Faktor mensch Qualitätsmanagement erfordert neue Maßstäbe und Methoden.

 
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Faktor mensch Qualitätsmanagement erfordert neue Maßstäbe und Methoden.
09     Ausgabe 2017
                                                                                                                                                                                            14. Jahrgang

                                                                                                                                            So
                                                                                                                                           thender
                                                                                                                                                       ma

                                                                                               faktor
                                                                                               mensch
                                                                                                 Qualitätsmanagement erfordert
                                                                                                 neue Maßstäbe und Methoden.
P. b. b. Verlagspostamt 1170 Wien, vertriebskennzahl GZ 02Z034501, Einzelheftpreis: EUR 4,−

                                                                                                            26                                    28                                      50
                                                                                              sicherheit                       interview                                   risiko
                                                                                              Zero Outage – das Null-Fehler-   Wirtschaftsminister Harald Mahrer über      Strategisches Risikomanagement
                                                                                              Prinzip für eine stabile ICT.    Open Innovation und nationale Sicherheit.   macht sich bezahlt.
Faktor mensch Qualitätsmanagement erfordert neue Maßstäbe und Methoden.
Faktor mensch Qualitätsmanagement erfordert neue Maßstäbe und Methoden.
inhalt        >

Ein Wort vom                                REport Plus das unabhängige Wirtschaftsmagazin

                                                 faktor mensch. Qualität bedeutet                           Report(+)plus-umfrage.
                                            4    Exzellenz auf allen Ebenen.                          14 Was halten Sie von Qualitätsmanagement?

Ang e l a H e i s s e n b e rg e r
               Redakteurin Report(+)PLUS

gut ist nicht
genug                                                                                                                                                            3

           Der technologische Wandel

  >        macht QualitätsmanagerIn-
           nen das Leben schwer. Mehr
Software-Komponenten, komplexere
Wertschöpfungsketten und kürzere
                                             28                                                        30
                                             »ambitionierte ziele«                                      Die Null-Fehler-Strategie
Produktzyklen setzen die Hersteller
                                             Wirtschaftsminister Harald Mahrer im                       Der Ausfall eines IT-Systems kann sehr
immens unter Druck. Dienstleister sind
                                             Report(+)PLUS-Interview über Anreize                       teuer kommen. Nicht immer sind tech-
mit hohen Kundenerwartungen und              für Gründer und Open Innovation.                           nische Probleme die Ursache.
disruptiven Umbrüchen konfrontiert.
   Qualitätssicherheit ist zweifellos ein
                                                   Gemeinsam ans Ziel. Eine neue                               Entscheidende Türöffner. Zertifizie-
zentraler Punkt auf der Management-         16     Qualität des Leadership ist gefragt.                42      rung als Beweis für höchste Qualität.
Agenda. Stetig müssen heute bewährte
Standards an neue Herausforderungen                Fakten. Wissenswertes aus der                               IT-Security. Schnelle Eingreiftruppen
                                            24     IT-Welt.                                            46      für Unternehmen.
angepasst werden. Doch sie allein
reichen nicht aus, um für die Zukunft              Mit Power zum Industriestandard.                            Take a Chance on Me. Wie Risiko
gewappnet zu sein. Es braucht wirksa-       36     Kommentar von Stephan Kasulke.                      50      sein negatives Image verlieren kann.
me Qualitätsmanagement-Modelle, die
                                                   Das Qualitätsversprechen. Eine                              Satire. Qualplakat 2017.
den gesamten Prozess in einem Unter-        38     starke Marke gibt Sicherheit.                       58      Ein Rundgang von Rainer Sigl.
nehmen und die beteiligten Personen
einbinden. Die Schwachstelle kom-
plexer Systeme ist der Mensch – und
                                                   IMPRESSUM
zugleich ihre große Chance. Denn Inno-
                                                   Her­­aus­­ge­­ber/Chefredakteur: Dr. Al­­fons Flat­­scher [flatscher@report.at] ­­Verlagsleitung:
vationen werden nicht von Maschinen
                                                   Mag. Gerda Platzer [platzer@report.at) Chef vom Dienst: Mag. Bernd Affenzeller [affen-
geschaffen, sondern von Führungskräf-              zeller@report.at] ­­Re­­dak­­ti­­on: Mag. Angela Heissenberger [heissenberger@report.at], Martin
ten und MitarbeiterInnen, die ein Ohr              Szelgrad [szelgrad@report.at] AutorInnen: Andre Exner, Mag. Karin Legat, Mag. Rainer Sigl.
auf Seite der KundInnen haben. Wie                 Lay­­out: Report Media LLC Produktion: Report Media LLC, Mag. Rainer Sigl Druck: Styria
                                                   Me­­dien­­in­­ha­­ber: Re­­port Ver­­lag GmbH & Co KG, Lienfeldergasse 58/3, A-1160 Wien
der Sprung von »gut« zu »exzellent«                Te­­le­­fon: (01) 902 99-0 Fax: (01) 902 99-37 E-Mail: office@report.at Web: www.re­­port.at
gelingen kann, zeigt Report(+)PLUS in
diesem Schwerpunktheft.

                                                                                                                        www.report.at            09 - 2017   >
Faktor mensch Qualitätsmanagement erfordert neue Maßstäbe und Methoden.
>        Titel

                      Der Faktor Mensch
                                    Die Zeiten, als Qualität vor allem Zuverlässigkeit
                                        und solide Fertigung bedeutete, sind vorbei.
                                    Heute schließt der Begriff auch ökologische und
                                       soziale Nachhaltigkeit ein und erfordert neue
                                               Maßstäbe. Die bloße Vermeidung von
                                       Fehlern greift zu kurz: Qualitätsmanagement
                                              strebt nach Exzellenz auf allen Ebenen.
                                                                     Von Angela Heissenberger
4

                                                    Die Latte liegt hoch: Was
                                                   enttäuscht, wird nicht mehr
                                                   gekauft. Kunden haben die
                                                    Wahl und nutzen sie auch.

    >   09 - 2017   www.report.at
Faktor mensch Qualitätsmanagement erfordert neue Maßstäbe und Methoden.
Titel        >

                             »Qualität besteht, wenn der
                    >        Preis längst vergessen ist«,
                             sagte einst Henry Royce, Mitbe-
                   gründer der legendären Automobilmarke
                   Rolls-Royce. Dieses Zitat hat heute noch
                   Bestand – und doch ist die Sache heute um
                   einiges komplizierter. Der Begriff Qualität
                   implizierte seit jeher etwas Hochwertiges,
                   für das Kunden auch gerne etwas mehr be-
                   zahlen. Dieser Aspekt gilt weiterhin, zusätz-
                   lich bestimmen aber neue Kriterien das Ver-
                   ständnis von Qualität. Das Produktangebot
                   wird immer breiter und komplexer. Kunden
                   sind kritischer und anspruchsvoller – und
                                                                        5
                   legen andere Qualitätsmaßstäbe an, zumal
                   Unterschiede bei Produkten und Dienstlei-
                   stungen nicht immer auf den ersten Blick er-
                   kennbar sind.
                       »Geiz ist geil« zum Trotz wird Qualität
                   zumeist sehr wohl geschätzt. Wer beim Preis
                   spart, nimmt bewusst Abstriche bei der Ver-
                   arbeitung, den Inhaltsstoffen oder im Service
                   in Kauf. Die Latte liegt dennoch hoch: Was
                   enttäuscht, wird nicht mehr gekauft. Kunden
                   haben die Wahl und nutzen sie auch.

                   >> Mehrwert ist gefragt
Faktor mensch Qualitätsmanagement erfordert neue Maßstäbe und Methoden.
>        Titel

           geschätzt. Auch regionale Herkunft gilt je-
        dem Dritten als Zeichen für Qualität.
            Eine untergeordnete Rolle spielen da-
        gegen Gütesiegel. Nur 20 % achten beim
        Einkauf auf diese Kennzeichnung. »Die

                                                                  80%
        teils erheblichen Kosten der Hersteller
        und Händler für Qualitäts- und Gütesie-
                                                                                           der
        gel spiegeln sich nicht in der Verbraucher-
        anerkennung wider. Viele Verbraucher wis-                                          Kunden
        sen nicht über die strengen Kontrollen                    würden für ein hochwertiges Produkt
        und Prüfungen Bescheid, die Lebensmittel                  mehr Geld ausgeben. Besonders
        durchlaufen und die hinter den Siegeln ste-               ausgeprägt ist diese Haltung bei
                                                                  Spielsachen.
        hen«, erklärt DGQ-Expertin Sylvia Wegner-
        Hambloch.
            Dem Consumer Index des Meinungsfor-
        schungsinstituts Gfk zufolge steigt die Zahl
        der qualitätsorientierten Käufer stetig. Seit
        2015 schlägt sich der Trend zum höherwer-
        tigen Einkauf auch in der Entwicklung der
        Markensegmente nieder. Eine Erhebung der
        Beratergesellschaft pwc kam zu einem ähn-
        lichen Ergebnis. Laut TÜV Süd sind Kon-
        sumenten bereit, für bessere Qualität und
        Sicherheit mehr zu bezahlen – besonders
        ausgeprägt ist diese Haltung bei Spielsachen
        für Kinder. 80 % der Kunden würden für ein
        hochwertiges Produkt mehr Geld ausgeben.
6

         Gründe für den Kauf von Markenprodukten
                                           66 %          Weil ich von der Qualität des Produkts überzeugt bin

                                           66 %          Weil ich bereits gute Erfahrungen mit dem Produkt gemacht habe

                                           54 %          Weil ich gute Erfahrungen mit anderen Produkten des Herstellers gemacht habe

                                           43 %          Weil das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt

                                           41 %          Weil ich dem Hersteller vertraue

                                           35 %          Weil das Produkt in Testberichten (z.B. Stiftung Warentest, Ökotest) empfohlen wird

                                           25 %          Weil das Produkt in Deutschland hergestellt worden ist (Made in Germany)

                                           18 %          Weil der Hersteller eine besondere Produktgarantie übernimmt

                                             8%          Weil das Produkt von anderen Verbrauchern in Internet-Foren empfohlen wird

                                             7%          Weil mich die Werbung des Herstellers anspricht

                                              1%
                                                                                                                                                  Foto: thinkstock, A.T.Kearney

                                                         Sonstiges (z. B. Geschmack, passendes Zubehör, keine Tierversuche)

                                             4%          Das hat keinen besonderen Grund.
          Basis: Befragte, denen in mindestens einer Kategorie (sehr) wichtig ist, dass es sich um ein Markenprodukt handelt,
          N = 944 (Mehrfachnennung)                                                                                                Quelle; PwC

    >   09 - 2017   www.report.at
Faktor mensch Qualitätsmanagement erfordert neue Maßstäbe und Methoden.
Titel        >

     Das klassische Preis-Leistungs-Verhältnis erweist sich
für eine Neudefinition des Qualitätsbegriffes als zu stark
eingeschränkt. Auch der lange Zeit auf Zuverlässigkeit und
solide Fertigung gerichtete Fokus reicht nicht aus. An Um-
weltschutz, sorgfältigem Umgang mit Ressourcen, ökolo-
gischer und sozialer Nachhaltigkeit kommt kein Unterneh-
men vorbei, das sich nach internationalen Maßstäben po-
sitionieren will.

                                                                                             Fuhrparkmanagement,
Stephan Krubasik, A.T. Kearney: »Die Qualitätschampions
von morgen werden erst gekürt. Der richtige Zeitpunkt,
das eigene Unternehmen optimal aufzustellen, ist jetzt.«
                                                                                             das Zeit und Geld spart
     Während sich die Produktionsstandards weltweit ni-
vellieren und sich selbst vermeintliche »Billigprodukte« aus                                 T-Mobile hilft bei der effizienten Verwaltung
Asien um perfekte Verarbeitung und längere Lebensdauer                                       der Fahrzeugflotte
bemühen, schwappt bereits die nächste Trendwelle herein:
                                                                      7
Qualität erfordert künftig innovatives Denken und maßge-
schneiderte Prozesse und Produkte – je individueller, desto                                       Der Erfolg eines Unternehmens mit einem Fuhrpark steht und
lieber mag es der Kunde. Ist ein Auto aus deutscher Pro-                                     fällt mit der effizienten Steuerung der Fahrzeugflotte, dem optima-
duktion zuverlässiger als eines aus Korea oder Japan? Diese
                                                                                             len Einsatz der Mitarbeiter sowie der Disposition von Maschinen und
Frage wirft nicht erst seit der Abgasaffäre große Zweifel auf.
Auch ob die Bluse aus Bangladesch wirklich minderwer-
                                                                                             Geräten. Bei einer manuellen Koordination der Fahrzeuge per Telefon
tiger ist als eine in Österreich genähte, ist in einer globalen                              besteht zudem die Gefahr, schnell den Überblick zu verlieren. Die
Konsumwelt mit weitgehend austauschbaren Produkten                                           Konsequenzen sind steigende Kosten, der Verlust wertvoller Zeit und
nicht schlüssig zu beantworten. Hier können Unternehmen                                      unzufriedene Kunden.
punkten, die sich im Design, Individualität oder Service von                                      Mit den intelligenten Fuhrpark-Lösungen von T-Mobile ist es
der Masse abheben.                                                                           möglich, genau diese Prozesse zu optimieren. Sie unterstützen die
                                                                                             Unternehmen dabei, den Überblick über den gesamten Geschäfts-
>> Der Gesamteindruck zählt
Faktor mensch Qualitätsmanagement erfordert neue Maßstäbe und Methoden.
>        Titel

        NEUE MASSSTÄBE
                                                                                                          76%                         der
                                                                                                                                    Führungskäfte
                                                                                                           bewerten innovative Qualitätsmethoden als
                                                                                                           durchaus positiv, eingesetzt werden diese
          Basisfaktoren (Qualität)                      Zukunftsfaktoren (Exzellenz)                       aber nur in jedem dritten Unternehmen.
          Funktionalität                                Usability: Bedienbarkeit
          Ausstattung                                   Universal Design: Einfachheit, Ästhetik
          Wartungsfreundlichkeit                        Service-Design
          Haltbarkeit                                   Nachhaltigkeit: Ressourceneffizienz,
          Lebensdauer                                   Wiederverwertbarkeit
          Umweltfreundlichkeit                          CSR: ökosozialer Marktwert
          Zuverlässigkeit/Verlässlichkeit               Agilität: Flexibilität, Öffnung, Autonomie
          Liefertreue
          Sicherheit (Leib und Leben)                   Vertrauen, Transparenz, Ehrlichkeit
          juristische Absicherung                       Herkunft, Authentizität
          Schutz des geistigen Eigentums                Daten-/IT-Sicherheit
                                                                                                       zeiten. Die Ergebnisse sind alarmierend: Die
          nicht krankmachend                            gesundheitsfördernd                            Hälfte der befragten Führungskräfte geht da-
          Standardisierung / Vergleichbarkeit           Uniquability: Individualisierung,              von aus, dass kundenrelevante Qualitätspro-
                                                        maßgeschneiderte Prozesse und Produkte         bleme in den nächsten zehn Jahren weiter zu-
                                                                                                       nehmen werden. Ebenso jeder Zweite berich-
                                                        Personalisierung
                                                                                                       tet von abnehmender Wirksamkeit der Stan-
                                                        Einzigartigkeit                                dard-Qualitätsverfahren. Stephan Krubasik,
         Quelle: Zukunftsinstitut                                                                      Partner bei A.T. Kearney, plädiert deshalb
                                                                                                       für einen »neuen Qualitätsmanagement­
                                                                                                       ansatz Qualität 4.0«. Um Qualitätssysteme
                 Erfolgreichen Unternehmen gelingt es, mit
                                                                                                       zukunftssicher aufzustellen, sollten diese
8                exzellenz über sich hinauszuwachsen und                                               präventiver ausgerichtet sein und bereits bei
                 die wünsche und anforderungen der Kunden                                              der Produktkonzeption ansetzen.
                 sogar zu übertreffen.                                                                      76 % der Führungskräfte bewerten zwar
                                                                                                       innovative Qualitätsmethoden als durchaus
               In diesem Sinn darf sich Qualitäts-                                                     positiv, eingesetzt werden diese, wie etwa der
        management nicht bloß auf das Produkt                                                          »Social Media Radar« zur Identifizierung
        beschränken, sondern muss den gesamten                                                         von Handlungsfeldern, bislang aber nur in
        Prozess umfassen. Der Gesamteindruck ist                                                       einem Drittel der Unternehmen. Eine ähn-
        ein Mosaik aus vielen kleinen Erlebnissen,                                                     liche Diskrepanz gibt es bei Methoden zur
        die der Kunde bei der Suche und Beratung,                                                      Qualitätssteigerung in der gesamten Liefer-
        beim Bezahlen, bei der Lieferung und Mon-                                                      kette. Gerade durch den technologischen
        tage, beim Anruf bei der Service-Hotline und                                                   Wandel eröffnen sich jedoch derzeit große
        schließlich bei der Entsorgung hat. Entschei-                                                  Chancen, so Krubasik: »Für Themen wie
        dend ist der Mehrwert: Wurde früher darauf                                                     Elektromobilität, Autonomes Fahren und
        geachtet, dass Produkte keine giftigen, ge-                                                    Industrie 4.0 werden die Qualitätschampi-
        sundheits- oder umweltschädliche Substan-                                                      ons von morgen erst noch gekürt. Der rich-
        zen enthalten, müssen sie heute wie auch                                                       tige Zeitpunkt, das eigene Unternehmen hier
                                                        Ernst Brunner, Hagleitner Hygiene Inter-
        Dienstleistungen jeder Art möglichst auch       national: »Im Mittelpunkt steht immer der      optimal aufzustellen, ist jetzt.«
        noch gesundheitsfördernd sein – egal, ob es     Mensch. Er ist die verbindende Klammer.«
        sich um Baumaterial, ein Spielzeug oder ein                                                    >> Null-Fehler-Mitarbeiter > Zukunftssichere Systeme    09 - 2017       www.report.at
Faktor mensch Qualitätsmanagement erfordert neue Maßstäbe und Methoden.
Titel          >

                                        turierte sowie nachhaltige Wissensvermitt-       Widerspricht nicht die konsequente Dis-
                                        lung tut ihr Übriges«, bestätigt Hagleitner-     ziplin der Qualitätsmanagement-Systeme
                                        Geschäftsführer Brunner.                         dem flexiblen Denken und Handeln, das
                                             Qualität ist für Kunden selbstverständ-     dem einzelnen Mitarbeiter autonome Ent-
                                        lich geworden. Erst Beschwerden über Män-        scheidungsspielräume zugesteht?
                                        gel rufen wieder in Erinnerung, welchen Stel-         Einig sind sich Experten in der Aus-
                                        lenwert gute Produkte und Dienstleistungen       richtung: Nicht der Null-Fehler-Mitarbei-
                                        haben. Professionelles Qualitätsmanage-          ter, der aus Angst nichts Neues mehr wagt,
                                        ment auf die Suche nach Fehlern zu reduzie-      ist das Ziel. Vielmehr muss das Streben
                                        ren, ist längst überholt, wenngleich unzählige   nach Verbesserung im Vordergrund stehen.
                                        Normen, Zertifizierungen, Kontrollsysteme        Wer den Faktor Mensch nicht als Schwach-
                                        und Produkttests diese Intention heute           stelle, sondern als Ideenquelle begreift, die
                                        nahelegen.                                       zwar manchmal auch Sand ins Getriebe
                                             Doch wie lässt sich die geforderte Stan-    spült, ansonsten aber frisch und belebend
                                        dardisierung von Abläufen mit dem Wunsch         wirkt, ist auf dem besten Weg zu einer inno-
                                        nach kreativen Freiräumen vereinbaren?           vativen QM-Kultur.                        n

Deutlicher Nachholbedarf bei der umsetzung
                                                                                                Zu erwartender Vorteil im
Wichtige Innovationen im Qualitätsmanagement                                                    Vergleich zur Anwendungsrate

            Community-            Systematische Bewertung von online Kunden-Feed-                88 %
            Feedback in Echt-     back als Frühwarnsystem für akute Qualitätsprobleme
                                                                                                 32 %
            zeit                  und als Indikator für künftige Produktspezifikationen

                                                                                                 86 %                                            9
                                  Ferndiagnose und -reparatur von Qualitätsproblemen
            Ferndiagnose          im Feld zur Steigerung der Servicequalität und zur             28 %
            und -reparatur        Kostensenkung

                                  Definition und Validierung von gesamten Systemen               81 %
            Systement-            einer Kundenfunktion, bestehend aus Hardware,
            wicklung 2.0          Software plus zugehöriger Parametrisierung zur                 54 %
                                  Steigerung der Systemqualität

                                                                                                 80 %
                                  Systematische Analyse von Qualitätssensoren/funkti-
            Big Data im           onsübergreifenden Daten als Grundlage für präventive           50 %
            Bereich Qualität      Qualitätsmaßnahmen

                                                                                                 80 %
                                  Verwendung historischer Robustheits- und Zuverläs-
            Prädiktive            sigkeitsdaten und Schadensparameter zur Überprü-               50 %
            Qualität              fung und Anpassung von Prüfplänen, um künftiges
                                  Qualitätsverhalten und Garantiekosten vorherzusagen

            Advanced Supply
                                  Virtuelle Verknüpfung verschiedener Datenquellen               76 %
                                  bzgl. Lieferantenqualität entlang der Wertschöpfungs-
            Chain Qualitäts-                                                                     42 %
                                  kette, um Probleme ermitteln und vorhersagen zu
            management
                                  können

                                                                                                 73 %
                                  Tiefe Integration von Qualitätsmanagement-Metho-
            Qualität und
                                  den und -Prozessen, wie Analyse und Validierung des            22 %
            Industrie 4.0
                                  Qualitätsrisikos, in Produktionsinnovationen

      Anteil der Befragten, die große Vorteile in der             Anteil der Befragten, deren Unternehmen die
      genannten Innovation sehen                                  Methode anwenden
                                                                                                                      Quelle: A.T. Kearney

                                                                                                        www.report.at         09 - 2017      >
Faktor mensch Qualitätsmanagement erfordert neue Maßstäbe und Methoden.
>    IT-Sicherheit

        Walter Sedlacek ist Manager ESARIS Global
        Governance, Enhancement and Operations
        im Qualitätsbereich von T-Systems und Lei-
        ter des Arbeitskreises Security des Vereins
        »Zero Outage«. Er spricht über die Aufmerk-
        samkeit für Sicherheit und eine dringend
        benötigte Normierung von Qualitäts- und
        Sicherheitsprozessen in Unternehmen.
        Von Martin Szelgrad

         »Es sollten nur noch ausreich

10
        ans Netz gehen
      >
                 (+) plus: Security wird in den       nisch gute Lösungen. Es gibt Firewalls und           (+) plus: Es ist also nicht ausreichend,
                 meisten Unternehmen als wich-        Virenschutz, gute Sicherheitskonzepte. Was       sich auf technische Vorkehrungen zu verlas-
                 tiges Thema erachtet, allerdings     es aber kaum gibt, ist eine Gesamtsicht auf      sen? Man muss sich auch auf die Aufmerk-
     betrifft dies vor allem eine technische Ebene.   das Thema – so wie es auch mit dem »Zero         samkeit der Anwender verlassen können?
     Wie sieht Ihr Ansatz hier aus?                   Outage«-Ansatz unternommen wird. Se-                 Sedlacek: Auf jeden Fall. Dazu müssen
         Walter Sedlacek: Gemeinsam mit einigen       curity wird hier aus allen Ecken beleuchtet,     diese aber entsprechend trainiert und auch
     Firmen haben wir vor wenigen Jahren eine         alle Abteilungen in Unternehmen sind in-         getestet werden – etwas, was auch wir regel-
     Art Landkarte entwickelt, wie IT-Sicherheit      volviert und arbeiten damit. Typischerwei-       mäßig in unserer Organisation tun. E-Mails,
     in Unternehmen aussehen sollte. Jeder hat-       se finden Sie in Unternehmen Security-Ab-        die auf verseuchte Internetseiten verlinken,
     te seine wichtigsten Themen eingebracht          teilungen vor, in denen sich eine Handvoll       kann man sich heutzutage in zehn Minu-
     und aus den unterschiedlichen Perspekti-         Fachleute auf ihrem Gebiet perfekt ausken-       ten erstellen. Die Baukästen dafür sind nicht
     ven wurde ein umfassender Katalog erstellt:      nen. Die restlichen 7.000 Mitarbeiter haben      schwer zu bekommen. Um hier bei Mitar-
     Client-Systeme, Server, Unternehmenspro-         von dem Thema aber keine Ahnung. Unsere          beitern eine »Awareness« für diese Gefahren
     zesse und viele, viele andere Dinge – Tech-      Idee eines Security-Konzepts ist die inhä-       im Tagesgeschäft des E-Mail-Verkehrs zu
     nologie selbst macht hier gerade einmal 20       rente Integration in alle Einheiten und Teile    fördern, sind wiederholend Informationen
     Prozent aus. Sich zu schützen ist die eine Sa-   einer Organisation – das geht bis in den         wichtig. Die gilt für alle: vom Top-Manage-
     che – was aber macht man, wenn man be-           Einkauf, die Finanz und SAP-Abteilungen.         ment bis nach ganz unten.
     reits befallen ist? Es sind Fragen und Aufga-    Ein Beispiel: Die IT-Abteilung kann ihre
     ben für die Organisation, für eine effiziente    Firewall bestmöglich konfigurieren. Das ist          (+) plus: Sollte man die Mitarbeiter
     Vorgehensweise und richtige Reaktionen im        aber sinnlos, wenn die HR neue Leute ein-        hiermit nicht auch im Privaten abholen?
     Falle, wenn tatsächlich einmal etwas passiert.   stellt, die einen eindeutigen Hacker-Hinter-     Viele nutzen ihre privaten Geräte am Ar-
     Welche Prozesse sollten laufen? Welche Un-       grund haben.                                     beitsplatz.
     ternehmensteile, Partner und auch Kunden              Wenn ein Sicherheitsvorfall passiert, ist       Sedlacek: Nun, hier kommt es einfach
     werden einbezogen? Welchen Ausbildungs-          es wichtig zu wissen, an welcher Stelle dies     auf die Härtung der Systeme im Unterneh-
     grad haben die Mitarbeiter? Alle dies muss       zuerst aufgetreten ist und wie schnell es sich   men an und inwieweit mit Privatgeräten
     ineinandergreifen.                               verbreitet. Wird dies am Service-Desk kor-       überhaupt am Arbeitsplatz gearbeitet wer-
                                                      rekt bekannt gegeben und aufgenommen,            den darf. Als Arbeitgeber hat man natürlich
         (+) plus: Wie ist die Situation bei Un-      kann auch richtig reagiert werden. Dieser        keinen Einfluss, was die Leute zuhause tun.
     ternehmen dazu in Österreich? Gibt es Si-        Prozesse muss entsprechend implementiert         Aber: Auch auf Endgeräten wie etwa einem
     cherheitslücken, gibt es einen großen Auf-       werden, über alle Abteilungen hinweg, zen-       iPhone können sensible Firmendaten mit
                                                                                                                                                       Foto: T-Systems

     holbedarf?                                       tral organisiert. Ein verseuchter PC kann        einer Containerlösung verschlüsselt und
         Sedlacek: Aus meiner Sicht gibt es Auf-      dann schnell und gezielt vom Netz genom-         gesichert werden – bei Geräteverlust las-
     holbedarf. Man hat punktuell schon tech-         men werden.                                      sen sich die Daten da auch aus der Ferne

 >   09 - 2017   www.report.at
IT-Sicherheit               >

                                                                                                      Walter Sedlacek, T-Systems: »Auch im
                                                                                                      Straßenverkehr ist normiert, dass das Auto
                                                                                                      regelmäßig zum Service muss.«

                                                                                                      Betrieb eines Fahrzeuges: Normiert ist, dass
                                                                                                      das Auto regelmäßig in die Werkstatt zum
                                                                                                      Service muss. Wer das nicht macht, darf nicht
                                                                                                      mehr fahren. Ich würde mir wünschen, dass
                                                                                                      analog ebenfalls nur ausreichend gewartete
                                                                                                      PCs ans Netz gehen dürfen.

                                                                                                          (+) plus: Wer setzt ESARIS bereits ein?
                                                                                                          Sedlacek: Kundennamen darf ich – ty-
                                                                                                      pisch für die Sicherheitsbranche – nicht nen-
                                                                                                      nen. Was ich sagen kann: Es sind große Un-
                                                                                                      ternehmen aus Bereichen wie Oil & Gas und

hend gewartete PCs
                                                                                                      dem Bankenumfeld.

                                                                                                          (+) plus: Wie aber können sich auch
                                                                                                      kleinere Unternehmen schützen? Gibt es et-

n dürfen«
                                                                                                      was, wovon auch Firmen unter einer Größe
                                                                                                      von 2000 Mitarbeitern profitieren können?
                                                                                                          Sedlacek: Wer möchte, kann hier auf ei-
                                                                                                      ne Durchdeklination der Empfehlungen bis
                                                                                                      zum letzten Bit zugreifen. Nach oben hin
                                                                                                      wird es dagegen immer generischer. Der Ab-
                                                                                                                                                           11
  löschen. Technisch ist das keine große He-        den. Das Regelwerk muss aber auch in klei-        straktionslevel ist frei wählbar und damit
  rausforderung mehr, das bieten auch ande-         ne Stücke für die unterschiedlichen Rollen        auch für KMU tauglich. Kleinere und mitt-
  re Dienstleis­ter an. Die meisten Sicherheits-    in den Unternehmen teilbar sein. Ein Netz-        lere Unternehmen gehen hier einfach nicht
  vorfälle passieren aber auch nicht aufgrund       werk-Administrator sieht damit einfach sei-       in die Detailtiefe, haben aber trotzdem das
  technischer Unzulänglichkeiten, sondern           ne für ihn relevanten Teile – die trotzdem in-    große Bild einer Sicherheitsarchitektur. Ein
  wegen prozessualer Fehler. Das kann ein           einandergreifen – und muss keine 500-Sei-         solcher Punkt in verschiedenen Detailgraden
  Passwort auf einem Zettel neben dem Bild-         ten-Normenschrift lesen. Ein weiterer ent-        ist die Notwendigkeit eines Virenscanners
  schirm sein, das jemand über eine gehack-         scheidender Faktor ist das Einbeziehen der        auf jedem PC. Was die Software genau kön-
  te Überwachungskamera ausliest – was tat-         Dienstleistungsebene des IT-Outsourcings,         nen muss, welche Heuristik angewendet wird
  sächlich bereits passiert ist. Angegriffen wird   ein Bereich, in dem wir ja auch tätig sind. Die   – das muss in einem kleineren Rahmen nicht
  immer über das schwächste Glied, also sind        großen Frameworks gehen nicht genügend            ausformuliert werden. Wichtig ist, dass es
  ganzheitliche Sicherheitsmaßnahmen nötig.         auf diesen Servicelevel in der IT ein, ESARIS     den Virenscanner überall gibt.
      So etwas gibt es in anderen Bereichen         tut dies sehr wohl.                                   Natürlich wird das Risiko eines Scha-
  schon lange: Brandschutzgesetze behandeln                                                           densfalls geringer, wenn man sich an tiefer-
  das Thema Sicherheit über einzelne Ebenen             (+) plus: Sie sprechen hier vor allem die     gehende Empfehlungen hält. Das geht bis
  hinaus. Bei IT-Sicherheit dagegen gibt es         Beziehung eines IT-Dienstleisters zum Un-         zum entsprechenden Config-File für den
  noch nicht einmal im Ansatz Gesetze oder          ternehmenskunden an?                              Cisco-Router oder Regeln für galvanische
  Normen. Letztere wollen wir mit dem Ver-              Sedlacek: Ja – das fängt schon beim Be-       Trennung von Netzwerken in einem Rechen-
  ein Zero Outage etablieren und auch Firmen        griff des »Kunden« an, den Sie in keiner ISO-     zentrum.
  dazu zertifizieren. Und wir wollen diesen         Norm finden werden.
  Weg auch mit unserem Security-Framework                                                                  (+) plus: Wenn Sie nun eine einfache
  ESARIS ebnen.                                         (+) plus: Das heißt: Ein Sicherheits-         Empfehlung für die IT-Sicherheit in Unter-
                                                    konzept, das über die eigenen Grenzen einer       nehmen geben wollen – was wäre diese?
       (+) plus: Was ist das Besondere an die-      Infrastruktur hinausgeht, braucht auch die             Sedlacek: Der wichtigste Sicherheitsfak-
  ser Lösung?                                       Mitarbeit des Unternehmenskunden.                 tor ist immer noch der User. Dieser sollte im
       Sedlacek: Zum einen ist ESARIS keine             Sedlacek: In einem ersten Schritt braucht     Umgang mit seinem PC über einen gewissen
  IT-Lösung, sondern ein Konzept, eine Si-          es die Akzeptanz beim Kunden, in einem            Hausverstand verfügen. Wachsam bleiben,
  cherheitsarchitektur. Sie kommt in Unter-         zweiten Schritt die Mitarbeit. Im klassischen     skeptisch gegenüber unerwarteten Zuschrif-
  nehmen ab 2000 Mitarbeitern zum Einsatz           IT-Outsourcing wird der Kunde erst invol-         ten und verdächtigen, tollen Versprechungen
  und unterstützt besonders auch die Arbeits-       viert, wenn es bereits brennt. In ESARIS sind     im Internet sein. Und bitteschön ein paar Eu-
  teilung in Firmen. Gerade bei globalen Wert-      regelmäßige Meetings vorgegeben, in denen         ro in einen Virenschutz investieren. Mit einer
  schöpfungsketten muss Security standardi-         mögliche Schwachstellen und wunde Punkte          gewissen Sensibilität ist schon viel gewon-
  siert werden – damit alle vom Gleichen re-        proaktiv diskutiert werden. Es ist wie beim       nen.                                       n

                                                                                                                     www.report.at       09 - 2017     >
>      Glossar

     Was bedeutet eigentlich ...
                         Qualität?                             Schon alleine für den Begriff »Qualität« gibt es eine Un-
                                                               menge verschiedener Definitionen, dazu kommen noch
                                                               zahlreiche unterschiedliche Arten von Qualität, die im
                                                               Wirtschaftsleben eine zentrale Rolle spielen, etwa die
                                                               Produkt- und Dienstleistungsqualität, die Prozessquali-
                                                               tät oder die Unternehmensqualität. Ein Schnelldurchlauf.

                                                                      Qual ität
                                                                      Qualität ist laut IS
                                                                                           O 9000-Norm de
                                                                      male eines Objek                      r »Grad, in dem ei
                                                                                           ts Anforderunge                    n Satz inhärenter
                                                                                                             n erfüllt«. Wenig                   Merk-
                                                                     Qualität, in welch                                          er hochtrabend
                                                                                          em Maß eine War                                        zeigt
                                                                     henden Anforder                        e oder eine Dienst
                                                                                          ungen entspricht.                      leistungen den be
                                                                                                             Inhärent bedeut                       ste-
                                                                     um zugeschriebe                                           et, dass es dabei
                                                                                         ne Merkmale wie                                         ni cht
                                                                     messbare Merkm                        etwa »schön« geht
                                                                                         ale wie Länge, Ge                      , sondern um obje
                                                                                                           wicht oder Mater                       ktiv
                                                                                                                              ialspezifikation.
                                                                                                                                                     n

                                                           Produkt- und Dienstleistungsqualität
12                                                         Die Service- oder Dienstleistungsqualität bezeichnet den Grad der Zielerreichung
                                                           einer beauftragten Dienstleistung. Dabei wird in der Betriebswirtschaftslehre zwi-
                                                           schen objektiver und subjektiver Dienstleistungsqualität unterschieden. Die objek-
                                                           tive Dienstleistungsqualität meint die konkret messbare Übereinstimmung des Ar-
                                                           beitsergebnisses mit dem vorab definierten Nutzen, die subjektive die vom Auftragge-
                                                           ber empfundene Übereinstimmung. Je eindeutiger die Zielanforderrungen im Vorfeld
                                                           definiert werden, desto klarer kann zwischen objektiver und subjektiver Servicequa-
                                                           lität unterschieden werden. Auch die Produktqualität bezeichnet die Erfüllung einer
                                                           Erfordernis oder Erwartung an ein Produkt, die entweder im Vorfeld festgelegt oder
                                                           üblicherweise vorausgesetzt oder verpflichtend ist.                              n

                                              ät
       Prozessqual it                                                   r Herstellungspro-
                                  ät  ve rst eh  t man die Qualität de
       Unter Prozes     sq ua lit                                          -, Produktions-
                                   t. Da   zu  zä hle n auch Entwicklungs
       zesse für ein Pr    od uk                                             sprozesse. Ziel
                                   en  t-, Ve rw  altun gs- und Beschaffung
       planungs-, Manag      em                                               Störungen ab-
                               se  in  im  me  r gleich er Qualität und ohne
       ist, dass die Prozes                                                     rechen. Eine
                                      iss e de  n Ku  nd en erwartungen entsp
                                 bn                                                     im ers­
        laufen und die Erge                                     gebnisse, die bereits
                 e Ke  nn za hl ist  de  r Prozentsatz der Er                   it er fo rdern,
        wichtig                                                      Nacharbe
                   es sd ur ch lau   f fe  hle rfrei sind und keine                          n
         ten Proz
                       nn te Fir  st  Pa  ss Yi eld (FPY).
         der so gena
                                                          Un ternehmensqualität
                                                         Unter Unternehmensqualität versteht man das
                                                                                                          Maß, mit dem ein Unternehmen oder eine
                                                         Organisation die an sie gestellten Erwartung
                                                                                                      en erfüllt. Dabei müssen alle Ebenen berück-

 Qual i tä ts-                                           sichtigt werden – vom Eigentümer über Mita
                                                                                                       rbeiter, Partner, Kunden und Lieferanten bis
            en t                                         zur Gesellschaft. Klassische Merkmale der Unte
 man agem ment (QM) ver-
                                                                                                         rnehmensqualität sind etwa Kundenzufrie-
                                                         denheit, Mitarbeiterloyalität, hohe Innovation
                                 ge                                                                     srate oder Kompetenz – auch die der Partner
             litätsmana                         Maß-     oder Lieferanten. Hoch ausgeprägte Unternehm
 Unter Qua                 a n   is atorischen                                                           ensqualität bedeutet, dass die jeweilige Or-
              a ll e  o rg
 steht m a n                               g der Pro-    ganisation die an sie gestellten Anforderungen
             ie   d e r  V erbesserun                                                                    sehr gut erfüllt und dadurch in der Lage ist,
 nahmen  , d                                damit den    dauerhaft herausragende Leistungen zu erbri
                , d er Le  is tungen und                                                              ngen und Ergebnisse zu erzielen.            n
  zessqualität                                ines Un-
              u   nd  D ie n st   leistungen e
  Produkten                  . 
                                                    n
               s  d ie n e n
   ternehmen
 >    09 - 2017    www.report.at
>    O-töne

       > die Grosse
         Umfrage
                                                           Qualitäts-
                                                           management
     In unserer von Normen, Produkttests und Zertifizierungen geprägten Welt wird Qualität als
     Zeichen hoher Zuverlässigkeit meist vorausgesetzt. Perfektion reicht jedoch nicht mehr aus,
     um sich von Mitbewerbern abheben zu können. Qualität muss sich als Mindset durch die ge-
     samte Leistungskette ziehen. Doch wie schaffen Unternehmen den Spagat zwischen der Mini-
     mierung von Fehlern und der geforderten Agilität? Report(+)PLUS hat sich bei Traditionsbe-
     trieben in Österreich umgehört.

     1          Welchen Stellenwert hat Qualitätsmanagement in Ihrem Unternehmen?

                                                   > Peter Spak
                                                   Geschäftsführer Hink GmbH

                                                        Qualitätsmanagement hat bei Hink ei-
                                                   nen sehr hohen Stellenwert, der in unserem
14
                                                   Betrieb durch die Expertise unserer Mit-
                                                   arbeiterInnen und größte Sorgfalt bei der
                                                   Rohstoffauswahl durchgängig gelebt wird.
                                                   Wesentlich ist die Wareneingangskontrolle
                                                   – eine strenge Rohstoffüberprüfung, die von
                                                   unseren fachkundigen ExpertInnen durch-
                                                   geführt wird.
                                                        Für uns gibt es einen Leitsatz, der diese
                                                   Philosophie auf den Punkt bringt: Qualität
                                                   ist, wenn der Kunde zurückkommt und nicht
                                                   das Produkt. Und das lässt sich nur sicher-
                                                   stellen, wenn es ein intaktes Qualitätsma-
                                                   nagement entlang der gesamten Wertschöp-
                                                   fungskette gibt.
      > Ludwig Gold                                                                                 > Friedher Rumpel
     Geschäftsführer Kardinal Schwarzenberg                                                         Vice President Quality, Zumtobel Group
     Klinikum
                                                                                                        Die Qualität unserer Produkte und
                                                                                                                                                  Fotos: Kardinal Schwarzenberg Klinikum, Zumtobel Group, Hink GmbH

          Als zweitgrößtes Krankenhaus im Bun-                                                      Services ist das Ergebnis vieler Prozesse
     desland Salzburg ist es unser Anspruch, Tag                                                    und Tools, resultiert aber in erster Linie
     für Tag ausgezeichnete Medizin und Pfle-                                                       aus dem Zusammenspiel der Menschen,
     ge zu bieten – von der Basisversorgung bis                                                     die sich dafür einsetzen. Unser Qualitäts-
     zur Spitzenmedizin. Deshalb ist für uns ein                                                    management schafft den Rahmen dafür
     gelebtes und tief verankertes Qualitätsma-                                                     und befähigt unsere Mitarbeiter, ihren Teil
     nagementsystem ein wesentlicher Bestand-                                                       zu einem qualitativ hochwertigen Produkt
     teil unseres Unternehmens. Die kontinu-                                                        beitragen zu können. Das Qualitätsma-
     ierliche Überprüfung unserer Prozesse ist                                                      nagement ist ein zentraler Erfolgsfaktor
     genauso wie das Erfüllen der strengen Qua-                                                     für die Produkte und Services der Zum-
     litätsvorgaben eine unabdingbare Aufgabe,                                                      tobel Group.
     um jeden einzelnen Patienten auf höchstem
     Niveau und in gleich hoher Qualität betreu-
     en zu können.

 >   09- 2017   www.report.at
O-Töne               >

 2         Wie gelingt es, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dafür zu begeistern?

> Ludwig Gold                                                                > Peter Spak
     Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter in einem Gesundheitsun-           Wir legen großen Wert auf ein familiäres Umfeld und be-
ternehmen ist bestrebt, jeden Tag seine Leistung zum Wohl der Pati-         mühen uns, unseren MitarbeiterInnen Ziele vorzugeben, die
enten zu erbringen. Daher ist es unsere Aufgabe, im Rahmen des Qua-         es auch erlauben, eigene Ideen und Vorschläge zu entwickeln.
litätsmanagements gemeinsam mit unseren Mitarbeitern Prozesse               Damit wollen wir die Eigenmotivation und Kreativität unseres
und Strukturen zu entwickeln, damit sie ihre eigenen Ziele erreichen        Teams fördern. Dazu gehört natürlich auch die Freiheit, ei-
können – und damit die Ziele des Klinikums. Das heißt, Begeisterung         genständig mitdenken und entwickeln zu können und so jene
für Qualität ist bereits in jedem Mitarbeiter vorhanden. Unsere Auf-        Produktinnovationen zu kreieren, für die Hink seit jeher steht.
gabe ist es, diese Begeisterung zu unterstützen und noch besser zur
Wirkung zu bringen.
                                                                             > Friedher Rumpel

 3
                                                                                 Während in vielen Unternehmen die Qualität als primä-
              Bleibt neben der Einhaltung höchs-                            re Aufgabe der Qualitätsorganisation gesehen wird, versu-
              ter Standards und Fehlervermei-                               chen wir bei der Zumtobel Group aus all unseren Mitarbei-
                                                                            tern »Quali-Täter« zu machen. Qualität sollte nicht als reine
              dung noch genügend Raum für                                   Prüfmaßnahme am Produkt verstanden werden, es sollte viel-
              Kreativität und Innovationen?                                 mehr ein Selbstverständnis jedes einzelnen Mitarbeiters sein,
                                                                            die Dinge richtig und mit unserem hohen Anspruch an Quali-
                                                                            tät auszuführen. Anstatt unsere Mitarbeiter zu kontrollieren,
 > Ludwig Gold
                                                                            entwickeln wir mit ihnen gemeinsam unser Qualitätsmanage-
      Für die fortlaufende Verbesserung unseres Qualitätsmanage-            ment weiter und versuchen ihnen Raum zu schaffen, der sie
 ments ist es nicht nur notwendig, bestehende Prozesse und Ab-              Verantwortung übernehmen lässt.
 läufe zu optimieren, sondern diese auch kritisch auf ihre Aktu-
 alität und Anwendbarkeit zu hinterfragen. Dieses Infragestellen
 bedeutet auch, mit Kreativität neue Lösungen zu finden – ebenso                                                                                          15
 wie es notwendig ist, medizinische und pflegerische Innovationen
 in die Abläufe neu einzugliedern. Jede Optimierung hat besonde-
 re Grenzen, die oft nur dadurch zu überwinden sind, dass Abläufe
 und Verfahren komplett neu aufgesetzt werden. Vorteilhaft für uns
 ist in diesem Zusammenhang der Zustrom von jungen Medizi-                     Rüsten Sie sich
 nern und Pflegekräften, die neueste Erkenntnisse und Methoden
 aus ihrer Ausbildung mitbringen. In interdisziplinären Teams wer-
                                                                               für die Zukunft!
 den diese dann zusammengeführt, ergänzt oder in gänzliche neu-
 en Abläufen umgesetzt.
                                                                             Skizzieren Sie gemeinsam
                                                                             mit uns Ihren Karrierepfad!
 > Peter Spak
     Kreativität und Innovation zu fördern, ist in unserem
 Unternehmen ein klares Ziel. In unserer Branche gibt es saisona-
 le Schwerpunkte, die wir mit unserem Team sehr gut abdecken
 können. Gleichzeitig gibt uns das die Möglichkeit, beispielsweise
 im Sommer mehr Zeit in Kreation und Produktinnovation zu in-
 vestieren.

 > Friedher Rumpel
      Als innovatives Unternehmen sind das Wissen und die Ideen
 unserer Mitarbeiter enorm wichtig für uns. Deswegen versuchen
 wir unsere Methoden und Richtlinien so aufzusetzen, dass genü-
 gend Raum für Kreativität und Selbstverwirklichung bleibt. Be-                                  Unsere Zertifikate sind
 sonders in der frühen Phase der Produktentstehung lässt unser                                      weltweit anerkannt!
 Qualitätsmanagement-System noch sehr viel Gestaltungsfreiheit
                                                                                                         Jetzt informieren:
 zu. Auf dem Weg zum finalen Produkt hingegen wird es engma-                                           Kursprogramm 2018
 schiger, um mögliche Fehler rechtzeitig erkennen und beheben
 und die hohe Qualität bis zum Ende der Lieferkette sichern zu
 können.                                                                       www.qualityaustria.com

                                                              Inserat_Report_88x130mm_09_2017.indd 1                                05.09.2017 17:29:40
                                                                                                                   www.report.at    09 - 2017        >
>    führung

                                    Mit den Arbeitsstrukturen
                                   in Unternehmen verändern
                                            sich auch die
                                        Anforderungen für
                                          Führungskräfte.
                                       Flachere Hierarchien
                                    erfordern Kommunikation
                                        auf Augenhöhe und
                                        eine neue Qualität
                                          des Leadership.
                                      Die Chefs von morgen
16
                                      verlieren Macht – was
                                       vielen gar nicht leicht
                                            fallen dürfte.
                                                                           Von Angela Heissenberger

                                                                                                                  Gem
         >
                   »Eine zentrale Unterneh-                                                         einem Machtverlust gleich. Der Widerstand
                   menssteuerung von oben                                                           wurzelt jedoch eher in einem »nicht Wollen«
                   nach unten hat früher einmal                                                     als »nicht Können«, denn geht es um Ge-
       funktioniert. Mit Wissensarbeitern jedoch                                                    schäftsbeziehungen, zeigen sich die meisten
       funktioniert diese Art des Management-                                                       Führungskräfte sehr wohl zu einem fairen
       stils nicht mehr. Die fragen nämlich nicht,                                                  Agieren auf Augenhöhe fähig.
       ob sie eine Entscheidung treffen dürfen,                                                         Auch im Umgang mit Mitarbeitern wür-
       sie tun es einfach«, sagt Roland Geschwill,                                                            den die persönliche Autorität und
       Geschäftsführer der Denkwerkstatt für                                                                      Integrität, erwiesenes Exper-
       Manager und Autor des Buches »Laterales                                                                       tentum und effizienter In-
       Management«.                                                                          Roland Geschwill,         formationsfluss durch-
            In diesem Begriff steckt das lateinische                                         Denkwerkstatt für          aus ausreichen. Wer
       Wort »latus« für »Seite« – Führungskräf-                                             Manager: »Lineare            hier Führungsqualität
       te und Mitarbeiter arbeiten Seite an Seite,                                           Modelle sind nicht          beweist, ist auf struk-
       gleichberechtigt, in Netzwerken zusam-                                               die Antwort auf die          turelle Machtbefugnis
       men. Nicht nur Hierarchien verschwinden         ein. Ein Führungsstil, der sich auf    Komplexität der           gar nicht angewiesen.
                                                                                                                                                   Foto: thinkstock, beigestellt

       zusehends, auch die Grenzen zwischen ein-       institutionelle Macht stützt, ist in      Märkte.«             Zudem werden Entschei-
       zelnen Unternehmensbereichen oder Ab-           diesen temporären Arbeitsgruppen                             dungsprozesse immer kom-
       teilungen verwischen. In interdisziplinären     fehl am Platz.                                           plexer – Manager tun gut daran,
       Kompetenzteams bringen Fachkräfte ihre               Manager der alten Schule könnten damit     Maßnahmen nicht einsam in der Chefeta-
       Expertise für die Dauer eines Projekts oder     ein Problem haben, kommt der Verzicht auf ge zu treffen, sondern die Meinung der Kolle-
       einer definierten Unternehmens­periode          Weisungsbefugnis doch de facto zunächst gen aus den Kernbereichen einzuholen.

 >   09 - 2017   www.report.at
führung           >

                                                                                                                                                17

einsam ans Ziel
>> Ohne Macht führen > Vertrauen und Verständigung
>    Führung

                                                                                                       Marco Nink, Gallup:
                                                                                                       »Die Chefs sind sich
                                                                                                        ihrer Defizite nicht
       GLossar                                                                                            bewusst - 97 %
                                                                                                        halten sich für eine
       Laterale Führung                                                                                gute Führungskraft.«

                                                   It Done« (deutscher Titel: »Führen ohne
                                                Auftrag«) richtet sich an Personen ohne for-
                                                male Linienführungsfunktion, die aber als
      Führung ohne Macht folgt klaren, trans-   Projektleiter oder Kollegen gemeinsame Vor-
      parenten Regeln.                          haben umsetzen wollen und dafür
                                                das Engagement anderer Men-
                                                schen brauchen. Die damals
      1. Verständigung:
                                                gewonnenen Erkenntnisse           Erich Steinreiber,
      n unterschiedliche Auffassungen
                                                kämen den durch Digitali-       ISS Austria Holding:
        abklären
                                                sierung massiv beschleu-         »Gelebte Transpa-
      n individuelle Interessen sondieren       nigten Wirtschaftsprozes-
18                                                                               renz fördert abtei-
      n über Ziele, Herausforderungen           sen durchaus zupass: Statt                                   will, muss hinter ihnen ge-
                                                                                lungsübergreifendes
        und Werte einigen                       Anweisungen abzuwarten,                                      hen«, schrieb schon einst Lao­
                                                                                      Denken.«
      n kollektiven Konsens herstellen          wurde viel Kooperations-                                   tse. Führung wird unter diesem
      n Arbeitsschemata und Entschei-           arbeit sozusagen am kurzen                               Aspekt betrachtet nicht überflüs-
        dungsprozesse entwerfen                 Dienstweg »über den Flur« abge-                      sig, sondern folgt ihrer ursprüng-
                                                wickelt. Machtausübung von oben erwies        lichen Bestimmung, nämlich der Begleitung
      2. Kommunikation:                         sich eher als Erfolgsbremse.                  und Unterstützung der Mitarbeiter.
      n Verständigungsbrücken schaffen               Kleine, dezentrale Einheiten reagieren       Der Blick auf das große Ganze sollte
      n klarer, transparenter                   beweglich und rasch auf Veränderungen. Die dabei nicht verloren gehen. Jeder Einzelne
        Informationsfluss                       Lösung der Aufgaben den Teams zu überlas- muss sich seines Beitrags im Unternehmen
      n Interaktion und Dialoge entstehen       sen, erfordert von den Führungspersonen bewusst sein, Aufgabenbereiche und Zustän-
         lassen                                 Mut, Wertschätzung und die Fähigkeit, los- digkeiten klar geregelt sein. »Die Nachvoll-
      n Regeln der Kommunikation und            lassen zu können. »Wer Menschen führen ziehbarkeit einzelner Arbeitsschritte kann
        Kooperation erarbeiten,
        einführen und kontrollieren                Der Zielkreis
      3. Vertrauen:
      n Wer selbst vertraut, dem wird                Sinn / Nutzen                                              Kunden
        vertraut
      n Barrieren und Zwänge offenlegen
      n Akzeptanz von Fehlern                       Wozu dient das                                   Für wen
      n Fähigkeit zur Selbstkritik                  Endergebnis?                                     tun wir das?
      n Vertrauen wachsen lassen                    Was soll bis wann erreicht                       Woran wird das Ergebnis
                                                    werden?                                          gemessen?
      4. Entscheidungen:
      n Unsicherheitszonen reduzieren
      n Machtbefugnis teilen                         Endergebnis                                                Erfolgskriterien
                                                                                                                                              Foto: thinkstock, beigestellt

      n Weitergabe von Wissen und
        Informationen
                                                 Quelle: MDI Management Development Institute
      n Potenziale erkennen
      n ein gemeinsames Ziel, eine Vision        Der Zielkreis ist eines der effektivsten Tools, um Klarheit über ein Vorhaben zu
        kreieren                                 bekommen und Wechselwirkungen aufzuzeigen.

 >   09 - 2017   www.report.at
führung             >

durch prozessorientiertes Denken und Standardisierung ge-
währleistet werden«, erklärt Erich Steinreiber, CEO der ISS
Austria Holding GmbH. »Diese gelebte Transparenz fördert
abteilungsübergreifendes Denken sowie die Zusammenar-
beit von KollegInnen.« Eine gute Führungskraft erkennt die
Potenziale der einzelnen Teammitglieder und stellt die nötige
Balance her, um die Energie für ein arbeitsfähiges Netzwerk
zu bündeln.

>> Verschobene Selbstwahrnehmung
>    interview

     »Sehnsucht
     nach einer anderen Art von Organisation«
     Vernetzte Strukturen verlangen eine neue Qualität der Führung. Auf Mit-
     arbeiterinnen und Mitarbeiter wartet mehr Verantwortung, aber auch viel
     Druck. Für beide Seiten eine Herausforderung, meint Unternehmensbera-
     terin Sabine Pelzmann.                             Von Angela Heissenberger

               (+) plus: In vielen Unternehmen

       >       werden die Hierarchien flacher,
               Teams arbeiten häufig abteilungs­
               übergreifend zusammen. Was be­
     deutet das für die Personalführung?
         Sabine Pelzmann: Führung gewinnt an
     Bedeutung. Man muss künftig in Organisa­
     tionen stärker schauen, wie Führung wahr­
     genommen wird, ob geeignete Personen in
     Führungsrollen kommen und wie diese Per­
20
     sonen gut unterstützt werden können. Füh­
     rung wird in flacheren Hierarchien sicher
     noch wichtiger.

          (+) plus: Welche Personen sind »geeig­
     net«? Welche Eigenschaften oder Kompe­
     tenzen müssen Führungskräfte mitbringen?
          Pelzmann: Ich möchte den Fokus we­
     niger auf Kompetenzen richten als auf die
     Haltung. Führungskräften muss ihre Rol­
     le und ihr Auftrag bewusst sein. Führung
     ist eine Dienstleistung an der Organisation
     und den Mitarbeitenden. Führungskräf­
     te müssen sich manchmal durchsetzen und
     Entscheidungen treffen, also wirklich diese
     Führungsrolle einnehmen. Ich kann nicht
     sagen, eine Frau oder eine Mann mit dieser
     oder jener Eigenschaft ist besser dafür geeig­
     net. Es hängt von der Führungsaufgabe und
     vom Stadium, in dem sich die Organisation
     gerade befindet, ab, welche Kompetenzen
     die Führungskräfte benötigen. Ich denke,
     dass wir in allen Führungsrollen Menschen
     benötigen, die kreativ offen sind, nach einem
     klaren Wertegefüge leiten und ein gutes Fin­
                                                      zur Person
     gerspitzengefühl im Umgang mit Menschen                Sabine Pelzmann berät seit
     mitbringen.                                      >     mehr als 15 Jahren Organi-
                                                      sationen und Führungskräfte in     ßen auch ein Handwerk, das man erlernen
         (+) plus: Muss man diese Fähigkeiten         Change-Prozessen und entwickelt    kann. Zum Beispiel kann man lernen, Mit­
     mitbringen oder kann man in diese Rolle          reflexive Leadership-Programme     arbeitergespräche zu führen, Konfliktsitua­
     auch hineinwachsen?                                                                 tionen zu klären oder Maßnahmen zu set­
         Pelzmann: Es gibt Grundfähigkeiten, die      www.pelzmann.org                   zen, damit sich die Organisation weiterent­
     es erleichtern, aber Führung ist gewisserma­                                        wickeln kann.

 >   09 - 2017   www.report.at
Interview             >

    (+) plus: Von den Mitarbeitern wird               Pelzmann: Es geht darum, eine Vertrau­        an. Dir Frage ist, wie können wir die Arbeit
mehr Selbstverantwortung gefordert. Aber          enskultur zu schaffen. Wenn die Mitarbei­         schaffen, ohne krank zu werden oder abzu­
wie können Führungskräfte mit diesem              tenden Angst haben, tauschen sie sich natür­      stumpfen? Das Bewusstsein für diese Frage
»Machtverlust« umgehen?                           lich nicht untereinander aus. Es braucht eine     ist in den Unternehmen teilweise schon vor­
    Pelzmann: Selbstverwaltete Teams oder         sehr wertschätzende, respektvolle, ehrliche       handen. Es wird darüber nachgedacht, wel­
Expertenorganisationen brauchen Füh­              Kultur, in der es jedem und jeder zumut­          che Rahmenbedingungen benötigt werden,
rungskräfte, die das auch wirklich zulassen       bar ist, dass auch unangenehme Wahrheiten         um gute Leistungen zu ermöglichen.
können und sich eher als Rahmengeber ver­         angesprochen werden. Voraussetzung ist
stehen, damit die Mitarbeitenden sich selbst      eine klare Kommunikationsstruktur: Wer                 (+) plus: Letztlich geht es aber dennoch
gut steuern können. Das erfordert natürlich       kommuniziert mit wem, wann, in welcher            darum, die Unternehmensziele zu erreichen.
auch ein anderes Verständnis von Führung          Form?                                             Wie können die MitarbeiterInnen dafür mo­
– nicht mehr dieses Bild eines Partriarchen           Es braucht auch ein Lernmodell, wie           tiviert und begeistert werden?
oder einer Partriarchin, die hart durchgrei­      in der Organisation mit Kränkungen um­                 Pelzmann: Den Mitarbeiterinnen und
fen, sondern eine Bereitschaft, partizipativ zu   gegangen wird. Wir arbeiten oft über viele        Mitarbeitern muss der Sinn ihrer Arbeit be­
führen und Talente bestmöglich zu fördern.        Jahre mit anderen Menschen zusammen. In           wusst sein und sie müssen das Gefühl haben,
                                                  dieser Nähe können zwangsläufig tiefe Krän­       ihre Arbeitsbedingungen und ihre Arbeits­
    (+) plus: Ist das auch eine Sache des         kungen entstehen, auch zwischen der Füh­          prozesse mitgestalten zu können.
Vertrauens?                                       rung und Mitarbeitenden. Die Frage ist, wie            Auch die Fehlerkultur im Unternehmen
    Pelzmann: In Arbeitsbeziehungen wird          beide Seiten damit konstruktiv umgehen            spielt eine große Rolle. Ich kenne ein Indus­
immer Vertrauen oder Misstrauen aufge­            und den Konflikt nicht so lange hinterher         trieunternehmen, das im Vorjahr zwei neue
baut. Je nachdem, wie Führungskräfte und          ziehen, bis die Zusammenarbeit schwierig          Vorstände bekam. Die eröffneten ihre erste
Mitarbeiter interagieren, stärkt es das Ver­      wird. Das ist für Teams ein wichtiges Thema,      Weihnachtsfeier mit einer Aufzählung, was
trauen oder führt zu Misstrauen und Angst.        dessen sich die Personalentwicklung anneh­        sie in ihrem ersten Jahr alles falsch gemacht
Daher ist es notwendig, dass Führungskräf­        men sollte.                                       hätten. Da ging ein Ruck durch die Beleg­
                                                                                                    schaft. Das kann schon etwas verändern,

       Die Welt ist so komplex geworden,
                                                                                                    wenn die oberste Ebene Fehler eingesteht
                                                                                                    und daraus lernt. Die Mitarbeitenden trau­

       dass es schwierig ist, ohne Austausch                                                        en sich dann auch eher, Fehler zuzugeben.
                                                                                                                                                     21

       Entscheidungen zu treffen.                                                                       (+) plus: Wie könnte das Unternehmen
                                                                                                    der Zukunft aussehen?
                                                                                                        Pelzmann: Es gibt eine Sehnsucht nach
                                                                                                    einer anderen Form von Organisation, die es
te regelmäßig ihr Verhalten reflektieren. Eine        (+) plus: Unternehmen wollen Frei­            ermöglicht, Ziele zu erreichen, aber auch die
narzisstische, misstrauische Führungskraft        raum für Kreativität geben, andererseits          Bedürfnisse der Mitarbeitenden zu erfüllen.
wird kaum ein Vertrauensklima aufbauen            sollen aufgrund der hohen Qualitätsstan­          Es gelingt halt nicht immer so. Viele Unter­
können. Solche Personen müssten zunächst          dards keine Fehler passieren. Ist das nicht ein   nehmen zeigen, dass es geht, wenn man statt
an sich selbst arbeiten und sich fragen: Was      Widerspruch?                                      der reinen Output-Orientierung auch sozi­
löse ich mit meinem Verhalten aus?                    Pelzmann: Einige Unternehmen versu­           ale Ziele anstrebt. Das bewirkt auch unter
                                                  chen schon, ihren Mitarbeiterinnen und            den MitarbeiterInnen ein starkes Commit­
    (+) plus: Wie gelingt dieses »laterale«       Mitarbeitern 20 Prozent der Arbeitszeit für       ment.
Führen auf Augenhöhe?                             Entwicklungen, quasi »zum Spielen«, zuzu­
    Pelzmann: Ich halte sehr viel von dualer      gestehen. Das ist natürlich nur in Betrieben          (+) plus: Fällt Führungskräften das
und lateraler Führung, also, wenn mehrere         möglich, denen es wirtschaftlich sehr gut         Verhandeln auf Augenhöhe mit Kunden
Menschen gemeinsam eine Organisations­            geht. Ich halte auch viel von Strategiework­      leichter als mit MitarbeiterInnen?
einheit leiten. Führungskräfte sind heute oft     shops oder Entwicklungslabors für lust­               Pelzmann: Es ist gar nicht so leicht, auf
sehr isoliert. Die Welt ist so komplex gewor­     volles, gemeinsames Arbeiten, wo es nicht         Augenhöhe zu verhandeln. Bei Videoanaly­
den, dass es schwierig ist, ohne regelmäßigen     sofort um Output geht. Es erfordert aber ei­      sen von Verkaufsgesprächen zeigt sich oft,
Austausch Entscheidungen zu treffen.              ne hohe Bereitschaft der Eigentümer, solche       dass es stark vom Selbstverständnis und vom
                                                  Freiräume zuzulassen.                             Selbstwert abhängt, wie man als Mitarbeiter
     (+) plus: Was zeichnet einen fairen                                                            einem Kunden gegenübertritt. Für die Mit­
Chef, eine Chefin aus?                                (+) plus: Unternehmen müssen Inno­            arbeitenden bringt eine nicht-hierarchische
     Pelzmann: Ein fairer oder gerechter Chef     vationskraft beweisen, um wettbewerbsfä­          Organisationsstruktur ebenfalls große Ver­
ist jemand, der oder die den eigenen Auftrag      hig zu sein. Gleichzeitig verlaufen die Zyklen    änderungen. Sie arbeiten in größeren Grup­
im Blick hat und die Mitarbeitenden fördert,      in der Wirtschaft immer schnelllebiger. Wie       pen, haben mehr Eigenverantwortung, sind
aber auch klar sagt, wenn jemand nicht in die     lässt sich dieser Spagat bewältigen?              aber vielleicht dennoch mit Kontrollmecha­
Organisation passt.                                   Pelzmann: Der Druck ist extrem hoch. In       nismen konfrontiert. Die Zugehörigkeit in
                                                  der Personalentwicklung ist deshalb ein zen­      der Organisation wird durch die wechseln­
    (+) plus: Kommunikation ist das A und         trales Thema, wie mit dieser Geschwindig­         den Teams flexibler und brüchiger. Das ist für
O in Unternehmen. Wie kann der Informati­         keit umgegangen werden kann. Die psycho­          die MitarbeiterInnen schon sehr herausfor­
onsfluss verbessert werden?                       somatischen Erkrankungen steigen massiv           dernd.                                     n

                                                                                                                   www.report.at       09 - 2017     >
>    Anwendung

     Architektur Eine Anleitung, um das Risiko zu minimieren und für
                  mehr Qualität in den IT-Prozessen zu sorgen? Unter-

     für die Sicherheit nehmen             in der Industrie setzen auf die
                                  ­Sicherheitsarchitektur ESARIS.

                                                                                                                                 esaris
                                                                                                                                      esaris
                                                                                                                                   esaris
                                                                                                                                 / macht
                                                                                                                                      / ICT-Sicherheit e
                                                                                                                                         macht ICT-Siche
                                                                                                                        / sorgt/ für mehr
                                                                                                                                   sorgt fürQualität
                                                                                                                                             mehr Q
                                                                                                                            / macht   ICT-Sicherhe
                                                                                                                        / minimiert
                                                                                                                               /   esaris
                                                                                                                                      Risiken
                                                                                                                                   minimiert  für P
                                                                                                                                              Risike
                                                                                                                            / sorgt für mehr Qua
                                                                                                                            / minimiert Risiken fü
     Im Digitalzeitalter gehören Daten zu den wichtigsten Vermögenswerten eines Unternehmens – auch in der Erdölindustrie. Gelangen
22   ­d iese in falsche Hände, kann das schwerwiegende Folgen haben.                                                      / macht ICT-Sicherheit
                                                                                                                          / sorgt für mehr Qualit
                                                                                                                          / minimiert Risiken für

      >
                Ein großes Unternehmen aus            Druck auf sichere IT- und Unternehmens-       Dokumentensammlung enthält Richtli-
                der Oil & Gas-Branche (siehe In-      prozesse in der Region.                       nien, übergeordnete Konzepte und konkrete
                terview Seite 10) hatte vor weni-                                                   Arbeitsanleitungen für alle Bereiche des Si-
     gen Jahren einen Vertrag für die Auslagerung     >> Risiken beseitigen    09 - 2017   www.report.at
Qualität            >

                                                                                                                         nes Electronic Data Interchange gemeldet.
                                                                                                                         Die Plattform ersetzt die manuelle Auftrags-
                                                                                                                         bearbeitung durch elektronische, standardi-
                                                                                                                         sierte Prozesse und ist so das Herzstück in der
                                                                                                                         Just-in-time-Fertigungskette des Kunden.
                                                                                                                         In dem Augenblick, so stimmt es Luz Mauch
                                                                                                                         mit dem Global Lead Incident Manager ab,
                                                                                                                         werden automatisch alle Incident-Manage-
                                                                                                                         ment-Schritte initiiert. Hundertmal einstu-
                                                                                                                         diert, folgen sie einer eingespielten Prozess-
                                                                                                                         kette. Fortan wird Mauch alle zehn Minu-
                                                                                                                         ten Statusmeldungen über die eingeleiteten
                                                                                                                         Maßnahmen bekommen.

                                                                                                                         >> Samstag, 03.30 Uhr 
                                     Überraschend kommt der be-          Als Mauch eine halbe Stunde später nach         die »Großstörung beim Kunden« informiert
                                     vorstehende Wochenenddienst         Hause fährt, kann er nur in einem Punkt         – bis zum CEO. »Wie hoch ein Incident beim
                                     für Luz Mauch nicht. Die Mana-      sicher sein: Ob Tennisturnier der Söhne         Kunden auch eskaliert – wir sind sofort ent-
                          ger-on-Duty(MoD)-Pläne für ihn und sämt-       am Samstag oder runder Geburtstag in der        scheidungsfähig und stellen immer einen
                          liche Topführungskräfte von T‑Systems ste-     Nachbarschaft – er selbst wird sein Haus bis    Ansprechpartner auf seiner Management­
                          hen seit Monaten fest. »So stellen wir früh-   Montagmorgen nicht verlassen.                   ebene.«
                          zeitig sicher, dass wir auch bei komplexen
                          Lagebildern sofort entscheidungsfähig sind«,   >> Freitag, 21:30 Uhr > Samstag, 09.30 Uhr > Freitag, 16.30 Uhr > Samstag, 02.30 Uhr
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