Gesundheitspolitik nach dem Regierungswechsel

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Gesundheitspolitik nach dem Regierungswechsel
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Brandenburgisches

Ärzteblatt                                                                                                01 | 2022
Offizielles Mitteilungsblatt der Landesärztekammer Brandenburg | 32. Jahrgang | Januar 2022

        Gesundheitspolitik nach dem
            Regierungswechsel
                                                                                                        Seite 5
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                                                  Koalitionsvertrag. Mehr Mut           Selbsteinstufung
                                                  zu sinnvollen Veränderungen           des Kammerbeitrages 2022
                                                  Seite 10                              Seite 13

                                                  Palliative Care                       KKRBB: Qualitätskonferenz
                                                  in Brandenburg                        Kolorektalkarzinom
                                                  Seite 16                              Seite 21
Gesundheitspolitik nach dem Regierungswechsel
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                                                                                Powe r
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                                                        I T E N INS
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                                                                                                                                                                                            Wirtschaftliche Insulintherapie
                                                                                                                                                                                            für Ihre Diabetes-Patient:innen

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                                                                                                                                                                                                       Individuelle Anpassung der Dosis kann erforderlich sein1,2

                                                                                                                                                                                                       Als SoloStar® – dem meistverordneten
                                                                                                                                                                                                       Fertigpen Deutschlands#,
                                                                                                                                                                                                       Patrone & Durchstechflasche
                                                                                                                                                                                                       Made in Germany

                                                                                                                                                                                                            mit
                                                                                                                                                                                      Jetzt auf Biosimilars
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                                                                                                                                                                                                          setzen!
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                             service/rabattvertraege; ** Dient der Orientierung, die exakte Einstellung muss individuell erfolgen. Wenn von einem anderen Insulinarzneimittel umgestellt wird, kann eine Anpassung der Insulin-aspart-Sanofi®-Dosis bzw. der Insulin-lispro-Sanofi®-
                             Dosis und der Dosis des Basalinsulins erforderlich sein. Die Umstellung eines Patienten auf einen anderen Insulintyp oder eine andere Insulinmarke muss unter strenger medizinischer Überwachung erfolgen. Quellen 1, 3–6 beziehen sich auf Insulin aspart
                             Sanofi®, Quellen 2, 7, 8 beziehen sich auf Insulin lispro Sanofi®; # IQVIA PharmaScope® National, MAT09/2021, Basis: UN eigene Berechnung.
                             1 Insulin aspart Sanofi® Fachinformation, Stand April 2021; 2 Insulin lispro Sanofi® Fachinformation, Stand Juli 2020; 3 Kapitza C et al. Diabetes Technol Ther 2020; 22(4): 278–84; 4 Garg SK et al. Diabetes Technol Ther 2020; 22(2): 85–95; 5 Garg SK et al.
                             Diabetes Technol Ther 2020; 22: 516–526; 6 Shah VN et al. Diabetes Ther 2021; 12(2): 557–68; 7 Garg SK et al. Diabetes Technol Ther 2017; 19: 516–26 (SORELLA 1); 8 Derwahl KM et al. Diabetes Technol Ther 2018; 20: 49–58 (SORELLA 2).
                             Insulin aspart Sanofi® 100 Einheiten/ml Injektionslösung in einer Durchstechflasche • Insulin aspart Sanofi® 100 Einheiten/ml Injektionslösung in einer Patrone • Insulin aspart Sanofi® 100 Einheiten/ml
                             Injektionslösung im Fertigpen Wirkstoff: Insulin aspart. Zusammens.: 1 ml enthält 100 Einheiten (3,5 mg) Insulin aspart. Sonst. Bestandt.: Phenol, Metacresol (Ph.Eur.), Zinkchlorid, Polysorbat 20, Natriumchlorid, Salzsäure
MAT-DE-2105043-1.0-10/2021

                             36 % und Natriumhydroxid zur Einstellung des pH, Wasser für Injektionszwecke. Anw.-Geb: Zur Behandlung von Diabetes mellitus bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern ab dem Alter von 1 Jahr. Gegenanz.: Überempfindlichk.                                       QR-Code
                             gegen d. Wirkstoff/sonstige Bestandt. Nebenwirk.: Immunsyst.: Gelegentlich: Urtikaria, Exanthem, Hautausschlag; sehr selten: Anaphylaktische Reaktionen. Stoffwechsel/Ernährungsstör.: Sehr häufig: Hypoglykämie. Nervensyst.:
                             Selten: Periphere Neuropathie (schmerzhafte Neuropathie). Augen: Gelegentlich: Refraktionsanomalien, diabetische Retinopathie. Haut/Unterhautgeweb.: Gelegentlich: Lipodystrophie, nicht bekannt: kutane Amyloidose. Allg./Verabr.ort:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                scannen
                             Gelegentlich: Reakt. a. d. Injektionsstelle, Ödeme. Verschreibungspflichtig. Pharmazeutischer Unternehmer: sanofi-aventis groupe, 54, rue La Boétie, 75008 Paris, Frankreich. Örtlicher Vertreter d. Zulassungsinhabers: Sanofi-                                   und Muster
                             Aventis Deutschland GmbH, D-65926 Frankfurt am Main. Stand: April 2021                                                                                                                                                                                             anfordern!
                                 Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung zu melden.
                             Insulin lispro Sanofi® 100 Einheiten/ml Injektionslösung in einer Patrone · Insulin lispro Sanofi® 100 Einheiten/ml Injektionslösung in einer Durchstechflasche · Insulin lispro Sanofi® SoloStar® 100 Einheiten/ml
                             Injektionslösung in einem Fertigpen Wirkstoff: Insulin lispro. Zusammens.: 1 ml enthält 100 Einheiten (3,5 mg) Insulin lispro. Sonst. Bestandt.: m-Cresol, Glycerol, Dinatriumhydrogenphosphat 7 H2O, Zinkoxid, Wasser für Injektionszwecke,
                             Salzsäure 36 % und Natriumhydroxid zur Einstellung des pH. Anw.-geb.: Zur Behandlung von Erwachsenen und Kindern mit Diabetes mellitus, die Insulin für die Aufrechterhaltung eines normalen Glukosehaushaltes benötigen. Ebenfalls angezeigt
                             bei Ersteinstellung des Diabetes mellitus. Gegenanz.: Hypoglykämie, Überempfindlichkeit gegen Insulin lispro oder sonstigen Bestandteil. Warnh. u. Vorsichtsmaßn.: Arzneimittel für Kinder unzugänglich aufbewahren. Nebenw.: Stoffwechsel/
                             Ernährungsstör.: Häufigste Nebenwirkung jeder Insulinbehandlung ist Hypoglykämie. Schwere Hypoglykämien können zu Bewusstlosigkeit und im Extremfall zum Tod führen. Immunsyst.: häufig lokale allerg. Reaktionen, selten systemische Allergie.
                             Haut (Unterhautzellgeweb.): gelegentlich Lipodystrophie, nicht bekannt kutane Amyloidose. Allg./Verabr.ort: nicht bekannt Ödeme. Verschreibungspflichtig. Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, D-65926 Frankfurt am Main. Stand: Juli 2020
                                 Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung zu melden.
Gesundheitspolitik nach dem Regierungswechsel
Brandenburgisches

           Ärzteblatt
           Offizielles Mitteilungsblatt der Landesärztekammer Brandenburg | 32. Jahrgang | Januar 2022                                                                                                              01 | 2022
             KAMMERINFORMATIONEN / GESUNDHEITSPOLITIK
           Gesundheitspolitik nach dem Regierungswechsel
           Bericht über die Kammerversammlung am 4.12.2021 .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
           Koalitionsvertrag – Ampelkoalition will „Mehr Fortschritt wagen“ . . . . . . . . . . . . . 9
           Koalitionsvertrag der Ampel – Mehr Mut zu sinnvollen Veränderungen . . . . . 10
           Impfkampagne – Ausreichend Impfstoffe statt Ausweitung
           der Impfberechtigungen auf nichtärztliche Berufsgruppen .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
           STIKO-Empfehlung
           Zunächst werden die besonders gefährdeten Kinder geimpft . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
           Kammerhaushalt – Selbsteinstufung des Kammerbeitrages 2022 .. . . . . . . . . . . . . 13
           Änderung der Beitragssatzung 2022 – Hierfür wird Ihr Beitrag verwendet .. 14
Seite 10   Leserbrief  
           Staatliche Universitätsmedizin – Eine Aufgabe für alle Beteiligten .. . . . . . . . . . . . 14
           Koalitionsvertrag der Ampelregierung
           Spitzenverband Fachärzte Deutschlands e. V. zeigt sich gesprächsbereit .. . . 15
            AKTUELL
           Palliative Care in Brandenburg
           Ein strukturelles Vakuum nach dem Aus der Akademie .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
           Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane
           MHB mit erstem Promovenden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
           Gemeinsames Speiseröhren-Zentrum für das Land Brandenburg
           Speiseröhrenkrebs-Zentrum am Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam .. . . 18
Seite 17   Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg
           Dramatische Lage am CTK
           Erste Corona-Intensivpatienten nach Nordrhein-Westfalen verlegt  . . . . . . . . . 20
           Lebhafter Austausch auf Qualitätskonferenz zum Kolorektalkarzinom . . . . . . 21
           Ärztedichte 2020 – 4,5 Ärztinnen und Ärzte auf 1.000 Personen . . . . . . . . . . . . . 22
           Klinisches Krebsregister für Brandenburg und Berlin
           Prävention – Cardialer Rehabilitationssport in Cottbus .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
            ARZT UND RECHT
           Nebenjob als Notarzt
           Sozialversicherungsrechtliche Beurteilung   . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
             FORTBILDUNG
Seite 25
           Akademie für ärztliche Fortbildung
           Fortbildungsangebote für Ärzte und MFA/MTRA .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
             PERSONALIA
           Ehrennadel der Landesärztekammer
           PD Dr. med. Gudrun Richter ausgezeichnet .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
           Wir gratulieren zum Geburtstag im Januar .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
             WEITERE RUBRIKEN
           Editorial .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
           Kurse und Fortbildungsangebote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
           KVBB informiert .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
           Gesundheitsberichterstattung – Umgang mit Korrekturmaßnahmen
           und der Sicherheitskorrekturmaßnahme im Feld
           in Gesundheitseinrichtungen und ihre möglichen Folgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
           Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

                                                                                                                             Brandenburgisches Ärzteblatt 01 • 2022 |                                           3
Gesundheitspolitik nach dem Regierungswechsel
EDITORIAL

                            Liebe Kolleginnen und Kollegen,

                             zunächst wünsche ich Ihnen im Na-         notwendige Entscheidungen in der
                            men des gesamten Vorstandes der            Vergangenheit nicht getroffen wur-
                            Landesärztekammer Brandenburg ein          den und die Akteure im Gesund-
                            gesundes und erfolgreiches Jahr 2022.      heitswesen eher Schnecken als For-
                                                                       mel-1-Piloten waren. So konnte er
                             Glaubt man gewissen Akteuren in           sich schnell als „Macher“ profilieren.
                            der Gesundheitspolitik, dann werden        Widerstände und Bedenken ignorier-
                            wir in diesem Jahr die Pandemie über-      te er und wo er keine Unterstützung
                            winden. Ich bin gespannt. Das soll aber    für seine Positionen bekam, entschied
                            heute nicht Thema sein.                    er halt selbst. Negative Konsequen-
                                                                       zen seiner Entscheidungen waren ihm
                             Am 8. Dezember hat der Deutsche           wohl bewusst, er verließ sich aber
Dr. med. Steffen König
                            Bundestag Olaf Scholz zum Bundes-          darauf, dass diese erst in der nächs-
            Foto: LAEKB     kanzler gewählt und damit die neue         ten Legislaturperiode voll durchschla-
                            Regierung ins Rennen geschickt. So         gen würden. Dann war aber ein an-
                            endete die nicht mehr auszuhaltende        derer verantwortlich. So fabrizierte er ersten Mal in der Nachkriegsgeschich-
                            Agonie auf Bundesebene, welche seit        fleißig ein Gesetz nach dem anderen. te wird Deutschland von einem Dreier-
                            der Wahl die Politik bestimmte. Der                                                bündnis regiert. Noch dazu haben sich
                           „geschäftsführende“ Bundesgesund-             Dann kam aus dem fernen China die beiden kleineren Partner im Vor-
                            heitsminister war mehr Pressesprecher      ein Sandkorn angeflogen und setzte feld zusammengerauft. Dadurch konn-
                            als Minister.                              sich in sein Auge. Zunächst machte ten sie nicht nur entscheiden, welche
                                                                       ihm das nichts aus. Dummerweise Partei diese Regierung führt, sondern
                             Eigentlich wollte ich mich analytisch     vermehrte sich das Korn rasant und sich auch die für sie wichtigen Res-
                            mit der Gesundheitspolitik der letzten     wuchs zu einem ausgemachten Sturm sorts sichern. Das Gesundheitsressort
                            vier Jahre auseinandersetzen. Das wür-     heran. Der trübte ihm den Blick und war offensichtlich nicht attraktiv und
                            de wahrscheinlich zu negativ werden.       zeigte noch dazu, dass das Land auf fällt den Sozialdemokraten zu. Die SPD
                            Gestatten Sie mir deshalb einen nicht      einen Sandsturm gar nicht vorbe- hat sich für Professor Karl Lauterbach
                            immer ernst gemeinten Rückblick. Es        reitet war. Der Sturm ließ sich auch entschieden. Aus meiner Sicht ist das
                            passt gut, weil wir auch mit diesem        nicht einfach lenken, sondern wech- die schlechteste Lösung. Er mag ein
                            Heft Abschied vom Brandenburgischen        selte seine Richtung und Intensität guter Epidemiologe sein und hatte in
                            Ärzteblatt in der gewohnten Form           in einer Art und Weise, die nicht im der Pandemie oft Recht. Gerade durch
                            nehmen. Im nächsten Monat werden           Voraus zu berechnen war. Der junge sein Verhalten in der Vergangenheit
                            wir Sie mit einem neuen, frischen De-      Mann agierte zunehmend unglücklich. hat er allerdings jeglichen Kredit in der
                            sign überraschen.                          Nicht nur der Sturm machte ihm zu Ärzteschaft verspielt. Er war der Mann
                                                                       schaffen, auch seine anderen Projek- im Ohr von Ulla Schmidt, die die Dik-
                             Also, es war einmal ein junger Mann,      te litten darunter. Einige Regelungen tatur der Ökonomie über die Medizin
                           der unbedingt politische Karriere ma-       mussten ausgesetzt werden, weil sie maßgeblich geprägt hat. Das Ablegen
                           chen wollte. Obwohl noch sehr jung,         nicht sturmtauglich waren, andere seiner Fliege macht aus einem Saulus
                           hatte er sich ein beachtliches politi-      wurden nicht zu Ende geführt oder noch keinen Paulus. Sehen wir es posi-
                           sches Netzwerk aufgebaut. Nur die           im wahrsten Sinne des Wortes abge- tiv: Wenn man keine Erwartungen hat,
                           große Vorsitzende fand ihn über-            blasen. Am Ende stand er vor einem wird man auch nicht enttäuscht!
                           haupt nicht prickelnd. Sie konnte           Scherbenhaufen und begnügte sich
                           ihn aber auch nicht mehr übergehen.         damit, fast täglich in den Medien Ich wünsche ihm trotz allem viel Er-
                           Also entschied sie in ihrer unergründ-      präsent zu sein, getreu dem Motto: folg bei der Arbeit im Interesse der Pa-
                           lichen Weisheit, ihm das Gesundheits-      „Hauptsache man kennt mich! Egal tientinnen und Patienten und aller im
                           ressort zu übertragen. Dort waren in        was ich sage!“                          Gesundheitswesen Beschäftigten.
                           der Vergangenheit mehr oder weni-
                           ger alle gescheitert, zumindest war Wir wissen nicht wie seine Geschich-
                           es kein Sprungbrett für die politische te weitergeht. Die Karriere wurde zu-       ■ Ihr Dr. Steffen König
                           Karriere.                              mindest nicht beschleunigt.

                             Der junge Mann sagte sich: „So ha- Liebe Kolleginnen und Kollegen,
                            ben wir nicht gewettet. Ich schaffe Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Perso-
                            das!“ Ihm kam der glückliche Um- nen oder Abläufen sind natürlich rein
                            stand entgegen, dass viele durchaus zufällig. Blicken wir nach vorn! Zum

                     4    | Brandenburgisches Ärzteblatt 01 • 2022
Gesundheitspolitik nach dem Regierungswechsel
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK

GESUNDHEITSPOLITIK NACH DEM REGIERUNGSWECHSEL

Bericht über die Kammerversammlung am 4.12.2021

 Neben der aktuellen und künf-
tigen Gesundheitspolitik standen
Wahlen, der Kammerhaushalt
sowie Änderungen der Weiterbil-
dungsordnung auf der Tagesord-
nung der Kammerversammlung,
die am 4. Dezember pandemie-
bedingt wieder in der Branden-
burg-Halle des Erlebnisparks Paa-
ren-Glien stattfand.

  Gleich zu Beginn hatten die Delegier-
ten die Möglichkeit, sich mit der Inter-
nistin Ursula Nonnemacher auszutau-                                                                                                   Ministerin für Soziales,
schen. Gut zwei Stunden Zeit nahm                                                                                                     Gesundheit, Integration
sich die die Ministerin für Soziales,                                                                                                 und Verbraucherschutz
                                                                                                                                      des Landes Brandenburg,
Gesundheit, Integration und Verbrau-                                                                                                  Ursula Nonnemacher
cherschutz des Landes Brandenburg,                                                                                                    Fotos: Simone Gross/Elmar Esser
um mit ihren Kolleginnen und Kolle-
gen über die aktuelle Situation zu dis-    natürlich auch erforderlich, ihnen die    als starker und zuverlässiger Motor
kutieren. Dabei stand natürlich die Co-    teilweise Flut von pandemiebedingten      der Impfkampagne erwiesen hätten.
rona-Pandemie im besonderen Fokus.         Verordnungen verständlich zu kom-         Dies sei allemal zielführender als die
Denn in Brandenburg sind nicht nur die     munizieren. Nonnemacher räumte ein,       Verteilung der Vakzine auch an weite-
Inzidenzen besonders hoch, auch die        dass auch sie selbst in einigen Punkten   re Impfstellen, die vielleicht gar nicht
Impfquote gehört zu den niedrigsten        während der Pandemie ihre Meinung         richtig anlaufen würden. In Bezug auf
in den Bundesländern. Ministerin Non-      geändert habe. So sei sie anfangs ge-     den Koalitionsvertrag warf Noack die
nemacher führte dies unter anderem         gen eine Impfpflicht gewesen, nun         Frage auf, warum die Budgetierung
auf ein hohes Maß an Impfskeptikern        aber dafür. Denn diese sei nun nötig,     zwar bei den Hausärzten, nicht aber
zurück, das ihr große Sorgen mache.        um die aktuell wieder starke Infekti-     bei den Fachärzten aufgehoben wer-
Ausdrücklich lobte sie in diesem Zu-       onswelle zu brechen. Die Politik habe     den solle.
sammenhang jedoch das Engagement           zunächst den Fehler gemacht, zu sehr
der niedergelassenen Ärztinnen und         auf die Impfgegner und zu wenig auf        Nonnemacher antwortete, dass bei-
Ärzte, die kurz vor der Kammerver-         die Bürgerinnen und Bürger einzuge-       spielsweise die Ausweitung der Impf-
sammlung das Ziel von 100.000 Imp-         hen, die sich haben impfen lassen. Dies   stellen nicht von den Gesundheits­
fungen in einer Woche erreicht hätten.     müsse sich jetzt ändern.                  ministern, sondern durch die Minis-
In diesem Zusammenhang habe sich                                                     terpräsidentinnen und -präsidenten
neben der Kassenärztlichen Vereini-          Dabei stehe es außer Frage, dass        ins Spiel gebracht worden sei. Auch
gung insbesondere auch die Landes-         die Politik auch mehr für die MFA         sie selbst finde nicht alle Teile des Ko-
ärztekammer als verlässlicher Partner      tun müsse, die in besonderem Maße         alitionsvertrages gut. Dies sei aber bei
der politisch Verantwortlichen erwie-      belastet seien. In Bezug auf die Impf-    einem Kompromiss von insgesamt drei
sen. Gebremst würde diese Koopera-         quote erklärte die Ministerin, dass die   Parteien nicht ungewöhnlich. In Bezug
tion aktuell nur durch die Lieferpro­      niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte      auf das ebenfalls kritisierte Thema der
bleme bei Impfstoffen, die es dringend     im Lande zwar mehr impfen würden          Substitution ärztlicher Leistungen er-
zu lösen gelte.                            als ihre Kollegen in anderen Teilen der   klärte die Ministerin aber: „Medizin ist
                                           Bundesrepublik. Insgesamt gebe es         eine Gemeinschaftsaufgabe.“ In weite-
  Mehr auf Vernunft statt                  aber in Brandenburg deutlich weniger      ren Teilen der Diskussion stand Ursula
 auf Impfgegner eingehen                   Ärzte pro Einwohner als in anderen        Nonnemacher zu Themen wie der Öko-
                                           Ländern. Die niedrige Impfquote liege     nomisierung, dem Klimaschutz und der
 Positiv seien zudem die Beschlüsse        also auf keinen Fall an den Ärztinnen     Digitalisierung Rede und Antwort. Die
der Gesundheitsministerkonferenz am        und Ärzten. Der Vorstandsvorsitzen-       Ministerin bedankte sich ausdrücklich
2. Dezember zu werten. Neben einer         de der Kassenärztlichen Vereinigung       für die Möglichkeit des Diskurses mit
Erhöhung der Impfquote gehe es vor         Brandenburg MUDr./ČS Peter Noack,        ihren Kolleginnen und Kollegen und
allem darum, die Bürgerinnen und           hielt es für falsch, angesichts der       bot ausdrücklich an, auch bei weiteren
Bürger zu einem verantwortlichen           knappen Impfstoffe nicht ausschließ-      Sitzungen der Kammerversammlung
Verhalten zu motivieren. Dazu sei es       lich diejenigen zu beliefern, die sich    wieder zur Verfügung zu stehen.

                                                                                           Brandenburgisches Ärzteblatt 01 • 2022 |   5
Gesundheitspolitik nach dem Regierungswechsel
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK

                              Pandemie als erste große                 vorhandenen Patienten dem Pflege-            In Zeiten der Corona-Pandemie müs-
                             Herausforderung der neuen                 personal in den einzelnen Schichten        sen die Arztpraxen aber alle ihre Kapa-
                                                                       zugeordnet. „Die Entwicklung von Leit-     zitäten auf die Behandlung ihrer Pati-
                                 Bundesregierung
                                                                       planken für eine auf Leistungsgruppen      enten und die Durchimpfung der Be-
                               Das Thema Gesundheitspolitik stand      und Versorgungsstufen basierende und       völkerung konzentrieren. Damit seien
                             auch im Mittelpunkt des Lageberichts,     sich an den Kriterien Erreichbarkeit und   sie vollends ausgelastet und ein zusätz-
                             den Kammerpräsident Dipl.-Med.            demografische Entwicklung basierende       liches Einarbeiten in neue Praxisabläufe
                             Frank-Ullrich Schulz den Delegierten      Weiterentwicklung der Krankenhaus-         sei nicht möglich. Schulz plädierte für
                             der Kammerversammlung gab. Der            finanzierung ist ein wichtiger Schritt     eine Testphase, an der sich die Praxen
                             neue Bundesgesundheitsminister Karl       zu einer vernünftigen Krankenhaus-         freiwillig beteiligen könnten. Dies wer-
                             Lauterbach war zu diesem Zeitpunkt        planung der Zukunft, insbesondere,         de bislang von der gematik aber abge-
                             zwar noch nicht offiziell benannt, an-    wenn damit möglichst kurzfristig ein       lehnt, obwohl das in einer online-Peti-
                             gesichts der alarmierenden Corona-In-     differenziertes System von erlösunab-      tion bereits gefordert wurde.
                             fektionszahlen war aber bereits klar,     hängigen Vorhaltepauschalen einge-
                             dass sich die Lage auf den Intensivsta-   führt wird. Das wäre die Umsetzung          Das Ziel, die ambulante und statio-
                             tionen bis Ende Dezember weiter ver-      einer zentralen Erkenntnis aus der Pan-    näre Versorgung besser miteinander
                             schärfen würde.                           demie“, so Schulz.                         zu verzahnen, sei zwar grundsätzlich
                                                                                                                  nicht neu, neu sei allerdings die Form
                                                                                                                  der hier angedachten Vergütung –
                                                                                                                  ein sogenanntes Hybrid-DRG. Dessen
                                                                                                                  Grundlagen sollen die Fallpauschalen
                                                                                                                  im Krankenhaus (DRG) und der Vergü-
                                                                                                                  tungskatalog für ambulant tätige Ärzte
                                                                                                                  (EBM) sein, aus denen ein Mischpreis
                                                                                                                  für operative Eingriffe zu kalkulieren
                                                                                                                  sei. Bisher seien einige Modellprojekte
                                                                                                                  für ausgesuchte Diagnosen gestartet
                                                                                                                  worden, die aber wegen der Pandemie
                                                                                                                  nicht aussagekräftig genug seien.

                                                                                                                        Kritik an multi­
                                                                                                                  professionellen integrierten
                                                                                                                     Gesundheitszentren
      Kammerpräsident
Dipl.-Med. Frank-Ullrich                                                                                           Kritisch setzte sich Schulz auch mit
                 Schulz                                                                                           dem im Koalitionsvertrag geplanten
                                                                                                                  Ausbau sogenannter multiprofessio-
                                                                                                                  neller, integrierter Gesundheitszent-
                              Die Pandemie, so Schulz, werde somit     Nutzen der Digitalisierung                 ren auseinander. Mit dem erklärten
                             die erste große Herausforderung für            noch frustran                         Willen der Koalition für Behandlung
                             die Koalition und den neuen Gesund-                                                  und Prävention im ländlichen Raum
                             heitsminister sein. Das Sieben-Punk-       Die Digitalisierung in der ambulanten     durch Gemeindeschwestern, Gesund-
                             te-Programm gegen die Verschär-           und stationären Versorgung sei zwar        heitslotsen und Gesundheitskiosken
                             fung der Corona-Krise klänge zwar         bei den Ärzten längst angekommen;          würden die Grundlagen für eine Sub-
                             entschieden und sinnvoll, werde aber      deren Nutzen sei aber gerade für Arzt-     stitution ärztlicher Leistungen gelegt.
                             allein wohl auch nicht gegen die dra-     praxen leider frustran. Viele Funktio-     Es solle zudem die Attraktivität von
                             matische Ausbreitung des Virus helfen.    nen der neuen Anwendungen seien            Versorgungsverträgen erhöht und
                             Auch seien die gemeinsam von Bund         noch nicht ausgereift. Als Beispiele       ein weiterer gesetzlicher Spielraum
                             und Ländern beschlossenen Sofort-         nannte Schulz die im Koalitionsvertrag     für Verträge zwischen Krankenkassen
                             maßnahmen zur Eindämmung der Pan-         benannten elektronischen Arbeitsunfä-      und so genannten Leistungserbringern
                             demie nach Meinung der Ärzteschaft        higkeitsbescheinigungen und das elek-      geschaffen werden. Zudem wolle die
                             immer noch nicht ausreichend.             tronische Rezept. Zu viele Fehlermel-      neue Bundesregierung mit den KVen
                                                                       dungen und technische Pannen mach-         die Versorgung in unterversorgten Ge-
                               Zu den Aussagen der neuen Koa-          ten den Einsatz im realen Praxisbetrieb    bieten sichern. Neu daran sei, dass dies
                             lition in Bezug auf die Pflege stellte    bisher unmöglich. So wurden bislang        gemeinsam stattfinden soll. Noch sei
                             der Kammerpäsident fest, dass die         bundesweit nur 517 E-Rezepte ausge-        völlig unklar, wie dies geschehen solle.
                             Pflegepersonalregelung 2.0 im Kran-       geben, von denen wegen technischer         Weiterhin müssten zukünftig die Ent-
                             kenhaus grundsätzlich zu begrüßen         Fehler nur 97 eingelöst werden konn-       scheidungen des Zulassungsausschus-
                             sei. Statt starrer Grenzen, die am Be-    ten. Ein häufig auftretender Fehler sei    ses durch die zuständige Landesbe-
                             darf komplett vorbeigingen, werde         sogar gewesen, dass ein falsches Me-       hörde bestätigt werden. Schulz stellte
                             hier der tatsächliche Pflegebedarf der    dikament ausgegeben werden sollte.         aber bewusst die Frage, ob auf diese

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Gesundheitspolitik nach dem Regierungswechsel
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK

Weise die Autonomie der gemeinsa-        werden kann (siehe Brandenburgisches     auch öffentlich zu Wort gemeldet hat-           Blick ins Plenum
men Selbstverwaltung ausgehebelt         Ärzteblatt Ausgabe 12-2021, Seite 5      te. Wegen der dramatischen Situation
werden soll. Der Verdacht dränge sich    ff.). Mit dem Wissenschaftsministeri-    bei den Neuinfektionen hätten sich die
zumindest auf.                           um habe man bereits Kontakt aufge-       Verantwortlichen in Brandenburg ent-
                                         nommen, um einen Termin zu finden.       schieden, zusätzlich zu den Arztpraxen
Arbeitsgruppe Klimaschutz                Eine Beteiligung strebe die Kammer       weitere Impfstellen einzurichten, um
        installiert                      künftig auch bei der Landeskranken-      der vierten Welle der Corona-Pande-
                                         hausplanung an. Auch hierzu hätten       mie möglichst viel entgegenzusetzen,
  Zum Thema Klimaschutz, zu dessen       erste Gespräche mit dem Ministerium      erläuterte Schulz. Wie bereits schon
Zusammenhang mit dem Gesund-             stattgefunden, nach denen es bereits     einmal erfolgreich durchgeführt, habe
heitsschutz die Kammerversammlung        konkrete Vorstellungen gibt wie dies     die Kammer zugesagt, erneut dabei
auf ihrer Sitzung am 18. September       geschehen soll.                          zu helfen, Ärztinnen und Ärzte zu ge-
bereits eine Resolution verfasst hatte                                            winnen, die sich freiwillig an diesen
(siehe Brandenburgisches Ärzteblatt      Problemfeld sektorübergrei-              zusätzlichen Erst-, Zweit- und Auffri-
Ausgabe 11-2021, Seite 8), informierte    fende Qualitätssicherung                schimpfungen beteiligen. Zwischen-
der Kammerpräsident die Delegierten                                               zeitlich hätten sich über 100 weitere
darüber, dass die Landesärztekammer       Darüber hinaus erwähnte Schulz al-      Ärzte aus Brandenburg und anderen
eine Arbeitsgruppe gebildet habe, die   lerdings auch eine weniger gute Ent-      Bundesländern gemeldet. Bislang wä-
inzwischen auch erste Maßnahmen         wicklung im Bereich der sektorüber-       ren jedoch kaum Bedarfsanfragen ein-
entwickele, wie die Kammer selbst       greifenden Qualitätssicherung, die        gegangen. Zudem habe die Kammer
mit umweltfreundlichen Maßnahmen        eine zeitnahe Entscheidung der Kam-       auf Bitten des Landes die Aufgabe
dazu beitragen kann. Eine erste Sit-    mer erfordern werde. Auch nach dem        übernommen, bei Verlust des Nach-
zung, so Kammergeschäftsführer Dr.      Auslaufen der alten stationären „Quali-   weises für Impfungen, die in Branden-
Daniel Sobotta, habe am 18. Novem-      tätssicherungswelt“ unter Geltung der     burger Impfzentren sowie durch mobi-
ber in Cottbus stattgefunden. Es wur-   QSKH-Richtlinie seit 2018 habe sich       le Teams der Impfzentren erfolgt sind
de in der Geschäftsstelle Cottbus auf   die Landesärztekammer weiter in der       eine Ersatz-Impfbescheinigung auszu-
Ökostrom umgestellt. Zudem werde        stationären, seit 2018 sektorübergrei-    stellen. Bislang seien 168 Bescheini-
unter anderem darüber nachgedacht,      fenden Qualitätssicherung engagiert,      gungen ausgestellt und zusätzlich 216
Solar-Kollektoren auf dem Gebäude-      obwohl sie in diesem neuen System         Anfragen beantwortet worden. Die
dach anzubringen und Ladestationen      kein Stimmrecht mehr besitzt. Über        anfallenden Kosten für beide Aufga-
für Elektroautos zu installieren.       die Fortführung diese Engagements         ben würden vom Land Brandenburg
                                        sei angesichts der eingetretenen Ent-     übernommen.
 In weiteren Teilen seines Lageberichts wicklungen zu entscheiden.
informierte der Präsident die Kam-                                                 Der Anstieg der Infektionszahlen
merversammlung darüber, dass die          Zusätzliches Engagement                 habe dann leider auch dazu geführt,
Landesärztekammer bei einer Veran-              zur Bekämpfung                    dass die Kammer die Feier zum 30sten
staltung am 2. November eingefordert                                              Jahrestag ihrer Gründung erneut ab-
                                            der Corona-Pandemie
hat, in die künftigen Planungen zum                                               sagen musste. Dies sei besonders
Innovationszentrum Universitätsmedi- In einem weiteren Punkt seines La-           schmerzlich gewesen, da es mit eini-
zin Cottbus zukünftig einbezogen zu geberichts befasste sich Schulz mit           gem Aufwand gelungen sei, für die
werden, damit hier auch die ärztliche der Corona-Pandemie, zu der sich            Podiumsdiskussion hochkarätige Teil-
Kompetenz angemessen berücksichtigt die Landesärztekammer Brandenburg             nehmer zu gewinnen.

                                                                                       Brandenburgisches Ärzteblatt 01 • 2022 |   7
Gesundheitspolitik nach dem Regierungswechsel
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK

        Für das kommende Frühjahr arbeite        Beschluss des 124. Deutschen Ärzte­       Beauftragten für Klima und Gesund-
      man nun an einer Veranstaltung mit         tages, den „Facharzt für Innere Medizin   heit der Landesärztekammer Branden-
      dem RKI unter dem Arbeitstitel „Künst-     und Infektiologie“ in die Musterweiter-   burg. Damit wird dem Thema eine grö-
      liche Intelligenz, Public-Health-For-      bildungsordnung aufzunehmen. Die          ßere Bedeutung innerhalb der Kammer
      schung“. Geplant sei, dass das RKI über    im Vorfeld in Abstimmung mit den          zugemessen.
      die aktuelle Lage berichtet und das        jeweiligen Fachausschüssen und dem
      neue Institut für Künstliche Intelligenz   Weiterbildungsausschuss sowie dem          Schließlich genehmigte die Kammer-
      in Wildau vorstellt. Schulz kündigte an,   Vorstand vorbereiteten Änderungs-         versammlung noch den Haushaltsent-
      darüber in der nächsten Kammerver-         vorschläge in den Abschnitten A, B        wurf 2021 und stimmte einer Ände-
      sammlung detailliert zu informieren.       und C der WBO wurden dem Plenum           rung der Beitragsordnung zu (siehe
                                                 vorgestellt, gemeinsam erörtert und       hierzu auch Seiten 14 und 15 dieser
       Weiterverfolgt werde auch das The-        im Ergebnis, mit einer Anpassung ent-     Ausgabe).
      ma der Wahlen zur Kammerversamm-           sprechend beschlossen. Bezüglich des
      lung. Wie bereits berichtet, werde         „Facharztes Innere Medizin und Infek-
      eine Änderung des Heilberufsgesetzes       tiologie“ kam das Plenum nach einer       ■ Elmar Esser
      zur Schaffung mehrerer Wahlbezirke         umfassenden Diskussion, in der das Für
      von den anderen Heilberufskammern          und Wider im Detail erörtert wurde, zu
      nicht mitgetragen. Aktuell werde da-       dem mehrheitlich gefassten Beschluss,
      her geprüft, welche Möglichkeiten          diesen Facharzt in Brandenburg nicht
      unabhängig von einer Änderung des          einzuführen.
      Heilberufsgesetzes bestehen. In Frage
      komme hier z. B. die Einführung einer In Weiterführung der Diskussion der
      Option, zusätzlich zur Wahl einer Liste Kammerversammlung am 18. Septem-
      auch einzelnen Kandidaten einer Liste ber wählten die Delegierten schließlich
      eine oder mehrere Stimmen zu geben. Dr. med. Albrecht Grunske zum neuen

        Weiterbildungsordnung,                    Wahlen zu den Gremien der Ärzteversorgung Land Brandenburg
             Klimaschutz                          Turnusgemäß standen bei der Kammerversammlung auch Wahlen zu den Gremi-
         und Kammerhaushalt                       en der Ärzteversorgung auf der Tagesordnung. So waren die Positionen von drei
                                                  ärztlichen Mitgliedern des Verwaltungsausschusses zu besetzen. Hier wählten
       Zudem stand auch die zweite Sat-           die Delegierten neben Kammervizepräsident Dr. med. Steffen König auch Dr.
      zungsänderung der Weiterbildungsord-        med. Jürgen Fischer und Dr. med. Stephanie Lenke.
      nung der Landesärztekammer Branden-         Zudem war der Aufsichtsausschuss neu zu wählen. Für die angestellten
                                                  Ärztinnen und Ärzte wurden Prof.Dr. med. Stefan Kropp, Dipl.-Med. Gui-
      burg (WBO) auf der Tagesordnung der
                                                  do Salewski, Ulrich Schwille und Dipl.-Med. Karsten Juncken in das Gre-
      Kammerversammlung. Anlass hierfür           mium gewählt. Für die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte entsandten
      war eine Neustrukturierung des § 13         die Delegierten durch Wahl Dr. med. Torsten Braunsdorf, Dr. med. Renate
      WBO – Prüfungsausschüsse sowie der

8   | Brandenburgisches Ärzteblatt 01 • 2022
Gesundheitspolitik nach dem Regierungswechsel
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK

KOALITIONSVERTRAG

Ampelkoalition will „Mehr Fortschritt wagen“

 Am 24. November 2021 wurde                 von Rettungsdienst- und KV-Leitstellen        einer digitalen Gesundheitsagentur
der Koalitionsvertrag der soge-             und die Integration des Rettungswe-           ausgebaut werden,
nannten Ampelkoalition aus SPD,             sens ins SGB V. Die von Bündnis 90/        • ein Bürokratieabbaupaket,
Bündnis 90/Die Grünen und FDP               Die Grünen beschriebenen Gesund-           • die Weiterentwicklung des Präventi-
„Mehr Fortschritt wagen“ vorge-             heitsregionen sollen durch bevölke-          ongesetzes und die Schaffung eines
stellt und veröffentlicht.                  rungsbezogene Versorgungsverträge            Nationalen Präventionsplans; Kran-
                                            gefördert und der Spielraum für Ver-         kenkassen sollen verstärkt die Mög-
 Bereits einige Tage zuvor war ein          träge zwischen Krankenkassen und              lichkeit erhalten, monetäre Boni für
Papier der Koalitionsarbeitsgruppe          Leistungserbringern ausgeweitet wer-          die Teilnahme an Präventionspro-
„Gesundheit und Pflege“ bekannt ge-         den. In benachteiligten Kommunen              grammen zu gewähren,
worden, auf dem der entsprechende           und Stadtteilen sollen bislang vor-        • ein Aktionsplan für ein diverses, in-
Abschnitt im Koalitionsvertrag beruht.      nehmlich in Modellprojekten erprobte          klusives und barrierefreies Gesund-
Das Kapitel „Pflege und Gesundheit“         Innovationen wie Gesundheitskioske,           heitswesen, die Stärkung der paritä-
des Koalitionsvertrags umfasst acht         Gemeinde­schwestern und Gesund-               tischen Beteiligung von Frauen sowie
Seiten und elf Überschriften, wobei         heitslotsen in die Regelversorgung            eine Stärkung der Gendermedizin,
die längsten Passagen dem Thema             übernommen werden. Im ambulanten           • eine Aufklärungskampagne zur Ent-
„Pflege“ und später dem Thema „Am-          Bereich ist außerdem die angekündigte         stigmatisierung psychischer Erkran-
bulante und stationäre Gesundheitsver-      Entbudgetierung im hausärztlichen Be-        kungen sowie eine Verbesserung der
sorgung“ gewidmet sind. Die folgende        reich und die erforderliche Bestätigung       psychotherapeutischen und psychia-
Zusammenfassung bezieht sich auf ei-        von Entscheidungen des Zulassungs-            trischen Versorgung,
nige Schwerpunkte der für die Ärzte-       ausschusses durch die Landesbehörden       • eine Reform des G-BA mit einer Stär-
schaft relevanten Themen:                   hervorzuheben.                                kung der Mitspracherechte von Pa-
                                                                                          tientenvertretung, Pflege und ande-
 Im Abschnitt Pflege geht es vor-               Krankenhausplanung                        ren Gesundheitsberufen,
nehmlich um Regelungen zur statio-               und -finanzierung                     • eine Sicherung der Arzneimittelver-
nären Pflege und Pflegeversicherung.                                                      sorgung durch eine Rückverlagerung
Daneben werden hier unter anderem            Unter der Überschrift Krankenhaus-           der Produktion nach Deutschland
Bonuszahlungen an Pflegekräfte für        planung und -finanzierung wird eine           und die EU,
die Leistungen in der Pandemie an-          kurzfristig eingesetzte Regierungs-        • eine kontrollierte Abgabe von Cann-
gekündigt, außerdem die kurzfristige        kommission angekündigt, die, basie-           abis an Erwachsene mit einer Evalua-
Einführung der PPR 2.0 zur Personalbe-      rend auf Leistungsgruppen und Ver-            tion der Maßnahme nach vier Jahren,
messung in der Pflege (als Übergangs-       sorgungsstufen, Empfehlungen und           • eine Dynamisierung des Bundeszu-
lösung) und verschiedene Maßnahmen          Leitplanken sowohl für die Kranken-          schusses zur Finanzierung der GKV.
zur Steigerung der Attraktivität der        hausplanung als auch die Kranken-           Vergleicht man das vorab gestreute
Pflegeberufe. Die professionelle Pfle-      hausfinanzierung erarbeiten soll. Vor-     Papier der AG Gesundheit und Pflege
ge soll durch heilkundliche Tätigkeiten     gegeben sind Vorhaltepauschalen, die       mit dem Koalitionsvertrag, finden sich
und das neue Berufsbild der „Commu-         erlösunabhängig, jedoch in Abhängig-     einige angedachte Punkte nicht mehr
nity Health Nurse“ ergänzt werden.          keit von der jeweiligen Versorgungs-       wieder, so eine Regelung, nach der
                                            stufe vorgesehen werden sollen.            der Bund unter bestimmten Voraus-
 Verstärkte Ambulantisie-                                                              setzungen einen Anteil der Investiti-
    rung angekündigt                         Weiterhin angekündigt werden unter        onskostenfinanzierung der Kranken-
                                            anderem                                    häuser übernimmt, die Absenkung der
  In der ambulanten und stationären         • die Stärkung des Öffentlichen Ge-        Mehrwertsteuer von Arzneimitteln auf
Gesundheitsversorgung wird eine               sundheitsdienstes; hier wird auf ein     sieben Prozent und die Absenkung der
verstärkte Ambulantisierung bislang           zukünftiges Gesundheitssicherstel-       Mindestbemessungsgrundlage für frei-
stationär erbrachter Leistungen ange-         lungsgesetz verwiesen, mit dem zu-       willig Versicherte auf Minijobhöhe.
kündigt, die durch Einführung einer Hy        künftige Pandemien besser bewäl-
brid-DRG gefördert werden soll. Auch          tigt werden sollen; zudem soll am        Weitere relevante Themen
für multiprofessionelle, integrierte Ge-     BMG ein Bundesinstitut für öffentli-       für die Ärzteschaft
sundheitszentren und die im Rahmen            che Gesundheit angesiedelt werden,
der vertagten Notfallreform erdachten       • eine Digitalisierungsstrategie, die       Auch außerhalb des Kapitels „Pfle-
integrierten Notfallzentren (INZ) soll        v. a. eine Beschleunigung bereits ge-    ge und Gesundheit“ finden sich im
es neue Vergütungsstrukturen geben.          planter Maßnahmen (ePA, eRezept,         Koalitionsvertrag für die Ärzteschaft
Kernpunkte einer Notfallreform wer-           Anbindung an Telematikinfrastruk-        wichtige Themen. Hervorzuheben
den angerissen, so die Verschränkung          tur) zum Ziel hat; die Gematik soll zu   sind eine Zukunftsstrategie Forschung

                                                                                             Brandenburgisches Ärzteblatt 01 • 2022 |   9
Gesundheitspolitik nach dem Regierungswechsel
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK

                             mit einem vorsorgenden, krisenfesten        im Straßenverkehr, ein Aktionsplan „Ge-   angekündigt. Einen eigenen Abschnitt
                             und modernen Gesundheitssystem als          sunde Arbeit“ mit einem Schwerpunkt       gibt es außerdem zur Bekämpfung der
                             zentralem Zukunftsfeld, eine Fachkräf-     auf Prävention und psychische Gesund-     Pandemie, die mithilfe eines gemeinsa-
                             testrategie und eine Nationale Weiter-      heit, ein Bundesprogramm Barrierefrei-    men Krisenstabs der Bundesregierung
                             bildungsstrategie – unter anderem für      heit und Maßnahmen zur Stärkung des       koordiniert werden soll. Für die Bera-
                             die Pflege- und Gesundheitsbranche,         Kinderschutzes. Unter der Überschrift     tung soll außerdem ein interdisziplinär
                             ein Klimaanpassungsgesetz, das die          „Reproduktive Selbstbestimmung“ wird      besetzter wissenschaftlicher Pandemie-
                             Handlungsfelder Hitzevorsorge, Ge-          eine Kommission zur reproduktiven         rat beim Bundesministerium für Ge-
                             sundheits- und Allergieprävention be-      Selbstbestimmung und Fortpflanzungs-      sundheit eingerichtet werden.
                             inhaltet, eine Ernährungsstrategie mit     medizin angekündigt, zudem werden
                             dem Schwerpunkt gesunde Ernährung           u. a. verschiedene Maßnahmen zur
                             von Kindern, Maßnahmen zur Redukti-         Verbesserung der Versorgungsstruktu-      ■ BÄK/E.B.
                             on von Antibiotikaresistenzen, die Be-      ren für Schwangerschaftsabbrüche, ein-
                             rücksichtigung von Gesundheitszielen        schließlich der Streichung § 219a StGB

                             KOALITIONSVERTRAG DER AMPEL

                             Mehr Mut zu sinnvollen Veränderungen

                              Selten drang im Verlauf von Ko-
                             alitionsverhandlungen so wenig
                             nach außen. Die Disziplin der Ver-
                             handler war außergewöhnlich.
                             Aus dem Sondierungspapier war
                             für uns fast nichts abzuleiten. Ge-
                             sundheitspolitik schien in dieser
                             Legislaturperiode keine besonde-
                             re Rolle zu spielen. Nun sind die
                             Karten auf dem Tisch, mittlerwei-
                             le von den drei Parteien auch kon-
                             sentiert. Es wird Zeit für eine ers-
                             te Bewertung, die natürlich nicht
                             alle Punkte umfassen kann.
          Der neue
Gesundheitsminister
   Foto: Karl Lauterbach      Zunächst fällt auf den ersten Blick auf,
                             dass die drei Unworte „Unter-, Über-
                             und Fehlversorgung“ nicht im Text ent-      und Pflegeeinrichtungen. Werden die       die richtige Richtung sein, da hier der
                             halten sind. Diese Diskreditierung aller    MFAs wieder vergessen??? Ist es nicht     tatsächliche Pflegebedarf als Grund-
                             Mitarbeiter im Gesundheitswesen war         an der Zeit, in der vierten Welle auch    lage dient. Bleibt nur die Frage, wer
                             doch in der Vergangenheit ein Marken-       endlich die Leistungen der Ärzteschaft    sich am Ende durchsetzt: Mitfühlende
                             zeichen sozialdemokratischer Gesund-        anzuerkennen, zumindest derer, die        Pragmatiker, die das Patientenwohl im
                             heitspolitik. Ist hier etwa ein Umden-      auf den Coronastationen gearbeitet        Vordergrund sehen oder gefühlskalte
                             ken erfolgt? Wir werden es spüren.          und/oder in ihren Praxen Covid-Patien-    ignorante und arrogante Bürokraten.
                                                                         ten versorgt haben???                     Funktionieren wird das System ohne-
                              Wieder primär Konzentra-                                                             hin nur, wenn die Digitalisierung der
                              tion auf die Pflegenden?                    Offensichtlich ist bei den Koalitionä-   Pflegedokumentation voll umgesetzt
                                                                         ren angekommen, dass die momentan         ist. Das Krankenhauszukunftsgesetz
                              Wenig überraschend würdigt das             praktizierte Art und Weise der Perso-     stellt Mittel zur Verfügung, der büro-
                             Dokument zunächst die Leistungen            nalbemessung in der Pflege – die Pfle-    kratische Aufwand zum Abruf der Gel-
                             der Pflegenden. Sehr verständlich, da       gepersonaluntergrenzenverordnung –        der ist nicht zu unterschätzen.
                             Gesundheits- und Sozialwesen ohne           nicht sachgerecht ist. Sie unterstellt,
                             die aufopferungsvolle Arbeit der Pfle-      dass die erforderliche Pflege in Abhän-
                             gekräfte schlicht und ergreifend nicht      gigkeit von der Fachrichtung überall     Ausbildung überdenken
                             funktionieren würde. Ein erneuter           gleich ist. Das steht im Widerspruch zur
                             steuerfreier Coronabonus wird in Aus-       täglichen Realität. Die vorübergehende Das Papier enthält eine Menge Maß-
                             sicht gestellt, allerdings wieder nur für   Einführung der Pflegepersonalregelung nahmen, die den Pflegeberuf attrakti-
                             Beschäftigte in den Krankenhäusern          2.0 im Krankenhaus kann ein Schritt in ver machen sollen. Das Festhalten an

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KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK

einer generalistischen Ausbildung der      Leider haben wir in der letzten Legisla-  Entmachtung der KV und ist vor allem
Pflegefachberufe halte ich unverändert     turperiode einen beispiellosen Bürokra-   mit zusätzlicher Bürokratie verbunden.
für falsch. In Zeiten einer zunehmen-      tieaufbau erlebt. Wir sind in freudiger   Gibt es dabei keine intelligenteren Lö-
den Differenzierung der Medizin ist        Erwartung! Noch überwiegt die Skepsis!    sungen? Gleichzeitig sollen/können
Gleichmacherei kontraproduktiv, zu-                                                  Versorgungsverträge in Zukunft mit den
mal Zusatzqualifikationen häufig von             Keine Einzelbereiche                Krankenkassen geschlossen werden.
den Pflegenden selbst finanziert wer-                  bevorzugen                    Also mehr Macht den Krankenkassen?
den müssen. Anständige und zwin-                                                     Es sei nur daran erinnert, dass dadurch
gend einzuhaltende Tarifverträge sind        Die Verzahnung von ambulanter und die Versorgung möglicherweise billiger
die bessere Lösung. Ausländische Pfle-     stationärer Versorgung wird seit meh- aber garantiert nicht besser wird.
gefachkräfte werden wir ebenso wie         reren Jahrzehnten gefordert, bisher
Arzte dringend brauchen, obwohl die-       aber kaum umgesetzt. Die kurzzeiti- Die Krankenhausplanung soll grund-
se in ihren Heimatländern gebraucht        ge Förderung von spezifischen Versor- sätzlich reformiert werden und sich an
werden. Die Abschlüsse müssen dabei        gungsstrukturen reicht nicht aus, wenn Kriterien wie Erreichbarkeit und de-
zügig anerkennt werden, sonst sind es      Projekte an der Überführung in die Re- mografische Entwicklung orientieren.
nur Hilfskräfte.                           gelversorgung in dem Moment schei- Zudem ist eine Weiterentwicklung der
                                           tern, wo die Anschubfinanzierung en- Krankenhausfinanzierung mit versor-
  Mittel für die Weiterbildung sollen      det. Die angekündigte sektorübergrei- gungstufenabhängigen und erlösunab-
nur noch Krankenhäusern gezahlt wer-       fende Versorgungsplanung ist nicht hängigen Vorhaltepauschalen geplant.
den, die tatsächlich auch weiterbilden.    nur ein großes Ziel, sondern ein Gebot Das wäre die Umsetzung einer der zen-
Eigentlich eine Selbstverständlichkeit.    der Zeit. Viel Erfolg!                    tralen Erkenntnisse der Pandemie. Wa-
Fragt sich nur mit welchem bürokra-                                                  rum hat man nicht den Mut, die Ab-
tischen Aufwand das kontrolliert wer-        Die Ausführungen zur Reform der Not- schaffung des DRG-Systems anzukün-
den soll? Die Strukturprüfungen des        fallversorgung sind in verschiedene Rich- digen? Statt Tippelschritten brauchen
medizinischen Dienstes sind dazu nicht     tungen interpretierbar, eine abschließen- wir einen großen Schritt in Richtung
geeignet, das sind einfach grausame        de Bewertung ist nicht möglich.           einer patientenzentrierten Medizin und
Arbeitszeitvernichtungsmaßnahmen.                                                    weg von der Diktatur der Ökonomie.
                                             Im hausärztlichen Bereich soll die
 Nie wurde über den öffentlichen Ge-       Budgetierung der ärztlichen Honora-             GBA braucht Reform
sundheitsdienst mehr geredet als wäh-      re aufgehoben werden. Gilt das nur
rend der Pandemie. Appelle an die So-      für unterversorgte Gebiete und, unab- Was komplett fehlt ist die Reform des
zialpartner sind nett gemeint, produ-      hängig von der Antwort, warum nicht GBA. Nach wie vor sitzen dort die Ver-
zieren aber nur heiße Luft und die ist     auch für Fachärzte? Überhaupt sind der treter der Kassen und die Vertreter der
bekanntlich kreuzgefährlich in der Pan-    Vorrang und die Förderung der ambu- sogenannten Leistungserbringer (KBV,
demie. Wer auch in Zukunft noch ei-        lanten Versorgung nicht neu. Hy­brid- DKG …), also die, die das Geld nicht
nen funktionierenden ÖGD haben will,       DRGs sind aber abzulehnen. Nicht weil ausgeben wollen und die die es ha-
muss endlich Nägel mit Köpfen ma-          eine Angleichung der Finanzierung ben wollen. Nicht stimmberechtigte
chen und die Arbeitgeber gesetzlich an     der Kernleistungen für ambulante und Patien­tenvertreter werden als Feigen-
den Verhandlungstisch zwingen! Alles       stationäre Leistungserbringung falsch blatt missbraucht. Solange hier nicht
andere als ein MB-Tarifvertrag ist Au-     wäre, sondern weil das DRG-System die Interessenvertreter einer in erster
genwischerei!                              als solches versagt hat. Man muss Linie qualitativ hochwertigen Patien-
                                           auch generell mit Formulierungen be- tenversorgung, die Heilberufskam-
 Die Digitalisierung soll weiter voran     hutsamer umgehen. Das Wort „Ge- mern, stimmberechtigt einbezogen
gebracht werden mit besonderem Fo-         sundheitskiosk“ suggeriert, dass man werden, kann man noch so viele Ins-
kus auf die Lösung von Versorgungs-        hier Gesundheitsleistungen einkaufen titute mit dem Namen Qualität darum
problemen aus der Perspektive der          kann, wie („vegane“) Currywurst oder bauen, am Ende geht es nur um die
Nutzerinnen und Nutzer. Da dürfen wir      Zeitschriften. Zur Erinnerung: Gesund- Verteilung von Geld. Was für eine Ver-
gespannt sein. Das Gleiche hatte Herr      heit ist ein Grundbedürfnis und keine schwendung!
Spahn uns auch versprochen. Das Er-        frei handelbare Ware.
gebnis ist ernüchternd. Trotzdem, wir                                                  Zusammenfassend finden sich im Ver-
brauchen fortschrittliche digitale Lö-            Patientenzentrierte                trag gute Ansätze und Ideen, manchmal
sungen und sind bereit, uns als Ärzte-          Medizin statt Diktatur               noch nicht richtig ausgereift, vereinzelt
schaft einzubringen, wenn wir einen                                                  auch richtig falsch. Auf die Art und Wei-
                                                     der Ökonomie
wirklichen Mehrwert sehen.                                                           se der Umsetzung wird es ankommen!
                                             Entscheidungen des Zulassungsaus- Wir wünschen uns dabei mehr Mut zu
 Das angekündigte Bürokratieabbau-         schusses müssen zukünftig durch die sinnvollen Veränderungen!
paket wäre ein spürbarerer Fortschritt     zuständige Landesbehörde bestätigt
für Patientinnen und Patienten, indem      werden. Das Ziel ist klar: Mehr Ärzte
es Ärztinnen und Ärzten und allen im       in unterversorgte Gebiete zu bekom- ■ Dr. med. Steffen König
Gesundheitswesen tätigen mehr Zeit         men. Ist das aber der richtige Weg?          Vizepräsident der Landesärztekammer
                                                                                        Brandenburg
für die Diagnostik und Therapie schafft.   Das klingt nach der schleichenden

                                                                                           Brandenburgisches Ärzteblatt 01 • 2022 |   11
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK

       IMPFKAMPAGNE

       Ausreichend Impfstoffe statt Ausweitung
       der Impfberechtigungen auf nichtärztliche Berufsgruppen

       „Die Erreichung der aktuellen Co-        Vereinigung Brandenburg mehr als           werden“. Zudem sei zu berücksichti-
       rona-Impfziele leidet nicht dar-         94.000 Immunisierungen verabreicht,        gen, dass durch die Beteiligung weite-
       an, dass zu wenige Berufsgruppen         und in dieser Woche wird diese Zahl        rer Berufsgruppen die Impfstoffvertei-
       impfen, sondern am Mangel an             voraussichtlich noch überschritten         lung komplizierter werde und dadurch
       Impfstoffen.“ Mit diesen Worten          werden. „Dies ist eine eindrucksvolle      ein Ausbremsen der Impfkampagne zu
       bezog der Präsident der Landesärz-       Leistung der Kolleginnen und Kolle-        erwarten sei, betonte der Kammerprä-
       tekammer Brandenburg, Dipl.-Med.         gen“, erklärte Schulz. „Hinzu kommen       sident.
       Frank-Ullrich Schulz, klar Stellung      die Impfstellen der Krankenhäuser, aber
       zu den jetzt bekannt gewordenen          auch der Landkreise und Kommunen,          „Der Ball liegt jetzt eindeutig im Feld
       politischen Plänen von Bund und          für die u. a. durch Vermittlung der Lan-   der Politik“, so Schulz. Die Ärztinnen
       Ländern, Corona-Impfungen auch           desärztekammer mehr als ausreichend        und Ärzte tun alles in ihrer Macht ste-
       nicht nur von Ärztinnen und Ärzten       impfende Ärztinnen und Ärzte zur Ver-      hende, um die ambitionierten Impf-
       durchführen zu lassen.                   fügung stehen. Dass diese Impfstellen      ziele in hoher Qualität und Sicherheit
                                                dennoch zeitweise geschlossen wer-         zu erreichen. Gelingen kann ihnen das
         Bundesweit beteiligen sich aktuell     den mussten wie zuletzt in Cottbus, lag    aber nur, wenn sie genug Impfstof-
       rund 100.000 niedergelassene Ärz-        einzig und allein am Impfstoffmangel.      fe haben. Wir brauchen die Vakzine –
       tinnen und Ärzte an den Corona­          Dieser würde aber auch nicht dadurch       jetzt!“ erklärte Schulz.
       impfungen. In Brandenburg haben die      behoben, dass jetzt weitere Gesund-
       Arztpraxen allein in der letzten Woche   heitsberufe, z. B. Pflegefachkräfte und
       nach Angaben der Kassenärztlichen        Apotheker zu Impfungen berechtigt          ■ LÄKB

       STIKO-EMPFEHLUNG

      Zunächst werden die besonders gefährdeten Kinder geimpft

        Die ständige Impfkomission            kommenden Woche wirklich in den              Politik vorgeprescht, obwohl vieles um
       (STIKO) hat am 9. Dezember eine        Praxen ankommt. Das macht die Orga-          die Kinderimpfungen noch unklar ist.
       Empfehlung zur Corona-Impfung          nisation so schwierig. In unserer Praxis     Somit liegt es in der Entscheidung der
       von fünf- bis elfjährigen Kindern      haben wir daher den Eltern von jetzt         Eltern, welcher Empfehlung sie folgen
       herausgegeben. Hierzu nahmen           bevorzugt berechtigten Kindern oder          wollen. Das erzeugt Beratungsbedarf,
       der Berufsverband der Kinderärz-       mit Risiken im familiären Umfeld telefo-     der dann durch Ärzte geleistet werden
       te/Jugendmedizin, Landesverband        nisch ein Impfangebot unterbreitet. So       muss. Bei vielen Eltern wurden hohe
       Brandenburg sowie die Kassen­          handhaben es auch viele andere Pra-          Erwartungen geweckt, die jetzt viel-
       ärztliche Vereinigung Branden-         xen. Bitte haben Sie daher Verständnis,      fach enttäuscht werden müssen. Hier
       burg (KVBB) wie folgt Stellung:        dass es jetzt nur sehr begrenzt offene       wünsche ich mir einen anderen Poli-
                                              Impfangebote in den Kinderarztpraxen         tikstil und einen anderen politischen
        Dipl.-Med. Detlef Reichel, Landes- geben wird.“                                    Fokus. Denn der Kampf gegen die
       vorsitzender des Berufsverbandes der                                                Pandemie entscheidet sich nicht an der
       Kinderärzte/Jugendmedizin erklärte: MUDr./ČS Peter Noack, Vorstandsvor­            Kinderimpfung, sondern an den Millio-
      „Die STIKO-Empfehlung gibt uns Kin- sitzender der Kassenärztlichen Vereini-          nen ungeimpfter Erwachsener.“
       derärztinnen und Kinderärzten sowie gung Brandenburg fügte hinzu: „Die
       auch den Eltern Sicherheit. Wir haben STIKO gibt uns die entsprechenden
       einen hoch wirksamen und sicheren medizinischen Empfehlungen, an                    ■ E.B.
       Impfstoff, mit dem nun zunächst die denen wir uns in den Praxen orien-
       besonders vulnerablen Kinder mit tieren. Ich bin sehr froh, dass diese
       Vorerkrankungen geschützt werden jetzt vorliegen. Etwas unglücklich bin
       können. Leider ist die Impfstoffmenge ich hingegen über den Beschluss der
       zunächst streng kontingentiert. Wir Gesundheitsministerkonferenz            zur
       wissen nicht, wieviel Impfstoff in der Kinderimpfung. Wieder einmal ist die

12   | Brandenburgisches Ärzteblatt 01 • 2022
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK

KAMMERHAUSHALT

Selbsteinstufung des Kammerbeitrages 2022

 Anfang Februar 2022 versendet           Beitrag zum Umweltschutz und zur dass ein Programmassistent Sie durch
die Landesärztekammer Branden-           Senkung der Kosten durch sparsamere den Eingabevorgang leitet, Ihre Einga-
burg an alle beitragspflichtigen         Papierverwendung und Reduzierung ben auf Plausibilität prüft und unmit-
Mitglieder, welche die Veranla-          der Versandmengen.                  telbar auf Fehler hinweist.
gung in der Papierform wünschen,
die Unterlagen zur Selbsteinstu-            Als sichere und effiziente Alternati-    Die erforderlichen Nachweise können
fung des Kammerbeitrages 2022.             ve zur Selbsteinstufung in Papierform    direkt online bereitgestellt werden, das
Die Selbsteinstufung ist wie ge-           kann die digitale Selbsteinstufung       Kopieren und Einschicken auf dem
wohnt bis zum 1. März 2022 zu-             über unser Mitgliederportal vorge-       Postweg oder der unsichere Versand
sammen mit den erforderlichen              nommen werden. Ihre Zugangsdaten         über ihren E-Mail-Account entfällt.
Nachweisen einzureichen.                   für das Mitgliederportal können Sie
                                           jederzeit unkompliziert über den ne-      Auf diesem Wege möchten wir uns
 Neben dem Vordruck zur Selbst- ben/untenstehenden Kontakt (neu)                    bei allen Mitgliedern bedanken, für die
einstufung übersenden wir Ihnen ab beantragen.                                      die Nutzung des Onlineportals bereits
diesem Jahr lediglich die Änderungs-                                                zur Selbstverständlichkeit geworden ist.
mitteilung, auf der die am Stichtag         Bitte beachten Sie hierbei, dass die    Sie helfen damit aktiv, Verwaltungswe-
15.01.2022 gespeicherten Daten Ih- Zugangsauthentifizierung aus Sicher-             ge abzukürzen, die Umwelt zu scho-
rer Meldeakte dargestellt sind. Um heitsgründen analog auf dem Postweg              nen, Papier und Energieressourcen zu
Berichtigung von fehlerhaften oder zugesandt werden muss und der Vor-               sparen und die Menge an Altpapier
unvollständigen Daten und Rücksen- gang daher wenige Tage in Anspruch               erheblich zu reduzieren.
dung der Änderungsmitteilung wird nimmt.                                             Mitglieder, die sich bereits im Por-
wieder gebeten. Auch ist es wichtig,                                                tal für die Online-Selbsteinstufung
uns Zeiten anzuzeigen, in denen Sie         Dass Digitalisierung Einzug in den      entschieden haben, werden Ende Ja-
keine Einkünfte durch ärztliche Tätig- Alltag hält, beweist die zunehmende          nuar 2022 per E-Mail um Vornahme
keit erzielen (z. B. Elternzeit, Krankheit Anzahl der Ärztinnen und Ärzte, wel-     derselben gebeten. Sollten Sie Ihre
nach Ablauf der Entgeltfortzahlungs- che unser seit 2017 zur Verfügung              Aufforderung bis Mitte Februar nicht
zeit), da Statusänderungen dieser Art stehendes Portal nutzen. Der Schutz           erhalten haben, prüfen Sie bitte Ihren
beitragsrelevant sein können. Auf die Ihrer Daten ist dabei gewährleistet, da       Spam-Ordner in Ihrem E-Mail-Postfach
Zusendung der „Ausfüllhinweise zur die Verbindung von und zu unserem                oder kontaktieren Sie uns.
Selbsteinstufung“ und des „Muster- Mitgliederportal verschlüsselt ist. Von
steuerbescheides“ verzichten wir zu- Vorteil gegenüber der Selbsteinstufung          Selbstverständlich stehen Ihnen un-
künftig bewusst – unser gemeinsamer in Papierform ist dabei unter anderem,          sere Mitarbeiter/-innen wie gewohnt
                                                                                    telefonisch oder per E-Mail beratend
                                                                                    zur Seite.

                                                                                    Die Termine für das Beitragsjahr 2022
                                                                                    sind:

                                                                                    Abgabe der Selbsteinstufung:
                                                                                    bis 01.03.2022

                                                                                    Zahlung des Kammerbeitrages:
                                                                                    bis 31.03.2022

                                                                                    Kontaktdaten:

                                                                                    Beitrag:
                                                                                    beitrag@laekb.de,
                                                                                    Telfon 0355 780 10-282 und -286

                                                                                    Portal:
                                                                                    portal@laekb.de

                                                                                    ■ Manina Kierey
                                                                                      Buchhaltung/Kammerbeitrag

                                                                                          Brandenburgisches Ärzteblatt 01 • 2022 |   13
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