GMS-Magazin REISEVORPROGRAMM 2017 EINLADUNG ZUR HERBSTTAGUNG - Informationen für Mitglieder

 
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REISEVORPROGRAMM 2017
EINLADUNG ZUR HERBSTTAGUNG

Juli 2016 | Nr. 87            www.gms-reisen.ch
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IMPRESSUM

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    GMS-Magazin
    Mitteilungsblatt für die Mitglieder der Schweizerischen
    Gesellschaft für militärhistorische Studienreisen (GMS)
    gegründet 1979 | erscheint 3x jährlich
    Redaktion
    David Accola, Reisechef der GMS
    Junkern 325, 3537 Eggiwil
    E-Mail: david.accola@bluewin.ch
    Redaktionsschluss für Nr. 88 | November 2016
    23. September 2016
    Gestaltung, Typografie & Druck
    Feldner Druck AG, Esslingerstrasse 23, 8618 Oetwil a.S.
    Telefon 043 844 10 20, E-Mail info@feldnerdruck.ch
    Titelbild
    Collioure, GMS Reise 02-2016, © Alex Schilter Kreativ-Foto.

    GMS-Magazin Juli 2016 | Nr. 87
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                                                                                                        EDITORIAL

                                                                                                                             3

                                         Eugen Hofmeister, Präsident der GMS

Geschätzte GMS-Mitglieder                menter der Kosaken-Kavallerie die       als technisches Wunderwerk gefeiert.
                                         3'800 Mann von General Gudin an,        Am Festakt in Luzern nahmen am
Mythos Gotthard? In diesen Tagen         welche den Raum Gotthard besetzt        21. Mai 1882 über 600 Gäste teil.
feierte die Schweiz die Eröffnung des    hielten. Das heftigste Gefecht er-      Die 360 italienischen Gäste, die um
neuen 57 Kilometer langen Basis-         eignete sich in der Schöllenen, mit     0830 Mailand in 20 Waggons ver-
tunnels am Gotthard. Ohne Übertrei-      grossen Verlusten auf beiden Seiten.    liessen, kamen erst gegen 19.30 Uhr
bung kann gesagt werden, dass die-       Bereits am 26. September traf Suwo-     in Luzern an, weil in den Steigungen
ser Tunnel ein gigantisches Bauwerk      row mit dem Gros seiner Armee in        der Gotthard-Südrampe der Zug auf
ist. Nach 17 Jahren Bauzeit und Ge-      Altdorf ein.                            zwei Lokomotiven aufgeteilt werden
samtkosten von rund 12 Milliarden                                                musste und in Brunnen ein Waggon
Franken ist der Tunnel nun eröffnet,     Ab 1819 erfolgte der Bau der Gott-      «verloren» ging. Eine Stunde später
der vorwiegend der Kapazitätserwei-      hardstrasse ab Flüelen und 1836         traf die deutsche Delegation in Lu-
terung internationaler Güter, aber       nahm die fahrplanmässige Dampf-         zern ein. Unter Artilleriefeuer (!) und
auch der Verkürzung der Fahrzeiten       schifffahrt auf dem Vierwaldstätter-    Fanfarenspiel wurden die fast ein-
zwischen dem Norden und dem Sü-          see ihren Betrieb auf. Der Bau eines    wöchigen Feierlichkeiten eröffnet.
den dienen wird.                         schweizerischen      Eisenbahnnetzes
                                         war 1848 eine der ersten grossen        Am 1. Juni 1882 fuhren erstmals
Es lohnt sich einen Blick zurückzu-      Aufgaben des jungen Bundesstaats.       fahrplanmässige Züge aus beiden
werfen, nicht zuletzt, um sich die       Die Schweiz war zu diesem Zeitpunkt     Richtungen durch den Tunnel. Pro
neuen Dimensionen am Gotthard vor        gegenüber den meisten europäischen      Tag verkehrten damals 29 Züge, da-
Augen zu führen. Im 16. Jahrhundert      Staaten im Rückstand. Ursprünglich      von zwei Drittel Güterzüge. Spätes-
brauchte man von Luzern nach Rom         wurden über 70 Projekte erarbeitet.     tens mit der Eröffnung des Gott-
einen guten Monat. Dabei mussten         Im Jahr 1872 wurde ein Unterneh-        hard-Eisenbahntunnels erhielt die
die Wagen an exponierten Stellen,        mer für den Bau des Gotthardtun-        Nord-Süd-Achse strategische und
z. B. in der Schöllenen, sogar zerlegt   nels gesucht. Insgesamt reichten sie-   wirtschaftliche Bedeutung. Im sel-
werden. Eine grosse wirtschaftliche      ben Gesellschaften Offerten ein. Den    ben Jahr trat Italien dem österrei-
Bedeutung hatte der Gotthard zu die-     Zuschlag erhielt schlussendlich der     chisch-deutschen Zweibund bei. In
sem Zeitpunkt noch nicht, obwohl         Genfer Bauunternehmer Louis Favre,      Anbetracht der angespannten inter-
über den Pass auch Güter transpor-       da der von ihm offerierte Preis von     nationalen Lage beschloss der Bun-
tiert wurden. Legendär ist die Über-     15 Millionen Franken unter demjeni-     desrat 1885, eine Landesbefestigung
schreitung des Gotthardpasses des        gen eines italienischen Konsortiums     zu planen. 1889 machte der dama-
russischen Generals Suworow im           lag. Im Verlauf der Bauarbeiten tra-    lige Generalstabschef deutlich, wel-
Herbst 1799. Suworow befand sich         ten verschiedentlich technische und     chen Zweck mit den Festungsbau-
mit seiner Armee in Asti, als er am      finanzielle Probleme auf, die zum       ten am Gotthard beabsichtigt wurde,
27. August vom österreichisch-rus-       Rücktritt des Direktionspräsidenten     nämlich die direkte und indirekte
sischen Kommando den Auftrag er-         der Gotthardbahn-Gesellschaft Alf-      Deckung der Südfront gegen einen
hielt, das Piemont in Richtung Zü-       red Escher und Oberingenieur Ger-       Einbruch von italienischen Truppen
rich zu verlassen. Am 12. September      wig führten. Dazu kam der Todes-        sowie die Schaffung eines Reduits
erreichte er mit seiner Armee von        fall von Louis Favre anlässlich einer   zur Behauptung des Hochgebirges
über 20'000 Mann die Schweiz. In-        Tunnelinspektion am 19. Juli 1879.      durch die Schweizer Armee. Die Bau-
folge Zeitdrucks führte seine Ar-        Nach fast zehnjährigen Bauarbeiten      arbeiten dauerten bis nach dem Ende
mee nur leichte Waffen mit und der       war es dann soweit, dass der Tunnel     des Ersten Weltkriegs an und wurden
Nachschub erfolgte nur spärlich. Am      eröffnet werden konnte. Bereits da-     dann zunehmend dem Verfall über-
24. September 1799 griffen 16'000        mals wurde die Eröffnung des «Gros-     lassen bzw. waren schon wieder ver-
Mann der Infanterie und acht Regi-       sen Gotthardtunnels» in der Presse      altet. Der weitere Ausbau der Gott-

                                                                                            GMS-Magazin Juli 2016 | Nr. 87
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EDITORIAL

    hardfestung wurde in der Folge erst       Seit dem Ende des Zweiten Welt-        Schiene realisieren lässt, kann noch
    wieder während des Zweiten Welt-          kriegs hat der Gütertransport durch    nicht mit Sicherheit gesagt werden.
    kriegs aufgenommen. Der «Mythos           die Alpen eine unglaubliche Steige-    Mit den wirtschaftlichen Realitäten
    Gotthard» ist ohne Zweifel auf den        rung erfahren. 1950 wurden sieben      der Globalisierung verblasst auch
    Rückzug in den Zentralraum im Ju-         Millionen Tonnen Güter durch den       der «Mythos Gotthard» zunehmend.
    li 1940 zurückzuführen. In diesem         Gotthard transportiert. 1960 waren     Kommt dazu, dass mit der Weiterent-
    Kampfdispositiv hätte die Armee den       es bereits 20 Millionen Tonnen und     wicklung der Armee die Gebirgstrup-
    Kampf am Erfolg versprechendsten          mit der Inbetriebnahme des Basis-      pen definitiv abgeschafft werden.
4   führen können, wohlwissend, dass          tunnels soll die Transportkapazität
    das Gros der Bevölkerung und die In-      mit geplanten 40 Millionen Tonnen      Ihr GMS-Präsident
    dustrie im Mittelland mehr oder we-       Güter nahezu verdoppelt werden. Die    Eugen Hofmeister
    niger schutzlos einem gegnerischen        Fahrzeit nach Chiasso wird sich fast
    Angriff ausgesetzt gewesen wäre. In-      um eine Stunde verkürzen und nach
    teressanterweise hat die Wehrmacht        der Inbetriebnahme des Ceneri Tun-
    auch keine Angriffspläne in den           nels 2020 werden sich die Fahrzeiten
    Zentralraum erwogen, was eigentlich       nochmals um gut 15 Minuten ver-
    für die Glaubwürdigkeit der Vertei-       kürzen. Ob sich mit der Verdoppe-
    digungsanstrengungen unter General        lung der Transportkapazität die Ver-
    Guisan spricht.                           lagerung des Schwerverkehrs auf die

    GMS-AGENDA 2016/2017

       16. August 2016               Tag der offenen Türe im GMS-Antiquariat (10.00–12.30/13.30–18.00 Uhr)

       18. August 2016               Tag der offenen Türe im GMS-Antiquariat (10.00–12.00/14.00–18.00 Uhr)

       23. September 2016            Redaktionsschluss GMS-Magazin Nr. 88

       5. November 2016              GMS-Herbsttagung an der Universität Zürich

       12. November 2016             GMS-Reiseleitertagung in Luzern

       15. November 2016             Tag der offenen Türe im GMS-Antiquariat (10.00–12.30/13.30–17.00 Uhr)

       17. November 2016             Tag der offenen Türe im GMS-Antiquariat (10.00–12.30/14.00–17.00 Uhr)

       7. Dezember 2016              128. GMS-Vorstandssitzung in Zürich

       7. Februar 2017               129. GMS-Vorstandssitzung in Zürich

       Offen                         GMS-Frühjahrstagung in Zürich

       25. März 2017                 37. GMS-Generalversammlung in Basel

    GMS-Magazin Juli 2016 | Nr. 87
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INHALTSVERZEICHNIS

4    Editorial                                          Eugen Hofmeister, Präsident GMS

6    Aktuelles aus dem Vorstand

6		           Generalversammlung 2016 in Interlaken		                           David Accola
                                                                                                  5

9		           Jahresrechnungen 2014/2015		                              Hans-Peter Schaad

10		          Gönner, Sponsoren und Neumitglieder		                     Hans-Peter Schaad

11   Rückblick auf die Frühjahrstagung 2016                                      Dieter Kläy

12   Reiseberichte 2015

12		          Berlin 1939-1945 | 22-2015                                    Marx C. Mamie

15		          Istanbul-Gallipoli-Troja | 26-2015 Lorenz Degen

20   Reiseberichte 2016

20		          Schwierige Zeiten in Südtirol | 01-2016                          Paul Fischer

24            Mit Vauban durch die Pyrenäen | 02-2016              Andreas von Waldkirch

27   Vorschau und Einladung zur Herbsttagung 2016                      Hans Rudolf Fuhrer

29   Jahresschrift 2017                                                Hans Rudolf Fuhrer

30     Reisevorprogramm 2017                                                   David Accola

39   Reiseherbst 2016	                                                    GMS-Sekretariat

                                                                 GMS-Magazin Juli 2016 | Nr. 87
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AKTUELLES AUS DEM VORSTAND

    GENERALVERSAMMLUNG 2016 IM BERNER OBERLAND

    Die GMS versteht sich nicht nur dem Namen nach als «schweizerische» Gesell-
    schaft. Wenn auch die Mitglieder aus dem Grossraum Zürich nach wie vor die
    grosse Mehrheit bilden, schätzen wir uns glücklich, dass in unseren Kreisen auch
    noch andere Dialekte gesprochen werden. Anlässlich seiner Begrüssung unter-
6   strich der Präsident der GMS – er ist bekanntlich Luzerner – diese Tatsache und
    freute sich umso mehr über die rege Teilnahme der Zürcher an der diesjährigen
    Generalversammlung in Interlaken.

    Ein Bericht von David Accola mit Bildern von Stefan Gubler

    Der Jugendstilsaal des Hotels Beau Rivage in Interlaken: würdiger Austragungsort der GV 2016.

    Vor 26 Jahren...                             90iger Jahren entrichtete Friedensdi-        Burkhard sein Interlaken in erhofft
                                                 vidende politisch wohl unumgänglich          bodenständiger Art vor. Rund 1,2
    1990 fand letztmals eine Generalver-         war, die Bereitschaft unsere Armee           Mio. Logiernächte generiert das Zent-
    sammlung der GMS auf dem «Bödeli»            aber in eine desolate Situation ge-          rum der führenden Berner Oberländer
    statt. Die Berliner Mauer war wenige         führt hat. Die begründete Forderung          Tourismusdestination. Nach wie vor
    Wochen zuvor gefallen; die Hoffnung          nach fünf Milliarden pro Jahr ist hin-       seien die Schweizer die treusten Gäs-
    und Zuversicht nach dem nun aus-             sichtlich des anstehenden Rüstungs-          te, dicht gefolgt aber von den Chine-
    brechenden Dauerfrieden dominierte           bedarfs eine Folge dieser Politik.           sen und Reisenden aus den Golfstaa-
    fortan die sicherheitspolitischen Ent-                                                    ten. Burkhard unterstrich dann auch,
    scheide in Europa und der Schweiz.           Grosszügiger Gastgeber ...                   dass sich die Abstimmungsresultate
                                                                                              seiner Gemeinde hinsichtlich des Um-
    In seiner ausführlichen Lagebeurtei-         In seiner Grussbotschaft stellte der         gangs mit anderen Kulturen massiv
    lung kam der Präsident zur abschlies-        Vizepräsident der Gemeinde «zwi-             gegenüber anderen Berner Oberländer
    senden Feststellung, dass die seit den       schen den Seen», Herr Hans-Rudolf            Gemeinden unterschieden.

    GMS-Magazin Juli 2016 | Nr. 87
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AKTUELLES AUS DEM VORSTAND

Mit der Übergabe des «Goldenen Schlüs-     WEA – eine                                 Oberland aufschlug, war sicherlich al-
sels von Interlaken» an den GMS-Präsi-     Kompromisslösung                           len Anwesenden bekannt; dass die Füh-
denten unterstrich der Vertreter der Ge-                                              rungs- und Sperranlagen auch noch in
meinde nochmals mehr als glaubhaft                                                    späterer Zeit von Bedeutung waren,
die Gastfreundschaft seiner Region.                                                   konnte der Referent und ausgewiesene
                                                                                      Kenner eindrücklich vermitteln.

                                                                                                                                   7

                                           Brigadier Sergio Stoller während seines
                                           Referats zur WEA.

Hans Rudolf Burkhard überreicht den
«Goldenen Schlüssel» seiner Gemeinde.      Noch am Vortag der GV hatte Brigadi-       Silvio Keller, ein ausgewiesener Kenner
                                           er Sergio Stoller zwei Präsentationen      militärischer Anlagen in der Schweiz und
                                           in seiner Vortragsmappe. Die Schluss-      auf «dem Bödeli» im Besonderen.
Geschäftliches                             abstimmung der eidgenössischen Räte
                                           zur Weiterentwicklung der Armee wur-       Ruhn, abtreten!
Der gemäss Statuten verpflichtende         de am Freitag vor unserer GV durch-
Teil der GV verlief so geordnet wie un-    geführt und die Erleichterung war dem      Den Abschluss des Nachmittagspro-
aufgeregt. Das Protokoll wird im über-     Projektleiter anzusehen. «Es ist ei-       gramms bestritt Major (a D) Richard
nächsten Magazin publiziert werden.        ne Kompromiss-Lösung, die politisch        Schmid. 1121 Soldtage verzeichnet sein
Zur Diskussion führten – wie immer –       tragbar ist». So sein Fazit. «Jetzt wol-   Dienstbüchlein. Von 1977 bis 2008 ver-
die finanzrelevanten Traktanden. Die,      len wir das Machbare umsetzen und          sah er mehr als seine Pflicht zu Gunsten
aufgrund eine durch die Mehrwertsteu-      nicht dem auch noch Wünschbaren            unseres Landes. In einem 200-seitigen
er begründeten Regimewechsels ange-        nachtrauern.» Der Präsident ermahnte       Büchlein hat er seine Erinnerungen an
passte Rechnungsführung, veranlasste       die Anwesenden zu Beginn des Gast-         diese gesamthaft drei Jahre in Uniform
zu berechtigten Verständigungsfragen.      referates nicht auf den Überbringer        festgehalten. Viele der Zuhörer sahen
(Siehe S. 9 dieses Magazins).              «schlechter Nachrichten» zu schiessen.     sich in ihrer eigenen militärischen Ver-
                                           Im Nachhinein eine überflüssige Bitte,     gangenheit widerspiegelt. Aber: bei der
Neue Revisoren ...                         da Insider wissen, dass Brigadier Stol-    Einspielung des Thurgauer-Marsches
                                           ler schwer aus der Fassung zu bringen      stand keiner auf. So ändern sich die
Die langjährige Arbeit der Reviso-         ist. Wesentlich erschien dem Präsiden-     Zeiten, nicht nur in der Armee – auch
ren Peter Engelhard und Rudolf Wicki       ten jedoch, dass dieser Weg nun einge-     in der GMS.
wurden durch den Präsidenten in Wor-       schlagen werden soll. Ein Referendum
ten und durch die Versammlung mit-         und viel mehr noch eine Niederlage vor
tels Applaus verdankt. An deren Stelle     dem Stimmvolk hätte schwerwiegends-
wurden die Herren Peter Zbinden und        te Folgen. Die Armee XXI würde mit all
Andreas Blank mit der Rechnungsrevi-       ihren Nachteilen weitergeführt werden
sion betraut.                              müssen und die derzeit finanziell posi-
                                           tive Ausgangslage wäre erneut in Fra-
Viel zu schreiben ...                      ge gestellt. Mit all seinen Sympathien
                                           gegenüber den WEA-Gegnern bemerkte
Nach dem beruflich bedingten Rück-         er abschliessend: «Da müssen wir jetzt
tritt von Christoph Glaus als Redakteur    dem Machbaren unsere Zustimmung
unseres Magazins war die Suche nach        erteilen. Das Wünschbare ist weder rea-
einer schreibwilligen Person (noch)        lisier- und finanzierbar.»
nicht von Erfolg gekrönt. Diese Vakanz
im Vorstand bleibt vorerst bestehen;       Mit Keller durch die Keller ...
die Redaktion der nächsten Magazine
ist aber ungefährdet. Der Vorstand ist     Nach Aperitif und Mittagessen führ-
vom jetzigen Format des Vereinsorgans      te Silvio Keller die Teilnehmer anhand
überzeugt und gleichzeitig bestrebt, das   eines fachlich äusserst versierten Refe-
GMS-Magazin weiter zu optimieren.          rats in die militärgeschichtliche Bedeu-
                                           tung des «Raumes Interlaken» ein. Dass
                                           General Guisan während geraumer Zeit       Einband der von Richard Schmid festge-
                                           seine Armee-Hauptquartiere im Berner       haltenen Erinnerungen.

                                                                                                  GMS-Magazin Juli 2016 | Nr. 87
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AKTUELLES AUS DEM VORSTAND

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                                       Ordnung muss sein, auch administrativ. (v.l.n.r.) Hans-
                                       Peter Schaad, Rolf Wittich und Martin Bundinsky, deren
                                       Arbeit von Christoph Baumann «inspiziert» wird.

                                        Gehört zur GV wie die Traktanden: Der Austausch von ge-
                                        meinsamen Reiseerinnerungen bei einem feinen Essen.

    Alte Bekannte unter sich.

    Die Auslage des GMS-Antiquariats
    stösst auf reges Interesse.

    GMS-Magazin Juli 2016 | Nr. 87
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SCHWER ZU VERGLEICHEN: DIE JAHRESRECHNUNGEN 2014 /2015

An der Generalversammlung 2016 ist der Jahresabschluss 2015 der GMS mit einem
Verlust von CHF 5’306 (Budget: Gewinn von CHF 8’000) präsentiert worden. Der aus-
gewiesene Verlust war auf die Verbuchung von Aufwandpositionen des Vorjahres von
insgesamt CHF 9’026 zurückzuführen, ansonsten ein Gewinn von CHF 3’720 resul-
tiert hätte. Die einzelnen Aktivitäten der GMS zeigen ein positives Bild.                                                           9

Von Dr. Hans-Peter Schaad, Vizepräsident und Quästor

Reisen

Gewinn von CHF 4’893 (Vorjahr: CHF
24’008). Die Reiseeinahmen setzen
sich aus CHF 48’626 zuzüglich CHF
32’000 entsprechend der in Abzug ge-
brachten Kosten des Vereinssekreta­
riats zusammen und beliefen sich auf
total CHF 80’626, während die Auf-
wendungen inklusive der Kosten des
Reisesekretariats CHF 75’733 betru-
gen.

Veranstaltungen

Verlust von CHF 271 (Vorjahr: CHF
4’662)

Schriftenreihe

Aufwand brutto: CHF 25’885, davon          Dr. Hans-Peter Schaad anlässlich der Rechnungspräsentation in Interlaken
CHF 15’000 zulasten GMS und CHF
11’760 durch Sponsorenbeiträge ge-         den Gewinne aus der Reisetätigkeit          aus der Reisetätigkeit anfallenden
deckt.                                     nach Abzug der Reiseaufwendungen            Gewinn geringer aus und trägt somit
                                           inklusive der Kosten des Reisesekreta-      zur Verminderung des MWST-Risikos
Bücherdienst                               riats auch um die Kosten des Vereins-       bei der GMS bei. Dies liegt im Inte-
                                           sekretariats von rund CHF 32’000 ge-        resse der GMS, ihrer Mitglieder und
Gewinn von CHF 2’930 (Vorjahr: CHF         kürzt. RBS überweist jeweils nur noch       der Reiseteilnehmenden. Die Reise-
124).                                      den definitiven Gewinnsaldo an die          teilnehmenden sind zur Hauptsache
                                           GMS. Das Vereinssekretariat dient der       Mitglieder der GMS und bezahlen mit
Die Jahresrechnung 2015 weist im           RBS auch zur Abwicklung der Rei-            der Buchung von GMS-Inland-Reisen
Vergleich zum Vorjahr Besonderhei-         setätigkeit; seine Kosten sind jedoch       bereits auf dem Reisepreis die MWST;
ten auf, um die Umsätze bei GMS tief       nicht von der Reisesparte zu tragen,        sie sollen nicht nochmals durch Zah-
zu halten. Schmid Reisen AG (RBS)          sondern von der allgemeinen Rech-           lung des jährlichen Mitgliederbeitrags
führt neben dem Vereins- auch das          nung der GMS.                               zu einer zusätzlichen MWST-Abgabe
Reisesekretariat. Es ist RBS, welche                                                   verpflichtet werden.
mit den Reiseteilnehmenden bezüg-          Die ausgewiesenen Einnahmen aus
lich der GMS-Reisen den Reisevertrag       der Reisetätigkeit von CHF 48’626
abschliesst; sie belastet die Reiseteil-   erhöhen sich somit um CHF 32’000
nehmenden bei Inlandreisen auch mit        auf CHF 80’626. In den Vorjahren hat
der Mehrwertsteuer (MWST) von der-         RBS diesen Betrag an die GMS über-
zeit 8%.                                   wiesen und die GMS hat sodann die
                                           Vereinssekretariatskosten an RBS ver-
Um das Risiko, dass auch die GMS           gütet. Nunmehr fällt der durch die-
MWST-pflichtig wird, sofern bei ihr        sen Zahlungsverkehr hin und her ent-
Umsätze von über CHF 100’000 ent-          stehende Umsatz bei der GMS wegen
stehen, minim zu halten, werden die        Verrechnung der Kosten des Vereins-
bei RBS zugunsten der GMS anfallen-        sekretariats von CHF 32’000 mit dem

                                                                                                   GMS-Magazin Juli 2016 | Nr. 87
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     Gönner und Spender                     NEUMITGLIEDER 2015
     2015/16 – ein Dankeschön
     an unsere Mitglieder                   Der Vorstand der GMS freut sich über den Beitritt von 45 Neumitglieder wäh-
                                            rend des vergangenen Vereinsjahres.
     Die GMS ist auf Gönnerbeiträge und
     Spenden angewiesen, um militärhis-
     torisches Wissen nicht nur während       Amrhein Hermann, Hagendorn; Andres Patrick, Zäziwil; Berchtold Ewald,
     attraktiven Reisen und Exkursionen       Amsteg; Brodbeck Dölf, Münchenstein, Burgherr Peter, Aarau; Christen
10   zu vermitteln. Nur durch Sponsoring      Hans Ulrich, Basel; Crameri Dario, Sulz; Feigel Ursula, Niederweningen;
     lassen sich Projekte wie die Heraus-     Fischer Beatrice, Stans; Forrer Fritz, Zürich; Graf Alfred, Glarus; Gysin
     gabe der GMS-Jahresschrift sowie die     Christoph, Sissach; Hauser Thomas, Oberengstringen; Hebeisen Matthias,
     Durchführung unserer Frühjahrs- und      Oberentfelden; Huwiler Karl, Pfeffingen; Kaiser Walter, Thalwil; Kälin
     Herbsttagung finanzieren.                Arthur, Einsiedeln; Kaufmann Jörg, Geuensee; Kern Fritz, Zürich; Kubacki
                                              Ernst, Dotzingen; Kühne Franz, Rüschlikon; Kuny Margrit, Uerikon;
                                              Lier Fritz, Horgen; Macina Daniele, Zürich; Martin Max, Bannwil; Moor
       Bibliothek am Guisanplatz, Bern        Hansjörg, Dietlikon; Müller Thomas, Erlenbach; Oswald Hans, St. Gallen;
       René Henggeler, Zürich                 Ott Marianne, Kilchberg; Pfister Bruno, Egg; Reinhardt Christoph, Zürich;
       Hansruedi Hug, Zollikon                Rothweiler Werner, Magden; Rüedi Peter, Hochdorf; Schlageter Lando,
       Hotel Storchen Zürich                  Olten; Schlatter Martin, Illnau; Schmid André, Scherz; Sperisen Rolf,
       Margrit Lehner, Appenzell              Zollikon; Spycher Hans, Niederwangen; Stalder Roger, Granges-de-Vesin;
       Alfred Müller, Baar                    Steihauer Peter, Spiez; Stüssi Beat, Baar; Ullmann Thierry, Conches,
       André Ruegg, Wetzikon                  Waldburger Martin, Zürich; Walde Renata, Maur; Würsch Matthias, Thalwil.
       Hans-Peter Schaad, Hausen AG
       Friedrich von Sinner, Bulle

     CHARLES OTT, 10.3.1927 – 6.7.2016
                                            weit mehr als ein Opernliebhaber al-      Press Association) und sein Engage-
                                            so und ein Kenner dieser Welt – weit      ment bei der Gründung der Gamin-
                                            mehr also, als ein weitgereister Mann.    ger Gespräche ermöglichten ihm den
                                            Seine Fliegerleidenschaft machte er       Aufbau eines sicherheitspolitischen
                                            zum Beruf. Nach der Militärpiloten-       Beziehungsnetzes, das seinesgleichen
                                            schule wechselte er zur Swissair wo       sucht.
                                            ihn eine steile Karriereleiter erwar-
                                            tete. Als Chefpilot Europa und Aus-       Dr. Charles Ott war ein überaus akti-
                                            bildungschef dieser Airline schloss er    ves Mitglied unserer Gesellschaft. 42
                                            seine zivile Pilotentätigkeit ab. Mili-   Reisen hat er in den Jahren von 1999-
                                            tärisch kommandierte der General-         2014 begleitet; während neun Jahren
                                            stabsoberst ein Fliegerregiment und       präsidierte er die GMS. Was unter sei-
                                            diente zuletzt als Chef Operationen       nem Vorgänger noch Chefsache war,
                                            im Stab der Flieger- und Flabtruppen.     wurde im Rahmen einer strukturel-
                                            Charly war überzeugter Verfech-           len Anpassung des GMS Vorstandes
                                            ter des Milizsystems. Er war Präsi-       selbständigen Departementen zuge-
                                            dent der Verwaltungskommission der        wiesen. Das heutige Bild der Gesell-
                                            ASMZ, deren Chefredaktion er später       schaftsführung trägt unverkennbar
                                            während sieben Jahren ausübte. Auch       Dr. Otts Handschrift. 2009 wurde er
                                            sein Engagement als Schweizer De-         anlässlich seiner letzten Generalver-
     Ein Nachruf                            legationsleiter bei der CIOR (Vereini-    sammlung als Präsident mit grossem
                                            gung der NATO-Reserveoffiziere) und       Applaus zum Ehrenmitglied der Ge-
     Betroffen hat der Vorstand der GMS     Präsident der AVIA-Flieger, Sektion       sellschaft ernannt.
     kurz vor Redaktionsschluss vom Ein-    Zürich zeugen eindrücklich davon.
     zug unseres ehemaligen Präsidenten                                               Den damals seitens des Vorstands
     und Ehrenmitglieds in die Grosse Ar-   Der promovierte Jurist verschrieb sich    ausgesprochene Dank erneuern wir
     mee Kenntnis nehmen müssen.            der Sicherheit unseres Landes. Ein-       heute in Trauer und entbieten den
                                            sätze als Militärattaché in Tokio und     Hinterbliebenen unser herzliches Bei-
     Der Verstorbene war ein ausserge-      Wien, seine Mitgliedschaft im IISS        leid. Wir werden Charles Ott ehrend
     wöhnlich vielseitiger, überaus akti-   (International Institute for Strategic    gedenken.
     ver und scharfsinniger Mensch. Er      Studies), seine Mitgliedschaft im Vor-
     war ein ausgewiesener Opernkenner –    stand der EMPA (European Military         Charly, R.I.P.

     GMS-Magazin Juli 2016 | Nr. 87
FRÜHJAHRSTAGUNG 2016

UMBRÜCHE IN DER SCHWEIZER ARMEE

Die Schweizer Armee steht vor einem neuen Umbruch, nicht das erste Mal seit 1803.
Rund 100 Zuhörerinnen und Zuhörer folgten den Ausführungen der Militärhistoriker
Rudolf Jaun, Hans Rudolf Fuhrer und Peter Braun anlässlich des Frühjahrssympo­
siums der Gesellschaft im vergangenen Februar.
                                                                                                                              11
Dr. Dieter Kläy, Tagungsleiter

2016 – erneut ein entscheiden-          1989–200X der Fall. 1817 gab es erst-
des Jahr für die Armee                  mals eine eidgenössische Militärauf-
                                        sichtsbehörde mit einem eidgenös-
2016 stehen mit der Weiterentwick-      sischen Stab. Mit der Gründung der
lung der Armee (WEA) entscheiden-       Zentralschulen in Thun wurden auch
de Veränderungen an. Die GMS nahm       neue Grundlagen für die Ausbildung
dies zum Anlass, einen Blick auf die    gelegt. Zum ersten Mal wurden sys-
Armeereformen in der Vergangenheit      tematische Überlegungen angestellt,
und der Gegenwart zu werfen.            wie die Armee eingesetzt werden
                                        könnte. Auslöser für die Umbrüche in
Notwendigkeit der WEA                   den 60-er und 90-er Jahren des 19.
                                        Jahrhunderts und nach dem Zweiten
Dr. phil. Peter Braun zeichnete die     Weltkrieg waren Entwicklungen in
Notwendigkeit der neusten Armeere-      der Militärtechnik. Nach dem Zwei-
form auf. Bestände, Finanzen und Be-    ten Weltkriege bahnte sich ein Rich-
drohungslage stecken den Rahmen         tungsstreit an, der in der Konzepti-
der WEA ab. Zwar soll der Sollbe-       on vom 6.6.66 endete. Diese hatte bis
stand von heute 200’000 auf künftig     Mitte der neunziger Jahre Bestand.
100’000 Mann reduziert werden, doch     Der Pillenknick, die zunehmende Di-
wird der Effektivbestand wesentlich     gitalisierung und Neuerungen in der
höher als heute zu liegen kommen.       Waffentechnologie sowie eine sinken-
«Damit ist das Argument der Kriti-      de Akzeptanz der Armee in der Be-
ker, die WEA sei eine Halbierung der    völkerung (Armeeabschaffungsinitia-
Armee, entkräftet. Mit der Reduktion    tive) läuteten gemäss Jaun das Ende
der Truppenkörper kann ein Ausblu-      der Armee 61 ein. Auf die Armee 95
ten der Armee verhindert werden», so    folgte 2004 die Armee XXI.
Braun. Trotz der Verkleinerung wer-
den jährlich fünf Milliarden Fran-      Wert der Mobilmachung
ken notwendig sein, will man die in
den kommenden Jahren notwendi-          PD Dr. Hans Rudolf Fuhrer zeichnete
gen Neuinvestitionen vornehmen.         die Vor- und Nachteile der Mobilisie-
Derzeit werden drei Milliarden für      rung auf. «Die grosse Herausforderung
den Betrieb der Armee verwendet. In     ist die Frage, wann die Vorwarnzeit
den nächsten Jahren steht die Ablö-     beginnt, wenn verbal gedroht wird,
sung wichtiger Systeme in der Artil-    die internationalen Spannungen zu-
lerie, bei den Panzertruppen und der    nehmen oder der Gegner bereits an-
Infanterie oder die Beschaffung eines   griffsbereit an der Grenze ist?» Fuh-
Kampfflugzeuges zur Debatte.            rer kommt zum Schluss, dass in der
                                        Geschichte die Schweiz ihre Truppen
Die Umbruchsphasen seit 1804            nie rechtzeitig mobilisiert hatte. Man
                                        wollte keine falschen Signale aussen-
Die Schweizer Armee verzeichne-         den.
te einige Umbruchsphasen, wie Prof.
Dr. Rudolf Jaun aufzeigte. «Umbrüche
sind daran zu erkennen, wenn das
Verhältnis von Mitteln, Zielen und
Verfahren zur Diskussion steht». Das                                             Die Referenten der Frühjahrstagung 2016.
war in verschiedenen Phasen 1804-                                                v. o. n. u: Dr. Peter Braun, Prof. Rudolf
1815, 1890-1907, 1945–1966 und                                                   Jaun, PD Dr. Hans Rudolf Fuhrer

                                                                                             GMS-Magazin Juli 2016 | Nr. 87
REISBERICHTE 2015

     22-2015 | BERLIN 1933-1945

     Unter bewährter Führung von Kurt Steinegger besuchten 24 GMS-Reisende vom
     8.–13. September 2015 die Bundeshauptstadt unseres nördlichen Nachbarlandes.
     Das Thema war nicht wirklich erbauend, stand doch das Unwesen der nazionalsozia-
     listisch geprägten Zeit im Fokus.
12
     Marx C. Mamie's Reisebericht vermittelt seine Eindrücke in Wort und Bild.
     Plötzensee und Tempelhof                   durch Hitler geplanten grössenwahn-     schlossene war. Die Luftbrücke der
                                                sinnigen Welthauptstadt Germania.       Alliierten versorgte die 2,2 Millionen
     Früh am Morgen fanden sich die Teil-       Unter einem freitragenden, giganti-     West-Berliner ab Juni 1948 bis Mai
     nehmenden der Reise «Berlin 1933–          schen, 40m herausragenden und 12m       1949 pausenlos mit Versorgungsflü-
     1945» im Flughafen Kloten ein. Gegen-      hohen Dach konnten die Flugzeuge        gen. Nahrungsmittel, Kohle und alles
     seitiges Begrüssen mit der Nachfrage,      direkt anrollen und anschliessend von   weitere, für das Leben notwendigs-
     wann man die letzte gemeinsame Rei-        den Passagieren vom Wetter unabhän-     te Material wurde eingeflogen. Damit
     se gemacht habe. Der geschätzte Ex-        gig bestiegen und beladen werden.       die schwer beladenen Flugzeuge über-
     kursionsplaner und Reiseleiter, Oberst                                             haupt landen konnten, wurden kurz-
     (a D) Kurt Steinegger stellte nach kur-    Einmalig waren die angelegten Start-    fristig zwei befestigte Pisten angelegt.
     zem Apell fest: alle da, los geht es!      und Landeflächen. Anfänglich bestan-
     Landung in Berlin Tegel um 10.15 Uhr.      den keine Pisten, sondern ein kreis-    Das Gesamtbauwerk wurde hinge-
     Auf dem Weg zum Mittagessen in der         rundes Feld, auf dem je nach Wind in    gen nie fertig gestellt. Der allgemeine
     Kantine des Abgeordnetenhauses von         jeder Richtung optimal gestartet und    Flugbetrieb wurde Ende Oktober 2008
     Berlin, dem ehemaligen Preussischen        gelandet werden konnte. Während des     eingestellt. Zum Abschied flog ich
     Landtag, besuchten wir die Hinrich-        Zweiten Weltkriegs wurde im Flugha-     noch mit meiner PA32 persönlich am
     tungsstätte Plötzensee, in welcher die     fengebäude ein Endmontagewerk für       18. Oktober 2008 nach Tempelhof. Das
     vom nationalsozialistischen Volksge-       die Junkers Flugzeugtypen 87 und 88     Flughafen-Personal war damals dem
     richtshof zum Tode Verurteilten hin-       betrieben. Produziert wurde im We-      Weinen nahe. Als letztes Flugzeug
     gerichtet wurden.                          sentlichen in den unterirdischen An-    startete ich am Montag, den 20. Okto-
                                                lagen sowie in einem Fracht- und Ei-    ber 2008 um 10.20 Uhr in Tempelhof,
     Unter der Führung von Frau Elke Dit-       senbahntunnel.                          um nach Basel zurückzukehren.
     trich wurde am Nachmittag ausführ-
     lich der ehemalige Flughafen Tem-          Berühmtheit erlangte der Flugha-
     pelhof besichtigt. Dieses gigantische      fen insbesondere während jener Zeit,
     Bauwerk gehörte in das Konzept der         als die Stadt von den Sowjets einge-

                                                                                        Der Flughafen zu seiner Blütezeit.
                                                                                        Bild: Internet

                                                                                        Nach der Besichtigung erfolgte die
                                                                                        Fahrt ins Hotel und ein Referat von
                                                                                        Kurt Steinegger zum Thema «Die
                                                                                        Reichshauptstadt Germania». Mit
                                                                                        Apéro und gemeinsamen Abendessen
                                                                                        endete der erste Reisetag.

                                                                                        Belastungskörper und
                                                                                        Bendlerblock

                                                                                        Fahrt zum unterirdischen, mehrstö-
                                                                                        ckigen Umsteigebahnhof Moritzplatz,
     Hinrichtungsstätte Plötzensee mit einem Gedenkkranz des Landes Berlin.             konzipiert für die in Planung befind-

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liche Reichshauptstadt Germania. Ein       tentat gegen das Nazi-Regime näher.         Humboldthain und Zossen
riesiger Bahnhof mit einem Labyrinth       Sehr viel - uns auch weniger Bekann-
von Gängen und Treppen, welche in-         tes - war hier ausführlich zu erfahren.     Nach dem Frühstück ging’s im Hotel
folge des Kriegsausbruchs nie für ih-      Danach ging’s zum Reichsbahn-Hoch-          weiter mit einem hervorragenden Vor-
ren ursprünglichen Zweck genutzt           bunker beim Bahnhof Friedrichstrasse,       trag von Kurt Steinegger, zum Thema
werden konnten. Während des Krieges        einem Betonwürfel mit ganz wenigen          «Kampf um Berlin».
diente die Anlage dann zumindest als       und sehr kleinen Fensteröffnungen.
Schutzraum für die Zivilbevölkerung.                                                   Darauf folgte die Fahrt zum FLAK-
                                           Sachsenhausen und die                       Bunker Humboldthain, erneut so ein            13
Anschliessend ging’s zum Schwer-                                                       «riesiger Betonklotz», welcher von
belastungskörper, einem sonderba-          Topographie des Terrors                     Oktober 1941 bis April 1942 zusam-
ren Unikum. An der Stelle, wo der-                                                     men mit dem Leitbunker gegen die al-
einst der gigantische Triumphbogen         Fahrt nach Oranienburg mit an-              liierten Luftangriffe errichtet wurde.
zu stehen kommen sollte, wollte die        schliessender Führung und Besichti-         Beide Bunker wurden 1948 von den
Tragfähigkeit des Baugrundes geprüft       gung des Konzentrationslagers Sach-         französischen Truppen mehrfach ge-
werden. Dazu wurde 1941 - durch            senhausen. Ich möchte hier auf eine         sprengt und mit Trümmern überdeckt.
französische Zwangsarbeiter - ein          weitergehende Schilderung verzich-          Da die am Trümmerberg vorbeifüh-
12'650 Tonnen schwerer, zylindri-          ten. Nur das: Es ist einfach unglaub-       rende Bahnstrecke der Ringbahn aber
scher Betonklotz erstellt.                 lich, wozu Menschen fähig sind.             nicht beschädigt werden durfte, ist der
                                                                                       nördliche Teil des FLAK-Bunkers noch
                                           Danach Fahrt zum Holocaust-Denkmal          heute vorhanden und begehbar.
                                           in Berlin, welches im ehemaligen Re-
                                           gierungsviertel errichtet wurde. Hier       Nach dem Mittagessen ging es wei-
                                           erfolgte ein Rundgang zu den ehema-         ter zum Truppenübungsplatz Zossen/
                                           ligen Standorten wie Führerbunker,          Wünsdorf. Bereits Kaiser Wilhelm II.
                                           Propaganda- und Luftfahrtministe-           nutzte dieses Gelände zur Ausbildung
                                           rium, Fahrerbunker der Reichskanz-          seiner Truppen während des Ersten
                                           lei sowie der «Topographie des Ter-         Weltkriegs.
                                           rors», dem Standort des ehemaligen
                                           Reichssicherheitshauptamtes bzw. der        Im August 1939 bezog das Oberkom-
                                           geheimen Staatspolizei und Sitz von         mando des Heeres die neu erstellten
                                           Reichsführer SS Heinrich Himmler.           Bunkeranlagen Maybach 1 und 2 so-
                                           Unser Reiseleiter orientierte uns an        wie den Nachrichtenbunker Zeppelin.
                                           den Standorten mit entsprechenden           Diese, zum grössten Teil unterirdi-
                                           Hintergrundinformationen.                   schen Anlagen, waren damals baulich

Der Schwerbelastungskörper, von den
Berlinern als der «Naziklotz» bezeichnet
in Berlin-Tempelhof.

Nach dem Mittagessen in einem ele-
ganten Restaurant erfolgte der Besuch
des Bendlerblocks. In diesem Gebäude
befehligte zur Zeit des Zweiten Welt-
kriegs der Befehlshaber des Ersatz-
heeres seine Truppe. Auch befand sich
das Zentrum der Widerstandsgruppe
(Attentat vom 20. Juli 1944) rund um
Generaloberst a. D. Ludwig Beck und
Oberst i. G. Claus Schenk Graf von
Stauffenberg in diesem Gebäude. An
die Widerstandskämpfer erinnert in
einigen ehemaligen Diensträumen die
Dauerausstellung «Gedenkstätte Deut-
scher Widerstand» und im Hof ein Eh-
renmal für die dort hingerichteten Of-     Auch in Sachsenhause war die Toraufschrift eine zynische Umschreibung für den angeb-
fiziere. Eine hervorragende Führung        lichen Erziehungszweck der Lager, deren tatsächlicher Zweck oft die «Vernichtung durch
brachte uns die Vorgänge um das At-        Arbeit» war.

                                                                                                    GMS-Magazin Juli 2016 | Nr. 87
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     und technisch auf einem sehr hohen
     Stand und hervorragend in die Land-
     schaft eingegliedert.

     Nach der Eroberung durch die sowje-
     tischen Truppen wurden die einzelnen
     oberirdischen Bunkerhäuser gesprengt.

14
     Nach Kriegsende richtete sich das
     russische Oberkommando in Zossen/
     Wünsdorf ein und betrieb den Nach-
     richtenbunker Zeppelin weiter für die
     eigenen Streitkräfte. Ab 1992 demon-
     tierten die Russen die laufend mo-
     dernisierte Nachrichtenzentrale und
     verlegten die Technik zurück in die
     Sowjetunion. Seit dem Abzug der
     letzten Truppen 1994 verlottern die
     Anlagen zusehends.

     Seelower Höhen und der End-
     kampf um Berlin
                                              Kurt Steinegger und Gerd-Ulrich Herrmann (l.) anlässlich ihrer Ausführungen im Oder-
                                              bruch, unweit der Seelower Höhen.
     Fahrt zur Gedenkstätte Seelower Hö-
     hen. Nach einer Kaffee-Pause erfolg-     in Berlin-Karlshorst. In diesem Haus
     te eine Einführung zu den dortigen       wurde am 9. Mai 1945, kurz nach Mit-
     Kämpfen durch den Leiter der Ge-         ternacht, die auf den 8. Mai datier-
     denkstätte und ehemaligen Oberst         te, bedingungslose Kapitulation der
     der Nationalen Volksarmee, Gerd-Ul-      Wehrmacht unterzeichnet. Mit dem
     rich Herrmann. Vom 31. Januar bis        Akt der Ratifizierung der Kapitula­
     21. April 1945 war das Territorium       tionsurkunde in Karlshorst endete der
     des heutigen Landkreises Märkisch-       Zweite Weltkrieg in Europa. Nachdem
     Oderland Schauplatz heftiger Kämp-       ab Mai 1945 zunächst der Chef der
     fe zwischen der Roten Armee und der      Sowjetischen     Militäradministra­tion
     Wehrmacht. Die Kämpfe forderten auf      in Deutschland das Haus als Amts-
     beiden Seiten Zehntausende von to-       sitz nutzte, erhielt die Regierung der
     ten und verwundeten Soldaten und         Deutschen Demokratischen Repub-
     führten schlussendlich zum Endkampf      lik (DDR) nach ihrer Gründung am
     um und in Berlin. Auf unserer Fahrt      7. Oktober 1949 hier die staatliche
     durch das Kampfgelände besichtigten      Vollmacht. Die DDR richtete später
     wir den Brückenkopf von Küstrin so-      in Zusammenarbeit mit der Regie-
     wie weitere Frontabschnitte in diesem    rung der Sowjetunion das «Museum
     Kampfgelände. Anschliessend erfolg-      der bedingungslosen Kapitulation des
     te die Rückfahrt zu den Seelower Hö-     faschistischen Deutschlands im Gros-
     hen mit Schlussbetrachtungen durch       sen Vaterländischen Krieg» ein. Beim
     Oberst Herrmann.                         Rundgang durch das Museum orien-
                                              tierte der deutsche Guide etwas ein-
                                              seitig über die glorreichen Kriegsleis-
     Karlshorst                               tungen der sowjetischen Armeen. Das
                                              Museum vermittelt aber eindrücklich
     Nach dem Frühstück präsentierte Kurt     die harten Kämpfe an der Ostfront mit
     Steinegger seinen letzten Vortrag zum    all ihren Gräueln und dem Leiden der
     Thema «Kapitulation, Verhaftung und      Zivilbevölkerung.
     Verurteilung der NS-Kriegsverbre-
     cher.». Alle seine Vorträge waren her-   Nach der Besichtigung des Museums
     vorragend recherchiert!                  erfolgte die Fahrt zum Flughafen Te-
                                              gel und der Rückflug in die Schweiz,
     Für den letzten Besuch fuhren wir        womit eine weitere, interessante GMS-
     zum Deutsch-Russischen Museum            Reise ihren Abschluss fand.

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26-2015 | ISTANBUL – TROJA – GALLIPOLI

Die Türkei – ein Land in der Schwebe zwischen Ost und West, zwischen gestern,
heute und morgen
Der Reisebericht von Lorenz Degen mit Bildern von Bruno Vattioni

Vorbemerkung: Dieser Reisebericht entstand Ende Oktober 2015, vor den türkischen                                              15
Parlamentswahlen. Die dramatischen Ereignisse zwischen der Niederschrift und
dem Abdruck im GMS-Magazin konnten nicht berücksichtigt werden.

Goldene Abendstimmung am Bosporus

Kulturstätten der Menschheit            Istanbul – die unbekannte                  Murat. Mit diesem Team hatte Ruedi
                                        Weltstadt                                  Brühwiler eine solide Wahl getroffen.
Mit dem Themenkreis «Istanbul –                                                    Erol brachte der schweizer Gruppe die
Troja – Gallipoli» hatte Reiseorga-     Manch einer der Teilnehmenden war          türkische Küche näher, Murat steuerte
nisator Ruedi Brühlwiler einen wei-     nicht wenig überrascht, als er Ruedi       sein Gefährt auch an den kritischsten
ten Bogen aufgespannt. Über mehr        Brühwiler am Zürcher Flughafen die         Stellen sicher über den Asphalt. Be-
als 3000 Jahre erstreckt sich die Ge-   Hand schüttelte. Der Oberst (a D) und      sonders in seiner Heimatstadt Istan-
schichte entlang des Bosporus und       Reiseleiter ging an zwei Krücken, eine     bul konnte Erol mit seinem profunden
der Dardanellen. Mit dem vormaligen     Hüftoperation würde ihm unmittel-          Wissen aus dem Vollen schöpfen. Das
Byzanz, Hauptstadt Ost-Roms, und        bar nach der Reise bevorstehen. Rue-       Duo begleiteten die GMSl-er bis zum
dem versunkenen Troja standen gros-     di Brühlwiler hatte sich entschlossen,     Ende der Reise.
se Kulturstätten der Menschheit auf     trotz eingeschränkter Mobilität die Rei-
dem Programm. Weniger bekannt ist       se zu leiten und durchzuführen – eine      Gleich nach dem Hotelbezug in Istan-
für Europäer die Halbinsel Gallipoli.   enorme Leistung, wie sich zeigen sollte.   bul erwartete uns ein Boot zu einer
22 GMS-Mitglieder interessierten sich                                              Rundfahrt über den Bosporus. Gros-
für diese besondere Region zwischen     In Istanbul warteten bereits der loka-     se Hochseefrachter, Ausflugsboote
den zwei Weltteilen Europa und Asien.   le Reiseführer Erol und der Busfahrer      und Fähren teilen sich die schmale

                                                                                             GMS-Magazin Juli 2016 | Nr. 87
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     Wasserstrasse, die die zwei Konti-         Deren Versuch, Istanbul auf dem See-     tragstaktik liessen die erste Invasion
     nente trennt. Die untergehende Son-        weg einzunehmen und damit den            der neueren Geschichte zum Desaster
     ne liess eine goldene Abendstimmung        Durchbruch ins Schwarze Meer zu          werden. Auf Seite der Entente war es
     entstehen, die nicht nur die Fotogra-      schaffen, scheiterte im März 1915 an     vor allem auch die in der Militärtra-
     fen der Gruppe sehr faszinierte. Der       den von den Osmanen geschickt ein-       dition nicht vorhandene Initiative,
     anschliessende Besuch einer Dach­          gangs der Meerenge bei Canakkale         die auch einige grosse Chancen, die
     terrassen-Bar mit Blick über ganz Is-      platzierten Seeminen. Vierzig Prozent    misslichen Startbedingungen in einen
     tanbul liess die Stadt nochmals aus        der Kriegsschiffe fielen aus, der Ka-    Vorteil umzumünzen, ungenutzt ver-
16   einer ganz anderen Perspektive erle-       nonier Seyit, der eine 275 Kilogramm     streichen liess.
     ben. Selten sieht man so viel Schönes      schwere Granate zu einem Kanonen-
     innert wenigen Stunden.                    turm getragen haben soll und der         Lieblich präsentieren sich heute die
                                                Legende nach ein britisches Schiff       Stände, an denen eine ganze Genera-
     Istanbul sollte am Ende der Reise ge-      versenkte, wurde zum türkischen My-      tion den Tod fand. Das «Australian-
     nauer betrachtet werden. Der nächs-        thos. Im April 1915 versuchte die En-    New Zealand-Army-Corps» (ANZAC)
     te Tag führte die Gruppe bereits nach      tente, Istanbul auf dem Landweg zu       hatte schwerste Verluste zu verkraf-
     Canakkale, der Stadt gegenüber der         erreichen und griff daher am 25. April   ten. Bei der nächtlichen Landung ab-
     Halbinsel Gallipoli.                       1915 die Halbinsel Gallipoli an zwei     getrieben und statt an einem flachen
                                                Landeabschnitten an.                     Sandstrand an einer felsigen Steil-
     Gallipoli – das australisch-                                                        küste gelandet, deren Höhen von
     neuseeländische Trauma                     Geplant war, die Truppen auf kleinen     den rasch anrückenden Reserven der
                                                Booten an die Küste heranzubringen,      Osmanen besetzt waren, wurde der
     In der eurozentrierten Geschichts-         von wo aus diese schrittweise die        kämpfenden Truppe rasch klar, dass
     schreibung zum Ersten Weltkrieg            Halbinsel in Besitz nehmen sollten.      dieser Gegner keineswegs so leicht
     kommt die Halbinsel Gallipoli selten       Das britische Empire schickte seine      zu bezwingen wäre, wie man in den
     oder nie vor. Andere Schlagworte wie       Untertanen los: Australier, Neusee-      Führungsrängen glaubte. Ein halbes
     Verdun, Marne, Somme oder Dolomi-          länder, Iren und Inder mussten bluten    Jahr wurde verbissen um jeden Me-
     ten und Isonzo lenken den Blick kaum       an einem Ort, der so gar nicht in ih-    ter gekämpft. Auch hier mutierte der
     über den Kontinent hinaus. Dass das        rem eigenen Interessengebiet lag. Die    Bewegungs- zu einem Stellungskrieg.
     Osmanische Reich auch in den Ersten        beteiligten Franzosen rekrutierten       Der Preis war für beide Seiten hoch:
     Weltkrieg verwickelt war, wird höchs-      Senegalesen und Marokkaner. Auf          Insgesamt fielen von den 469’000
     tens am Rande erwähnt.                     der osmanischen Seite war das Deut-      beteiligten Entente-Kräften 44’000
                                                sche Reich unterstützend tätig. Liman    Mann, rund 97’000 wurden verwun-
     Ganz anders ist die Bedeutung dieses       von Sanders, besser bekannt als «Li-     det. Nicht wenige starben an Erfrie-
     Ortes auf der anderen Seite der Erde.      man-Pascha», kommandierte die 5.         rungen im Eisregen des Novembers
     In Australien füllen sich heute noch       Armee, von der die Briten glaubten,      1915. Von den Gefallenen gehörte
     ganz Regale in Buchhandlungen nur          es handle sich um eine Ansammlung        rund ein Viertel dem ANZAC-Korps
     mit Abhandlungen zu Gallipoli. Der         von Krummschwert-Trägern. Die            an. Rund 8700 Australier fielen, rund
     Schriftzug «ANZAC» (Australian-New         Operation erwies sich als gewaltiges     20’000 wurden verwundet. 2700 Neu-
     Zealand-Army-Corps) prangt da und          Fiasko. Fehlende Aufklärung, veral-      seeländer kehrten nicht mehr in ihre
     dort. Der erstaunte Europäer beginnt       tetes Kartenmaterial und eine veral-     Heimat zurück, 4800 wurden verwun-
     zu begreifen, dass dieses Wort für die     tete Befehlstaktik anstelle der Auf-     det. Der 25. April ist als ANZAC-Day
     Leute in «Downunder» mehr bedeutet
     als einfach ein Schlachtfeld. Es ist Sy-
     nonym für ein nationales Trauma.

     Bis Anfang November 1914 war das
     Osmanische Reich nicht in den Ende
     Juli ausgebrochenen Ersten Weltkrieg
     verwickelt. Es behielt seine Neutralität
     aufrecht, bis es auf deutsche Empfeh-
     lung hin die Dardanellen für russische
     Schiffe sperrte und damit Russland
     seinen Hauptversorgungsweg ab-
     schnitt. Die deutschen Schiffe Goeben
     und Breslau, die Anfang August Istan-
     bul erreichten, wurden zum Rückgrat
     der türkischen Flotte. Deren Komman-
     do wurde dem deutschen Konteradmi-
     ral Souchon übertragen. Bald darauf
     befand sich das Osmanische Reich im
     Kriegszustand mit der Entente.             ANZAC-Landungsküste und osmanische Verteidigungsstellungen

     GMS-Magazin Juli 2016 | Nr. 87
REISBERICHTE 2015

                                                                                        Troja – Urmythos der
                                                                                        Menschheit

                                                                                        Nur eine halbe Stunde von Canakka-
                                                                                        le entfernt liegt die Ausgrabungsstät-
                                                                                        te von Troja. Der lokale Führer Hakan
                                                                                        lotste die GMS-Gruppe durch die alten
                                                                                        Gemäuer. Hakan erklärte in perfektem
                                                                                        Deutsch die verschiedenen Zeitab-             17
                                                                                        schnitte der Stadt, die in neun Schich-
                                                                                        ten übereinander liegen. Für Archäo-
                                                                                        logen ist die Arbeit besonders heikel,
                                                                                        zerstören sie beim Graben in der Tiefe
                                                                                        doch unweigerlich die Schichten der
                                                                                        jüngeren Städte. Schliemanns «Schatz
                                                                                        des Priamos» stellte sich zwar später
                                                                                        als falsche Zuordnung heraus, was der
                                                                                        Popularität dieses Fundes aber keinen
                                                                                        Abbruch hat. Bis 1939 in Berlin aus-
                                                                                        gestellt, wurde er 1945 von den So-
                                                                                        wjets nach Moskau verbracht, wo er
                                                                                        bis Ende der 1980er-Jahre geheim ge-
                                                                                        halten wurde. Heute wird der Fund im
Die Reisegruppe auf der eindrücklichen Treppe des Gallipoli-Besucherzentrums bei        Puschkin-Museum gezeigt.
Kabatepe.
                                                                                        Für manchen GMSler war es ein be-
einer der wichtigsten Tage der zwei         Der Gallipoli-Feldzug war für die En-       sonderes Ereignis, durch die Ruinen
Länder, der jedes Jahr mit einer gros-      tente zwar ein Fiasko, nach dem Krieg       dieses sagenumwobenen Trojas zu
sen Feier am «ANZAC-Beach» began-           aber holte sie sich ihre Beute. Paläs-      schreiten. In Canakkale hatte ein gros-
gen wird. Von den 315’000 Mann auf          tina wurde Mandatsgebiet des Völ-           ses Pferd am Hafen bereits auf dessen
osmanischer Seite (darunter bis 3'000       kerbundes unter britischer Führung,         Untergang hingewiesen, nun stand
deutsche Soldaten) starben 57’000           Syrien und Libanon wurden den               man selbst da, wo Achilles den Tod
Mann, schätzungsweise 157’000 wur-          Franzosen zugesprochen. Die heutige         fand und Hektor triumphierte. Rue-
den verwundet.                              Türkei entstand als Restgebiet unter        di Brühwiler liess es sich auch nicht
                                            Führung von Mustafa Kemal Attürk,           nehmen, an geweihter Stelle eine Pas-
Die GMS-Gruppe besuchte auf der             der sich gerade im Rechtsbereich sehr       sage aus Homers «Ilias» vorzutragen.
Halbinsel die Landeabschnitte am Kap        an die Schweiz anlehnte. Präsent sind       Gerne hätte man noch länger als eine
Helles und an der Anzac Cove, Lone          bis heute auch die von Gottlieb Dutt-       gute Stunde an diesem Ort verweilt,
Pine, die entscheidenden Höhen Achi         weiler 1954 eingeführten Migros-­           doch Rückfahrt nach Istanbul setzte
Baba und Chunuk Bair sowie Sol-             Läden.                                      dem Flanieren ein Ende.
datenfriedhöfe beider Seiten. Schön
gepflegte Anlagen halten die Erin-
nerung an die tragischen Ereignisse
wach. Eine besondere Stellung nimmt
diesbezüglich das Besucherzentrum
bei Kabatepe ein. Der neue Bau zeigt
im Untergeschoss eine sehenswerte
Ausstellung mit Uniformen und Arte-
fakten aus dem Ersten Weltkrieg. Ei-
ne spektakuläre Show, teilweise mit
3D-Brillen, führt die Besucher durch
das Schlachtgeschehen aus türkischer
Sicht. Gewohnt an schweizerische Zu-
rückhaltung, war diese Show für die
Reisegruppe ein eindrückliches Bei-
spiel, wie man Geschichte vermarkten
kann, um die eigene Nation zu legiti-
mieren. Elegant wird der Verlust des
Osmanischen Reiches bei Kriegsende
übergangen und die Stärken der heu-
tigen Türkei hervorgehoben.                 Auf den Spuren Priamos', Hektors, Achilles und Heinrich Schliemanns.

                                                                                                     GMS-Magazin Juli 2016 | Nr. 87
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     Farbenfroh und geruchsintensiv: Marktauslage in Istanbul.

     Istanbul – die Zukunft der                  Obschon bereits die Autokennzei-         das neue Buch von Professor Gieler
     Türkei                                      chen nach EU-Norm gestaltet sind,        mit dem Titel «Die neue Türkei».
                                                 nimmt Erdogans Interesse an Brüs-
     Ein absolutes Highlight gelang Ruedi        sel rapide ab, erklärte Gieler. In Pu-
     Brühwiler, Professor Wolfgang Gie-          tin fand er einen neuen, starken Ver-
     ler für einen Vortrag zu gewinnen.          bündeten. Erdogan ist sich bewusst,
     Der Politikwissenschaftler lehrt an         wie sehr sein Land eine Schlüssel-
     der Istanbul University internationa-       stellung inne hat, die für Europa von
     le und interkulturelle Zusammenar-          grosser Bedeutung ist. Gerade im
     beit, daneben ist er Gastprofessur in       Bereich der Flüchtlinge kann Erdo-
     Jena und arbeitet auf Mandatsbasis          gan mit seiner Ventilfunktion einen
     für die deutsche Regierung. In sei-         Trumpf ausspielen, der ihm aussen-
     nem packenden Referat mit dem Titel         politische Macht weit über seine Re-
     «Die neue Türkei» umriss er die aktuel-     gion hinaus verleiht. Gieler befürch-    Die ruhmreiche, militärische Tradition der
     le politische Situation. Gieler achtete     tet, dass nach einem Sieg Erdogans       heutigen Türkei wird durch Vorführungen
     darauf, dass die Türen gut verschlos-       an den Parlamentswahlen Anfang           einer Janitscharen-Gruppe im Militärmu-
     sen waren, als er begann, Tacheles zu       November die Formung der Türkei          seum manifestiert.
     reden. Unter Premierminister Erdo-          hin zu einem Präsidialsystem wei-
     gan driftet die einstmals sehr säkula-      ter voranschreitet. Die konservative     Sehr sehenswert ist das Militärmu­
     re Türkei rasant in Richtung Islam ab.      Stimmung des Islam weiss Erdogan         seum in Istanbul. Wenige Stunden
     Das Kopftuchverbot, eingeführt unter        für sich zu nutzen, so dass er grosse    blieben für die Anlage, von der ein
     Kemal Attatürk, wurde aufgehoben,           Wählersegmente erreicht. Der Westen      Reiseteilnehmer meinte, darin könnte
     das freie Wort stark eingeschränkt.         täte gut daran, so Professor Gieler,     er eine ganze Woche verbringen. Ein
     Dass er vom Geheimdienst beschattet         dieses geografische Randgebiet nicht     wunder Punkt der neueren türkischen
     wird, erachtet er als wahrscheinlich.       stiefmütterlich zu behandeln und die     Geschichte ist bis heute der Armenier-
     Und tatsächlich tauchten in der Pause       Werte einer freien Gesellschaft der      Genozid. Reiseführer Erol wich mehr-
     merkwürdige Herren in schwarzen Le-         zunehmenden Intoleranz entgegen zu       maligen Anfragen aus der Gruppe im-
     dermänteln auf, die vorgaben, Räume         setzen. Die GMS-Gruppe erhielt als       mer wieder aus. Im Militärmu­    seum
     für eine Konferenz anzusehen…               erweiternden Teil der Dokumentation      von Istanbul wird die Geschichte un-

     GMS-Magazin Juli 2016 | Nr. 87
REISBERICHTE 2015

ter anderen Vorzeichen dargestellt.
Dort sind es die Armenier, die Türken
umgebracht haben sollen. Fotos von
türkischen Skeletten sollen die Grau-
samkeit der Armenier dokumentieren.
Man fragt sich als Aussenstehender:
Welche Version stimmt nun? Ein ein-
drückliches Konzert der Janitscharen
gab Einblick in eine untergegangene                                                                                            19
Kriegerkultur. Draussen vor dem Mu-
seum blieben noch ein paar Minuten
für einen Schwatz mit einem gebürti-
gen Türken, der seit seiner Kindheit in
Fribourg lebt und als Wächter seinen
Militärdienst absolviert.

Ein Stadtrundgang durch Istanbul, wo
Reiseführer Erol zur Hochform auflief,
rundete den Besuch in der ehemali-
gen Weltmetropole ab. Die mächtige
Hagia Sophia und die unterirdischen       Ein zufriedener GMS Reiseleiter: Ruedi Brühwiler.
Zisternen sind steinerne Zeugen einer
langen Vergangenheit.                     ter im Fokus der GMS-Reisen zu be-
                                          halten. Auch wenn etliche ehemalige
Dank und Ausblick                         Gebiete an der Levante sich momen-
                                          tan nicht gefahrlos bereisen lassen, so
Reiseleiter Ruedi Brühwiler hat es        stellen doch die Türkei und die Mit-
verstanden, eine hoch interessante        telmeer-Länder mit ihrer langen Ge-
Reise zu gestalten, die in ihrer Viel-    schichte sehr lohnenswerte Reisezie-
falt der Eindrücke jedem Teilnehmen-      le dar. Dass sich Kemal Attatürk der
den noch lange in Erinnerung bleiben      besonderen Bedeutung von Geschich-
wird. Seine Auswahl von Hotels und        te bewusst war, zeigte ein Leitspruch,
Restaurants zeugte von einer seriö-       der im Militärmuseum über der gros-
sen Vorbereitung. Die schmackhafte        sen Vorführungsfläche angebracht ist:
türkische Küche mit ihren herrlichen      «Nationen, die sich ihrer Geschichte
Vorspeisen erfreute den Gaumen der        nicht bewusst sind, werden ausster-
GMSler, auch das lokal gebraute Bier      ben.» In dieser Beziehung könnte die
«Efes» wurde gerne getrunken.             Schweiz von der Türkei sehr viel ler-
                                          nen, um nicht Gefahr zu laufen, die
Die Reisegruppe erlebte ein Land an       Prophezeiung zu erfüllen.
der Schwelle. Starker Nationalismus
hält die verschiedenen unterschied-
lichen Landesteile zusammen, was
sich sichtbar an den allgegenwärti-
gen Fahnen manifestierte. Augenfäl-
lig war auch das seltsame Nebenein-
ander zwischen westlicher Moderne
und islamischem Konservativismus.
Auf den Trottoirs trafen Miniröcke
und Burkas aufeinander. Wie lange
dieser Schwebezustand noch anhal-
ten wird, ist offen. Auch ist unklar,
wer am Ende die Oberhand gewinnen
wird. Die Türkei steht ohne Zweifel an
einem Scheideweg. Welchen Weg sie
auch einschlägt, ihre Wahl wird auch
für Europa von weitreichender Be-
deutung sein.

Wünschenswert wäre, das Osmani-
sche Reich und seine Geschichte wei-

                                                                                              GMS-Magazin Juli 2016 | Nr. 87
REISBERICHTE 2016

     01-2016 | SCHWIERIGE ZEITEN IN SÜDTIROL

     Freiheitskämpfer oder Terroristen? Eine heute wie damals aktuelle Frage begleitete
     20 GMS-Reisende während dreier Tage auf ihrer Reise vom 12.–14. Mai 2016 durch
     die jüngste Geschichte Südtirols. Petrus mischte mit: vom Schneefall auf dem Flüe-
     lapass bis zu Sonnenschein in Meran bot er alles von seiner vielfältigen Palette.
20
     Der Reisebericht von Paul Fischer mit Bildern von Stefan Gubler

     Bei bedecktem Himmel und bei Regen,       hätte gleichgestellt werden sollen.      gründung der Zuteilung Südtirols an
     der auch in den kommenden zwei Ta-        Diese Forderungen blieben grössten-      Italien 1919 im Staatsvertrag von St-
     gen nie ganz verschwinden sollte,         teils unerfüllt.                         Germain. Unter dem Faschismus ab
     fuhren die Teilnehmenden mit David                                                 1922 betrieb Italien im Südtirol eine
     Accola als Reiseleiter am Donnerstag-     Die Feuernacht                           unverhohlene Italianisierungspolitik:
     morgen von Zürich Richtung Meran                                                   im Verhältnis zum übrigen Staatsge-
     ab. Schon bis zum Mittagessen hätten      Der BAS plante also die «Feuer-          biet völlig überproportionale Indust-
     wir genügend Material für ein Kreuz-      nacht», die, kurzfristig angeordnet,     rialisierung um Bozen, damit Einwan-
     worträtsel zusammengehabt: Warum          am 11./12. Juni 1961 in Form von         derung von Italienischsprachigen:
     gibt es einen Davosersee? – Wegen         Sprengstoffanschlägen auf um die         Zwischen 1910 und 1955 nahmen in
     der Stauung durch einen Bergsturz         40 Strommasten und Hochdrucklei-         Südtirol die Deutschprachigen von
     von der Totalp vor 8000 Jahren. Wel-      tungen um Bozen und Meran statt-         224’000 auf 216’000 leicht ab, die
     ches alemannische Volk kam auf wel-       fand. Die Mitglieder aus Nordtirol wie   Italienischsprachigen hingegen von
     chem Weg nach Davos? – Die Walser,        Kurt Welser oder Heinrich Klier wa-      6’000 auf 120’000 zu, davon die Hälf-
     über das Albulatal. Warum schätzten       ren eher Ideologen aus Schriftsteller-   te nach 1945. Staatliche Stellen wur-
     die Bündner General Wille nicht wirk-     und Journalistenkreisen, die Südtiro-    den bevorzugt Italienischsprachigen
     lich? – Weil er sich über die «gänzli-    ler Aktivisten um Sepp Kerschbaumer      vergeben. Schliesslich kam nach dem
     che Unerzogenheit» des Bündner Re-        eher die emotional getriebenen «Ma-      Stahlpakt zwischen Hitlerdeutschland
     gimentes mokiert hatte, das bei einem     cher». Nach Capuns zum Mittages-         und Italien im Mai 1939 die «Option»
     Manöver 1913 bei allerdings misera-       sen ging’s weiter, durch einen Teil      für Deutschsprachige für eine Aus-
     blem Wetter ohne Befehl vom Flüela-       des 1914 gegründeten Nationalparks,      wanderung ins Deutsche Reich, die
     pass nach Davos abgezogen war.            über den Ofenpass ins Val Müstair,       zwar 212’000 von 246’000 optionsbe-
                                               mit Erinnerungen des Reiseführers        rechtigten Südtirolern ausübten, doch
     Der Plan von Zernez                       an den Zusammenschluss der früher        nur etwa 75’000 tatsächlich vollzo-
                                               sechs Gemeinden in eine, 2009, und       gen, die meisten ins heutige Öster-
     Wir gehen hier vom Frage-Antwort-         der unerwarteten konfessionellen Zu-     reich – dem Deutschen Reich fehlten
     Spiel auf den Vortrag im Hotel Bär        sammensetzung: Nur Müstair ist ka-       nach Kriegsbeginn am 3. September
     und Post in Zernez vor dem Mittag-        tholisch, alle übrigen früheren Ge-      1939 konkrete Möglichkeiten.
     essen über: Hier trafen sich an Fron-     meinden, auch der Hauptort mit dem
     leichnam 1. Juni 1961 die beiden Sek-     katholischen Namen Sta. Maria, sind      Wir schieben hier einstweilen die wei-
     tionen Nord- und Südtirol des damals      mehrheitlich protestantisch! Hier be-    tere Südtiroler Geschichte auf später
     etwa fünf Jahre alten «Befreiungsaus-     suchten wir das «Museum 14/18»,          auf und berichten von der Weiter-
     schusses Südtirol» (BAS) zur Planung      das sich mit der Grenzbesetzung des      fahrt das Münstertal hinunter, vorbei
     eines «grossen Schlages», der Zerstö-     Umbrailpasses südlich des Dorfes be-     an der Calven, wo die Bündner und
     rung des Starkstromnetzes um Bozen        fasst; mit einem Durchbruch über         eidgenössische Zuzüger am 22. Mai
     und damit Erkaltung der Aluminium-        den Umbrail hätte die italienisch-       1499 den Schwäbischen Bund ge-
     öfen zum Erzwingen von Verhand-           österreichische Front am Stilfser Joch   schlagen hatten. In Glurns erreich-
     lungen über eine tatsächliche Auto-       umgangen werden können. Während          ten wir die Etsch und den Vinschgau
     nomie oder sogar Selbständigkeit des      des Vortrags in «seinem» Museum be-      mit seinen riesigen Apfel- und Apri-
     Südtirols. 1946 war am Rande der Pa-      leuchtete David Accola die Vorge-        kosen (Marillen)-Plantagen. In Meran
     riser Friedenverträge der «Pariser Ver-   schichte des Südtirolkonfliktes, die     im Hotel Therme nahmen wir für zwei
     trag» oder das sog. «Gruber-De-Gas-       schon vor dem Ersten Weltkrieg be-       Übernachtungen Quartier.
     peri-Abkommen» (nach den Namen            gonnen hatte. So forderte der italie-
     der Aussenminister von Italien und        nische Nationalist Ettore Tolomei eine
     Österreich) abgeschlossen worden,         Verlegung der italienischen Grenzen
     gemäss dem die beiden Provinzen Bo-       bis zum Alpenkamm und begann um
     zen und Trient eine gesetzgeberische      1901 mit dem Übersetzen von deut-
     Autonomie erhalten und die deutsche       schen geografischen Namen ins Ita-
     Sprache weitgehend der italienischen      lienische. Das diente zur bessern Be-

     GMS-Magazin Juli 2016 | Nr. 87
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