Der Dämmperimeter - ein goldener Käfig? - Tec21
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10. August 2018 | Nr. 31–32–33 Schweizerische Bauzeitung Mit SIA-FORM Fort- und Weiter- bildung Der Dämmperimeter – Wettbewerbe Studienauftrag Negrellisteg Zürich ein goldener Käfig? Panorama Zeitgemäss historisch Leserbrief 20 Jahre Minergie – das Interview: «Lieber freiwillig als mit Zwang» Start in fruchtbare Zusammenarbeit Die Lernkurve des energieeffizienten Bauens Gespräch mit der Politik
1. | 2. 9. 2018 8. | 9. 9. 2018 15. | 16. 9. 2018 Wir gratulieren MINERGIE zum Jubiläum 22. | 23. 9. 2018 Danke für die sehr gute Zusammenarbeit ! hereinspaziert.ch venezvisiter.ch Dieses Inserat wird von Europäische Tage des Denkmals | Ohne Grenzen Journées européennes du patrimoine | Sans frontières 96 000 Augen gesehen. Giornate europee del patrimonio | Senza frontiere Ihr Kontakt für Stellenanzeigen Dis europeics dal patrimoni | Senza cunfins in TEC21 und auf espazium.ch: T 044 928 56 11 tec21@fachmedien.ch
TEC21 31–32–33/2018 Editorial 3 D er Gebäudestandard Minergie ist 20 Jahre jung. 1998 haben der Bund und die 26 Kantone diese Marke auf dem Immobilienmarkt eingeführt. Seither hat sich daraus eine unter- nehmerische und energiepolitische Erfolgsge- Ansicht eines Hauseingangs der schichte entwickelt, unter namhafter Beteiligung gemeinnützigen Wohnsiedlung Buchegg in der Stadt Zürich der Bauwirtschaft: Über 46 000 Gebäude und eine (Architektur: Duplex Architekten). Der Ersatzneubau der Baugenossen Energiebezugsfläche von 50 Mio. m2 sind inzwi- schaft Waidberg ist dieses Früh- jahr bezogen und mit dem Standard schen zertifiziert. Beinahe 10 % des Gebäudeparks Minergie-P-Eco ausgezeichnet worden. Die ökologische Bauweise sind Niedrigenergiehäuser und verheizen nun ist architektonisch ansprechend umgesetzt. Die Fassaden sind ein Drittel weniger Brennstoffe als konventionelle reichhaltig gestaltet; sie bestehen aus vorfabrizierten Holzbau Hochbauten nach den kantonalen Baugesetzen. elementen und darin integrierten Betonstützen. Dafür investieren Bauherrschaften jedes Jahr Coverfoto von Johannes Marburg. rund eine Milliarde Franken zusätzlich in bessere Wärmedämmung, emissionsarme Energiequellen und technisch kontrollierten Komfort. Der Umwelt tut das gut: Seit 1998 stösst der Ge- bäudebestand jedes Jahr etwa ein Prozent weniger Treibhausgase aus. Minergie demonstriert somit, dass eine Branche – aus eigener Überzeugung und mit öffentlichem Druck – einiges für die nachhaltige Entwicklung leisten kann. Dass dies kaum genügt, um die nationalen Klimaziele zu erreichen, weiss man aber auch. Die Energie effizienz im Gebäudebetrieb ist nicht erst seit 20 Jahren Thema der Bauforschung und der All tagsarchitektur. Die Entwicklung sparsamer Ökohäuser begann zumindest ideell im Gleich- schritt mit der Nachkriegskonjunktur. Inzwischen haben sich daraus unverzichtbare Neuerungen für Konstruktion und Haustechnik ergeben. Nicht nur der Dämmperimeter ist zur festen Grösse im Entwurfsprozess geworden. Energie und Res sourcen sind kostbar; die Architektur kommt um den schonenden Umgang damit nicht herum. • Paul Knüsel, Redaktor Energie / Umwelt
Kurse nachhaltiges Bauen 20.09.18 | Graue Energie reduzieren 26.10.18 | Ökologisch sanieren 02.11.18 | Tageslicht optimieren (1/2 Tag) 02.11.18 | Schallschutz und Akustik verbessern (1/2 Tag) Fotograf: Alexander Gempeler, Bern Veranstaltungsort: Schulungszentrum SIA-Form in Zürich Weitere Informationen und Anmeldung: www.sia.ch/form Inserat_fuer_Tec21.indd 1 19.07.2018 14:48:21 TEC21 als eAbo + Print: zwei Welten, viele Möglichkeiten
TEC21 31–32–33/2018 Inhalt 5 A KTUELL THEM A 7 Wettbewerbe 22 Der Dämmperimeter – Ausschreibungen | Gestern üppig, heute ein goldener Käfig? stringent 10 Panorama Zeitgemäss historisch | Leserbrief 14 espazium – Aus unserem Verlag Film in der Stadt Foto: Seraina Wir z 15 Vitrine Aktuelles aus der Baubranche 17 Start in fruchtbare Zusammenarbeit | Gespräch mit der Politik | SIA-Form Fort- und Weiterbildung Ist die Ökoetikette für die Architektur eine Belastung? Oder leiden Minergiehäuser zu Unrecht unter einem schlechten Ruf? Ansicht Wohnsiedlung Buchegg, Zürich. 21 Veranstaltungen 22 20 Jahre Minergie: «Lieber 26 Die Lernkurve freiwillig als mit Zwang» der Energieeffizienz AUSK LA NG Tina Cieslik, Paul Knüsel Paul Knüsel Der Niedrigenergie Wie es der Verein geschafft standard ist das Resultat hat, die Marke Minergie von Forschungsbemühungen 32 Stelleninserate zu einer gewichtigen Grösse für ein Haus ohne Heizung. 37 Impressum beim Bauen zu entwickeln. Ein Essay über das ökologische 38 Unvorhergesehenes Ein Interview. Bauprinzip.
6 Ausschreibungen TEC21 31–32–33/2018 Gemeinde Wald ZH Bahnhofstrasse 6 8636 Wald ZH Ausschreibung Projektleitung Bauherrschaft Erweiterung und Sanierung der Objekt Schulanlage Laupen, 8637 Laupen Neubau Bildungszentrum Grevas, St. Moritz Auftraggeberin Aufgabe: Auftraggeberin der Ausschreibung «Projektleitung Bauherrschaft» für den Schulraumerweiterung, Neubau einer Doppelsporthalle und Neu- Neubau Bildungszentrum Grevas ist die politische Gemeinde St. Moritz, gestaltung des Aussenraumes. Erarbeitung eines Gesamtkonzeptes welche durch den Gemeindevorstand, Via Maistra 12, 7500 St. Moritz ver und Umgang mit den bestehenden Bauten. treten wird. Aufgabe Verfahren: Das 1969/70 errichtete Schulhaus Grevas genügt den baulichen und be 1-stufiger Studienauftrag mit Präqualifikation. trieblichen Anforderungen nicht mehr. Aufgrund dessen beabsichtigt die Für die Bewerbungen werden keine Entschädigungen geleistet. Gemeinde St. Moritz, das bestehende Schulhaus durch ein neues Im Studienauftrag wird jedes zugelassene Team bei termingerecht Bildungszentrum zu ersetzen. Dazu wurde am 27. April 2018 ein anonymer eingereichter Projektstudie mit Fr. 40'000.- (exkl. MwSt.) entschädigt. Projektwettbewerb im selektiven Verfahren ausgeschrieben. Am 12. Juni 2018 hat das Preisgericht 16 Projektteams zum Projektwettbewerb einge Planungsteams: laden. Die Projektleitung Bauherrschaft ist für die Umsetzung des vom Preisgericht zur Weiterbearbeitung empfohlenen Projektbeitrags zuständig. Es sind Teams zu bilden aus den Bereichen Architektur und Land- schaftsarchitektur. Für den Studienauftrag werden 5 Planungsteams, Auftragsumfang davon 1 Nachwuchsteam, ausgewählt. Die Ausschreibung «Projektleitung Bauherrschaft» umfasst a) den Auftrag mit den SIA-Teilphasen 4.21 (Vorstudie: Definition von Vorstudie) bis und Termine: mit Phase 4.33 (Projektierung: Bewilligungsverfahren) und b) die Folge Eingabefrist 19. September 2018 auftragsoption mit den SIATeilphasen 4.41 (Ausschreibung: Ausschreibung, Offertvergleich, Vergabeantrag) bis und mit Phase 5.53 (Realisierung: Bekanntgabe Auswahl Anfangs Oktober 2018 Inbetriebnahme, Abschluss). Studienauftrag Oktober 2018 - April 2019 Verfahren Das Verfahren untersteht dem GATT / WTOÜbereinkommen. Die Aus schreibung wird gemäss Art. 12 Abs. 1 lit. b) der Interkantonalen Verein barung über das öffentliche Beschaffungswesen (IVöB) im selektiven Verfahren durchgeführt und unterliegt dem Staatsvertragsbereich. Im Weiteren gelten die Submissionsbestimmungen des Kantons Graubündens. Verfahrenssprache ist Deutsch. Im Rahmen der Präqualifikation werden maximal 5 Bewerbungen für die Angebotsphase ausgewählt. Teilnahmeberechtigung Gesucht wird eine Fachperson, die mit der fachlichen und organisatori schen Unterstützung von Bauherrschaften während den Phasen Vorbe reitung, Projektierung und Ausführung eines in Grösse und Komplexität vergleichbaren Bauvorhabens vertraut ist. Termine Eingabe Bewerbung bis Do, 23. August 2018 Bekanntgabe der Auswahl der Bewerber Mi, 12. September 2018 Einreichung der Angebote bis Do, 8. November 2018 Offertöffnung der Angebote Di, 13. November 2018 Angebotspräsentation | Schlussbeurteilung Do, 29. November 2018 Zuschlag Mi, 12. Dezember 2018 Rahmenbedingungen Detaillierte Angaben zu Auftrag und Folgeauftragsoption sowie die Zusam mensetzung des Beurteilungsgremiums, die Eignungskriterien, die ein zureichenden Unterlagen und weitere Informationen zum Verfahren können den Ausschreibungsunterlagen zur Präqualifikation entnommen werden. Bezug der Unterlagen Die Ausschreibungsunterlagen für die Präqualifikation und die Bewerbungs unterlagen können ab Freitag, 27. Juli 2018 unter www.simap.ch bezogen werden. Abgabe der Bewerbungen Die Bewerbungsunterlagen müssen mit einem Stempel einer schweizeri schen Poststelle mit dem spätesten Datum vom 23. August 2018 versehen sein oder können bis am Donnerstag, 23. August 2018, 16.00 Uhr bei der unten genannten Eingabestelle abgegeben werden. Eingabeadresse: Planpartner AG, Obere Zäune 12, 8001 Zürich Vermerk: «Neubau Bildungszentrum Grevas – Ausschreibung PLB, PQ»
TEC21 31–32–33/2018 Wettbewerbe 7 Ausschreibungen OBJEKT/PROGR A M M AU FTR AGGEBER V ERFA HREN FACHPREISGERICHT TER MINE Neubau Geserhus, Zweckverband Altersheim Geserhus Studienauftrag, selektiv, Hans Bereuter, Michael Carnier, Bewerbung 15. 8. 2018 Rebstein 9445 Rebstein für Architekten Willi Lässer Abgabe Pläne und Landschafts- 14. 3. 2019 www.simap.ch (ID 173369) architekten Modell 21. 3. 2019 Ersatzneubau Politische Gemeinde Aesch Projektwettbewerb, selektiv, anonym, Zita Cotti, Boris Brunner, Bewerbung 15. 8. 2018 Mehrzweckgebäude, für Architekten, Andreas Hoffmann, Abgabe Pläne Aesch ZH Organisation: Planzeit Landschafts- Andreas Reuter, 18. 1. 2019 architekten und Alex Schaerer Modell 8037 Zürich Bauingenieure 1. 2. 2019 www.simap.ch (ID 173332) Erweiterung Schulhaus Politische Gemeinde Grabs Studienauftrag, selektiv, Theres Aschwanden, Pablo Horvath, Bewerbung 21. 8. 2018 Oberstufenzentrum für Architekten Christian Wagner Abgabe Pläne Kirchbünt, Grabs Organisation: Institut IBAR HTW 25. 1. 2019 Modell 7004 Chur 29. 1. 2019 www.simap.ch (ID 173622) Erweiterung und Gemeinde Wald ZH Einstufiger Studien- auftrag mit Präquali- Bertram Ernst, Pascale Guignard, Bewerbung 19. 9. 2018 Sanierung der Organisation: fikation, für Teams Irma Thoma, Abgabe Schulanlage Laupen Schader Hegnauer Ammann Architekten aus Architekten Jürg Zollinger, 16. 4. 2019 und Landschafts Peter Weber (Ersatz) 8044 Zürich architekten www.simap.ch (ID 174716) – konform Inserat S. 6 Neubau Bildungszentrum Gemeinde St. Moritz 7500 St. Moritz Projektleitung Bauherrschaft, keine Angaben Bewerbung 23. 8. 2018 Grevas, St. Moritz selektiv, Fachperson Abgabe Organisation: für Vorbereitung, 8. 11. 2018 www.simap.ch (ID 173825) Planpartner Projektierung 8001 Zürich und Ausführung Inserat S. 6 Musikschule – Einwohnergemeinde Bolligen Gesamtleistungs- wettbewerb, selektiv, Fritz Schär, Peter Affolter, Bewerbung 24. 8. 2018 Unteres Worblental, 3065 Bolligen anonym, Christine Odermatt, Abgabe Pläne Bolligen für Gesamtleister, Gian Weiss, 10. 12. 2018 Bauunternehmer Jürg Hänggi Modell www.simap.ch (ID 173232) und Architekten 20. 12. 2018 Schweizer Pavillon – Schweizer Kultur- stiftung Pro Helvetia Projektwettbewerb, selektiv, zweistufig, Céline Guibat, Anna Hohler, Bewerbung 16. 9. 2018 La Biennale di Venezia 8024 Zürich für Architekten und Verena Konrad, Projekt- 2020 Kuratoren Lukas Meyer, präsentation Rob Wilson 18.–19. 1. 2019 www.myprohelvetia.ch Schweizerische Botschaft Bundesamt für Bauten und Logistik Projektwettbewerb, offen, anonym, Hanspeter Winkler, Jodok Brunner, Anmeldung 17. 9. 2018 Addis Abeba 3003 Bern für Architekten Christian Maeder, Abgabe Pläne Daniel Niggli, 8. 10. 2018 www.simap.ch (ID 173052) – konform Tanya Zein Modell 22. 10. 2018 Weitere laufende Wettbewerbe auf competitions.espazium.ch Wegleitung zu Wettbewerbsverfahren: www.sia.ch/142i
8 Wettbewerbe TEC21 31–32–33/2018 NEGRELLISTEG ZÜRICH, EINSTU FIGER STUDIENAU FTR AG IM SELEKTI V EN V ERFA HREN Gestern üppig, heute stringent Das Team um Conzett Bronzini Partner gewinnt den zweiten Wettbewerb für die Gleisüberquerung vor dem Zürcher Hauptbahnhof. Die Kombination aus austariertem Durchlaufträger und edlem Geländer überzeugte die Jury. Text: Thomas Ekwall Das Siegerprojekt «96» ist ein Durchlaufträger als fünffeldriger Hohlkasten mit orthotroper Fahrbahnplatte in Stahlbauweise (L / h = 43). Der Bau erfolgt über einseitigem Einschub. Das Geländer besteht aus Metallgewebe mit vorgelagertem Schutznetz. Die Kopfbauten sind als Lifttürme mit umlaufender Treppe ausgebildet. Pläne: Projek t ver fassende D ie Durchmesserlinie mit dem Bahnhof Löwenstrasse und die Baustellen um Eu- len Anfahrtsrampen für die Velofah- verfahren zwischen Bauherrschaft rer, die die Gesamtbaukosten auf und den Projektverfassern fand 30 Mio. Franken trieben. während des Entwurfs statt, um ropaallee und Zollstrasse zeugen sowohl die gestalterische Freiheit von einer rasanten Stadtentwick- Gleiche Lage, neue Vorgabe zu garantieren als auch die komple- lung beim Zürcher Hauptbahnhof. xen Vorschriften im Gleisbereich Zugleich trennt das 170 m breite Aufgrund der differenzierten Ver- zu erfüllen. Das Projekt «96» der In- Gleisfeld die beiden Stadtkreise 4 kehrsführung lancierte die SBB als genieure Conzett Bronzini Partner, und 5 nach wie vor stark voneinan- Bauherrin im Zusammenarbeit mit Diggelmann + Partner und 10 : 8 Ar- der. Nun soll voraussichtlich im Au- der Stadt dieses Mal einen Wettbe- chitekten erhielt den Zuschlag der gust 2022 der Negrellisteg in Betrieb werb für eine reine Fussgänger Fachjury. genommen werden, den täglich ge- brücke. Rahmenbedingungen wie schätzte 2500 Fussgänger über etwa der Perimeter, die Nachbar- Zeichenhafte Beiträge queren werden. Zudem wird ein schaft zum denkmalgeschützten Zen- bestehender Stadttunnel für den tralstellwerk von Max Vogt von 1963, Sämtliche Entwürfe erfüllten die Veloverkehr umgenutzt. Diese modal die städtebauliche Lage als Ein- gestellte Aufgabe. Bei ihrer Beur getrennte Lösung hat ihren Ur- gangstor zur Wirtschaftshauptstadt teilung legte die Jury ein besonderes sprung in der planerischen Sackgas- und der Bau während des Bahnbe- Augenmerk auf die Effizienz des se, Fussgänger und Velos gemeinsam triebs blieben quasi unverändert. Die Konzepts bis in die Details sowie auf über die Gleise zu führen: Das Sieger- finanzielle Beteiligung der SBB setz- die Gesamtwirkung von Brücke und projekt des ersten, von der Stadt Zü- te nun aber ein Design-to-Cost-Ver- Kopfbauten im städtischen Gefüge. rich 2011 organisierten Negrellisteg- fahren voraus, das für die Erstellung Der Entwurf «96» des Teams Wettbewerbs sah vor, ein 140 m weit lediglich 6.5 Mio. Franken vorsieht. um Conzett Bronzini Partner dif gespanntes, perforiertes Rohr aus Der Wettbewerb wurde als ferenziert sich mit seiner gewölbten Ultra-Hochleistungs-Faserbeton Studienauftrag im selektiven Ver- Form von der Umgebung. Die Trep- (UHFB) über die Gleise zu führen fahren mittels Präqualifikation pentürme sind minimalistisch (vgl. TEC21 19 – 20/2011). Das inno- durchgeführt. Fünf Planerteams, gehalten und entlasten die dicht vative Projekt scheiterte nicht an der bestehend aus einem federführen- bebauten Kopfbereiche. Sowohl die technischen Machbarkeit – die zwar den Ingenieur, einem Architekten einheitliche Gesamtgestaltung als nicht restlos geklärt war –, sondern und weiteren Fachplanern, reichten auch die sorgfältig ausformulierten hauptsächlich an den monumenta- ihre Vorschläge ein. Ein Dialog Geländerdetails überzeugten die
TEC21 31–32–33/2018 Wettbewerbe 9 «Flying Dutchman»: Umgekehrter Finkträger (L / f = 5.0), fünf- «Wurmloch»: Hängewerk-Hybrid (L / f = 9.5) mit aufgeständerter, feldriger, überspannte Hohlkasten-Fahrbahnplatte in Stahlbau- 29-feldriger, orthotroper Fahrbahnplatte in Stahlbauweise. weise. Beidseitiger Einschub mit Überspannung in Etappen. Beidseitige, vertikale Montage mittels Klettergerüst mit an- Edelstahlnetzgeländer mit aufgesetztem Schutznetz. Kopfbauten schliessender Absenkung und Fügung in Feldmitte. Geländer: als Lifttürme mit umlaufender Treppe. Glas mit Metallunterkonstruktion und Abwurfschutz. Kopf- bauten als Fachwerkpylone mit integrierten Treppen und Lift. «Luigi»: Durchlaufträger. Dreifeldriger exzentrischer Fach- «Vinci»: Durchlaufträger. Fünffeldriger Vierendeelträger werkträger (L / h = 22) mit aussteifenden, orthotropen Dach- (L / h = 18) mit untenliegender, orthotroper Fahrbahnplatte und Fahrbahnplatten in Stahlbauweise. Beidseitiger Einschub. in Stahlbauweise. Einseitiger Einschub. Freistehendes Metallgeländer mit integriertem Schutznetz. Kopfbauten VSG-Floatglas als Geländer und Abwurfschutz. Kopfbauten als Lifttürme mit umlaufender Treppe. als Lifttürme mit umlaufenden Treppen. Jury. Dazu kommt ein konventio- aus seinem Entwurf des ersten Wett- nelles, integrales Tragsystem, das bewerbs weiter. Die klare Form der zudem die niedrigsten Erstellungs- Brücke mit ihrer Materialisierung und Unterhaltskosten aufweist. aus wetterfestem Stahl und gross- AUSZEICHNUNG Mit dem «Flying Dutchman» formatigen Schutzgläsern harmo- «96»: Conzett Bronzini Partner, Chur; setzt das Team um Fürst Laffranchi niert jedoch nicht mit den verspiel- Diggelmann + Partner, Bern; 10 : 8 Architekten, Zürich Bauingenieure ein poetisches Ob- ten Kopfbauten. Ebenso wurde die jekt ins städtische Gefüge. Zugleich Wirtschaftlichkeit in Erstellung W EITERE TEILNEHMER erweist sich der umgekehrte Fink und Unterhalt hinterfragt. «Flying Dutchman»: Fürst Laffranchi träger als effizient und wirtschaft- Bauingenieure, Aarwangen; lich. Leider fehlen die städtebauli- Innovation versus Kosten Ilg Santer Architekten, Zürich «Wurmloch», Ingphi, Lausanne; chen Bezüge, und den Kopfbauten SNZ Ingenieure und Planer, Zürich; gelingt es nicht, die elegante Geste Mit der prämierten, gemäss Jury «äus Nunatak Architekten, Fully auf den Boden zu bringen, was bereits serst funktionalen, ja fast pragmati- «Luigi»: Cowi UK, London; WaltGalma- bei der Jurierung eines ähnlichen schen Konzeption» setzte sich der rini, Zürich; Locher Ingenieure, Zürich; Explorations Architecture, Paris Entwurfs für die Personenüberfüh- Auftraggeber offensichtlich andere «Vinci»: DIC ingénieurs, Aigle; Borgogno rung Rotkreuz / Risch bemängelt Ziele als beim ersten Wettbewerb. Eggenberger + Partner, St. Gallen; wurde (vgl. TEC21 42–42/2017). Dort faszinierte das Siegerprojekt Brauen Wälchli Architectes, Lausanne Das «Wurmloch» des Teams «durch Grosszügigkeit, technische um Ingphi ist ein Hybrid aus Bogen, Innovation und Kühnheit. (…) Der der- FACHJ URY Hängewerk und Vierendeelträger, art realisierte Negrellisteg wird eine Lisa Ehrensperger, Architektin, Zürich (Vorsitz); Anita Emele, Amt für Städte- das sich auch durch einen spekta- starke Ausstrahlungskraft besitzen bau, Zürich; Mario Fontana, Bauingenieur, kulären Bauvorgang auszeichnet. und Zürich mit einem unverwechsel- Zürich; Walter Kaufmann, Bauingenieur, Der funktionale Vorteil eines Gleis- baren Brückenbauwerk bereichern.» Zürich bereichs ohne Stützen kompensiert Tempi passati. Mit dem neuen Ver- jedoch nicht den städtebaulichen fahren wurde aber immerhin eine Nachteil der massiven Kopfbauten. architektonisch hochwertige Brü- Das Projekt «Luigi» des cke mit Gesamtbaukosten von bloss Teams um Cowi UK zeigt ein tek 11 Mio. Franken in Auftrag gegeben. tonisch anspruchsvolles Bauwerk, Aufgrund des Kostendrucks bleibt Wie ist es, das gleiche Projekt unter als einziges mit integriertem Dach. zwar die Innovation auf der Strecke, neuen Vorgaben zu denken? Davon und Der selbstbewusste, aber heterogene nicht aber die Ingenieurbaukunst, von ihrem Umgang mit dem anspruchs- vollen Kostenrahmen erzählen die Entwurf wirkt jedoch im stark be- die sich in edlem Gewand an promi- Verfasser des Siegerentwurfs, Gian- lasteten Stadtraum zu unruhig. nenter Lage präsentieren wird. • franco Bronzini, Georg Rinderknecht Den überdimensionalen und Mathieu Paratte. Das Interview Thomas Ekwall, MSc. EPFL Bau-Ing., lesen Sie auf espazium.ch/interview- Fahrleitungsträger «Vinci» entwi- MAS ETHZ Arch., Korrespondent TEC21; negrellisteg. Weitere Pläne und Bilder ckelte das Team um DIC ingénieurs info@tekwall.ch gibts auf espazium.ch/negrellisteg
10 Panorama TEC21 31–32–33/2018 REKONSTRU KTION A LTSTA DT FR A NK FURT A M M A IN Zeitgemäss historisch Rekonstruktionen sind in der deutschen Architekturfachwelt umstritten, obwohl grosse Teile der Bürgerschaft sie befürworten. Das gilt auch für das Anfang Mai der Öffentlichkeit übergebene DomRömer-Quartier in Frankfurt am Main. Das Basler Büro Morger Partner realisierte dort einen Neubau mit Geschichtsbezug. Text: Carsten Sauerbrei A uf dem Frankfurter Dom- Römer-Areal entstanden seit 2012 auf der Basis einer städ- Abriss des Technischen Rathauses von 1974 ein neues Ausstellungs- und Veranstaltungsgebäude, das 15 Rekonstruktionen, sogenannte «Nachbauten», und 20 Neubauten (vgl. Kasten S. 11). Letztere konnten tebaulichen Rekonstruktion der im Stadthaus und 35 Wohnbauten auf im Gegensatz zu den Rekonstruk Krieg zerstörten Altstadt und nach historischen Parzellen, darunter tionen nach historischem Vorbild frei gestaltet werden. Um einen ein- heitlichen städtebaulichen Gesamt eindruck zu schaffen, galten aber auch hier enge Rahmenbedingun- gen, festgelegt in einer Gestaltungs- Fotos: Stef fen Kunkel; Pläne: Morger Par tner satzung, die sicherstellen sollte, dass sich Materialwahl und Formen- sprache der Neubauten an den his- torischen Vorgängern orientieren. Die Architekten des Basler Büros Morger Partner realisierten nach einem Wettbewerbsgewinn eines der neuen Wohnhäuser. «Uns hat interessiert, in der kleinteiligen mittelalterlichen Struktur eine Ar- chitektur zu schaffen, die auf die Historie Bezug nimmt und gleich- zeitig eindeutig im Heute datierbar ist», beschreibt Meinrad Morger seine Haltung zum Projekt. Subtile Referenzen Das neue Wohnhaus aus 49 cm star- kem, monolithischem Ziegelmauer- werk befindet sich auf einer schlan- ken, tiefen Parzelle mit Lichthof und bildet zwei Adressen aus – im Süden liegt es «Am Markt 30», im Norden «Hinter dem Lämmchen 3». Die Fas- saden zu beiden Seiten gestalteten die Architekten nach dem gleichen Prinzip und mit gleicher Konstruk- tion. Sie bekleideten diese in Refe- renz an den ortsüblichen Sandstein mit einem glatten, roten Kratzputz und gliederten sie geschossweise Die Fassade des Neubaus von Morger Partner ist mit Sandstein und rotem Kratzputz durch deutliche, in der Höhe an versehen. Westseitig grenzt das Gebäude an einen Neubau von Tillmann Wagner Architekten, ostseitig an die Rekonstruktion des Hauses «Würzgarten» aus dem Stärke zunehmende Vorsprünge, die 16. Jahrhundert von Denkmalkonzept. typisch sind für die Frankfurter Fortsetzung S. 12
TEC21 31–32–33/2018 Panorama 11 0 1 2.5 5 Querschnitt, Mst. 1: 400. Die Häuser stehen auf der Tiefgarage Situation, Mst. 1: 2000 mit Überlagerung der Fläche aus den 1970er-Jahren und ihrer aktuellen Erweiterung. des Technischen Rathauses. Rot: Bau von Morger Partner ; blau: Rekonstruktionen; grau: Neubauten. 0 1 2.5 5 0 1 2.5 5 0 1 2.5 0 1 2.5 5 Grundrisse, Mst. 1: 400. Von links: EG, 1. OG, 3. OG, 4. OG. einer Tiefgarage den gigantischen Ge- Wie es niemals war bäudekomplex des Technischen Rat- hauses. Rund 30 Jahre später stand Der Ort könnte geschichtsträchtiger die Instandsetzung des Baus an. kaum sein: Mehrere Generationen Am Ende der lebhaften Debatten um deutsche Kaiser und Könige legten Sanierung oder Ersatzneubau stand zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert schliesslich jedoch der Wunsch von nach ihrer Krönung im St. Bartholo Stadtregierung und Bevölkerung, das mäus-Dom den rund 300 m langen ungeliebte Rathaus abzureissen und Weg zum Römerberg, dem Frank auf den frei werdenden rund 7000 m 2 furter Rathausplatz, zurück. Tradi die mittelalterliche Bebauungsstruk- tion und Geschichte halfen rund tur des Quartiers wieder aufleben 150 Jahre später aber nicht gegen zu lassen. die Bomben der Alliierten: Im März 2011 wurden Architekturwett- 1944 zerstörte ein Luftangriff die bewerbe für den Grossteil der Par- bis anhin gut erhaltene Altstadt na- zellen durchgeführt. Für die Bauge- hezu komplett. nehmigung konnte das Gesamtgebiet Während ein Teil des Römers als ein Gebäude eingereicht werden, nach Kriegsende rekonstruiert wur- anschliessend entwickelten die Pla- de, entstanden auf den meisten ande- ner für jedes Haus ein individuelles ren Flächen zeitgenössische Bauten. Brandschutzkonzept. Eine weitere Bis auf das Gebiet am Alten Markt, Besonderheit ist der Einsatz von 60 dem ehemaligen Krönungsweg: Erst aus den Trümmern geretteten Origi- Anfang der 1970er-Jahre errichte- nalbauteilen, die beim Wiederauf- te hier die Architektengemeinschaft bau der Nachkriegszeit keine Ver- Bartsch, Thürwächter und Weber auf wendung gefunden hatten. • (tc) Nordfassade mit historischem Portal.
12 Panorama TEC21 31–32–33/2018 Altstadt. Als weitere, markante Glie- mern – und den Läden im Erdge- derungselemente verwendeten sie schoss individuell gestaltet werden grosszügig raumhohe, aussen bün- konnten. dig angeschlagene Kastenfenster, Unterschiede bestehen auch Bauherrschaft deren äusserer, stählerner Öff- bei Hausbreiten und Dachformen, DomRömer, Frankfurt a. M. nungsflügel sein Vorbild in mittel was zu zwei Fassadenvarianten Architektur alterlichen Winterfenstern hat. führt. Auf der schmaleren, südli- Morger Partner Architekten, Basel chen und giebelständigen Hausseite Generalplanung, Bauleitung Zwei Gesichter, eine Seele platzierten Morger Partner je ein Schneider + Schumacher, Frankfurt a. M. Fenster pro Geschoss mittig vor Kostenplanung BHLconsultants, Frankfurt a. M. Die Erdgeschosszonen und Ein - dem dahinterliegenden Wohn-Ess- gänge der beiden Hausseiten fielen Bereich. Auf der breiteren, nördli- Tragwerksplanung RSP Remmel + Sattler, Frankfurt a. M. dagegen unterschiedlich aus. Das chen und traufständig ausgebilde- südliche Erdgeschoss «Am Markt» ten Hausseite sind es zwei Fenster Elektroplanung Ingenieurbüro Freudl & Ruth, bekleideten die Architekten mit ei- pro Geschoss. Dahinter liegen Bruchköbel nem für Frankfurt typischen roten Schlafzimmer und Bäder. Über einen HLKKS-Planung Sandstein in grossformatigem schmalen Innenhof wird das Zent- fc.ingenieure, Frankfurt a. M. Zuschnitt, über einem schmalen, rum der Wohnungen belichtet. Bauphysik elegant wirkenden Sockelband aus «Einfachheit, Lapidarität, Hyder Consulting, Halle (Saale); Basaltlava. An der nördlichen Fas- das zeichnet Konstruktion und Glie- Graner Ingenieure, Leipzig sade integrierten sie dagegen ein derung des Hauses aus», sagt Mein- Brandschutz dreiachsiges, historisches Portal rad Morger. Und genau damit ist es hhp Berlin Ingenieure für Brandschutz, Frankfurt a. M. aus Buntsandstein (vgl. Abb. S. 11). ein wichtiger Beitrag zur Debatte Es verdeckt eine dahinterliegende um zeitgenössische und gleichzeitig Schallschutz ITA Ingenieurgesellschaft für Fassadenebene, sodass die Zugän- geschichtsbezogene Architektur. • technische Akustik, Wiesbaden ge zu den Wohnungen in den Ober Landschaftsarchitektur geschossen – zwei 2-1/2-Zimmer- Carsten Sauerbrei, Architekturjournalist, BWP Endress Landschafts- Wohnungen und eine mit 4 1/2 Zim- text@carsten-sauerbrei.de a rchitekten, Frankfurt a. M. — Der perfekte Ort zum Aufladen Steckdose oder USB-Ladenetzteil? Mit der neuen ABB Steckdose mit integriertem USB-Ladenetzteil hat die Suche ein Ende und die Steckdose bleibt dabei jederzeit voll zugänglich und einsatzfähig. ABB Schalter und Steckdosen eröffnen vielseitige Möglichkeiten an Funktionen, Komfort und Design. abb.ch/niederspannungsprodukte
TEC21 31–32–33/2018 Panorama 13 LESERBRIEF 29. Juni 2018 | Nr. 26–27 Schweizerische Bauzeitung «Grosser Ruhm fusst oft auf Leistungen weiterer massgeblich Beteiligter» Redaktion: Daniela Dietsche Zu den Artikeln zum Gedenken an tunnel fahre und anschliessend Bauingenieur Giovanni Lombardi weiter, wohin auch immer im Tessin, in TEC21 26 – 27/2018 erreichte die muss ich mit Bewunderung an ihn Giovanni Lombardi Wettbewerbe (1926–2017) Neubau Labor- und Forschungs- Redaktion eine Leserzuschrift. zurückdenken. Beinahe an allen In- Ein Ingenieur, der den Bogen raus hatte gebäude, Universität Basel Panorama Ettore Sottsass – Form, Farbe und Funktion Der Autor erinnert uns daran, dass frastrukturbauwerken (Brücken, «Warum schauen wir nicht mal, was diese Computer machen?» Fragen an den «Digitalen Zwilling» es für herausragende Leistungen Tunnel, Staudämme usw.), die in oft viele Köpfe braucht. seiner praktischen Hauptschaffens- Das Titelbild der TEC21-Ausgabe zeit in den 1960er- und 1970er-Jah- 26–27/2018 zeigt einen Teil «Ich habe mit grossem Interesse und ren erstellt wurden, war er mass- der Contra-Sperre im Verzascatal. Wohlgefallen die beiden Beiträge geblich als Geologe-Geotechnik- zum Gedenken an den grossen Tes- Experte beteiligt. Wie ihm dies mög- siner Bauingenieur Giovanni Lom- lich war, quasi als Einmannbüro bardi (1926–2017) gelesen. Er war und neben seiner Tätigkeit als Pro- sondern lediglich, um darauf hin zweifelsohne, wie der Text von Peter fessor, ist mir heute noch ein Rätsel. zuweisen, dass der grosse Ruhm Seitz darlegt, eine herausragende Vielleicht liegt der Schlüssel darin, oft auf die Leistung weiterer mass Persönlichkeit und einer der bedeu- dass er viele dieser Arbeiten mit geblich Beteiligter fusst, die sich tendsten Bauingenieure unserer Zeit. und für Giovanni Lombardi verrich- nicht in den Vordergrund stellen. Die Anekdote über die Fundation der tete und sich auf dessen Ingenieur- Dr. Hannes Wanner hat in Contra-Bogenstaumauer (vgl. Titel- büro stützen konnte. «Schweizer Ingenieur und Archi- bild) im Verzascatal lässt durchbli- Lombardi und der auf den tekt» eine lesenswerte Nekrologie cken, wie sehr die Arbeit der Bau- Tag genau fünf Jahre ältere Dal zu Ezio Dal Vesco geschrieben, die fachleute sich seither geändert hat. Vesco bildeten eine Ingenieur-Geo- auch ein längeres Zitat1 von Gio Das Interview von Gabriele Neri mit loge-Seilschaft, wie sie früher häufig vanni Lombardi über seinen Freund Andrea Mondada, der als junger In- und durch nichts ausser den Tod und Berater enthält. • genieur zur Firma Lombardi kam, zu trennen war. Mehrmals hat mir der er ein Arbeitsleben lang treu Dal Vesco erzählt, Lombardi habe Dr. Björn Oddsson, ehemals Chef- blieb, zeigt eindrücklich, dass die den Auftrag für den Gotthard geologe Dr. Streiff AG und Leiter der Weiterbildung in Angewandten Karriere der «Grossen» sich oft Strassentunnel nur unter der Bedin- Erdwissenschaften an der ETH Zürich massgeblich auf die Präsenz der gung angenommen, Dal Vesco ver- richtigen Mitarbeiter stützt. Insbe- spreche ihm, weiterhin zur Seite zu sondere gefiel mir aber die Geschich- stehen und ihn fachlich zu beraten. Anmerkung te über die von selbst läutenden Beim Lesen des Anlass ge- 1 «Chi ha avuto il piacere e la Kirchenglocken von Vogorno beim benden Artikels und Interviews fortuna di lavorare con lui e di co- Bau der Contra-Staumauer bzw. über komme ich nicht um den Gedanken noscerlo da vicino conserverà il ricordo di un uomo estremamente das Aufstauen des Lago di Vogorno herum, dass etwa die innovative ge- competente ed altrettanto modesto, und die intelligente Interpretation krümmte Linienführung des Gott- sempre disposto a dare una mano, des Phänomens durch den Geologen hard- Strassentunnels oder die prag- anche andando ben al di là dei suoi obblighi: di un uomo che sapeva Professor Ezio Dal Vesco (Tempera- matische und heimliche Versetzung affrontare anche le situazioni diffici- tur-Schock-Fracking). Sie ist auch der Contra-Staumauer, als beim li con calma, conservando il suo der Anlass für diese Zeilen. Freilegen der Fundation schlechter buon umore e che non si lasciava abattere dalle inevitabili avversità Professor Dal Vesco (1921– Fels zum Vorschein kam, auch die della vita né dai problemi che la 1980) wurde 1971 nach zwölf Jahren Handschrift Dal Vescos trage. Jeder, sua salute spesso gli poneva.» als Assistenzprofessor zum ersten der lange im Tief- und Tunnelbau Aus: Schweizer Ingenieur und Architekt 15/1980. Ordinarius für Bau- oder Ingenieur- tätig gewesen ist, kennt die Situation, geologie an der ETH und der Univer- wenn das alles entscheidende Urteil sität von Zürich berufen. Ich lernte vom Geologen erwartet wird. Ich ihn als junger Student und als sein schreibe dies keinesfalls, um die Nachruf Ezio Dal Vesco auf Doktorand kennen. Jedes Mal, wenn heraus ragenden Leistungen Gio www.e-periodica.ch/cntm- ich durch den Gotthard-Strassen- vanni Lombardis zu schmälern, ng?pid=sbz-003:1980:98::246
14 espazium – Aus unserem Verlag TEC21 31–32–33/2018 Nur auf espazium.ch VORSCH AU DOSSIER 16 e Biennale d’architecture de Venise ACTUALITÉS Case Design – A School in the Making TRACÉS 12–13/2018, 15. Juni 2018 Préserver, renouveler, transformer, créer : interprétations de l’existant 16 e Biennale d’archi tecture de Venise 14-15 144e année / 20 juillet 2018 Bulletin technique de la Suisse romande Objets du désir | La biennale è una roba vecchia ! www.espazium.ch/ traces TEC21 34/2018, 24. August 2018 Wie viel Kontrolle braucht die Luft? Alternativen zum Standard ? | Genug Luft trotz wenig Budget | «Lüftungs- konzepte als Architekturaufgabe» Locarno 1946: Eingangsportal von Oreste Pisenti (1908 –1998) zum Park www.espazium.ch/ des Grand Hotels in Muralto, wo die ersten Filmpräsentationen stattfanden. tec21 Foto:Loc arno Fes tival Film in der Anfängen in der Nachkriegszeit, als die Projektionen unter den Bäumen Stadt des Grand Hotels stattfanden, über Vorführungen in verschiedenen Pro Anlässlich des diesjährigen Film visorien geeigneter und auch ein- festivals Locarno widmet Archi, die schränkender Natur bis zum jüngst Schwesterzeitschrift von TEC21 für fertiggestellten Bau ist das Festival die italienische Schweiz, ihre aktuel- eng mit den Stadträumen verbunden. le Ausgabe 4/2018 den Beziehungen Der Palazzo del Cinema von zwischen Architektur und Film. Un- Alejandro Zaera-Polo Architekten, sere Onlineausgabe zum Filmfestival London, bietet dem Festival die in Locarno beruht auf einzelnen ins langersehnte wetterfeste Unterkunft. Deutsche übersetzten Beiträgen aus Die umstrittenen Begleitumstände diesem Heft. des Wettbewerbs, aus dem das Pro- Umkreisen, Darstellen und jekt 2012 hervorging, haben eine Zerlegen von Raum liegt beiden Debatte angefacht, bei der sich bis ARCHI LESEN Küns ten zugrunde. So sind die heute die Geister scheiden. In einem poetischen Architekten den struk Kommentar erläutert Paolo Fuma- Einzelhefte Bestellung unter Angabe turierten Filmemachern stets auf galli, Architekt und Kenner des Ihrer Postadresse an: eine besondere Weise verbunden, Tessins, die seiner Meinung nach abbonamenti@staempfli.com und es gibt viele Arbeiten, die sich verpassten Chancen für die Stadt Jahresabo (sechs Ausgaben) mit den Schnittmengen der beiden entwicklung Locarnos. • (hs) espazium.ch/archi/abbonarsi Genres befassen. Einige dieser Positionen sind hier mit aktuellen Überleg ungen zusammengeführt und nachzulesen. Begleitend dazu rollt Archi 4/2018 die wechselvolle Geschichte Alle Artikel rund um Film und Archi- TESSINER BAUKULTUR ONLINE tektur auf espazium.ch/film-architektur Alle Artikel der Zeitschrift Archi des Filmfestivals Locarno auf und und viele weitere Beiträge gibt einen Überblick über seine his- Zum Filmfestival Locarno auf aus der italienischen Schweiz auf torische Entwicklung. Seit seinen espazium.ch/locarno-festival espazium.ch/archi
TEC21 31–32–33/2018 Vitrine 15 Aktuelles aus der Baubranche Redaktion: Anna-Lena Walther, Franziska Quandt Blumer-Lehmann Wie ein aufgefalteter Akkordeonbalg steht der Holz pavillon des Théâtre de Vidy in Lausanne auf der Wiese (vgl. TEC21 22/2017, «Standfest gefügt», S. 22). Die an der EPFL entwickelte Falttechnik ist nicht nur ästhe- tisch, sondern Teil der optimierten Statik. Der Pavillon besteht aus rund 300 individuellen Holzwerkstoff platten, die mittels spezieller Zapfenverbindungen zu- sammengesteckt sind. Was simpel klingt, setzt eine hohe Spezialisierung sowie ein optimales Zusammen- spiel traditioneller Handwerkskunst und modernster Produktionstechnologien voraus, wie sie die Blumer- Lehmann AG mitbringt. • www.blumer-lehmann.ch Electrolux Bürli Spiel- und Sportgeräte Goodbye Food Waste! Der Einbau- Schaukeln, rutschen, entdecken, kühlschrank von Electrolux hält klettern, wippen und balancieren – Lebensmittel wesentlich länger beim Spielen auf einem Bürli-Spiel- frisch – und das mit der höchsten platz sind der Fantasie und Aben- Energieeffizienzklasse. Das «Twin- teuerlust keine Grenzen gesetzt. Die Tech+»-System dieses Kühlschranks Spielgeräte sind garantiert «swiss sorgt für stabile Kühlbedingungen, made» und nach höchsten Qualitäts- damit die Lebensmittel keinen standards umsichtig hergestellt. Temperatur- und Luftfeuchtigkeits- Das Holz wird ausschliesslich aus schwankungen ausgesetzt sind. In nachhaltiger, inländischer Wald der CustomFlex-Tür können die Be- bewirtschaftung bezogen. Bürli hältergrössen individuell gewählt bietet eine grosse Produktvielfalt: und angeordnet werden. Die luft- Rutschen, Kletterbäume, Schaukeln, dichte NaturaFresh-Zone erreicht Kreisel, Sandspielanlagen und Was- eine Temperatur von nahezu 0 °C – serspiele, Spielhäuser, ganze Turm- perfekt für Fleisch und Fisch und anlagen und Parkmobiliar und noch das eiskalte Lieblingsgetränk. • vieles mehr. Bezüglich Stil und Aus- www.electrolux.ch/de-ch/kitchen/ führung wird zwischen klassischen, cooling/fridge-freezers/built-in-fridge- modernen und naturnahen Produk- freezer/ik2581bnr2/ ten unterschieden. • www.buerliag.com Die Angaben zu Firmen, Produkten Weitere Informationen zu Firmen und und Dienstleistungen basieren Produkten auf espazium.ch auf Firmeninformationen. Auf den Abdruck solcher Hinweise besteht Die mit markierten Firmen bzw. kein Anspruch. Die Redaktion behält Produkte sind in der Schweizer Bau- sich Kürzungen vor. muster-Centrale Zürich SBCZ vertreten. Bitte senden Sie Ihre Informationen an TEC21, Postfach, 8036 Zürich, oder an produkte @ tec21.ch www.baumuster.ch
16 Vitrine TEC21 31–32–33/2018 Eternit alpha innotec Velux und die «Indoor Generation» Ästhetisch, erstklassig und hochef- Die neuen im Aussenraum aufstell- fizient. Die Solaranlage Integral 2 baren alpha innotec Luft/Wasser- 2018 hat Velux das Meinungsfor- der Eternit (Schweiz) AG ist eine Wärmepumpen alira LWAV heizen, schungsinstitut YouGov beauftragt, nachhaltige Systemlösung für Pho- kühlen und bereiten Brauchwarm- eine internationale Umfrage zur tovoltaikanlagen auf Dächern. Mit wasser auf – äusserst effizient. Die Wahrnehmung des Innenraumkli- ihrer rahmenlosen flachen Form fü- neuste Invertertechnik passt sich mas durchzuführen. Dabei wurden gen sich die PV-Module optimal in dem Bedarf des Gebäudes an und 16 000 Hausbesitzer in 14 verschie- die Dachlandschaft ein und sind bietet einen besonders energiespa- denen Ländern in Europa und Nord- für beinahe jede Dachform geeignet. renden Betrieb. Vielfältiges Zubehör amerika befragt. In der Schweiz sind Integral 2 bietet zuverlässigen schafft hohe Flexibilität bei minima- 1000 Personen in die Erhebung ein- Schutz vor Witterung und lässt lem Installationsaufwand. Die alira bezogen worden. Raum für die kreative Gestaltung LWAV Luft/Wasser-Wärmepumpen Bis zu 90 % der Zeit verbrin- der Gebäudehülle. • sind in den Leistungsstufen 6.1 und gen Menschen in geschlossenen www.eternit.ch 9.5 kW lieferbar und erreichen die Räumen ohne Tageslicht oder fri- Energieeffizienzklasse A++. • sche Luft. Doch laut der Studie sind www.alpha-innotec.ch lediglich 11 % der befragten Schwei- zer Hauseigentümer der Meinung, sich pro Tag 21 Stunden oder mehr in Gebäuden aufzuhalten. Doch nach einem acht- bis zehnstündigen Ar- Schöck beitstag und einem Training in einem Fitnesscenter bleibt kaum Der bauliche Schallschutz ist ein noch Zeit, an der frischen Luft zu wesentliches Kriterium bei der sein. Velux nennt das die «Indoor Beurteilung des Wohnkomforts. In Generation». Auch ist den meisten Deutschland ist die Norm DIN 7396 Studienteilnehmenden nicht klar, veröffentlicht worden, mit der nun dass Innenraumluft bis zu fünfmal in Europa erstmalig ein einheitli- stärker verschmutzt sein kann als ches Verfahren zur schalltechni- die Luft im Freien. Dazu trägt der Loyal Trade schen Produktkennzeichnung von Mensch durch Atmen, Schlafen, Entkopplungselementen für Massiv Kochen, Putzen, Duschen usw. bei, Überall, wo gebaut wird, stehen treppen zur Verfügung steht. Sie aber auch Baumaterialien mit Bauzäune. Es bietet sich an, diese berücksichtigt alle Einflüsse auf die schädlichen Substanzen. Um die Flächen für Werbung zu nutzen, Trittschallübertragung und liefert Luftqualität in Innenräumen zu ver- zum Beispiel mit den Bauzaunnetzen aussagekräftige Werte, da Prüfun- bessern, sollte man Fenster mindes- der Loyal Trade GmbH. Die Dälliker gen in einem bauüblichen Übertra- tens drei- bis viermal pro Tag öffnen, Spezialisten haben dafür ein neues gungssystem erfolgen. Die SIA 181 beim Duschen die Badezimmertüre Produkt lanciert, das 30-m2-Bau- erwähnt nur die Anforderungen an schliessen und die Lüftung einschal- zaunnetz, das zum günstigen Pau- den Schallschutz im Hochbau, gibt ten, beim Kochen ein Fenster öffnen schalpreis gestaltet und produziert allerdings keine Vorgaben, wie der und den Dampfabzug einschalten, wird. Die Montage des hochwertigen Nachweis zu führen ist. Mit der Kleider nicht in der Wohnung trock- Werbenetzes im Format 15 × 2 m ist DIN 7396 gibt es nun einheitliche nen lassen, nicht zu oft Kerzen an- dank Saum mit Ösen ein Kinderspiel. Mess- und Einbaubedingungen, die zünden und regelmässig putzen. • Es kann auch problemlos an anderer auch in der Schweiz als Grundlage www.velux.ch/de/indoorgeneration Stelle weiterverwendet werden. • herangezogen werden können. • Videospot: www.youtube.com/watch?- v=ygHU0mQGuJU&feature=youtu.be www.loyaltrade.ch www.schoeck-bauteile.ch
TEC21 31–32–33/2018 17 SI A-MENTORING-PROGR A M M Start in fruchtbare Zusammenarbeit Im neuen SIA-Mentoring-Programm geben SIA-Mitglieder Berufserfahrung und Wissen an Rat suchende Mitglieder weiter. Einer der Initiatoren – David Fässler, Leiter SIA-Service – informiert über das Programm, das Ende Juni gestartet wurde. Interview: Susanne Schnell SIA: Herr Fässler, können Sie ganz Als Sie das Programm den poten- im Interesse der Mentoren, denn kurz den Sinn dieses Programms ziellen Teilnehmern vorstellten, dies stärkt den Berufsstand des schildern? meldeten sich zahlreiche Interes- Planers. Abgesehen davon haben David Fässler: Für den SIA senten – sowohl auf Mentoren- wie mir Mentoren erzählt, dass auch interessant ist die Tatsache, dass auch auf Mentee-Seite. Warum sie viel gelernt hätten. Es ist wir in unserem Verein vielseitiges sind Sie davon ausgegangen, dass also durchaus für beide Seiten Wissen versammelt haben. Gleich- Sie auf Zuspruch stossen werden? gewinnbringend. zeitig gibt es viele Mitglieder, Mentoring ist nicht neu die von diesem Erfahrungsschatz und wird regelmässig an Universi- Sie haben vorab die Tandems – profitieren möchten. In Gesprä- täten, in Unternehmen und Ver- Mentor und Mentee – schon zusam- chen haben wir immer wieder bänden angeboten. An der Uni war mengestellt. Auf welche Faktoren einen Bedarf hierfür festgestellt. ich selbst als Mentor für Uni- haben Sie geschaut, damit es passt? Eine Umfrage unter potenziellen Einsteiger tätig, und da wurde mir Das war eine grosse He- Mentoren hat ergeben, dass ins bewusst, wie viel einfacher der rausforderung, weil es trotz besondere erfahrene Mitglieder Einstieg in ein neues Umfeld wird. der erfreulichen Anzahl Teilneh gerne bereit sind, weniger erfah Im Kontakt mit unseren Mitglie- menden (über 60 Personen) eine rene eine bestimmte Zeit lang in dern stellen wir immer wieder ziemlich grosse Anzahl Personen der persönlichen und fachlichen fest, dass genau eine solche Mög- braucht, um auch Spezialwünsche Entwicklung zu begleiten. lichkeit, sich einer erfahrenen berücksichtigen zu können. So Persönlichkeit anzuvertrauen, haben wir uns vor allem auf das Ist ein «physisches» Mentoring- fehlt. Aufseiten Mentore haben Matching der übereinstimmen- Programm im digitalen Zeitalter wir in der Umfrage ein riesiges den Themen im Bereich Unterneh- noch zeitgemäss? Interesse an der Weitergabe mensführung und Fachthemen Aufgrund des eingangs von Erfahrungen und Wissen konzentriert. Daher gibt es auch Gesagten ist offenkundig, dass festgestellt. Das war die Voraus das eine oder andere Tandem, das sich Mentor und Mentee (diejenige setzung: auf beiden Seiten sich aus einer Architektin und Person, die betreut wird) per- genügend Interessierte. So kann einem Ingenieur zusammensetzt. sönlich treffen. Das ist zentral. unser Programm funktionieren. Das kann funktionieren, wenn es Herausfordernd ist das Matching, zum Beispiel um Führungsthemen also das Zusammenführen von In welcher Form die Mentees geht. Mehr wissen wir nächsten Mentoren und Mentees aufgrund profitieren, liegt auf der Hand. Frühling, wenn wir die Evaluation ihrer Angaben und Wünsche. Wie sieht es für die Mentoren aus? des Programms vornehmen werden. Hier unterstützt die Digitalisie- Sie stellen ihr Know-how und rung enorm. Mittels eines eigens ihre Zeit unentgeltlich zur Verfü- Die Tandems haben sich anläss- für das Mentoring-Programm gung. Was springt für sie dabei lich der Startveranstaltung per- entwickelten Algorithmus ist es heraus? Oder steht hier der altruis- sönlich kennengelernt. Wie geht es möglich, mit vernünftigem Auf- tische Gedanke im Vordergrund? mit ihnen weiter? Arbeiten diese wand eine grössere Gruppe von Ja, das war für das Set-up für sich autonom ihr ganz spezifi- Interessierten zu verknüpfen. des ersten Programms ein wich sches Thema ab, oder hat der SIA Natürlich müssen die so gebilde- tiger Leitgedanke: Es ist kostenlos eine Art von Supervision inne? ten Tandems dann herausfinden, für alle Teilnehmenden, und der Die Tandems legen eigen- ob die Chemie zwischen den SIA bietet die Plattform und Unter- ständig fest, wie oft, wo und in Teilnehmenden wirklich stimmt stützung. Grundsätzlich ist ein welchem Rahmen sie sich treffen. und es zu einer längeren Zusam- Mentoring nicht pekuniärer Natur. Ebenso einigen sie sich über die menarbeit kommen kann. Der Erfahrungsaustausch und die zu behandelnden Themen. Ich persönliche Begleitung liegen auch nehme an, dass in vielen Fällen ein
18 TEC21 31–32–33/2018 Fokus auf einige wenige Themen DÎNER BAU K ULTUR sinnvoll sein wird, weil sonst der Rahmen durch die Themen Gespräch mit der Politik fülle gesprengt würde. Wir vom SIA stehen zur Verfügung, wenn Fragen, Unklarheiten oder Um den Austausch mit Bundesparlamentariern Konflikte auftauchen. zu pflegen, lud der SIA zum Dîner Baukultur Was machen Interessenten, auf den neuen Campus der FHNW in Muttenz ein. die erst durch dieses Interview Bereits vor der Eröffnung hatten pool Architekten auf das Programm aufmerk- sam wurden? Ist es noch faszinierende Einblicke vermittelt. möglich, sich anzumelden? Text: Claudia Schwalfenberg Der gemeinsame Ab- schluss der Tandems ist wichtig, damit wir die Rückmeldungen sammeln und mit den Teilneh- menden diskutieren können – D as Gespräch über Baukultur konzentriert sich häufig auf grössere Städte. Dass her- und andererseits einen grossen Park, der nicht Teil des Wettbewerbspro- gramms war, wie Andreas Sonder auch um das Programm weiter- ausragende Werke auch in den Re- egger und David Leuthold von pool zuentwickeln. Das aktuelle gionen entstehen können, zeigte das Architekten erläuterten. Weil der Programm endet im März 2019. diesjährige Dîner Baukultur, das neue Campus in einer Reihe mit mas- Es wird sicher eine Fortsetzung Nationalräte und Exponenten der sigen Industriegebäuden steht, war geben und wir werden zu gege- Baukultur am 19. Juni in Muttenz nur so ein sichtbarer Ausbau der bener Zeit darüber informieren. zusammenführte. Dem Neubau war FHNW möglich. Ziel war einerseits, ein mehrstufiger Planungsprozess bisher 36 Standorte zu konzentrie- Vielen Dank für das Gespräch. • mit Potenzialstudie, Testplanung ren und andererseits die Studien- und Wettbewerb vorangegangen. plätze von gut 2000 im Dezember Das Interview führte Susanne Schnell, Den Wettbewerb entschieden pool 2009 auf rund 3500 im September Fotos: Philipp Zinniker Kommunikation SIA, Architekten klar für sich. Der Schnitt 2018 zu erhöhen, und das mit weite- susanne.schnell@sia.ch ihres Projekts für den neuen Campus rem Ausbaupotenzial. der FHNW begeisterte nicht nur die Jury. «Das Leben, das versprochen Übereinandergestapelte worden ist, wird auch stattfinden», Gebäude V ERNEHMLASSUNG so Kantonsarchitekt Marco Frigerio Neue Normen zur Begrüssung. Die Grundidee des Campus ist so einfach wie beste- Als wesentliche Herausforderung sahen es pool Architekten an, das Der SIA unterbreitet die Entwür- chend. Die Architekten schlugen üppige Raumprogramm mit einer fe zur Norm SIA 384/2 Heizungs- einerseits ein starkes Gebäude vor, ansprechenden Massstäblichkeit zu anlagen in Gebäuden – Verfahren das einen vertikalen Akzent setzt, verbinden. Deshalb stapelten sie ge- zur Berechnung der Norm-Heiz- last und zu den nationalen Ele- menten SN EN 12831-1/NE Ener- getische Bewertung von Gebäu- den – Verfahren zur Berechnung der Norm-Heizlast – Teil 1: Raum- heizlast, Modul M3-3 – Nationale Elemente NE zur EN 12831-1: 2018 zur Vernehmlassung. • (sia) Die Entwürfe finden Sie auf www.sia.ch/vernehmlassungen Für die Stellungnahme wird darum gebeten, ausschliesslich die dort bereitstehenden Word-Formulare zu verwenden und diese per E-Mail bis zum 12. September 2018 an folgende Adresse einzureichen: VL384-2@sia.ch Nationalrätin Maya Graf prüft in Begleitung von SIA-Präsident Cadosch einzelne Details.
TEC21 31–32–33/2018 19 Die drei unteren Geschosse des Campus der FHNW beherbergen Hörsäle, Aula, Mensa und Café. wissermassen zwei Gebäude über- Landschaft jedoch unter Druck. Es Klein gehalten. Zusammen mit der einander. Die unteren drei Geschos- vielfarbigen Stele von Katja Schen- gebe viele Missverständnisse wie se beherbergen Nutzungen wie ker entsteht so ein intensives und das Vorurteil, dass Baukultur mehr Hörsäle, Aula, Mensa und Café. Sie zugleich dezentes Farbspiel. Über koste. SIA-Präsident Stefan Cadosch verzaubern mit einem imposanten dem Piano nobile erheben sich neun verbreitete Zuversicht. An einer Atrium und langen Freitreppen. Ei- öffentlichen Veranstaltung habe Geschosse für die einzelnen Fach nen besonderen Akzent setzt eine bereiche der FHNW, beginnend mit Pierre Broye, Direktor des Bundes- Säule von Katja Schenker. Die Per- den Life Sciences, deren drei Ge- amtes für Bauten und Logistik, kürz- formancekünstlerin errichtete unter schosse über eine elegante interne lich einen Kulturwandel vom güns- dem Titel «Nougat (Wie tief ist die Wendeltreppe miteinander verbun- tigsten hin zum vorteilhaftesten Zeit?)» eine elf Meter hohe Stele aus den sind, um den Austausch unter- Angebot in seinem Verantwortungs- verschiedenfarbigen Steinen, Metal- einander zu fördern. Über dem Pia- bereich in Aussicht gestellt. Auch len und Hölzern sowie Beton. no nobile teilt sich das Atrium in die vom Nationalrat am 13. Juni zwei Lichthöfe, die zusammen mit beschlossene Revision des Bundes- Magisches Blau dem Atrium eine Höhe von 60 m er- gesetzes über das öffentliche Be- reichen. Eine Lounge und ein Dach- schaffungswesen sei ein grosser Ein Piano nobile krönt die ersten garten im 12. Geschoss schliessen Erfolg, weil demnach ebenfalls vor- drei Geschosse mit einer Bibliothek den Campus nach oben ab. gesehen sei, dass das vorteilhaftes- und öffnet den Blick in die Ferne. Im te Angebot künftig den Zuschlag Piano nobile erfolgt ein Wechsel von Plädoyer für Wettbewerb erhalten solle. Cadoschs Fazit: «Für Flachdecken zu Rippendecken, wo die weitere Stärkung der Baukultur die Haustechnik offen gezeigt wird. Kantonsarchitekt Frigerio betonte, hoffe ich auf die Politik.» • Damit die Konturen verwischen und dass ein so gutes Projekt nur dank die Haustechnik in den Hintergrund eines Wettbewerbs möglich war. Dr. Claudia Schwalfenberg, tritt, sind die Decken im Piano no- Das Wettbewerbswesen wie die Verantwortl iche Baukultur SIA; bile im magischen Blau von Yves Baukultur insgesamt stehe in Basel- claudia.schwalfenberg@sia.ch
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