Gymnasium Helveticum 3/18 - vsg - sspes

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Gymnasium Helveticum 3/18 - vsg - sspes
Gymnasium H                                                         3/18
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Herausforderung Migration
Le défi de la migration

Spezialklasse für Migrantinnen und Migranten im Kanton Bern
Une classe pilote pour jeunes immigré-e-s de niveau secondaire II dans le canton de Berne

Die Fachmittelschule – sozial selektiv in der deutschsprachigen, sozial
integrativ in der lateinischsprachigen Schweiz
Les écoles de culture générale – outil de sélection sociale en Suisse
alémanique, instrument d’intégration en Suisse romande et au Tessin

Neuer Rahmenlehrplan der FMS
Stellungnahme des VSG vom April 2018
Nouveau plan d’études cadre pour les écoles de culture générale
Prise de position de la SSPES d’avril 2018
Gymnasium Helveticum 3/18 - vsg - sspes
»Die besten
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Gymnasium Helveticum 3/18 - vsg - sspes
Gymnasium H                                                                                          3/18
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FMS–ECG Helvetica
 Editorial                                      Editorial                                                                                    4
                                                Migration – migrazione
                                                Lucius Hartmann

 Schwerpunkt – Sujet spécial                    Herausforderung Migration                                                                    6
                                                Le défi de la migration                                                                     10
                                                Denise Martin
                                                Spezialklasse für Migrantinnen und Migranten im Kanton Bern                                  7
                                                Une classe pilote pour jeunes immigré-e-s de niveau secondaire II dans le canton de Berne   11
                                                Interview mit / Entretien avec Floria Rodriguez Meyer
                                                Die Fachmittelschule – sozial selektiv in der deutschsprachigen, sozial integrativ
                                                in der lateinischsprachigen Schweiz                                                         14
                                                Les écoles de culture générale – outil de sélection sociale en Suisse alémanique,
                                                instrument d’intégration en Suisse romande et au Tessin                                     15
                                                Andrea Fischer, Regula Julia Leemann, Christian Imdorf, Raffaella Simona Esposito,
                                                Sandra Hafner
                                                Gedanken zu Sprache, Kultur und Integration                                                 17
                                                Walter Seiler

 VSG – SSPES – SSISS                            Neuer Rahmenlehrplan der FMS                                                                19
                                                Stellungnahme des VSG vom April 2018
                                                Nouveau plan d’études cadre pour les écoles de culture générale                             21
                                                Prise de position de la SSPES d’avril 2018
                                                Ein Blick – ein Klick                                                                       23
                                                La SSPES s’informe et vous informe
                                                Carole Sierro
                                                Präsidententreffen – Rencontre des présidents 2018 à Kreuzlingen                            24
                                                André Müller, Gisela Phillips, Lucius Hartmann
                                                Kolumne – Chronique
                                                Erstsprache – Schulsprache / Langue première – langue d’enseignement                        28
                                                Denise Martin

 Verbände – Associations                        Zukunft von DEFRIS nicht gesichert                                                          29
                                                Michèle Knuchel-Bossel
                                                23. März 2018: Métamorphoses!                                                               29
                                                Antje Kolde
                                                Pensenerhöhung SPORT Kanton Zug 2014–2017                                                   30
                                                Dany Elsener

 Magazin – Magazine                             Ungebildete Bildungspolitik. Zum hochschulpolitischen Konzept von Avenir Suisse             32
                                                Thomas Philipp
                                                Hinweise – A votre attention                                                                34
                                                Bildungsticker – Politique et éducation : brèves                                            36
                                                Andreas Pfister
                                                ZEM CES aktuell – actualités ZEM CES                                                        44

Titelbild: Das Gymnasium Helveticum im Laufe der Zeit
Le Gymnasium Helveticum au cours du temps
(photo©smartwrite.ch)

Redaktion / Rédaction
Verantwortliche Redaktorin:
Denise Martin, Hofmatt 42, 5112 Thalheim AG
Telefon 056 443 06 03
E-Mail: d.martin@vsg-sspes.ch, Internet: www.vsg-sspes.ch                                                   www.vsg-sspes.ch

Gymnasium Helveticum 3/2018                                                                                                                 3
Gymnasium Helveticum 3/18 - vsg - sspes
Editorial

                                            Migration

                                            Die Zeugnisse sind unterschrieben, die Matu­         Enthusiasmus sei an dieser Stelle ein grosses
                                            ritätsausweise verteilt, die unterrichtsfreie Zeit   Dankeschön ausgesprochen: Denise, du hast
                                            hat bereits begonnen oder wird in Kürze be­          das GH in den letzten Jahren weit vorwärts­
                                            ginnen, und darin eingebettet für die meisten        gebracht und bereit für die Zukunft gemacht.
                                            von uns auch Ferien. Zeit also, sich zu Hause        Die Redaktion migriert nun zu Gisela Meyer
                                            zu erholen oder in die Ferne zu reisen. Nicht        Stüssi, welche per 1. Juni ihre Stelle als Gene­
                                            allen Menschen ist es jedoch vergönnt, für           ralsekretärin des VSG angetreten hat.
                                            ein paar Wochen ins Ausland zu reisen, um
                                            nachher wieder in die traute Heimat zurück­          Der VSG ist für eine andere Art von «Binnen­
                                            kehren zu können. Der Fokus dieses GH                migration» verantwortlich: Er sorgt mit seinen
                                            liegt auf der Integration dieser Migrantin­          Treffen für die Präsidentinnen und Präsiden­
                                            nen und Migranten in unser Bildungssystem.           ten der Kantonal- und Fachverbände (dieses
                                            Nicht nur die obligatorische Schule muss             Jahr in Kreuzlingen), mit seinen Treffen für
                                            sich dieser Herausforderung stellen, sondern         die Weiterbildungsdelegierten (in Bern), mit
                                            vermehrt können und sollen auch die Gym­             seinen Treffen für die Schulhauskorrespon­
                                            nasien und Fachmittelschulen ihren Beitrag           dentinnen und -korrespondenten (in Olten),
                                            dazu leisten.                                        mit dem Bodenseetreffen (nächstes Jahr in
Dr. Lucius Hartmann, Gymnasiallehrer                                                             St. Gallen) für einen regen Austausch inner­
für Griechisch, Latein und Mathematik,      Eine kleinere Migration hat auch der VSG             halb der Schweiz und mit dem nahen Aus­
ist seit 2014 im VSG-Vorstand und seit
2017 Vizepräsident.                         in den vergangenen Wochen erlebt: Nach               land. Von dieser «Migration» der Ideen und
                                            10 Jahren wechselt das Sekretariat aus dem           Gedanken, von ihrer Integration in unser
Dr Lucius Hartmann, enseignant gymna-       beschaulichen Thalheim ins geschäftige Bern.         Bildungssystem profitieren wir alle.
sial de grec, latin et mathématiques, est
membre du Comité de la SSPES depuis         Grund dafür ist die Teilpensionierung unse­
2014 et vice-président depuis 2017.         rer langjährigen GH-Redaktorin und Sekre­            Ich wünsche Ihnen eine erholsame unter­
                                            tariatsleiterin Denise Martin. Dieses GH ist         richtsfreie Zeit – innerhalb oder ausserhalb
Dott. Lucius Hartmann, insegnante
liceale di greco, latino e matematica, è    die 58. Nummer, welche sie mit enormem               unserer Landesgrenzen – und eine anregende
membro del Comitato della SSISS dal         Engagement, grosser Eigenständigkeit, viel           Lektüre.
2014 e vice-presidente dal 2017.            Freude und wohl auch mit ein wenig Weh­
                                            mut zusammengestellt hat. Für ihre ein­
                                            drucksvolle Arbeit, ihre guten Ideen, ihre
                                            hohe Zuverlässigkeit, ihren ansteckenden

                                            Migration

                                            Les bulletins sont signés, les certificats de        le calme de la campagne argovienne, bonjour
                                            maturité ont été distribués – les vacances           les rues animées de la capitale ! La raison de
                                            ont commencé ou débuteront dans quelques             ce déménagement ? Le départ à la retraite
                                            jours. Certain-e-s se reposeront chez eux,           (partielle) de Denise Martin, rédactrice GH
                                            d’autres partiront à l’autre bout du monde.          et responsable du Secrétariat depuis de nom­
                                            Tout le monde, cependant, ne bénéficie pas           breuses années. Elle s’est particulièrement
                                            du luxe de pouvoir passer quelques semaines          engagée dans la préparation de ce GH, tirant
                                            à l’étranger puis de revenir chez soi et retrou­     parti de la liberté qui lui était accordée. Et
                                            ver ses habitudes. Ce numéro du GH met en            c’est avec une joie mêlée de nostalgie qu’elle
                                            lumière les problèmes liés à l’intégration des       a signé sa 58e et dernière édition. Nous
                                            immigrant-e-s dans notre système éducatif.           tenons ici à la remercier pour l’immense
                                            L’école obligatoire n’est pas la seule à relever     travail accompli, son sens aigu des responsa­
                                            ce défi: désormais, les gymnases et les écoles       bilités et son enthousiasme contagieux. Grâce
                                            de culture générale ont eux aussi le devoir et       à toi, Denise, le GH a grandi ces dernières
                                            la possibilité d’y contribuer.                       années, et il dispose aujourd’hui de toutes
                                                                                                 les bases nécessaires à son futur développe­
                                            Au cours des dernières semaines, la SSPES            ment. La Rédaction est désormais entre les
                                            a elle aussi connu une migration – à plus            mains de Gisela Meyer Stüssi, qui a endossé sa
                                            petite échelle: établi depuis 10 ans à Talheim,      fonction de Secrétaire générale de la SSPES
                                            le Secrétariat vient de s’installer à Berne. Fini    le 1er juin.

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Gymnasium Helveticum 3/18 - vsg - sspes
Editorial

                              La SSPES est à la source d’autres mouvements       d’idées et de points de vue, et de leur intégra­
                              migratoires: la rencontre des président-e-s des    tion dans notre système éducatif.
                              sociétés affiliées (cette année à Kreuzlingen),
                              celle des délégué-e-s à la formation conti­        Profitez bien de votre temps libre – à l’in­
                              nue (à Berne) et celle des correspondant-e-s       térieur ou à l’extérieur de nos frontières.
                              d’école (à Olten), ainsi que le « Bodenseetref­    Je vous souhaite de bonnes vacances et une
                              fen » (l’an prochain à Saint-Gall), garantissent   excellente lecture.
                              des échanges passionnants entre les différentes
                              régions de Suisse et les pays voisins. Nous
                              profitons toutes et tous de cette « migration »

                              Migrazione

                              Le pagelle sono state firmate, i diplomi di        svolto, il suo alto senso di responsabilità ed
                              maturità sono stati distribuiti – le vacanze       il suo entusiasmo contagioso. Grazie a te,
                              sono iniziate o inizieranno tra alcuni giorni.     Denise, il GH è cresciuto in questi ultimi
                              Alcuni si riposeranno a casa loro, altri par­      anni e dispone oggi di tutte le basi necessa­
                              tiranno in capo al mondo. Ma non tutti             rie al suo futuro sviluppo. La Redazione è
                              beneficiano del lusso di poter passare qualche     oramai nelle mani di Gisela Meyer Stüssi che
                              settimana all’estero per poi ritornare a casa e    ha assunto la funzione di segretaria generale
                              riprendere le consuete abitudini. Questo nu­       della SSISS il primo giugno.
                              mero del GH mette in luce i problemi legati
                              all’integrazione delle/degli immigrate/i nel       La SSISS ha originato altri movimenti migra­
                              nostro sistema educativo. Non è solo la scuola     tori: l’incontro delle/i presidenti delle società
                              obbligatoria a rilevare questa sfida: oramai, i    affiliate (quest’anno a Kreuzlingen), quello
                              licei e gli istituti di cultura generale hanno     delle/i delegate/i alla formazione continua (a
                              anche loro il dovere e la possibilità di dare il   Berna) e quella delle/i corrispondenti scola­
                              loro contributi.                                   stiche/ci (a Olten), ed altresì il «Bodenseetref­
                                                                                 fen» (l’anno prossimo a San Gallo), garanti­
                              Nel corso delle ultime settimane, la SSISS         scono degli scambi appassionanti tra le diverse
                              è stata anch’essa toccata da una migrazione –      regioni della Svizzera e i paesi limitrofi. Noi
                              su piccola scala: stabilita da 10 anni a Thal­     tutte/i approfittiamo di questa «migrazione»
                              heim, la Segreteria si è da poco installata a      di idee e di punti di vista – e della loro inte­
                              Berna. Addio calma della campagna argo­            grazione nel nostro sistema educativo.
                              viese, benvenute strade rumorose della ca­
                              pitale! Il motivo di questo cambiamento? Il        Approfittate del vostro tempo libero – all’in­
                              pensionamento (parziale) di Denise Martin,         terno o all’esterno dei nostri confini. Vi auguro
                              redattrice GH e responsabile della Segreteria      buone vacanze e buona lettura.
                              da molti anni. Lei si è in particolare molto
                              ingaggiata nella preparazione di questo GH,                                 (traduzione di Donato Sperduto)

                              beneficiando della libertà accordatale. Ed è
                              con una gioia mista a nostalgia che lei si è
                              occupata della sua 58a ed ultima edizione. Ci
                              teniamo a ringraziarla per l’immenso lavoro

Gymnasium Helveticum 3/2018                                                                                                           5
Gymnasium Helveticum 3/18 - vsg - sspes
Schwerpunkt

                                         Herausforderung Migration
                                         Denise Martin

                                         Migration ist zurzeit wieder ein grosses               nalität – über Bord werfen. Und zweitens:
                                         Thema. Vorerst denken wir an die vielen                Flüchtlinge erhalten zurzeit in der Regel
                                         Flüchtlinge aus dem Nahen Osten, die vor               erst nach ca. zweieinhalb Jahren einen Ent­
                                         allem seit 2015 nach Europa gekommen sind              scheid, der sie berechtigt, Arbeit zu suchen
                                         und Arbeit und Ausbildung brauchen. Oder               – der Algorithmus berücksichtigt jedoch die
                                         an die Flüchtlinge aus Eritrea, Afghanistan,           ersten drei Jahre, von welchen effektiv aber
                                         Somalia – aus instabilen Ländern. Oder an              nur ein halbes konkret ins Gewicht fällt, in
                                         die Flüchtlinge infolge der ethnischen Säu­            welchem tatsächlich Arbeit gesucht wer­
                                         berungen im ehemaligen Jugoslawien. 1968               den kann. Auch die Sache mit den Arbeits­
                                         verliessen viele Tschechen die (ehemalige)             möglichkeiten hat es in sich. Die Zuteilung
                                         Tschechoslowakei, 1956 kamen Ungarn in                 von Flüchtlingen aus agrarischen Ländern
Denise Martin, lic. phil., Gymnasial-
lehrerin für Englisch und Deutsch, ist   die Schweiz…                                           auf Kantone mit viel Landwirtschaft be­
seit 2007 Redaktorin des Gymnasium           Bund und Kantone haben sich 2018 auf               deutet nicht unbedingt, dass sie in unserer
Helveticum.                              eine Integrationsagenda geeinigt: Flüchtlinge          hochtechnisierten Landwirtschaft dann auch
                                         und vorläufig aufgenommene Personen sollen             eine passende Stelle finden, die zudem noch
                                         rascher in die Arbeitswelt integriert werden.          so bezahlt ist, dass eine Familie davon leben
                                                                                                kann. Saisonarbeiten wie Erdbeerenpfücken,
                                         Medienmitteilungen, Der Bundesrat,                     Kirschenernten sind übrigens grösstenteils
                                         30.04.2018                                             bereits vergeben an Personen aus dem östli­
                                         Bund und Kantone wollen Flüchtlinge und                chen EU-Raum. Fazit: Es bleibt zu zeigen,
                                         vorläufig aufgenommene Personen rascher in             ob der Algorithmus unter den bestehenden
                                         die Arbeitswelt integrieren – und damit auch           Bedingungen tatsächlich konkrete Verbesse­
                                         deren Abhängigkeit von der Sozialhilfe redu­           rungsmöglichkeiten für die Erwerbschancen
                                         zieren. Zu diesem Zweck haben sie sich auf             von Flüchtlingen vorschlagen kann.
                                         eine gemeinsame Integrationsagenda geeinigt,
                                         die deutlich erhöhte Investitionen, konkrete           «Improving refugee integration through data-
                                         Wirkungsziele sowie einen für alle Akteure             driven algorithmic assignment»: The contin­
                                         verbindlichen Integrationsprozess vorsieht. Die        uing refugee crisis has made it necessary for
                                         Integrationsagenda wurde am 23. März 2018              governments to find ways to resettle individ­
                                         von der Konferenz der Kantonsregierungen               uals and families in host communities. Bansak
                                         und in seiner Sitzung vom 25. April vom                et al. used a machine learning approach to de­
                                         Bundesrat genehmigt. Dieser hat dabei auch             velop an algorithm for geograpically placing
                                         eine Erhöhung der Integrationspauschale an             refugees to optimize their overall employment
                                         die Kantone beschlossen. Bund und Kantone              rate. The authors developed and tested the
                                         wollen zudem die Fehlanreize im Finanzie­              algorithm on segments of registry data from
                                         rungssystem des Asylbereichs gemeinsam und             the United States and Switzerland. The algo­
                                         rasch angehen.                                         rithm improved the employment prospects of
                                         https://www.ejpd.admin.ch/ejpd/de/home/aktuell/news/
                                                                                                refugees in the United States by ~40% and in
                                         2018/2018-04-30.html                                   Switzerland by ~75%.
                                                                                                Science 359 (6373), 325-329. DOI: 10.1126/science.aao4408.
                                         Die ETH Zürich propagierte Anfang 2018
                                         einen Algorithmus, der die Erwerbschancen              Swissuniversities, die Konferenz der Rektor­
                                         von Flüchtlingen verbessern soll. Das Staats­          innen und Rektoren aller Hochschulen, for­
                                         sekretariat für Migration SEM hat diese Idee           derte einen angepassten Hochschulzugang
                                         aufgenommen und will sie ab September                  für Flüchtlinge.1 So auch swissfaculty, die
                                         2018 testen, allerdings bleiben die bisheri­           Konferenz aller Hochschulangehörigen.2
                                         gen Rahmenbedingungen bestehen, dass die                   Die VSS, die Vereinigung der Schweize­
                                         Flüchtlinge gleichmässig (u. a. nach Natio­            rischen Studierendenschaften, unterstützt an
                                         nalität) auf die Kantone verteilt werden,              verschiedenen Hochschulen die von den
                                         was sehr widersprüchlich ist. Erstens: Schon           Hochschulleitungen ermöglichten Schnupper­
                                         jetzt könnten die Flüchtlinge nach Sprache             semester für Flüchtlinge. Gut zu wissen:
                                         sinnvoller verteilt werden, d. h. die Franzö­          Diese sympathische Regelung gilt für ein
                                         sischsprachigen in die Westschweiz; dies               Jahr, nachher gelten die gleichen Aufnahme­
                                         würde aber den geltenden Verteilschlüssel              bedingungen wie für alle anderen Studieren­
                                         – gleichmässige Verteilung u. a. nach Natio­           den, auch in Bezug aufs Sprachniveau.

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Gymnasium Helveticum 3/18 - vsg - sspes
Schwerpunkt

                                                    Flüchtlingsprojekt «Perspektiven – Studium»              – Der Kanton Bern hat in Biel 2016 eine
                                                    Geflüchtete, die in ihrem Heimatland hoch­                 Spezialklasse für Immigrantinnen und Im­
                                                    qualifiziert waren oder dabei waren, eine                  migranten mit Mittelschulniveau initiiert.
                                                    universitäre Ausbildung zu machen, stehen                  Diese Klasse mit 12 Schülerinnen und
                                                    in der Schweiz im Studienzugang meist vor                  Schülern (2017/2018) aus diversen Län­
                                                    unverhältnismässig grossen Hürden, wenn                    dern wird am Berufsbildungszentrum Biel
                                                    sie Zugang zu Schweizer Hochschulbildung                   unterrichtet.
                                                    suchen.                                                  – Die Untersuchung von Andrea Fischer
                                                        Der VSS setzt sich für einen gleichberech­             und ihrem Forschungsteam weist auf,
                                                    tigten Hochschulzugang ein, unabhängig von                 dass Fachmittelschulen für Immigrantin­
                                                    Geschlecht, sozioökonomischem Umfeld oder                  nen und Immigranten einen einfacheren
                                                    Aufenthaltsstatus. Damit sich studentische                 Zugang gewähren als Gymnasien.
                                                    Geflüchtete ihrem Niveau entsprechend bil­
                                                    den und entwickeln können, muss auch für                 Die Kenntnis einer Landessprache gilt als das
                                                    sie ein gleichberechtigter Zugang zu Ausbil­             A und O jeder Integration. Selbstverständlich
                                                    dungsmöglichkeiten gewährleistet werden.                 muss die Landessprache gelernt werden, aber
                                                        Um den hohen Hürden, mit denen stu­                  die Integrationshürden sind mit Sprache allein
                                                    dentische Geflüchtete im Hochschulzugang                 nicht zu schaffen. Es braucht, was ungemein
                                                    konfrontiert sind, entgegenzuwirken, hat der             schwieriger ist, das Erlernen kultureller Kom­
                                                    VSS im Dezember 2015 das Projekt «Pers­                  petenzen. Kompetenzen, welche Kinder spä­
                                                    pektiven – Studium» lanciert. Durch kon­                 testens ab Eintritt in den Kindergarten lernen
                                                    krete Unterstützung unternimmt der Verband               und wofür sie später selber verantwortlich sind.
                                                    etwas dagegen, dass es heute nur eine kleine             So stehen in der Spezialklasse für Migrantin­
                                                    Anzahl Geflüchteter an eine Hochschule                   nen und Migranten in Biel 4 Lektionen Beruf
                                                    schafft.                                                 und Gesellschaft auf dem Stundenplan, gleich
                                                    https://www.vss-unes.ch/projekte-und-dienstleistungen/   viele für die unterrichtete Fremdsprache
                                                    studentische-hilfe-fuer-studentische-fluechtlinge/       Französisch, knapp doppelt so viele für die
 1
     https://www.swissuniversities.ch/fileadmin/                                                             Schulsprache Deutsch und ebenso viele für
     swissuniversities/Dokumente/Komm/MeMi/         Im Zentrum einer Zeitschrift für Lehrperso­              Mathematik (je 7 Lektionen).
     SWU_MeMi_Fluechtlinge_20150917_DE.pdf
                                                    nen der Sekundarstufe II Allgemeinbildung
 2
     http://www.konferenz-hochschuldozierende.ch/   soll einerseits das Gymnasium, andererseits
     dokumente/Flyer_Konferenz_5_def_LR.pdf
                                                    die Fachmittelschule stehen.

                                                    Schulversuch «Spezialklasse für
                                                    Migrantinnen und Migranten mit Mittel-
                                                    schulniveau» im Kanton Bern
                                                    Interview mit Floria Rodriguez Meyer

                                                    Seit dem Schuljahr 2016/17 wird am Berufs­               zwecks einer möglichst raschen Integration
                                                    bildungszentrum Biel (BBZ Biel) im Rah­                  in ein Gymnasium, in eine Fachmittelschule
                                                    men der Berufsvorbereitenden Schuljahre                  (FMS) oder in eine Wirtschaftsmittelschule
                                                    vom Typ Praxis und Integration eine Spezial­             (WMS).
                                                    klasse für Migrantinnen und Migranten mit                    Zielgruppe sind im Kanton Bern wohn­
                                                    Mittelschulniveau geführt. Die als Schulver­             hafte Jugendliche im Alter von 15 bis 20
                                                    such laufende Spezialklasse wird durch das               Jahren, die in ihrem Herkunftsland eine Mit­
                                                    BBZ Biel in Zusammenarbeit mit dem Gym­                  telschule besucht haben und noch über zu
                                                    nasium Biel-Seeland geführt und ist vorläu­              wenig Deutschkenntnisse verfügen, um dem
                                                    fig auf drei Jahre (01.08.2016–31.07.2019)               Unterricht an einer Mittelschule folgen zu
Floria Rodriguez Meyer, Konrektorin
                                                    angelegt.                                                können.
Gymnasium Biel-Seeland, ist zuständig                  Ziel des Schulversuchs ist eine intensive
für die Aufnahme potentieller Kandida-                                                                       https://www.erz.be.ch/erz/de/index/mittelschule/mittel
                                                    Förderung der Schülerinnen und Schüler in
tinnen und Kandidaten und für deren                                                                          schule.assetref/dam/documents/ERZ/MBA/de/AMS/ams_
Übertritt in die Zielschule.
                                                    Sprache und Elementen der Schweizer Kul­                 migration_integration_info_schulversuch_spezialklassen.pdf
                                                    tur sowie in der Vermittlung von Kennt­
                                                    nissen des Schweizerischen Bildungssystems

Gymnasium Helveticum 3/2018                                                                                                                                          7
Gymnasium Helveticum 3/18 - vsg - sspes
Schwerpunkt

              Denise Martin: In der Zeitschrift Baby­         Floria Rodriguez Meyer: Ja, genau! Mit einer
              lonia 1/2017 habe ich über die «Spezial-        Kurzprüfung in diesen beiden Fächern lässt
              klasse für Migrantinnen und Migranten           sich die grundsätzliche Eignung für die Spe­
              mit Mittelschulniveau» im Kanton Bern           zialklasse niederschwellig feststellen. Nicht
              gelesen. Ich möchte nun mehr Konkretes          selten zeigen sich dabei bereits fundamentale
              über dieses Angebot erfahren: Wie viele         fachliche Lücken bei den KandidatInnen.
              SchülerInnen waren 2016/2017 in dieser          In solchen Fällen ist ihre Integration in die
              Klasse, die am Berufsbildungszentrum            Spezialklasse nicht angezeigt, denn es ist ab­
              Biel durchgeführt wird, eingeschrieben?         sehbar, dass sie nicht in der Lage wären, dem
              Und wie viele 2017/2018?                        Unterricht zu folgen und innert nützlicher
                                                              Frist für den Eintritt in ein Gymnasium, eine
              Floria Rodriguez Meyer: 2016/2017 waren 16
                                                              Fach- oder Wirtschaftsmittelschule bereit zu
              SchülerInnen in dieser Klasse, das definierte
                                                              sein.
              Maximum. Die Nachfrage in diesem ersten
              Jahr war enorm. Für 2017/2018 wurde die
              Maximalzahl zwar auf 18 SchülerInnen her­       Denise Martin: Aufnahmeprüfungen in
              aufgesetzt, konkret sind es aber «nur» 12       Mathematik und Englisch könnten also
              SchülerInnen. Dies hängt wohl damit zusam­      als Empfehlung formuliert werden, wenn
              men, dass im ersten Jahr ein Nachholbedarf      sich weitere Kantone für dieses Modell
              bestanden hat. Zudem wurde im zweiten Jahr      «Spezialklasse» interessieren?
              eine zusätzliche Hürde für die Aufnahme in
                                                              Floria Rodriguez Meyer: Ja, genau.
              diese Klasse eingebaut, weil wir gesehen
              haben, dass die Heterogenität der Schüler­
              Innen enorm war; so konnten wir auch nicht      Denise Martin: Aus welchen Ländern
              alle Angemeldeten aufnehmen.                    kommen diese Jugendlichen?
                                                              Floria Rodriguez Meyer: Relativ viele sind
              Denise Martin: Welches ist diese zusätz­        durch einen Familiennachzug in die Schweiz
              liche Hürde?                                    gekommen. Es ist also nicht eine «Gymi-­
                                                              Klasse für Flüchtlinge», wie in der Presse
              Floria Rodriguez Meyer: Wir haben Kurztests
                                                              auch schon zu lesen war, sondern eine Spezial­
              in Mathematik und Englisch eingeführt. Die
                                                              klassen für Migrantinnen und Migranten mit
              kantonalen Gesetzesgrundlagen sind wie folgt:
                                                              Mittelschulniveau. Es geht um Jugendliche
              Wenn jemand im Ausland eine Mittelschule
                                                              aus Ländern wie Italien, Mazedonien, Serbien,
              besucht, kann er in der Schweiz auch in eine
                                                              Polen, Indien, Brasilien, Chile und um
              entsprechende Mittelschule übertreten. Im
                                                              Flüchtlinge aus Afghanistan, Iran, Irak, Syrien.
              ersten Jahr haben wir die MittelschülerInnen
              auf Grund ihrer Zeugnisse aufgenommen,
              falls sie überhaupt vorhanden waren, was bei    Denise Martin: Wie sieht der Stundenplan
              Flüchtlingen nicht immer der Fall war. Spä­     dieser Spezialklasse aus?
              ter stellten wir fest, dass das Niveau extrem
                                                              Floria Rodriguez Meyer: Es wird natürlich
              heterogen war. Wenn man Deutsch schlecht
                                                              viel Deutsch unterrichtet; dazu Mathematik,
              beherrscht und auch kein Französisch spricht,
                                                              Französisch und «Beruf und Gesellschaft»,
              eine zusätzliche Hürde in der Schweiz,
                                                              wo es darum geht, die SchülerInnen in das
              sollte man doch zumindest in Englisch und
                                                              Schweizer System zu integrieren und sie auch
              Mathe­matik Mittelschul-Niveau aufweisen. So
                                                              auf andere weiterführende Angebote auf­
              haben wir beschlossen, bei denjenigen, die
                                                              merksam zu machen, wenn man z. B. sieht,
              kein Zeugnis vorweisen konnten, Kurztests
                                                              dass die Mittelschule nicht der richtige Weg
              durchzuführen. Alle werden auch zu einem
                                                              ist. Weiter gehört für Neuankömmlinge
              Aufnahmegespräch eingeladen, in dessen Rah­
                                                              natürlich auch ganz Alltägliches dazu: Man
              men ihnen u.a. das Schulsystem erklärt wird.
                                                              fährt z.B. einmal zusammen Bus, löst ein
              In der Schweiz haben wir ja eine gymnasiale
                                                              Billett usw. Ausserdem steht auf dem Stun­
              Maturitätsquote von etwa 20%, was im Ver­
                                                              denplan IKT (Informations- und Kommu­
              gleich zu den Herkunftsländern der Schüler­
                                                              nikationstechnologie). Weil der Unterricht
              Innen aussergewöhnlich tief ist.
                                                              in Deutsch und Französisch obligatorisch ist,
                                                              ruht der Englischunterricht während der Spe­
              Denise Martin: Interessant, und sehr            zialklasse. Auch Geschichte, Geographie und
              einleuchtend: Wenn die SchülerInnen             Biologie stehen nicht auf dem Stundenplan.
              gut genug sind in Mathematik, schaffen          Das Zusatzfach «Begleitetes Individuelles
              sie es tendenziell in den naturwissen-          Arbeiten» rundet den Kanon ab.
              schaftlichen Fächern, wenn sie bereits
              Englisch gelernt haben, lernen sie
              rascher Deutsch.

8                                                                           Gymnasium Helveticum 3/2018
Schwerpunkt

                                      Denise Martin: Wie gestaltet sich               Denise Martin: Dieses in jeder Hinsicht
                                      der Übergang von der Spezialklasse zur          flexible Modell ist sehr ansprechend. Nun
                                      Regelklasse?                                    noch eine letzte Frage: Wie erfahren die
                                                                                      potentiellen SchülerInnen bzw. ihre Eltern
                                      Floria Rodriguez Meyer: 2016/2017 wurde
                                                                                      von diesem Angebot?
                                      eine rasche Integration in die Zielschule an­
                                      gestrebt, d.h. die SchülerInnen haben gleich­   Floria Rodriguez Meyer: Das Angebot des
                                      zeitig am Gymnasium weitere Fächer besucht      Mittelschul- und Berufsbildungsamtes MBA
                                      (z.B. Mathematik, Englisch, Sport), aber nie    Bern ist allgemein bekannt. Es melden
                                      das ganze Pensum der jeweiligen Klasse. Dies    sich entsprechend Berufsinformationszent­
                                      wurde fürs 2017/2018 geändert, weil diese       ren, Hilfsorganisationen, aber auch Private
                                      Teilintegration schwierig war, sowohl in Be­    bei uns, weil sie ein Brückenangebot für
                                      zug auf die persönlichen Kontakte als auch      Migrant­Innen suchen.
                                      in Bezug auf die fachliche Entwicklung. Neu         Die Spezialklasse schliesst die Lücke, gut
                                      gibt es im November eine Schnupperwoche         qualifizierte 15- bis 20-jährige MigrantInnen
                                      mit integralem Unterricht.                      zu integrieren. Die Zielgruppe sind Jugend­
                                         Die Spezialklasse ist ein kantonales Pro­    liche, die erst seit ein paar Monaten in der
                                      jekt, entsprechend sind die Zielschulen über    Schweiz sind und deren Deutschniveau nicht
                                      den ganzen Kanton verteilt. So ist es nicht     höher als A2 ist. Es stellt sich aber die Frage:
                                      weiter verwunderlich, dass 2017/2018 nur        Erreichen wir alle Jugendlichen, die das Poten­
                                      zwei SchülerInnen ans Gymnasium Biel-See­       tial für eine Mittelschule haben?
                                      land übergetreten sind: Alle anderen wohnen     Seit Sommer 2016 besteht der Regionale
                                      in anderen Einzugsgebieten.                     Intensivkurs PLUS (RIK+), ein regional orga­
                                                                                      nisiertes Volksschulangebot, das auf den spe­
                                                                                      zifischen Bildungsbedarf von neu zugezoge­
                                      Denise Martin: Treten viele SchülerInnen
                                                                                      nen Jugendlichen im Alter von 13 bis 17 Jahren
                                      an die Mittelschule über?
                                                                                      ohne Kenntnisse der Unterrichtssprache und
                                      Floria Rodriguez Meyer: Bisher sind relativ     ohne (lateinische) Alphabetisierung oder ver­
                                      viele an eine Mittelschule übergetreten; wo­    gleichbare Schulbildung zugeschnitten ist.
                                      bei die Übertritte laufend erfolgen, nicht
                                      zwingend per Schuljahresbeginn. Die Schü­
                                                                                      Denise Martin: Frau Rodriguez, vielen
                                      lerInnen können maximal ein Jahr diese Spe­
                                                                                      Dank dafür, dass Sie sich die Zeit für die-
                                      zialklasse besuchen; es gibt aber auch Schü­
                                                                                      ses Gespräch genommen haben.
                                      lerInnen, die bereits nach ein paar Monaten
                                      an die Zielschule überwiesen werden. Über
                                      den Schulerfolg der SchülerInnen der ersten
                                      Spezialklasse an ihren heutigen Zielschulen
                                      kann zu diesem Zeitpunkt noch nichts gesagt
                                      werden, da die Promotionsentscheide noch
                                      anstehen.
                                          Es gibt auch SchülerInnen, bei welchen
                                      anstatt eines Übertritts in eine Mittelschule
 RIK+:                                die Aufnahme einer Berufslehre angezeigt ist,
 https://www.asyl.sites.be.ch/asyl_   da sich deren Berufswünsche während der
 sites/de/index/navi/index/finan
 zierung.assetref/dam/documents/      Spezialklasse oft ändern und sich dann her­
 ERZ/AKVB/de/04_Migra­tion%20%        ausstellt, dass für deren Realisierung in der
 26%20Integration/interkultur_asyl_   Schweiz gar kein allgemeinbildender Mittel­
 information_rikplus_d.pdf
                                      schulabschluss erforderlich ist.

Gymnasium Helveticum 3/2018                                                                                                         9
Sujet spécial

                                              Le défi de la migration
                                              Denise Martin

                                              Les questions migratoires sont redevenues un           toire. Premièrement en effet, les immigré-e-s
                                              important sujet d’actualité. Nous pensons ici          pourraient dès maintenant être réparti-e-s
                                              aux nombreux réfugiés du Proche-Orient                 de manière plus judicieuse en fonction de la
                                              arrivés en Europe – en particulier depuis              langue, les francophones en Suisse romande
                                              2015 –, et qui aujourd’hui ont besoin de tra­          par exemple. Deuxièmement, les réfugié-e-s
                                              vail et de formation. Mais aussi à toutes celles       attendent environ deux ans et demi une déci­
                                              et à tous ceux qui ont fui des pays instables          sion qui les autorisera, le cas échéant, à chercher
                                              comme l’Erythrée, l’Afghanistan ou la Somalie.         un emploi. Si l’algorithme tient compte des
                                              Sans oublier les immigré-e-s qui ont dû                trois premières années, la période effective de
                                              prendre le chemin de l’exil pour échapper              recherche d’un emploi se résume à une demi-
                                              aux épurations ethniques en ex-Yougoslavie,            année seulement. La question de l’emploi
Denise Martin, lic. ès lettres, enseignante
gymnasiale d’anglais et d’allemand, est       les personnes qui, en 1968, ont quitté l’ex-           trouve, elle aussi, une réponse unique en son
rédactrice du Gymnasium Helveticum            Tchécoslovaquie, ou encore les Hongrois-es             genre: le placement de réfugié-e-s issu-e-s de
depuis 2007.                                  arrivé-e-s en Suisse en 1956.                          pays agraires dans des cantons connus pour
                                                  En 2018, la Confédération et les cantons           leur agriculture. Toutefois, cela ne signifie
                                              se sont entendus sur un programme com­                 pas qu’ils-elles trouveront une place de travail
                                              mun, l’Agenda Intégration, visant à intégrer           dans notre système agricole caractérisé par
                                              plus rapidement les réfugié-e-s et autres im­          un haut degré de technicité, ni que leur sa­
                                              migré-e-s au marché du travail.                        laire leur permette de faire vivre une famille.
                                                                                                     Les travaux saisonniers, tels la cueillette des
                                              Communiqués, Conseil fédéral, 30.04.2018               fraises ou la récolte de cerises, sont par ailleurs
                                              La Confédération et les cantons souhaitent             déjà monopolisés par des personnes issues de
                                              intégrer plus rapidement les personnes ad­             l’Europe de l’est. En résumé, compte tenu
                                              mises à titre provisoire et les réfugiés dans le       des conditions existantes, l’algorithme devra
                                              monde du travail et diminuer ainsi la dépen­           encore faire ses preuves en matière d’amé­
                                              dance de ces personnes de l’aide sociale. À            lioration des perspectives professionnelles des
                                              cette fin, ils se sont entendus sur un agenda          réfugié-e-s et autres immigré-e-s.
                                              commun en matière d’intégration (Agenda
                                              Intégration). Celui-ci prévoit des investisse­         «Improving refugee integration through data-
                                              ments nettement supérieurs à ceux consentis            driven algorithmic assignment»: The contin­
                                              jusqu’à présent, énonce des objectifs concrets         uing refugee crisis has made it necessary for
                                              et définit un processus d’intégration liant tous       governments to find ways to resettle individ­
                                              les acteurs concernés. Cet agenda a été ap­            uals and families in host communities. Bansak
                                              prouvé le 23 mars 2018 par la Conférence des           et al. used a machine learning approach to
                                              gouvernements cantonaux et le 25 avril 2018            develop an algorithm for geograpically plac­
                                              par le Conseil fédéral. Par la même occasion,          ing refugees to optimize their overall em­
                                              ce dernier a également décidé d’augmenter le           ployment rate. The authors developed and
                                              forfait d’intégration versé aux cantons. Enfin,        tested the algorithm on segments of registry
                                              la Confédération et les cantons veulent élimi­         data from the United States and Switzerland.
                                              ner ensemble et rapidement les effets incitatifs       The algorithm improved the employment
                                              indésirables du système de financement du              prospects of refugees in the United States by
                                              domaine de l’asile.                                    ~40% and in Switzerland by ~75%.
                                              https://www.ejpd.admin.ch/ejpd/fr/home/aktuell/news/   Science 359 (6373), 325-329. DOI: 10.1126/science.aao4408.
                                              2018/2018-04-30.htm
                                                                                                     Swissuniversities, la Conférence des recteur-
                                              Au début de cette année, l’ETH Zurich a                trices de toutes les hautes écoles, a demandé
                                              rendu public un algorithme, destiné à amélio­          un accès adapté aux hautes études pour les
                                              rer les chances professionnelles des réfugié-e-s.      réfugié-e-s1 – une requête appuyée par swiss­
                                              Le Secrétariat d’Etat aux migrations (SEM) a           faculty, la Conférence des membres des
                                              repris cette idée et entend la mettre à l’essai        hautes écoles 2.
                                              sans toutefois modifier les conditions cadres              L’Union des étudiant-e-s de Suisse (UNES)
                                              existantes: les réfugié-e-s continueront donc          soutient de son côté, dans plusieurs hautes
                                              d’être réparti-e-s équitablement entre les can­        écoles, des semestres d’essai pour les ré­
                                              tons (en fonction, entre autres, de leur natio­        fugié-e-s, approuvés par les directions des
                                              nalité), ce qui paraît éminemment contradic­           hautes écoles. Cette offre généreuse est va­

10                                                                                                                    Gymnasium Helveticum 3/2018
Sujet spécial

                                                    lable pendant une année. Ensuite, les condi­                 Une publication destinée aux enseignant-e-s
                                                    tions d’admission sont les mêmes que pour                    du degré secondaire II formation générale
                                                    les autres étudiant-e-s, en ce qui concerne le               doit se concentrer d’une part sur le gymnase,
                                                    niveau de langue également.                                  d’autre part sur les écoles de culture générale.
                                                                                                                 – En 2016, le canton de Berne a ouvert une
                                                    Projet réfugié-e-s « Perspectives – études »                    classe spéciale pour les jeunes immigré-e-s
                                                    En Suisse, les réfugié-e-s qui possèdent des                    de niveau secondaire II dans les locaux
                                                    bonnes qualifications relatives à leur pays                     du centre de formation professionnelle de
                                                    d’origine ou qui étaient en train de suivre une                 Bienne. Cette classe compte cette année
                                                    formation à l’université se trouvent souvent                    (2017/2018) 12 élèves provenant de diffé­
                                                    face à nombreux obstacles lorsqu’ils entre­                     rents pays.
                                                    prennent des démarches pour accéder à une                    – L’étude menée par Andrea Fischer et son
                                                    formation en haute école, difficiles à surmon­                  équipe révèle que les écoles de culture gé­
                                                    ter elles et eux-mêmes.                                         nérale constituent une option plus simple
                                                       L’UNES s’engage en faveur d’un accès                         que le gymnase pour les immigré-e-s.
                                                    égalitaire aux hautes écoles, indépendamment
                                                    du genre, de l’environnement socio-écono­                    Si la maîtrise d’une langue nationale constitue
                                                    mique ou du statut de séjour. L’équité dans la               la condition sine qua non de l’intégration,
                                                    formation doit donc également être garantie à                les connaissances linguistiques ne suffisent pas
                                                    des réfugié-e-s étudiant-e-s et leur permettre               à surmonter tous les obstacles. Encore faut-il
                                                    de se former et de se développer selon leur                  apprendre des compétences culturelles, ce qui
                                                    niveau.                                                      s’avère bien plus difficile. Il s’agit de savoir-
                                                       Suite aux défis élevés pour cette popula­                 faire et savoir-être acquis par les enfants au
                                                    tion et au faible pourcentage de personnes                   plus tard lors de leur entrée à l’école enfan­
                                                    réfugiées arrivant à intégrer une haute école,               tine, de compétences qui deviendront des
 1
     https://www.swissuniversities.ch/fileadmin/    l’UNES a lancé en décembre 2015 le projet                    responsabilités. Les élèves de la classe pilote
     swissuniversities/Dokumente/Komm/MeMi/         « Perspectives- études » dans le but de les                  pour jeunes immigré-e-s de Bienne béné­
     SWU_CP_refugies_20150917_FR.pdf
                                                    soutenir.                                                    ficient donc de quatre leçons de «Métier et
 2
     http://www.konferenz-hochschuldozierende.ch/                                                                société» hebdomadaires, à côté de quatre
                                                    https://www.vss-unes.ch/projekte-und-dienstleistungen/
     dokumente/Flyer_Konferenz_5_def_LR.pdf
                                                    studentische-hilfe-fuer-studentische-fluechtlinge/?lang=fr   leçons de français, sept leçons d’allemand et
                                                                                                                 autant de mathématiques.

                                                    Une classe pilote pour jeunes
                                                    immigré-e-s de niveau secondaire II
                                                    dans le canton de Berne
                                                    Entretien avec Floria Rodriguez Meyer

                                                    Depuis l’année scolaire 2016/2017, une classe                   Les élèves cibles sont de jeunes immi­
                                                    spéciale pour jeunes immigré-e-s de niveau                   gré-e-s âgé-e-s de 15 à 20 ans, domicilié-e-s
                                                    secondaire II a été ouverte au centre de forma­              dans le canton de Berne, qui ont fréquenté
                                                    tion professionnelle de Bienne dans le cadre                 une école de secondaire II dans leur pays
                                                    du programme de préparation à la vie profes­                 d’origine mais ne disposent pas de connais­
                                                    sionnelle « pratique et intégration ». Ce projet             sances en allemand suffisantes pour pouvoir
                                                    pilote, mené en collaboration avec le Gymna­                 suivre des cours réguliers dans une école du
                                                    sium Biel-Seeland, est pour le moment limité                 même degré en Suisse alémanique.
                                                    à trois ans (01.08.2016–31.07.2019).
                                                                                                                 https://www.erz.be.ch/erz/de/index/mittelschule/mittel
                                                        Ce projet scolaire a pour objectif de per­
                                                                                                                 schule.assetref/dam/documents/ERZ/MBA/de/AMS/ams_
Floria Rodriguez Meyer, co-rectrice du
                                                    mettre aux élèves un apprentissage intensif de               migration_integration_info_schulversuch_spezialklassen.pdf
Gymnasium Biel-Seeland, est respon­                 l’allemand et des éléments propres à la culture
sable de l’admission des élèves de                  suisse, tout en leur fournissant des connais­
cette classe pilote et de leur intégration
dans les écoles cibles.
                                                    sances du système éducatif de notre pays dans
                                                    le but de les intégrer le plus rapidement pos­
                                                    sible dans un gymnase, une école de culture
                                                    générale ou une école de commerce.

Gymnasium Helveticum 3/2018                                                                                                                                            11
Sujet spécial

                Denise Martin : J’ai lu un article sur ce          Floria Rodriguez Meyer : Exactement ! Un test
                projet de classe spéciale pour les jeunes          dans ces deux disciplines permet d’évaluer fa­
                immigré-e-s de niveau secondaire II                cilement l’aptitude des élèves à suivre cette
                résidant dans le canton de Berne, publié           classe spéciale. Il révèle souvent des lacunes
                dans le journal Babylonia 1/2017, et               de base. Dans ces cas-là, l’admission n’est
                j’aimerais en savoir plus. Combien                 pas recommandée, car il est prévisible que
                d’élèves ont fréquenté cette classe orga­          les élèves ne parviendront pas à suivre l’en­
                nisée au centre de formation profes-               seignement dispensé et ne seront pas prêt-e-s
                sionnelle de Bienne en 2016/2017, et               à temps pour entrer dans un gymnase, une
                combien en 2017/2018 ?                             école de culture générale ou une école de
                                                                   commerce.
                Floria Rodriguez Meyer : En 2016/2017, nous
                avions 16 élèves dans cette classe, ce qui cor­
                respondait à l’effectif maximum défini. La         Denise Martin : Vous recommanderiez
                demande était énorme. Pour 2017/2018,              donc d’instaurer des tests en anglais et
                nous avons donc proposé 18 places, mais            en mathématiques à tout autre canton
                concrètement, nous n’avons « que » 12 élèves       qui s’intéresserait à ce modèle de classe
                inscrit-e-s. Ceci s’explique par le fait que       spéciale ?
                l’an dernier, il y avait un retard à rattraper.
                                                                   Floria Rodriguez Meyer : Oui, certainement.
                De plus, cette année, nous avons renforcé
                les conditions d’admission, car nous avions
                remarqué une très grande hétérogénéité.            Denise Martin: De quels pays proviennent
                Nous n’avons donc pas pu admettre tou-te-s         vos élèves ?
                les candidat-e-s.
                                                                   Floria Rodriguez Meyer : Beaucoup d’entre
                                                                   eux-elles sont arrivé-e-s en Suisse dans le
                Denise Martin : Comment avez-vous ren-
                                                                   cadre d’un regroupement familial. Il ne s’agit
                forcé les conditions d’admission ?
                                                                   donc pas d’une « classe de gymnase pour réfu­
                Floria Rodriguez Meyer : Nous avons introduit      gié-e-s », comme on a pu le lire à l’époque
                des tests de mathématiques et d’anglais. La        dans la presse, mais d’une classe spéciale pour
                loi cantonale stipule qu’un-e élève ayant fré­     des jeunes immigré-e-s de niveau secondaire
                quenté une école du secondaire II à l’étranger     II. Nos élèves viennent d’Italie, de Macé­
                a le droit d’être admis-e dans une école de        doine, de Serbie, de Pologne, d’Inde, du
                même niveau en Suisse. La première année,          Brésil et du Chili, et certain-e-s ont fui
                nous avons admis les élèves sur la base de         l’Afghanistan, l’Iran, l’Irak ou la Syrie.
                leurs bulletins scolaires, du moins si ceux-ci
                étaient disponibles – ce qui n’était pas tou­
                                                                   Denise Martin : A quoi ressemble la grille-
                jours le cas pour les réfugié-e-s. Par la suite,
                                                                   horaire de cette classe pilote ?
                nous avons constaté que le niveau était ex­
                trêmement hétérogène. Si un-e élève maîtrise       Floria Rodriguez Meyer : Naturellement, il y
                mal l’allemand et ne parle pas français – un       a de nombreuses leçons d’allemand. En plus,
                obstacle supplémentaire en Suisse –, il est in­    des mathématiques, du français, et une disci­
                dispensable que son niveau en anglais et en        pline « Métier et société » qui a pour objectif
                mathématiques corresponde à celui requis           d’intégrer les élèves au système éducatif suisse
                dans notre degré secondaire II. Nous avons         en les informant sur d’autres possibilités de
                donc décidé d’organiser des examens dans           formation, par exemple lorsque l’on constate
                ces deux branches pour les candidat-e-s qui        que les filières du secondaire II ne sont pas
                n’étaient pas en mesure de présenter un bul­       faites pour eux-elles. De plus, les nou­
                letin scolaire. Par ailleurs, nous les invitons    veaux-nouvelles venu-e-s sont naturellement
                tou-te-s à un entretien, pendant lequel nous       familiarisé-e-s avec les détails de la vie pra­
                leur présentons, entre autres, le système sco­     tique : par exemple, nous prenons une fois le
                laire helvétique. Il s’avère en effet nécessaire   bus avec eux-elles, leur montrons comment
                de leur expliquer qu’en Suisse, le taux de         acheter un billet, etc. Par ailleurs, les TIC
                maturité gymnasiale avoisine les 20%, un taux      (technologies de l’information et de la com­
                extrêmement bas par rapport à ceux des pays        munication) sont au programme. L’allemand
                d’origine des candidat-e-s.                        et le français étant obligatoires, l’anglais n’est
                                                                   pas au programme, pas plus que l’histoire, la
                Denise Martin : Intéressant ! Et pertinent,        géographie et la biologie. La discipline com­
                car si les élèves sont bon-ne-s en mathé-          plémentaire « travail individuel accompagné »
                matiques, ils-elles réussiront en principe         complète le canon des branches enseignées
                en sciences naturelles, et s’ils-elles ont         dans cette classe spéciale.
                déjà appris l’anglais, ils-elles apprendront
                plus rapidement l’allemand.

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Sujet spécial

                                      Denise Martin : Comment se déroule la                changent pendant la durée de la classe pilote,
                                      transition entre cette classe et les classes         et les élèves réalisent qu’en Suisse, aucun
                                      régulières ?                                         diplôme du secondaire II n’est nécessaire
                                                                                           pour les atteindre.
                                      Floria Rodriguez Meyer : En 2016/2017, nous
                                      avons visé une rapide intégration dans l’école
                                      cible. Les élèves ont donc fréquenté en même         Denise Martin : Ce modèle, très flexible,
                                      temps d’autres leçons au gymnase (par ex.            s’avère très prometteur. Une dernière
                                      mathématiques, anglais, sport), mais n’ont           question: comment les candidat-e-s et
                                      pas suivi l’intégralité du programme de la           leurs parents sont-ils informés de cette
                                      classe correspondante. En 2017/2018, nous            offre ?
                                      avons changé d’approche, car cette intégra­
                                                                                           Floria Rodriguez Meyer : L’offre de l’Office de
                                      tion partielle s’était avérée difficile, au niveau
                                                                                           l’enseignement secondaire du 2e degré et de
                                      des contacts personnels mais aussi en ce qui
                                                                                           la formation professionnelle de Berne est en
                                      concernait les progrès dans les différentes
                                                                                           général bien connue. De nombreux centres
                                      disciplines. Désormais, nous organisons une
                                                                                           d’information professionnelle ainsi que des
                                      semaine d’essai en novembre, avec un pro­
                                                                                           organisations (caritatives) et des personnes
                                      gramme complet.
                                                                                           privées prennent donc contact avec nous lors­
                                          Cette classe étant un projet cantonal,
                                                                                           qu’elles recherchent des offres de passerelle
                                      les écoles cibles sont réparties dans tout le
                                                                                           pour des immigré-e-s.
                                      canton. Il n’est donc pas étonnant qu’en
                                                                                               Cette classe spéciale comble une lacune,
                                      2017/2018, seul-e-s deux élèves aient été
                                                                                           en permettant à de jeunes immigré-e-s de
                                      admis-es au Gymnasium Biel-Seeland: les
                                                                                           15 à 20 ans, bien qualifié-e-s, de s’intégrer.
                                      autres n’étaient en effet pas domicilié-e-s dans
                                                                                           Elle s’adresse à des jeunes qui sont arrivé-e-s
                                      les zones attenantes.
                                                                                           en Suisse il y a quelques mois seulement, et
                                                                                           dont le niveau d’allemand n’est pas supérieur
                                      Denise Martin : Les élèves sont-ils-elles            à A2. La question se pose cependant de savoir
                                      nombreux-euses à réintégrer une classe               si nous atteignons ainsi tou-te-s les jeunes qui
                                      régulière du secondaire II ?                         disposeraient d’un potentiel pour une forma­
                                                                                           tion du secondaire II.
                                      Floria Rodriguez Meyer : Jusqu’ici, les élèves
                                                                                               Depuis l’été 2016, au niveau de l’école
                                      ont été relativement nombreux-euses à réin­
                                                                                           obligatoire, un cours régional d’intégration
                                      tégrer une classe régulière du secondaire II.
                                                                                           PLUS (RIK+) est organisé pour répondre
                                      Les admissions peuvent se faire à tout mo­
                                                                                           aux besoins de formation spécifique des
                                      ment, pas seulement au début de l’année sco­
                                                                                           jeunes de 13 à 17 ans récemment arrivé-e-s
                                      laire. Les élèves peuvent fréquenter la classe
                                                                                           en Suisse, sans connaissance de la langue
                                      spéciale pendant maximu une année, et cer­
                                                                                           d’enseignement, sans alphabétisation (latine)
                                      tain-e-s intègrent une classe régulière après
                                                                                           ou sans formation scolaire comparable.
                                      quelques mois déjà. Il est encore trop tôt pour
 RIK+ :                               juger le succès des jeunes issu-e-s de cette
 https://www.asyl.sites.be.ch/asyl_   classe spéciale, il faudra pour cela attendre la     Denise Martin : Madame Rodriguez,
 sites/de/index/navi/index/finan
 zierung.assetref/dam/documents/      fin de l’année scolaire.                             nous vous remercions de cet entretien et
 ERZ/AKVB/de/04_Migration%20%             Pour certain-e-s élèves, un apprentissage        du temps que vous avez bien voulu nous
 26%20Integration/interkultur_asyl_   professionnel s’avère être la meilleure voie.        accorder.
 information_rikplus_d.pdf
                                      Souvent, en effet, les objectifs professionnels

Gymnasium Helveticum 3/2018                                                                                                            13
Schwerpunkt

                                             Die Fachmittelschule – sozial selektiv
                                             in der deutschsprachigen, sozial integrativ
                                             in der lateinischsprachigen Schweiz

                                                                                                 Über- bzw. Untervertretung von weiblichen
                                                                                                 und männlichen Lernenden mit Migrations­
                                                                                                 hintergrund 3, die im Jahr 2013 eine Fachmit­
                                                                                                 telschule oder ein Gymnasium in den beiden
                                                                                                 Sprachregionen besucht haben 4, im Verhältnis
                                                                                                 zu ihrer Vertretung auf der gesamten Sekun­
                                                                                                 darstufe II. Ein Faktor grösser als 1 bedeutet
                                                                                                 Übervertretung, ein Faktor kleiner als 1 Unter­
                                                                                                 vertretung.

                                                                                                 Lernende mit Migrationshintergrund sind
                                                                                                 – im Vergleich zu ihrem gesamtschweizeri­
Projektgruppe. Leitung: Prof. Dr. Regula Julia Leemann (links), Professur Bildungssoziologie,
PH FHNW und Prof. Dr. Christian Imdorf, vormals Professor Universitäten Basel und Bern, ab       schen Anteil auf der Sekundarstufe II – in der
Sommer 2018 Assoziierter Professor für Soziologie an der Universität Trondheim (Norwegen).       Fachmittelschule um einen Faktor von 1.12
Andrea Fischer, M.A., Projektmitarbeiterin, Raffaella Esposito, M.A., und Sandra Hafner, M.A.,   leicht übervertreten, am Gymnasium hin­
Doktorandinnen (v.l.n.r.).
                                                                                                 gegen stärker untervertreten (0.78).5 Dieses
                                                                                                 Muster findet sich auch, wenn nur die latei­
                                             Wie Analysen von Längsschnittdaten des Bun­         nischsprachige Schweiz analysiert wird: An der
                                             desamtes für Statistik BFS zeigen, unterschei­      FMS sind die Jugendlichen mit Migrations­
                                             det sich die Fachmittelschule vom Gymnasium         hintergrund übervertreten (1.16), im Gym­
                                             durch die Gewährung von höheren Bildungs­           nasium untervertreten (0.77). In der deutsch­
                                             chancen für Jugendliche mit Migrationshin­          sprachigen Schweiz dagegen zeigen beide
                                             tergrund (vgl. GH 05/2016). Doch gilt das           Schultypen eine Unterrepräsentation von Ju­
                                             gleichermassen für die beiden Sprachregio­          gendlichen mit Migrationshintergrund (FMS:
                                             nen sowie für Mädchen und Knaben? Um                0.79; Gymnasium: 0.72).
                                             diese Frage zu beantworten, wird im Folgen­
                                             den die Bedeutung des Migrationshintergrunds        Die sich bei der FMS abzeichnenden Un­
                                             nach Sprachregion1 und Geschlecht unter­            terschiede zwischen der lateinischsprachigen
                                             sucht. Als Grundlage der Untersuchung 2 die­        und der deutschsprachigen Schweiz gelten
                                             nen wiederum die Längsschnittdaten des BFS          insbesondere für die weiblichen Lernenden.
                                             (Vollerhebung). Tabelle 1 zeigt die relative        Junge Frauen mit Migrationshintergrund sind
                                                                                                 in der FMS in der deutschsprachigen Schweiz
                                                                                                 stark untervertreten (0.75). Für sie scheint die
                                                                                                 FMS in der Deutschschweiz ähnlich selektiv
                                    Fachmittelschule                     Gymnasium               zu sein wie das Gymnasium (0.72). Junge
                                                                                                 Männer mit Migrationshintergrund dagegen
Schweiz (total)                            1.12                             0.78
                                                                                                 werden in den FMS gesamtschweizerisch gut
männlich                                   1.37                             0.80                 integriert, in der lateinischsprachigen Schweiz
weiblich                                   1.05                             0.77                 sind sie gar deutlich übervertreten (1.24).
Lateinische Schweiz                        1.16                             0.77
                                                                                                 Wie könnte diese grössere Nähe zwischen
männlich                                   1.24                             0.79                 FMS und Gymnasium bezüglich der sozialen
weiblich                                   1.12                             0.76                 Zusammensetzung in der deutschsprachigen
Deutschschweiz                             0.79                             0.72                 Schweiz erklärt werden? In den deutschsprachi­
                                                                                                 gen Kantonen erfährt die berufliche Grund­
männlich                                   1.03                             0.73
                                                                                                 bildung eine hohe Anerkennung (Cattaneo
weiblich                                   0.75                             0.72                 und Wolter 2006). Parallel dazu werden die
Datenquelle: BFS 2016, eigene Berechnung und Darstellung                                         Quoten an den allgemeinbildenden Schul­
Grün =       Übervertretung von Lernenden mit Migrationshintergrund                              typen durch bildungspolitische Regulierun­
Orange =     Untervertretung von Lernenden mit Migrationshintergrund                             gen oftmals tief gehalten. Dadurch sind die
                                                                                                 allgemeinbildenden Schulen sehr selektiv, was
Tabelle 1: Über- und Untervertretung von Lernenden mit Migrationshintergrund nach Schultyp,      die Bildungschancen von benachteiligten Ju­
Geschlecht und Sprachregion                                                                      gendlichen negativ beeinflusst. In der latei­

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