DENTALE IMPLANTOLOGIE - PARODONTOLOGIE - DImagazin-aktuell.de

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DENTALE
IMPLANTOLOGIE                                                                                  03
                                                                                             Mai 2020

& PARODONTOLOGIE
                                                                                            24. Jahrgang
                                                                                         ISSN 1610-9988

                                          Mai 2020
                                                |
                                          Ausgabe 03
                                                |
                                          Jahrgang 24
                                                |
                                          DENTALE IMPLANTOLOGIE

         IMPLANTOLOGIE          IMPLANTOLOGIE                     IMPLANTOLOGIE
         Die Rolle des PRF in   Zervikales Knochendefizit –       Ein neues Konzept
         der weichgewebigen     ein Alltagsproblem                zur erfolgreichen
         Alveolenheilung        smart gelöst                      Periimplantitis-Therapie
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DRUC KLUF T   |    ABSAUGUNG    |   BILDGE BUNG   |   Z AHNE RHALTUNG   |   HYGIE NE

VistaVox S:
Das 3D von Dürr Dental.

RÖNTGENTECHNIK

                                                                               • Hervorragende Bildqualität in
                                                                                 2D und 3D dank hochauflösendem
                                                                                 CsI-Sensor mit 49,5 μm Pixelgröße

         Reduzierte Strahlendosis durch
       anatomisch angepasstes Volumen

                                                                 • Einfacher, intuitiver Workflow

                                                                                              FoV in Kieferform

                                                        Ideales 3D-Abbildungsvolumen
                                                        in Kieferform (Ø 130 x 85 mm)

                                                                                             Ø 50 x 50 mm Volumen
                                                                                            in bis zu 80 μm Auflösung

Mehr unter www.duerrdental.com/besser-sehen
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EDITORIAL

                                                                                                    „Die Liebe in Zeiten
                                                                                                    der Cholera“

Verehrte Leserschaft!

Ob das nun der Titel war, welchen Sie in den Wochen der Iso-                Internet?!“ Auch zu dieser Aussage hat jeder seine eigenen Er-
lation und des Wartens auf dem Nacht- oder Couchtisch liegen                kenntnisse gewonnen.
hatten, oder ein anderer. Passend zur Zeit und zum aktuell vor-             Wie unser Titelheld, der „nicht untätig war“ – sollten wir alle
herrschenden Thema ist das Buch von Gabriel Garcia Marquez                  das nicht sein. Ein patentes Mittel zur fachlichen Weiterbildung
auf jeden Fall, in dem es – und so viel sei gesagt – nicht aus-             könnte diese aktuelle Ausgabe der DI DENTALE IMPLANTOLOGIE
schließlich um die Zeiten der Cholera geht. „Liebe in Zeiten des            & PARODONTOLOGIE sein, welche sich – geplant, aber „ganz
Corona Virus“ … sicherlich auch ein spannender Titel.                       und gar nicht unpassend“ dem Thema „Neue Konzepte in der
Vielmehr geht es in dem 1986 erschienenen Buch um eine Lie-                 Implantologie“ auf das Cover geschrieben hat. Ein Beispiel ist
besgeschichte zweier junger Liebender unterschiedlichen Stan-               Prof. Dr. Nentwig, welcher uns bei der Beseitigung des omniprä-
des, die jäh vom Vater zu Ende gebracht wird, indem er seine                senten zervikalen Knochendefizits hilft. „Die Implantologie in
Tochter mit einem wohlhabenden Arzt verheiratet. Diese wiede-               Zeiten von Corona“ könnte der Titel zu Prof. Dr. Grötz‘s Rat-
rum sitzt die 50 Ehejahre (sinnbildlich zu einer langen Heimqua-            geber zur Entscheidungsfindung zahnärztlicher Behandlung in
rantäne gesehen) aus, um sich dann endlich dem Mann ihres                   aktuellen Zeiten sein. Ein neues Konzept in Ihrer Praxis könnte
Herzens anzuschließen – denn dieser war in der Zwischenzeit                 die Anwendung von Plateled-Rich-Fibrin in der Alveolenheilung
nicht untätig.                                                              sein. Erfahren Sie mehr dazu im Artikel von Dr. Al-Maawi und
Was auch immer Ihnen in den zurückliegenden Monaten dieser                  Prof. Dr. Ghanaati. Perfektion kann ja auch das Ziel von Opti-
außergewöhnlichen Zeit für Tiefschläge und Hoffnungsschimmer                mierung sein: Dr. Edinger zeigt uns, wie sich das Emergenzprofil
widerfahren sind – auf die ein oder andere Weise teilen wir alle            eines Einzelzahnimplantates gut erhalten lässt. Lange überlegen
die Situation der Protagonisten: Die unsichtbare Präsenz einer              und experimentieren für einen ganz neuen Ansatz – das hat uns
Katastrophe und einer daraus resultierenden, schwer greifbaren              besonders überzeugt: PD Dr. Schlee und Dr. Rathe berichten von
Gefahr. Isolation – das Wollen, aber nicht Können und das ewige             ihrem neuartigen System, um Periimplantitis entschieden ent-
Warten auf einen ungewissen Ausgang.                                        gegenzutreten. Diese Beiträge und viele weitere machen Lust,
Nun die Reflexion: Das „nicht untätig sein“, „nicht Verharren in            selbst wieder Hand anzulegen. Seien Sie getrost – die Patienten
Depression“, Selbstaufgabe und Lethargie – obgleich der spon-               kommen zurück, denn Vertrauen, Qualität und eine solide Aus-
tanen Änderung von Plan und Wirklichkeit.                                   und Weiterbildung machen sich bezahlt.
Zwar war die zahnärztlich-chirurgische Wahlleistungsfähigkeit in            Wie lange nun unser Glück auf sich warten lässt ist noch unklar.
den letzten beiden Monaten stark eingeschränkt – und wird es                Wenn es dann wieder so anläuft, wie wir es uns vorstellen, sei
wohl auch weiter noch sein –, haben sich schnell genug Lösun-               ein letzter Blick auf das eingangs beschriebene Buch und dessen
gen gefunden, die uns das Fortbestehen möglich machen soll-                 Botschaften gestattet: „Was auch immer du tust, tu’s mit Liebe!“
ten. Andere Werte sind in das Zentrum der Betrachtung gerückt:
„Sicherheit“ und „Patientenvertrauen“.                                      Ihre
Was machen wir nun mit der Zeit: Praxis nur halbtags geöffnet,
Ausgangsbeschränkung und Gemeinschaftsaktivitäten verbo-
ten… das klingt nach einem Komplettverlust der Freizeitidentität.
Plötzlich findet man sich zwischen Steuererklärungen, liegenge-
bliebenen Familienprojekten und bergeweise sedimentierte                    PD Dr. Dr. Dr. Oliver Seitz M.Sc.
Fachliteratur in den heimischen vier Wänden. „Wie schön klingt
das Wort: Zwangsferien?“. Aber die modernen Errungenschaf-
ten machen es uns einfach – nie waren wir so gut vorbereitet
und zerstreut im Hausarrest: „Wie gesellig tummelt es sich im               Dr. Jan-Friedrich Dehner

DENTALE IMPLANTOLOGIE     |   Jg. 24   |   Ausgabe 03   |   Mai 2020   |   139		                                                              139
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INHALT      |   MAI 2020

                                                IMPLANTOLOGIE                                   HERSTELLER-
                                                                                                INFORMATIONEN
                                              142 Die Rolle des PRF in der weich-
                                                  gewebigen Alveolenheilung –              184 Neuprodukte
                                                  ein Fallvergleich
                                                  Sharam Ghanaati,
                                                  Sarah Al-Maawi et al.                      INDUSTRIE-REPORT
                                              152 Zervikales Knochendefizit –              186 3D-Implantat- und

    142                                           ein Alltagsproblem smart gelöst
                                                  Georg-Hubertus Nentwig,
                                                  Oliver Seitz
                                                                                               Bohrschablonenplanung
                                                                                               mit dem VistaVox S

                                              158 Erhaltung des Austrittsprofils bei         FORTBILDUNG
                                                  der prothetischen Versorgung
                                                  eines Einzelzahnimplantats               188 5. Geistlich Konferenz 2020:
                                                  Dieter Edinger, Mark Bultmann                Reparatur-Chirurgie

                                              164 Mit Ionen zur Langzeitstabilität
                                                  von Implantaten                            VERBANDS-NEWS

    152
                                                  Markus Schlee, Florian Rathe
                                                                                           191 DG PARO kommt nach Hause

                                                MARKTÜBERSICHT                             192 DGI: Ist Implantieren in Zeiten
                                                                                               von Corona kontraindiziert?
                                              168 Leistungsvergleich DVT-Geräte

                                                                                             RUBRIKEN
                                                PRAXISFÜHRUNG
                                                                                           139 Editorial
                                              180 Führung ist Selbstmanagement –
                                                  Wie gehe ich mit der                     194 Vorschau / Impressum

    158
                                                  Herausforderung um?
                                                  Axel Thüne

                                              182 Die neue europäische
                                                  Medizinprodukteverordnung
                                                  im Praxislabor
                                                  Nadine Ettling

   Titelbild:
   Marita Heeren
   m.c. Zahntechnik Oldenburg GmbH & Co. KG
   An der Südbäke 1
   26127 Oldenburg

140	                                                          DENTALE IMPLANTOLOGIE   |    Jg. 24   |   Ausgabe 03   |   Mai 2020   |   140
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LEADING REGENERATION

  Das defektorientierte Geistlich-Konzept

                           K L A S S I F I K AT I O N D E R A LV E O L A R K A M M D E F E K T E *

Guided Bone                                          Stabilized Bone                                                  Customized Bone
Regeneration                                         Regeneration                                                     Regeneration
kleine Knochendefekte                                kleinere komplexe                                                größere komplexe
                                                     Knochendefekte                                                   Knochendefekte

                                               E M P F O H L E N E M AT E R I A L I E N
Geistlich Bio-Oss®     Geistlich Bio-Gide®           Geistlich Bio-Oss®                  Geistlich Bio-Gide®              Geistlich Bio-Oss®          Geistlich Bio-Gide®

                                                                                                                                                                   Yxoss
                                                                                                                                                                   CBR®
                                                                                                                                                                 hergestellt
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IMPLANTOLOGIE

   Die Rolle des PRF in der weichgewebigen
   Alveolenheilung
   Ein Fallvergleich

   In der Mund-, Kiefer- und Plastischen Gesichtschirurgie stellt eine erfolgreiche Wundheilung eine wichtige Grundlage
   für die Regeneration dar [1]. Dabei spielt heute der Heilungsprozess der Zahnalveole für die darauffolgende Implan-
   tat-basierte Versorgung eine entscheidende Rolle [2]. Ziel dieses Beitrages ist es, die Rolle des Platelet-Rich-Fibrins in
   der Alveolenheilung anhand eines praktischen Behandlungsprotokolls für die Versorgung von Zahnalveolen vorzu-
   stellen.

   D
           ie physiologischen Prozesse der Alveolenheilung wurden       die fehlenden biomechanischen Reize und den durch den feh-
           in vielen Tier- und Humanstudien untersucht und genau        lenden Zahn entstandenen Defekt. Die Knochenatrophie nach
           beschrieben [3-5]. Insbesondere im ästhetischen Bereich      Zahnverlust schreitet rasch voran, sodass durchschnittlich in
   ist eine suffiziente Knochen- und Weichgewebsqualität für das        den ersten drei Monaten nach Zahnverlust etwa 50 % des Al-
   Gesamtergebnis ausschlaggebend [6]. Deshalb ist das Ver-             veolarknochens resorbiert wird [10]. Neben dem Knochenan-
   ständnis dieser Prozesse für die prä-implantologische Vorberei-      gebot ist die Qualität und Quantität des Weichgewebes für
   tung von großer Bedeutung. Die Anatomie des Alveolarkno-             eine langfristig erfolgreiche Versorgung entscheidend. Sowohl
   chens ist komplex und beinhaltet unterschiedliche Gewebearten.       während des Heilungsprozesses, als auch nach der Implantati-
   Vor allem an der Grenzfläche zwischen Zahn und Knochen sind          on spielt das Weichgewebe eine sehr wichtige Rolle. Derzeit
   wichtige anatomische Strukturen vorhanden, die dem Knochen           stehen viele unterschiedliche Methoden für die Versorgung ei-
   die biomechanischen Reize übermitteln [2]. Diese sogenannte          ner Zahnalveole zur Verfügung [11]. Direkt nach der Zahnext-
   Sharpay’sche Faser sorgt somit für den Erhalt des Alveolarkno-       raktion können Knochenersatzmaterialien und Kollagen-ba-
   chens, solange ein gesunder Zahn vorhanden ist. Die Morpho-          sierte Biomaterialien verwendet werden, um eine
   logie und die Eigenschaften einer Alveole sind vor allem von         Knochenatrophie vorzubeugen. Des Weiteren werden Blutkon-
   der Größe und des Inklinationsgrades des Zahnes abhängig [2].        zentrate wie das Platelet-Rich-Fibrin (PRF) als eine autologe und
   Klinische Studien berichten, dass die bukkale Lamelle im Front-      bioaktive Maßnahme immer häufiger für die Versorgung der
   zahnbereich durchschnittlich etwa 1 mm dick ist, dabei zeigen        Alveolen nach Zahnextraktion eingesetzt [12]. Platelet-Rich-Fi-
   Untersuchungen, dass bei 50 % der Fälle im Frontzahnbereich          brin wird aus dem patienteneigenen peripheren Blut gewon-
   die bukkale Lamelle eine Dicke von sogar etwa nur 0,5 mm             nen und durch eine einmalige Zentrifugation hergestellt [13].
   besitzt [2]. Die Rolle der bukkalen Lamelle für die Stabilität der   Dabei kann je nach verwendetem Protokoll eine feste oder eine
   Alveole und den Heilungsverlauf wurde in mehreren Studien            flüssige Matrix erhalten werden. Platelet-Rich-Fibrin beinhalten
   als essentiell herausgearbeitet [7-9]. Nach Zahnverlust erfährt      Thrombozyten, Leukozyten, Plasmaproteine und Fibrin, die in
   der Kiefer auf einer physiologischen Weise Umbauprozesse, die        der Lage sind unterschiedliche Signalmoleküle und Wachs-
   zur Atrophie des Knochens führen [3]. Hauptgrund dafür sind          tumsfaktoren freizusetzen [14]. Diese autologen bioaktiven Si-

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gnalmoleküle unterstützen die Alveolenheilung und die Rege-                      plett abgeschlossen (Abb. 5). In der frühen Wundheilungspha-
neration des Defektes. Ziel des Beitrages ist es, die Rolle des                  se berichtete der Patient beschwerdefrei gewesen zu sein. Drei
Platelet-Rich-Fibrins in der Alveolenheilung anhand eines Fall-                  Monate später stellte sich der Patient erneut vor mit dem
vergleiches darzustellen und ein praktisches Behandlungspro-                     Wunsch einen festsitzenden Zahnersatz zu bekommen. Die Ex-
tokoll für die Versorgung von Zahnalveolen mit dem autologen                     traktionsalveole zeigte eine vollständige Wundheilung und eine
Platelet-Rich-Fibrin vorzustellen.                                               deutliche vestibuläre Knochenresorption (Abb. 6). Das Implan-
                                                                                 tat konnte trotzdem eingesetzt werden und zeigt zum Zeit-
Fallbericht 1:
Physiologische Alveolenheilung ohne zusätzliche
Versorgung
Ein 49-jähriger, sonst gesunder männlicher Patient mit unauf-
fälliger Anamnese stellte sich mit einem tiefzerstörten und
nicht erhaltungswürdigen Zahn 24 vor (Abb. 1).
Nach ausführlicher Aufklärung und Beratung wurde die Ex-
traktion des Zahnes 24 geplant. Zu diesem Zeitpunkt entschied
sich der Patient gegen eine präventive Maßnahme zur Versor-
gung der Extraktionsalveole. Eine schonende Extraktion des
Zahnes erfolgte komplikationslos unter gängiger Lokalanästhe-
sie. Dabei konnte die vestibuläre Lamelle regelrecht erhalten
werden (Abb. 2). Die Extraktionsalveole wurde mit einer Naht
versorgt (Abb. 3). Ein Tag nach der Extraktion zeigt sich eine
fibrinbelegte Wunde mit zeitgerechter und regelrechter Wund-
heilungsstatus (Abb. 4). Nach einer Woche wurde die Naht
entfernt. Es zeigte sich zu diesem Zeitpunkt weiterhin eine fi-
brinbelegte Wunde mit einer okklusalen Mulde, die etwa 5 mm
tief ist. Die Heilung war nach einer Woche also noch nicht kom-                  Abb. 1: Ausgangssituation des nicht erhaltungswürdigen Zahnes 24.

Abb. 2: Die Extraktionsalveole des Zahnes 24.                                    Abb. 3: Die Extraktionsalveole des Zahnes 24, versorgt mit einer Naht.

Abb. 4: Die Extraktionsalveole des Zahnes 24 am ersten postoperativen Tag.       Abb. 5: Die Extraktionsalveole des Zahnes 24 eine Woche nach der Extraktion
                                                                                 zeigt eine ausgeprägte okklusale Mulde mit fibrinbelegtem Wundgrund.

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   Abb. 6: Die Extraktionsalveole des Zahnes 24 drei Monate nach der Extraktion    Abb. 7: Implantatinsertion in regio 24 drei Monate nach der Zahnextraktion.
   zeigt eine deutliche vestibuläre Einziehung.

   Abb. 8: Freilegung des Implantates in regio 24 drei Monate nach der Implanta-   Abb. 9: Prothetische Versorgung des Implantates in regio 24.
   tion.

   punkt der Implantation eine adäquate Primärstabilität (Abb.                     PRF-Matrizen von der roten Phase, wurde die PRF-Clots (Abb.
   7). Nach drei Monaten wurde das Implantat freigelegt (Abb. 8)                   11) mithilfe der PRF-Box vertikal gepresst (Abb. 12), um ein
   und anschließend mit einer Krone versorgt (Abb. 9).                             PRF-Plug zu erhalten (Abb. 13).
                                                                                   Nach schonender Extraktion des Zahnes 24 unter Erhalt der
   Fallbericht 2:                                                                  vestibulären Lamelle wurden die PRF-Plugs in die Extraktionsal-
   Unterstützung der Alveolenheilung mittels 		                                    veole eingebracht (Abb. 14 und 15) und mit einer Naht fixiert
   Platelet-Rich-Fibrin                                                            (Abb. 16). Am ersten postoperativen Tag zeigte sich die Wun-
   Eine 37-jährige sonst gesunde weibliche Patientin stellt sich mit               de reizlos und Fibrinbelegt (Abb. 17). In der ersten postopera-
   einem tiefzerstörten und nicht erhaltungswürdigen Zahn 24                       tiven Woche war die Patientin beschwerdefrei und hatte nicht
   vor. Nach ausführlicher Aufklärung und Beratung wurde die                       von ausgeprägten Schwellungen oder Schmerzen berichtet. An
   Extraktion des Prämolaren geplant.                                              Tag 7 war die Wunde vollständig geheilt und mit gesunder Gin-
   Die Extraktionsalveole wurde mit Platelet-Rich-Fibrin als Vorbe-                giva überdeckt. Eine leichte Mulde von etwa 1 mm war noch zu
   reitungsmaßnahme für den geplanten Ersatz von Zahn 24                           beobachten (Abb. 18). Nach drei Monaten zeigten sich gesun-
   durch ein Implantat versorgt.                                                   de Weichgewebsverhältnisse, sowie ein weitgehend erhaltener
   Zunächst erfolgte nach ausführlicher Aufklärung eine Blutent-                   Alveolarkamm mit leichter vestibulärer Einziehung (Abb. 19).
   nahme mithilfe des Platelet-Rich-Fibrin-Blutentnahmesystems                     Ein Implantat konnte erfolgreich in regio 24 mit einer ausrei-
   aus der medianen Armvene (V. mediana cubitti). Das Blut wur-                    chenden Primärstabilität inseriert werden (Abb. 20). Nach drei
   de direkt in zwei rote Vakuumröhrchen ohne Zusätze entnom-                      Monaten wurde das Implantat freigelegt (Abb. 21) und an-
   men (insgesamt 20 ml). Die gefüllten Röhrchen wurden unver-                     schließend mit einer Krone versorgt (Abb. 22).
   züglich in die Zentrifuge (PRF, Duo Quattro, Mectron,
   Deutschland) platziert und dabei die Gegenüberstellung der                      Diskussion
   Röhrchen beachtet, um die Zentrifuge adäquat zu bilanzieren                     Gesunde Gewebsverhältnisse sind eine wichtige Vorausset-
   (Abb. 10). Die Zentrifuge wurde unmittelbar danach gestartet                    zung für einen langfristigen klinischen Erfolg in der Implantolo-
   (1.200 rpm, 8 Min). Nach der Zentrifugation wurden die                          gie. Dabei spielt die Quantität sowie die Qualität des Gewebes
   PRF-Röhrchen vorsichtig rausgenommen und die entstandenen                       sowohl im Knochen als auch im Weichgewebe eine sehr wich-
   soliden PRF-Matrizes verarbeitet. Nach Trennung der soliden                     tige Rolle. Aktuelle Studien zeigen, dass ein gesundes periim-

144	                                                                   DENTALE IMPLANTOLOGIE         |   Jg. 24   |   Ausgabe 03   |   Mai 2020    |   142 – 150
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       Abb. 10: Platzierung der befüllten Blutröhrchen in der Zentrifuge unter Beach-   Abb. 11: Die soliden PRF-Matrizen nach der Trennung von der Roten Phase.
       tung der Bilanzierung.

       Abb. 12: Erstellung von PRF-Plugs mittels vertikaler Kompression mit Hilfe der   Abb. 13: Das PRF-Plug nach der vertikalen Kompression.
       PRF-Box.

       plantäres Weichgewebe die Entwicklung von Periimplantitis                        Bisher lag der Fokus der Forschung hauptsächlich auf der Aug-
       vorbeugen kann [5]. Dabei ist die keratinisierte Gingiva beson-                  mentation des Weichgewebes und ihrer Interaktion mit Im-
       ders wichtig. Unterschiedliche Methoden stehen heute für die                     plantaten, wobei die Rolle des Weichgewebes während der
       Augmentation des Weichgewebes zur Verfügung [15]. Bei die-                       Alveolenheilung eher unbeachtet blieb [16, 17]. In der Chirurgie
       ser Technik können sowohl autologe Transplantate oder                            ist allgemein bekannt, dass eine primäre Wundheilung eine op-
       nicht-autologe Kollagen-basierte Materialien verwendet wer-                      timale Voraussetzung für die Regenration bietet. Doch diese
       den.                                                                             Voraussetzung ist bei einer Extraktionsalveole vor allem im Sei-

146                                                                         DENTALE IMPLANTOLOGIE         |   Jg. 24   |   Ausgabe 03   |   Mai 2020   |   142 – 150
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Abb. 14: Ausgangssituation des nicht erhaltungswürdigen Zahnes 24.   Abb. 15: Einbringen des PRF-Plug in die Extraktionsalveole des Zahnes 24.

Abb. 16: Fixierung des PRF-Plug mit einer Naht.                      Abb. 17: Die Extraktionsalveole des Zahnes 24 am ersten postoperativen Tag.
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   Abb. 18: Die Extraktionsalveole des Zahnes 24 eine Woche nach der Extraktion   Abb. 19: Die Extraktionsalveole des Zahnes 24 drei Monate nach der Extraktion
   zeigt eine vollständige Epithelialisierung und kompletten Wundverschluss.      zeigt eine weitgehend erhaltene Kontur des Alveolarfortsatzes.

   Abb. 20: Implantatinsertion in regio 24 drei Monate nach der Zahnextraktion.   Abb. 21: Freilegung des Implantates in regio 24 drei Monate nach der Implan-
                                                                                  tation.

   tenzahnbereich nicht gegeben. In diesen Regionen bleibt die
   Wunde nach einer Zahnextraktion okklusal offen. Die Alveo-
   le benötigt eine gewisse Zeit, um alle Phasen der Wundhei-
   lung durchzulaufen (Inflammation, Proliferation, Regenerati-
   on und Remodelling). In der ersten Phase der Wundheilung
   werden zunächst Blutzellen rekrutiert (Thrombozyten, Mo-
   nozyten, Leukozyten und später Makrophagen), um zusam-
   men mit dem Fibrin eine provisorische Matrix zu bilden und
   den Defekt zu befüllen. Diese Phase benötigt 1-3 Tage. Dar-
   aufhin werden weitere regenerative Zellen rekrutiert, um
   neues Gewebe zu bilden. Anschließend wird das Gewebe
   umgebaut, bis es die definitive Form einnimmt [1,2]. Nach
   Ablauf der Wundheilung kann endlich neues Weichgewebe
   gebildet werden, um die Alveole zu verschließen.
   Mit der Applikation von Blutkonzentrate, wie dem Pla-
   telet-Rich-Fibrin, werden dem Körper alle Komponenten,                         Abb. 22: Prothetische Versorgung des Implantates in regio 24.
   die in der initialen Phase der Wundheilung benötigt wer-
   den, zur Verfügung gestellt (Fibrin, Thrombozyten, Leuko-                      In den hier präsentierten Fällen konnte der Unterschied in der
   zyten und ihre Subgruppen). Des Weiteren setzt das autolo-                     initialen Wundheilung zwischen einer physiologisch heilenden
   ge und bioaktive Platelet-Rich-Fibrin unterschiedliche                         Alveole und einer mit PRF-befüllten Alveole klar dargestellt
   Wachstumsfaktoren frei (z. B. VEGF, EGF, TGF-ß, PDGF,                          werden. Insbesondere eine Woche nach der Extraktion zeigte
   etc.), die wichtigen Mediatoren für die Vaskularisierung, die                  sich die unversorgte Extraktionsalveole nicht vollständig mit
   Epithelialisierung und die Unterstützung der Regeneration                      Schleimhaut bedeckt. Zusätzlich war eine ausgeprägte okklusa-
   darstellen. Damit kann ein Verschluss der Alveole beschleu-                    le Mulde zu erkennen (Abb. 4). Diese könnte sowohl durch die
   nigt werden und somit die Wundheilung unterstützt wer-                         externen biomechanischen und chemischen Reize aus der
   den [18-21].                                                                   Mundhöhle, als auch durch die fehlende Stabilität des Gewe-

148	                                                                     DENTALE IMPLANTOLOGIE      |   Jg. 24   |   Ausgabe 03   |   Mai 2020   |   142 – 150
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IMPLANTOLOGIE

   bes nach apikal entstanden sein. Im Gegensatz dazu zeigte die             Defektes sein. Als Folge könnte der knöcherne Anteil geschützt
   mit Platelet-Rich-Fibrin behandelten Alveole bereits an Tag 7             regenerieren und somit eine verbesserte Wundheilung erfah-
   nach der Extraktion eine vollständige Epithelialisierung mit ab-          ren.
   geschlossenem Verschluss des okklusalen Defektes (Abb. 13).
   Durch diese Beobachtung ist der Effekt der verwendeten soli-              Fazit
   den Platelet-Rich-Fibrin-Matrix für die Unterstützung der                 Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Wundheilung
   Wundheilung und insbesondere der nahezu narbenfreien Epit-                des Weichgewebes eine essentielle Rolle sowohl für den lang-
   helialisierung erkennbar. Interessanterweise zeigt sich nach drei         fristigen Erhalt gesunder Implantate als auch für die Gesamtre-
   Monaten in der nicht behandelten Alveole eine deutliche vesti-            generation der Alveole direkt nach der Extraktion darstellt. Da-
   buläre Einziehung im Sinne einer Atrophie (Abb. 5), wobei in              bei zeigt die Anwendung von autologem Blutkonzentrat,
   der mit Platelet-Rich-Fibrin behandelten Gruppe die Kontur des            Platelet-Rich-Fibrin, eine Beschleunigung der weichgewebigen
   Alveolarknochens weitgehend erhalten geblieben ist (Abb. 14).             Wundheilung. Allerdings sind weitere langfristige kontrolliere
   Zwei Faktoren könnten zu diesem Ergebnis beigetragen haben.               klinische Studien notwendig, um diese Beobachtungen zu vali-
   Die verwendete solide PRF-Matrix stabilisiert den Defekt und              dieren.
   versorgt auch dessen knöchernen Anteil mit den nötigen
   Wachstumsfaktoren. Dadurch kann die Knochenregeneration                   Literaturverzeichnis unter
   unterstützt werden. Ein weiterer Faktor könnte die beschleu-              www.dimagazin-aktuell.de/literaturlisten
   nigte Epithelialisierung und Verschluss des weichgewebigen
                                                                             Bilder, soweit nicht anders deklariert: © Ghanaati, Al-Maawi

                                                                                             w
        Prof. Dr. mult. Shahram Ghanaati
                                                                                     i       w
                                                                                             w
        1997-2004          Studium Medizin, Johannes
                           Gutenberg-Universität Mainz                       Prof. Dr. mult. Shahram Ghanaati
        2005-2009          Studium Zahnmedizin, Johan-                       Dr. med. dent. Sarah Al-Maawi
                           nes Gutenberg-Universität Mainz                   FORM-Lab (Frankfurt Orofacial Regenerative Medicine)
        10/2013            Anerkennung zum Facharzt für Mund-,               Universitätsklinikum der Goethe-Universität Frankfurt am Main
                           Kiefer- und Gesichtschirurgie                     Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie
        01/2010-09/2013 Ärztlicher Koordinator des Kopf-Hals-Tu-             Theodor-Stern-Kai 7 · 60596 Frankfurt am Main
                           morzentrums des Universitären Centrums            Shahram.Ghanaati@kgu.de
                           für Tumorerkrankungen
                                                                             Sarah.Al-Maawi@kgu.de
        Seit 2013          Leiter des Kopf-Hals-Tumorzentrums des
                           Universitären Centrums für Tumorerkran-
                           kungen
        Seit 2013          Leiter des onkochirurgisch und rekonstruk-            Prof. Tadeusz Morawiec
                           tiven Schwerpunktes
        10/2013-03/2016 Geschäftsführender Oberarzt
                                                                                 1989-1994           Studium der Zahnmedizin an
        03/2016            Zusatzbezeichnung Plastische Operationen
                                                                                                     der medizinischen Fakultät im
        Seit 04/2016       Leitender Oberarzt und Stellvertreter des
                                                                                                     Universitätsklinikum Silesia
                           Klinikdirektors
                                                                                 2005                Facharzt der Zahnchirurgie
        10/2017            Ernennung zum außerplanmäßigen Pro-
                                                                                 2014                Habilitation
                           fessor (APL-Professor)
                                                                                 Seit 2014           Leitung der Kieferchirurgie im Universi-
        Zahlreiche wissenschaftliche Ämter, Preise, Auszeichnungen
                                                                                                     tätsklinikum Silesia in Kattowitz
        und Stipendien sowie Mitgliedschaften in verschiedenen wis-
        senschaftlichen Organisationen.
                                                                                 Mitgliedschaft in diversen wissenschaftlichen Organisationen

        Joanna Śmieszek-Wilczewska DMD, PhD                                      Dr. Sarah Al-Maawi

        1994-1999          Studium der Medizin mit Ne-                           2012-2017           Studium der Zahnmedizin an
                           benfach Zahnmedizin in Zabr-                                              der Goethe Universität Frank-
                           ze, Universitätsklinikum Silesia                                          furt am Main
                           in Kattowitz                                          Seit 10/2018        Studium der Medizin
        2007               Promotion Oralchirurgie PhD                           Seit 01/2018        Assistenzzahnärztin in der
        2007               Facharzt der Oralchirurgie                                                Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische
        Seit 2012          Außerplanmäßige Professorin in der                                        Gesichtschirurgie, Universitätsklinikum,
                           Kieferchirurgie im Universitätsklinikum                                   Goethe Universität Frankfurt am Main
                           Silesia in Kattowitz                                  04/2018             Kongresspreis für das beste Poster
                                                                                                     Nationaler Osteology Kongress 2018
                                                                                 Zahlreiche nationale und internationale Publikationen
        Mitgliedschaft in diversen wissenschaftlichen Organisationen

150	                                                                DENTALE IMPLANTOLOGIE   |   Jg. 24   |   Ausgabe 03   |   Mai 2020   |   142 – 150
Einfach. Sicher. Keramik.

                                                                                             ceramic.implant Zellausbreitung

                                                                                             1600

                                                                                             1400

                                                                                             1200

                                                                          Zellfläche (µm2)
                                                                                             1000

                                                                                              800

                                                                                              600

                                                                                              400

                                                                                              200

                                                                                               0
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                                                                                                      marker genes in human primary osteo-
                                                                                                      blasts. J Mater Sci Mater Med. 2015
                                                                                                      Jan;26(1):5350.

                                                                       Bildquelle: Prof. Dr.
                                                                4 µm   Barbara Nebe, Rostock

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IMPLANTOLOGIE

   Zervikales Knochendefizit –
   ein Alltagsproblem smart gelöst

   In vielen Fällen kommt es nach länger bestehendem Zahnverlust aufgrund der eingetretenen Atrophie zu Konturver-
   änderungen, die die funktionelle Stabilität des Implantats nicht beeinträchtigen, aber ein zervikales – meist vestibulä-
   res – Knochendefizit bedingen, welches das oro-faziale Weichgewebsprofil einschränkt. Um dieses Problem zu umge-
   hen bietet es sich an, im Zuge der Implantation das Gewebevolumen durch eine lokale Augmentation zu verbessern.

   Problemstellung                                                                 Diese Augmentation ist aus Gründen der funktionellen
   Im Zuge moderner Implantatplanung lässt sich bei Spätim-                        Stabilität des Implantats also nicht erforderlich, sondern
   plantationen das oro-vestibuläre Knochenprofil im Rah-                          soll in erster Linie das periimplantäre Weichgewebe unter-
   men einer DVT-Diagnostik darstellen und vermessen                               stützen, um so später ein naturidentisches Emergenzprofil
   (Abb. 1). Nach Projektion des Implantatkörpers ist zu er-                       der prothetischen Restau-
   kennen, dass es zu einem geringen zervikalen Defizit                            ration zu ermöglichen.
   kommen wird und eine augmentative Maßnahme sinnvoll
   ist, um das benötigte Volumen an Weichgewebe zu gene-                           Material und Methode
   rieren (Abb. 2).                                                                Auf der Suche nach einem
                                                                                   geeigneten       Augmentati-
                                                                                   onsmaterial stießen wir vor
                                                                                   4 Jahren auf das syntheti-
                                                                                   sche ß-TCP easy-graft ®
                                                                                   CLASSIC (Sunstar, 1163
                                                                                   Etoy, Switzerland), das sich
                                                                                   in-situ stabilisieren lässt. Es
                                                                                   handelt sich um ein granu-
                                                                                   läres Material, dessen Gra-
                                                                                   nula mit einem PLGA-Poly-
                                                                                   mer dünn beschichtet sind.
                                                                                   Mit Hilfe eines zugegebe-
   Abb. 1: Intraindividueller Vergleich des zervikalen Kammprofils ohne und nach   nen „Biolinkers“ wird diese          Abb. 2: Augmentationsbereich zur Ver-
   länger zurückliegendem Zahnverlust.                                             Schicht angelöst, sodass             besserung des Weichgewebsprofils.

152	                                                                   DENTALE IMPLANTOLOGIE      |   Jg. 24   |   Ausgabe 03   |   Mai 2020   |   152 – 156
IMPLANTOLOGIE

                                     die Granula untereinander
                                     punktuell verkleben und
                                     das Augmentat nach einer
                                     Abbindephase von etwa 2
                                     Minuten, währenddessen
                                     es modellierbar ist, in situ
                                     aushärtet. Dadurch wird
                                     keine Membran als Con-
                                     tainer benötigt. Dank der
                                     nur punktuellen Verbin-
                                     dung bleibt das Augmen-
                                     tat hoch porös und füllt
                                     sich nach seiner Applikati-
                                     on mit Blut aus dem umge-
                                     benden Gewebe.
                                     Biolinker und PLGA-Schicht
                                     werden in kurzer Zeit bio-
                                     logisch abgebaut, sodass                   Abb. 4b: Easy-graft vestibulär nach Aushärtung.
                                     phasenreines ß-TCP in
                                     Kontakt mit dem Umge-
Abb. 3: Schematische Darstellung der
                                     bungsgewebe gerät. Auch
Applikation von easy-graft (blau).
                                     dieses Material ist be-
kanntlich biologisch nicht stabil und kann unter Wasser-
aufnahme im Rahmen eines korrosiven Prozesses partiku-
lär zerfallen und resorbiert werden. Der dadurch
entstehende Raum wird sich mit dem Umgebungsgewebe
auffüllen.
Nach der Implantation lässt sich das gebrauchsfertige
easy-graft leicht direkt über die Spritze oder einen Spatel
applizieren. Dabei dient der nicht zu weit abgehobene
vestibuläre Mukoperiostlappen als äußerer Container
(„Taschenpräparation“). Auf vertikale Entlastungsschnitte
wird verzichtet (Abb. 3).

Fallbeispiel 1
                                                                                Abb. 4c: Nahtverschluss, Standardabutments und Basiskappen, die in das stuhl-
Im ersten Fall handelt es sich um einen restbezahnten                           gefertigte Provisorium (Tiefziehschiene nach Set-up, ProTemp®) integriert wer-
Oberkiefer; der Front- und linke Seitenzahnbereich war                          den.
unbezahnt. Nach der Implantation zeigte sich eine nur
dünn auslaufende Knochenlamelle in den Regionen 23-
25. Easy-graft wurde ergänzend aufgebracht und die Im-
plantate, mit Ausnahme 25 (interner Sinuslift) nach Naht-
verschluss sofort provisorisch versorgt (Abb. 4a-d).

Abb. 4a: Geringe knöcherne Begrenzung der Implantate 23-25 vestibulär.          Abb. 4d: Provisorium am Ende der Sitzung.

DENTALE IMPLANTOLOGIE          |   Jg. 24   |   Ausgabe 03   |   Mai 2020   |   152 – 156153
IMPLANTOLOGIE

   Abb. 5a: Stabiles periimplantäres Weichgewebe nach 8 Wochen.           Abb. 5b: Prothetische Endversorgung.

   Acht Wochen später erfolgte die definitive Brückenversor-
   gung, wobei mit einer stabilen vestibulären Weichge-
   websmanschette ein wichtiges Behandlungsziel erreicht
   wurde (Abb. 5a-c).

   Fallbeispiel 2
   Der zweite Fall zeigt ein postentzündliches zervikales De-
   fizit nach Einbringen des Implantats regio 43. Nach volu-
   menentsprechender Augmentation mit easy-graft wurde
   ein transgingivaler Heilungsmodus gewählt (Abb. 6a-d).
   Acht Wochen später liegen reizlose, stabile Verhältnisse
   vor. Das Implantat wurde mit einer Anhängerkrone 42
   prothetisch versorgt. In der postprothetischen Röntgen-
   aufnahme lässt sich erkennen, dass der zum Weichgewe-
   be hin positionierte Anteil des ß-TCP-Materials offensicht-
   lich bindegewebig ersetzt wurde (Abb. 7a-c).                           Abb. 5c: Prothetische Endversorgung.

   Abb. 6a: Defektbereich mesio-vestibulär regio 43.                      Abb. 6b: Nach Auffüllung des Defektbereiches.

   Abb. 6c: Nahtverschluss.                                               Abb. 6d: Postoperatives Röntgenbild.

154	                                                             DENTALE IMPLANTOLOGIE      |   Jg. 24   |   Ausgabe 03   |   Mai 2020   |   152 – 156
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                                 Abb. 7a: Heilung nach 8 Wochen.

                                 Abb. 7b: Prothetische Versorgung.                      Abb. 7c: Postprothetisches Röntgenbild.

                                   Risikofaktoren erkennen                                                                            Parodontitis-
                                                                                                                                      Risiko-Test
                                   und Parodontitis vorbeugen                                                                         für Ihre Patienten:
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                                                                               Patientengruppen mit erhöhtem Parodontitis-Risiko wissen oft gar nicht, dass
                                                                              sie besonders gefährdet sind. Dazu gehören: Diabetiker, Raucher und Senioren
                                                                             sowie Personen mit hormonellen Veränderungen oder Dauer-Gestresste.

                                                                            Parodontitis-Risiko-Test
                                                                           Mit unserem ausführlichen Parodontitis-Risiko-Test möchten wir Ihre Expertise
                                                                          unterstützen, zur Patientenaufklärung beitragen und zum frühzeitigen Besuch der
                                                                          Praxis motivieren.

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IMPLANTOLOGIE

   Diskussion und Schlussfolgerung
   Die Vorteile des hier beschriebenen Augmentationsmate-          Univ.-Prof. Dr. med. dent. Dr. h. c.
   rials easy-graft ® CLASSIC‘ sind seine Formbarkeit und die      Georg-Hubertus Nentwig
   nach Abbindung erreichte Festigkeit, was eine zusätzliche
   ortsstabile Fixierung über eine Membran überflüssig             1971-77 Zahnmedizinstudium in Köln
   macht. Es ist daher im klinischen Gebrauch leicht zu hand-      1979-82 Fachzahnarztausbildung an der LMU
   haben. Zu beachten ist allerdings, dass es keine Adhärenz               München, Klinik für Mund-, Kiefer- Ge-
   mit dem Untergrund eingeht und daher über das bede-                     sichtschirurgie
                                                                   1982    Zahnarzt für Oralchirurgie
   ckende Weichgewebe mittels Naht gesichert werden
                                                                   1986    Habilitation für das Fach Zahn-, Mund- und Kiefer-
   muss.
                                                                           krankheiten
   Da das Augmentatvolumen in der beschriebenen Indikati-          1988    C2-Professur an der Poliklinik für Mund-, Kiefer- &
   on relativ gering ist, gelingt ein kompletter Wundver-                  Gesichtschirurgie der LMU München
   schluss in der Regel ohne periostale Entlastung. Dabei ist      1991    C4-Professur Poliklinik für Zahnärztliche Chirurgie an
   darauf zu achten, dass im Kontaktbereich des Weichge-                   der Goethe-Universität Frankfurt am Main
   webes keine Granula eingeschlossen werden, um Dehis-                    (Carolinum)
   zenzen mit anschließendem Granulatverlust zu vermei-            2009    Mitbegründer und Co-Direktor des Masterstudien-
   den.                                                                    ganges „Orale Implantologie“ (MOI) an der
   Bei den klassischen lateralen Augmentationsverfahren                    Goethe-Universität Frankfurt am Main
                                                                   2017    Professor emeritus der Goethe-Universität Frankfurt
   wird das granuläre Material mit einer Membran abge-
                                                                           Freier Mitarbeiter in Fachpraxis in Frankfurt am Main
   deckt und somit fixiert. Dadurch besteht die Möglichkeit,
                                                                           und im MKG-PALAIS Hanau
   dass das Blut aus dem bedeckenden Weichgewebe abge-             2018    Bestellter Gutachter der Landeszahnärztekammer
   halten und das Augmentat vorwiegend mit dem BMP-hal-                    Hessen
   tigen Blut aus der knöchernen Basis durchdrungen wird –
   eine wichtige Voraussetzung für die knöcherne                   Priv.-Doz. Dr. Dr. Dr. Oliver Seitz M.Sc.
   Regeneration. Dieses Verfahren ist indiziert, wenn auf-
   grund der Defektgröße Knochen zur Verbesserung der              1991-1997 Humanmedizinstudium an der
   funktionellen Stabilität des Implantates gewonnen wer-                    Julius-Maximilians-Universität
   den soll.                                                                 Würzburg
   Eine vollständige knöcherne Durchbauung kann demnach            1997-2002 Zahnmedizinstudium an der
   bei der hier angewandten Methode nicht erwartet wer-                      Julius-Maximilians-Universität
   den; sie wird allenfalls im direkten Kontakt zur knöcher-                 Würzburg und am Zentrum der Zahn- , Mund- und
                                                                             Kiefernheilkunde (Carolinum) der Johann Wolfgang
   nen Basis stattfinden. Darauf kommt es auch gar nicht an.
                                                                             Goethe Universität Frankfurt am Main
   Das therapeutische Ziel ist hier durchaus in der bindege-
                                                                   Ab 2001   Arzt im Praktikum an der Abteilung für Mund-, Kie-
   webigen Verstärkung des periimplantären Weichgewebes                      fer- und Gesichtschirurgie am Klinikum Offenbach
   zu sehen, sodass gingivalen Rezessionen vorgebeugt wird                   (Leiter: Dr. med. Dr. med. dent. J. Neubert)
   und die periimplantäre Mukosa ihre Aufgabe als bakteri-         2003      Wechsel als Arzt im Praktikum an die Klinik für Kie-
   endichtes Attachment auf Dauer erfüllen kann.                             fer- und Plastische Gesichtschirurgie des Klinikums
                                                                             der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt
   Literaturverzeichnis unter                                                am Main (Direktor: Prof. Dr. Dr. K. Bitter)
   www.dimagazin-aktuell.de/literaturlisten                        2007      Facharzt für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie
                                                                   2007      Oberarzt der Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische
                                                                             Gesichtschirurgie des Klinikums der Johann
                                                                             Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
   Bilder: © Prof. Nentwig
                                                                   2009      Geschäftsführender Oberarzt der Klinik für Mund-,
                                                                             Kiefer- und Plastischen Gesichtschirurgie
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                                                                   2011
                                                                   2011
                                                                             Zusatzbezeichnung Plastische Operationen
                                                                             Sprecher des Kopf-Hals-Tumorzentrums
                                                                             des UCT Frankfurt
   Prof. Dr. Dr. Georg-Hubertus Nentwig                            2012      Habilitation zum Dr. med. habil.
   PD Dr. Dr. Dr. Oliver Seitz M.Sc.                               2012      Erlangung der Venia legendi für das Fach Mund-,
   MKG-PALAIS Zentrum für Mund-, Kiefer-                                     Kiefer- und Gesichtschirurgie und Antrittsvorlesung als
   und Plastische Gesichtschirurgie                                          Privatdozent
                                                                   2014      Aufbau des Zentrums für Mund-, Kiefer- und Plasti-
   Implantatzentrum Hanau
                                                                             sche Gesichtschirurgie Hanau (MKG-PALAIS)
   Nußallee 7c-d                                                   2016      Master of Science (M.Sc.) für Ästhetische Gesichts-
   63450 Hanau                                                               chirurgie an der Universität Witten/Herdecke
   Tel. 06181 428996-0
   info@mkg-palais-hanau.de
   www.mkg-palais-hanau.de

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Weichgewebeaugmentation

                  NovoMatrix™ Rekonstruktive
                  Gewebematrix – das Material
                  der nächsten Generation

                  NovoMatrix™ ist eine aus porcinem Gewebe hergestellte azelluläre dermale Matrix.
                  Die proprietäre Gewebeverarbeitung von LifeCell™ ermöglicht eine optimale Zellrepopulation
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                  Indikationen
                    Vermehrung von befestigtem Gewebe um Zähne und Implantate
                    Rekonstruktion des Kieferkammes für die prothetische Versorgung
                    Gesteuerte Geweberegeneration bei Rezessionsdefekten zur Wurzeldeckung

                  Produktmerkmale
                    Konsistente Dicke (1 mm)
                    Vorhydriert
                    Kontrollierte Herkunft

                  www.camlog.de/novomatrix

                  Vor der Anwendung bitte die Gebrauchsanweisung beachten.
                  NovoMatrix™ ist eine Marke von LifeCell™ Corporation, einer Tochtergesellschaft von Allergan.
                  ©BioHorizons. Alle Rechte vorbehalten. Nicht alle Produkte sind in allen Ländern erhältlich.
X.J7588.03/2020
IMPLANTOLOGIE

   Erhaltung des Austrittsprofils bei der prothetischen
   Versorgung eines Einzelzahnimplantats
   Mit Vorplanung zum perfekten Emergenzprofil

   Es wird ein zahnärztliches und zahntechnisches Verfahren zur Ausformung des ursprünglichen Austrittsprofils bei
   einer Einzelzahn-Implantat Versorgung vorgestellt. Zur Freilegung wurde eine provisorische Krone mit der ursprüng-
   lichen Zahnform und dem ursprünglichen Wurzeldurchmesser hergestellt. Der Vorteil dieses Vorgehens besteht darin,
   dass eine langwierige Ausformung der Gingiva mit mehreren Terminen zur Vergrößerung des Durchmessers entfällt
   und die Krone bereits die korrekte Dimension besitzt.

   N
           ach der Extraktion eines Zahnes geht im Verlauf der Wund-      Dies sorgte für eine gute und gleichmäßige Ausformung des Vesti-
           heilung in wenigen Tagen die Anatomie der Alveole und des      bulums und es bestand die Möglichkeit, das Implantat an die glei-
           Sulkus verloren. Ohne räumliche Orientierung ist es später     che Stelle wie die Zahnwurzel zu setzen (Abb. 5 und 6).
   während der Implantatversorgung schwierig, diese wiederherzu-
   stellen. Unter Verwendung des extrahierten Zahnes kann die Krone       Implantation
   in der korrekten Form gestaltet werden (Abb. 1 bis 3).                 Nach einer Einheilphase von drei Monaten konnte implantiert wer-
                                                                          den. Es sollte eine okklusal verschraubte Krone verwendet werden.
   Vorbereitende Maßnahmen und Extraktion                                 Die Entscheidung des Implantatsystems fiel auf ein ELEMENT Im-
   Bei dem Patienten wurde bei Zahn 11 eine Querfraktur festgestellt.     plantat von Thommen Medical, da es über einen sehr kleinen
   Leider konnte der Zahn nicht mit konservierenden Maßnahmen er-         Schraubenkanal verfügt und damit eine gute prothetische Versor-
   halten werden und es stand eine Extraktion an. Das weitere Vorge-      gung – gerade im Frontzahnbereich – ermöglicht. Hier hat man es
   hen wurde mit dem Zahntechnischen Labor abgesprochen. Mit              häufig mit Problemen der Einschubrichtung des Implantates zu tun
   Hilfe der Situationsmodelle konnte zunächst ein Provisorium erstellt   und ein kleiner Schraubendurchmesser schafft Platz, um eine Ver-
   werden. Nach der Extraktion des Zahnes wurde die Socket Preser-        schraubung möglich zu machen. Für die Implantation erfolgte in
   vation Technik unter Verwendung von Bio-Oss® Collagen von Geist-       Lokalanästhesie eine krestale, leicht lingual versetzte Schnittführung
   lich Biomaterials und einem Schleimhauttransplantat vom Gaumen         unter Erhaltung eines einige Millimeter breiten Streifens befestigter
   angewandt. Es konnte eine provisorische Schiene zum Ersatz von         Mukosa. Das Implantat wurde in korrekter Position ca. 3-4 mm
   Zahn 11 eingesetzt werden (Abb. 4).                                    oberhalb der Schmelz-Zement-Grenze sowie ca. 2 mm oral von der
                                                                          Verbindungslinie der benachbarten Wurzeloberflächen und mit ei-
   Augmentation                                                           ner Implantatachse palatinal von der geplanten Schneidekante ge-
   Nach der Heilungsphase war für einen Aufbau der vestibulären La-       setzt (Abb. 7 und 8). Danach wurde ein steriler Abformpfosten für
   melle ein Knochentransplantat aus dem Kieferwinkel erforderlich.       eine offene Abformung aufgeschraubt. Zur Anfertigung des Index

158	                                                           DENTALE IMPLANTOLOGIE      |   Jg. 24   |   Ausgabe 03   |   Mai 2020   |   158 – 163
IMPLANTOLOGIE

Abb. 1: Zahn mit Fraktur.                                                       Abb. 2: Ausgangssituation.

Abb. 3: Zahn im Modell.                                                         Abb. 4: Schienenprovisorium.

Abb. 5 und 6: Knochenaufbau.

wurde Triad Gel (Triad Gel Clear Colorless, Dentsply International,             worden war, wurde das Situ-Modell in ein Implantatmodell umge-
York, PA, USA) benutzt. Dazu wurde das Material in eine sterile                 baut. Unter Verwendung des extrahierten Zahnes bestand die
2-ml-Einmal-Spritze gefüllt und auf den Abformpfosten und beide                 Möglichkeit, das gleiche Durchtrittsprofil zu generieren, wie es ur-
Nachbarzähne aufgetragen. Die Aushärtung erfolgte mit einer in                  sprünglich vorhanden war. Hierzu wurde der Zahn aufmodelliert
eine sterile Folie eingepackten Polymerisationslampe.                           und mit einen kleinen Wurzelanteil versehen. Danach konnte er
                                                                                wieder zurück in die Dublierform des Situationsmodells gesteckt
Konstruktion und Gestaltung:                                                    werden und es konnte ein Superhartgipsmodell mit Splitcast-Sockel
Die anschließenden Schritte fanden im Labor statt: Mithilfe des                 hergestellt werden. Jetzt konnte die Übertragung mit dem intraope-
Übertragungsschlüssels, der während der Implantation hergestellt                rativ hergestellten Schlüssel beginnen (Abb. 9 und 10).

DENTALE IMPLANTOLOGIE          |   Jg. 24   |   Ausgabe 03   |   Mai 2020   |   158 – 163159
IMPLANTOLOGIE

   Abb. 7 und 8: Implantation.

   Man konnte erkennen, dass durch die sorgfältige Vorberei-                 Die alte Situation wurde mithilfe eines Vorwalls erhalten. Hier-
   tung des Implantatbettes das Implantat exakt an der Stelle                mit konnte eine provisorische Krone hergestellt werden.
   stand, an der vorher die Zahnwurzel gestanden hatte. In die-              Durch die ausbrennbare VARIOeco Kunststoffkappe für Titan-
   ser Position wurde jetzt das Modellimplantat eingegipst                   basis des Thommen Medical Implantatsystems war es nach
   (Abb. 12a).                                                               einer Kontrolle der Einschraubrichtung des Implantats mög-
   Durch den Aufbau des räumlich korrekten Knochenvolumens                   lich, den ursprünglichen Zahn in Wachs nachzubilden. Da die
   konnte bei der Implantatplatzierung die ursprüngliche Situati-            räumliche Dimension definiert war, konnte die provisorische
   on wiederhergestellt werden. Als „Wax-up“ diente der extra-               Krone in Presskeramik umgesetzt werden (Abb. 15 und 16).
   hierte Zahn (Abb. 11). So konnte jetzt entweder gleich die
   definitive Krone oder eine provisorische Krone hergestellt                Freilegung des Implantates
   werden. Wir entschieden uns für die Herstellung einer provi-              Nach drei Monaten folgte die Freilegung (Abb. 17). In der
   sorischen Krone, um die Reaktion der Gingiva auf die Implan-              Operation erfolgte zunächst unter dem Mikroskop wieder die
   tatkrone zu beobachten und gegebenenfalls noch darauf re-                 krestale Schnittführung an derselben Stelle wie bei der Im-
   agieren zu können (Abb. 12-14).                                           plantation unter Erhalt eines einige Millimeter breiten Strei-

   Abb. 9: Übertragungsschlüssel.                                            Abb. 10: Übertragungsschlüssel im aufgesteckten Implantat zur Veranschaulichung.

   Abb. 11: Orientierungsschiene – Position des Situationsmodells.           Abb. 12a: Implantatschlüsselmodell.

160	                                                                DENTALE IMPLANTOLOGIE       |   Jg. 24   |   Ausgabe 03   |   Mai 2020    |   158 – 163
IMPLANTOLOGIE

Abb. 12b und c: Modellherstellung

Abb. 13: Modellherstellung.                                                    Abb. 14: Modellherstellung

Abb. 15 und 16: Herstellung des Provisoriums.

fens befestigter Mukosa. Dann wurde der Lappen mit einem                       men werden. Für die Umsetzung wurde das Modell
Papillenraspatorium zuerst etwas angehoben und dann scharf                     eingescannt. Digital wurde jetzt die endgültige Krone konst-
epiperiostal weiterpräpariert. Die Verschlussschraube wurde                    ruiert. Dabei kam das Ceramill CAD/CAM-System von Amann
aus dem Implantat entfernt und die provisorische Krone ein-                    Girrbach GmbH zum Einsatz. Im Ceramill Map Scanner wur-
gegliedert. Der interdentale Wundverschluss erfolgte mit Pro-                  den die erforderlichen Modelle eingescannt bzw. digitalisiert
lene 6.0 (Ethicon, Johnson & Johnson Medical) in Form von                      (Abb. 19). Da die Zahnform schon vorgegeben war, konnte
vertikalen Matratzennähten (Abb. 18).                                          man über einen Situationsscan die spätere Form im Scan er-
                                                                               fassen und musste danach lediglich die zu verblendende Flä-
Fertigstellung und Eingliederung der definitiven Krone                         che reduzieren. In der Ceramill Mind Konstruktionssoftware
Nun konnte die Reaktion der Gingiva abgewartet, eine ge-                       wurden alle weiteren Schritte in der Folge abgearbeitet und
naue Zahnfarbkontrolle erfolgen sowie eventuelle Formkor-                      die Krone schließlich in der Ceramill Motion Fräs- und Schleif-
rekturen analysiert und in die definitive Versorgung übernom-                  einheit aus Zirkon (Ceramill ZI) gefräst. Wichtig war hierbei,

DENTALE IMPLANTOLOGIE         |   Jg. 24   |   Ausgabe 03   |   Mai 2020   |   158 – 163161
IMPLANTOLOGIE

   Abb. 17: Freilegung.                                           Abb. 18: Einschrauben des Provisoriums.

   Abb. 19: Konstruktion.                                         Abb. 20: Schraubenkanal.

    Abb. 21: Schraubenkanal.                                      Abb. 22: Farbwahl mit dem PolarEyes-Filter.

   dass der Schraubenkanal in Zirkon gefasst blieb (Abb. 20 und   lisiert und verblendet (Abb. 25 und 26). Nach Fertigstel-
   21). Hierdurch war beim Einschrauben der Implantatkrone        lung der Krone wurde sie mithilfe von Multilink Implant
   eine gute Führung vorhanden und die Verblendung konnte         und Monobond Plus (Ivoclar Vivadent) mit einer Titanba-
   nicht versehentlich durch den Schraubendreher beschädigt       sis für CAD/CAM (Thommen Medical) verklebt.
   werden. Für die genaue Farbwahl wurden die Zähne mit ei-       Vom Zahnarzt wurde die provisorische gegen die defini-
   nem PolarEyes-Filter fotografiert, um die genauen Strukturen   tive Krone ausgetauscht (Abb. 27).
   des Zahnes und seiner einzelnen Schichten zu analysieren und   Mithilfe dieser Technik war es möglich, den ursprüngli-
   später in Keramik umzusetzen (Abb. 22-24).                     chen Wurzeldurchmesser zu erhalten und nicht über eine
   Im Anschluss wurde die Zirkonkrone mit Hilfe von Indivi-       lange zeitaufwändige Ausformung neu gestalten zu
   dualmassen (Creation ZI CT Firma Willi Geller) individua-      müssen.

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IMPLANTOLOGIE

Abb. 23 und 24: Farbwahl mit und ohne Filter.

Abb. 25 und 26: Schichtung der Krone.

                                                                                  Dr. Dr. Dieter Edinger

                                                                                  Nach dem Studium der Medizin und Zahnmedi-
                                                                                  zin in Göttingen, Düsseldorf und Würzburg 1977
                                                                                  ärztliche, 1979 zahnärztliche Promotion. An den
                                                                                  Universitäten in Würzburg und Göttingen sowie
                                                                                  am Bundeswehrkrankenhaus Hamburg Weiter-
                                                                                  bildung in der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, 1983 die
                                                                                  entsprechende Facharztanerkennung. Seit 1985 in eigener Praxis
                                                                                  in Hamburg, seit 1991 Privatpraxis. Nach anfänglich überwie-
                                                                                  gend chirurgischer Tätigkeit zunehmend auf prothetischem, im-
                                                                                  plantologischem und mikrochirurgischem Gebiet aktiv. Seit 1998
                                                                                  Anerkennung des Tätigkeitsschwerpunktes Implantologie.
Abb. 27: Finale Situation.

                                                                                  ZTM Mark Bultmann
Literaturverzeichnis unter
www.dimagazin-aktuell.de/literaturlisten                                          Seit 1996    Zahntechniker
                                                                                  Seit 2003    Referent für Vollkeramische
                                                                                               Systeme
Bilder, soweit nicht anders deklariert:                                           März 2006 Gründung des Zahntechnischen La-
© Dr. Dr. Edinger, ZTM Bultmann                                                                bors Via Denta mit dem Tätigkeits-
                                                                                               schwerpunkt Ästhetische Zahntech-
                  w          Dr. Dr. Dieter Edinger                                            nik in Vollkeramik
          i       w
                  w          Großer Burstah 31 · 20457 Hamburg                    2012         Externe Meisterprüfung in Hamburg
                                                                                  Durchführung von praktischen Kursen im
                             Tel. 040 367060 · www.dr-edinger.de
                                                                                  Bereich der Vollkeramik
                                                                                  Aktives Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Zahnheilkunde
                             ZTM Mark Bultmann
                                                                                  Mitglied der DGZMK
                             ViaDenta GmbH                                        Veröffentlichungen in verschiedenen Fachzeitschriften
                             Moorweg 34 · 26789 Leer
                             Tel. 0491 4544095 · info@via-denta.com

DENTALE IMPLANTOLOGIE           |   Jg. 24   |   Ausgabe 03   |   Mai 2020   |   158 – 163163
IMPLANTOLOGIE

   Chemischer Ablauf von GalvoSurge®.

   Mit Ionen zur Langzeitstabilität von Implantaten
   Ein neues aerosolfreies Konzept zur erfolgreichen Periimplantitis-Therapie

   Ziel einer erfolgreichen Therapie der Periimplantitis ist die Entfernung des dysfunktionalen Biofilms und die Aufrecht-
   erhaltung der Entzündungsfreiheit. Eine neue Therapieoption ist das elektrolytische Reinigungsverfahren GalvoSur-
   ge®, das den bakteriellen Biofilm vollständig entfernen kann. Die Entwicklung der Technologie erfolgte durch eine
   deutsch-schweizerische Forschergruppe. Die klinische Forschung, Entwicklung und Optimierung der Operationstech-
   niken erfolgte im Kompetenzzentrum für periimplantäre Erkrankungen in Forchheim.

   Problemstellung Periimplantitis                                     erfolgte durch eine deutsch-schweizerische Forschergruppe.
   Periimplantitis ist eine Erkrankung, die mit Entzündung des         Die klinische Forschung, Entwicklung und Optimierung der
   periimplantären Knochens und des Weichgewebes und pro-              Operationstechniken erfolgte im Kompetenzzentrum für peri-
   gredientem Knochenabbau einhergeht. Das Ausmaß des Kno-             implantäre Erkrankungen in Forchheim und wird durch die
   chenabbaus bestimmt den Schwellwert, ab dem ein Implantat           dort stattfindende klinische Forschung permanent weiterent-
   als krank oder gesund angesehen wird. Je nach Definition            wickelt.
   erkranken 5-22% der Implantatträger [1,2] an Periimplantitis.
   Bakterielle Biofilme sind eine der Hauptursachen für das kom-       Effektive und effiziente Dekontamination
   plexe, multifaktorielle Krankheitsbild der Periimplantitis und      von Implantatoberflächen
   damit für den frühzeitigen Verlust von Zahnimplantaten. Ziel        Mit keinem der bisher praktizierten ablativen Verfahren zur
   einer erfolgreichen Therapie der Periimplantitis ist die Entfer-    Dekontamination der Implantatoberfläche gelingt eine vor-
   nung des dysfunktionalen Biofilms und die Aufrechterhaltung         hersagbare, komplette Biofilmentfernung. Gründe dafür mö-
   der Entzündungsfreiheit. Da Oberflächen des Implantates, die        gen der schwierige Zugang zu den typischen kraterförmigen
   der Keimflora der Mundhöhle ausgesetzt sind, sich schnell           Knochendefekten und die rauen Implantatoberflächen sein.
   wieder bakteriell besiedeln, würde selbst die Entfernung aller      Besonders an den Gewindeunterseiten der Implantate ist der
   Bakterien keine nachhaltige Heilung der periimplantären Ent-        Zugang eingeschränkt (Abb. 1 und 2). Pulverstrahlverfahren,
   zündung erlauben [3]. Dafür wäre eine Regeneration des os-          mit NaCl getränkte Wattepellets, Titanbürsten und Laserbe-
   sären Defektes in Kombination mit einer Reosseointegration          handlungen scheitern alle an den eingeschränkten Zugangs-
   der zuvor kontaminierten Implantatoberfläche entscheidend           möglichkeiten zur Implantatoberfläche. Schleift man die Im-
   – das ist bislang mit keiner bekannten Methode zuverlässig          plantatoberfläche blank und poliert sie, verteilt man Titan- und
   gelungen. Kommt es zu keiner, bzw. unvollständiger Regene-          Schleifmittelpartikel in die umliegenden Gewebe und
   ration, ist das Rezidivrisiko signifikant erhöht. Für die erfolg-   schwächt das Implantat. Diese Probleme führten dazu, dass
   reiche Regeneration eines periimplantären Defektes muss das         eine nachhaltige Therapie der Periimplantitis nicht möglich
   Implantat gereinigt, ein Knochenabbau durchgeführt und              war und sehr hohe Rezidivraten von bis zu 100% auftraten
   dieser bis zur Ausheilung mit einem Weichgewebslappen ab-           [4]. Zudem traten bei den meisten ablativen Verfahren Aero-
   gedeckt werden. Gerade letzteres erfordert große chirurgi-          sole auf. Solche Verfahren müssen nicht nur in der aktuellen
   sche Erfahrung und ausgefeilte Techniken.                           Covid-19 Krise zurückhaltend angewandt werden. Es ist zu
   Schlussendlich muss die lokale Behandlung der Periimplantitis       erwarten, daß sich das Risikobewußtsein künftig verändern
   in ein Therapiekonzept integriert werden, das dem komple-           wird, um der Gefahrenlage gerecht zu werden.
   xen, multifaktoriellen Krankheitsbild der Periimplantitis ge-       Um diese Problematik zu lösen, hat der Forchheimer Implantologe
   recht wird.                                                         PD Dr. Dr. Markus Schlee gemeinsam mit der oben genannten
   Im Folgenden wird ein elektrolytisches Reinigungsverfahren          Forschergruppe das GalvoSurge®-Reinigungssystem entwickelt,
   (GalvoSurge®) vorgestellt, welches den bakteriellen Biofilm         das die weltweit erste wirksame Bekämpfung des Biofilms auf Im-
   vollständig entfernen kann. Die Entwicklung der Technologie         plantaten ermöglicht, ohne die Oberfläche zu beschädigen. Das

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