Die Wirtschaft in Zeiten der Pandemie - IHK zu Dortmund

 
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Die Wirtschaft in Zeiten der Pandemie - IHK zu Dortmund
INTERVIEW DES MONATS
                            Katja Kortmann, Hoteldirektorin im Esplanade
                            PRO UND KONTRA
                            Wall-Bebauungspläne
                            TAPAS UND MEHR
                            Restaurant Vivo! in Holzwickede

                                                          Dezember 2020 / Januar 2021

    Die Wirtschaft in
Zeiten der Pandemie
IHK-Präsident Dustmann blickt auf das Jahr 2020 zurück
Die Wirtschaft in Zeiten der Pandemie - IHK zu Dortmund
Die Wirtschaft in Zeiten der Pandemie - IHK zu Dortmund
EDITORIAL

Gemeinsam und
fair ins Jahr 2021
     D
               er Blick in die Vergangenheit     serer Region so intensiv wie selten
               sollte mit Vorsicht genossen      zuvor verbunden fühlt. Aus diesem         Heinz-Herbert Dustmann und Stefan Schreiber
               werden. Es bringt wenig, in       Grund haben wir die Jahresrede,
               den vermeintlich guten, alten     die wir am 7. Dezember immerhin als       den Dortmunder Wall zur Einbahn-
      Zeiten zu schwelgen, und darüber die       Livestream übertragen haben, unter        straße zu machen. Keine gute Idee,
      Zukunft aus dem Blick zu verlieren.        das Motto „Gemeinsam und fair“ ge-        ndet der neue Cityring-Vorsitzen-
      Dennoch bietet es sich diesmal, am         stellt. (Auszüge aus der Rede ab Sei-     de Tobias Heitmann. Oliver Volme-
      Ende eines ungewöhnlichen Jahres,          te 10) Wir glauben fest daran, dass die   rich, Redakteur der Ruhr-Nachrich-
      natürlich an. In der Dezember-Ausga-       gegenwärtige Krise zeigt, was uns aus-    ten, sieht das anders. Unser Pro &
      be 2019 unseres IHK-Magazins „Ruhr         macht, was uns stark macht und wo-        Kontra-Meinungsstück nden Sie auf
      Wirtschaft“ hatten wir als Überschrift     rauf wir 2021 aufbauen können. Im-        Seite 20.
      für unser Editorial „Mit Schwung ins       mer gemeinsam und immer fair! Es              Wie man mit Mut und gutem Ser-
      neue Jahr“ gewählt. Unsere Unter-          gibt viele spannende und innovative       vice durch die Krise kommt, zeigt der
      nehmen befanden sich quer durch al-        Projekte.                                 aktuelle IHK-Handelsreport Ruhr, in
      le Branchen in hervorragender Verfas-          Normalerweise erwartet Sie, liebe     dem auch Unternehmer aus Hamm
      sung und die guten Gespräche bei un-       Leserinnen und Leser, in unserer Jah-     und Bönen ihre überzeugenden Kon-
      serem traditionellem Jahresempfang         resendausgabe ein bunter Bilderrei-       zepte darstellen (Seite 38).
      mit rund 700 Gästen hatten uns für         gen mit den Gästen unseres Jahres-            Außerdem freuen wir uns be-
      2020 sehr zuversichtlich gestimmt.         empfangs. Weil das diesmal nicht          sonders, dass es auch in diesem Jahr
      Doch dann kam die Corona-Pandemie          geht, haben wir Impressionen und          Top-Azubis aus unserer Region gibt,
      – und seit März benden sich viele         schöne Momente der letzten Jahre zu-      die landes- und sogar bundesweit ih-
      Wirtschaftszweige in einer mehr oder       sammengetragen. Damit möchten wir         re verdiente Anerkennung bekom-
      weniger existenzbedrohenden Lage.          uns bei den Unternehmerinnen, Un-         men: Zwölf junge Damen und Her-
           Schausteller, Gastronomen, Hote-      ternehmern und allen anderen Part-        ren gehören zu den besten Absolven-
      liers, Kulturschaffende, Dienstleister,    nerinnen und Partnern bedanken, mit       ten in Nordrhein-Westfalen, drei da-
      Einzelhändler und viele weitere Un-        denen wir in der Vergangenheit zu-        von sogar zu den Besten in Deutsch-
      ternehmer erleben ein „annus horribi-      sammengearbeitet haben. Manchmal          land (Seite 44). Wir sagen: Herzli-
      lis“, ein schreckliches Jahr. Es waren     lohnt sich der Blick in die Vergangen-    chen Glückwunsch!
      und sind anstrengende Monate mit           heit eben doch.                               Wir hoffen, dass die Schutzimp-
      Lockdown, Teil-Lockdown, Mund-Na-              Auch die anderen Themen in die-       fungen gegen das Coronavirus bald-
      se-Masken, Abstandsregeln, Desinfek-       sem Heft lohnen eine intensive Lek-       möglich ächendeckend zur Ver-
      tionsmitteln, Veranstaltungsabsagen,       türe. Im Interview des Monats etwa        fügung stehen und die besonders
      Kurzarbeit, Corona- und Überbrü-           spricht Katja Kortmann, Geschäfts-        schutzbedürftigen Mitglieder unserer
      ckungshilfen; kurzum: Eine Zeit zwi-       führerin des Dortmunder Hotels Esp-       Gesellschaft sicherer sein können. Ein
      schen Bangen und Hoffen, mit Ein-          lanade und Nachfolgerin ihres Vaters,     Abauen der Pandemie wäre ein Se-
      schränkungen und Verboten, wie sie         über die aktuelle Situation in der Pan-   gen.
      unsere freie Gesellschaft seit vielen      demie, aber auch über die Herausfor-          Gerade weil es ein solches Krisen-
      Jahrzehnten nicht erlebt hat. Dass wir     derungen bei der Unternehmensnach-        jahr war, möchten wir uns bei allen
      unseren diesjährigen Jahresempfang         folge (siehe Seite 18).                   Partnern aus Wirtschaft, Politik, Wis-
      absagen mussten, ist, verglichen mit           Die Interessen der regionalen         senschaft und Verwaltung herzlich be-
      der schlechten Situation, in der sich      Wirtschaft vertreten wir am besten,       danken. Gemeinsam und fair meistern
      viele Betriebe derzeit benden, natür-     wenn wir zu wichtigen Themen ver-         wir alle Herausforderungen! Wir wün-
      lich nur eine Randnotiz. Aber es ist ein   schiedene Meinungen hören – und ih-       schen Ihnen und Ihren Familien ein
      Jahr, in dem sich die IHK, Ehren- und      nen auch eine Plattform bieten. In die-   besinnliches und frohes Weihnachts-
      Hauptamt, den Unternehmen in un-           sem Fall geht es um die Überlegung,       fest – und natürlich Gesundheit!

                        Heinz-Herbert Dustmann, IHK-Präsident         Stefan Schreiber, IHK-Hauptgeschäftsführer

                                                                                              Ruhr Wirtschaft Dezember 2020 / Januar 2021   3
Die Wirtschaft in Zeiten der Pandemie - IHK zu Dortmund
INHALT

    BLICKPUNKT IHK-VOLLVERSAMMLUNG

    10            Gemeinsam und fair!
                  In seiner Jahresrede 2020 wirbt IHK-Präsident Heinz-Herbert
                  Dustmann für Zuversicht, Optimismus und Solidarität in
                  schwierigen Zeiten. Wegen der Corona-Pandemie fand die
                  Sitzung der Vollversammlung am 7. Dezember per Video-
                  konferenz statt. Die Rede wurde via Livestream übertragen.

    INTERVIEW

    18            „Wichtig, nicht in
                  Panik zu geraten“
                  Kurz vor der Coronakrise wurde sie Hoteldirektorin im Familien-
                  betrieb: Katja Kortmann führt das „Esplanade“ in Dortmund.
                  Eine dauerhafte Herausforderung sei, dass sie als Frau in dieser
                  Spitzenposition nicht immer ernst genommen werde, sagt sie.

              RUBRIKEN                                 70 IHK-Weiterbildungsprogramm   24 Die digitale Rede
                                                                                          Führen auf Distanz
              3     Editorial                          72 Bekanntmachungen
                                                                                       26 Ein halbes Jahrhundert
              6     Bild des Monats                    10 BLICKPUNKT                      Die Landesdirektion
                                                            IHK-VOLLVERSAMMLUNG           Pivernetz GmbH
              8     Trends
                                                       INTERVIEW                       26 BTS Dortmund feiert
              22, 26, 42 Kompakt                                                          Zehnjähriges
                                                       18 „Wichtig, nicht in
              28, 41, 49 Kurz berichtet                     Panik zu geraten“          27 Innovativer Schwerpunkt
                                                            Katja Kortmann                Berufliches Gymnasium
              30 Personalie
                                                       WIRTSCHAFT REGIONAL             30 adesso erhöht Zahl der
              36 Wirtschaftsjunioren                                                      Mitarbeiter auf 5.000
                                                       20 Pro & Kontra
              53 Impressum                                                             31 Neuheit von Murtfeldt
                                                       22 Dustmann erhält
              68 Tipps zum Thema Recht                      City-Ring 2021             32 FYNAL durch Fusion
                                                                                          Dortmunder Filmproduktionen
              69 Wirtschaft im TV                      23 UNIQ wird Urlaubsguru           überRot und Das Department

4   Ruhr Wirtschaft Dezember 2020 / Januar 2021
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die
                                                                                                   Ihr Weg in aft:
                                                                                                          ir ts c h
                                                                                                  Ruhr W
                                                                                                     Sie erreichen ter
                                                                                                                n un
                                                                                                  die Redaktio
                                                                                                        rw ir ts chaft
                                                                                                    ruh
                                WIRTSCHAFT REGIONAL                                                            d  .ihk.de
                                                                                                  @dortmun

                                20       Pro & Kontra
                                         Nach aktuellen Vorschlägen könnte der Autover-
                                         kehr rund um die City zukünftig komplett neu geregelt werden.
                                         Eine Idee: Der Wall als Einbahnstraße. Macht das Sinn?
                                         Meinungen von zwei bekannten Dortmundern.

                                WIRTSCHAFT REGIONAL

                                24       Die digitale Rede
                                         Medienkompetenz 4.0 ist nicht delegationsfähig.
                                         Das Homeoffice erweist sich spätestens mit dem ersten
                                         Lockdown in der akuten Coronakrise als Beschleuniger
                                         der digitalen Führung – gewollt oder ungewollt.

                                WIRTSCHAFT REGIONAL

                                34       „Wir waren vom
                                         Programm begeistert“
                                         Das Startup PIX Moving aus China nahm Ende Oktober an der
                                         Start.up! Germany Tour teil – als bestes Startup ausgezeichnet.

33 Mediterranes Lebensgefühl    43 Startup in der                     53    „Stimmung bei
    in Holzwickede                  Druckluft-Nische                        Gründern positiv“
    Tapas und mehr im „Vivo!“       Druckluftzentrum                        Gründerwoche Hamm

34 „Wir waren vom               44 „Mit Weiterbildung                 54 Die Kreativwirtschaft
    Programm begeistert“            am Ball bleiben“                        gemeinsam stärken
    Start.up! Germany Tour          Zwölf landesbeste Azubis                Fragen an den Leiter der
                                                                            Stabsstelle Kreativquartiere
37 Ein wichtiges                46 5.000 Euro für ein                       der Stadt Dortmund
    Zeichen setzen                  bodo-Lastenfahrrad
    Kinderlachen-Gala               Streetworkprojekt                 SONDERTHEMA

38 Mit Mut und gutem Service    48 Schüler und Unternehmer            56 Gründen + Entwickeln /
    durch die Coronakrise           Amir Gdamsi                             Qualifizieren + Bilden

40 Wenn nicht jetzt,            50 Einmalige Dokumente                SERVICE BILDUNG
    wann dann?                      Das Archiv des Bielefelder
    Digitale Transformation         Emnid-Instituts                   71 Überarbeitet und wieder da!
                                                                            IHK-Weiterbildungsabschluss
42 Berater aus Leidenschaft     52 Relaunch für                             Fachwirt für Büro- und
    SAP-Spezialist cbs              unternehmen online                      Projektorganisation

                                                                           Ruhr Wirtschaft Dezember 2020 / Januar 2021      5
Die Wirtschaft in Zeiten der Pandemie - IHK zu Dortmund
BILD DES MONATS

6   Ruhr Wirtschaft Dezember 2020 / Januar 2021
Die Wirtschaft in Zeiten der Pandemie - IHK zu Dortmund
„Ohne uns wird’s dunkel“
Da, wo es sonst nach Glühwein und gebrannten Mandeln duftet und normalerweise dichtes Gedränge herrscht,
flackerten Ende November in Dortmund zahlreiche Grablichter. Die Dortmunder Weihnachtsstadt wurde wegen
   Corona abgesagt. Die Schausteller, die eigentlich auf dem Weihnachtsmarkt ihre Ware verkaufen würden,
         machten mit der Kerzenaktion auf ihre schwierige Situation in Pandemiezeiten aufmerksam.
                                        Text: Annika Roß / Foto: Stephan Schütze

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TRENDS

    Digitale Lab-Tour
    Silicon Economy
    Ohne Plattform kein Geschäft, lautet die
    Devise seit einigen Jahren. Nun sollen Open-
    Source-Lösungen „made in Dortmund“ ein
    Plattform-Ökosystem – die sogenannte Silicon
    Economy – begründen und die Zukunfts- und
    Wettbewerbsfähigkeit von Logistikunterneh-
    men sichern. Interessierte Vertreterinnen und
    Vertreter von Unternehmen haben jetzt die
    Möglichkeit, sich im Rahmen einer digitalen
    Lab-Tour des Fraunhofer-Instituts für Logistik
    und Materialfluss IML über den neuen Ansatz
    für die Plattformökonomie von morgen und                   IHK präsentiert Zahlen

                                                                  B
    über erste Entwicklungen aus der Silicon Econo-
    my zu informieren. Am Fraunhofer IML laufen                          ereits zum dritten Mal veröffentlicht die IHK zu Dortmund
    derzeit zwei groß angelegte Umsetzungspro-                           ihren Bildungsbericht. Diesmal präsentiert er Zahlen , Da-
    jekte zur Silicon Economy: „Silicon Economy                          ten und Fakten aus den Jahren 2018/2019. Interessierte
    Logistics Ecosystems“ und „Blockchain Europe                   erhalten wieder einen Überblick über die Aktivitäten, Entwick-
    NRW“. Eine Anwender-Community befindet                          lungen und Herausforderungen der beruichen Aus- und Wei-
    sich derzeit im Aufbau. Die Lab-Tour findet am                  terbildung der vergangenen zwei Jahre sowie einen Einblick in
                              Mittwoch, 13. Januar                 das Tagesgeschäft der IHK. Auch in den Jahren 2018 und 2019
                              2021, von 10 bis 12                  ist es wieder gelungen, jeweils über 5.000 neue Ausbildungsver-
                              Uhr, statt. Die Teilnah-             träge zu registrieren. So wurde auch im neunten Jahr in Folge
                              me ist kostenfrei, um                mit 5.102 neu eingetragenen Ausbildungsverträgen zum 31. De-
                              verbindliche Anmel-                  zember 2019 der Sprung über die 5.000er-Marke geschafft. Der
                              dung wird gebeten.                   vorliegende Bildungsbericht bezieht sich auf das Geschäftsjahr
                              Weitere Informatio-                  2018/2019 und spiegelt nicht die Auswirkungen der aktuell vor-
                              nen unter                            herrschenden Covid-19-Pandemie wider, die bereits zu großen
                                     www.silicon-economy.com       Herausforderungen und Veränderungen geführt hat. Den Be-
                                                                   rufsbildungsbericht nden Interessierte auf der Homepage der
                                                                   IHK zu Dortmund als Download.                Foto: Robert Kneschke/Thinkstock

                                                                                                     EHRENPREIS DES
                                                                                                      LANDES NRW
                                                                                                      Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Mi-
                                                                                                     nister für Wirtschaft, Innovation,
                                                                                                      Digitalisierung und Energie des
                                                                                                     Landes Nordrhein-Westfalen, hat
                                                                                                     Ende Oktober in Düsseldorf Prof.
                                                                                                     Dr. Dr. h. c. Michael ten Hompel,
                                                                                                     geschäftsführender Institutsleiter
                                                                                                    des Fraunhofer-Instituts für Mate-
                                                                                                    rialfluss und Logistik IML, mit dem
                                                                                                   Innovationspreis des Landes NRW in
                                                                                                    der Kategorie »Ehrenpreis« ausge-
                                                                                                    zeichnet. Damit würdigt Pinkwart
    Auszeichnung für Dula-Azubis                                                                   ten Hompels herausragende Beiträ-

              W
                                                                                                    ge für nachhaltige Veränderungen
                       arum eine Ausbildung in der Industrie genau die richtige Wahl
                                                                                                      in Wissenschaft, Wirtschaft und
                       ist, haben die Auszubildenden der Dula-Werke Dustmann & Co.
                                                                                                         Gesellschaft. Foto: Fraunhofer IML
                       GmbH gezeigt. Sie gewannen mit ihrem Beitrag zum Videowett-
              bewerb „Industry @ work“ den ersten Platz (wir berichteten). Nun wurden
              die Urkunde und der Geldpreis vom stellv. IHK-Hauptgeschäftsführer Wulf-
              Christian Ehrich (l.) übergeben. Dula-Geschäftsführer Heinz-Herbert Dust-
              mann und seine Frau Marisa (M.) freuten sich mit ihren Azubis. Die Zweit-
              und Drittplatzierten werden ebenfalls noch ausgezeichnet. Foto: Schaper

8   Ruhr Wirtschaft Dezember 2020 / Januar 2021
Die Wirtschaft in Zeiten der Pandemie - IHK zu Dortmund
Webinar-Reihe
Neue Chancen
im Zeichen
der Krise

    F    ünf Zukunftsthemen, elf Exper-
         ten, viele praxisnahe Hilfestel-
         lungen: Die Webinar-Reihe „The
    NEW NORMAL“ der Industrie- und
    Handelskammern in NRW sowie der
    Auslandshandelskammer USA in San               Regel schneller
    Francisco gab im vergangenen hal-              agieren können und                                         CEO, Authentise
    ben Jahr spannende Impulse zur neu-            damit krisenfester sind. Themen              und Chair of Digi-tal Manufac-
    en Normalität nach Corona. Sie zeig-           der Webinar-Reihe waren unter an-      turing, Singularity University. Alle Vi-
    te auf, wie Unternehmen mit den Zu-            derem „New Work – Veränderungen        deos sind nun online abrufbar unter
    kunftsthemen dieser Zeit erfolgrei-            und Best Practices“, „New Manufac-                  dortmund.ihk24.de/newnormal
    cher umgehen können. Innovationen              turing“ oder „NRW goes Silicon
    spielten schon vor der Pandemie ei-            Valley: New ways to innovate”.                          Weitere Fragen
    ne herausragende Rolle in der Wirt-                Mit dabei waren hochkarätige                        beantwortet
    schaft.                                        Referenten wie Stefan Wilhelm, CEO,                     Dominik Stute
        In Krisenzeiten werden sie noch            Detecon USA, Lisa Neuhaus, Direkto-                     Tel. 0231 5417-315
    einmal wichtiger, da innovative, exi-         rin Business Development und Strate-                    d.stute@dortmund.ihk.de
    bel aufgestellte Unternehmen in der            gy, LinkedIn sowie Andre Wegner,

                                                                     Silber für NIRO
                                                                     D      as Netzwerk Industrie RuhrOst e. V. (NIRO) wurde
                                                                            mit dem Silberlabel der European Cluster Excellence
                                                                            Initiative (ECEI) ausgezeichnet und beweist damit
                                                                     seine kontinuierliche Weiterentwicklung als leistungsfä-
                                                                     hige Clusterorganisation in Deutschland. NIRO selbst ist
                                                                     als Netzwerk Mitglied im Programm „go-cluster“. Diese
                                                                     clusterpolitische Exzellenzmaßnahme des Bundesministe-
                                                                     riums für Wirtschaft und Energie unterstützt in Deutsch-
                                                                     land derzeit 85 teilnehmende Cluster in ihrer innovativen
                                                                     Weiterentwicklung. Im Rahmen dieses Programms erfolg-
                                                                     te der Begutachtungsprozess für das Silberlabel in Zusam-
                                                                     menarbeit mit dem European Secretariat for Cluster Ana-
                                                                     lysis (ESCA). Die Ergebnisse gelten daher auch zur Quali-
Tabletspende für                                                     tätsbestätigung für das Programm „go-cluster“. NIRO wur-
                                                                     de bereits in einem vorausgehenden Benchmarking mit
Hospiz Am Ostpark                                                    dem Bronzelabel ausgezeichnet. Der nächste Schritt betraf

    D
                                                                     die erfolgreiche Umsetzung von Verbesserungsprozessen,
          OKOM21 engagiert sich im Rahmen der Ak-                    die über ein Audit geprüft wurden. Stand November 2020
          tion „In Verbindung bleiben“ für schwerkran-               besitzen in Europa 1.165 Clusterorganisationen das Bron-
          ke Menschen im Hospiz Am Ostpark in Dort-                  zelabel, 139 das Silberlabel und 119 das Goldlabel.
    mund. Ein iPad inklusive Datenvolumen haben Ste-
    fan Kilmer (r.), DOKOM21 Vertrieb, und Helen Wal-
    tener (l.), DOKOM21 Marketing, als Spende an Theo
    Jansen (Mitte), Gast im Hospiz Am Ostpark, Janina
    Monka (2. v. r.), Hospiz- und Pegedienstleiterin,
    und Claudia Riedel (2. v. l.), Pegefachkraft Pallia-
    tive Care, übergeben. Theo Jansen freut sich, das
    iPad stellvertretend für alle Gäste der Einrichtung
    entgegennehmen zu können.                 Foto: Roland Kentrup

                                                                                             Ruhr Wirtschaft Dezember 2020 / Januar 2021   9
Die Wirtschaft in Zeiten der Pandemie - IHK zu Dortmund
BLICKPUNKT IHK-VOLLVERSAMMLUNG

                                                   GEMEINSAM
                                                   UND FAIR!
                                                   In seiner Jahresrede 2020 wirbt IHK-Präsident
                                                   Heinz-Herbert Dustmann für Zuversicht, Optimismus
                                                   und Solidarität in schwierigen Zeiten. Wegen der
                                                   Corona-Pandemie fand die Sitzung der Vollversamm-
                                                   lung am 7. Dezember per Videokonferenz statt.
                                                   Die Rede wurde via Livestream übertragen.
                                                   Hier einige Auszüge.

                                                     S
                                                           ehr geehrte Damen und Herren, lie-       wählt worden bin, hatte ich meine Präsi-
                                                           be Unternehmerinnen und Unter-           dentschaft unter das Leitmotiv gestellt:
                                                           nehmer, bei unserem Jahresemp-           Gemeinsam und fair! Und hatte damals ge-
                                                           fang 2019 konnten Hauptgeschäfts-        sagt: Gemeinsam und fair werden wir alle
                                                     führer Stefan Schreiber und ich noch viele     Herausforderungen der Zukunft meistern.
                                                     von Ihnen persönlich hier im Großen Saal       Ich hatte damals nicht geahnt, dass sich in
                                                     der IHK begrüßen. Glauben Sie mir, das         der Zeit meiner Präsidentschaft die wirt-
                                                     hätten wir herzlich gerne auch dieses Jahr     schaftliche Lage aufgrund einer Pandemie
                                                     wieder getan. […]                              so entwickeln würde. Und dass dieser Satz
                                                        Doch in diesem Jahr ist leider vieles an-   diese Brisanz in dieser Form bekommen
                                                     ders. Die Corona-Pandemie, die seit März       würde. Heute gilt wie damals, aber mehr
                                                     unser wirtschaftliches und soziales Leben      denn je: Gemeinsam und fair! Genau das
                                                     so sehr bedroht und einschränkt, wie es        müssen wir jetzt unter Beweis stellen und
                                                     unsere Gesellschaft seit Ende des Zweiten      danach handeln. […]
                                                     Weltkrieges nicht mehr erlebt hat, macht           In Zeiten wie diesen ist es für uns als
                                                     unseren traditionellen IHK-Jahresempfang       IHK besonders wichtig, den Finger am Puls
                                                     in bewährter Manier leider unmöglich.          der Unternehmen zu haben. So haben wir
                                                     […] Als ich 2016 zum IHK-Präsidenten ge-       im November rund 460 Unternehmen aus

     Vollversammlung und
     Jahresrede des IHK-Präsi-
     denten am 7. Dezember
     2020: Viel Technik,
     keine Gäste.
     Fotos: IHK / Stephan Schütze

10   Ruhr Wirtschaft Dezember 2020 / Januar 2021
der Region nach ihren Einschätzungen        guten Lage sieht sich derzeit ein Drittel                      RWE-Vorstandschef
und Erwartungen befragt. […]                der Unternehmen; und dass sich die wirt-                       spricht vor
    Unsere Umfrage spiegelt das Auf und     schaftliche Situation 2021 aufhellt, das                       Vollversammlung
Ab der Stimmungslage in der Wirtschaft      glaubt ein Viertel der Unternehmen. Ge-
ziemlich deutlich wider. Noch Ende Sep-     nauso viele Betriebe gehen aber auch da-                                            In der Sitzung
tember zum Beispiel war die Stimmung        von aus, dass sich die Lage noch weiter                                             der IHK- Voll-
angesichts relativ niedriger Neuinfektio-   verschlechtern wird. Erstaunlicherweise                                             versamm-
nen verhalten optimistisch. Danach stie-    hat sich die Bewertung der aktuellen La-                                            lung am 7.
gen die Corona-Zahlen wieder deutlich an    ge im Vergleich zum Juni in manchen Be-                                             Dezember
und der von Bund und Ländern beschlos-      reichen verbessert. Die Zahl der Unterneh-                                          sprach auch
sene Teil-Lockdown mit seinen neuen Ein-    men, die angegeben haben, ihre Lage sei                                             RWE-Vor-
schränkungen hat sich sehr negativ be-      schlecht, hat sich von 31,4 Prozent im Juni                                         standschef Dr.
merkbar gemacht. Wie negativ, dass zeigt    auf 23,9 Prozent im November reduziert.                                             Rolf Martin
unsere aktuelle Umfrage.                    Ich möchte an dieser Stelle diese Verände-                                          Schmitz in ei-
    Mehr als die Hälfte der befragten Un-   rung nicht interpretieren, da das nur Spe-                     ner Videokonferenz zu den Ver-
ternehmen gibt an, dass die Pandemie die    kulation sein könnte. Ob es an den staat-                      treterinnen und Vertretern der
wirtschaftliche Lage des Unternehmens       lichen Hilfen liegt oder ob sich die Unter-                    regionalen Wirtschaft. Er präsen-
verschlechtert hat. In einer gegenwärtig    nehmen besser auf die Situation einstellen                     tierte, wie sich der Energieko-
                                                                                     >                     nzern für die Zukunft aufstellt.
                                                                                                           „Erneuerbare Energien und Was-
                                                                                                           serstoff, das sind die Schlüssel
                                                                                                           der Energiewende. In beiden Be-
                                                                                                           reichen ist RWE hervorragend
                                                                                                           aufgestellt. Wir gehören zu den
                                                                                                           weltweit führenden Anbietern
                                                                                                           von erneuerbaren Energien und
                                                                                                           treiben die Wasserstofftechnolo-
                                                                                                           gie in 30 Projekten beherzt vor-
                                                                                                           an. Davon kann auch die Indust-
                                                                                                           rie im Ruhrgebiet auf ihrem Weg
                                                                                                           zur Dekarbonisierung profitie-
                                                                                          >                ren“, so Dr. Schmitz.

                                                                                              Ruhr Wirtschaft Dezember 2020 / Januar 2021   11
BLICKPUNKT

     (o.l.): Die Vollversammlung
     im Jahr 2017.                                 >
     (o.m.): Dr. Detlef Götz und                   konnten, sei dahingestellt. Eins ist jedoch       Alle betroffenen Unternehmen haben
     Claudia-Maria Branz (2019)                    klar: die von Bund und Ländern getroffenen    schnelle und unbürokratische Hilfe verdient.
     (o.r.) Martin Wiesendahl,                     Beschlüsse für den Teil-Lockdown im Novem-    Wir begrüßen, dass viele Unternehmen gene-
     Stefan Schreiber, Thomas                      ber und die Verlängerung in den Dezember      rell für nanzielle Ausfälle entschädigt wer-
     Johannpeter und Marion Fink                   hinein, bis kurz vor Weihnachten, und jetzt   den sollen. Nur sollte genau hingeschaut wer-
     beim Jahresempfang 2019.                      auch noch bis zum 10. Januar, bedeuten für    den, ob die Einbußen der Betriebe dadurch
                                                   viele Betriebe weitere existenzbedrohende     wirklich ausreichend kompensiert werden
                                                   Einschnitte.                                  und ob wirklich alle fair und so gerecht wie
                                                       Unserer Meinung nach gehen die Maß-       möglich einbezogen und behandelt werden.
                                                   nahmen bei einigen wichtigen Punkten zu       Hoffen wir, dass die Kontaktbeschränkungs-
                                                   weit und setzen an der falschen Stelle an.    und weiteren Maßnahmen baldmöglich die
                                                   Es gibt jedoch auch Unternehmer, die diese    gewünschten Erfolge bringen. Dass die Infek-
                                                   Einschätzung nicht teilen und sogar härtere   tionszahlen sinken und die Pandemie besser
                                                   Maßnahmen fordern. […]                        zu kontrollieren ist. […]

12   Ruhr Wirtschaft Dezember 2020 / Januar 2021
en
                                                                                                           s e r u n d d en folgend
                                                                                                    uf die                      ck-
                                                                                       Die Fotos aen zeigen Motive zurü
                                                                                       Doppels e it                  nge.
                                                                                                     hresempfä
                                                                                       liegender Ja

    Hoffnung, Zuversicht, Optimismus und         zu hören und dies war ganz bestimmt nicht
vielleicht sogar Mut geben mir jedoch auch       nur eine inhaltsleere Floskel. Es war und ist
eine ganze Reihe von Erfahrungen und Akti-       ernst und von Herzen so gemeint.
vitäten des laufenden Jahres. Sie werden sich       Ich bin zuversichtlich und optimistisch,
jetzt sicher fragen, was genau meint er? Ich     weil:
will es Ihnen gerne sagen!                          Wir gesehen haben, dass Deutschland –
    Warum also bin ich zuversichtlich? Es gibt   wenngleich es natürlich Schwächen und                    (u.l.): Dr. Winfried Materna
gute Gründe. Ich bin zuversichtlich, weil:       Mängel im System gibt und sicherlich auch                und Joachim Punge (†) 2015.
    Ich glaube, dass uns die Pandemie in so-     Nachholbedarf in vielen Punkten – in der Kri-            (u.m.): Heinrich Fromm-
zialer Hinsicht in einigen Aspekten sogar nä-    se vergleichsweise gut bis sehr gut funktio-             knecht (†), Dr. Horst Hoff-
hergebracht hat. Ja, es mag viele kritische      niert. So haben Bund und Länder u. a. schon              mann, Rolf Bauer und
Stimmen geben, doch am Ende war und ist          zu Beginn der Pandemie nicht gezögert, den               Rudolf Brickenstein (2007).
die Solidarität untereinander stärker. „Bitte    Unternehmen große nanzielle Hilfen zur                  (u.r.): Marie-Christine
bleiben Sie gesund!“ Das war oft zu lesen und    Verfügung zu stellen.                     >              Ostermann, Nadja Lüders
                                                                                                          und Gabriele Isken (†) im
                                                                                                          Jahr 2012.

                                                                                                 Ruhr Wirtschaft Dezember 2020 / Januar 2021   13
BLICKPUNKT

     (o.l.): Heinz-Herbert Dust-                   >
     mann im Interview mit                             Klar ist, nicht jede Maßnahme wirkt, nicht   war, war die Krisenhotline der IHK auch an
     Michael Westerhoff (2018).                    jede Entscheidung überzeugt und nicht je-        den Wochenenden mit bis zu 60 hochmoti-
     (o.m.): Karl-Peter Ellerbrock                 de Hilfe kommt auch an. Das liegt in der Na-     vierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
     und Walter Derwald im Jahr                    tur der Dinge. Aber dafür sind eben auch wir     besetzt. Auch jetzt, Ende des Jahres, können
     2018. / Claudia-Maria Branz                   da, die Industrie- und Handelskammern und        die Unternehmen sich zu allen Themen rund
     und Britta Blom (2018).                       andere Institutionen. Wir wirken oft im Hin-     um Corona von ihrer IHK umfassend und
     (o.r.) Jahresempfang 2016                     tergrund, sprechen mit den politischen Ent-      kompetent beraten lassen. Egal ob Überbrü-
     mit Xin Peng Wang, Gesa                       scheidungsträgern und Verantwortlichen in        ckungshilfen, Novemberhilfen, Hygienere-
     Renzenbrink, Manfred Sauer                    den Verwaltungen und unterstützen bei der        geln oder Umsatzsteuer-Checkliste – wer Fra-
     und Georg Schulte.                            Umsetzung wichtiger Vorhaben. Und natür-         gen hat, informiert sich bei uns.
                                                   lich sprechen wir mit Ihnen, den Unterneh-           Als mehr und mehr Betriebe ihre Mit-
                                                   merinnen und Unternehmern, und kämpfen           arbeiter in Kurzarbeit schickten – das trifft
                                                   für Ihre Interessen.                             nach unserer aktuellen Umfrage immer noch
                                                       Als die Corona-Soforthilfen Ende März        auf jedes vierte Unternehmen zu! – wurden
                                                   starteten und der Beratungsbedarf riesig         die IHK-Mitarbeiter auch für Fragen rund um

14   Ruhr Wirtschaft Dezember 2020 / Januar 2021
das Kurzarbeitergeld geschult. Und es funkti-    zent sogar mehr als eigentlich vorgesehen.
oniert. Sehr gut sogar. […]                      Auch das macht Mut. Denn Investitionen in
    Gemeinsam können wir aber für unsere         die Ausbildung sind Investitionen in die Zu-
Unternehmen da sein – wenn nötig, an sieben      kunft.
Tagen in der Woche – und vor allem stets fair.       Meine Damen und Herren, ich wünsche
Einige Unternehmen werden diese schwere          Ihnen eine besinnliche Weihnachtszeit, bes-
Zeit leider nicht überstehen. Aber ich glaube    te Gesundheit – und viel Zuversicht, Optimis-
daran, dass uns gemeinsam der Neustart ge-       mus, guten Mut ebenso wie Glück und Erfolg
lingt. Das macht mir Mut. […]                    für 2021. Gemeinsam und fair sind wir stark              (u.l.): Klaus Günzel, Dr. Walter
    Unser Dank gilt allen Ausbildungsbetrie-     und werden alle Herausforderungen meis-                  Aden, Stefan Schreiber und
ben in der Region. Dass die Ausbildungsbe-       tern.                                                    Reinhard Schulz (2015)
reitschaft weiterhin groß ist, zeigt unsere      › Die komplette Jahresrede 2020 können Sie               (u.m.): Dr. Alfred Voßschulte (†)
Umfrage: Gut 85 Prozent der Ausbildungs-           als Video und in gedruckter Version auf                und Andreas Sengpiel (2003).
betriebe haben im geplanten Umfang Ausbil-         www.dortmund.ihk24.de/jahresrede2020                   (u.r.): Heinz-Herbert Dustmann
dungsplätze zur Verfügung gestellt, acht Pro-      sehen oder lesen!                                      mit Udo Dolezych und
                                                                                                          Garrelt Duin (2015).

                                                                                                 Ruhr Wirtschaft Dezember 2020 / Januar 2021   15
BLICKPUNKT

        (o.l.): Andreas Tracz (Mitte)
        und weitere Gäste (2019).
        (o.m.): Die Wirtschafts-
        junioren 2019.
        (o.r.) Stefan Schreiber,
        Ulrich Leitermann, Prof. Dr.
        Michael ten Hompel, Wulf-
        Christian Ehrich und Heinz-
        Herbert Dustmann (2019).
        Großes Foto: Der Große Saal
        im Jahr 2017.
        (u.l.): Stefan Schreiber,
        Heinz-Herbert Dustmann und
        Ulrich Leitermann (2018).
        (u.m.): Rudolf Isken, Joachim
        Hüttenbrauck, Martin Eul
        (2018). / Thomas Grüner und
        Hans. J. Hesse im Jahr 2018.
        (u.r.): Michael Makiolla,
        Stefan Schreiber, Heinz-
        Herbert Dustmann, Thomas
        Hunsteger-Petermann und
        Ullrich Sierau (2019).

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INTERVIEW

     „Wichtig, nicht in
     Panik zu geraten“

     Kurz vor der Coronakrise
     wurde sie Hoteldirektorin
     im Familienbetrieb:
     Katja Kortmann führt
     das „Esplanade“ in Dort-
     mund. Eine dauerhafte
     Herausforderung sei, dass
     sie als Frau in dieser Spit-
     zenposition nicht immer
     ernst genommen werde,
     sagt sie.
                                                   In einem normalen Jahr würden wir jetzt           Wie war denn das vergangene Jahr?
                                                   vermutlich über Ihre hohe Auslastung              Es war mit das beste Jahr überhaupt. Deswe-
                                                   durch den Dortmunder Weihnachtsmarkt              gen dachten wir ja auch, 2020 würde „Bom-
                                                   plaudern. Wie ist die Lage im Corona-             be“. Nach der Vergrößerung von 83 auf 97
                                                   Advent?                                           Zimmer und der Renovierung der Fassa-
                                                   Wir hatten immer schon Betriebsferien über        de hatten wir am 13. Februar Neueröffnung
                                                   Weihnachten und Neujahr. In diesem Jahr           gefeiert. Wenige Tage später müssten wir
     »Was auch                                     aber ist das Hotel zwischen dem 11. Dezem-        dann aus bekannten Gründen für vier Mona-
     passiert – wir                                ber und dem 10. Januar geschlossen. Das           te schließen. Ich rechne mit einem Umsatz-
                                                   sind 14 Tage länger als sonst. Ich musste auf     minus von bis zu 70 Prozent. Ohne die staat-
     machen das                                    die Kostenbremse treten. Für sechs Busi-          lichen Hilfen, für die ich sehr dankbar bin,
     mit geradem                                   ness-Gäste konnte ich nicht das Personal          würde es nicht funktionieren. Ich nde, es ist
                                                   für die verschiedenen Dienste vorhalten. Ei-      wichtig, nicht in Panik zu verfallen und sich
     Rücken. Wir                                   gentlich hatte es für die letzten beiden Mo-      nicht von einer schlechten Grundstimmung
     stehen zu                                     nate im Jahr ganz gut ausgehen. Der Monat         in der Branche runterziehen zu lassen.
                                                   November ist sehr wichtig für die Stadt-Ho-
     unserer Über-                                 tellerie und mit der beste Monat: Viele Fir-      Aber Hand aufs Herz: Hatten Sie in
     zeugung, dass                                 men setzen sich dann noch mal zusammen.           den vergangenen Wochen und Monaten
                                                   Wir hatten entsprechend viele Buchungen im        nicht auch mal Panik?
     ein Unterneh-                                 Tagungsbereich. Dann kam der „Lockdown            Doch, natürlich. Ich hatte das große Glück,
     men ethisch                                   light“ und binnen weniger Stunden wurde           dass ich gerade meinen Freund kennenge-
                                                   alles storniert. Gerade die internationalen       lernt hatte, als wir im Frühjahr schließen
     korrekt zu                                    Konzerne haben die Reisetätigkeit ihrer Mit-      mussten. Das Gefühl des frisch Verliebtseins
     führen ist.«                                  arbeiter unterbunden. Dabei wollen viele rei-     war psychologisch von Vorteil. Trotzdem:
                                                   sen, das weiß ich von unseren Stammgästen.        Als sich der Lockdown immer weiter hin-
                                                   Sie sagen: „Wir verlieren den Kontakt zu un-      zog, war auch ich zeitweise am Boden – und
                                                   seren Kunden. Nur mit Zoom & Co. klappt           bin es zeitweise auch heute noch. Man darf
                                                   das nicht.“ Und durch das Aus für den Weih-       die psychische Belastung nicht unterschät-
                                                   nachtsmarkt und das Übernachtungsver-             zen. Eine Art Therapie für mich war der Un-
                                                   bot für Touristen kommen natürlich auch kei-      terricht für vier Auszubildende und eine Jah-
                                                   ne Niederländer. Es wird sehr lange dauern, bis   respraktikantin. Ich habe zwei von ihnen auf
                                                   wir die Zahlen von 2019 wieder erreicht haben.    die Abschlussprüfung vorbereitet. Außerdem

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Hotellerie. Wir haben uns bereits hingesetzt
                                                  und eine Strategie für die kommenden Mo-
                                                  nate entwickelt. Die Überschrift lautet: „Mut
                                                  und Wandel“. Dazu gehört, dass wir voll auf
                                                  den Verkauf setzen. Wir telefonieren unse-
                                                  re Stammkunden ab und machen auch Kalt-
                                                  akquise. Das Thema Hybridveranstaltung
                                                  wird ein Renner, davon bin ich überzeugt.
                                                  Wir sind zum Glück gerüstet, verfügen schon
                                                  seit einigen Jahren über Glasfaser-Internet,
                                                  die entsprechenden Anschlüsse und Video-
                                                  screens. So können wir mit vier hochmoder-
                                                  nen Tagungsräumen punkten, wenn es wie-
                                                  der anrollt.

                                                  Ihr Vater war jahrzehntelang das
                                                  Gesicht des Hotels. Das klingt nach
                                                  einem langen Schatten …
                                                  Ich bin seit 2012 im Haus und ich habe in je-
                                                  der Abteilung gearbeitet – habe jedes Zimmer
                                                  sauergemacht und Tausende von Klos ge-
                                                  putzt. So habe ich mir den Respekt der Beleg-                          Katja Kortmann
                                                  schaft erarbeitet. Natürlich gab es am Anfang                          verfügt über ein internatio-
                                                  bei einigen Lieferanten die Denke, „mit der                            nales Diplom im Bereich Ho-
                                                  kleinen dummen Blondine muss ich gar nicht                             tellerie und Tourismus. Wäh-
                                                  erst reden, sondern lieber direkt mit dem Va-                          rend ihrer Tätigkeit in einer
                                                  ter, wie immer“. Die Namen und Gesichter zu                            Unternehmensberatung hat
                                                  dieser Einstellung habe ich mir allerdings ge-                         sie per Fernstudium den eng-
                                                  merkt und den Lieferanten nach und nach ge-                            lischen Bachelor an der Uni-
                                                  kündigt. Was das Arbeitsverhältnis mit mei-                            versity of Sunderland ge-
haben wir eine interne Taskforce gegründet,       nem Vater angeht, kann ich sagen, dass er                              macht. Danach ging sie nach
um uns gegenseitig zu motivieren. Dafür bin       mir insbesondere in Sachen Zahlen, Daten,                              Australien, wo sie ihren Mas-
ich meinen Kollegen dankbar. Wir halten alle      Fakten nach wie vor eine große Unterstüt-                              ter machte. Nach ihrer Rück-
zusammen, auch und gerade in der schweren         zung ist. Gelegentlich knallt es auch mal zwi-                         kehr stieg sie in den Famili-
Phase der monatelangen Kurzarbeit.                schen uns, aber das halte ich für völlig nor-                          enbetrieb ein. Hoteldirektorin
                                                  mal, wenn zwei Generationen aufeinander-                               ist sie seit Februar 2020. Das
Was war Ihr schlimmstes Ereignis                  treffen. Ich bin meinen Eltern sehr dankbar,                           Unternehmen wurde in die-
in der Coronakrise?                               dass sie mir die Zeit gegeben haben, mich in                           sem Jahr von der GbR in ei-
Ich hatte einen Gast, der wollte die Firmen-      das Unternehmen einzugrooven.                                          ne GmbH & Co. KG umge-
rate drücken. Nach dem Motto: In der Krise                                                                               wandelt. Ihr Vater Karl-Ulrich
müsst ihr froh sein, wenn überhaupt noch je-      Bekommen Sie heute, als 36-jährige                                     ist geschäftsführender Gesell-
mand was für die Übernachtung bezahlt. Da         Hoteldirektorin, noch immer blöde                                      schafter, ihr Onkel Josef Kort-
wären mir beinahe die Tränen gekommen.            Sprüche zu hören?                                                      mann, der als Psychologe in
Doch stattdessen habe ich den Gast gefragt,       Manchmal schon. Es spielt leider nach wie                              Osnabrück arbeitet, ist wei-
wie er sich das denn vorstellt? Wie sollen wir    vor eine Rolle, dass ich eine Frau bin, rela-                          terer Gesellschafter. Die Dort-
bei Dumpingpreisen unser Team bezahlen            tiv jung und blonde Haare habe. Ich gebe Ih-                           munder Kaufmannsfamilie
und den Service auf dem hohen Niveau hal-         nen ein Beispiel: Im Rahmen Veranstaltung,                             hatte sich im vergangenen
ten? Es stimmt, wir verkaufen unsere Zim-         an der fast nur Männer teilgenommen haben,                             Jahrhundert zunächst als Mö-
mer teurer als mancher Wettbewerber. Dafür        setzte sich jemand mit folgendem Kommen-                               beltischler und -händler ei-
haben wir unter anderem ein eigenes House-        tar zu mir: „Ich setze mich neben Frau Kort-                           nen Namen gemacht. Das
keeping, nichts wurde outgesourct. Mit 47         mann, da habe ich wenigstens was Schönes                               Hotel Esplanade, Eröffnung
Euro die Nacht könnten wir nicht leben. Nur       zu gucken.“ Hallo? Ich habe einen Master-                              1961, war zunächst nur ein
billig, billig, billig – wo soll das hinführen?   Abschluss, war unter 600 Absolventen Jahr-                             weiteres Standbein. Seit Mit-
Ich sage meinem Team immer: Was auch pas-         gangsbeste und führe ein erfolgreiches Ho-                             te der 80er-Jahre liegt der Fo-
siert – wir machen das mit geradem Rücken.        tel. Dafür möchte ich Anerkennung bekom-                               kus allein auf der Hotellerie.
Wir stehen zu unserer Überzeugung, dass ein       men, nicht für mein Äußeres. Ich habe sogar                            Das Haus am Burgwall wurde
Unternehmen ethisch korrekt zu führen ist.        schon mal überlegt, mir die Haare braun zu                             2007 und in den vergange-
                                                  färben, aber das wäre nicht richtig. Zugeben                           nen beiden Jahren aufwendig
Wie blicken Sie ins kommende Jahr?                muss ich allerdings, dass ich mir bei manchen                          erweitert und umgebaut.
Die baldige Impfmöglichkeit ist natürlich ein     Terminen eine Brille aufsetze, um seriöser zu
großes Zeichen der Hoffnung. Das brauchten        wirken.
wir alle, die Menschen, die Wirtschaft, die             Das Interview führte Daniel Boss; Fotos: Martin Urner

                                                                                                                Ruhr Wirtschaft Dezember 2020 / Januar 2021   19
DORTMUNDS WALL ALS EINBAHNSTRASSE?
          Nach aktuellen Vorschlägen könnte der Autoverkehr rund um die City zukünftig
          komplett neu geregelt werden. Eine Idee: Der Wall als Einbahnstraße. Macht das Sinn?
          Ein Pro & Kontra mit den Meinungen von zwei bekannten Dortmundern.

                 »Es ist eine Vision, die es verdient hat,
                       weiterverfolgt zu werden.«
                            Die Frage stellt sich im-                                                Die Verkehrswende ist eine He-
                             mer wieder, wenn ich                                                rausforderung, der man sich stellen
                             auf den Wall zufah-                                                 muss. Deshalb hat es die Idee einer
                             re und auf die „andere                                              Wall-Einbahnstraße zumindest ver-
                             Seite“ will – rechts he-                                            dient, ernsthaft in Erwägung gezogen
                            rum oder links herum?                                                zu werden. Sie wird nicht kurzfris-
                          Wo komme ich schneller                                                 tig kommen, sondern in zehn bis 20
                       durch? Am Ende ist es eher                                                Jahren – schließlich werden Ost- und
               Glücksspiel. Die Qual der Wahl könn-                                              Schwanenwall in den nächsten zwei
               te den Autofahrern in einiger Zukunft                                             Jahren erst einmal zum Radwall um-
               genommen werden. Den Wall zur Ein-                                                gebaut, ohne Autofahrspuren anzu-
               bahnstraße zu machen, ist eine der
                                                        Oliver Volmerich                         tasten. Natürlich wird man auch Lö-
               revolutionären Ideen eines Ingeni-       › Redakteur in der Stadtredaktion        sungen nden müssen, um vom Ein-
               eurbüros im Rahmen des Programms           Dortmund der Ruhr Nachrichten          bahn-Wall weiterhin Zufahrten in die
               „Emissionsfreie Innenstadt“. Es hatte                                             City, etwa zu den Parkhäusern, mög-
               die Aufgabe, Lösungen für einen Um-                                               lich zu machen. Aber er ist eine Visi-
               bau des Wallrings zu nden, der mehr     ich jung war, fuhren die Autos noch      on, die es verdient hat, weiterverfolgt
               Platz für Radfahrer und Fußgänger        mitten durch die City, über Klepping-    zu werden. Und keine andere Lösung
               liefern soll. Die vier Vorschläge der    straße und Kuckelke, Brüderweg und       würde den Wandel für Radfahrer und
               Verkehrsexperten haben es in sich: In    Kampstraße. Auf dem Ostenhellweg         Fußgänger so augenfällig machen wie
               mehreren Varianten schlagen die Pla-     stauten sich die Einkaufsbummler an      der geteilte Wall. Auch die City wür-
               ner vor, Autofahrspuren und Park-        einer Fußgängerampel, um dann in         de davon protieren, könnte vielleicht
               plätze entlang des Wallrings für eine    Massen schnell auf die andere Seite      überregional zum Vorbild werden.
               Umweltspur oder Radspuren zu op-         zu kommen. Damals wurde noch der             Vielleicht kann man die Idee bald
               fern. Vor dem Hauptbahnhof könnte        Traum von der autogerechten Stadt        schon einmal testen. Zum Abschluss
               der Wall dann ganz gesperrt oder zu-     gelebt. Und damals hielt man es an-      des Projekts „Emissionsfreie Innen-
               mindest in Richtung Westen einspu-       fangs ebenfalls für unmöglich, den ge-   stadt“ soll es ja an einem Sonntag im
               rig werden. Die klarste Lösung ist al-   samten Autoverkehr über den Wall zu      Herbst 2021 ein „Stillleben“ auf dem
               lerdings, den Wall zur Einbahnstraße     leiten. So, wie es heute Alltag ist.     Wall geben. Wie im Kulturhauptstadt-
               zu machen, der dann von Autos ge-            Jetzt steht erneut eine Verkehrs-    Jahr 2010, als die komplette A 40
               gen den Uhrzeigersinn befahren wer-      wende an. In zehn Jahren, so heißt es,   im Ruhrgebiet zur Festmeile wurde.
               den kann. Es geht also immer rechts      sollen keine Autos mit Verbrennungs-     Dann könnte man den Wall als Ein-
               herum, Linksabbiegen ist nicht mehr      motoren mehr verkauft werden. Heu-       bahnstraße auf dem Außenring nut-
               möglich. Der komplette Innenring wä-     te noch unvorstellbar. Ebenso wie ein    zen und auf der Innenseite feiern.
               re dann frei für Radfahrer und Fuß-      Wall als Einbahnstraße, wie es ihn in
                                                                                                      *Text aus der RN-Kolumne „Klare Kante“ vom
               gänger. Unmöglich, werden manche         der Nachbarstadt Unna – zugegeben,       23.11.2020, Abdruck mit Genehmigung des Autors.
               Autofahrer spontan denken. Doch ist      die ist etwas kleiner als Dortmund –      Beide Texte spiegeln die persönliche Meinung ihres
               die Lösung wirklich so abwegig? Als      schon gibt.                                                       jeweiligen Verfassers wider.

20   Ruhr Wirtschaft Dezember 2020 / Januar 2021
WIRTSCHAFT REGIONAL

  »Unsere Kunden können die Bilder ja nicht
  auf dem Gepäckträger abtransportieren.«

   –
                  Die Vorschläge für einen                                                 Steuern zahlen. Weder die Stadtver-
                   Wallringumbau, bezie-                                                   waltung noch die Politik übernehmen
                   hungsweise die „Emis-                                                   die Verantwortung, wenn ich Mitar-
                   sionsfreie Innenstadt“                                                  beiter entlassen muss oder sogar den
                   kann ich nicht wirklich                                                 Laden schließen muss, weil die Kun-
                  nachvollziehen. Es wer-                                                  den ausbleiben. Man kann die Bürger
                den Dinge geplant, die in                                                  schlichtweg nicht zur Verkehrswen-
            der Realität gar nicht umzu-                                                   de zwingen. Ich denke bei den gan-
     setzen sind. Denn Fakt ist: Auch Elek-                                                zen Plänen natürlich auch an mein
     trofahrzeuge müssen irgendwo fah-                                                     eigenes Geschäft, welches sich mit-
     ren und parken. Man kann die Men-                                                     ten in der Dortmunder City bendet.
     schen nicht aufs Fahrrad zwingen, zu-                                                 Ich frage mich dabei, wie das langfris-
     mal wir in Dortmund auch eine hohe                                                    tig funktionieren soll. Unsere Kunden
     Anzahl von täglichen Pendlern haben.
                                             Tobias Heitmann,                              können die Bilder, von den größeren
     Sollen die von außerhalb mit dem Rad    › Cityring-Vorstandsvorsitzender              Kunstwerken ganz zu schweigen, ja
     kommen? Das sehe ich nicht. Es gibt       und Geschäftsführer der Galerie             nicht einfach auf dem Gepäckträger
     noch genug Möglichkeiten, den Ver-        Zimmermann & Heitmann GmbH                  abtransportieren.
     kehr sauberer zu machen. Aber egal,                                                       Der stationäre Handel hat mit der
     ob es E-Autos, autonome Shuttles                                                      aktuellen Pandemie noch mehr zu
     oder Fahrgemeinschaften sind, die Er-   gen: Die Saarlandstraße wurde ohne kämpfen als sowieso schon. Das Gan-
     reichbarkeit mit dem Pkw bleibt auch    Ankündigung für Geschäftsleute ge- ze wird künftig nicht besser, da der
     in den nächsten 25 Jahren der wich-     sperrt. Auf der Ruhrallee wurde Tem- Onlinehandel boomt. Man bekommt
     tigste Standortfaktor für die Innen-    po 30 eingeführt. Der IHK-Präsident den Eindruck, dass die Innenstädte
     stadthändler. Die City ist ein Oberzen- wurde öffentlich angefeindet, weil er zerstört werden sollen. Mit den neu-
     trum im Einkaufsbereich. Wenn nun       sich für die Pkw-Pendler auf der B 1 en Plänen werden in Zukunft jeden-
     die Kunden nur umständlich in die       eingesetzt hat. Die Stadt Dortmund falls noch mehr Menschen von der Ci-
     Stadt kommen, werden diese zum Bei-     überdreht das Rad gewaltig, wenn ty ferngehalten – besonders die von
     spiel auf das Ruhr Center in Bochum     sie nur auf den Applaus der Rad- und außerhalb kommenden Kunden. Die
     ausweichen. Die einzelnen Maßnah-       Fußgängerlobby hört. Ich sage klar Dortmunder City ist auf die Kaufkraft
     men ärgern mich nicht und ich habe      und deutlich, dass wir eine Vorfahrt der auswärtigen Besucher angewie-
     auch nichts gegen breitere Radwege.     für die Interessen der Geschäftsleu- sen. Es ist zwar wunderbar, wenn die
     Es sind die vielen Tropfen, die irgend- te brauchen. Es sind die Unterneh- Dortmunder Kunden die Innenstadt
     wann das Fass zum Überlaufen brin-      mer die das Geld verdienen und die in Zukunft besser mit dem Rad errei-
                                                                                                       chen können, aber den
                                                                                              K -       Sauerländern kann ich
                                                                         u n g e n s te ht IH
                                                         und Anreg
                                                                                                        damit nicht helfen. Und
                                                                                         erne zur
                                          Für Fragen erte Stefan Peltzer g.ihk.de.                      auf deren Umsätze sind
                                                       p                              d
                                         Verkehrsexg: s.peltzer@dortmun                                  wir genauso angewiesen.
                                          Verfügun                                                      Alle Beispiele werden im-
                                                                                           mer Wien, Kopenhagen oder Lon-
                                                                                           don genannt – aber auch dort kann
                                                                                           man ich fast alle Teile der City noch
                                                                                           mit dem Auto fahren. So sehr ich es
                                                                                           mir wünsche, aber Dortmund wird
                                                                                           nicht dieselbe Sogwirkung erreichen,
                                                                                           dass Kunden quasi alle Einschränkun-
                                                                                           gen schlucken und trotzdem in die In-
                                                                                           nenstadt fahren. Die Pläne für den
                                                                                           Umbau des Walls würden die Situa-
                                                                                           tion des stationären Einzelhandels
                                                                                           in meinen Augen dadurch nur noch
                                                                                           verschlimmern. Es wird immer alles
                                                                                           schwarz-weiß gemalt – künftig sollte
                                                                                           es ein Miteinander der verschiedenen
                                                                                           Mobilitätskonzepte geben und nicht
                                                                                           entweder – oder!

                                                                                             Ruhr Wirtschaft Dezember 2020 / Januar 2021   21
WIRTSCHAFT REGIONAL

                                                                                                               Kompakt
     Heinz-Herbert Dustmann                                                                                    Arbeitsschutz
                                                                                                               VAHLE erhält
     erhält City-Ring 2021                                                                                     ISO-Zertikat
                                                                                                               Die Paul Vahle GmbH & Co. KG wur-
     Dortmunder Kaufleute würdigen den Erfolgsunternehmer                                                      de nach der ISO-Norm 45001 für ihr
                                                                                                               vorbildliches Arbeitsschutzmanage-
     als herausragenden Botschafter für Dortmund.
                                                                                                               ment zertifiziert. Mit den geprüf-
                                                                                                               ten Maßnahmen erhöht der Sys-

              I
                                                                                                               temanbieter für mobile Industrie-
                 m kommenden Jahr wird der in-                                                                 anwendungen die Sicherheit sei-
                 ternational erfolgreiche Unterneh-                                                            ner Mitarbeitenden und sorgt ge-
                 mer und Präsident der IHK zu Dort-                                                            genüber Partnern und Kunden für
               mund, Heinz-Herbert Dustmann, mit                                                               transparente Prozesse. Das ISO-
               dem City-Ring 2021 ausgezeichnet.                                                               Zertifikat bestätigt, dass die inter-
                   „Heinz-Herbert Dustmann ist ein                                                             nen Strukturen sowie deren Kon-
               würdiger Träger des City-Rings. Sein                                                            trolle den gesetzlichen Vorschrif-
               Unternehmen gehört zu den Hidden-                                                               ten entsprechen. Notwendig ge-
               Champions der Stadt und er wird nie                                                             worden waren diese Erweiterungen,
               müde, für den Standort Dortmund                                                                 als die bisher geltende Occupatio-
               und insbesondere die City zu werben.                                                            nal Health and Safety Assessment
               Zudem sind seine tollen Ladenbau-                                                               Series vor zwei Jahren durch die
               produkte in vielen der Geschäfte zu                                                             DIN-Norm 45001:2018 ersetzt wur-
               nden“, erklärt Tobias Heitmann, seit                                                           de. Marc Rubeau, Fachkraft für Ar-
               Oktober neuer Vorstandsvorsitzender                                                             beitssicherheit bei VAHLE, berichtet:
               des Cityrings Dortmund, die Entschei-    Heinz-Herbert Dustmann.                                „Die Norm ist wesentlich prozess-
               dung der Dortmunder Kaueute.                          Foto: Isabella Thiel / IHK zu Dortmund   orientierter. Wir haben mithilfe einer
                   Heinz-Herbert Dustmann ist in                                                               Checkliste die neuen Anforderun-
               zweiter Generation Geschäftsfüh-         tung und Design. Seit 2016 ist Dust-                   gen erarbeitet und Aufgaben an die
               rer der Dula-Gruppe, die sich seit ih-   mann, dem das Leitbild des „ehrbaren                   einzelnen Fachbereiche verteilt.“
               rer Gründung im Jahr 1953 mit ganz-      Kaufmanns“ besonders am Herzen                         Durch das optimierte Arbeitsschutz-
               heitlicher Ladengestaltung und ex-       liegt, Präsident der IHK zu Dortmund.                  management sorge der Kamener
               klusivem Innenausbau weltweit ei-            Die feierliche Verleihung des „Ci-                 Systemanbieter aber auch nach au-
               nen Namen gemacht hat. Seit Jahren       ty-Rings“ ndet im kommenden Jahr                      ßen für mehr Transparenz: „Mit dem
               stellt Dula zum Beispiel Möbel für den   im Westfälischen Industrieklub statt.                  Zertifikat weisen wir gegenüber Be-
               Weltkonzern Apple her. Dula liefert      Ein genauer Termin wird aufgrund                       hörden sowie unseren Partnern und
               ihre Leistungen in über 60 Länder und    der Covid-19-Pandemie noch bekannt                     Kunden nach, dass wir gesetzeskon-
               beschäftigt international rund 1.000     gegeben.                                               form arbeiten. Das sichert uns Lie-
               Mitarbeiter. Zudem betreibt das Un-          Die begehrte Auszeichnung wird                     feraufträge und damit langfristig
               ternehmen sieben Produktionsstätten      seit 1976 vom Cityring Dortmund e. V.                  auch Arbeitsplätze“, so Rubeau.
               in Deutschland, Spanien und Russ-        an eine um Dortmund verdiente Per-
               land. Diese internationale Tätigkeit     sönlichkeit verliehen. Zu den Trägern
               macht den überzeugten Dortmunder         des City-Rings zählen unter anderem
               Heinz-Herbert Dustmann überdies zu       der Filmemacher und Künstler Adolf
               einem wichtigen Botschafter für seine    Winkelmann, WIHOGA-Schulleiter
               Heimatstadt. Während seiner Reisen       Harald Becker, TU-Rektorin Prof. Dr.
               und beim Empfang internationaler         Ursula Gather, Planungsdezernent
               Gaste wirbt er, wo und wann immer es     Ludger Wilde, Journalist Peter Ban-
               ihm möglich ist, für „sein“ Dortmund.    dermann, Ballettdirektor Xin Peng
                   Für den heute in Dortmund-Hom-       Wang, Werner Lauterborn, 1. Vorsit-
               bruch ansässigen „Unternehmer mit        zender des Gast-Haus e. V., Dr. Jochen
               Leib und Seele“ begann alles in der      Opländer, Ehrenvorsitzender des Auf-
               Dortmunder Innenstadt. Hier wurde        sichtsrats der WILO SE, Guido Bara-
               er 1952 geboren. Und dort befanden       nowski, Geschäftsführer des TZDO,
               auch sich die ersten Büros des Unter-    Wolfgang Clement, Ministerpräsi-
               nehmens, das damals von seinem Va-       dent NRW a. D., Otto Kentzler, Unter-
               ter Heinrich Dustmann geleitet wur-      nehmer und ehemaliger Präsident des
               de. Darüber hinaus tragen eine Viel-     ZDH, Dr. Winfried Materna, Unter-
               zahl von Kaufhäusern, Fachgeschäf-       nehmer und ehem. Präsident der IHK
               ten und Innenausbauten auch heute        zu Dortmund, und Dr. Reinhard Rau-
               seine Handschrift in puncto Ausstat-     ball, Präsident des BVB und der DFL.

22   Ruhr Wirtschaft Dezember 2020 / Januar 2021
UNIQ wird Urlaubsguru
Zum 1. Januar 2021 wird die UNIQ GmbH in die Urlaubsguru GmbH umfirmiert.
Die Namensänderung resultiert aus internen Umstrukturierungen.

      K     lare Ausrichtung auf das Online-
            reiseportal Urlaubsguru: Daniel
            Krahn und Daniel Marx, Grün-
      der der UNIQ GmbH, bündelten seit
      2012 unterschiedliche Marken in ih-
                                               mierung im Januar wollen wir ein
                                               neues Kapitel starten“, erklärt Daniel
                                               Krahn. Das Urlaubsguru-Team nutzt
                                               aktuell die gewonnene Zeit, bereitet
                                               sich auf die Zeit nach Corona vor und
                                                                                          der Tourismus-Branche glaubt, zeigt
                                                                                          auch die erst kürzlich beschlossene
                                                                                          Übernahme von Anteilen am Startup
                                                                                          für Blind-Booking blookery aus Köln.
                                                                                          „Urlaubsguru genießt eine große Be-
      rem Unternehmen. Dieses vielfältige      stellt sich für die Zukunft auf. Vor al-   kanntheit, von der wir durch die Na-
      Markenportfolio zeichnete die UNIQ       lem IT-Entwicklungen werden voran-         mensänderung zukünftig auch in an-
      GmbH bisher aus. Seit 2019 liegt der     getrieben.                                 deren Bereichen des Unternehmens
      Fokus allein auf den touristischen                                                  protieren können“, fasst Daniel Marx
      Aktivitäten der Marke Urlaubsguru.       Schnell zu alter Kraft                     zusammen. Daniel Krahn und Daniel
      „Nachdem wir bereits im letzten Jahr     und Stärke zurückfinden                    Marx sind sich sicher, dass das Unter-
      intern große Veränderungen vorge-        „Der Namenswechsel zur Urlaubsgu-          nehmen wieder schnell zur alten Kraft
      nommen und uns neu aufgestellt ha-       ru GmbH setzt nun auch extern ein          und Stärke zurücknden kann. So-
      ben, hat uns die Coronakrise zuletzt     klares Zeichen dafür, dass wir trotz       bald die Reisefreiheit wieder gegeben
      vor ganz neue Herausforderungen ge-      der anhaltenden Krise optimistisch         ist, werde die Urlaubsguru GmbH die
      stellt und wir konnten nicht wie ge-     bleiben“, erklärt Krahn weiter. Dass       positiven Auswirkungen unmittelbar
      plant weitermachen. Mit der Umr-        die Geschäftsleitung an die Zukunft        spüren.

E-Mobilität ist einfach.
                                         Wenn man einen leistungsstarken
                                         Partner für seine Fahrzeuge hat.

                                         Nutzen Sie jetzt z. B. individuelle Fördermöglichkeiten und Steuervorteile beim Umstieg
                                         auf einen Plug-In-Hybrid!

  sparkasse-dortmund.de
WIRTSCHAFT REGIONAL

     Führen auf Distanz

     Die digitale Rede
     Medienkompetenz 4.0 ist nicht delegationsfähig.

                                               D
                                                   VON PROF. DR. JAN LIES, FOM HOCHSCHULE DORTMUND

                                                            as Homeofce erweist sich spätes-
                                                            tens mit dem ersten Lockdown in der
                                                            akuten Coronakrise als Beschleuni-
                                                            ger der digitalen Führung – gewollt
                                                   oder ungewollt. Damit wird die informieren-
                                                   de und emotionalisierende Führung durch
                                                   das persönlich gesprochene Wort nicht eben        Prioritäten und Anforderungen mit digitaler
                                                   einfacher, aber umso wichtiger, um Füh-           Kommunikation zu sichern. Umso wichtiger
                                                   rungsziele wie Motivation und Identikati-        ist, die digitale Rede gegenüber ihrer realen
                                                   on zu erreichen. Die Rhetorik versteht Reden      Variante zu optimieren. Auch wenn die Zei-
                                                   als formellen Vortrag, ursprünglich ohne Me-      chenzahl bei Twitter von 140 auf 280 gestie-
                                                   dienunterstützung. Doch im Führungszeital-        gen ist: Social Media geben den Trend auch
                                                   ter auf Distanz funktioniert die klassische Re-   für Führung vor: kurz, pointiert und interak-
                                                   de nicht mehr. Sie wird durch den Executi-        tiv. Ob Aufruf des Vertriebsendspurt zum Jah-
                                                   ve Medien-Mix ersetzt: ob kurze Ansprache,        resende, die Eröffnung der Innovationsoffen-
                                                   knappes Statement, pointierter Bericht oder       sive in der Krise oder der Dank für das trotz
                                                   Jahresrück-/ausblick per Livestream, Video,       Corona erfolgreiche Geschäftsjahr. Die halb-
                                                   Slide Cast oder Executive Call. Der Charakter     stündige Rede auf dem herkömmlichen Ver-
                                                   der klassischen Rede verändert sich mit Soci-     triebstreffen ist vielleicht normal. Aber so ei-
                                                   al Media. Sie wird als Medien-Mix 4.0 zu ei-      ne Ansprache via Notebook-Kamera wird mit
                                                   ner formatübergreifenden digitalen Medien-        einiger Wahrscheinlichkeit nicht ihre Ziele
                                                   kompetenz, um situationsgerecht zu führen.        erreichen. Sie ist für digitale Events zu lang.
                                                                                                     So wichtig der Redeanlass auch sein mag, so
                                                   Die digitale Rede in Zeiten von Twitter           schnell landet die digitale Rede ungehört und
                                                   Die Digitalisierung ist für die Mitarbeiter-      ungesehen im digitalen Papierkorb.
     »Die Kunst der                                führung Fluch und Segen zugleich. Zum Se-              „Belanglos“, „monoton“, „selbstbezogen“,
     digitalen im Ver-                             gen der Digitalisierung gehören die Vernet-       „glatt gelecktes Vorstands-Blabla“ – wenn
                                                   zung, Bandbreite, Medienvielfalt und mo-          Führungskräfte sprechen, stehen zu oft die
     gleich zur realen                             bile Technik. Sie helfen, die Leistungsfähig-     Selbstinszenierung gepaart mit politischer
     Rede unterschei-                              keit des Homeofce und auch des Firmen-           Korrektheit im Vordergrund. „Erst absichern,
     det sich vor allem                            autos aufzurüsten – für Führungskräfte und        dann Botschaften transportieren“, scheint
                                                   Mitarbeitende. Tools wie Zoom, WebEx oder         die ungeschriebene Grundregel zu sein. Sol-
     in ihrer Kürze                                Teams sind der Standard in vielen Unterneh-       che Ansprachen zusammen mit quasibewähr-
     gepaart mit radi-                             men. Sie ermöglichen und vereinfachen Ma-         ter Ofine-Rededauer in der Videokonferenz
     kaler Prägnanz.«                              nagement auf Distanz. Notebook-Kameras            oder per Livestream bieten beste Chancen,
                                                   und Smartphones zusammen mit Konferenz-           im digitalen Nichts zu landen. Der Führungs-
     Jan Lies ist Professor für
     Unternehmenskommunikation                     software bilden einen wichtigen Teil der Ba-      erfolg wird ausbleiben. Wer digital so führt,
     und Marketing an der FOM                      sis für virtuelle Führung.                        tut sich keinen Gefallen und schwächt sich in
     Hochschule in Dortmund. Sein                       Im größten Segen liegt aber auch der         der Führung auf Distanz selbst.
     Schwerpunkt ist, Veränderun-                  größte Fluch für das Management. Vorsicht              Darum wandelt sich die einst persönli-
     gen und Krisen von Unterneh-                  vor Technikgläubigkeit! Einfach nur seinen        che Rede vor der Belegschaft zur modula-
     men mit Kommunikation zu                      Kopf in die Kamera zu halten und Folien vor-      ren Kompetenz im digitalen Medien-Mix. Er
     unterstützen.                                 zulesen, greift zu kurz. Management ist zu-       ist persönlichkeits- und unternehmensspezi-
                                                   gleich immer auch Führung und damit in-           sch. Videokonferenzen, Videos live und auf-
                                                   terne Kommunikation. Sie ist weit mehr als        gezeichnet, Slide-Cast – also die mit Erklär-
                                                   nur Anwendung digitaler Tools. Jedes Medi-        video ausgestattete Bildschirmpräsentation –
                                                   um ist zuerst eine Führungskrücke, da es den      und WhatsApp werden zum Muss. Wenn aber
                                                   persönlichen Dialog letztlich nicht ersetzen      die berühmten „Master-Slides“ die Basis ei-
                                                   kann. Management braucht als Führung auf          nes Vortrags sein sollten, sind sie radikal für
                                                   Distanz digitale Medienkompetenz, um Ziele,       die digitale Kommunikation zu vereinfachen

24   Ruhr Wirtschaft Dezember 2020 / Januar 2021
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