Bildungssystem im Reagenzglas - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz
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BILDUNGSCHWEIZ 2 | 2010 Bildungssystem im Reagenzglas Arbeiten unsere Schulen effektiv, effizient und gerecht? Der Bildungsbericht Schweiz 2010 zeigt die Mängel und die Stärken Ins Team investieren lohnt sich Preisgekrönte Gesundheitsvorsorge für Lehrpersonen in Flawil SG LCH Dachverband Schweizer Lehrerinnen und Lehrer
BILDUNG SCHWEIZ Ausgabe 2 | 2010 | 9. Februar 2010 Zeitschrift des LCH, 155. Jahrgang der Schwei- zer Lehrerinnen- und Lehrerzeitung (SLZ) BILDUNG SCHWEIZ erscheint 15 Mal jährlich Impressum Betrifft: (K)eine Anleitung zum Glück Herausgeber/Verlag Dachverband Schweizer Lehrerinnen und Lehrer LCH. Guten Schultag! • Beat W. Zemp, Zentralpräsident • Franziska Peterhans, Zentralsekretärin «Glücklich-Sein soll Schulfach werden» titelte unlängst die Gratiszeitung «20 Mi- • Anton Strittmatter, Leiter der Pädagogischen Arbeitsstelle LCH nuten». Drei Aargauer Grossräte fordern, dass Oberstufenschulen und Berufs- schulen künftig ihren Schülerinnen und Schülern den Umgang mit Glück als Zentralsekretariat und Redaktion: Lebenskompetenz vermitteln. Ringstrasse 54, 8057 Zürich Telefon 044 315 54 54, Fax 044 311 83 15 Lässt sich Glück lehren? Darüber, was Glück ist, was glück- E-Mail: info@lch.ch, bildungschweiz@lch.ch lich macht, wie glücklich ein Volk, eine bestimmte Menschen- Internet: www.lch.ch, www.bildungschweiz.ch gruppe ist, gibt es zahlreiche wissenschaftliche und halbwis- Erreichbar Mo–Do 8–12 Uhr und 13.30 bis 16.45 Uhr, Fr bis 16 Uhr senschaftliche Untersuchungen und wohl annähernd so viele unterschiedliche Definitionen und Vorstellungen wie es Men- Redaktion • Heinz Weber (hw), Verantwortlicher Redaktor schen auf unserem Planeten gibt. • Doris Fischer (df), Redaktorin Gesundheit nennen viele Menschen als wichtigen Faktor für • Peter Waeger (wae), Grafik/Layout ihr Glück. Sich wohl fühlen bei der Arbeit, dürfte von zentra- Ständige Mitarbeit: Adrian Albisser (Bil- dungsnetz), Madlen Blösch (Gesundheit), ler Bedeutung sein für die Gesundheit, sind wir doch rund Doris Fischer Wilfried Gebhard (Cartoon), Peter Hofmann Redaktorin 100 000 Stunden unseres Lebens «an der Arbeit» (Schulzeit (Schulrecht), Ute Ruf (Rufnummer), Urs Vögeli- eingeschlossen). Und bekanntlich kann, wer sich wohl fühlt, Mantovani (Bildungsforschung) Fotografie: Tommy Furrer, Roger Wehrli bessere Leistungen erbringen. Dies gilt für Lehrpersonen ebenso wie für Schü- lerinnen und Schüler. «Wohlbefinden im Team» hat sich denn auch das Schul- Abonnemente/Adressen Bestellungen/Adressänderungen: Zentralse- team Flawil als Ziel in einem Projekt zur Gesundheitsförderung und -prävention kretariat LCH, 044 315 54 54, adressen@lch.ch gesetzt und damit in einem internationalen Wettbewerb den ersten Preis ge- Adressänderungen auch im Internet: wonnen. Der Bericht Seite 13 ist keine Anleitung zum Glücklichsein, zeigt jedoch www.bildungschweiz.ch Für Aktivmitglieder des LCH ist das Abonne- auf, wo sich ansetzen lässt. ment im Verbandsbeitrag (Fr. 74.– pro Jahr) Welche Auswirkungen das Bildungsniveau auf das Wohlbefinden respektive inbegriffen auf die Gesundheit hat, ist aus einer der zahlreichen Statistiken des neusten Jahresabonnement für Nichtmitglieder: Schweiz Fr. 103.50, Ausland Fr. 175.– nationalen Bildungsberichtes abzulesen: So hat ein dreissigjähriger Mann mit Einzelexemplar Fr. 8.–, ab 5 Expl. Fr 6.– Hochschulabschluss eine um 16% höhere Lebenserwartung als ein Mann mit (jeweils plus Porto und Mwst.) tiefer Ausbildung. Weitere Ergebnisse aus den Untersuchungen unseres Bil- Dienstleistungen dungssystems lesen Sie ab Seite 17. Bestellungen/Administration: Zentralsekreta- Weit weg vom Wohlbefinden oder vom Glück sind zurzeit die Menschen auf riat LCH, 044 315 54 54, adressen@lch.ch Haiti. Die Not ein wenig lindern möchte die internationale Lehrorganisation Reisedienst: Monika Grau, m.grau@lch.ch «Education International» mit einem Solidaritätsfonds, zu dessen Speisung der Inserate/Druck LCH in dieser Ausgabe von BILDUNG SCHWEIZ aufruft (S. 35). In Anbetracht des Inserateverkauf: Martin Traber, Kretz AG, Tel. 044 928 56 09, martin.traber@kretzag.ch, Me- Unglücks im Erdbebengebiet der Karibik stimmt es nachdenklich, wenn wir uns diadaten im Internet: www.bildungschweiz.ch im Umgang mit Glück üben müssen. Druck: Zürichsee Druckereien, 8712 Stäfa ISSN 1424-6880
BILDUNG SCHWEIZ 2 I 2010 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 10 Wort Wo rt-, rt 10 Jah -, Sin ahre inn- n- und Kla re BIL ILDU DUNG DU lang la NG SCH ngak ng CHWE akro ak WEIZ WE roba ro IZ bati ba tikk zu ti zumm Ju Jubi bilä bi läum lä um Kein Ke ine in e Bi Bild ldun ld ung un g ohne oh ne Mususikik!! ik Antr An tret tr eten et en zum Teaeachcher ch er''s Da er Day. y. Das Ver erke kehr ke hrsh hr shau sh auss pr au prä- ä- Mitt Ro Mi Robo bote bo tern te rn Be- sent se ntie nt iert ie rt der Leh ehre rers re rsch rs chaf ch aftt ne af neue ue Att ttra rakt ra ktio kt ione io nen. ne n. gabu ga bung bu ng för örde dern de rn Aktuell Reportage 6 Bildung Thurgau gegen «freie Schulwahl» 13 Frischzellen für ein Schulteam Am 7. März kommt die Initiative «Ja, freie Schulwahl für alle» im Kanton Thurgau Die Schulgemeinde Flawil SG setzt ein Projekt zur Gesundheitsfördrung im zur Abstimmung. Die Berufsorganisation der Lehrpersonen lehnt die Initiative ab. Schulteam um und gewinnt damit einen internationalen Preis. 7 Integration richtig integrieren 32 Junge Talente entdecken die Welt der Roboter Viele Lehrpersonen fühlen sich durch die gesetzliche Pflicht zur Integration von Jugendliche aus dem Kanton Aargau erwecken Legosteine zum Leben. Sie Lernbehinderten in Regelklassen überrumpelt und überfordert. bauen und programmieren Roboter und stellen sich an einem internationalen Wettbewerb den Mitkonkurrenten und der Jury. 9 Renten nochmals kürzen? Leidtragende bei einer weiteren Herabsetzung des Mindestumwandlungssatzes wären Arbeitnehmende mit geringen Einkommen. Bildungsbericht Schweiz 2010 16 Bildung schlägt Armut: 1:0 17 Wissenschaftlicher Blick auf Stärken und Mängel Mit Unterschriften und gezielten Aktionen wollen Schulen und Jugend- Der aktuelle Bildungsbericht analysiert das Schweizer Bildungssystem und vereint organisationen an der Fussball-Weltmeisterschaft in Südafrika auf die Informationen aus Forschung, Statistik und Verwaltung. Er weist unter anderem schwierige Bildungssituation in armen Ländern aufmerksam machen. auf sozial und regional immer noch sehr unterschiedliche Bildungschancen hin. 27 Bildung – ein Konflikt zwischen Theorie und Praxis «Forum Musikalische Bildung 2010» Fotos auf diesen Seiten: Tommy Furrer, Martin Binkert, Antonietta Mühle, Verkehrshaus der Schweiz zVg, Madlen Blösch Bilden Sie Ihre Kundschaft Auf dieser Seite bieten wir Ihrer Werbung einen Sonderplatz Weitere Informationen: 044 928 56 09
BILDUNG SCHWEIZ 2 I 2010 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . INHALT 5 13 Die Di e Ge Schu Schu Gesu hule len le sund su ndhe nd n vo von heit he n Fl it der Leh Flaw ehrp rper rp erso er awilil SG zu ein aw sone so inem nen ne n is em Pro istt eb roje eben jekt je enso en so wic kt der bet icht etri htig ht rieb ri ig wie die der Sch eblililich eb chen ch en Ges esun undh un chül dhei dh üler ül eits ei erin er tsfö ts inne in förd fö nen ne rder rd n un erun er und ung, un d Sc Schü hüle hü g, das sog ler. le ogar r. Die iese ar etw se Erk twas rken as kos ennt en oste ntni nt ten te niss fü ni n du durf führ rfte rf hrte hr te.. te te an de denn Aus dem LCH Rubriken 10 BILDUNG SCHWEIZ feiert zehnjähriges Bestehen 3 Impressum 34 Technik praktisch für Mädchen und Buben 29 Bücher und Medien Am Teacher’s Day vom 24. März 2010 im Verkehrshaus Luzern erhalten Lehrper- Wenn der Talentwecker klingelt: Begabungsförderung leicht gemacht sonen vielfältige Anregungen für den naturwissenschaftlichen Unterricht. 30 Bildungsnetz Facebook: 1,8 Millionen Schweizerinnen und Schweizer sind «Freunde» 35 Hilfe für Haitis Lehrerinnen und Lehrer Die internationale Lehrerorganisation «Education International (EI)» hat angesichts 37 Bildungsmarkt der katastrophalen Lage nach dem verheerenden Erdbeben in Haiti einen Solida- ritätsfonds eingerichtet. Der LCH beteiligt sich an der Aktion und Zentralpräsident 45 Bildungsforum Beat W. Zemp ruft zu Spenden auf. 47 Vorschau Rufnummer 47 Wo ist die HGS? Titelbild: Das Schweizer Bildungssystem im Analyselabor Foto: Claudia Baumberger 20. März 2010 SYMPOSIUM BEGABUNG 2010 — VOM BEGABTEN KIND ZUR BEGABENDEN SCHULE Weitere Informationen unter www.zug.phz.ch (Dienstleistungen/Veranstaltungen) PHZ Zug – Zugerbergstrasse 3 – 6300 Zug - Tel. 041 727 12 60 – dienstleistung@zug.phz.ch
BILDUNG SCHWEIZ 2 I 2010 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Bildung Thurgau gegen «freie Schulwahl» Am 7. März entscheidet das Thurgauer Stimmvolk über die Initiative «Ja, freie Schulwahl für alle». Die Berufs- organisation der Thurgauer Lehrerinnen und Lehrer als auch der LCH lehnen die Initiative klar ab. «Gefährdung der Chancengleichheit», Präsidentin von Bildung Thurgau in der Bildung Thurgau ist überzeugt, dass bei «soziale und leistungsmässige Entmi- Verbandszeitschrift vom Dezember 09. Annahme der Initiative die öffentliche schung», «Demokratieverlust» – dies Erfahrungen in anderen Ländern zeig- Schule geschwächt und Quartier- und- sind nur einige der Argumente von Bil- ten, dass sogenannte Getto-Schulen ent- Gemeindeschulen in ihrer Existenz be- dung Thurgau, der Berufsorganisation stünden und Kinder und Jugendliche in droht wären. Zudem würden die Steuer- der Lehrpersonen, mit denen sie sich eine Zweiklassen-Gesellschaft gespal- zahlenden stärker zur Kasse gebeten. gegen eine freie Schulwahl ausspricht. ten würden. Voraussichtlich am 7. März wird die Ini- Neben pädagogischen führt der Verband Stand der Initiative in anderen Kantonen tiative der Elternlobby Schweiz «Ja, freie auch standespolitische und administrative Der Kanton Baselland hatte am 30. No- Schulwahl für alle» im Kanton Thurgau Argumente ins Feld: «Die freie Schul- vember 2008 die Initiative der Eltern- zur Abstimmung kommen. Diese for- wahl wird vielleicht schon kurzfristig, mit lobby mit fast 80 Prozent Nein abge- dert, dass Erziehungsberechtigte zwi- Sicherheit aber längerfristig für Lehr- lehnt. In den Kantonen Basel-Stadt und schen den einzelnen öffentlichen und personen arbeitsstellen-, lohn- und pen- Solothurn werden gegenwärtig Unter- den privaten Schulen frei wählen kön- senrelevant sein. Die praktische Durch- schriften für die Schulwahl-Initiative nen. Demzufolge sollen auch private führbarkeit lässt bezüglich Infrastruktur gesammelt. Im Kanton St. Gallen ist die Schulen in der Schweiz durch die staat- und Personalplanung grosse Schwierig- Initiative «Freie Schulwahl auf der Ober- lichen Schulträger entsprechend den keiten erwarten. Müssen Schulhäuser stufe» zustande gekommen. df Durchschnittskosten der staatlichen geschlossen oder kurzfristig Räumlich- Schulen finanziert werden. keiten zugemietet werden? Wann muss Weiter im Netz «Mit der freien Schulwahl verliert die öf- Lehrpersonen mangels Kinder gekün- www.lch.ch (Bildung Schweiz 5/2008) fentliche Schule ihre wichtige integrie- digt werden?», fragen sich die Verant- www.bildungthurgau.ch rende Funktion», warnt Anne Varenne, wortlichen. Machen Sie mobil ! Mit der MacBook Pro Familie. Lehrer? Schule ? Höchstleistung gibt es jetzt in drei Grössen: 13“, 15“ und 17“. Profitie Sonder re von angebo ten. Das neue MacBook Pro, Hochpräzisionstechnologie für jeden. MacBook Pro 13“ MacBook Pro 15“ MacBook Pro 17“ 2 GB RAM CHF 1342.– statt CHF 1475.–* 4 GB RAM CHF 1910.– statt CHF 2099.–* 4 GB RAM CHF 2664.– statt CHF 2928.–* 4 GB RAM CHF 1469.– statt CHF 1615.–* 6 GB RAM CHF 2229.– statt CHF 2450.–* 6 GB RAM CHF 2975.– statt CHF 3270.–* *Nur Lehrer und Schulen können von diesem Rabatt profitieren. Irrtümer, Preis- und Angebotsänderungen vorbehalten. Aktuellste Preise finden Sie unter www.heinigerag.ch. 4704 Niederbipp (BE) | 032 633 68 70 | info@heinigerag.ch www.heinigerag.ch 9470 Buchs (SG) | 081 755 60 80 | buchs@heinigerag.ch
BILDUNG SCHWEIZ 22 I I 2010 2010 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXXXXXXXXXXX . . . . . AKTUELL 7 Die Integration richtig integrieren EDK und LCH Anhörung zu den Die Pflicht, Kinder mit Lernschwierigkeiten, Behinderungen oder Verhaltensstö- «Bildungszielen» rungen in die Regelklasse zu integrieren, stösst bei einem Teil der Lehrpersonen im Kanton Zürich auf Unbehagen, wie eine Podiumsveranstaltung zeigte. Welche Grundkompetenzen sollen unsere Schülerinnen und Schüler in der Schulspra- che, in Fremdsprachen, in Mathematik und Naturwissen- schaften erwerben? Die Konfe- «Wenn sich leistungsschwache, Kantonsparlamentarierin der den Antworten teilweise recht renz der kantonalen Erzie- verhaltensauffällige Schüler FDP, doppelte nach: «Das Ge- suggestiv. hungsdirektoren EDK hat Ende zusammen mit guten Schülern lingen ist nicht finanzierbar.» Zukünftige Maturanden und Januar Vorschläge für «natio- in der gleichen Klasse befin- Ein bereits angespanntes Sys- Kinder mit Behinderung in ei- nale Bildungsziele» (bisher den, dann hat dies wenig mit tem werde mit der integrativen ner Klasse? Das funktioniert vorwiegend «Standards» ge- Integration zu tun, sondern es Sonderpädagogik zusätzlich sehr wohl und wird seit 90 Jah- nannt) veröffentlicht. wird ein gesellschaftliches Ziel be- und überlastet. ren praktiziert, nämlich an den Die Ziele befinden sich nun in in das System Schule hineinge- Im Kanton Baselland stehen Rudolf-Steiner-Schulen, wie einem Anhörungsprozess bei holt.» Auf diese Weise, so der die politischen Entscheidun- Thomas Stöckli berichtete, der den kantonalen Bildungsde- bekannte Psychologe Allan gen über ein Paket von Refor- in der Lehrerbildung der Stei- partementen und den betroffe- Guggenbühl, könne der integ- men bevor: Konkordat Sonder- nerschulen tätig ist. nen nationalen Dach- rative Unterricht sogar kontra- pädagogik, Konkordat HarmoS, Stöckli gebraucht nicht den Be- organisationen, unter anderem produktiv wirken: Das Kind, Konzept Fremdsprachenunter- griff Integration, der nach sei- dem LCH. Dieser dauert bis im das in der Regelklasse ständig richt sowie Bildungsraum ner Meinung auf die Eingliede- nächsten Sommer. Die EDK- sein Ungenügen erfahre, Nordwestschweiz. Der LVB rung von «Andersartigen» oder Plenarversammlung werde die werde ausgegrenzt und erst lehnt das ganze Paket entschie- «Minderwertigen» verweist. Bildungsziele nach Abschluss recht stigmatisiert. den ab, so lange nicht die nöti- Sein Credo ist die «soziale In- und Auswertung der Anhörun- Mit dem Podiumsgespräch vom gen Ressourcen offengelegt klusion» nach dem Prinzip der gen verabschieden, heisst es in 26. Januar in Zürich gab die IG und bereitgestellt werden. «Achtung vor jeder Individuali- einer Medienmitteilung. Kindgerechte Schule (vgl. Be- Überflüssig ist für Fünfschil- tät». In einem System mit Se- richt BILDUNG SCHWEIZ ling vor allem die im Rahmen lektions-Stress schon ab der 3. LCH: «Lehrplan 21 abwarten» 10/2008) Gelegenheit zur Dar- von HarmoS vorgesehene Um- Klasse sei diese Pädagogik frei- Der Dachverband Schweizer legung aller Bedenken gegen- strukturierung des «bewähr- lich nicht umsetzbar. Lehrerinnen und Lehrer LCH über dem integrativen Unter- ten» Baselbieter Schulsystems begrüsst in einer ersten Stel- richt. Dieser wird im Kanton (von 5/4 zu 6/3). «Der Umbau Unterschiedliche Ziele lungnahme grundsätzlich die Zürich zurzeit im Rahmen der bringt keine Qualitätsverbesse- In der Ablehnung der herr- Erarbeitung von Bildungsstan- Umsetzung des Volksschulge- rung», ist sie überzeugt. Und: schenden Zustände war man dards respektive von Mindest- setzes eingeführt. Befürworter «Bei solchen Reformen leidet sich auf dem Podium wie im fähigkeiten, welche möglichst des Projekts Integration oder eine ganze Schülergeneration Publikum weitgehend einig. alle Lernenden erwerben müs- eine Vertretung der kantonalen unter Umsetzungsschwierig- Auch dass die Beziehung von sen. Eine abschliessende Beur- Bildungsdirektion sassen nicht keiten und der Überforderung Lehrperson und Klasse wieder teilung der «EDK-Basisstan- auf dem Podium. der Lehrpersonen.» gestärkt werden soll, ist ein ge- dards» werde er jedoch erst meinsames Anliegen. vornehmen, wenn mit dem Kein Geld, schlechte Chancen Lehrpersonen «am Anschlag» Im Übrigen sind die Zielvor- Lehrplan 21 alle anderen ver- Jürg Frick, Psychologe und Die Überforderung wird im stellungen jedoch sehr unter- bindlichen Ansprüche an die Dozent an der PH Zürich, Kanton Zürich bestätigt durch schiedlich: Die einen wollen Schule vorliegen. «Der LCH plädierte für den Vorrang der eine Umfrage der IG Kindge- Separation, homogene Klassen kann keine Erfüllungsnormen Beziehungsgestaltung im Un- rechte Schule: Zwei Drittel der und mehr Leistungswillen; die in Teilbereichen akzeptieren, tericht sowie eine Konzentra- antwortenden Lehrpersonen anderen setzen auf eine angst- bevor nicht klar ist, was in den tion auf die Kernaufgaben der fühlen sich in Bezug auf ihre freie Schule mit wenig Selek- anderen Bereichen auch noch Schule Lehren und Lernen. Leistungsfähigkeit ganz oder tion; die dritten erhoffen sich zu leisten ist», heisst es in einer Zudem verlangt er eine ad- teilweise «am Anschlag». Rückenwind für die Initiative Medienmitteilung. Zunächst äquate Finanzierung von Re- 65% der Antwortenden halten «Freie Schulwahl» – die von werde der Dachverband nun formen: «Die Reformer von laut Umfrage das Projekt Integ- den Übrigen wiederum ener- eine Meinungsbildung unter oben provozieren das Schei- ration für «zum Scheitern ver- gisch bekämpft wird. seinen 34 Mitgliedsorganisatio- tern, weil sie die nötigen Mittel urteilt»; 35% sehen darin eine Heinz Weber nen durchführen. nicht zur Verfügung stellen.» «Illusion». Nur jeweils 18% Bea Fünfschilling, Präsidentin nennen das Projekt «sehr wich- Weiter im Netz Weiter im Netz des Lehrerinnen- und Lehrer- tig» oder «wichtig». Allerdings www.kindgerechte-schule.ch www.lch.ch vereins Baselland LVB und waren die zur Auswahl stehen- www.vsa.zh.ch www.edk.ch
BILDUNG SCHWEIZ 2 I 2010 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 PPZ – PÄDAGOGISCHES PRAXIS-ZENTRUM, USTER Berufsbegleitendes Studium in Schulpraxis- beratung und Supervision August 2010 bis Juli 2012 In der Regel jede 2. Woche, mittwochs 14.30 bis 18.30 Uhr in Uster (Nähe Bahnhof) Fernstudienanteile (zu Hause oder in Schule) Das Studium richtet sich an erfahrene und motivierte Lehrpersonen aller Stufen (Kiga, Volksschule und Gym- nasium), die eine fundierte Vertiefung in Pädagogischer Psychologie, Motivation und Kommunikation anstreben und eine erwachsenenbildnerische Aufgabe, Berufs- erweiterung und Herausforderung suchen. Was für diese Ausbildung spricht: Kurse 2010 Chur swch.ch – wo weiterbilden freude macht ✔ Erwachsenenbildung in höchster Qualität ✔ wertschätzendes Lernklima ✔ kleines, flexibles und anerkanntes Institut ✔ praxisnah und seit Jahren bewährt ✔ fixe, kleine Ausbildungsgruppen r hützte tel und Teamteachings ge sc i erufst ✔ optimaler Aufwand und Er- trag (Studienzeit und Kosten) CH-B ✔ interkantonal, PH-anerkannt (20 ects) Lehrgänge 2010 Broschüre bestellen: info@ppz.ch oder Telefon 044 918 02 01. · CAS Schuleingangsstufe Alle Infos im Detail: www.ppz.ch. · CAS Gestaltung – Ästhetik und Technik Eintrittsgespräche nach erfolgter Anmeldung · Mediation in der Schule ab März 2010. · Didaktik der Erwachsenenbildung SVEB PPZ – PÄDAGOGISCHES PRAXISZENTRUM, · Schulen für und mit Menschen leiten Interkantonales Bildungsinstitut, Bahnstrasse 21, 8610 Uster, Telefon 044 918 02 01, www.ppz.ch Sommerkurse Chur 12.–23. Juli 2010 Autor ohne Verlag? www.onlinebuch.ch bietet Lösungen: Publikation des Werkes im Internet Broschüren und Kursprogramm Mitteilung an Medien und Verlage swch.ch auf Wunsch Beratung, Redaktion Bennwilerstrasse 6 Buchproduktion (Hardcover oder 4434 Hölstein Taschenbuch) www.swch.ch · info@swch.ch 061 956 90 70 www.onlinebuch.ch
BILDUNG SCHWEIZ 2 I 2010 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . AKTUELL 9 Renten nochmals kürzen? Was, wann, wo Freinet-Kongress Bundesrat und Parlament wollen den Mindestumwandlungssatz der Pensions- Vom 12. bis 15. Mai treffen sich kassen bis 2016 sukzessive auf 6,4% heruntersetzen. Am 7. März 2010 kann das Lehrerinnen und Lehrer der Stimmvolk an der Urne diese Vorlage annehmen oder verwerfen. Die Geschäfts- Freinet Gruppe Schweiz auf leitung des LCH zeigt Auswirkungen für die Arbeitnehmenden auf. dem Herzberg in Asp ob Aarau zur Werktagung «für eine Schule vom Kinde aus». Doku- mente und Spuren aus der Am 7. März 2010 entscheiden aber im Schnitt nur eine Ren- einen erheblichen Einschnitt. Unterrichtspraxis der Teilneh- die Stimmbürgerinnen und dite von 1%. Bestehende Renten sind nicht merinnen und Teilnehmer ste- Stimmbürger über die Vorlage Die Gegner der Vorlage argu- betroffen. hen im Mittelpunkt, werden zur Senkung des Mindestum- mentieren, der bis heute statis- Nicht betroffen ist ferner der ausprobiert, diskutiert und re- wandlungssatzes in der obliga- tisch breit belegte Anstieg der überobligatorische Bereich. flektiert. Die Werktagung steht torischen beruflichen Vorsorge Lebenserwartung sei bereits in Denn in der Regel versichern allen interessierten Personen (2. Säule). Diese sieht vor, den der letzten BVG-Revision be- grössere Pensionskassen, z.B. offen. Anmeldeschluss ist der Umwandlungssatz bis 2016 rücksichtigt worden. Eine er- kantonale Kassen, nicht nur 28. Februar. Weitere Informati- schrittweise von heute 7% auf neute Senkung bezeichnen sie das vom Gesetz vorgeschrie- onen unter 6,4% zu senken. Der Umwand- als überstürzt. Die Berechnun- bene Maximum, sondern legen www.freinet.ch/kongress lungssatz befindet sich bereits gen über die zukünftige Le- die Grenze bedeutend höher. in einer ersten Absenkungs- benserwartung beruhen auf Man spricht von einer umhül- Mundart im Deutschunterricht phase. Im Rahmen der 1. BVG- Prognosen und sind nicht un- lenden Pensionskasse. Eine Die Arbeitsgruppe Sprache der Revision wurde nämlich be- umstritten. umhüllende Vorsorgeeinrich- NWEDK führt am 26. Mai eine schlossen, diesen bis 2014 Renommierte Mediziner spre- tung darf den Umwandlungs- Tagung durch zum Thema schrittweise auf 6,8% zu redu- chen bereits von einer Trend- satz selbst wählen. Insgesamt «Wenn Finken nicht nur stin- zieren. wende, u. a. aufgrund von Be- muss jedoch die Altersleistung ken – wie Mundartkenntnisse Bei einem Alterskapital von wegungsmangel und Fettlei- im Einzelfall mindestens dem im Deutschunterricht genutzt 100 000 Franken wird somit bigkeit. Entscheidend für den BVG-Obligatorium entspre- werden können». Ziel der Ta- eine Rente von 7000 Franken Umwandlungssatz seien nicht chen. Für diese Kassen hätte gung ist es, Hintergrundinfor- pro Jahr ausbezahlt. Bei einer kurz- und mittelfristige Ent- eine Senkung zumindest eine mationen zu vermitteln und Senkung auf 6,4% sind es noch wicklungen an den Finanz- indirekte Auswirkung, da das Unterrichtsideen aufzuzeigen, 6400 Franken. In der Regel ist märkten. Vielmehr gehe es um gesetzlich vorgeschriebene Mi- wie Dialektkenntnisse für den die Summe des angesparten einen jahrzehntelangen Anla- nimum sinken würde. Erwerb der Unterrichtssprache Kapitals jedoch um einiges hö- gehorizont. Untersuchungen Aus Sicht der Arbeitnehmen- Deutsch genutzt werden kön- her. Bei einem Alterskapital von so genannten BVG-Muster- den erstaunt das Tempo, mit nen. Weitere Informationen von 300 000 Franken beträgt portfolios zeigten über 10 bis welchem eine erneute Sen- unter www.nwedk.ch (ab Ende die Einbusse gegenüber heute 20 Jahre durchwegs eine Ren- kung des Umwandlungssatzes Februar). 1800 Franken pro Jahr oder dite von über 5%. vorangetrieben wird, noch 150 Franken pro Monat. Das Geschäft mit der Altersvor- während die Umsetzung der Weiterbildung sorge ist ein riesiger Wachs- letzten Senkung läuft. Dabei Am 8. April findet in Gossau im Pro und Contra tumsmarkt. Die Lebensversi- sind die Fakten betreffend Ren- Rahmen der Lehrerinnen- und Die Befürworter sind der Mei- cherungsgesellschaften, die diteerwartungen und Lebens- Lehrerfortbildung des Kantons nung, der heutige Umwand- nun lautstark eine Senkung erwartung nicht unumstritten. St. Gallen die Kick-off-Veran- lungssatz stütze sich auf eine fordern, generierten mit der Es fragt sich, ob nicht zuerst staltung zum Schwerpunkt zu tiefe Lebenserwartung und Altersvorsorge satte Über- einmal die Umsetzung der 1. Sprachen statt. Das umfangrei- zu optimistisch geschätzte Ka- schüsse, die letztlich bei deren BVG-Revision abgewartet wer- che Kursangebot und die An- pitalerträge. Durch die gestie- Aktionären und Managern lan- den müsste, um anschliessend meldungsbedingungen finden gene Lebenserwartung bezieht deten. Wäre das Ganze nicht die Situation sauber zu beurtei- sich unter www.lwb.sg.ch der Durchschnitt der Pensio- rentabel, hätten sie sich aus len. nierten viel länger Rente als diesem Geschäft schon längst Geschäftsleitung LCH Freies Spiel früher. Weil die Pensionskasse zurückgezogen. Am 13. März findet im Institut verpflichtet ist, die Rente bis Unterstrass in Zürich eine Ta- ans Lebensende auszuzahlen, Tempo drosseln gung zum Thema «Kinder spie- drohten nun Defizite. Am stärksten betroffen von der len sich ins Gleichgewicht» Der geltende Umwandlungs- Vorlage sind Mitglieder kleiner statt. Was ist wirklich freies satz erfordert eine Rendite von Vorsorgeeinrichtungen, wel- Spiel und was sind die wahren knapp 5% auf dem Kapital, um che nur das gesetzliche Mini- Spielbedürfnisse der Kinder die Renten bezahlen zu können. mum versichern, sowie Perso- zwischen null und acht Jahren? Zwischen 2001 und 2008 erziel- nen mit geringen Einkommen. Anmelden bis 6. März per ten Schweizer Pensionskassen Für sie bedeutet die Senkung E-Mail: info@arbeitskreis.ch
BILDUNG SCHWEIZ 2 I 2010 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 BILDUNG SCHWEIZ feiert zehnjähriges Bestehen Die Kolumnistin, der Chef der Druckvorstufe und die letztjährige Praktikantin: Am 15. Januar sind sie alle ge- kommen, um den zehnten Geburtstag von BILDUNG SCHWEIZ zu feiern. Für Unterhaltung sorgten im Theater Stadelhofen Wortakrobaten aus Bern. Der Zentralpräsident des LCH, Beat W. Zemp, Zentralsekretärin Franziska Peterhans und Chefredaktor von BILDUNG SCHWEIZ, Heinz Weber, schwelgten in Erinnerungen und boten Ausblicke in die Zukunft. Fotos: Tommy Furrer LCH-Zentralpräsident Beat W. Zemp: Zehn Jahre BILDUNG Heinz Weber, verantwortlicher Redaktor; Christine Amrhein, SCHWEIZ, 20 Jahre LCH, 160 Jahre organisierte Lehrerschaft. Journalistin: «Es braucht eine verlässliche Informationsquelle.» Der Schein der auf den Tischchen ver- standteil des Programms. Denn für Un- SCHWEIZ publizierte in ihrer Erstaus- teilten Kerzen wirft eine tanzende Sil- terhaltung sorgten eine Autorin, zwei gabe einen Beitrag zum zehnjährigen houette ans Gemäuer des Theaters Sta- Autoren und ein Bassist des Ensembles Bestehen des LCH und zehn Jahre spä- delhofen. Die ordentlich positionierten «Bern ist überall», Daniel de Roulet, Guy ter feiert die Verbandszeitschrift selbst Stühle strahlen in rotem Samt. Die ge- Krneta, Noelle Revaz und Michael Pfeuti. ihr Jubiläum. diegene Atmosphäre verkündet: «Wir Das Autorenteam jonglierte mit Worten, haben Grund zum Feiern!» während der Bassist das Gesprochene Am Anfang stand die SLZ musikalisch untermalte. Mal alleine, «Wir alle bauen immer auf den Errun- Ramona Helfenberger mal zu dritt warfen die Sprachakrobaten genschaften unserer Vorgängerinnen Statements auf Deutsch und auf Franzö- und Vorgänger auf. So gesehen bilden Am 15. Januar strömten rund 60 gela- sisch in die Runde oder erzählten Kurz- alle Redaktoren und Mitarbeitenden dene Gäste ins Theater Stadelhofen, geschichten, deren Pointen das Publi- eine grosse Pyramide, an deren Spitze um mit der Redaktion von BILDUNG kum zum Schmunzeln brachten. die heutige Redaktion von BILDUNG SCHWEIZ das zehnjährige Bestehen zu SCHWEIZ steht», erklärte Zemp. feiern. Solange nämlich kommt die Zeit- Glückwünsche vom Zentralpräsidenten Denn die Verbandszeitung existiert seit schrift für die rund 45 000 Mitglieder «Wie es sich für ein Printprodukt gehört, 155 Jahren – vor BILDUNG SCHWEIZ in des LCH im neuen Konzept 15 Mal pro ist der Hauptbeitrag auf der Titelseite Form der «Schweizerischen Lehrerin- Jahr zu Lehrerinnen und Lehrern jeder Zeitschrift zu finden und der Aktu- nen- und Lehrerzeitung» SLZ. Im Juni der Deutschschweiz. Zentralsekretärin alität verpflichtet», eröffnete Beat W. 1999 genehmigte die Delegiertenver- Franziska Peterhans begrüsste jeden Zemp, Zentralpräsident des LCH, seine sammlung des LCH das neue Konzept einzelnen Gast und moderierte char- Gratulationsrede. Das war vor zehn Jah- BILDUNG SCHWEIZ als Verbandszeit- mant durch den Abend. ren so und gilt auch für die aktuelle Aus- schrift für alle LCH-Mitglieder. Geladen waren unter anderem Mitarbei- gabe. Bestes Beispiel: Die Titelge- terinnen und Mitarbeiter der Zeitschrift schichte der Januarausgabe BILDUNG «Kein gewerkschaftliches Kampfblatt» Verbandsfunktionäre, Geschäftspartner SCHWEIZ 1/2010 war am Tag der Jubi- Der Zentralpräsident hielt weiter fest: aus Druck- und PR-Bereich, die alle in läumsfeier auch im «Tages-Anzeiger» zu «Obwohl BILDUNG SCHWEIZ eine Ver- irgendeiner Form zum Erfolg von BIL- finden. «Soviel zur Aktualität», fügte der bandszeitschrift ist, will die Geschäfts- DUNG SCHWEIZ beitragen. Zentralpräsident hinzu. leitung bewusst keine Hofberichterstat- Gewohnt mathematisch gewandt führte tung über Verbandsaktivitäten des LCH Bühne frei für Sprachakrobatik Beat W. Zemp interessante Parallelen oder ein rein gewerkschaftliches Kampf- Die Sprache – täglich Brot der Redaktion zwischen der Verbandszeitschrift und blatt.» Um dies zu untermauern und – war auch an diesem Abend fester Be- dem Verband selbst auf: BILDUNG gleichzeitig die Pflichten und Rechte der
BILDUNG SCHWEIZ 2 I 2010 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . AUS DEM LCH 11 Artisten mit Wort, Sinn und Ton in Deutsch und Französisch: Das LCH-Vizepräsidentin Marie-Hélène Stäger, Theodor Gut von den Ensemble «Bern ist überall.» Zürichsee Medien (Mitte), LCH-Chefpädagoge Anton Strittmatter. Redaktion festzuhalten, trat im Mai 2004 unwiderruflich geschieden, sei immer «Lehrerinnen und Lehrer begegnen ih- das neue Redaktionsstatut in Kraft. Es wieder zu lesen, sagte er. «Die prekäre ren Schülerinnen und Schülern in drei- regelt die Rollenverteilung zwischen Situation der Printmedien ist auch bei dimensionalen Klassenzimmern. Die dem LCH als Herausgeber und der BILDUNG SCHWEIZ ein Thema.» Zwar Lehrperson ist nicht da, die Kinder sind Redaktion. Letztere ist für die Auswahl, seien im Inseratemarkt der Fachblätter nicht da – alle sind abwesend, doch der Erarbeitung und Präsentation der jour- nicht so viele Einbussen zu verzeichnen Unterricht findet statt», visionierte Heinz nalistischen Themen zuständig. «In wie im Tagesjournalismus, dennoch Weber schmunzelnd weiter. BILDUNG SCHWEIZ dürfen aber auch gebe die Lage zu denken. Standpunkte veröffentlicht werden, die Und weiter sagt er: «Bildung – hören wir Gelungener Abschluss nicht der offiziellen Verbandsposition immer wieder – ist unsere wichtigste Zum Schluss bot sich die Gelegenheit, des LCH entsprechen», betonte Beat Ressource und die einzige Versicherung bei einem Gläschen Weisswein und W. Zemp. dafür, dass es den Schweizerinnen und Häppchen mit den Gästen ins Gespräch Schweizern auch in Zukunft gut geht.» zu kommen. Da konnte der freie Mitar- Der Chefredaktor visioniert Doch mit dem ständigen Stellenabbau beiter endlich das Gesicht und die Per- Chefredaktor von BILDUNG SCHWEIZ, im Journalismus gehe wertvolle Arbeits- son hinter der Stimme der Adressver- Heinz Weber, wagte mit den Jubiläums- kraft verloren. Themen aus dem Bereich waltung sehen: «Ah, Sie sind das!» Alte gästen einen Blick in die ungewisse Bildung, die keinen unmittelbaren Sen- Hasen erzählten von vergangenen Zei- Zukunft des Printjournalismus: Die Part- sationswert enthielten, erführen geringe ten und die Jüngsten von ihren Zu- nerschaft von Werbung und Journalis- oder keine Aufmerksamkeit in den Me- kunftsperspektiven. mus, die etwa zweihundert Jahre lang dien. Fachleute für Bildungsfragen gebe wunderbar funktioniert hat, werde jetzt es nur noch in ganz wenigen Redaktionen. «Deshalb braucht es BILDUNG SCHWEIZ als Zentralorgan der Bildung in der Schweiz», betonte Heinz Weber. «Hunderttausende Menschen sind im Bereich Bildung beruflich tätig und mehr als eine Million Menschen arbei- ten als Lernende – eine verlässliche In- formationsquelle, um in diesem Gebiet Orientierung zu schaffen, ist immer wichtiger.» In zehn Jahren wird BILDUNG SCHWEIZ 25 Jahre alt. Wie die Verbandszeitschrift der Zukunft aussieht? Ein Teil der Zeit- schrift wird wohl noch immer auf Papier gedruckt und per Post verschickt wer- den, aber das wird eben nur noch ein Teil sein. Der grosse Rest wird aus ei- nem bunt zusammengesetzten Multime- diapaket bestehen, wie redaktionelle LCH-Zentralsekretärin Franziska Peterhans Teile oder Dienstleistungen im Internet Redaktorin Doris Fischer verteilt die aktu- führte als Moderatorin durch den Abend. und auf mobilen Lesegeräten. elle Ausgabe von BILDUNG SCHWEIZ.
BILDUNG SCHWEIZ 2 I 2010 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
BILDUNG SCHWEIZ 2 I 2010 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . REPORTAGE 13 Frischzellen für ein Schulteam Die Gesundheit der Lehrerinnen und Lehrer ist ebenso wichtig wie die der Schülerinnen und Schüler. Diese Erkenntnis des Schulrates in Flawil SG führte zu einem Projekt zur betrieblichen Gesund- heitsförderung, das auch etwas kosten durfte. Inzwischen wurde die Flawiler Initiative preisgekrönt. Das Schweizerische Netzwerk Gesund- heitsfördernder Schulen SNGS lud im Im Sinne einer Stärkung des Teams als Ressource wurde be- vergangenen Dezember zur Impuls- schlossen, an zwei Teamnachmittagen keine Aufträge des tagung 2009 nach Luzern. Im Rahmen Kantons zu bearbeiten, sondern diese Zeit als Ressource für des Tagungsthemas «Wohlbefinden im das Team zu nutzen. Team» stellte die Schule Flawil das Pro- jekt der betrieblichen Gesundheitsför- derung vor. Mitinitiant Claudio Besio men Zusatzaufgaben nicht nur inner- Die Problematik der Klassengrösse berichtet im Gespräch mit BILDUNG halb des Unterrichts, sondern auch führte zu einer weiteren Massnahme. SCHWEIZ über Entwicklung und Um- durch Unterbrüche wegen beispiels- «Bei der Einschulung in die ersten Klas- setzung von Massnahmen zur Stärkung weise schwierigen Schülerinnen und sen der Primar- und der Oberstufe sol- des Schulteams, zum konkreten Projekt Schülern.» Dadurch litten immer mehr len Klassengrössen an der unteren «Team als Ressource». Lehrpersonen unter Erschöpfungszu- Bandbreite angestrebt werden. Wenn ständen oder seien gar burnout-gefähr- wir in der Realschule 48 Schülerinnen Madlen Blösch det. haben, hat der Schulrat bei Klassengrös- Aus der Umfrage ging weiter hervor, sen zwischen 16 und 24 zwei Möglich- Am Anfang war der Schulrat der Ge- dass die Beziehungen zwischen den keiten. Es gibt zwei 24er-Klassen oder er meinde Flawil. Mit Massnahmen wie Lehrpersonen im Team funktionierten. investiert 70 000 Franken und macht «Konkrete Projekte der Gesundheitsvor- «Man ist sich gewohnt, Teamarbeit zu drei Klassen. Dieser Schritt wurde von sorge» und «Sorgfältige Auswahl und leisten, und die Beziehungen zu den der Arbeitsgruppe vorgeschlagen und Führung des Personals» wollte er sein Schulleitungen wie zum Schulrat sind hat den Schulrat überzeugt.» Legislaturziel 2005–2008 erreichen. gut. Aber es zeigte sich auch, dass die Nach Meinung seiner Mitglieder exis- ganze Teamarbeit eine Zusatzbelastung Team als Ressource stärken tierten inzwischen genügend Gesund- bedeutet», so Besio. Im Sinne einer Stärkung des Teams als heitsförderungsprojekte für Schülerin- Ressource wurde zudem beschlossen, nen und Schüler. Die Gesundheit der Burnout: Sensibilisierungskampagne an zwei Teamnachmittagen keine Auf- Lehrerinnen und Lehrer sei ebenso Nun ging es an die konkrete Umsetzung. träge des Kantons zu bearbeiten, son- wichtig. Zumal sich das Umfeld der Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus dern diese Zeit als Ressource für das Lehrpersonen verändert habe, Belastun- Lehrpersonen und Schulleitungen, Team zu nutzen. «Dort kann man diese gen und Anforderungen stark gestiegen machte zuhanden der Schulbehörde Besprechungen führen, die sonst nach seien und sich Ausfälle im Personal we- Vorschläge. Verschiedene Massnahmen Feierabend stattfinden müssen. Jene, gen Burnout mit hohen Kostenfolgen seien in der Folge beschlossen worden. wo es um die Planung des Skilagers oder häuften. Zum Beispiel eine Burnout-Sensibilisie- die Vorbereitung eines Elternabends Claudio Besio, Schulleiter Oberstufe und rungskampagne: An wen kann sich der geht. Ich kann als Schulleiter das Okay Präsident der Schulleitungskonferenz, überlastete Kollege wenden? Das Refe- geben, dass diese Organisation nun ist im Schulrat beratendes Mitglied und rat eines Arbeitsmediziners hatte zum während bezahlten Stunden angepackt hat mitgeholfen, das Projekt zur betrieb- Ziel, alle Lehrpersonen auf den gleichen wird.» Diese vier bezahlten Stunden pro lichen Gesundheitsförderung zu starten. Stand zu bringen. Im Anschluss daran Lehrkraft seien wirklich eine Entlas- Als erster Schritt wurde im November wurde ein Papier erarbeitet und an alle tung, betont Besio. Dass auch dieses 2006 eine Befragung der rund 120 Lehr- verteilt. Zudem wurden die Schulleiter Entgegenkommen des Schulrats nicht personen aller Stufen, vom Kindergar- speziell in diesem Thema weitergebil- selbstverständlich sei, daran müsse er ten bis zur Oberstufe, lanciert. «Es ging det. Präventiv hängt nun zudem in allen seine Kolleginnen und Kollegen zwi- uns darum, die Befindlichkeit der Lehr- Lehrerzimmern ein Burnout-Infoblatt. schendurch erinnern. personen inklusive Hauswarte heraus- Betroffene in Krisensituationen können Bleibt die Belastung von Lehrpersonen zufinden», sagt Claudio Besio: «Zwei Er- zudem auch Rat bei der Lehrerberatung bei auffälligem Verhalten schwieriger kenntnisse stachen hervor. Einerseits ist ZEPRA holen, bei welcher sich die Ge- Schüler. Die Schule Flawil lud Referen- es die Masse an Aufgaben insgesamt, meinde Flawil prozentmässig eingekauft ten ein und führte Workshops zu diesem welche laufend zunimmt. Hinzu kom- hat. Themenkreis durch. Mit eher durchzo-
BILDUNG SCHWEIZ 2 I 2010 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . REPORTAGE 14 genem Erfolg, stellt Claudio Besio fest. dürfe nichts kosten. Teamverantwortli- «Auch der beste Referent kann diese Problematik nicht innerhalb von zwei che im Bereich Gesundheitsförderung sehen ohne Rückhalt der Behörde keine Ausgezeichnet Stunden ausloten. Es gibt keine Aller- Möglichkeit eines Engagements. «Dies Der Gesundheitspreis 2008 der Interna- weltslösung.» Eine Antwort sieht er er- ist für mich angesichts des herrschen- tionalen Bodenseekonferenz (IBK) ging neut im Team als Ressource, den Fall den Lehrermangels und der anfallenden an die Schulgemeinde Flawil. Die Jury mit dem Kollegen zu besprechen, zu hö- Überstunden unverständlich, stellen hatte aus 136 eingereichten Projekten ren, was dieser in einer ähnlichen Situa- doch die Lehrpersonen die Berufs- das Flawiler Projekt «Gesundheitsförde- tion unternommen hat. gruppe mit den meisten Burnouts dar.» rung und Prävention in der Schule» als Bereits im März dieses Jahres werden Siegerprojekt ausgewählt. Darin wurde Unterstützung der Behörden entscheidend die Resultate präsentiert. Für Claudio einerseits die betriebliche Gesundheits- Nach drei Jahren fand im November Besio ist klar, dass dann erneut Mass- förderung für die angestellten Lehrper- 2009 eine zweite Umfrage mit dem glei- nahmen beschlossen werden. Und dass sonen und anderseits das Projekt der chen Fragenkatalog statt. Sie war finan- sich diese auch etablieren werden. «Wir einzelnen Schulleiter wie Pausenkiosk ziert worden mit der Hälfte des erhal- müssen nachhaltig denken, das ist wich- oder Bewegte Schulen präsentiert. In der tenen IBK-Preisgeldes (siehe Kasten). tig. Wer A sagt, muss auch B sagen.» Laudatio stand: «Das Siegerprojekt über- Besio rechnet mit einem ähnlichen Re- zeugt durch seine umfassenden Gesund- sultat: «Die Überlastung wird trotz Ent- heitsförderungs- und Präventionsziele lastungsmöglichkeiten nicht wesentlich Weiter im Netz sowohl für die Mitarbeitenden als auch für kleiner sein. Wenn es in etwa ähnlich www.gesunde-schulen.ch die Schülerinnen und Schüler, sowie herauskommt wie im 2006 ist es schon durch die vorbildliche Verknüpfung von gut. Wichtig ist, dass der Schulrat bereit Interventionen auf der Verhaltens- und ist, das Projekt weiterzuführen, um den der Verhältnisebene. Die Schulgemeinde Lehrpersonen Zeitressourcen und Geld Flawil nimmt ihre Verantwortung für ei- zur Verfügung zu stellen. Denn es darf nen der Gesundheit förderlichen Arbeits- nicht eine einmalige Sache sein.» platz und den ‹Lernort Schule› in bei- Er wisse von etlichen Beispielen, auch spielloser Art und Weise wahr.» in anderen Kantonen, sagt Claudio Be- Das Preisgeld von 5000 Euro wurde je sio, wo kaum Geld für einen Referenten zur Hälfte für die zweite Lehrerbefra- gesprochen werde. Die Schulbehörden gung 2009 und für Teamausflüge aufge- würden die Lehrpersonen zwar dazu er- teilt. muntern, etwas anzupacken, aber es Lob für die Teamar- beit in Flawil. «Die Schulgemeinde nimmt ihre Verant- wortung für einen der Gesundheit förderlichen Ar- beitsplatz und den ‹Lernort Schule› in beispielloser Art und Weise wahr.» Foto: Madlen Blösch
BILDUNG SCHWEIZ 2 I 2010 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Das Schülerlabor am Paul Scherrer Institut Das Labor für die iPod-Generation Nachwuchs für die Forschung Bei der Nachwuchsförderung in Naturwissenschaften will das Melden Sie Ihre Schulklasse noch heute an. Paul Scherrer Institut PSI neue Wege gehen. In einem Schülerlabor Anmeldeformular im Internet: www.ilab-psi.ch experimentieren Jugendliche in Zweiergruppen mit Schallpulsen und Kontakt: ilab@psi.ch Vakuum. Sie erfahren spielerisch die Geheimnisse von Phänomenen, die für die Forschung am PSI von zentraler Bedeutung sind. Paul Scherrer Institut Schülerlabor iLab In erster Linie richtet sich das iLab an Jugendliche im Alter von 5232 Villigen PSI, Schweiz 14 bis 15 Jahren, das Programm kann aber für 12- bis 20-Jährige Tel. +41 (0)56 310 55 40 angepasst werden. Fax +41 (0)56 310 55 41 Ihr einzigartiger Partner und Anbieter für Katalog- Gutschein ! 950 Werken, Technik, Freizeit und Hobby 3D-TIC-TAC-TOE Das traditionelle D-TIC-TAC-TOE auf Papier hat ausge- dient, jetzt kommt D-TIC-TAC-TOE. Anordnung auf drei Acrylplattenebenen mit mm Bohrungen. Abstand zwischen den Ebenen mm durch Abstandshülsen vorgegeben. Das Design der Spielkugeln OPITEC bietet Ihnen immer kann nach eigenen Vorstellungen gestaltet werden. wieder Anregungen, Werkpackung mit allen Neuheiten und vielfältige Befestigungsmaterialien, Holzkugeln und Materialien für Ihre Acrylglaszuschnitten. Inkl. Bastel- und Spielanleitung. kreativen Tätigkeiten Maße LxBxH ca. x x mm N° . . Stück , So erreichen Sie uns: OPITEC (Schweiz) AG - H. Pestalozzistrasse 1 - 1707 Freiburg Tel.: 026 488 3839 - Fax 026 488 3838 - E-Mail: info.ch@opitec.com - Internet: www.opitec.ch J218_05_SD
BILDUNG SCHWEIZ 2 I 2010 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . AKTUELL 16 Bildung schlägt Armut 1:0 An der Fussball-Weltmeisterschaft in Südafrika will die internationale Organisation «Global Campaign for Education» mit der Kampagne «1 Goal – Bildung für alle» auf die schwierige Bildungssituation in armen Ländern aufmerksam machen. Auch in der Schweiz können sich Schulen mit gezielten Aktionen beteiligen. – Man könnte das Thema Bildung in ar- men Ländern im Unterricht behan- deln. In vielen Schulen auf der ganzen Welt wird dies am 20. April der Fall sein, doch können auch andere Daten gewählt werden. Das Netzwerk wird dazu ab Mitte März kostenlos Informa- tionen wie Lektionspläne und Materi- alien zum Thema zur Verfügung stel- len. Dabei werden für die Sekundar- stufe I das Recht auf Spielen und die Kinderrechte im Zentrum stehen. Für die Sekundarstufe II stehen unter dem Stichwort «Mehrwert Schule» The- men wie Investitionen in Bildung und Foto: Daniel V. Moser Bildungsqualität und Bildungsfinan- zierung mittels Steuererträgen und Beiträgen der Eltern im Vordergrund. – Man könnte Fussballturniere veran- Bildung in armen Ländern dient der wirtschaftlichen Entwicklung und dem Frieden. stalten mit prominenten Fussballerin- nen und Fussballern sowie Politikern und Politikerinnen. Noch gibt es heute 75 Millionen Kinder, dauert bis Juli dieses Jahres; vom 19. bis – Botschaften in Form von Fotos zum die nicht zur Schule gehen, vor allem in 25. April findet eine spezielle Aktionswo- Thema «1 Goal – Bildung für alle!» Afrika und in Südostasien. In vielen Län- che statt, an der sich weltweit auch viele erstellen. Die Beiträge werden an- dern schicken die Eltern die Mädchen Schulen aktiv beteiligen. schliessend veröffentlicht. seltener in die Schule als die Knaben; Ziel der Kampagne ist es, über eine On- – Unterschriften für die Online-Petition auch verlassen häufig die Mädchen die line-Petition mindestens 30 Millionen sammeln. Schule nach wenigen Schuljahren. Unterschriften zu sammeln und die Daniel V. Moser-Léchot Die internationale Organisation «Global Fussball-Weltmeisterschaft in Südafrika Campaign for Education» (GCE) hat sich zu nutzen, um stärker auf die schwie- zum Ziel gesetzt, mit Lobby-Arbeit, In- rige Bildungssituation in armen Län- formationen und jährlichen Kampagnen dern aufmerksam zu machen (www. Weiter im Netz weltweit auf Bildungsprobleme auf- campaignforeducation.org). Politikerin- www.campaignforeducation.org merksam zu machen. Dabei geht es vor nen und Politiker sollen damit an ihr Schulen, die an der Aktion «1 Goal» teil- allem um die Realisierung des von der Versprechen erinnert werden, mehr nehmen wollen, melden sich bitte über UNO gesetzten Milleniumsziels 2: «Ver- Geld für die Entwicklungszusammenar- die Homepage www.reseau-education- wirklichung der allgemeinen Primar- beit im Bereich der Bildung in armen suisse.ch an. Auskunft E-Mail daniel.v. schulbildung: Alle Jungen und Mädchen Ländern aufzuwenden. Für eine friedli- moser@phbern.ch. sollen eine vollständige Grundschulaus- che, weltweite Entwicklung ist dies trotz www.fondationcpa.ch Projekte zur Wei- bildung erhalten.» der Wirtschaftskrise unbedingt notwen- terbildung von Lehrpersonen in der De- Die GCE wurde 1999 durch Entwick- dig. Alle gesammelten Unterschriften mokratischen Republik Kongo, in Togo lungs- und Lehrerorganisationen aus werden nach der Fussball-Weltmeister- und in Mali. über 150 Ländern gegründet und hat ih- schaft an Staats- und Regierungschefs www.bildungafrika.ch Die Stiftung «Bil- ren Sitz in Südafrika. Seit 2008 ist auch übergeben. dung für Kinder und Jugendliche» ist das Schweizer Netzwerk für Bildung Das Schweizer Netzwerk für Bildung eine Gründung von Lehrerinnen und und internationale Zusammenarbeit und internationale Zusammenarbeit Lehrer Bern (LEBE) und unterstützt (RECI) Mitglied der GCE. ruft Jugendverbände, Fussballvereine Projekte zur Integration von Strassen- und Schulen auf, sich an den Aktionen kindern und von fahrbaren Bibliotheken Für die Bildung ins Tor treffen zu «1 Goal» zu beteiligen. Es gibt viele zur Erhaltung der Lesefähigkeit auf den Das Thema der Kampagne für 2010 verschiedene Möglichkeiten, hier aktiv Kapverdischen Inseln. heisst «1 Goal – Bildung für alle!» und zu werden, beispielsweise:
BILDUNG SCHWEIZ 2 I 2010 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . BILDUNGSBERICHT . . . . . XXXXXXXXXXXXXXX SCHWEIZ 17 Wissenschaftlicher Blick auf Stärken und Mängel Als Analyse des Schweizer Bildungssystems und als Datenbasis für politische Entscheidungen ist der Bildungsbericht Schweiz 2010 angelegt. Er zeigt, dass es im vielschichtigen Gewebe der Bildung hierzulande noch Lücken gibt, dass zu wichtigen Fragen Daten fehlen und dass soziale und regionale Differenzen der Chancengerechtigkeit abträglich sind. Auf den folgenden acht Seiten finden sich Zusammenfassungen von wichtigen Ergebnissen zur obligatorischen Schule. Als die Schweizer Stimmberechtigten 2006 mit grossem Mehr die neuen Ver- fassungsartikel zur Bildung absegneten, gaben sie dem Bund und den Kantonen den Auftrag, gemeinsam «für eine hohe Durchlässigkeit und Qualität des Bil- dungsraums Schweiz» zu sorgen. Das wäre nicht möglich ohne umfassende Sammlung und Aufbereitung von Daten, das nationale «Bildungsmonitoring». An- ders als das politisch umstrittene Projekt zur Harmonisierung der kantonalen Schulsysteme (HarmoS), geht dieser Teil des Verfassungsauftrags anscheinend reibungslos über die Bühne. Am 4. Feb- ruar wurde in Bern der Bildungsbericht Schweiz 2010 öffentlich präsentiert. Heinz Weber Es handelt sich offiziell um den ersten Foto: Claudia Baumberger nationalen Bildungsbericht, was etwas verwirren kann, erschien doch Ende 2006 bereits ein Bildungsbericht Schweiz (vgl. BILDUNG SCHWEIZ 1/2007). Da- bei handelte es sich allerdings um eine Pilotausgabe; die Erkenntnisse aus dem Was stecken wir hinein? Was kommt heraus? Unser Bildungssystem im Reagenzglas. Probelauf sind in die neue Ausgabe eingeflossen. Im Rahmen des Bildungs- monitorings soll nun alle vier Jahre ein Bericht erscheinen. Verantwortlich ist für Datenrecherche, Interpretation und den mit den Leistungen im PISA-Bereich die Schweizerische Koordinationsstelle Autorisation dürfte enorm sein. Ursula Naturwissenschaften geht (S. 25). Zwar für Bildungsforschung SKBF in Aarau. Renold vom Bundesamt für Berufsbil- erzielt der Spitzenreiter bei den Stunden Deren Expertinnen und Experten haben dung und Technologie und EDK-Gene- auch die höchste Leistung, aber auf den auch die Texte auf den folgenden Seiten ralsekretär Hans Ambühl schreiben weiteren Rängen werden die Ergebnisse verfasst. denn auch im Vorwort, der Bericht sei so diffus, dass sie als Entscheidungsba- «ein wichtiges Zeugnis des neuen Geis- sis nicht dienen können. «Neuer Geist der Kooperation» tes der Kooperation von Bund und Kan- «Wir wollen wissenschaftlich redlich Etwas Bemerkenswertes an diesem Pro- tonen im Bildungsbereich». sein, und das heisst auch deutlich ma- jekt kommt in den Beiträgen nicht ohne Dennoch liest sich der Bildungsbericht chen, wo die vorhandenen Daten keine weiteres zum Ausdruck: Der Bildungs- Schweiz 2010 auf weite Strecken als klaren Schlüsse erlauben», sagt dazu Urs bericht Schweiz 2010 vereinigt Informa- Mängelliste: Mängel im Bildungssystem Vögeli-Mantovani von der SKBF, Mitau- tionen aus Forschung, Statistik und Ver- selbst und Mangel an Daten zu bestimm- tor des Bildungsberichts. Die Datenlage waltung von 26 Kantonen sowie dem ten Fragen, vor allem wo es um Effizienz werde sich in den nächsten Jahren lang- Bund. «Gemeinsam und paritätisch» ste- und Effektivität, also auch ums Geld sam, aber stetig verbessern, erwartet hen zwei Bundesdepartemente sowie geht. Deshalb führen die Daten in der Vögeli, und die bisher raren Zielsetzun- das Bundesamt für Statistik und seitens Regel nicht zu zwingenden Schlüssen gen für das System – an denen die Er- der Kantone die Erziehungsdirektoren- für die Politik – etwa wenn es um den gebnisse zu messen sind – dürften zu- Konferenz EDK dahinter. Der Aufwand Zusammenhang der Anzahl Schulstun- nehmen und sich konkretisieren.
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