Die Wirtschaft in Zeiten der Pandemie - IHK zu Dortmund
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INTERVIEW DES MONATS Katja Kortmann, Hoteldirektorin im Esplanade PRO UND KONTRA Wall-Bebauungspläne TAPAS UND MEHR Restaurant Vivo! in Holzwickede Dezember 2020 / Januar 2021 Die Wirtschaft in Zeiten der Pandemie IHK-Präsident Dustmann blickt auf das Jahr 2020 zurück
EDITORIAL Gemeinsam und fair ins Jahr 2021 D er Blick in die Vergangenheit serer Region so intensiv wie selten sollte mit Vorsicht genossen zuvor verbunden fühlt. Aus diesem Heinz-Herbert Dustmann und Stefan Schreiber werden. Es bringt wenig, in Grund haben wir die Jahresrede, den vermeintlich guten, alten die wir am 7. Dezember immerhin als den Dortmunder Wall zur Einbahn- Zeiten zu schwelgen, und darüber die Livestream übertragen haben, unter straße zu machen. Keine gute Idee, Zukunft aus dem Blick zu verlieren. das Motto „Gemeinsam und fair“ ge- ndet der neue Cityring-Vorsitzen- Dennoch bietet es sich diesmal, am stellt. (Auszüge aus der Rede ab Sei- de Tobias Heitmann. Oliver Volme- Ende eines ungewöhnlichen Jahres, te 10) Wir glauben fest daran, dass die rich, Redakteur der Ruhr-Nachrich- natürlich an. In der Dezember-Ausga- gegenwärtige Krise zeigt, was uns aus- ten, sieht das anders. Unser Pro & be 2019 unseres IHK-Magazins „Ruhr macht, was uns stark macht und wo- Kontra-Meinungsstück nden Sie auf Wirtschaft“ hatten wir als Überschrift rauf wir 2021 aufbauen können. Im- Seite 20. für unser Editorial „Mit Schwung ins mer gemeinsam und immer fair! Es Wie man mit Mut und gutem Ser- neue Jahr“ gewählt. Unsere Unter- gibt viele spannende und innovative vice durch die Krise kommt, zeigt der nehmen befanden sich quer durch al- Projekte. aktuelle IHK-Handelsreport Ruhr, in le Branchen in hervorragender Verfas- Normalerweise erwartet Sie, liebe dem auch Unternehmer aus Hamm sung und die guten Gespräche bei un- Leserinnen und Leser, in unserer Jah- und Bönen ihre überzeugenden Kon- serem traditionellem Jahresempfang resendausgabe ein bunter Bilderrei- zepte darstellen (Seite 38). mit rund 700 Gästen hatten uns für gen mit den Gästen unseres Jahres- Außerdem freuen wir uns be- 2020 sehr zuversichtlich gestimmt. empfangs. Weil das diesmal nicht sonders, dass es auch in diesem Jahr Doch dann kam die Corona-Pandemie geht, haben wir Impressionen und Top-Azubis aus unserer Region gibt, – und seit März benden sich viele schöne Momente der letzten Jahre zu- die landes- und sogar bundesweit ih- Wirtschaftszweige in einer mehr oder sammengetragen. Damit möchten wir re verdiente Anerkennung bekom- weniger existenzbedrohenden Lage. uns bei den Unternehmerinnen, Un- men: Zwölf junge Damen und Her- Schausteller, Gastronomen, Hote- ternehmern und allen anderen Part- ren gehören zu den besten Absolven- liers, Kulturschaffende, Dienstleister, nerinnen und Partnern bedanken, mit ten in Nordrhein-Westfalen, drei da- Einzelhändler und viele weitere Un- denen wir in der Vergangenheit zu- von sogar zu den Besten in Deutsch- ternehmer erleben ein „annus horribi- sammengearbeitet haben. Manchmal land (Seite 44). Wir sagen: Herzli- lis“, ein schreckliches Jahr. Es waren lohnt sich der Blick in die Vergangen- chen Glückwunsch! und sind anstrengende Monate mit heit eben doch. Wir hoffen, dass die Schutzimp- Lockdown, Teil-Lockdown, Mund-Na- Auch die anderen Themen in die- fungen gegen das Coronavirus bald- se-Masken, Abstandsregeln, Desinfek- sem Heft lohnen eine intensive Lek- möglich ächendeckend zur Ver- tionsmitteln, Veranstaltungsabsagen, türe. Im Interview des Monats etwa fügung stehen und die besonders Kurzarbeit, Corona- und Überbrü- spricht Katja Kortmann, Geschäfts- schutzbedürftigen Mitglieder unserer ckungshilfen; kurzum: Eine Zeit zwi- führerin des Dortmunder Hotels Esp- Gesellschaft sicherer sein können. Ein schen Bangen und Hoffen, mit Ein- lanade und Nachfolgerin ihres Vaters, Abauen der Pandemie wäre ein Se- schränkungen und Verboten, wie sie über die aktuelle Situation in der Pan- gen. unsere freie Gesellschaft seit vielen demie, aber auch über die Herausfor- Gerade weil es ein solches Krisen- Jahrzehnten nicht erlebt hat. Dass wir derungen bei der Unternehmensnach- jahr war, möchten wir uns bei allen unseren diesjährigen Jahresempfang folge (siehe Seite 18). Partnern aus Wirtschaft, Politik, Wis- absagen mussten, ist, verglichen mit Die Interessen der regionalen senschaft und Verwaltung herzlich be- der schlechten Situation, in der sich Wirtschaft vertreten wir am besten, danken. Gemeinsam und fair meistern viele Betriebe derzeit benden, natür- wenn wir zu wichtigen Themen ver- wir alle Herausforderungen! Wir wün- lich nur eine Randnotiz. Aber es ist ein schiedene Meinungen hören – und ih- schen Ihnen und Ihren Familien ein Jahr, in dem sich die IHK, Ehren- und nen auch eine Plattform bieten. In die- besinnliches und frohes Weihnachts- Hauptamt, den Unternehmen in un- sem Fall geht es um die Überlegung, fest – und natürlich Gesundheit! Heinz-Herbert Dustmann, IHK-Präsident Stefan Schreiber, IHK-Hauptgeschäftsführer Ruhr Wirtschaft Dezember 2020 / Januar 2021 3
INHALT BLICKPUNKT IHK-VOLLVERSAMMLUNG 10 Gemeinsam und fair! In seiner Jahresrede 2020 wirbt IHK-Präsident Heinz-Herbert Dustmann für Zuversicht, Optimismus und Solidarität in schwierigen Zeiten. Wegen der Corona-Pandemie fand die Sitzung der Vollversammlung am 7. Dezember per Video- konferenz statt. Die Rede wurde via Livestream übertragen. INTERVIEW 18 „Wichtig, nicht in Panik zu geraten“ Kurz vor der Coronakrise wurde sie Hoteldirektorin im Familien- betrieb: Katja Kortmann führt das „Esplanade“ in Dortmund. Eine dauerhafte Herausforderung sei, dass sie als Frau in dieser Spitzenposition nicht immer ernst genommen werde, sagt sie. RUBRIKEN 70 IHK-Weiterbildungsprogramm 24 Die digitale Rede Führen auf Distanz 3 Editorial 72 Bekanntmachungen 26 Ein halbes Jahrhundert 6 Bild des Monats 10 BLICKPUNKT Die Landesdirektion IHK-VOLLVERSAMMLUNG Pivernetz GmbH 8 Trends INTERVIEW 26 BTS Dortmund feiert 22, 26, 42 Kompakt Zehnjähriges 18 „Wichtig, nicht in 28, 41, 49 Kurz berichtet Panik zu geraten“ 27 Innovativer Schwerpunkt Katja Kortmann Berufliches Gymnasium 30 Personalie WIRTSCHAFT REGIONAL 30 adesso erhöht Zahl der 36 Wirtschaftsjunioren Mitarbeiter auf 5.000 20 Pro & Kontra 53 Impressum 31 Neuheit von Murtfeldt 22 Dustmann erhält 68 Tipps zum Thema Recht City-Ring 2021 32 FYNAL durch Fusion Dortmunder Filmproduktionen 69 Wirtschaft im TV 23 UNIQ wird Urlaubsguru überRot und Das Department 4 Ruhr Wirtschaft Dezember 2020 / Januar 2021
die Ihr Weg in aft: ir ts c h Ruhr W Sie erreichen ter n un die Redaktio rw ir ts chaft ruh WIRTSCHAFT REGIONAL d .ihk.de @dortmun 20 Pro & Kontra Nach aktuellen Vorschlägen könnte der Autover- kehr rund um die City zukünftig komplett neu geregelt werden. Eine Idee: Der Wall als Einbahnstraße. Macht das Sinn? Meinungen von zwei bekannten Dortmundern. WIRTSCHAFT REGIONAL 24 Die digitale Rede Medienkompetenz 4.0 ist nicht delegationsfähig. Das Homeoffice erweist sich spätestens mit dem ersten Lockdown in der akuten Coronakrise als Beschleuniger der digitalen Führung – gewollt oder ungewollt. WIRTSCHAFT REGIONAL 34 „Wir waren vom Programm begeistert“ Das Startup PIX Moving aus China nahm Ende Oktober an der Start.up! Germany Tour teil – als bestes Startup ausgezeichnet. 33 Mediterranes Lebensgefühl 43 Startup in der 53 „Stimmung bei in Holzwickede Druckluft-Nische Gründern positiv“ Tapas und mehr im „Vivo!“ Druckluftzentrum Gründerwoche Hamm 34 „Wir waren vom 44 „Mit Weiterbildung 54 Die Kreativwirtschaft Programm begeistert“ am Ball bleiben“ gemeinsam stärken Start.up! Germany Tour Zwölf landesbeste Azubis Fragen an den Leiter der Stabsstelle Kreativquartiere 37 Ein wichtiges 46 5.000 Euro für ein der Stadt Dortmund Zeichen setzen bodo-Lastenfahrrad Kinderlachen-Gala Streetworkprojekt SONDERTHEMA 38 Mit Mut und gutem Service 48 Schüler und Unternehmer 56 Gründen + Entwickeln / durch die Coronakrise Amir Gdamsi Qualifizieren + Bilden 40 Wenn nicht jetzt, 50 Einmalige Dokumente SERVICE BILDUNG wann dann? Das Archiv des Bielefelder Digitale Transformation Emnid-Instituts 71 Überarbeitet und wieder da! IHK-Weiterbildungsabschluss 42 Berater aus Leidenschaft 52 Relaunch für Fachwirt für Büro- und SAP-Spezialist cbs unternehmen online Projektorganisation Ruhr Wirtschaft Dezember 2020 / Januar 2021 5
„Ohne uns wird’s dunkel“ Da, wo es sonst nach Glühwein und gebrannten Mandeln duftet und normalerweise dichtes Gedränge herrscht, flackerten Ende November in Dortmund zahlreiche Grablichter. Die Dortmunder Weihnachtsstadt wurde wegen Corona abgesagt. Die Schausteller, die eigentlich auf dem Weihnachtsmarkt ihre Ware verkaufen würden, machten mit der Kerzenaktion auf ihre schwierige Situation in Pandemiezeiten aufmerksam. Text: Annika Roß / Foto: Stephan Schütze Ruhr Wirtschaft Dezember 2020 / Januar 2021 7
TRENDS Digitale Lab-Tour Silicon Economy Ohne Plattform kein Geschäft, lautet die Devise seit einigen Jahren. Nun sollen Open- Source-Lösungen „made in Dortmund“ ein Plattform-Ökosystem – die sogenannte Silicon Economy – begründen und die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit von Logistikunterneh- men sichern. Interessierte Vertreterinnen und Vertreter von Unternehmen haben jetzt die Möglichkeit, sich im Rahmen einer digitalen Lab-Tour des Fraunhofer-Instituts für Logistik und Materialfluss IML über den neuen Ansatz für die Plattformökonomie von morgen und IHK präsentiert Zahlen B über erste Entwicklungen aus der Silicon Econo- my zu informieren. Am Fraunhofer IML laufen ereits zum dritten Mal veröffentlicht die IHK zu Dortmund derzeit zwei groß angelegte Umsetzungspro- ihren Bildungsbericht. Diesmal präsentiert er Zahlen , Da- jekte zur Silicon Economy: „Silicon Economy ten und Fakten aus den Jahren 2018/2019. Interessierte Logistics Ecosystems“ und „Blockchain Europe erhalten wieder einen Überblick über die Aktivitäten, Entwick- NRW“. Eine Anwender-Community befindet lungen und Herausforderungen der beruichen Aus- und Wei- sich derzeit im Aufbau. Die Lab-Tour findet am terbildung der vergangenen zwei Jahre sowie einen Einblick in Mittwoch, 13. Januar das Tagesgeschäft der IHK. Auch in den Jahren 2018 und 2019 2021, von 10 bis 12 ist es wieder gelungen, jeweils über 5.000 neue Ausbildungsver- Uhr, statt. Die Teilnah- träge zu registrieren. So wurde auch im neunten Jahr in Folge me ist kostenfrei, um mit 5.102 neu eingetragenen Ausbildungsverträgen zum 31. De- verbindliche Anmel- zember 2019 der Sprung über die 5.000er-Marke geschafft. Der dung wird gebeten. vorliegende Bildungsbericht bezieht sich auf das Geschäftsjahr Weitere Informatio- 2018/2019 und spiegelt nicht die Auswirkungen der aktuell vor- nen unter herrschenden Covid-19-Pandemie wider, die bereits zu großen www.silicon-economy.com Herausforderungen und Veränderungen geführt hat. Den Be- rufsbildungsbericht nden Interessierte auf der Homepage der IHK zu Dortmund als Download. Foto: Robert Kneschke/Thinkstock EHRENPREIS DES LANDES NRW Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Mi- nister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, hat Ende Oktober in Düsseldorf Prof. Dr. Dr. h. c. Michael ten Hompel, geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Mate- rialfluss und Logistik IML, mit dem Innovationspreis des Landes NRW in der Kategorie »Ehrenpreis« ausge- zeichnet. Damit würdigt Pinkwart Auszeichnung für Dula-Azubis ten Hompels herausragende Beiträ- W ge für nachhaltige Veränderungen arum eine Ausbildung in der Industrie genau die richtige Wahl in Wissenschaft, Wirtschaft und ist, haben die Auszubildenden der Dula-Werke Dustmann & Co. Gesellschaft. Foto: Fraunhofer IML GmbH gezeigt. Sie gewannen mit ihrem Beitrag zum Videowett- bewerb „Industry @ work“ den ersten Platz (wir berichteten). Nun wurden die Urkunde und der Geldpreis vom stellv. IHK-Hauptgeschäftsführer Wulf- Christian Ehrich (l.) übergeben. Dula-Geschäftsführer Heinz-Herbert Dust- mann und seine Frau Marisa (M.) freuten sich mit ihren Azubis. Die Zweit- und Drittplatzierten werden ebenfalls noch ausgezeichnet. Foto: Schaper 8 Ruhr Wirtschaft Dezember 2020 / Januar 2021
Webinar-Reihe Neue Chancen im Zeichen der Krise F ünf Zukunftsthemen, elf Exper- ten, viele praxisnahe Hilfestel- lungen: Die Webinar-Reihe „The NEW NORMAL“ der Industrie- und Handelskammern in NRW sowie der Auslandshandelskammer USA in San Regel schneller Francisco gab im vergangenen hal- agieren können und CEO, Authentise ben Jahr spannende Impulse zur neu- damit krisenfester sind. Themen und Chair of Digi-tal Manufac- en Normalität nach Corona. Sie zeig- der Webinar-Reihe waren unter an- turing, Singularity University. Alle Vi- te auf, wie Unternehmen mit den Zu- derem „New Work – Veränderungen deos sind nun online abrufbar unter kunftsthemen dieser Zeit erfolgrei- und Best Practices“, „New Manufac- dortmund.ihk24.de/newnormal cher umgehen können. Innovationen turing“ oder „NRW goes Silicon spielten schon vor der Pandemie ei- Valley: New ways to innovate”. Weitere Fragen ne herausragende Rolle in der Wirt- Mit dabei waren hochkarätige beantwortet schaft. Referenten wie Stefan Wilhelm, CEO, Dominik Stute In Krisenzeiten werden sie noch Detecon USA, Lisa Neuhaus, Direkto- Tel. 0231 5417-315 einmal wichtiger, da innovative, exi- rin Business Development und Strate- d.stute@dortmund.ihk.de bel aufgestellte Unternehmen in der gy, LinkedIn sowie Andre Wegner, Silber für NIRO D as Netzwerk Industrie RuhrOst e. V. (NIRO) wurde mit dem Silberlabel der European Cluster Excellence Initiative (ECEI) ausgezeichnet und beweist damit seine kontinuierliche Weiterentwicklung als leistungsfä- hige Clusterorganisation in Deutschland. NIRO selbst ist als Netzwerk Mitglied im Programm „go-cluster“. Diese clusterpolitische Exzellenzmaßnahme des Bundesministe- riums für Wirtschaft und Energie unterstützt in Deutsch- land derzeit 85 teilnehmende Cluster in ihrer innovativen Weiterentwicklung. Im Rahmen dieses Programms erfolg- te der Begutachtungsprozess für das Silberlabel in Zusam- menarbeit mit dem European Secretariat for Cluster Ana- lysis (ESCA). Die Ergebnisse gelten daher auch zur Quali- Tabletspende für tätsbestätigung für das Programm „go-cluster“. NIRO wur- de bereits in einem vorausgehenden Benchmarking mit Hospiz Am Ostpark dem Bronzelabel ausgezeichnet. Der nächste Schritt betraf D die erfolgreiche Umsetzung von Verbesserungsprozessen, OKOM21 engagiert sich im Rahmen der Ak- die über ein Audit geprüft wurden. Stand November 2020 tion „In Verbindung bleiben“ für schwerkran- besitzen in Europa 1.165 Clusterorganisationen das Bron- ke Menschen im Hospiz Am Ostpark in Dort- zelabel, 139 das Silberlabel und 119 das Goldlabel. mund. Ein iPad inklusive Datenvolumen haben Ste- fan Kilmer (r.), DOKOM21 Vertrieb, und Helen Wal- tener (l.), DOKOM21 Marketing, als Spende an Theo Jansen (Mitte), Gast im Hospiz Am Ostpark, Janina Monka (2. v. r.), Hospiz- und Pegedienstleiterin, und Claudia Riedel (2. v. l.), Pegefachkraft Pallia- tive Care, übergeben. Theo Jansen freut sich, das iPad stellvertretend für alle Gäste der Einrichtung entgegennehmen zu können. Foto: Roland Kentrup Ruhr Wirtschaft Dezember 2020 / Januar 2021 9
BLICKPUNKT IHK-VOLLVERSAMMLUNG GEMEINSAM UND FAIR! In seiner Jahresrede 2020 wirbt IHK-Präsident Heinz-Herbert Dustmann für Zuversicht, Optimismus und Solidarität in schwierigen Zeiten. Wegen der Corona-Pandemie fand die Sitzung der Vollversamm- lung am 7. Dezember per Videokonferenz statt. Die Rede wurde via Livestream übertragen. Hier einige Auszüge. S ehr geehrte Damen und Herren, lie- wählt worden bin, hatte ich meine Präsi- be Unternehmerinnen und Unter- dentschaft unter das Leitmotiv gestellt: nehmer, bei unserem Jahresemp- Gemeinsam und fair! Und hatte damals ge- fang 2019 konnten Hauptgeschäfts- sagt: Gemeinsam und fair werden wir alle führer Stefan Schreiber und ich noch viele Herausforderungen der Zukunft meistern. von Ihnen persönlich hier im Großen Saal Ich hatte damals nicht geahnt, dass sich in der IHK begrüßen. Glauben Sie mir, das der Zeit meiner Präsidentschaft die wirt- hätten wir herzlich gerne auch dieses Jahr schaftliche Lage aufgrund einer Pandemie wieder getan. […] so entwickeln würde. Und dass dieser Satz Doch in diesem Jahr ist leider vieles an- diese Brisanz in dieser Form bekommen ders. Die Corona-Pandemie, die seit März würde. Heute gilt wie damals, aber mehr unser wirtschaftliches und soziales Leben denn je: Gemeinsam und fair! Genau das so sehr bedroht und einschränkt, wie es müssen wir jetzt unter Beweis stellen und unsere Gesellschaft seit Ende des Zweiten danach handeln. […] Weltkrieges nicht mehr erlebt hat, macht In Zeiten wie diesen ist es für uns als unseren traditionellen IHK-Jahresempfang IHK besonders wichtig, den Finger am Puls in bewährter Manier leider unmöglich. der Unternehmen zu haben. So haben wir […] Als ich 2016 zum IHK-Präsidenten ge- im November rund 460 Unternehmen aus Vollversammlung und Jahresrede des IHK-Präsi- denten am 7. Dezember 2020: Viel Technik, keine Gäste. Fotos: IHK / Stephan Schütze 10 Ruhr Wirtschaft Dezember 2020 / Januar 2021
der Region nach ihren Einschätzungen guten Lage sieht sich derzeit ein Drittel RWE-Vorstandschef und Erwartungen befragt. […] der Unternehmen; und dass sich die wirt- spricht vor Unsere Umfrage spiegelt das Auf und schaftliche Situation 2021 aufhellt, das Vollversammlung Ab der Stimmungslage in der Wirtschaft glaubt ein Viertel der Unternehmen. Ge- ziemlich deutlich wider. Noch Ende Sep- nauso viele Betriebe gehen aber auch da- In der Sitzung tember zum Beispiel war die Stimmung von aus, dass sich die Lage noch weiter der IHK- Voll- angesichts relativ niedriger Neuinfektio- verschlechtern wird. Erstaunlicherweise versamm- nen verhalten optimistisch. Danach stie- hat sich die Bewertung der aktuellen La- lung am 7. gen die Corona-Zahlen wieder deutlich an ge im Vergleich zum Juni in manchen Be- Dezember und der von Bund und Ländern beschlos- reichen verbessert. Die Zahl der Unterneh- sprach auch sene Teil-Lockdown mit seinen neuen Ein- men, die angegeben haben, ihre Lage sei RWE-Vor- schränkungen hat sich sehr negativ be- schlecht, hat sich von 31,4 Prozent im Juni standschef Dr. merkbar gemacht. Wie negativ, dass zeigt auf 23,9 Prozent im November reduziert. Rolf Martin unsere aktuelle Umfrage. Ich möchte an dieser Stelle diese Verände- Schmitz in ei- Mehr als die Hälfte der befragten Un- rung nicht interpretieren, da das nur Spe- ner Videokonferenz zu den Ver- ternehmen gibt an, dass die Pandemie die kulation sein könnte. Ob es an den staat- treterinnen und Vertretern der wirtschaftliche Lage des Unternehmens lichen Hilfen liegt oder ob sich die Unter- regionalen Wirtschaft. Er präsen- verschlechtert hat. In einer gegenwärtig nehmen besser auf die Situation einstellen tierte, wie sich der Energieko- > nzern für die Zukunft aufstellt. „Erneuerbare Energien und Was- serstoff, das sind die Schlüssel der Energiewende. In beiden Be- reichen ist RWE hervorragend aufgestellt. Wir gehören zu den weltweit führenden Anbietern von erneuerbaren Energien und treiben die Wasserstofftechnolo- gie in 30 Projekten beherzt vor- an. Davon kann auch die Indust- rie im Ruhrgebiet auf ihrem Weg zur Dekarbonisierung profitie- > ren“, so Dr. Schmitz. Ruhr Wirtschaft Dezember 2020 / Januar 2021 11
BLICKPUNKT (o.l.): Die Vollversammlung im Jahr 2017. > (o.m.): Dr. Detlef Götz und konnten, sei dahingestellt. Eins ist jedoch Alle betroffenen Unternehmen haben Claudia-Maria Branz (2019) klar: die von Bund und Ländern getroffenen schnelle und unbürokratische Hilfe verdient. (o.r.) Martin Wiesendahl, Beschlüsse für den Teil-Lockdown im Novem- Wir begrüßen, dass viele Unternehmen gene- Stefan Schreiber, Thomas ber und die Verlängerung in den Dezember rell für nanzielle Ausfälle entschädigt wer- Johannpeter und Marion Fink hinein, bis kurz vor Weihnachten, und jetzt den sollen. Nur sollte genau hingeschaut wer- beim Jahresempfang 2019. auch noch bis zum 10. Januar, bedeuten für den, ob die Einbußen der Betriebe dadurch viele Betriebe weitere existenzbedrohende wirklich ausreichend kompensiert werden Einschnitte. und ob wirklich alle fair und so gerecht wie Unserer Meinung nach gehen die Maß- möglich einbezogen und behandelt werden. nahmen bei einigen wichtigen Punkten zu Hoffen wir, dass die Kontaktbeschränkungs- weit und setzen an der falschen Stelle an. und weiteren Maßnahmen baldmöglich die Es gibt jedoch auch Unternehmer, die diese gewünschten Erfolge bringen. Dass die Infek- Einschätzung nicht teilen und sogar härtere tionszahlen sinken und die Pandemie besser Maßnahmen fordern. […] zu kontrollieren ist. […] 12 Ruhr Wirtschaft Dezember 2020 / Januar 2021
en s e r u n d d en folgend uf die ck- Die Fotos aen zeigen Motive zurü Doppels e it nge. hresempfä liegender Ja Hoffnung, Zuversicht, Optimismus und zu hören und dies war ganz bestimmt nicht vielleicht sogar Mut geben mir jedoch auch nur eine inhaltsleere Floskel. Es war und ist eine ganze Reihe von Erfahrungen und Akti- ernst und von Herzen so gemeint. vitäten des laufenden Jahres. Sie werden sich Ich bin zuversichtlich und optimistisch, jetzt sicher fragen, was genau meint er? Ich weil: will es Ihnen gerne sagen! Wir gesehen haben, dass Deutschland – Warum also bin ich zuversichtlich? Es gibt wenngleich es natürlich Schwächen und (u.l.): Dr. Winfried Materna gute Gründe. Ich bin zuversichtlich, weil: Mängel im System gibt und sicherlich auch und Joachim Punge (†) 2015. Ich glaube, dass uns die Pandemie in so- Nachholbedarf in vielen Punkten – in der Kri- (u.m.): Heinrich Fromm- zialer Hinsicht in einigen Aspekten sogar nä- se vergleichsweise gut bis sehr gut funktio- knecht (†), Dr. Horst Hoff- hergebracht hat. Ja, es mag viele kritische niert. So haben Bund und Länder u. a. schon mann, Rolf Bauer und Stimmen geben, doch am Ende war und ist zu Beginn der Pandemie nicht gezögert, den Rudolf Brickenstein (2007). die Solidarität untereinander stärker. „Bitte Unternehmen große nanzielle Hilfen zur (u.r.): Marie-Christine bleiben Sie gesund!“ Das war oft zu lesen und Verfügung zu stellen. > Ostermann, Nadja Lüders und Gabriele Isken (†) im Jahr 2012. Ruhr Wirtschaft Dezember 2020 / Januar 2021 13
BLICKPUNKT (o.l.): Heinz-Herbert Dust- > mann im Interview mit Klar ist, nicht jede Maßnahme wirkt, nicht war, war die Krisenhotline der IHK auch an Michael Westerhoff (2018). jede Entscheidung überzeugt und nicht je- den Wochenenden mit bis zu 60 hochmoti- (o.m.): Karl-Peter Ellerbrock de Hilfe kommt auch an. Das liegt in der Na- vierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und Walter Derwald im Jahr tur der Dinge. Aber dafür sind eben auch wir besetzt. Auch jetzt, Ende des Jahres, können 2018. / Claudia-Maria Branz da, die Industrie- und Handelskammern und die Unternehmen sich zu allen Themen rund und Britta Blom (2018). andere Institutionen. Wir wirken oft im Hin- um Corona von ihrer IHK umfassend und (o.r.) Jahresempfang 2016 tergrund, sprechen mit den politischen Ent- kompetent beraten lassen. Egal ob Überbrü- mit Xin Peng Wang, Gesa scheidungsträgern und Verantwortlichen in ckungshilfen, Novemberhilfen, Hygienere- Renzenbrink, Manfred Sauer den Verwaltungen und unterstützen bei der geln oder Umsatzsteuer-Checkliste – wer Fra- und Georg Schulte. Umsetzung wichtiger Vorhaben. Und natür- gen hat, informiert sich bei uns. lich sprechen wir mit Ihnen, den Unterneh- Als mehr und mehr Betriebe ihre Mit- merinnen und Unternehmern, und kämpfen arbeiter in Kurzarbeit schickten – das trifft für Ihre Interessen. nach unserer aktuellen Umfrage immer noch Als die Corona-Soforthilfen Ende März auf jedes vierte Unternehmen zu! – wurden starteten und der Beratungsbedarf riesig die IHK-Mitarbeiter auch für Fragen rund um 14 Ruhr Wirtschaft Dezember 2020 / Januar 2021
das Kurzarbeitergeld geschult. Und es funkti- zent sogar mehr als eigentlich vorgesehen. oniert. Sehr gut sogar. […] Auch das macht Mut. Denn Investitionen in Gemeinsam können wir aber für unsere die Ausbildung sind Investitionen in die Zu- Unternehmen da sein – wenn nötig, an sieben kunft. Tagen in der Woche – und vor allem stets fair. Meine Damen und Herren, ich wünsche Einige Unternehmen werden diese schwere Ihnen eine besinnliche Weihnachtszeit, bes- Zeit leider nicht überstehen. Aber ich glaube te Gesundheit – und viel Zuversicht, Optimis- daran, dass uns gemeinsam der Neustart ge- mus, guten Mut ebenso wie Glück und Erfolg lingt. Das macht mir Mut. […] für 2021. Gemeinsam und fair sind wir stark (u.l.): Klaus Günzel, Dr. Walter Unser Dank gilt allen Ausbildungsbetrie- und werden alle Herausforderungen meis- Aden, Stefan Schreiber und ben in der Region. Dass die Ausbildungsbe- tern. Reinhard Schulz (2015) reitschaft weiterhin groß ist, zeigt unsere › Die komplette Jahresrede 2020 können Sie (u.m.): Dr. Alfred Voßschulte (†) Umfrage: Gut 85 Prozent der Ausbildungs- als Video und in gedruckter Version auf und Andreas Sengpiel (2003). betriebe haben im geplanten Umfang Ausbil- www.dortmund.ihk24.de/jahresrede2020 (u.r.): Heinz-Herbert Dustmann dungsplätze zur Verfügung gestellt, acht Pro- sehen oder lesen! mit Udo Dolezych und Garrelt Duin (2015). Ruhr Wirtschaft Dezember 2020 / Januar 2021 15
BLICKPUNKT (o.l.): Andreas Tracz (Mitte) und weitere Gäste (2019). (o.m.): Die Wirtschafts- junioren 2019. (o.r.) Stefan Schreiber, Ulrich Leitermann, Prof. Dr. Michael ten Hompel, Wulf- Christian Ehrich und Heinz- Herbert Dustmann (2019). Großes Foto: Der Große Saal im Jahr 2017. (u.l.): Stefan Schreiber, Heinz-Herbert Dustmann und Ulrich Leitermann (2018). (u.m.): Rudolf Isken, Joachim Hüttenbrauck, Martin Eul (2018). / Thomas Grüner und Hans. J. Hesse im Jahr 2018. (u.r.): Michael Makiolla, Stefan Schreiber, Heinz- Herbert Dustmann, Thomas Hunsteger-Petermann und Ullrich Sierau (2019). 16 Ruhr Wirtschaft Dezember 2020 / Januar 2021
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INTERVIEW „Wichtig, nicht in Panik zu geraten“ Kurz vor der Coronakrise wurde sie Hoteldirektorin im Familienbetrieb: Katja Kortmann führt das „Esplanade“ in Dort- mund. Eine dauerhafte Herausforderung sei, dass sie als Frau in dieser Spit- zenposition nicht immer ernst genommen werde, sagt sie. In einem normalen Jahr würden wir jetzt Wie war denn das vergangene Jahr? vermutlich über Ihre hohe Auslastung Es war mit das beste Jahr überhaupt. Deswe- durch den Dortmunder Weihnachtsmarkt gen dachten wir ja auch, 2020 würde „Bom- plaudern. Wie ist die Lage im Corona- be“. Nach der Vergrößerung von 83 auf 97 Advent? Zimmer und der Renovierung der Fassa- Wir hatten immer schon Betriebsferien über de hatten wir am 13. Februar Neueröffnung Weihnachten und Neujahr. In diesem Jahr gefeiert. Wenige Tage später müssten wir »Was auch aber ist das Hotel zwischen dem 11. Dezem- dann aus bekannten Gründen für vier Mona- passiert – wir ber und dem 10. Januar geschlossen. Das te schließen. Ich rechne mit einem Umsatz- sind 14 Tage länger als sonst. Ich musste auf minus von bis zu 70 Prozent. Ohne die staat- machen das die Kostenbremse treten. Für sechs Busi- lichen Hilfen, für die ich sehr dankbar bin, mit geradem ness-Gäste konnte ich nicht das Personal würde es nicht funktionieren. Ich nde, es ist für die verschiedenen Dienste vorhalten. Ei- wichtig, nicht in Panik zu verfallen und sich Rücken. Wir gentlich hatte es für die letzten beiden Mo- nicht von einer schlechten Grundstimmung stehen zu nate im Jahr ganz gut ausgehen. Der Monat in der Branche runterziehen zu lassen. November ist sehr wichtig für die Stadt-Ho- unserer Über- tellerie und mit der beste Monat: Viele Fir- Aber Hand aufs Herz: Hatten Sie in zeugung, dass men setzen sich dann noch mal zusammen. den vergangenen Wochen und Monaten Wir hatten entsprechend viele Buchungen im nicht auch mal Panik? ein Unterneh- Tagungsbereich. Dann kam der „Lockdown Doch, natürlich. Ich hatte das große Glück, men ethisch light“ und binnen weniger Stunden wurde dass ich gerade meinen Freund kennenge- alles storniert. Gerade die internationalen lernt hatte, als wir im Frühjahr schließen korrekt zu Konzerne haben die Reisetätigkeit ihrer Mit- mussten. Das Gefühl des frisch Verliebtseins führen ist.« arbeiter unterbunden. Dabei wollen viele rei- war psychologisch von Vorteil. Trotzdem: sen, das weiß ich von unseren Stammgästen. Als sich der Lockdown immer weiter hin- Sie sagen: „Wir verlieren den Kontakt zu un- zog, war auch ich zeitweise am Boden – und seren Kunden. Nur mit Zoom & Co. klappt bin es zeitweise auch heute noch. Man darf das nicht.“ Und durch das Aus für den Weih- die psychische Belastung nicht unterschät- nachtsmarkt und das Übernachtungsver- zen. Eine Art Therapie für mich war der Un- bot für Touristen kommen natürlich auch kei- terricht für vier Auszubildende und eine Jah- ne Niederländer. Es wird sehr lange dauern, bis respraktikantin. Ich habe zwei von ihnen auf wir die Zahlen von 2019 wieder erreicht haben. die Abschlussprüfung vorbereitet. Außerdem 18 Ruhr Wirtschaft Dezember 2020 / Januar 2021
Hotellerie. Wir haben uns bereits hingesetzt und eine Strategie für die kommenden Mo- nate entwickelt. Die Überschrift lautet: „Mut und Wandel“. Dazu gehört, dass wir voll auf den Verkauf setzen. Wir telefonieren unse- re Stammkunden ab und machen auch Kalt- akquise. Das Thema Hybridveranstaltung wird ein Renner, davon bin ich überzeugt. Wir sind zum Glück gerüstet, verfügen schon seit einigen Jahren über Glasfaser-Internet, die entsprechenden Anschlüsse und Video- screens. So können wir mit vier hochmoder- nen Tagungsräumen punkten, wenn es wie- der anrollt. Ihr Vater war jahrzehntelang das Gesicht des Hotels. Das klingt nach einem langen Schatten … Ich bin seit 2012 im Haus und ich habe in je- der Abteilung gearbeitet – habe jedes Zimmer sauergemacht und Tausende von Klos ge- putzt. So habe ich mir den Respekt der Beleg- Katja Kortmann schaft erarbeitet. Natürlich gab es am Anfang verfügt über ein internatio- bei einigen Lieferanten die Denke, „mit der nales Diplom im Bereich Ho- kleinen dummen Blondine muss ich gar nicht tellerie und Tourismus. Wäh- erst reden, sondern lieber direkt mit dem Va- rend ihrer Tätigkeit in einer ter, wie immer“. Die Namen und Gesichter zu Unternehmensberatung hat dieser Einstellung habe ich mir allerdings ge- sie per Fernstudium den eng- merkt und den Lieferanten nach und nach ge- lischen Bachelor an der Uni- kündigt. Was das Arbeitsverhältnis mit mei- versity of Sunderland ge- haben wir eine interne Taskforce gegründet, nem Vater angeht, kann ich sagen, dass er macht. Danach ging sie nach um uns gegenseitig zu motivieren. Dafür bin mir insbesondere in Sachen Zahlen, Daten, Australien, wo sie ihren Mas- ich meinen Kollegen dankbar. Wir halten alle Fakten nach wie vor eine große Unterstüt- ter machte. Nach ihrer Rück- zusammen, auch und gerade in der schweren zung ist. Gelegentlich knallt es auch mal zwi- kehr stieg sie in den Famili- Phase der monatelangen Kurzarbeit. schen uns, aber das halte ich für völlig nor- enbetrieb ein. Hoteldirektorin mal, wenn zwei Generationen aufeinander- ist sie seit Februar 2020. Das Was war Ihr schlimmstes Ereignis treffen. Ich bin meinen Eltern sehr dankbar, Unternehmen wurde in die- in der Coronakrise? dass sie mir die Zeit gegeben haben, mich in sem Jahr von der GbR in ei- Ich hatte einen Gast, der wollte die Firmen- das Unternehmen einzugrooven. ne GmbH & Co. KG umge- rate drücken. Nach dem Motto: In der Krise wandelt. Ihr Vater Karl-Ulrich müsst ihr froh sein, wenn überhaupt noch je- Bekommen Sie heute, als 36-jährige ist geschäftsführender Gesell- mand was für die Übernachtung bezahlt. Da Hoteldirektorin, noch immer blöde schafter, ihr Onkel Josef Kort- wären mir beinahe die Tränen gekommen. Sprüche zu hören? mann, der als Psychologe in Doch stattdessen habe ich den Gast gefragt, Manchmal schon. Es spielt leider nach wie Osnabrück arbeitet, ist wei- wie er sich das denn vorstellt? Wie sollen wir vor eine Rolle, dass ich eine Frau bin, rela- terer Gesellschafter. Die Dort- bei Dumpingpreisen unser Team bezahlen tiv jung und blonde Haare habe. Ich gebe Ih- munder Kaufmannsfamilie und den Service auf dem hohen Niveau hal- nen ein Beispiel: Im Rahmen Veranstaltung, hatte sich im vergangenen ten? Es stimmt, wir verkaufen unsere Zim- an der fast nur Männer teilgenommen haben, Jahrhundert zunächst als Mö- mer teurer als mancher Wettbewerber. Dafür setzte sich jemand mit folgendem Kommen- beltischler und -händler ei- haben wir unter anderem ein eigenes House- tar zu mir: „Ich setze mich neben Frau Kort- nen Namen gemacht. Das keeping, nichts wurde outgesourct. Mit 47 mann, da habe ich wenigstens was Schönes Hotel Esplanade, Eröffnung Euro die Nacht könnten wir nicht leben. Nur zu gucken.“ Hallo? Ich habe einen Master- 1961, war zunächst nur ein billig, billig, billig – wo soll das hinführen? Abschluss, war unter 600 Absolventen Jahr- weiteres Standbein. Seit Mit- Ich sage meinem Team immer: Was auch pas- gangsbeste und führe ein erfolgreiches Ho- te der 80er-Jahre liegt der Fo- siert – wir machen das mit geradem Rücken. tel. Dafür möchte ich Anerkennung bekom- kus allein auf der Hotellerie. Wir stehen zu unserer Überzeugung, dass ein men, nicht für mein Äußeres. Ich habe sogar Das Haus am Burgwall wurde Unternehmen ethisch korrekt zu führen ist. schon mal überlegt, mir die Haare braun zu 2007 und in den vergange- färben, aber das wäre nicht richtig. Zugeben nen beiden Jahren aufwendig Wie blicken Sie ins kommende Jahr? muss ich allerdings, dass ich mir bei manchen erweitert und umgebaut. Die baldige Impfmöglichkeit ist natürlich ein Terminen eine Brille aufsetze, um seriöser zu großes Zeichen der Hoffnung. Das brauchten wirken. wir alle, die Menschen, die Wirtschaft, die Das Interview führte Daniel Boss; Fotos: Martin Urner Ruhr Wirtschaft Dezember 2020 / Januar 2021 19
DORTMUNDS WALL ALS EINBAHNSTRASSE? Nach aktuellen Vorschlägen könnte der Autoverkehr rund um die City zukünftig komplett neu geregelt werden. Eine Idee: Der Wall als Einbahnstraße. Macht das Sinn? Ein Pro & Kontra mit den Meinungen von zwei bekannten Dortmundern. »Es ist eine Vision, die es verdient hat, weiterverfolgt zu werden.« Die Frage stellt sich im- Die Verkehrswende ist eine He- mer wieder, wenn ich rausforderung, der man sich stellen auf den Wall zufah- muss. Deshalb hat es die Idee einer re und auf die „andere Wall-Einbahnstraße zumindest ver- Seite“ will – rechts he- dient, ernsthaft in Erwägung gezogen rum oder links herum? zu werden. Sie wird nicht kurzfris- Wo komme ich schneller tig kommen, sondern in zehn bis 20 durch? Am Ende ist es eher Jahren – schließlich werden Ost- und Glücksspiel. Die Qual der Wahl könn- Schwanenwall in den nächsten zwei te den Autofahrern in einiger Zukunft Jahren erst einmal zum Radwall um- genommen werden. Den Wall zur Ein- gebaut, ohne Autofahrspuren anzu- bahnstraße zu machen, ist eine der Oliver Volmerich tasten. Natürlich wird man auch Lö- revolutionären Ideen eines Ingeni- › Redakteur in der Stadtredaktion sungen nden müssen, um vom Ein- eurbüros im Rahmen des Programms Dortmund der Ruhr Nachrichten bahn-Wall weiterhin Zufahrten in die „Emissionsfreie Innenstadt“. Es hatte City, etwa zu den Parkhäusern, mög- die Aufgabe, Lösungen für einen Um- lich zu machen. Aber er ist eine Visi- bau des Wallrings zu nden, der mehr ich jung war, fuhren die Autos noch on, die es verdient hat, weiterverfolgt Platz für Radfahrer und Fußgänger mitten durch die City, über Klepping- zu werden. Und keine andere Lösung liefern soll. Die vier Vorschläge der straße und Kuckelke, Brüderweg und würde den Wandel für Radfahrer und Verkehrsexperten haben es in sich: In Kampstraße. Auf dem Ostenhellweg Fußgänger so augenfällig machen wie mehreren Varianten schlagen die Pla- stauten sich die Einkaufsbummler an der geteilte Wall. Auch die City wür- ner vor, Autofahrspuren und Park- einer Fußgängerampel, um dann in de davon protieren, könnte vielleicht plätze entlang des Wallrings für eine Massen schnell auf die andere Seite überregional zum Vorbild werden. Umweltspur oder Radspuren zu op- zu kommen. Damals wurde noch der Vielleicht kann man die Idee bald fern. Vor dem Hauptbahnhof könnte Traum von der autogerechten Stadt schon einmal testen. Zum Abschluss der Wall dann ganz gesperrt oder zu- gelebt. Und damals hielt man es an- des Projekts „Emissionsfreie Innen- mindest in Richtung Westen einspu- fangs ebenfalls für unmöglich, den ge- stadt“ soll es ja an einem Sonntag im rig werden. Die klarste Lösung ist al- samten Autoverkehr über den Wall zu Herbst 2021 ein „Stillleben“ auf dem lerdings, den Wall zur Einbahnstraße leiten. So, wie es heute Alltag ist. Wall geben. Wie im Kulturhauptstadt- zu machen, der dann von Autos ge- Jetzt steht erneut eine Verkehrs- Jahr 2010, als die komplette A 40 gen den Uhrzeigersinn befahren wer- wende an. In zehn Jahren, so heißt es, im Ruhrgebiet zur Festmeile wurde. den kann. Es geht also immer rechts sollen keine Autos mit Verbrennungs- Dann könnte man den Wall als Ein- herum, Linksabbiegen ist nicht mehr motoren mehr verkauft werden. Heu- bahnstraße auf dem Außenring nut- möglich. Der komplette Innenring wä- te noch unvorstellbar. Ebenso wie ein zen und auf der Innenseite feiern. re dann frei für Radfahrer und Fuß- Wall als Einbahnstraße, wie es ihn in *Text aus der RN-Kolumne „Klare Kante“ vom gänger. Unmöglich, werden manche der Nachbarstadt Unna – zugegeben, 23.11.2020, Abdruck mit Genehmigung des Autors. Autofahrer spontan denken. Doch ist die ist etwas kleiner als Dortmund – Beide Texte spiegeln die persönliche Meinung ihres die Lösung wirklich so abwegig? Als schon gibt. jeweiligen Verfassers wider. 20 Ruhr Wirtschaft Dezember 2020 / Januar 2021
WIRTSCHAFT REGIONAL »Unsere Kunden können die Bilder ja nicht auf dem Gepäckträger abtransportieren.« – Die Vorschläge für einen Steuern zahlen. Weder die Stadtver- Wallringumbau, bezie- waltung noch die Politik übernehmen hungsweise die „Emis- die Verantwortung, wenn ich Mitar- sionsfreie Innenstadt“ beiter entlassen muss oder sogar den kann ich nicht wirklich Laden schließen muss, weil die Kun- nachvollziehen. Es wer- den ausbleiben. Man kann die Bürger den Dinge geplant, die in schlichtweg nicht zur Verkehrswen- der Realität gar nicht umzu- de zwingen. Ich denke bei den gan- setzen sind. Denn Fakt ist: Auch Elek- zen Plänen natürlich auch an mein trofahrzeuge müssen irgendwo fah- eigenes Geschäft, welches sich mit- ren und parken. Man kann die Men- ten in der Dortmunder City bendet. schen nicht aufs Fahrrad zwingen, zu- Ich frage mich dabei, wie das langfris- mal wir in Dortmund auch eine hohe tig funktionieren soll. Unsere Kunden Anzahl von täglichen Pendlern haben. Tobias Heitmann, können die Bilder, von den größeren Sollen die von außerhalb mit dem Rad › Cityring-Vorstandsvorsitzender Kunstwerken ganz zu schweigen, ja kommen? Das sehe ich nicht. Es gibt und Geschäftsführer der Galerie nicht einfach auf dem Gepäckträger noch genug Möglichkeiten, den Ver- Zimmermann & Heitmann GmbH abtransportieren. kehr sauberer zu machen. Aber egal, Der stationäre Handel hat mit der ob es E-Autos, autonome Shuttles aktuellen Pandemie noch mehr zu oder Fahrgemeinschaften sind, die Er- gen: Die Saarlandstraße wurde ohne kämpfen als sowieso schon. Das Gan- reichbarkeit mit dem Pkw bleibt auch Ankündigung für Geschäftsleute ge- ze wird künftig nicht besser, da der in den nächsten 25 Jahren der wich- sperrt. Auf der Ruhrallee wurde Tem- Onlinehandel boomt. Man bekommt tigste Standortfaktor für die Innen- po 30 eingeführt. Der IHK-Präsident den Eindruck, dass die Innenstädte stadthändler. Die City ist ein Oberzen- wurde öffentlich angefeindet, weil er zerstört werden sollen. Mit den neu- trum im Einkaufsbereich. Wenn nun sich für die Pkw-Pendler auf der B 1 en Plänen werden in Zukunft jeden- die Kunden nur umständlich in die eingesetzt hat. Die Stadt Dortmund falls noch mehr Menschen von der Ci- Stadt kommen, werden diese zum Bei- überdreht das Rad gewaltig, wenn ty ferngehalten – besonders die von spiel auf das Ruhr Center in Bochum sie nur auf den Applaus der Rad- und außerhalb kommenden Kunden. Die ausweichen. Die einzelnen Maßnah- Fußgängerlobby hört. Ich sage klar Dortmunder City ist auf die Kaufkraft men ärgern mich nicht und ich habe und deutlich, dass wir eine Vorfahrt der auswärtigen Besucher angewie- auch nichts gegen breitere Radwege. für die Interessen der Geschäftsleu- sen. Es ist zwar wunderbar, wenn die Es sind die vielen Tropfen, die irgend- te brauchen. Es sind die Unterneh- Dortmunder Kunden die Innenstadt wann das Fass zum Überlaufen brin- mer die das Geld verdienen und die in Zukunft besser mit dem Rad errei- chen können, aber den K - Sauerländern kann ich u n g e n s te ht IH und Anreg damit nicht helfen. Und erne zur Für Fragen erte Stefan Peltzer g.ihk.de. auf deren Umsätze sind p d Verkehrsexg: s.peltzer@dortmun wir genauso angewiesen. Verfügun Alle Beispiele werden im- mer Wien, Kopenhagen oder Lon- don genannt – aber auch dort kann man ich fast alle Teile der City noch mit dem Auto fahren. So sehr ich es mir wünsche, aber Dortmund wird nicht dieselbe Sogwirkung erreichen, dass Kunden quasi alle Einschränkun- gen schlucken und trotzdem in die In- nenstadt fahren. Die Pläne für den Umbau des Walls würden die Situa- tion des stationären Einzelhandels in meinen Augen dadurch nur noch verschlimmern. Es wird immer alles schwarz-weiß gemalt – künftig sollte es ein Miteinander der verschiedenen Mobilitätskonzepte geben und nicht entweder – oder! Ruhr Wirtschaft Dezember 2020 / Januar 2021 21
WIRTSCHAFT REGIONAL Kompakt Heinz-Herbert Dustmann Arbeitsschutz VAHLE erhält erhält City-Ring 2021 ISO-Zertikat Die Paul Vahle GmbH & Co. KG wur- Dortmunder Kaufleute würdigen den Erfolgsunternehmer de nach der ISO-Norm 45001 für ihr vorbildliches Arbeitsschutzmanage- als herausragenden Botschafter für Dortmund. ment zertifiziert. Mit den geprüf- ten Maßnahmen erhöht der Sys- I temanbieter für mobile Industrie- m kommenden Jahr wird der in- anwendungen die Sicherheit sei- ternational erfolgreiche Unterneh- ner Mitarbeitenden und sorgt ge- mer und Präsident der IHK zu Dort- genüber Partnern und Kunden für mund, Heinz-Herbert Dustmann, mit transparente Prozesse. Das ISO- dem City-Ring 2021 ausgezeichnet. Zertifikat bestätigt, dass die inter- „Heinz-Herbert Dustmann ist ein nen Strukturen sowie deren Kon- würdiger Träger des City-Rings. Sein trolle den gesetzlichen Vorschrif- Unternehmen gehört zu den Hidden- ten entsprechen. Notwendig ge- Champions der Stadt und er wird nie worden waren diese Erweiterungen, müde, für den Standort Dortmund als die bisher geltende Occupatio- und insbesondere die City zu werben. nal Health and Safety Assessment Zudem sind seine tollen Ladenbau- Series vor zwei Jahren durch die produkte in vielen der Geschäfte zu DIN-Norm 45001:2018 ersetzt wur- nden“, erklärt Tobias Heitmann, seit de. Marc Rubeau, Fachkraft für Ar- Oktober neuer Vorstandsvorsitzender beitssicherheit bei VAHLE, berichtet: des Cityrings Dortmund, die Entschei- Heinz-Herbert Dustmann. „Die Norm ist wesentlich prozess- dung der Dortmunder Kaueute. Foto: Isabella Thiel / IHK zu Dortmund orientierter. Wir haben mithilfe einer Heinz-Herbert Dustmann ist in Checkliste die neuen Anforderun- zweiter Generation Geschäftsfüh- tung und Design. Seit 2016 ist Dust- gen erarbeitet und Aufgaben an die rer der Dula-Gruppe, die sich seit ih- mann, dem das Leitbild des „ehrbaren einzelnen Fachbereiche verteilt.“ rer Gründung im Jahr 1953 mit ganz- Kaufmanns“ besonders am Herzen Durch das optimierte Arbeitsschutz- heitlicher Ladengestaltung und ex- liegt, Präsident der IHK zu Dortmund. management sorge der Kamener klusivem Innenausbau weltweit ei- Die feierliche Verleihung des „Ci- Systemanbieter aber auch nach au- nen Namen gemacht hat. Seit Jahren ty-Rings“ ndet im kommenden Jahr ßen für mehr Transparenz: „Mit dem stellt Dula zum Beispiel Möbel für den im Westfälischen Industrieklub statt. Zertifikat weisen wir gegenüber Be- Weltkonzern Apple her. Dula liefert Ein genauer Termin wird aufgrund hörden sowie unseren Partnern und ihre Leistungen in über 60 Länder und der Covid-19-Pandemie noch bekannt Kunden nach, dass wir gesetzeskon- beschäftigt international rund 1.000 gegeben. form arbeiten. Das sichert uns Lie- Mitarbeiter. Zudem betreibt das Un- Die begehrte Auszeichnung wird feraufträge und damit langfristig ternehmen sieben Produktionsstätten seit 1976 vom Cityring Dortmund e. V. auch Arbeitsplätze“, so Rubeau. in Deutschland, Spanien und Russ- an eine um Dortmund verdiente Per- land. Diese internationale Tätigkeit sönlichkeit verliehen. Zu den Trägern macht den überzeugten Dortmunder des City-Rings zählen unter anderem Heinz-Herbert Dustmann überdies zu der Filmemacher und Künstler Adolf einem wichtigen Botschafter für seine Winkelmann, WIHOGA-Schulleiter Heimatstadt. Während seiner Reisen Harald Becker, TU-Rektorin Prof. Dr. und beim Empfang internationaler Ursula Gather, Planungsdezernent Gaste wirbt er, wo und wann immer es Ludger Wilde, Journalist Peter Ban- ihm möglich ist, für „sein“ Dortmund. dermann, Ballettdirektor Xin Peng Für den heute in Dortmund-Hom- Wang, Werner Lauterborn, 1. Vorsit- bruch ansässigen „Unternehmer mit zender des Gast-Haus e. V., Dr. Jochen Leib und Seele“ begann alles in der Opländer, Ehrenvorsitzender des Auf- Dortmunder Innenstadt. Hier wurde sichtsrats der WILO SE, Guido Bara- er 1952 geboren. Und dort befanden nowski, Geschäftsführer des TZDO, auch sich die ersten Büros des Unter- Wolfgang Clement, Ministerpräsi- nehmens, das damals von seinem Va- dent NRW a. D., Otto Kentzler, Unter- ter Heinrich Dustmann geleitet wur- nehmer und ehemaliger Präsident des de. Darüber hinaus tragen eine Viel- ZDH, Dr. Winfried Materna, Unter- zahl von Kaufhäusern, Fachgeschäf- nehmer und ehem. Präsident der IHK ten und Innenausbauten auch heute zu Dortmund, und Dr. Reinhard Rau- seine Handschrift in puncto Ausstat- ball, Präsident des BVB und der DFL. 22 Ruhr Wirtschaft Dezember 2020 / Januar 2021
UNIQ wird Urlaubsguru Zum 1. Januar 2021 wird die UNIQ GmbH in die Urlaubsguru GmbH umfirmiert. Die Namensänderung resultiert aus internen Umstrukturierungen. K lare Ausrichtung auf das Online- reiseportal Urlaubsguru: Daniel Krahn und Daniel Marx, Grün- der der UNIQ GmbH, bündelten seit 2012 unterschiedliche Marken in ih- mierung im Januar wollen wir ein neues Kapitel starten“, erklärt Daniel Krahn. Das Urlaubsguru-Team nutzt aktuell die gewonnene Zeit, bereitet sich auf die Zeit nach Corona vor und der Tourismus-Branche glaubt, zeigt auch die erst kürzlich beschlossene Übernahme von Anteilen am Startup für Blind-Booking blookery aus Köln. „Urlaubsguru genießt eine große Be- rem Unternehmen. Dieses vielfältige stellt sich für die Zukunft auf. Vor al- kanntheit, von der wir durch die Na- Markenportfolio zeichnete die UNIQ lem IT-Entwicklungen werden voran- mensänderung zukünftig auch in an- GmbH bisher aus. Seit 2019 liegt der getrieben. deren Bereichen des Unternehmens Fokus allein auf den touristischen protieren können“, fasst Daniel Marx Aktivitäten der Marke Urlaubsguru. Schnell zu alter Kraft zusammen. Daniel Krahn und Daniel „Nachdem wir bereits im letzten Jahr und Stärke zurückfinden Marx sind sich sicher, dass das Unter- intern große Veränderungen vorge- „Der Namenswechsel zur Urlaubsgu- nehmen wieder schnell zur alten Kraft nommen und uns neu aufgestellt ha- ru GmbH setzt nun auch extern ein und Stärke zurücknden kann. So- ben, hat uns die Coronakrise zuletzt klares Zeichen dafür, dass wir trotz bald die Reisefreiheit wieder gegeben vor ganz neue Herausforderungen ge- der anhaltenden Krise optimistisch ist, werde die Urlaubsguru GmbH die stellt und wir konnten nicht wie ge- bleiben“, erklärt Krahn weiter. Dass positiven Auswirkungen unmittelbar plant weitermachen. Mit der Umr- die Geschäftsleitung an die Zukunft spüren. E-Mobilität ist einfach. Wenn man einen leistungsstarken Partner für seine Fahrzeuge hat. Nutzen Sie jetzt z. B. individuelle Fördermöglichkeiten und Steuervorteile beim Umstieg auf einen Plug-In-Hybrid! sparkasse-dortmund.de
WIRTSCHAFT REGIONAL Führen auf Distanz Die digitale Rede Medienkompetenz 4.0 ist nicht delegationsfähig. D VON PROF. DR. JAN LIES, FOM HOCHSCHULE DORTMUND as Homeofce erweist sich spätes- tens mit dem ersten Lockdown in der akuten Coronakrise als Beschleuni- ger der digitalen Führung – gewollt oder ungewollt. Damit wird die informieren- de und emotionalisierende Führung durch das persönlich gesprochene Wort nicht eben Prioritäten und Anforderungen mit digitaler einfacher, aber umso wichtiger, um Füh- Kommunikation zu sichern. Umso wichtiger rungsziele wie Motivation und Identikati- ist, die digitale Rede gegenüber ihrer realen on zu erreichen. Die Rhetorik versteht Reden Variante zu optimieren. Auch wenn die Zei- als formellen Vortrag, ursprünglich ohne Me- chenzahl bei Twitter von 140 auf 280 gestie- dienunterstützung. Doch im Führungszeital- gen ist: Social Media geben den Trend auch ter auf Distanz funktioniert die klassische Re- für Führung vor: kurz, pointiert und interak- de nicht mehr. Sie wird durch den Executi- tiv. Ob Aufruf des Vertriebsendspurt zum Jah- ve Medien-Mix ersetzt: ob kurze Ansprache, resende, die Eröffnung der Innovationsoffen- knappes Statement, pointierter Bericht oder sive in der Krise oder der Dank für das trotz Jahresrück-/ausblick per Livestream, Video, Corona erfolgreiche Geschäftsjahr. Die halb- Slide Cast oder Executive Call. Der Charakter stündige Rede auf dem herkömmlichen Ver- der klassischen Rede verändert sich mit Soci- triebstreffen ist vielleicht normal. Aber so ei- al Media. Sie wird als Medien-Mix 4.0 zu ei- ne Ansprache via Notebook-Kamera wird mit ner formatübergreifenden digitalen Medien- einiger Wahrscheinlichkeit nicht ihre Ziele kompetenz, um situationsgerecht zu führen. erreichen. Sie ist für digitale Events zu lang. So wichtig der Redeanlass auch sein mag, so Die digitale Rede in Zeiten von Twitter schnell landet die digitale Rede ungehört und Die Digitalisierung ist für die Mitarbeiter- ungesehen im digitalen Papierkorb. »Die Kunst der führung Fluch und Segen zugleich. Zum Se- „Belanglos“, „monoton“, „selbstbezogen“, digitalen im Ver- gen der Digitalisierung gehören die Vernet- „glatt gelecktes Vorstands-Blabla“ – wenn zung, Bandbreite, Medienvielfalt und mo- Führungskräfte sprechen, stehen zu oft die gleich zur realen bile Technik. Sie helfen, die Leistungsfähig- Selbstinszenierung gepaart mit politischer Rede unterschei- keit des Homeofce und auch des Firmen- Korrektheit im Vordergrund. „Erst absichern, det sich vor allem autos aufzurüsten – für Führungskräfte und dann Botschaften transportieren“, scheint Mitarbeitende. Tools wie Zoom, WebEx oder die ungeschriebene Grundregel zu sein. Sol- in ihrer Kürze Teams sind der Standard in vielen Unterneh- che Ansprachen zusammen mit quasibewähr- gepaart mit radi- men. Sie ermöglichen und vereinfachen Ma- ter Ofine-Rededauer in der Videokonferenz kaler Prägnanz.« nagement auf Distanz. Notebook-Kameras oder per Livestream bieten beste Chancen, und Smartphones zusammen mit Konferenz- im digitalen Nichts zu landen. Der Führungs- Jan Lies ist Professor für Unternehmenskommunikation software bilden einen wichtigen Teil der Ba- erfolg wird ausbleiben. Wer digital so führt, und Marketing an der FOM sis für virtuelle Führung. tut sich keinen Gefallen und schwächt sich in Hochschule in Dortmund. Sein Im größten Segen liegt aber auch der der Führung auf Distanz selbst. Schwerpunkt ist, Veränderun- größte Fluch für das Management. Vorsicht Darum wandelt sich die einst persönli- gen und Krisen von Unterneh- vor Technikgläubigkeit! Einfach nur seinen che Rede vor der Belegschaft zur modula- men mit Kommunikation zu Kopf in die Kamera zu halten und Folien vor- ren Kompetenz im digitalen Medien-Mix. Er unterstützen. zulesen, greift zu kurz. Management ist zu- ist persönlichkeits- und unternehmensspezi- gleich immer auch Führung und damit in- sch. Videokonferenzen, Videos live und auf- terne Kommunikation. Sie ist weit mehr als gezeichnet, Slide-Cast – also die mit Erklär- nur Anwendung digitaler Tools. Jedes Medi- video ausgestattete Bildschirmpräsentation – um ist zuerst eine Führungskrücke, da es den und WhatsApp werden zum Muss. Wenn aber persönlichen Dialog letztlich nicht ersetzen die berühmten „Master-Slides“ die Basis ei- kann. Management braucht als Führung auf nes Vortrags sein sollten, sind sie radikal für Distanz digitale Medienkompetenz, um Ziele, die digitale Kommunikation zu vereinfachen 24 Ruhr Wirtschaft Dezember 2020 / Januar 2021
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