Felix Neureuther ist Botschafter des ÖPNV - VDV-Klimakampagne gestartet: Das Magazin
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Was uns bewegt. Wen wir bewegen. Ausgabe 04 | 2022
VDV-Klimakampagne gestartet:
Felix Neureuther ist
Botschafter des ÖPNV
Seite 6
Weltleitmesse: InnoTrans zieht Wasserstoff: Schiene eignet sich Werkstattneubau: Wernigerodes
die Verkehrsbranche nach Berlin als Alternative zu Pipelines Fitnessstudio für Dampfveteranen
Seite 12 Seite 22 Seite 26
INHALT EDITORIAL
Die aktuellen
Erfolge dürfen
26 Hallenneubau: HSB schafft
nicht verpuffen
Eisenbahn-Erlebniswelt.
24 E-Bus-Konferenz: Rekord Das 9-Euro-Ticket war ein Riesenerfolg und hat Sollte die ausbleiben und keine Anschlussrege-
18 Digitalisierung: Mit App bei den Teilnehmerzahlen seine gewünschte Wirkung erzielt: Viele sind in lung für das 9-Euro-Ticket gefunden werden,
und Klick in die Werkstatt den drei Monaten umgestiegen oder haben Busse drohen flächendeckende Tariferhöhungen und
und Bahnen sogar neu entdeckt. Preis und Ange- die Abbestellungen von ÖPNV-Leistungen –
bot sind zwei untrennbar miteinander verbun- nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass auch die
dene Größen. Einmal mehr haben wir gesehen: Verkehrsunternehmen mit den stark gestiegenen
Wenn beides stimmt, nutzen die Menschen den Energiekosten klarkommen müssen. Und schon
ÖPNV – und tragen dazu bei, erhebliche Mengen jetzt zeichnet sich ab: Die Pandemie ist noch nicht
an CO2 einzusparen. Es lohnt also, sich Gedanken zu Ende, und wir benötigen für 2023 erneut einen
über eine Fortsetzung zu machen, damit die bisher Rettungsschirm.
12 InnoTrans: Neuauflage nach erreichten Erfolge nicht verpuffen. Denn wenn
vier Jahren Pause das 9-Euro-Ticket lediglich als neues, schönes Nahverkehr ist Ländersache, aber wir reden beim
Sommermärchen im kollektiven Gedächtnis ÖPNV über ein wichtiges Instrument für den
bleibt, haben wir mittel- bis langfristig nichts für Klimaschutz. Und beim Klimaschutz steht der
die Mobilitätswende gewonnen. Deswegen muss Bund in der Pflicht. Wann und zu welchem Preis
16 Wissensplattform „NetÖV“: die Politik schon sehr bald eine Nachfolgerege- die Nachfolgeregelung für das 9-Euro-Ticket
Aus elf mach eins. lung finden. startet, ist nun Verhandlungssache von Bund und
Ländern: Beide Seiten sind am Zug.
Der Erfolg hat ebenfalls gezeigt, wo die Leistungs-
grenzen des Systems liegen. Zu den politischen
Baustellen, die dringend abgeschlossen werden Herzlichst Ihr
müssen, gehört deshalb die im Koalitionsvertrag
vereinbarte und für das laufende Jahr angekün-
digte Erhöhung der Regionalisierungsmittel. Oliver Wolff
3 Editorial 10 Aktuell 16 Aus dem Verband 22 Aktuell 30 Zu guter Letzt
Die aktuellen Erfolge dürfen 9-Euro-Ticket brachte Verlagerung Projekt „NetÖV“ vernetzt Wasserstoff-Transport: Güterzüge Wie die „ZDF Heute-Show“ dem
nicht verpuffen. und 1,8 Mio. Tonnen weniger CO2. Weiterbildungsplattformen. können Pipelines ergänzen. 9-Euro-Ticket nachtrauert.
4 VDV im Bild 12 Aktuell 18 Hintergrund 24 us dem Verband
A
VDV-Jahrestagung: nach zwei Weltleitmesse InnoTrans: Ein Bei der Instandhaltung setzt die VDV-Elektrobuskonferenz:
Jahren Pause ein Wiedersehen „Endlich wieder!“ liegt in der Luft. Ruhrbahn auf Digitalisierung. Stromer sind weiter im Kommen.
6 Titelstory Seite 14: VDV und seine Partner 21 Aktuell 26 Unterwegs im Netz VDV Das Magazin
auch online unter:
VDV-Kampagne rückt Mobilität wieder mit Gemeinschaftsstand Standardisierte Bewertung : neue Harzer Schmalspurbahnen nehmen www.vdv-dasmagazin.de
und Klimaschutz in den Fokus. vertreten Maßstäbe jetzt in Kraft neue Dampflokwerkstatt in Betrieb.
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VDV IM BILD
Wiedersehen nach zwei Jahren Pause
„Endlich wieder VDV-Jahrestagung“: Das werden sich so
manche der rund 800 Teilnehmenden gedacht haben. Auf
Einladung des Rhein-Main-Verkehrsverbunds und des
VDV trafen sich Branche, Politik, Wirtschaft und Verbände
nach zweijähriger Coronapause wieder zu einer Jahres-
tagung in Präsenz. Bundesverkehrsminister Dr. Volker
Wissing, Hessens Verkehrsminister Tarek Al-Wazir, Grü-
nen-Chefin Ricarda Lang, Journalist Markus Lanz, Mode-
ratorin Catherine Vogel, das Tigerpalast Varieté Frankfurt:
Sie alle und viele mehr sorgten in Frankfurt für einen inte-
ressanten fachlichen Austausch und für gute Unterhaltung.
Zur nächsten Jahrestagung vom 21. bis 23. Juni 2023 laden
die Leipziger Verkehrsbetriebe und der VDV nach Leipzig
ein – und freuen sich schon jetzt auf ihre Gäste.
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TITELSTORY
Das gewachsene Interesse der
Menschen gilt es nun zu nutzen,
um den öffentlichen Verkehr
wieder stärker als Problemlöser für
die Erreichung der Klimaschutzziele
in Deutschland zu positionieren.
Oliver Wolff,
VDV-Hauptgeschäftsführer
kann“, bekräftigt er in einem Video auf der Webseite
von #BesserWeiter. Mal das Fahrrad nehmen oder den
ÖPNV: „Da sollten wir mit einer Vorbildwirkung auch
für die ganz Kleinen vorangehen.“
Gedanken um nachhaltige Zukunft machen
Der Garmisch-Partenkirchener nimmt, so oft es geht,
die Bahn, vor allem für Geschäftsreisen. An seinen
letzten Inlandsflug kann er sich nicht mehr erinnern.
Und er schaut sich nach eigenen Worten mittlerweile
genau an, wofür er Werbung macht. Im Rahmen der
VDV-Kampagne wird Felix Neureuther als Forderer
und Förderer der klimafreundlichen Mobilität auf-
treten. „Ich möchte die Entscheidungsträger dazu
motivieren, sich auch weiterhin Gedanken über eine
Mobilität und Klimaschutz D ie Natur ist seine Leidenschaft, und für Nach-
haltigkeit setzt er sich schon seit Jahren ein.
„Wenn man so viel Zeit in der Natur verbringt wie
nachhaltige Zukunft zu machen und richtig Gas zu
geben“, beschreibt er seine Rolle als „Botschafter“ für
den ÖPNV. Mit diesem Auftrag ist er deutschland-
ins Bewusstsein rücken
ich und wenn man sieht, wie sich die Natur aufgrund weit unterwegs, um gelungene Beispiele für einen
des Klimawandels verändert, dann macht es etwas mit attraktiven öffentlichen Verkehr vorzustellen. Aber
dir“, sagte Felix Neureuther im August beim Gespräch auch Defizite und Nachholbedarf sollen thematisiert
mit der FAZ. Der dreifache Familienvater wünscht werden. Zudem motiviert der frühere Sportprofi die
sich, dass seine Kinder die Natur genauso genießen Menschen, sich über ihr Mobilitätsverhalten Ge-
können wie die Generationen zuvor. Seit Kurzem danken zu machen und immer mehr Wege möglichst
Wenn der ÖPNV attraktiv ist, wollen die Menschen Bus und Bahn fahren. Den Schwung aus dem setzt sich Felix Neureuther auch dafür ein, Busse und klimaschonend zurückzulegen - in gewissem Sinne
Bahnen stärker zu nutzen – als prominentes Gesicht klimamobil. Dabei komme es auf jede Fahrt an. Das
Sommer nutzen der VDV und „Deutschland mobil 2030“ nun für eine neue Kampagne. Sie betont der frisch gestarteten VDV-Klimakampagne. „Wir muss nicht bedeuten, von jetzt auf gleich komplett
die Bedeutung des öffentlichen Verkehrs beim Klimaschutz. Prominente Unterstützung kommt müssen unser Leben verändern. Ich glaube, dass jeder aufs Auto zu verzichten. Auch aus dem Familienleben
von Ex-Skirennprofi Felix Neureuther. mit seinen Möglichkeiten einen Teil dazu beitragen der Neureuthers sei das Auto nicht wegzudenken.
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TITELSTORY
Die Botschaft lautet: Jeder
kann seinen Beitrag
leisten und Verantwortung
übernehmen, wenn es um
so zentrale Themen wie
Klimaschutz und nach
haltige Mobilität geht.
Anja Schmieder,
Leiterin Kampagnen-Management
bei „Deutschland mobil 2030“
Vielmehr zählen kleine Schritte
in die richtige Richtung, die
sich in Summe bemerkbar ma- vereinfachen sowie den öffentlichen Verkehr weiter
chen. „Ich will die Leute dazu auszubauen, zu vernetzen und zu modernisieren. Die
motivieren, in Bus und Bahn Kommunikation der Leistungen will den Investitions-
einzusteigen und nicht jede bedarf aufzeigen, für den Bund und Länder die notwen-
Strecke von A nach B mit dem Auto zurückzulegen“, zahlen erreichten das Vor-Corona-Niveau. „Das ge- digen Grundlagen für eine verlässliche Finanzierung
erklärt Felix Neureuther: „Ich glaube, da kann man wachsene Interesse der Menschen gilt es nun zu nutzen, schaffen müssen. Dabei richtet sie sich aber nicht nur
wirklich sehr, sehr viel bewirken.“ Wie sich der Au- um den öffentlichen Verkehr wieder stärker als Pro- an die Politik, sondern auch an alle Interessensgruppen
toverkehr in seiner Heimat Garmisch-Partenkirchen blemlöser für die Erreichung der Klimaschutzziele in rund um den ÖPNV und die gesamte Öffentlichkeit. Alle
auswirkt, beobachtet der 38-Jährige nahezu täglich. Deutschland zu positionieren“, betont VDV-Hauptge- Aktivitäten münden 2024 in das „Jahr der Klimamobi-
Zahlreiche Menschen besuchen den Touristenort per schäftsführer Oliver Wolff. Denn Klimaschutz und Mo- lität“: mit Aktionen, Events und Wettbewerben. Die fi-
Pkw. Die Folge: viel Stau. Busse und Bahnen können bilität sind untrennbar miteinander verbunden. „Die nale Stufe der Kampagne richtet sich an alle Menschen
jedoch dabei helfen, diese Verkehrssituation zu ent- Klimakampagne ist auf insgesamt drei Jahre angelegt mit ihren individuellen Mobilitätsentscheidungen.
zerren. und teilt sich in drei Phasen“, erläutert Anja Schmieder, Kampagnenmanagerin Anja Schmieder: „Die Botschaft Ihre Ziele sind unser Antrieb. Seit vielen Jahren
Leiterin Kampagnen-Management bei „Deutschland lautet: Jeder kann seinen Beitrag leisten und Verant- navigieren wir Akteure im Verkehrssektor durch das
Im Sommer erlebten die öffentlichen Verkehrsmittel mobil 2030“, das Konzept. Seit dem Start im Sommer wortung übernehmen, wenn es um so zentrale Themen Geflecht von Recht und Regulierung. Mit tiefgreifendem
einen wahren Fahrgastansturm. Und nicht nur das: steht zunächst im Mittelpunkt, welche Rolle Busse wie Klimaschutz und nachhaltige Mobilität geht.“ Sektorwissen und dem richtigen Gespür für gleichsam
Wohl selten gab es eine größere Aufmerksamkeit für und Bahnen spielen, um die Mobilitätswende und die nachhaltige wie umsetzbare Konzepte beraten wir
den ÖPNV. Viele Klimaziele zu erreichen. Anfang kommenden Jahres Verkehrsunternehmen, Aufgabenträger, Infrastruktur-
Menschen pro- startet Phase zwei, in der die Leistungen des öffent- betreiber und Energieversorger zu allen Aspekten rund
bierten Busse und lichen Verkehrs im Mittelpunkt stehen. Dabei dreht Weitere Infos zur Kampagne finden Sie unter:
www.besserweiter.de um SPNV, ÖPNV, Verkehrswende und Digitalisierung.
Bahnen neu aus, sich die Kommunikation um Erfolge der Verkehrsun-
und die Fahrgast ternehmen auf ihrem Weg, den Zugang zum System zu
orthkluth.com
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AKTUELL
9-Euro-Ticket kam den
Menschen und dem Klima zugute
Rund 1,8 Millionen Tonnen CO2-Emissionen
werden eingespart durch ...
52 Millionen verkaufte
Fahrscheine seit
Ende Mai, zehn Millionen
Abonnentinnen und Abon-
oder
nenten, die das vergünstigte
Ticket drei Monate lang
automatisch erhalten haben,
17 Prozent Umsteiger auf
3
Monate
1
Jahr 130
o
den ÖPNV, und so viele
9Euret
Tick
Tonnen vermiedenes CO2,
wie ein Jahr Tempolimit auf
den Autobahnen bringen Quelle: VDV (auf Basis Umweltbundesamt)
würde: Der VDV bilanziert
das 9-Euro-Ticket als vollen
Erfolg. „Alle verantwortlichen Akteure sollten daher war für 43 Prozent der Verzicht auf Autofahrten. Als
jetzt zügig über die Fortsetzung und Weiterentwick- Hauptgründe gegen einen Kauf nannten Befragte ohne
lung eines solchen Angebots entscheiden“, appellierte 9-Euro-Ticket fehlende Nutzungsanlässe (37 Prozent),
VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff an die Politik die Vorliebe für das Auto (35 Prozent) und umständli-
in Bund und Ländern. Zudem schlug er vor, den Septem- che Verbindungen (33 Prozent).
ber zu nutzen, um eine für die Verkehrsunternehmen
wirtschaftliche und für die Fahrgäste attraktive Lösung Ablesbar sind in den Ergebnissen auch Unterschiede
zu erarbeiten. Gemeinsam mit Verkehrsministerin- zwischen Stadt und Land. Ein unzureichendes
nen und -ministern aus vier Bundesländern hatte der ÖPNV-Angebot wird als Grund dafür genannt, dass
VDV Ende August die Ergebnisse seiner bundesweiten in ländlichen und strukturschwächeren Regionen der
Marktforschung vorgestellt, die den dreimonatigen Ak- Anteil der 9-Euro-Ticket-Besitzer nur halb so hoch
tionszeitraum begleitete. Belegt wird ein Verlagerungs- war wie in städtischen Regionen. Dennoch: „Die Men-
effekt: Zehn Prozent der Fahrten mit dem 9-Euro-Ticket schen wollen den öffentlichen Nahverkehr, wenn das
ersetzten eine Fahrt, die sonst mit dem Auto gemacht Ticket einfach und verständlich sowie überall flexibel
worden wäre. Aus anderen Verkehrsmitteln stiegen nutzbar ist“, sagte Dr. Maike Schaefer, Vorsitzende
17 Prozent auf den ÖPNV um. Jeder fünfte Käufer war der Verkehrsministerkonferenz der Länder. Die Bre-
ein Neukunde, der den ÖPNV sonst nicht genutzt hat. mer Senatorin für Mobilität fordert Lösungen, die den
27 Prozent waren „aktivierte Kundinnen und Kunden“, Nah- und Regionalverkehr in urbanen und ländlichen
die zuvor seltener als einmal im Monat mit Bussen Räumen ausbauen und stärken. Stellvertretend für ihre
und Bahnen fuhren. Mit diesen Effekten leistete das Kolleginnen und Kollegen aus den Ländern nimmt sie
9-Euro-Ticket auch einen Beitrag zum Klimaschutz. dabei den Bund in die Pflicht. „Das ist nur auf Basis
Einer Hochrechnung des VDV zufolge wurden 1,8 Mil- einer langfristig gesicherten Finanzierungsgrundlage
lionen Tonnen CO2 eingespart. möglich, die den ÖPNV auf Dauer leistungsfähig und
für alle bezahlbar macht.“
Beim Kauf des Tickets war der Hauptgrund für
69 Prozent der günstige Preis. Der spielt für Neukun-
den (56 Prozent) und aktivierte Kunden (66 Prozent)
Weitere Infos finden Sie unter:
jedoch eine deutlich geringere Rolle als für Bestands- www.vdv.de/bilanz-9-euro-ticket
kunden (76 Prozent). Zweitwichtigster Kaufgrund
10 04 | 2022
AKTUELL
INNOTRANS IN ZAHLEN
• 2.770 Aussteller aus 56 Ländern
(2018: 3.000 Aussteller aus 60 Ländern)
• Rund 200.000 m² Brutto-Ausstellungsfläche
• 42 Messehallen
• Frei- und Gleisgelände mit über 100 Fahrzeugen Besuchermagnet Eisenbahntechnik:
Vor vier Jahren strömten mehr als
• Mehr als zwöf Busse im Bus-Display mit
150.000 Menschen zur InnoTrans auf
dem Rundkurs im Sommergarten
das Gelände der Messe Berlin.
• Besucher 2018: 153.000
G erade im Licht der aktuellen Themen ist der Aus-
tausch bei persönlichen Treffen wichtiger denn
je. Das zeigen auch die Anmeldezahlen der diesjähri-
Pandemie eingeschränkt“ seien. Viele chinesische Un-
ternehmen, darunter das weltgrößte Eisenbahnunter-
nehmen CRRC, nehmen Kerstin Schulz zufolge aber an
gen InnoTrans, die vom 20. bis 23. September auf dem der InnoTrans teil.
Berliner Messegelände stattfindet. Nach einer vierjäh-
rigen unfreiwilligen Pause liegt ein „Endlich wieder!“ in Track is back - die Schiene ist zurück
der Luft: „Die Stimmung könnte nicht besser sein“, sagt Gerade der Schienenverkehr nimmt eine Schlüssel-
Direktorin Kerstin Schulz von der Messe Berlin GmbH: stellung bei der Lösung vieler nationaler und interna-
„Für die gesamte Messe- und Eventbranche waren die tionaler Herausforderungen ein. Er ist unentbehrlich,
letzten Jahre eine herausfordernde Zeit und auch für um die Klimaziele zu erreichen, und weniger energie
uns alles andere als ‚business as usual‘.“ intensiv als andere Verkehrsarten. US-Präsident Joe
Biden hat das erkannt und für die Vereinigten Staaten
Ein „Endlich wieder!“
Vier Jahre nach der bisher letzten „Weltleitmesse der gar eine „zweite große Eisenbahn-Revolution“ ausge-
Verkehrstechnik“, wie sie sich selbst bezeichnet, kom- rufen. Ihre Umsetzung dürfte der Mobilitätsindustrie
men die Eckdaten fast wieder an die Rekordwerte von weltweit einen Auftragsschub geben, wie der Verband
2018 heran. „Wir sind zu 96 Prozent ausgebucht“, freut der Bahnindustrie in Deutschland (VDB) betont.
sich Kerstin Schulz. Zusätzlichen wettergeschützten Die Beliebtheit der InnoTrans mit immer neuen Besu-
liegt in der Luft
Platz bietet die neue Halle „Hub 27“. Dank dieser Halle cherrekorden bis zur Pandemie hat gezeigt, wie wichtig
und wegen des „Fernbleibens einiger Aussteller“ konn- eine Messe als internationaler Treffpunkt ist, um diese
ten im August noch vereinzelt Flächen gebucht werden. Aufgaben anzusprechen und zu lösen. „Auf der Inno
„Tatsächlich haben alle russischen und belarussischen Trans zeigen die Aussteller ihre Innovationen, die zu
Unternehmen ihre Beteiligung an der InnoTrans zu- Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Vernetzung der Ver-
rückgezogen.“ Wie ist es mit China? Zwar würden auch kehrsträger beitragen“, sagt Messedirektorin Kerstin
einige chinesische Unternehmen nicht kommen, weil Schulz: „Wasserstoff- und Batterieantrieb sowie Elek-
sie „abhängig von ihrem Standort in China durch die trobusse oder auch ergänzende Mobilitätsdienstleis-
tungen sind einige Schlagworte dazu.“
Klimawandel, Inflation, Krieg in der Ukraine, Spannungen zwischen den Die Stimmung könnte nicht besser Neben den alternativen Antrieben für Bus und Bahn
Großmächten: So kompliziert die Weltlage auch ist, die Schienenbranche ist sein. Wir sind zu 96 Prozent aus- geht es bei den Ausstellern schwerpunktmäßig aber
bereit zum internationalen Austausch im großen Stil. Nach einer vierjährigen gebucht. auch um Ausbau und Wartung der Infrastruktur,
wofür aktuell gerade in Deutschland massiver Bedarf
Pause trifft sich die Branche wieder in Berlin auf der InnoTrans – der weltweit
Kerstin Schulz, besteht, aber auch um Cyber Security, die für die Bahn
größten Messe für Verkehrstechnik. Direktorin InnoTrans als essenziellen Teil der Grundversorgung eine be-
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AKTUELL
Bus Display (Foto, l.): Im Sommergarten sind auf
einem 500 Meter langen Rundkurs E-Busse im
sondere Bedeutung hat. Nachdem hierzulande das „neue Verkehrsmittel und -wege wie bei der Hy- Betrieb zu sehen. In ihren 42 Messehallen widmet
sich die InnoTrans fünf großen Themenbereichen –
9-Euro-Ticket bewiesen hat, dass es möglich ist, die perloop Conference“, Gespräche und Vorträge zu
wie dem Tunnelbau (r.).
Dienstleistungen im öffentlichen Nahverkehr zeit- einem Transportmittel, das sich in den vergangenen
nah zu digitalisieren, spielt der weitere Ausbau der Jahren aus der futuristischen Nische immer mehr in
Digitalisierung bei ergänzenden Mobilitätsdienst- Richtung Praxisnähe bewegt hat. Weitere Schwer-
leistungen eine große Rolle – Stichwort: Mobility punktthemen bei den Ausstellern sind - neben den
as a Service (MaaS). Mit dem neuen Messebereich übergeordneten Zielen der Branche wie Klimaschutz,
Mobility+ trägt die InnoTrans 2022 diesem Trend Verkehrswende, Digitalisierung und Nachhaltigkeit -
Rechnung. Das Spektrum reicht von Ausstellern aus der technische Wandel hin zu alternativen Antrie-
den Bereichen Shared Mobility über Mobility Apps, ben sowie Cyber Security, 5 G, ergänzende Mobili-
mit denen sich Nutzerinnen und Nutzer informieren tätsdienstleistungen sowie Infrastrukturausbau und
sowie buchen und bezahlen können, bis hin zu Tech- -unterhaltung. Hinzu kommen die Digitalisierung in
nology-Lösungen wie On-Demand-Fahrsystemen allen Bereichen, Data Sharing, Nachhaltigkeit, Wie-
oder Flugobjekten wie Drohnen. Auch Lösungen zur derverwertung, Recruiting, Klimaschutz, Verkehrs-
Fahrvermittlung für die erste und letzte Meile wie wende und Güterwagen der Zukunft.
Anbieter von Ride-Pooling sind vertreten. Digitaler
werden soll auch der Schienengüterverkehr. Er steht Bewerbungen im Schnelldurchgang
zwar weniger im Fokus der Öffentlichkeit, seine Be- Da der allgemeine Fachkräftemangel auch im Mobili-
deutung zur Verkehrswende und damit für eine kli- tätssektor überdeutlich zu spüren ist, sind Personal
magerechte Mobilität kann aber gar nicht hoch genug themen ein wichtiger Bereich, wie zum Beispiel der
eingeschätzt werden. Eurailpress Career Boost: „Ein neues ungewöhnliches
Format, in dem sich zum ersten Mal Bewerberinnen
Die InnoTrans ist schon längst nicht mehr nur Aus- und Bewerber in kurzen Pitches den Unternehmen
stellung und Präsentation der Leistungsfähigkeit der vorstellen“, berichtet Kerstin Schulz. Auch die tradi- thematisieren die Verkehrswende. So widmet sich Trotz oder gerade wegen der aktuellen Herausfor-
Wirtschaft, sondern bietet auch ein umfangreiches tionellen Formate wie der Rail Leaders‘ Summit sind das Public Transport Forum dem Thema „Innovative derungen gibt sich die Messe Berlin optimistisch,
Rahmenprogramm mit der InnoTrans Convention. mit hochkarätigen Teilnehmern vertreten. Strategien für das Gelingen der Verkehrswende – dass die diesjährige InnoTrans ein Erfolg wird.
Die ersten Akzente für das Motto der Eröffnung „The Mobilitätsmarkt zwischen Vision und Wirklichkeit“, InnoTrans-Direktorin Kerstin Schulz: „Am 20. Sep-
Future of Mobility in times of climate change“ setzt Die Podiumsdiskussionen und Expertenrunden be- und das Thema des DB Innovation Forums ist „Starke tember geht es endlich los, und wir freuen uns auf die
schon die Eröffnungsveranstaltung mit Bundesver- leuchten Mobilität in allen Facetten. Im Zentrum ste- und digitalisierte Bahnen ermöglichen eine nachhal- Weltpremieren und neuen Produkte und Services,
kehrsminister Dr. Volker Wissing und der EU-Kom- hen die täglichen Dialog-Foren. Schwerpunkte sind tige Mobilität – Für das Klima. Für die Menschen. Für die Aussteller und Fachbesucher, die wir alle so sehr
missarin für Verkehr, Adina Valean. zum Beispiel die Automatisierung des Schienenver- die Wirtschaft. Für Europa.“ Die Convention wird live vermisst haben.“
Als Schwerpunkte nennt Direktorin Kerstin Schulz kehrs und 5 G in der Mobilität. Zahlreiche Vorträge im Internet übertragen. Außerdem wird es wieder das
International Bus Forum zur Elektromobilität geben.
Einen Überblick über alle Veranstaltungen gibt
die neue Online-Plattform InnoTrans Plus
plus.innotrans.de
VDV UND SEINE PARTNER WIEDER MIT
GEMEINSCHAFTSSTAND AUF DER INNOTRANS
Der VDV ist wieder mit einem Gemeinschaftsstand auf der InnoTrans vertreten. Die
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Koordinaten lauten: Halle 2.2, Stand 410. In diesem Jahr zeigt sich der Stand seinen
Besucherinnen und Besuchern in neuer Optik. Auf der Aktionsbühne werden Neuigkeiten
VDV-Marketingkongress
aus der Branche in Fachvorträgen kurzweilig vorgestellt – unter anderem vom VDV eTicket
Service zu den Updates von (((etiCORE und Motics, der VDV-Arbeitgeberinitiative und
dem Forum Verkehr und Logistik/DEVK. Zu sehen gibt es außerdem „DiVA“ - die digitale
VDV-Akademie. Der Verband Deutscher Eisenbahnfachschulen (VDEF) zeigt, wie Drohnen Mehr Leistung, mehr Kunden, mehr bewegen:
in der Eisenbahninfrastruktur angewendet werden können. Neben Neuigkeiten der Smart
Ticketing Alliance wird der aktuelle Stand bei Mobility inside vorgestellt. Die FH Aachen
ÖPNV-Marketing in Zeiten der Transformation
präsentiert „Samira“ – die Rückfahrkamera für Rangierarbeiten. Zu den insgesamt 16 Aus-
21./22.
stellenden am VDV-Gemeinschaftsstand gehören außerdem der DIN-Normenausschuss Berlin · Hotel Dorint am Kurfürstendamm
Fahrweg und Schienenfahrzeuge (FSF), die DVV Media Group, GS1 Germany, KSV - Kom-
r
petenz für Schienengebundene Verkehre, Tex Rail Training, die MEV Eisenbahn-Ver-
kehrsgesellschaft, das Research Center Railways (RCR) der RWTH Aachen, die Stadtwerke
Novembe
Tübingen, die Westfälische Lokomotiv-Fabrik Karl Reuschling und Zusi Bahnsimulatoren. 2022
Weitere Infos unter:
www.vdv.de/innotrans
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www.vdv.de/marketingkongress
AUS DEM VERBAND
INNOVATIONSWETTBEWERB „INVITE“
„NetÖV“ ist eines von 35 Projekten, die vom Bundesministerium für Bildung und
Forschung (BMBF) im Rahmen des Innovationswettbewerbs „INVITE“ gefördert
werden. Damit soll die Suche nach passenden Weiterbildungsangeboten unterstützt,
die Nutzerorientierung von Weiterbildungsplattformen gestärkt und das Angebot
KI-unterstützter Weiterbildungsangebote vergrößert werden. Für den Wettbewerb
stellt das BMBF Mittel in Höhe von 88 Millionen Euro zur Verfügung. Am Ende,
so das Ziel, soll dann eine nationale Weiterbildungsplattform entstehen.
Weiterbildungs- und Wissensplattform „NetÖV“:
Aus elf mach eins
Nur mit ausreichend Personal wird die Mobilitätswende gelingen.
Schon jetzt benötigen die Verkehrsunternehmen Mitarbeitende, die
sich schnell in Themen einarbeiten – etwa nach einem Quereinstieg. denn je“, berichtet Stefanie Menke. Bis Ende dieses Jah- Mit „NetÖV“ entsteht ein Werkzeug,
Damit das Fachwissen nachhaltig bei den Menschen ankommt, res soll ein Prototyp von „NetÖV“ stehen, den wohlwol- das einen schnellen Überblick über
vernetzt das Forschungsprojekt „NetÖV“ verschiedene Wissens- lende Anwenderinnen und Anwender („friendly user“) die Weiterbildungsmöglichkeiten
zu Testzwecken und zum Austausch mit dem Entwick- der Branche bietet.
und Weiterbildungsangebote auf einer gemeinsamen Plattform. lungsteam nutzen können. In ihrer Vollversion soll die
neue Plattform spätestens zum Sommer 2024 zur Ver- Stefanie Menke, Projektleiterin
fügung stehen. bei der VDV-Akademie
A uf www.in-dir-steckt-zukunft.de, dem Jobportal
der Verkehrsunternehmen, sind derzeit 11.000 Stel-
len frei: Der Bedarf an Mitarbeitenden ist also riesig und die
acht namhaften Weiterbildungsanbietern miteinander.
„Mit ,NetÖV‘ entsteht ein Werkzeug, das einen schnellen
Überblick über die Weiterbildungsmöglichkeiten der
Beim Lernen kommt es jedoch nicht nur auf den Wissens
transfer, sondern auch auf den sozialen Austausch und
die informelle Bildung an. Deshalb wird neben einem
fische Wandel und die Digitalisierung der Arbeitswelt
werden dafür sorgen, dass das auch in den kommenden
Vielfalt an beruflichen Möglichkeiten enorm. In mehr als Branche bietet“, erklärt Projektleiterin Stefanie Menke Empfehlungssystem auch ein Netzwerk aus Expertinnen Jahren so weitergeht.“
70 Berufen suchen die Verkehrsunternehmen derzeit von der VDV-Akademie. Die Akademie koordiniert einen und Experten aufgebaut. Für die schnelle Weitergabe von
Personal. Die Zeit drängt: Von den 151.000 Beschäftig- Verbund aus sieben Partnern. Der Kreis setzt sich zusam- Informationen oder Musterlösungen können die Nut- Wertvolle Vorarbeit hatte die VDV-Akademie bereits
ten allein im ÖPNV scheiden men aus den Vertreterinnen und Vertretern von Verbän- zenden innerhalb von „NetÖV“ darauf gezielt zugreifen. mit dem Aufbau des Portals „KnowHow@ÖV“ geleis-
74.000 bis 2030 altersbe- den, aus der Wissenschaft und Weiterbildung sowie aus „Dadurch entsteht ein sehr hoher Praxisbezug“, ist sich tet. Seit April 2020 haben darauf 70.000 Nutzerinnen
dingt aus. Diese Stellen Verkehrsunternehmen und -verbünden. Zudem wird die Projektleiterin sicher: „Aus Lernenden werden per- und Nutzer über eine halbe Million Mal zugegriffen.
müssen ebenso neu besetzt „NetÖV“ mit dem InnoVET-Projekt „UpTrain“, das ein spektivisch selbst Fachleute.“ Auf diesem Weg sollen alle Auf Deutsch und seit Kurzem auch auf Englisch sind
werden wie die zusätzlichen triales Weiterbildungsmodell für den öffentlichen Verkehr Beschäftigen in der Mobilitätsbranche einen leichteren dort Wissens- und Lernangebote zur Verkehrsbranche
Arbeitsplätze, die die Mobi- entwickelt („VDV Das Magazin“ 2/2021 berichtete), und Zugang zu Weiterbildungsangeboten erhalten. sowie das in VDV-Schriften und -Mitteilungen ge-
litätswende mit sich bringt. der Digitalen VDV-Akademie (DiVA) vernetzt. Wer lernen will, kann somit die berufliche Weiterent- sammelte Branchenwissen für alle kostenlos abrufbar.
Aber nur auf jede fünfte Stelle E-Mobilität, autonomes Fahren, Digitalisierung und wicklung selbst in die Hand nehmen. Algorithmen hel- „,KnowHow@ÖV‘ wird zum Einstiegsportal von ,NetÖV‘
rücken Auszubildende nach. dabei das normale Bus- und Bahngeschäft bei steigen- fen dabei, Weiterbildungsangebote zu finden, die zum umgewandelt“, kündigt Stefanie Menke an: „Es wird das
Bei der Weiterbildung und der Bereitstellung von Wissen den Nutzerzahlen aufrechterhalten: Der rasante Wandel individuellen Bedarf passen – als Web Based Training, technische Herz der vernetzten Plattformen.“ Wer beim
will nun auch „NetÖV“ die Personalabteilungen in der in der Verkehrsbranche erfordert gezielte Weiterbil- Lehrgang oder Video. Ähnlich wie beim Einkauf im In- Aufbau von „NetÖV“ dabei
Branche und alle, die am Thema Lernen interessiert sind, dung – und stellt Personalabteilungen wie Beschäftigte ternet soll das Empfehlungssystem dabei unterstützen. sein will, ist willkommen.
mit einem ergänzenden Ansatz unterstützen. Das vom vor große Herausforderungen. „Um die in der Kürze der „Der Bedarf an passgenauer Weiterbildung in den Ver- Das Projekt sucht Testper-
Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Zeit zu bewältigen, ist die Vernetzung von Branchen- kehrsunternehmen wächst ganz deutlich“, beobachtet sonen, die bei der Entwick- Weitere Infos unter:
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Projekt (siehe Infokasten) verbindet elf Plattformen von wissen und die Sichtbarkeit von Expertise wertvoller Stefanie Menke: „Der Fachkräftemangel, der demogra- lung mithelfen wollen. www.netoev.de
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AKTUELL
HINTERGRUND
Bei der Ruhrbahn
wurde die beste-
hende EDV auf
Windows-Basis Aus den bisherigen Erfahrungen
mit mobilen Apple- wissen wir jetzt, dass es wichtig
Rechnern verknüpft. ist, die Kolleginnen und Kollegen
den der Zugsicherungstechnik und der Werkstatt
für die Vertriebstechnik - wie etwa für die Ticket- an die neuen Aufgaben heranzu-
Verkaufsautomaten - mit 16 iPads ausgestattet führen. Wir wollen und müssen
worden. Mit von der Partie ist darüber hinaus die Begeisterung wecken.
Materialwirtschaft, noch im erweiterten Testbetrieb
mit fünf Smartphones. Die eine oder andere Anwen- Bernd Duchatz,
IT-Projektleiter bei der Ruhrbahn
dung fehle noch, und man weiß auch schon, dass nicht
alle Wünsche erfüllt werden können. Gleichwohl: Der
Wareneingangsprozess beginne jetzt mit dem Foto-
grafieren des Lieferscheins, und die Daten gehen
dann gleich ins hausinterne SAP-System. Klicks und weithin intuitiv ihre Informationen im
Unternehmen an die richtigen Stellen weitergeben.
Kontakt zwischen „draußen“ und „drinnen“
Besonderer Clou: die Scanner-Erweiterung. Mit Im Verkehrsunternehmen ist man mit den Digi-
einem Smartphone-Zusatz können im Lager auch talisierungsschritten schon jetzt zufrieden. Lukas
Bestände erfasst werden, die nicht unmittelbar vor Stuchlik, Abteilungsleiter „Strategische IT“: „Bereits
der Linse des Handys liegen. Die Verknüpfung der die erste Version der App ist gut geworden, alle Funk-
bestehenden EDV-Organisation auf klassischer tionen wurden wunschgemäß umgesetzt. Der mobile
Windows-Basis mit den intelligenten mobilen Mög- Datenaustausch mit dem Hintergrundsystem im
lichkeiten von Apple-Endgeräten ist das Werk des Unternehmen war für uns absolutes Neuland.“ Jörg
Münchner Softwareentwicklers „Membrain“, der Lamers, Bereichsleiter „Telematik und Prozesstech-
Mit App und Klick unter anderem auf Prozesse der mobilen Instandhal-
tung spezialisiert ist. Entwickelt wurde eine App, die
die Verbindung zwischen den Endgeräten draußen
nik“, ergänzt: „In unserer Digitalisierungsstrategie ist
es ökonomisch sinnvoll und wichtig, dass Gleiches –
also alle bei der Ruhrbahn integrierten SAP-Prozesse
in die Werkstatt im Betrieb und der komplexen Bürokommunikation
herstellt. Und zwar über Technik und Materialwirt-
schaft hinaus bis hin zu zukünftig denkbaren An-
von der Auftrageröffnung in der Instandhaltung bis
zur Kostenabrechnung im Controlling – auch durch
eine integrierte mobile Plattform miteinander ver-
wendungsfällen im Controlling, Personalwesen oder bunden werden kann. Standardisierung und Kolla-
Vom Klemmbrett zum Computer. Mit der App arbeiten, statt Papier zu in der Finanzbuchhaltung. Eine erhebliche Arbeits- boration ist hierbei in Zeiten knapper öffentlicher
produzieren: Bei der Ruhrbahn, dem Nahverkehrsunternehmen der Städte erleichterung: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Haushalte der Schlüssel zu einer leistungsfähigen
Essen und Mülheim an der Ruhr, kommt die Digitalisierung in der Instand- vor Ort im Netz der Ruhrbahn können mit wenigen und wirtschaftlichen IT.“
haltung einen großen Schritt weiter. Bürokratisch anmutende Prozesse
werden mithilfe hoch spezialisierter Rechnerunterstützung abgeschafft.
Die Arbeit wird einfacher und effizienter.
D iktieren statt tippen, schreiben schon
gar nicht mehr: Bei der Ruhrbahn hat
sich der Arbeitsalltag der Technikerinnen und
baute Mikrofon wird die Fehleranalyse Wort
für Wort registriert. Bei Bedarf wird sie an die
Arbeitsvorbereitung der Werkstätten wei-
Techniker in der Instandhaltung grundlegend tergeleitet. Nicht nur als Nachricht, sondern
verändert. Ganz gleich, ob sie im Tunnel die als fertige Schadensmeldung, die gleich in die
Weiche einer U-Bahnstrecke auf ihre sichere unternehmensinterne Software eingeht. So
Funktion prüfen oder ob sie dem Ärgernis können dann am Schreibtisch über den PC die
eines defekten Fahrkartenautomaten auf der weiteren Schritte, insbesondere der Repara-
Spur sind: Sie haben einen ständigen, ziemlich turauftrag, schon eingeleitet werden, während
kompetenten Begleiter, der ihnen per Sprach- das technische Personal noch unterwegs auf
eingabe willig zu Diensten ist. Denn auf ihre seiner Prüfrunde ist.
Touren gehen sie mit ihrem Tablet. Dessen
Kameraoptik mit Scanner ermöglicht es, mit „Wir haben drei Bereiche ausgewählt, in Im ÖPNV bedarf es für einen reibungs-
einem Klick eindeutig zu identifizieren, wel- denen wir in Pilotprojekten die neuen losen Betrieb einer größtmöglichen
ches technische Gerät aus dem Betriebsalltag Verfahren testen“, erläutert Projektleiter Verfügbarkeit von Fahrzeugen im tech-
nisch einwandfreien Zustand sowie
gerade zu überprüfen ist. Und über das einge- Bernd Duchatz. So sind die Mitarbeiten-
einer intakten Infrastruktur. Die Ruhr-
bahn setzt bei der Instandhaltung auf
die Digitalisierung.
18 04 | 2022 04 | 2022 19HINTERGRUND AKTUELL
Bestandsaufnahme
per Smartphone: Der
Bereich Materialwirt-
schaft befindet sich im
erweiterten Testbetrieb.
GVFG-Förderung von Schienenprojekten:
Jetzt gelten neue Maßstäbe
S eit Juli ist die neue „Standardisierte Bewertung“ in
Kraft. Damit hat die Bundesregierung ein verkehrs
politisches Thema abgearbeitet, für das sich der VDV seit
Seilbahnen. Damit wird es einfacher, Strecken zu elek
trifizieren und zu reaktivieren.
Mit den GVFG-Mitteln unterstützt der Bund Investitio-
langer Zeit eingesetzt hatte. Dieses Verfahren ermittelt, nen in den städtischen ÖPNV auf der Schiene. Seit 2021
ob Schienen-Infrastrukturprojekte im Nahverkehr, die stehen dafür jährlich eine Milliarde und ab 2025 zwei
nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) Milliarden Euro zur Verfügung. Ab 2026 wächst diese
gefördert werden, volkswirtschaftlich sinnvoll sind. Summe um 1,8 Prozent jährlich. „Seit der Aufstockung
Im täglichen Prüfeinsatz sei es hilfreich, dass die arbeitsrechtlich in keiner Weise verwendbar“, er- Um die Wirtschaftlichkeit zu bewerten, gelten nun an- des GVFG und der Erweiterung der Förderkulisse füllt
App den Dialog mit dem Rechner vereinfachend auf klärt der Projektleiter. Das Unternehmen vertraue dere Maßstäbe. Stärker ins Gewicht fallen die Faktoren sich die Liste von projektierten Vorhaben merklich“, er-
das Maß herunterbricht, das das Personal vor Ort für seinen Beschäftigten und wolle dieses auch umge- Klima- und Umweltschutz, Verkehrsverlagerung und die klärt Ingo Wortmann: „Mit den neuen Bewertungsmaß-
seine Arbeit braucht. Viele Arbeitsschritte starten kehrt beim Personal erreichen. Vielleicht sei bei der Daseinsvorsorge. Die neue „Version 2016+“ ist damit die stäben wird weiterer Schub reinkommen.“
mit einem Klick auf Schaltflächen, die auf dem PC Vorbereitung des Changemanagements zu wenig Grundlage, um die Wirtschaftlichkeit von Bauvorhaben
genauso aussehen wie auf den mobilen Endgeräten – Zeit für Aufklärung und Argumente investiert wor- nach dem GVFG nachzuweisen. Dieser Nachweis ist er- Die Neuerungen werden auch in einem Seminar der
also kein Umdenken zwischen den zwei Rechnerwel- den – ein Erfahrungs- und Lernprozess. Darüber forderlich, um die anteilige Förderung durch den Bund zu VDV-Akademie am 20. und 21. Oktober 2022 vorgestellt.
ten erfordern. Was insbesondere für Kontrollgänge in hinaus sei über die Zusammenarbeit mit anderen ermöglichen. „Das ist ein wichtiger, ganz konkreter Schritt
den U-Bahntunnels nicht unwesentlich ist: Die App Verkehrsbetrieben in Sachen Digitalisierung in den für den Ausbau der ÖPNV-Infrastruktur in den Städten
funktioniert auch offline ohne Internetzugang. „Diese Gremien und Gruppen des VDV „eine Menge für die und Gemeinden“, sagt VDV-Präsident Ingo Wortmann. Die neue Verfahrensanleitung und die zugehörigen
Anlagen stehen unter: www.bmdv.bund.de/gvfg
Offline-Funktion war uns naturgemäß sehr wich- Hintergrundsysteme in den Unternehmen erreicht“ Die weiterentwickelte Version bietet nun Lösungen für
Infos und Anmeldungen zum Seminar:
tig“, erklärt Stefan Eichholz, Informatik-Experte der worden - etwa über die Entwicklungsanforderun- die zu bewertenden GVFG-Förderungen - beispielsweise
www.vdv-akademie.de/tagungen
Ruhrbahn-Softwaresysteme, „damit die Mitarbeiter gen. Die Unternehmen seien nicht nur gut vernetzt, für Streckenelektrifizierungen, Umsteigeanlagen oder
auch in entlegenen Winkeln des Netzes stets Kontakt sondern hätten als gemeinsame Stimme der Bran-
behalten.“ Und den Informationsfluss für ihre Kon che im Dialog mit den Software-Anbietern die Pro-
trolltätigkeit: Vielfach sind in der App bereits Daten gramme in vielen Einzelpunkten auf die spezifischen
enthalten, die auf einen Blick zeigen, ob eine techni- Bedürfnisse der ÖPNV-Unternehmen ausrichten ANZEIGE
sche Komponente korrekt funktioniert: „Da sind die können. So wurden vereinfachte Eingabemöglich-
zulässigen Standardwerte schon im System hinter- keiten, Verarbeitungslogiken oder Berichtsauswer-
Photo: © iStock
legbar. Wenn die Abweichungen zu groß sind, kann tungen implementiert.
vom System automatisch ein Reparaturauftrag auf-
anspo rt to the Besuchen
gegeben werden.“ In Mülheim und Essen steht nun der nächste Digi-
Taking Public Tr Sie uns:
talisierungsschritt an. Die Straßenbahn- und Stadt-
x t l e v e l Halle 2.1
ne
Auch für die Branche eine Menge erreicht bahnwerkstätten sollen ebenfalls für die mobile
Die Umstellung auf die App hat bei den Mitarbei- Instandhaltung per App ausgestattet werden. „Da gibt Stand 440
tenden allerdings nicht nur Zustimmung ausgelöst. es hohe Anforderungen“, berichtet Bernd Duchatz:
Bernd Duchatz beschreibt die Skepsis: „Einige be- „Aus den bisherigen Erfahrungen wissen wir jetzt,
fürchteten, dass sie nun über den direkten Draht dass es wichtig ist, die Kolleginnen und Kollegen an
ins Unternehmen einer permanenten Überwachung die neuen Aufgaben heranzuführen. Wir wollen und
Auf der InnoTrans präsentiert INIT ihre Innovationsoffensive „nextGen“. Damit werden unsere Lösungen künftig noch präzisere
ausgesetzt sind.“ Mit einer Rahmenbetriebsverein- müssen Begeisterung wecken.“ Das benötige viel
Informationen liefern, Situationen selbsttätig erkennen und webbasiert zur Verfügung stehen. Automatisierte Abläufe
barung zum Einsatz der IT-Systeme der Ruhrbahn Fingerspitzengefühl: „Wir wollen es gemeinsam hin-
beschleunigen darüber hinaus Reaktionszeiten und tragen zur Sicherung der Servicequalität bei.
wurde die Leistungs- und Verhaltenskontrolle ka- bekommen. Computerleute gegen Tram-Techniker –
tegorisch ausgeschlossen. „Sie wäre damit auch das geht gar nicht.“ Sehen Sie die ersten Lösungen der nächsten Generation auf unserem Messestand:
Betriebssteuerung Personaldisposition
Fahrgastinformation Fahrzeughardware
Bedarfsverkehr
20 04 | 2022
The Future of Mobility
sales@initse.com | www.initse.com | INIT GroupAKTUELL
N och ist die Nachfrage
nach Wasserstoff ge-
ring. Aber der Hochlauf wird
sich in den kommenden Jah-
ren rasant beschleunigen, um
die Wirtschaft von fossilen
Energieträgern unabhängig
zu machen und die Klimaziele
vertiefende Gespräche mit potenziellen
Wasserstoff-Erzeugern, Herstellern von
Transporttechnik, Güterbahnen, Termi-
nalbetreibern und Endverbrauchern. „Der
Bedarf ist da, und das Thema wird kom-
men“, sagt Dirk Rothe: „Wir haben von
sehr interessanten, konkreten Plänen
erfahren.“ Vieles davon sei jedoch noch
20
PROZENT
des für das Jahr 2030 auf
zu erreichen. Zusätzlich haben geheim. Was er sagen kann: Ein Energie- 1,5 Millionen Tonnen prognos-
der russische Angriff auf die versorger plane beispielsweise den Bau tizierten Transportaufkommens
Ukraine und die drohende eines Elektrolyseurs zur H2-Produktion von H2 könnten auf andere
Gasknappheit die Dringlichkeit in Norddeutschland, andere Unternehmen Verkehrsträger wie die Schiene
verschärft, alternative Ener- wollen das Gas bei energieintensiven Pro- verlagert werden - konservativ
gieträger auszubauen – samt duktionsverfahren einsetzen. geschätzt 300.000 Tonnen.
ihrer Infrastruktur und ihrer
Transportwege. Per Zug von der Quelle zur Senke
Inwiefern eignet sich die Vor allem in der Stahl-, Metall- und
Schiene, um Pipelines beim Chemieindustrie sowie bei der Herstel-
Transport von Wasserstoff zu lung von Zement, Glas und Papier kommt Bleibt die Frage nach der Methode. Laut
ergänzen? Und wie groß ist das Wasserstoff als Alternative zu fossilen Untersuchung sind die Technologien be-
Potenzial? Das wollten DB Netz Energieträgern in Betracht. Die über ganz reits verfügbar oder in ihrer Entwicklung
und das Beratungsunterneh- Deutschland verteilten Verbraucher – so- so weit fortgeschritten, dass Pilotprojekte
men SRP Consulting wissen. genannte „Senken“ – sowie die künftigen angeschoben und die Zulassung auf den
Online wurden mehr als 1.300 Hersteller oder Häfen (die „Quellen“) sind Weg gebracht werden können. Beispiels-
deutsche Unternehmen mit über ihre Gleisanschlüsse und zahlreiche weise lässt sich gasförmiger Wasserstoff
Gleisanschluss angeschrie- Güterzug-Relationen schon jetzt mitein- in Spezialcontainern auf Tragwagen
ben. „Es lag eine überraschend, ander verbunden. Verbraucher, die bis- befördern. Außerdem können reguläre
aber erfreulich hohe Antwort- her keinen Gleisanschluss haben, können Kesselwagen genutzt werden, wenn H2 in
bereitschaft vor. Knapp 300 sich diesen in der Regel innerhalb von Trägerflüssigkeiten gelöst ist. Zum Vor-
Unternehmen haben an der zwei bis drei Jahren legen lassen. Zwi- und Nachlaufprozess benötigt man hierfür
Befragung teilgenommen und schenzeitlich können sie auf der „letzten zudem sogenannte Cracker, die den Was-
Interesse bekundet“, berich- Meile“ per Lkw mit H2 versorgt werden. serstoff am Zielort aus dem Trägermedium
tet Dirk Rothe, bei DB Netz lösen und ihn nutzbar machen. „Hier sind
zuständig für Akquise und Bislang gibt es nur vereinzelt kleinere wir im Gespräch mit Herstellern, weil die
Vermarktung von Güterneu- Wasserstoffnetze, wie zum Beispiel im Endverbraucher wissen wollen, was die
verkehren in der Region Süd. Ruhrgebiet und rund um Leipzig. Da das H2-Infrastruktur insgesamt kostet“, er-
Wesentliche Erkenntnisse der bestehende Erdgasnetz nicht gleichzei- läutert Pascal Steidel, Referent Marktent-
Befragung: Von den Unternehmen, die ge- tig für H2 genutzt werden kann und ein wicklung bei DB Netz. Aktuell noch nicht
Rollende Pipelines
antwortet haben, verfolgt ein Viertel eine Neu- beziehungsweise Umbau zu einem umsetzbar ist der Transport von flüssi-
eigene Wasserstoffstrategie - überwie- flächendeckenden Wasserstoffnetz bis gem Wasserstoff, da dieser auf minus 253
gend im Bereich Transport, Logistik und 2030 nicht zu stemmen ist, bleiben als Grad heruntergekühlt und daher in spe-
Güterumschlag sowie in der Metall Ergänzung zu Pipelines nur mobile Trans- ziellen Wagen transportiert werden muss.
industrie. Fünf Prozent verarbeiten be- portlösungen. „Sowohl Rotterdam als auch
für grünen Energieträger
reits Wasserstoff. Für das Jahr 2030 wird Brügge wollen beim Wasserstoffimport Die ersten Endverbraucher wollen bereits
das gesamte Aufkommen von H2-Trans- die Nummer eins in Europa werden“, in zwei bis drei Jahren über Wasserstoff-
porten auf 1,5 Millionen Tonnen prognos- erläutert Sandra Holzmann, Teamleite- verkehre beliefert werden. „Die Schiene
tiziert. Es ist davon auszugehen, dass etwa rin Marktentwicklung bei DB Netz. Das ist die Schlüsseltransporttechnologie, die
80 Prozent davon über Pipelines befördert Schienennetz in Deutschland, Belgien eine zeitnahe Energietransformation hin
würden. Blieben konservativ geschätzt und den Niederlanden ist dicht geknüpft, zu grünen Energieträgern ermöglicht“,
Wasserstoff (H2) gilt vor allem in der Industrie als Hoffnungsträger für die Dekarbonisierung. 300.000 Tonnen, die auf andere Verkehrs mit bestens angeschlossenen Nordsee- stellt Dr. Hans-Christian Rabenhorst,
Erst 2050 soll Deutschland über ein gut ausgebautes H2-Leitungsnetz verfügen. Bis es so weit träger wie die Schiene verlagert werden häfen. Beim Weitertransport kann der Geschäftsführender Partner bei SRP
könnten. Schienengüterverkehr seine bekannten Consulting fest. Der Hochlauf werde aber
ist, sind Erzeuger und Verbraucher auf alternative Transportmittel angewiesen. Attraktive nur erfolgreich zu organisieren sein, wenn
Systemvorteile ausspielen – wie die Wirt-
Lösungen, die kurzfristig funktionieren, könnte der Schienengüterverkehr bieten. Zu diesem In erste Gespräche eingestiegen schaftlichkeit über lange Strecken und die alle Marktteilnehmer ihre Kräfte bündeln.
Ergebnis kommt eine Marktuntersuchung, die DB Netz mit der Unternehmensberatung Bei der bloßen Erhebung von Daten Sicherheit beim Transport von Gefahrgut. Sandra Holzmann: „Nun suchen wir uns
SRP Consulting durchgeführt hat. wollten es die Projektpartner nicht be- Alles bei niedrigem Energieverbrauch mit Verbündete, um gemeinsam die nächsten
wenden lassen. Zusätzlich führten sie geringem CO2-Ausstoß. Schritte zu gehen.“
22 04 | 2022 04 | 2022 23AUS DEM VERBAND
Zweites Leben als E-Bus: Dieses
Fahrzeug (r.) wurde vom Diesel-
auf den Batterieantrieb
umgerüstet.
BMDV-Staatsekretärin Daniela Kluckert überreichte
den Gewinnern des Ebus Awards ihre Auszeichnungen
(l.). Geehrt wurden auch die Gewinner des Studierenden
wettbewerbs (r.), mit dem der VDV einen einheitlichen
E-Bus-Sound suchte.
licht die bidirektional installierte Infrastruktur eine „modernen und attraktiven ÖPNV“ und weiß um die
Stromabgabe der gespeicherten erneuerbaren Energie Verpflichtung des Bundes, „Länder und Kommunen in
Die Stromer
aus den VLP-Fahrzeugen in die Versorgungsnetze. die Lage zu versetzen, diese Attraktivität zu erreichen“.
Stefan Lösel zählte aufgrund dieses Projekts zu den Bis 2030 müsse die E-Mobilität im ÖPNV im „Markt-
Gewinnern des Ebus Awards, mit dem Industrie- und hochlauf“ zu 50 Prozent erreicht sein. Die Politikerin
Verkehrsunternehmen sowie Einzelpersönlichkeiten wie auch VDV-Präsident Ingo Wortmann sprachen
sind im Kommen
ausgezeichnet wurden. Die Auszeichnung gehört zu das Problem der zögerlichen Infrastrukturplanungen
den wichtigsten nationalen ÖPNV-Umweltpreisen. Die an. Der VDV-Präsident erinnerte an die Nachwende-
Verleihung durch das Forum für Verkehr und Logistik zeit. Für den Aufbau Ost habe man seinerzeit das Ver-
fand zum fünften Mal statt. Auch Großunternehmen kehrswegeplanungsbeschleunigungsgesetz geschaffen
wie DB Regio Bus sind auf E-Bus-Kurs. Allein in den und damit die Planfeststellung von Vorhaben in „Re-
Jahren 2022 und 2023 sollen über 200 Fahrzeuge mit kordzeiten“ von neun Monaten abgewickelt. Drei Jahr-
Die Dekarbonisierung des ÖPNV kommt Schritt für Schritt voran. Die Zahl der Batterie- oder Brennstoffzellen-Antrieb beschafft und zehnte später dauerten die Verfahren im Mindestmaß
Linienbusse mit CO2-freiem elektrischem Antrieb ist inzwischen vierstellig bundesweit auf die unterschiedlichen Einsatzorte ver- schon wieder zwei bis zweieinhalb Jahre. „Wir sollten
und wird bis Mitte des Jahrzehnts voraussichtlich die 5.000 erreichen. Doch teilt werden. zurückkehren und wieder schneller werden.“
Trotz im Vergleich zu Batteriebussen höherer Be-
30.000 Busse fehlen noch. Für eine erfolgreiche Mobilitätswende braucht
triebskosten interessieren sich Verkehrsunterneh-
die Verkehrsbranche weiter intensive politische Unterstützung – für die men vor allem im ländlichen Raum auch für den mit
Finanzierung und die Setzung der rechtlichen Rahmenbedingungen. STAATSSEKRETÄRIN KLUCKERT ÜBERGIBT
Wasserstoff (H2) gespeisten Brennstoffzellen-Antrieb.
FÖRDERBESCHEIDE FÜR 1.200 E-BUSSE
So widmete sich die E-Bus-Konferenz erstmals mit
einem ausführlichen Themenblock dieser Technologie.
I
Am Vorabend der 13. VDV-Elektrobuskonferenz übergab das Bundes-
ngo Wortmann, VDV-Präsident und Chef der Münch- dichtungen für die Mobilitätswende. Und die Industrie Zwar überwiegt die Beschaffung von batterieelektri- ministerium für Digitales und Verkehr 44 Förderbescheide im Gesamtwert
ner Verkehrsgesellschaft MVG, sieht ein Etappenziel müsse weiter an der Entwicklung der sauberen An- schen Fahrzeugen mit deutlich höheren Stückzahlen, von 400 Millionen Euro für 1.200 Busse an Verkehrsunternehmen – und
erreicht. „Wir können E-Busse jetzt nicht nur in den triebe arbeiten, etwa um die Reichweite für die Bat- und nur fünf Prozent der E-Busse fahren mit Brenn- bereitete damit einen weiteren Schritt in die CO2-freie ÖPNV-Zukunft vor.
Großstädten, sondern auch flächendeckend in den Re- terie-Stromer zu erhöhen. Mit aktuellen Reichweiten stoffzellen, aber die Förderbescheide des Bundes für „Nachdem bereits im April 1.700 Busse vom Bund genehmigt wurden, kommt
gionen zum Roll-out bringen. Schneller als wir erwartet von etwa 200 Kilometern können mittlerweile etwa H2-Busse gehen schon in die Hunderte. Wasserstoff gilt nun eine große Zahl genau dort hinzu, wo wir sie so dringend brauchen: bei
haben, stehen uns dafür serienreife Fahrzeuge zur Ver- 60 Prozent der innerstädtischen Linien abgedeckt jedoch immer noch als knappes Gut, das kaum den Be- den kleinen und mittleren Verkehrsunternehmen in Deutschland“, sagte
fügung“, sagte er auf der 13. VDV-Elektrobuskonferenz werden. Neue Fahrzeugkonzepte versprechen Reich- darf der großen Industriezweige wie Chemie und Stahl VDV-Vizepräsident Werner Overkamp: „Das ist ein starkes Signal.“
Mitte Juli in Berlin. Die wiederum vermeldete mit 780 weiten von über 300 Kilometern. decken kann. Doch die Vorträge der E-Bus-Konferenz
Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen Rekord. Auch Zu den Pionieren des E-Busses im flachen Land zählt deuteten zumindest einen Wandel an. Der Antrieb mit
die Fachmesse ElekBu verzeichnete mit 70 Ausstellern Stefan Lösel. Er ist Geschäftsführer der Verkehrs Strom aus der Brennstoffzelle kann den Verkehrs
und 19 Fahrzeugen neue Höchstwerte. gesellschaft Ludwigslust-Parchim (VLP) in Meck- unternehmen mit einer Tankfüllung, die nur wenige
Ingo Wortmann mahnte jedoch die Kontinuität in der lenburg-Vorpommern. Die VLP stellt als erstes Minuten dauert, hohe Tages-Kilometerleistungen auch
staatlichen Förderung an, die insgesamt elf Milliarden Unternehmen im ländlichen Raum einen großen Teil der für schwierigere Umläufe etwa in bergigen Regionen
Euro bis 2030 vorsieht. Auch darüber hinaus sieht Busflotte mit 45 Fahrzeugen auf Batterieelektrik um. In verschaffen.
der VDV-Präsident die öffentliche Hand für den Kli- einem vom Bund geförderten Forschungsprojekt wird Der kontinuierliche Ausbau des nachhaltigen ÖPNV
maschutz im Verkehr in der Pflicht. Es gehe nicht nur dafür zusätzlich eine „Sektorenkopplung“ zwischen mit E-Bussen hängt aber allenthalben davon ab, ob
um die Fahrzeugbeschaffung, sondern ebenso um den ÖPNV und Energiewirtschaft erreicht: Wenn die Busse der Bund seine Finanzierungspflichten erfüllt. Daniela
Infrastrukturausbau sowohl für die neuen Antriebs- nach dem Schülerverkehr und am verkehrsarmen Wo- Kluckert, Parlamentarische Staatssekretärin im Bun-
techniken als auch für die geplanten Angebotsver- chenende lange auf den Betriebshöfen stehen, ermög- desministerium für Digitales und Verkehr, setzt auf den
24 04 | 2022 04 | 2022 25Sie können auch lesen
