GeoAgenda Lieux de la Suisse Orte der Schweiz - N 2021/1 - UNIL
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FOCUS / FOKUS Chère lectrice, cher lecteur, Liebe Leserinnen und Leser, 4 6 10 14 Le Focus du GeoAgenda 2021/1 est dédié à la première phase d’un projet de livre sur Der Schwerpunkt der GeoAgenda 2021/1 ist der ersten Phase eines Buchprojekts über Orte der Schweiz: Zum Paradies geradeaus Überleben im Bunker, Der Chancenort divers lieux de la Suisse, racontés par des géo- verschiedene Orte der Schweiz gewidmet, eine geographische Reise. den Berg hinauf kämpfen im Berg: Das Höh- Wiedikon graphes. Il est initié par les membres actuels die von GeographInnen erzählt werden. Sie und dann scharf rechts lengleichnis der Schweiz du bureau de l’ASG : le président Francisco wird von den derzeitigen Mitgliedern des ASG Klauser, les vice-président.e.s Sara Landolt et Vorstands initiiert: der Präsident Francisco 18 Martin Müller et moi-même dans mon rôle de secrétaire générale. Chacun.e d’entre nous Klauser, die VizepräsidentInnen Sara Landolt und Martin Müller und ich in meiner Rolle als Au gré des saisons y raconte un lieu, à travers une thématique Geschäftsführerin. Jede und jeder von uns er- dans la campagne géographique. Nous vous emmènerons donc zählt eine Geschichte über einen Ort durch ein neuchâteloise successivement à la ferme du Bois Genoud vers geographisches Thema. Wir führen Sie deshalb Lausanne (VD), dans les Bunkers de Valangin nacheinander zum Bauernhof von Bois Genoud (NE), à la salle paroissiale de Wiedikon (ZH) in Richtung Lausanne (VD), zu den Bunkern et dans le village de Fresens (NE). Par la suite, von Valangin (NE), zum Gemeindehaus von AUTRES CONTRIBUTIONS / ANDERE BEITRÄGE environ 25 autres textes de ce type seront ré- Wiedikon (ZH) und zum Dorf Fresens (NE). In digés par des géographes afin de poursuivre der Folge werden etwa 25 weitere Texte dieser 22 26 32 34 le voyage géographique à travers la Suisse que Art von Geographen verfasst, um die soeben nous venons d’entamer. begonnene geographische Reise durch die Schweiz fortzusetzen. Im Aufwind Pasts, presents and Girls on Ice : Evolution des dynamiques La rubrique Autres Contributions est riche de futures of feminist utiliser l’immersion pour sus- territoriales des risques geographies in Switzerland citer l’intérêt pour la science naturels dans la commune six articles. Stefan Brönnimann présente le Die Rubrik Andere Beiträge enthält sechs Ar- de Fully film « Im Aufwind », qu’il a réalisé en 2020 sur tikel. Stefan Brönnimann präsentiert den Film l’histoire de la recherche climatique à l’insti- «Im Aufwind», den er im Jahr 2020 über die 36 tut de géographie de l’Université de Berne. Karine Duplan et Elisabeth Militz, leaders du Geschichte der Klimaforschung am Geogra- phischen Institut der Universität Bern gedreht Die Zeit ist reif für ein groupe thématique de l’ASG sur la géographie hat. Karine Duplan und Elisabeth Militz, Leader Schwerpunktfach Geografie féministe restituent l’événement de lance- der Themengruppe Feministische Geographie und Geschichte ment du groupe. La contribution de Julie Wee der ASG, berichten von der Auftaktveran- présente les objectifs et les activités de « Girls staltung der Gruppe. Julie Wee stellt in ihrem on Ice », une plateforme intergénérationnelle Beitrag die Ziele und Aktivitäten von «Girls on d’échanges et de communication dédiée aux Ice» vor, einer generationenübergreifenden ACTUALITÉ / AKTUALITÄT femmes impliquées dans le monde scienti- Austausch- und Kommunikationsplattform für fique. L’article de Samuel Hubert traite de Frauen in der Wissenschaft. Samuel Huberts l’évolution des dynamiques territoriales des Artikel befasst sich mit der Entwicklung der 41 42 46 risques naturels dans la commune de Fully en Valais, sujet de son travail de master réalisé à territorialen Dynamik von Naturgefahren in der Gemeinde Fully im Wallis, dem Thema sei- Manifestation Publications Agenda l’Université de Fribourg. Le dernier texte, écrit ner Masterarbeit, die er an der Universität Fri- Veranstaltungen Publikationen par Stefan Reusser et Matthias Probst au nom bourg geschrieben hat. Der letzte Text, verfasst du VSGG, défend l’intérêt de la géographie et von Stefan Reusser und Matthias Probst im de l’histoire comme disciplines indispensables Auftrag der VSGG, verteidigt das Interesse von dans l’enseignement gymnasial. Geographie und Geschichte als unverzichtbare Fächer im gymnasialen Unterricht. Bonne lecture, Isabelle Schoepfer Viel Vergnügen beim Lesen, Isabelle Schoepfer
4 Focus / Fokus GeoAgenda 2021/1 GeoAgenda 2021/1 Focus / Fokus 5 Orte der Schweiz: Eine geographische Reise Geschrieben von «Geograph*in? Na, dann sag mir mal die Haupt- Die vier Texte sind also auch dichte Ortsbeschrei- 14 Martin Müller stadt von Burkina Faso!» «Das mit den Steinen...?», bungen, über die gleichzeitig verschiedene Themen Kirchengemeindehaus, Zürich Wiedikon, ZH Francisco Klauser «Eine Raumwissenschaft? So richtig mit Weltall und der zeitgenössischen Geographie angesprochen wer- Der Chancenort Wiedikon Sara Landolt Isabelle Schoepfer so?» «Wirtschaftsgeographie? Ja, ich geh auch gern den – von der Transition zur Nachhaltigkeit und der mal auf Beizentour.» «Ach so, das kann man auch stu- ungleichen Verteilung von Bildungschancen, zur At- 10 dieren?» mosphäre von Räumen und zur räumlichen Erfahrung Infanteriebunker, Valangin, NE Wenn wir als Geograph*innen unser Fach im Alter. Überleben im Bunker, Freund*innen und Verwandten erklären (und erklä- Dass die vier Texte von Mitgliedern des derzeiti- kämpfen im Berg ren müssen wir es fast immer), stossen wir meistens gen Vorstandes der ASG verfasst wurden, hat seinen auf Verwunderung und Unverständnis. Medizin, Phy- Grund. Wir verstehen sie als Testballons und, falls er- sik, Architektur – irgendwie scheint man bei fast je- folgreich, als Auftakt zu einem grösseren Vorhaben: dem Fach eine Ahnung zu haben, worum es geht. Nur dem eines Büchleins, das die Bandbreite der Geogra- mit der Geographie ist das so eine Sache. phie abbildet, über Orte der Schweiz, und dadurch Die klassisch abstrakte Erklärung törnt selbst gleichzeitig ein etwas anderes Porträt des Landes interessierte Geister ab: «Die Geographie ist eine skizziert. Wissenschaft, die sich mit der Raumwirksamkeit menschlicher und natürlicher Prozesse beschäftigt.» Ufff. Erklären wir die Geographie über Beispiele, wird Orte der Schweiz es zwar konkret aber in unserem Gegenüber regen sich Widersprüche. «Stadtentwicklung? Machen das Dass die beschriebenen Orte alle in der Schweiz nicht die Stadtplaner*innen? Soziale Ungleichheiten? liegen hat also für unser Vorhaben auch seine Bedeu- Das machen doch die Soziolog*innen! Klimawandel? tung. Es geht darum, unerwartete, vergessene, unbe- Und ich dachte, das seien die Atmosphärenphysi- kannte, aber auch allzu bekannte Orte des Schweizer ker*innen? Und bringen wir das – wohl aus schierer Alltags in den Vordergrund zu rücken. Diese Orte sind Verzweiflung – populär gewordene «Geographie ist, wohl in keinem klassischen Reiseführer vermerkt, tref- was Geograph*innen machen», so nimmt uns unser fen aber den Nerv des Landes umso besser, in seiner Gegenüber diese Flucht nach vorn meist übel. Vielfalt und in seinen Gegensätzen und Themen. Für unsere Testballons wurden eher zufällig eine Biofarm, ein Bunker, ein Schulzimmer und ein kleines Dorf am Eine Geographie der Orte Hügel ausgewählt. Im gelplanten Büchlein sollen dann noch viele zusätzliche Orte hinzukommen, von ande- Die folgenden vier Texte gehen einen anderen ren Autor*innen und Kolleg*innen beschrieben. Im Weg in Richtung Standortbestimmung der Geogra- Endeffekt erhoffen wir uns damit auch, unserer Leser- phie. Sie begreifen die Geographie als Disziplin der schaft Lust auf eine etwas andere Entdeckungsreise Orte. Wer als Geograph*in arbeitet, arbeitet fast im- durch die Schweiz machen zu können ... mer mit, an und über Orte. Dabei werden Orte oft Schreiben Sie uns gerne mit Lob und Tadel, Ideen prozessual und relational verstanden. Nicht umsonst oder Kritik. Wir freuen uns darauf von Ihnen zu hö- gehören zu unserem Klischeebild Wanderstiefel und ren. Und übrigens: die Hauptstadt von Burkina Faso Regenjacke. Wer Geographie macht, muss sich be- ist Ouagadougou. wegen, muss Orte erkunden. Denn wir wissen: Geo- graph*innen verlaufen sich nicht; sie erkunden! Diese Orte – ihre Materialität, ihre Sinnlichkeit, 6 ihre Verflechtung mit Machtverhältnissen, ihre Einzig- Bauernhof Bois Genoud, artigkeit – bilden den Einstiegspunkt unserer Texte, Lausanne, VD aber nicht deren Endpunkt. Denn durch diese Orte Zum Paradies geradeaus lassen sich auch globale Geschichten erzählen und den Berg hinauf 18 Verbindungen zu anderen Orten aufzeigen. Orte und und dann scharf rechts Village, Fresens, NE ihre Menschen stehen nie alleine, abgetrennt von an- Au gré des saisons deren Orten und Menschen. dans la campagne neuchâteloise
6 Focus / Fokus GeoAgenda 2021/1 GeoAgenda 2021/1 Focus / Fokus 7 Zum Paradies geradeaus ‚Le Castel‘, ein Haus weiter, auf den Tisch. Der Weg vom Feld auf den Teller – man kann ihn hier mit der Schubkarre zurücklegen. Der Feldsalat steht, kaum den Berg hinauf geerntet, schon neben der Kürbissuppe auf dem Tisch. Mittwochs und samstags kündet der Geruch vom frisch angeheizten Brotofen. Der Hofladen ‚Le und dann scharf rechts Sureau‘ hat Krautstiele und Rüben vom Bauernhof fein säuberlich in Holzkisten sortiert. Die Kühe von der Weide liegen, recht prosaisch, in Schnitzel zerteilt im Tiefkühlfach. Louise bleibt vor der grossen Aus- wahl an Jogurts stehen: «Himbeer, oder Vanille, oder Ort: Bauernhof Bois Genoud, «Na klar,» sagte ich, «da sind wir doch oft.» vielleicht doch lieber Blaubeer?» Die grossen Fragen Lausanne, VD Folgt man dieser Wegbeschreibung zum Paradies des Lebens können manchmal so klein sein. landet man in einer kleinen Waldlichtung ganz nah an Neben Hof, Restaurant und Laden hat sich die Ru- Lausanne. Eigentlich ist man hier sogar auf Lausan- dolf-Steiner-Schule angesiedelt. Ihre kleine Siedlung ner Stadtgebiet, sagt mir meine Landkarte. Und doch von grob gezimmerten Holzbaracken kündet vom Ide- «Papa, wie kommt man eigentlich ins wähnt man sich weit weg, umschlossen vom Wald al einer Pädagogie, die – anders als die Kühe, die zum Leider keine Einhörner am Bois Genoud... Foto: Martin Müller Paradies?» und dem Flüsschen Mèbre. Eine kleine Ansammlung Fenster hereinmuhen – nicht auf Wiederkäuen ausge- an bunt zusammengewürfelten Gebäuden steht hier legt ist. Statt den Menschen in die Gesellschaft einzu- Geschrieben von Meine Tochter Louise ist fünf Jahre alt und gera- oben im Bois Genoud: eine toskanische Villa hat sich passen sollen hier Kreativität, Eigenständigkeit und Mut Schliesslich reiht sich zwischen Bauernhof und Martin Müller de dabei die Welt aufzuteilen in Dinge, die wirklich hierher verirrt und fühlt sich auf den ersten Blick et- zum Querdenken gelehrt werden. Louise ist derweil Schule noch ein kleiner, sichelförmiger Wohnblock existieren und solche, die es nur in Geschichten gibt. was unwohl neben den niedrigen, grob gezimmerten mehr an handfesteren Dingen interessiert: Ob man ein. Eine Stiftung bietet hier bezahlbaren Wohnraum Als Wissenschaftler muss ich sie dabei eigentlich im- Holzbaracken in unterschiedlichen Farben. wohl auf dem Spielplatz der Schule ...? Ja, darf man. ohne Gewinnabsichten an. Die Fünfzimmerwohnung mer enttäuschen. «Papa, gibt es Einhörner wirklich?» gibt es für gut 1‘700 Franken im Monat. Kein schlech- «Papa, können Menschen zaubern?» Meistens zeigt ter Preis, zumal einen das Velo in kaum 20 Minuten Mit der Schubkarre vom Feld mir ihre Miene, dass mit meinem «Nein» gerade eine «Statt den Menschen in bergab ans Ufer des Genfersees trägt. kleine Wunderwelt zerstoben ist. auf den Teller Aber eigentlich könnte man hier oben leben, Letztens jedoch war alles anders. «Papa, wie die Gesellschaft einzupassen ohne jemals den engen Weg durch den Wald hinab kommt man eigentlich ins Paradies?» Ich stutzte kurz, Das Herz des Bois Genoud schlägt im biodyna- sollen hier Kreativität, zu fahren, so denke ich mir. Schule, Essen, Wohnung, aber dann fiel es mir wieder ein: «Bei der Baumschu- misch geführten Bauernhof. Schafe und Kühe, Salat Spielplatz – alles da. Zusammen könnten die Gebäude le in Crissier geradeaus den Berg hinauf und dann und Kartoffeln säumen den kleinen Fahrweg der Lich- Eigenständigkeit und Mut zum des Bois Genoud auch vom Wunschzettel der Transi- scharf rechts». Louise strahlte: «Können wir da hin?» tung. Die Produkte des Hofs kommen im Restaurant Querdenken gelehrt werden.» tion zur Nachhaltigkeit in die Wirklichkeit gepurzelt Blick auf Schafweide, Bauernhof und Wohnsiedlung des Bois Genoud; im Hintergrund die Savoyer Alpen. Foto: Martin Müller
8 Focus / Fokus GeoAgenda 2021/1 GeoAgenda 2021/1 Focus / Fokus 9 sein. An diesem Ort verschränken sich das Streben «So ist es wohl mit allen nach kurzen Produktionskreisläufen, Gemeinwohl- orientierung und das notwendige Andersdenken für Paradiesen dieser Erde: ein nachhaltiges Wirtschaften – wenn auch nicht ganz Im Moment des grössten ohne Widersprüche. Glücks sieht man die Risse.» Mit Krücken aus Stahl gegen das Ende Louise kümmert das wenig. Sie ist auf den Stamm Die älteste Bewohnerin hat den Bois Genoud eines Baumriesen gekraxelt und löffelt zufrieden den schon seit Christopher Columbus‘ Zeiten nicht verlas- Himbeerjogurt aus dem Hofladen gegenüber. «Trop sen. Es ist eine alte Eiche. Ihre Kolleginnen sind über cool, ce paradis,» meint sie. «Je savais même pas die Jahre verschwunden und sie ist die letzte ihrer Art. qu’on pouvait y aller à vélo.» Wenn ich es mir so recht Ihre Äste haben Menschen auf Krücken aus Stahl ge- überlege: Vielleicht können hier am Bois Genoud stützt, gerade so als wollten sie sich mit aller Macht Menschen manchmal doch ein bisschen zaubern. gegen das unweigerliche Ende eines jeden Lebens stemmen. Das Rauschen der Autobahn, auf der, gleich hinter dem Bois Genoud, die Skifahrer Richtung Wal- lis donnern, erinnert daran, dass die ach so moderne Zivilisation nur einen kleinen Hügel entfernt ist. Und auch zum Einkaufen im Hofladen, zum Dinieren im Restaurant und zur Schule kommen die meisten mit dem Auto hochgefahren So ist es wohl mit allen Para- diesen dieser Erde: Im Moment des grössten Glücks sieht man die Risse. Zum Weiterlesen Gibson-Graham, J. K. (2006) A Postcapitalist Politics. University of Minnesota Press, Minneapolis. Die Geographinnen Katherine Gibson und Julie Graham haben das Konzept der «di- versen Ökonomien» entwickelt. Oft sind dies lokal begrenzte, von Gemeinschaften getragene Projekte, die alternative Formen des Wirtschaftens erproben. Neben der fort- schreitenden Globalisierung beobachtet die Geographie somit auch eine gegenläufige Tendenz: die erneute Hinwendung zu Orten und kurzen Kreisläufen. Baumriese mit Louise; im Hintergrund die Rudolf-Steiner-Schule. Foto: Martin Müller Martin Müller ist Professor für Humangeographie an der Universität Lausanne. Er interessiert sich dafür, wie man Städte und Stadtentwick- lung anders denken kann. Dabei lenkt er seine Aufmerksamkeit vor allem auf Mo- mente des Improvisierens und Experimen- tierens. Er kommt aus München, mag aber weder Bier noch Fussball. Er ist Vizepräsi- dent der ASG. Université de Lausanne, martin.mueller@unil.ch 500-jährige Eiche, gestützt auf Krücken. Foto: Martin Müller
10 Focus / Fokus GeoAgenda 2021/1 GeoAgenda 2021/1 Focus / Fokus 11 Dadurch wurde offiziell, mit welcher Konsequenz Bunker als Atmosphäre Überleben im Bunker, die Idee des Réduits nicht nur auf einer diskursiven und symbolisch-identitätsstiftenden, sondern auch auf einer materiellen Ebene umgesetzt und während Es ist eng und beengend in dieser unterirdischen Welt. Tief in die Festung Valangin führt eine schma- kämpfen im Berg: des Kalten Krieges ausgebaut wurde. Es entstand ein komplexes System von Kontrollpunkten und Sperr- stellen (wie jene von Valangin), Verbindungsachsen, le Leiter weiter nach unten, durch einen vertikalen Schacht, zur ehemaligen Truppenunterkunft, inklu- sive Dieselgenerator und Belüftungsanlage. Bunker Das Höhlengleichnis der Schweiz Korridoren und Schleusen, Verteidigungslinien und sind auch geteilte Atemumgebungen, ummauerte Sicherheitsringen, Stollen und Schächten. Eingebettet Luftvolumen. In anderen ehemaligen Bunkern profi- in die topographischen Gegebenheiten der Schweiz tieren heute die Käselagerung und Pilzproduktion von wurde eine zugleich horizontale als auch vertikale den künstlich geschaffenen Mikro-Klimata unter Tag. Militärgeographie der Schweiz geschaffen, die Raum Dabei sind Bunker auch in einem übertragenen Ort: Infanteriebunker, Valangin, NE Gesellschaftliche Neuentdeckung nicht nur befestigte, sondern auch erschloss, das Ter- Sinne klimatechnische Leistungen, das heisst atmo- des Schweizer Untergrunds ritorium nicht nur organisierte und verteidigte, son- sphärische Raumschöpfungen auf einer psychisch-af- Geschrieben von Der Eingang in den Berg ist getarnt und gepan- dern auch zum Erdmittelpunkt hin erweiterte. fektiven Ebene. Es geht um die Produktion eines Francisco Klauser zert. Durch einen engen Betonkorridor gelangt man Mit der Liquidierung eines Grossteils der militäri- Klimas der Solidarität, einer schützenden Blase der in das Innere, vorbei an alten Waffen, einer vergilb- schen Anlagen der Schweiz im Zuge verschiedener Ar- geteilten Hoffnung, aber auch des geteilten Schicksals, ten Schweizerfahne und Vitrinen mit militärischen meereformen wurden Bunker zu einem Gegenstand in der die Versammelten kraft ihres Zusammenseins Erinnerungsstücken, zur Schiesskammer, mit Beob- des Heimatschutzes und zum Spielball neuer gesell- «Ehemalige Militärbunker beher- selbst raumbildend wirken. Heute noch ist eine ganz achtungsscharte und Panzerabwehrkanone. Der Ge- schaftlicher Vorstellungen und Nutzungsformen. Eine bergen heute Hotels, Data Centers, spezielle Atmosphäre im Bunker Valangin spürbar. ruch ist leicht muffig, angereichert von einem Hauch Internet-Suche zeigt: Ehemalige Militärbunker beher- Firmenarchive, Museen, Weinkeller, Wobei diese eher nostalgisch als martialisch wirkt. Zu Gewehrfett und Fonduearoma, vom letzten Vereins- bergen heute Hotels, Data Centers, Firmenarchive, museal sind die feinsäuberlich aufgereihten Gewehre abend in der ehemaligen Truppenküche noch etwas Museen, Weinkeller, Käselager, Pilzkulturen und Ge- Käselager, Pilz- und Gemüsebeete, im Eingangskorridor, die Tassen mit Schweizerkreuz in tiefer im Gestein. müsebeete, Feuerwerksdepots, Partyclubs und Do- Feuerwerksdepots, Partyclubs und der Vitrine, die Funkzentrale samt Brustbild des Ge- Der ehemalige Infanteriebunker in Valangin (NE, minastudios. Der Umfang dieser gesellschaftlichen neral Guisan. Hier werden nicht nur Objekte, sondern gebaut zwischen 1940-42) gehört heute dem Verein Neunutzung ist gewaltig. Allein mit der Armeereform Dominastudios.» auch Gefühle, Ansichten und Vorstellungen konser- Profortins, der es sich zum Ziel gesetzt hat, die kan- 95 wurden rund 13’500 Einzelobjekte der Armee liqui- viert, irgendwo zwischen Mythos und Relikt, Kamera- tonalen militärischen Denkmäler des 20sten Jahrhun- diert, vom Einmann Bunker bis zum kilometerlangen derie und Kampf, Vergangenheit und Gegenwart. Es derts im Gedenken an den Einsatz früherer Genera- Artilleriebunker mit unterirdischer Fabrik, Armeespi- sind auch diese Ambivalenzen und Spannungen, die tion zu bewahren und der Öffentlichkeit zugänglich zu tal und Lagerhalle. die Stimmung im Bunker ausmachen. machen. Bunkereingang und falsches Gestein. Foto: Francisco Klauser
12 Focus / Fokus GeoAgenda 2021/1 GeoAgenda 2021/1 Focus / Fokus 13 «Es ist eng und beengend in dieser unterirdischen Welt.» Zum Weiterlesen Sloterdijk, P. (2004) Sphären. Bd Das bildhafte Erzählung der Alpenfestung 3. Schäume. Suhrkamp, Frankfurt Die atmosphärische Dimension des Bunkers Va- langin lässt sich auch auf eine gesamtschweizerische Peter Sloterdijk’s Sphärentheorie eröffnet Ebene heben. Das Réduit existierte nicht nur als Al- für die Geographie eine Möglichkeit, penfestung, in Stein gemeisselt und in Beton gegos- Raum als Volumen zu denken, und dabei sen, sondern auch als bildhafte Erzählung, das heisst zugleich dessen materiellen und atmos- als Gleichnis, von staatlicher Wehrhaftigkeit, Immuni- phärischen Dimensionen in Verbindung tät und Zusammengehörigkeit und von physischem zu setzen. Schutz, wenngleich dieser ausschliesslich der männli- chen Landesregierung und -Verteidigung vorbehalten war. Dabei schwang immer auch die Gefahr mit, dass die Schweiz als Festung (im Berg und in den Köpfen), zu einer Schweiz als selbstgewähltes Gefängnis wer- den könnte, wie es Friedrich Dürrenmatt provokativ ausgedrückt hat; dass also das Schweizer Verteidi- gungsmodell der verschachtelten Raumtiefe zu einer gelebten Geographie der Isolation führen würde ... Die hundertausendfach gebauten privaten Luftschutzkel- ler übersetzten dieses Modell gewissermassen ins All- tägliche. Das militärische Höhlengleichnis der Schweiz wurde auch privat in Besitz genommen und räumlich ausgedrückt. «Es geht um die Produktion eines Klimas der Solidarität, einer schüt- zenden Blase des geteilten Schick- sals, in der die Versammelten kraft Eingangskorridor mit Gewehren, in Reih und Glied. Panzerabwehrkanone und massives Geschütz. Foto: Francisco Klauser Foto: Francisco Klauser ihres Zusammenseins selbst raum- bildend wirken.» Dementsprechend geht es heute nicht nur um die praktische Umnutzung spezifischer militärischer An- lagen, sondern auch um die Frage der damit einherge- henden identitätspolitischen Komponente. Wenn die Alpenfestung der Schweiz auch als Erzählung nationa- ler Immunität zu verstehen ist, was bedeutet dessen Francisco Klauser Liquidierung für das nationale Selbstverständnis und ist Professor der Politischen Geographie an Sicherheitsgefühl von heute? Auf welches Fundament, der Universität Neuenburg. Seine For- im materiellen wie auch im symbolischen Sinn, kann schung der letzten Jahre konzentrierte sich und soll sich die Schweizer Landesverteidigung heute unter anderem auf die Themen der zivilen Drohnennutzung und des Luftraumes, der abstützen, nachdem ihr Untergrund von Computer- digitalen Landwirtschaft und der schweize- servern, Weinflaschen und Hotelbetten belegt ist? rischen Militärgeographie. Daraus entstand das Vorhaben einer volumetrischen Raum- konzeption, respektive einer dreidimensio- nalen Geographie der Macht. Er ist Präsi- dent der ASG. Université de Neuchâtel, Francisco.klauser@unine.ch Der Bunker als Museum. Foto: Francisco Klauser
14 Focus / Fokus GeoAgenda 2021/1 GeoAgenda 2021/1 Focus / Fokus 15 Kommerzieller Bildungsmarkt: Der Chancenort Reformiertes Kirchenge- meindehaus Wiedikon - Verschärfung sozialer hier findet der Kurs von «Chance Wiedikon» statt. Bildungsungleichheiten? Foto: Joana Portmann Wiedikon In Wiedikon ist die Pause zu Ende. Die 13 Kinder aus verschiedenen Vierteln der Stadt Zürich sitzen konzentriert an ihren Pulten und hören genau zu, wie Ort: Kirchengemeindehaus, suchen, sind solche «Gymi-Prüfungsgespräche» eher Abraham seinen Lösungsweg einer Flächenberech- selten. Denn ihr Schulkreis ist einer mit einer eher tie- nung erklärt, die sie zuvor alle selbständig zu lösen Zürich Wiedikon, ZH fen Übertrittsquote ans Gymnasium; 2019 haben es versucht haben. Frau Müller nickt anerkennend, Binh von hier 16% aller Sechstklässler*innen ans Gymna- runzelt die Stirn und kritzelt etwas auf sein Blatt, Ba- sium geschafft. Zum Vergleich: im reichen Schulkreis har setzt einen kleinen Hacken hinter ihr Ergebnis und Geschrieben von Samstagvormittag im reformierten Kirchenge- Zürichberg waren es 38%, also mehr als doppelt so lächelt zufrieden. Sara Landolt meindehaus «Bühl» in Zürich Wiedikon, Pause zwi- viele. Diese räumlichen Differenzen sind nicht zufällig, schen Mathematik- und Deutschstunde: Abraham sondern hängen mit der Bevölkerungszusammenset- und Binh spielen Tischfussball, Aisha und Mila tanzen zung der einzelnen Schulkreise zusammen. Denn die zu Musikclips auf Milas Handy, Alicia, Bahar und Emi- Wahrscheinlichkeit in der Schweiz ein Gymnasium zu «Das Angebot an kommerziellen lia unterhalten sich über die kantonale Aufnahmeprü- besuchen, ist nicht nur von den Leistungen der Schü- Vorbereitungskursen in Zürich ist fung ans Gymnasium. Alle sind sehr gute Schüler*in- ler*innen abhängig, sondern auch von ihrer sozialen riesig und reicht von Intensiv- nen und möchten nach Abschluss der Primarschule Herkunft. Kinder aus einkommensschwächeren, bil- das Gymnasium besuchen. An diesem Samstagvor- dungsferneren und fremdsprachigen Haushalten be- wochen bis hin zu mehrmonatigen mittag bereiten sie sich im Rahmen des Vorberei- suchen das Gymnasium seltener als Kinder mit den- Kursen, die mehrere Tausend tungskurses der Bildungsinitiative «Chance W» ge- selben schulischen Leistungen aus sozioökonomisch meinsam mit Frau Müller, der Mathematikmentorin, privilegierten Familien. Franken kosten.» und Herrn Faber, dem Deutschmentor, auf diese Prü- fung vor. «Chance W» wurde mit dem Ziel gegründet, solche Kurse kostenlos für talentierte Kinder aus so- «"Chance W" wurde mit dem Die 13 Kinder von «Chance Wiedikon» sind bei neu befeuert. Denn für Kinder aus ärmeren Familien zial benachteiligten Familien anzubieten. weiten nicht die einzigen, die sich in ihrer Freizeit in- stellen solche teuren Kurse eine weitere Hürde auf Alicia, Bahar und Emilia sprechen oft über die Auf- Ziel gegründet, Vorbereitungskurse tensiv auf die Prüfung vorbereiten. Das Angebot an dem Weg ans Gymnasium dar. nahmeprüfung. Es beschäftigt sie, ob sie im Frühling kostenlos für talentierte Kinder kommerziellen Vorbereitungskursen in Zürich ist rie- genug gut darauf vorbereitet sein und diese bestehen sig und reicht von Intensivwochen bis hin zu mehrmo- werden. Im Primarschulhaus «Chriesiweg» in Zürich aus sozial benachteiligten Familien natigen Kursen, die mehrere Tausend Franken kosten. Altstetten, wo die drei Mädchen die sechste Klasse be- anzubieten.» Das hat auch die Diskussion zur Chancengleichheit Gymansium Wiedikon: Das Ziel vor Augen motiviert die Kinder beim Lernen auf die Aufnahmeprüfung. Foto: Joana Portmann
16 Focus / Fokus GeoAgenda 2021/1 GeoAgenda 2021/1 Focus / Fokus 17 «Chance Wiedikon» – Ort der Unterstüt- zung, Ort des Widerstands? Seit Alicia, Bahar und Emilia die sechste Klas- se besuchen, fahren sie jeden Mittwochnachmittag und jeden zweiten Samstagmorgen mit dem Bus von Zürich Altstetten zum Goldbrunnenplatz in Zürich Wiedikon und gehen die Goldbrunnenstrasse bis zur Bühlstrasse hoch, um dort im Kirchengemeindehaus Zum Weiterlesen «Bühl» den Prüfungsvorbereitungskurs von «Chance Wiedikon» zu besuchen. Als Verein organisiert und Mitchell, Katharyne (2017): Making durch Spenden finanziert, startete «Chance Wiedi- kon» im Schuljahr 2016/2017 mit dem ersten dieser Workers: Radical Geographies of Edu- kostenlosen, sieben Monate dauernden Prüfungsvor- cation. London: Pluto Press. 202 Pages. bereitungskurse speziell für Kinder aus einkommens- schwachen Familien. Auf das Schuljahr 2020/21 hin konnte der Verein sein Angebot verdoppeln und bie- Katharyne Mitchell argumentiert in ihrem tet neu zwei Vorbereitungskurse pro Jahr an. Nichts- Buch «Making Workers: Radical Geographies of destotrotz wird seitens der Bildungsinitiative selbst- Education», dass Schulen Orte sind, in denen kritisch angemerkt, dass ihr Angebot schlussendlich neoliberale Praktiken auf das Leben von Kindern nur ein Tropfen auf den heissen Stein sei. Doch egal und Jugendlichen einwirken. Empirisch in den wie klein der «Impact-Faktor» des Programms in Zah- USA verortet, zeigt sie auf, wie Bildungsnarrative len ausgedrückt sein mag, der Wert für die Kinder, die verstärkt von neoliberalen Werten und Logiken Zugang zu diesem haben, ist gross. Denn Teil zu sein durchdrungen sind, wie sich dies auf Jugendliche bedeutet für sie sowohl kompetente Unterstützung und deren Subjektivitätsbildung auswirkt, aber zu bekommen als auch andere Kinder mit ähnlicher auch welche Räume des Widerstandes dabei Ausgangslage kennen zu lernen, um sich gemeinsam entstehen können. auf den langen Weg ans – in mehrerlei Hinsicht weit entfernte – Gymnasium zu machen. «Für Kinder aus ärmeren Familien stellen teure Vorbereitungskurse eine weitere Hürde auf dem Weg Blick vom Kirchengemeindehaus, wo der Kurs «Chance Wiedikon» stattfindet, zum Gymnasium Wiedikon. Foto: Joana Portmann ans Gymnasium dar.» «Sie redet zu Hause einfach nicht Frau Huber, die Primarlehrerin von Alicia, Bahar ein Deutsch, das Kinder reden, die und Emilia, erklärt, dass es in Zürich Altstetten vie- le Kinder aus Familien hat, die mit einem tiefen Ein- aus Akademikerfamilien kommen.» kommen auskommen müssen, mehrere Sprachen Raum für Erholung – Spielmöglichkeit vor dem Kirchengemeindehaus. Frau Huber, Primarlehrerin sprechen und die oft Eltern haben, die das Schweizer Foto: Joana Portmann Bildungssystem nicht aus eigener Erfahrung kennen. Dies sei auch bei Alicia, Bahar und Emilia so. Und dies alles seien Dinge, die beim Übertritt in die Oberstufe eine Bedeutung haben. Beispielsweise würden diese Sara Landolt Kinder oft in engen Verhältnissen wohnen und hät- leitet die Gruppe «Geography Teacher ten keinen eigenen Ort, um in Ruhe zu lernen. Weiter Training» an der Universität Zürich. Im Mit- telpunkt ihrer Forschung stehen Geogra- erzählt sie, dass selbst Alicia, deren Muttersprache phien Jugendlicher. Ausgehend von Pro- Deutsch ist, wohl Deutsch-Defizite habe, wenn man zessen, die als typisch für das Leben das Gymnasium anschaue. Denn «sie redet zu Hause junger Menschen angesehen werden kön- einfach nicht ein Deutsch, das Kinder reden, die aus nen (z.B. Bildungsübergänge) thematisiert ihre Forschung weitergehende Fragen des Akademikerfamilien kommen. Aber für mich ist klar: gesellschaftlichen Wandels und sozialer Das ist ein Mädchen, das muss ans Gymi. […]. Sie hat Ungleichheiten in der Schweiz. Sie ist Vize- so viel drauf und ist intelligent und wissbegierig.» Sie präsidentin der ASG. habe keinen Moment gezögert diese drei Mädchen für Geographisches Institut «Chance Wiedikon» zu empfehlen. Universität Zürich sara.landolt@geo.uzh.ch
18 Focus / Fokus GeoAgenda 2021/1 GeoAgenda 2021/1 Focus / Fokus 19 maisons ont de grandes portes de grange, telles de Au gré des saisons grandes bouches prêtes à engloutir les bottes de foin, et de petites fenêtres, qui empêchent le froid de pé- nétrer dans le foyer durant les longues soirées d’hiver. dans la campagne neuchâteloise Quelques plantes grimpent le long des vieux murs. Des géraniums rouge écarlate commencent à se dé- vêtir. Des routes asphaltées, avec des craquelures ; des segments colorés de nuances de gris, remodelés Lieu : Village, Fresens, NE au fils des années, apparaissent comme des cicatrices « Des vignes aux feuilles trempées dont on a toujours pris soin, laissant voir que la vie d’or, des grappes de raisins mûres n'est pas sans accident. et juteuses, qui contiennent à elles Écrit par Attention : nos enfants, nos anciens, seules toute la chaleur d’un été « Des routes asphaltées, avec des Isabelle Schoepfer nos animaux sont nos rayons de soleil – disparu. » Ralentissez. craquelures ; des segments colo- rés de nuances de gris, remodelés La route serpente à travers les champs et les fo- Trois peupliers, gardiens géants en robe de feu, au fils des années, apparaissent Trois peupliers se dressent au-dessus Fresens. Photo : Isabelle Schoepfer rêts, grimpe en haut de la colline jusqu’à un panneau se dressent au-dessus de Fresens, comme des phares comme des cicatrices dont on a à l’entrée du village, où l’on peut lire des mots qui in- dans la nuit. Des nuages d’étourneaux s’envolent de- vitent à calmer le rythme : « Attention : nos enfants, puis leurs couronnes. L’automne arrive. Le criaille- toujours pris soin, laissant voir que qui va bientôt recouvrir le paysage, coiffés et soignés. nos anciens, nos animaux sont nos rayons de soleil ment d’un paon : « Léon ! ». Les gargouillis et les clapo- la vie n'est pas sans accident. » Les yeux vifs et malicieux qui illuminent ce visage ridé – Ralentissez. ». tis d’une eau fraiche et claire qui s’écoule du bec de évoquent une jeunesse pétillante et joyeuse désor- Des arbres fruitiers sur lesquels s’agrippent l’ancienne fontaine en vieille pierre. Un tracteur qui mais fanée. Des mains travailleuses et plissées, l’une des boules de gui parsèment les prairies de part et passe au loin. Une odeur de terre agricole, de fumée appuyée sur une canne, et l’autre qui se lève douce- d’autre de la Vy d’Etra, vestige d’une voie romaine qui et de sciure de bois. En passant devant une ferme, ment pour faire un signe : « suivez-moi ». Elle sourit traversait jadis ce morceau du pays. Des collines en- ornée de divers objets agricoles datant d’un autre Visite à la vieille dame de Fresens doucement. core vertes mais où l’herbe se fait rare, et des champs temps, le parfum d’une tarte aux pommes à peine labourés et préparés pour l’hiver. Des vignes aux sortie du four. Un chat qui dort paisiblement. Une dame apparaît sur le pas de la porte. Elle feuilles trempées d’or, des grappes de raisins mûres Quelques fermes accolées esquissent les contours porte une longue jupe grise, un chemisier lilas et un et juteuses, qui contiennent à elles seules toute la du village avec leur toitures bressanes, leurs chemi- châle en laine par-dessus ses maigres épaules et son chaleur d’un été disparu. nées fumantes et les énormes silos à grains. Les dos courbé. Ses cheveux sont blancs comme la neige Quelques fermes accolées esquissent les contours du village. Photo : Isabelle Schoepfer
20 Focus / Fokus GeoAgenda 2021/1 GeoAgenda 2021/1 Focus / Fokus 21 « Un arbre généalogique pousse Les dernières feuilles d’automne s’envolent avec la bise qui se lève. Le soleil se couche doucement sur contre le mur de la cuisine, fleuri Fresens. Le bleu du lac se noircit et les nuages virent par les photographies de gamins au rose. Un dernier rayon de soleil expire, libérant l’ombre des peupliers ; doucement veillé, Fresens aux grands sourires. » s’endort. Un intérieur accueillant, sombre mais chaleu- reux. Un arbre généalogique pousse contre le mur de la cuisine, fleuri par les photographies de gamins aux grands sourires. Une porte ouverte sur une autre pièce laisse apercevoir une bibliothèque fournie et ornée de petits animaux en origami, une corbeille remplie de pelotes de laine et un ouvrage de tricot en- tamé. La pièce est emplie d’une odeur de biscuits fraî- chement confectionnés : des bricelets, selon la recette traditionnelle. Sur la table de la cuisine, des tasses à fleurs rose pâle, délavées depuis des décennies, po- sées soigneusement sur des sous-tasses à la bordure dorée qui ne sont de sortie que les dimanches. À lire Beauvoir, Simone De. « Au coin du feu, l’ainée raconte. La Vieillesse. Paris: Gallimard, 1970. Les yeux étincelants, elle se rappelle la salle de classe de l’ancienne L’un des grands thèmes de Simone de école de la Place de la Guêpe, où Beauvoir est le vieillissement. A travers Quelques plantes grimpent le long des vieux murs. Photo : Isabelle Schoepfer ses écrits, elle est l’une des premières les élèves de 6 à 12 ans appre- intellectuelles à redonner une place aux naient ensemble, sous le regard femmes dans l’analyse de la vieillesse, en considérant les dimensions sociales, bienveillant de la maîtresse. » biologiques, psychologiques. Au coin du feu, l’ainée raconte. Les yeux étince- lants, elle se rappelle la salle de classe de l’ancienne école de la Place de la Guêpe, où les élèves de 6 à 12 ans apprenaient ensemble, sous le regard bienveillant de la maîtresse. Les plus petits étaient assis devant, près de l’unique vieux four qui chauffait doucement la pièce en bois, libérant l’intérieur des encriers qui avaient gelé pendant la nuit. Elle évoque les neiges de jadis et les courses folles en bas de la colline pour rejoindre l’école secondaire à Saint-Aubin, avec ses camarades de classe - qui se sont éteintes, une à une, dans les dernières années. Elle évoque une époque à laquelle les légumes, avant l’arrivée des frigidaires, étaient encore conservés dans des trous creusés dans Isabelle Schoepfer est chercheuse à l’institut de géo- la terre au fond du jardin. Une époque à laquelle les graphie de l’Université de Neuchâ- tracteurs n’avaient pas encore remplacé les chevaux tel pour le projet ReliÂges. pour les travaux dans les champs. Une époque… elle Elle occupe le poste de secrétaire s’arrête un instant, fixant son regard noyé de nos- générale de l’ASG et écrit une thèse sur la micropolitique des talgie sur la petite cuillère qu’elle fait tourner entre images de quartier à Genève. ses doigts. Elle se lève lentement, vacillante, en s’ap- puyant sur le bord de la table, pour aller remettre une Université de Neuchâtel, isabelle.schoepfer@unine.ch bûche dans le feu. Les sillons qui creusent son visage dessinent néanmoins un sourire serein. Des géraniums rouge écarlate commencent à se dévêtir. Photo : Isabelle Schoepfer
22 Autres contributions / Andere Beiträge GeoAgenda 2021/1 GeoAgenda 2021/1 Autres contributions / Andere Beiträge 23 Im Aufwind Gruppe weitergeführt werden: Die Paläoklimatologie der Südhemisphäre und die Paläolimnologie. Nicht nur Bruno Messerli war für die Entwicklung der Klimagruppe prägend, sondern auch Max Schüepp, stellvertretender Direktor der MeteoSchweiz, der als Lehrbeauftragter seit 1970 Meteorologie unterrich- Zur Debatte ein phänologisches Beobachtungsnetz: Stand der Ve- tete. Er war es, der Heinz Wanner während und nach getation, Nebel, Schnee. Er konnte dabei eine seiner dessen Dissertation zu Nebel (Wanner, 1978) näher an Ein Film zeigt die 50-jährige Geschichte der Klimafor- grossen Stärken ausspielen: sein persönliches Netz- die Meteorologie heranführte. Seit 2010 wird Meteo- schung am Geographischen Institut der Universität Bern werk. Schnell fanden sich 200 Freiwillige, welche 1970 rologie am Institut durch Olivia Romppainen-Martius mit ihren Beobachtungen anfingen – einige wenige betrieben. Im Rahmen einer von der Mobiliar Versi- Die Geschichte der Klimaforschung spiegelt Schweizer von ihnen senden ihre Daten bis heute an das Institut. Abb. 2: Das Projekt KLIMUS produzierte neben zahlreichen Karten cherung finanzierten Professur erforscht sie Klima- Wissenschafts- und Umweltgeschichte Wie so oft gab es aber nicht einen Anfang, son- und Berichten 1976 auch einen Super-8 Film. risiken von der Atmosphärendynamik bis hin zum Klimaforschung begann als Antwort auf Fragen aus dern viele. Ein zweiter war Bruno Messerlis eigent- Gesamtrisiko. Ein wichtiges Thema in ihrer Gruppe ist liches Forschungsgebiet, die Glazialgeomorphologie der Hagel (Abb. 3), aber auch Starkniederschläge und der Praxis, sie erzeugte stets Anwendungswissen im Wechselspiel mit Grundlagenforschung und Gebirgsforschung. Nach seiner Habilitation zur «Man muss sich auch fragen: Hochwasser und deren Veränderung mit dem Klima- Vergletscherung des Mittelmeerraums zog es ihn wandel. 1968 in das Tibesti-Gebirge in der Sahara. Nach Aus- Was wollen wir eigentlich mit bruch eines Aufstands musste er zurückkehren. Die all diesen Daten? Man muss vorgesehene Feldarbeit seines Studenten Matthias Geschrieben von Vor 50 Jahren begann am Geographi- Winiger konnte nicht stattfinden. Man behalf sich auch Visionen entwickeln und Stefan Brönnimann schen Institut der Universität Bern die anders: Aus Satellitendaten sollte eine Bewölkungs- diese Visionen verfolgen.» Klimaforschung. Das mag kein weltbe- klimatologie erstellt werden (Winiger, 1975). Da die wegendes Ereignis gewesen sein, doch einizige in Frage kommende Empfangsstation zu weit Heinz Wanner 1989 ist es Grund genug, zurückzublicken. nördlich war, um die Daten über der Sahara regel- mässig zu erfassen, wurde kurzerhand eine Station Denn in dieser Geschichte spiegelt sich in Bern begründet. Noch immer betreibt die Gruppe Die im KLIMUS-Projekt gewonnenen Kompeten- Schweizer Wissenschafts- und Umwelt- für Fernerkundung (Abb. 1) eine Empfangsstation, zen waren in den 1970er Jahren zunehmend gefragt. geschichte. Ein Film beleuchtet die inte- auf dem neusten technischen Stand, und ihr Archiv Die Bevölkerung war für Umweltschutz sensibilisiert. ressante Vergangenheit. ist mittlerweile eine weltweit einzigartige Quelle für Nicht nur Luftverschmutzung, sondern auch Ener- NOAA/AVHRR-Daten geworden. gieprobleme und die Planung von Atomkraftwerken Manchmal sind es Individuen, welche mit visionä- Noch ein dritter Forschungsstrang nahm in die- warfen Fragen auf. Dies führte 1981 zur Gründung der ren Ideen die Wissenschaft voranbringen, manchmal ser Zeit seinen Anfang: Die Klimageschichte. Chris- Firma Meteotest als Spin-Off. Die Klimagruppe führ- sind es gesellschaftliche Auslöser. Oft kommt beides tian Pfister, damals Hauptfachstudent in Geschich- te derweil immer weitere Projekte zu Lufthaushalt, zusammen. Der Visionär war Bruno Messerli, vor 50 te, wurde 1969 Assistent von Bruno Messerli und Luftverschmutzung und Lokalklima durch, so in der Jahren ein aufstrebender Wissenschaftler. Der gesell- wandte sich für das Thema seines Doktorats der Kli- Region Basel (im Zusammenhang mit dem geplan- schaftliche Auslöser war der Raumplanungsartikel, ma- und Umweltgeschichte zu (Pfister, 1977). Heinz ten Atomkraftwerk Kaiseraugst), in Leissigen (Bau 1969 vom Schweizer Volk angenommen. Die wissen- Zumbühl begann gleichzeitig mit der systematischen der A8), in der Stadt Biel, oder in der Innerschweiz. schaftlichen Grundlagen, auch zum Klima, fehlten Suche nach Gletscherbildern um daraus Gletscher- Mit Meteostationen, Messfahrzeugen, Ballonen und Abb. 3: Karte der Hagelhäufigkeit aus dem von Olivia Romppainen-Martius geleiteten Mobiliar Lab für Naturrisiken. aber weitgehend. An ein dichtes meteorologisches stände zu rekonstruieren. Klimgeschichte ist längst Rauchversuchen wurden Klima und Ausbreitungsver- Messnetz war nicht zu denken, es brauchte eine einfa- zu einem Aushängeschild der Berner Klimaforschung hältnisse untersucht. Es erstaunt daher nicht, dass chere, günstigere Methode. Bruno Messerli initiierte geworden. die Gruppe, nun unter der Leitung von Heinz Wan- Zum phänologischen Beobachtungsnetz gesell- ner, auch massgebend in das Nationale Forschungs- te sich bald ein weiteres Netz, diesmal mit Messins- projekt NFP14 (Lufthaushalt, Luftverschmutzung und trumenten: das Berner Stadtklimamessnetz KLIMUS Waldschäden in der Schweiz, Furger et al., 1989) ein- (Abb. 2, Mathys et al., 1980). Auch hier standen pla- gebunden war. nerische Fragestellung im Vordergund: Die Stadt Bern Schadstoffe waren ein zentrales Thema gewor- sollte aus lufthygienischer Sicht untersucht werden, den. Der Fokus verschob sich Anfang der 1990er um damit den Weg für eine nachhaltige Stadtentwick- Jahre immer mehr vom Wintersmog zum Sommer- Stefan Brönnimann lung zu zeigen. Die damals erhobenen Daten sind aus smog und gipfelte im Projekt POLLUMET. Atmosphä- Geographisches Institut und Oeschger-Zentrum für Klima- heutiger Sicht wertvoll. Denn 50 Jahre später ist Stadt- renchemie wurde dabei immer wichtiger, und Silvan forschung, Universität Bern klima wiederum ein hochaktuelles Thema, diesmal im Perego entwickelte in POLLUMET ein numerisches Er studierte ab 1992 Geographie Zusammenhang mit der Anpassung an den Klima- photochemisch-meteorologisches Modell. Damit in Bern und war 1995–2001 Teil der Klimagruppe, wo er zu Som- wandel. Moritz Gubler hat vor drei Jahren ein engma- hielt die Modellierung Einzug in die Arbeitsweise der mersmog arbeitete. 2010 kehrte schiges Temperaturmessnetz in Bern aufgestellt, um Klimagruppe. er zurück und leitet seither die die heutige Hitzebelastung zu kartieren (GeoAgenda Auch andere Bereiche der Gruppe entwickelten Klimatologie. Seine Forschungs- 2020/3, 4–9). In diesem Zusammenhang wurden auch sich. In den 1980er Jahren untersuchte Bruno Mess- schwerpunkte sind Klimadynamik und Klimageschichte. die KLIMUS-Daten digitalisiert. Sie erlauben nun eine erli weitere Gebirge in ariden Räumen und wandte Untersuchung der Veränderung des Berner Stadtkli- sich mit seinem Assistenten Martin Grosjean den mas über die letzten 50 Jahre. zentralen Anden zu. Dort untersuchten sie die quar- täre Vergletscherung und fanden dabei auch fossile Abb. 1: Stefan Wunderle (links), Leiter der Gruppe für Fernerkundung, im Interview mit Stefan Seesedimente. Daraus entwickelten sich zwei weitere Brönnimann (rechts) neben der Satellitenempfangsanlage. Forschungsstränge, die bis heute in Martin Grosjeans
24 Autres contributions / Andere Beiträge GeoAgenda 2021/1 GeoAgenda 2021/1 Autres contributions / Andere Beiträge 25 Die wichtigste Weichenstellung in der Klima- Die Klimagruppe war bis in die 1980er Jahre eine gruppe erfolgte im Zuge des immer sichtbarer wer- reine Männerdomäne, wie auch die Sekretärin Vreni denden Klimawandels. Die Klimavergangenheit war Jost im Film betont. Erst in den letzten Jahren wurde Der Film schon lange ein Thema in der Gruppe, die sich nun auch mit dem aktuell ablaufenden Klimawandel aus- das Geschlechterverhältnis ausgeglichener. Der Film dokumentiert, wie um 1970 mit einfa- einanderzusetzen begann. Dazu kam das sich rasch chen Mitteln aber viel Herzblut die Klimaforschung Eigentlich sollte das 50-jährige Jubiläum der Ein zweiter, kürzerer Film basierend auf den sel- ändernde wissenschaftliche und politische Umfeld am Institut in Angriff genommen wurde. Es entwickel- Klimagruppe an einem Symposium im Mai ben Interviews thematisiert Lehre und Studium. in der Schweiz. Es war eine bewusste Entscheidung, te sich eine dynamische Gruppe mit einer breiten Pa- 2020 gefeiert werden. Die Vorfreude war Dieser Film sowie alle Interviews, viel originales die Heinz Wanner Mitte der Neunzigerjahre traf: Die lette an Themen, Methoden und Ansätzen. Interdiszi- gross – ebenso die Enttäuschung, als der An- Filmmaterial und eine Auswahl neu digitalisier- Gruppe umbennen und sich auf Klimafragen spezia- plinarität und Transformationswissen wurde bereits lass COVID-bedingt abgesagt werden musste. ter Forschungsberichte der letzten 50 Jahre lisieren. vor 50 Jahren nicht nur gefordert, sondern auch ein- Als Ersatz führte Stefan Brönnimann 18 Inter- (vgl. Literatur) sind über diesen Link zugänglich: Dabei konnte er an Bestehendes nahtlos anknüp- gelöst. Anwendungswissen stand am Anfang: Die Kli- views. Angereichert mit viel originalem Film- https://www.geography.unibe.ch/forschung/ fen. Die Klimageschichte, wie sie von Pfister und Zum- magruppe produzierte Wissen für die Raumplanung. material enstand der von der ASG unterstützte gruppe_fuer_klimatologie/50_jahre_klimatolo- bühl seit den frühen 1970er Jahren betrieben wurde, Neugier war geweckt, und der Weg führte über diszi- Dokumentarfilm «Über dem Nebel. 50 Jahre giegruppe/index_ger.html. konnte mit einer quantitativen und zunehmend auch plinäre Vertiefung zu Grundlagenfoschung, während Klimaforschung am Geographischen Institut der dynamischen Sichtweise ergänzt und verstärkt wer- in einer sich wandelnden Gesellschaft und Umwelt Universität Bern» den. Mit statistischen Methoden wurde das Klima neue Fragen aufgeworfen wurden, welche weitere rekonstruiert, die gegenwärtige Erwärmung konnte Grundlagenforschung erforderten. In diesem Wech- https://youtu.be/rcjEkEPX5xE dann in diesen Kontext gestellt werden. selspiel zwischen gesellschaftlichen Fragen und For- 76 Min. Um die Jahrtausenwende gelang es Heinz Wan- schung spiegelt sich Schweizer Wissenschafts- und Deutsch, englische Untertitel ner, gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus Umweltgeschichte. Bern und der ETH Zürich, den Nationalen Forschungs- Und noch etwas zeigen die Interviews im Film: schwerpunkt NCCR Climate zu etablieren. Über die Das wichtigste Element in der Forschung ist Begeiste- folgenden zwölf Jahre wuchs die Klimaforschung rung. Ohne sie läuft nichts, und sie hält oft ein Leben weiter, auch wegen der zunehmenden strategischen lang an. Bedeutung des Themas. Die Gründung des Oesch- Abb. 4: «Man muss sich auch fragen: Was wollen wir ger-Zentrums für Klimaforschung durch die Univer- eigentlich mit all diesen Daten? Man muss auch sität Bern war der folgerichtige nächste Schritt. Die Visionen entwickeln und diese Visionen verfolgen» Klimaforschung erhielt dadurch auch am Geographi- Heinz Wanner in einem Video von 1989. schen Institut weiter Auftrieb. Mit der Emeritierung von Heinz Wanner 2010 än- derten sich die Methoden, aber die Gruppe arbeitet immer noch im Bereich der Klima- und zunehmend auch Wetterrekonstruktionen (GeoAgenda 2018/3, 8-12) sowie der Klimageschichte. Neu sind die globale und regionale Modellierung und die Verknüpfung von Modell und Beobachtungen mittels Datenassimila- tion. Gleichzeitig hat Olivia Romppainen-Martius eine sehr aktive Gruppe aufgebaut, die Meteorologie und Literatur (Geographica Bernensia) Klimarisiken verknüpft. Furger, M. et al. (1989): Zur Durchlüftung der Täler Klimawandel und Vorlandsenken der Schweiz. P20. Mathys, H. et al. (1980): Klima und Lufthygiene im und Jahreszeiten Raum Bern. G12. Pfister, C. (1977): Agrarkonjunktur und Witterungs- verlauf im westlichen Schweizer Mittelland 1755 – 1797. G5. Gleichzeitig zum Film erschien die Broschüre «Klima- Rutishauser, T. et al. (2020): Klimawandel und wandel und Jahreszeiten» (Rutishauser et al., 2020) Jahreszeiten. G97. mit neun Beiträgen zu verschiedenen Aspekten der Wanner, H. (1978): Zur Bildung, Verteilung und Natur: Pflanzenwelt (Abb. 5), Tiere, Landwirtschaft, Vorhersage winterlicher Nebel im Querschnitt Gewässer und Schnee. Anlass der Broschüre war Jura-Alpen. G6. das 50-jährige Bestehen des phänologischen Beob- Winiger, M. (1975): Bewölkungsuntersuchungen über der Sahara mit Wettersatellitenbildern. G1. achtungsnetzes des Instituts, und Resultate daraus werden in verschiedenen der Beiträge gezeigt. Abb. 5. Die Beobachtung pflanzenphänologischer Phasen war einer boris.unibe.ch/148855/1/GB2020_G97.pdf der Anfänge der Klimaforschung am Geographischen Institut. Foto Andrea Kaiser.
26 Autres contributions / Andere Beiträge GeoAgenda 2021/1 GeoAgenda 2021/1 Autres contributions / Andere Beiträge 27 family? Crossing national boundaries has put both my Pasts, presents and gender and my ethnic origin into question and sparked consequently my interest with the field of gendered in- equalities. futures of feminist Karin I owe to a large extent to colleagues at the Depart- geographies in Switzerland ment of Geography in Zurich, especially to Elisabeth Bühler (see GeoAgenda 2019/1) in my becoming as fem- inist geographer. At a time when courses on feminist geographies did not exist, she fought for them. Today, I see myself as a feminist geographer as mostly a pro- To debate concepts and perspectives. The high- cess of becoming and a process of constantly failing. For Leading scholars of feminist theories and practices light of the event was a panel discus- instance, in my work I want to cite women, people from sion with Stefanie C. Boulila, Juliet Fall, marginalized communities and people from the Global (with)in geography reflect on their academic trajectories. South. But when I read my papers, I realize how I have Yvonne Riaño, Marina Richter, Carolin Feminist geographies mark a core field of geographic again cited many white people, and especially men, Schurr, Karin Schwiter and Miriam Tola, from the Global North, because they seem important research, activism and teaching beyond gender issues. who accepted our invitation to discuss and I feel I have to cite them. Feminist geographies address inequalities from an their pasts, presents and futures as intersectional perspective, in- and outside academia. feminist scholars working with(in) ge- Juliet ography. To share this conversation, I explicitly became a feminist geographer part- ly as a result of the privilege of having a stable job. we weave together some of their key Up until about ten years ago, I would have quite ex- messages into a plaidoyer for feminist plicitly shied away from doing anything that was too Written by On 28th February, 2020, the kick-off geographies. threatening within our patriarchal academic system, Karine Duplan Elisabeth Militz event of the ASG-funded thematic including working on feminist epistemologies. When group “Feminist Geographies” took I obtained my PhD in 2003, I was only the second place at the University of Neuchâtel. Cover of Living a Feminist Life (2017) by Sara Ahmed. woman to do this in geography in Geneva. Years later, Source: ©Duke University Press I was appointed as the first woman professor. Decid- More than thirty scholars and students ing to present myself as a feminist geographer was a working on questions of space, place, slow process, partly aided through my experience in earth, and the body met to discuss fem- Pasts: How did you become a feminist mentoring and in trying to make the geography de- inist and intersectional geographical geographer? partment a more livable space for all my colleagues, including an increasing number of women. Marina Let's start with what it means to be a feminist ge- Cover of GeoAgenda ographer. For me, it has a lot to do with acknowledg- 2019/1 on Feminist Geog- ing the political in my research. Beyond gaining new raphies, edited by Sarah knowledge, conducting research means both trans- Landolt and Marina Rich- ter. Source: ©GeoAgenda ferring knowledge and developing practical tools. Being a feminist geographer means to be political but also to acknowledge that research itself is pow- erful and can be harmful. These aspects developed in my scientific becoming when I enrolled in a course on feminist geography during my study abroad. This course helped me to connect the themes of geogra- phy to my life. Also, the birth of my daughter made me realize that with my research I want to contribute to change in the world in which my daughter is grow- ing up. Yvonne I became a feminist geographer through biographic experiences. I grew up in Colombia, Bogota, in a family strongly convinced that women need a good education and become economically independent. I graduated as an architect and worked as an urban planner. In the 1980s, I got a fellowship and came to study in Switzer- land. There, the director of the institute where I wanted to study urban planning asked me why I wanted to do so in a school of engineering. Wouldn’t I take the place from From left to right: Carolin Schurr, Stefanie C. Boulila (with her dog, Kensie), Marina Richter, Yvonne Riaño, Karin Schwiter, Juliet Fall and Miriam Tola, at the ASG Femi- a man, or even a white Swiss man, who needs to feed his nist Geographies Event on 28th February, 2020. Source: ©Elisabeth Militz.
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