Der Generationenwechsel auf delinat-Weingütern - Frischer Wind - Wie guter Wein von lebendigen
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Das Magazin für Geniesserinnen und Geniesser Frischer Wind Der Generationenwechsel auf Delinat-Weingütern Terroir W ie g ute r We in vo n lebe n d i ge n B öd e n profitiert Nr. 33 | Feb. 2013 | www.delinat.com
Urtypischer Sangiovese aus der wilden Maremma Trauben alter Reben, von Hand im genau richtigen Reifestadium geerntet – Verzicht auf Holz- fässer, damit die Primäraromen des Sangiovese erhalten bleiben – ein kleines Meisterwerk. Conterocca, Toscana IGT 2012 Info: www.delinat.com/1204.12
«Wer in den Fusss tapf en i n ha lt eines anderen wand elt, h interläss t kein e eigen en Spuren.» Wilhelm Busch Frischer Wind Wie auf Delinat- Weingütern der Generationen- wechsel abläuft. Seite 6 w Während Jahren hat Peter Kropf als leitender Redaktor die Weinlese geprägt. Über Tiere 30 attraktive Ausgaben hat er verantwortet und mit zahl- im Weinberg reichen eigenen, fundierten Texten über Wein Wie Nutztiere all- und Genuss bereichert. Jetzt tritt er kürzer, mählich die Rebberge zurückerobern. bleibt uns aber als kompetenter Autor mit Seite 14 spitzer Feder und süffiger Schreibe erhalten. In dieser Ausgabe zeigt er in einem Hintergrund- beitrag auf, wie wichtig lebendige Böden für das viel beschworene Terroir eines Weines sind, und macht uns Lust auf ein feines Essen mit ausgewählten Delinat-Weinen. Terroir – Qualität Wachablösung ist auch auf verschiedenen Delinat-Weingütern angesagt: Da und dort aus dem rückt die junge Generation nach. In unserer Boden Reportage haben wir mehrere Winzerfamilien Wie guter Wein mit Fragen rund um den Generationenwech- von lebendigen sel konfrontiert: Wie spielt sich dieser ab? Böden profitiert. Welche Probleme sind damit verbunden? Wie Seite 18 führt die neue Generation das Erbe weiter? Gehen die Jungen beim biologischen Wein- bau weiter als ihre Mütter und Väter? Wir 22 Ausg’steckt in Österreich haben spannende und für alle Freunde von Reiseleiter Martin Schäppi öffnet sein Reisetagebuch. Wein aus gesunder Natur ermunternde Ant- worten erhalten (Seite 6). 26 Auf ein Glas Wein mit … Künstler Wetz Wie aus dem Landessender Beromünster Freuen Sie sich auf Weine einer neuen Gene- ein Kunstwerk wurde. ration, die mit gebührendem Respekt gegen- über den Vorfahren und der Natur in die 28 Liebhaberhonig aus Asturien Fussstapfen ihrer Väter tritt, aber nicht ein- Weshalb der Edelkastanienhonig neu aus Spanien kommt. fach darin verharrt. 30 Albet-Schaumwein im weltbesten Restaurant Prickelnder Willkommensdrink Hans Wüst im «El Celler de Can Roca» in Girona. | Nr. 33 | Feb. 2014 | W e i n l e se 3
Ku r z & bünd i g Gold und Silber für Delinat-Weine diw. An der mundus vini 2013, einem der grössten und anerkanntesten Weinwettbewerbe der Welt, sind nicht weniger als neun Delinat- Weine mit Gold- oder Silbermedaillen ausgezeichnet worden. Die goldene Auszeichnung gab es für Château Coulon Sélection spéciale 2011 (Corbières) und Il Conventino Vino Nobile Riserva 2009 (Toskana). Silber erhielten: Roches d’Aric 2010 (Corbières); Vinya Laia 2010 (Katalonien); Bonarossa 2011 (Sizilien); Albet i Noya Reserva Martí 2009 (Katalonien); Soave La Casetta 2012 (Veneto); Meinklang Grüner Veltliner 2012 (Burgenland) und Riesling Terra Rossa 2012 (Mosel). Der Grosse Internationale Weinpreis mundus vini wird alljährlich im deutschen Neustadt vergeben. Innerhalb von zwei Wochen verkosten 180 internationale Weinprofis mehr als 6000 Weine aus der ganzen Welt. Die Auszeichnung mit Grossem Gold, Gold und Silber ist auf 30 Prozent der eingereichten Weine beschränkt. Jagd auf Traubenwickler und Mäuse Weinbergnützlinge entdeckt dar. Das Fledermaus-Projekt von Albet i Noya in Katalonien hat Im Rahmen einer Studie über die Biodiversität Schule gemacht: Jetzt hat auch Winzer Carlos Laso vom Weingut in den Weinbergen südlich der Alpen (Tessin) wurden 19 Arten von wirbellosen Tieren (Spinnen, Pago Casa Gran im Hinterland von Valencia einen Nistkasten für Zikaden und Käfer) entdeckt, die bisher noch Fledermäuse aufgestellt. Die nachtaktiven Jäger sollen den im nie in der Schweiz beobachtet worden waren. Laut den in das Projekt BioDiVine involvierten Weinbau gefürchteten Traubenwickler – ein Falter, der grosse Schä- Forschern könnte sich der Mensch zur Kontrolle den anrichten kann – in Schach halten. Zuoberst auf dem Pfahl hat der Rebenschädlinge einige dieser Tierarten Carlos noch einen Greifvogelsitz platziert. Ein idealer Stützpunkt zunutze machen. Die Biodiversität stelle ein natürliches Immunsystem dar, das den für Bussard & Co., um Jagd auf Mäuse zu machen. Weinbergen eine Art Selbstregulierung ermögliche. So bleibe die Zahl der Rebenschädlinge auf Illustration: Paula Troxler natürliche Weise in akzeptablen Grenzen. Qu elle: Eidg. Forsch u ngsanstalt für Wald, Sch nee u nd Landsch aft (WSL) I m pr e ssum we in le se Herausgeber CH Delinat AG, Davidstrasse 44, 9000 St. Gallen | DE Delinat GmbH, Hegenheimer Strasse 15, 79576 Weil am Rhein | AT Delinat GmbH, Postfach 400, 6961 Wolfurt-Bahnhof | Kundenservice CH Telefon 071 227 63 00, Fax 071 230 13 31 | DE Telefon 07621-16775-0, Fax 07621-16775-1 | AT Telefon 0820 420 431, Fax 0820 420 432 | kundenservice@delinat.com | www.delinat.com | Biokontrollstelle: DE-ÖKO-039/CH-BIO-006 Redaktion Hans Wüst (hrw), hans.wuest@delinat.com | Beiträge Emil Hauser (emh), Peter Kropf (pek), Matthias Metze (mam), David Rodriguez (dar), Martin Schäppi (mas), Hans-Peter Schmidt (hps), Dirk Wasilewski (diw), Hans Wüst (hrw) | Konzept/Layout Dittli Visuelle Gestaltung | Bilder Yvonne Berardi (Seite 3, 24, 25), Kerstin Bittren (12), Dominique Couineau (10), Emil Hauser (20), Leonardo Palumbo (8), Felix Quittenbaum (5), Patrick Rey ( 3, 14, 15), David Rodriguez (18/19), Martin Schäppi (22/23), Hans-Peter Siffert (3, 7), Hans Wüst (9, 27, 30) | Bildbearbeitung Hürlimann Medien | Papier RecyStar, 100 % Altpapier | Erscheinungsweise 4-mal jährlich | RC T33 | Titelseite Steinreicher Rebberg auf der Domaine Pierre André in Châteauneuf-du-Pape. Foto: Marçal Font 4 Weinlese | Feb. 2014 | Nr. 33 |
Neuer Auftritt der «Weinlese» mam. Nicht nur das gedruckte Delinat-Magazin um frag e «Weinlese» kommt seit der Nummer 32 in einem neuen Kleid daher, auch die Online-Version wurde gründlich überarbeitet. Während bisher auf der Homepage die Printausgabe einfach als pdf einsehbar war, gibt es seit vergangenem Herbst eine attraktive Online-«Weinlese». Welches sind für Sie die wichtigsten Die elektronische Version ist mit dem Blog zusammen- gewachsen und vereint die Vorzüge eines attraktiv Kriterien beim Weinkauf? gestalteten Magazins mit den Vorteilen des Internets. (Bitte nur zwei Felder ankreuzen.) Ganz einfach können Meinungen kundgetan und ausgetauscht werden. Die elektronische Weinlese enthält neben den adäquat aufbereiteten Artikeln der Etikette Printausgabe auch immer neue Beiträge zu aktuellen Beziehung zum Winzer Themen. Wettbewerb und Umfrage aus der gedruckten Weinlese sind neu ebenfalls online zu finden. Ökologie und Natur www.delinat.com/weinlese-blog Preis Bekanntheitsgrad des Weines Zwei Sterne für Domaine Lignères em h. Die beiden «Ärzte-Winzer» Vermerken Sie Ihre Antwort bitte auf: Jean und Paul Lignères aus dem www.delinat.com/weinlese Besten Dank ! Languedoc sind vom renommierten Weinführer «Le guide des meilleurs vins de France» mit zwei Sternen ausgezeichnet worden. Die Domaine Lignères gehört somit zum erlauchten Kreis von bloss sieben Weingütern im Languedoc-Roussillon mit dieser hohen Auszeichnung. Zwei Sterne werden an Weingüter vergeben, die ihr Terroir für eine konstante Resultat der Erzeugung herausragender Weine nutzen. Im Delinat-Sortiment sind verschiedene Weine der letzten Weinlese- Domaine Lignères erhältlich. Die beiden Brüder sind passionierte Winzer im Teilpensum. Beide Umfrage gehen auch noch ihrem Zweitberuf nach: Paul ist Welches sind für Sie wichtige Zahnarzt in Narbonne, Jean Dorfarzt in Moux. Argumente dafür, Delinat-Weine zu kaufen? Anne-Sophie Mutter ehrt Daniel Barenboim 10% 10%Qualität Preis-Genuss- Verhältnis Prominente mögen Delinat-Wein 52% Ökologie mam. Es gehört zur schönen Tradition, dass an der jährlich stattfindenden Verleihung des Marion Dönhoff und Biodiversität Preises in Hamburg im Beisein von viel Prominenz Weinpreziosen aus dem Delinat-Sortiment kredenzt werden. 2013 ging der «Preis für internationale Verständigung und Versöhnung» an den 71-jährigen 22% 6% Musiker und Dirigenten Daniel Barenboim. Er wurde Wein aus gesunder als Brückenbauer für den Frieden in Nahost Natur seit über ausgezeichnet. Er sei ein Vorbild dafür, wie Menschen 30 Jahren durch die Macht der Musik die Welt zum Besseren Persönliches verändern können, sagte Stargeigerin Anne-Sophie Wohlbefinden Mutter in ihrer Laudatio. Ausführlicher Bericht unter www.delinat.com/doenhoff-2013 | Nr. 33 | Feb. 2014 | W e i n l e se 5
n e u e G en erati on In den Fussstapfen der Väter Text: Hans Wüst G Generationenwechsel? Der ist auf dem Wein, Öl und Früchte angebaut wer- Bei Marco (links) und bei uns seit 26 Jahren im Gang», den und ganz viele Tiere leben.» Viel davon ist Leonardo Salustri lacht Winzer Leonardo Salustri bei den Salustris bereits Realität. Die Zusam- hat der Generationen- wechsel schon (67). So lange arbeitet er schon menarbeit mit Delinat sei ihm ebenso wichtig vor über 20 Jahren mit seinem Sohn Marco (43) zu- wie seinem Vater, beteuert Marco. «Die stren- begonnen. sammen. «Bereits als 17-jähriger gen Richtlinien fordern heraus, treiben uns an Foto: Hans-Peter Siffert Jüngling packte ich auf unserem kleinen Fami- und ermöglichen einen Gedankenaustausch lienweingut mit an und wusste, dass auch ich mit andern Weingütern aus ganz Europa.» Weinbauer werden wollte», blickt Marco zurück. Seit ein paar Jahren führt er das Weingut in der Während Kellerarbeit und Vinifikation wilden Hochmaremma im Hinterland von heute Marcos Domäne sind, sorgt der Vater Grosseto gemeinsam mit seinem Vater. «Klar, draussen in den Rebbergen für gesundes und gibt es manchmal unterschiedliche Meinungen reifes Traubengut. «Das ist das Allerwichtigste und lebhafte Diskussionen. Aber wir sind ein für die Weinerzeugung. Wenn du gute Trauben Team, finden uns und treffen alle Entscheidun- im Keller hast, ist die Vinifikation kein Prob- gen gemeinsam», erzählt Leonardo am grossen lem. Da ist schon fast kontrolliertes Nichtstun Stubentisch bei einem guten Tropfen. Marco gefragt, auf Hilfsmittel kannst du fast gänz- betont, dass man grundsätzlich das Heu auf lich verzichten», sagt Marco. Bis ein Wein derselben Bühne habe: «Mein Vater und ich perfekt ausgereift ist, braucht er Zeit. Diese sind grosse Traditionalisten. Unsere Rebberge lassen sich die Salustris auch bei der Wachab- gehören zu den ältesten in der Toskana. Wir lösung. «Ich möchte noch möglichst lange setzen auf autochthone Reben. Unsere San- aktiv dabei sein. Ohne Arbeit im Weinberg giovese-Varietät haben wird selber selektioniert würde mir etwas ganz Wichtiges fehlen», sagt und vermehrt.» Biologische Landwirtschaft Leonardo. Und auch Marco ist froh über den sei für die ganze Familie eine Lebensart. «Et- langsamen Ablösungsprozess: «So bleibt mir was anderes können wir uns gar nicht vorstel- etwas mehr Zeit für meine kleine Tochter und len. Deshalb werde ich den von meinen Eltern meine Hobbys Fussball, Hunde und Poker.» eingeschlagenen Weg unbeirrt weitergehen. Immer mit dem Ziel, unsere Weine weiter zu Aus dem Duo Fasoli wird ein Quartett verbessern.» Neben Wein ist Olivenöl für Weiter nördlich, im Veneto, ist auf dem Wein- Marco zu einer grossen Leidenschaft gewor- gut Fasoli der Generationenwechsel ebenfalls den. «Mein Traum ist ein eigenes Familiengut, im Gang. Zwar denken die beiden Brüder Ama- Kurz- Auf etlichen Delinat-Weingütern beginnt die junge Generation, in die Fussstapfen ihrer Eltern zu info treten. Dies geschieht in einem langen, gemeinsamen Prozess. Die Jungen treten das Erbe mit Respekt vor ihren Vorfahren, aber auch mit neuen Ideen an. Väter und Söhne plaudern aus dem Nähkästchen … 6 Weinlese | Feb. 2014 | Nr. 33 |
«Ich werde den vorgegebenen Weg we iterge h en. Im m er mit dem Ziel, u nsere We ine we iter zu ver besser n.» Marco Salustri | Nr. 33 | Feb. 2014 | W e i n l e se 7
n e u e G en erati on dio (62) und Natalino Fasoli (58) noch lange ler möglichst auf alle unnatürlichen Hilfsmit- nicht ans Aufhören. Doch die Söhne Giordano tel verzichten. Giordano treibt gleichzeitig (31) und Matteo (33) sind bereits im Geschäft. den Einsatz erneuerbarer Energien voran. Sie kümmern sich vorab um den Export, um «Mein Ziel ist es, unseren Betrieb klimaneut- interne Betriebsabläufe und die ökologische ral zu machen.» Solche Worte aus dem Mund Weiterentwicklung des Betriebs. der jungen Generation sind Balsam auf die Seele ihrer Väter: «Ich glaube, wir könnten Die junge Fasoli-Generation nimmt die wirklich langsam etwas zurücklehnen», sagt Zukunft derzeit also gemeinsam mit ihren Amadio augenzwinkernd zu Natalino. «Ja Vätern in Angriff. Und zwar ziemlich konflikt- schon, aber die Arbeit und das Weingut – das frei, wenn man den vier Männern bei einem gehört doch zu unserer Art zu leben. Ach, los- guten Glas Wein so zuhört: «Unser Lauf ist lassen ist so verdammt schwierig …» definiert. Wir sind Pioniere im biologischen Weinbau. Das ist auch heute noch für uns alle A Albet i Noya: frühestens in zehn Jahren die einzig denkbare Art, Wein zu erzeugen», Auf dem spanischen Pioniergut sagt Matteo, der Sohn von Natalino. Er und Albet i Noya unweit von Barcelo- sein Cousin Giordano profitieren vom reichen na zeichnet sich die Wachablö- Erfahrungsschatz ihrer Väter. «Auf diesem sung erst am fernen Horizont bauen wir auf und richten unseren Fokus noch ab: Josep Maria Albet i Noya Gut aufgestellt für stärker auf Weine aus gesunder Natur mit (56) ist noch voll im Saft und die Zukunft: das Terroircharakter.» Laut Matteo bedeutet das: strotzt weiterhin vor Tatendrang. Immerhin: Fasoli-Quartett sich ständig weiterentwickeln, im Weinberg Sein Sohn Martí (20) ist in den Startlöchern. Er Giordano, sein Vater Amadio, Natalino schädliche Stoffe wie Kupfer und Schwefel studiert im zweiten Jahr Önologie und legt in und Sohn Matteo. noch zurückhaltender einsetzen und im Kel- den Ferien Hand auf dem Familienweingut an. Foto: Leonardo Palumbo 8 Weinlese | Feb. 2014 | Nr. 33 |
Nach einem kleinen Umweg tritt Martí Dabei hatte es bis vor Kurzem nicht danach ner Freizeit einen alkoholarmen, aromatischen nun doch in die Fuss- stapfen seines Vaters ausgesehen, als ob er in die grossen Fussstap- Wein zu keltern.» Auch mit Weisswein und Josep Maria Albet i Noya. fen seines Vaters treten wolle. «Ich habe lieber Rosé hat er schon experimentiert. Eine beson- Foto: Hans Wüst Bier als Wein», hatte er noch vor zwei Jahren dere Beziehung hat er zum Reserva Martí: Der als Maschineningenieur-Student erklärt. Die- Wein trägt nicht nur seinen Namen, die Etiket- ses Studium hat ihn aber nie gefesselt. Deshalb te ist auch mit Abdrücken seiner Kinderhände hat er abgebrochen. «Stattdessen fand ich im- verziert. Er kann sich gut vorstellen, das mer mehr Gefallen an der Arbeit im Weinberg», Spitzencrus seines Vaters dereinst selbst zu begründet er seinen Kurswechsel. Martí rech- keltern. Dieser freut sich natürlich darüber, net damit, dass er frühestens etwa in acht bis dass sein Sohn doch noch den Weg zum Wein- zehn Jahren auf dem Weingut seines Vaters bau gefunden hat. «Das Wichtigste ist immer und seines Onkels Toni voll einsteigt. Bis die Freude an der Arbeit», sagt Josep Maria. dann wird sich möglicherweise auch zeigen, Bei ihm ist sie noch immer uneingeschränkt ob Tonis noch kleine Söhne Adria und Lluc vorhanden. «Ich kann mir vorstellen, mit viel- ebenfalls auf diesen Zug aufspringen. leicht 62 Jahren langsam kürzerzutreten und die Verantwortung fliessend abzugeben.» Martí will die Zeit nach dem Studium (noch drei Jahre) für Praktika im Ausland Bel Air: Wo Arbeit Freude macht P nutzen, um Erfahrungen auf andern Weingü- Pierre Gauthier (55) ist ein Winzer tern zu sammeln. «Burgund, Bordeaux, Napa wie aus dem Bilderbuch: sympa- Valley und Australien reizen mich», sagt er. thisch, bescheiden und erdverbun- Vieles, was danach kommt, ist noch offen. den, keltert er auf seiner Domaine «Biologischer Weinbau ist für mich aber eine du Bel Air am Nordufer der Loire Selbstverständlichkeit. Da hat mein Vater der- seit Jahrzehnten elegante, au- art viel Vorarbeit geleistet, dass es dumm wä- thentische Weine aus einer einzigen Trauben- re, nicht in seinem Sinn weiterzumachen.» sorte: Cabernet Franc. Seine Passion für die Ansonsten gibt sich der angehende Önologe Arbeit im Weinberg, für die Erzeugung hoch- experimentierfreudig: «Ich bin dabei, in mei- wertiger Weine im Einklang mit der Natur ist | Nr. 33 | Feb. 2014 | W e i n l e se 9
n e u e G en erati on «Besond ers beeind ru ckt m ic h be i Del in a t d ie ko nsequ en te Förd eru ng d er Biod iv ersität. » Rodolphe Gauthier Stossen auf eine erfolgreiche Zukunft an: Rodolphe und Pierre ungebrochen. Gleichwohl denkt er daran, den nahmen zugunsten der Artenvielfalt. «Auch die Gauthier aus der Loire. Betrieb Schritt für Schritt seinem Sohne Rodol- Herstellung eines hofeigenen Komposts habe Foto: Dominiqu e Couineau phe (28) zu übergeben. Vater Pierre ist es ein ich mir zum Ziel gesetzt.» Anliegen, ihm das weiterzugeben, was er sel- ber schon von seinem Vater vermittelt bekam: Dass er mit dem biologischen Weinbau auf «Aufblühen in einem Metier, das harte Bauern- dem richtigen Weg ist, weiss er schon lange. arbeit, aber auch viel Freude in freier Natur Aktuelle Beobachtungen in der direkten Um- und anspruchsvolle, aber zufriedene Kunden gebung bestätigen es zusätzlich: «Seit ein paar mit sich bringt.» Er wolle seinem Sohn ein Jahren stelle ich fest, dass auch Nachbarn Weingut übergeben, auf dem sich alle wohl- umstellen.» Er selber interessiert sich neuer- fühlen, auch die angestellten Mitarbeiter. dings vermehrt für biodynamischen Anbau. Pierre: «Es gibt ja so viele Leute, die sich bei «Das wäre einerseits eine gute Möglichkeit, ihrer Arbeit langweilen. Dabei ist Freude an sich weiterzuentwickeln. Andererseits bedingt der Arbeit und an der Natur etwas vom Wich- diese Methode wegen der Berücksichtigung tigsten im Leben.» von Mondphase und Gestirnskonstellationen eine Anpassung aller Betriebsabläufe und Die Domaine du Bel Air steht auf solidem noch mehr Handarbeit. Ich bin mir noch nicht Fundament und ist den meisten andern Betrie- ganz schlüssig, ob sich das lohnt.» Vorerst ste- ben an der Loire bezüglich eines nachhaltigen hen für Rodolphe Optimierungen im Feld und Ih re und fortschrittlichen Weinbaus um Meilen vor- im Keller im Vordergrund, die einfacher um- Meinu ng aus. Kein Wunder, sieht Rodolphe keinen Be- zusetzen sind. «Dafür liefert uns Delinat wich- darf für grosse Veränderungen. Es sind Details, tige Grundlagen. Besonders beeindruckt bin bei denen er Verbesserungen anstrebt. Etwa ich von der konsequenten Förderung der Bio- www.delinat.com/ eine pfluglose Bodenbewirtschaftung in den diversität. Ein Konzept, das in unserer Region neuegeneration begrünten Weinbergen und zusätzliche Mass- vollkommen unbekannt ist.» 10 Weinlese | Feb. 2014 | Nr. 33 |
Harmonie auch W e in lese– in der Flasche An gebot h rw. Auch wenn zuweilen diskutiert, manchmal sogar auch gestritten wird – im Beliebte «Hausweine» von Delinat- Grossen und Ganzen zeichnen sich auf den besuchten Delinat-Weingütern harmonische Gütern, auf denen die junge Generationenwechsel ab. Diese Harmonie Generation für frischen Wind sorgt. kommt auch in den Weinen dieser Familien- betriebe zum Ausdruck. Viele von ihnen gehören zu den beliebtesten im Delinat- Sortiment. Etwa der Conterocca aus dem Hause Salustri, fast gänzlich aus der toskanischen Königstraube Sangiovese erzeugt: «Ich keltere hier einfach einen Wein, wie er mir selber besonders gut gefällt: elegant, frisch, mit einem schönen Säuregehalt», sagt Marco Salustri. Leuchtender Stern auf dem Weingut Fasoli ist der weisse Soave. Der Ruf dieses allgemein beliebten italienischen Weissweins hat wegen Massenproduktion und Verwendung von untypischen Traubensorten wie Chardonnay, Pinot Bianco oder Trebbiano arg gelitten. «Unser Soave besteht zu 100 Prozent aus der einheimischen, für diesen Wein typischen Garganega-Traube. Und weil wir den Ertrag grosszügig beschränken, haben wir nicht nur einen authentischen, sondern auch Art. 1204.12 Art. 2153.11 Art. 2146.11 Art. 1694.10 einen wunderbar aromatischen Soave zu Conterocca Valpolicella La Les Perrons Vinya Laia bieten», sagt Kellermeister Natalino Fasoli. Toscana igt Casetta Bourgueil AC Catalunya do Seit Jahren viele begeisterte Anhänger hat 2012 Valpolicella doc 2011 2011 auch der rote Valpolicella La Casetta. 75 cl 2011 75 cl 75 cl 75 cl Mit Sonne vollgetankte Trauben der regions- CHF 13.10 CHF 11.90 CHF 14.70 CHF 14.70 typischen Sorten Corvina, Rondinella € 9.50 € 8.50 € 10.90 € 10.90 und Molinara verleihen diesem Wein reife CHF 17.47/L CHF 15.87/L CHF 19.60/L CHF 19.60/L Fruchtaromen, feine Tannine und € 12.67/L € 11.33/L € 14.53/L € 14.53/L einen sanften Schmelz am Gaumen. Harmonie und Ausgewogenheit sind bei den Bestellen Sie Weinen von Albet i Noya schon fast legendär. Aus der breiten Palette dieses spanischen Pionierweinguts ragen zwei Flaggschiffe heraus: Die Reserva Martí birgt mit ihrer wechselnden Assemblage Jahr für Jahr etwas Geheimnisvolles. Ein komplexer, eleganter das vielseitige Probierpaket Wein, der dank subtilem Barriqueausbau auch durch feine, fruchtige Aromen besticht. «Neue Generation» mit je 3 Flaschen «In diesen Wein habe ich am meisten Energie für chf 163.20/ € 119.40 Art. 9148.70 gesteckt», sagt Josep Maria Albet i Noya. Die Nummer eins unter den preisgünstigeren Albet-Weinen ist und bleibt der Vinya Laia, Internet: www.delinat.com/9148.70 eine Cuvée, bei der einheimische und internationale Traubensorten Jahr für Jahr Telefon: Kundenservice perfekt harmonieren. CH: 071 227 63 00 Wer Rodolphe Gauthier von der Domaine du DE: 07621-16775-0 Bel Air nach seinen Weinvorlieben fragt, AT: 0820 420 431 bekommt eine klare Antwort: «Ich mag am liebsten elegante, fruchtbetonte Weine Post: CH: Delinat-Kundenservice, mit Struktur und wenig Tannin. Glück Davidstrasse 44, 9000 St. Gallen gehabt: Genau so kommt nämlich sein DE: Delinat GmbH, Kundenservice, Les Perrons daher. Ein eleganter Tropfen aus Hegenheimer Strasse 15, 79576 Weil am Rhein der Loire, gekeltert aus der für die Region typischen, leider vielfach aber etwas AT: Delinat GmbH, Kundenservice, unterschätzten Traubensorte Cabernet Franc. Postfach 400, 6961 Wolfurt-Bahnhof | Nr. 33 | Feb. 2014 | W e i n l e se 11
ah a … Fach begriffe, kurz erklärt Dekantieren Färbertraube Enzyme Unter Dekantieren wird ganz Deutsches Synonym für den Enzyme sind Eiweissstoffe, die in allgemein das Umfüllen von Wein französischen Begriff Teinturier. Unter Trauben, Bakterien und gäraktiver aus der Flasche in eine Karaffe Färbertrauben werden Rebsorten Hefe natürlicherweise vorkommen. verstanden. Damit werden, je nach verstanden, die dunkle, schwere und Sie beschleunigen chemische Reaktionen Wein, unterschiedliche Ziel verfolgt. stark alkoholhaltige Weine ergeben, und spielen bei der Weinbereitung Im engeren Sinn ist der Begriff die dazu dienen, schmalbrüstige Weine von der Gärung bis zur Flaschenreife Dekantieren für das Umfüllen von aufzupeppen, ihnen mehr Farbe und eine wichtige Rolle. Häufig werden älteren Weinen reserviert, um diese Gehalt zu verleihen. Bei den meisten als Ergänzung zu natürlichen Enzymen vom Bodensatz zu befreien. Dazu roten Traubensorten ist das zusätzlich künstliche Enzympräparate dient eine schlanke, hohe Karaffe. Fruchtfleisch farblos. Bei Färbertrauben eingesetzt. Dies mit dem Ziel, Saft- Bei jungen Weinen wird ein anderes dagegen ist es rot. Teinturier-Trauben ausbeute, Farb-, Aromen- und Tannin- Ziel angestrebt. Um ihre Aromen werden selten sortenrein eingesetzt. extraktion sowie Filtrierfähigkeit zu zur Entfaltung zu bringen, Man benutzt sie meistens in kleinen verbessern. Die Zugabe der Präparate brauchen sie genügend Luft und Mengen als Farbgeber. Färbertrauben erfolgt bei den entsprechenden Sauerstoff. Das wird am besten durch erkennt man oft auch an der Farbe Verarbeitungsschritten (Pressen, Umfüllen in eine breite, bauchige ihrer Blätter. Die roten Farbpigmente Gärung, Klären, Ausbau, Filtration). Karaffe erreicht. Im Fachjargon sorgen schon im frühen Herbst Die Delinat-Richtlinien erlauben bloss spricht man hier nicht von für wunderschöne Muster. Die Urrebe eine zurückhaltende Verwendung dekantieren, sondern von karaffieren. aller Färbertrauben ist die Teinturier önologischer Enzympräparate. Mehr dazu unter: du Cher. Mehr dazu unter: Mehr dazu unter: www.delinat.com/dekantieren www.delinat.com/faerbertraube www.delinat.com/enzyme Vertiefen Sie Ihr Weinwissen: Die erklärten Fachbegriffe sind hier nur kurz umschrieben. Mehr dazu unter www.delinat.com/weinlexikon 6021_anzeigen_WL_33_empfehlung_soave_5357.12 13.12.13 10:15 Seite 1 Anzeige Meine Empfehlung Das tolle an diesem seine hohe Qualität hält. Soave ist seine Viel- Die Fasolis ragen mit dieser Perle seitigkeit. Mit seinem heraus aus einem Meer von un- angenehm fruchtig- zähligen belanglosen Soaves, die würzigen Bukett und den Ruf dieser italienischen seiner Harmonie am Weissweinspezialität ramponiert Gaumen ist er ein haben. Kombinationsgenie: Martina Korak, Er passt er zu vielen verschiedenen Speisen Önologin und Einkäuferin bei Delinat ohne auch nur den Hauch von Langeweile Soave La Casetta zu verströmen – für mich ein rundum Soave DOC 2012 guter Wein, der von Jahrgang zu Jahrgang www.delinat.com/5357.12
Weink u rs Glüc kl ic h e Paare Die Scheidungsrate ist hoch – nichtsdestotrotz liegen Mariagen im Trend. Auch in jener Genuss- welt, wo es darum geht, Wein und Speisen harmonisch zu kombinieren. Wine and Food Pairing nennt sich das neudeutsch. Oder Kunst der Kombination in der Delinat-Sprache. h rw. Ähnlich wie im normalen Leben ist auch die «Scheidungsrate» bei der Kombination von Wein und Speisen gross. Längst nicht alles passt zusammen. Eindrücklich lässt sich das am Kurs «Kunst der Kombination» mit Diplom-Sommelier und Delinat-Mitarbeiter Dirk Wasilewski erleben. Der Andrang zum Wein und Häppchen - ein Kurs Food-Pairing-Kurs, der im vergangenen Herbst mit hohem Spassfaktor. Kursleiter in den Delinat-Weindepots der Schweiz, in Dirk Wasilewski einigen Städten Deutschlands sowie auf Châ- teau Duvivier in der Provence angeboten kommt es immer wieder zu Aha-Erlebnissen. wurde, war gross. Im Mittelpunkt die Frage: Und manchmal wird auch die eine oder andere Welcher Wein passt zu welcher Speise? gängige Regel ganz schön erschüttert oder über den Haufen geworfen. Als schier perfek- Spanien: Wein- und Tapas-Eldorado ter Allrounder für die Begleitung von Tapas Für Kursleiter Dirk Wasilewski ist Spanien entpuppte sich im Verlaufe des Herbstes übri- geradezu ein ideales Pflaster, um dieser Frage gens der weisse Viña Llopis vom Weingut Pago auf den Grund zu gehen: «Was in einer Tapas- Casa Gran aus dem Hinterland von Valencia. Bar als Appetithäppchen aufgetischt wird, Ein feiner Allrounder, gekeltert aus würzigen gleicht einer kulinarischen Weltreise. Und die Muskateller- und für Spanien äusserst seltenen Weinvielfalt ist auf der Iberischen Halbinsel Gewürztraminer-Trauben. enorm», sagt er. Acht spanische Tropfen und ein verlockender Teller mit landestypischen Ganz nebenbei vermittelt der Kurs auch viel Tapas sorgen dafür, dass während zweieinhalb Information über Rebsorten, Böden, Klima und Stunden munter kombiniert und unter kom- Qualitätsstufen im spanischen Weinbau. So petenter Mithilfe des Kursleiters versucht kehren die Kursteilnehmer jeweils mit einem wird, herauszufinden, welche Weine zu wel- Rucksack voller Genusseindrücke und viel chen Tapas besonders gut schmecken. Dabei neuem Weinwissen nach Hause. Die neuen Daten für den Kurs «Kunst der Kombination» und alle anderen Delinat-Kurse und Veranstaltungen unter: www.delinat.com/veranstaltungen | Nr. 33 | Feb. 2014 | W e i n l e se 13
Ökolog i e Der Weinberg als Tummel- feld für Nutztiere N Noch vor 50 Jahren wa- ren die meisten Winzer wie selbstverständlich auch Tierhalter. Nicht nur, dass sie auf Pferde oder Maulesel als Zug- tiere angewiesen waren, sie hielten zur Eigenversorgung und zur Dünge- mittelproduktion je nach Gegend auch verschiedene Haustierarten. Wegen der knappen Weideflächen wurden auch die Weinberge wie selbstverständlich als Futtergrund- lage genutzt und dabei zugleich der Aufwand für den Misttransport vom Stall zum Feld reduziert. Früher dienten Pferde, Maulesel, Kühe, Schafe, Hühner und sogar Schweine als Arbeitshilfen und Kurz- Düngerlieferanten im Weinberg. Durch die Erfindung effizienter Maschinen und den Einsatz info giftiger Pflanzenschutzmittel wurden die Nutztiere aus dem Rebberg vertrieben. Heute erlebt die Tierhaltung im begrünten Weinberg eine verhaltene Renaissance. 14 Weinlese | Feb. 2014 | Nr. 33 |
durch das Spritzen von wermuthalti- Nutztiere quasi aus. Dies jedoch nicht gen Kräuterextrakten abzugewöh- vordergründig wegen des erheblich nen, aber für viele war dieser Auf- höheren Aufwands im Vergleich zur wand wohl zu gross und das Ergebnis Weide und zur Stallhaltung, sondern zu riskant. Schweine mussten spätes- vor allem aufgrund der immer häufi- tens beim Farbumschlag der Trauben geren Spritzungen giftiger Pflanzen- abgezogen werden, da die Beeren für schutzmittel. Die extrem hohen Ein- sie schon bei leicht süssem Hauch ein satzmengen an Schwefel und Kupfer, vorzüglicher Genuss sind. Ziegen wie sie damals üblich waren, sowie sind für den Weinbau leider gänzlich die schon bald darauf üblich geworde- ungeeignet, da sie zu gern an Rinde nen chemischen Pestizide vergifteten und Holz knabbern und damit die den Tieren das Futter. Erschwerend Reben langfristig schädigen. kam noch hinzu, dass man die Begrü- nung lieber mit Herbiziden unter- Über die ganze Wachstumssaison drückte, anstatt sie mit entsprechen- nützlich und damit als besonders ge- dem Aufwand nutzbringend zu eignete Tierarten gelten seit jeher pflegen. Will man heute wieder Hühner und Gänse, was sogar schon Nutztiere im Weinbau einsetzen, gel- im ältesten Lehrbuch der Landwirt- ten folglich als Voraussetzung eine schaft, bei Cato dem Älteren, ge- gezielte, nährstoffreiche Begrünung schrieben steht. Der Weinberg muss sowie der Verzicht auf Pestizide und dafür aber nah genug am Hof bzw. am die Reduktion von Kupfer und Schwe- Stall gelegen sein, da die Hühner und fel auf absolute Minimalmengen. Gänse nachts in Sicherheit gebracht und auch tagsüber vor Greifvögeln, Zwergschafe im Weinbau A Füchsen und Hunden geschützt wer- Auf unserem Weingut den müssen. Letzteres wurde am Mythopia im Wallis besten durch Mischherden mit Scha- werden seit acht Jahren fen oder/und Schweinen erreicht. Al- im Frühjahr Schafe zum lerdings ergänzen auch Hühner ihr Unterhalt der Begrü- Futter gern mit reifen und unreifen nung eingesetzt. Da die Trauben, was, wie schon oben ge- Begrünung in der Regel zwei Monate nannter Cato wusste, durch das Füt- vor dem Austrieb der Reben in vollem Was sich da einst so tern von durchgeseihten grünen Wuchs steht, können kleine Schaf- tummelte… Trauben abgewöhnt werden kann. herden hier sehr effizient und ohne Je nach lokalen Voraussetzungen grossen Aufwand eingesetzt werden. (Stockdichte, Erziehungssystem, La- Nutzen der Tiere Diese zwei Monate sind allerdings zu ge) kam es zu verschiedenen saisona- Nutztiere im Weinberg haben den kurz, als dass sich eine eigene Schaf- len Weidefolgen zwischen den Reben. Vorteil, dass sie sich effizient um die herde lohnen würde. So kommen Nach der Weinlese konnte und sollte Begrünung kümmern, diese in wert- Kleinherden von regionalen Schäfern neben der im Herbst aufgelaufenen vollen organischen Dünger umwan- zum Zug. Bei einer Reihe von Delinat- Begrünung auch das Reblaub verwer- deln und zudem Sekundärprodukte Winzern in südlicheren Lagen (Ligni- tet werden, was insbesondere Scha- wie Eier, Milch, Wolle und Fleisch ères, Duvivier, Quaderna Via) ver- fen und teilweise sogar Kühen Zugang liefern. Durch ihre Anwesenheit im bringen ebenfalls schon seit einigen zu den Rebflächen verschaffte. Nach Weinberg sorgen sie zudem für eine Jahren grössere Schafherden die der Schneeschmelze wurden zum deutlich höhere Vielfalt an Mikroor- Winterzeit zwischen Ernte und Aus- Unterhalt der Begrünung wiederum ganismen, was die Gefahr von Schäd- trieb in den Reben. Die meiste Arbeit Schafe und gern auch Schweine, oft lingen minimiert. Die Mikroorganis- mit der Begrünungspflege fällt je- sogar beide Tierarten gemeinsam men im Dung sorgen in Kombination doch auf die Monate von Mai bis An- eingesetzt. Mit Beginn des Austriebs mit dem Niedertrampeln der Begrü- fang August. Deshalb haben wir im der Reben mussten die Schafe jedoch nung für die Förderung des Bodenle- Frühjahr 2013 auf Mythopia einen rasch abgezogen werden, da sie eine bens sowie für Schutz und Aufbau Versuch mit Zwergschafen der Rasse besondere Vorliebe für frische Knos- von Humus. So sinnvoll die Verbin- Ouessant gestartet. Er soll Möglich- pen und junge Blätter haben. Einigen dung von Weinbau und Tierhaltung keiten aufzeigen, Tiere auch in dieser Winzern soll es gelungen sein, ihren auch erscheint, vor etwa 50 Jahren intensiven Zeit der Begrünungs- Schafen das Fressen von Rebblättern starb die Nutzung der Rebflächen für pflege einzusetzen. Der entscheiden- | Nr. 33 | Feb. 2014 | W e i n l e se 15
Ökolog i e de Vorteil der Rasse besteht darin, Mobiler Hühnerstall ar gehalten werden. Das ergäbe rund dass die Tiere zu klein sind, um an die Wirtschaftlich interessanter scheint 40 000 Eier pro Jahr und Hektar. Bei Knospen und Rebblätter heranzurei- da schon die Haltung von Hühnern einem Biopreis von 50 bis 80 Rappen chen. Sie fressen daher nur die Be- zwischen den Reben. Zu diesem pro Stück im Direktverkauf, klingt grünungspflanzen und die an den Zweck haben wir einen mobilen dies nach einem beachtlichen Zubrot Stämmen wachsenden Seitentriebe. Hühnerstall gebaut. Wie einen gros- für den ökologisch arbeitenden Win- Letzteres bedeutet eine zusätzliche sen Wohnanhänger können wir den zer. Aber 150 Hühner, die alle drei Arbeitsersparnis, da der Arbeits- Stall so alle drei Wochen von Parzelle Wochen umgesetzt, vor Greifvögeln gang des Stammputzens wegfällt. zu Parzelle fahren, um den Hühnern geschützt, denen zugefüttert, deren stets grünen Auslauf und einen hygi- Stall ausgemistet, die im Winter ver- Erheblicher Aufwand enischen Stallvorhof zu bieten. Aus- sorgt, gesund erhalten und deren Ei- D Die kleine Schafherde gestattet ist der mobile Stall mit ei- er vermarktet werden müssen, ma- (zunächst nur fünf ner solargesteuerten Tür, die sich chen auch beachtlich viel Arbeit, die Zwergschafe) wird mit morgens öffnet und abends bei Ein- mit dem Metier des Winzers nur einem Elektrozaun vor bruch der Dunkelheit automatisch entfernt zu tun hat. Ausserdem kön- Füchsen und Hunden wieder schliesst. Auf diese Weise sind nen die umzäunten Flächen nur geschützt. Die Installa- die Hühner weitestgehend autonom. mühsam mit Maschinen befahren tion dieser Zäune ist in den engen Wir müssen nur jeden zweiten Tag werden. Alle Arbeitsschritte im Rebenreihen etwas aufwändig. Ein- nach dem Rechten sehen, einige Es- Weinberg sind behindert und brau- mal installiert, lässt sich die Herde sensresten und Körner als Zusatz- chen mehr Zeit. Früher oder später jedoch relativ rasch von einem Wein- futter bringen und natürlich die ge- wird sich der Winzer so fragen, war- berg zum nächsten umweiden. Bei legten Eier einsammeln. um er sich dies antut und die Hühner einer Begrünungsintensität, wie sie nicht auf einer Fläche hält, wo sie auf Mythopia anzutreffen ist, sind in Der Elektrozaun hat bisher alle niemanden stören. Und ausserdem der Hauptvegetationszeit pro Zwerg- vierbeinigen Räuber fernhalten kön- will er ja noble Weine an Operngän- schaf etwa 200 m2 Rebfläche notwen- nen. Grössere Probleme bereiten ger und nicht alltägliche Eier an dig, in der Nebensaison braucht es Bussard und Adler, die nach etwa drei Hausfrauen verkaufen. k gut doppelt so viel und im Winter Wochen auf den Geschmack gekom- natürlich zusätzliches Heufutter. men waren. Erst als wir mehrere Kurz, die Idee ist wun- Die Erfahrungen, die wir im ersten Spiegel in der Nähe des Stalls und auf derbar, und in Notzeiten Jahr mit den Zwergschafen ge- dessen Dach anbrachten, einige sind Hühner sicher eine macht haben, sind im Ganzen gese- Schutznetze befestigten und Silber- Möglichkeit, die Flächen hen als durchaus positiv zu bewerten. papier aufhängten, waren die Greif- besser zu nutzen. In ei- Es sollten allerdings grössere Herden vögel schliesslich irritiert genug, um ner Welt der Arbeitstei- vorgesehen werden, da sich solche aufzugeben. Seither haben wir kein lung und des Zwangs zu wirtschaft- viel leichter von Weinberg zu Wein- Huhn mehr verloren. Der Aufwand licher Effizienz werden Hühner im berg umsetzen lassen. Bisher einzi- ist freilich erheblich, da die Hühner- Weinberg allerdings weiterhin eine ger Wermutstropfen dieses Versuchs weide ja regelmässig gewechselt wird. Seltenheit bleiben. Für einige wenige ist, dass die Tiere die Stämme der Familienhühner, die Kinder Verant- jungen Apfelbäume sowie die Büsche Reicher Eiersegen wortungsgefühl lehren und Taschen- an den Zeilenenden benagt haben. Die 30 Hühner legten im Schnitt geld bringen sowie die Essensresten Für diese müssen wir im nächsten knapp 30 Eier am Tag. Die Versor- aus der Küche verwerten, ist der Jahr einen geeigneten Schutz an- gung der Hühner liegt traditionell in Weinberg ein schöner und geeigneter bringen, was kein unerheblicher den Händen der Kinder, und so dür- Ort. Für eine wirtschaftliche Nut- Mehraufwand ist. Für Vegetarier fen sie auch einmal pro Woche die zung im Sinne einer Sekundärkultur und Winzer mit Kindern, die schnell Eier auf dem Markt in Sion verkau- wohl eher nicht … eine besondere Beziehung zu den fen. Seit dem Sommer haben sie sich Hans-Peter Schmidt niedlichen Schafen aufbauen, kann so schon ein erkleckliches Taschen- an eine wirtschaftliche Nutzung der geld mit «ihren» Hühnern erwirt- Ih re Meinu ng Tiere mit Hilfe des Metzgers freilich schaftet. Rechnet man den Hüh- nicht gedacht werden. Und nur für nerversuch im Weinberg auf die die natürliche Düngung lohnt sich natürliche Flächenkapazität hoch, so der ganze Aufwand auch nicht. könnten leicht 150 Hühner pro Hekt- www.delinat.com/tiereimweinberg 16 Weinlese | Feb. 2014 | Nr. 33 |
b u cht i p ps von Peter Kropf Wein- Alpine Und gib uns wissen Delikatessen täglich … Gemäss Buchtitel Das erste Buch Brot, Käse und ein Weinbuch weckte den Appetit, Wein gelten als für Kenner, doch nun folgt das Klassiker, wenn das handliche Kochbuch dazu: der Magen Werk eignet sich auch vorzüglich Es beschreibt knurrt. Selbst- für Einsteiger. Was geschieht charakteristische gebackenes Brot wird dann zum im Weinberg, was im Weinkeller? Produkte des Alpenraums, Basis für eine Gaumenschmaus. Wie vielfältig Brot Und in welchen Ländern wird überlebensfähige Landwirtschaft. Dazu sein kann, zeigt dieses Buch mit hauptsächlich Wein erzeugt? zeigen leidenschaftliche Köchinnen und Kreationen wie Kaffeezopf, Apfelbrot Ein abwechslungsreiches Köche, welche Gaumenfreuden daraus oder Tomaten-Basilikum-Ciabatta. Lesebuch; der Autor meint entstehen können: 56 traditionelle Dazu werden Mehlsorten und denn auch: «Es gibt kein Genuss- Gerichte, neu interpretiert. Mit einem Brotgewürze vorgestellt, und mittel auf der Welt, das Lexikon der alpinen Delikatessen. natürlich gibt es wertvolle Tipps so vielseitig ist wie Wein.» zum guten Gelingen. Dominik Flammer, Sylvan Müller André Dominé Das kulinarische Erbe der Alpen: Bernd Armbrust Wein Guide für Kenner Das Kochbuch Brot 224 Seiten, 400 Fotos AT-Verlag Aarau und München Gräfe und Unzer Verlag München hf ullmann publishing, Potsdam ca. 250 Seiten, ca. 200 Farbfotos 168 Seiten, 70 Brotrezepte CHF 21.90 / EUR 14,99 CHF 78.– / EUR 59,90 CHF 27.90 /EUR 16,99 ISBN 978-3-8480-0328-0 ISBN 978-3-03800-746-3 ISBN 978-3-8338-2196-7 6021_anzeigen_WL_33_empfehlung_reservamarti_1643.09 04.12.13 17:35 Seite 1 Anzeige Meine Empfehlung Anfänglich an einen Der Wein ist schon überraschend feinen Bordeaux zugänglich. Bei aller Komplexität erinnernd, hat sich kommen die fruchtigen Noten die Riserva Martí über wunderschön zum Ausdruck. Ein die Jahre zu einer faszinierender Wein, der für mich eigenständigen Spit- längst zum Klassiker geworden ist. zencuvée entwickelt. David Rodriguez,Weinakademiker Durch die wechseln- und Einkäufer bei Delinat Schwungvoll begleitet die Reserva de Assemblage hat jeder Jahrgang für mich Martí mit ihrer klassischen Eleganz einen stimmungsvollen Abend im vorerst etwas Geheimnisvolles. Beim Albet i Noya Reserva Martí Freundeskreis. Jahrgang 2009 bilden Syrah und Cabernet Penedès DO 2009 Sauvignon eine Traumkombination. www.delinat.com/1643.09
Ökolog i e A Alles spricht vom Terroir, also vom Boden, auf dem die Reben stehen. Viele meinen damit auch Klima und Topografie, Rebsor- ten und Jahrgang und manche sogar die Art der Weinbereitung und das Geschick des Winzers. Betrachten wir die Elemente Topografie, Klima und Bö- den: Besonders eindrücklich sind die Rebhän- ge entlang der Mosel, im Wallis, im spanischen Priorat oder im portugiesischen Dourotal. Of- fensichtlich spielt die Topografie im Weinbau eine wichtige Rolle. Reben an Hängen liefern meist bessere Trauben als in der Ebene; doch ab 500 bis 800 Meter über Meer wird es rasch zu kühl, die Trauben können nicht ausreifen Eines der Geheimnisse – mit wenigen Ausnahmen wie die bis zu 1150 für guten Wein Meter über Meer gelegenen Weinberge von liegt in mineralhaltigem Gestein und Visperterminen im Wallis. lebendigen Böden. Foto: Da vid Rodrigu ez Der Boden im Hang ist meist eher mager, bei beschränktem Nährstoffangebot wachsen die Reben langsamer, ideal für Qualitätswei- ne. Dank kräftiger Thermik ist die Luft im Hang nachts wärmer als in der Ebene: Die Re- ben sind länger vor Frost geschützt. Zudem trocknen Hanglagen nach Regen rasch ab, Staunässe in der Ebene geht den Rebwurzeln ans Leben. Ideal sind in nördlichen Weinge- bieten sonnenverwöhnte Südhänge. Mit der Klimaerwärmung mag sich das ändern; schon heute pflanzen Winzer im Mittelmeerraum ihre Reben an suboptimalen Lagen, um so früh- und überreife Trauben zu verhindern. Hanglagen haben auch Nachteile: Die Erde Guter Wein entsteht im Keller – oder liegt der Schlüssel zum Erfolg doch im Weinberg? Elemente wie Kurz- Topografie, Klima und Boden haben grossen Einfluss auf Weinqualität und Bedeutung ökologischen info Schaffens. Vor allem im Boden liegt noch viel Verbesserungspotenzial. 18 Weinlese | Feb. 2014 | Nr. 33 |
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Ökolog i e Auf Schiefer Böden mit so grossen gedeihen leichte, Steinen sind elegante und speichern und später wieder freigeben kann. wasserdurchlässig rassige Weine. und gut belüftet. Leichter Wasserstress, also ein zeitweiser Man- gel an Wasser, wirkt sich sogar günstig aus: Rot- weintrauben werden besser, wenn es beim Far- rutscht bei starkem Regen in die Ebene, zudem bumschlag (véraison) ab Juli/August nur selten sind solche Böden meist arm an Nährstoffen, regnet, denn Regen fördert das Wachstum der gut für die Traubenqualität, aber schlecht für Triebe und Blätter und lässt im Extremfall die den Ertrag. Nahrhafte Böden liegen meist im Beeren anschwellen oder gar platzen. Flachen; hier liefern die Reben mehr Trauben, und daraus lassen sich bequem Massenweine Wenn sie müssen, suchen sich Reben mit erzeugen, die aber im Keller auf trinkig ge- bis zu sechs Meter langen Wurzeln das Wasser trimmt und mit schönen Etiketten geschminkt in der Tiefe; zum Beispiel bei sehr mageren werden müssen. Beträchtlich ist auch der Ar- oder wasserdurchlässigen Böden wie in den beitsaufwand in Hängen, es können weniger Kies-Sand-Böden des Médoc (Bordeaux) oder Maschinen eingesetzt werden. Diese Weine in heissen, trockenen Regionen wie in Südspa- kosten dann zwei, drei Euro mehr, bieten aber nien. In humosem Boden sind Wurzeln von 50 auch mehr Weingenuss. bis 100 Zentimeter Länge ein Vorteil. Solche Reben produzieren wenige Trauben von guter Sonne, Wind und Regen Qualität. Das Makroklima umfasst den langfristigen Witterungsverlauf einer ganzen Region, das Steiniger Weg zum Genuss Mikroklima ein Gebiet von wenigen hundert Topografie und Klima beeinflussen also die Metern mit gleichen Temperaturen, Nieder- Traubenqualität. Ebenso wichtig ist der Boden. schlägen und Sonnenscheindauer. «Sonnenge- Reben nehmen Spurenelemente und Minerale reift» gilt als begehrtes Attribut, obwohl auch aus dem Boden auf. Heute kann aufgrund der Reben unter Sonnenbrand leiden können. Inhaltsstoffe einer Traube nachgewiesen wer- Hochwillkommen ist Sonne zu Beginn des den, aus welchem Rebberg sie stammt. Doch Reifeprozesses der Trauben, meist im August. schmecken Weine je nach Boden anders? In der Jetzt bilden sich in den Traubenbeeren Zucker- Sendung «Quarks & Co.» des WDR wurde eine reserven, die später in Geschmack und Aroma Studie des Weinforschungszentrums Rheinpfalz umgewandelt werden. Gerade in südlichen vorgestellt: 24 auf unterschiedlichen Böden ge- Weinbauregionen sollte es aber nicht konstant wachsene Rieslinge. Es zeigte sich, dass Weine, warm sein; das lässt die Trauben zu rasch rei- die vom selben Ausgangsgestein kommen, sehr fen. Die Folge sind einfache Weine mit wenig ähnlich schmecken, verschiedene Gesteine Aroma. Kühle Nachttemperaturen hingegen aber deutlich unterschiedliche Weine hervor- fördern fruchtige Aromen. Wind trocknet nach bringen können. Ein Riesling auf Schiefer ist einem Regen die Reben und verhindert so Pilz- oft rassiger als einer aus Kalk-Ton-Böden mit krankheiten. Doch starker, kalter Wind verrin- gert den Ertrag und verzögert die Traubenreife, Lage u nd Klima beeinflussen was in kühleren Regionen problematisch ist. Guter Stress Reben kommen mit wenig Wasser aus, meist die Trau benqua lität. genügen 400 bis 500 Millimeter pro Quadrat- meter und Jahr – sofern der Boden das Wasser E benso wich tig ist der Boden. 20 Weinlese | Feb. 2014 | Nr. 33 |
Kalkgestein sorgt für eine gute eher erdigen Noten. In schlechten Weinjahren bloss Gras, um so die Böden vor Erosion zu Säurekonzentration in den Trauben. stellt man zudem fest, dass einige Weinberge schützen. Sinnvoll ist aber eine abgestimmte bessere Weine hervorbringen als andere – bei Begrünung mit Leguminosen, Gräsern, Kreuz- gleichem Klima und gleichen Rebsorten, bei blütlern und vielen mehr. Solche Weinberge identischer Pflege der Weinberge und Art der enthalten doppelt so viele Nützlinge. In den Weinbereitung. Es muss also am Boden liegen. obersten 30 Zentimetern des Bodens leben Milliarden von Bakterien und Pilzen, Millio- Hell oder dunkel? nen von Algen, Einzellern, Fadenwürmern – Steinige Böden sehen unwirtlich aus, haben und pro Quadratmeter Hunderte von Spring- aber einen positiven Einfluss auf die Reben. schwänzen, Regenwürmer, Tausendfüssler und Meist sind solche Böden wasserdurchlässig und Käfer sowie rund 50 Asseln, Spinnen und gut belüftet. Helle Steine reflektieren die Son- Schnecken. Mikroorganismen wandeln die or- nenstrahlen auf die Blattunterseiten. Steine ganischen Stoffe um in Humus. Humus ist nehmen tagsüber Wärme auf und geben sie wichtig für die Bodenstruktur; er verbessert die nachts langsam ab. Humus-, Lehm- oder Ton- Belüftung und das Wasserspeichervermögen. schichten unter den Steinen speichern das Wasser. Berühmt sind die kiesigen Kuppen Nicht das grüne Gras zwischen den Reben über tonhaltiger Erde in den Weinbergen von zeugt vom biologischen Weinbau, erst der Château Cheval Blanc und Figeac in Saint-Émi- Aufbau eines reichhaltigen Bodenlebens mit lion. Dunkles Basaltgestein oder dunkelgrauer natürlichen Mitteln verdient diesen Namen. Schiefer absorbieren Sonnenwärme und strah- Chemisch-synthetische Pestizide reduzieren len sie nachts wieder ab, reflektieren aber dagegen das Bodenleben. So finden sich auf den weniger Licht auf die Blattunterseite als helle Trauben kaum noch natürlich vorkommende Böden.Gut geeignet sind auch kalkhaltige Bö- Hefen, welche die Vergärung im Weinkeller von den, sie liefern mitunter die besten, körper- sich aus starten. Der Kellermeister muss Zucht- reichsten Weine, beispielsweise in der Rioja, hefen einsetzen. Studien haben gezeigt, dass im Bordeaux, Chablis und der Toskana. Eben- spontan vergorene Weine meist mehr Glycerin so finden wir Muschelkalk in guten Rieslingla- und Zucker enthalten, teilweise auch mehr gen, wobei auch Schiefer und selbst Lössböden Aromastoffe. dieser Rebsorte behagen. In den letzten Jahren verbreiterte sich die Ideal für den Weinbau sind steinige, wasser- Spitze der Weinerzeuger deutlich. Wie kann durchlässige Böden, mager, aber mit genügendsich heute ein Winzer noch verbessern? Er mineralischen Elementen; eher neutral, denn kennt die besten Weintrauben, ebenso ihre op- in sauren Böden ist Phosphor für die Reben timale Pflege; die Möglichkeiten der Kellertech- schlechter verfügbar, gleich wie Eisen und Man- nik sind ausgeschöpft. Grosses Verbesserungs- gan in basischen Böden – wichtige Bausteine für potenzial liegt aber im Boden. Das erkennen die Entwicklung gesunder Reben. Die besten immer mehr Spitzenwinzer. Sie stellen um auf Weine stammen aus nicht zu fruchtbaren Bö- biologischen oder biodynamischen Anbau, sie den mit der minimal benötigten Menge Wasser.fördern die Humusbildung, die Vermehrung von Nützlingen und Mikroorganismen – und Ih re Meinu ng Alles bio oder was? sie verzichten auf chemisch-synthetische Pesti- Begrünte Weinberge gelten oft als bio. Doch zide. Ihr Ziel sind terroirgeprägte Weine, nicht auch überzeugte Niemalsbiowinzer lassen es nur als Schlagwort, sondern erlebbar im Glas. zwischen den Reben grünen – meist jedoch Peter Kropf www.delinat.com/terroir | Nr. 33 | Feb. 2014 | W e i n l e se 21
Wei n r e is e Ausg ’steckt in sterreich Das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Lust- und genussvoll Regionen entdecken, wo Winzer im Einklang mit der Natur wirken. Terroir nicht nur im Glas, sondern Terroir total – Wein und Kultur mit allen Sinnen erleben. Delinat-Reiseleiter Martin Schäppi öffnet sein Tagebuch, das er auf der Österreich-Reise vom Reiseleiter 25. bis 29. August 2013 geführt hat. Anreise, Martin Schäppi 24. August Kommen Sie mit auf die nächste Weinreise Österreich vom 24. bis 28. August 2014 oder auf Für letzte Vorbereitungen reise ich einen Tag eine andere Delinat-Weinreise: früher als meine Gäste nach Wien. Mit 200 www.delinat.com/weinreisen Sachen flitzt Österreich am Zugfenster vorbei. Auspannen, etwas lesen und die letzten Mails abrufen. Es regnet. Mist, die Bodenprobe bei Andreas Harm, ist das machbar? In Gedanken spiele ich das Worst-Case-Szenario durch: Regen ohne Ende, Wind, schlecht ausgerüstete Gäste ... Nein, Delinat-Kunden sind allwetter- tauglich. Mache ich mir zu viele Sorgen? Meine Augen fallen zu – bis sich Wien langsam vor dem Zugfenster ausbreitet. «Grüess Gott, Herr Schäppi», empfängt mich der Receptionist im Boutique Hotel am Stadtgarten. Tag 1, 25. August Dem Charm e (u nd dem Sch nitzel) von Wien kann man sich nich t entzieh en... Es giesst noch immer! «Passt scho», mailen mir die Winzer Andreas Harm und Niki Moser beruhigend: «Keine Sorge, wir sind für alle Wetterkapriolen gewappnet.» Mit dem Zug gehts nach Melk. Der Ort, als «Tor zur Wachau» bekannt, wird gerade saniert. Das Donau-Hochwasser hat grosse Schäden hinterlassen. Im Hotel angekommen, steigt meine Anspannung. Wer sind die Gäste? Wie ist die Stimmung? Wie die Erwartungs- haltung? Die ersten Gäste treffen ein – beim Apéro bricht das Eis. Wein verbindet! Bis zum Stadtrundgang ist entspannte Ferienlaune ausgebrochen. Sogar der Regen hat gestoppt. lk. Me h r Ba roc k geh t nic h t: Stift Me 22 Weinlese | Feb. 2014 | Nr. 33 |
Tag 2, 26.August Abendessen im «Hofgassl» in Rust am Neu- siedlersee. Eindrücklich für Auge und Gaumen, Mit dem MS Wachau auf der Donau. Die was da auf den Teller kommt! Leider ist es im Landschaft zieht an uns vorbei, grandios. Das stilechten Gewölbekeller ziemlich laut – die kleine Apéro-Picknick kommt gut an, auch Zechbrüder von nebenan lassen grüssen. wenn «Bio» bei der Bordgastronomie ein Susanne Pilz gelobt, uns für 2014 Sonnen- Fremdwort ist. Immerhin sind mehrere gute schein und einen Platz im ruhigen Garten zu regionale Weine auf der Karte. Wie vereinbart, organisieren. Ja, etwas mehr Sonne, das wärs! winkt uns Winzer Andreas Harm vom Schiffsteg in Dürnstein. Wir legen an. Der Tag 5, Spaziergang zur Wachauer Toplage Dürnstei- 29. August ner Kellerberg ist gut machbar. Auch hier hat das Donau-Hochwasser Spuren hinterlassen. Heute erwartet uns wieder eine Premiere – Krönender Abschluss des Tages ist das Eduard Tescheppe vom Weingut Oggau. Schon Abendessen in Harms Heurigen: Ausg’steckt die Rekognoszierung im letzten Sommer mit is – die ganzen Familie (drei Generationen!) Delinat-Einkäufer Emil Hauser war vielver- hat den vollen Tag in der Küche gearbeitet. sprechend. Den schönsten Weinberg müssen wir diesmal zwar auslassen, weil die regen- Der Garten auf dem Toll, die Gäste wissen es zu würdigen. getränkten, tiefen Flurwege für unseren Bus Tisch – bei Susanne Tag 3, unpassierbar sind. Das Mittagessen, ein Fest Pilz im «Hofgassl». 27. August für Auge und Gaumen, entschädigt für alles. Mit der Rückfahrt und dem Verabschieden Winzer Niki Moser und Käser Robert Paget der Gäste ist der «sichtbare» Auftrag des präsentieren ihre mit Herzblut gefertigten Reiseleiters abgeschlossen. Zufriedene und Produkte – zwei Querköpfe fordern sich glückliche Gesichter rundum bestätigen gegenseitig heraus. Das Resultat: ein äusserst meinen Eindruck: Trotz ab und zu Regen unterhaltsames, schmackhaftes Mittagessen. haben wir in bester Gesellschaft erlebnisreiche Die beiden Genusshandwerker werden wir und eindrückliche Tage verbracht. auch auf der Reise 2014 wieder treffen. Abendessen im Gasthof zur Dankbarkeit. Der Wirt, Josef Lentsch, ein Teufelskerl! Im Abreise, Vorfeld der Reise ist er kaum ans Telefon zu 30. August kriegen. Kaum eine Antwort auf Mails. Umso genialer der Abend in seiner Gaststube. Was Eitler Sonnenschein in Wien! Die Gäste sind auf den Teller kommt, ist perfekt: saisonal, weg. Schön, einen Tag lang entspannt durch regional, hervorragend zubereitet. Dazu Wien zu schlendern. Neue Restaurants kompetenter, engagierter und vifer Service. entdecken, auch Tiefschläge wegstecken. Das Abendessen heute ist eine glatte Enttäu- Tag 4, schung. Zum Glück bin ich alleine unterwegs. Käse-Gu ru Ro ber t 28. August Dann: ab nach Hause. Akribische Nachbearbei- Paget präsen tiert tung der Reise im Zug von Wien nach Zürich – unterwegs mit 200 Sachen. seine Lec ker bissen. Mist, trotz Navi die Abkürzung verpasst. Meinklang-Winzer Werner Michlits wirkt leicht angespannt. 15 Minuten unnötiges Warten – mitten in der Erntezeit. Er hätte Gescheiteres zu tun gehabt. Doch die Gäste Ein blick in die lässt er das nicht spüren. Charmant und Geh eimnisse mitreissend führt er uns durch Reben und Keller. Und dann über die nahe Grenze nach der Biodynamie Ungarn zur Angus-Rinderherde. Ein zweites bei Meinklang. Meinklang-Standbein. Wow, die alte Kolchose ist eine Grossbaustelle. Nicht nur ich bin beeindruckt. Noch eine Premiere heute: | Nr. 33 | Feb. 2014 | W e i n l e se 23
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