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DENTALE
IMPLANTOLOGIE 03
Mai 2020
& PARODONTOLOGIE
24. Jahrgang
ISSN 1610-9988
Mai 2020
|
Ausgabe 03
|
Jahrgang 24
|
DENTALE IMPLANTOLOGIE
IMPLANTOLOGIE IMPLANTOLOGIE IMPLANTOLOGIE
Die Rolle des PRF in Zervikales Knochendefizit – Ein neues Konzept
der weichgewebigen ein Alltagsproblem zur erfolgreichen
Alveolenheilung smart gelöst Periimplantitis-TherapieDRUC KLUF T | ABSAUGUNG | BILDGE BUNG | Z AHNE RHALTUNG | HYGIE NE
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„Die Liebe in Zeiten
der Cholera“
Verehrte Leserschaft!
Ob das nun der Titel war, welchen Sie in den Wochen der Iso- Internet?!“ Auch zu dieser Aussage hat jeder seine eigenen Er-
lation und des Wartens auf dem Nacht- oder Couchtisch liegen kenntnisse gewonnen.
hatten, oder ein anderer. Passend zur Zeit und zum aktuell vor- Wie unser Titelheld, der „nicht untätig war“ – sollten wir alle
herrschenden Thema ist das Buch von Gabriel Garcia Marquez das nicht sein. Ein patentes Mittel zur fachlichen Weiterbildung
auf jeden Fall, in dem es – und so viel sei gesagt – nicht aus- könnte diese aktuelle Ausgabe der DI DENTALE IMPLANTOLOGIE
schließlich um die Zeiten der Cholera geht. „Liebe in Zeiten des & PARODONTOLOGIE sein, welche sich – geplant, aber „ganz
Corona Virus“ … sicherlich auch ein spannender Titel. und gar nicht unpassend“ dem Thema „Neue Konzepte in der
Vielmehr geht es in dem 1986 erschienenen Buch um eine Lie- Implantologie“ auf das Cover geschrieben hat. Ein Beispiel ist
besgeschichte zweier junger Liebender unterschiedlichen Stan- Prof. Dr. Nentwig, welcher uns bei der Beseitigung des omniprä-
des, die jäh vom Vater zu Ende gebracht wird, indem er seine senten zervikalen Knochendefizits hilft. „Die Implantologie in
Tochter mit einem wohlhabenden Arzt verheiratet. Diese wiede- Zeiten von Corona“ könnte der Titel zu Prof. Dr. Grötz‘s Rat-
rum sitzt die 50 Ehejahre (sinnbildlich zu einer langen Heimqua- geber zur Entscheidungsfindung zahnärztlicher Behandlung in
rantäne gesehen) aus, um sich dann endlich dem Mann ihres aktuellen Zeiten sein. Ein neues Konzept in Ihrer Praxis könnte
Herzens anzuschließen – denn dieser war in der Zwischenzeit die Anwendung von Plateled-Rich-Fibrin in der Alveolenheilung
nicht untätig. sein. Erfahren Sie mehr dazu im Artikel von Dr. Al-Maawi und
Was auch immer Ihnen in den zurückliegenden Monaten dieser Prof. Dr. Ghanaati. Perfektion kann ja auch das Ziel von Opti-
außergewöhnlichen Zeit für Tiefschläge und Hoffnungsschimmer mierung sein: Dr. Edinger zeigt uns, wie sich das Emergenzprofil
widerfahren sind – auf die ein oder andere Weise teilen wir alle eines Einzelzahnimplantates gut erhalten lässt. Lange überlegen
die Situation der Protagonisten: Die unsichtbare Präsenz einer und experimentieren für einen ganz neuen Ansatz – das hat uns
Katastrophe und einer daraus resultierenden, schwer greifbaren besonders überzeugt: PD Dr. Schlee und Dr. Rathe berichten von
Gefahr. Isolation – das Wollen, aber nicht Können und das ewige ihrem neuartigen System, um Periimplantitis entschieden ent-
Warten auf einen ungewissen Ausgang. gegenzutreten. Diese Beiträge und viele weitere machen Lust,
Nun die Reflexion: Das „nicht untätig sein“, „nicht Verharren in selbst wieder Hand anzulegen. Seien Sie getrost – die Patienten
Depression“, Selbstaufgabe und Lethargie – obgleich der spon- kommen zurück, denn Vertrauen, Qualität und eine solide Aus-
tanen Änderung von Plan und Wirklichkeit. und Weiterbildung machen sich bezahlt.
Zwar war die zahnärztlich-chirurgische Wahlleistungsfähigkeit in Wie lange nun unser Glück auf sich warten lässt ist noch unklar.
den letzten beiden Monaten stark eingeschränkt – und wird es Wenn es dann wieder so anläuft, wie wir es uns vorstellen, sei
wohl auch weiter noch sein –, haben sich schnell genug Lösun- ein letzter Blick auf das eingangs beschriebene Buch und dessen
gen gefunden, die uns das Fortbestehen möglich machen soll- Botschaften gestattet: „Was auch immer du tust, tu’s mit Liebe!“
ten. Andere Werte sind in das Zentrum der Betrachtung gerückt:
„Sicherheit“ und „Patientenvertrauen“. Ihre
Was machen wir nun mit der Zeit: Praxis nur halbtags geöffnet,
Ausgangsbeschränkung und Gemeinschaftsaktivitäten verbo-
ten… das klingt nach einem Komplettverlust der Freizeitidentität.
Plötzlich findet man sich zwischen Steuererklärungen, liegenge-
bliebenen Familienprojekten und bergeweise sedimentierte PD Dr. Dr. Dr. Oliver Seitz M.Sc.
Fachliteratur in den heimischen vier Wänden. „Wie schön klingt
das Wort: Zwangsferien?“. Aber die modernen Errungenschaf-
ten machen es uns einfach – nie waren wir so gut vorbereitet
und zerstreut im Hausarrest: „Wie gesellig tummelt es sich im Dr. Jan-Friedrich Dehner
DENTALE IMPLANTOLOGIE | Jg. 24 | Ausgabe 03 | Mai 2020 | 139 139INHALT | MAI 2020
IMPLANTOLOGIE HERSTELLER-
INFORMATIONEN
142 Die Rolle des PRF in der weich-
gewebigen Alveolenheilung – 184 Neuprodukte
ein Fallvergleich
Sharam Ghanaati,
Sarah Al-Maawi et al. INDUSTRIE-REPORT
152 Zervikales Knochendefizit – 186 3D-Implantat- und
142 ein Alltagsproblem smart gelöst
Georg-Hubertus Nentwig,
Oliver Seitz
Bohrschablonenplanung
mit dem VistaVox S
158 Erhaltung des Austrittsprofils bei FORTBILDUNG
der prothetischen Versorgung
eines Einzelzahnimplantats 188 5. Geistlich Konferenz 2020:
Dieter Edinger, Mark Bultmann Reparatur-Chirurgie
164 Mit Ionen zur Langzeitstabilität
von Implantaten VERBANDS-NEWS
152
Markus Schlee, Florian Rathe
191 DG PARO kommt nach Hause
MARKTÜBERSICHT 192 DGI: Ist Implantieren in Zeiten
von Corona kontraindiziert?
168 Leistungsvergleich DVT-Geräte
RUBRIKEN
PRAXISFÜHRUNG
139 Editorial
180 Führung ist Selbstmanagement –
Wie gehe ich mit der 194 Vorschau / Impressum
158
Herausforderung um?
Axel Thüne
182 Die neue europäische
Medizinprodukteverordnung
im Praxislabor
Nadine Ettling
Titelbild:
Marita Heeren
m.c. Zahntechnik Oldenburg GmbH & Co. KG
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Die Rolle des PRF in der weichgewebigen
Alveolenheilung
Ein Fallvergleich
In der Mund-, Kiefer- und Plastischen Gesichtschirurgie stellt eine erfolgreiche Wundheilung eine wichtige Grundlage
für die Regeneration dar [1]. Dabei spielt heute der Heilungsprozess der Zahnalveole für die darauffolgende Implan-
tat-basierte Versorgung eine entscheidende Rolle [2]. Ziel dieses Beitrages ist es, die Rolle des Platelet-Rich-Fibrins in
der Alveolenheilung anhand eines praktischen Behandlungsprotokolls für die Versorgung von Zahnalveolen vorzu-
stellen.
D
ie physiologischen Prozesse der Alveolenheilung wurden die fehlenden biomechanischen Reize und den durch den feh-
in vielen Tier- und Humanstudien untersucht und genau lenden Zahn entstandenen Defekt. Die Knochenatrophie nach
beschrieben [3-5]. Insbesondere im ästhetischen Bereich Zahnverlust schreitet rasch voran, sodass durchschnittlich in
ist eine suffiziente Knochen- und Weichgewebsqualität für das den ersten drei Monaten nach Zahnverlust etwa 50 % des Al-
Gesamtergebnis ausschlaggebend [6]. Deshalb ist das Ver- veolarknochens resorbiert wird [10]. Neben dem Knochenan-
ständnis dieser Prozesse für die prä-implantologische Vorberei- gebot ist die Qualität und Quantität des Weichgewebes für
tung von großer Bedeutung. Die Anatomie des Alveolarkno- eine langfristig erfolgreiche Versorgung entscheidend. Sowohl
chens ist komplex und beinhaltet unterschiedliche Gewebearten. während des Heilungsprozesses, als auch nach der Implantati-
Vor allem an der Grenzfläche zwischen Zahn und Knochen sind on spielt das Weichgewebe eine sehr wichtige Rolle. Derzeit
wichtige anatomische Strukturen vorhanden, die dem Knochen stehen viele unterschiedliche Methoden für die Versorgung ei-
die biomechanischen Reize übermitteln [2]. Diese sogenannte ner Zahnalveole zur Verfügung [11]. Direkt nach der Zahnext-
Sharpay’sche Faser sorgt somit für den Erhalt des Alveolarkno- raktion können Knochenersatzmaterialien und Kollagen-ba-
chens, solange ein gesunder Zahn vorhanden ist. Die Morpho- sierte Biomaterialien verwendet werden, um eine
logie und die Eigenschaften einer Alveole sind vor allem von Knochenatrophie vorzubeugen. Des Weiteren werden Blutkon-
der Größe und des Inklinationsgrades des Zahnes abhängig [2]. zentrate wie das Platelet-Rich-Fibrin (PRF) als eine autologe und
Klinische Studien berichten, dass die bukkale Lamelle im Front- bioaktive Maßnahme immer häufiger für die Versorgung der
zahnbereich durchschnittlich etwa 1 mm dick ist, dabei zeigen Alveolen nach Zahnextraktion eingesetzt [12]. Platelet-Rich-Fi-
Untersuchungen, dass bei 50 % der Fälle im Frontzahnbereich brin wird aus dem patienteneigenen peripheren Blut gewon-
die bukkale Lamelle eine Dicke von sogar etwa nur 0,5 mm nen und durch eine einmalige Zentrifugation hergestellt [13].
besitzt [2]. Die Rolle der bukkalen Lamelle für die Stabilität der Dabei kann je nach verwendetem Protokoll eine feste oder eine
Alveole und den Heilungsverlauf wurde in mehreren Studien flüssige Matrix erhalten werden. Platelet-Rich-Fibrin beinhalten
als essentiell herausgearbeitet [7-9]. Nach Zahnverlust erfährt Thrombozyten, Leukozyten, Plasmaproteine und Fibrin, die in
der Kiefer auf einer physiologischen Weise Umbauprozesse, die der Lage sind unterschiedliche Signalmoleküle und Wachs-
zur Atrophie des Knochens führen [3]. Hauptgrund dafür sind tumsfaktoren freizusetzen [14]. Diese autologen bioaktiven Si-
142 DENTALE IMPLANTOLOGIE | Jg. 24 | Ausgabe 03 | Mai 2020 | 142 – 150IMPLANTOLOGIE
gnalmoleküle unterstützen die Alveolenheilung und die Rege- plett abgeschlossen (Abb. 5). In der frühen Wundheilungspha-
neration des Defektes. Ziel des Beitrages ist es, die Rolle des se berichtete der Patient beschwerdefrei gewesen zu sein. Drei
Platelet-Rich-Fibrins in der Alveolenheilung anhand eines Fall- Monate später stellte sich der Patient erneut vor mit dem
vergleiches darzustellen und ein praktisches Behandlungspro- Wunsch einen festsitzenden Zahnersatz zu bekommen. Die Ex-
tokoll für die Versorgung von Zahnalveolen mit dem autologen traktionsalveole zeigte eine vollständige Wundheilung und eine
Platelet-Rich-Fibrin vorzustellen. deutliche vestibuläre Knochenresorption (Abb. 6). Das Implan-
tat konnte trotzdem eingesetzt werden und zeigt zum Zeit-
Fallbericht 1:
Physiologische Alveolenheilung ohne zusätzliche
Versorgung
Ein 49-jähriger, sonst gesunder männlicher Patient mit unauf-
fälliger Anamnese stellte sich mit einem tiefzerstörten und
nicht erhaltungswürdigen Zahn 24 vor (Abb. 1).
Nach ausführlicher Aufklärung und Beratung wurde die Ex-
traktion des Zahnes 24 geplant. Zu diesem Zeitpunkt entschied
sich der Patient gegen eine präventive Maßnahme zur Versor-
gung der Extraktionsalveole. Eine schonende Extraktion des
Zahnes erfolgte komplikationslos unter gängiger Lokalanästhe-
sie. Dabei konnte die vestibuläre Lamelle regelrecht erhalten
werden (Abb. 2). Die Extraktionsalveole wurde mit einer Naht
versorgt (Abb. 3). Ein Tag nach der Extraktion zeigt sich eine
fibrinbelegte Wunde mit zeitgerechter und regelrechter Wund-
heilungsstatus (Abb. 4). Nach einer Woche wurde die Naht
entfernt. Es zeigte sich zu diesem Zeitpunkt weiterhin eine fi-
brinbelegte Wunde mit einer okklusalen Mulde, die etwa 5 mm
tief ist. Die Heilung war nach einer Woche also noch nicht kom- Abb. 1: Ausgangssituation des nicht erhaltungswürdigen Zahnes 24.
Abb. 2: Die Extraktionsalveole des Zahnes 24. Abb. 3: Die Extraktionsalveole des Zahnes 24, versorgt mit einer Naht.
Abb. 4: Die Extraktionsalveole des Zahnes 24 am ersten postoperativen Tag. Abb. 5: Die Extraktionsalveole des Zahnes 24 eine Woche nach der Extraktion
zeigt eine ausgeprägte okklusale Mulde mit fibrinbelegtem Wundgrund.
DENTALE IMPLANTOLOGIE | Jg. 24 | Ausgabe 03 | Mai 2020 | 142 – 150143IMPLANTOLOGIE
Abb. 6: Die Extraktionsalveole des Zahnes 24 drei Monate nach der Extraktion Abb. 7: Implantatinsertion in regio 24 drei Monate nach der Zahnextraktion.
zeigt eine deutliche vestibuläre Einziehung.
Abb. 8: Freilegung des Implantates in regio 24 drei Monate nach der Implanta- Abb. 9: Prothetische Versorgung des Implantates in regio 24.
tion.
punkt der Implantation eine adäquate Primärstabilität (Abb. PRF-Matrizen von der roten Phase, wurde die PRF-Clots (Abb.
7). Nach drei Monaten wurde das Implantat freigelegt (Abb. 8) 11) mithilfe der PRF-Box vertikal gepresst (Abb. 12), um ein
und anschließend mit einer Krone versorgt (Abb. 9). PRF-Plug zu erhalten (Abb. 13).
Nach schonender Extraktion des Zahnes 24 unter Erhalt der
Fallbericht 2: vestibulären Lamelle wurden die PRF-Plugs in die Extraktionsal-
Unterstützung der Alveolenheilung mittels veole eingebracht (Abb. 14 und 15) und mit einer Naht fixiert
Platelet-Rich-Fibrin (Abb. 16). Am ersten postoperativen Tag zeigte sich die Wun-
Eine 37-jährige sonst gesunde weibliche Patientin stellt sich mit de reizlos und Fibrinbelegt (Abb. 17). In der ersten postopera-
einem tiefzerstörten und nicht erhaltungswürdigen Zahn 24 tiven Woche war die Patientin beschwerdefrei und hatte nicht
vor. Nach ausführlicher Aufklärung und Beratung wurde die von ausgeprägten Schwellungen oder Schmerzen berichtet. An
Extraktion des Prämolaren geplant. Tag 7 war die Wunde vollständig geheilt und mit gesunder Gin-
Die Extraktionsalveole wurde mit Platelet-Rich-Fibrin als Vorbe- giva überdeckt. Eine leichte Mulde von etwa 1 mm war noch zu
reitungsmaßnahme für den geplanten Ersatz von Zahn 24 beobachten (Abb. 18). Nach drei Monaten zeigten sich gesun-
durch ein Implantat versorgt. de Weichgewebsverhältnisse, sowie ein weitgehend erhaltener
Zunächst erfolgte nach ausführlicher Aufklärung eine Blutent- Alveolarkamm mit leichter vestibulärer Einziehung (Abb. 19).
nahme mithilfe des Platelet-Rich-Fibrin-Blutentnahmesystems Ein Implantat konnte erfolgreich in regio 24 mit einer ausrei-
aus der medianen Armvene (V. mediana cubitti). Das Blut wur- chenden Primärstabilität inseriert werden (Abb. 20). Nach drei
de direkt in zwei rote Vakuumröhrchen ohne Zusätze entnom- Monaten wurde das Implantat freigelegt (Abb. 21) und an-
men (insgesamt 20 ml). Die gefüllten Röhrchen wurden unver- schließend mit einer Krone versorgt (Abb. 22).
züglich in die Zentrifuge (PRF, Duo Quattro, Mectron,
Deutschland) platziert und dabei die Gegenüberstellung der Diskussion
Röhrchen beachtet, um die Zentrifuge adäquat zu bilanzieren Gesunde Gewebsverhältnisse sind eine wichtige Vorausset-
(Abb. 10). Die Zentrifuge wurde unmittelbar danach gestartet zung für einen langfristigen klinischen Erfolg in der Implantolo-
(1.200 rpm, 8 Min). Nach der Zentrifugation wurden die gie. Dabei spielt die Quantität sowie die Qualität des Gewebes
PRF-Röhrchen vorsichtig rausgenommen und die entstandenen sowohl im Knochen als auch im Weichgewebe eine sehr wich-
soliden PRF-Matrizes verarbeitet. Nach Trennung der soliden tige Rolle. Aktuelle Studien zeigen, dass ein gesundes periim-
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Abb. 10: Platzierung der befüllten Blutröhrchen in der Zentrifuge unter Beach- Abb. 11: Die soliden PRF-Matrizen nach der Trennung von der Roten Phase.
tung der Bilanzierung.
Abb. 12: Erstellung von PRF-Plugs mittels vertikaler Kompression mit Hilfe der Abb. 13: Das PRF-Plug nach der vertikalen Kompression.
PRF-Box.
plantäres Weichgewebe die Entwicklung von Periimplantitis Bisher lag der Fokus der Forschung hauptsächlich auf der Aug-
vorbeugen kann [5]. Dabei ist die keratinisierte Gingiva beson- mentation des Weichgewebes und ihrer Interaktion mit Im-
ders wichtig. Unterschiedliche Methoden stehen heute für die plantaten, wobei die Rolle des Weichgewebes während der
Augmentation des Weichgewebes zur Verfügung [15]. Bei die- Alveolenheilung eher unbeachtet blieb [16, 17]. In der Chirurgie
ser Technik können sowohl autologe Transplantate oder ist allgemein bekannt, dass eine primäre Wundheilung eine op-
nicht-autologe Kollagen-basierte Materialien verwendet wer- timale Voraussetzung für die Regenration bietet. Doch diese
den. Voraussetzung ist bei einer Extraktionsalveole vor allem im Sei-
146 DENTALE IMPLANTOLOGIE | Jg. 24 | Ausgabe 03 | Mai 2020 | 142 – 150IMPLANTOLOGIE Abb. 14: Ausgangssituation des nicht erhaltungswürdigen Zahnes 24. Abb. 15: Einbringen des PRF-Plug in die Extraktionsalveole des Zahnes 24. Abb. 16: Fixierung des PRF-Plug mit einer Naht. Abb. 17: Die Extraktionsalveole des Zahnes 24 am ersten postoperativen Tag.
IMPLANTOLOGIE
Abb. 18: Die Extraktionsalveole des Zahnes 24 eine Woche nach der Extraktion Abb. 19: Die Extraktionsalveole des Zahnes 24 drei Monate nach der Extraktion
zeigt eine vollständige Epithelialisierung und kompletten Wundverschluss. zeigt eine weitgehend erhaltene Kontur des Alveolarfortsatzes.
Abb. 20: Implantatinsertion in regio 24 drei Monate nach der Zahnextraktion. Abb. 21: Freilegung des Implantates in regio 24 drei Monate nach der Implan-
tation.
tenzahnbereich nicht gegeben. In diesen Regionen bleibt die
Wunde nach einer Zahnextraktion okklusal offen. Die Alveo-
le benötigt eine gewisse Zeit, um alle Phasen der Wundhei-
lung durchzulaufen (Inflammation, Proliferation, Regenerati-
on und Remodelling). In der ersten Phase der Wundheilung
werden zunächst Blutzellen rekrutiert (Thrombozyten, Mo-
nozyten, Leukozyten und später Makrophagen), um zusam-
men mit dem Fibrin eine provisorische Matrix zu bilden und
den Defekt zu befüllen. Diese Phase benötigt 1-3 Tage. Dar-
aufhin werden weitere regenerative Zellen rekrutiert, um
neues Gewebe zu bilden. Anschließend wird das Gewebe
umgebaut, bis es die definitive Form einnimmt [1,2]. Nach
Ablauf der Wundheilung kann endlich neues Weichgewebe
gebildet werden, um die Alveole zu verschließen.
Mit der Applikation von Blutkonzentrate, wie dem Pla-
telet-Rich-Fibrin, werden dem Körper alle Komponenten, Abb. 22: Prothetische Versorgung des Implantates in regio 24.
die in der initialen Phase der Wundheilung benötigt wer-
den, zur Verfügung gestellt (Fibrin, Thrombozyten, Leuko- In den hier präsentierten Fällen konnte der Unterschied in der
zyten und ihre Subgruppen). Des Weiteren setzt das autolo- initialen Wundheilung zwischen einer physiologisch heilenden
ge und bioaktive Platelet-Rich-Fibrin unterschiedliche Alveole und einer mit PRF-befüllten Alveole klar dargestellt
Wachstumsfaktoren frei (z. B. VEGF, EGF, TGF-ß, PDGF, werden. Insbesondere eine Woche nach der Extraktion zeigte
etc.), die wichtigen Mediatoren für die Vaskularisierung, die sich die unversorgte Extraktionsalveole nicht vollständig mit
Epithelialisierung und die Unterstützung der Regeneration Schleimhaut bedeckt. Zusätzlich war eine ausgeprägte okklusa-
darstellen. Damit kann ein Verschluss der Alveole beschleu- le Mulde zu erkennen (Abb. 4). Diese könnte sowohl durch die
nigt werden und somit die Wundheilung unterstützt wer- externen biomechanischen und chemischen Reize aus der
den [18-21]. Mundhöhle, als auch durch die fehlende Stabilität des Gewe-
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bes nach apikal entstanden sein. Im Gegensatz dazu zeigte die Defektes sein. Als Folge könnte der knöcherne Anteil geschützt
mit Platelet-Rich-Fibrin behandelten Alveole bereits an Tag 7 regenerieren und somit eine verbesserte Wundheilung erfah-
nach der Extraktion eine vollständige Epithelialisierung mit ab- ren.
geschlossenem Verschluss des okklusalen Defektes (Abb. 13).
Durch diese Beobachtung ist der Effekt der verwendeten soli- Fazit
den Platelet-Rich-Fibrin-Matrix für die Unterstützung der Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Wundheilung
Wundheilung und insbesondere der nahezu narbenfreien Epit- des Weichgewebes eine essentielle Rolle sowohl für den lang-
helialisierung erkennbar. Interessanterweise zeigt sich nach drei fristigen Erhalt gesunder Implantate als auch für die Gesamtre-
Monaten in der nicht behandelten Alveole eine deutliche vesti- generation der Alveole direkt nach der Extraktion darstellt. Da-
buläre Einziehung im Sinne einer Atrophie (Abb. 5), wobei in bei zeigt die Anwendung von autologem Blutkonzentrat,
der mit Platelet-Rich-Fibrin behandelten Gruppe die Kontur des Platelet-Rich-Fibrin, eine Beschleunigung der weichgewebigen
Alveolarknochens weitgehend erhalten geblieben ist (Abb. 14). Wundheilung. Allerdings sind weitere langfristige kontrolliere
Zwei Faktoren könnten zu diesem Ergebnis beigetragen haben. klinische Studien notwendig, um diese Beobachtungen zu vali-
Die verwendete solide PRF-Matrix stabilisiert den Defekt und dieren.
versorgt auch dessen knöchernen Anteil mit den nötigen
Wachstumsfaktoren. Dadurch kann die Knochenregeneration Literaturverzeichnis unter
unterstützt werden. Ein weiterer Faktor könnte die beschleu- www.dimagazin-aktuell.de/literaturlisten
nigte Epithelialisierung und Verschluss des weichgewebigen
Bilder, soweit nicht anders deklariert: © Ghanaati, Al-Maawi
w
Prof. Dr. mult. Shahram Ghanaati
i w
w
1997-2004 Studium Medizin, Johannes
Gutenberg-Universität Mainz Prof. Dr. mult. Shahram Ghanaati
2005-2009 Studium Zahnmedizin, Johan- Dr. med. dent. Sarah Al-Maawi
nes Gutenberg-Universität Mainz FORM-Lab (Frankfurt Orofacial Regenerative Medicine)
10/2013 Anerkennung zum Facharzt für Mund-, Universitätsklinikum der Goethe-Universität Frankfurt am Main
Kiefer- und Gesichtschirurgie Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie
01/2010-09/2013 Ärztlicher Koordinator des Kopf-Hals-Tu- Theodor-Stern-Kai 7 · 60596 Frankfurt am Main
morzentrums des Universitären Centrums Shahram.Ghanaati@kgu.de
für Tumorerkrankungen
Sarah.Al-Maawi@kgu.de
Seit 2013 Leiter des Kopf-Hals-Tumorzentrums des
Universitären Centrums für Tumorerkran-
kungen
Seit 2013 Leiter des onkochirurgisch und rekonstruk- Prof. Tadeusz Morawiec
tiven Schwerpunktes
10/2013-03/2016 Geschäftsführender Oberarzt
1989-1994 Studium der Zahnmedizin an
03/2016 Zusatzbezeichnung Plastische Operationen
der medizinischen Fakultät im
Seit 04/2016 Leitender Oberarzt und Stellvertreter des
Universitätsklinikum Silesia
Klinikdirektors
2005 Facharzt der Zahnchirurgie
10/2017 Ernennung zum außerplanmäßigen Pro-
2014 Habilitation
fessor (APL-Professor)
Seit 2014 Leitung der Kieferchirurgie im Universi-
Zahlreiche wissenschaftliche Ämter, Preise, Auszeichnungen
tätsklinikum Silesia in Kattowitz
und Stipendien sowie Mitgliedschaften in verschiedenen wis-
senschaftlichen Organisationen.
Mitgliedschaft in diversen wissenschaftlichen Organisationen
Joanna Śmieszek-Wilczewska DMD, PhD Dr. Sarah Al-Maawi
1994-1999 Studium der Medizin mit Ne- 2012-2017 Studium der Zahnmedizin an
benfach Zahnmedizin in Zabr- der Goethe Universität Frank-
ze, Universitätsklinikum Silesia furt am Main
in Kattowitz Seit 10/2018 Studium der Medizin
2007 Promotion Oralchirurgie PhD Seit 01/2018 Assistenzzahnärztin in der
2007 Facharzt der Oralchirurgie Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische
Seit 2012 Außerplanmäßige Professorin in der Gesichtschirurgie, Universitätsklinikum,
Kieferchirurgie im Universitätsklinikum Goethe Universität Frankfurt am Main
Silesia in Kattowitz 04/2018 Kongresspreis für das beste Poster
Nationaler Osteology Kongress 2018
Zahlreiche nationale und internationale Publikationen
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150 DENTALE IMPLANTOLOGIE | Jg. 24 | Ausgabe 03 | Mai 2020 | 142 – 150Einfach. Sicher. Keramik.
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Zervikales Knochendefizit –
ein Alltagsproblem smart gelöst
In vielen Fällen kommt es nach länger bestehendem Zahnverlust aufgrund der eingetretenen Atrophie zu Konturver-
änderungen, die die funktionelle Stabilität des Implantats nicht beeinträchtigen, aber ein zervikales – meist vestibulä-
res – Knochendefizit bedingen, welches das oro-faziale Weichgewebsprofil einschränkt. Um dieses Problem zu umge-
hen bietet es sich an, im Zuge der Implantation das Gewebevolumen durch eine lokale Augmentation zu verbessern.
Problemstellung Diese Augmentation ist aus Gründen der funktionellen
Im Zuge moderner Implantatplanung lässt sich bei Spätim- Stabilität des Implantats also nicht erforderlich, sondern
plantationen das oro-vestibuläre Knochenprofil im Rah- soll in erster Linie das periimplantäre Weichgewebe unter-
men einer DVT-Diagnostik darstellen und vermessen stützen, um so später ein naturidentisches Emergenzprofil
(Abb. 1). Nach Projektion des Implantatkörpers ist zu er- der prothetischen Restau-
kennen, dass es zu einem geringen zervikalen Defizit ration zu ermöglichen.
kommen wird und eine augmentative Maßnahme sinnvoll
ist, um das benötigte Volumen an Weichgewebe zu gene- Material und Methode
rieren (Abb. 2). Auf der Suche nach einem
geeigneten Augmentati-
onsmaterial stießen wir vor
4 Jahren auf das syntheti-
sche ß-TCP easy-graft ®
CLASSIC (Sunstar, 1163
Etoy, Switzerland), das sich
in-situ stabilisieren lässt. Es
handelt sich um ein granu-
läres Material, dessen Gra-
nula mit einem PLGA-Poly-
mer dünn beschichtet sind.
Mit Hilfe eines zugegebe-
Abb. 1: Intraindividueller Vergleich des zervikalen Kammprofils ohne und nach nen „Biolinkers“ wird diese Abb. 2: Augmentationsbereich zur Ver-
länger zurückliegendem Zahnverlust. Schicht angelöst, sodass besserung des Weichgewebsprofils.
152 DENTALE IMPLANTOLOGIE | Jg. 24 | Ausgabe 03 | Mai 2020 | 152 – 156IMPLANTOLOGIE
die Granula untereinander
punktuell verkleben und
das Augmentat nach einer
Abbindephase von etwa 2
Minuten, währenddessen
es modellierbar ist, in situ
aushärtet. Dadurch wird
keine Membran als Con-
tainer benötigt. Dank der
nur punktuellen Verbin-
dung bleibt das Augmen-
tat hoch porös und füllt
sich nach seiner Applikati-
on mit Blut aus dem umge-
benden Gewebe.
Biolinker und PLGA-Schicht
werden in kurzer Zeit bio-
logisch abgebaut, sodass Abb. 4b: Easy-graft vestibulär nach Aushärtung.
phasenreines ß-TCP in
Kontakt mit dem Umge-
Abb. 3: Schematische Darstellung der
bungsgewebe gerät. Auch
Applikation von easy-graft (blau).
dieses Material ist be-
kanntlich biologisch nicht stabil und kann unter Wasser-
aufnahme im Rahmen eines korrosiven Prozesses partiku-
lär zerfallen und resorbiert werden. Der dadurch
entstehende Raum wird sich mit dem Umgebungsgewebe
auffüllen.
Nach der Implantation lässt sich das gebrauchsfertige
easy-graft leicht direkt über die Spritze oder einen Spatel
applizieren. Dabei dient der nicht zu weit abgehobene
vestibuläre Mukoperiostlappen als äußerer Container
(„Taschenpräparation“). Auf vertikale Entlastungsschnitte
wird verzichtet (Abb. 3).
Fallbeispiel 1
Abb. 4c: Nahtverschluss, Standardabutments und Basiskappen, die in das stuhl-
Im ersten Fall handelt es sich um einen restbezahnten gefertigte Provisorium (Tiefziehschiene nach Set-up, ProTemp®) integriert wer-
Oberkiefer; der Front- und linke Seitenzahnbereich war den.
unbezahnt. Nach der Implantation zeigte sich eine nur
dünn auslaufende Knochenlamelle in den Regionen 23-
25. Easy-graft wurde ergänzend aufgebracht und die Im-
plantate, mit Ausnahme 25 (interner Sinuslift) nach Naht-
verschluss sofort provisorisch versorgt (Abb. 4a-d).
Abb. 4a: Geringe knöcherne Begrenzung der Implantate 23-25 vestibulär. Abb. 4d: Provisorium am Ende der Sitzung.
DENTALE IMPLANTOLOGIE | Jg. 24 | Ausgabe 03 | Mai 2020 | 152 – 156153IMPLANTOLOGIE Abb. 5a: Stabiles periimplantäres Weichgewebe nach 8 Wochen. Abb. 5b: Prothetische Endversorgung. Acht Wochen später erfolgte die definitive Brückenversor- gung, wobei mit einer stabilen vestibulären Weichge- websmanschette ein wichtiges Behandlungsziel erreicht wurde (Abb. 5a-c). Fallbeispiel 2 Der zweite Fall zeigt ein postentzündliches zervikales De- fizit nach Einbringen des Implantats regio 43. Nach volu- menentsprechender Augmentation mit easy-graft wurde ein transgingivaler Heilungsmodus gewählt (Abb. 6a-d). Acht Wochen später liegen reizlose, stabile Verhältnisse vor. Das Implantat wurde mit einer Anhängerkrone 42 prothetisch versorgt. In der postprothetischen Röntgen- aufnahme lässt sich erkennen, dass der zum Weichgewe- be hin positionierte Anteil des ß-TCP-Materials offensicht- lich bindegewebig ersetzt wurde (Abb. 7a-c). Abb. 5c: Prothetische Endversorgung. Abb. 6a: Defektbereich mesio-vestibulär regio 43. Abb. 6b: Nach Auffüllung des Defektbereiches. Abb. 6c: Nahtverschluss. Abb. 6d: Postoperatives Röntgenbild. 154 DENTALE IMPLANTOLOGIE | Jg. 24 | Ausgabe 03 | Mai 2020 | 152 – 156
IMPLANTOLOGIE
Abb. 7a: Heilung nach 8 Wochen.
Abb. 7b: Prothetische Versorgung. Abb. 7c: Postprothetisches Röntgenbild.
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Diskussion und Schlussfolgerung
Die Vorteile des hier beschriebenen Augmentationsmate- Univ.-Prof. Dr. med. dent. Dr. h. c.
rials easy-graft ® CLASSIC‘ sind seine Formbarkeit und die Georg-Hubertus Nentwig
nach Abbindung erreichte Festigkeit, was eine zusätzliche
ortsstabile Fixierung über eine Membran überflüssig 1971-77 Zahnmedizinstudium in Köln
macht. Es ist daher im klinischen Gebrauch leicht zu hand- 1979-82 Fachzahnarztausbildung an der LMU
haben. Zu beachten ist allerdings, dass es keine Adhärenz München, Klinik für Mund-, Kiefer- Ge-
mit dem Untergrund eingeht und daher über das bede- sichtschirurgie
1982 Zahnarzt für Oralchirurgie
ckende Weichgewebe mittels Naht gesichert werden
1986 Habilitation für das Fach Zahn-, Mund- und Kiefer-
muss.
krankheiten
Da das Augmentatvolumen in der beschriebenen Indikati- 1988 C2-Professur an der Poliklinik für Mund-, Kiefer- &
on relativ gering ist, gelingt ein kompletter Wundver- Gesichtschirurgie der LMU München
schluss in der Regel ohne periostale Entlastung. Dabei ist 1991 C4-Professur Poliklinik für Zahnärztliche Chirurgie an
darauf zu achten, dass im Kontaktbereich des Weichge- der Goethe-Universität Frankfurt am Main
webes keine Granula eingeschlossen werden, um Dehis- (Carolinum)
zenzen mit anschließendem Granulatverlust zu vermei- 2009 Mitbegründer und Co-Direktor des Masterstudien-
den. ganges „Orale Implantologie“ (MOI) an der
Bei den klassischen lateralen Augmentationsverfahren Goethe-Universität Frankfurt am Main
2017 Professor emeritus der Goethe-Universität Frankfurt
wird das granuläre Material mit einer Membran abge-
Freier Mitarbeiter in Fachpraxis in Frankfurt am Main
deckt und somit fixiert. Dadurch besteht die Möglichkeit,
und im MKG-PALAIS Hanau
dass das Blut aus dem bedeckenden Weichgewebe abge- 2018 Bestellter Gutachter der Landeszahnärztekammer
halten und das Augmentat vorwiegend mit dem BMP-hal- Hessen
tigen Blut aus der knöchernen Basis durchdrungen wird –
eine wichtige Voraussetzung für die knöcherne Priv.-Doz. Dr. Dr. Dr. Oliver Seitz M.Sc.
Regeneration. Dieses Verfahren ist indiziert, wenn auf-
grund der Defektgröße Knochen zur Verbesserung der 1991-1997 Humanmedizinstudium an der
funktionellen Stabilität des Implantates gewonnen wer- Julius-Maximilians-Universität
den soll. Würzburg
Eine vollständige knöcherne Durchbauung kann demnach 1997-2002 Zahnmedizinstudium an der
bei der hier angewandten Methode nicht erwartet wer- Julius-Maximilians-Universität
den; sie wird allenfalls im direkten Kontakt zur knöcher- Würzburg und am Zentrum der Zahn- , Mund- und
Kiefernheilkunde (Carolinum) der Johann Wolfgang
nen Basis stattfinden. Darauf kommt es auch gar nicht an.
Goethe Universität Frankfurt am Main
Das therapeutische Ziel ist hier durchaus in der bindege-
Ab 2001 Arzt im Praktikum an der Abteilung für Mund-, Kie-
webigen Verstärkung des periimplantären Weichgewebes fer- und Gesichtschirurgie am Klinikum Offenbach
zu sehen, sodass gingivalen Rezessionen vorgebeugt wird (Leiter: Dr. med. Dr. med. dent. J. Neubert)
und die periimplantäre Mukosa ihre Aufgabe als bakteri- 2003 Wechsel als Arzt im Praktikum an die Klinik für Kie-
endichtes Attachment auf Dauer erfüllen kann. fer- und Plastische Gesichtschirurgie des Klinikums
der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt
Literaturverzeichnis unter am Main (Direktor: Prof. Dr. Dr. K. Bitter)
www.dimagazin-aktuell.de/literaturlisten 2007 Facharzt für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie
2007 Oberarzt der Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische
Gesichtschirurgie des Klinikums der Johann
Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Bilder: © Prof. Nentwig
2009 Geschäftsführender Oberarzt der Klinik für Mund-,
Kiefer- und Plastischen Gesichtschirurgie
w
i w
w
2011
2011
Zusatzbezeichnung Plastische Operationen
Sprecher des Kopf-Hals-Tumorzentrums
des UCT Frankfurt
Prof. Dr. Dr. Georg-Hubertus Nentwig 2012 Habilitation zum Dr. med. habil.
PD Dr. Dr. Dr. Oliver Seitz M.Sc. 2012 Erlangung der Venia legendi für das Fach Mund-,
MKG-PALAIS Zentrum für Mund-, Kiefer- Kiefer- und Gesichtschirurgie und Antrittsvorlesung als
und Plastische Gesichtschirurgie Privatdozent
2014 Aufbau des Zentrums für Mund-, Kiefer- und Plasti-
Implantatzentrum Hanau
sche Gesichtschirurgie Hanau (MKG-PALAIS)
Nußallee 7c-d 2016 Master of Science (M.Sc.) für Ästhetische Gesichts-
63450 Hanau chirurgie an der Universität Witten/Herdecke
Tel. 06181 428996-0
info@mkg-palais-hanau.de
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156 DENTALE IMPLANTOLOGIE | Jg. 24 | Ausgabe 03 | Mai 2020 | 152 – 156Weichgewebeaugmentation
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X.J7588.03/2020IMPLANTOLOGIE
Erhaltung des Austrittsprofils bei der prothetischen
Versorgung eines Einzelzahnimplantats
Mit Vorplanung zum perfekten Emergenzprofil
Es wird ein zahnärztliches und zahntechnisches Verfahren zur Ausformung des ursprünglichen Austrittsprofils bei
einer Einzelzahn-Implantat Versorgung vorgestellt. Zur Freilegung wurde eine provisorische Krone mit der ursprüng-
lichen Zahnform und dem ursprünglichen Wurzeldurchmesser hergestellt. Der Vorteil dieses Vorgehens besteht darin,
dass eine langwierige Ausformung der Gingiva mit mehreren Terminen zur Vergrößerung des Durchmessers entfällt
und die Krone bereits die korrekte Dimension besitzt.
N
ach der Extraktion eines Zahnes geht im Verlauf der Wund- Dies sorgte für eine gute und gleichmäßige Ausformung des Vesti-
heilung in wenigen Tagen die Anatomie der Alveole und des bulums und es bestand die Möglichkeit, das Implantat an die glei-
Sulkus verloren. Ohne räumliche Orientierung ist es später che Stelle wie die Zahnwurzel zu setzen (Abb. 5 und 6).
während der Implantatversorgung schwierig, diese wiederherzu-
stellen. Unter Verwendung des extrahierten Zahnes kann die Krone Implantation
in der korrekten Form gestaltet werden (Abb. 1 bis 3). Nach einer Einheilphase von drei Monaten konnte implantiert wer-
den. Es sollte eine okklusal verschraubte Krone verwendet werden.
Vorbereitende Maßnahmen und Extraktion Die Entscheidung des Implantatsystems fiel auf ein ELEMENT Im-
Bei dem Patienten wurde bei Zahn 11 eine Querfraktur festgestellt. plantat von Thommen Medical, da es über einen sehr kleinen
Leider konnte der Zahn nicht mit konservierenden Maßnahmen er- Schraubenkanal verfügt und damit eine gute prothetische Versor-
halten werden und es stand eine Extraktion an. Das weitere Vorge- gung – gerade im Frontzahnbereich – ermöglicht. Hier hat man es
hen wurde mit dem Zahntechnischen Labor abgesprochen. Mit häufig mit Problemen der Einschubrichtung des Implantates zu tun
Hilfe der Situationsmodelle konnte zunächst ein Provisorium erstellt und ein kleiner Schraubendurchmesser schafft Platz, um eine Ver-
werden. Nach der Extraktion des Zahnes wurde die Socket Preser- schraubung möglich zu machen. Für die Implantation erfolgte in
vation Technik unter Verwendung von Bio-Oss® Collagen von Geist- Lokalanästhesie eine krestale, leicht lingual versetzte Schnittführung
lich Biomaterials und einem Schleimhauttransplantat vom Gaumen unter Erhaltung eines einige Millimeter breiten Streifens befestigter
angewandt. Es konnte eine provisorische Schiene zum Ersatz von Mukosa. Das Implantat wurde in korrekter Position ca. 3-4 mm
Zahn 11 eingesetzt werden (Abb. 4). oberhalb der Schmelz-Zement-Grenze sowie ca. 2 mm oral von der
Verbindungslinie der benachbarten Wurzeloberflächen und mit ei-
Augmentation ner Implantatachse palatinal von der geplanten Schneidekante ge-
Nach der Heilungsphase war für einen Aufbau der vestibulären La- setzt (Abb. 7 und 8). Danach wurde ein steriler Abformpfosten für
melle ein Knochentransplantat aus dem Kieferwinkel erforderlich. eine offene Abformung aufgeschraubt. Zur Anfertigung des Index
158 DENTALE IMPLANTOLOGIE | Jg. 24 | Ausgabe 03 | Mai 2020 | 158 – 163IMPLANTOLOGIE
Abb. 1: Zahn mit Fraktur. Abb. 2: Ausgangssituation.
Abb. 3: Zahn im Modell. Abb. 4: Schienenprovisorium.
Abb. 5 und 6: Knochenaufbau.
wurde Triad Gel (Triad Gel Clear Colorless, Dentsply International, worden war, wurde das Situ-Modell in ein Implantatmodell umge-
York, PA, USA) benutzt. Dazu wurde das Material in eine sterile baut. Unter Verwendung des extrahierten Zahnes bestand die
2-ml-Einmal-Spritze gefüllt und auf den Abformpfosten und beide Möglichkeit, das gleiche Durchtrittsprofil zu generieren, wie es ur-
Nachbarzähne aufgetragen. Die Aushärtung erfolgte mit einer in sprünglich vorhanden war. Hierzu wurde der Zahn aufmodelliert
eine sterile Folie eingepackten Polymerisationslampe. und mit einen kleinen Wurzelanteil versehen. Danach konnte er
wieder zurück in die Dublierform des Situationsmodells gesteckt
Konstruktion und Gestaltung: werden und es konnte ein Superhartgipsmodell mit Splitcast-Sockel
Die anschließenden Schritte fanden im Labor statt: Mithilfe des hergestellt werden. Jetzt konnte die Übertragung mit dem intraope-
Übertragungsschlüssels, der während der Implantation hergestellt rativ hergestellten Schlüssel beginnen (Abb. 9 und 10).
DENTALE IMPLANTOLOGIE | Jg. 24 | Ausgabe 03 | Mai 2020 | 158 – 163159IMPLANTOLOGIE Abb. 7 und 8: Implantation. Man konnte erkennen, dass durch die sorgfältige Vorberei- Die alte Situation wurde mithilfe eines Vorwalls erhalten. Hier- tung des Implantatbettes das Implantat exakt an der Stelle mit konnte eine provisorische Krone hergestellt werden. stand, an der vorher die Zahnwurzel gestanden hatte. In die- Durch die ausbrennbare VARIOeco Kunststoffkappe für Titan- ser Position wurde jetzt das Modellimplantat eingegipst basis des Thommen Medical Implantatsystems war es nach (Abb. 12a). einer Kontrolle der Einschraubrichtung des Implantats mög- Durch den Aufbau des räumlich korrekten Knochenvolumens lich, den ursprünglichen Zahn in Wachs nachzubilden. Da die konnte bei der Implantatplatzierung die ursprüngliche Situati- räumliche Dimension definiert war, konnte die provisorische on wiederhergestellt werden. Als „Wax-up“ diente der extra- Krone in Presskeramik umgesetzt werden (Abb. 15 und 16). hierte Zahn (Abb. 11). So konnte jetzt entweder gleich die definitive Krone oder eine provisorische Krone hergestellt Freilegung des Implantates werden. Wir entschieden uns für die Herstellung einer provi- Nach drei Monaten folgte die Freilegung (Abb. 17). In der sorischen Krone, um die Reaktion der Gingiva auf die Implan- Operation erfolgte zunächst unter dem Mikroskop wieder die tatkrone zu beobachten und gegebenenfalls noch darauf re- krestale Schnittführung an derselben Stelle wie bei der Im- agieren zu können (Abb. 12-14). plantation unter Erhalt eines einige Millimeter breiten Strei- Abb. 9: Übertragungsschlüssel. Abb. 10: Übertragungsschlüssel im aufgesteckten Implantat zur Veranschaulichung. Abb. 11: Orientierungsschiene – Position des Situationsmodells. Abb. 12a: Implantatschlüsselmodell. 160 DENTALE IMPLANTOLOGIE | Jg. 24 | Ausgabe 03 | Mai 2020 | 158 – 163
IMPLANTOLOGIE
Abb. 12b und c: Modellherstellung
Abb. 13: Modellherstellung. Abb. 14: Modellherstellung
Abb. 15 und 16: Herstellung des Provisoriums.
fens befestigter Mukosa. Dann wurde der Lappen mit einem men werden. Für die Umsetzung wurde das Modell
Papillenraspatorium zuerst etwas angehoben und dann scharf eingescannt. Digital wurde jetzt die endgültige Krone konst-
epiperiostal weiterpräpariert. Die Verschlussschraube wurde ruiert. Dabei kam das Ceramill CAD/CAM-System von Amann
aus dem Implantat entfernt und die provisorische Krone ein- Girrbach GmbH zum Einsatz. Im Ceramill Map Scanner wur-
gegliedert. Der interdentale Wundverschluss erfolgte mit Pro- den die erforderlichen Modelle eingescannt bzw. digitalisiert
lene 6.0 (Ethicon, Johnson & Johnson Medical) in Form von (Abb. 19). Da die Zahnform schon vorgegeben war, konnte
vertikalen Matratzennähten (Abb. 18). man über einen Situationsscan die spätere Form im Scan er-
fassen und musste danach lediglich die zu verblendende Flä-
Fertigstellung und Eingliederung der definitiven Krone che reduzieren. In der Ceramill Mind Konstruktionssoftware
Nun konnte die Reaktion der Gingiva abgewartet, eine ge- wurden alle weiteren Schritte in der Folge abgearbeitet und
naue Zahnfarbkontrolle erfolgen sowie eventuelle Formkor- die Krone schließlich in der Ceramill Motion Fräs- und Schleif-
rekturen analysiert und in die definitive Versorgung übernom- einheit aus Zirkon (Ceramill ZI) gefräst. Wichtig war hierbei,
DENTALE IMPLANTOLOGIE | Jg. 24 | Ausgabe 03 | Mai 2020 | 158 – 163161IMPLANTOLOGIE
Abb. 17: Freilegung. Abb. 18: Einschrauben des Provisoriums.
Abb. 19: Konstruktion. Abb. 20: Schraubenkanal.
Abb. 21: Schraubenkanal. Abb. 22: Farbwahl mit dem PolarEyes-Filter.
dass der Schraubenkanal in Zirkon gefasst blieb (Abb. 20 und lisiert und verblendet (Abb. 25 und 26). Nach Fertigstel-
21). Hierdurch war beim Einschrauben der Implantatkrone lung der Krone wurde sie mithilfe von Multilink Implant
eine gute Führung vorhanden und die Verblendung konnte und Monobond Plus (Ivoclar Vivadent) mit einer Titanba-
nicht versehentlich durch den Schraubendreher beschädigt sis für CAD/CAM (Thommen Medical) verklebt.
werden. Für die genaue Farbwahl wurden die Zähne mit ei- Vom Zahnarzt wurde die provisorische gegen die defini-
nem PolarEyes-Filter fotografiert, um die genauen Strukturen tive Krone ausgetauscht (Abb. 27).
des Zahnes und seiner einzelnen Schichten zu analysieren und Mithilfe dieser Technik war es möglich, den ursprüngli-
später in Keramik umzusetzen (Abb. 22-24). chen Wurzeldurchmesser zu erhalten und nicht über eine
Im Anschluss wurde die Zirkonkrone mit Hilfe von Indivi- lange zeitaufwändige Ausformung neu gestalten zu
dualmassen (Creation ZI CT Firma Willi Geller) individua- müssen.
162 DENTALE IMPLANTOLOGIE | Jg. 24 | Ausgabe 03 | Mai 2020 | 158 – 163IMPLANTOLOGIE
Abb. 23 und 24: Farbwahl mit und ohne Filter.
Abb. 25 und 26: Schichtung der Krone.
Dr. Dr. Dieter Edinger
Nach dem Studium der Medizin und Zahnmedi-
zin in Göttingen, Düsseldorf und Würzburg 1977
ärztliche, 1979 zahnärztliche Promotion. An den
Universitäten in Würzburg und Göttingen sowie
am Bundeswehrkrankenhaus Hamburg Weiter-
bildung in der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, 1983 die
entsprechende Facharztanerkennung. Seit 1985 in eigener Praxis
in Hamburg, seit 1991 Privatpraxis. Nach anfänglich überwie-
gend chirurgischer Tätigkeit zunehmend auf prothetischem, im-
plantologischem und mikrochirurgischem Gebiet aktiv. Seit 1998
Anerkennung des Tätigkeitsschwerpunktes Implantologie.
Abb. 27: Finale Situation.
ZTM Mark Bultmann
Literaturverzeichnis unter
www.dimagazin-aktuell.de/literaturlisten Seit 1996 Zahntechniker
Seit 2003 Referent für Vollkeramische
Systeme
Bilder, soweit nicht anders deklariert: März 2006 Gründung des Zahntechnischen La-
© Dr. Dr. Edinger, ZTM Bultmann bors Via Denta mit dem Tätigkeits-
schwerpunkt Ästhetische Zahntech-
w Dr. Dr. Dieter Edinger nik in Vollkeramik
i w
w Großer Burstah 31 · 20457 Hamburg 2012 Externe Meisterprüfung in Hamburg
Durchführung von praktischen Kursen im
Tel. 040 367060 · www.dr-edinger.de
Bereich der Vollkeramik
Aktives Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Zahnheilkunde
ZTM Mark Bultmann
Mitglied der DGZMK
ViaDenta GmbH Veröffentlichungen in verschiedenen Fachzeitschriften
Moorweg 34 · 26789 Leer
Tel. 0491 4544095 · info@via-denta.com
DENTALE IMPLANTOLOGIE | Jg. 24 | Ausgabe 03 | Mai 2020 | 158 – 163163IMPLANTOLOGIE Chemischer Ablauf von GalvoSurge®. Mit Ionen zur Langzeitstabilität von Implantaten Ein neues aerosolfreies Konzept zur erfolgreichen Periimplantitis-Therapie Ziel einer erfolgreichen Therapie der Periimplantitis ist die Entfernung des dysfunktionalen Biofilms und die Aufrecht- erhaltung der Entzündungsfreiheit. Eine neue Therapieoption ist das elektrolytische Reinigungsverfahren GalvoSur- ge®, das den bakteriellen Biofilm vollständig entfernen kann. Die Entwicklung der Technologie erfolgte durch eine deutsch-schweizerische Forschergruppe. Die klinische Forschung, Entwicklung und Optimierung der Operationstech- niken erfolgte im Kompetenzzentrum für periimplantäre Erkrankungen in Forchheim. Problemstellung Periimplantitis erfolgte durch eine deutsch-schweizerische Forschergruppe. Periimplantitis ist eine Erkrankung, die mit Entzündung des Die klinische Forschung, Entwicklung und Optimierung der periimplantären Knochens und des Weichgewebes und pro- Operationstechniken erfolgte im Kompetenzzentrum für peri- gredientem Knochenabbau einhergeht. Das Ausmaß des Kno- implantäre Erkrankungen in Forchheim und wird durch die chenabbaus bestimmt den Schwellwert, ab dem ein Implantat dort stattfindende klinische Forschung permanent weiterent- als krank oder gesund angesehen wird. Je nach Definition wickelt. erkranken 5-22% der Implantatträger [1,2] an Periimplantitis. Bakterielle Biofilme sind eine der Hauptursachen für das kom- Effektive und effiziente Dekontamination plexe, multifaktorielle Krankheitsbild der Periimplantitis und von Implantatoberflächen damit für den frühzeitigen Verlust von Zahnimplantaten. Ziel Mit keinem der bisher praktizierten ablativen Verfahren zur einer erfolgreichen Therapie der Periimplantitis ist die Entfer- Dekontamination der Implantatoberfläche gelingt eine vor- nung des dysfunktionalen Biofilms und die Aufrechterhaltung hersagbare, komplette Biofilmentfernung. Gründe dafür mö- der Entzündungsfreiheit. Da Oberflächen des Implantates, die gen der schwierige Zugang zu den typischen kraterförmigen der Keimflora der Mundhöhle ausgesetzt sind, sich schnell Knochendefekten und die rauen Implantatoberflächen sein. wieder bakteriell besiedeln, würde selbst die Entfernung aller Besonders an den Gewindeunterseiten der Implantate ist der Bakterien keine nachhaltige Heilung der periimplantären Ent- Zugang eingeschränkt (Abb. 1 und 2). Pulverstrahlverfahren, zündung erlauben [3]. Dafür wäre eine Regeneration des os- mit NaCl getränkte Wattepellets, Titanbürsten und Laserbe- sären Defektes in Kombination mit einer Reosseointegration handlungen scheitern alle an den eingeschränkten Zugangs- der zuvor kontaminierten Implantatoberfläche entscheidend möglichkeiten zur Implantatoberfläche. Schleift man die Im- – das ist bislang mit keiner bekannten Methode zuverlässig plantatoberfläche blank und poliert sie, verteilt man Titan- und gelungen. Kommt es zu keiner, bzw. unvollständiger Regene- Schleifmittelpartikel in die umliegenden Gewebe und ration, ist das Rezidivrisiko signifikant erhöht. Für die erfolg- schwächt das Implantat. Diese Probleme führten dazu, dass reiche Regeneration eines periimplantären Defektes muss das eine nachhaltige Therapie der Periimplantitis nicht möglich Implantat gereinigt, ein Knochenabbau durchgeführt und war und sehr hohe Rezidivraten von bis zu 100% auftraten dieser bis zur Ausheilung mit einem Weichgewebslappen ab- [4]. Zudem traten bei den meisten ablativen Verfahren Aero- gedeckt werden. Gerade letzteres erfordert große chirurgi- sole auf. Solche Verfahren müssen nicht nur in der aktuellen sche Erfahrung und ausgefeilte Techniken. Covid-19 Krise zurückhaltend angewandt werden. Es ist zu Schlussendlich muss die lokale Behandlung der Periimplantitis erwarten, daß sich das Risikobewußtsein künftig verändern in ein Therapiekonzept integriert werden, das dem komple- wird, um der Gefahrenlage gerecht zu werden. xen, multifaktoriellen Krankheitsbild der Periimplantitis ge- Um diese Problematik zu lösen, hat der Forchheimer Implantologe recht wird. PD Dr. Dr. Markus Schlee gemeinsam mit der oben genannten Im Folgenden wird ein elektrolytisches Reinigungsverfahren Forschergruppe das GalvoSurge®-Reinigungssystem entwickelt, (GalvoSurge®) vorgestellt, welches den bakteriellen Biofilm das die weltweit erste wirksame Bekämpfung des Biofilms auf Im- vollständig entfernen kann. Die Entwicklung der Technologie plantaten ermöglicht, ohne die Oberfläche zu beschädigen. Das 164 DENTALE IMPLANTOLOGIE | Jg. 24 | Ausgabe 03 | Mai 2020 | 164 – 167
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