Langzeitnothilfe Eine Sackgasse für alle - Aide d'urgence à long terme - Une impasse pour tous - riggi-asyl
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N r . / N o 5 6 —— M ä r z / M a r s 2 0 2 1 Das Magazin der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn Le Magazine des Eglises réformées Berne-Jura-Soleure Langzeitnothilfe − Eine Sackgasse für alle Aide d’urgence à long terme – Une impasse pour tous
I N H A L T 4 DOSSIER LANGZEITNOTHILFE Aide d’urgence à long terme 4 Die Folgen eines politischen Irrtums Conséquences d’une erreur politique 10 Eine Stimme für die Vergessenen Une voix pour les oubliés IM PRES S UM 16 Le rêve d’une vie normale ENSEMBLE — Magazin für mitarbeitende, ehren amtliche und engagierte Mitglieder der Reformier 17 «Ich vermisse die Arbeit und den Käse» ten Kirchen Bern-Jura-Solothurn / Magazine pour les membres engagés, collaborateurs et bénévoles des Eglises réformées Berne-Jura-Soleure — 18 Die Not mit der Nothilfe Herausgeberin / Editeur: Reformierte Kirchen Aide d’urgence sous tension Bern-Jura-Solothurn / E glises réformées Berne- Jura-Soleure / Altenbergstrasse 66, Postfach / Case postale, 3000 Bern 22, ENSEMBLE@refbejuso.ch 20 FOKUS (auch für Abobestellungen) Aktuelles aus Bern-Jura-Solothurn Erscheinungsweise / Parution: 10-mal pro Jahr / 10 fois par année — Auflage / Tirage: 8000 — FOCUS Actualités de Berne-Jura-Soleure Nächste Ausgabe / Prochaine parution: Anfang April / début avril 25 KREUZ UND QUER Redaktion / Rédaction: Olivier Schmid (verant wortlich), Heinz Bichsel, Reto Gmünder, Selina Leu, Aus den Bezirken, Kirchgemeinden und dem Haus der Kirche Gerlind Martin, Nathalie Ogi, Mathias Tanner, Maria Vila, Angela Wagner — Kreisschreiben / Circu DE LONG EN LARGE Régions, paroisses et Maison de l’Eglise laire du conseil synodal: Karin Freiburghaus – Cartoon: Tony Marchand — Layout: Ueli Frutiger (Jost Druck AG) — Übersetzungen / Traductions: 30 KURZ UND BÜNDIG André Carruzzo, Rolf Hubler, Nicolas Pache, Gabrielle Rivier, Nadya Rohrbach — Korrekto Kreisschreiben des Synodalrats rat / Corrections: Renate Kinzl — Titelbild / Image de couverture: Wenn die Einbahnstrasse zur Sack EN BREF Circulaire du Conseil synodal gasse wird: Viele abgewiesene Asylsuchende blei ben jahrelang in der Nothilfe. / Quand la rue à sens SCHAUFENSTER unique se transforme en impasse: de nombreux 35 demandeurs d’asile déboutés restent pendant des années à l’aide d’urgence. Foto: iStock.com/ VITRINE netopaek Grafisches Konzept / Concept graphique: Neidhart Grafik, Klösterlistutz 18, 3013 Bern — Inhaltliches Konzept und Beratung / Concept du contenu et conseil: hpe Kommunikation, Sustenweg 64, 3014 Bern — Layout / Druck / Impression: Jost Druck AG, Stationsstrasse 5, 3626 Hünibach Inhalt —– ENSEMBLE 2021/56
E D I T O R I A L LIEBE LESERINNEN UND LESER CHÈRE LECTRICE, CHER LECTEUR Was würden Sie kaufen, wenn Ihnen pro Tag acht Qu’achèteriez-vous si vous aviez huit francs F Franken zur Verfügung stünden, für Verpflegung, par jour à disposition pour la nourriture, Hygiene, Kleider und andere Güter des täglichen l’hygiène, les vêtements et autres produits de né Bedarfs? Brot, ein Stück Käse, Reis, ein wenig Obst? cessité? Du pain, du fromage, du riz, un fruit? Ou Oder eher Kartoffeln, Eier, Gemüse, ein wenig plutôt des pommes de terre, des œufs, des lé Speck? Worauf würden Sie verzichten, auf Butter gumes, du lard? A quoi renonceriez-vous: au oder Konfitüre, Schokolade oder Kaffee? Und was, beurre ou à la confiture, au chocolat ou au café? wenn das Shampoo schon wieder leer ist? Oder Et si le flacon de shampoing était vide? Ou si vous wenn Sie Winterschuhe bräuchten? Und wie be aviez besoin de chaussures d’hiver? Et comment zahlen Sie das Zugticket von Konolfingen nach payer votre billet de train? Bern? Pour les personnes qui bénéficient de l’aide Für Menschen in der Nothilfe sind solche Fra d’urgence, ces questions ne sont pas un jeu de gen keine Gedankenspiele, sondern bittere Reali réflexion, mais une amère réalité. Selon les can tät. Je nach Kanton erhalten sie zwischen acht und tons, elles touchent entre huit et douze francs par zwölf Franken pro Tag. Für das Staatssekretariat jour. Pour le Secrétariat d’Etat aux migrations, ce für Migration ist dieser Betrag «für ein menschen montant est «indispensable à une existence digne» würdiges Dasein unerlässlich» – gemäss der – selon la Conférence suisse des institutions d’ac Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe jedoch tion sociale, il ne correspond toutefois qu’à un entspricht er gerade einmal einem Viertel des quart du minimum vital. Il s’agit de persuader les Existenzminimums. Die Menschen in der Nothilfe personnes bénéficiant de l’aide d’urgence de quit sollen dazu bewogen werden, die Schweiz so rasch ter la Suisse le plus rapidement possible. Après als möglich zu verlassen. Denn eigentlich dürften tout, elles ne devraient pas se trouver ici. Leur sie gar nicht hier sein. Ihr Asylgesuch wurde ab demande d’asile a été rejetée. Elles n’ont pas de gelehnt. Sie haben keine Aufenthaltsbewilligung, permis de séjour, pas de droit au travail, pas de kein Recht auf Arbeit, kein Recht auf Integration. droit à l’intégration. Doch warum gehen sie nicht? Warum verhar Mais pourquoi ne partent-elles pas? Pourquoi ren sie oft jahrelang in dieser Situation? Die demeurent-elles souvent des années dans cette Schweiz hat sie als nicht schutzbedürftig einge situation? La Suisse les a classées comme n’ayant stuft – dennoch kehren viele von ihnen aus Angst pas besoin de protection – pourtant, beaucoup vor Verfolgung und Repression nicht freiwillig in d’entre elles ne retournent pas volontairement ihr Herkunftsland zurück. Fehlt ein Rückübernah dans leur pays d’origine par peur de la persécution meabkommen, kann sie die Schweiz nicht aus et de la répression. En l’absence d’un accord de schaffen. Also werden sie in notdürftigen Kollek réadmission, la Suisse ne peut pas les expulser. Ces tivunterkünften untergebracht, sogenannten personnes sont donc hébergées dans des loge Rückkehrzentren. Doch sie werden bleiben. ments collectifs de fortune, appelés centres de Die Nothilfe ist eine Sackgasse für alle. Für die retour. Mais elles resteront ici. geflüchteten Menschen, die als «reguläre Illegale» L’aide d’urgence est une impasse pour tout le ein perspektivloses und menschenunwürdiges Da monde. Pour les réfugiés qui, en tant que «clan sein fristen. Und für die Schweiz, die vor ihrem destins réguliers», mènent une existence inhu Leid und den entstehenden gesellschaftlichen maine et sans perspectives. Et pour la Suisse, qui Kosten die Augen verschliesst. ferme les yeux sur leur souffrance et les coûts sociaux qui en découlent. Wir wünschen Ihnen eine tapfere Lektüre Nous vous souhaitons une vaillante lecture Olivier Schmid, verantwortlicher Redaktor / rédacteur responsable ENSEMBLE 2021/56 —– Editorial 3
DIE FOLGEN EINES POLITISCHEN IRRTUMS LANGZEITNOTHILFE IN DER SCHWEIZ CONSÉQUENCES D’UNE ERREUR POLITIQUE AIDE D’URGENCE DE LONGUE DURÉE Wer in der Schweiz einen rechtskräftig die Hälfte der schweizweit über 6000 Personen in negativen Asylentscheid erhält, hat seit 2008 der Nothilfe zu den Langzeitbeziehenden und be nur noch Anrecht auf sogenannte Nothilfe. findet sich somit schon über ein Jahr in dieser Was von den Behörden ursprünglich als Über- Situation. Darunter sind auch knapp 600 Kinder, brückungsleistung gedacht war, führt teils die in der Nothilfe aufwachsen müssen. jahrelang zu grossem menschlichem Leid. Dabei war das Nothilfesystem eigentlich nie als langfristige Massnahme gedacht. Geschaffen wurde es mit der Asylrechtsverschärfung, die 2008 Von Carsten Schmidt* in Kraft getreten ist. Asylsuchende, deren Gesuch letztinstanzlich abgewiesen wird, sind seither von Mit Nothilfe zu leben, ist hart. Acht Franken pro der Asylsozialhilfe ausgeschlossen. Damit sie nicht Tag müssen reichen für alles, was man ausser buchstäblich auf der Strasse verhungern, erhalten einem Schlafplatz und einer Krankenversicherung sie als verfassungsrechtliches Minimum Nothilfe zum Leben braucht. Mittlerweile gehört mehr als bis zu ihrer raschen Ausreise. So jedenfalls hatte sich der Gesetzgeber das vorgestellt, und wohl auch das Volk, das der Verschärfung in einer * Leiter Fachstelle Migration der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn Referendumsabstimmung mit grosser Mehrheit 4 D oss i e r —– EN S EM B L E 202 1 /5 6
zustimmte – und ein deutliches Zeichen an die keine Sprachkurse, jegliche Integration soll ver abgewiesenen Asylsuchenden sandte: «Ihr müsst mieden werden – damit bloss nicht auch nur ein jetzt gehen, wirklich!» Funken Hoffnung entsteht, doch in der Schweiz Aus einer Schreibtischperspektive ist das Vor bleiben zu können. gehen migrationspolitisch durchaus stringent und Doch warum harren so viele abgewiesene Asyl folgerichtig. Die Durchführung eines Asylverfah suchende dennoch zum Teil über Jahre in dieser rens macht nur Sinn, wenn diejenigen, die für furchtbaren Situation aus, anstatt endlich auszu nicht schutzbedürftig befunden werden, das Land auch tatsächlich wieder verlassen. Wer nicht frei Das Nothilfesystem willig ausreisen will oder nicht ausgeschafft wer den kann, soll durch möglichst widrige Lebens ist aus kirchlicher Sicht umstände innerhalb von ein paar wenigen inakzeptabel. Wochen oder höchstens Monaten zur Ausreise bewogen werden. Die Nothilfe sollte den Rück reisen, wie ihnen geheissen wurde? Dies ist eine kehrpflichtigen während einer kurzen Übergangs der kontroverstesten Fragen in der aktuellen zeit ein menschenwürdiges Leben ermöglichen. migrationspolitischen Diskussion. «Sie könnten ausreisen, aber wollen nicht», sagen die Behörden. Kein Funken Hoffnung «Viele können nicht ausreisen», sagen die Frei Ob man in der Schweiz mit acht Franken am Tag willigen aus der Kirche und der Zivilgesellschaft, zumindest über einen kürzeren Zeitraum hinweg die die betroffenen Menschen persönlich kennen. ein menschenwürdiges Leben führen kann, sei dahingestellt. Über eine längere Zeit hinweg kann Aus Vernunft oder Scham man es jedenfalls nicht. Denn zu einem menschen Am Beispiel der Eritreerinnen und Eritreer, die würdigen Leben gehört mehr, als nicht auf der einen erheblichen Teil der Langzeitnothilfebe Strasse zu verhungern. Dazu gehören insbesonde ziehenden ausmachen, lässt sich gut aufzeigen, re auch soziale Kontakte – und wenn man über warum sie entgegen der behördlichen Annahmen Jahre in einem Land lebt, auch andere Formen tatsächlich nicht in ihre Heimat zurückkehren gesellschaftlicher Teilhabe und Integration. können: Eritrea ist nach wie vor eine brutale Dik Aber genau das wird den Nothilfebeziehenden tatur, mit langjähriger Zwangsarbeit für fast alle, verweigert. Sie werden, häufig isoliert von der völlig willkürlichen, auch aussergerichtlichen Schweizer Bevölkerung, in abgelegenen Zentren Urteilen, schweren Menschenrechtsverletzungen untergebracht. Mit einem Tagesbudget von acht und fürchterlichen Gefängnissen, zu denen nicht Franken können sie sich kein Bahn- oder Busbillett einmal das IKRK Zutritt hat. Der Friedensschluss leisten, um soziale Kontakte zu pflegen. Es gibt mit Äthiopien hat daran nichts geändert. Die Kir Stahlcontainer, kleine Fenster, kaum Privatsphäre: Das Rückkehr zentrum in Biel- Bözingen befindet sich direkt neben der Autobahn (Archivbild). Conteneurs en acier, minuscules © Keystone / Marcel Bieri fenêtres, quasi aucune intimité: le centre de retour de Bienne-Boujean est situé juste à côté de l’autoroute (photo d’archive). EN S EM B L E 202 1 /5 6 —– D oss i e r 5
chen haben deshalb mehrmals öffentlich ihr Ver wenig erstaunlich: Würde man psychiatrische ständnis für jene abgewiesenen Asylsuchenden Lehrbücher zu Rate ziehen und im Umkehrschluss ausgedrückt, die trotz Wegweisungsverfügung fragen, wie man zuverlässig Depressionen und bei nicht nach Eritrea zurückkehren – vernünftiger Kindern schwerwiegende Entwicklungsstörungen weise reist man nicht in ein Land aus, in dem man hervorrufen könne, gälten Lebensumstände wie lediglich mit «überwiegender Wahrscheinlich in Kollektivunterkünften für abgewiesene Asyl keit» davon ausgehen kann, dass einem nichts suchende wohl als sehr zielführend. Gravierendes passiert und man nicht verhaftet und gefoltert wird. Wer von uns würde das tun? Auch die Einschätzung der Schweizer Behör Zu einem menschen den, dass für Menschen aus Afghanistan, Irak, Iran würdigen Leben gehört oder Äthiopien eine Rückkehr gefahrlos möglich sei, sofern sie nicht individuell verfolgt werden, mehr, als nicht auf der löst Stirnrunzeln bis Kopfschütteln aus. Bei ande Strasse zu verhungern. ren Herkunftsländern hingegen ist auf den ersten Blick nicht so recht ersichtlich, warum eine Rück Auswege aus der Nothilfe gibt es kaum. Zwar kehr nicht möglich sein soll. Erst im persönlichen können Betroffene ein sogenanntes Härtefall Gespräch wird deutlich, wie unendlich gross die gesuch stellen, doch die Hürden sind hoch: So Scham ist, gescheitert und mit leeren Händen in müssen die Nothilfebeziehenden mindestens fünf ein armes Land zurückzukehren, wenn die gesam Jahre in der Schweiz gelebt haben (alleinstehende Personen sogar zehn Jahre), einige Kantone setzen die Hürden noch höher. Und sie müssen eine fortgeschrittene Integration vorweisen können. Dies steht im Widerspruch zu den staatlichen Be mühungen, die Integration von Nothilfebeziehen den zu verhindern. Es resultieren viele verlorene Lebensjahre und häufig eine gestohlene Kindheit. Die langfristigen gesellschaftlichen und ökono mischen Kosten sind hoch. Das entspricht nicht dem, was man sich 2008 anlässlich der Einführung des Nothilfesystems vor © Keystone / Urs Flüeler gestellt hat. Und auch wenn die ihm zugrunde liegenden migrationspolitischen Überlegungen nachvollziehbar sind: Die heutigen realen Aus wirkungen sind aus kirchlicher Sicht inakzeptabel. Die Annahme, «dass die Leute dann schon gehen», Acht Franken te Verwandtschaft ihre Ersparnisse für den Schlep hat sich nicht bewahrheitet. Wir haben ein System, Nothilfe pro Tag: per zusammengelegt hat. «Nicht zurückkehren zu das schlecht funktioniert und nicht hinnehmbare Zum Überleben genug, zum Leben können», hat also viele Facetten, mehr oder we «Kollateralschäden» mit sich bringt. Ein solches zu wenig. niger zwingende – und damit auch unterschied System muss geändert werden. Huit francs d’aide lich gut legitimierbare Gründe; auch wenn im Doch bislang ist bei den nationalen und kan d’urgence par jour: assez pour Gespräch mit den Betroffenen meist gut nachvoll tonalen Behörden wenig Einsicht spürbar. «Sie survivre, trop peu ziehbar wird, warum eine freiwillige Rückkehr für müssen halt gehen», lautet die gebetsmühlenar pour vivre. sie eine Unmöglichkeit darstellt. tige Standardantwort, wenn man das Problem an Aber wie auch immer man die Gründe für ihr spricht. Das reicht nicht. Selbstverständlich haben «Nicht-zurückkehren-Können» einschätzen und auch die Kirchen keine Patentlösung – eine gene bewerten mag: Fakt ist, dass in der Schweiz, mit relle «Amnestie» oder eine pauschale Härtefall ten unter uns, mehrere tausend Personen leben, bewilligung nach zwei oder drei Jahren lösen das die wir nicht zwangsweise in ihre Heimat zurück Problem nicht und schaffen viele neue. Aber es schaffen können und die nicht freiwillig ausreisen gäbe Lösungsansätze, die viele Probleme situa werden. tionsgerecht und länderspezifisch lösen und damit grosses Leid verhindern könnten: Das System funktioniert nicht Bei einigen Ländern wie etwa Eritrea müssten Und damit zurück von der Migrationspolitik zu die Behörden bei ihrer Länderbeurteilung über den Betroffenen. Was passiert mit Menschen, die die Bücher gehen – der Bürgerkrieg in Äthiopien, jahrelang unter den menschenunwürdigen Be in den auch Eritrea hineingezogen wird, böte eine dingungen des Schweizer Nothilferegimes leben exzellente Gelegenheit für eine Neueinschätzung müssen? Viele von ihnen werden krank. Das ist ohne Gesichtsverlust. 6 D oss i e r —– EN S EM B L E 202 1 /5 6
© Keystone / Daniel Teuscher Die Kriterien für die Erteilung einer Härtefall ce régime s’applique de manière prolongée, c’est- Menacés dans leur pays d’origine, bewilligung sind viel zu streng und werden von à-dire depuis plus d’une année, à plus de la moitié mais jugés comme den Kantonen zum Teil noch strenger ausgelegt des 6000 bénéficiaires, dont près de 600 enfants n’ayant pas besoin als gesetzlich vorgegeben. Insbesondere wenn Kin qui n’ont pas d’autre choix. de protection en Suisse: des réfugiés der involviert sind, müssen Härtefallbewilligungen d’Afghanistan rasch erteilt werden, damit nicht auch noch die Les conséquences manifestent à Berne en 2018. Kinder einen irreparablen Schaden erleiden. Die Möglichkeiten der Rückkehrhilfe müssten concrètes du système In ihrer Heimat bedroht, in der noch einmal deutlich ausgebaut werden, damit d’aide d’urgence sont Schweiz als nicht schutzbedürftig auch in jenen Fällen, bei denen es primär um Ge sichtsverlust geht, Lösungen gefunden werden inacceptables. befunden: Geflüch- tete Menschen aus können. Afghanistan an einer Demo 2018 Über diese Lösungsansätze müssten die Ver Pourtant, le système d’aide d’urgence n’a ja in Bern. antwortlichen in Politik und Verwaltung endlich mais été conçu comme une mesure de longue ernsthaft diskutieren. Es ist nicht akzeptabel, dass durée. Il a été créé au moment du durcissement es einfach so bleibt, wie es ist. de la loi sur l’asile, dont la modification est entrée en vigueur en 2008. Depuis cette date, les requé rantes et requérants d’asile dont la demande est En Suisse, depuis 2008, toute personne rejetée en dernière instance sont exclus de l’aide F frappée d’une décision négative exécu sociale. Pour éviter que ces personnes ne meurent toire en matière d’asile ne peut plus prétendre littéralement de faim sur le trottoir, on leur octroie qu’à l’aide d’urgence. Conçue à l’origine par les le minimum vital prévu par le droit constitution autorités comme une prestation transitoire, nel en attendant leur départ imminent. Ce scéna cette aide crée des situations de grande souf rio est celui que le législateur avait imaginé, tout france qui durent parfois des années. comme le peuple, qui a approuvé le durcissement de la loi à une large majorité, signifiant clairement aux personnes déboutées: «Maintenant, vous de Par Carsten Schmidt* vez partir. Pour de vrai!» Sur le papier, le protocole actuel est parfaite Rien n’est plus difficile que de vivre de l’aide d’ur ment logique et cohérent du point de vue de la gence, de s’en sortir avec huit francs par jour pour tout ce dont on a besoin, hormis un toit sur la tête * Responsable du service Migration des Eglises réformées et l’assurance maladie. Actuellement, en Suisse, Berne-Jura-Soleure EN S EM B L E 202 1 /5 6 —– D oss i e r 7
politique migratoire. Une procédure d’asile n’a de prisons effroyables auxquelles même le CICR n’a sens que si les personnes dont on a estimé qu’elles pas accès. L’accord de paix avec l’Ethiopie n’a rien ne pouvaient pas prétendre au statut de réfugié changé à la situation. A plusieurs reprises, les quittent effectivement le territoire. Quant à celles Eglises ont donc exprimé publiquement leur sym qui ne veulent pas partir d’elles-mêmes ou qui ne pathie pour les personnes déboutées qui ne re peuvent pas être expulsées, on leur offre les condi tournent pas en Erythrée malgré les injonctions. tions de vie les plus rebutantes possible pour les Raisonnablement, nul ne va dans un pays s’il es pousser à s’en aller dans les plus brefs délais. Ain time avoir «de fortes chances» d’y subir des vexa si, en théorie, l’aide d’urgence permet de garantir tions graves, d’y être arrêté et torturé. Qui d’entre une vie digne durant un bref laps de temps. nous le ferait? Concernant l’Afghanistan, l’Irak, l’Iran ou Oter toute lueur d’espoir l’Ethiopie, les autorités suisses considèrent que le Mais peut-on vivre décemment en Suisse avec huit retour est sans danger, sauf cas de persécution in francs par jour, ne serait-ce que pendant une dividuelle; cette appréciation soulève des doutes, courte période? La question se pose. A long terme, pour ne pas dire qu’elle ne convainc pas du tout. en tout cas, c’est impossible. En effet, pour vivre En revanche, pour d’autres pays, on ne comprend dignement, il ne suffit pas de ne pas mourir de pas immédiatement pourquoi le retour ne serait faim dans la rue; on doit pouvoir, par exemple, pas possible. Seul un entretien individuel permet tisser des liens sociaux et, si l’on reste plusieurs de saisir la honte immense que peut ressentir années, participer et s’intégrer à la société. quelqu’un à l’idée d’avoir échoué et de rentrer les mains vides chez lui, alors que son clan s’est sacri fié pour payer le passeur. L’impossibilité de partir Pour vivre dignement, est un phénomène complexe, les motifs sont plus il ne suffit pas de ne pas ou moins impérieux et donc aussi plus ou moins faciles à justifier. Cependant, un tête-à-tête permet mourir de faim dans la rue. la plupart du temps de comprendre pourquoi la personne est dans l’impossibilité de partir. Or, les personnes qui sont hébergées dans des Même si nous parvenons à établir les raisons centres isolés, souvent à l’écart de la population, de l’impossibilité de rentrer, les faits sont là: en sont justement privées de contacts et de ren Suisse, plusieurs milliers de personnes que nous contres. Ce n’est pas avec huit francs qu’elles n’arrivons pas à contraindre à rentrer dans leur peuvent s’offrir un billet de bus ou de train! Les pays d’origine et qui ne partiront pas d’elles- centres ne leur offrent pas non plus de cours de mêmes, vivent parmi nous. langue. En bref, tout est fait pour les empêcher de s’intégrer et pour leur ôter tout espoir de réussir Le système ne fonctionne pas à rester malgré tout. Laissons un instant la politique migratoire pour Comment donc expliquer que tant de per revenir aux personnes. Qu’advient-il de celles qui sonnes déboutées endurent cette situation épou subissent pendant des années les conditions dé vantable, parfois pendant des années, au lieu de gradantes du régime suisse de l’aide d’urgence? se décider à partir comme elles en ont été som Beaucoup tombent malades. Ce n’est pas très sur mées? C’est l’une des questions les plus controver prenant: si l’on consultait les manuels de psychia sées du débat sur la politique migratoire actuelle. trie en y cherchant un moyen sûr de provoquer Selon les autorités, «elles pourraient partir, mais une dépression ou de graves troubles du dévelop elles ne veulent pas», alors que pour les bénévoles pement chez l’enfant, on apprendrait qu’il suffit ecclésiastiques ou laïcs qui les connaissent, «beau de créer des conditions de vie semblables à celles coup ne peuvent pas partir». qui règnent dans les espaces collectifs réservés aux personnes déboutés. La raison ou la honte L’aide d’urgence est une voie presque sans is Prenons l’exemple des Erythréennes et des Ery sue. Certes, les bénéficiaires peuvent envisager de thréens, qui constituent une proportion impor déposer une demande pour cas de rigueur, mais tante des bénéficiaires de l’aide d’urgence à long ce parcours est semé d’embûches: ils doivent avoir terme. Pourquoi ne peuvent-ils pas rentrer dans vécu au moins cinq ans en Suisse (et même dix leur pays alors que les autorités sont d’un avis pour les personnes seules), sachant que certains contraire? L’Erythrée continue d’être sous le joug cantons ont des exigences encore plus élevées; ils d’une dictature brutale: années de travail forcé doivent également démontrer qu’ils se sont bien pour presque tout le monde, jugements totale intégrés, ce qui est en parfaite contradiction avec ment arbitraires parfois en dehors de tout acte les efforts déployés par l’Etat. On leur fait perdre judiciaire, violations graves des droits humains, des années de vie et souvent on leur vole leur en 8 D oss i e r —– EN S EM B L E 202 1 /5 6
© Keystone / Ti-Press / Pablo Gianinazzi fance. A long terme, les coûts socio-économiques contexte et du pays d’origine, beaucoup de souf Un avenir incer- tain: pour de nom- de ce système sont élevés. frances pourraient être évitées. Voici quelques breux Tibétains, Cette réalité ne correspond pas aux idées de propositions: un retour au pays 2008. Même si les réflexions de politique migra Pour certains pays, tels que l’Erythrée, les au est impossible. toire qui ont mené à l’introduction du système torités devraient se documenter avant de se pro Blick in eine un gewisse Zukunft: d’aide d’urgence sont compréhensibles, l’Eglise noncer. La guerre civile en Ethiopie, dans laquelle Für viele Menschen estime que ses conséquences concrètes sont inac l’Erythrée est aussi impliquée, pourrait constituer aus Tibet ist eine Rückkehr in ihre ceptables. L’hypothèse qu’«ils finiraient bien par une excellente occasion de réévaluer la situation Heimat nicht partir» ne s’est pas confirmée. Nous sommes face sans perdre la face. möglich. à un système dysfonctionnel qui provoque des Les critères d’octroi d’une autorisation de sé dommages «collatéraux» inacceptables. Un chan jour pour cas de rigueur sont beaucoup trop stricts gement s’impose. et certains cantons les interprètent encore plus Malgré ce constat, les autorités nationales et strictement que la loi ne le prévoit. Les autorisa cantonales ont fait preuve de peu d’ouverture tions doivent être accordées rapidement, en par jusqu’à présent. «Ils doivent partir, un point c’est ticulier s’il s’agit d’enfants, afin d’éviter des dom tout», nous répondent-elles en boucle quand nous mages irréparables. abordons la question. Cette réponse est insuffi Les possibilités ouvertes par l’aide au retour sante. Bien sûr, les Eglises n’ont pas de solution devraient clairement être amplifiées pour déblo toute prête: il n’est pas question d’«amnistier» tout quer toutes les situations où le motif de non-retour le monde ni d’octroyer des autorisations pour cas est essentiellement lié au déshonneur. de rigueur après deux ou trois ans de séjour, sauf Il serait temps que les autorités politiques et à créer de nouveaux problèmes. Cependant, si les administratives évaluent enfin sérieusement ces situations étaient réglées en tenant compte du propositions. Le statu quo n’est pas acceptable. EN S EM B L E 202 1 /5 6 —– D oss i e r 9
EINE STIMME FÜR DIE VERGESSENEN KIRCHLICHES ENGAGEMENT FÜR MENSCHEN IN DER NOTHILFE UNE VOIX POUR LES OUBLIÉS L’ÉGLISE S’ENGAGE POUR LES REQUÉRANTS DÉBOUTÉS Zahlreiche Kirchgemeinden setzen sich Klasse ab. Und dann? Sie darf keine Ausbildung für abgewiesene Asylsuchende ein. So auch machen», schildert die kleine Frau mit erstickter die Kirchgemeinden Aarwangen und Riggis- Stimme ihre ausweglose Situation. berg. Trotz engen Rahmenbedingungen ist die Wirkung für die Betroffenen gross. In der Sackgasse Die Geschichte dieser Familie steht stellvertretend für Hunderte ähnliche Schicksale. Von den Von Selina Leu schweizweit rund 6000 Menschen, deren Asyl gesuch abgewiesen wurde und die Nothilfe be Ihre Worte sind so einfach wie einleuchtend: «Hier ziehen, sind knapp 600 Kinder; allein im Rück geht es nicht um Wohltätigkeit. Hier geht es um kehrzentrum Aarwangen leben drei Dutzend von Begegnungen – und daraus werden Beziehungen», sagt Monika Wälti, während sie eine Familie zur Tür begleitet. Die winterliche Dunkelheit löst Im Kaffee-Treff finden die behagliche Wärme des Kirchgemeindehauses abgewiesene Asylsuchende Aarwangen ab. Es ist jene Wärme, die Monika Wälti und weitere Freiwillige den Menschen aus ein Stück Normalität und dem nahegelegenen kantonalen Rückkehrzent Leichtigkeit. rum weiterzugeben versuchen: wöchentlich für zwei Stunden in einem Kaffee-Treff, um ihnen «ein ihnen. Wer sich mit der Thematik befasst, muss Stück Normalität und Leichtigkeit» zu geben, wie unweigerlich an eine Sackgasse denken: Viele Pfarrer Marcel Schneiter es nennt. dieser Menschen können oder wollen weder in Für die abgewiesenen Asylsuchenden, die un ihre Heimat zurückkehren, noch besitzen sie in weit des Kirchgemeindehauses in einem ehe der Schweiz einen legalen Aufenthaltsstatus. maligen Knabenheim wohnen, sind diese zwei Wie zermürbend diese Sackgasse ist, zeigt das Stunden wie ein «Auftauchen». Rund dreissig Per Beispiel von Sathiya und Paul. Sie leben bereits sonen besuchten vor der coronabedingten Schlies seit zehn Jahren mit ihren drei Kindern in der sung wöchentlich das Kirchgemeindehaus und Schweiz, die zwei Jüngeren sind in Bern geboren versuchten, der Enge ihrer Unterkunft zu entkom und sprechen Berndeutsch. Während sie ihren men. Eine Mutter erzählt, dass sie mit ihren drei Kindern beim Herumtoben zuschaut, sagt Mutter Kindern, zwei davon im Jugendalter, in einem klei Sathiya: «Das Schlimmste sind die Fragen meines nen Zimmer lebt: «Zwei Stockbette, ein Tisch – Sohnes. Er fragt uns immerzu, warum seine Situ sonst nichts.» Ihr Ehemann ist in Sri Lanka ver ation so sei, wie sie ist. Er will wissen, warum er schollen, ihr Bruder wurde umgebracht. Sie nach Sri Lanka soll, wenn sein Land doch die flüchtete aus Angst in die Schweiz – doch ihr Asyl Schweiz ist.» Der 10-Jährige schaut kurz vom Spiel gesuch wurde abgelehnt. Sie verzweifelt beim Ge auf. «Pause», meint er ohne zu zögern auf die danken, was aus ihren Kindern werden soll. «Mei Frage, was er an der Schule am liebsten mag. Eine ne Älteste schliesst nächstes Jahr die neunte Freiwillige bringt ihm regelmässig Bücher zum 10 D oss i e r —– EN S EM B L E 202 1 /5 6
© Mauro Mellone «Auftauchen» und aus der Enge der Unterkunft entkommen: Die Familie von Sathiya und Paul im Kirchgemeinde- haus Aarwangen. «Refaire surface» et s’échapper de l’étroitesse de l’abri: la famille de Sathiya et Paul dans la maison paroissiale d’Aarwangen. EN S EM B L E 202 1 /5 6 —– D oss i e r 11
Lesen. Denn mit einem Budget, das einen Viertel begleiten, ist die kirchliche Seelsorge. Im vergan des von der Schweizerischen Konferenz für Sozial genen Jahr haben die drei Landeskirchen und die hilfe festgelegten Existenzminimums beträgt, jüdische Gemeinde Bern gemeinsam eine Seel kann sich die Familie kaum etwas leisten. sorgestelle finanziert. «Diese Art der Begleitung Um das schmale Budget der Nothilfebeziehen ist besonders wertvoll», betont Marcel Schneiter, den etwas zu entlasten, verteilt ihnen die Kirch erst so könne man überhaupt Kontakte zu den gemeinde Aarwangen Gutscheine für die Brocken Menschen in den Unterkünften knüpfen. Für die stube. Und im Kaffee-Treff steht ein Computer zur langfristige Finanzierung dieses Seelsorgeange Verfügung. Die Freiwilligen unterstützen sie bei bots wird gegenwärtig eine Lösung gesucht. Bedarf auch bei administrativen Fragen und üben mit ihnen Deutsch. Private bieten Hand «Am Anfang steht immer die Beziehung», sagt Vermittelnde Rolle der Kirche Pfarrer Daniel Winkler. Auch hier wieder dieser Pfarrer Marcel Schneiter sieht seine Rolle primär Satz. Der Pfarrer aus Riggisberg spielt allerdings als Vermittler: zwischen den Bewohnern des Rück auf ein anderes, durchaus weitreichenderes kehrzentrums und der Bevölkerung, zwischen der E ngagement an: die sogenannte private Unter Zentrumsleitung und kritischen Freiwilligen. «Ge rade als Kirche können wir mit unserer neutralen Position sehr viel zu einer gegenseitigen Verstän Die Kirche muss sich digung beitragen.» auch auf übergeordneter Ähnliche Engagements wie in Aarwangen gibt es auch an den Standorten der anderen Rückkehr Ebene für abgewiesene zentren im Kanton Bern. Die Aktivitäten mussten Asylsuchende einsetzen. wegen des Coronavirus jedoch ausgesetzt werden. Viele Menschen, Dies ist für die Menschen in den Rückkehrzentren bringung. Menschen aus der Bevölkerung bieten die das Seelsorge sehr schmerzhaft, sagt Marcel Schneiter. «Bereits abgewiesenen Asylsuchenden private Räumlich angebot der Kirchen nutzen, die dunkle Jahreszeit setzt ihnen zu. Nun fällt auch keiten als Unterkunft an. Diese Lösung wurde vor sind verzweifelt noch die Möglichkeit weg, sich ausserhalb der gut einem Jahr von kirchlichen und zivilgesell und zermürbt. Unterkunft zu treffen. Die Gefahr besteht, dass sie schaftlichen Gruppen gemeinsam mit den Behör De nombreuses personnes qui ont sich gänzlich zurückziehen und wir sie aus den den erarbeitet. «Wenn du jemanden jahrelang recours au service Augen verlieren.» begleitest und plötzlich erhält diese Person einen d’aumônerie des Eglises sont déses- Eine weitere Möglichkeit, die abgewiesenen negativen Asylentscheid, ist das sehr hart», sagt pérées et usées. Asylsuchenden in ihrer schwierigen Situation zu Daniel Winkler. Dann sei es wichtig, «dass man © Mauro Mellone 12 D oss i e r —– EN S EM B L E 202 1 /5 6
© Mauro Mellone sich nicht einfach von diesen Menschen abmel ren verhindert, dass der Kanton Bern alle abge In der Schweiz geboren: Viele det». Insbesondere für diejenigen, die voraussicht wiesenen Asylsuchenden in abgelegener Lage auf Kinder von abge- lich über Jahre hinweg in den Nothilfestrukturen dem Tessenberg oberhalb vom Bielersee unter wiesenen Asyl- werden leben müssen, suchen Privatpersonen bringt. Dieser Allianz dürfte auch der Entscheid suchenden kennen das Land ihrer daher nach alternativen Lösungen. Heute leben des Grossen Rates zu verdanken sein, dass der Eltern nur vom im Kanton Bern rund 140 Menschen bei Privat Kanton künftig auch die Lebensunterhaltskosten Hörensagen. personen statt in einem Rückkehrzentrum. Die der privat Untergebrachten übernehmen muss. Nés en Suisse: beaucoup d’enfants anfallenden finanziellen Lasten werden dabei oft «Es sind kleine Schritte», sagt Daniel Winkler, de demandeurs von einem grossen Unterstützerkreis von Personen «aber immerhin.» d’asile déboutés ne connaissent le pays getragen. de leurs parents Für Daniel Winkler ist aber klar, dass sich die que par ouï-dire. Kirche auch auf übergeordneter Ebene für abge De nombreuses paroisses s’engagent pour F wiesene Asylsuchende einsetzen und ihnen eine les personnes en situation d’aide d’urgence, Stimme geben muss. «Diese Menschen leben oft comme celles d’Aarwangen et de Riggisberg. Mal jahrelang unter unmenschlichen Umständen. Die gré des conditions difficiles, l’impact en faveur Nothilfe war ursprünglich als Übergangssituation des requérants d’asile concernés est grand. gedacht, nie als chronifizierter Zustand.» Die Be völkerung wisse heute kaum, unter welchen Be dingungen Menschen mitten in unserer Gesell Par Selina Leu schaft leben müssten, so der Pfarrer. «Es ist daher wichtig, dass die Gesellschaft die Problematik der Ses mots sont aussi simples que lumineux: «Ici, il Langzeitnothilfe kennt und Druck auf die Politik n’est pas question de pitié, mais de rencontres qui ausübt. Nur so entsteht Veränderung.» évoluent pour devenir des relations», dit Monika Und dass Veränderung durchaus möglich ist, Wälti en raccompagnant une famille à la porte. zeigen verschiedene Beispiele. So hat etwa eine L’obscurité hivernale remplace la chaleur accueil Allianz aus verschiedenen Akteuren vor zwei Jah lante de la maison paroissiale d’Aarwangen. Une EN S EM B L E 202 1 /5 6 —– D oss i e r 13
chaleur que Monika Wälti et d’autres bénévoles sans hésiter: «La pause.» Une bénévole lui amène tentent de transmettre aux requérants du centre régulièrement des livres. Avec un budget qui se de retour cantonal voisin. Deux heures de ren monte à un quart du minimum vital fixé par la contre par semaine, pour leur donner «une tranche Conférence suisse des institutions d’action sociale, de normalité et de légèreté», selon les mots du la famille ne peut quasiment rien s’offrir. pasteur Marcel Schneiter. Afin de soulager quelque peu le maigre budget Pour les requérants déboutés, qui vivent dans des bénéficiaires de l’aide d’urgence, la paroisse un ancien foyer pour enfants non loin de la maison d’Aarwangen leur distribue des bons pour la bro paroissiale, ces deux heures sont un bol d’oxygène. cante. Et un ordinateur est à leur disposition lors Avant la fermeture provoquée par le coronavirus, des heures de rencontre. Les bénévoles les sou une trentaine de personnes fréquentaient chaque tiennent en cas de besoin pour les questions semaine la maison paroissiale, tentant ainsi administratives et pratiquent l’allemand avec eux. d’échapper à l’étroitesse de leur cantonnement. Une mère raconte sa vie avec ses trois enfants, L’Eglise, une intermédiaire dont deux ados, dans une petite chambre. «Deux Le pasteur Marcel Schneiter se voit avant tout lits superposés, une table – rien d’autre.» Au Sri comme un intermédiaire, entre les habitants du Lanka, son mari a disparu et son frère a été tué. centre de retour et la population, entre la direction Poussée par la peur, elle a fui en Suisse; mais sa du centre et les bénévoles au regard critique. «C’est demande d’asile a été rejetée. Elle est désespérée justement grâce à notre positionnement neutre, à l’idée de ce qui pourrait advenir de ses enfants. en tant qu’Eglise, que nous pouvons contribuer à «Mon aînée termine la neuvième année scolaire une compréhension mutuelle.» l’an prochain. Et ensuite? Elle n’a pas le droit de Dans d’autres lieux abritant les centres de re faire un apprentissage.» La petite femme relate tour du canton de Berne, l’Eglise s’engage de la d’une voix étouffée sa situation sans issue. même manière qu’à Aarwangen. Mais en raison du coronavirus, les activités ont été suspendues. C’est Cul-de-sac très douloureux pour les résidents des centres de L’histoire de cette famille illustre bien celle de retour, relate Marcel Schneiter. «Déjà que la saison centaines de destins identiques. Parmi les 6000 hivernale leur pèse, ils perdent aussi maintenant personnes dont la demande d’asile a été rejetée la possibilité de se rencontrer en dehors de leur en Suisse et qui touchent l’aide d’urgence, on logement. Le risque existe qu’ils se replient sur eux- compte 600 enfants. Une trentaine d’entre eux mêmes et que nous les perdions de vue.» vivent dans le centre de retour d’Aarwangen. Pour L’accompagnement spirituel est une autre ma qui se préoccupe de cette thématique, impossible nière de soutenir les requérants déboutés dans de ne pas penser à un cul-de-sac: parmi ces gens, leur difficile situation. L’an passé, les trois Eglises nombreux sont ceux qui ne peuvent ou ne veulent nationales et la communauté judaïque de Berne rentrer chez eux, et qui n’ont pas de statut légal ont financé de concert un poste d’accompagnant de résidence en Suisse. spirituel. «Cette forme d’accompagnement est particulièrement précieuse», souligne Marcel Lors des heures de ren S chneiter. C’est seulement ainsi que l’on peut tisser des liens avec les gens dans les centres. Actuelle contre, les requérants ment, on recherche une solution pour assurer le déboutés retrouvent financement à long terme de cette offre d’accom pagnement spirituel. une tranche de normalité et de légèreté. Des privés tendent la main «La base, c’est toujours la relation», explique le L’exemple de Sathiya et Paul montre à quel pasteur Daniel Winkler. La même idée revient tou point cette voie sans issue est démoralisante. Ils jours. Le pasteur de Riggisberg fait toutefois allu vivent depuis déjà dix ans en Suisse avec leurs trois sion à une autre forme d’engagement de longue enfants. Les deux plus jeunes sont nés à Berne et durée: l’hébergement chez des privés. Au sein de parlent bernois. En regardant ses enfants se dé la population, certaines personnes offrent aux re fouler, Sathiya, la mère, raconte: «Le pire, ce sont quérants déboutés un espace privé pour se loger. les questions de mon fils. Il nous demande sans Il y a un an, des groupements issus de l’Eglise et cesse pourquoi il est dans cette situation. Il veut de la société civile ont mis sur pied cette solution, savoir pourquoi il doit partir au Sri Lanka, alors de concert avec les autorités. que la Suisse est son pays.» Le garçon de dix ans «Lorsqu’on accompagne quelqu’un à longueur relève brièvement les yeux de son jeu. A la ques d’année, et que cette personne reçoit soudaine tion de savoir ce qu’il préfère à l’école, il répond ment une décision d’asile négative, c’est très dur», 14 D oss i e r —– EN S EM B L E 202 1 /5 6
relate Daniel Winkler. Il est important «de ne pas années dans des conditions inhumaines. L’aide simplement couper les ponts avec ces personnes». d’urgence était au départ pensée comme une Des privés cherchent donc des solutions alterna solution transitoire, et jamais à long terme.» tives, en particulier pour celles et ceux qui sont Aujourd’hui, la population n’a que peu conscience destinés à vivre pendant des années dans les struc des conditions dans lesquelles ces gens doivent tures de l’aide d’urgence. Aujourd’hui, dans le vivre au sein de notre société, selon le pasteur. canton de Berne, près de 140 personnes vivent chez «Il est important que la société prenne connais des privés plutôt que dans un centre de retour. Les sance de la problématique de l’aide d’urgence à coûts engendrés sont dans ce cas souvent pris en long terme et exerce une pression sur le politique. charge par un large cercle de soutiens. C’est seulement ainsi qu’on verra un change ment.» Et plusieurs exemples montrent que ce chan L’Eglise doit aussi gement est possible. Il y a deux ans, une coalition s’engager à l’échelon de différents acteurs a empêché que le canton Après la neuvième de Berne ne loge tous les requérants déboutés année, c’est fini: supérieur pour les dans un lieu isolé sur la montagne de Diesse, les jeunes de l’aide d’urgence n’ont pas requérants déboutés. au-dessus du lac de Bienne. Le canton devra éga droit à une forma- tion professionnelle. lement à l’avenir prendre à sa charge les coûts Nach der neunten Mais pour Daniel Winkler, il est clair que d’entretien des personnes logées chez des privés Klasse ist Schluss: l’Eglise doit aussi s’engager à l’échelon supérieur – une décision que le Grand conseil a prise sous Jugendliche in der Nothilfe haben pour les requérants déboutés et leur donner une l’impulsion de cette alliance. «Des petits pas», dit kein Recht auf eine voix. «Ces personnes vivent souvent durant des Daniel Winkler, «mais c’est toujours ça.» Berufsausbildung. © Mauro Mellone EN S EM B L E 202 1 /5 6 —– D oss i e r 15
PORTRA I T Le rêve d’une vie normale Pour le couple irako-marocain arrivé il y a Le cauchemar administratif presque cinq ans en Suisse, où leurs deux filles En 2015, elle repart en Turquie avec l’intention de sont nées, les horizons se sont bouchés. Ayant rentrer chez elle avec Ali, une fois ses papiers en vu leur demande d’asile refusée, la famille règle. Mais leurs démarches s’avérant infruc vit depuis plusieurs mois dans le centre de re- tueuses, même s’ils sont désormais mariés, ils dé tour Boujean à Bienne, sa survie réduite à cident de partir pour l’Europe, d’aller en Suisse l’aide d’urgence: un toit collectif et 6 francs 50 romande, où Ali a de la famille et où ils espèrent par jour par personne. Récit de leur parcours. obtenir les documents qui leur permettront de s’installer au Maroc. Après avoir traversé sept pays, ils arrivent en Par Maria Vila train en Suisse et, à la frontière, se font contrôler et arrêter par la police. Ils déposent une demande Au début, Naima et Ali, c’est une histoire d’amour d’asile et c’est pour eux le commencement du long sans frontières. Ils font connaissance sur internet. périple des requérants, un cheminement incertain Elle, marocaine de classe moyenne, travaille illuminé par la naissance de leurs deux filles, comme esthéticienne dans son pays. Lui, irakien, Maria et Lilia, et l’espoir de leur donner un avenir ancien officier de police, est réfugié en Turquie. riche en possibilités. Toutefois, en septembre 2019 leur procédure échoue. Raison invoquée: elle est marocaine et peut rentrer dans son pays. Sans son mari. Ris quant d’être expulsés et séparés, Naima s’adresse à l’ambassade marocaine pour demander un visa pour Ali et c’est le début d’un nouvel imbroglio administratif, les autorités marocaines et suisses se renvoyant la balle. Leurs exigences respectives sont incompatibles et il y a toujours des papiers qui manquent. «Je leur ai dit que je n’y peux rien, qu’il y a la loi d’un pays et de l’autre, et que ce n’est pas moi qui les ai créés», s’insurge-t-elle. «Ce qui est clair, c’est que je ne veux pas séparer mes filles de leur père. Elles ont besoin de lui.» Détresse et précarité Entretemps, la famille passe sous le régime de l’aide d’urgence. Elle doit quitter son appartement et depuis février 2020 réside au centre de retour Boujean à Bienne, avec environ 130 autres per sonnes déboutées, reparties dans six containers habitables, avec des cuisines et des salles de bain communes, dans des conditions précaires, deve nues «catastrophiques avec le coronavirus», ex plique Naima. Ils reçoivent 182 francs par semaine. © Maria Vila «Ici, chaque jour, c’est la même chose, il n’y a pas de structure. Il n’y a rien à faire, à part t’occuper des enfants, que tu dois toujours surveiller pour Naima et Ali avec Elle fait un premier voyage pour le rencontrer et qu’il ne leur arrive rien avec tout ce monde en leur fille Lilia. leur relation se confirme, malgré l’opposition de difficulté. Tu ne peux même pas parler à ton ma Naima und Ali sa famille. «D’abord, mes parents ont refusé. Ils ri dans l’intimité. Notre vie se passe dans l’attente mit ihrer Tochter Lilia. pensaient qu’il venait d’un pays étranger pas bien, et dans le stress», explique-t-elle. Leur espoir? Que qui fait la guerre. Ils avaient peur. J’ai laissé le Maroc donne un visa à Ali ou que la Suisse au tomber, mais mon père, me voyant très triste, m’a torise leur séjour pour cas de rigueur. «Nous avons dit que j’étais assez grande pour choisir ma vie», besoin de stabilité, de travailler. Ceci n’est pas une explique Naima. vie et nous n’en avons qu’une!» 16 D oss i e r —– EN S EM B L E 202 1 /5 6
L EHRABBRU CH WIDER WILLE N «Ich vermisse die Arbeit und den Käse» Der aus Afghanistan geflüchtete Masi* ist © Angela Wagner seit über fünf Jahren in der Schweiz. Die Lehre zum Käser musste er kurz vor Ende der Ausbildung abbrechen – nun steht er ohne Perspektiven da. Von Angela Wagner «Es war die schönste Zeit meines Lebens.» Wenn Masi von seiner Lehre in der Käserei Mäder in M amishaus in der Gemeinde Schwarzenburg spricht, leuchten seine Augen. Der junge Afghane mochte die handwerkliche Arbeit. Sein Lehr meister und dessen Frau wurden für ihn zu einer zweiten Familie, der Betrieb und das Zimmer, in dem er unter der Woche übernachten durfte, sein Zuhause. Sein ganzes Leben hatte er danach ge sucht: irgendwo zu Hause zu sein. Masis grösster Wunsch: arbeiten und ein ganz te schnell, war ehrlich und erledigte seine Arbeit Gebannter Blick aufs Bundeshaus: Hof- normales, angstfreies Leben führen. Angst hatte zuverlässig.» Auch auf der persönlichen Ebene fentlich kommt die Masi oft in seinem Leben. Als Kind vor dem Krieg stimmte es. Beim gemeinsamen Abendessen wur Motion «Eine Lehre – in Afghanistan, als geflüchteter Jugendlicher vor de diskutiert, der Austausch von beiden Seiten Eine Zukunft» für Masi nicht zu spät. der Polizei im Iran und auf dem Weg nach Europa geschätzt. Un regard fasciné vor der tiefen Schwärze des nächtlichen Mittel Mäder versteht die Welt nicht mehr. Diesen sur le Palais fédéral: meers. Mit dem Antritt seiner Lehre zum Käser vor Sommer wäre Masi zur Lehrabschlussprüfung an pourvu que la mo- tion «Un Apprentis- gut zwei Jahren kam Masi seinem Ziel eines un getreten. «Er hätte sie ohne Zweifel erfolgreich sage – Un Avenir» abhängigen, sorgenfreien Lebens dann endlich gemeistert und im Anschluss problemlos eine An n’arrive pas trop tard pour Masi. einen grossen Schritt näher. stellung gefunden», betont Mäder. «Er hätte auf eigenen Beinen stehen können und wäre zum Ein Entscheid verändert alles Steuerzahler geworden.» Doch plötzlich platzte der Traum. Im vergangenen Juli kam der negative Entscheid. Sein Asylgesuch Warten und hoffen wurde abgelehnt, nach mehr als fünf Jahren in der Mit seinem Unverständnis steht Mäder nicht allein Schweiz. Masi hatte Deutsch gelernt, sich inte da. Die Motion «Eine Lehre – eine Zukunft» fordert, griert und regelmässig Integrationsangebote wie dass abgewiesene Asylsuchende ihre a ngefangene den «Asyltreff» der Kirchgemeinde Paulus in Bern Ausbildung künftig abschliessen dürfen, bevor sie besucht. das Land verlassen müssen. Im Dezember stimm Laut Asylgesetz dürfen abgewiesene Asyl te der Nationalrat dem Anliegen zu. In der Früh suchende nicht arbeiten. Masi musste seine Lehre lingssession wird der Ständerat darüber beraten. abbrechen. «Ich schlafe am Tag, in der Nacht liege Ob eine Annahme positive Auswirkungen auf Ma ich schlaflos wach», schildert er seinen Zustand. sis Situation haben könnte, ist zurzeit noch unklar. «Ich habe kein Ziel und kann nichts anderes tun, Ein weiterer Hoffnungsschimmer: Der Verein als abzuwarten.» «offenes Scherli», der 2020 einen Anerkennungs preis der Fachstelle Migration von Refbejuso er Grosses Unverständnis hielt, unterstützt Masi dabei, seinen Status zu Schwierig ist die Situation auch für Lehrmeister legalisieren. Der junge Afghane ist zuversichtlich Hans Mäder. Dieser fühlt sich vom Staat hinter und macht sich selbst Mut. «Mein Herz sagt: Es gangen. «Man hat ihn uns einfach weggenommen. kommt alles gut. Man darf niemals aufgeben, egal So etwas hätte ich nie für möglich gehalten.» was passiert.» Masi legt die Hand auf seine Brust Mäder war mehr als zufrieden mit Masi. «Er war und lächelt. einer der besten Lehrlinge, die ich je hatte», lobt ihn der erfahrene Käser. «Er kam nie zu spät, lern * Name geändert EN S EM B L E 202 1 /5 6 —– D oss i e r 17
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