Chancen für einen territorialen Wandel - INTERREG IIIB Nordwesteuropa Programmrückblick 2002-2008 - INTERREG IVB NWE ...
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‘In Chancen investieren’ Zusammenfassung Dieser Bericht handelt von Chancen, Lösungsansätzen und Herausforderungen der jüngsten Vergangenheit und der nahen Zukunft. Seit der ersten Ausschreibungsrunde im Juni 2002 hat das INTERREG IIIB-Programm für NWE in über sechs Jahren und neun Ausschreibungsrunden insgesamt 330 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für Regionalentwicklung (EFRE) bewilligt. Mit diesen Mitteln wurden 99 hochwertige Projekte zur Verbesserung der nachhaltigen Entwicklung in Nordwesteuropa kofinanziert. Die Projektpartner haben sich ebenfalls an der Projektfinanzierung beteiligt, so dass insgesamt stolze 660 Millionen Euro in die NWE-Projekte investiert wurden. Starke und vielfältige Partnerschaften aus sieben EU-Mit- gliedstaaten und der Schweiz haben sich der Herausforderung transnationaler territorialer Entwicklungsprobleme gestellt. Dabei konzentrierten sie sich auf fünf Schwerpunktbereiche: Städte & Regionen, Transport & IT, Wasser & Hochwasserschutz, Natur & kulturelles Erbe und Meere & Häfen. Das NWE-Programm bot Chancen zur aktiven Einbeziehung von nationalen, regionalen und lokalen Behörden, Unternehmen des privaten Sektors, Forschungsinstituten, Gemeinden und Nichtregierungs- organisationen. Gemeinsam haben sie innovative Methoden entwickelt, die territorialen Potenziale ihrer Region besser zu nutzen und gemeinsame Probleme zu lösen. Bei IIIB ging es vor allem darum, experimentierfreudig und innovativ zu sein. Dabei kam es im Rahmen gemeinsamer Maßnahmen und Pilotinvestitionen zum Wissensaustausch. Durch ihre Zusammenarbeit haben die IIIB-Projektpartner dazu beigetragen, die lokale Implementierung von EU-Richtlinien zu beschleunigen. Schnell waren konkrete Ergebnisse erzielt. Wichtige Stakeholder erkannten die Bedeutung der Projekte und waren bald von den Erfolgen überzeugt. Viele von ihnen haben sich daraufhin selbst politisch und finanziell an weiteren Projekten beteiligt (Teil 1). Dass das IIIB-Programm für NWE so überzeugende Ergebnisse vorweisen kann, ist u.a. darauf zurückzuführen, dass die Lösungsansätze und Prozesse, auf denen INTERREG beruht, aktiv nach außen getragen wurden. Gemeint ist hiermit die Vertrauensbildung und das gegenseitige Lernen durch transnationale Zusammenarbeit, die Stärkung regionaler Netzwerke, die Steigerung der Programmpräsenz und die Sensibilisierung der Öffentlichkeit, die Gewährleistung der Einbeziehung der Gesellschaft, die Kultivierung von Synergien und Clustern und die konkrete Umsetzung all dieser Prinzipien (Teil 2). Die Antwort der Projektpartner auf die territorialen Herausforderungen ist beeindruckend. Wirklich begreifen, was die Projektpartner zuwege gebracht haben, kann aber nur, wer sich das gesamte Projektportfolio ansieht. Wir haben ein paar der besten Beispiele für Sie zusammengestellt, die für sich sprechen (Teil 3). Diese Veröffentlichung will die gemeinsamen Anstrengungen von über 900 Projektpartnern in ganz Nordwesteuropa zelebrieren. Sie bezieht sich auf die Ergebnisse, die im Laufe des IIIB-Programmzeit- raums erzielt wurden und die als Referenzrahmen für den neuen Programmzeitraum dienen können. Dies zeigt wieder einmal, dass INTERREG ein ständiger Lernprozess ist. In den vergangenen sechs Jahren wurde viel erreicht. Aber auch für die Projektpartner des neuen IVB-Programms, das von 2007 bis 2013 und darüber hinaus laufen wird, bleibt noch genug zu tun. Informationen über die neuen NWE-Schwerpunktbereiche finden Sie im Internet unter www.nweurope.eu. Das INTERREG-Labor bietet außerdem viel Spielraum für spannende Experimente, auch ohne weißen Kittel und Schutzbrille. Alles, was Sie brauchen, ist Entschlossenheit, Durchsetzungskraft und Offenheit für neue Ideen.
Inhaltsverzeichnis Über diese Publikation 4 Interpretation der EU-Kohäsionspolitik 5 Über uns - das INTERREG IIIB-Programm Nordwesteuropa (NWE) 6-7 Teil 1: MÖGLICHKEITEN für Projektträger – wer immer Sie auch sind! 8-15 Investitionen und Pilotprojekte im Baubereich tätigen - Hilfe bei der Umsetzung komplexer EU- Richtlinien und deren Einbringung in den lokalen Kontext - Kosten reduzieren, Effizienz steigern und doppelte Arbeit vermeiden - Finanzielle Mittel mobilisieren und Investitionen stimulieren Die Politik- und Entwicklungsagenda beeinflussen - Schnelle Ergebnisse und rasche Wirkung Regionale Netzwerke und Institutionen stärken - Neue Wirtschaftsstrategien für regionales Wachstum ausarbeiten Kapitel-Quiz 1 - Haben Sie NWE in den Griff bekommen? 16-17 Teil 2: METHODEN, mit denen wir unsere Ziele erreichen können – gemeinsam 18-29 Experimentieren und innovieren - Wissen weitergeben (und nicht nur Know-how!) Vertrauensbildende Maßnahmen für starke, vielfältige Partnerschaften - Ja zum territorialen Leitbild - Synergien und Cluster kultivieren - Präsenz und Sensibilisierung maximieren Die Einbeziehung der Zivilgesellschaft und der Öffentlichkeit sicherstellen Kulturelles Bewusstsein wecken Kapitel-Quiz 2 - Und wie hat alles in der Praxis funktioniert? 30-31 Teil 3: HERAUSFORDERUNGEN für die territoriale Kohäsion – und der bisherige Beitrag der Projekte 32-49 Konnektivität - Klimawandel - städtische Entwicklung und Regenerierung Natürliche Ressourcen und biologische Vielfalt - Innovation und Wissenstransfer Kapitel-Quiz 3 - Welches Projekt war das innovativste? 50-51 INTERREG, ansteckend, umstritten und offen für Kritik 52 Die NWE-Kohäsion im Wandel 53 Glossar 54-55 Antworten auf die Quizfragen 56 Projekt-Webseiten 57 3
Über diese Publikation Die meisten EU-Publikationen konfrontieren den Leser bereits im Vorwort mit einer schier endlosen Kette komplexer Termini: Best Prac- tice, Mehrwert, hochtrabendes Gerede über Transparenz und Ähnliches … Schon nach drei langen, umständlichen Sätzen unterdrückt man ein Gähnen und legt die zähe, oftmals recht umfassende Lektüre zurück in den Eingangskorb. Oder sie ist schon vorher hinter ir- gendein Regal gerutscht. Unter Umständen wird das Dokument auch an einen „sicheren“ Platz gelegt, um es zu lesen, wenn man mehr Zeit hat, oder mit anderen Worten: nie. Stattdessen greift man lieber zum Economist oder klickt sich durch Euronews – treffend, eingän- gig und leicht verdaulich. UNSER VERSPRECHEN AN DEN LESER: Diese Publikation weckt mit Sicherheit Ihr Interesse und das mindestens 15 Minuten lang oder bis die Werbung kommt. Schieben Sie daher Ihre Zweifel beiseite und lesen Sie weiter … Versetzen Sie sich einmal in die Lage eines Kommunalbeamten, der die Vor- und Nachteile einer Beantragung von EU-Geldern gegenei- nander abwägen muss. Welches Bild drängt sich Ihnen auf? Ein durch die Medien geprägtes Bild von der EU als eine monopolisierende, kontrollierende Institution, die sogar den Nationalstaat untergräbt. Ironischerweise dient INTERREG dazu, Nationen und Regionen durch Bereitstellung eines gemeinsamen Aktionsrahmens zu stärken – ein Rahmen, der auf Entscheidungsfähigkeit und dem Ausdruck einer starken Identität beruht. Die Boulevardpresse dagegen mag Bilder von Brüsseler Bürokraten, Amtsschimmel, Audits und von Anonymität, Anhäufung von Reichtum und fantasieloser Architektur heraufbeschwören – nicht zu vergessen diese merkwürdige, pinkelnde Bronze- figur ... Für viele Politiker und Journalisten ist „Europa“ ein Organ, dessen Stärke darin liegt, uns mit Gesetzen zu bombardieren, durch die sich alles gleich anfühlt, gleich aussieht und gleich schmeckt. Vorschriften und Harmonisierung: ein Krieg gegen krumme Bananen. Wie man es auch immer nennen mag – Einmischung von oben oder weltfremdes Diktat: Europa scheint selten von Bedeutung für die tagtägliche Arbeit eines regionalen Entscheidungsträgers, einer öffentlichen Behörde oder eines ganz normalen Verwaltungsbeamten. Für viele von uns ist nach wie vor unklar, wie sich ein Durchschnittsbürger an den EU-Verfah- ren beteiligen kann. So viel zu den Slogans, die man ständig hört: „In Vielfalt geeint“ und „Gemeinsam seit 1957“. Geeint – wer? Gemeinsam – wo? Es heißt, uns würden grund- verschiedene Anschauungen trennen, die jedwede Einigung verhindern. Außerdem liegt es nicht immer auf der Hand, wie die Bewohner der Regionen zusammenkommen können, um Probleme zu lösen, die uns alle angehen: Ballungsräume, Umweltverschmutzung, Öko- logie, Klimawandel. Die politische Komplexität der EU kann gewaltig und sogar bösartig erscheinen. Bedauerlicherweise liegt das in der Natur der Sache. Und dass die Minister in ihren Tagungsräumen oft nur leeres Geschwätz von sich geben, macht die Sache auch nicht besser. Der Economist und die INTERREG-Projekte für Nordwesteuropa haben übrigens so eini- ges gemeinsam: Partner und Berichterstatter in ganz Europa, Englisch als Arbeitssprache, Zuhörer und Akteure, die sich in verschiedenen Sprachen unterhalten, dazu brillante Be- richte, die von Jung und Alt gelesen werden. Und genau wie die anonymen Artikel im Economist werden auch EU-finanzierte Projekte jeglicher Art (ob durch den ESF, den EFRE oder den Kohäsionsfonds kofinanziert) von Autorenteams produziert. Diese Gruppen sind allerdings alles andere als anonym. Es sind starke, transnationale Partnerschaften, so schillernd und facettenreich wie die Projekte selbst. Leider ist es gar nicht so einfach, den Mehrwert der EU-Strukturfonds nach außen zu vermitteln. Dabei haben die Projekte so vieles zu bieten. Sämtliche INTERREG-Projekte repräsentieren und verfechten „vereint seit 1990“ vor allem einen gemeinsamen Wert und ein ge- meinsames Leitbild: die Kohäsion. Und an dieser Stelle kommt das Programm für Nordwesteuropa ins Spiel. Seine Aufgabe besteht darin, die Kohäsion nicht nur an Ort und Stelle sichtbar, sondern auch für das Leben der EU-Bürger relevant zu machen. So haben die Regionen die zur Lösung von dringenden Entwicklungsfragen zur Verfügung stehenden Instrumente genutzt und durch ihre transnationale Zusam- menarbeit eine aktive Rolle innerhalb der EU übernommen. Tatsächlich ist die EU-Kohäsionspolitik ausschließlich Sache der Regionen. Denn von wem sonst könnte man, realistisch gesehen, die Gewährleistung einer nachhaltigen regionalen Entwicklung und einen territorialen Zusammenhalt in ganz Europa erwarten, wenn nicht von den lokalen Akteuren? Ein chinesisches Sprichwort veranschaulicht das Dilemma, in dem sich die Regionen befinden: Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen schützende Mauern, die anderen Windmühlen. Das NWE-Team, unsere Projekte, Partner und Programmmitarbeiter gehören definitiv zu denen, die Windmühlen bauen. Wenn Sie aktiv werden wollen, warum nicht jetzt? Beginnen Sie einfach damit, diesen Bericht zu Ende lesen. Nehmen Sie einen Stift, lesen Sie die nächsten Seiten und testen Sie dann jeweils am Ende der drei Teile des Berichts, wie viel Sie über die EU-Kohäsionspolitik wissen und wie Sie davon profitieren können. Leider gibt es keine Preise in Form von Mitteln aus dem EFRE, doch wir versprechen Ihnen jede Menge REFE: Regelrechten Enthusiasmus und Felsenfestes Engagement für NWE. Also legen Sie den Economist beiseite, wechseln Sie zu INTERREG und engagieren Sie sich für Europa. 4
Die EU-Kohäsionspolitik interpretieren Der Europäische Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) wurde ins Inwieweit haben sich die Schwerpunkt- Leben gerufen, um zur harmonischen, ausgewogenen und nach- haltigen wirtschaftlichen Entwicklung, zur Verbesserung der Wett- bereiche für 2007-2013 geändert? bewerbsfähigkeit, zur Steigerung des Beschäftigungsniveaus, zum Die Europäische Kommission wird voraussichtlich im September Schutz der Umwelt und zur Gewährleistung der Chancengleichheit 2008 ein Grünbuch über territoriale Kohäsion verabschieden und von Frauen und Männern beizutragen.Der EFRE unterstützt geziel- hatte im Rahmen einer öffentlichen Anhörung um Vorschläge zur te Aktionen in den Bereichen Forschung und Entwicklung (F&E), Lösung der räumlichen Herausforderungen in Europa gebeten. Informationsgesellschaft, Artenvielfalt und Verkehr. Die Koopera- Die „territoriale Kohäsion“ als solche wird im EU-Vertrag (1997 in tion erfolgt auf verschiedene Art und Weise: grenzüberschreitend, Amsterdam eingeführt) erwähnt. Zunächst wurde dieses Thema vor interregional und transnational – das sind wir! knapp zehn Jahren von mehreren Mitgliedstaaten und Beamten der EU-Kommission debattiert. Resultat war das 1999 beschlosse- Welches waren die Schwerpunkte der EU- ne Europäische Raumentwicklungskonzept (EUREK), mit dem die Kohäsionspolitik zwischen 2000 und 2006? politischen Akteure ihre Absicht erklärten, sich mit den impliziten aber beachtlichen Folgen der EU-Politik für die räumliche Entwick- Die Grundsätze der EU-Kohäsionspolitik sind „Additionalität“ (ge- lung auseinanderzusetzen und das territoriale Potenzial der EU in nauer gesagt Mehrwert), „mehrjährige Programmplanung“ (im stärkerem Maße zu nutzen. Diese Erklärung wurde in der Territoria- Siebenjahresturnus) sowie „Partnerschaft und geteilte Mittelver- len Agenda vom Mai 2007 verankert. Parallel dazu wurden für die waltung“ (Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Organisatio- Ziele der territorialen Zusammenarbeit für den Zeitraum 2007 bis nen auf mehreren Ebenen). Das Prinzip der geteilten Mittelverwal- 2013 Gelder aus dem EU-Haushalt in Höhe von 8,7 Milliarden EUR tung besagt, dass die Verwaltung der verfügbaren Gelder gemäß (oder 2,52% der für die Kohäsionspolitik bestimmten 347 Millionen dem „Subsidiaritätsprinzip“ (d. h. dass Entscheidungen so nah wie EUR) veranschlagt. INTERREG ist das einzige Finanzinstrument der möglich am Bürger getroffen werden) in den Verantwortungsbe- Strukturfonds, das sich ausdrücklich auf das räumliche Element der reich der einzelnen Mitgliedstaaten fällt, die wiederum eine für die Kohäsion konzentriert. Diese Art der Intervention ist für die EU von Planung, Umsetzung und Einhaltung der einzelnen Maßnahmen besonderer Bedeutung, wenn sie die Ziele von Lissabon und Göte- zuständige Verwaltungsbehörde ernennen. borg erreichen will. Dem NWE-Programm bietet sich nunmehr die Möglichkeit der Un- EU-Kohäsionspolitik à la INTERREG terstützung und Anerkennung derjenigen Organisationen, die un- ser territoriales Potenzial auf bestmögliche Weise nutzen. Um den Die Gemeinschaftsinitiative INTERREG IIIB besteht seit 2002. Es besonderen Bedürfnissen Nordwesteuropas Rechnung zu tragen, handelt sich hierbei um eine gezielte, im Rahmen der EU-Kohä- konzentriert sich das IVB-Programm auf die dringlichsten Aufgaben sionspolitik entwickelte Strategie, mit der man Lösungen für die mit vier prioritären Themenbereichen: Innovation, natürliche Res- Probleme der lokalen und regionalen Behörden finden kann. Ziel sourcen, Konnektivität und stärkere Gemeinden. Weitere Informati- war es, anhand von Projekten in den Regionen eine transnationale onen finden Sie auf unserer Website unter www.nweurope.eu. Die Wirkung zu erzielen und durch Praxis voneinander zu lernen. Man von den IIIB-Projekten in Angriff genommenen Themen sind nach wollte auf jeden Fall vermeiden, nur zu reden, anstatt zu handeln. wie vor für Nordwesteuropa relevant, doch das Programm ist stra- tegischer geworden. Lokale und regionale Bedürfnisse werden auch Unsere „maßgeschneiderten“ in Zukunft von Bedeutung sein, doch die neue geografische Fle- xibilität ermöglicht einen umfassenderen Handlungsspielraum und thematischen Schwerpunktbereiche bezieht die Rolle Nordwesteuropas in den breiteren europäischen und globalen Kontext ein. Angesichts der Form, Größe und Charakteristika des NWE-Raums nahmen die Begründer des Programms (die im Programmraum ak- tiven Mitgliedstaaten) die Schwerpunkte der EU-Rahmenpolitik als 2,52% des Kohäsionsfonds für die Finanzierung der Euro- Grundlage und passten sie den besonderen Aufgaben im Bereich päischen Territorialen Zusammenarbeit mag nicht viel er- des territorialen Zusammenhalts hinsichtlich der folgenden fünf scheinen. Insgesamt sind das jedoch 8,7 Milliarden EUR für Schwerpunktbereiche an: transnationale Projekte, von denen 355 Millionen EUR für IVB-Projekte in Nordwesteuropa bestimmt sind! Schaffung eines attraktiven und kohärenten Systems von Großstädten, Schwerpunktbereich 1 mittelgroßen Städten und Regionen Verbesserung der Erreichbarkeit in den Bereichen Verkehr, Schwerpunktbereich 2 Kommunikationsinfrastruktur und Wissen Schwerpunktbereich 3 Schutz von Wasserressourcen und Hochwasserprävention Schwerpunktbereich 4 Bildung einer starken ökologischen Infrastruktur und Schutz des kulturellen Erbes Verbesserung der maritimen Funktionen und Förderung der räumlichen Integration Schwerpunktbereich 5 über die Meeresgebiete hinweg 5
Über uns das INTERREG IIIB-Programm „Nordwesteuropa“ Die EU-Kohäsionspolitik kann ausschließlich vor Ort umgesetzt wer- den. Daher ist es unerlässlich, dass die Partner die jeweiligen Ent- wicklungschancen und –herausforderungen verstehen und einen NWE-Kooperationsraum gemeinsamen Aktionsplan erarbeiten können. Diese Herausforderun- gen weisen oftmals territoriale Gemeinsamkeiten aufgrund von geo- grafischer Nähe und Ähnlichkeiten im Hinblick auf Topografie, Klima, Tradition und sogar Ideologie auf – und genau das ist der Grund für die Zusammenarbeit innerhalb eines genau definierten Kooperations- raums zur Schaffung einer „Megaregion für Intervention“. Doch die Region Nordwesteuropa (NWE) umfasst nur „alte“ Mitgliedstaaten, von denen drei mit NEIN gegen einen konstitutionellen Vertrag für Europa stimmten. Bedeutet dies, dass wir der EU gleichgültig gegen- überstehen? Gilt das sogar für Irland, das in jüngster Zeit einen re- gelrechten Wirtschaftsboom verzeichnet hat? Es scheint, als vertrete man in Nordwesteuropa noch immer fest eine gemeinsame Auffas- sung zum Thema Kohäsion. Die Ablehnung des von der Kommission im Rahmen der „Agenda 2007“ eingebrachten Vorschlags, NWE in ein Rheinprogramm und „etwas anderes“ zu spalten, hat dies erst kürzlich bewiesen. Alle betroffenen Regionen und Länder hielten in- brünstig am nordwesteuropäischen Kooperationsraum fest. Das territoriale Kapital und Potenzial Nordwesteuropas © EuroGeographics Association for the administrative boundaries Die Besonderheiten der Region Nordwesteuropa sind unter anderem eine solide Wirtschaft, eine hohe Bevölkerungsdichte und ein starker Die Früchte der transnationalen Arbeit Verkehrsfluss (einschließlich der dadurch entstandenen Belastungen), landschaftlich reizvolle Randgebiete und Universitäten von Weltrang. Die 99 Projekte des INTERREG-IIIB-Programms wurden von belgischen, Die territoriale Struktur ist jedoch von Gegensätzen geprägt: Die dünn britischen, niederländischen, französischen, deutschen, irischen, lu- besiedelten Randgebiete haben noch immer unter Entvölkerung und xemburgischen und Schweizer Partnern umgesetzt. Sie hatten einen einem unzureichenden Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln zu Gesamtwert von über 660 Millionen EUR. Durch den optimalen Ein- leiden, während sich die Stadtgebiete einer relativ guten IKT-Infrastruk- satz von EFRE-Geldern in Höhe von 330 Millionen EUR, verteilt auf tur und eines Zustroms von jungen talentierten Fachkräften erfreuen. mehrere Schwerpunktbereiche, legten sie den Grundstein für gemein- Ein durchaus vertrautes Szenario. Und doch wirft die Gesamtheit der same Aktionen im Bereich der territorialen Entwicklung und bauten vorgelegten Projekte einige Fragen bezüglich der Folgen einer auf geo- auf dem IIC-Programm (1997-1999) auf. Etwa die Hälfte der beim grafischen Charakteristika beruhenden Kohäsionspolitik auf. Schon IIIB-Programm registrierten Vorschläge wurde zu einem kompletten allein die Auffassung, was als städtisches und was als ländliches Gebiet Antrag. Die Ausarbeitung eines Projektantrags dauerte im Schnitt 12 zu klassifizieren ist, variiert beträchtlich innerhalb Europas. Selbstver- bis 18 Monate. Von den 217 Anträgen (von 164 Projekten) wurden ständlich kann keine Einzelmaßnahme diese Gegensätzlichkeiten aus 99 genehmigt. Nach Adam Riese lag die Erfolgsquote also bei knapp der Welt schaffen, doch INTERREG kann hierzu einen Beitrag leisten. 50%. An einer Projektpartnerschaft waren zwischen drei und 26 Part- Wenn die EU nach einer ausgewogenen regionalen Entwicklung strebt, ner beteiligt. Der Durchschnitt lag bei 9 Partnern. dann sind kooperationsunterstützende Instrumente unerlässlich. Insgesamt waren 900 Partner formal registriert, daneben gab es Tau- sende von Beobachtern. Die Partnerschaften setzten sich aus verschie- Der NWE-Kooperationsraum umfasst 844 239 km², das entspricht 19% denen Organisationen zusammen. Sie waren sektorübergreifend und der gesamten Landfläche der EU-27. Der größte Teil dieses Gebiets liegt umfassten: öffentliche Behörden (61%), gemeinnützige Organisatio- in Frankreich (33%) und dem Vereinigten Königreich (28,9%), gefolgt nen (17%), Universitäten/Forschungseinrichtungen (14%), Privatun- von Deutschland (17,4%), Irland (8,3%), der Schweiz (4,9%), den Nie- ternehmen (4%) und sonstige Organe (4%). derlanden (3,6%), Belgien (3,6%) und Luxemburg (0,3%). Die Bevöl- kerung beläuft sich auf 179 Millionen und somit rund 36% der EU-27. Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte beträgt 307 Einwohner pro Vollendet veredelt km² – das ist mehr als zweieinhalb Mal so viel wie die durchschnittlich Die meisten Projekte haben ihre Zusammenarbeit inzwischen abge- 118 Einwohner pro km² (2003) in der EU-27. Rund 75 Prozent der Be- schlossen, einige stehen kurz davor. Von Machbarkeitsstudien bis hin völkerung leben in bebauten Gebieten mit mehr als 500 Einwohnern zu Pilotinvestitionen hatten sämtliche von INTERREG IIIB unterstützten pro km², was den städtischen Charakter des NWE-Raums verdeutlicht. Projekte ein gemeinsames Ziel: das Streben nach Transnationalität so- Andererseits sind rund 25 Prozent des Kooperationsraums nur dünn wie deren Umsetzung vor Ort. Während die meisten Projekte mit ihren besiedelt, und dieser ländliche Raum und die Küstengebiete bilden Aufgaben wuchsen und wie zu erwarten robuste Ergebnisse erzielten, einen äußerst willkommenen Kontrast zu den dichter bevölkerten gab es auch ein oder zwei, die „dahinwelkten“ und sich schwer damit Großstadtregionen. Und doch spielen beide eine wichtige Rolle bei der taten, die hohen Erwartungen des Programms zu erfüllen. Im Folgen- Bewahrung von Wohlstand und Wirtschaftswachstum der Regionen. den werden einige Projekt-Highlights beschrieben, um aufzuzeigen, was zu einem erfolgreichen INTERREG-Projekt in Nordwesteuropa ge- hört. 6
Regionale Klassifizierung Europas: Erreichbarkeit Regional Classification of Europe: Accessibility ! Reykjavik Canarias Grad der Erreichbarkeit wird als Summe von 4 Indikatoren dargestellt: Guadeloupe Martinique Réunion Helsinki • Mögliche Erreichbarkeit per Straße + ! Guyane Oslo ! Stockholm ! ! Tallinn • Mögliche Erreichbarkeit per Schiene + • Mögliche Erreichbarkeit per Flugzeug + Madeira ! Riga ! Kobenhavn • Time to market Meso-Skala - Dublin ! Vilnius ! ! Minsk Acores London! ! Amsterdam Berlin ! Warszawa ! This map does not necessarily reflect the unterdurchschnittlich opinion of the ESPON Kyiv Monitoring Committee ! Bruxelles/Brussel ! leicht unterdurchschnittlich ! ! Luxembourg ! Praha durchschnittlich Paris Wien ! ! Bratislava Kishinev ! leicht überdurchschnittlich ! Budapest überdurchschnittlich ! Bern Ljubljana ! ! Zagreb Bucuresti ! ! Beograd Sarajevo ! ! Quelle: ESPON-Datenbank Sofiya Lisboa ! Madrid ! Roma ! Skopje ©Ankara EuroGeographics Association for administrative boundaries ! ! ! Tirana ! Athinai Nicosia ! ! Valletta 500 km © BBR - Project 2.4.2, 2005 © EuroGeographics Association for administrative boundaries Degree of accessibility as an Nicht alle Teile Nordwesteuropas sind gleichermaßen zugänglich. Während sich die Hauptstadtregionen nahezu lüc- aggregate of 4 indicators: Regional level: NUTS 2 Origin of data: ESPON 1.2.1 S&W, ESPON 2.4.2 BBR, own calculations kenloser - Potential accessibilityphysischer - Potential accessibility by road + by rail + und virtueller Infrastrukturen und somit hoher Wirtschaftlichkeit erfreuen, ist die Anbindung des Cyprus: data for government controlled areas only Source: ESPON database - Potential accessibility by air + ländlichen - Time to market meso-scale Raums - und der atlantischen Küstengebiete vielfach unzulänglich. Das bedeutet: lange Zug- oder Auto- fahrten Below averageund begrenzter Zugang zu Märkten. INTERREG-Projekte ermöglichen eine verbesserte Infrastruktur, kürzere Standardised based on the European mean value Moderately below average Fahrtzeiten Average und die Förderung von ländlichem unternehmerischem Handeln durch Informationstechnologien. Moderately above average Above average Regionale Klassifizierung Europas: Lissabon-Ergebnisse Regional Classification of Europe: Lisbon Performance Darstellung der Lissabon-Ergebnisse ! Reykjavik Canarias anhand von 5 Indikatoren: Guadeloupe Martinique Réunion • Produktivität (BIP pro Erwerbstätigen 2002) + Helsinki ! Guyane • Beschäftigungsrate (Erwerbstätige / Bevölkerung zwischen 15 und 64 Jahren; 2003) + Oslo ! Stockholm ! ! Tallinn • F&E-Ausgaben (F&E-Ausgaben / Gesamt-BIP; 2001) + Madeira ! Riga • F&E-Sektor (Personal / 1.000 Erwerbstätige; 2001) + Kobenhavn Dublin ! ! Vilnius ! • hochqualifizierte Bevölkerung (hochqualifizierte Bevölkerung/ ! Minsk Acores Gesamtbevölkerung mit einer Ausbildung 2002) + Amsterdam This map does not London ! ! Berlin ! Warszawa ! necessarily reflect the opinion of the ESPON Kyiv Monitoring Committee ! unterdurchschnittlich ! Bruxelles/Brussel ! ! Praha ! Paris Luxembourg leicht unterdurchschnittlich Bratislava Kishinev durchschnittlich ! ! Wien ! ! ! Budapest Bern Ljubljana ! leicht überdurchschnittlich ! Zagreb Bucuresti ! Beograd ! überdurchschnittlich Sarajevo ! ! Sofiya Lisboa ! Madrid ! ! Skopje Quelle: Ankara ESPON-Datenbank ! Roma © EuroGeographics Association for administrative boundaries ! ! Tirana ! Athinai Nicosia ! ! Valletta 500 km © BBR - Project 2.4.2, 2005 © EuroGeographics Association for administrative boundaries Degree of lisbon performance Fast der gesamte nordwesteuropäische Raum schneidet in Bezug auf Beschäftigung, Produktivität und Geschäftstäti- as an aggregate of 5 indicators: Regional level: NUTS 2 Origin of data: ESPON 2.4.2 BBR, own calculations gkeit durchschnittlich bzw. überdurchschnittlich ab. INTERREG-Projekte tragen zur Erhaltung und Verbesserung dieser - Productivity (GDP per person employed 2002) + - Employment rate (Employed population / population aged 15-64 2003) + Cyprus: data for government controlled areas only Source: ESPON database gemeinsamen Wettbewerbsfähigkeit - Expenditure on R&D (Expenditure on R&D / Total GDP 2001) + - R&D Business Enterprise Sector (Personnel / 1.000 active person 2001) + bei. Achten Sie auf den „Öleffekt“ um die Gegend von Aberdeen oder das in - High educated population (Highly educated population / dunkelgrün total gehaltene educated population 2002) + Silicon Fen in der moorähnlichen Landschaft von East Anglia. Standardised based on the European mean value Below average Moderately below average Average Moderately above average Above average 7
Möglichkeit Nr. 1 Investition und Pilotprojekte im Baubereich Teil 1 MÖGLICHKEITEN Wenn man von Größe spricht, hört man die unterschiedlichsten Kli- für Projektträger – schees: „Die Größe macht‘s“, „Klein aber fein“, „Je größer desto besser“ ... Tatsache ist, dass die Strukturfonds mehr als ein Drittel wer immer Sie auch sind! des gesamten EU-Haushalts für sich in Anspruch nehmen und von ungeheurem Ausmaß sind. Auch wenn die transnationale Zusam- menarbeit (Ausrichtung B der INTERREG-Programme) keine so hohe In diesem ersten Abschnitt erläutern wir die von finanzielle Unterstützung wie die grenzüberschreitende Zusammen- INTERREG bereitgestellten Möglichkeiten und bele- arbeit (Ausrichtung A) erhalten hat, so war es doch die transnati- gen – anhand verschiedener Projektbeispiele – un- onale Zusammenarbeit, die eine Vorreiterrolle übernahm. IIIB bot sere kühne Behauptung, dass auch Ihre Region von nicht nur die besten Möglichkeiten für transnationale Ansätze im INTERREG profitieren kann. Die hier beschriebenen, Bereich der territorialen Entwicklung, sondern trug überdies dazu ehrgeizigen Initiativen bestätigen nicht nur, dass bei, Nordwesteuropa als eine Region der EU darzustellen, in der das Potenzial von INTERREG genutzt werden konn- koordinierte Maßnahmen dazu beitragen konnten, das lokale und te, sondern dienen auch als „Appetitanreger“ für die regionale Potenzial zur Lösung gemeinsamer Probleme zu nutzen. Projektpartnerschaften von morgen. Dank der Erkenntnis, dass eine breitere Auffassung von territorialer Die Europäische Kommission definiert Mehrwert als Einheit und Kohäsion erforderlich war, gab man den Regionen die einen „Wert, der aus Gemeinschaftshilfe resultiert Möglichkeit, Investitionen mit Kofinanzierung aus EFRE-Mitteln zu und zusätzlich zu den Werten erzielt werden kann, tätigen und Probleme, die sich über Verwaltungsgrenzen hinweg die durch nationale und regionale Behörden und den manifestierten, in Angriff zu nehmen. IIIB eröffnete also einzigar- Privatsektor bereitgestellt werden.“ tige Investitionsmöglichkeiten und ist somit dem (interregionalen) IIIC-Programm zur Förderung des Austausches von Best Practices mittels paneuropäischer Kommunikationsnetze um einen Planungs- zeitraum voraus. Dies ist einer der Gründe, warum der Kooperati- onsraum für den nachfolgenden Programmzeitraum (2007-2013) praktisch unverändert geblieben ist. Planier- bzw. Schmetterlingsraupen Der durchschnittliche Etat eines Projekts belief sich auf gut drei Mil- lionen EUR. Einige Projekte tätigten überhaupt keine Investitionen, andere konzentrierten sich fast ausschließlich auf Baumaßnahmen. Beispiele sind das unter britischer Leitung stehende Projekt HST IN- TEGRATION, das über 97% seines Etats in Höhe von 29 Millionen EUR für die Sanierung von Bahnhofsbereichen und die Verbesserung der Zubringerdienste von und zu sekundären Schienennetzwerken einsetzte, sowie das unter niederländischer Leitung stehende Projekt SDF, das mehr als zwei Drittel seines 33,5-Millionen-EUR-Etats in den Hochwasserschutz investierte. Am anderen Ende der Skala findet man das EGHN (Europäisches Gartennetzwerk), ein Projekt, das mit weniger als 200 000 EUR Gärten restaurierte, die Zugänglichkeit verbesserte sowie Schilder und Informationen bereitstellte. Ein solides Fundament Eines ist klar, und zwar unabhängig davon, wie sich die Gelder über die einzelnen Etatposten verteilten: INTERREG IIIB bot eine ausge- zeichnete Möglichkeit, etwas Neues auszuprobieren. Die Investiti- onen zielten auf die Erprobung modernster Technologien, die An- nahme alternativer Ansätze und die Anwendung neuentwickelter integrierter Instrumente hin. Diesem Vorgehen lag die Idee zugrun- de, dass eine von einer breitgefächerten Partnerschaft getragene Pilotinvestition, die sich jedoch auf eine oder mehrere Partnerregi- onen konzentrierte, nicht nur Kosten sparen würde, sondern auch vermeiden könnte, dass Arbeiten doppelt durchgeführt werden. Neue Ideen wurden getestet und in besonders günstigen Fällen auf Grundlage der von einer transnationalen Gruppe durchgeführten Pilotprojekte anderswo übernommen und verbessert. 9
Möglichkeit Nr. 2 Hilfe bei der Umsetzung komplexer EU-Richtlinien RheinNetz und deren Einbringung in den lokalen Kontext Die Umsetzung von EU-Richtlinien ist für die nationalen, regionalen und lokalen Behörden sämtlicher Mitgliedstaaten Pflicht. Doch die damit verbundenen Kopfschmerzen kann man sich sparen, wenn man die durch transnationale Zusammenarbeit erzielten Erkennt- nisse sowie Zeit- und Kostenersparnisse nutzt. Gemeinschaftliche Methoden zur Umsetzung von Richtlinien können (sub)nationalen Regierungsstellen dabei helfen, ihre Herangehensweise durch die Annahme solcher Verfahren (neu) zu gestalten, die andere nord- westeuropäische Regionen dank ihrer wissenschaftlichen Fach- kenntnisse und Erfahrungen bereits erfolgreich eingesetzt haben. 75% der EU-Gesetzgebung werden auf lokaler oder regionaler Ebene umgesetzt. Eine Analyse des Maßnahmentransfers im Rahmen von INTERREG verdeutlicht mehrere Möglichkeiten dieses Verfahrens: „… ange- fangen bei einer Kopie (direkter und vollständiger Transfer) über Nachahmung (Transfer der einer Maßnahme oder einem Programm zugrundeliegenden Idee) und Kombinationen (Mischung aus meh- reren unterschiedlichen Maßnahmen) bis hin zur Inspiration (wobei die ursprüngliche Maßnahme das endgültige Ergebnis zwar inspi- riert, nicht aber als Grundlage dient)“ (Duhr & Nadin, 2007, S. 376) Von quälender Theorie zu poetischer Praxis Die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) stellt die Mitgliedstaaten, die Kommission, die Bewerber- und EWR-Länder sowie Interessengruppen und NROs vor eine Reihe gemeinsamer technischer Probleme. Viele der eu- RheinNetz ropäischen Flusseinzugsgebiete sind international und überschreiten Gebiets- und Verwaltungsgrenzen. Ein gemeinsames Verständnis und ein gemeinsamer Ansatz sind daher für die erfolgreiche und effektive Um- setzung der Richtlinie unerlässlich. Voraussetzung hierfür ist jedoch die frühzeitige Einbeziehung und Beteili- gung einer informierten Öffentlichkeit mithilfe einer engen transnationalen Zusammenarbeit. Das Projekt RheinNetz gab sich nicht damit zufrieden, passive Bürger anhand von Gesprächen und Workshops über die Wasserrahmenrichtlinie zu informieren. Um die Stakeholder zur aktiven Teilnahme an der Umsetzung der Richtlinie und zur gemeinsamen Ausarbeitung von Ideen für die zukünftige Wasserwirtschaft im Einzugs- bereich des Rheins zu bewegen, wurden Flussbadetage sowie Mal- und Dichterwettbewerbe organisiert. Das Projekt SCALDIT bediente sich grenzüberschreitender Zusammenarbeit entlang den Ufern des Einzugs- gebiets der Schelde, um die Vorbereitungen zur Umsetzung der WRRL zu harmonisieren. Das gemeinsame Projekt gab das Startsignal zur Inangriffnahme einer Reihe von wasserwirtschaftlichen Problemen und Me- thoden. Um die Umweltziele der Wasserrahmenrichtlinie auf einzelstaatlicher Ebene verwirklichen zu können, wurden klar umrissene Aufgaben formuliert, die eine internationale Koordinierung erforderlich machten. Die wasserwirtschaftlichen Aspekte sollten als Grundlage für den Managementplan für das internationale Flus- seinzugsgebiet der Schelde dienen. 10
Möglichkeit Nr. 3 Kosten reduzieren, Effizienz steigern und doppelte Arbeit vermeiden Wie lässt sich der Mehrwert der Projekte bewerten? Die einfachste “New (and old) kids on the block“ Art und Weise ist die Gegenüberstellung des qualitativen Wertes der erzielten Ergebnisse einerseits, d. h. die Qualität der Projekte Die größte Herausforderung für Projektträger, egal ob es sich dabei sowie deren Beitrag zur Umsetzung der (strategischen) Ziele des um „INTERREG-Neulinge“ oder „alte Hasen“ handelt, ist zweifa- Programms, und des Wertes der eingesetzten Mittel andererseits, cher Natur: erstens, auf früheren Projekten aufzubauen und her- d. h. die beträchtlichen Mengen an EFRE-Geldern und nationaler auszufinden, was bereits erreicht worden ist (die Vermeidung von Kofinanzierung. Jeder Vergleich erfordert aber auch eine Wertbeur- Wiederholungsprojekten mit geringem Mehrwert ist hierbei ein we- teilung des von den Projekten erbrachten Mehrwerts. sentliches Kriterium), und zweitens, mittels der durch transnationa- le Kooperation gewonnenen Erkenntnisse Zeit und Geld zu sparen. Betrachtet man unsere 99 Projekte, dann sind vielleicht einige EFRE- kofinanzierte Aktivitäten darunter, die man auch ohne EU-Mittel hätte realisieren können. Hätte, könnte, sollte. Doch wäre das Pro- jekt ohne INTERREG tatsächlich jemals zustande gekommen? Hätte Den Wasserverbrauch senken, das Projekt seine Ziele rechtzeitig und mit den vorgegebenen Mit- teln erreicht? Wären die Ergebnisse von gleicher Qualität gewesen? Umweltverschmutzung reduzieren Was oft sofort ins Auge fällt, ist der durch den kooperativen Ansatz und Geld sparen erzielte Mehrwert der Projekte. Der erste Etat des Projekts URBAN WATER (zur Redu- zierung der Regenwasserverschmutzung) belief sich auf 11,6 Millionen EUR. Der zweite Etat zielte in erster Linie Addieren des Mehrwerts? auf die Bereitstellung angemessener Wassersysteme und umfasste nur 6,8 Millionen EUR. Ein doppelter Triumph: Einen Blick über den Zaun werfen Die Wasserqualität wurde verbessert und obendrein – vielleicht haben die Nachbarn schon etwas Nachahmenswertes erreicht wurde Geld gespart! Mehrere der Studien, die über Sanierungsmaßnahmen zur Verbesserung der Qualität Sich als Partnerschaft den Kopf zerbrechen von Arnheims Wassersystemen durchgeführt wurden, – anstatt sich in verzweifelter Einsamkeit das Gehirn führten zu spürbaren finanziellen Vorteilen. Die Partner- zu zermartern schaft zog wichtige Schlussfolgerungen bezüglich des Einem vielseitigen Know-how vertrauen zukünftigen Investitionsprogramms im Bereich des Ab- – nicht gestrandet und frustriert wie Robinson Crusoe wassersystems. So plante einer der Partner zusätzliche Maßnahmen zur Bewirtschaftung des Abwassersystems Nicht immer wieder unnötig Geld ausgeben anstelle zahlreicher End-of-Pipe-Lösungen zur Filterung – die Antwort ist oftmals kostenlos zu haben von verschmutztem Regenwasser und reduzierte deren Vermeidung billiger Imitationen Zahl um 50%. Man erkannte, dass die sogenannten – unter Umständen stehen perfektionierte, anpas- „End-of-Pipe“-Maßnahmen sehr viel kostenaufwändi- sungsfähige Modelle zu minimalen Kosten bereit ger waren als andere Formen der Wasserwirtschaft. Die Kosten des Alleingangs Bringt man das, was sich auf den ersten Blick als lokales Problem präsentiert, nicht zunächst in einen breiteren transnationalen Zu- sammenhang, riskiert man Zeit und Geld. Nehmen wir einmal die EU als Beispiel. Auf die Einheitliche Europäische Akte und das Pro- gramm von 1992 zur Vollendung des Binnenmarktes folgte der Cecchini-Bericht über die „Kosten der Nichtverwirklichung Euro- pas“. Ähnlich entstehen im Rahmen einer territorialen und nach- haltigen Entwicklung massive Kosten für die „Nichtverwirklichung der Koordination“. Die Regionen können es sich ganz einfach nicht leisten, begrenzte öffentliche Mittel für Aktivitäten zu verschwen- den, die bereits ausgeführt wurden – genauso gut könnte man die Steuergelder zum Fenster hinauswerfen. Örtliche Behörden, die sich den üblichen Fragen gegenübersahen (Haben andere das gleiche Problem? Gibt es bereits Lösungen? Wurden sie schon anderswo Hochwasser entwickelt? Wie können wir sie testen?), haben sich daher vielfach und mit Erfolg an INTERREG als die naheliegendste Anlaufstelle ge- wandt. 11
Möglichkeit Nr. 4 Finanzielle Mittel mobilisieren und Investitionen stimulieren CSI: Demonstrationsanlage am Standort Ewald, Herten (DE) Jedes INTERREG-Projekt erzielt eine Reihe von Ergebnissen. Dank Das Projekt CSI (Creating a Setting for Investment) zielt dar- effektiver Kommunikationsstrategien sind die meisten davon greif- auf ab, die Auswirkungen einer Umweltsanierung auf die Investi- barer Art, viele sind deutlich erkennbar. INTERREG-IIIB-Projekte in tionsentscheidung in ehemaligen Zechen- und Stahlwerksgebieten Nordwesteuropa nutzten ihren 50%-igen Anteil an EFRE-Mitteln als zu quantifizieren. Die Studienergebnisse ergaben, dass zwischen Katalysator für die Beschaffung einer nationalen Kofinanzierung, Landschaftsverbesserung und Investitionsentscheidung ein Zusam- die dem Beitrag des Strukturfonds entsprach oder dessen Wert menhang besteht, der neben der politischen und strategischen Ent- noch überstieg. Die Projekte in Nordwesteuropa haben somit einen wicklung auch die Art der Neuinvestitionen beeinflusst. Gesamtwert von mehr als 660 Millionen EUR. Doch es waren die unerwarteten Ergebnisse und indirekten Folgen, die häufig über- raschte Blicke auf sich zogen. Die inhärente Fähigkeit der Projekte, Das Projekt beinhaltete: weitere Investitionen anzulocken, wird von Politikern auf nationaler und auf EU-Ebene schon seit geraumer Zeit anerkannt. Beeindruckt • Sammlung von Daten, um den Einfluss der Landschaftsquali- von der Fähigkeit eines Projekts, sektorübergreifende Akteure ein- tät auf den Bodenwert zu quantifizieren; die Folgen der Land- zubinden und zu mobilisieren, entscheiden sich regionale Entschei- schaftssanierung (z. B. Begrünung von Industriebrachen) wur- dungsträger oftmals dazu, die Aktivitäten nach Projektende wei- den mithilfe von Gutachtern beurteilt ter zu subventionieren. Letztendlich lässt sich der „Erfolg“ eines • Rückblickende Kosten-Nutzen-Analyse in bereits früher, im Projekts wohl daran ablesen, in welchem Maße es die Attraktivität Rahmen der Revitalisierung des Ruhrgebiets sanierten Berei- einer bestimmten Region verbessert. Indirekte Folgen, wie die Mo- chen, um den Einfluss der Umweltqualität auf den Bodenwert bilisierung zusätzlicher Gelder, scheinen zwar bedeutsam, sind aber beurteilen zu können nur schwer zu quantifizieren. • Erfassung quantitativer und qualitativer Informationen, um mehr darüber zu erfahren, wie (und welche) Landschafts- und Ein attraktiver Ort zum Leben und Arbeiten Umweltfaktoren die Investitionsentscheidung beeinflussen • Untersuchung, wie das regionale Umfeld die Entscheidung der Investitionsentscheidungen werden durch Faktoren wie z.B. Markt- Investoren beeinflusst, sowie Fallstudien, die sich mit dem Ein- nähe, Fachkräftepotenzial, Verkehrsinfrastrukturen und Lieferket- fluss der Planungsverfahren auf die Investitionsentscheidung ten beeinflusst. Darüber hinaus spielen die Umweltqualität der befassten Region sowie die Attraktivität der unmittelbaren Umgebung der Sa- • Einbeziehung und Befragung der Kommunen, um zu erfahren, nierungs- und Investitionsstandorte eine Rolle. Bisher gibt es noch wie sie die Vorteile der mit der Wirtschaftsentwicklung einher- keine stichhaltige Untersuchung, welche Gewichtung die Umwelt- gehenden Umweltverbesserungen bewerten qualität im Vergleich zu anderen Faktoren besitzt. 12
Möglichkeit Nr. 5 Die Politik- und Entwicklungsagenda beeinflussen In jedem Jahr veröffentlicht die EU eine Fülle von Empfehlungen, Mitteilungen und Stellungnahmen. Im Allgemeinen wohnen die für diese Publikationen verantwortlichen Akteure im vornehmen Brüs- Freunde, transnationale Partner, seler Schuman-Viertel. Und doch werden diese Dokumente nicht in völliger Isolation verfasst, sondern basieren auf empirischen Da- Landsleute (und Seeleute) ten – bereitgestellt von Projektpartnern, die sich über ganz Europa verteilen und ebenso weit verstreute Interessennetzwerke und poli- Ein vom britischen Joint Nature Conservation Committee tische Gruppen beeinflussen. Durch Verbreitung ihrer Abschlussbe- (JNCC) geführtes Konsortium bestehend aus zwölf Part- richte, strategischen Dokumente und Projektergebnisse haben die nern aus fünf europäischen Ländern nutzte sein wissen- NWE-Projekte den politischen Akteuren in den letzten Monaten ihre schaftliches und technisches Know-how im Bereich der Bedeutung als Wachstumstreiber, Arbeitsbeschaffer und innovative Biotopkartierung, Datenerhebung und Datenpflege sowie Vorreiter in Sachen nachhaltige Entwicklung in den Regionen deut- seine erwiesene praktische Erfahrung bei der Nutzung von lich gemacht. Eines haben die IIIB-Projektergebnisse auf keinen Fall Meeresboden-Biotopkarten für das Umweltmanagement getan: herumgelegen und Staub gesammelt. innerhalb nationaler Rechtsrahmen, um die Arbeit der Eu- ropäischen Umweltagentur und anderer Organe zu beein- flussen. Das Projekt MESH (Mapping European Seabed Ich kam, ich kooperierte, ich siegte Habitats) erbrachte unter anderem folgende Ergebnisse: (Veni, Interreg, Vici) • GIS-Meeresbodenkarten für den IIIB-Raum INTERREG-IIIB-Projekte erprobten Theorien, Methoden und Instru- in Nordwesteuropa mente vor Ort. Sie lieferten überzeugendes Beweismaterial dafür, • Eine Liste international vereinbarter Regeln und wie die Praktiken europaweit übernommen, das Know-how auf die Standards für die Kartierung mariner Lebensräume übrigen Mitgliedstaaten übertragen und ähnliche Ergebnisse auch einschließlich Kartierungsstrategien sowie Standards von anderen Ländern erfolgreich, fristgerecht und problemlos erzielt für die Fern- und Bodenerkundung zur Kartierung werden können. Die meisten Projekte entwickelten eine umfassende, von litoralen und sublitoralen Zonen gezielte Strategie, um sich bei Ministerien, den Generaldirektionen • Modelle für die Prognostizierung von Biotoparten der Kommission, den Ausschüssen des Europäischen Parlaments, basierend auf physischen und hydrografischen den NROs und den Bürger- und Forschungsbeauftragten Gehör zu Informationen in unterschiedlichen Lebensräumen verschaffen und so die an der Spitze getroffenen politischen Ent- und Wassertiefen scheidungen beeinflussen zu können. Dieses Vorgehen war doppelt • Nationale Netzwerke bestehend aus Endnutzern erfolgreich, da sich die Politiker für die Projekte einsetzten und sich der Biotopkartierung in Vollzugs-, Regulierungs- überdies anhörten, was die Partnerschaften zu sagen hatten. Erfolg- und Planungsbehörden reiche INTERREG-Projekte bildeten überdies Cluster mit Schwester- • Nationale Rahmenbedingungen für einen kontinuier- projekten in ähnlichen Themenbereichen in anderen Kooperations- lichen Abgleich und die Verbesserung von Biotop- programmen und steigerten so ihre Fähigkeit, Angelegenheiten zu karten auf einzelstaatlicher Ebene sowie deren Erfas- verfechten, in denen sie zu Experten geworden waren. sung und Aggregation auf internationaler Ebene • Fallstudien zur Verdeutlichung der politischen, wirtschaftlichen und umweltbezogenen Nutzung von Meeresbiotopkarten bei Strategie- und Entschei- dungsfindung auf lokaler, regionaler und internatio- naler Ebene MESH 13
Möglichkeit Nr. 6 Möglichkeit Nr. 7 Schnelle Ergebnisse Regionale Netzwerke und rasche Wirkung und Institutionen stärken INTERREG finanziert kurzfristige Projekte mit schnellen Ergebnissen. Eine Ironie der transnationalen Zusammenarbeit besteht darin, dass Die wenigsten Projekte haben eine Laufzeit von mehr als sechs Jah- regionale Behörden häufig erst im Rahmen der Zusammenarbeit ren, viele sind auf nicht mehr als drei Jahre angelegt. Auf diese Wei- ihre unmittelbaren Nachbarn – Menschen und Institutionen direkt se erhalten die Kofinanzierer konkrete Ergebnisse und praktikable um die Ecke, mit denen man bisher keinen oder nur wenig Kontakt Lösungen innerhalb kurzer Zeit und können so rechtzeitig auf dring- hatte – genauer kennenlernen. Ein unerwartetes Phänomen der liche territoriale Herausforderungen in Nordwesteuropa reagieren. INTERREG-Partnerschaften ist demnach die Stärkung der lokalen Daher bietet INTERREG weniger eine Möglichkeit der schnellen Be- Netzwerke. Auf unterschiedlichsten Gebieten entstanden neue Ar- reicherung als vielmehr der besseren Reaktionsfähigkeit. beitsbeziehungen zwischen Projektpartnern und lokalen Akteuren innerhalb derselben Region. Dieses „Aufspüren“ von Fachleuten, Der Programmablauf ist relativ überschaubar, die Antragsunterlagen die im selben Fachbereich oder innerhalb derselben geografischen so einfach wie möglich und auch die Entscheidung des Programm- Region tätig sind, ist keineswegs selbstverständlich. Häufig kommt lenkungsausschusses (PLA) lässt nicht allzu lange auf sich warten. die transnationale Zusammenarbeit sogar schneller zustande als die Im Vergleich zu den zentralen EU- oder nationalen Programmen Zusammenarbeit innerhalb der eigenen Region. sind die geforderten Informationsebenen eher gering, denn trans- nationale Partnerschaften sind zerbrechliche Kreaturen, die häufig Durch territoriale Zusammenarbeit kommt es zu einer indirekten etwas liebevoller Zuwendung bedürfen und im Kleinkindstadium Änderung der Wahrnehmung der an Kooperationsnetzwerken be- behütet und geformt werden müssen, damit sie sich optimal ent- teiligten Akteure. Institutionen lernen und passen sich an, indem wickeln. Außerdem ist es wichtig, gleich zu Beginn schnell voran- sie ihre Ideen horizontal über die Landesgrenzen hinweg mit ande- zukommen. ren teilen und ihre politischen Entscheidungen aus „europäischer Perspektive“ treffen. Die Projektteilnehmer entwickeln ihren NWE- Erfolgreiche INTERREG-Projekte – und das sind die meisten – liefer- Partnern gegenüber überdies eine stärkere Sensibilität für die kultu- ten schnelle Lösungen zu Fragen des territorialen Zusammenhalts, rellen und sprachlichen Unterschiede. griffen aber gleichzeitig die Bedürfnisse lokaler und regionaler Ak- teure auf, die sich für die Umsetzung vor Ort und die tagtägliche Entwicklungsarbeit engagieren. Innerhalb von nur drei Jahren … Durch das Projekt HEATH wurden lokale Umweltnetz- Fürsorgliche Taktiken werke in Cornwall und der Bretagne, die sich mit der Ende 2004 hatte das Projekt FAR eine Entscheidungshilfe-Software zur Wiederherstellung von Heideland befassten, nicht nur Unterstützung von Flussbaumaßnahmen sowie ein Modell zur Untersu- intensiviert, sondern überhaupt erst einmal identifiziert! chung der zukünftigen Entwicklung und zur Bekämpfung extremer Über- flutungen an Rhein und Mosel entwickelt. Heideland ist eine der für Nordwesteuropa typischen his- torischen Landschaftsarten, die im Rahmen der Fauna- Faseroptik Flora-Habitat-Richtlinie geschützt ist. Allerdings ist die Fläche in den letzten 200 Jahren kontinuierlich zurück- Ende 2005 hatte das Projekt TESIS mit 64 KMU in ländlichen Gegenden gegangen. Ein Rückgang, der sich fortsetzt. Der Grund Westirlands zusammengearbeitet und den vielversprechendsten unter ih- hierfür ist fehlendes Management und die Tatsache, nen Zuschüsse für IKT-Investitionen gewährt. In vier Arbeitsschritten wur- dass die lokale Bevölkerung den Bezug zu dieser Land- den die jeweiligen Bedürfnisse der Unternehmen analysiert, ein transnatio- schaft verloren hat.. Die Reform der landwirtschaftlichen naler Leistungsvergleich angestellt und E-Strategien implementiert. Hilfsmechanismen in Europa hatte jedoch zur Folge, Frauenbrigade dass man den wirtschaftlichen und sozialen Wert die- ser Landschaftsform wiederentdeckte. Das Projekt half Das Projekt ELFE organisierte bis Ende 2007 kostenlose Online-Kurse und Fachleuten und Entscheidungsträgern, das Heideland zu Workshops für potenzielle deutsche Existenzgründerinnen. Ziel war die schützen und neue Wege zur Förderung des Wirtschafts- Förderung der Chancengleichheit von Frauen und Männern und Frauen wachstums durch Tourismus und Landwirtschaft zu fin- und die Bereitstellung praxisorientierter Modelle für die Entwicklung des den. Zu den Projektergebnissen gehören eine bessere ländlichen Raums. Erschließung von 6 000 Hektar Weideland, die Konso- lidierung fragmentierter und ungenutzter Flächen durch Fantastische Zukunft gemeinschaftliches Eigentum und die Bekämpfung inva- siver Pflanzenarten. Fantastische Zukunft – Das Projekt BIOSMILE schuf bis Mitte 2008 soge- nannte „Biotech-Bonsais“ zur Unterstützung von Unternehmensclustern und Existenzgründungen sowie zur Verbesserung der Kommunikation in- nerhalb des Sektors. 14
Möglichkeit Nr. 8 Neue Wirtschaftsstrategien für regionales Wachstum ausarbeiten Die ländlichen Gebiete der EU haben unter strukturellen Schwächen zu leiden. Die Entwicklung neuer Strategien und Instrumente zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit ist daher von absoluter Not- wendigkeit. Sie ermöglichen diesen Gebieten, in höherem Maße am künftigen Wohlstand Nordwesteuropas teilzuhaben und zu einer ausgewogeneren Wachstumsverteilung zwischen Großstädten, mit- telgroßen Städten und ländlichen Gegenden beizutragen. INTERREG fördert „Komplementarität“ anstelle von Wettbewerb. Oder simpel ausgedrückt: INTERREG fördert Arbeitsweisen, bei denen sich Nach- barn nicht gegenseitig auf die Füße treten. Indem sie Netzwerke knüpfen, können Städte und Regionen gemeinsame Strategien ent- wickeln, bei denen jeder Partner eine eigene Nische findet. Der beispiellose technische Fortschritt erfordert die Koordination von Zielen und Maßnahmen innerhalb eines multilateralen Rahmens. INTERREG hat die Fähigkeit, dies zu realisieren, denn transnatio- nale Projekte zwingen Städte und Regionen, sich die funktionalen Komplementaritäten zwischen voneinander abhängigen Gebieten zunutze zu machen. Deshalb unterstützen die maßgeschneiderten Interventionen in Nordwesteuropa eine diversifizierte und nach- haltige Wirtschaft. Die Kraft, lokale Aktionen auszulösen und die Akteure dafür zu begeistern, Projekte durchzuführen, welche die besonderen territorialen Herausforderungen aufgreifen, ist nur eine der Waffen des INTERREG-Arsenals. GEOPARKS Logisches geologisches Wachstum INTERREG via NWE - eine Billigroute, Ziel des Projekts GEOPARKS war die Förderung des Geo- die sich zunehmender Beliebtheit Tourismus auf europäischer Ebene, um in benachteiligten ländlichen Gebieten eine nachhaltige Entwicklung zu erfreut fördern. Dank einer gemeinsamen Marketingstrategie wurden drei durch vulkanische Aktivität und Wasserkraft Billigflugreisen sind ein relativ neues Phänomen. Sie haben geformte Landschaftsparks in das UNESCO-Netzwerk der die Mobilitätsmuster verändert und Tourismusmärkte ge- europäischen Geoparks aufgenommen. So konnten Part- schaffen, die noch vor einigen Jahren undenkbar waren. ner aus Irland, Nordirland und Deutschland durch Bünde- Wer mit Ryanair, Easyjet oder anderen Billigfliegern durch lung ihres Wissens und ihrer Ressourcen zum Erhalt des die Gegend jettet, nimmt die langen, zeitraubenden Wege geologischen Erbes Nordwesteuropas beitragen. vom abseits gelegenen Landeflughafen bis ins Stadtzent- rum gern in Kauf, sofern man ein paar Euros spart. Aber haben Sie schon mal daran gedacht, das Gebiet um den Wachstum ohne zusätzlichen Flächen- Flughafen genauer zu erkunden? Wenn nicht, haben Sie und Arbeitseinsatz unter Umständen etwas verpasst. Anliegen des Projekts SEG war die Förderung des Wirt- Und genau das war die Idee des Projekts DART: die Förde- schaftswachstums und einer „intelligenten“ nachhaltigen rung des Tourismus in je einer Region in Irland, Schottland Flächennutzung ohne Nachteile für Umwelt und Gesell- und Deutschland. Die in der Nähe eines Wachstumsflug- schaft. In Regionen mit Baubeschränkungen und hoher hafens angesiedelten Projektpartner stellten fest, dass Bevölkerungsdichte – in diesem Fall in Südostengland und die Fluggäste die Region lediglich auf der Durchreise zu dem niederländischen Ballungsraum Randstad Holland – größeren Städten und Touristenorten durchquerten. Die sollte die Arbeitskraft der Arbeitnehmer effektiver genutzt Regionen hatten eine wenig entwickelte Wirtschaft und werden. Das Projekt untersuchte flexible Arbeitsvereinba- ein schwaches internationales Profil, entdeckten aber ein rungen wie zum Beispiel „Telearbeit“, und zwar nicht nur enormes Wachstumspotenzial, falls sie sich transnational um Abgase und Verkehrsaufkommen zu reduzieren, son- vermarkten könnten. dern auch um die Arbeitsmoral des Personals zu heben! 15
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