Die Rohrweihe in Oberösterreich Fütterung von Reh- und Rotwild: OÖ LJV
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SEPTEMBER 2019 46. JAHRGANG · NR. 164 Info-Magazin des OÖ Landesjagdverbandes Hohenbrunn 1 · 4490 St.Florian Die Rohrweihe in Oberösterreich Österreichische Post AG, MZ 02Z030514 M Fütterung von Reh- Retouren an: OÖ Landesjagdverband · Hohenbrunn 1 · 4490 St. Florian und Rotwild: Ideologie oder Notwendigkeit?
BEZAHLTE ANZEIGE © 2019 Abgabe von Waffen und Munition nur an Inhaber einer Erwerbserlaubnis. Abbildung zeigt Waffe mit Zusatzausstattung. Eleganz mit Funktion R8 SUCCESS Die R8 Success kombiniert erstmals edles Nussbaumholz mit hochwertigem Leder. Dank zweiteiliger Lochschäftung tritt ihr mattschwarzer Systemkasten elegant in Erscheinung. Die ergonomisch perfektionierte Form des Lochschaftes ge- währleistet bei allen Anschlagarten eine entspannte Haltung von Schießhand und Arm und sorgt somit für konstant gutes Treffen. Die Ledereinlagen bieten in jeder Situation eine angenehme Haptik und optimalen Griff. Import & Fachhandels-Auskunft: Idl GmbH | Südbahnstr. 1 | A-9900 Lienz | office@waffen-idl.com
Begegnungen und Schwerpunkte Zurückblickend auf die heurige Rehbrunft, ist es immer wieder eine Freude, diese Besonderheit in unserem Bundesland zu erleben. Viele einzigartige Eindrücke und Erlebnisse sowie natürlich auch die Ernte von oft begehrten Böcken, machen die Brunft zur hohen Zeit vieler Jäger im Jahresablauf. Das Rehwild bleibt in Oberösterreich unsere bedeutendste Schalenwildart, weil es im Bundesland flächen- deckend verteilt ist und damit die gesamte oö. Jägerschaft betrifft. Vielfältig sind auch die Heraus- forderungen für uns Jäger rund um das Rehwild und dessen Lebensräume. Die oö. Jägerrinnen und Jäger garantieren mit ihrem vielfältigen Einsatz für diese großartige Wildart, dass es auch in Zukunft zu einem vernünftigen Ausgleich zwischen jagdlichen Zielsetzungen und Lebensraumverträglichkeit kommt. Die eigentliche Herausforderung folgt natürlich jetzt, im Spätsommer und Herbst, wenn die Kitze und Geißen, die Zuwachsträger, bejagt werden. Auch hier zeigt die Jägerschaft, dass sie ihre Aufgaben ernst nimmt und Verantwortung beweist – so manch Unkenrufen und einzelnen Schwierig- keiten zum Trotz. Spannende Zeit Die Zeit seit der Wahl, also die letzten vier Monate, waren für mich überaus spannend, interessant, fordernd und aufregend. Viele wertvolle Begegnungen und Gespräche prägen meinen Alltag als Landesjägermeister und ich bin für die Offenheit und die Ideen, für die Sorgen und die konstruktive Kritik, aber auch für die Visionen und die Unterstützung äußerst dankbar. Gleichzeitig freue ich mich über die fast uneingeschränkte Bereitschaft der Jäger- schaft, mitzuarbeiten, zu gestalten und für die Jagd in Oberösterreich zu wirken. Nicht nur die bewährten Funktionäre und unsere Mitarbeiter sind hoch motiviert, die gesamte Jägerschaft ist in Aufbruchstimmung und zeigt Engagement für die Jagd, unser Wild und dessen Lebensräume. Die Themenschwerpunkte wie Öffentlichkeitsarbeit, Aus- und Weiterbildung der jagdlichen Führungskräfte und der gesamten Jägerschaft, Forst & Jagd-Dialog, Lebensraumgestaltung, -verbesserung und -sicherung werden viel diskutiert und mit Inhalten gefüllt. Die Kontakte bei diversen Jagdveranstaltungen und die Gespräche mit Interessens- vertretern und der Politik verlaufen überaus konstruktiv. Mir ist besonders wichtig, dass wir unsere Arbeitsfelder intern abstimmen und mit allen Beteiligten fair und zielorientiert voranbringen. Danke für die großartige Unterstützung durch die gewählten Funktionäre im Landesjagdausschuss sowie für das Vertrauen der Jägerinnen und Jäger in den OÖ Landesjagdverband. Die oö. Jägerschaft hat längst erkannt, dass es notwendig ist, auf unser gutes Fundament mit konkreten Positionierungen, Dialogbereitschaft und auch Mut zur Weiterentwicklung der Jagd, ein positives Image zu verleihen. Dazu zählt auch, bei den jetzt anstehenden Niederwildjagden an unser Ansinnen eines artenreichen und gesunden Wildbestandes zu denken. Weder Streckenmaximierung, noch missverstandener Ar- tenschutz, der von manch Nichtjägerseite so scheint, dass nur Prädatoren schützenswert seien, sind anzustreben! Zu all diesem wünsche ich allen Jägerinnen und Jägern ein kräftiges Weidmannsheil! Ihr Herbert Sieghartsleitner Landesjägermeister von Oberösterreich SEPTEMBER 2019 OÖ JÄGER 3
EDITORIAL Die Synthese von Verschiedenheit und Einheit erzeugt eine Befindlichkeit der Ausgeglichenheit in der Vielfalt 6 12 des Ganzen. Dieses Zitat des Schweizer Autors Denis Herger passt so- wohl zur Oberösterreichischen Jägerschaft, die einerseits sehr heterogen aufgestellt ist, und die andererseits mit einer starken Stimme zur Jagd mit allen ihren Facetten und Aufgaben steht. Es passt aber auch zu dieser Ausgabe des Oö Jäger, die wieder vielfältige Themen aufgreift und Ihnen, liebe Leserin, geschätzter Leser, hoffentlich spannende und interessante Beiträge rund um unser Wild, dessen Bedürfnisse und Lebensräume sowie über die Jagd selbst liefert. 36 60 So wünsche ich nicht nur ein kräftiges Weidmannsheil für den Herbstrehabschuss, die Niederwildjagden oder Aus Sicht des Landesjägermeisters 3 die Hirsch- und Gamsbrunft, sondern auch viel Spaß beim Lesen! Gamswild und der Klimawandel 6 Die Rohrweihe in Oberösterreich 12 Ihr Der Wolf kommt zurück – und jetzt? 18 Was macht „Jagd Österreich“ eigentlich? 22 Jagd- und Waffenrecht: Betretungsrechte und Wegefreiheit im Jagdgebiet 26 Mag. Christopher Böck Fütterung von Reh- und Rotwild: Geschäftsführer, Wildbiologe, Redaktionsleiter Ideologie oder Notwendigkeit? 30 Afrikanische Schweinepest 36 Forst und Jagd Dialog: 7. Jahresbilanz 39 Das grüne Interview: Fachgruppenobmann Sachverständiger Hans Lughammer 42 wild auf Wild: Wildbeuscherl in der Strudelblüte mit Blaukraut und Semmelknödel 46 Titelfoto: AUS DER GESCHÄFTSSTELLE. ab 48 Die Rohrweihe ist seit den 1980er Jahren wieder in Neues Nachschlagewerk für jagdliche Führungskräfte Oberösterreich anzutreffen. und Interessierte 48 JBIZ-Seminare 53 Foto: T. Krumenacker Jagdkurse 2019/2020 54 4 OÖ JÄGER SEPTEMBER 2019
SEITENBLICKE AUF‘S JAGDMUSEUM 18 30 Fische im Jagdmuseum Jäger und Fischer eint die Liebe zur Natur. Beide sind für die Erhaltung gesunder, den Lebensräumen ange- passter Wild- und Fischbestände verantwortlich. Sie leisten somit einen wertvollen Beitrag, um die Qualität der Lebensräume zu erhalten, wo es möglich ist, zu verbessern und unsere vielfältige, artenreiche Kultur- landschaft zu bewahren. Damit tragen Jäger und Fi- scher wesentlich zum Erhalt des ökologischen Gleich- gewichts bei. Mit den ausgestellten Fischen verweisen wir auch auf das Schopper- und Fischermuseum in Aschach an der 67 80 Donau. IM VISIER. DIE JAGD IN DER ÖFFENTLICHKEIT. ab 56 Neues Service in der OÖ JagdAPP 56 SONNTAG, LEBENSRAUM. ab 60 6. OKTOBER 2019 Wildschutzprojekt OÖ – Zwischenbericht 60 Jagdlicher 62 Kleine Naturkunde: Das Rebhuhn Wertvolle Sträucher: Schwarzfrüchtige Apfelbeere 66 Frühschoppen 10:00 UHR URFAHRANER MARKT FESTZELT „Da Wirt 4s Fest“ SCHULE & JAGD. ab 67 Festzug (10:00 Uhr, Marktinfo) Jagdhornbläsergruppe Hohenbrunn HUNDEWESEN. ab 73 Bieranstich (11:00 Uhr) 1. OÖ Hubertusmusikkapelle Die Motivationslüge in der Abrichtung 73 Attnang-Puchheim (bis 14:00 Uhr) Gössl-Modeschau (14:00 Uhr) Mollner Marktmusikanten (ab 14:30 Uhr) BRAUCHTUM & JAGDKULTUR. ab 80 Tischreservierungen unter: https://4sfest.1 stevent.shop/?product_cat=so-06-10 SCHIESSWESEN. ab 83 AUS DEN BEZIRKEN. ab 85 KURSE & SEMINARE PRODUKTE AUF DEM JAGDSEKTOR. ab 92 Jagdliches Bildungs- und siehe Seite 53 InformationsZentrum NEUE BÜCHER. ab 96 Samstag, 2. November 2019 Kleinanzeigen 98 Wild auf Wild-Kochseminar Impressum, Sonne und Mond 99 „Ein ganzes Reh“ SEPTEMBER 2019 OÖ JÄGER 5
Vom Gamswild-Symposium 2019 des OÖ Landesjagdverbandes Gamswild in Bedrängnis? Lebensraum, Klimawandel, Bejagung Gamswild und der Klimawandel TEXT Dr. Armin Deutz FOTOS H. Sallmann, R. Reiner Ü ildtiere des Alpenraumes wur- optimalen Überwinterungsgebieten ver- Ernährungszustand im Herbst und damit den in den letzten Jahrzehnten ursachen höhere Durchschnittstempe- zu höheren Fallwildverlusten im Winter. mit sich wandelnden und neu- raturen oder Hitzeperioden auch eine Zunehmender Parasitendruck gemein- en Lebensraumfaktoren, zunehmenden Verminderung der Äsungsqualität. Diese sam mit den z.T. immunsuppressiv wir- Stressoren sowie Krankheitserregern gehaltsärmere und schlechter verdauli- kenden Störfaktoren und regional geän- und Infektionsrisiken konfrontiert. Ne- che Äsung führt zumindest bei Jungtie- derten Düngeverfahren (Gülledüngung) ben der ganzjährigen Mehrfachnutzung ren, die sowohl noch wachsen müssen wirken sich deutlich auf die Wildtierge- alpiner Lebensräume, dem Ansteigen als auch Fettreserven für den Winter sundheit, Fallwildraten und damit auf der Waldgrenze oder schwindenden anlegen sollten, zu einem schlechteren die Entwicklung von Populationen aus. 6 OÖ JÄGER SEPTEMBER 2019
THEMA Einflüsse auf die Entwicklung Umwelt länger überleben und auch hö- ten und ihre Entwicklungsstadien in der von Gamsbeständen heren Infektionsdruck erzeugen oder Losung einwirken kann und diese somit Bestimmend für die Sterberate (Morta- andererseits auch indirekt bei jenen länger infektiös bleiben. litätsrate) sind die Faktoren Beutegrei- Krankheitserregern, die über Vektoren fer (Prädation), Witterung und Klima, (z. B. Zecken, Stechmücken) übertragen Krankheiten, Unfälle und die jagdliche werden und deren Verbreitungsgebiet Entnahme. An Beutegreifern spielen bzw. Populationsgrößen klimatisch be- vor allem Adler, Fuchs und – wo vor- einflusst werden. Erregerhaltige Zecken Erregerhaltige Zecken und kommend – auch Luchs und Wolf eine und Stechmücken sind bereits in größe- Stechmücken sind bereits Rolle. Witterung (kurzfristig) und Klima ren Seehöhen nachweisbar als noch vor in größeren Seehöhen (über längere Zeiträume) haben einen zwei Jahrzehnten. Weiters können sich nachweisbar als noch vor Einfluss auf den Lebensraum (z.B. An- bei Krankheitserregern, die in ihrem Auf- zwei Jahrzehnten. steigen der Waldgrenze durch den Kli- treten eine jahreszeitliche Periodik auf- mawandel) oder auf die Äsungsqualität. weisen, Zeiträume mit höherem Infekti- Die Witterung im Winter/Nachwinter onsrisiko verlängern. Auch Parasiteneier Derzeit gibt es auch noch keine exak- und nach der Setzzeit ist hauptverant- und -larven sowie Zwischenwirte von ten Erkenntnisse über das Vorkommen wortlich für die Fallwildrate. Unfälle, Parasiten sind bereits in größeren Höhen von Endoparasiten bei Wildtieren ab- wie durch Steinschlag, Abstürze oder nachweisbar bzw. profitieren von höhe- hängig von der Höhenlage. Es wurde Lawinen, können auch direkt oder indi- ren Jahresdurchschnittstemperaturen. jedoch erkannt, dass Parasiten wie der rekt mit Witterungs- und Klimafaktoren In diesem Zusammenhang finden wir Große Leberegel, Labmagen-Dünndarm- zusammenhängen. Krankheiten können beispielsweise vermehrt eitrige Lungen- Trichostrongyliden oder Lungenwürmer seuchenhaft verlaufen, wie Gamsräude entzündungen bei Gamswild in der Fol- bei Wildwiederkäuern zunehmend in oder -blindheit, viele Krankheiten treten ge des Befalles mit Kleinen Lungenwür- höheren Lagen vorkommen, was auch im Rahmen unseres Gamswildprojektes „Modellregion Heiligenblut“ abzulesen war. Mittlerweile muss davon ausge- gangen werden, dass es im Zuge des Klimawandels, besonders in Jahren mit zeitigem Frühjahr und verzögertem Win- terbeginn zu einem deutlich gesteigerten Infektionsrisiko selbst in Höhenlagen von deutlich über 2.000 m Seehöhe kommen wird. Besonders überraschend an den Untersuchungen der letzten Jah- re war der Nachweis des Roten Magen- wurmes (Haemonchus contortus), der in der Außenwelt wärmeliebend ist und beim Gamswild in alpinen Lebensräu- men in früheren Jahrzehnten noch keine Bedeutung hatte, bis auf über 2.500 m Seehöhe. Mittlerweile verursacht dieser Abbildung 1: Einflussfaktoren auf die Mortalitäts(Sterbe-)rate von Gamswild Parasit regional teilweise erhebliche Aus- fälle bei Gamswild, was möglicherweise aber erst bei negativen Umweltfaktoren mern und sich sekundär aufpfropfenden auch mit der erst kurzen Koevolution klinisch auf („Faktorenkrankheiten“). bakteriellen Lungenentzündungen. Ne- zwischen Wirt und Parasit und damit Wenn die jagdliche Entnahme im kom- ben der Temperatur ist die Feuchtigkeit Problemen der Immunabwehr zusam- pensatorischen Bereich bleibt, wirkt sie in der Losung und in deren Umfeld ein menhängen könnte. Der rote Magen- nicht bestandsmindernd, wirkt sie aber wesentlicher Faktor für die Entwick- wurm, der Erreger der Haemonchose, additiv zu den anderen Faktoren, ist eine lung von Parasiten. Auch hier gilt, dass lebt im Labmagen von Wild- und Haus- gewollte/ungewollte Bestandsreduktion Feuchtigkeit und Nässe in Zusammen- wiederkäuern, ernährt sich von Gewe- zu erwarten. hang mit geeigneten Temperaturen das beteilen und saugt Blut aus der Labma- Überleben der Parasiten begünstigen. genschleimhaut. Durch das Saugen von Klimawandel und Krankheiten Trockenheit und hohe Temperaturen Blut sowie infolge von Nachblutungen Der Einfluss des Klimawandels auf töten parasitäre Stadien ab, ebenso wie kommt es zu großen Blutverlusten und die Verbreitung von Krankheitserre- direkte UV-Bestrahlung. Mit dem Anstei- Anämie. So nehmen 1.000 Würmer rund gern kann einerseits direkt erfolgen, gen der Waldgrenze und zunehmendem 50 ml Blut pro Tag auf (ROMMEL et al., indem Krankheitserreger bei höheren Schattenwurf der Bäume kommt es auch 2000). Bei der Sektion zeigen erkrankte Jahresdurchschnittstemperaturen in der dazu, dass weniger UV-Licht auf Parasi- Stücke blasse, blutarme Organe, Milz- SEPTEMBER 2019 OÖ JÄGER 7
läufig sein, in anderen Gebieten deutlich zunehmen. Weiters sind Zecken auf geeignete Wirtstiere angewiesen, deren Verbreitungsgebiete jedoch ebenfalls kli- maabhängig sind. Schildzecken werden rund 5 Jahre alt, Lederzecken sogar bis zu 10 Jahre. Mittlerweile ist ein Vordrin- gen des Gemeinen Holzbockes (Ixodes ricinus) in unseren Breiten bis in See- höhen zwischen 1.500 und 1.700 m und darüber hinaus festzustellen. Für dieses Vordringen sind die milderen Winter mit einer geringen Anzahl von Tagen mit unter -12° C verantwortlich. Es ist auch belegt, dass Ze-cken bei höheren Win- tertemperaturen im Winter aktiv bleiben und auf Wirtssuche gehen, unter 6 – 7° C ziehen sich Zecken in die Laubstreu zurück und verweilen dort inaktiv, um sich vor Kälte zu schützen. In extrem milden Wintern kann die Winterruhe vollkommen ausfallen. Zur Babesiose, verursacht durch ein- zellige Blutparasiten, die durch Zecken übertragen werden, liegen bei Wild- wiederkäuern Untersuchungen aus der Schweiz vor. MICHEL et al. (2014) un- tersuchten die Rolle von Wildwiederkäu- ern als Wirte dieser zeckenübertragenen Parasitose. In 10,7 % von insgesamt 984 untersuchten Blutproben von Reh-, Rot- , Gams- und Steinwild aus der Schweiz konnten fünf verschiedene Babesien- Spezies nachgewiesen werden. Mit dem Ansteigen der Temperaturen und damit der Zecken ist zukünftig sicherlich mit häufigeren Nachweisen bei Gams- und Abbildung 2: Höhere Temperaturen haben negativen Einfluss auf die Äsungsqualität und steigern den Infektionsdruck mit Parasiten – besonders Jungwild ist betroffen. Steinwild zu rechnen, wie auch im Un- tersuchungsgebiet bei einem Fall in Ju- vergrößerung, Flüssigkeitsansammlung dieser Vektoren, die bereits allein schon denburg/Steiermark auf einer Seehöhe in Brust- und Bauchhöhle sowie tiefrotes in der zunehmenden Verbreitung von von 1.500 m nachgewiesen. Dieser Fall, Knochenmark. Neben dem Blutverlust Zecken in Hochlagen erkennbar sind. übrigens der erste beschrieben klinische kommt es aufgrund einer verminderten Zusätzlich ist mit dem Auftreten von bis- Fall bei Gamswild in Österreich, ist ein Salzsäureproduktion und einem An- lang in Mitteleuropa nicht vorkommen- deutliches Zeichen des stattfindenden stieg des pH-Wertes im Labmagen zu den Zeckenarten zu rechnen. Klimawandels und seiner Auswirkung Verdauungsstörungen, beispielsweise auf Krankheitserreger und Krankheits- einer Störung der Eiweißverdauung. Die Zecken übertragen eine Reihe bedeuten- überträger (hier Zecken). Glaubte man Haemonchose führt häufig zu schweren der Infektionskrankheiten, wie beispiels- vor wenigen Jahrzehnten noch, dass ze- klinischen Erkrankungen und plötzli- weise Borreliose, Frühsommer-Menin- ckenübertragene Krankheiten lediglich chen Verendensfällen. goenzephalitis (FSME), Babesiose oder bis zu einer Seehöhe von rund 1.000 m auch Tularämie. Die Verbreitung der relevant seien, muss heute davon ausge- Zecken als Krankheitsüberträger weltweit rund 850 Zeckenarten ist vor gangen werden, dass diese Krankheiten Zecken sind neben Stechmücken in Mit- allem von Witterungsfaktoren wie der bereits in deutlich höheren Lagen vor- teleuropa die bedeutendsten Überträger Temperatur und Luftfeuchtigkeit abhän- kommen, was infektionsgefährdete Ge- von Krankheitserregern (Viren, Bakte- gig. In trockenen Gebieten, die zukünftig biete wesentlich ausdehnt (SCHEBECK rien und Parasiten) auf Menschen und noch weniger Niederschläge haben wer- et al., 2014). Bei Rindern wurde die Ba- Tiere. Der Klimawandel hat auch Ein- den, wird vermutlich das Infektionsrisi- besiose bereits auf ca. 1.700 m nachge- flüsse auf die Ökologie und Verbreitung ko durch den Gemeinen Holzbock rück- wiesen. 8 OÖ JÄGER SEPTEMBER 2019
THEMA Gamswild und der Klimawandel Hitzesommer ber-Isotherme) wurde nachgewiesen. dingungen bzw. dadurch verursachten Hitzesommer, wie sie beispielsweise Das Klimamodell MM5 zeigt für die Stress reagieren: 2003 und 2013 zu beobachten waren, nächsten 50 Jahre einen prognostizier- 1. Ausharren unter den geänderten waren sowohl für Haus- als auch für ten Anstieg dieser Isothermen um ca. Bedingungen (Stress-Toleranz) Wildtiere ein enormer Stressfaktor. Nicht 450 Höhenmeter, was bedeutet, dass 2. Abwandern in Gebiete mit besser nur bei Rot- und Rehwild, sondern auch langfristig auch die Baumgrenze auf die- passenden beim Gamswild lagen die Durchschnitts- se Höhe ansteigen wird. Bedingungen (Stress-Vermeidung) gewichte aller Altersklassen im und oder nach dem Extremsommer 2003 durch Auch kleinstandörtliche Gegebenheiten, 3. Aussterben. Hitzestress und Wassermangel deutlich im Speziellen das Mikroklima in der Ve- unter jenen der beiden vorhergehenden getation, üben einen starken Einfluss auf Die prognostizierten Änderungen der Jagdjahre. Das Durchschnittgewicht von das Vorkommen von Pflanzen und Tie- klimatischen Standortsbedingungen Gamswild war beispielsweise in der Stei- ren aus. beeinflussen auch die chemische Zu- ermark um 0,5 kg niedriger. Im Herbst/ sammensetzung der Pflanzen, die sich Winter 2003 war eine Häufung von Pa- Klimawandel und Vegetation wiederum direkt auf die Äsungs-/Fut- ratuberkulosefällen bei Wild zu beob- Phänologie ist die Wissenschaft, jährlich terqualität auswirkt. Eine der wichtigs- achten, was jedenfalls durch die hitze- periodisch wiederkehrender Ereignisse ten Ursachen der Klimaänderungen ist bedingte Schwächung über den Sommer bei Pflanzen und Tieren, wie Entfalten die Erhöhung der CO2-Konzentration in mit-bedingt sein könnte. der Blätter, Blüte, Fruchtreife oder die der Atmosphäre. Dieses Gas spielt für Ankunft von Zugvögeln zu erfassen. Der die Pflanzen bei der Photosynthese eine Anstieg der globalen Mitteltemperatur zentrale Rolle und so hat dieser Parame- Lebensräume macht sich hier durch eine Verschiebung ter auch Auswirkungen auf die Pflanzen. Wildtierarten wie Gams- und Steinwild des jahreszeitlichen Zyklus von Pflanzen Generell profitieren speziell Gräser von haben sich im Laufe ihrer Evolution per- und Tieren hin zu früheren Beginnzei- mehr CO2, es kann aber auch zu Prob- fekt an das Leben in alpinen Regionen ten im Frühling und zu einem späteren lemen führen, da durch mehr CO2 der angepasst und sind somit Teile dieses Ende der aktiven Zeit im Herbst bemerk- vorhandene und begrenzte Stickstoff im sehr empfindlichen Ökosystems gewor- bar. Seit den frühen 1960er Jahren hat Pflanzengewebe sozusagen “ver-dünnt” den. Bei einem allgemeinen Ansteigen sich laut Untersuchungen im Rahmen werden könnte, die Blätter also weniger der Waldgrenze aufgrund der Klimae- des (europaweiten) Netzwerkes phäno- Stickstoff (Rohprotein) enthalten, was rwärmung und regionalem Rückgang logischer Gärten die Länge der Vegeta- zu einem erhöhten Fraß-/Äsungsdruck der Almbewirtschaftung verringert sich tionsperiode durchschnittlich um ca. führen würde, da die Pflanzenfresser die- der Lebensraum dieser Wildtierarten zehn Tage erhöht, davon sechs im Früh- selbe Menge an Stickstoff (Proteine) auf- massiv. Durch das Entstehen suboptima- jahr und vier Tage im Herbst. Pflanzen nehmen müssen. Ebenso werden auch ler Lebensräume kommt es bei diesen und Tiere können grundsätzlich auf drei sekundäre Pflanzenstoffe wie Tannine Wildtieren zur Abnahme und zum Ver- Arten auf Änderungen der Umweltbe- beeinflusst, deren geänderte Konzent- schwinden einzelner Populationen, Ver- armung genetischer Ressourcen, Schwä- chung der Abwehrlage und damit auch vermehrt zu Infektionskrankheiten und Parasitosen. Als Grundlage für die Ermittlung der Veränderungen wurde die Temperatur- entwicklung der vergangenen 50 Jahre in einem Projektgebiet in den Niederen Tauern genauer betrachtet sowie das Klimamodell MM5 für eine Abschät- zung der zukünftigen Erwärmung her- angezogen (Schaumberger et al. 2006). Das Klimamodell prognostizierte für die nächsten 50 Jahre eine Erwärmung von ca. 2,2 °C für das Untersuchungsgebiet (mittlerweile wird bereits von einer we- sentlich stärkeren Erwärmung ausgegan- gen). Das Baumwachstum ist sehr stark von der Temperatur abhängig und eine hohe Korrelation zwischen der Wachs- tumsgrenze von Bäumen und der 10 °C Juli-Isotherme (oder 6,9 °C Mai–Okto- SEPTEMBER 2019 OÖ JÄGER 9
ration wiederum die Verdaulichkeit der tionen in den italienischen Alpen und sie wichtig, effiziente Informationssysteme aufgenommenen Biomasse beeinflusst. fanden deutliche Hinweise, dass höhere über Wildbestände, auftretende Krank- Temperaturen im Frühling und Sommer heiten und jagdliche Eingriffe einzurich- Im Zeitraum zwischen 1993 und 1997 dafür verantwortlich sind. Und zwar ten, erkrankte und verdächtige Stücke wurden auf ehemals insgesamt 16 Alm- nicht hauptsächlich wegen der Einflüsse verstärkt zu untersuchen, Wildbestände flächen in der Obersteiermark vor allem des Klimawandels auf die Produktivität an den jeweiligen (Winter-)Lebensraum der Ertrag und die Futterqualität von und Phänologie der Pflanzenbestände, anzupassen, die Freizeitnutzung zu len- Almweiden erfasst. Ergänzende Unter- sondern deshalb, weil bei hohen Tem- ken, den Jagddruck im Winter zu redu- suchungen zeigten schon damals den peraturen und dem damit verbundenen zieren und Wildruhezonen einzurichten. Einfluss der Vegetationsdynamik auf die Meideverhalten von zu warmen Lebens- Futterqualität. Die 16 Versuchsstandorte räumen weniger Zeit für die Äsungsauf- wurden gleichmäßig nach den Stand- nahme aufgewendet wird. Über Manage- Verwendete und weiterführende ortfaktoren Seehöhe, Exposition und mentmaßnahmen könnten geeignete Literatur Grundgestein ausgewählt, die Standorte Äsungsgebiete vergrößert werden, um Die Liste kann in der Geschäftsstelle verteilten sich auf 1.100, 1.300, 1.500 diesem Trend etwas zu begegnen. des OÖ Landesjagdverbandes und 1.700 Meter. Die ursprünglichen Flä- angefordert werden: chen wurden 2014 und 2015 im Rahmen ooe.jaeger@ooeljv.at des Projektes „StartClim2014.D“ in klei- Mögliche Strategien nerem Maßstab wiedereingerichtet und Wirksame Gegenstrategien und Maß- erneut auf Futterqualität und botanische nahmen gegen eine Verschlechterung Zusammensetzung überprüft (DEUTZ et der Lebensbedingungen für Wildtiere al., 2015). Zwischen dem Erntetermin im Alpenraum und eine Zunahme von und dem damit verbundenen Reifesta- Wildkrankheiten bzw. eine geänderte dium sowie dem Rohfasergehalt besteht Raumnutzung von Wildtieren mit mög- eine enge Beziehung. Die phänologische licherweise erhöhtem Infektionsdruck Entwicklung der Pflanzenbestände zeigt sowie Schadensdruck auf die Waldvege- eine Geschwindigkeit von rund 17 m tation können nur erfolgreich sein, wenn Seehöhe pro Tag und die Rohfaserzu- sie interdisziplinär angestrengt werden. nahme beträgt 1 g Rohfaser/Tag. Unter Aus landwirtschaftlicher Sicht wurden Annahme einer Temperaturerhöhung in u.a. Auf- und Abtriebszeitpunkte von OÖ Gamswild- wärmeren Sommern um 1,7° C würde Weidevieh, der Dichte der Bestoßung Symposium 2019: der Almsommer im Untersuchungs- der Almflächen, Entwurmung von Wei- Gamswild in Bedrängnis? gebiet im Mittel um rund drei Wochen devieh, Düngungsmanagement (Gülle Lebensraum, früher beginnen. Dies bedeutet eine Zu- auf Almflächen!?), Maßnahmen gegen Klimawandel, Bejagung nahme des Rohfasergehaltes um 22 g/ das Zuwachsen von Almflächen durch kg Futtertrockenmasse und damit eine Ansteigen der Waldgrenze und das För- schlechtere Verdaulichkeit der Äsung derwesen diskutiert. Seitens der Forst- Die Tagungsband besonders für Jungtiere. Durch eine wirtschaft wurden das Schwenden, ein zum Gamswild-Symposium 2019 schlechtere Ernährungssituation wird Waldgams-Verbissschutz und die Scha- die körperli-che Entwicklung gehemmt densanfälligkeit der Wälder angespro- Gamswild und die Krankheitsanfälligkeit alpenweit gesteigert. Zudem treten Hitzestress und chen und seitens der Jagd ging es u.a. um nachhaltige Abschussplanung bei in Bedrängnis? zwischenartliche Konkurrenz zwischen Gams- und Steinwild unter Berücksich- Lebensraum,Klimawandel, beispielsweise Rot- bzw. Steinwild und tigung der aktuellen Fallwildraten, bes- Bejagung Gamswild auf. seren Altersklassenaufbau (ausreichend alte, erfahrene Stücke = Erfahrungsträ- ist in der Geschäftsstelle erhältlich. ger), Erhaltung einer möglichst großen Kosten € 10,00 Folgen suboptimaler Lebensräume genetischen Breite (kein Abschuss nach Solange der Vorrat reicht. Änderungen im Klima und in der Um- engen Selektionskriterien, da es zukünf- welt hatten in den letzten Jahrzehnten tig vielleicht gegenüber den heute vor- bei unterschiedlichen Tierarten einen wiegend auftretenden Genvarianten z.B. Einfluss auf die Körpergröße. Die meis- bei Gamswild andere brauchen könnte, ten Studien vermuteten indirekte Ein- um sich besser auf geänderte Umweltbe- flüsse des Klimas auf die Verfügbarkeit dingungen einstellen können), frühzei- der Ressourcen. MASON et al. (2014) tige Abschusserfüllung und Rotwildre- beschreiben einen Rückgang des Körper- gulierung. Aus veterinärmedizinischer gewichtes beim Gamswild (Rupicapra und wildbiologischer Sicht wäre es im rupicapra) in drei benachbarten Popula- Zusammenhang mit Wildkrankheiten 10 OÖ JÄGER SEPTEMBER 2019
THEMA BEZAHLTE ANZEIGE Gamswild und der Klimawandel dS START SMART SEE THE UNSEEN SEPTEMBER 2019 OÖ JÄGER 11
Die Rohrweihe in Oberösterreich Feind der Ratten und Wiesel oder der Junghasen? TEXT Dr. Helmut Steiner FOTOS G. Rotheneder, T. Krumenacker S ehr präzise beschreibt der Jäger, streicht über die Fledderwiese, weht em- kreist oben im Blau, zieht weitere Rin- Naturschutz-Pionier und Schrift- por, schaukelt nieder, schwebt zurück, ge und kommt herabgeflattert, taumelt, steller Hermann Löns vor über schwimmt über den Rohrwald, biegt um als wären ihm die Schwingen zerschos- 100 Jahren die Ästhetik des Rohrweihen- das Weidicht, hebt sich über die Birken, sen, überschlägt sich, stürzt fast bis auf Balzfluges: verschwindet bei den Schlehen, taucht die goldenen Kuhblumen in der Wiese, „Ein Schemen strich über das Rohr, ein in der Bucht wieder auf, rudert an dem kreischt einen gellenden Katzenschrei, Schatten fiel auf das Wasser, ein dünner Ufer entlang, klaftert über die Insel fort, steigt mit angestrengten Flügelschlägen Pfiff erscholl, ein klägliches Schreien ist fort, ist wieder da, hebt sich höher wieder empor, bis er fast auslischt in der erklang. Ein großer brauner Raubvogel und höher, erlischt zum Fleckchen, Höhe, wird wieder hinabgeschleudert 12 OÖ JÄGER SEPTEMBER 2019
REPORT und steigt wieder empor, tief unten in bussard, bei ähnlicher Flügelspannwei- Außerdem besitzt er eine deutlich grö- den Wiesen abermals hinunterwirbelnd, te. Wie bei allen Greifvögeln, sind die ßere Flügelspannweite (bis über 1,5 m). nun hoch in der Luft und jetzt dicht über Männchen kleiner als die Weibchen. Sie Ähnlichkeit besteht, weil auch Milane dem Boden das seltsame Spiel wiederho- beherrscht den langsamen, energiespa- einen schwebenden Suchflug durchfüh- lend, bis unter ihm ein zweiter Vogel da- renden Gleitflug und kann dadurch bes- ren, allerdings seltener so tief über dem hinschaukelt…“ ser über hoher Vegetation, wie Graslän- Boden. dern und Getreide, jagen. Sie hört sehr Schwarzmilan: Er ist farblich oft ähn- Zutreffend erwähnt er auch die vielseiti- gut und reagiert bei der Jagd unmittelbar lich. Der Schwarzmilan hat aber einen ge Ernährung, von Mäusen, Ratten, bis auf Geräusche von Beutetieren. leicht gegabelten Schwanz/Stoß. Außer- zu Insekten, Maulwürfen, Fröschen, Ei- dem hat er eine größere Flügelspannwei- dechsen, Schlangen, Fischen, Klein- und te (bis 1,5 m). Jungvögeln, Junghasen, und dergleichen Kornweihe: Sie tritt bei uns vor allem (vgl. Uttendörfer 1939, Glutz von Blotz- zwischen Oktober und Anfang April auf, heim et al. 1971, Schipper 1977, Bock Die Rohrweihe ist mit ebenfalls in offenen Feldlandschaften. 1978, Lange & Hofmann 2002, Mebs & rund 400 – 600 Gramm etwa Weibchen und Junge sind heller braun Schmidt 2006, Arroyo 1997 für die Wie- ein Drittel leichter als ein als die Rohrweihe und haben einen auf- senweihe). Mäusebussard, bei fälligen weißen Bürzel (Stelle oberhalb ähnlicher Flügelspannweite. der Schwanzwurzel). Alte Männchen se- Lebensweise hen ganz anders aus, sie sind silbergrau Die Färbung der Rohrweihe variiert mit schwarzen Flügelspitzen. von schokoladebraun bis hellbraun be- Emotionen sind für den Artenschutz Wiesenweihe: Sie ist noch leichter ge- ziehungsweise blaugrau, oft mit sem- sehr wichtig. Der Flug der Rohrweihe baut (ca. 300 g). Farblich ähnelt sie sehr melgelbem Kopf (siehe Fotos). Als wirkt sicher elegant. Aus größerer Nähe der Kornweihe (siehe oben). Wiesen- Zugvogel erscheint sie bei uns norma- weist sie ein „Wieselgesicht“ auf. Ist das weihen kann man bei uns meistens von lerweise Ende März und zieht bis Ende der Grund, warum sie auf manche weni- Ende April bis September beobachten, September ab. Alte Männchen kommen ger sympathisch wirkt als der majestäti- allerdings deutlich seltener als die Rohr- als erste zurück (Abb. 1). Die Art zieht sche Rotmilan oder als Falken mit ihrem weihe. nicht nur tagsüber, sondern auch nachts klaren Blick? Zahlreiche Gespräche mit (Gatter 2000; Eigenbeob.). Sie ist in der der ländlichen Bevölkerung zeigen, dass Österreichisches Vorkommen Lage, Meere zu überqueren. Die Haupt- diese Art mit Sympathie- und Akzep- National liegen die Hauptvorkommen überwinterungsgebiete liegen in Afrika, tanzproblemen zu kämpfen hat. Oder im Osten des Bundesgebietes (Dvo- sie kann aber auch im Mittelmeerraum kommt es nicht gut an, dass sie ihrer rak et al. 2017). Zu nennen ist hier das überwintern (vgl. Arroyo & King 1995). Beute in dichte Vegetation hinterhersto- Nordburgenland, vor allem das Gebiet Nach der Ankunft im Brutgebiet finden ßen kann, wendiger als ein Milan oder des Neusiedler Sees mit seinem brei- auffällige Balzflüge im freien Luftraum Bussard? ten, schutzbietenden Schilfgürtel, das statt, wie Hermann Löns sie beschreibt. früher das fast einzige Brutvorkommen Alte Männchen haben auch Blaugrau im Rohrweihen_Steiner_Abb1 Rohrweihe Grafik Durchzug.xlsx Bestimmung und war (Gamauf 1991, 1992, 1997). Auch Gefieder und wirken dadurch „bunt“. Die ähnliche Greifvögel im Osten Niederösterreichs erfolgte in Rohrweihe ist mit rund 400-600 Gramm Rotmilan: Der rötliche Rotmilan hat den vergangenen 30 Jahren eine stärke- etwa ein Drittel leichter als ein Mäuse- einen tief gegabelten Schwanz/Stoß. re Ausbreitung, teils auch bei anderen Weihen (Sachslehner et al. 2005, 2013). 18 Auch in anderen Bundesländern wie der 16 Steiermark und Salzburg kam es damals zu einzelnen Bruten (Samwald & Sam- 14 wald 1993, Sutter 1996). 12 10 Lage in Oberösterreich unbestimmt Vor etwa 150 Jahren brütete die Rohr- 8 Schlichtkleid weihe in den Verlandungszonen der 6 Männchen Flüsse Oberösterreichs, gehört also zur angestammten, natürlichen Tierwelt. 4 Die Brutvorkommen erloschen danach 2 infolge Verfolgung durch den Menschen. In den 1980er Jahren kehrte sie im Zug 0 einer europaweiten Erholung als Brutvo- 1.-10.3. 11.-20.3. 21.-31.3. 1.-10.4. 11.-20.4. 21.-30.4. 1.-10.5. 11.-20.5. 1.-10.6. 11.-20.6. 21.-30.6. 1.-10.7. 11.-20.7. 21.-31.7. 1.-10.8. 11.-20.8. 21.-31.8. 1.-10.9. 11.-20.9. 21.-30.9. 1.-10.10. 11.-20.10. 21.-31.10. 1.-10.11. 11.-20.11. 21.-30.11. 21.-31.5 gel zurück (Mammen & Stubbe 2003, Ge- deon et al. 2014). Bei uns war dies zuerst Abb. 1: Durchzugs-Muster der Rohrweihe in Oberösterreich (n=83, 1990er Jahre) der Untere Inn (vgl. G. Erlinger). Später SEPTEMBER 2019 OÖ JÄGER 13
wurden dann auch das Traunviertel und Weit verbreitet: die Nichtbrüter sorgung der Weihenarten kommen (vgl. andere Gebiete besiedelt. Wie etwa das Mit den Brutvögeln nicht verwech- Arroyo 1998, Joest 2011, Härting & Illner Machland, das Ibmer Moor oder spora- selt werden sollten die Nichtbrüter. Sie 2012, H. Illner per mail). In Oberöster- disch das Eferdinger Becken (Steiner & scheinen in keiner Bestandsstatistik auf, reich ist dies weniger der Fall. Erlinger 1995). Im Traunviertel brüteten sind aber natürlich im Ökosystem wirk- maximal fünf Paare in vier Schilfgebie- sam. Daraus resultieren viele Missver- Feldhase und Rohrweihe ten an Teichen und Flüssen. Diese waren ständnisse zwischen Vogelbeobachtern Im Burgenland ergab eine Umfrage der oft erstaunlich klein oder lagen weniger und Jägern. Oftmals wenig scheu, lassen Universität für Bodenkultur, dass ein als 50 m von Störungsquellen wie Park- sie den Menschen auf weniger als 50 Großteil der Jagdausübungsberechtigten plätzen entfernt. Meter an sich heran. Sie geben Anlass der Ansicht war, die Rohrweihe würde zu so manchen Spekulationen. Gegen- erwachsene Hasen erbeuten (C. Böck Am Inn und im Traunviertel wurden wärtig können sie im ganzen Bundes- per mail, Haindl 2013). In Wirklichkeit durch Georg Erlinger und Helmut Steiner land Oberösterreich auftreten. Woher hat die Rohrweihe jedoch schwächere auch erstmals die wichtigen nahrungs- kommen nun diese Nichtbrüter? Wohl Fänge (Krallen) als der Mäusebussard, ökologischen Untersuchungen durchge- aus den kopfstarken Vorkommen in und Hasen über 400-500 g können kaum führt. Tschechien, der Ungarischen Tiefebene noch bewältigt werden. Hasen wachsen Dazu wurden Rupfungen, Gewölle und oder der Norddeutsch-Polnischen Tief- also sehr schnell aus dem Beutebereich andere Nahrungsreste an den Schilfhors- ebene, ähnlich wie beim Silberreiher. der Rohrweihe heraus (Zörner 1996). ten aufgesammelt und bestimmt. Am Denn die meisten Rohrweihen brüten Der Feldhase ist keinesfalls die Haupt- Inn waren junge Lachmöwen aus der in ihrem zweiten oder dritten Lebens- beute der Rohrweihe. dortigen Großkolonie eine Hauptbeute. jahr noch nicht und streichen dann in Im Traunviertel bei Kremsmünster war nahrungsreichen Gebieten umher. Dies Erbeutung von Ratten und Wieseln die Nahrung sehr vielseitig. Mäuse wa- ist auch daran zu sehen, dass kaum je- Für eine nüchterne Betrachtung ist es ren die Hauptbeute. Daneben wurden mals ausgefärbte alte Männchen unter wichtig, dass die Rohrweihe ein Haupt- verschiedene Kleinvögel, Jungvögel mit ihnen anzutreffen sind. Die Anzahl der feind für Ratten und Wiesel ist. eher bodennaher Lebensweise, aber Nichtbrüter ist schwer anzugeben, da Bei Fahrten mit dem Mähdrescher fällt auch baumbrütende Arten wie Tauben sie weniger ortsfest sind. Schätzungs- auf, wie häufig sich Wanderratten in erbeutet. weise treten gegenwärtig einige Hundert den großen, strukturarmen Getreidefel- in Oberösterreich auf. Am zahlreichsten dern tummeln. Weniger auffällig sind Die Rohrweihe jagt demzufolge nicht sind sie im August, wenn auch diesjähri- die Wiesel, wo überfahrene Straßen- nur über Feldern, Wiesen, Verlandungs- ge Jungvögel aus dem Norden für kurze verkehrsopfer andeuten, wo sie überall zonen und dergleichen, sondern auch Zeit durchstreichen. Aufgrund intensiver vorkommen. In diesen Lebensräumen über Waldlichtungen, Waldrändern und Beobachtungstätigkeit kann man sagen, haben sie wenige Feinde, die auf sie zu- dringt fallweise auch in dichtere Baum- dass sie in den letzten Jahren im zentra- greifen können. vegetation vor. len Traunviertel wieder etwas zurückge- Wanderratten und auch Wiesel sind Seit Ende der 1990er Jahre sind die Brut- gangen sind. Fressfeinde von Gelegen der Bodenbrü- vorkommen wieder rückläufig (Steiner ter, also Wachtel, Rebhuhn, Fasan, Kie- 2005, 2014, siehe Abb. 2). Beute ein Mangelfaktor? bitz, Feldlerche und dergleichen. So brütet sie heute im Traunviertel nicht Dort, wo Kulturlandschaften sehr inten- Sowohl Ratten als auch Wiesel haben mehr regelmäßig. In diesem Zusammen- siv und ausgeräumt sind, wie Nordbay- mit 100-300 Gramm die optimale Beu- hang wurden konkrete Hinweise auf ern, der Hellwegbörde oder Ostdeutsch- tegröße für die Rohrweihe, und sind in menschliche Verfolgung erbracht (vgl. land, kann es in mäusearmen Jahren zu zahlreichen Studien als ihre Beute do- Schlapp 2005). Nahrungsengpässen bei der Jungenver- kumentiert. Auch Fotoaufnahmen von Bestandsentwicklung wiedereingewanderter Rohrweihen in Oberösterreich diesen Erbeutungen existieren (z.B. Bi- jlsma 1993, mit Wiesel). Einmal in die Luft gehoben, sind diese bissigen Tiere 25 relativ wehrlos. Letztendlich kann des- Bestandsgröße (Paare) halb die Wirkung auf Niederwild derzeit 20 niemand seriös beurteilen (vgl. Mönkkö- 15 nen et al. 2007). Denn wenn die Bestän- de der Wanderratten und Wiesel auf den 10 Feldern deutlich reduziert werden, ist dies sehr günstig für die Gelege der Reb- 5 hühner und Fasane. Hier besteht noch 0 großer Forschungsbedarf. 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 Die Rohrweihe ist auch ein Nestfeind für die kleineren Weihenarten, wie Wiesen- Jahr Abb. 2: Bestandsentwicklung der sesshaften Rohrweihen-Paare in Oberösterreich (zuletzt geschätzt) weihe und Kornweihe. 14 Bestandsentwicklung OÖ JÄGERwiedereingewanderter SEPTEMBER 2019 Rohrweihen in Oberösterreich 25 e)
REPORT Die Rohrweihe in Oberösterreich: Feind der Ratten und Wiesel oder der Junghasen? Rohrweihen-Weibchen im Flug. Nach der Ankunft im Brutgebiet finden auffällige Balzflüge im freien Luftraum statt. Besserer Schutz des Niederwildes mehr als nur beschreibend analysieren umfasst meist vier bis sechs Eier, denn braucht bessere Räuber-Beute- (Fallbeispiel Kiebitz, Steiner 2014, 2017, am Boden können viele Feinde die Brut Forschung 2018). Das heißt, dass sowohl die räum- gefährden. Flügge werden allerdings nur Allenfalls kann man gewisse Analogie- liche als auch die zeitliche Dichteabhän- selten alle Jungen, denn infolge Nah- schlüsse aus sehr umfangreichen Unter- gigkeit der Prädation beurteilt werden rungsmangel gehen bei vielen Weihen suchungen an der verwandten Kornwei- kann. Dies ist nur möglich, wenn gleich- die jüngsten Nestgeschwister häufig zu- he aus Großbritannien ziehen (Redpath zeitig großräumige und langfristige Be- grunde (vgl. Arroyo 1994, 1998). Nach 1991, Redpath & Thirgood 1999, Thir- standserhebungen der Beute und zu- Steiner & Erlinger (1995) sind es meist good et al. 2000a,b, Amar et al. 2004, vier Junge. Das ist mehr als bei heimi- Baines et al. 2008, Thirgood & Redpath schen Mäusebussarden, wo es meist 2008). Hier wurden Einflüsse auf Sing- zwei (oder drei) sind, oder bei Habich- vögel, Watvögel und Moorschneehühner ten, der ebenfalls meist zwei oder drei untersucht. Mittels umfangreicher Be- Aus Oberösterreich liegen Junge zum Ausfliegen bringt. Es ist auch standserhebungen der Beutepopulatio- Beobachtungen vor, dass Fasanen- mehr als bei Rotmilanen, wo es hierzu- nen in einer ganzen Reihe von Gebieten, hähne Rohrweihen erfolgreich lande meist drei (zwei bis vier) sind (H. Nahrungsanalysen, Frequenz der Beute- vertreiben konnten. Steiner unpubl. Daten). übergaben aus Verstecken und derglei- chen. Es konnte durchaus zu Einflüssen Die Rohrweihe ist Nesthocker und be- kommen, jedoch vor dem Hintergrund sätzlich ebensolche Beuteanalysen beim ginnt mit dem Gelege erst, wenn das Ge- der Verschlechterung des Habitats, weil Prädator durchgeführt werden. Damit treide höher steht, also Ende April und sich unter dem Einfluss des Menschen sind wir in der Lage, Schutzprojekte so- Mai. Die Brutzeit dauert allerdings über Heidekrautgebiete in grasdominierte wohl für alle Kulturlandvögel, als auch zweieinhalb Monate, sodass die Getrei- Vegetation veränderten. Hohe Bestände das Niederwild auf eine völlig neue Ba- deernte beginnt, bevor die Jungen flügge von Mäusen und des Kleinvogels Wie- sis zu stellen. sind. Damit haben die Jungen nur gerin- senpieper ermöglichten einen „Nah- ge Überlebenschancen, falls keine spezi- rungsgrundstock“ und Anziehungsfak- Brutgewohnheiten ellen Schutzmaßnahmen ergriffen wer- tor im Gebiet für die Weihen, die dann Wie fast alle Weihen, ist auch die Rohr- den. 2018 kam es zu einer Dreierbrut in sekundär auf die Moorhühner zugriffen. weihe ein Bodenbrüter. In den Bäumen Getreide auf der Traun-Enns-Platte, die Aus Oberösterreich liegen Beobachtun- wäre sie auch den ökologisch ähnlichen erfolglos verlief. In Schilfgebieten kann gen vor, dass Fasanenhähne Rohrwei- Bussarden unterlegen, auch bei der die Brut auch bereits Ende März, Anfang hen erfolgreich vertreiben konnten (J. Nestverteidigung. Sie geht entweder in April starten und die Jungen können so Sperrer pers. Mitt.). Mittlerweile liegen Schilf oder in Getreide und dergleichen, wie Mäusebussarde und Habichte Ende auch aus Österreich erstmals substan- was bei uns allerdings kaum vorkommt. Juni flügge werden. In manchen Fällen zielle Untersuchungen an Bodenbrütern Dabei wird eine Plattform aus Halmen kommt es bei Weihen auch zur Polygy- vor, die die Räuber-Beute-Beziehung oder Reisig errichtet. Die Gelegegröße nie, also dass ein Männchen mehrere SEPTEMBER 2019 OÖ JÄGER 15
REPORT Die Rohrweihe in Oberösterreich: Feind der Ratten und Wiesel oder der Junghasen? Weibchen hat (vgl. Arroyo 1996, 1999). de der Rohrweihe beeinflusst, ist derzeit außeralpinen) und dergleichen weiter Dafür sind gute Nahrungsbedingungen nicht bekannt. Die gegenwärtige Uhu- direkt an hsteiner@forumartenschutz.at die Voraussetzung, wie Mäusejahre oder Dichte ist aber sicher zu gering, dass zu mailen. Nur diese Vorgangsweise ga- die Nähe von Vogelkolonien. stärkere Effekte auf die Rohrweihenpo- rantiert einen effizienten Schutz. pulation auftreten. Dies kann sich aber Dr. Helmut Steiner Fressfeinde der Weihen schnell ändern, wie das Beispiel der Es gibt kaum konkrete Forschungsergeb- starken Uhu-Zunahme im Tiefland von Dank nisse zur Wirkung natürlicher Feinde bei Schleswig-Holstein zeigt. Ich danke der Naturschutzabteilung des den Weihen. Ist es deswegen unwissen- Mehr Wirkung haben jetzt die Feinde Amtes der Oberösterreichischen Landes- schaftlich, diese Frage näher zu disku- unter den Säugetieren, die weit höhere regierung, Herrn Ing. Gerald Neubacher tieren? Mitnichten. Lange Zeit spielten Dichten erreichen können. Der Habicht und Herrn Dipl.-Ing. Josef Forstinger, für diese Fragen weder in Lehre und For- geht auf der Traun-Enns-Platte seit 25 die Unterstützung des Artenschutzpro- schung der universitären Wildbiologie Jahren zurück, vor allem an deren Rän- jektes Rohrweihe. Georg Erlinger (+) Mitteleuropas, noch bei herkömmlichen dern, wie detaillierte Untersuchungen überließ mir sein umfangreiches Daten- Vogelbeobachtern eine Rolle. Erst recht nachwiesen (Steiner 2015). Auch der material zu Bruterfolg und Ernährung nicht in der Jagdpraxis. Heute weiß man Kaiseradler befliegt bereits das Land der Rohrweihe am Unteren Inn. Karl jedoch, dass bei allen kleineren, mitt- Oberösterreich, wie satelliten-teleme- Huber danke ich für die Vermittlung von leren und sogar vielen größeren Beute- trierte Vögel zeigten, und ist nicht am Bildmaterial und Beobachtungsdaten, greifern nicht nur das Nahrungsangebot, Ende einer Entwicklung, sondern steht Martin Brader für solche aus den 1990er sondern auch die Fressfeinde ganz oben erst am Anfang, je nachdem, wie sehr Jahren. Mag. W. Windsperger stellte ak- als ökologischer Faktor kommen (Chaka- man ihn akzeptieren wird. Damit wer- tuelle Informationen vom Unteren Inn rov & Krüger 2010, Steiner 2015, Hoy et den sich auch die Lebensbedingungen zur Verfügung. Zahlreichen Jägern und al. 2015, 2016, Mueller et al. 2016, Björk- der Rohrweihen und anderer Beutegrei- Jagdleitern aus Oberösterreich danke lund et al. 2016, Lyly et al. 2016): Es fer verändern. ich für Diskussionen und Beobachtun- kommt nicht ausnahmsweise, sondern gen zur Biologie der Rohrweihe, z.B. regelhaft zu kaskadenartigen Effekten Aufruf Herrn Winklerebner (Dietach), ebenso von oben nach unten im Ökosystem. Liebe Leser! Landwirten, wie Herrn Gruber. Für Bild- Als Jungenfeinde sind vor allem Fuchs Das Institut für Wildtierforschung und material danke ich den Herren Thomas und Wildschwein, auch Marder und Iltis -management koordiniert seit gut 30 Jah- Krumenacker und Gerhard Rotheneder zu nennen. Das Wildschwein kommt vor ren die fachlich gute Erfassung gefährde- herzlich. allem für das noch wichtigste Vorkom- ter Greifvögel in Oberösterreich. Dies ist men im Bundesland, den Unteren Inn, in auch weiterhin so. Deshalb bitten wir, Bru- Literatur Betracht, wo es stark zugenommen hat ten und Brutverdacht bei Milanen, Wei- Die Liste kann in der Geschäftsstelle (Mag. W. Windsperger pers. Mitt.). Für hen, Adlern, Wanderfalken (besonders des OÖ Landesjagdverbandes die Altvögel gibt es zusätzlich folgende angefordert werden: Feinde: Uhu, Habicht, und Kaiseradler. ooe.jaeger@ooeljv.at Der Uhu kann sie vor allem am Boden- schlafplatz überraschen. Der Habicht IM REVIER. greift sie am ehesten in schnellem, bo- dennahen Flug, entsprechend seiner be- vorzugten Jagdweise. Er ist den Weihen kräftemäßig weit überlegen. Die Erbeu- tung von Weihen durch Habichte wur- de neben Bayern und anderen Gebieten auch für Oberösterreich bereits mehr- fach nachgewiesen (Inst. f. Wildtierfor- schung, H. Steiner; Bezzel et al. 1997). Kaiseradler können auch die Nestlinge von Weihenarten deutlich dezimieren, wie kasachische Studien zeigten. Ob der Wanderfalke nicht nur Kornweihen (Zuberogoitia et al. 2012), sondern auch Rohrweihen erbeutet, ist schlecht er- forscht. Eine Ausbreitung des Uhus in die haupt- sächlich von Rohrweihen frequentierten HOCHBURG-ACH. Mitte Juli konnte Rupert Schwaiger im genossenschaftlichen Jagd- Tiefebenen findet gegenwärtig statt. Ab gebiet Hochburg-Ach bei einer Vollmondpirsch diesen Keiler mit 98 kg (aufgebrochen) welcher Dichte dieser Feind die Bestän- zur Strecke bringen. 16 OÖ JÄGER SEPTEMBER 2019
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THEMA TEXT Univ.-Prof. Dr. Klaus Hackländer FOTOS Getty Images Der Wolf breitet sich momentan rasch über Kontinentaleuropa aus. Ausgehend von den Teilpopulationen in den Alpen, im Dinarischen Gebirge, in den Karpaten und im mitteleuropäischen Tiefland wandern Jungtiere in alle Himmelsrichtungen ab und legen dabei sehr weite Strecken zurück. Wanderdistanzen von 1000 Kilometern oder mehr werden mit Hilfe besenderter Tiere oder auch unter Zuhilfenahme der Genetik festgestellt. Somit werden nicht nur die aktuellen Gebiete der Teilpopulationen größer, sondern fernab dieser etablieren sich Rudel und bilden neue Zentren der Ausbreitung. 18 OÖ JÄGER SEPTEMBER 2019
D ie europäische Expertengruppe für große Beutegreifer (Large Carnivore Initiative for Europe, LCIE) der Internationalen Naturschutzu- nion (IUCN) schätzt den Wolfsbestand in Europa auf ca. 17.000 Individuen, Ten- denz steigend. Dementsprechend gilt der Wolf auch in Europa als nicht gefährdet, wie die jüngste Einschätzung der IUCN im Rahmen der Erstellung der „Roten Li- ste der gefährdeten Arten“ zeigt. Nach Angaben der Experten der LCIE ist die Erholung der europäischen Wolfspo- pulation auf drei Ursachen zurückzufüh- ren. Erstens nimmt der Anteil der Wälder und der darin lebenden größeren Beute- tiere in Europa zu. So sind zum Beispiel die Rotwildbestände in den meisten EU- Ländern seit den 1960er Jahren zwischen Die aktuellen Gebiete der Teilpopulationen werden nicht nur größer, sondern es etablieren sich auch Rudel und bilden neue Zentren der Ausbreitung. 400 und 700 % angestiegen. Zweitens fin- det europaweit eine Landflucht statt, was Konflikte zwischen Mensch und Wildtie- durch Überwachung des Handels“ streng Der Wolf als Ursache für Ängste ren im ländlichen Raum vermindert und geregelt. und Konflikte die legale oder illegale Tötung des Wolfes Betritt der Wolf die Bühne, weckt er bei reduziert. Drittens, und das ist wohl mit Die EU-Mitgliedstaaten haben ihrerseits uns Menschen widersprüchliche Emo- der wichtigste Grund für die Erholung der die FFH-Richtlinie umgesetzt und den tionen, nämlich gleichzeitig Angst und Wolfsbestände, hat der rechtliche Schutz Wolf in den entsprechenden Gesetzen Faszination. Warum das so ist, hängt un- des Wolfes in Europa seine Wirkung ent- zu Naturschutz und Jagd berücksichti- mittelbar damit zusammen, dass Wölfe falten können. gt. Staaten wie Österreich, Deutschland, zu den großen Beutegreifern gehören. Sie Frankreich oder Italien, für die der Wolf sind in der Lage, größere Säugetiere zu Rechtsstatus entsprechend dem Anhang IV der FFH- töten, und dazu gehört eben nun einmal Der Wolf ist durch mehrere internationale Richtlinie streng geschützt ist, haben die- auch der Mensch. Der Wolf ist mächtig Abkommen geschützt und genießt daher sen großen Beutegreifer daher auch als und daher auch sagenumwoben. Gleich- auch innerhalb der EU und auf national- geschützte bzw. ganzjährig geschonte Art zeitig konnten wir ihn domestizieren und staatlicher Ebene einen strengen Schutz. in ihre nationalen Gesetze aufgenommen. die vielen Haushunderassen züchten. So wird der Wolf im Anhang II der Berner Ausnahmen von diesem strengen Schutz Die ambivalente Beziehung zwischen Konvention (Übereinkommen über die sind durch Artikel 16 der FFH-Richtlinie Mensch und Wolf ist leicht nachvoll- Erhaltung der europäischen wildleben- gegeben. Dort heißt es, dass Mitglied- ziehbar. Was Übergriffe auf Menschen den Pflanzen und Tiere und ihrer natür- staaten den strengen Schutz in Einzelfäl- angeht, so ist in Europa in der Vergan- lichen Lebensräume) als streng geschütz- len aufheben können, „sofern es keine genheit vergleichsweise wenig passiert. te Tierart geführt. Darauf aufbauend ist anderweitige zufriedenstellende Lösung Woran liegt das? Dort, wo Wölfe nie der Wolf im Anhang II der Fauna-Flora- gibt und unter der Bedingung, dass die ausgerottet wurden (z. B. Karpaten, di- Habitat (FFH)-Richtlinie 92/43/EWG als Populationen der betroffenen Art in ih- narisches Gebirge), hat die Koexistenz prioritäre Art gelistet. Er gehört damit zu rem natürlichen Verbreitungsgebiet trotz deshalb so gut funktioniert, weil Wölfe jenen Tierarten von gemeinschaftlichem der Ausnahmeregelung ohne Beeinträch- gelernt haben, dass der Mensch eine Ge- Interesse, für deren Erhaltung besonde- tigung in einem günstigen Erhaltungszu- fahr darstellt. Schließlich wurden Wölfe re Schutzgebiete ausgewiesen werden stand verweilen“. Als Gründe für derartige dort immer legal gejagt und/oder illegal müssen. Weiters wird er für die meisten Ausnahmen können z. B. die Verhütung getötet. Aus diesem Grund sind Wölfe in EU-Staaten zusätzlich im Anhang IV der ernster Schäden in der Tierhaltung oder diesen Gebieten auch nahezu „unsicht- FFH-Richtlinie geführt. Dies bedeutet, die Wahrung der öffentlichen Sicherheit bar“, trotz vergleichsweise hoher Dich- dass der Wolf eine streng zu schützende geltend gemacht werden. ten. Videos, wie sie nach dem Ausbreiten Tierart von gemeinschaftlichem Interesse der Wölfe in Deutschland und Österreich ist. Der Handel mit Wölfen (lebend oder Gerade dieser strenge Schutz führt zu gedreht wurden, auf denen Wölfe zu se- Teile toter Tiere) wird im Washingtoner heftigen Diskussionen in jenen Ländern, hen sind, die sich unbeeindruckt von der Artenschutzübereinkommen (CITES, in denen in den letzten Jahrzehnten nur Anwesenheit der Menschen zeigen, sind Convention on International Trade in ausnahmsweise Wölfe auftraten. Jetzt, in Bulgarien oder Serbien undenkbar. Endangered Species of the Wild Fauna wo sich das Verbreitungsgebiet des Hier bringen Wolfseltern durch ihr Ver- and Flora; Anhang II) und in der EU- Wolfes schnell ausdehnt, entstehen weit- halten den Nachkommen bei, Abstand Verordnung über „Schutz und Erhaltung reichende Konflikte mit verschiedenen zu halten. Lässt der Mensch zu, dass sich wild lebender Tier- und Pflanzenarten Landnutzergruppen. Wölfe in seine Nähe trauen, dann ist es SEPTEMBER 2019 OÖ JÄGER 19
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