DIE BAKÖV FEIERT 50-JÄHRIGES BESTEHEN - BAKÖV

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DIE BAKÖV FEIERT 50-JÄHRIGES BESTEHEN - BAKÖV
GEWERKSCHAFT BUNDESBESCHÄFTIGTE

                                                                       9
 Die BAköV feiert
                                                                       mit dbb seiten

 50-jähriges Bestehen
MAGAZIN
     September 2019 • 69. Jahrgang
DIE BAKÖV FEIERT 50-JÄHRIGES BESTEHEN - BAKÖV
DIE BAKÖV FEIERT 50-JÄHRIGES BESTEHEN - BAKÖV
vbob Gewerkschaft Bundesbeschäftigte

 vbob Magazin | September 2019
DIE BAKÖV FEIERT 50-JÄHRIGES BESTEHEN - BAKÖV
vbob Gewerkschaft Bundesbeschäftigte
DIE BAKÖV FEIERT 50-JÄHRIGES BESTEHEN - BAKÖV
vbob Gewerkschaft Bundesbeschäftigte

Dr. Alexander Eisvogel, Präsident der BAköV
Die Attraktivität des Bundes hängt zum großen Teil
vom Fortbildungsangebot ab
In diesem Jahr feiert die Bundesakademie für                          nell erfüllen kann, wie sie ger-   v­ orübergehende Zeit gedacht,

                                                                                                                                            © BAköV, Brühl
                                                                      ne möchte.                          hat sich aber als dauernde Or-
­öffentliche Verwaltung im Bundesministerium                                                              ganisationsform bewährt. Auf-
 des Innern, für Bau und Heimat (BAköV) ihr                           Wenn Sie einen Blick zurück         grund des ministeriellen Status
 50-jähriges Bestehen. Das vbob Magazin traf den                      werfen: Welches waren die           wird die BAköV frühzeitig in
                                                                      wichtigsten Meilensteine in der     wichtige Reformvorhaben ein-
 Präsidenten der BAköV, Dr. Alexander Eisvogel, an-
                                                                      Entwicklung? Und welche Be-         gebunden und kann auf Au-
 lässlich dieses runden Geburtstags zum Interview.                    deutung hat Bildung in der öf-      genhöhe mitdiskutieren. Wei-
                                                                      fentlichen Bundesverwaltung         tere Meilensteine waren die
vbob Magazin:                      Alexander Eisvogel:                Ihrer Ansicht nach heute?           sukzessive Verteilung auf meh-
Herr Dr. Eisvogel, vielen Dank,    Ich würde der BAköV auch für                                           rere Standorte in Brühl, Bop-
dass Sie sich die Zeit genom-      die Zukunft so engagierte und      Sehr wichtig waren einige           pard, Berlin und Zeuthen, die
men haben! Die Bundesakade-        hoch motivierte Mitarbeiterin-     wegweisende Entscheidungen          Einführung von IFOS-BUND im                             5
mie für öffentliche Verwaltung     nen und Mitarbeiter wün-           am Anfang, zum Beispiel der         Jahr 2001 und die Einrichtung
blickt auf eine erfolgreiche Ge-   schen, wie sie sie derzeit hat     Verzicht auf hauptamtliche          der elektronischen Lernplatt-

                                                                                                                                                        vbob Gewerkschaft Bundesbeschäftigte
schichte von 50 Jahren Fort-       und glücklicherweise auch in       Lehrkräfte, der uns in die Lage     form im Jahr 2005.
und Weiterbildung zurück. Sie      der Vergangenheit immer            versetzt, zu jedem Thema die
ist eine nicht mehr wegzuden-      ­gehabt hat. Darüber hinaus        besten Fachkräfte zu gewinnen      Die Anforderungen an Aus- und
kende Institution in der Quali­     würde ich ihr gerne bessere       – entweder aus der Verwal-         Weiterbildung verändern sich
fizierung der Beschäftigten         Rahmenbedingungen, insbe-         tung oder vom freien Markt.        ständig, gerade in jüngster Zeit
der Bundesverwaltung gewor-         sondere mehr geeignete Un-        Richtig war es auch, dass die      – Stichworte: Digitalisierung
den. Wenn Sie völlig frei wäh-      terrichtsräume sowohl im          BAköV als organisatorisch ver-     der öffentlichen Verwaltung,
len könnten, was würden Sie         Rheinland als auch in Berlin      selbstständigter Teil des BMI      demografische und gesell-
„Ihrer“ BAköV zum 50. Ge-           schenken, damit sie ihren Fort-   gegründet wurde. Dies war          schaftliche Veränderungen,
burtstag schenken?                  bildungsauftrag so professio-     zwar eigentlich nur für eine       Vereinbarkeit von Beruf und
© vbob

                                                                                                         > vbob Magazin | September 2019
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                                       Familie. Welche großen Her-        Die Präsenzfortbildung wird in      vbob Magazin | September 2019
DIE BAKÖV FEIERT 50-JÄHRIGES BESTEHEN - BAKÖV
DIE BAKÖV FEIERT 50-JÄHRIGES BESTEHEN - BAKÖV
vbob Gewerkschaft Bundesbeschäftigte

                                       Im Dialog
                                       Sitzungsfrei, aber nicht arbeitsfrei
                                       Der Deutsche Bundestag ist in der parlamentarischen Sommerpause.                                             te die vbob Bundesvorsitzen-
                                                                                                                                                    de. Insgesamt seien Fragen
                                       Es finden also grundsätzlich keine Sitzungen und Ausschusssitzungen statt.
                                                                                                                                                    der Arbeitszeit für die Be-
                                       Gearbeitet wird dennoch: Die Bundesvorsitzende Rita Berning nutzte die                                       schäftigten der Bundesver-
                                       Sommerpause zu einem intensiven Austausch über die Möglichkeiten einer                                       waltung heute DAS zentrale
                                                                                                                                                    Thema. Viele der derzeitigen
                                       Attraktivitätssteigerung der Bundesverwaltung mit dem stellvertretenden
                                                                                                                                                    Regelungen w ­ erden als
                                       Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Herrn MdB Thorsten Frei.                                       ­„ Arbeitszeitklau“ wahrge-
                                       Treffpunkt am 31. Juli um 8.30 Uhr war das Abgeordnetenbüro im Jakob-­                                       nommen. Seien es Kappungs-
                                       Kaiser-Haus mit schönem Blick auf die Spree.                                                                 grenzen oder der Verfall von
                                                                                                                                                    Arbeitszeit bei krankheits­
                                                                                                                                                    bedingter Dienst-/Arbeitsun-
                                                                                                                                                    fähigkeit während des Ar-

                                                                                                                                          © vbob
                                                                                                                                                    beitszeitausgleichs für
                                                                                                                                                    Gleitzeitkonten sowie die
                                                                                                                                                    Nichtanerkennung von Reise-
                                                                                                                                                    zeiten als Arbeitszeiten, um
                                                                                                                                                    nur drei Punkte herauszu­
                                                                                                                                                    greifen.

                                                                                                                                                   Der CDU-Abgeordnete nahm
                                                                                                                                                   die Themen interessiert auf.
          8                                                                                                                                        Die Aussichten bei der Wo-
                                                                                                                                                   chenarbeitszeit der Beamtin-
                                                                                                                                                   nen und Beamten des Bundes
vbob Gewerkschaft Bundesbeschäftigte

                                                                                                                                                   sind nach seiner Ansicht jedoch
                                                                                                                                                   weiterhin wenig erfreulich. Die
                                                                                                                                                   vbob Bundesvorsitzende stell-
                                                                                                                                                   te deshalb nochmals den be-
                                       Schnell wurden an diesem            Wettbewerbsfähigkeit am Ar-       allgemeine Verwaltung im              sonderen Stellenwert der Be-
                                       Morgen gemeinsame und un-           beitsmarkt gewährleistet wer-     ­Regelungsumfang. Die Alters-         handlung der Bundesregierung
                                       terschiedliche Positionen           den. Frei sieht zum Beispiel im    struktur in vielen Behörden          mit der Frage der Rückführung
                                       deutlich. Sowohl die vbob           Besoldungsstrukturenmoder-         und demzufolge der Personal-         der einseitigen Erhöhung der
                                       Chefin, wie auch der CDU-Po-        nisierungsgesetz eine solche       bedarf in den kommenden              Wochenarbeitszeit für Beam-
                                       litiker sehen das Berufsbeam-       Möglichkeit. Berning kritisier-    Jahren zeigten den dringen-          tinnen und Beamte heraus. Mit
                                       tentum als einen Garanten           te auch in diesem Gespräch         den Handlungsbedarf.                 der Handhabung dieses Punk-
                                       des zuverlässigen öffentlichen      den Mangel an zukunftswei-                                              tes verbinden die Beamtinnen
                                       Dienstes. Um dies für die Zu-       senden Modernisierungsele-        Im Hinblick auf die Attraktivi-       und Beamten Vertrauen in die
                                       kunft zu sichern, müsse die         menten und Anreizen für die       tät und Konkurrenzfähigkeit           Versprechen der Politik und
                                                                                                             der Bundesbehörden sind zahl-         Wertschätzung durch sie. Kein
                                                                                                             reiche weitere Themenfelder           Verständnis zeigte Berning für
                                        vbob Magazin | September 2019
DIE BAKÖV FEIERT 50-JÄHRIGES BESTEHEN - BAKÖV
vbob Gewerkschaft Bundesbeschäftigte

Es gibt große Vorteile in der dezentralen Struktur
Bei der Eingabe des Wortes Bundesverwaltungsamt in eine der bekannten                                                    Behördenleiter und vbob Ver-
Internetsuchmaschinen erhalten Sie unter anderem folgende Ergänzungs-                                                    treterinnen stimmen überein,
                                                                                                                         dass die Unterstützung struk-
vorschläge: „köln“, „formulare beihilfe“, „dienstleistungszentrum“, „bafög“,                                             turschwacher Gebiete und
„stuttgart“, „düsseldorf“ und „strausberg“. Die Auswahl lässt bereits er­                                                der Braunkohlereviere durch
ahnen, welche Breite an Standorten und Themen sich unter dem Dach des                                                    die Abwanderung von Ar-
                                                                                                                         beitsplätzen der Bundesver-
Bundesverwaltungsamtes vereinen.                                                                                         waltung aus anderen Regio-
                                                                                                                         nen zu Problemen an anderer
Heute nimmt das BVA circa 150 unterschiedliche Aufgaben wahr. Der Perso-
                                                                                                                         Stelle und damit nicht zu ei-
nalbestand hat sich in den letzten Jahren mit circa 5 500 fast verdoppelt.                                               nem dauerhaften Erfolg füh-
Das BVA ist bundesweit auf 20 Standorte verteilt.                                                                        ren kann. Ziel der Bundesver-
                                                                                                                         waltung in ihrem Handeln für
                                                                                                                         Bevölkerung und Politik muss

                                                                                                                © vbob
                                                                                                                         die Schaffung attraktiver und
                                                                                                                         zukunftssicherer Arbeitsplät-
                                                                                                                         ze sein.

                                                                                                                         Die Anforderungen heutiger
                                                                                                                         Schul- und Studienabsolven-
                                                                                                                         ten an ihren Arbeitsplatz ha-
                                                                                                                         ben sich stark verändert. Wer
                                                                                                                         im Privatleben digital agiert,
                                                                                                                         erliegt nicht unmittelbar
                                                                                                                         dem Charme von Dienstge-                    9
                                                                                                                         bäude und Amtsstube. In der
                                                                                                                         Bundesverwaltung ist selbst-

                                                                                                                                                           vbob Gewerkschaft Bundesbeschäftigte
                                                                                                                         verständlich die Informa-
                                                                                                                         tions- und Kommunikations-
                                                                                                                         technik eingezogen, doch bei
                                                                                                                         der Digitalisierung stockt es.
                                                                                                                         Auch im BVA würde man sei-
                                                                                                                         ne digitale Agenda gerne
                                                                                                                         schneller umsetzen, doch
                                                                                                                         ohne entsprechende finanzi-
                                                                                                                         elle und personelle Bereit-
                                                                                                                         stellungen durch den Bun-
                                                                                                                         deshaushalt stoße man
                                                                                                                         schnell an die Grenzen des
<
< Rita Berning, Präsident Christoph Verenkotte und Ulrike Clausmeyer (von links) werden weiterhin im Gespräch            Umsetzbaren. Die Beihilfe-
  bleiben.
                                                                                                                         App und das Projekt Beihilfe.
Am 15. August 2019 hatten die         ­ estalte sich bei mancher Au-
                                      g                                      Kommissionen schlagen die                   digital beispielsweise sind für
vbob Bundesvorsitzende Rita           ßenstelle einfacher als am             Neugründung, Verlagerung                    die Beihilfeberechtigten und
Berning und ihre Stellvertrete-       überhitzten Kölner Arbeits-            und den Ausbau von Behör-                   auch für das BVA von großem
rin Ulrike Clausmeyer Gelegen-        markt. Die vernetzten Arbeits-         denstandorten in den struk-                 Mehrwert. Viele der App-
heit, sich in einem Gespräch          möglichkeiten beseitigen               turschwachen Gebieten oder                  Nutzer freuen sich über das
mit dem Präsidenten der Köl-          ­Barrieren und mit der zuneh-          den Braunkohlerevieren vor.                 Angebot, wünschen sich aber
ner Bundesoberbehörde, Chris-          menden digitalen Transforma-          Wenn die Politik nunmehr                    bereits heute eine Erweite-
toph Verenkotte, auszutau-             tion komme dem ortsunab-              Neu- oder Ausgründungen                     rung der Anwendungsmög-
schen.                                 hängigen Arbeiten in Zukunft          von Behörden oder Ressort-                  lichkeiten.
                                       eine noch größere Bedeutung           forschungseinrichtungen in
20 Standorte, da stellt sich die       zu.                                   strukturschwachen Regionen                  Die Mitglieder des vbob haben
Frage, ob die Aufgabenerledi-                                                umsetzen will, kann dies nur                viele Berührungspunkte zum
gung unter dieser Aufsplit-           Angespannter reagiert der              mit neu auszubringenden                     zentralen Dienstleister der
tung leidet. Präsident Veren-         BVA-Chef bei der Frage nach            Stellen gelingen. Neue Aufga-               Bundesverwaltung. Der
kotte macht jedoch direkt             dem Ergebnisbericht und                ben gibt es ausreichend und                 Wunsch nach digitalem Fort-
deutlich, dass er in der dezent-      Maßnahmenkatalog der                   nur mit neuen Stellen kommt                 schritt besteht bei Berufsein-
ralen Struktur große Vorteile         Kommission „Gleichwertige              der mit den Ansiedlungen ge-                steigern wie auch bei unseren
sieht. Zum Beispiel bei der           Lebensverhältnisse“ und der            wünschte Arbeitsmarkteffekt                 Mitgliedern im Ruhestand –
Personalgewinnung, diese              sog. Kohlekommission. Beide            zum Tragen.                                 wir bleiben im Gespräch.rb

                                                                                                                         > vbob Magazin | September 2019
DIE BAKÖV FEIERT 50-JÄHRIGES BESTEHEN - BAKÖV
vbob Gewerkschaft Bundesbeschäftigte

                                       Kommentierte Pressestimmen
                                       „Es stimmt nicht, dass der Anständige immer der Dumme ist. Vielmehr ist genau das Gegenteil richtig.“
                                                                                       (Querulix, *1946, deutscher Aphoristiker und Satiriker)

                                       Wir alle kennen es, haben es in den Nachrichten                       Menschen untereinander rück-        aufgaben der Bundesländer
                                                                                                             sichtsloser und brutaler werde,     betroffen sind, die Frage ablei-
                                       gehört, gelesen und es passiert fast jeden Tag in
                                                                                                             dann können sie nicht nur die       ten, ob der deutsche Föderalis-
                                       diesem Land. Anfeindungen, Beschimpfungen                             restlichen 17 Prozent als Übel-     mus optimal aufgestellt ist. „Es
                                       und sogar öffentlich zur Schau getragener Hass                        täter empfinden, dann müssen        muss neu gedacht und man-
                                       gegen Bedienstete des öffentlichen Dienstes sind                      sie einfach selbst auch ein Stück   ches in Teilen auch zentralisiert
                                                                                                             dazu beitragen. Zwischen Ost-       werden", erklärte Silberbach.
                                       an der Tagesordnung. Es tangiert mittlerweile                         (84 Prozent) und Westdeut-
                                       ­nahezu alle Bereiche des öffentlichen Lebens.                        schen, zwischen Männern (83         Für ihn folgt als Konsequenz
                                        ­Anstand, Sitte und Moral? – Fehlanzeige! Doch                       Prozent) und Frauen (82) gibt       die Forderung nach einer bes-
                                                                                                             es kaum Unterschiede bei die-       seren Transparenz. In den Län-
                                         woran liegt das? Wo bitte ist der Anstand und                       ser verheerenden Verrohungs-        dern und besser noch bundes-
                                         ­Respekt geblieben? Nun liegen erste Ergebnisse                     wahrnehmung. Lediglich zwi-         weit müssten Register angelegt
                                          einer Bürgerbefragung vor und wurden in der                        schen den Altersgruppen geht        werden, in denen alle Fälle von
                                                                                                             die Einschätzung deutlicher         Gewalt gegen Bedienstete auf-
                                          Presse veröffentlicht.                                             auseinander. 67 Prozent der         genommen werden, damit aus
                                                                                                             18- bis 29-Jährigen erkennt         der Auswertung auch gezielte
  10                                   „Umfrage sieht wachsende Ge-       tes“, resümierte dbb Vorsitzen-    wachsende Rücksichtslosig-          Gegenstrategien entwickelt
                                       walt gegen Beamte“, titeln die     der Silberbach.                    keit, bei den Älteren ab 60 Jah-    werden könnten. Hinzu kom-
                                       Westfälischen Nachrichten in                                          ren sind es 86 Prozent. Bei den     men müsse die Möglichkeit,
vbob Gewerkschaft Bundesbeschäftigte

                                       der Ausgabe vom 20. August         „Öffentlich Beschäftigte oft       Jüngeren gibt es auch mit           Forderungen abzutreten, dass
                                       2019. Grundlage ist eine aktu-     Opfer von Übergriffen“, titelt     26 Prozent den größten Anteil       also nicht mehr der Geschädig-
                                       elle Umfrage des Meinungs-         dpa am 20. August 2019. Poli-      derjenigen, die der These ein-      te selbst tätig werden müsse,
                                       forschungsinstituts forsa.         zisten, Notärzte oder auch Bus-    deutig widersprechen. Das Ver-      sondern der Staat für ihn gegen
                                       ­Diese wurde im Auftrag des        fahrer werden der o. a. Umfra-     hältnis kehrt sich allerdings       den Schädiger vorgehen könne.
                                        Beamtenbundes dbb erstellt.       ge zufolge im Dienst häufig        um, wenn nachgefragt wird,
                                        So wurden hierzu 2 006 Bürge-     beschimpft, behindert oder gar     ob die Bürger auch schon ein-       Der Innenexperte der Unions-
                                        rinnen und Bürger befragt. Ein    angegriffen. Insgesamt haben       mal beobachtet haben, dass          fraktion, Mathias Middelberg,
                                        bedeutender Aspekt war die        48 Prozent der Beschäftigten       Beschäftigte des öffentlichen       ist nicht abgeneigt, dem Vor-
                                        Befragung zur Handlungs- und      des öffentlichen Dienstes nach     Dienstes behindert, belästigt,      schlag zu Registern nachzu­
                                        Leistungsfähigkeit des Staates.   eigenen Angaben bei der Ar-        beschimpft oder angegriffen         gehen. „Eine entsprechende
                                        Im Ergebnis zeigte sich, dass     beit schon einmal einen Über-      wurden. Dann wurden 18 Pro-         ­Erfassung von weiteren Angrif-
                                        lediglich rund ein Drittel der    griff auf sich erlebt. „Das Land   zent der Älteren Zeugen sol-         fen kann dazu beitragen, einen
                                        Bundesbürger (34 Prozent) da-     der Verrohung“, so steht es da-    cher Aggressionen, aber sogar        genaueren Überblick zu gewin-
                                        von überzeugt sind, der Staat     her in der Rheinischen Post        38 Prozent der Jüngeren. Unter       nen“, sagte der CDU-Politiker
                                        sei in der Lage, seine vielfäl­   (Ausgabe 20. August 2019).         den öffentlich Bediensteten          gegenüber der Redaktion der
                                        tigen Aufgaben zu erfüllen.       Vier von fünf Deutschen emp-       selbst sind es sogar 41 Prozent.     Rheinischen Post. Er verwies
                                        Demgegenüber gab eine deut-       finden eine zunehmende Ver-                                             zudem auf die bundesweite
                                        liche Mehrheit – 61 Prozent der   rohung in Deutschland. Opfer       Ohne Antwortmöglichkeiten            Präventivkampagne „Stark für
                                        Befragten – an, dass der Staat    sind auch frühere Respektsper-     vorzugeben, ermittelte forsa         Dich. Stark für Deutschland“,
                                        in Anbetracht der Fülle der       sonen, wie vor allem Polizisten,   auch, auf welchen Feldern die        mit der sich das Innenministe-
                                        Aufgaben und Probleme „über-      Rettungskräfte, Busfahrer und      Menschen den Staat am meis-          rium für ein besseres gesell-
                                        fordert“ sei. Auffallend war      Lehrer.                            ten überfordert sehen. Die           schaftliches Klima gegenüber
                                        nach Manfred Güllner, Chef                                           Schul- und Bildungspolitik           Polizeibediensteten und Ret-
                                        des forsa-Instituts, dass diese   Umfrageergebnisse können in        steht mit 24 Prozent auf dem         tungskräften einsetze. Dane-
                                        Sichtweise in den sozial unte-    ihrer Eindeutigkeit jedoch mit-    ersten Platz, die Asyl- und          ben habe die Politik durch
                                        ren Schichten deutlich öfter      unter auch die Befragten selbst    Flüchtlingspolitik mit 19 Pro-       Strafverschärfungen ein deut­
                                        so vertreten wurde als in den     entlarven. Wenn 83 Prozent         zent auf dem zweiten, die In-        liches Zeichen gesetzt, indem
                                        oberen Bildungsschichten.         der Bundesbürger in dieser re-     nere Sicherheit folgt mit            auch Angriffe auf weitere Ein-
                                        „Wir haben besorgniserregen-      präsentativen forsa-Umfrage        17 Prozent auf Platz drei. Für       satzkräfte wie auch die Behin-
                                        de Anzeichen für einen gene-      der Aussage zustimmen, dass        Beamtenbund-Chef Ulrich              derung hilfeleistender Dritter
                                        rellen Vertrauensverlust in die   die Gesellschaft zunehmend         ­Silberbach lässt sich aus dem       unter Strafe gestellt worden
                                        Leistungsfähigkeit des Staa-      verrohe, also der Umgang der        Befund, dass hier die Hoheits-      sei.                         cm

                                       > vbob Magazin | September 2019
vbob Gewerkschaft Bundesbeschäftigte

                                       Sommerfest von BKA und

                                                                                                                                                                                                              © FG BfV
                                       BfV in Berlin
                                       Am 8. August 2019 fand in Ber-       bei den zahlreichen Besu-
                                       lin-Treptow das gemeinsame           chern fanden. Bei Bogen-
                                       Sommerfest von BKA und BfV           schießen, Karussellfahren,
                                       statt, zu dem auch die Famili-       „Hau-den-Lukas“ und Live-
                                       enangehörigen der Beschäftig-        musik kam bei allen eine
                                       ten beider Behörden eingela-         fröhliche Stimmung auf.
                                       den waren.                           Auch das leibliche Wohl kam
                                                                            mit vielfältigen Angeboten
                                       Das Sommerfest stand unter           natürlich nicht zu kurz.
                                       dem Motto „Jahrmarkt“.                                                    der Fachgruppe hatten viel          Bei schönem und sonnigem
                                                                            Die vbob Fachgruppe des BfV          Spaß bei der Zubereitung von        Wetter war das Sommerfest
                                       Und so wurden Jung und Alt           hat mit ihrer Popcorn-Maschi-        mehreren Hundert Tüten, die         eine sehr gelungene und schö-
                                       viele Jahrmarktsattraktionen         ne buntes Popcorn hergestellt.       bei Klein und Groß reißenden        ne Veranstaltung.
                                       geboten, die großen Anklang          Die Kolleginnen und Kollegen         Absatz fanden.                                             D. Rick

                                          Rita Berning besucht Seniorengruppe in Bonn

                                                                                                                                                                                             © D. Tischmann
                                          Die Seniorinnen und Senioren des vbob treffen sich jeden ersten
                                          Dienstag im Monat im Casino des Bundesministeriums des Innern in
                                          Bonn. Die Treffen sind immer gut besucht, da der Gesprächsbedarf
                                          zu aktuellen beamten- bzw. tarifrechtlichen Themen weiterhin vor-
                                          handen ist.
  12                                      Am 6. August 2019 hatte die Seniorengruppe hohen Besuch. Die
                                          Bundesvorsitzende Rita Berning hat sich angekündigt, um mit den
                                          Ruheständlern des vbob über aktuelle Themen aus dem Dienst- und
vbob Gewerkschaft Bundesbeschäftigte

                                          Tarifrecht zu diskutieren.
                                          Der Gesprächsbedarf war sehr groß. Nach der Begrüßung durch den
                                          Bundesvertreter der Mitglieder im Ruhestand, Joachim Politis, inter-
                                          essierten sich die Seniorinnen und Senioren für viele Themen, zum
                                                                                                                   Die neue App für die Beantragung von Beihilfen wurde von den Nut-
                                          Beispiel Veränderungen durch das geplante Gesetz zur Besoldungs-
                                                                                                                   zern durchaus positiv bewertet. Einige gaben jedoch zu bedenken,
                                          modernisierung beim Bund, Fragen aus der Bundesbeihilfeverord-
                                                                                                                   dass es auch negative Meinungen gibt und eine sachgerechte Be-
                                          nung (BBhV) sowie die Vereinfachung durch die App für den Beihil-
                                                                                                                   wertung erst nach längerer Nutzungsdauer möglich sei.
                                          feantrag, die schrittweise eingeführt wurde und jetzt auch durch
                                          alle Versorgungsempfänger genutzt werden kann.                           Am 3. Septemberm treffen sich die Seniorinnen und Senioren nicht
                                                                                                                   im Casino, sondern schon sehr früh morgens, um den Jahresausflug
                                          Die Seniorinnen und Senioren nutzten die Gelegenheit, durch die
                                                                                                                   nach Cochem und Kloster Machern durchzuführen.
                                          Bundesvorsitzende des vbob eine fachlich kompetente Gesprächs-
                                          partnerin vor Ort zu haben und diskutierten lebhaft.                                                                                     D. Tischmann

                                                                                                                                                                     <
                                                                                                                                                                     < Die Jahresfahrt der Berli-
                                                                                                                                                                       ner Seniorinnen und Seni-
                                                                                                                                                                       oren ging in diesem Jahr
                                                                                                                                                                       nach Stralsund. Bei sonni-
                                                                                                                                                                       gem Wetter brachte uns
                                                                                                                                                                       der Bus zum Ausflugziel.
                                                                                                                                                                       Zunächst informierten wir
                                                                                                                                                                       uns bei der Altstadtfüh-
                                                                                                                                                                       rung über die Geschichte
                                                                                                                                                                       der Stadt. Nach dem Mit-
                                                                                                                                                                       tagessen am Hafen war
                                                                                                                                                                       die Hafenrundfahrt ein
                                                                                                                                                                       weiterer Höhepunkt des
                                                                                                                                                                       Tages. Die freie Zeit wurde
                                                                                                                                                                       von vielen zur Besichti-
                                                                                                                                                                       gung der Gorch Fock oder
                                                                                                                                                                       dem Ozeaneum genutzt.
                                                                                                                                                      © J. Politis

                                                                                                                                                                       Mit vielen neuen Eindrü-
                                                                                                                                                                       cken traten wir die Rück-
                                                                                                                                                                       fahrt nach Berlin an.

                                       > vbob Magazin | September 2019
dbb

Bundesministerien
Zu viele externe Berater
„Seit Jahren beklagen wir den wachsen-
den Einsatz externer Berater durch die
Bundesregierung, und die aktuellen Zah-

                                                                                                                                           © Colourbox.de / wsfco
len des Bundesfinanzministeriums bele-
gen erneut, dass die Entwicklung immer
weiter aus dem Ruder läuft“, kritisiert der
dbb Bundesvorsitzende Ulrich Silberbach.

Nach einer Umfrage des Finanz-      mit 47,7 Millionen Euro. 2014      ginnen und Kollegen in den           sen am besten, was fachlich ge-
ressorts, über deren Ergebnisse     lagen die Ausgaben des Bundes      ­Ministerien und Behörden zu-        boten ist und in wessen Dienst
die Deutsche Presseagentur am       für Berater noch bei 63 Millio-     rückzugreifen“, macht der dbb       sie stehen. Externe Berater sind
23. Juli 2019 berichtete, haben     nen Euro. Seitdem sind die Be-      Bundesvorsitzende deutlich.         oftmals ‚Diener zweier Herren‘
die Bundesministerien im ers-       träge jedes Jahr gestiegen.         Abgesehen davon, dass die           und sorgen in den Ministerien
ten Halbjahr 2018 mindestens                                            Bundesregierung sich damit an-      vor allem für Irritation, Missver-
178 Millionen Euro für externe      „Es ist nicht akzeptabel, dass      greifbar für äußere Beeinflus-      ständnisse und Unmut, weil da-
Berater ausgegeben. Spitzenrei-     sich der Staat für 180 Millionen    sung und Manipulation mache,        mit auch der latente Vorwurf
ter sind dabei das Innenministe-    Euro externen Sachverstand          demotiviert sie die eigenen Mit-    der Unfähigkeit des eigenen
rium mit 78,7 Millionen Euro        einkauft, anstatt auf die ausge-    arbeiter: „Die Kolleginnen und      Hauses permanent im Raum
und das Verkehrsministerium         wiesene Kompetenz der Kolle-        Kollegen in den Ministerien wis-    steht“, so der dbb Chef.
                                                                                                                                                                                                  13

Daseinsvorsorge

                                                                                                                                                                                                  nachrichten
Staat muss endlich wieder investieren
Ob Breitbandausbau, marode Schulgebäude oder                           gilt. „Hier muss die Politik jetzt   zu bekommen“, erklärte Silber-
                                                                       beherzt anpacken“, fasste Silber-    bach. Daher müsse nun mit at-
Bahn: Viel zu lange hat der Staat nach Auffassung
                                                                       bach zusammen.                       traktiven Arbeitsbedingungen
des dbb seine Infrastruktur vernachlässigt. Das                                                             für den öffentlichen Dienst ge-
rächt sich jetzt doppelt, denn eine schnelle Trend-                    Mittlerweile habe in der Politik     worben werden. Denn nur so
wende ist heute schwieriger denn je.                                   glücklicherweise ein Umden-          ließe sich eine Daseinsvorsorge

                                                                                                                                                                    © Colourbox.de / Eugen Wais
                                                                       ken eingesetzt, so der dbb Chef      garantieren, die die Interessen
                                                                       weiter. Doch damit seien die         der Bürgerinnen und Bürger
„Das Mantra ‚Privat vor Staat‘      am 1. August 2019 den Rückzug      Probleme noch lange nicht            wieder in den Mittelpunkt
hat dazu geführt, dass Deutsch-     des Staates in den vergangenen     vom Tisch. „Durch den Fach-          ­rücke. „Die Menschen dieses
lands Infrastruktur auf der Felge   Jahrzehnten. Eine Bugwelle an      kräftemangel ist es heutzutage        Landes sind die Shareholder
fährt“, kritisierte der dbb Bun-    Infrastrukturmaßnahmen sei die     schwieriger denn je, geeignetes       des Staates“, betonte der dbb
desvorsitzende Ulrich Silberbach    Folge, die es nun abzuarbeiten     Personal für den Stellenaufbau        Chef, „niemand sonst.“
dbb

                  dbb Bürgerbefragung 2019
 © Colourbox.de

                  Wie überfordert ist der Staat?
                  Besorgniserregende Anzeichen für einen generel­
                  len Vertrauensverlust in die Leistungsfähigkeit
                  des deutschen Staates hat der dbb Bundesvorsit­
                  zende Ulrich Silberbach am 20. August 2019 in
                  Berlin anhand der Ergebnisse der neuesten dbb
                  Bürgerbefragung bilanziert. Nach der von forsa
                  für den dbb durchgeführten Umfrage halten
14                61 Prozent der Befragten den Staat bei der
                  Erfüllung seiner Aufgaben für überfordert.
aktuell
  Titel

                  Am häufigsten werden hierbei      der Gesellschaft zu verbessern,
                  die Themen Schule und Bildung,    müsse die „Performance“ des

                                                                                                                                                                     © Marco Urban
                  Migration, innere Sicherheit,     Staates schnell und nachhaltig
                  Umweltschutz, soziale Siche­      verbessert werden, so Silber­
                  rung und Gesundheitsversor­       bach: „Wir fordern seit Jahren
                  gung genannt. Silberbach:         eine angemessene Personal­
                  „Alles Themen, die mit dem Zu­    ausstattung, bessere Bezah­
                  sammenhalt der Gesellschaft       lung und deutliche Schritte hin   < dbb Chef Ulrich Silberbach stellte die dbb Bürgerbefragung der Presse vor.
                                                                                        Links im Bild: Studienautor Manfred Güllner.
                  und dem gestörten Gerechtig­      zu Digitalisierung, Bürokratie­
                  keitsempfinden der Leute zu       abbau und Serviceorientie­
                  tun haben. In den vergangenen     rung. Das würde nicht nur die     tisch­gesellschaftlichen Unbe­          befragung: Beschäftigte des
                  Jahren hat unsere Umfrage im­     Bürger­, sondern auch die Mit­    hagens handelt.“                        öffentlichen Dienstes sind im­
                  mer wieder ergeben, dass die      arbeiterzufriedenheit erhö­                                               mer häufiger Attacken ausge­
                  Menschen sich vom Staat wirk­     hen.“                             Die einzelnen Berufsgruppen             setzt, und gerade die belieb­
                  samen Schutz vor den negati­                                        im öffentlichen Dienst genie­           testen Berufsgruppen zählen
                  ven Auswirkungen von Globa­       Denn beim persönlichen Um­        ßen zudem auch 2019 hohe                überdurchschnittlich oft zu
                  lisierung, Digitalisierung und    gang mit dem öffentlichen         Wertschätzung bei den Bürge­            den Betroffenen. 83 Prozent
                  Entgrenzung erhoffen.“ Dass die   Dienst machen weiterhin über      rinnen und Bürgern. Silber­             der Befragten erleben eine
                  Unzufriedenheit mit dem Staat,    zwei Drittel der Befragten po­    bach: „Die Top 10 im forsa­Be­          zunehmende Verrohung der
                  der Politik, dem öffentlichen     sitive Erfahrungen, vor allem     ruferanking werden geradezu             Gesellschaft. 26 Prozent der
                  Dienst, etablierten Strukturen    auf der Kreis­ und Gemeinde­      vom öffentlichen Dienst domi­           Befragten haben selbst Über­
                  und Verfahren jetzt wachse, sei   ebene. „Je persönlicher und je    niert. Bei der Feuerwehr, in            griffe auf Kolleginnen und Kol­
                  „leider logische Konsequenz ei­   näher dabei der Bezug, desto      Krankenhäusern und Pflege­              legen im öffentlichen Dienst
                  ner jahrzehntelangen Spar­ und    positiver das Urteil“, so der     einrichtungen, bei Polizei und          beobachtet. Unter den betrof­
                  Rückzugspolitik, die wir drin­    dbb Chef: „Aus unserer Sicht      Schule arbeiten die belieb­             fenen Berufsgruppen sind
                  gend stoppen müssen“.             sprechen gerade auch diese        testen Leute, und das ist ein           73 Prozent Polizistinnen und
                                                    positiveren persönlichen Er­      Trend, der seit 2007 stabil ist.“       Polizisten – eine Zahl, die
                  <   Politisch-gesellschaft-       fahrungsberichte dafür, dass                                              selbst dann zu hoch ist, wenn
                      liches Unbehagen              es sich bei der negativeren       <   Verrohung stoppen                   sie der Tätigkeit dieser Berufs­
                                                    Performancebeurteilung 2019                                               gruppe und dem damit einher­
                  Um Vertrauen zurückzugewin­       für den Staat um den Aus­         Um so erschreckender ist ein            gehenden Konfliktpotenzial
                  nen und den Zusammenhalt          druck eines generellen poli­      anderer Befund der Bürger­              geschuldet sein sollte.

                  > vbob Magazin | dbb seiten | September 2019
dbb

<   Beobachtete Übergriffe auf öffentlich Bedienstete                                   gen im öffentlichen Dienst           griffen echte Rückendeckung
Es haben schon einmal beobachtet, dass Beschäftigte des öffentlichen                    schützen wollen, brauchen wir        der Dienstherren und Arbeit­
Dienstes behindert, belästigt, beschimpft oder angegriffen wurden (in %):               dringend ein umfassendes In­         geber spüren.“
                                                                                        vestitionsprogramm Sicherheit
insgesamt                                                26                             im Dienst.“ Ein solches Investi­     Weiter, so der dbb Chef, sei ein
Ost                                                      26                             tionsprogramm müsse sowohl           Kulturwandel nötig. Der dbb
West                                                     26                             die bekannten personalwirt­          und seine Mitgliedsgewerk­
                                                                                        schaftlichen, baulichen, organi­     schaften veröffentlichen seit
Männer                                                   26
Frauen                                                  25
                                                                                        satorischen und Ausrüstungs­         Jahren Studien und Forderun­
                                                                                        aspekte einbeziehen als auch         gen zum Umgang mit der Ge­
18­ bis 29­Jährige                                                     38               ganz neue Überlegungen:              walt gegen Lehrkräfte, Polizei,
30­ bis 44­Jährige                                            29                        „Natürlich brauchen wir mehr         Jobcenter­Mitarbeiter, Ret­
45­ bis 59­Jährige                                       26
                                                                                        Personal für Sicherheit und          tungskräfte und Feuerwehr­
60 Jahre und älter                             18
                                                                                        Justiz, damit Fehlverhalten          leute. Die klare Forderung:
Hauptschule                                                28                           zeitnah und spürbar sanktio­         „Beschäftigte, Politik und Be­
mittlerer Abschluss                                      26                             niert werden kann.“                  völkerung müssen jetzt aktiv
Abitur, Studium                                         25                                                                   werden. Wir brauchen flächen­
Arbeiter                                                25
                                                                                        <   Angriffe                         deckend Ombudsleute, an die
Angestellte                                                   29                            konsequent ahnden                sich die betroffenen Kollegin­
Selbstständige                                 18                                                                            nen und Kollegen wenden kön­
                                                                                        Außerdem müsse diskutiert            nen, wenn Vorgesetzte Angriffe
öffentlich Bedienstete:
                                                                                        werden, ob das Instrument            bagatellisieren oder unter den
­ insgesamt                                                                 41
­ Beamte                                                                         44
                                                                                        der Forderungsabtretung nach         Teppich kehren wollen. Beschäf­
­ Tarifbeschäftigte                                                      39             Paragraf 78 a des Bundes­            tigte, die zu Opfern werden,
                                                                                        beamtengesetzes auch auf             müssen falsche Scham und die
                                                                                        Beleidigungstatbestände aus­         damit einhergehende Schweige­
Auch die Zahl der Übergriffe              Zweite oder 48 Prozent der Be­                geweitet und auf alle Beschäf­       kultur überwinden und jeden
auf Lehrkräfte (36 Prozent)               schäftigten im Staatsdienst                   tigten im öffentlichen Dienst        Vorfall transparent machen.         15
und Erzieherinnen und Erzieher            sind bereits selbst Opfer von                 angewendet werden kann.
(16 Prozent) ist gestiegen. Ins­          Übergriffen geworden.                         Danach kann ein gerichtlich          Um das zu schaffen, sei das

                                                                                                                                                                 aktuell
                                                                                                                                                                   Titel
gesamt zeigt die Studie, dass                                                           zugestandener Schadenser­            Engagement von Politik, Ge­
über die Hälfte der Übergriffe            Für Silberbach ist es daher                   satzanspruch vom Diensther­          sellschaft und öffentlichen
körperlicher Art waren: 30 Pro­           „höchste Zeit zum Handeln.                    ren übernommen, ausgezahlt           Arbeitgebern gleichermaßen
zent wurden bedrängt, 14 Pro­             Wenn wir die Brutalisierung                   und später vom Verursacher           gefragt, betonte Silberbach.
zent bespuckt und zehn Pro­               unserer Gesellschaft stoppen                  eingetrieben werden. „Dann           Zum Beispiel müsse ein be­
zent geschlagen. Fast jeder               und die Kolleginnen und Kolle­                würden alle Opfer von Über­          sonderer Straftatbestand
                                                                                                                             für Angriffe auf Menschen
<   Betroffene Personengruppen *)                                                                                            im „Dienst der Gemeinschaft“
                                                                                                                             geschaffen werden, der Belei­
Folgende Bedienstete im öffentlichen Dienst wurden beschimpft, behindert oder angegriffen (in %):
                                                                                                                             digungen wie Tätlichkeiten
                                     insgesamt      öffentlich      18­ bis           30­ bis      45­ bis      60 Jahre     behandelt und das Strafmaß
                                                    Bedienstete     29­Jährige        44­Jährige   59­Jährige   und älter    für Angriffe verschärft.
 Polizist(inn)en                          73              75             75               75           72           72
                                                                                                                             „Dazu brauchen wir die Un­
 Rettungskräfte bzw.                      58              63             59               64           55           53       terstützung der Bevölkerung.
 Notärzte
                                                                                                                             Das ist unser aller Gesellschaft,
 Bus­ oder Bahnfahrer(innen)              42              39             54               38           35           42       unser aller öffentlicher Dienst.
 Feuerwehrleute                           40              43             41               46           34           38       Egal ob auf der Straße, in Schu­
                                                                                                                             le, Krankenhaus oder auf dem
 Lehrer(innen)                            36              45             51               35           32           27
                                                                                                                             Amt: Jeder, der Zeuge von
 Ordnungsamt­                             34              38             33               36           36           29       Übergriffen wird, soll eingrei­
 mitarbeiter(innen)
                                                                                                                             fen, laut werden und Hilfe ho­
 Sicherheitsdienste                       28              35             34               35           24           21       len“, wandte sich Silberbach
 Lokführer(innen),                        21              21             29               19           19           19       an die Öffentlichkeit.
 Zugbegleiter(innen)
 Mitarbeiter(innen) im Job­               18              22             19               17           22           10
                                                                                                                             < dbb Webtipp
 center/der Agentur für Arbeit                                                                                                   Die dbb Bürgerbefragung
 Erzieher(innen)                          16              19             14               24           17           10           2019 kann im Internet kos­
 Steuerbeamte/                             5                  4             4               3           7            5           tenlos unter www.dbb.de/
 Steuerbeamtinnen                                                                                                                presse/mediathek/broschu
                                                                                                                                 eren im PDF­Format herun­
 Sonstige                                  6                  9             4               5           6            8
                                                                                                                                 tergeladen werden.
 *) Basis: Befragte, die Übergriffe auf öffentlich Bedienstete schon einmal beobachtet haben

                                                                                                                 > vbob Magazin | dbb seiten | September 2019
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                                 Sachsen­Anhalt: Protokollreferat des Ministerpräsidenten

                                                                Die
                                                               Staat
                                                              Macher
                                               „Roten Teppich ausrollen – fertig!“, ist
                                             keine treffende Kurzbeschreibung des Ab­
                                           laufs staatlicher Repräsentation, sondern ein
                                        krasser Irrtum. Bis der Teppich hochgestellten Gäs­
                                         ten zu Füßen liegt, wurden minutiöse Planungen
                                       durchgeführt. Vom Protokollreferat der Staatskanzlei
                                    Sachsen­Anhalt erfuhr das dbb magazin, wie aufwendig die
                                   Vorbereitungen eines Staatsbesuches sind und was die „Staat
                                 Macher“ sonst noch auf dem Schirm haben müssen: zum Beispiel

                                                                                                                                                                             © Colourbox.de
                               Gästen über diplomatischen Glanz und Höflichkeit hinaus auch (politi­
16                              sche) Eindrücke und Botschaften aus Sachsen­Anhalt mitzugeben.
     Titel
reportage

             Hat sie gerade „Party­Referat“    Hotel­ und Reisebuchungen.“           sehr guter, aber per se glanz­         ständig im Blick behalten“,
             gesagt? Angesichts der nüch­      Die Geschäftsstelle, die von          loser Organisation?                    sagt die studierte Sozialwissen­
             ternen Regalwand, an der sich     zwei Mitarbeiterinnen gema­                                                  schaftlerin mit Magisterab­
             mehrere Meter von Aktenord­       nagt wird, ist offensichtlich         Petra Pennings sachlich einge­         schluss in Politikwissenschaf­
             nern ausbreiten, und der Stapel   Zentrum und administratives           richtetes Büro, das in kühlen          ten, Geschichte und Staatsrecht,
             von Kladden aus grüner, grauer    Archiv eines sehr präzise arbei­      Weißtönen gehalten ist, steht          die seit 1993 als Angestellte im
             und blauer Pappe, die auf dem     tenden Referats. Sind Nobles­         als Antwort für sich: Wer „Party“      Landesdienst tätig ist und unter
             Tisch am Fenster liegen, muss     se und Eleganz, die wie gold­         organisiert, so die Botschaft,         anderem in den Jahren 2011 bis
             das ein Hörfehler gewesen         durchwirkte Schleier über dem         kann selbst keine machen und           2016 Büroleiterin des Minister­
             sein. Aber Petra Penning hat      protokollarischen Zeremoniell         darf sich nicht ablenken lassen.       präsidenten Dr. Reiner Haseloff
             diesen Begriff benutzt. „Ge­      liegen, letztlich Erzeugnisse         „Wir müssen das große Ganze            war. Nach einjähriger Interims­
             messen an den Maßstäben der
             allgemeinen Verwaltung sind
                                                                                                                                                         © Jan Brenner (4)

             wir hier schon die Exoten und       < Im Sekretariat werden die Arbeitsabläufe des Protokollreferats koordiniert und dokumentiert.
                                                   Wo es um staatliche Repräsentation geht, soll der Zufall keine Chance haben.
             werden gelegentlich angefrot­
             zelt, dass wir ja immer nur
             Party machen. Dabei sieht die
             Wirklichkeit ganz anders aus“,
             sagt die Protokollchefin der
             Staatskanzlei und Ministerium
             für Kultur des Landes Sachsen­
             Anhalt in Magdeburg und
             nimmt eine dicke grüne Mappe
             in die Hand: „Hier drinnen ist
             zum Beispiel alles abgelegt,
             was mit der zurückliegenden
             Israelreise des Ministerpräsi­
             denten zu tun hat: E­Mails und
             Korrespondenz mit allen an der
             Organisation beteiligten Stel­
             len, Programmentwürfe, Ab­
             laufpläne, Teilnehmerlisten,

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                                        rent Roland Küster die Aussage
                                        ihrer Chefin über das große
                                        Ganze, das im Blick zu behalten
                                        sei. Der Bayer Scheithauer und
                                        der Sachsen­Anhalter Küster
                                        bilden bei der Wahrnehmung
                                        der klassischen allgemeinen Re­
                                        präsentationsaufgaben mit der
                                        Nordrhein­Westfälin Penning
                                        eine Art protokollarisches Klee­
                                        blatt. „Wenn der Ministerpräsi­
                                        dent oder der Chef der Staats­
                                        kanzlei involviert sind, sind wir
                                        mit im Boot, vom Treffen der
                                        Bundesschützen bis zum Be­
< Aus Regensburg über Berlin nach       such eines Staatsoberhauptes
  Magdeburg: Der stellvertretende       in unserem Bundesland“, skiz­        < Es sei wichtig, in diesem Job immer einen Plan zu haben, sagt Petra Pen­
  Protokollchef Michael Scheithau­                                             ning, Protokollchefin der Staatskanzlei und Ministerium für Kultur des
                                        ziert Penning die Spannweite           Landes Sachsen­Anhalt.
  er bewarb sich auf eine Stellen­
                                        der staatlichen Repräsentati­
  anzeige der Staatskanzlei. Er lebt
  und arbeitet seit 2014 an der Elbe.   onsaufgaben.                         genau festgelegt, wo welcher           despräsident Johannes Rau soll
                                                                             Wagen stoppt: „Es ist aber             gesagt haben, der Unterschied
phase, in der sie sowohl Büro­          <   Wichtig: Immer einen             auch schon passiert, dass sich         zwischen Terroristen und Pro­
leitung als auch Protokoll ver­             Plan haben                       Gäste und Gastgeber nicht an           tokoll bestehe darin, dass man
antwortete, konzentriert sich                                                die Vorgaben halten: Genau             mit Terroristen verhandeln
Penning seit der Wiederwahl             Sobald Datum und die Bedeu­          deshalb ist es wichtig, immer          kann“, fügt sie mit einem viel­
Haseloffs 2016 auf die Leitung          tung feststehen, die dem be­         einen Plan zu haben. Dann sind         sagenden Lächeln hinzu.
des Referates 43 „Protokoll“ der        vorstehenden Event auf der           Abweichungen möglich“, sagt
Staatskanzlei und Ministerium           Rangliste des nationalen Proto­      die Protokollchefin, erzählt           „Es gehört zu unseren Aufga­          17
für Kultur.                             kolls zukommt, beginnen die          aber auch, dass sie und ihre           ben, alle Unwägbarkeiten vor­
                                        Vorbereitungen. Ein Programm         Kollegen sehr energisch wer­           auszudenken, die sich während

                                                                                                                                                               Titel
                                                                                                                                                          reportage
Laut Geschäftsverteilungsplan           wird entwickelt. „Wir sprechen       den können, und dass sie auch          eines protokollarischen Termins
der Staatskanzlei sind die ins­         die Abläufe unter uns genau          nicht davor zurückschreckten,          ereignen könnten. Und das ist
gesamt sieben Beschäftigten             durch, informieren den Minis­        eine nach protokollarischen            eine sehr kleinteilige Tätigkeit“,
im Referat 43 unter anderem             terpräsidenten und stimmen           Maßstäben falsch gereihte              ergänzt der promovierte Poli­
zuständig für Allgemeine Pro­           uns dann mit allen Beteiligten       Fahrzeugkolonne vor der Wei­           tikwissenschaftler und Soziolo­
tokollaufgaben, Konsularische           ab“, erklärt Petra Penning. Bei      terfahrt wieder richtig aufzu­         ge Michael Scheithauer. Der Re­
und Diplomatische Angelegen­            Vorfahrten wird zum Beispiel         stellen. „Der verstorbene Bun­         gensburger habe sich nach der
heiten, Antrittsbesuche von
Diplomatischen und Konsulari­
schen Vertretern, federführend
für Organisation und Protokoll
bei Auslandsreisen des Minis­
terpräsidenten beziehungs­
weise beratend bei Mitglie­
dern der Landesregierung,
für Staatsbesuche und sons­
tige Besuche im Rahmen der
internationalen Zusammenar­
beit sowie die Verleihung von
Ehrenzeichen, für die Glück­
wunsch­ und Kondolenzschrei­
ben des Ministerpräsidenten
sowie die Ausstattung des
Geschenkefonds der Landes­
regierung.

Dieser Aufgabenvielfalt Herr
zu werden, gelinge nur in enger
Abstimmung untereinander,
untermauern der stellvertre­
tende Referatsleiter Michael
                                        < Das Bauhaus und seine Erzeugnisse sind, ebenso wie Bildbände zur heimischen Gartenkultur und Wein aus der
Scheithauer und der für die Re­           Saale­Unstrut­Region, Preziosen aus dem Geschenkefonds der Landesregierung. Dessen Bestandspflege gehört
feratsfinanzen zuständige Refe­           ebenso zu den Aufgaben des Protokolls wie die Verleihung der Verdienstorden und Ehrenzeichen.

                                                                                                      > vbob Magazin | dbb seiten | September 2019
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                                                                                                                    sungsorgane Bundespräsidial­         blieben ihnen zwei Wochen für

                                                                               © Staatskanzlei Sachsen­Anhalt (5)
                                                                                                                    amt, Bundestag oder Bundes­          das Ausarbeiten und Abstim­
                                                                                                                    verfassungsgericht beteiligt.        men eines Programms. Der ge­
                                                                                                                    „Die Zusammenarbeit mit den          lernte Historiker aus dem Reich
                                                                                                                    Bundesinstitutionen funktio­         der Mitte hatte kurzfristig den
                                                                                                                    niert ebenso reibungslos wie         Wunsch geäußert, im Rahmen
                                                                                                                    mit den Protokollabteilungen         einer Deutschlandreise auch
                                                                                                                    und ­referaten der Bundeslän­        die Lutherstadt Wittenberg zu
                                                                                                                    der, was auch daran liegt, dass      besuchen. Als er am 1. Juni
                                                                                                                    wir uns alle persönlich kennen       2019 in Begleitung seiner Dele­
                                                                                                                    und einmal im Jahr Gelegen­          gation, die vom chinesischen
                                                                                                                    heit haben, uns auf der zweitä­      Botschafter angeführt wurde,
                                                                                                                    gigen Protokollleiter­Tagung         aus seiner Limousine stieg, war
                                                                                                                    auszutauschen“, sagt Penning.        selbstredend alles bereit. „Wir
                                                                                                                                                         präsentieren im Rahmen der
                                                                                                                    <   Erst Luther, dann                Besuchsprogramme aber auch
                                                                                                                        der Chemiepark                   Unternehmen und Einrichtun­
                                                                                                                                                         gen, die dokumentieren, wie
             < Zum 500. Reformationsjubiläum kam häufig hoher Besuch nach Sachsen­                                  Sportlich wird es, wenn die          erfolgreich die wirtschaftliche
               Anhalt: Im Februar 2017 begrüßte Ministerpräsident Reiner Haseloff
               (links) beispielsweise das niederländische Königspaar Máxima und
                                                                                                                    Zeitspanne, die zwischen der         Konsolidierung in Sachsen­
               Willem­Alexander in der Lutherstadt Wittenberg.                                                      offiziellen Bestätigung eines        Anhalt sich seit der Wende ent­
                                                                                                                    Termins und dem Eintreffen           wickelt hat“, erzählt Michael
             Arbeit für einen politischen        Korps und für circa 500 gelade­                                    des jeweiligen Gastes liegt,         Scheithauer. „Mit dem belgi­
             „Think Tank“ in Berlin, „ganz       ne Gäste aus ganz Sachsen­An­                                      sehr kurz ist, was aber nur sehr     schen Königpaar werden wir
             klassisch“ – wie er sagt – auf      halt – oder die Veranstaltung                                      selten vorkomme. Im Fall des         am 10. Juli 2019 nicht nur Wit­
             eine Stellenanzeige der Staats­     zum Holocaust­Gedenktag am                                         stellvertretenden Staatspräsi­       tenberg und das Bauhaus in
             kanzlei Sachsen­Anhalt bewor­       27. Januar, haben im Repräsen­                                     denten der Volksrepublik China       Dessau besuchen, sondern
18           ben. Im Sommer 2014 kam der         tationskalender der Staats­
             heute 36­Jährige nach Magde­        kanzlei ihren festen Platz und
             burg und ist – anders als Pen­      können in Ruhe vorbereitet
     Titel
reportage

             ning und Küster – inzwischen        werden. Besondere Herausfor­
             Beamter im höheren Landes­          derungen entstehen immer
             dienst. Hinderlich für die Zu­      dann, wenn Termine mit sehr
             sammenarbeit sei die unter­         hochrangigen Personen ins
             schiedliche Statuszugehörigkeit     Haus stehen. „Dann steigt die
             jedenfalls nicht. Überhaupt sei     Zahl der Partner, mit denen wir
             es unter Protokollmenschen          unsere Abläufe abstimmen
             nicht angebracht, sich als Ein­     müssen, eklatant“, erklärt Pro­
             zelpersonen hervorzutun. „Was       tokollvizechef Scheithauer.
             für Außenstehende leicht aus­       2017, als anlässlich des 500­jäh­
             sieht, verlangt jedem von uns       rigen Reformationsjubiläums
             ein hohes Maß an Abstim­            Prominenz in großer Zahl die
                                                                                                                    < Lasst Fahnen sprechen: Im Juni 2019 wurde der Gast aus China symbo­
             mungs­ und Kommunikations­          Wirkungsstätten Luthers in                                           lisch willkommen geheißen von Europa, Deutschland, Sachsen­Anhalt
             vermögen ab: Am Ende ist es         Sachsen­Anhalt besuchte, dar­                                        und Wittenberg (von links).
             immer die Teamleistung, die         unter auch das niederländische
             zählt“, erläutert der studierte     Königspaar Máxima und Wil­
             Sportwissenschaftler Roland         lem Alexander und die däni­
             Küster, der 1993 mangels be­        sche Königin Margarethe sowie
             ruflicher Perspektiven im           einige Staats­ und Regierungs­
             Sportbereich als Beschäftigter      chefs, seien sie mit ihrem klei­
             in die Staatskanzlei eintrat.       nen Team schon ab und zu ans
                                                 Limit gelangt, ergänzt Petra
             <   Royaler Besuch zum              Penning. Bei besonders hoch­
                 Reformationsjubiläum            rangigen Besuchern seien ent­
                                                 sprechend der Einstufung des
             Selbstverständlich stecke in        Termins als Staatsbesuch, Offi­
             der Arbeit des Protokollreferats    zieller Besuch, Arbeits­ und Ter­
             auch viel Routine, räumen die       minbesuch oder Privatbesuch
             drei Protokollfachleute ein.        Kolleginnen und Kollegen aus
             Events wie zum Beispiel die         dem Protokoll des Auswärtigen
             Neujahrsempfänge der Landes­        Amtes, des Inlandsprotokolls                                       < Der Schirmherr in seinem Gartenreich: Kronprinz Charles von Großbritan­
             regierung – je einer für das Dip­   vom Bundesinnenministerium                                           nien kam im Mai 2019 auf eigenen Wunsch nach Dessau­Wörlitz. Er nahm
             lomatische und Konsularische        beziehungsweise der Verfas­                                          ein besonderes Gastgeschenk für seinen jüngsten Enkel mit nach Hause.

             > vbob Magazin | dbb seiten | September 2019
dbb

                                                                                                              dem Ministerpräsidenten von
                                                                                                              Sachsen­Anhalt, Herrn Dr. Rei­
                                                                                                              ner Haseloff und dem Staats­
                                                                                                              und Kulturminister Herrn Rai­
                                                                                                              ner Robra ging es anschließend
                                                                                                              ins Wörlitzer Schloss. Danach
                                                                                                              gab es für den Prinzen eine
                                                                          < Der Prince of Wales trägt
                                                                            sich, flankiert vom Minister­     Gondelfahrt auf dem Wörlitzer
                                                                            präsidenten, der Garten­          See. Zum Abschluss des Besu­
                                                                            reich­Direktorin Brigitte         ches wurde im Park ein Maul­
                                                                            Mang und Staats­ und Kul­         beerbaum gepflanzt, und der
                                                                            turminister Rainer Robra,
                                                                            in das Gästebuch der Kultur­      Ministerpräsident überreichte
                                                                            stiftung Dessau­Wörlitz ein:      dem nun vierfachen Großvater
                                                                            Zeitpunkt und Ablauf wur­         eine einheimische deutsche Ei­
                                                                            den natürlich vom Protokoll
                                                                                                              che als Geschenk“, schreibt der
                                                                            penibel vorgeplant.
                                                                                                              kommunale Chronist.

auch den Chemiepark Leuna.“         Fünf Vorausreisen wurden          Wie es war, als Prince Charles          Kein Wort über die Leistungen
„Das Hervorheben der Region         durchgeführt, bis alles vorbe­    im Gartenreich weilte, lässt            der beteiligten Protollbeschäf­
und ihrer wirtschaftlichen, his­    reitet war. Die erste Reise un­   sich auf der Internetseite der          tigten, keine Einzelheiten über
torischen, kulturellen und kuli­    ternahmen Petra Penning und       „Gartenreich“­Stadt Oranien­            den Steckling der 500 Jahre al­
narischen Besonderheiten ist        Roland Küster allein. Sie plan­   baum­Wörlitz nachlesen.                 ten Wörlitzer Eiche, den Petra
auch Kernaufgabe der staatli­       ten zunächst den Rundgang                                                 Penning in letzter Minute beim
chen Repräsentation des Lan­        des britischen Thronfolgers       <    Kein Strampler für                 Schlossgärtner ausfindig mach­
des Sachsen­Anhalt“, sagt Küs­      und seiner 40­köpfigen Entou­          den Kronprinzen                    te und in einem Blumenladen
ter und Scheithauer ergänzt,        rage zusammen mit dem Mi­                                                 zum „Enkelbaum­Geschenk“
dass die regionale Herkunft bei     nisterpräsidenten und seiner      „Mehrere Hundert Menschen               stylen ließ, weil ihnen das briti­
der Auswahl der Gastgeschen­        Delegation. „Beim ersten Be­      empfingen den Prinzen im Des­           sche Protokoll bedeutet hatte,                  19
ke eine ebenso große Rolle          such ging es darum, in die Tie­   sau­Wörlitzer Gartenreich. In           dass der Prinz bereits genug
spiele, wie bei den Speisen und     fe zu schauen, Machbares und      vorderster Reihe waren unsere           Strampler für seinen jüngsten

                                                                                                                                                                   Titel
                                                                                                                                                              reportage
Getränken, die von der Staats­      Mögliches auszuloten“, sagt       Kinder der Kita Villa Sonnen­           Enkel bekommen habe. „Wer
kanzlei anlässlich offizieller      Roland Küster.                    schein und der Luisen Grund­            sich für diesen Beruf entschei­
Essenseinladungen serviert                                            schule aus Wörlitz, um fleißig          det, muss bereit sein, die eige­
werden. „Wir müssen uns nicht       Bei der zweiten Reise wurden      kleine britische Flaggen zu             ne Person zurückzunehmen“,
verstecken: Sachsen­Anhalt          Penning und Küster von einer      schwenken. Der britische                sagt Petra Penning. „Wir kom­
hat kulturell und wirtschaftlich    Mitarbeiterin der Protokoll­      Thronfolger zeigte sich sehr            men den Gästen, die wir proto­
vieles zu bieten.“                  abteilung der Britischen Bot­     volksnah und begrüßte viele             kollarisch betreuen, zwar nah,
                                    schaft begleitet. Sie kommu­      Gäste persönlich mit Hand­              offiziell wahrgenommen wer­
<   Fünf Vorausreisen               nizierte den Protokollbeam­       schlag. Gemeinsam mit der Di­           den wir aber nicht. Wir sind
    ins Gartenreich                 ten des „Clarence House“,         rektorin der Kulturstiftung Des­        Arbeitsebene.“
                                    Charles’ offizieller Residenz     sau­Wörlitz, Frau Brigitte Mang,                        Christine Bonath
Im Vergleich zum „Blitzbesuch“      in London, Einzelheiten des
aus der Volksrepublik China hat     entstehenden Programm­            < Stabwechsel im Protokollreferat
das Team um Petra Penning den       ablaufes.
                                                                           Dass die Tätigkeit beim Protokoll kein
Aufenthalt seiner Königlichen
                                                                                                                                              © Jan Brenner

                                                                           „Nine­to­five­Job“ ist, hat Michael
Hoheit des Prinzen von Wales        Anlässlich der dritten Reise           Scheithauer vermutlich geahnt, als er
am 8. Mai 2019 im UNESCO­           traf sich Petra Penning im             Anfang 2014 in der Staatskanzlei an­
Welterbe Gartenreich Dessau­        Gartenreich mit Protollver­            fing. Nach gut fünf Jahren, in denen
Wörlitz als weniger stressig in     antwortlichen der Britischen           der promovierte Politikwissenschaft­
Erinnerung behalten. „Wir hat­      Botschaft und des englischen           ler und Soziologe sich zuletzt als stell­
ten rund zehn Wochen Zeit für       Hofes. Und bei der vierten             vertretender Protokollchef eingesetzt
                                                                           hat, das Bundesland Sachsen­Anhalt
die Vorbereitung. Hinzu kam,        Reise traf sich Roland Küster
                                                                           und seinen Regierungschef protokolla­
dass sich der Prinz den Besuch      mit seinen Ansprechpartnern
                                                                           risch ins stets richtige Licht zu rücken,
in Wörlitz gewünscht hatte,         bei Bundes­ und Landespoli­            weiß er es genau. „Die Arbeit ist erst
weil er Schirmherr des Garten­      zei, um alle relevanten Sicher­        dann beendet, wenn wirklich alles er­
reiches ist. Und da wir sehr ger­   heitsfragen zu klären und              ledigt ist. Gerade wenn der Ministerpräsident auf Reisen geht, ist der
ne auf die Wünsche von Gästen       abzustimmen. Danach stand              begleitende Protokollmitarbeiter der Erste, der morgens aufsteht,
eingehen und versuchen, dafür       für die Magdeburger das Pro­           und der Letzte, der abends zu Bett geht.“ Zum hohen Zeitinvestment
passgenaue Lösungen anzubie­        gramm. Eine fünfte Voraus­             wird der 36­jährige Oberregierungsrat künftig auch mehr Verant­
                                                                           wortung zu schultern haben. Seit der Verabschiedung von Petra Pen­
ten, konnte viel Sorgfalt auf die   reise wurde von Mitarbeitern
                                                                           ning in den Ruhestand vor wenigen Tagen ist Michael Scheithauer
Organisation und Absprache          der Britischen Botschaft in            für die Protokollangelegenheiten der Staatskanzlei und Ministerium
des Ablaufs verwendet wer­          eigener Initiative durchge­            für Kultur des Landes­Sachsen Anhalt verantwortlch.
den“, sagt Petra Penning.           führt.

                                                                                                > vbob Magazin | dbb seiten | September 2019
dbb

                                                                                                                                                                              © Bundeszentrale für politische Bildung (4)
              Bundeszentrale für politische Bildung

              Kleines Team, große Wirkung
              Eine Grafik über die Grundrechte. Ein Dossier zum Arabischen Frühling. Eine Dokumentarfilmreihe
              über Ostdeutschland. Open­Air­Kino über künstliche Intelligenz. Und nicht zuletzt der „Wahl­O­Mat“.
              Gibt es alles aus einer Hand: bei der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb).

              Das Spektrum der bpb­Arbeit         ten) zur Bundestagswahl ge­

                                                                                                                                                       © Martin Scherag/bpb
20            ist, sowohl hinsichtlich der        nutzt. Über 340 000 Bestellun­
              Themen als auch der Formate,        gen mit durchschnittlich 12,5
              kaum zu überblicken. Wer sich       Artikeln verzeichnete der Shop
blickpunkt
      Titel

              etwa online durch die Vielzahl      der bpb, die im gleichen Jahr
              der meist kostenfreien Angebo­      auch ihr 65­jähriges Bestehen
              te klickt, kann sich schnell ver­   feierte.
              loren fühlen. Da wirkt es umso
              erstaunlicher, dass die bpb trotz   So ein großer Erfolg führt na­
              41 Neueinstellungen am Ende         türlich auch mal zu Konflikten.
              des Jahres 2018 fast bescheiden     Im Vorfeld der diesjährigen Eu­
              anmutende 287 Mitarbeiterin­        ropawahl musste die bpb bei­
              nen und Mitarbeiter an den bei­     spielsweise den „Wahl­O­Mat“
              den Dienstsitzen in Bonn und        zeitweise aus dem Netz neh­
              Berlin zählte. Unterstützt wird     men. Eine Partei hatte geklagt,
              deren Arbeit in allen grundsätz­    weil nach Beantwortung der
              lichen Angelegenheiten von          Fragen die Zahl der Parteien
              zwölf Sachverständigen in ei­       begrenzt war, mit denen die
              nem Wissenschaftlichen Beirat.      Nutzer ihre Antworten abglei­
              Ein 22­köpfiges Kuratorium          chen konnten. Auf Initiative
              wacht zudem über die Wirk­          des Oberverwaltungsgerichts
              samkeit und politische Ausge­       Münster erreichte die bpb         < Thomas Krüger ist seit 2000 bpb­Präsident.
              wogenheit – es ist mit Mitglie­     jedoch einen Vergleich und
              dern des Bundestages besetzt,       sicherte zu, bei zukünftigen      geschlossene Vergleich dient         festigen und die Bereitschaft
              wobei die einzelnen Fraktionen      Wahlen das Angebot in einer       gerade dazu, eine rechtliche         zur politischen Mitarbeit zu
              gemäß ihrer Größe berücksich­       neuen Form anzubieten. Der        Entscheidung in dieser Frage         stärken“, heißt es im entspre­
              tigt werden.                        Präsident der bpb, Thomas         entbehrlich zu machen.“              chenden Erlass, letztmalig
                                                  Krüger, sagte dazu: „Uns ist es                                        2001 aktualisiert unter dem
              Dass die relativ kleine Organi­     wichtig, dass auch der weiter­    <   Politische Bildung hat           damaligen Bundesinnenminis­
              sation im Geschäftsbereich des      entwickelte Wahl­O­Mat als            besondere Bedeutung              ter Otto Schily. Im Leitbild der
              Bundesministeriums des In­          eine überparteiliche Wahlin­                                           Organisation wird dazu erläu­
              nern, für Bau und Heimat (BMI)      formation und keinesfalls als     Doch was bedeutet eigentlich         tert: „Um dieses Ziel zu errei­
              eine große Wirkung hat, zeigt       Wahlempfehlung wahrgenom­         politische Bildung? „Die Bun­        chen, entwickeln wir Bildungs­
              der Blick auf einige Kennzahlen     men wird. Aus unserer Sicht ist   deszentrale hat die Aufgabe,         und Diskussionsangebote, mit
              aus dem Jahr 2017: Über 15,5        und war der Wahl­O­Mat auch       [...] Verständnis für politische     denen wir Kenntnisse, Einblick
              Millionen Mal wurde alleine         in seiner bisherigen Form ver­    Sachverhalte zu fördern, das         und Verständnis in geschicht­
              der „Wahl­O­Mat“ (siehe Kas­        fassungskonform. Aber der         demokratische Bewusstsein zu         liche und gesellschaftliche

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