in Büroanwendungen wie Excel oder Word. Bild- Schwerpunkt Erwachsenenbildung. bearbeitung ist dabei auch immer ein Renner. JdG: Was genau machen Sie mit ihren Kursen? JdG: Ist es schwer bei einer Generation, die ohne In- Das Semester ist zunächst nur als grober Rahmen- formationstechnologie aufgewachsen ist, Anknüp- plan aufgebaut. Der wird am Ende des Vorsemes- fungspunkte zu finden? ters in einer Evaluation abgestimmt. Darüber hinaus Das wichtigste ist erst einmal herauszufinden, wo die habe ich ziemlich freie Hand. Das Wichtigste ist, dass Teilnehmer stehen. Jeder hat auch ganz unterschied- die Teilnehmer etwas lernen und nicht, dass ich ei- liche Interessen – das kommt dazu. Viel geschieht da- nen bestimmten Plan einhalte. Die erste halbe Stun- rum aus der individuellen Betreuung heraus, wenn de besteht daher meist darin, dass wir individuelle ich im Praxisteil persönlich hingehe, mitmache und Computerprobleme klären. Danach fange ich mit gegebenenfalls wiederhole. Eine Darstellung aus je- dem jeweiligen Seminarthema an: Kurz etwas The- weils verschiedenen Perspektiven ermöglicht dabei, oretisches, aber meist lege ich es so an, dass es pra- die Sachverhalte für jeden greifbar zu machen. xisnah ist. JdG: Können Sie sich als jemand, der mit der Tech- JdG: Wer kommt zu den Kursen? Wer kann kommen? nik groß geworden ist, in die Teilnehmer hineinver- Als ich den Kurs übernommen habe, waren viele setzen, denen die Funktionsweise oft unlogisch vor- schon mehrere Jahre eingeschrieben. Die Teilnehmer kommen muss? haben also schon ein bestimmtes Niveau und Kennt- Dass ich mich wirklich vollkommen hineinversetzen nisse. Aber Wiederholung ist hier natürlich sehr kann, würde ich nicht unbedingt behaupten. Aber wichtig. Darum ist es gar nicht so schlimm, wenn je- ich kann es schon in Zügen nachvollziehen, sehe zum mand als Laie kommt. Es gibt keine Voraussetzungen Beispiel wo die Teilnehmer auf dem Bildschirm hin-
Wissenschaft 15 schauen. Sie verfolgen eher den Mauszeiger, oder schauen gezielter, wo etwas geschieht, während junge Menschen oft den ganzen Monitor im Blick haben. Das muss man bei der Erklärung beachten, wie alles dargestellt wird und wie die individuellen Herangehensweisen sind. Manche haben allerdings auch schon Erfahrung mit der Branche. Sie haben dann auch die Zeit der Lochdisketten erlebt, als die Technik noch physikalisch viel nachvollziehbarer war. Da kann man sich auch Ansatzpunkte zur Vermittlung holen. Ich lerne hier von Seminar zu Seminar dazu. JdG: Bekommen Sie Rückmeldungen darüber, ob das Seminar den Teilnehmern geholfen hat und sie ihre Kenntnisse auch zu Hause anwenden? Was gut ankam, bekannt war oder noch einmal wie- derholt werden sollte, das erfahre ich einerseits in den Fragebögen am Semesterende und dann gibt es natürlich auch persönliche Gespräche nach ei- Zuse: ein romantischer Rationalist nem Kurs. Wir gehen als Kurs auch zum Semester- abschluss immer noch ins Café und reden in lockerer Einen „Experten für Zukunftsmusik“ nennt Fried- Atmosphäre. Desweiteren bin ich auch über E-Mail rich Christian Delius seinen Konrad Zuse dem er für Fragen und Kritik zu erreichen. in „Die Frau, für die ich den Computer erfand“ nä- her rückt. Dabei stellt er aber weniger den Tüft- JdG: Sind bei der Nutzung des Wissens Unterschiede ler, sondern vor allem einen gefühlvollen Zuse zwischen jungen und älteren Menschen zu sehen? vor: Dass in dem genialen Erfinder ein Liebender Unterschiede sind auf jeden Fall festzustellen, gera- stecken könnte – wer denkt schon daran, wenn de in der Wissensverwendung. Der Nutzen spielt für er zuhause oder im Büro den oft kalt erschei- Ältere eine größere Rolle. Weniger der Spaßfaktor, nenden Rechner bedient? Der Autor nähert sich sondern die Frage, was kann ich damit machen? Da seinem Beschreibungsobjekt in einer fiktionalen habe ich Communities zum Beispiel als modernes, Autobiographie: Ein Journalist, so konstruiert es sich selbst aktualisierendes Adressbuch vorgestellt. Delius, wird von Zuse zu einem langen Interview Das fanden die Teilnehmer interessant, aber natür- eingeladen. Während einer Mondnacht bei Wein lich hat es für sie wenig Nutzen, wenn ihr Bekannten- und hessischer Hausmannskost erzählt Zuse dem kreis nicht auch mitmacht. Das Interesse für die neu- jungen Mann, was ihn antrieb, aufhielt, voran- en Sachen ist hier durchaus da, die Frage nach dem brachte bei der Erfindung von A1 bis A4, den Ent- persönlichen Nutzen aber auch immer zu beachten. wicklungsstufen der ersten Computer. Doch über allen Beweggründen thront Ada, die verheimlich- te Liebe des Forschers, der er nie wirklich näher kommen konnte. Der Roman als Transkript eines Interviews, aus dem die Fragen des Journalisten ge- löscht sind – diese Konstruktion erlaubt es Delius, einen Zuse zu präsentieren, der sich mal altväter- lich, mal verspielt oder kämpferisch gibt, der zum Schwadronieren ebenso neigt wie zur technischen Foto: Gleisberg Pingeligkeit. Delius schöpft die Möglichkeiten der Persönlichkeitsbeschreibung voll aus und findet JdG: Wann startet das nächste Semester? Sind noch damit Zugang nicht nur zu einem fortschrittlichen Plätze frei? Geist, sondern auch zu Fragen von Schuld, Sühne, Die Einschreibung startet am 09. März das Semester Eigen- und Fremdverantwortung. Damit macht dann am 14. April 2010. Die Kursstärke ist auf 15 Per- er seinen Roman trotz zwischenzeitlicher Längen sonen angelegt, derzeit sind wir pro Kurs etwa zwei sprachlich wie inhaltlich des Lesens wert. | vtz Teilnehmer weniger. Platz ist also auf jeden Fall noch da und neue Gäste willkommen. Interessierte lade ich Friedrich Christian Delius: Die Frau, für die ich den auch gerne zu einem Schnupperbesuch ein. | mch Computer erfand. Rowohlt. 288 Seiten. 19,90 Euro
16 Religion Foto: J. Badura, Köln/ fürchten. Und auch sonst hat sich Festkomitee Kölner Karneval in der Vergangenheit der Eindruck aufgedrängt, dass die protestanti- sche Kirche in vielen Fragen (von der Abtreibung über Homosexua- lität bis zum Selbstmord) liberaler agiert als ihre römische Schwester. Demgegenüber stehen unter- schiedliche Antworten bezüglich der alltäglichen Religionsausübung: Katholische Gottesdienste gelten als feierlicher, katholische Gottes- häuser oft als prachtvoller als die evangelischen Gegenüber. Für vie- le Katholiken ist erst die kirchliche Trauung die wahre Eheschließung, Protestanten verstehen eine Heirat in der Kirche meist „nur“ als Seg- nung der standesamtlich vollzoge- nen Hochzeit. Und dass der Kar- neval im katholischen Rheinland ausgiebiger gefeiert wird als im protestantischen Preußen, mussten zahllose Bundesbeamte nach dem Darf die das? Umzug der deutschen Hauptstadt von Bonn nach Berlin erfahren. Sinnenfreude und Bombast hier, Strenge und Schlichtheit dort? Über Margot Käßmann und die Die Beurteilung geht vor allem auf den Teil von Luthers Thesen zu- Haltbarkeit eines Klischees rück, der sich mit Fragen von Sünde und Beichte beschäftigte. Am 31. Oktober 1517 soll es gewesen sein, Als die Ratsvorsitzende der Evange- nem katholischen Bischof hätte dass der Begründer der Reformati- lischen Kirche, Margot Käßmann, man voll Respekt auf die Schulter on seine 95 Thesen zur Entwicklung unlängst mit 1,5 Promille Alkohol gehauen, dass er nach einem Gela- des Religionswesens ans Tor der im Blut von der Polizei gestoppt ge noch fahren kann“, hieß es dazu Wittenberger Schlosskirche schlug. wurde, war die Verwunderung von einem Satiriker. Da war es wie- Darin kritisierte er zeitgenössische groß: Hatte sich Käßmann nicht der, das Klischee von sinnenfrohem religiöse Praktiken wie die Beichte soeben erst mit einer Aufsehen Katholizismus und strengem Pro- oder den Handel mit Ablassbriefen, erregenden Rede zum deutschen testantismus. die von Sünden befreien könnten. Afghanistan-Einsatz in der Dresde- Die Thesen, eigentlich gegen das ner Frauenkirche als moralische In- Luthers Werk päpstliche Finanzsystem gerichtet, stanz etabliert? Lag es nicht an ihr, und Calvins Beitrag wurden zum Leitbild einer neuen der Kirche eine neue Stimme und Kirchenbewegung, die vor allem damit auch dem Glauben neues Die Idee, dass die evangelische einen Glaubenssatz kannte: Nicht Gewicht in der gesellschaftlichen Kirche ihren Mitgliedern mehr ab- der Mensch kann Sünden verge- Diskussion zu verleihen? Und nun verlangt, mag zunächst verwun- ben, dies obliegt allein der Gnade das? Mit dem Dienstwagen und dern: Evangelische Pfarrer dürfen – Gottes. Wer also auf göttliche Er- zu viel Alkohol unterwegs. Konnte im Gegensatz zu ihren katholischen lösung hoffte, musste zuerst ein eine evangelische Ratsvorsitzende Kollegen – heiraten. Frauen dürfen, gottesfürchtiges und vor allem sün- sich das erlauben? siehe Margot Käßmann, in höchste denfreies Leben führen. Sie konnte nicht, zumindest Ämter aufsteigen und einen Stell- Dies erklärt einerseits die Libe- nach eigenem Verständnis, und vertreter Christi auf Erden wie den ralität in gesellschaftlichen Fragen: trat von ihren Ämtern zurück. „Ei- katholischen Papst müssen sie nicht Nicht der Mensch kann sich zum
Religion 17 Vortrag am 11.05.2010, 15.30 Uhr im Seniorenkolleg Auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017 Stefan Rhein Dr. Stefan Rhein, 1958 geboren, promovierte über „Philo- logie und Dichtung. Melanchthons griechische Gedichte“. In den Jahren 1988-1997 war er Kustos am Melanchthon- haus Bretten. Seit 1994 leitet er im Nebenamt die Reuchlin- Forschungsstelle der Heidelberger Akademie der Wissen- schaften. Im Jahr 1998 wurde er hauptamtlicher Vorstand Foto: Stiftung Luthergedenkstätten und Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten in Sach- sen-Anhalt. Außerdem ist er seit dem Jahr 2000 Vorsitzender der kulturtouristischen Initiative „Wege zu Luther“ e. V., seit 2007 auch Leiter der Geschäftsstelle „Luther 2017“. Richter über das richtige Leben auf- lang als ausgemacht, dass Protes- Auch was die Wirtschaft be- schwingen, dies obliegt allein Gott. tanten sich selbst mit strengeren trifft, sind kaum noch Unterschiede Andererseits überträgt es jedem Augen betrachten und sich deshalb zwischen katholischen und luthe- Einzelnen aber mehr Verantwor- zum Beispiel auch häufiger selbst risch-evangelischen Landstrichen tung für das eigene Leben: Gott- töten, wenn sie glauben, den har- zu erkennen: Bayern und Baden- gefällig lebt, wer sich täglich selbst ten Anforderungen nicht zu genügen. Württemberg streiten sich darum, prüft, wer seine Pflichten erfüllt, wer das wahre Zugpferd der deut- wer seine eigenen Begabungen – Widerlegte Vorurteile schen Wirtschaft ist – die einen die Talente – nutzt. eher römisch-katholisch, die ande- Es war unter anderem diese Er- Letzteres galt lang als ausge- ren eher protestantisch geprägt. zählung von den Talenten aus dem macht, ist inzwischen aber wi- Geschichte und Politik, private Neuen Testament, die evangeli- derlegt. Aktuelle Zahlen, die das Wanderungsbewegungen und die sches Leben bestimmte. Sie gebar Leipziger Leibniz-Institut für Nati- Abkehr vieler Menschen von der die protestantische Ethik, die sich in onalkunde im Januar veröffentlich- Kirche haben Unterschiede, die es Vorreitern wie Johannes Calvin und te, zeigen beispielsweise für die früher gegeben haben mag, ver- seiner Prädestinationslehre äußer- Dekade zwischen 1997 und 2007 wischt: Auch eine evangelisch-lu- te und auch in deutschen Landen das katholische Bayern und das therische Kirchenfrau wie Margot vor allem protestantische Länder protestantische Sachsen gleichauf Käßmann begibt sich in unseren wie das heutige Baden-Württem- in der Selbstmordrate. Ausgerech- Tagen alkoholisiert in den Straßen- berg oder Sachsen zu Boom-Regio- net Sachsen-Anhalt, Mutterland verkehr. Dass sie zurücktrat, war nen formte: Wirtschaftlicher Erfolg der Reformation, hat in dieser Zeit wohl vor allem eine persönliche, sollte zeigen, dass man zum ewigen die geringste Rate an Suiziden zu weniger eine religiös geprägte Ent- Heil bestimmt war. Gleichzeitig galt verzeichnen. scheidung. ANZEIGE Den Winter endlich abschütteln – beim Tanz mit den „Kaisers“! . Hotel & Restaurant BOCK 19.03.2010 | 19.00 Uhr Licht aus – Sinne an! 20.03.2010 | 19.00 Uhr Tanz mit den „Kaisers“ 03.04.2010 | 20.00 Uhr „Schwarzwurzeln“ 03ik.k0ab4arett Mus Eine echte Blindverkostung bester Das Musik-Duo „Die Kaisers“ Clemens-Peter Wachenschwanz Weine – im abgedunkelten Restau- spielt Schlager, Hits und Oldies stellt ein unterschätztes Gemüse rant zeigen wir, wie sehr das Sehen und verführt zum Ausgraben der ins Zentrum seines Musikkabarett- 20.03. unseren Geschmack beeinflusst. Standardtanz-Kenntnisse. Programms: Schwarzwurzeln. Um Anmeldung wird gebeten. Um Anmeldung wird gebeten. Um Anmeldung wird gebeten. Tanz mit Inkl. Weine: 25,00 €/Person Eintritt: 6,00 €/Person Inkl. Büfett: 35,00 €/Person Livemusik Oberer Gutsweg 17c 09212 Limbach-Oberfrohna Tel.: 03722 / 48 90-00 E-Mail: info@hotel-bock.de www.hotel-bock.de
18 Chemnitz Eine ausgezeichnete Idee − der Smart Systems Campus ten ihre Firmensitze in das Gebiet und es entstand ein Hochtechnolo- gie-Cluster, der unter dem Namen „Silicon Valley“ weltbekannt ist. Heute sind dort Welt-Konzerne wie Google und Apple angesiedelt. Ob der Chemnitzer Hochtechnologie- Campus zu einer derartigen Ent- wicklung in Sachsen beiträgt, kann niemand vorhersagen. Der größte Branchenverband der Halbleiter-, Elektronik- und Mikrosystemindu- strie Europas, der „Silicon Saxony e.V.“, orientiert sich allerdings na- mentlich am kalifornischen Vor- bild. Beigetreten sind ihm u.a. Günstige Bedingungen – können. Zusätzlich dazu rückten schon die 3D-Micromac AG sowie Keimzelle für Innovationen sie auch eher in den Blick von In- die memsfab GmbH, die im „Start- vestoren und Kunden. Up“-Gebäude des Smart Systems Auf einem 4,5 Hektar großen Räumliche Bündelung, Campus angesiedelt ist. Areal zwischen Reichenhainer und ein schnelles Internet zum Im „Start-Up“-Gebäude stehen Altchemnitzer Straße existiert ein Datenaustausch, Forschungsko- Firmenneugründungen insgesamt Hightech-Standort für Mikro- und operationen – Cluster-Bildung 2500 m² Fläche zu gründerfreund- Nanosysteme mit direktem An- nennt man das. Und auch wenn lichen Mieten zur Verfügung. Im schluss an den Campus der Tech- das alles sehr innovativ und neu Verhältnis von 3:2 sind dort die nischen Universität Chemnitz. Auf klingt: Die Technologie ist es, das dem Smart Systems Campus, so Konzept nicht. der Name des Areals, wurden in den letzten zwei Jahren vier neue Vorbild San Francisco Gebäude eingeweiht: das Gebäude des Instituts für Physik der TU im Im Jahr 1951 erschloss die Jahr 2008, im Juni 2009 ein „Start- etwa 60 Kilometer südlich von Up“-Gebäude für Firmengründer, San Francisco liegende US-Eliteu- die Fraunhofer-Einrichtung für niversität Stanford angrenzendes Elektronische Nanosysteme (ENAS) Bauland, um dort den „Stanford und der neue Firmensitz der 3D- Industrial Park“ zu gründen. Fir- Micromac AG auf dem angeschlos- men der Halbleiterindustrie und senen Gewerbegebiet. Sören Uhle Ausgründungen aus Instituten der von der Chemnitzer Wirtschaftsför- Universität siedelten sich in dem derungs- und Entwicklungsgesell- Tal bei Santa Clara an und pro- schaft mbH erklärt, dass Firmen im fitierten von der unmittelbaren „Start-Up“-Gebäude Universitäts- Nähe zur Forschungseinrichtung. ressourcen wie Bibliothek, schnel- Mit der Verbreitung der Compu- le IT-Infrastruktur, Forschungs- und tertechnik wurde die Entwicklung Die EDC-Gründer Dr. Steffen Heinz (l.) und Reinräume nutzen und intensiv an weiter lanciert, Unternehmen wie André Lange (r.) waren die ersten Unterneh- Forschungsergebnissen teilhaben Hewlett-Packard und Intel verleg- mer, die in das Start-Up-Gebäude einzogen
Chemnitz 19 Räume in Labore und Büros auf- geteilt. Mit 500 Quadratmetern war die erste große Einmietung die Berliner Nanotest GmbH, die Zuverlässigkeitsanalysen in Mikro- und Nanoverbunden durchführen. Insgesamt sieben Unternehmen, darunter zwei Ausgründungen der TU Chemnitz, haben sich bisher im „Start-Up“-Gebäude angesiedelt. Vollständig vermietet werden soll die Fläche aber nicht, so dass den Fotos (3): Gleisberg Firmen Platz zum Wachsen bleibt. Der neue Firmensitz der 3D-Micromac AG auf dem Smart Systems Campus Die Stadt versucht, mit günstigen Bedingungen auf dem Smart Sys- gieversorgung. Im Alltag begegnen sen druckbare Batterien das New tems Campus Studierende und Un- uns Mikrosysteme in den neuesten York Times Magzin zu den fünf bes- ternehmen an den Standort Chem- Laptops, deren Festplatten im frei- ten Ideen des vergangenen Jahres nitz zu binden: 14 Millionen Euro en Fall automatisch abgeschaltet kürte. Die kleinen Energiespeicher Investitionssumme in den Campus werden, oder im Auto: Die Fahr- werden im Siebdruckverfahren belegen dies. dynamiksteuerung, die unter dem hergestellt und sind dünner als ein Namen Elektronisches Stabilitäts- Haar. Anwendung können sie auf Mitdenkende Systeme programm (ESP) bekannt ist, er- musikalischen Glückwunschkarten leichtert das Anfahren auf schlüpf- oder auch in der Medizintechnik Smart Systems, englisch für rigem Untergrund und hält das finden. Bereits 2008 wurde der „intelligente Systeme“, sind klein, Fahrzeug in Kurven sicher auf der Smart Systems Campus als ausge- sehr komplex und können mitden- Straße. Da diese Systeme nicht nur wählter „Ort des Tages“ bei dem ken. Dazu ist das Zusammenspiel hochkomplex, sondern auch sehr Wettbewerb „Deutschland – Land verschiedenster Komponenten klein sind, müssen neue Herstel- der Ideen“ ausgezeichnet, wie vor notwendig: Datenverarbeitung lungsverfahren und neue Materi- Kurzem das „IT Bündniss für Fach- durch integrierte Schaltkreise, alien erforscht werden. Internati- kräfte“ – ebenfalls eine Kooperati- Sensoren und Aktoren, Mini-So- onale Anerkennung erlangte vor on von Universität und führenden larzellen oder Batterien zur Ener- Kurzem die Fraunhofer ENAS, des- IT-Unternehmen der Region. | fw Vortrag am 18.05.2010, 15.30 Uhr im Seniorenkolleg Spitzenforschung – Intelligente Systeme mittels Mikro- und Nanotechnologien Prof. Dr. Thomas Geßner Thomas Geßner studierte zunächst Physik an der TU Dresden, wo er 1983 auch promovierte. Sechs Jahre später habilitierte er an der TU Karl-Marx-Stadt auf dem Gebiet der Mikroelektronik. Anschließend hatte er verschiedene Positionen im Dresdner ZMD inne, wo er an der Entwick- lung integrierter Schaltkreise arbeitet. Seit 1991 ist Geßner Foto: TU Chemnitz Leiter des Chemnitzer Zentrums für Mikrotechnologie. An der TU übernahm er 1993 die Professur für Mikrotechnologie und wurde 2006 zum Dekan sei- ner Fakultät gewählt. Von 1998 bis 2008 war Geßner außerdem in leitenden Positionen am Fraunho- fer IZM beschäftigt. Seit 2008 leitet er das neugegründete Fraunhofer ENAS. Geßner ist Autor und Co-Autor zahlreicher Publikationen und von 27 Patentschriften.
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