50 Jahre blick in die kirche - FÜR MITARBEITENDE - EKKW
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1–2016 FÜR MITARBEITENDE ZEITSCHRIFT FÜR ALLE 50 Jahre blick in die kirche So spiegelt sich kirch- liche Vielfalt im Heft DIE MACHER Redaktionsteams von früher und heute Grafik: blick
INHALT | EDITORIAL Liebe Leserinnen, Inhalt liebe Leser, P apier lebt – das gute alte „Holz- Foto: medio.tv/Schauderna THEMA medium“ Zeitschrift ist auch im Internet-Zeitalter immer noch 4 Mit kirchlichen Mitarbeitern kommunizieren sehr vital. Seit 50 Jahren gibt es blick 5 Loyale und kritische Begleitung in die kirche, das ist unser Thema in diesem Jubiläumsheft. 6 Von der Idee bis in die Köpfe der Leser Als Quartalszeitschrift gegründet, 8 Die Blattmacher – früher und heute sollte blick kompakt informieren über 12 Rückblick 1966 – 1969 „Ereignisse, Ansätze, Möglichkeiten der kirchlichen Arbeit“, so Bischof Erich Vellmer im Vorwort zur Nullnummer 1966: „Mein Wunsch ist, daß ‚Blick in die Kirche’ zur nötigen Unterrichtung ange- LANDESKIRCHE nommen wird und sich zu einer verbindenden Informationsquel- le für alle Mitarbeiter unserer Landeskirche entwickelt.“ 15 EKD wird Kirche Wir denken, dass sich dieser Wunsch erfüllt hat. Rund 500 „Brot für die Welt“ eröffnet Ausgaben mit Berichten, Reportagen, Meinungsäußerungen, Diakonie Hessen Interviews und (immer mehr) Bildern belegen, dass blick in die 16 Landessynode will Kirche zukunftsfest kirche seit fünf Jahrzehnten als kirchliche Publikation funktio- machen niert, die gestellten Aufgaben erfüllt und Akzeptanz bei den 17 Botschaft der Reformation für aktuelle Lage Lesern findet. Die folgenden Seiten erzählen von Menschen bedeutsam und Machern, von Weiterentwicklungen und der Resonanz der Kirchengebäude sollen kategorisiert werden Leserschaft. Mehr Kirchensteuer trotz weniger Mitglieder Mitten in die Produktion der Jubiläumsausgabe platzte ein Beschluss der in Morschen tagenden Synode (s. Seite 16 ff.), 18 Mit „Grundrauschen der Bedrohung“ leben der die landeskirchliche Öffentlichkeitsarbeit betrifft: „Von den Sichere Wege für Flüchtlinge nach Europa vorhandenen Printprodukten (Tageszeitungsbeilage blick in Jugendarbeit soll ausgebaut, Kirchenmusik die kirche-magazin, Mitarbeitendenzeitschrift blick in die kirche gekürzt werden und Gemeindebrief-Zeitung blickkontakt) wird das blick in die 20 Bauernhofkindergarten: Die Tiere gehen kirche-magazin als Premiumprodukt weitergeführt“, steht in den immer vor Beschlussvorlagen. Alles andere scheint auf digitale Medien 21 Kompositionswettbewerb zum Lutherjahr zuzulaufen. Mit Hinweis auf das 2015 neu installierte Internet- Rucksäcke mit Botschaft Angebot www.medio.tv heißt es weiter: „Die Mitarbeitenden- zeitschrift blick in die kirche könnte bis 2022 ebenfalls in die 22 Kirchenbeschäftigte meist mit ihrem Job Onlineplattformen der Landeskirche integriert werden.“ zufrieden 23 Von Personen Lothar Simmank Redakteur blick in die kirche KIRCHENVORSTAND 19 So gelingt die Hilfe für Flüchtlinge SERVICE PS: Dieser Ausgabe liegt das Heftchen 24 Termine / Kirchenmusik „Unterwegs in Kurhessen-Waldeck – 26 Kirche im Radio 50 Insidertipps“ bei. Sollte es fehlen, 27 Buchtipps können Sie den kleinen Reiseführer in der Redaktion nachbestellen. 28 Grüße zum 50sten Viel Vergnügen beim Lesen! 2 blick in die kirche | FÜR MITARBEITENDE | 1–2016
UMFRAGE | IMPRESSUM Wir fragten (fast) –Jährige: Was halten Sie von blick in die kirche? Foto: privat Foto: medio.tv/Schauderna Foto: M. Schmitt Foto: privat Seit den 1980er-Jahren lese Ich finde es spannend, dass Für mich als Funktionspfar- Besonders beeindruckend fin- ich den blick und nehme die sich die Mitarbeiterzeitschrift rerin in der Erwachsenen- de ich es, wenn in blick in die verschiedenen Inhalte wahr, immer einem bestimmten bildung ist blick ein Sprach- kirche die Lebensgeschichten anfangs noch als Ehrenamtli- Thema widmet und dieses rohr und Vernetzungsorgan. von Menschen erzählt werden. cher, nun als Gemeindepfar- aus allen BLICKwinkeln be- Danke, dass Sie die vielfäl- Diese Texte sind ehrlich und rer. Die Themen der letzten leuchtet. So werden auch tige Arbeit im Blick haben! meist sehr offen geschrieben, 50 Jahre spiegeln viele Verän- schwierige, rein innerkirchli- Sie spüren interessante Men- das ist alles sehr echt. Mir ge- derungen wider. Der Blick in che Themen – ich denke da schen auf, inhaltliche Klein- fällt die Seite mit der Umfrage die Kirche verändert sich. Es an das Heft zum „Dritten ode, wunderbare Projekte, und den Kopfbildern beson- ist etwas Besonderes für eine Weg“ – gut verständlich auf- von denen ich sonst nie etwas ders gut. Dort kommen reale Organisation, dass sie sich für bereitet und durchaus kontro- erfahren würde. Ein echter Menschen mit ihren Namen ihre Mitarbeitenden ein eige- vers diskutiert. Was wünsche „Blick in die Kirche“! Mit mei- vor, manche wohnen sogar nes Mitteilungsblatt leistet, ich mir für die Zukunft? Einen nen 7x7 Lebensjahren merke bei mir in der Nähe. Andere und ich bin dankbar dafür. Sprung in das digitale Zeital- ich, dass ich vieles direkter kenne ich persönlich, auch Haupt-, Neben- und Ehren- ter. Eine Plattform, auf der und bissiger angehe. Ich hof- das empfinde ich dadurch als amtliche werden in einer Zeit- innerkirchliche Nachrichten fe, dass auch Sie nicht alters- sehr echt. Mir sagt der Auf- schrift informiert und erhalten die Mitarbeitenden zeitnah milde werden, sondern die bau des Heftes mit der immer Anregungen und nehmen die erreichen und auf der Interak- innovative Energie nutzen, gleichen Struktur zu, weil man Vielfalt ihrer Kirche wahr. tion möglich ist, also Beiträge die 50-Jährige in sich tragen! weiß, wo man etwas findet. In kommentiert und diskutiert unterschiedlichen Rubriken im werden können. blick werden interessante The- men durchleuchtet. Michael Heinrich, Jg. 1966, Silke Bremer, Jg. 1966, Kassel, Annegret Zander, Jg. 1966, Ellen Maus, Jg. 1966, Gemeindepfarrer Kassel- Assistentin im Bereich Öffent- Hanau, Pfarrerin in der Fach- Sekretärin in der Hephata- Südstadt lichkeitsarbeit des Landeskir- stelle Zweite Lebenshälfte Personalabteilung chenamts IMPRESSUM blick in die kirche erscheint sechsmal jährlich und Redaktion: Anschrift: wird an haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen Lothar Simmank (Leitung) Heinrich-Wimmer-Straße 4 und Mitarbeiter der Landeskirche kostenlos verteilt. Telefon 0561 9307-127 34131 Kassel-Bad Wilhelmshöhe Olaf Dellit redaktion@blick-in-die-kirche.de Direkt-Abonnement: Telefon 0561 9307-132 www.blick-in-die-kirche.de 12,50 Euro pro Jahr inklusive Zustellkosten Redaktionsbüro / Anzeigen: Gestaltung: Lothar Simmank Herausgeber: Andrea Langensiepen Layout-Konzept: Liebchen+Liebchen, Frankfurt am Main Landeskirchenamt der Evangelischen Telefon 0561 9307-152 Herstellung: Hesse GmbH, Fuldabrück Kirche von Kurhessen-Waldeck Fax 0561 9307-155 Auflage: 19.200 Exemplare Pfarrerin Petra Schwermann Wilhelmshöher Allee 330 Mehr Informationen über die Evangelische Kirche 34131 Kassel-Bad Wilhelmshöhe von Kurhessen-Waldeck unter www.ekkw.de blick in die kirche | FÜR MITARBEITENDE | 1–2016 3
THEMA „Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden“ Mit kirchlichen Mitarbeitern kommunizieren – wie geht das? Petra Schwermann, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, über ihren Ansatz in der internen Kommunikation nikationswissenschaftler Paul Watzlawick allem Wunsch nach Direktheit auch indi- Foto: medio.tv/Schauderna formuliert. Wir sind als Menschen nicht rekt pflegen lassen. als Einzelwesen geschaffen, sondern auf Ein Kontinuum in der wechselhaften Begegnung und Austausch angelegt. Das Geschichte der kirchlichen Kommunika- macht es nicht immer leicht, aber immer tion ist blick in die kirche. Seit der Erst- lebendig und spannend. ausgabe 1966 schafft es Kommunikation Was bedeutet das aber im Hinblick auf und Begegnung mit und unter kirchlichen die Kommunikation von uns als kirchliche Mitarbeitenden in Haupt- und Ehrenamt Mitarbeitende mit kirchlichen Mitarbeiten- und auch darüber hinaus. Es ist mit der den in Haupt- und Ehrenamt? Zeit mitgewachsen, hat sich mitentwickelt, Pfarrerin Petra Schwermann, Wir alle sind ein Teil der kirchlichen hat neue und manchmal auch unbequeme als Vertreterin des Landeskirchenamts Dienstgemeinschaft in ihrer ganzen Bunt- Themen entdeckt und zur Diskussion ge- blick-Herausgeberin seit 2013 heit und Vielfalt. Und wie Begegnung der bracht. Es nimmt die leisen wie die lauten Grundgedanke der Kommunikation ist, so Töne auf und vernetzt die Vielfalt kirchli- ist auch unser christliches Leben auf Be- chen Lebens miteinander. Es lässt uns bis- gegnung und Kommunikation ausgelegt. her fremde Arbeitsbereiche mit Chancen M eine Hand legt sich behutsam auf Der Apostel Paulus ruft uns dazu auf: und Grenzen wahrnehmen und kennenler- die Schulter einer vor mir stehen- „Freut euch mit den Fröhlichen und weint nen. den Mitarbeiterin. Unausgespro- mit den Weinenden.“ (Röm 12, 15) Darin hat blick in die kirche seine gro- chenes Einverständnis: das ist gerade dran. ße Beständigkeit und seine Zukunftsfä- Man hat es ihr sofort angesehen. Ein Blick higkeit. Es geht inhaltlich und medial mit in die Augen hat genügt … »Ein Kontinuum der Zeit, ist ein lebendiges Medium. Und Das Telefon klingelt. Ich habe kaum in der wechselhaften zugleich gründet es in dem, was die Kom- abgenommen, da ergießt sich ein wenig Geschichte der kirchlichen munikation in unserer Dienstgemeinschaft freundlicher Redeschwall über mich. Ich ausmacht: das Evangelium auf den Lippen, habe Mühe mitzubekommen, wer da was Kommunikation ist aber vor allem im Herzen tragen. Das gilt von mir will. Innerlich stehe ich sofort mit blick in die kirche.« für laute, ärgerliche oder kontroverse The- dem Rücken an der Wand. Dann höre ich men ebenso wie für die leisen, traurigen am anderen Ende Tuten. Aufgelegt. und unscheinbaren Zwischentöne. Zwei Szenen, wie sie unterschiedlicher Das Evangelium, das unsere Dienstge- 50 Jahre blick in die kirche, das gibt nicht sein könnten und doch zur täglichen meinschaft trägt, ist ein einziges Begeg- mir heute die Gelegenheit, all denen zu Arbeit gehören. Nicht immer so intensiv nungs- und Kommunikationsgeschehen. danken, die über die Zeiten hinweg mit- leise oder so extrem laut. Oft dominieren Doch schon an den Briefen des Paulus an kommunizieren: als Schreibende und als die Zwischentöne, Alltägliches, Organisa- seine Gemeinden und ebenso an der Ent- Lesende, als Redner und Hörer, als Mit- torisches. Aber bei besonders leisen und stehungsgeschichte der Bibel wird deut- arbeitende, als Dienstgemeinschaft, als selbst bei unangenehm lauten Tönen pas- lich, dass Kommunikation nicht überall Christen und als Nächste. ● siert vermutlich am meisten. Denn gerade direkt geschieht. Sie ist oftmals auf Über- Petra Schwermann dort wird am ehesten spürbar, was dran tragungswege angewiesen, die räumli- ist, was Vorrang hat und manchmal auch ches und zeitliches Getrenntsein überwin- was wirklich wichtig ist. den. Dies ist ein Umstand, der uns in der Geht es um Kommunikation, dann modernen Gesellschaft auf immer mehr geht es immer ums Ganze. Es geht nicht und immer schnellere Medien angewie- nur um die Weitergabe von Informationen, sen macht. Auch damit muss sich Kom- sondern um eine Begegnung mit meinem munikation in einer kirchlichen Dienstge- Gegenüber. „Man kann nicht nicht kom- meinschaft auseinandersetzen und Wege munizieren.“ So hat es einmal der Kommu- finden, auf denen sich Begegnungen bei 4 blick in die kirche | FÜR MITARBEITENDE | 1–2016
THEMA Grüße zum Loyale und kritische Begleitung F ünfzig Jahre blick in die kirche! Das ist für eine Zeitschrift ein langer Zeitraum – denn seit rund zwanzig Jahren wird das baldige Ende von Printpro- dukten prophezeit! Wie konn- Foto: medio.tv/Schauderna te sich der blick so lange halten? Die Antwort findet sich in zwei Leit- worten der letzten Jahrzehnte: Partizipation und Transpa- renz, also: Teilhabe und Durchsichtigkeit. Die Erwartung von Menschen, an der Arbeit der Kirche umfassend betei- ligt zu werden, ist in den letzten Jahren deutlich angestie- gen. Für eine Kirche, die sich evangelisch nennt, sollte das selbstverständlich sein! Aber auch wir haben erst lernen müssen, wie das geht. Der blick leistet dazu einen starken Beitrag. Er fördert als ein Mittel der „internen Kommuni- kation“ die gegenseitige Wahrnehmung. Der besondere Charme des blick ist nach meiner Erfah- rung, dass er auch Menschen, die nicht im engeren Sinn Mitarbeitende sind, die Themen und Anliegen der Kirche nahebringen kann. Damit ist er ein wichtiges Organ der Öffentlichkeitsarbeit! Manche Ausgaben werden bis heu- te herangezogen, weil sie bestimmte Fragen und Themen musterhaft bearbeitet haben. Und nach fünfzig Jahren sind die Hefte des blick eine wichtige zeitgeschichtliche Quelle geworden – man kann sich in ihnen festlesen! Auch wenn die Zeit des blick als Printprodukt – also als gedrucktes Heft – endet, so geht doch nicht die Zeit des blick zu Ende! Im Gegenteil: Das inzwischen von fast allen Menschen genutzte Internet eröffnet neue Formen und Möglichkeiten der Präsentation. Der blick wird inter- aktiver – und seine Funktion als Archiv sehr viel benutzer- freundlicher! Ich finde, dass das eine sehr herausfordernde blick und spannende Perspektive ist! in die Vielen Dank für ein halbes Jahrhundert loyale und kri- tische Begleitung! Und Gottes Segen für die neuen Wege! kirche Bischof Prof. Dr. Martin Hein, Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck blick in die kirche | FÜR MITARBEITENDE | 1–2016 5
THEMA blick in die kirche: Von der Idee bis Wie entsteht eigentlich blick in die kirche? Illustratorin Reinhild Kassing hat die einzelnen Schritte nachgezeichnet Reporter, Redakteure und Fotografen schwärmen aus, interviewen und foto- grafieren, recherchieren am Telefon, schreiben Texte, fertigen Grafiken an und schicken ihr Material an die Redaktion. Zur Redaktionskonferenz kommen die blick-Mitarbeiter im „Aquarium“ des Medienhauses zusammen und beraten über Themen und Bilder – ein Seitenplan entsteht. Bei der Sitzung des Kirchenvorstands oder zu anderen Die Zeitschriften werden nach Zierenberg gebracht, Gelegenheiten werden die Hefte an die kirchlichen wo sie Mitarbeiter der Baunataler Diakonie Kassel in Mitarbeiter – unsere Leser – verteilt. Zeitgleich kann Umschläge oder Pakete packen und die Hefte per DHL man auch auf unserer Homepage im blick blättern. an Kirchengemeinden und Einzelempfänger schicken. 6 blick in die kirche | FÜR MITARBEITENDE | 1–2016
THEMA in die Hände und Köpfe der Leser Zeichnungen: Reinhild Kassing Texte werden gekürzt, geändert, Fotos bearbeitet. Am Bild- Die Druckerei Hesse in Fuldabrück belichtet schirm entsteht das Layout. Die fertigen Seiten werden Korrek- die Druckdatei, stellt Platten für den Offset- tur gelesen, das Landeskirchenamt bekommt sie zur Durchsicht. druck her, druckt und bindet 19.200 Hefte. Die PDF-Datei wird via Internet in die Druckerei geschickt. blick in die kirche | FÜR MITARBEITENDE | 1–2016 7
THEMA Grafik: Jutta Blåfield Die Blattmacher – früher und heute Günther Schulze-Wegener Arbeitsvertrag selbst geschrieben (1925–2008, Foto) war es, der M blick in die kirche aus der Taufe it vorzüglicher Hochachtung – so laute- hob. Als Redakteur war der spä- te die Grußformel in den Briefen meiner tere Direktor des Evangelischen bisherigen Dienststelle. Das Anstellungs- Presseverbands darin erfolg- schreiben (undatiert) vom Informationszentrum, reich, immer auf Augenhöhe mit verfasst von dessen Direktor Günther Schulze-Wege- kirchenleitenden Personen zu ner (despektierlich SchuWe genannt), endete: „Mit bleiben. Journalistisch pointiert und mit einer großen freundlicher Begrüßung“. Nomen est omen. Den Portion Humor schrieb er seine Artikel. Herausragend Arbeitsvertrag durfte ich (nach Vorlage!) selbst sch- auch sein 1958 erschienenes Werk „6000 Jahre und reiben, versehen mit dem Datum 7.7.1977, das sei ein Buch. Die Bibel – Biographie eines Bestsellers“. Petra Grießel: doch originell, so SchuWe. Und der verblüffte seine Mitte der 70er-Jahre steht neben ihm Heidi Henkel blick-Sekretärin blick-Mitarbeiterin weitere Male. Zum Beispiel, als als blick-Redakteurin im Impressum. von 1977 bis 2012 er ihr einen Brief ans Landeskirchenamt in den Ste- Wolfgang Erk leitete während einer kurzen Phase no-Block diktierte und im Betreff angab: „O Herr, im Jahr 1977 die blick-Redaktion. Danach wurde er Ihr wisst nicht, was Ihr von mir verlangt“. Irgendwann erlaubte er mir, früher Geschäftsführer des Stuttgarter Radius-Verlags. nach Hause zu gehen. Bei der nächsten Begegnung stellte er fest: „Sie waren 1986 arbeitete Rosemarie Köther kurzzeitig als beim Frisör.“ Ja, aber nicht deswegen hätte ich mich vorzeitig aus dem Büro Redakteurin in der blick-Redakion mit. ● verabschiedet. „Und selbst wenn“, meinte mein einstiger Chef, „die Haare wachsen schließlich auch während der Dienstzeit.“ ● 8 blick in die kirche | FÜR MITARBEITENDE | 1–2016
THEMA Ein immer besseres Produkt H alte ich eine neue blick-Ausgabe in den Hän- den, muss ich oft an die 1970er-/80er-Jahre denken, mit wie viel Herzblut und hohem Arbeitsaufwand wir die Ausgaben hergestellt haben – nicht, dass die heute bei blick in die kirche Mit- arbeitenden nicht mit Herzblut bei der Sache wä- ren, aber unser Aufwand war einfach unvorstellbar größer: Die redigierten Texte mussten auf Papier spaltenbreit abgeschrieben, ausgeschnitten und standgerecht aufgeklebt werden. Für die Schwarz- Manfred Liebrecht: weiß-Fotos wurden Plätze freigehalten und Bildaus- blick-Redakteur schnitte festgelegt. Die Überschriften rubbelte ich von 1978 bis 2001 aus Einzelbuchstaben zusammen und klebte sie auf. Eine Reproanstalt erstellte die Druckplatten. Der zweifarbige Druck fand im eigenen Haus auf staubigem Umweltpapier aus Haussammlungen statt. Eine Buchbinderei lieferte die fertigen Exemplare, wir zählten ab, verpackten und versandten sie: zuerst mit einem Transporter an die Rentämter, später per Post an die Gemeinden. Jahre später: Der Computer hielt Einzug in die Redaktion. Nach einer Einarbeitungszeit wurde vieles einfacher, schneller und qualitativ besser. Den fertigen blick lieferten wir per Datenträger an die Druckerei, die auch den Versand übernahm. Ein Mitglied des Landeskirchenamtes erkundigte sich – und meinte das gar nicht einmal scherzhaft –, was wir dank des Computers mit der gewonnen Zeit machten. Meine Antwort: ein journalistisch immer besseres Produkt. Heute ist Sparen wieder in aller Munde. blick wünsche ich einen Fürspre- cher, der seine Hand schützend über die gedruckte Mitarbeiterzeitschrift hält und dabei sicher ist, dass Kirche eine Informations-Bringschuld für die große Schar der ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitenden hat. Das wünsche ich blick für das nächste Jahrzehnt. ● Sorgen, Einsichten, Zukunftspläne T ausend Dinge fallen mir ein: Termine auf zu- gigen Kirchtürmen und in herbstlichen Obst- gärten, vor großartigen Kunstwerken und in lärmerfüllten Kitas. Gespräche mit KV-Mitgliedern, Chorsängern, Altenpflegerinnen – und Interviews mit dem Bischof. Mir fällt ein, wie intensiv wir in der Redaktion über Themen, Texte und Bilder für den blick diskutierten. Unter die Haut ging ein Ter- min in zwei ländlichen Kirchspielen im Kirchenkreis Rotenburg. Soeben auf dem Weg, die Zusammen- arbeit mit neuen Initiativen auszubauen, um dem Cornelia Barth: demographischen Wandel etwas entgegenzusetzen, blick-Redakteurin erfuhren die Gemeinden von der Aufhebung einer von 2001 bis 2014 Pfarrstelle und der Neuordnung ihrer Kirchspiele. Die Nachricht schlug dort ein wie eine Bombe: Gerade wächst man zusam- men, und nun soll alles anders werden? Dass genau in diesem Moment blick in die kirche da war, machte den Betroffenen Mut. Ihre Sorgen, Einsichten und Zukunftspläne fanden in der Mitarbeiterzeitschrift Platz. ● blick in die kirche | FÜR MITARBEITENDE | 1–2016 9
THEMA Die Blattmacher – früher und heute In der Jubiläumsausgabe mal in eigener Sache: Hier stellen wir uns als aktuelles Redaktionsteam von blick in die kirche vor Im Unterholz Die Neugier bleibt E A s passierte in den ost- lle reden über hessischen Wäldern: Flüchtlinge, wir Ich war unterwegs, sprechen mit Flücht- um einen „Insidertipp“ für lingen. Das Wunderbare am Fotos: medio.tv/Schauderna unsere kleine Jubiläums- Beruf des Journalisten ist, beilage zu finden. Die Kir- dass man neugierig sein chenruine von Rommers darf – nein, sein muss – und empfahl sich im Internet als so neue Menschen, Blick- historisch, kirchlich und tou- winkel, ja andere Welten ristisch spannende Location. kennenlernt. Zum Beispiel Lothar Simmank, Vor Ort sah die Sache dann Olaf Dellit, die von Flüchtlingen. leitender Redakteur so aus: Klettern über Leit- Redakteur Mit der Kirche lerne ich blick in die kirche planken, 100 Meter durchs blick in die kirche seit knapp einem Jahr wie- Unterholz, von kniehohem der Neues kennen. Vieles Unkraut überwucherte Steine. Und dann ein Schild, war mir zwar nicht fremd – ich bin im Pfarrhaus auf- das militärisches Sperrgebiet auswies und das gewachsen – , aber ich sehe andere Seiten. Und Betreten bei Strafe untersagte: „Blindgän- wie in jeder Welt gelten auch hier manchmal ger! Lebensgefahr!“ ganz eigene Regeln und ungeschriebene Als blick-Redakteur ist mir diese Gesetze. Erfahrung nicht neu. Nicht selten In dieser Zeit habe ich schon ein- 1966 1975 1988 19751966 2006 1995 1997 1994 2015 1996 1986 2013 1992 2010 1970 1968 2005 stößt man beim Recherchieren drückliche Begegnungen erlebt. Um 1987 201219842008 2004 19811970 1969 1982 1990 1989 1995 1985 1967 2008 1968 1972 1979 2001 2013 1966 2007 1982 1998 2009 2004 2004 1990 1994 1983 1966 1981 1966 1977 kirchlicher Themen auf Blind- 1971 nur einige zu nennen: mit dem frü- 1989 1974 1980 2011 2016 1994 1974 2002 2013 1977 1987 1992 2007 1978 1994 1969 gänger – Projekte, Beschlüsse, heren EKD-Chef Nikolaus Schneider 1986 2011 2002 1999 2005 2001 1992 1978 1972 1979 2008 1980 1979 1976 2014 1976 2013 2008 1998 1983 2002 2005 1996 1983 1969 1986 2012 1991 2004 1972 1998 Ankündigungen, die sich bei 1967 und seiner Frau Anne, mit einem 1982 2012 2000 1981 2009 1990 1999 1988 1989 1996 1970 1978 1984 1973 2010 1992 2005 1999 2001 näherem Hinsehen als Nieten Afghanistan-Veteranen, mit einem 1975 1977 2000 1974 1984 196919902003 1973 1988 1997 1985 2014 1980 2009 1972 2007 1998 1973 1991 erweisen, aber trotzdem gefähr- 1967 Witwer und mit einem Zeitzeugen 19872006 2014 2009 1986 1977 1975 1993 1974 2006 1980 1982 1982 1966 1988 1979 1984 2000 1968 1971 1993 1976 1991 2016 2012 lich sein können. Andererseits des Zweiten Weltkriegs. „Menschen 1971 1996 1967 1991 1981 1966 1997 1985 2002 1966 2007 19951993 2003 2010 2003 1989 1987 1997 1970 2001 1972 2010 2014 1978 1995 2003 1968 1985 gibt es natürlich auch die wah- 2000 2015 1983 1973 2006 1999 1993 interessieren sich für Menschen“, so 2011 2011 1976 1971 ren Kleinode, die darauf warten, lautet eine Journalistenwahrheit. Ich journalistisch entdeckt zu werden darf ihre Geschichten erzählen. Dafür – Begegnungen mit originellen Men- braucht es die Neugier und das Hand- schen und Orten, aus denen lesenswerte werkszeug: die Sprache. Geschichten entstehen. Geschichten habe ich schon immer gerne er- In 28 blick-Jahren durfte ich viele davon schrei- zählt: als Kind mit Marionetten, nach meinem Studi- ben. Nach dem Studium der Germanistik und Kirchen- um der Amerikanistik/Anglistik, Pädagogik und Pu- geschichte in Marburg lernte ich das journalistische blizistik (in Göttingen und Stirling/Schottland) dann Handwerk bei der Christlichen Presseakademie (GEP), hauptberuflich: im Volontariat bei der Hessischen/ bei epd und idea, bei der Oberhessischen Presse und Niedersächsischen Allgemeinen (HNA) und zwölf Jah- beim Hessischen Rundfunk. 1985 wurde ich Öffent- re lang als Lokalredakteur in Fritzlar-Homberg. Auch lichkeitsreferent des Diakonischen Werks in Kurhes- da: Menschen und ihre Geschichten, jeder eine Welt sen-Waldeck und zwei Jahre später Redakteur bei blick für sich. in die kirche. Zwölf Jahre habe ich daneben freiberuf- Dann sind da noch ein paar Geschichten, die zu lich im eigenen Redaktionsbüro gearbeitet. Ich bin Büchern wurden: „MacLean und die Narren“ und „Die verheiratet und habe zwei erwachsene Kinder. Unter- Kaperfahrt der Kinderpiraten“. Und nun also die Kir- wegs bin ich nicht nur in der Rhön, sondern – gern mit che mit ihren vielen Facetten, ihren vielen Geschich- älteren Fahrzeugen – auch anderswo. ● ten. Die Neugier bleibt. ● 10 blick in die kirche | FÜR MITARBEITENDE | 1–2016
THEMA „Hilfe, was machen wir zu Weihnachten?“ W as ich am liebsten schreibe? Meine Kolum- fuhr und mit den Gemeindebrief-Verantwortlichen ne „aufgestöbert“, die mich seit meinen vor Ort über journalistische Grundregeln, frisches Lay- ersten Berufsjahren begleitet. Nach dem out und pfiffige Überschriften fachsimpelte, traf ich Germanistik- und Theaterwissenschaftsstudium in überall auf interessierte Haupt- und Ehrenamtliche. Hannover und Berlin volontierte ich beim Göttinger Seit einigen Jahren gehöre ich als „Freie“ zum Tageblatt; dessen Chefredakteur hat sich den Titel blick-Team und schreibe dabei über Lachyoga, Rad- ausgedacht, als ich die Wochenendglosse übernahm. wegekirchen, „Generation Y“ oder die Segnung für Über Stationen in München (Reportage-Redak- gleichgeschlechtliche Paare – und lerne bei der Re- teurin bei der „Freundin“ im Burda-Verlag) und Kas- cherche nach wie vor spannende Menschen kennen. sel (HNA) sowie als freie Autorin für verschiedene Im Team ein neues Heft entwerfen, Themen su- Magazine landete ich 2001 in der blick-Redaktion, Anne-Kathrin Stöber, chen und dabei den Humor nicht vergessen, das zunächst verantwortlich für den Gemeindebrief-Ser- freie Mitarbeiterin macht mir Freude. Inklusive der allseits bekannten vice blickkontakt. der Redaktion Frage, die sich für den blick bereits jedes Jahr im Bereichernd war der Kontakt zu den regionalen blick in die kirche Sommer stellt: „Hilfe, was machen wir dies Jahr zu Blattmachern: Wenn ich zu Kirchenvorständen oder Weihnachten?“ Und natürlich sind uns noch immer in Pfarrkonferenzen zwischen Hanau und Hofgeismar lesenswerte Advents-Hefte geglückt! ● Immer was Neues Kleine Kommandozentrale R M egelmäßig die Hefte online ein Büro im Martin-Bucer- stellen und eine dazugehörige Haus ist wie eine kleine Bilddatenbank aufräumen und Kommandozentrale. Denn Fotos: medio.tv/Schauderna pflegen – so lautete die Aufgaben- im Redaktionssekretariat laufen beschreibung, als ich Ende 2013 in viele Fäden zusammen: Ich bin die der blick-Redaktion angfing. Nicht Frau am Telefon der blick-Redaktion, sonderlich anspruchsvoll, dachte ich, spreche mit Fotografen, freien Mit- da ich schon alles Mögliche in der arbeitern und Redakteuren. Termine Öffentlichkeitsarbeit gemacht hatte. und Daten – von der Budgetkontrolle Daniela Denzin, Angefangen von Luftbilder abzeich- Andrea Langensiepen, über die internen Meetings, den Ver- Sekretariat nen und digital umsetzen für die Er- Sekretariat anstaltungskalender bis zum Datum blick in die kirche stellung von Golfplatzführern über blick in die kirche für Druck und Auslieferung – muss Folienbeschrif- Sportplatzwerbung, Folienbeschrif ich im Auge behalten. Rechnungen, tung, komplette Geschäftsausstattungen, Flyer, Kataloge, Honorare, Anzeigen gehen über meinen Tisch. Webshop-Pflege und vieles mehr. Dass ich als Quereinsteigerin aus der freien Wirtschaft blick-Redaktion mit Aber ich hatte mich geirrt. Da die blick komme, verschafft mir oft eine andere Sicht auf die Dinge. So Herausforderun- der Zeit geht, kommen immer wieder neue Herausforderun kann ich meine Erfahrungen kreativ einsetzen, das ist es, was gen auf mich zu. Nachdem die Bilddatenbank blickkontakt, mir hier neben der Teamarbeit gut gefällt. Besonders gern die Bildmaterialien für Gemeindebriefe zur Verfügung stellt, helfe ich bei der Hotel-Suche für unsere blick blick-Rätsel-Gewinne -Rätsel-Gewinne – schließlich auf einem guten Stand war, haben wir sie in die da kommen mir meine Erfahrungen aus der Werbung zugute. multimediale Plattform medio.tv integriert, um den Gemein- Manchmal darf ich aber auch einfach „die gute Seele“ den mehr Material in noch besserer Qualität anbieten zu kön- kön sein: Bei mir gibt es immer ein paar Kekse, einen Kaffee, und nen. Die Umstellung hat insgesamt neun Monate gedauert beim gemeinsamen Gespräch lassen sich die vielen kleinen und war sehr spannend und arbeitsintensiv, bis das Endpro- Endpro und größeren Probleme im Redaktionsalltag lösen: Wo finden dukt fertig war und unseren Ansprüchen genügte. wir rasch ein Model für das Titel-Shooting? Wie hieß noch mal Aktuell werden die Mitabeiterzeitschrift und das Magazin der Pfarrer, den wir wegen eines besonderen Gottesdienstes erstmalig als blätterbares PDF erscheinen mit der Möglichkeit, befragen wollten? Wie kriegen wir Druckerei-Termine, Urlaubs Urlaubs- die Hefte durch weitere verschiedene Medien wie Fotos, Links koordination und die hessischen Schulferien unter einen Hut? und Videos zu erweitern. Auch das erfordert wieder umfang- umfang Der blick wird 50, ich bin nun fünf Jahre dabei – und ich reiche Umstellungen in meinem Arbeitsbereich, auf die ich habe die Kirche von vielen neuen Seiten kennengelernt. ● mich schon sehr freue. ● blick in die kirche | FÜR MITARBEITENDE | 1–2016 11
THEMA RÜCK In diesem und den folgenden blick-Heften des Jahrgangs 2016 schauen wir zurück auf Zitate: Highlights und Kurioses aus 50 Jahren. 1966-1969 Neuordnung des Pfarramtes Eine Untersuchung über die Neuordnung des pfarramtlichen Dienstes legte BLICK Akademiedirektor Dr. Hans-Gernot Jung vor. Nach seinen Vorstellungen soll die Bildung von Kirchenbezirken erwogen werden. Diese sollten jeweils drei bis fünf Kirchspiele umfassen und könnten der Entlastung des Pfarramtes dienen und dazu beitragen, die vielzitierte „Krise des Pfarramtes“ zu überwinden. 1966 ... nach dem Tode Gottes Kassel hatte seine Sensation, eine Innere Mission theologische Sensation gewisserma- und Hilfswerk ßen. Das immerhin ist bemerkenswert. Amt für kirchliche Frauen- Erhebungen des letzten Jahres haben Am 27. Januar sprach die Kölner arbeit: Nachbarschaftstreffen gezeigt, daß der Mangel an pflegeri- Studienrätin mit Hochschulauftrag Was leider noch von vielen vermutet schen Mitarbeitern in den Kranken- Dr. Dorothee Sölle im überfüllten wird, stimmt nicht: nämlich, daß Frau- häusern und Heimen der verschiede- Hermann-Schafft-Haus über das The- en unkritisch und mit allem zufrieden nen Art (Kinderheime, Pflegeheime ma „Theologie nach dem Tode Gottes“. sind, was ihnen geboten wird. Nach und Altenheime) besonders groß und Der Titel befremdete, die Anteilnahme unseren Erfahrungen kommen sie nur, manchmal geradezu für die Weiter- des Publikums setzte in Erstaunen. wenn es sich für lohnt, d. h. wenn sie führung der Arbeit gefährdend ist. Möglicherweise bestand hier ein existentielle Hilfe erwarten können. ursächlicher Zusammenhang. Landesjugendtreffen 1966 Leserbrief zur Kleinschreibung Landesjugendpfarrer Eisenberg er- Nun läßt Ihr Informationsdienst zu klärte in seinen Begrüßungsworten, meiner Verwunderung auf der Titel- Fernsehen daß ein Jugendtreffen als glanzvol- Männerwerk seite jeder erscheinenden Nummer Pfr. Siegfried Dembowski, Korbach, le Massendarstellung heute nicht ... heute spreche man von einer die Worte „Blick“ und „Kirche“ un- hat 1965 und 1966 je dreimal das mehr möglich sei. Man wolle viel- „vaterlosen Gesellschaft“, nachdem entwegt klein drucken. (...) Ich finde, „Wort zum Sonntag“ am Sonnabend- mehr dem einzelnen helfen, sich mit festgestellt worden sei, daß allein in dem Götzen der Moderne wird in abend nach der Tageschau gespro- seiner Umwelt auseinanderzusetzen der Bundesrepublik 18 Prozent aller der heutigen Zeit leider schon zuviel chen. Für diese Sendung werden die und mit ihr fertigzuwerden. Das Kinder ohne Vater aufwachsen wür- geopfert, mehr als oft verantwortet besten Sprecher aus dem Bereich der könne nur in Begegnungen, im Auf- den. Das wären rund drei Millionen werden kann, und dem sollte ein im westdeutschen Landeskirchen durch einanderhören und in der gemein- Kinder oder jedes vierte Kind. Hier kirchlichen Dienst stehendes Blatt mehrfache Kameraproben und Spre- samen Arbeit geschehen. warte auf die Kirche eine große seel- wie Ihre Quartalszeitschrift nicht cherschulungen ausgesucht. sorgerliche Aufgabe. ohne Not Vorschub leisten. 1967 Fusion mit Hessen und Nassau? Aus einem Interview mit Sozialarbeit Kirchenvorsteher Prof. D. Wolfgang Sucker, Kirchenpräsident der EKHN von 1964 bis 1968: Arbeitslosigkeit führt zur sozialen Des- Die Unmündigkeit vieler Kirchenvor- integration. „Es ist, also ob du Vater stände sei eine bedauerliche Tatsa- „blick“: Nun hat die „Frankfurter D. Sucker: Nein, ich muß diese und Mutter verlierst.“ Kein Wunder, che. Mit dieser Feststellung forderte Allgemeine“ eine Formulierung ge- Formulierung dem berichtenden daß davon zur Zeit ein so großer Kreis Bischof D. Vellmer auf der Tagung des braucht, die uns etwas in Unruhe Journalisten anlasten. So habe von Menschen tief bewegt wird. Männerwerks die Laien und besonders versetzt hat. Sie spricht davon, daß ich das nicht gesagt. Das würde die Kirchenvorsteher zu größerer Akti- „Kurhessen-Waldeck unbegreiflicher- auch völlig gegen meine Prinzipien vität in den Gemeinden auf. weise von Hessen und Nassau ge- verstoßen. (...) Mir ging es bei all Seitenblick trennt“ sei. Ich nehme an, diese For- diesen Erwägungen eigentlich (...) Bei der letzten Synode aufgeschnappt: mulierung stammt nicht von Ihnen. mehr um die Vermeidung von Synodaler Pfarrer Disselnkötter: „Ich Würden Sie sich damit identifizieren? Doppelarbeit. glaube jedoch und bin der Meinung, daß wir Pfarrer alle Menschen sind ...“ 12 blick in die kirche | FÜR MITARBEITENDE | 1–2016
THEMA Amt für Öffentlichkeitsarbeit Beat-Musik im Jugendgottesdienst Der Rat der Landeskirche hat der „blick“ sprach mit Teilnehmern: Antwort: Was haben Sie Einrichtung eines landeskirchlichen Diese Musik weckt Emotionen. gegen Emotionen in der Amtes für Öffentlichkeitsarbeit zu- Damit stellen Sie sich in gewissen Kirche? Im übrigen ist es gestimmt. Hier sollen künftig die Gegensatz zur modernen Theologie, zum Beispiel in Amerika ver- Arbeitsgebiete Lichtbild, Schallplatte die uns – gottlob – sehr deutlich ge- breitet, zunächst Emotionen und Tonband sowie Rundfunk und sagt hat, daß wir unseren Verstand zu wecken, damit dadurch Fernsehen, Theater und Plakatdienst gebrauchen sollen. Ist es in Ordnung, dann auch der Intellekt an- zusammengefaßt werden. Ferner sol- einen Gottesdienst zu gestalten, in geregt wird. Wir haben ein len Fragen von Werbung und Public dem in allererster Linie Emotionen Mixture gemacht ... Relations im kirchlichen Raum von angesprochen werden? diesem Amt wahrgenommen werden. § Evangelische Studentengemeinde Marburg „blick“: Und was hat Sie, Fräulein Lottmann, bewogen, sich der Studentengemeinde anzuschließen? Glauben Sie als Frau eine besondere Funktion wahrnehmen zu können? Neue EKKW-Grundordnung Fräulein cand. phil. Herhild Lottmann: (...) Nein. Ich habe hier Funk- Interview mit Präses Freiherr von tionen nicht als Frau, sondern als Studentin. Im Gegensatz zu anderen Schlotheim und Pfr. Hertzberg Studentinnen leugne ich die besondere Funktion der Frau entschieden. „blick“: Sie würden also sagen, daß Immerhin kann die Frau in einer Studentengemeinde aktiv mitarbeiten, man demokratische Prinzipien einfach was etwa in einer Verbindung nicht möglich ist. nicht auf die Kirche übertragen kann. „Gottesdienst von Intellektuellen“ Pfr. Hertzberg: So wird man das aus- Die Akademie hat viel mit denen zu tun, die man Akademiker oder Gebil- drücken können. dete nennt. Sie sucht diesen Kontakt und ist dankbar, wenn sie ihn findet. 1968 Jugendarbeit Wer redlich von Gott reden will mit jungen Menschen, wird fragen, ob Gott 150 Jahre Hanauer Union 1818 wurden in Hanau reformierte und lutherische Kirchen auf synodalem Wege vereinigt, eine Union aufgrund behördlicher Anordnung wollte man nicht. Anlass für ein blick-Interview mit dem Hanauer Propst Martiny: # „Unterdrückung der Gewissensfreiheit verhüten“ für uns da ist. Er wird nicht für Gott „blick“: Darf man daraus schließen, man weiß in Kassel, daß wir in die- Gegen die Verabschiedung der argumentieren, sondern er wird Gott daß im Hanauer Raum eine allge- sen Dingen etwas empfindlicher sind Notstandsgesetze in der vorgeleg- zu Wort kommen lassen mit der Kreuzi- meine Abneigung gegen behördliche als andere. Das ist offensichtlich ten Form hat sich der Bischof in gung von Erfahrung und Erkenntnis. Anordnungen besteht? immer so gewesen. einem Telegramm an den Präsi- Propst Martiny: Das ist etwas sehr „blick“: Pointiert zu fragen ist das denten des Bundestages, D. Dr. pointiert gefragt. Aber ich glaube, Vorrecht des Journalisten (...) Eugen Gerstenmaier, gewandt. Posaunenchöre Seitenblick Das Leben in der Gemeinschaft Was tut der Pfarrer, Theodor-Litt-Kolleg „Posaunenchor“ ist immer gleichzu- wenn Demonstranten Weihnachtsfeier konnte man das kaum setzen mit dem Leben in christlicher in die Kirche eindrin- noch nennen, was die 65 Kollegiaten Gemeinschaft. Auf mannigfache Weise gen? Unser Bild gibt da in Kassel Eltern, Lehrern, Vertretern wird das deutlich: Kurrendeblasen, eine Anregung. der Regierung und der Kirchenleitung Besuch in den Krankenhäusern, Dienst (Es wurde allerdings vorsetzten. (...) Ein Protestsong erklang: auf dem Friedhof, Gottesdienstmitge- bei anderer Gelegen- „Morgen, Kinder, wird‘s nichts geben! staltung usw. gehören zum Alltag der Posaunenchöre. heit aufgenommen.) Nur wer hat, kriegt noch geschenkt ...“ blick in die kirche | FÜR MITARBEITENDE | 1–2016 13
THEMA 1969 Schlagzeilen ... in der gesamten deutschen Presse machte Pfarrer Karl-Heinz Diakonisches Werk Das „monarchische Pfarramt“ Happich (42), Schlüchtern, der in Aus dem Jahresbericht von Dr. Friedrich Thiele: ... sei die Todeskrankheit des Protestantismus, erklärte Prälat der Nacht zum 13. September auf Walther Roth in einem Referat zum Thema „Die Kirche braucht Ersuchen der Polizei im Alleingang Wir dürfen nicht in die Extreme einer Mitarbeiter“ in der Evangelischen Akademie Hofgeismar. Roth dem bewaffneten Kidnapper virtuosen Mitmenschlichkeit oder einer betonte, die Laien könnten nicht Hilfsmannschaft des Pfarrers „Dr. X“ entgegentrat und ihn dilettantischen frömmelnden Jesusnachfolge sein, die Pfarrer müßten vielmehr umgekehrt die Hilfsmann- bewog, den entführten 12jährigen verfallen. Allemal ist die Klammer von schaft der Laien bilden. Volker Abromeit freizugeben. pneuma und sophia zu beachten. Pädagogisch-Theologisches Institut in Kassel gegründet Interview mit dem neu berufenen Leiter Pfarrer Siegfried Vierzig Küsterdienst Ein Zelt für Neben dem Pfarrer ist der Küster (...) Flüchtlinge „blick“: Werden Sie mit anderen die wichtigste Kontaktperson zu den In Baunatal wurde Instituten ähnlicher Art zusammen- Gemeindegliedern, den am Gottedienst für ein Zelt ge- arbeiten? teilnehmenden und den abseitsstehen- sammelt, das für P. Vierzig: Für uns in Kurhessen-Wal- den, angefangen von den Kindern, die jordanische Flücht- deck würde sich in erster Linie eine zum Kindergottesdienst kommen oder linge bestimmt ist. Zusammenarbeit mit dem ebenfalls Fußball spielen, wo sie nicht sollen ... (1968) neu gegründeten Institut in Hessen und Nassau ergeben ... Konfessionsverschiedene Ehen Vor einem Totalausverkauf Interview mit Pfr. Walter Lotz, Marburg des Glaubens ... warnte Bischof D. Erich Vellmer „blick“: Stimmt es, daß in Mar- und katholischer Pfarrer, und vor der Landessynode in Hofgeismar. burg auch schon gemeinsame zwar in solchen Fällen, in denen Grund für eine solche Warnung Trauungen gehalten worden weder eine rein evangelische Das Landeskirchenamt bestehe wegen der Gefahr, daß die sind? noch eine rein katholische Trau- ... in Kassel-Wilhelmshöhe beherbergt heutige Theologie dazu neige, sozio- P. Lotz: Ja, das ist (...) in Marburg ung von den bekenntnisver- zur Zeit rund 100 Mitarbeiter: den logische Analysen an die Stelle des schon in einer ganzen Reihe von schiedenen Brautleuten als eine Bischof mit den theologischen und „verantwortlichen Redens von Gott“ Fällen geschehen unter Beteili- befriedigende Lösung empfunden juristischen Referenten, Bauabteilung, zu setzen. gung verschiedener evangelischer wurde. Bibliothek und den Stab von Verwal- tungsbeamten und Angestellten. Universität in Kassel? Um einer weiteren Benachteili- Lektorendienst gung der nordhessischen Region In den letzten Jahren hat sich in unse- entgegenzuwirken und um die Scharfe Kritik ... ren Gemeinden der vom Lektor gehal- guten Möglichkeiten auszunut- an den Verhältnissen in der Bundes- tene Gottesdienst ohne große Schwie- zen, die Kassel schon jetzt als republik übte Bischof D. Vellmer in ei- rigkeiten durchgesetzt. Man hat sich kulturelles Zentrum besitzt, ist es nem Gottesdienst in der Kasseler Mar- daran gewöhnt, daß der Gottesdienst dringend erforderlich, daß der Ge- tinskirche (...). Der Bischof wandte sich auch von einem anderen als dem ordi- danke einer Universitätsgründung vor allem gegen Versuche, die Renten- nierten Pfarrer gehalten werden kann in Kassel energisch weiterverfolgt erhöhungen zugunsten eines vermehr- und darf. und in der breiten Öffentlichkeit ten Rüstungsetats zurückzustellen. diskutiert wird. 14 blick in die kirche | FÜR MITARBEITENDE | 1–2016
LANDESKIRCHE 211 Vertreter der Diakonie Hessen tagten in Gießen F ür den Schutz von minderjährigen Flüchtlingen hat sich Dr. Wolfgang Gern, Vorstandsvorsitzender der Dia- konie Hessen, auf der Mitgliederversamm- Foto: medio.tv/Schauderna lung des Verbandes ausgesprochen. Mit großer Sorge betrachte er die aktuelle Um- setzung eines neuen Gesetzes zur Vertei- lung unbegleiteter minderjähriger Flücht- linge. Sie führe dazu, dass junge Menschen in Kommunen und Landkreisen strandeten, Vizepräsident Dr. Volker Knöppel, Präses Kirchenrat Rudolf Schulze, Bundestagspräsident die keine hinreichenden Jugendhilfestruk- a. D. Dr. Wolfgang Thierse, Prälatin Marita Natt und Prof. Dr. Bischof Martin Hein (v.l.n.r.) turen hätten und den Aufgaben offenbar nicht gewachsen seien. „Das darf nicht auf Beim Adventsempfang der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck sprach dem Rücken von Flüchtlingskindern ausge- der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) am 4.12.2015 im Kasseler tragen werden“, so Gern, „das Kindeswohl Haus der Kirche zum Thema „25 Jahre nach der Vereinigung – Unsere neue Herausfor- muss Vorrang haben.“ derung heißt: Einwanderungsgesellschaft“. Deutschland werde durch den Flüchtlings- Zum Thema Sterbehilfe nahm der zustrom dauerhaft pluralistischer, sagte Thierse und warnte davor, die bevorstehenden theologische Vorstand Horst Rühl (Kassel) Integrationsaufgaben zu unterschätzen. Wahrscheinlich werde dies Jahrzehnte dauern. Stellung. Er betonte, das neue Gesetz zur „Das wird keine Idylle sein“, sagte er mit Blick auf das Konfliktpotenzial. Wenn die Integ- palliativen und hospizlichen Versorgung ration allerdings gelinge, werde dies Wohlstand und friedliches Zusammenleben fördern. sterbender Menschen könne nur ein erster Thierse rief dazu auf, die eigene christliche Prägung gegenüber den Flüchtlingen Schritt sein. „Die pflegerische Betreuung nicht zu verleugnen, sondern zu leben. Die Religion dürfe nicht aus der Öffentlichkeit von Menschen am Lebensende, die auch verschwinden. Wichtig sei zudem, Flüchtlingen klar zu machen, dass die aktive Erinne- deren Familie und Freunde einbezieht, ist rung an den Holocaust in Deutschland Staatsräson sei. Angst vor einer sich verändern- zeitaufwändig, braucht Qualifikation und den Gesellschaft sei falsch. „Nur offene, sich verändernde Gesellschaften sind produktiv muss achtsam geschehen. Hier muss die und haben Zukunft“, sagte Thierse. ● Politik nachlegen“, sagte Rühl. ● Aktion „Brot für Nach 70 Jahren: Hessische Landes- die Welt“ eröffnet EKD wird Kirche kirchen gegen TTIP A D G m ersten Advent haben die beiden ie Evangelische Kirche in Deutsch- egen den Abschluss des Freihan- evangelischen Landeskirchen in land (EKD) wird 70 Jahre nach delsabkommens TTIP zwischen Hessen die Spendenaktion „Brot ihrer Gründung auch im theologi- der EU und den USA haben sich für die Welt“ in der Martinskirche in Daut- schen Sinne zur Kirche. Auf der EKD-Sy- die evangelischen Landeskirchen in Hes- phe (Landkreis Marburg-Biedenkopf) eröff- node in Bremen wurde eine Änderung der sen ausgesprochen. Die Regeln für den net. Die 57. Aktion steht unter dem Motto Verfassung beschlossen. Die EKD sei als internationalen Handel müssten danach „Satt ist nicht genug! Zukunft braucht ge- „Gemeinschaft ihrer Gliedkirchen Kirche“, beurteilt werden, „ob und wie sie die Be- sunde Ernährung“ und lenkt den Blick auf lautet die Formel, der nun alle 20 lutheri- dürfnisse und Interessen der Bürger und das Phänomen des Stillen Hungers. Da- schen, reformierten und unierten Landes- insbesondere die der armen Länder schüt- bei geht es um Ursachen und Folgen von kirchen zustimmen müssen. Bischof Martin zen und der Bewahrung der Schöpfung Mangelernährung. Davon sind laut „Brot Hein nannte die Verfassungsänderung ei- dienen“, heißt es in einer Stellungnahme für die Welt“ zwei Milliarden Menschen be- ne Kompromisslösung, die einen „Minimal- gegenüber dem Hessischen Landtag. Für troffen – etwa jeder Dritte weltweit. Eine konsens“ darstelle. Er hoffe, dass in zehn die Kirchen sei es sehr problematisch, dass Ernährung ohne genügend Vitamine und oder 20 Jahren ein neuer Anlauf unter- die Entwicklungs- und Schwellenländer bei Nährstoffe mache zwar satt, hinterlasse nommen wird, um mutiger auf die Gemein- den Verhandlungen ausgeschlossen seien, aber bleibende Schäden. ● epd schaft zuzugehen. ● epd so die Begründung. ● epd blick in die kirche | FÜR MITARBEITENDE | 1–2016 15
LANDESKIRCHE Landessynode will Kirche zukunftsfest machen Gebäude und Liegenschaften, theologisches Personal, Sonderhaushalte, Diakonie und Verwaltung: Bis 2026 sollen in diesen Bereichen rund 50 Millionen Euro eingespart werden, das sind etwa 25 Prozent der kirchlichen Ausgaben Fotos: medio.tv/Schauderna Präses Rudolf Schulze (Melsungen) leitete Bericht von Bischof Martin Hein vor der Synode: Am 23. November 2015 wurde die Synode die Sitzungen der Herbstsynode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck im Kloster Haydau in Morschen eröffnet E insparungsbeschlüsse in Höhe von Knöppel hob hervor, dass sich die EKKW de für Flüchtlinge zu öffnen, dies sei aktive rund 50 Millionen Euro bis zum Jahr derzeit nicht in einer finanziellen Notla- Nächstenliebe. 2026 hat die Synode der Evange- ge befinde und die Beschlüsse aktiv und Die Synode beschloss zudem, für die lischen Kirche von Kurhessen-Waldeck selbstbestimmt zur rechten Zeit vornehme. Flüchtlingsarbeit eine Million Euro bereit- (EKKW) auf den Weg gebracht. Dazu Um die Kosten des Bauunterhaltes zustellen. In einer Resolution wurden un- mussten die Ende November im Kloster der insgesamt 1.089 Kirchengebäude zu ter anderem sichere und legale Wege für Haydau in Morschen tagenden Synoda- dämpfen, sollen diese künftig in drei Kate- Schutzsuchende nach Europa gefordert. len rund 80 Einzelentscheidungen treffen, gorien eingeteilt werden. Für Kategorie A Die Flüchtlingskrise lasse sich nicht durch die zuvor von mehreren Ausschüssen und sind demnach Bauunterhaltung und Aus- Errichtung neuer Zäune und Mauern be- dem Rat der Landeskirche vorbereitet und gestaltung, für Kategorie B eine notwen- enden, hieß es. empfohlen worden waren. Bis auf weni- dige Bauunterhaltung und für Kategorie C Im Laufe der Tagung wurde zudem ge Ausnahmen und kleinere Änderungen nur noch eine substanzerhaltende Bauun- bekannt, dass es Verhandlungen über die erfuhren die Vorschläge weitgehende Zu- terhaltung vorgesehen. Unterbringung von Flüchtlingen in zwei stimmung. Freuen kann sich vor allem die Jugend: weiteren Freizeitheimen der Landeskirche Unter anderem soll die Zahl der Ge- die personelle und sachliche Ausstattung gibt. Erst kürzlich war der Einzug von un- meindepfarrstellen bis 2026 auf 400, die der Kinder- und Jugendarbeit soll ab 2018 begleiteten minderjährigen Flüchtlingen in der Funktionspfarrstellen auf 150 sinken. deutlich verbessert werden, so ein Be- das Heim Elbenberg bei Wolfhagen ab 15. Für 2026 rechnet die Kirche laut Propst schluss. Ein Gesamtkonzept soll bis Ende Dezember bekannt geworden. Bernd Böttner (Hanau) mit rund 750.000 2017 vorliegen. Eines der jetzt im Gespräch befind- Mitgliedern, etwa 100.000 weniger als Zu Beginn der Synode hatte Bischof lichen Heime, das Freizeitheim Nieden- 2014. Die Zahl der Pfarrstellen betrug Martin Hein auf das große Engagement stein, soll laut Beschluss der Synode Ende zuletzt rund 570, die der Funktionspfarr- der Menschen in der Flüchtlingsarbeit hin- 2017 geschlossen werden. Diese sieht al- stellen rund 180. Auch in der Verwaltung gewiesen. Bereits jetzt könnten 43 kirch- lerdings eine Prüfung vor, wenn sich an- soll etwa ein Viertel aller Stellen abgebaut liche Immobilien für die Unterkunft von dere Verwendungsmöglichkeiten ergeben. werden. Flüchtlingen zur Verfügung gestellt wer- Der stark umstrittene Beschluss über die Obwohl die Kirche laut Vizepräsident den. Die Kirche selbst werde sich durch die Schließung des Studienhauses Marburg Volker Knöppel in 2015 eine Steigerung eingetretene Entwicklung verändern „Das hingegen wurde auf die Synode im Feb- der Kirchensteuereinnahmen um 3,7 Pro- Gesicht unserer Kirche wird bunter“, sagte ruar 2016 vertagt, die den nächsten Dop- zent erwarte, müsse in absehbarer Zeit mit er. Hein warb erneut für seinen Vorschlag, pelhaushalt der EKKW beschließen soll. ● deutlichen Rückgängen gerechnet werden. als letzte Möglichkeit auch Kirchengebäu- epd 16 blick in die kirche | FÜR MITARBEITENDE | 1–2016
LANDESKIRCHE Botschaft der Reformation Kirchengebäude sollen für aktuelle Lage bedeutsam kategorisiert werden D U ie befreiende Botschaft der Reformation ist nach Worten m die Kosten des Bauunterhalts der insgesamt 1.089 Kir- von Bischof Martin Hein für die aktuelle Lage von großer chengebäude in Kurhessen-Waldeck zu dämpfen, sollen Bedeutung. Das reformatorische Verständnis von Freiheit diese nach dem Willen der Synode künftig in drei Kate- könne eine Hilfe sein, zu Besonnenheit, Entschlossenheit und Fan- gorien eingeteilt werden. Für Kategorie A sind demnach Bauun- tasie zurückzukehren, die in diesen unruhigen Zeiten dringend terhaltung und Ausgestaltung, für Kategorie B eine notwendige gebraucht würden, sagte Hein vor der Synode. Der Impuls der Bauunterhaltung und für Kategorie C nur noch eine substanzer- Reformation sei Freiheit gewesen, die immer auch Freiheit von haltende Bauunterhaltung vorgesehen. In begründeten Ausnah- Angst gewesen sei, so Hein in seinem Bericht. mefällen dürfen Kirchen künftig auch verkauft werden. Die Reformation habe die Menschen gelehrt, den Blick vom Die Einteilung soll anhand verschiedener Kriterien wie etwa Jenseits auf das Diesseits zu richten, sagte gottesdienstliche und Hein. Christen handelten aus Dank für die gemeindliche Nutzung erfahrene Gnade Gottes und aus Liebe zur der Kirchen, kultur- und Fotos: medio.tv/Schauderna Schöpfung. Die Attentäter von Paris seien kirchengeschichtliche hingegen ganz auf das Jenseits ausgerich- Bedeutung, Platzkapa- tet gewesen, getragen von einer Hoffnung zität oder Prägung des auf den Lohn im Paradies. „Das macht den Ortsbildes vorgenom- Fundamentalismus zu dem, was er ist: zu men werden. Die zur einer Perversion des Glaubens“, sagte Hein. Verfügung stehenden Bischof Martin Hein Im Hinblick auf die Flüchtlinge wies Debattierende Synodale auf der Baumittel sollen damit Hein darauf hin, dass schätzungsweise Herbstsynode in Morschen gezielter eingesetzt wer- zehn Prozent aller evangelischen Kirchenmitglieder in der Flücht- den können. lingsarbeit engagiert seien. Diese hohe Zahl könne als Folge der Weiter reduziert werden soll auch die Zahl der Gemeindehäu- reformatorischen Erkenntnis zu verstehen sein, dass christliches ser, von denen derzeit noch 555 in Betrieb sind. Auch Koopera- Handeln in der Verantwortung des einzelnen Christen stehe. Hein tionen mit anderen Nutzern sind mögliche Modelle, die bereits bat die Synodalen in diesem Zusammenhang um Zustimmung, praktiziert werden. Die schon begonnene Umsetzung der Gebäu- eine Million Euro im Nachtragshaushalt für Flüchtlingsarbeit zu debedarfspläne für Gemeindehäuser wird fortgesetzt, die leitende bewilligen. Die wichtigste Aufgabe der nächsten Jahre werde die Größe ist hierbei eine Nutzfläche von 200 Quadratmetern, die Integration der geflüchteten Menschen in die Gesellschaft sein. rechnerisch 1.700 Gemeindemitgliedern zur Verfügung steht. Eine Hier gebe es zahlreiche Herausforderungen wie etwa die Begeg- in dem Reformpapier vorgeschlagene zentrale Liegenschaftsver- nung mit dem neuen, arabischen Islam. waltung fand in der Synode hingegen keine Mehrheit. Die Kirche müsse sich verstärkt auf Gegenwind einstellen Bei den Pfarrstellen soll es ab 2018 sogenannte Stellenpools von Menschen, die ihre Position nicht teilten, warnte er. Hein in den Kirchenkreisen geben. Damit soll eine basisnahe Vertei- setzte sich erneut dafür ein, als letzte Möglichkeit auch Kirchen lung der im Kirchenkreis vorhandenen Stellen gewährleistet wer- für Flüchtlinge zu öffnen. „Nach reformatorischem Verständnis den. Durch die geringer werdende Zahl der Gemeindeglieder wird tragen Kirchen keine Heiligkeit in sich, sondern sind Versamm- sich entsprechend auch die Zahl der Pfarrstellen verringern. 2026 lungsräume für die Verkündigung“, sagte er. Aktive Nächstenliebe soll es aber mindestens noch 400 Gemeindepfarrstellen und 150 sei eine starke Form der Verkündigung. ● epd funktionale Pfarrstellen geben. ● epd Mehr Kirchensteuer trotz weniger Mitglieder T rotz einer rückläufigen Zahl bei den Gemein- rechnen. Da die Kirchensteuer momentan aufgrund der demitgliedern steigen derzeit noch die lan- wirtschaftlichen Entwicklung stabil sei, sei es richtig, die deskirchlichen Kirchensteuereinnahmen. kirchlichen Handlungsfelder jetzt neu auszurichten, so Die EKKW habe im Jahr 2014 eine Steigerung Knöppel weiter. bei den Einnahmen um fast sechs Prozent gegen- Die EKKW will bis zum Jahr 2026 rund 25 Prozent über 2013 verzeichnet, im laufenden Jahr werde ihrer Ausgaben, bezogen auf den Haushalt 2010, einspa- mit einer Steigerung von rund 3,7 Prozent gerech- ren. „Die Rahmenbedingungen sind günstig, denn wir net, gab Vizepräsident Volker Knöppel in seinem befinden uns nicht in einer finanziellen Notlage“, sagte Finanzbericht auf der Synode bekannt. In abseh- Vizepräsident Knöppel. „Wir handeln aus Überzeugung und damit frei- barer Zeit sei aber mit deutlichen Rückgängen zu Volker Knöppel willig.“ ● epd blick in die kirche | FÜR MITARBEITENDE | 1–2016 17
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