C 3428 Zeitschrift der GEW Hamburg Juli-August 7-8/2018

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C 3428 Zeitschrift der GEW Hamburg Juli-August 7-8/2018
C 3428

Zeitschrift der GEW Hamburg
Juli-August 7-8/2018
C 3428 Zeitschrift der GEW Hamburg Juli-August 7-8/2018
C 3428 Zeitschrift der GEW Hamburg Juli-August 7-8/2018
weisung‘ zu einer Protestkundge-
                                                                                bung am 24. Mai um 17.00 Uhr
                                                                                auf dem Vorplatz der U-Bahn-Hal-
                                                                                testelle Mundsburg aufgerufen.
                                                                                Gut 200 Kolleginnen und Kollegen
hlz-Notiz 

                                                                                haben sich beteiligt und ihren Un-
                                                                                mut deutlich gemacht.
                                                                                   Wir haben die Kolleginnen und
                                                                                Kollegen bei der Kundgebung auf-
                                                                                gerufen, bei ihren Leitungen in
                                                                                der Schule deutlich zu machen,
                                                                                dass so die Arbeit leidet! Wir ha-
                                                                                ben sie aufgefordert, den Protest
                                                                                nicht aufzugeben!
                                                                                   Als eine Bestätigung der sehr
                                                                                guten Personalratsarbeit der GEW
    Gut fünfhundert Kolleginnen              Auch die Bundesländer rund         werten wir das Ergebnis der ak-
 und Kollegen haben am 23. Mai            um Hamburg haben mittlerweile         tuellen Wahlen zum Gesamtper-
 bei bestem Wetter auf dem Rat-           die Besoldung / Eingruppierung        sonalrat der Hamburger Schulen.
 hausmarkt Hamburg für JA13 pro-          für Grund‐ und Mittelstufenlehr-      Bei den Beamten ist die GEW mit
 testiert. Damit haben wir unser          kräfte auf A13Z/E13 angehoben         79,6 Prozent aller Stimmen erneut
 Ziel untermauert, eine Besoldung         oder treffen dazu unmittelbare        die stärkste Fraktion. Auch bei den
 bzw. Eingruppierung nach A13Z            Vorbereitungen. Deshalb würde         Angestellten erhielt sie wie bei
 bzw. E13 für alle Grund‐ und Mit-        es auch für Hamburg Zeit!             der letzten Wahl die Mehrheit der
 telstufenlehrkräfte in Hamburg              Wie vor Kurzem bekannt wur-        Stimmen (57,6 Prozent) und konn-
 möglichst schnell zu erreichen.          de, will die Schulbehörde zum         te dabei sogar zehn Prozentpunk-
    Wir hatten Senator Rabe schon         kommenden Schuljahr per Dienst-       te zulegen – für uns ein Ausdruck
 im Herbst 2016 gut 1500 Unter-           anweisung die von der GEW             des Vertrauens in die Arbeit der
 schriften übergeben und haben            scharf kritisierte neue Dienstzeit-   GEW im Gesamtpersonalrat unter
 jetzt zusätzliche 1700 gesammelt         regelung für den Einsatz des soge-    dem Vorsitz von Roland Kasprzak.
 – damit dürften alle in Hamburg          nannten pädagogischen und the-           Die vielen Hundert Personal-
 Betroffenen unsere Forderung             rapeutischen Fachpersonals (PTF)      ratsmitglieder der GEW an den
 unterstützen.                            umsetzen. Den über 2000 Ergo-         Schulen stehen ihren Kolleg_in-
    Seit dem 13. Februar liegt uns        und Physiotherapeut_innen, Er-        nen in personalrechtlichen Fragen
 ein Rechtsgutachten von Prof.            zieher_innen, Sozialpädagog_in-       mit der Schulleitung kompetent
 Brinktrine aus Würzburg vor, das         nen, Heilerziehungspfleger_innen      und solidarisch zur Seite, das wis-
 eindeutig besagt, dass die Besol-        und Sozialpädagogische Assis-         sen die Kolleg_innen zu schätzen.
 dungspraxis mit der schlechteren         tent_innen an Hamburger Schu-         Hier macht sich die jahrelange
 Bezahlung von Grund‐ und Mit-            len wird damit eine vereinheit-       gewerkschaftliche Erfahrung der
 telstufenlehrkräften in Hamburg          lichte Aufteilung der Arbeitszeit     GEW bezahlt. Die GEW-Hamburg
 verfassungswidrig ist.                   verordnet, ohne Rücksicht auf die     bedankt sich bei allen, die zu die-
    Darüber haben wir auch schon
 im Vorwege die BSB informiert            Anja Bensinger-Stolze, Fredrik Dehnerdt,
 und zu Verhandlungen und Ge-
 sprächen aufgefordert. Nach der
                                          Sven Quiring
 Demo am 23. Mai vor dem Rat-
 haus wurde uns aus der BSB Ge-           JA13 für alle!
 sprächsbereitschaft signalisiert.        unterschiedlichen Anforderungen       sem tollen Ergebnis beigetragen
 Auch wenn die Vorbereitungen             der einzelnen Berufe und Einsatz-     haben, vor allem bei den vielen
 für den Klageweg laufen, bevor-          bereiche. Eine Ergotherapeutin        Personalratsmitgliedern, die als
 zugen wir natürlich eine politische      mit festen Behandlungsterminen        Gewerkschafter_innen das Ver-
 Lösung, denn unsere Forderung            wird danach genauso behandelt         trauen ihrer Kolleg_innen erwor-
 nach A13Z/E13 für alle beamteten         wie eine Sozialpädagogin im schu-     ben haben. Wir betrachten das
 und angestellten Grund‐ und Mit-         lischen Beratungsdienst.              Ergebnis auch als Auftrag, in un-
 telstufenlehrkräfte und damit die           Um den Unmut der betroffenen       serem Einsatz nicht nachzulassen.
 Forderung nach gleichem Lohn             Kolleginnen und Kollegen deutlich        Wir wünschen euch allen einen
 für gleichwertige Arbeit ist nichts      zu machen, hatte die GEW unter        erholsamen Sommer!
 weiter als berechtigt und gerecht.       dem Motto ‚Stoppt die Dienstan-

 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2018                                                                       3
C 3428 Zeitschrift der GEW Hamburg Juli-August 7-8/2018
GEW

                                                Foto: hlz
                                                            JA13
                                                            Randale auf dem Rathausmark —————————      8
                                                            Wie viel gibt’s nun wirklich mehr? —————— 12
                                                            TVöD

                                                            Zuverdienst ———————————————————————— 14
                                                            Service

                                                            Offene Liste im Erfolgsrausch —————————— 15
                                                            Kita 1

JA13                                     Seite 8
                                                            Interview mit den Vorsitzenden ————————— 16
                                                            GPR
Wütenden Protest gegen ungleiche Bezahlung
zeigten die Kolleg_innen eindrucksvoll vor dem
Rathaus. Wann endlich geht der Senat auf die
                                                                                         ——————————— 22
                                                            Kita 2
Forderung nach gleicher Bezahlung für alle Leh-             Bildung statt Bildungspläne —
rer_innen ein?!

                                                            50 Jahre 68er ——————————————————————— 52
                                                            Vorankündigung
Kita                                    Seite 12
Nun kann jede und jeder mit Hilfe differenzierter
                                                            Zur „Gleichschaltung“ 1933 ——————————— 58
Tabellen ablesen, wie viel er oder sie aufgrund des         Verbandsgeschichte
jüngsten TVöD Abschlusses mehr in der Tasche
haben wird.

Säkularismus                            Seite 20
Eine Migrantin aus Algerien wundert sich über die
Toleranz der Deutschen in Hinblick auf das Tragen
religiöser Symbole in der Öffentlichkeit.

PTF                                     Seite 10
‚Achtet auf unserer Fachlichkeit‘ war eine Maßga-
be, die die Kolleg_innen vom pädadagogisch-the-
rapeutischem Fachpersonal (PTF) der Behörde für
die Ausarbeitung einer Dienstzeitregelung (DV)
mit auf den Weg gegeben hatten. Nun wurde doch              Magazin
alles über einen Kamm geschoren. Die Kolleg_in-
nen fühlen sich brüskiert.                                  Säkularismus
                                                            Wo bleibt das Neutralitätsgebot? ————————20
                                                            Die Spur des großen Geldes ———————————— 34
                                                            Lesespaß

                                                            Rambazotti in der Politik —————————————— 42
                                                            Italien

                                                            Eine Replik ————————————————————————— 45
                                                            Protektionismus

                                                            EinDollarBrille —————————————————————— 49
                                                            Spende
                                                Foto: hlz

                                                            Udo Lohse ————————————————————————— 54
                                                            Nazibiographien (34)

 4                                                                       hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2018
C 3428 Zeitschrift der GEW Hamburg Juli-August 7-8/2018
Schwerpunkt

                                                                                                     © Roland v. Selzam
„Schulfrieden“? ————————————————————         26

                                                  Schulfrieden                           Seite 26
                                                  SPD und Grüne wollen den „Schulfrieden“ in Sa-
                                                  chen 2-Säulen-Modell aufrechterhalten. Zumin-
Bildungspolitik                                   dest die Grünen haben damit ihre Position eines
                                                  längeren gemeinsamen Lernens zugunsten einer
                                                  machtkompatiblen Lösung geopfert.
PTF
Lautstarker Protest ———————————————————  10
                                                  Italien                                Seite 42
AfD moniert Parteilichkeit ————————————— 33
Vorwurf
                                                  Auf den ersten Blick etwas ‚crazy‘, was da läuft.
                                                  Auf den zweiten lassen sich schon Verbindungen
                                                  zur deutschen Politik in Sachen Lohndumping und
                            ———————————— 40
Pädagogik
                                                  Schuldenbremse ziehen.
Falsche Perspektive ——————

Weltsozialforum ————————————————————— 50
Internationales
                                                  Nazi-Biografien                        Seite 54
                                                  Wir nehmen die Serie wieder auf, die zeitweilig
                                                  von der Traeger-Debatte verdrängt worden war.

                                                  Lesespaß                               Seite 34
                                                  Wir hoffen, dass wir für euch die richtige Feri-
                                                  enlektüre herausgesucht haben. Wir würden uns
                                                  freuen, wenn ihr uns ein Foto von eurem Urlaubs-
                                                  ort schickt, auf dem man sehen kann, wie ihr nicht
                                                  nur den Wein und das Essen, sondern auch die hlz
Rubriken                                          goutiert.

hlz-Notiz
——————————————————————————————————  3
Leser_innenbriefe/Nachrichten
——————————————————————————————————  6
—————————————————————————————————— 48
gb@-Seminare

—————————————————————————————————— 61
Rätsel

—————————————————————————————————— 62
GEW-Termine

—————————————————————————————————— 62
Impressum

—————————————————————————————————— 63
Aus der Fankurve...

hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2018                                                       5
C 3428 Zeitschrift der GEW Hamburg Juli-August 7-8/2018
Leser_innenbriefe an: hlz@gew-hamburg.de
Leser_innenbriefe/Nachrichten c
                                                                                 (wir belassen ggf. alte Schreibung)
                                                                                Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor

                                                      Echo                                 nen Ende letzten Jahres mit der     benachteiligten sozialen Lagen.
                                                                                           Volksinitiative „Gute Inklusion“    Entscheidend für die ungleiche
                                                      hlz 5-6/2018, S. 44                  auf einen Kompromiss geeinigt       Verteilung der Schüler_innen
                                                         Lieber Joachim, liebe Redak-      haben, erfolgt jetzt die Umset-     seien die sehr unterschiedlichen
                                                      tion,                                zung der Vereinbarung. Der          Wohn- und Lebensverhältnisse
                                                         als Nicht-GEW-Mitglied und        wichtigste Punkt: Die Stadt wird    sowie die sozialen Milieus in den
                                                      Nicht-Lehrer bin ich dennoch         bis 2023 rund 300 zusätzliche       Vierteln.
                                                      und immernoch bestimmt einer         Lehrer_innenstellen, rund 120
                                                      der treuesten Leser der HLZ!         zusätzliche ab 1. August, für die
                                                         Das liegt nicht zuletzt auch an   Inklusion an Schulen schaffen.      geht doch
                                                      deinen Artikeln in dieser klei-      Rund 25 Millionen Euro werden         Wer Leistungssport betreibt
                                                      nen, engagierten Zeitung. Gera-      am Ende jährlich für die bessere    und einem Bundeskader ange-
                                                      de habe ich deinen Artikel über      Förderung investiert.               hört, kann jetzt auch in Hamburg
                                                      die Echo-Preisverleihung an                                              das Abitur planmäßig erst nach
                                                      Kollegah und Co. gelesen und                                             14 Schuljahren ablegen – statt
                                                      war (wieder) sehr begeistert,        unfassbar                           G8 oder G9 also „G10“. Die Stu-
                                                      wie du knapp, aber ausführlich          Deutschland wird als 75. Land    dienstufe wird dabei von zwei
                                                      genug hier den Gegenstand und        die Erklärung zum Schutz von        auf drei Jahre verlängert, die
                                                      die (gesellschaftlichen) Umstän-     Schulen in bewaffneten Konflik-     Zahl der Wochenstunden in den
                                                      de von vielen Seiten beleuchtest     ten, die sogenannte Safe Schools    ersten beiden Jahren von 34 auf
                                                      und die, aus meiner Sicht, rich-     Declaration, unterzeichnen. Da-     22, im letzten auf 24 verringert.
                                                      tigen Schlüsse ziehst. Vielen        mit bekräftigen Staaten die Ein-    Die Gesamtzahl der Stunden
                                                      Dank dafür!...                       haltung des humanitären Völker-     bleibt gleich.
                                                         Jeden Tag gibt es unendlich       rechts sowie menschenrechtli-
                                                      viele Nachrichten und Ereignis-      cher Verpflichtungen unter allen
                                                      se, die ein interessierter Geist                                         unappetitlich
      hlz · Rothenbaumchaussee 15 · 20148 Hamburg
               hlz@gew-hamburg.de · Tel. 4 50 46 58

                                                                                           Umständen und jegliche militä-
                                                      aufnehmen, einordnen und be-         rische Nutzung von Schulen und         In der AfD ist die Annahme,
                                                      werten muss. Dabei ist es unum-      Universitäten zu unterlassen.       dass ihre Positionen nicht wert-
                                                      gänglich, dass ein gesellschaftli-                                       frei und gleichberechtigt in den
                                                      cher Diskurs geführt wird, dass                                          öffentlich-rechtlichen Medien
                                                      kommuniziert wird, damit die         sozial                              und staatlichen Bildungseinrich-
                                                      Einzelnen sich auseinanderset-          In einer gemeinsamen Initiati-   tungen verhandelt werden, ein
                                                      zen und vergewissern können,         ve fordern Hamburg und Berlin       Grundkonsens. Zum Selbstver-
                                                      dass – ja, dass sie nicht allein     den Bund auf, sich stärker für      ständnis der Mitglieder und An-
                                                      dastehen mit ihrer Haltung für       Schulen in sozial benachteilig-     hänger gehört ebenso dazu, der
                                                      eine offene und humanistische        ten Quartieren zu engagieren.       „Lügenpresse“ zu unterstellen,
                                                      Gesellschaft. Dazu leistest du       In allen Bundesländern gibt es      im öffentlichen Diskurs ihre Vor-
                                                      mit deinen Artikeln einen wert-      Schulen mit einem besonders         stellungen nachhaltig zu verzer-
                                                      vollen Beitrag...                    hohen Anteil von Kindern aus        ren. Das gilt nun auch für „Gut-
                                                         Auch im Sinne deines Vor-         bildungsfernen Familien, die be-    menschen“ an den Schulen. Die
                                                      wortes, dessen Inhalt mir als        reits bei der Einschulung unge-     AfD in Hamburg hat angekün-
                                                      Nicht-Mitglied natürlich ent-        wöhnlich hohe Lernrückstände        digt, eine „interaktive Plattform
                                                      gegenkommt, möchte ich euch          haben.                              gegen Antifa-Hetze an Schulen“
                                                      in der Redaktion ausdrücklich           Untersuchungen zeigten regel-    einzurichten.
                                                      bestärken, auf eurem Weg wei-        mäßig, dass sich der Lernstand
                                                      ter zu gehen!                        von Kindern und Jugendlichen
                                                                      Liebe Grüße PIETZ
                                                                   (PETER MATTHIESEN)      einer Klassenstufe um bis zu drei   überleben
                                                                                           Lernjahre unterscheiden kön-           Für ein Pilotprojekt, mit dem
                                                                                           ne. Schüler_innen mit großen        die Schließung katholischer
                                                      gut so                               Lernrückständen konzentrierten      Schulen in Hamburg abgewen-
                                                         Nachdem sich die Regierungs-      sich gerade in größeren Städten     det werden soll, sind vier Ein-
                                                      fraktionen von SPD und Grü-          häufig auf wenige Schulen in        richtungen südlich der Elbe

                                                      6                                                                    hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2018
C 3428 Zeitschrift der GEW Hamburg Juli-August 7-8/2018
schungsinstituts SIPRI machen deutlich: Die                                          stützten Aufruf unterschrieben. Es sollten noch
NATO-Staaten geben schon jetzt viel zu viel für                                      mehr werden: www.abruesten.jetzt

   Die Länder mit den höchsten Militärausgaben 2017
   in US-Dollar

          610 Mrd.

                                    291 Mrd.
                                                              228 Mrd.

                                                                                            69 Mrd.         66 Mrd.                64 Mrd.

  ver.di INFO GRAFIK www.wipo.verdi.de | Quelle: SIPRI Military Expenditure Database 2018

                                                     V.i.S.d.P.: VER.DI BUNDESVORSTAND – RESSORT 1 – FRANK BSIRSKE – PAULA-THIEDE-UFER 10 – 10179 BERLIN

vorgesehen. Das Erzbistum                               Amtsantritt. Der erste Haushalt                   In Bundesländern wie Bayern,
Hamburg und die Hamburger                               unter Neu-Bürgermeister Peter                     Mecklenburg-Vorpommern,
Schulgenossenschaft hätten sich                         Tschentscher (SPD), vorgelegt                     Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sach-
auf die dortigen Schulen als Pi-                        von Neu-Finanzsenator Andre-                      sen-Anhalt und Thüringen gibt
lotteilnehmer für eine Koope-                           as Dressel (SPD) ist die totale                   es nach Angaben des Kultusmi-
ration verständigt, teilten beide                       Kehrtwende. Nicht um 0,88 sol-                    nisteriums bereits ein Fach Ethik
Seiten am Mittwoch mit. Bei                             len die Ausgaben von 2018 auf                     für Grundschüler.
den in den Fokus genommenen                             2019 steigen, sondern um über
Schulen handelt es sich um je                           das Zehnfache: Satte 9,2 Pro-
eine Grund- und Stadtteilschule                         zent – ein Rekordhaushalt mit                     gespalten
in Neugraben, Harburg und Wil-                          Rekordsteigerung.
                                                                                                             Arme und Reiche leben in
helmsburg sowie um das Niels-
                                                                                                          deutschen Städten immer selte-
Stensen-Gymnasium in Harburg.
Das Erzbistum hatte im Januar                           wertvoll                                          ner Tür an Tür. Besonders aus-
angekündigt, aus Finanznot bis                             Niedersachsen will das Fach                    geprägt ist die soziale Spaltung
zu acht von 21 katholischen                             „Werte und Normen“ als Alter-                     in Ostdeutschland, wie es in
Schulen in Hamburg schließen                            native zum Religionsunterricht                    einer Studie des Berliner Wis-
zu wollen. Für drei Schulen                             im kommenden Schuljahr an                         senschaftszentrums für Sozial-
wurde ein Moratorium ausge-                             mehr Grundschulen anbieten.                       forschung heißt. Für ihre Studie
sprochen, um nach Lösungen zu                           Bisher wird „Werte und Nor-                       haben die Autoren die soziale
suchen, wie sie erhalten bleiben                        men“ in Niedersachsen regulär                     Durchmischung in 74 deutschen
können. Das Erzbistum will die                          nur an weiterführenden Schulen                    Städten für die Jahre 2005 bis
Schulen schließen, weil es mit                          unterrichtet. Das Schulfach soll                  2014 untersucht. In rund 80
knapp 80 Millionen Euro über-                           vor allem moralisch-ethische
                                                                                                          Prozent dieser Kommunen habe
schuldet ist.                                           Wegweiser für das gesellschaft-
                                                                                                          die räumliche Ballung von Men-
                                                        liche Miteinander sein, aber
                                                        auch Grundzüge der Weltreligi-                    schen zugenommen, die von
klotzig                                                 onen vermitteln. Dabei soll es                    staatlichen Sozialleistungen wie
  Es war das Dogma von Olaf                             aber nicht den Religionsunter-                    Hartz IV lebten. In Ostdeutsch-
Scholz. 0,88 Prozent dürfe der                          richt ersetzen, sondern lediglich                 land sei die Entwicklung mit 23
Hamburger Haushalt jährlich                             den Schüler_innen, die nicht                      Prozent deutlich spürbarer als in
wachsen, keinen Euro mehr, so                           am Religionsunterricht teilneh-                   westdeutschen Städten mit rund
der Ex-Bürgermeister bei seinem                         men, eine Alternative bieten.                     acht Prozent.

hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2018                                                                                                             7
C 3428 Zeitschrift der GEW Hamburg Juli-August 7-8/2018
8   hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2018
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C 3428 Zeitschrift der GEW Hamburg Juli-August 7-8/2018
Wann?

hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2018   9
C 3428 Zeitschrift der GEW Hamburg Juli-August 7-8/2018
PÄDAGOGISCH-THERAPEUTISCHES-FACHPERSONAL (PTF)
Von der Mundsburg...
  ...ging’s, skandiert von der Forderung ‚Achtet auf unsere Fachlichkeit‘, spon-
tan zum Senator in den 16. Stock des zweiten Mundsburgtowers. Und siehe da:
Sesam öffnete sich. Ganz Ohr war der Senator ob der vorgetragenen Position,
um dann zu kontern, dass die 81 Prozent, die nun aufgrund der neuen Dienstan-
weisung ‚am Kind‘ von allen gleichermaßen zu leisten sind, die kostenneutrale
Variante sei. Die aufgebrachte Stimmung mag trotzdem einen Eindruck hinter-
lassen haben, der dazu führen könnte, die ganze Sache nochmal zu überdenken.
Auf jeden Fall sicherte Herr Rabe den Versammelten, darunter unsere Vorsit-
zende und die Tarifreferentin Birgit Rettmer, die dem Senator die Forderung
der Fachgruppe PTF übergeben hatten, weitere Gesprächsbereitschaft zu. JG
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            TARIFABSCHLUSS                                                          der Bundestarifkommission hat
                                                                                    unser Kollege Jens Kastner im-

            Geschafft                                                               mer darauf geachtet, ein Tarifer-
                                                                                    gebnis nicht „schön zu reden“.
                                                                                    Auch das Ergebnis dieser Tarif-
            So phasenreich und langwierig die Verhandlungen                         verhandlung bedarf einer realis-
                                                                                    tischen Darstellung.
            – so kompliziert und langfristig angelegt das                              Die lange Laufzeit dieser Ta-
            Verhandlungsergebnis                                                    rifeinigung ist ein Zeichen dafür,
                                                                                    dass die Steigerung nach „nur“
               Das Tarifergebnis, das zwi-      zusetzen.                           24 Monaten für die Arbeitgeber-
            schen dem Verband kommu-               So auch von unserer Seite        seite als noch zu hoch erschien,
            naler Arbeitgeberverbände und       recht herzlichen Dank an Alle,      denn man hatte einen Steige-
            dem Bund auf der Arbeitgeber-       die mit uns auf der Straße waren    rungsbetrag ins Auge gefasst,
            seite und den Gewerkschaften        und auch unseren Dank an dieje-     der nun irgendwie das Ergebnis
            ver.di, dbb, GEW und GdP auf        nigen, die mit dazu beigetragen     werden musste.
            Arbeitnehmerseite in drei Ver-      haben, dass so viele von euch          In diesem Fall war es der For-
            handlungsrunden bzw. an drei        streiken konnten.                   derungsbetrag von mindestens
            Verhandlungstagen vom 15. bis                                           200,- Euro. Im SuE-Bereich
            17.4.2018 erzielt wurde, muss       Die hohe Kunst der Darstel-         wird dieser Betrag ab der Ent-
            nun noch auf Hamburg übertra-       lung eines Tarifergebnisses         geltgruppe S4 Stufe 3 aufwärts
            gen werden.                            Ein Ergebnis medial zu prä-      knapp erreicht.
               Ein Ergebnis, das erläute-       sentieren, ist nicht immer ein-        In der E-Tabelle werden 200,-
            rungsbedürftig ist; mit der lan-    fach, da oft eine politische Bot-   Euro ab der E6 Stufe 5 erreicht
            gen Laufzeit von 30 Monaten         schaft eingebunden ist. Gewerk-     (außer E8, dort erst ab Stufe 4).
            ist es ein Novum in der Ära         schaften und Arbeitgeberverbän-        Deswegen gibt es für die Kol-
            des TVÖD und BAT. (D.h.: ein        de haben sich geeinigt.             leg_innen, die unter die Entgelt-
            nächster Streik in 2020 fiele in       „Geeinigt“ bedeutet, beide       gruppen S2 bis S4 und E1 bis
            den Spätsommer, ohne Schnee         Seiten halten das Resultat ge-      E6 fallen, zusätzlich als kleinen
            und Eis auf der Straße, dafür mit   genüber ihren Mitgliedern für       Ausgleich eine Einmalzahlung
            Sonne und Eis am Stiel.)            vertretbar. Das ist die Botschaft   von 250,- Euro brutto bzw. an-
                                                = Einigung! Arbeitnehmer_in-        teilig entsprechend der Teilzeit-
            Stark!                              nen und Arbeitgeber dürfen sich     quote.
               Stark ward ihr, ihr alle, die    streiten, aber sie müssen sich am      Frage: Wenn diese Steigerung
            ihr durch eure Streikbeteiligung    Ende einigen.                       erst ab der dritten Stufe der Lauf-
            gezeigt habt, dass die Gewerk-         Als Vertreter des Bereichs       zeit, nämlich am 01.03.2020, er-
            schaften noch mächtig genug         Kinder- und Jugendhilfe in der      reicht wird, wie sehen dann die
            sind, um Tariferhöhungen durch-     GEW-Hamburg und Mitglied            Zwischenstufen aus?

     12                                                                         hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2018
Das ist für den Bereich der                   geltgruppe von S2 bis S18 be-               das am 01.04.2019 zu zahlende
E-Tabelle je Entgeltgruppe und                  trägt der erste Steigerungsschritt          Entgelt um weitere 3,09 Prozent
Entgeltstufe sehr unterschiedlich               3,11 Prozent. Diese 3,11 Prozent            gesteigert.Und im dritten Schritt
und kann nur unter Zuhilfenah-                  Erhöhung wird rückwirkend                   gibt es ab März 2020 eine dritte
me der entsprechenden Tabelle                   vom 01.03.2018 bis einschließ-              Steigerung des dann erreichten
abgelesen werden.                               lich März 2019 gezahlt (13 Mo-              Entgelts in Höhe von 1,03 Pro-
  Im SuE-Bereich ist es einfa-                  nate). Im zweiten Schritt wird,             zent.
cher darzustellen.                              beginnend ab 01.04.2019 bis                    Diese Prozentzahlen können
  Ab der Stufe 2 in jeder Ent-                  einschließlich Februar 2020,                alle, die nach der S-Tabelle be-

        Die Tabellenwerte für Vollzeitbeschäftigte (mit Teilzeitquote multiplizieren)

         hier die Hamburger Werte für die Erzieher*innen eingruppiert in S8b (vorbehaltlich
                      der Übernahme des Tarifergebnisses durch die AV-H)

           S8b jetzt
       Stufe           plus 3,11% ab 3/18        ergibt              StufeS8b neu 2. ab 3/20 plus 1,03%        ergibt
        2 2892,66       3,11% =       89,96       2982,62 €           2 3072,70       1,03% =        31,65     3104,35 €
        3 3123,23                     97,13       3220,36 €           3 3317,62                      34,17     3351,79 €
        4 3458,61                    107,56       3566,17 €           4 3673,87                      37,84     3711,71 €
        5 3594,86                    111,80       3706,66 €           5 3818,60                      39,33     3857,93 €
        6 3699,67                    115,06       3814,73 €           6 3929,93                      40,48     3970,41 €
        erste Steigerung bis einschließlich März 2019                 dritte Steigerung bis einschließlich August 2020

          S8b neu 1. ab 4/19 plus 3,02%
       Stufe                                    ergibt                Weitere Tabellenwerte werden wir mit bekannt-
        2 2982,62      3,02% =        90,08     3072,70 €             geben, wenn die Beratungen in der AV-H be-
        3 3220,36                     97,25     3317,62 €             endet sind.
        4 3566,17                   107,70      3673,87 €             Denkt bitte daran: dieses sind vorläufige Zahlen,
        5 3706,66                   111,94      3818,60 €             bezogen auf das bundesweite Ergebnis.
        6 3814,73                   115,20      3929,93 €
        zweite Steigerung bis einschließlich Feb. 2020                Der Arbeitgeberverband in Hamburg, die AV-H
                                                                      und die darin vertretenen Mitglieder beraten das
                                                                      erreichte Ergebnis, bewerten die Auswirkungen
           2.892,66 € + 89,96 € + 90,08 € + 31,65 € = 3.104,35 €
         2.892,66 € + 211,69 € = 3.104,35 €, dies entspricht einem    für ihre Betriebe, um dann hoffentlich die Über-
         Plus von 7,318 %, also aufgerundet 7,32% Tariferhöhung       nahme der Tarifeinigung zu beschließen.

        hier unten die Werte für SPA/Kinderpfleger*innen                 hier beispielhaft ein Wert für Kolleg*innen in
                                                                                 der Verwaltung aus der E-Tabelle

           S4 jetzt
       Stufe           plus 3,11% ab 3/18        ergibt                  E8 jetzt
                                                                     Stufe           plus % ab 3/18            ergibt
        2 2632,35       3,11% =       81,87       2714,22 €           2 2808,91       2,89% =       81,18       2890,09 €
        3 2795,96                     86,95       2882,91 €           3 2932,80       2,89% =       84,76       3017,56 €
        4 2906,97                     90,41       2997,38 €           4 3044,26       3,07% =       93,46       3137,72 €
        5 3012,14                     93,68       3105,82 €           5 3168,10       3,19% =      101,06       3269,16 €
        6 3175,99                     98,77       3274,76 €           6 3246,12       2,99% =       97,06       3343,18 €
        erste Steigerung bis einschließlich März 2019                 erste Steigerung bis einschließlich März 2019

          S4 neu 1. plus 3,02% ab 4/19
       Stufe                                    ergibt                  E8 neu 1. plus % ab 4/19
                                                                     Stufe                                    ergibt
        2 2714,22      3,02% =        81,97     2796,19 €             2 2890,09      2,81% =        81,21     2971,30 €
        3 2882,91                     87,06     2969,98 €             3 3017,56      2,81% =        84,79     3102,35 €
        4 2997,38                     90,52     3087,90 €             4 3137,72      2,98% =        93,50     3231,22 €
        5 3105,82                     93,80     3199,61 €             5 3269,16      3,09% =      101,02      3370,18 €
        6 3274,76                     98,90     3373,66 €             6 3343,18      2,90% =        96,95     3440,13 €
        zweite Steigerung bis einschließlich Feb. 2020                zweite Steigerung bis einschließlich Feb. 2020

       StufeS4 neu 2. plus 1,03% ab 3/20         ergibt              StufeE8 neu 2.    plus % ab 3/20          ergibt
        2 2796,19       1,03% =        28,80     2824,99 €            2 2971,30       0,96% =        28,52     2999,82 €
        3 2969,98                      30,59     3000,57 €            3 3102,35       0,96% =        29,78     3132,13 €
        4 3087,90                      31,81     3119,70 €            4 3231,22       1,02% =        32,96     3264,18 €
        5 3199,61                      32,96     3232,57 €            5 3370,18       1,06% =        35,72     3405,90 €
        6 3373,66                      34,75     3408,41 €            6 3440,13       0,99% =        34,06     3474,19 €
        dritte Steigerung bis einschließlich August 2020              dritte Steigerung bis einschließlich August 2020
        2.632,35 € + 81,87 € + 81,97 € + 28,80 € = 2.824,99 €         2.808,91 € + 81,18 € + 81,21 € + 28,52 € = 2.999,82 €
        2.632,35 € + 192,64 € = 2.824,99 €, dies entspricht einem     2.808,91 € + 190,91 € = 2.999,82 €, dies entspricht einem
        Plus von 7,318 %, also aufgerundet 7,32% Tariferhöhung,       Plus von 6,80 %, Tariferhöhung.
        aber unter 200,- €, deshalb dazu die Einmalzahlung in         Aber alle Werte der E-Tabelle zusammen ergeben im
        Höhe v. 250,- € für die Entgeltgruppen S2 bis S4              Durchschnitt eine Tariferhöhung in Höhe von 7,76%

hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2018                                                                                        13
zahlt werden, auf ihr jetziges       nen, wir könnten wieder nach        GEW – Tarifkommission stimmt
Brutto-Einkommen draufrech-          Hause fahren. Dienstagmorgen:       zu; 23:45 Uhr: Arbeitgeberver-
nen und erhalten so den neuen        Es wurde bis in die Nacht hin-      bände beenden ihre Beratungen,
Bruttobetrag. Da viele in Teilzeit   ein gerechnet, aber wartet ab,      Bundesinnenminister Horst See-
arbeiten, ist eher der Prozentsatz   ob die Tarifkommissionen doch       hofer mit Gefolge schaut nach,
relevant, der die Steigerung be-     noch zusammenkommen.Diens-          ob ver.di schon fertig ist. – Nein,
schreibt, denn der Zielwert von      tagnachmittag: Beratung in den      noch nicht! 00:45 Uhr: Weißer
mindestens 200,- Euro bezieht        Tarifkommissionen. Dienstag-        Rauch aus der ver.di – Tarifkom-
sich auf Vollzeitbeschäftigte.       abend, 21:15 Uhr: Abbruch der       mission. 01:00 Uhr: Seehofer,
   Während der dreitägigen Ver-      Verhandlungen, Streikplanungen      Bsirske, Böhle,Tepe treten vor
handlungen gab es ein Auf und        durchführen; 23:00 Uhr: es kann     die Kameras und geben die Eini-
Ab der Gefühle. Montagabend:         weiter beraten werden, Arbeit-      gung bekannt.
Gewerkschaftsvorschlag         zu    geber haben eingelenkt, Ende                              JENS KASTNER
komplex, Arbeitgeberverbände         der Beratungen in der GEW-                       Sprecher der Fachgruppe
                                                                                       Kinder- und Jugendhilfe
brauchen mehr Zeit zum Rech-         Tarifkommission; 23:30 Uhr:

SERVICE

Hinzuverdienst für Pensionär_innen
Es steht jeder Pensionärin, jedem Pensionär frei, neben der Pension Geld
dazu zu verdienen, entweder als Arbeitnehmer/Arbeitnehmerin oder freibe-
ruflich. Bei freiberuflicher Tätigkeit ist der Hinzuverdienst der erzielte Gewinn
   Allerdings wird ein Hinzuver-     Grenzen wie für aus gesundheit-     albehörde, aber auch bei Stif-
dienst in einigen Fällen auf die     lichen Gründen Pensionierte.        tungen oder Körperschaften des
Pension angerechnet, das heißt:                                          öffentlichen Rechts und ihrer
die Pension wird gekürzt. Dabei      3. Auf Antrag ohne Gesund-          Verbände, gilt die Kürzungsrege-
gibt es unterschiedliche Fallkon-    heitsprüfung mit 63 (oder           lung wie in Nr. 3. Das gilt nicht
stellationen.                        später) Pensionierte                für Kirchen und ihre Organisa-
                                       Für sie gilt eine andere Gren-    tionen. Im Einzelfall muss das
1. Aus gesundheitlichen              ze. Sie dürfen bis zur Höhe ihrer   geprüft werden.
Gründen Pensionierte                 vorherigen Besoldung aus einer
  Beamtinnen und Beamte, die         vollen Stelle zuzüglich 450,-       5. Wichtige Hinweise
aus gesundheitlichen Gründen         Euro hinzuverdienen, ohne dass         Die Grenzen der Nr. 3 und
pensioniert sind, dürfen bis zur     es zu einer Kürzung der Pension     Nr. 4 gelten auch für Witwen
gültigen Höchstpension (71, 75       kommt. Dies gilt bis zum Errei-     und Witwer, die eine Hinter-
Prozent) zuzüglich 450,- Euro        chen der regulären individuellen    bliebenenversorgung beziehen.
brutto hinzuverdienen, ohne dass     Altersgrenze.                       Pensionierte, die dazuverdienen,
die Pension gekürzt wird. Diese                                          müssen das dem ZPD mitteilen.
Grenze gilt bis zum Erreichen        4. Pensionierte, die die Re-        Und natürlich unterliegt das Ein-
der individuellen Altersgren-        gelaltersgrenze erreicht haben      kommen der Steuerpflicht. Nach
ze (dann vgl. Nr. 4). Hinweis:       (zwischen 65 und 67 je nach         unserer Kenntnis teilt das ZPD
Arbeiten aus gesundheitlichen        Geburtsjahrgang)                    die Höchstgrenzen in jedem
Gründen Pensionierte unter 63           Pensionierte, die die Regelal-   Einzelfall mit. In der Pensions-
über einen längeren Zeitraum         tersgrenze erreicht haben, dürfen   abrechnung findet man die ent-
viel, könnte das den Dienstherrn     grundsätzlich unbegrenzt hinzu-     sprechenden Werte in den Zeilen
auf die Idee bringen, die Gründe     verdienen, ohne dass die Pension    VE 10, VE11, V035, V037 (hier
für die Pensionierung zu prüfen.     gekürzt wird. Dabei gibt es eine    die individuelle Höchstgrenze)
                                     wichtige Ausnahme: Handelt es       und V040.
2. Schwerbehinderte, die auf         sich um sog. Verwendungsein-                           ANDREAS HAMM
Antrag zwischen 60 und 62            kommen aus dem öffentlichen
pensioniert worden sind              Dienst, z. B. bei einer Tätigkeit
  Für sie gelten die gleichen        in der Schulbehörde, der Sozi-

14                                                                   hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2018
DOL Info Nr. 4 Juni 2018
      Ein großes Dankeschön zum Ausgang der Betriebsratswahl 2018
      Liebe Kolleginnen und Kollegen,

      Die Offene Liste bedankt sich bei allen Kolleginnen und Kollegen der Elbkinder, die sich an
      der Wahl beteiligt haben. Besonders bei den Kolleg_innen, die unserer Liste ihr Vertrauen
      ausgesprochen haben und sie gewählt haben. Die Offene Liste, die sich aus GEW und Ver.di
      Mitliedern und unorganisierten Kolleg*innen zusammensetzt, konnte ihren Stimmenanteil auf
      43,1% steigern und hat 5 Sitze hinzugewonnen. Sie verfügt damit im Betriebsrat der
      Elbkinder jetzt über 14 von 33 Sitzen.
      Erfreulicherweise ist die Wahlbeteiligung rückblickend wieder gestiegen, auch wenn sie in
      einzelnen Kitas unterschiedlich hoch war. Das spricht dafür, die nächste BR-Wahl wieder als
      Urnenwahl vor Ort in den Kitas durchzuführen.
      Die Offene Liste möchte das in sie gesetzte Vertrauen erfüllen und weiterhin die Interessen
      der Beschäftigten im Betrieb vertreten, Verbesserungen vorantreiben und Prozesse
      kritisch begleiten. Ein besonderes Augenmerk wird Die Offene Liste auf die Verbesserung
      der Personalausstattung im Elementarbereich und im Leitungsbereich sowie auf die
      Gestaltung von besseren Arbeitsbedingungen legen. Dazu gehört auch der Umgang mit dem
      Fachkräftemangel. Es bedarf neuer Regelungen, welche Aufgaben bei Personalmangel liegen
      bleiben können. Die Abwehr von Kündigungen und eine gerechte Verteilung der Gelder für
      „Leistungsgerechte Bezahlung (LOB)“ sind für uns Grundpfeiler der Arbeit im Betriebsrat.
      Die Offene Liste sieht es als eine wesentliche Aufgabe an, die GEW Mitglieder zeitnah über
      Vorgänge im Betrieb und in den Gremien zu informieren und eure Meinungen zu den
      Sachverhalten einzuholen. Unsere Solidarität gilt den Kolleginnen im Hausbereich.
      Stundenlöhne unterhalb des Mindestlohns von 12,00 € und Arbeitsverträge von 10-15 Std pro
      Woche sind eines öffentlichen Betriebes unwürdig. Aus unserer Sicht muss jede Kollegin von
      ihrem Lohn leben können und darf nicht auf andere Familienangehörige angewiesen sein.
      Die Elbkinder befinden sich wiedermal in einem Umbruch, was an vielen Stellen zur
      Unzufriedenheit führt. Kolleg*innen haben einen Anspruch auf ein förderliches Betriebsklima
      und eine höhere Wertschätzung. Wendet euch gern mit Fragen, Anmerkungen und
      Vorschlägen an uns, ebenso wenn ihr Unterstützung benötigt.
      Die Offene Liste setzt sich dafür ein, dass der Arbeitgeberverband (AVH) einschließlich der
      Elbkinder den Tarifabschluss ohne „Wenn und Aber“ übernimmt und so schnell wie möglich
      umsetzt. Die Kolleg*innen haben auch ein Recht auf die materielle Anerkennung ihrer Arbeit.
      Mit kollegialen Grüßen
                    Die Mitglieder         Der Offenen Liste bei den Elbkindern
      DOL Ansprechpartnerinnen

       Angelika Künstler – Betriebsrätin     040 / 42109 – 187   a.kuenstler-betriebsrat@elbkinder-kitas.de
       Konstanze Fischer – Betriebsrätin     040 / 42109 – 184   k.fischer-betriebsrat@elbkinder-kitas.de
       Sabine Lafrentz – Betriebsrätin       040 / 42109 – 266   s.lafrentz-betriebsrat@elbkinder-kitas.de
       Ilona Scheither.-   Betriebsrätin     040 / 42109 - 180   i.scheither-betriebsrat@elbkinder-kitas.de

hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2018                                                                    15
GPR                                                                         möglichkeiten des Personalrats
                                                                            betrifft – leider. Dass wir die

Auf Augenhöhe
                                                                            von der Behörde jetzt festgeleg-
                                                                            te vorgenommene Arbeitsver-
                                                                            dichtung der PTF-Kolleg_innen
                                                                            nicht verhindern konnten, ist
Interview mit den bisherigen Vorstandsmitgliedern                           schon bitter. Aber das Perso-
des Gesamtpersonalrats zu ihrem Wahlsieg und                                nalvertretungsrecht gibt uns
                                                                            keine Chance, auf die Inhalte
über ihre Arbeit                                                            der Arbeit Einfluss zu nehmen.
                                                                            Anders beim äußeren Rahmen
   hlz: Erst noch mal meinen        eine Niederlage, wenn du so             der Regelung. Den konnten wir
herzlichen Glückwunsch zu eu-       willst. Es ist uns in den dann          mitbestimmen. Da haben wir
rem fulminanten Sieg! Wenn ich      folgenden Verhandlungsrunden            eigentlich kein schlechtes Ergeb-
richtig gerechnet habe, dann        aber doch gelungen, essentielle         nis erzielt. Es besteht jetzt die
habt ihr bei den Beamt_innen        Teile zu retten und neue Aspek-         Möglichkeit für die Kolleg_in-
2,4 Prozent zusätzlich an Stim-     te aufzunehmen, so dass man             nen, die in den Ferien arbeiten,
men gekriegt und bei den Ange-      insgesamt sagen kann, dass die          in den Schulwochen Urlaub zu
stellten – noch grandioser – um     dann verabschiedete aktuelle            nehmen. Es gibt nun ein Recht
10 Prozent zugelegt. Wie habt ihr   DV als Erfolg für uns angesehen         auf Fortbildung. Das ist alles
das gemacht?                        werden kann. Wäre es zu keinem          schön und gut, aber das Eigent-
                                    Abschluss gekommen, hätte dies          liche, da kommst du nicht ran,
  Lucie Kuhse: Ich denke, dass      die bisherige Praxis, dass die          da sind die Grenzen des Perso-
die Kolleg_innen vor Ort unsere     Schulleitungen wie bisher nach          nalvertretungsrechts eng gesetzt.
Arbeitsergebnisse zu schätzen       Gutdünken entscheiden konnten,          Damit muss man dann eben auch
wissen, dass wir sie mit unserer    fortgeführt.                            leben. Und das müssen wir auch
täglichen Arbeit überzeugt ha-                                              vermitteln, was nicht immer ein-
ben. Wir begleiten hier jeden Tag     hlz: Gab es Forderungen, an           fach ist. Da hilft es nur, den Kol-
schulische Personalräte in den      denen ihr gescheitert seid?             leg_innen immer wieder klar zu
Prozessen, die sie an den Schulen                                           machen, dass sie ihre Interessen
im Kampf um bessere Arbeitsbe-         Matias Töpfer: Wir haben             letztendlich kollektiv über die
dingungen mit den Schulleitun-      das Problem im PTF-Bereich              Gewerkschaft selbst in die Hand
gen führen. Das scheint auch bei    (pädagogisch-therapeutisches            nehmen müssen.
den Kolleg_innen angekommen         Personal), dass wir leider fest-
zu sein.                            stellen müssen, dass die innere           hlz: Wie muss man sich diese
                                    Aufteilung der Dienstzeit ganz          Verhandlungen zwischen euch
  hlz: Was war denn in dieser       offensichtlich nicht der Mit-           und der Behörden vorstellen?
Wahlperiode euer größter Erfolg     bestimmung unterliegt. Da ist           Habt ihr das Gefühl, dass ihr da
und die größte Niederlage?          man dann schnell an der Grenze          auf Augenhöhe wahrgenommen
                                    dessen, was die Durchsetzungs-          werdet?
   Roland Kasprzak: Ich wür-
de für Beides die Dienstverein-
                                                                                                                     Foto: hlz

barung (DV) nennen, die den
Ablauf des Ganztags zum Ge-
genstand hat. Wir haben darüber
nach dem Personalwechsel an
der Abteilungsspitze verhan-
delt, also als der Landesschul-
ratsposten von Rosenboom auf
Altenburg-Hack überging. Da
haben wir die Chance ergrif-
fen, viele unserer Vorstellungen
durchzusetzen. Dies stieß aber
dann massiv auf Widerstände,
was die Behörde veranlasste, die
getroffene Vereinbarung wieder
zu kündigen. Das war für uns        Eindeutig, welches Geschlecht hier die Richtung angibt. V.l.n.r.: Roland
zunächst mal ein Nackenschlag,      Kasprzak, Matias Töpfer, Lucie Kuhse

16                                                                      hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2018
Dienstvereinbarung zum Einsatz von Lehrkräften in Hamburger Ganztagsschulen zwischen der Be-
 hörde für Schule und Berufsbildung und dem Gesamtpersonalrat für das Personal an staatlichen
 Schulen
 Dienstvereinbarung GTS alt vom 18.11.2016                                     Dienstvereinbarung neu, unterschrieben am 15.5.2018

 I. Präambel                                                                   1. Präambel
 … „Schulen beachten diese Dienstvereinbarung bei der                          … „In einem guten Ganztagsbetrieb werden die Belange der
 Einsatzplanung der Lehrkräfte, soweit dringende schulische                    Lehrkräfte angemessen berücksichtigt. … Die Dienstver-
 Organisationsnotwendigkeiten dem nicht entgegenstehen. Im                     einbarung bringt … die organisatorischen Notwendigkeiten
 Einvernehmen mit der Lehrkraft sind abweichende Einsatz-                      eines schulischen Ganztagesbetriebes mit der Vereinbarkeit
 planungen für ein Schuljahr möglich. …. ist der schulische                    von Familie und Beruf in Einklang.“ ...
 Personalrat zu informieren.“ ...

 II. Leitlinien                                                                3.1. Zeitlicher Rahmen
 1. „…. Einsatz … in der Zeit von 8 bis 16 Uhr … . Abwei-                      „… ist regelhaft 8 bis 16 Uhr….. Darüber hinaus können
 chungen sind aus wichtigen, nachzuweisenden Gründen                           die Schulen nach 16 Uhr Unterricht planen, wenn dies
 möglich. Art und Umfang …. mit Personalrat zu vereinbaren.                    aufgrund der Unterrichtsverpflichtung der Lehrkräfte in der
 Der tägliche Unterrichtseinsatz einer Lehrkraft soll inklusive                Oberstufe, der Fachraum- und Sporthallenplanung oder der
 etwaiger Vertretungsstunden sieben Unterrichtsstunden à 45                    Kooperationen mit anderen Schulen notwendig ist.“
 Minuten nicht überschreiten. Mit sieben Unterrichtsstunden
 wird maximal einmal in der Woche geplant. Ausnahmsweise                       3.2. Täglicher Unterrichtseinsatz
 darf in einem Schuljahr zweimal pro Woche mit sieben Unter-                   „… planmäßig nicht mehr als sechs Unterrichtsstunden à 45
 richtsstunden geplant werden; in diesem Fall darf im Folge-                   Minuten. Aus offenzulegenden organisatorischen Gründen ist
 jahr der geplante tägliche Unterrichtseinsatz sechs Stunden                   einmal in der Woche ein darüber hinausgehender Einsatz
 nicht überschreiten.“                                                         mit maximal zwei weiteren Unterrichtsstunden möglich.
                                                                               … Ausnahmen …. Einvernehmen mit dem Betroffenen …
 2. … „Unterricht der Lehrkräfte außerhalb des Grundunter-                     Personalrat zu informieren.“
 richts nach Stundentafel wird mit dem für GTS-Mehrstunden
 zugewiesenen Faktor von 1,3 erteilt.“ … „29-Stunden-Ober-                     3.3.
 grenze je ganzer Stelle ...“                                                  „… auf 29 Unterrichtsstunden …. in der Woche beschränkt“

 3. Unterrichtseinsatz im Block                                                3.4 Unterrichtseinsatz im Block
 „… Lückenstunden sind zu vermeiden … sind Lückenstunden                       „Der Unterrichtseinsatz ist in einem sinnvollen Zusammen-
 auf maximal vier Unterrichtsstunden pro Woche …. und                          hang zu organisieren, der einerseits der Einsatzplanung der
 maximal zwei Unterrichtsstunden pro Tag zu begrenzen.                         Schule, andererseits aber auch den Erfordernissen der Un-
 …                                                                             terrichtsvorbereitung der Lehrkräfte Rechnung trägt.“ … „Die
 Mittagspausenzeiten der Lehrkräfte werden ab … über 90                        dienstlich nicht geplanten Zeiten für die Lehrkräfte sollen auf
 Minuten wöchentlich auf die Lückenstunden angerechnet.“ ...                   maximal vier Unterrichtsstunden à 45 Minuten pro Woche
                                                                               begrenzt werden. Pro Tag sind maximal zwei Unterrichtsstun-
                                                                               den als dienstlich nicht geplante Zeit zulässig. Am Konferenz-
                                                                               tag darf sich … die dienstlich nicht geplante Zeit um maximal
                                                                               zwei zusätzliche Unterrichtsstunden erhöhen.“
                                                                               „Schulische Pausenzeiten 3 sollen auf fünf Zeitstunden pro
                                                                               Woche begrenzt werden. 4“ …
                                                                               „Ausnahmen … sind mit Zustimmung der Betroffenen mög-
                                                                               lich. …. schulische Personalrat zu informieren.“ ...
                                                                               „ … Durchschnittsfaktor … über alle Angebote 1,3 WAZ. …
                                                                               Mindestfaktor … 1,1 WAZ ...“

 5. Konferenz                                                                  4.1 Konferenztag
 „Regelhaft …. an nicht mehr als einem Nachmittag in der Wo-                   „Die Schulen richten einen Konferenztag in der Woche ein.
 che an Konferenzen ….. nicht länger als bis 16 Uhr dauern                     … Lehrerkonferenzen, Fachkonferenzen ….. Für alle ande-
 …. Abweichend … auch bis 18 Uhr …., wenn die einzelnen                        ren Konferenzen, Sitzungen und Arbeitsgruppen soll, wenn
 Lehrkräfte nicht häufiger als sechs Mal im Schuljahr teilneh-                 organisatorisch sinnvoll und terminlich möglich, ebenfalls der
 men müssen.“                                                                  Konferenztag genutzt werden.“

                                                                               4.2
                                                                               „Der Konferenztag beginnt möglichst früh und soll späte-
                                                                               stens um 17 Uhr enden. Durch eine schulische Dienstverein-
 Quelle: https://gpr.hamburg.de/dienstvereinbarung-ganztag-abgeschlossen-2/    barung kann ein anderer Zeitpunkt für das Konferenzende
 https://www.gew-hamburg.de/sites/default/files/download/aktuelle-meldungen/   festgelegt werden.“
 dv_einsatz_lk_ganztagsschulen.pdf                                             „… Jahresterminplanung …. zur Mitbestimmung….“

hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2018                                                                                                       17
zunehmend als nützlich emp-           Es ist ja nicht so, dass wir eine
                                     funden. Die DV Ganztag ist mit        Anfrage kriegen und damit al-
                                     sehr offenen Worten von beiden        les abgefrühstückt ist, sondern
                                     Seiten vertreten und verhandelt       es kann sein, dass über Wochen
                                     worden. Das ist besser, als wenn      hinweg immer wieder Nachfra-
                                     ständig wechselnde Akteur_in-         gen gestellt werden. Es kann ja
                                     nen da sitzen und man denkt: Oh,      auch sein, dass sich eine Angele-
                                     ich muss in den Schützengraben,       genheit zwischenzeitlich anders
                                     ich darf hier nichts Falsches sa-     darstellt, als es absehbar war.
                                     gen.

                                       hlz: Jetzt gibt es ja im Ge-
                                     gensatz zu früher, als wir noch
                                     Kapitelpersonalräte hatten, ne-
                                     ben dem Gesamtpersonalrat die
   Lucie Kuhse: Ja, aber es ist      Schulpersonalräte. Wie funktio-
auch abhängig davon, mit wel-        niert die Zusammenarbeit?
chen Personen man hier in der
Behörde zu tun hat. Aber bei der        Lucie Kuhse: Die Kommuni-
großen Mehrheit der Akteur_in-       kation findet hier jeden Tag statt,
nen besteht eine große Rollen-       weil die schulischen Personalrä-
klarheit und auch das Bewusst-       te bei uns anfragen. Das ist auch
sein darüber, dass vertrauensvol-    verständlich und nachvollzieh-
le Zusammenarbeit wichtig ist.       bar, weil die Kolleg_innen an
                                     den Schulen für ihre Arbeit viel
   Roland Kasprzak: Wir müs-         weniger Zeit als Personalräte an-        Lucie Kuhse: In Bezug auf
sen da vielleicht trennen. Mit der   gerechnet bekommen als wir, die       die Schulpersonalräte ist dies
Behördenspitze selbst, also dem      wir uns zu Experten entwickeln        der Hauptteil der Arbeit, die wir
Senator und dem Staatsrat, ver-      können. Insofern können wir           machen. Eine im engeren Sin-
handeln wir ja nicht. Da gibt es     sie entsprechend unterstützen.        ne rechtliche Beratung müssen
Gespräche. Die Verhandlungen,        Wir erfahren dadurch aber auch,       die Kolleg_innen sich bei der
die wir zur Dienstvereinbarung       was an den Schulen los ist. Die       gewerkschaftlichen Rechtsbera-
Ganztag zuletzt hatten, haben        Eindrücke, die uns die 25 Per-        tung holen. Auch die politische
wir mit von der Behördenspitze       sonen, die hier im Gremium des        Beratung im weiteren Sinne
benannten Akteuren auf der Ar-       Gesamtpersonalrats sitzen, ver-       findet bei uns nicht statt. Die
beitsebene geführt, zu denen sich    mitteln, wären dafür nicht aus-       macht die GEW auf den Perso-
dann in der Verhandlung ein be-      reichend repräsentativ genug. In      nalrätekonferenzen. Da treten
stimmtes Verhältnis entwickelt       unserer eigenen Rolle als schuli-     wir selbstverständlich als Ge-
hat, bei dem die Gegenseite auch     sche Personalräte – die meisten       werkschafterinnen und Gewerk-
uns kennenlernen konnte. Das ist     von uns nehmen dieses doppelte        schafter auf.
dann nicht mehr so konfrontativ,     Mandat wahr – erfahren wir na-
wie man sich Verhandlungen           türlich auch Einiges. Aber wie          hlz: Nun gibt es in eurem
üblicherweise vorstellt, aber die    divers und bunt die Problemlage       Gremium die GEW-Fraktion als
Positionen werden dabei nicht        an den Schulen ist in Hamburg,        die mit Abstand größte Gruppe.
aufgegeben. Nur, weil man sagt,      das erfahren wir im Besonderen        Aber es gibt auch noch andere.
wir wollen zu einem Ergebnis         über diese Anfragen.                  Wie stellt sich die Zusammenar-
kommen, muss man sich ja nicht                                             beit mit den Personen anderer
ständig auf die Nase hauen. Das        Roland Kasprzak: Wir ma-            Fraktionen dar?
verstehe ich unter Augenhöhe.        chen in Bezug auf die Schul-
                                     personalräte lediglich eine Pro-        Lucie Kuhse: Ich bin jetzt seit
   Matias Töpfer: Ich glaube,        zessberatung, also: was kann          vier Jahren dabei und ich habe
es hat sehr viel mit personeller     man tun? Auf welchem Wege?            festgestellt, dass wir mit den an-
Kontinuität zu tun. Wenn beide       Wie geht man miteinander um?          deren eine gute Gesprächskultur
Seiten die Menschen kennen, die      Welche Schritte sollten aufei-        entwickelt haben. In den letzten
auf der anderen Seite des Tisches    nander folgen? Welche sollte          Jahren haben wir auffällig viele
sitzen, dann kann man wirklich       man zu bestimmten Zeiten nicht        einstimmige Beschlüsse gefasst.
Klartext reden und mit offenem       gehen? Wir machen Vorschläge,         Lebendige Diskussionen mit de-
Visier kämpfen. Das habe ich         wie man etwas machen kann.            nen, die nicht der GEW angehö-

18                                                                     hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2018
ren, beleben doch das Geschäft.          ist, weil er aus diesem Kapitel      zwischen den Kapiteln. Schon
Das heißt ja nicht, dass man des-        kommt, aber auch den gesamten        mehrfach haben wir die Vertei-
halb die eigene Position verwäs-         Bereich Inklusion für alle Schul-    lung reklamiert. Wir haben dann
sern muss.                               kapitel abdeckt. Wir müssen, ob      Vorschläge gemacht, auf die man
                                         wir wollen oder nicht, Genera-       dann zum Teil auch eingegangen
   hlz: Ich habe gehört, ihr habt        listen sein. Jede Einzelfrage ist    ist. Es kommt natürlich auch
eurem Vorstandsgremium jetzt             aber eine, bei der du in die Tiefe   schon mal ein Rechenfehler vor.
eine neue Struktur gegeben. Ihr          gehen musst. Das kannst du nicht     Unser Hauptkriterium ist und
ward in der Vergangenheit vier,          an Kapitelgrenzen festmachen,        bleibt natürlich, dass die Chan-
die die Arbeit im Vorstand ge-           sondern da musst du auch The-        cen auf Beförderung über alle
tragen haben und seid jetzt fünf.        menbereiche haben, auf die du        Schulen hinweg gleich bleiben.
Was versprecht ihr euch davon?           dich spezialisiert hast. Das heißt
                                         in der Praxis: Wir sprechen heute       hlz: Fühlt ihr euch insgesamt
   Roland Kasprzak: Eine grö-            im Vorstand viel mehr miteinan-      in eurer Arbeit von der GEW ge-
ßere Meinungsvielfalt. Wir ha-           der, als es früher geschehen ist.    nügend unterstützt?
ben bislang eine kapitelbezogene
Struktur gehabt. Die Welt in den            Roland Kasprzak: Um das             Roland Kasprzak: Ich kann
Schulen ist aber bunter gewor-           mal zu konkretisieren: Wir ha-       sagen: auf jeden Fall! Ich grei-
den. Wir können nicht mehr in            ben jetzt fünf IuK (Information      fe nur kurz zum Telefonhörer.
Kapitelgrenzen denken, sondern           und Kommunikation)-Dienst-           Wenn ich eine rechtliche Frage
wir müssen immer mehr Aufga-             vereinbarungen oder eine Rah-        habe, die ich nicht beantwor-
ben- und Schwerpunkt bezogen             men- oder Prozessvereinbarung        ten kann, dann rede ich mit der
denken. Ich komme zwar aus               zu diesem Themenkomplex in           GEW und kriege sie in aller Re-
dem berufsbildenden Bereich,             dieser Wahlperiode abgeschlos-       gel auch beantwortet. Da, wo wir
also vom HIBB (Hamburger                 sen. Das ist inhaltlich sehr kom-    Unterstützung als Gruppe brau-
Institut für berufliche Bildung),        plex. Wir haben dafür ja inner-      chen, bekommen wir sie.
ich betreue also die Kolleg_in-          halb unserer Gruppe jemanden,
nen an den Berufsschulen, aber           der sich darauf spezialisiert hat.
ich betreue auch alle Beamten-           Ohne ihn, der auf diesem Gebiet
statusfragen der übrigen Schul-          bereits ein Fachmann war, bevor
kapitel. Es gibt viele Fragen,           er diese Aufgabe übernommen
die ich, auch wenn sie aus dem           hatte, wäre es unmöglich, sich
HIBB kommen, nicht bearbeite,            ein qualifiziertes Meinungsbild
weil sie in den Schwerpunktbe-           zu verschaffen. Zukünftig wird
reich von Matias fallen, der für         – so meine Annahme – diese Art
die Beschäftigten im Angestell-          von Spezialisierung sich noch
tenverhältnis zuständig ist. Die         steigern. Im IuK-Bereich be-
Aufgabenbereiche überschnei-             kommen wir eine Freistellung
den sich also immer mehr, was            dafür. Es kann sein, dass wir für
aber insgesamt die Arbeit auch           das LI ebenfalls mit dem jetzigen
interessanter macht.                     Zeitbudget nicht auskommen.

   Matias Töpfer: Kapitelüber-             hlz: Eure Aufgabe besteht ja         Matias Töpfer: Es gibt immer
greifend agieren wir vor allem           aber nicht nur im gestalterischen    Schnittmengen: Was ist gewerk-
natürlich beim Thema Lehrerar-           Bereich im weitesten Sinne, son-     schaftliche, was ist personalrätli-
beitszeit. Wir haben den Vertreter       dern ihr habt auch eine Kontroll-    che Aufgabe? Wir müssen darauf
der Stadtteilschulen, meine Per-         funktion.                            achten, dass dieses Alltagsge-
son, der vor allem zuständig ist                                              schäft, das auf uns einprasselt,
für Angestelltenfragen, PTF-und             Lucie Kuhse: Ja, es wird          nicht dazu führt, dass wir nicht
VSK-Fragen. Das kann einer al-           regelmäßig festgelegt, welche        genug miteinander reden. Darauf
leine nicht schaffen. Fragen, die        Schulen kriegen wie viele Beför-     muss man immer wieder achten.
aus Stadtteilschulen kommen,             derungsstellen. Die Personalre-
können auch Kolleg_innen aus             ferenten stellen uns die Unterla-      hlz: Dann wünsche ich euch,
anderen Kapiteln beantworten,            gen zur Verfügung. Unsere Auf-       dass euch dies auch weiterhin
weil sie sich dort genauso stel-         gabe ist es, immer wieder nach-      gelingt und der Erfolg auf eurer
len. Und wir haben jetzt als fünf-       zufragen, nach welchen Kriteri-      Seite bleibt.
tes Mitglied einen Kollegen, der         en die Verteilung vorgenommen                        Das Interview führte
für die Sonderschulen zuständig          wurde. Es gibt da Unterschiede                       JOACHIM GEFFERS

hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2018                                                                      19
SÄKULARISMUS

Die Schule der Gleichheit
Ein Plädoyer für eine Schule im Sinne der Aufklärung

   Bis zu meinem 15. Lebensjahr      fen. Während die Diskussion        ausgestellten Glaubenssymbolen
lebte ich in Algerien, in einem      sich hauptsächlich um die Reli-    wie etwa einem Kreuz konfron-
Land, in dem eine Staatsreligion     gionsfreiheit der Lehrer_innen     tiert, wird ihre »negative Reli-
gesetzlich festgelegt war. Eine      dreht, sollten viel stärker die    gionsfreiheit« beschnitten, also
Religion, die fast alle Bereiche     Auswirkungen auf die Schüler_      das Recht, frei von Religion zu
der Gesellschaft regelte, wie zum    innen in den Fokus gerückt wer-    leben. Die andauernde Anwe-
Beispiel das Familienrecht von       den. Welchen Einfluss haben von    senheit von religiösen Symbo-
Eheschließung und Scheidung          Bezugspersonen offen zur Schau     len prägt und hinterlässt Spuren,
bis zur Erbschaft. Aber auch das     getragene religiöse Symbole wie    insbesondere bei Kindern und
Bildungssystem unterlag einem                                           Jugendlichen. Die Symbolspra-
starken Einfluss der religiösen                                         che ist eine starke Sprache. Die
Autoritäten. Als ich mit meiner        Positive und negative            Schule sollte aber im Sinne der
Familie nach Deutschland kam,            Religionsfreiheit              Aufklärung ein Ort sein, an dem
war es uns besonders wichtig,                                           Kinder und Heranwachsende zu-
in einem Land angekommen zu             wurde geschaffen,               erst ihr Recht auf Freiheit und
sein, in dem jede_r frei seine          um Andersgläubige               individuelle Entfaltung in vol-
Religion ausüben kann, aber in        und Nichtgläubige vor             len Zügen genießen können. Sie
dem jede_r auch frei von Religi-     dominierenden Religionen           stellt einen Schutzraum dar, in
onen leben darf. In einem Land,             zu schützen                 dem vielfältiges Wissen erwor-
in dem die Werte der Aufklärung                                         ben wird: Hier sollen sie auch
sowie die Verankerung der Men-                                          lernen, kritisch zu denken, dog-
schenrechte in vielen Lebensbe-                                         matische oder ideologische Be-
reichen Bürger_innen darin be-       Kippa, Kreuz oder Kopftuch auf     einflussungen zu erkennen und
stärken, sich von unterschiedli-     Kinder?                            sich davon zu distanzieren.
chen Diktaten, seien sie religiös,      Positive und negative Religi-      Darüber hinaus betonen de-
patriarchalisch oder ideologisch,    onsfreiheit wurde geschaffen,      monstrative Symbole die Zuge-
zu befreien.                         um Andersgläubige und Nicht-       hörigkeit zu einer bestimmten
   Nicht zuletzt deshalb zog es      gläubige vor dominierenden         Gesellschaftsgruppe und können
mich nach meinem Studium             Religionen zu schützen. Werden     als eine demonstrative Abgren-
nach Berlin: Hier gilt das Neut-     Schüler_innen während des Un-      zung von der Gesamtgesellschaft
ralitätsgesetz. Hier haben Schü-     terrichts stets mit demonstrativ   funktionalisiert werden – ein
ler_innen die Chance, sich un-
abhängig von Herkunft, Kultur
                                                                                                                 Foto: privat

und Konfession frei zu entfalten.
Hier können sie Wissen ohne re-
ligiöse oder ideologische Beein-
flussung erwerben. Hier haben
sie die Möglichkeit, eine indi-
viduelle Identität zu entwickeln
und sich nicht nur vorrangig als
Mitglied einer sozialen Gruppe
zu fühlen und so angesehen zu
werden.
   Vor diesem Hintergrund ist
es nicht verwunderlich, dass ich
mit tiefer Irritation die jüngsten
Bestrebungen wahrnehme, das
Neutralitätsgesetz in Berlin auf-
zuweichen oder gar abzuschaf-

20                                                                  hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2018
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