IT-Report+ - Bundeswehr Cyber Innovation Hub Special: ESUT
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D 46892
5/2013
1/2020
Special:
Bundeswehr
Cyber Innovation Hub
IT-Report +
2020
ATLAS Seeminen-Abwehrfähigkeit Erfahrung prägt die Zukunft Maritime Machtprojektion setzt eine schnelle und effektive Entfaltung von Wirkkräften von See her kommend an Land voraus. Der Einsatz von Seeminen kann eine Entfaltung dieser Wirkkräfte stark einschränken. Deswegen müssen moderne Seestreitkräfte in der Lage sein, sich dieser Bedrohung flexibel und nachhaltig zu stellen. Flexibilität wird im Besonderen durch den Einsatz unbemannter Fahrzeuge wie dem AUV (Autonomous Underwater Vehicle) oder dem USV (Unmanned Surface Vehicle) erreicht. Diese Systeme können sowohl von dedizierten Plattformen als sinnvolle Ergänzung als auch von modularen Fähigkeitsträgern aus eingesetzt werden. Sie spielen so ihre Vorteile in Bezug auf Effizienz aus und reduzieren zusätzlich die Gefahr für den Menschen auf ein Minimum. Mit umfangreichen Paketlösungen für die Detektion, Klassifizierung, Identifizierung und Beseitigung aller Arten von Minen können Seestreitkräfte so mit einem zeitgemäßen Minenjagd-System ausgestattet werden. Seit Jahren gibt ATLAS ELEKTRONIK in diesem Bereich international den Standard vor und ist eines der wenigen Unternehmen weltweit, die in der Lage sind, alle diese Fähigkeiten eigenständig zu entwickeln und herzustellen. www.atlas-elektronik.com ... a sound decision ATLAS ELEKTRONIK
Grußwor t
Liebe Leserinnen und Leser,
bei der neu strukturierten Ausbildung
die Bundeswehr hat sich mit der Aufstel- der IT-Feldwebel. Diese Ausbildung wur-
lung des Organisationsbereiches Cyber- de modularisiert und auf die aktuellen
und Informationsraum (CIR) am 5. April Herausforderungen bei der Aufgabener-
2017 eine weitere Dimension erschlos- füllung im täglichen IT-Alltag – mit be-
sen: Wie Heer, Luftwaffe und Marine für sonderer Einsatzorientierung – ausge-
Foto: Anna Neuhaus-Fischer
die Dimensionen Land, Luft, Weltraum richtet. Ebenso wurde die Ausbildung
und See zuständig sind, so sind die An- der Offiziere des Truppendienstes neuge-
gehörigen des nun seit drei Jahren be- staltet, um eine stärkere Bindung an die
stehenden Organisationsbereiches ganz- eigene Truppengattung im Bereich der
heitlich für die Dimension Cyber- und In- IT-Truppen zu ermöglichen und zudem
formationsraum verantwortlich. auch hier die Landes- und Bündnisver-
Neben den Aufgaben Cybersicherheit, teidigung wieder stärker in den Fokus zu
strategische Aufklärung, operative Kom- barer Datenzugriff: Diese „IT-Services“ rücken. Auch die Universität der Bundes-
munikation und Geoinformationswesen sind für die heutige zivile Gesellschaft wehr in München bietet seit einiger Zeit
spielt natürlich auch die Informations- selbstverständlich. Für die Bundeswehr spezielle Studiengänge wie z.B. den Mas-
und Kommunikationstechnik eine tra- sind diese IT-Services mittlerweile eben- terstudiengang Cyber-Sicherheit an. Die
gende Rolle. Viele Fragen, die bereits zu falls selbstverständlich, wenn auch mit Absolventen werden zukünftig in leiten-
Beginn der Aufstellung des neuen Orga- anderen, militärischen Vorzeichen. den Funktionen in IT-Abteilungen mit be-
nisationsbereiches im Kontext „Cyber“ Denn jederzeit und an jedem Ort der Erde, sonderem Fokus auf Sicherheit und Ent-
für die Bundeswehr an zentraler Stelle auch auf Schiffen und Booten der Marine, wicklung sicherer Systeme und Anwen-
standen, bleiben weiterhin bestehen: werden Services wie E-Mail, Telefonie, Vi- dungen eingesetzt werden können.
• Wie reagiert die Bundeswehr auf die deo-Konferenz oder Bundeswehr-spezifi- Um die Innovationsfähigkeit der Bundes-
weiter stark zunehmende Digitalisie- sche Applikationen, wie z.B. der Mission wehr weiter zu steigern, wurde mit dem
rung? Enabling Service Bw, von vielen militäri- Cyber Innovation Hub der Bundeswehr
• Wie kann die Bundeswehr bei Einsätzen schen Nutzern „nachgefragt“. Das Kom- (CIH) eine Schnittstelle zwischen der Start-
im Ausland ohne ortsfeste und erdge- mando Informationstechnik der Bundes- up-Szene und der Bundeswehr geschaf-
bundene Netzwerkleitungen störungs- wehr hält in seiner Rolle als „zentraler Sup- fen. Diese Dienststelle identifiziert inno-
frei kommunizieren und gleichzeitig sich ply-Manager“ genau zu diesem Zweck ein vative Technologien in der internationa-
selbst schützen? umfangreiches IT-Serviceportfolio bereit, len Startup-Szene und entwickelt und va-
• Wie schafft es die Bundeswehr, mo- um sämtliche IT-Leistungen im Rahmen lidiert diese für die Bundeswehr.
derne IT-Standards des 21. Jahrhun- des Demand und Supply-Prozesses für Alle hier skizzierten Elemente tragen da-
derts zum eigenen militärischen Vorteil seine „Kunden“ bzw. „Demander“ inner- zu bei, die Bundeswehr nicht nur bei der
zu nutzen und innovative Lösungen zu halb der Streitkräfte erbringen zu können. Digitalisierung weiter voran zu bringen,
finden? Dazu zählen auch die Steuerung des Be- sondern auch Themen wie Innovations-
• Wie werden die Soldatinnen und Sol- triebs und der Schutz des IT-Systems der fähigkeit und eine zukunftsorientierte
daten der Bundeswehr für die zukünf- Bundeswehr. Für bestimmte IT-Services IT-Ausbildung voranzutreiben. Denn die
tigen Herausforderungen im IT-Bereich werden auch zivile Provider und natürlich nächsten großen Aufgaben stehen be-
ausgebildet? auch unser strategischer Partner, der „In- reits vor der Tür: Ein einheitliches IT-Ma-
Das Kommando Informationstechnik house-IT-Dienstleister“ der Bundeswehr, nagement für die gesamten Streitkräfte
der Bundeswehr (KdoITBw) als Teil des die BWI, eingebunden. und bruchfreie Interoperabilität zwischen
Organisationbereiches CIR leistet in der Um diese vielfältigen Aufgaben erfolg- dem IT-System der Bundeswehr und den
Beantwortung dieser Fragen einen ei- reich bewältigen zu können, bildet die IT-Systemen verbündeter Nationen.
genen, wesentlichen Beitrag, um insbe- Bundeswehr ihre Soldatinnen und Solda-
sondere den Erhalt der Führungsfähig- ten zukunftssicher aus. Wie diese Aus- Generalmajor Dr. Michael Färber
keit für die Bundeswehr in jeder Lage bildung neu ausgerichtet wird, können
zu gewährleisten. Modernste Netzwerk- Sie in diesem IT-Report lesen. Die Schu- Kommandeur des Kommandos
technik, immer schnellere Datenübertra- le Informationstechnik der Bundeswehr Informationstechnik
gung im GBit/s-Bereich und hochverfüg- spielt eine zentrale Rolle insbesondere der Bundeswehr
1
IT-Repor
Inhalt t+ 2020
Grußwort 26 Digital Innovation Units als
Katalysator für den Fortschritt
1 Generalmajor Dr. Michael Färber, Dr. Stephanie Khadjavi
Kommandeur des Kommandos Informationstechnik
der Bundeswehr 28 Das Projekt Transition des
Bundeswehr Cyber Innovation Hub
Inhalt Interview mit Dinah Rabe
4 Neugestaltung der Ausbildung der Offiziere
im Kommando IT der Bundeswehr 29 Intrapreneurship im Bundeswehr
Darstellung des ab dem 1. Juli gültigen Cyber Innovation Hub
angepassten Ausbildungsgangs Interview mit Dr. Stephan Abel
Oliver Mohr, Artur Mast
30 Das Startup Engagement Team im
8 Neugestaltung der Fachausbildung der IT-Feldwebel Bundeswehr Cyber Innovation Hub
Fähigkeitsbezogene Ausbildung – „Basistraining IT-Fw“ Interview mit Jörg Plathner
Wilhelm Breimaier, Sebastian Bente, Janin Funke
32 Managed Security Services
10 Führungswechsel an der Schule für Proaktiver Schutz der IT-Infrastruktur vor Angriffen
Informationstechnik der Bundeswehr Katrin Eisele
Nicole Herzog, Meik Rosenberger
34 Cyber Security & Künstliche Intelligenz
11 Masterstudium Cyber-Sicherheit – Starkes Team oder Spannungsfeld?
Ein Niederländer bei der Bundeswehr CONET Solutions GmbH
Martina Pump
37 Digitalisierung des Managements
14 Hat der Westen die Fähigkeiten der Streitkräfte der von Rüstungsprojekten
Opponenten unterschätzt? Das Projekt „IT-U CPM, Ablösung EMIR
Interview mit Dr. Marcello Mariucci und IVF/VOCON“
Dr. Oliver Zacharias
17 BWI – Unterstützer der Digitalisierung der Bundeswehr
Frank Leidenberger, Dr. Michael Trampert, 40 Unbemannte Fahrzeuge für den Einsatz
Holger Bonnen, Thomas Haber Die Digitalisierung von Fahrzeugen zur Befähigung
des unbemannten Einsatzes
Arno Retterath, Dr. Johannes Pellenz, André Volk
20 Bundeswehr Cyber Innovation Hub
Dr. Kai Wittek, Barbara von Wnuk-Lipinski
44 D-LBO – Herausforderungen hochvernetzter
Systeme und Plattformen
23 Die Innovationslandschaft der Bundeswehr Thales Deutschland
Dr. Simon Vogt
2
Impressum
Wehrtechnischer Report 1/2020
IT-Report+ 2020
Herausgeber:
Mittler Report Verlag GmbH
ein Unternehmen der Gruppe
Geschäftsführer:
Peter Tamm
Thomas Bantle
Prokurist:
46 Positionierung im Raum Jürgen Hensel
Die landmarkenbasierte Lokalisierung zur Navigation
von autonomen Landfahrzeugen Leitende Redakteurin:
Patrick Burger, Thorsten Lüttel, Hans-Joachim Wünsche Dorothee Frank
49 Aktuelle Entwicklungen im Bereich offene Architekturen Lektorat:
wie GVA oder NGVA Peter Preylowski
Matthias Renner
Anzeigenleitung:
Waldemar Geiger
50 Führen und Kommunizieren mit den Systemen der ATM
ATM ComputerSysteme GmbH Mittler Report Verlag GmbH
Baunscheidtstraße 11
D-53113 Bonn
52 Technische Grundlagen der Wellenformen
Tel: +49 (0) 228 35 00 887
Autorenteam Rohde & Schwarz
waldemar.geiger@mittler-report.de
54 Lieferung der nächsten Generation robuster taktischer SDR Layout:
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56 Kommunikation und Gehörschutz für Spezialisten
Imtradex Hör-/Sprechsysteme GmbH Verlagsanschrift:
Mittler Report Verlag GmbH
58 C4I-Software für die Digitalisierung der Bundeswehr Baunscheidtstraße 11
Sven Trusch D-53113 Bonn
Telefon: +49(0)228 – 3500870
60 Digitalisierung der Artillerie Telefax: +49(0)228 – 3500871
Erfolgsbeispiel „Streitkräftegemeinsame Taktische E-Mail: info@mittler-report.de
Feuerunterstützung“ Web: www.mittler-report.de
Andreas Schiel
Die Publikation und alle in ihr enthaltenen
62 Funkkommunikation und Cyber-Lösungen
Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich
von TELEFUNKEN RACOMS
geschützt. Jede Verwertung außerhalb der
TELEFUNKEN Radio Communication Systems GmbH & Co. KG
engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes
ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig
64 Über den Horizont und weiter: Troposcatter hält die Verbindung und strafbar. Das gilt insbesondere für
Felix Wickenhäuser
Vervielfältigungen, Übersetzungen,
Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und
66 Datenlink LINK 22 Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Alexander von Kölln
Foto Titel: Bundeswehr Cyber Innovation Hub
Fotos Inhaltsverzeichnis: Bundeswehr, U.S. Army
3
IT-Repor t+ 2020
Neugestaltung der Ausbildung
der Offiziere im Kommando IT
der Bundeswehr
Darstellung des ab dem 1. Juli gültigen
angepassten Ausbildungsgangs
Oliver Mohr, Artur Mast
Die durch den Generalinspekteur der Bundeswehr im August 2017 angewiesene Untersuchung der
militärischen Ausbildungslandschaft und -systematik befindet sich mit der „Offensive Ausbildung“
in der Umsetzung. Diese hat allerdings nicht umfassend die Ausbildungsorganisation selbst auf den
Prüfstand gestellt.
M it dem strategisch-politischen
Dokument „AGENDA Aus-
bildung“ aus dem November
2018 hat der Generalinspek-
teur der Bundeswehr richtungsweisende
Impulse gegeben, damit zukünftige Aus-
bildung in Qualität und Quantität den ver-
Zentralisierung der
militärischen Ausbildung
Als Folge der Harmonisierung des Ausbil-
dungsgangs Offz TrDst insbesondere auf-
grund der Umsetzung des Bologna-Prozes-
ses, der eine Vereinheitlichung des Studien-
Da die handlungsorientierte Ausbildung
der Unteroffiziere, Feldwebel und Offi-
ziere die Grundlagen für die personelle
Einsatzbereitschaft der Streitkräfte legt,
musste die militärische Ausbildung des
Führungsnachwuchses angepasst wer-
den, sodass sie sich noch stärker an den
änderten Rahmenbedingungen entspricht beginns und eine Verlängerung der Studi- Rahmenbedingungen des Truppenalltags
und zuverlässig ihren Beitrag zum Kern- endauer erforderlich machte, hat man fest- im Inland und Einsatz und an den Anfor-
prozess „Einsatzbereite Kräfte bereitstel- gestellt, dass nach Entlastung der Truppe derungen der Landes- und Bündnisvertei-
len“ leisten kann. von der Durchführung der Offizierausbil- digung ausrichtet.
Die AGENDA Ausbildung hat nunmehr die dung die Führungsnachwuchsausbildung
militärische Ausbildungsorganisation, deren weitestgehend in Form von aneinander ge- Bindung an die
Ausbildungsinhalte und deren Methodik und reihten, einzelnen Lehrgängen an zentra- militärische Heimat
Didaktik auf den Prüfstand gestellt und Ver- len Ausbildungseinrichtungen bzw. Schu-
änderungsbedarfe identifiziert, insbesonde- len stattfindet. Die Bindung des Führungsnachwuchses soll
re auch im Bereich des Ausbildungsgangs in Durch diese Zentralisierung der militäri- erhöht und den Männern und Frauen eine
der Laufbahn der Offiziere im Truppendienst schen Ausbildung wurde insbesondere für militärische Heimat geboten werden, mit
(Offz TrDst) Heeresuniformträger (HUT). HUT eine Identifikation und Bindung mit der sie sich identifizieren können und die
der zukünftigen militärischen Heimat nur sich um sie kümmert. Gelerntes soll in der
begrenzt erreicht, ebenso gelang eine mi- Praxis angewendet werden, um eine eigene
Autoren
litärische Sozialisation, Bindung und Prä- Führungskompetenz entwickeln zu können.
Oberstlt Oliver Mohr ist Reservist gung nur eingeschränkt. Mit den Vorgaben der AGENDA Ausbil-
und übt derzeit als Dezernatsleiter Die AGENDA Ausbildung formuliert den dung greift nach eingehender Konzepti-
Truppenausbildung im KdoITBw klaren Auftrag, möglichst früh Gelegen- onierung, Planung und Ausgestaltung so-
Abteilung Führung Gruppe Ausbil- heit zu schaffen, Kompetenzen als militä- wie Abstimmung zwischen den einzelnen
dung Sicherheit. OLt Artur Mast rischer Führer bzw. Führerin zu entwickeln Organisationsbereichen ab dem 90. Of-
ist Sachbearbeiter im Dezernat und Erfahrungen aus der Praxis zu gewin- fizieranwärterjahrgang mit Diensteintritt
nen, zugleich soll einer Verschulung und 1. Juli 2020 die neu gestaltete Ausbil-
Truppenausbildung und arbeitet
möglichen Überfrachtung mit im Schwer- dung der Offz TrDst HUT auch im Kom-
an der Konzeptionierung, Planung punkt theoretischen Anteilen entgegenge- mando Informationstechnik der Bundes-
und Ausgestaltung der Neuaus- wirkt werden. Die gesamte Führungsnach- wehr (KdoITBw), um eine stärkere Trup-
richtung der allgemeinmilitäri- wuchsausbildung soll dezentralisiert, ent- pengattungsbindung unter anderem
schen Ausbildung mit. frachtet und wo sinnvoll und zweckmäßig durch eine Dezentralisierung der Ausbil-
in die Truppe zurückgeführt werden. dung zu erreichen.
4
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Grafiken: Ausbildungskommando Leipzig IT-Repor t+ 2020
se wird nachfolgend
Bisheriger Ausbildungsgang der Offz TrDst exemplarisch für das
KdoITBw erläutert.
Die dreimonatige Grund-
ausbildung (GA) wird für
58
Ausbildungsgang Offiziere des Truppendienstes im Heer
alle OA entweder beim
ITBtl 281 in Gerolstein
oder beim ITBtl 292 in
Dillingen durchgeführt.
Jeder OA soll am En-
de der GA die „Allge-
meinmilitärische Grund-
befähigung“ erreichen.
Die Durchführung von
GA und SGA in der Trup-
pe erhöht die Transpa-
renz und den Einblick in
das spätere Tätigkeits-
feld der Offiziere. Auch
das Teilen des Truppen-
alltags mit Unteroffizie-
ren und Mannschaften
wird das Rollenverständ-
nis der zukünftigen Offi-
ziere entwickeln.
Mit erfolgreichem Be-
stehen der GA wer-
den die OA zur Spezi-
algrundausbildungs-
einheit (SGA-Einh) ver-
setzt. Die dreimona-
Die obige Grafik zeigt die bisherige Re- dungseinrichtungen und Schulen bzw. tige Spezialgrundausbildung wird beim
gelausbildung der Offz TrDst am Beispiel einer der beiden Bundeswehr-Univer- ITBtl 282 in Kastellaun, ITBtl 293 in Mur-
der Panzergrenadiertruppe. sitäten. nau, ITBtl 381 in Storkow und beim ITBtl
Im bisherigen Ausbildungsgang traten 383 in Erfurt durchgeführt. Im Teil 1 der
die Offizieranwärter/-innen (OA) in ei- Neue Ausbildung SGA werden die truppengattungsspezi-
nem der beiden OA-Bataillone ihren ab dem 1. Juli 2020 fischen Inhalte vermittelt wie z. B. Kern-
Dienst an und absolvierten dort inner- fähigkeiten, Gliederung und Auftrag der
halb von sechs Monaten die allgemei- Dem entgegen steht ab dem 1. Juli 2020 Truppengattung. Im Teil 2 der SGA wer-
ne soldatische Grundbefähigung und die neue Offizierausbildung für HUT. Die- den aufbauend auf die GA querschnittli-
schlossen den Ausbildungsabschnitt mit che, allgemeinmilitärische Ausbildungs-
der Qualifikation Unteroffizier Land- themen vermittelt.
streitkräfte ab. Daran anschließend Generischer Ablauf der neuge- Im Anschluss an die SGA folgt ein dreizü-
folgte der Offizierlehrgang 1 an der Of- stalteten Offizierausbildung ab giger Ausbildungsabschnitt bestehend
fizierschule des Heeres (OSH) in Dres- dem 1. Juli 2020 aus Fahnenjunkerlehrgang an der Schule
den, ein Truppenpraktikum in einem In- für Informationstechnik der Bundeswehr
formationstechnikbataillon (ITBtl) so- (ITSBw), Sprachausbildung mit Sprach-
wie die Sprachausbildung. Nach erfolg- Zugführerlehrgang leistungsprofil Englisch 3332 an der OSH
AusbEinr CIR
reicher Laufbahnprüfung zum Offizier oder Führungspraktikum in einem IT-Ba-
Dauer tbd
Landstreitkräfte trat der Offizieranwär- taillon bzw. Grundpraktikum für OA mit
ter sein Studium an. Nach erfolgreichem Offizierlehrgang technischem Studiengang.
Abschluss des Studiums folgten der Offi- OSH 4,5 Monate Nach Absolvieren dieses dreizügigen Aus-
zierlehrgang 2 an der OSH sowie der Of- bildungsabschnitts nehmen die OA an ei-
fizierlehrgang 3 an der jeweiligen Trup- Master‐Studium nem einwöchigen Modul Heeresprägung
penschule. Nach 82 Monaten an Ausbil- an der OSH teil, bevor sie dann zum Stu-
dungseinrichtungen und Schulen erfolg- dium an eine der beiden Universitäten der
te der erste tatsächliche Einsatz in der In der Regel 48 Monate Bundeswehr in München oder Hamburg
Truppe in der Erstverwendung als Zug- versetzt werden. Die Regelstudienzeit be-
Modul „Heeresprägung“ OSH (1 Woche)
führer/-in bzw. Teileinheitsführer/-in. trägt für Masterstudiengänge 48 Monate.
Führungspraktikum Grundpraktikum
Dieser Ausbildungsgang war, wie deut- OrgBer CIR (13 Wo) AusbZTLS bzw. AusbZPi (~10 Wo) Nach erfolgreichem Studienabschluss
lich in der Abbildung zu erkennen, ge- nehmen die im Studium zum Leutnant be-
Sprachausbildung OSH (8Wochen)
prägt von verschulter Theorie an Ausbil- förderten Offiziere am grundlegend neu
Fahnenjunkerlehrgang
AusbEinr CIR (12 Wochen)
Spezialgrundausbildung
OrgBer CIR (10 Wochen)
6 Grundausbildung
GA‐KP CIR (11 Wochen)
IT-Repor t+ 2020
konzipierten Offizierlehrgang an der OSH aus, der Eingangstest wird verändert, die daten zusätzlich in der GA und in der SGA
sowie im Anschluss am ebenfalls inhalt- Lehrgangsdauer reduziert sich von derzeit ausbilden, die bisher in den OA-Bataillonen
lich neu gestalteten Zugführerlehrgang an sieben Wochen auf fünf Wochen. Auch ausgebildet wurden. Die OSH und die ITSBw
der ITSBw teil, um dann mit Beendigung die Bereichsvorschrift zur Einzelkämpfer- müssen den Ausbildungsbetrieb anpassen,
des Regelausbildungsgangs ihre Erstver- vorbereitung (EKV) wird überarbeitet, ge- nicht mehr vorhandene Personal-, Material-
wendung in der Truppe anzutreten. In strafft und gezielt an den Anforderun- und Unterkunftskapazitäten „aufgebohrt“
den ersten 12 Monaten der Erstverwen- gen der angepassten Inhalte ausgerichtet und insgesamt die Umstellung von „Alt“
dung können die Offiziere mit der Werde- werden. So wird der Schwerpunkt auf ei- auf „Neu“ mit einem vernünftigen „Chan-
gangsystematik IT-Management auf eige- ne deutlich verbesserte Marschfestigkeit ge-Management“ bewältigt werden.
nen Wunsch am neu konzipierten Einzel- gelegt werden. Denn eines wird der EKL Dies muss und wird gelingen! Die Ausbil-
kämpferlehrgang (EKL) teilnehmen. nicht werden: einfacher. dung unseres Führungsnachwuchses sollte
für jeden, an der Ausbildung der jungen OA
Einzelkämpferlehrgang Umstellung auf die neue und Offiziere Beteiligten, eine „Herzensan-
Ausbildung gelegenheit“ sein.
für die IT
Die Fähigkeit, sich selbst und andere ver- Mit der hier in groben Zügen dargestell-
Gruppenführer, Zugführer, Fähnrichoffi-
sprengte Kräfte, wieder zu den eigenen Li- ten Neugestaltung der Offizierausbildung
zier, Kompaniefeldwebel, Kompaniechef,
nien durchzuschlagen und der Truppe so ab dem 1. Juli 2020 geht der Wunsch ein-
Kommandeur, Hörsaalfeldwebel, Hör-
wieder die Kräfte zuzuführen, die sonst in her, wieder einen durch die eigene Truppen-
saalleiter oder Inspektionschef, Sie alle tra-
Gefangenschaft geraten würden, soll wie- gattung geprägten Offizier mit Führungs-
gen ihren Teil dazu bei, den neuen Füh-
der auf eine breitere Grundlage gestellt anspruch und -vermögen zu formen, der in
rungsnachwuchs auf unsere Truppengat-
werden. Die positiven, persönlichkeitsbil- seiner Regelausbildung nicht nur die „Schul-
tung zu prägen und als Führungskraft und
denden Effekte einer solchen Ausbildung bank gedrückt“, sondern den Truppenalltag
Persönlichkeit zu formen. Für diese Aufga-
für jeden Einzelnen bleiben unbenom- und dessen Herausforderungen kennenge-
be wünschen wir Ihnen viel Fortune und
men, stehen jedoch nicht im Fokus. lernt hat und in diesen als Führungskraft und
das nötige Quäntchen Soldatenglück und
Der Einzelkämpferlehrgang (EKL) wird in Persönlichkeit bestehen kann.
rufen Ihnen ein donnerndes „Fernmelde
nahezu allen Aspekten angepasst. Die Die Umstellung bedeutet sicherlich für al-
Hurra“ aus dem Kommando IT zu.
Lehrgangsinhalte richten sich wieder nä- le Beteiligten eine große Herausforderung.
her an der Landes-/Bündnisverteidigung Die Einheiten müssen plötzlich rund 100 Sol-
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IT-Repor t+ 2020
Neugestaltung der Fachausbildung
der IT-Feldwebel
Fähigkeitsbezogene Ausbildung – „Basistraining IT-Fw“
Wilhelm Breimaier, Sebastian Bente, Janin Funke
Bedingt durch die Schnelllebigkeit im Bereich Cyber und den daraus resultierenden wechselnden
Anforderungen an die IT-Feldwebel (IT-Fw), steht die Bundeswehr immer häufiger vor der Heraus-
forderung, eine am Einsatz ausgerichtete Flexibilisierung der Qualifizierung von IT-Fw sicherzustellen.
Status Quo IT-Fachausbildung für die IT-Fw durch die viert dieser vor der Laufbahnausbildung ei-
Abteilung Ausbildung des Kommandos ne zivilberuflich voll verwertbare und aner-
Die militärfachliche Ausbildung der IT- Informationstechnik der Bundeswehr kannte Ausbildung in einem der drei oben
Fw ist bisher geprägt von mehreren, auf- (KdoITBw) vorangetrieben. angeführten, anerkannten IT-Berufe.
einander aufbauenden Trainings. Ziel der Die nachfolgende Grafik zeigt, wie die Aus- Nach dem Absolvieren der Laufbahnausbil-
militärfachlichen Ausbildung zum IT-Fw bildung der IT-Fw bisher strukturiert ist: dung schließt sich die Dienstpostenausbil-
ist es, ein dezidiertes IT-System aus dem dung Teil 1 (DP 1)
IT-System der Bundeswehr im Einsatz ad- an. Danach folgt die
ministrieren zu können. Dabei kann es vor- Ausbildung für das
Teamausbildung
kommen, dass zwischen den einzelnen ZAW‐F: jeweils spezifische
Operativer Professional IT‐ProjLtroder IT‐Entw, Wirtschaftsinformatiker (HWK), Informationstechniker Berufliche
Trainings oftmals planungsbedingte Pau- Fortbildung IT-System (Dienst-
Teamausbildung
sen liegen, zum Beispiel aufgrund fest an- postenausbildung
DP 2 Systemspezifisch Dienstposten‐
gelegter Trainingszeiträume. DP 2 Systemspezifisch DP 2 Systemspezifisch
qualifikation Teil 2; DP 2).
Insbesondere um eine Verzögerung in- Steuernde ATN (SollOrg, PersFührung)
nerhalb der Ausbildungsplanung mög- IT‐Fw InfoVarb Bw IT‐Fw InfoVarb Bw IT‐FwInfoÜtrFu Bw S6‐Fw (Heer) Basis‐
qualifikation
lichst gering zu halten und darüber hinaus Laufbahnausbildung:IT‐AdminFw SK Abbildung 1:
eine umfassendere Qualifizierung zu er- Bisheriger
ZAW‐A:
möglichen, wurde die Neugestaltung der IT‐Grundlagen
IT‐System‐ Fachinformatiker/‐in Informatikkauf‐
Schaffung
Ausbildungsgang
beruflicher
Grafiken: Autoren
Elektroniker/‐In für Systemintegration mann/frau Voraussetzung
der IT-Feldwebel
Autoren Sonstiger verwertbarer
Kein verwertbarer Beruf IT verwertbarer Beruf
Beruf
Oberstlt i.G. Wilhelm Breimaier
ist Gruppenleiter im KdoITBw,
Abteilung Ausbildung, Gruppe Derzeit erfolgt die Ausbildung der IT-Fw Defizitanalyse
Cyber IT. Durch seine langjährige zielgerichtet für ein IT-System. Die dafür ge- und Neugestaltung
Expertise im Bereich der IT-Aus- forderte dienstpostenspezifische Qualifika-
tion ist Grundlage der Ausbildungssteue- Mit der Zusammenfassung der Lauf-
bildung hat er maßgeblich bei
rung. Die SOLL-Organisation der Bundes- bahnausbildung und der DP 1 wird zu-
der Entwicklung der fähigkeits-
wehr ist damit eine bestimmende forma- künftig vom „Basistraining IT-Fw“ ge-
bezogenen Ausbildung der IT-Fw le Rahmenbedingung für die dienstpos- sprochen. Dieses „Basistraining IT-Fw“
mitgewirkt. OLt Sebastian Funke tengerechte militärfachliche Individualaus- ersetzt dann die bisher aufeinander fol-
ist Sachbearbeiter im KdoITBw, bildung. Grundsätzlich sind die Dienstpos- genden Trainings IT-AdminFw SK (Lauf-
Ausb Cyber IT. Funke war von ten (DP) für IT-Fw als DP des allgemeinen bahnlehrgang militärfachlicher Teil) und
Beginn an mit der Konzeptionie- Fachdienstes ausgeplant, d.h. an eine zivi- die daran anschließenden einzelnen Trai-
rung, Planung und Ausgestaltung le Berufsausbildung gebunden. Die Ausbil- nings der DP 1 (IT-Fw-Informationsverar-
der neuen Ausbildung beauftragt dung beginnt je nach Einstellungsvoraus- beitung, IT-Fw Informationsübertragung
und hat diese maßgeblich mitge- setzung unterschiedlich. Sollte ein Bewer- Weitverkehr, IT-Fw Informationsübertra-
staltet. OLt Janin Bente ist Sach- ber bereits einen, für die Bundeswehr ver- gung Funk und S 6 Fw (siehe Abb. 1),
wertbaren, IT-Beruf erlernt haben, erfolgt einschließlich des militärfachlichen Teils
bearbeiterin im KdoITBw, Ausb
eine direkte Einsteuerung in die Laufbahn- der Feldwebelprüfung in der Laufbahn
Cyber IT, FZst BasisQ.
ausbildung. Hat der Bewerber bisher kei- der Feldwebel des allgemeinen Fach-
nen verwertbaren IT-Beruf erlernt, absol- dienstes (Abb. 2).
8IT-Repor t+ 2020
Mit dieser Neuordnung der Ausbildung der Zielvorstellung: Modulmatrix tige Ausbildung auf der Zeitschiene wer-
IT-Fw wird eine einheitliche, einsatzorien- den unterstützt. Bei einem Systemwech-
tierte und breite Basisausbildung der IT- An das „Basistraining“ der Feldwebel sel oder der Einführung neuer Systeme
Fw sichergestellt, die Grundlage für eine schließt die sogenannte „Modulmatrix“ können, ausgehend von den bereits er-
flexible, modulare weitere militärfachliche an. Sie ersetzt künftig das starre System folgten Ausbildungen, modular die noch
Ausbildung ist. Damit wird auch eine zeit- der IT-systemorientierten DP2-Ausbildung. fehlenden Qualifikationsanteile geschult
lich straffere Durchführung der Basisausbil- Die Zielvorstellung der Neugestaltung werden.
dung ermöglicht. Unverändert wird durch der Modulmatrix ist, dass der IT-Fw im Ausbildungsbeginn für das Basistraining
das Basistraining der fachliche Abholpunkt Zentrum steht, eine umfassende IT-fach- ist Juli 2020. Die Schule Informations-
für die heutige DP 2-Ausbildung erreicht. liche Basisausbildung absolviert hat und technik der Bundeswehr stellt derzeit
Dieser Ansatz wird von allen Organisati- an die aktuelle Bedarfssituation ange- die Ausbildungsbereitschaft her. Bereits
onsbereichen und insbesondere von dem passt, eine Dienstpostenqualifikation im zur Einführung erfolgt die Vermittlung
Bundesamt für das Personalmanagement Rahmen von mehreren, aufeinander lo- von Wissen kompetenzorientiert, so-
der Bundeswehr (im Speziellem die Berei- gisch aufbauenden, Modulen erwirbt. dass der Lernende im Fokus steht. Kom-
che Personalgewinnung und Ausbildungs- So ist es möglich, individuelle Fähigkei- petenzorientierte Ausbildung orientiert
steuerung) mitgetragen und ist durch den ten und Fertigkeiten des Einzelnen und sich insbesondere an den konkreten be-
Inspekteur Cyber und Informationsraum gleichzeitig wechselnde Einsatzforde- ruflichen und dienstlichen Handlungen
in seiner Verantwortung für die für die Di- rungen an die Ausbildung zu berück- im Alltag, auf dem Dienstposten oder
mension Cyber gebilligt. sichtigen. in einer bestimmten Funktion. Bereits in
Teamausbildung
ZAW‐F:
Heute Zukunft
Operativer Professional IT‐ProjLtroder IT‐Entw, Wirtschaftsinformatiker (HWK), Informationstechniker Berufliche IT‐System IT‐Fähigkeitsbezogen
Fortbildung
Teamausbildung
DSE? MobKommSys?
DP 2 Systemspezifisch DP 2 Systemspezifisch DP 2 Systemspezifisch Dienstposten‐
qualifikation
Basistraining Basis‐
qualifikation
HaFIS? LVN?
IT‐Grundlagen ZAW‐A:
Schaffung
IT‐System‐ Fachinformatiker/‐in Informatikkauf‐ beruflicher
Elektroniker/‐In für Systemintegration mann/frau Voraussetzung
….? Funk?
Sonstiger verwertbarer
Kein verwertbarer Beruf IT verwertbarer Beruf Ich bin gut ausgebildet Ich bin gut ausgebildet –
Beruf – als DSE‐Admin! wo werde ich aktuell gebraucht?
Abbildung 2: Abbildung 3:
Neuer Ausbildungsgang der IT-Fw Zielvorstellung:
mit Einführung des Basistrainings Mit einer modula- Der IT-Fw im Zentrum der Ausbildung liegt der
risierten weiterfüh- Schwerpunkt auf dem
renden militärfachli- selbstständigen Han-
chen Ausbildung ge- deln des Auszubilden-
Die Zukunftsorientierung dieser Neugestal- lingt es auch, die erworbene Qualifika- den. Dies führt zu einer handlungssiche-
tung basiert auf den Anknüpfungspunkten tion von Seiteneinsteigern oder System- ren und effektiven Aufgabenerfüllung in
zur Studie „Grundlagen für die Gestaltung wechslern gewinnbringend zu berück- zukünftigen Verwendungen.
einer zukunftsfähigen Cyber- und IT-Aus-, sichtigen. Zusammenfassend führt die schrittweise
Fort- und Weiterbildung im Geschäftsbe- Eine breitere Qualifikation von IT-Fach- Umstellung auf eine fähigkeitsbezoge-
reich BMVg“. Als Ergebnis dieser Studie personal in unterschiedlichen Bereichen ne, modulare Ausbildung der IT-Fw zur
wurde unter anderem Optimierungsbe- sowie eine bedarfsorientierte, stufenar- Steigerung der Leistungsfähigkeit, Fle-
darf im Bereich der mangelnden Flexibili- xibilität und Attraktivität
tät der Ausbildung, der Unterbrechung der in der bisherigen Aus-
Ausbildungszeit und mangelnde Anpas- bildungslandschaft der
sung identifiziert. Die Anknüpfungspunk- ITSys X Service Y BetrFü Bundeswehr.
te an den festgestellten Identifizierungsbe-
Fähigkeitsbezogene Modulmatrix
darf sind beispielsweise die Erhöhung der
operativ nutzbaren Zeit, Einführung und Er- Fähigkeit IT‐Fw
höhung der kompetenzorientierten Ausbil- Abbildung 4:
dung sowie die Entwicklung einer modula- Modularisierte System-
Basistraining
ren Clusterausbildung. Der Ansatz einer fä- ausbildung für IT-Fw
higkeitsbezogenen IT-Ausbildung mit dem
derzeitigen Schwerpunkt gerichtet auf die IT‐Beruf
Gruppe der IT-Fw ist somit zukunftsorien-
tiert und erfolgversprechend.
9IT-Repor t+ 2020
Führungswechsel an der Schule für
Informationstechnik der Bundeswehr
Nicole Herzog, Meik Rosenberger
Nach drei Jahren unter der Führung von Brigadegeneral Frank Schlösser wurde am Donnerstag,
den 23. Januar 2020, die Schule für Informationstechnik (ITSBw) der Bundeswehr mit einem
feierlichen Appell an Oberst Rainer Simon übergeben.
E in letztes Mal lässt der Kommandeur
Brigadegeneral Frank Schlösser sei-
ne ihm anvertrauten Frauen und
Männer antreten. Über 150 Gäste,
darunter auch ehemalige Angehörige der
ITSBw und Vertreter der Politik, wohnten
dieser feierlichen und bewegenden Zere-
macht hätte. Aber nun war klar, seine Zeit
als Kommandeur der Schule für Informati-
onstechnik der Bundeswehr endet heute.
Nun wird er einen knapp einjährigen Aus-
landseinsatz in Afghanistan antreten.
und vielfältig absolvierte Verwendungen
über alle Bereiche hinweg sind in der Vi-
ta des neuen Kommandeurs erkennbar.
Scheint, als seien al-le Voraussetzungen
gelegt um die anstehenden Aufgaben der
ITSBw mit Bravour zu meistern. Was als
Kommandeur auf ihn zukommt, nennt er
Große Herausforderungen
monie bei. Als die Begrüßung des Kom- „Große Herausforderungen“. Mit Recht!
mandeurs von etwa 650 Soldatinnen und Dem Protokoll folgend übernahm jetzt Ge- Über vier Standorte verteilt und mit fast
Soldaten laut über den Appellplatz schal- neralmajor Dr. Michael Färber, Komman- 150 Lehrgangstypen, die bis hin zu zwei-
lend erwidert wurde, schreitet Schlösser deur des Kommandos für Informations- jährigen Ausbildungen reichen, sind ak-
zum Rednerpult. Spürbar emotional reflek- technik der Bundeswehr, das Wort. Be- tuell und zukünftig einige Veränderun-
tierte er mit seiner letzten Rede zunächst vor dieser aber das Kommando übergab, gen im „Live-Betrieb“ zu bewältigen. Für
auf die bereits erreichten Ziele, im Beson- zeigte er deutlich auf, dass sowohl auf den die Zukunft an der Schule für Informati-
deren aber auf die die anstehenden Auf- neuen Schulkommandeur als auch auf die onstechnik der Bundeswehr wünscht sich
gaben und Veränderungen. Angehörigen der ITSBw in den kommen- der neue Kommandeur eine kontinuierli-
Schlösser leitete die Ausbildungseinrich- den Jahren sehr viel Arbeit zukommen wer- che und gute Zusammenarbeit auf allen
tung, die von vielen noch immer Fernmelde- de. Neben vielen anderen Aufgaben wurden Ebenen. „Seine Tür stehe immer und für
schule genannt wird, stets spürbar mit Herz. hier besonders der Umzug von Feldafing jeden offen!“
Sein Abschied von der Truppe fiel „frostig“ nach Pöcking, Um-
aus – aber nur beim Blick auf das Thermo- stellung der Ausbil-
meter, das auf dem weitläufigen Appellplatz dung von IT-Spezi- Appell zur Übergabe der
Minusgrade anzeigte. Die Soldaten waren in alisten und Admi- Schule Informationstechnik
Ehrenformation aufmarschiert, begleitend nistratoren als auch
der Bundeswehr
und mit gewohnter Professionalität spielte neu zu etablierende
das Gebirgsmusikkorps aus Garmisch-Par- Lehrgänge genannt.
tenkirchen. „Der Abschied fällt mir nicht
leicht. Ich verlasse auch eine Region, die für Der Wechsel
Jahre meine Heimat war. Das geht an Kom-
mandeur und Mensch nicht spurlos vorü- Oberst Rainer Simon hielt
ber“, sagte Schlösser, der gern weiterge- sich als nachfolgender Kom-
mandeur während der Ver-
abschiedungszeremonie wie
Autoren
vom Protokoll gefordert im
Feldwebel Nicole Herzog ist Hintergrund, bis ihm dann
Medienbproduktionsfeldwebel die offizielle Führung der
Foto: Bundeswehr/Monika Monden
an der Schule für Informations- ITSBw durch den Komman-
technik der Bundeswehr (ITSBw). deur KdoITBw übertragen
Hauptmann Meik Rosenberger ist wurde. Dann der erste Befehl
Presseoffizier der ITSBw, Personal- des 54-Jährigen: „IT-Schule
hört auf mein Kommando!“
vertreter und im erweiterten Vor-
Ab jetzt sind die vielen Frau-
stand Örtlicher Personalrat ITSBw. en und Männer der ITSBw
ihm unterstellt. Einsätze
10IT-Repor t+ 2020
Masterstudium Cyber-Sicherheit
Ein Niederländer bei der Bundeswehr
Martina Pump
Eine deutsch-niederländische Kooperation existiert schon seit einigen Jahren und wird nun im
Bereich Ausbildung weiter intensiviert. Im September des Jahres 2019 hat sich der niederländische
Offizier Sander Wieriks auf Einladung des Kommandos Cyber- und Informationsraum (KdoCIR)
an der Universität der Bundeswehr in München eingeschrieben. Er ist als erster ausländischer
Kursteilnehmer für den Masterstudiengang Cyber-Security eingeplant.
I nmitten der anderen Studierenden auf
dem Campus fällt er sofort auf, nicht
nur, weil er die meisten mit seinen 1,93
Metern Körpergröße überragt. Zudem
trägt er einen Feldanzug der Niederländi-
schen Streitkräfte. Kapitein Sander Wie-
riks ist gerade auf dem Weg zur Biblio-
thek, um einige Mathematikbücher zur
Nachbereitung der Vorlesungen auszu-
leihen. Im Moment heißt es für ihn nur
Top-Thema Cyber-Sicherheit
Er muss fit sein in den mathematischen
Methoden, um die Konzepte, die et-
wa hinter Kryptologie oder Datenana-
lyse stehen, zu verstehen. „Mathema-
tik ist die Sprache des Computers. Wenn
man im Bereich Cyber-Sicherheit arbei-
tet, muss man wissen, wie ein Computer
funktioniert, wie Verbindungen herge-
stellt werden. Wenn man nicht weiß, wie
Das Pensum ist nur mit
eigenständiger Vor- und Nach-
bereitung zu schaffen
ein System aussehen soll, erkennt man
seine Schwächen nicht“, erläutert Wie-
riks. Er fügt hinzu: „Ähnlich wie ein Me-
diziner, der den Körper und seine Funkti-
onen kennen muss, um seinen Patienten
heilen zu können.“
Bündelung der Kräfte
Fotos: Bundeswehr/Martina Pump
in der Cyber-Abwehr
Dass Wieriks an der Bundeswehr-Uni-
versität studiert, hat er der verstärkten
Zusammenarbeit zwischen den deut-
schen und niederländischen Streitkräf-
ten im Cyber- und Informationsraum
zu verdanken. Beide Nationen steuern
nun auch im akademischen Kontext ei-
Mathe, Mathe und nochmals Mathe. „Es nen vermehrten Austausch an, um in der
ist jetzt 16 Jahre her, dass ich mein Ab- Zusammenarbeit im Bereich der Cyber-
Autor
itur gemacht habe. Das Lerntempo hier Abwehr eine gemeinsame Sprache zu
Martina Pump ist Redakteurin ist sehr intensiv, daran muss ich mich erst sprechen und auf gemeinsame Metho-
und Fotografin im PIZ CIR. wieder gewöhnen, aber es geht schon“, den zurückgreifen zu können. Daher hat
sagt Wieriks mit einem Lächeln. das Kommando CIR das Defence Cyber
11IT-Repor t+ 2020
Command (DCC) der Niederländischen
Armee eingeladen, einen Soldaten zum
Masterstudium Cyber-Sicherheit nach
München zu schicken. Und der 34-jähri-
ge Wieriks wurde ausgewählt.
Faszination für Technik
und Sport
Neben einem guten Verständnis für
Technik und Mathematik waren sehr gu-
te Deutschkenntnisse Voraussetzung für
seine Nominierung, da das Studienpro-
gramm größtenteils auf
Deutsch abläuft. Wie-
riks, der als Jugend-
licher fünf Jahre in Um analoge Bücher kommt
Deutschland lebte und man selbst im Studiengang
sein Abitur in Indonesi- Cyber-Security nicht herum
en absolvierte, kam mit
17 Jahren zurück in die
Niederlande. Dort stand für ihn zunächst
Rugby an vorderster Stelle, er spielte so-
gar in der ersten Liga. Aber Wieriks such- Netzwerke für die Zukunft Optimale Betreuung
te nach einer Möglichkeit, seine Leiden-
schaft für Technik und Sport verbinden Neben seinem fachlichen Interesse ist Wieriks ist einer von 156 Soldaten, der
zu können. Er fand sie beim Militär: 2008 das Thema internationale Zusammen- für den Bachelor Informatik – die Voraus-
begann er eine Offiziers-Ausbildung an arbeit seine Motivation für das Studium setzung, um den Master Cyber-Sicher-
der königlichen Militärakademie in Bre- in Deutschland. „Hier kann ich ein gutes heit anzuschließen – eingeschrieben ist.
da. Danach absolvierte er eine Fachaus- Netzwerk aufbauen mit Offizieren, die Im September 2020 werden die ersten 20
bildung als Fernmeldeoffizier. Sein Job auch im CIR arbeiten werden.“ Ein gu- Studierenden den Studiengang Cyber-Si-
führte ihn immer wieder auch an Ein- tes Fundament, um nach dem Studium cherheit, der im Wintersemester 2018
satzorte der niederländischen Armee im die bilaterale Zusammenarbeit zwischen ins Leben gerufen wurde, beenden. Der
Ausland, wo er für den Aufbau von Netz- Deutschland und den Niederlanden wei- Niederländer plant, seinen Abschluss in
werken zuständig war. terzuführen. vier Jahren in der Tasche zu haben. Er
schwärmt von der intensiven Betreuung:
„Im Schnitt betreut hier ein Professor nur
18 Studierende.“
Der Zugang zu den Computer-
hörsälen im Rechenzentrum ist
über Transponder geregelt
50 bis 60 Stunden pro Woche
für das Studium
Der 34-Jährige ist mit seiner Frau und
seinen beiden Töchtern, von denen die
Jüngste gerade zehn Monate alt ist, im
Sommer nach München gezogen. Als
Vater und Ehemann steht er vor der He-
rausforderung, sein Leben so zu organi-
sieren, dass sowohl Studium als auch Fa-
milie darin Platz finden. Deswegen ge-
hört er zu den wenigen, die nicht auf
dem Campus wohnen und schlafen.
„Ab 8 Uhr bin ich an der Uni und dann
lerne ich noch einmal abends von 20 bis
1222 Uhr, wenn die Kinder schlafen. So komme ich auf 50
bis 60 Stunden pro Woche Arbeitsaufwand für das Studi-
um“, erzählt Wieriks.
Das Internet kennt keine
nationalen Grenzen
So ganz ohne Vorkenntnisse aus dem Bereich Cyber-Securi-
ty hat Wieriks sein Studium allerdings nicht begonnen. Seit
INTEROPERABLE
2017 arbeitete er im niederländischen Defence Cyber Com-
mand im Bereich Cyber Threat Intelligence. Dort analysierte
er Cyber-Angriffe auf die Systeme der niederländischen Ar-
EINSATZERPROBTE
mee. Er weiß also, wie bedeutsam das Thema Cyber-Sicher-
heit für das Funktionieren von Institutionen und Infrastruk-
tur ist. Und Internet und Cyber-Raum unterscheiden sich in
C4I
einer Hinsicht völlig von der „analogen“ Welt. „Im Internet
gibt es keine nationalen Grenzen“, sagt Wieriks. „Deshalb ist
es wichtig, die Grenzen in der internationalen Zusammenar-
beit abzubauen.“
Master-Studiengang Cyber-Sicherheit
an der Universität der Bundeswehr München
Absolventinnen und Absolventen des Master-Studiengangs
Cyber-Sicherheit sind vielseitig in allen Bereichen von Bun-
deswehr, Behörden, Wirtschaft und Gesellschaft einsetzbar,
die in besonderem Maße auf die Vertraulichkeit, Integrität
und Verfügbarkeit der eingesetzten IT-Dienste und verarbei-
teten Daten angewiesen sind. In der Praxis werden sie sich
mit der Konzeption, Planung, Realisierung, Überprüfung,
Modifikation und Wartung von informationsübertragenden
und -verarbeitenden Systemen mit einem Fokus auf die cha-
SOFTWARE
rakteristischen Sicherheitsaspekte in jeder Lebenszykluspha-
se der IT-Systeme befassen.
Dabei kann es sich um Waffeneinsatz-Systeme und Füh-
rungsinformationssysteme der Bundeswehr handeln, um
multimediale Kommunikationssysteme in Unternehmen, in
Staaten oder rund um den Globus, oder um Steuerungs-
STATIONÄR
systeme für Maschinen, Industrieanlagen, Verkehr oder die
Vermittlung von Telefongesprächen. Auch in den kleinen
Dimensionen breiten sich Einsatzgebiete für Cyber-Sicher-
VERLEGEFÄHIG
heit rapide aus: Smartphones, Smartwatches, Mobile Com-
puting sowie medizinische Körpersonden und andere eHe-
alth-Anwendungen weisen einen hohen Schutzbedarf auf.
MOBIL
Konkrete Berufstätigkeiten sind:
• Entwicklung sicherer Systeme und Anwendungen zur Da-
tenverarbeitung und deren Betrieb,
SEEGEHEND
• Einführung und Erneuerung von IT-Infrastrukturen in Um-
gebungen mit erhöhtem Schutzbedarf,
• Analyse und Verbesserung bestehender IT-Infrastruktu-
ren unter IT-Sicherheitsaspekten,
• Angriffsprävention, Einsatz von Detektionsmechanismen
und Reaktion auf Sicherheitsvorfälle, www.systematic.com/lagedienst
• Tätigkeiten in verschiedenen Ausbildungsinstitutionen,
einschließlich Lehre und Forschung.
Absolventinnen und Absolventen des Master-Studiengangs
werden verstärkt im akademischen Bereich und in leiten-
den Funktionen in IT-Abteilungen eingesetzt.
Quelle: UniBw München,
Fakultät für Informatik
13IT-Repor t+ 2020
Hat der Westen die Fähigkeiten
der Streitkräfte der Opponenten
unterschätzt?
Interview mit Dr. Marcello Mariucci,
Geschäftsführer der ELETTRONICA GmbH
Der IT-Report hat kurz vor der Corona-Krise den Geschäftsführer
der ELETTRONICA GmbH über Technologien und Weiterentwick-
lungen im Bereich der Elektronischen Kampfführung (EloKa)
– unter anderem Radar, Störmaßnahmen und Aufklärung mittels
Foto: ELETTRONICA
Sensoren – interviewt. Kerngeschäft der ELETTRONICA, ein
Unternehmen mit 70jähriger Erfahrung und seit 40 Jahren mit
deutscher Niederlassung in Meckenheim bei Bonn.
IT-Report: Welche Bedeutung hat der Elek- le von stetigen Kompetenzerweiterungen. se besitze, sind nun dank der konzentrier-
tronische Kampf für moderne Kriegsfüh- Meine Erkenntnis ist, dass man in den letz- ten russischen Modernisierung überwun-
rung und Verteidigung? ten Jahren und Jahrzehnten, geprägt von den und zwingen uns zur Weiterführung
Mariucci: Es ist eine deutlich wachsende den Erfordernissen der „Out-of-Area“- Ein- der Counter-Counter-Strategie.
und lange unterschätzte Kompetenz im sätze, eine andere Prioritätenlage für den
Kontext des „Non-kinetic Warfare“. Bereits Einsatz und die Verwendung unserer Geld- IT-Report: Würden Sie die russischen Fähig-
während der jüngsten Ukraine-Krise und mittel gewählt hatte, während Russland keiten also als First Class bezeichnen?
nicht zuletzt bei den NATO-Manövern hat sich darauf konzentrierte, eigene Möglich- Mariucci: First Class bedeutet nicht, dass sie
man erkannt, dass Electronic Warfare ein keiten der EloKa-Fähigkeiten technologisch allein auf diesem Niveau sind. Aber Russland
ganz wichtiger Bestandteil der modernen und strategisch weiterzuentwickeln. Man ist sicherlich im First Class Waggon, in dem
Kriegsführung ist. Auch musste man fest- hat das russische Entwicklungspotential nur sehr wenige weitere Nationen sitzen.
stellen, dass die „Friedensdividende“ nicht und den Willen, die Führung und Überle-
ohne Auswirkungen blieb und sich andere genheit in diesem Gebiet zu übernehmen, IT-Report: Befindet sich die Bundeswehr
Staaten in dieser Periode entsprechend wei- wie so oft unterschätzt. ebenfalls im First Class Waggon?
terentwickelt haben. Eine Verteidigungs- Man muss in dieser Betrachtung unbedingt Mariucci: Die Frage ist emotionslos nur
und Einsatzbereitschaft wird sich nur dann erwägen, dass neben den Konfliktherden schwer zu beantworten, weil es nicht nur da-
wieder aufholen lassen, wenn wir diese mit Einbindung von Deutschland, der EU rum geht, was man auf dem Papier aufwei-
„überraschenden“ Erkenntnisse in den Fo- und der NATO das Gesamtgebilde der Be- sen kann oder gegebenenfalls in der Tech-
kus unserer Kompetenzerweiterung in der drohung einem totalen Paradigmenwech- nologiebewertung führt, sondern was man
NATO, EU und in Deutschland aufnehmen. sel unterzogen wurde. Wer hatte schon in in der Truppe bzw. in der Beschaffung hat.
der EU vor zehn Jahren über Cyberbedro- Habe ich die Fähigkeiten so breit in der Trup-
IT-Report: Haben die Russen nach dem En- hungen als ein Teil der „non-Kinetic-Bedro- pe, dass ich im Ernstfall schnell auch wirklich
de des Kalten Krieges also die EloKa weiter- hung“ und hybriden Kriegsführung nach- solche Maßnahmen und Wirkungen erzie-
entwickelt, während Europa im Zuge des gedacht, außer eventuell weniger speziali- len kann? Das wage ich aktuell zu bezweifeln
neuen Friedens andere Prioritäten setzte? sierter Forschungszentren? und Beispiele ließen sich da konkret für jede
Mariucci: Nun, die EloKa ist und war schon Russland hat seine EloKa sehr gezielt weiter- Teilstreitkraft nennen. Die aktuellen Zeitzyk-
immer ein Wettlauf der Technologien, Fä- entwickelt. Alle Schwachstellen von denen len der Entwicklung und Beschaffung sind
higkeiten und Anwendungen – eine Spira- die Experten meinten, dass Russland die- im Kontext der EloKa einfach zu lang.
14IT-Repor t+ 2020
IT-Report: Muss die Bundeswehr beim einen Kunden im globalen Markt. Das Ziel- soren in gepanzerten Fahrzeugen sowie in
Electronic Warfare aufholen? land, mit guten Beziehungen in den Wes- schnell verlastbaren, abgeschirmten Con-
Mariucci: Das Kommando CIR hat durch- ten, war in einen der kritischen Konflikther- tainern oder Kabinen. Hier sind wir seit Jah-
aus erkannt, dass der Elektronische Kampf de verwickelt. Da der Auftrag mit der Aus- ren ein gut akzeptierter Partner, Systeminte-
aus den Investitionen der letzten Jahre fast rüstung der vertraglich beauftragten Platt- grator und Lieferant der Bundeswehr.
verschwunden ist. Hierfür gibt es mehre- form verbunden war, unterlag er der deut- Zweitens, die Entwicklung von Systemen
re Gründe. schen Ausfuhrgenehmigung und nicht den für den Test und die Validierung von Radar
Zum einen handelt es sich um ein sehr kom- Vorgaben aus Italien. Wenn sich die deut- und EloKa-Sensoren. Hier nutzen wir unse-
pliziertes Segment. Dies bedeutet, man sche Politik dazu entscheidet, nicht an an re Expertise, um Herstellerunabhängig die
muss speziell geschultes Personal und er- einem Konflikt beteiligtes Land zu liefern, Eigenschaften und Techniken von Sensoren
fahrene Operateure haben, diese sind sehr die italienische Politik hingegen liefern wür- und integrierten Plattformen im gesamten
rar. Durch die Rotationen innerhalb der Bun- de, dann gibt es für ein Unteenehmen ein e Lebenszyklus zu testen und zu validieren.
deswehr ist dieses Personal zudem schwie- unüberwindbare Diskrepanz – sogar in der Daraus ergeben sich Szenarien und Model-
rig zu halten, weshalb der know-How Auf- europäischen Allianz. Als deutsches Un-
bau und Erhalt für die Bundeswehr nicht
einfach sind. Diese Fähigkeiten sind nicht Das russische Eletcronic
nur bei den Streitkräften gesucht, sondern EloKa-System Krasukha-4
auch in der wehrtechnischen Industrie. beim Army Forum 2019
Zum zweiten gab es in den Doktrinen ggf.
die Ansicht, dass für die Landes- und Bünd-
nisverteidigung Deutschlands der dem Elek-
tronischen Kampf nicht unbedingt als das
Wirkungsmittel Nummer 1 auch vor Ort be-
nötigt würde. Auch dies ist ein Grund für
den Rückgang des Stellenwertes, der den
Elektronischen Kampf in der jüngsten Ver-
gangenheit beigemessen wurde.
Aktuell erkenne ich allerdings, dass im CIR
Foto: Vitaly V. Kuzmin / http://vitalykuzmin.net
das Interesse eigene Kapazitäten im EK-Be-
reich zu entwickeln, priorisiert wird. Hier
bietet die Industrie, und so auch wir, na-
türlich unsere Dienstleistungen an, um die-
se Fähigkeiten schnell und kompetent auf-
und auszubauen.
IT-Report: Die Bundeswehr kann also von
der Größe Ihres Unternehmens profitieren?
Mariucci: In der Sicherheits- und Wehr-
technik sind 800 bis 1.000 Mitarbeiter, wie
wir als ELETTRONICA aufgestellt sind, nicht
sehr viel. Da der Verteidigungshaushalt eine
schwankende Größe ist und stark von der ternehmen halten wir uns an die nationa- le, die wir zu Schulungszwecken verwen-
aktuellen Politik abhängt, muss ein Unter- len Gegebenheiten. Die ausländische Ge- den, aufbereiten und anbieten können. Ein
nehmen eine gewisse Substanz haben, um sellschafterin kann nichts forcieren, auch Beispiel hierfür ist der EK-Simulator, der En-
schwierige Phasen auch durchleben zu kön- wenn dadurch ihr eigenes Geschäft gefähr- de 2018 an die WTD71 in Surendorf ausge-
nen. Deshalb muss ich mich einerseits auf det ist. Ich halte das Gerät seit über einem liefert wurde. Unser Auftrag bestand dar-
ein, bzw. auf das wahrscheinlichste Portfo- Jahr auf Halde ohne es über die Alpen zu in, für die Test- und Ausbildungseinrichtung
lio konzentrieren und andererseits selbst- meinem Kunden zu bewegen. für den Elektronischen Kampf der Marine
ständig, oder besser, unabhängig sein. (EK-Range See) einen 20-Fuß-Container
Es war für ELETTRONICA daher wichtig ei- IT-Report: In welche Märkte stieß das deut- abzuschirmen und mit Signalsimulations-
ne eigenständige deutsche Unternehmung sche Unternehmen ELETTRONICA? und -analysefähigkeiten auszustatten, mit
zu gründen, die mehr war als eine verlänger- Mariucci: Wir haben es in den vergange- dem Ziel, die Radar- und EK-Sensorik der
te Werkbank eines italienischen Know-how nen Jahren geschafft, hier in Meckenheim Schiffe zu kalibrieren, testen und zu vali-
Lieferanten. Diesen Umbau habe ich in den eine eigene Identität aufzubauen. Wir sind dieren, wie auch die Ausbildung der Ope-
letzten fünf Jahren vorangebracht. Als deut- keine verlängerte Werkbank und wir bau- rateure zeitgerecht zu unterstützen. Ein
sches Unternehmen halten wir uns strikt an en auch keine Sensoren. Wir sind also weiteres Beispiel ist unsere Beteiligung am
die deutsche Ausfuhrgenehmigung. nicht im Wettbewerb mit der italienischen NATO JEWCS Programm, bei dem wir mit
Die Wichtigkeit und Tragweite dieser letz- ELETTRONICA SpA. der Entwicklung und Lieferung der mari-
ten Aussage kann ich an einigen Beispielen Wir konzentrieren uns in der Wehrtechnik timen und landbasierten Einheiten beauf-
benennen. Wir hatten den Auftrag unserer auf drei Bereiche: tragt wurden.
Muttergesellschaft zur Unterstützung bei Erstens, die Plattform- und Sensorherstel- Die dritte Säule ist die elektromechanische
der Auslieferung eines EloGM-Systems an ler-unabhängige Integration von EloKa-Sen- Fertigung. Wir bieten uns als EN9100-zerti-
15Sie können auch lesen
