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                                                          3    Gewerkschaft für den Kommunal- und Landesdienst
                                                               März 2017 – 19. Jahrgang
Postvertriebsstück • Deutsche Post AG „Entgelt bezahlt“

                                                              Öffentlichen Dienst                                                    dbb Seiten
                                                                                                                                     9 bis 48

                                                              bedenken
                                                              statt versenken                                    Seite 4 <

                                                                                                                 Einkommensrunde
                                                                                                                                     Seite 6 <

                                                                                                                                     komba bildungs-
                                                                                                                 der Länder:         und service gmbh
                                                                                                                 Durchbruch in der   jetzt im Web
                                                                                                                 dritten Runde
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Liebe Kolleginnen und Kollegen,
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                                                                                                                                                                                                                         © Jan Brenner / dbb
                                                  Einkommensrunde der Länder:                                                                             hen. Hier ist keine Verbindlich-
                                                                                                                                                          keit erkennbar. Insbesondere
                                                  Durchbruch in der dritten Runde                                                                         auf kommunaler Ebene muss-
                                                                                                                                                          ten mit derartigen Vereinba-
                                                                                                                                                          rungen negative Erfahrungen
                                                  Nach zwei fruchtlosen Verhandlungsrunden und etlichen fruchtbaren                                       gemacht werden: Es hat Jahre
                                                  gewerkschaftlichen Aktionen richtete sich der Blick auf die dritte Tarifrunde,                          gedauert, bis endlich eine Ent-
                                                                                                                                                          geltordnung in Kraft trat. Zwar
                                                  die am 16. und 17. Februar in Potsdam stattfand. Dort haben dbb und ver.di                              gibt es für die Landesebene be-
                                                  mit der Tarifgemeinschaft der Länder (TdL) weiterverhandelt.                                            reits eine Entgeltordnung, aber
                                                                                                                                                          viele Probleme sind noch unge-
                                                  Der dbb hatte konsequent           Entgeltordnung zum TV-L:          ber blockiert werden können.       löst, wie zum Beispiel die Ent-
                                                  das Ziel verfolgt, zu einem        >>vereinbarte Verhandlungen       Einen besonderen Blick werden      zerrung der Entgeltgruppe 9
                                                  Tarifabschluss zu kommen. Al-        sollen in 2018 abgeschlossen    wir auf den Sozial- und Erzie-     oder die Aktualisierung von
                                                  lerdings nicht um jeden Preis,       sein                            hungsdienst werfen.                Tätigkeitsmerkmalen.
                                                  denn Voraussetzung war na-         >>gesonderte Verhandlungen
                                                  türlich ein akzeptables Ange-        für Lehrkräfte, wobei die       Sollte sich herausstellen, dass    >Entgeltgruppenzulagen für       Der Arbeitsmarkt im Sozial-        Besoldungsanpasssung in den
                                                                                       den Sozial- und Erziehungs-     und Erziehungsdienst ist leer-     Bundesländern ist. Die dorti-
                                                  Und tatsächlich konnte nach          dienst                          gefegt und das führt zu stei-      gen Landtage sind für entspre-
                                                  weiteren komplexen Verhand-        >>der Mindestbetrag von           genden Preisen. Dem können         chende Gesetze zuständig. Die
                                                  lungen ein Ergebnis präsentiert      75 Euro gilt auch für Pflege-   sich die Arbeitgeber nicht ver-    Ergebnisse sind nicht nur für
                                                  werden.                              kräfte, die den Entgeltgrup-    schließen. Sie haben ein Ausei-    die Landes-, sondern auch für
                                                                                       pen KR 3a, 4a, 7a, 8a (Stufen   nanderbrechen der Tarifstruk-      die Kommunalbeamtinnen und
                                                  >Vollzugszulage insbesondere     renden Konsequenzen leben          dem Landesrecht.
                                                  dbb bundestarifkommission            in Justizvollzugseinrichtun-    – auch wenn sie aus ihrer Sicht
                                                  auch mit den Stimmen der             gen entsprechend beamten-       negativ sind.                      Nur wenn das Tarifergebnis
                                                  komba zugestimmt hat, bein-          rechtlicher Vorschriften                                           von den Parlamenten auf Lan-
                                                  haltet folgende wichtige Eck-                                        Für die vom Tarifabschluss be-     desebene nicht unterschritten
                                                  punkte:                            Auszubildende der Länder:         troffenen Landesbeschäftigten      wird, können negative Auswir-
                                                                                     >>2-mal 35 Euro, ab dem           ist insgesamt ein angemesse-       kungen der Föderalismusre-
                                                  Tabellenentgelte des TV-L:           1. Januar 2017 und dem          ner Reallohnzuwachs erfolgt.       form in Gestalt einer Besol-
                                                  >>2 Prozent rückwirkend ab           1. Januar 2018                  Zudem werden durch den             dungsspirale nach unten
                                                    dem 1. Januar 2017; Aufsto-      >>29 Urlaubstage                  Mindestbetrag einerseits und       abgewendet werden.
                                                    ckung auf 75 Euro (Mindest-      >>Fortschreibung der bisheri-     durch die Einführung der
                                                    betrag) für die EG 1–8, EG 9       gen Übernahmeregelung           Stufe 6 andererseits gleicher-     In den vorstehenden Beteili-
                                                    (Stufen 1–3), EG 10–12                                             maßen besondere Belange der        gungsverfahren werden sich
                                                    (Stufe 1)                        >2,35 Prozent ab dem 1. Janu-          komba-Sicht                  gruppen berücksichtigt.            schaften im Zusammenwirken
                                                    ar 2018 (Laufzeit bis 31. De-                                                                         mit den dbb Landesbünden
                                                    zember 2018)                     Mit dem Tarifabschluss sind       Schließlich ist mit dem Tarif­     einbringen.
                                                                                     wichtige Ziele erreicht worden.   abschluss auch eine gute
                                                  Stufe 6 (= Stufe 5 + 3 Prozent)    Es wurde der Anschluss an die     Grundlage für die Besoldungs-      Vor diesem Hintergrund ist zu
                                                  auch für die Entgeltgruppen 9      TVöD-Tabelle geschafft, sodass    anpassung der Landes- und          begrüßen, dass es aus mehre-
                                                  bis 15 des TV-L; Einführung in     die nächsten Tarifverhandlun-     Kommunalbeamten verbun-            ren Bundesländern bereits Sig-
                                                  zwei Schritten:                    gen für den Bund und die Kom-     den. Kritisch ist allerdings die   nale gibt, das Ergebnis zu über-
                                                  >>50 Prozent ab 1. Januar 2018     munen nicht mit einem „kein       Vereinbarung zur Fortentwick-      tragen.
                                                                                                                                                                                              © Lothar Drechsler / dbb

                                                  >> 50 Prozent ab 1. Oktober 2018   Bedarf“ seitens der Arbeitge-     lung der Entgeltordnung zu se-                                 (kt)

                                                  > komba magazin | März 2017
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                                                  Änderungen für Schwerbehindertenvertretungen
                                                  Das Bundesteilhabegesetz soll die Lebenssituation von Menschen mit Behinderungen verbessern
                                                  und die Kosten der Eingliederungshilfe neu regeln. Die Umsetzung des inzwischen beschlossenen
                                                  Gesetzes erfolgt in mehreren Stufen bis zum Jahr 2020.

                                                                                                     durch den Arbeitgeber stets        sprucht werden, wenn mindes-      geweitet worden. Einbezogen
                                                                                 © vege / Fotolia.

                                                                                                     unwirksam, wenn die Beteili-       tens 100 schwerbehinderte         sind auch weitere stellvertre-
                                                                                                     gung der Schwerbehinderten-        Menschen im Betrieb beschäf-      tende Mitglieder, wenn diese
                                                                                                     vertretung unterblieben ist.       tigt sind.                        aufgrund der Zahl der schwer-
                                                                                                     Damit wird die bisherige                                             behinderten Beschäftigten ge-
                                                                                                     Rechtslage, nach der die unter-    Bislang lag die Grenze bei 200    wählt werden können.
                                                                                                     bliebene Beteiligung letztend-     schwerbehinderten Menschen.
                                                                                                     lich ohne Einfluss auf die Wirk-
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                                                                                                                                      Unser
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  Den Traum vom Eigenheim realisieren, die Anschluss-                                                                             dbb-Mitglieder
  finanzierung regeln oder die erforderlichen Modernisierungs-
  Maßnahmen endlich umsetzen.
                                                                                                                                   0,15 %-
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      5/10/15 Jahre, Forward auf eigene Darlehen, Zinsanpassung). Andere Finanzierungsvarianten (z. B. Wohndarlehen Turbo) können nur zu normalen Kunden-
      konditionen angeboten werden. Eine Kombination mit anderen Zinsvergünstigungen ist nicht möglich.
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komba

                                                                                                                                                       © Screenshot komba shop
                                                  komba shop

                                                                                © Screenshot komba shop (2)

                                                                                                                 Sonderverkaufsaktion „komba Kreidebecher“
                                                                                                                 Vom 1. März bis 15. April 2017 erhalten Sie im komba shop den „komba Kreidebecher“
                                                                                                                 zum Sonderpreis von nur 1,50 Euro pro Becher (brutto, zuzüglich Versandkosten) anstatt 2,30 Euro
                                                                                                                 (Normalpreis brutto, zuzüglich Versandkosten).
                                                                                                                 Angebot gültig nur solange der Vorrat reicht.
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                                                  Die komba bildungs- und                                     komba frauen:
                                                  service gmbh hat gemein-
                                                  sam mit ihrem langjährigen
                                                  Kooperationspartner mcs
                                                                                                              Internationaler Frauentag (8. März)
                                                  promotion beim komba shop
                                                  einige Änderungen durchge-
                                                                                                              und Equal Pay Day (18. März)
                                                  führt: Dabei erhielt der Shop                               Zwei wichtige Termine im Jahr,                                       Ziel des Ausschusses ist unter
                                                  für Werbemittel, Streuartikel                               in deren Mittelpunkt die Frau-                                       anderem, die Sensibilität der
             8                                    und Textilien im typischen                                  en in der Gesellschaft und im                                          Dienstherren und Arbeitge-

                                                                                                                                            „
                                                  komba Design unter anderem                                  Beruf stehen. Während der                                                 ber für die Interessen und
                                                  ein neues Layout, eine besse-                               Internationale Frauentag           Vielfalt verbinden                       Belange der Frauen zu
Gewerkschaft für den Kommunal- und Landesdienst

                                                  re Artikelübersicht und -be-                                eher im Allgemeinen           Die Frauen der komba gewerkschschaft erhöhen – für mehr
                                                  schreibung sowie eine trans-                                die Themen und Her-              sind ein starkes Netzwerk, in dem            Wertschätzung, Moti-
                                                  parentere Darstellung der                                   ausforderungen von          Vielfalt, Chancengleichheit und Kompetenz vation und Mitarbei-
                                                  Netto- und Bruttopreise und                                 Frauen in aller Welt                    groß geschrieben wird.                 terbindung. „Die
                                                  Versandkosten.                                              anspricht, steht beim                                                          Vielfältigkeit der Auf-
                                                                                                              Equal Pay Day der be-                   Wir sind Dein Netzwerk                 gaben in den Kommu-

                                                                                                                                                                                 “
                                                  Neu ist der Button „Mein                                    rufliche- und finan­             und Deine Gewerkschaft, die Dich             nen zeigt zugleich die
                                                  Wunschartikel“, über den                                    zielle Aspekt im Vor­-                   begleitet, unterstützt              Vielfältigkeit unserer
                                                  Ideen und Wünsche zu Wer-                                   dergrund. Er ist der inter-                   und fördert.                  Kolleginnen in ihren Ein-
                                                  bemitteln direkt per Mail                                   nationale Aktionstag für                                                  satzgebieten. Diese Viel-
                                                  mitgeteilt werden können.                                   die Entgeltgleichheit zwi-                                             falt verbinden wir in unse-
                                                                                                              schen Männern und Frauen.                                            rem gewerkschaftlichen
                                                  Werfen Sie doch mal einen                                   Der Aktionstag in Deutschland                                        Netzwerk, um uns besser für
                                                  Blick in den komba shop,                                    markiert symbolisch die Lohn-       >>Chancengleichheit für          Frauen einsetzen zu können“,
                                                  denn stöbern ist erwünscht!                                 lücke zwischen Männern und            Frauen und Männer              so Mareike Klostermann, stell-
                                                  Sie erreichen den komba shop                                Frauen.                             >>Vereinbarkeit von Familie,     vertretende Vorsitzende des
                                                  unter: http://bit.ly/2msHoML.                                                                     Pflege und Beruf               Ausschusses für Frauenpolitik
                                                                                                              Der Ausschuss für Frauen-           >>Qualität der Kinderbetreuung und Gleichstellungsfragen so-
                                                                           (ak)                               politik und Gleichstellungs­        >>familienbewusste               wie stellvertretende Bundes-
                                                                                                              fragen der komba gewerk-              Personalpolitik                vorsitzende. „Mit der Postkar-
                                                                                                              schaft bringt in diesem Zu-         >>lebenslanges Lernen            te wollen wir einmal zeigen,
                                                                                                              sammenhang eine Postkarte           >>Kommune als                    wie bunt wir sind, und zwei-
                                                                                                              heraus, mit der verdeutlicht          lebenswerte Einheit            tens aufmuntern, Teil eines
                                                                                                              werden soll, wie vielfältig         >>gendergerechtes betrieb­       deutschlandweiten Netzwer-
                                                                                                              Frauen in der kommunalen Ar-          liches Gesundheits-            kes zu werden.“ Eine Druckvor-
                                                                                                              beitswelt sind. Egal, ob in den       management                     lage sowie eine Vorlage für
                                                                                                              Kindertagesstätten, als Gärt-       >>Schutz vor Gewalt gegen        Web und Mail der Postkarte
                                                                                                              nerin, Bademeisterin, Sozial-         Mitarbeiterinnen               erhalten Sie bei Ihrer komba
                                                                                                              und Sachbearbeiterin, Pflege-       >>angemessene Personal­          Landesgewerkschaft.
                                                                                                              kraft, Leiterin und Vorsitzende:      ausstattung                                             (mk, ak)
                                                                                                              In der komba gewerkschaft           >>Attraktivität des öffentlichen
                                                                                                              verbinden uns die gleichen            Dienstes als Arbeitgeber       Weitere Informationen:
                                                                                                              Themen:                               erhöhen                        http://bit.ly/2fHccl8

                                                  > komba magazin | März 2017
Komba magazin - komba-bonn.de
dbb

                       Tarifeinigung für den öffentlichen Dienst der Länder:

                       Gute Balance – tragfähige Lösung
                       Am Abend des 17. Februar 2017 einigten sich Arbeitgeber und Gewerkschaf­                                                      < Das Ergebnis im Detail
                       ten in der dritten Verhandlungsrunde in Potsdam auf einen Kompromiss. Im                                                         Die Tabellenwerte erhöhen
                       Volumen steigen die Einkommen im Länderbereich linear um 4,35 Prozent.                                                           sich im Volumen um insge­
                                                                                                                                                        samt 4,35 Prozent. Das ge­
                       Der Tarifabschluss ist allerdings nicht selbsterklärend, da er neben linearen                                                    schieht in folgenden Schrit­
                       Einkommenserhöhungen zahlreiche strukturelle Komponenten enthält.                                                                ten:
                                                                                                                                                        > ab 1. Januar 2017: Einkom­
                                                                                                                                                          menserhöhung 2 Prozent
                                                                                                                                                          (Azubis 35 Euro), mindes­
                                                                                                                                                          tens jedoch 75 Euro für EG
                                                                                                                                                          1–8, EG 9 (Stufen 1–3), EG
                                                                                                                                                          10–12 (Stufe 1), EG KR 3 a,
                                                                                                                                                          4 a, 7 a, EG KR 8 a (Stufen
                                                                                                                                                          1–5), EG KR 9 a (Stufen 3–4),
                                                                                                                                                          EG KR 9 b (Stufe 3)
                                                                                                                                                        > ab 1. Januar 2018: Einkom­
                                                                                                                                                          menserhöhung 2,35 Pro­
                                                                                                                                                          zent (Azubis 35 Euro)
                                                                                                                                                        > Azubis: Hier beinhaltet
                                                                                                                                                          der jeweilige Betrag die ge­
                                                                                                                                                          werkschaftliche Forderung
                                                                                                                                                          nach einem Lernmittelzu­
                                                                                                                                                          schuss. Azubis erhalten              9
                                                                                                                                                          einen Urlaubstag mehr

                                                                                                                                     © Jan Brenner
einkommensrunde 2017

                                                                                                                                                                                          einkommensrunde 2017
                                                                                                                                                        > Einführung der Stufe 6 für
                                                                                                                                                          die Entgeltgruppen ab EG 9
                                                                                                                                                          in zwei Schritten ab 1. Janu­
                       < Erfolgreicher Abschluss: dbb Verhandlungsführer Willi Russ erläuterte gemeinsam mit dem Verhandlungsführer                       ar 2018 und 1. Oktober 2018
                         der Länder, Peter­Jürgen Schneider, Finanzminister von Niedersachsen, und dem ver.di­Vorsitzenden Frank Bsirske                > Verbesserte Übergangszah­
                         (von links) die Eckpunkte der Einigung.
                                                                                                                                                          lung für Beschäftigte im
                                                                                                                                                          Justizvollzugsdienst der
                       „Wir haben zwischen den ma­           renzfähigkeit des Landesdiens­         bereich mit der vom dbb vor                           Länder sowie im feuer­
                       teriellen und den schwierigen         tes auf dem Arbeitsmarkt.              zwei Jahren verhandelten Ent­                         wehrtechnischen Dienst
                       strukturellen Fragen eine gute        Außerdem bedeutet dieser               geltordnung Lehrkräfte – nicht                        Hamburgs und Berlins
                       Balance und damit tragfähige          Abschluss ein willkommenes             auf die lange Bank geschoben                        > Verbesserungen bei der
                       Lösungen gefunden“, erklärte          Plus im Portemonnaie der Kol­          werden“, bekräftigte Russ.                            Vollzugszulage
                       der dbb Verhandlungsführer            leginnen und Kollegen und eine
                                                                                                                                                        > Entgeltgruppenzulagen für
                       Willi Russ. Durch die linearen        Kaufkraftstärkung für die Bin­         Insgesamt beurteilte Russ auch                        bestimmte Beschäftigte im
                       Erhöhungen von 2,0 Prozent            nenkonjunktur“, so Russ.               die Detaillösungen des Tarifab­                       Sozial­ und Erziehungs­
                       (ab 1. Januar 2017) und 2,35                                                 schlusses positiv: „Wir haben                         dienst
                       Prozent (ab 1. Januar 2018),          Bei wichtigen strukturellen            vieles erreicht. Entscheidende                      > Die Laufzeit beträgt
                       den Mindestbetrag von 75 Euro         Themen, etwa den Entgeltord­           finanzielle Verbesserungen                            24 Monate.
                       und die Ausweitung der Erfah­         nungen, seien Gewerkschaften           greifen sofort, wichtige struk­
                       rungsstufe 6 auf alle Entgelt­        und die Tarifgemeinschaft              turelle Verbesserungen werden
                       gruppen hätten die Gewerk­            deutscher Länder (TdL) eben­           in den Gesprächen über die                       ses auf die Beamten und Ver­
                       schaften bei der Bezahlung            falls vorangekommen: „Mit der          Entgeltordnungen festgezurrt.                    sorgungsempfänger der Län­
                       nachhaltige Verbesserungen            verbindlichen Prozessvereinba­         Besonders gefällt mir, dass wir                  der und Kommunen: Die ersten
                       erreicht. „Alle drei Punkte sind      rung zur Weiterentwicklung             mit der Einführung der Stufe 6                   sechs Länder, von Bayern bis
                       enorm wichtig für die Fachkräf­       der Entgeltordnung im Länder­          für die höheren Entgeltgrup­                     Mecklenburg­Vorpommern,
                       tegewinnung und die Konkur­           bereich haben wir einen weite­         pen einerseits und dem Min­                      hätten bereits angekündigt,
                                                             ren wichtigen Schritt auf dem          destbetrag für die unteren Ein­                  die Tarifeinigung auch für Be­
                       < dbb Web­Tipp                        Weg zu einer Modernisierung            kommen andererseits eine                         amte und Versorgungsemp­
                                                             des öffentlichen Dienstes ge­          gute Symmetrie in diesem                         fänger zu übernehmen. „Das
                           Detaillierte Informationen        tan. Wir werden in nächster            Ergebnis haben.“                                 ist gut und richtig, aber erst
                           zum Tarifabschluss, aktuali­
                                                             Zeit darauf zu achten haben,                                                            wenn alle Länder den heutigen
                           sierte vorläufige Tabellen
                                                             dass die anstehenden Fragen            Für den dbb gehe es jetzt um                     Abschluss übertragen haben,
                           und das Einigungspapier:
                           https://goo.gl/Ozz3dj
                                                             zu Eingruppierung und Wertig­          die zeit­ und inhaltsgleiche                     ist die Einkommensrunde 2017
                                                             keit – insbesondere im Lehrer­         Übertragung des Tarifergebnis­                   beendet.“

                                                                                                                                 > komba magazin | dbb seiten | März 2017
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                                                                                                                                                        © thepolovinkin / Fotolia
             Tarifabschluss für den öffentlichen Dienst der Länder:

             Dienst nach Vorschrift
             Die Tarifrunde 2017 für den öffentlichen Dienst                       macht werden muss, das kann       rungsstufe tatsächlich etwas
                                                                                   der Gesetzgeber tun, aber das     verändert. Profitieren tun da­
             der Länder ist fast gelaufen. Für 800 000 Tarifbe­                    geht auch per Tarifvertrag.       von besonders die dienstälte­
             schäftigte gilt das Ergebnis. Die Gewerkschaften                                                        ren Kolleginnen und Kollegen.
             fordern noch die inhaltsgleiche Übertragung auf                       Ob mit dem Tarifabschluss der     Sicher, man hätte die Stufe 6
                                                                                   öffentliche Dienst der Länder     auch früher einführen können,
             die Beamtinnen und Beamten im Landesdienst                            für junge Erwachsene ein at­      nicht erst im nächsten Jahr. Die
             sowie auf die Pensionäre und Pensionärinnen.                          traktiverer Arbeitgeber wird,     Tarifgemeinschaft deutscher
             Doch welche Zeichen setzt der Abschluss und                           ist fraglich. Dass das so wer­    Länder hat in diesem Jahr an­
10                                                                                 den muss, ist aber dringend       gesichts anhaltend hoher Steu­
             für wen? Eine Einschätzung.                                           nötig. Seit Jahren warnt der      ereinnahmen so wenig gute
                                                                                   dbb vor den Auswirkungen der      Argumente gegen einen satten
standpunkt

             Gemessen an der Höhe der           Jüngeren betrifft es häufiger      anstehenden hohen Zahl von        Abschluss wie lange nicht.
             Forderungen, sieht der erzielte    als die Älteren. Nach Angaben      Verrentungen. Über ein Viertel
             Abschluss auf den ersten Blick     des Instituts für Arbeitsmarkt­    der Beschäftigten sei mittler­    Nun kommt der Einstieg in die
             gar nicht schlecht aus: Sechs      und Berufsforschung der Bun­       weile über 55 Jahre alt, sagte    Stufe 6 im nächsten Jahr und
             Prozent gefordert, 4,35 Pro­       desagentur für Arbeit ist der      etwa der dbb Chef Klaus           wird damit vermutlich deutlich
             zent bekommen; 90 Euro mehr        überwiegende Befristungs­          Dauderstädt kurz nach dem         billiger, weil bis dahin wieder
             für Auszubildende gefordert,       grund mit knapp 40 Prozent         Tarifabschluss und begründete     viele Lehrkräfte ihren Weg in
             70 Euro sind es geworden. Was      der „befristete Ersatzbedarf“,     damit seine Forderung nach        den Ruhestand angetreten ha­
             heraussticht ist die verabredete   also die Vertretung etwa bei       Aufstockung des Personals. Es     ben. Für diejenigen, die noch
             Einführung einer Stufe 6 in den    Schwangerschaft oder Krank­        fehlten „nicht nur 10 000 Poli­   da sind, bedeutet die Stufe 6
             Entgeltgruppen 9 bis 15 – und      heit. An zweiter Stelle mit rund   zisten und 20 000 Lehrer“.        eine Wertschätzung ihrer Ar­
             damit in allen Entgeltgruppen.     20 Prozent steht die befristete    Noch deutet sich nicht an, dass   beit – nach Jahren des Ver­
             Bei genauerer Draufsicht rela­     Finanzierung von Stellen. Als      die Jugend Schlange steht, um     zichts und der Einbußen.
             tiviert sich der Eindruck ein      würde die zu erledigende Ar­       in den beiden Bereichen ihre
             wenig. Die Entgelterhöhung         beit nach Fristablauf nicht        berufliche Zukunft zu finden.     Zusammengefasst war es eine
             erfolgt in zwei Stufen, rück­      mehr anfallen.                     Zudem sind es eben auch die       eher ereignislose Tarifrunde
             wirkend zum 1. Januar sind es                                         Stellen, die in den Haushalts­    mit wenig überraschendem,
             zwei Prozent für 2017. Bei einer   Besonders für junge Beschäf­       plänen nur befristet finanziert   aus Kommentatorensicht zu
             Inflationsrate von 1,9 Prozent     tigte, die nach ihrer Ausbil­      sind oder ganz fehlen. Deshalb    niedrigem Ergebnis. Die in
             ist das keine üppige Reallohn­     dung ins Berufsleben einstei­      erscheint die Privatwirtschaft    mehreren Bundesländern lau­
             steigerung.                        gen wollen, bedeutet diese         oder auch der öffentliche         fenden Warnstreiks und Aktio­
                                                grassierende Praxis besonders      Dienst in Bund und Kommu­         nen waren zwar wahrnehm­
             Wieder nicht gelungen ist es       für sie Unsicherheit, wenn der     nen der attraktivere Arbeitge­    bar, glichen aber eher Dienst
             den Gewerkschaften, der            Berufseinstieg mit dem Umzug       ber zu sein. Vielleicht sollten   nach Vorschrift denn einer
             Dienstherren Herz in Sachen        in eine andere Stadt verbun­       die politisch Verantwortlichen    kämpferischen Tarifbewegung.
             sachgrundlose Befristungen         den ist, wenn irgendwann die       sich an einen Tisch setzen und    Die Gespräche wurden im
             zu erweichen. Die Zahl ist und     Familienplanung oder auch nur      überprüfen, ob es nicht eine      Nachhinein als von Beginn an
             bleibt hoch, in den Ländern        eine verlässliche Planung des      gute Idee wäre, die Lohnschere    sehr konstruktiv bewertet. An
             sind 12,3 Prozent der Beschäf­     eigenen Lebens vorgenommen         zwischen den Sektoren endlich     einer Eskalation hatte niemand
             tigten befristet eingestellt,      werden soll. Deshalb ist und       zu schließen.                     Interesse, aber zu routiniert
             sagte dbb Verhandlungsführer       bleibt die wiederkehrende For­                                       sollten Tarifverhandlungen
             Willi Russ zu Jahresbeginn der     derung, dass den sachgrundlo­      Für Lehrkräfte hat sich mit der   auch nicht sein.
             Zeitung „Die Welt“. Und die        sen Befristungen ein Ende ge­      Einführung der neuen Erfah­                            Jörg Meyer

             > komba magazin | dbb seiten | März 2017
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                                                                                          Exklusiv für dbb-Mitglieder und ihre Angehörigen

Einkommensrunde
im Landesdienst Hessen:
Landesregierung muss liefern
Die Verhandlungen für die Einkommensrunde
2017 des öffentlichen Dienstes in Hessen wurden
nach dem Auftakt am 27. Januar ergebnislos auf
den 2. März 2017 vertagt. „Es ist enttäuschend,
dass die Arbeitgeberseite trotz konstruktiver Ge­
spräche nicht wirklich auf unsere Forderungen                                                                                           Norman S.,

                                                                                          Bild: Jana Denzler
eingegangen ist“, sagte Willi Russ, der für den dbb                                                                                      langjähriges
                                                                                                                                           dbb-Mitglied
die Verhandlungen führt. „In der nächsten Runde
muss die Landesregierung liefern.“

                                                                                          Kredite ablösen oder
                                                                                          Wünsche erfüllen -
                                                                     © Michael Eufinger

< Information der Medien nach Abbruch der ersten Runde der Tarifver­
  handlungen für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst Hessens: dbb
                                                                                          Freiräume schaffen!
  Verhandlungsführer Willi Russ (Mitte), ver.di­Vorstandsmitglied Wolf­
  gang Pieper (rechts) und GEW­Vorstandsmitglied Andreas Gehrke (links).
                                                                                          Alles spricht für ein Beamtendarlehen über das dbb vorsorgewerk:
Bereits im Vorfeld hatte Russ        und Kommunalbeamten über­
                                                                                          »                    Freier Verwendungszweck: z. B. für die Umschuldung
gewarnt: „Die Bezahlung im           tragen werden.“
                                                                                                               bisheriger Kredite, Ausgleichen von Rechnungen oder
öffentlichen Dienst muss deut­
                                                                                                               Investitionskredit für größere Anschaffungen
lich besser werden. Sonst wer­       „Die hessische Landesregie­
                                                                                          »
den Sicherheit, Bildung und an­      rung und insbesondere Innen­                                              Darlehen von 10.000 € bis 60.000 €
dere Bereiche der öffentlichen       minister Peter Beuth stehen in
Daseinsvorsorge in Hessen            der Pflicht. Gegenüber den Be­                                            Flexible Laufzeiten: 12, 15 oder 20 Jahre
bald nicht mehr funktionieren.       schäftigten, die ein Recht auf
Es ist höchste Zeit zu handeln!“     Teilhabe an der wirtschaftli­                        »                    Festzinsgarantie
                                                                                                                                                           Beam
                                                                                                                                                                tenda
                                     chen Entwicklung haben, und                                                                                                     rlehen
                                                                                                               Höchsteintrittsalter 58 Jahre                 zu Be
Schon heute zeige sich, dass die     gegenüber den Bürgerinnen                                                                                             kondit st-
Gewinnung von Nachwuchs­             und Bürgern, die auch in Zu­                         »                    100 % anonym (keine Daten-                        ionen
und Fachkräften immer schwie­        kunft verlässliche und qualita­                                           weitergabe an Unberechtigte)
riger werde. „Deshalb ist unsere     tiv hochwertige öffentliche
Forderung nach einer Einkom­         Dienstleistungen möchten“,                           »                    100 % Vertrauensgarantie
menssteigerung um 6 Prozent          machte Russ deutlich.
– darin enthalten ein Mindest­
betrag als soziale Komponente        Von den Verhandlungen über
und die Einführung der Stufe 6       den Tarifvertrag für den öffent­                     Jetzt unverbindliches
                                                                                          Angebot anfordern!
ab Entgeltgruppe 9 – absolut         lichen Dienst des Landes Hes­
gerechtfertigt. Gerade mit Blick     sen (TV­H) sind insgesamt etwa
auf die Lohnentwicklung in an­       181 000 Beschäftigte betroffen:
deren Wirtschaftszweigen oder        Knapp 68 000 Arbeitnehmerin­                         Telefonisch unter: 030 / 4081 6425
anderen Bereichen des öffent­        nen und Arbeitnehmer, für die
lichen Dienstes darf Hessen          der TV­H direkte Auswirkungen
nicht weiter zurückfallen“, sag­     hat, sowie etwa 113 000 Beam­                                                   oder online unter:
te Russ, der Zweiter Vorsitzen­      tinnen und Beamte des Landes                                                    www.dbb-vorsorgewerk.de/bd_anfrage
der und Fachvorstand Tarifpoli­      und der Kommunen, auf die der
tik des dbb ist. „Klar ist auch:     Tarifabschluss übertragen wer­
Die Ergebnisse dieser Einkom­        den soll. Die nächste Verhand­
mensrunde müssen zeit­ und           lungsrunde wird am 2./3. März                        dbb vorsorgewerk GmbH                                   beamtendarlehen@dbb.de
wirkungsgleich auf die Landes­       2017 stattfinden.                                    Friedrichstraße 165                                     www.dbb-vorsorgewerk.de
                                                                                          10117 Berlin

                            > komba magazin | dbb seiten | März 2017                      Tel.: 030 /4081 6425
                                                                                          Fax: 030 /4081 6499
dbb

                                                                                                                                                                                            © Viktoria Kuehne
                                                                                                       © Volker Oehl
                       < Mainz                                                                                         < Magdeburg                                                                              < Schwerin

                                                                      Warnstreiks und Demonstrationen zur Einkommensrunde 2017:

                                                                      Zukunftsperspektiven schaffen
                                           © Friedhelm Windmüller

                                                                      Zwei Verhandlungsrunden ohne Tarifangebot der Arbeitgeberseite hatten
                                                                      den Protest der Beschäftigten der Länder provoziert. Bundesweit waren
                       < Nürnberg
                                                                      Tausende für ihre Forderungen auf die Straße gegangen.

                                                                      Nachdem die erste Verhand­                                     Mit dem ergebnislosen Ende                                       Allein in Mecklenburg­Vor­
 12                                                                   lungsrunde am 18. Januar                                       der zweiten Verhandlungsrun­                                     pommerns Landeshauptstadt
                                                                      2017 nach wenigen Stunden                                      de am 31. Januar 2017 in Pots­                                   Schwerin trafen sich 4 000 Lan­
                                                                      ergebnislos vertagt worden                                     dam kam es bundesweit zu                                         desbeschäftigte, darunter zahl­
einkommensrunde 2017

                                                                      war, machten die Beschäftig­                                   Warnstreiks der Tarifbeschäf­                                    reiche Lehrerinnen und Lehrer,
                                                                      ten ihrem Unmut Luft und for­                                  tigten. Verhandlungsführer                                       zu einem Demonstrationszug
                                                                      derten die Tarifgemeinschaft                                   Willi Russ kommentierte die                                      durch die Landeshauptstadt.
                                                                      deutscher Länder (TdL) auf,                                    stockenden Verhandlungen:                                        Dietmar Knecht, Vorsitzender
                                                                      sich zu bewegen. Erste Demos                                   „Die Gesprächsatmosphäre                                         des dbb mecklenburg­vorpom­
                                           © dbb

                                                                      und Aktionen fanden am 23.                                     war von Anfang an sehr kons­                                     mern, kritisierte bei der Ab­
                       < Hannover
                                                                      Januar 2017 beim Maßregel­                                     truktiv, aber das kann uns nicht                                 schlusskundgebung vor dem
                                                                      vollzug in Moringen und am                                     darüber hinwegtrösten, dass                                      Finanzministerium die Hin­
                                                                      26. Januar vor dem Finanzamt                                   die Arbeitgeber bisher nicht                                     haltetaktik der Arbeitgeber:
                                                                      in Cuxhaven statt. Mit einer                                   wirklich bereit waren, über ih­                                  „Werft doch endlich diese
                                                                      bundesweiten Jugendwoche                                       ren Schatten zu springen. Da                                     alten Rituale über Bord und
                                                                      setzte sich die dbb jugend                                     müssen die Landesbeschäftig­                                     lasst uns konkret werden!“
                                                                      (dbbj) für ihre Forderungen in                                 ten wohl nachhelfen.“
                                                                      der Einkommensrunde ein.                                                                                                        „Es kann nicht angehen, dass
                                                                      Vom 21. bis 25. Januar setzte                                  Dass es sich dabei nicht um                                      uns die TdL mal wieder hinhält
                                                                      die dbbj den jungen öffentli­                                  eine leere Drohung handelte,                                     bis zur letzten verabredeten
                                           © Christiane Breitfelder

                                                                      chen Dienst in Berlin, Schwe­                                  bewiesen die Warnstreiks von                                     Verhandlungsrunde“, kritisierte
                                                                      rin, Potsdam, Mainz und Stutt­                                 bundesweit Tausenden Be­                                         Siegfried Damm, stellvertreten­
                                                                      gart in Szene.                                                 schäftigten ab 1. Februar 2017.                                  der Vorsitzender der dbb Bun­

                       < Kiel
                                                                              © Friedhelm Windmüller

                                                                                                                                                                   © Friedhelm Windmüller

                                                                                                                                                                                                                                        © M.F.Schmidt

                       < Stuttgart                                                                     < Dresden                                                                            < Erfurt                                                    <
© Friedhelm Windmüller

                                                                                                                                                                                       © Friedhelm Windmüller

                                                                                                                                                                                                                                                                © Anne Oschatz
                                                                                                                           © Frank Pusch
                                                       < Cuxhafen                                                                          < Potsdam                                                            < Hamburg

       destarifkommission und Bun­                            den Verhandlungsrunde ein                                                      mensentwicklung“, sagte Kai
       desvorsitzender des VDStra.,                           abschlussfähiges Angebot auf                                                   Tellkamp, Vorsitzender des dbb
       Fachgewerkschaft der Straßen­                          den Tisch zu legen.                                                            schleswig­holstein.
       und Verkehrsbeschäftigten, bei
       der Kundgebung in Hannover,                            Etwa 1 300 Mitarbeiterinnen                                                    Mehr als 1 000 Landesbeschäf­
       zu der auch zahlreiche Straßen­                        und Mitarbeiter von Ministeri­                                                 tigte protestierten in Stuttgart.

                                                                                                                                                                                                                                                                 © Jan Brenner
       wärter aus ganz Niedersachsen                          en, Landesämtern, Finanzäm­                                                    „Ein wohlhabendes Land wie
       angereist waren. „Die Landes­                          tern, Autobahn­ und Straßen­                                                   Baden­Württemberg darf nicht
       beschäftigten sorgen dafür,                            meistereien, Schulen und                                                       weiter am öffentlichen Dienst       < Berlin
       dass der öffentliche Dienst rund                       Hochschulen versammelten                                                       sparen“, bekräftigte der Vorsit­
       um die Uhr funktioniert, halten                        sich in Saarbrücken zu einer                                                   zende des BBW Beamtenbund
       bei Wind und Wetter, Krisen                            Kundgebung. „Gutes Personal                                                    und Tarifunion, Volker Stich.
       und Unfällen ihren Kopf für das                        kostet gutes Geld – egal, ob es                                                                                                                                                         13
       Gemeinwesen hin.                                       um Arbeitnehmer oder Beamte                                                    „Dem Grundsatz ‚Gleicher Lohn
                                                              geht“, sagte der Vorsitzende des                                               für gleiche Arbeit‘ müssen wir

                                                                                                                                                                                                                                                     einkommensrunde 2017
       Auch in anderen Städten betei­                         dbb saar, Ewald Linn, mit Blick                                                in dieser Tarifrunde wieder
       ligten sich Tausende Beschäf­                          auf die vom dbb geforderte zeit­                                               mehr Geltung verschaffen“, ar­
       tigte des öffentlichen Dienstes                        und inhaltsgleiche Übertragung                                                 gumentierte der Landesvorsit­

                                                                                                                                                                                                                            © Andreas König
       der Länder an Warnstreiks.                             des materiellen Gehalts der Ta­                                                zende des Thüringer Beamten­
                                                              rifeinigung auf den Beamtenbe­                                                 bundes, Helmut Liebermann,
       In der sächsischen Landes­                             reich. Die TdL stelle es gerne so                                              bei der Abschlusskundgebung
       hauptstadt Dresden demonst­                            dar, als geschehe dies regelmä­                                                vor der Staatskanzlei in Erfurt.    < Potsdam
       rierten 10 000 Landesbeschäf­                          ßig. „Wir stellen fest: Im Saar­
       tigte in der Innenstadt. „Die                          land war das seit 2010 nicht                                                   Weitere Warnstreiks, die je­
       Arbeitgeber müssen endlich                             mehr der Fall.“                                                                weils von Demonstrationen
       begreifen, dass gute Zukunfts­                                                                                                        und Kundgebungen flankiert
       perspektiven für den öffent­                           In der schleswig­holsteinischen                                                wurden, hatten In Berlin, Düs­
       lichen Dienst auch gute Zu­                            Landeshauptstadt Kiel trafen                                                   seldorf, Hamburg, Jena, Mainz,
       kunftsperspektiven für                                 sich etwa 1 000 Beschäftigte                                                   Magdeburg, Potsdam und
       Deutschland eröffnen“, sagte                           zu einer Kundgebung vor dem                                                    Nürnberg stattgefunden.
       Willi Russ auf der dortigen Ab­                        Finanzministerium. „Angesagt                                                   Ausführliche Berichte und Bil­
                                                                                                                                                                                                                            © Friedhelm Windmüller

       schlusskundgebung und for­                             ist eine faire Bezahlung, nicht                                                der der Aktionen stehen auf
       derte die Arbeitgeber auf, in                          schon wieder eine Abkopplung                                                   www.dbb.de/einkommens
       der dritten und entscheiden­                           von der allgemeinen Einkom­                                                    runde2017 zur Verfügung.

                                                                                                                                                                                 < Moringen
                                                                                       © Dirk Guldner / www.guldner.de

                                                                                                                                                                                                                            © Lothar Drechsel

< Saarbrücken                                                                                                            < Düsseldorf
dbb

         Verhandlung vor dem Bundesverfassungsgericht:

         Schlagabtausch über
         umstrittenes Tarifeinheitsgesetz

14
        „Wir betreten hier Neuland“, machte Ferdinand Kirchhof, Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts
fokus

        und Vorsitzender des Ersten Senats, gleich zu Beginn der mündlichen Verhandlung über das Tarifeinheits-
        gesetz am 24. Januar 2017 in Karlsruhe deutlich. Zwei volle Tage – und damit ungewöhnlich lange – wid-
        meten sich Kirchhof und seine Senatskolleginnen und -kollegen Susanne Baer, Gabriele Britz, Yvonne Ott,
        Michael Eichberger, Johannes Masing, Andreas Paulus und Wilhelm Schluckebier dem „Gesetz zur Tarifein-
        heit“ vom 3. Juli 2015 und fünf von insgesamt einem Dutzend Verfassungsbeschwerden, die Gewerkschaf-
        ten und Berufsverbände dagegen eingelegt haben. Einer der Verfahrensbeteiligten: der dbb beamtenbund
        und tarifunion, in Karlsruhe vertreten durch den dbb Bundesvorsitzenden Klaus Dauderstädt, dbb Vize und
        Tarifvorstand Willi Russ sowie Prof. Wolfgang Däubler, den dbb Prozessbevollmächtigten. Gemeinsam mit
        Marburger Bund, Flugbegleitergewerkschaft UFO, Pilotenvereinigung Cockpit und ver.di brachte der dbb
        seine massiven rechtlichen Bedenken zum Ausdruck: „Das TEG ist verfassungswidrig, praktisch insbeson-
        dere im öffentlichen Dienst nicht anwendbar und gesellschaftspolitisch nachteilig“, sagte Dauderstädt.

        Mit dem Tarifeinheitsgesetz         setzen, die in dem betroffenen     eine funktionierende Sozial-      Gerhart Baum, ehemaliger
        (TEG), das sich auf eine langjäh-   Betrieb die meisten Mitglieder     partnerschaft, zudem nach-        Bundesinnenminister und
        rige gemeinsame Initiative des      hat. Die unterlegene Gewerk-       haltig. Und in der Rechtsfolge    Prozessbevollmächtigter der
        Deutschen Gewerkschaftsbun-         schaft kann sich nur anschlie-     würde die jeweils kleinere Ge-    Vereinigung Cockpit, ergänzte:
        des (DGB) und der Bundesverei-      ßen und den Vertrag nach-          werkschaft nahezu vollständig     „Das ist ein tief gehender, in
        nigung der Deutschen Arbeit-        zeichnen. „Nicht vertretbarer      verdrängt – „das ist ein voll-    der Bundesrepublik noch nie
        geberverbände (BDA) zurück-         Unfug“, fasste Verfassungs-        kommen unverhältnismäßiger        dagewesener Eingriff in das
        führen lässt, schließlich 2015      rechtler Wolfgang Däubler für      Eingriff in die Koalitionsfrei-   Tarifrecht und kommt einem
        von Bundesarbeitsministerin         den dbb zusammen: Der Ge-          heit“, so Däubler. Mit dem TEG    Gewerkschaftsverbot gleich.“
        Andrea Nahles vorgelegt wur-        setzgeber habe keinerlei kon-      wird „das Grundrecht der Koali-
        de und in Kraft trat, wird das      krete Missstände benannt, die      tionsfreiheit, Art. 9 Abs. 3      <   Zahlreiche und
        Tarifgeschehen in Deutschland       einen solchen Grundrechtsein-      Grundgesetz, unter Mehrheits-         komplizierte Fragen
        auf völlig neue Grundlagen ge-      griff rechtfertigten. Die Ausge-   vorbehalt gestellt und damit
        stellt: Laut TEG soll sich bei      staltung der neuen Tarifeinheit    faktisch abgeschafft“, stellte    Doch bevor sich das Gericht
        mehreren konkurrierenden            störe die Parität zwischen Ar-     denn auch Rudolf Henke, Chef      mit der Verfassungsmäßigkeit
        Tarifverträgen künftig der Ver-     beitnehmern und Arbeitge-          der Ärztegewerkschaft Marbur-     des TEG an sich befasste, galt
        trag jener Gewerkschaft durch-      bern, Grundvoraussetzung für       ger Bund, eingangs direkt klar.   es zunächst, „zahlreiche und

        > komba magazin | dbb seiten | März 2017
dbb

                                                                     © picture alliance / Uli Deck / dpa
                                                                                                           < Der Erste Senat des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe mit Yvonne
                                                                                                             Ott, Andreas Paulus, Wilhelm Schluckebier, Susanne Baer, dem Vorsit­
                                                                                                             zenden Ferdinand Kirchhof, Michael Eichberger, Johannes Masing und
                                                                                                             Gabriele Britz (von links) eröffnete am 24. Januar 2017 die mündliche
                                                                                                             Verhandlung zum Tarifeinheitsgesetz.

                                                                                                              Regelung der Konkurrenz im                   auch nicht mit dem Hinterge­
                                                                                                              Arbeitnehmerlager bisher zu­                 danken erlassen worden, dar­
                                                                                                              rückgehalten.                                über kleine Gewerkschaften
                                                                                                                                                           zu bekämpfen. „Das ist weder
                                                                                                              Kurzum: „Wir wollen klären,                  Ziel noch Wirkung des Geset­
                                                                                                              wie genau das Gesetz zu ver­                 zes“, vielmehr wolle man „An­
                                                                                                              stehen ist“, so die Berichter­               reize für Kooperation und Ab­
                                                                                                              statterin des Verfahrens, Ver­               stimmung“ schaffen, erklärte
                                                                                                              fassungsrichterin Susanne                    die SPD­Politikerin und ernte­
                                                                                                              Baer. Denn praktische Erfah­                 te dafür hörbaren Protest der
                                                                                                              rungen mit der neuen Rege­                   zahlreichen Gesetzesgegner
                                                                                                              lung gibt es bisher kaum. Den                im Gerichtssaal. Das TEG sei
                                                                                                              ersten Verhandlungstag nutz­                 ein Frontalangriff auf die Ta­
                                                                                                              te der Senat daher, um in aus­               rifautonomie und Koalitions­
                                                                                                              führlichen Befragungen erst                  freiheit, ein gut getarntes Ar­
                                                                                                              einmal herauszufinden, was                   beitskampfverbot für kleine
                                                                                                              genau laut Gesetz eigentlich                 Gewerkschaften, hielt Arbeits­
                                                                                                              wann passieren soll. Ein wich­               rechtler Matthias Jacobs, Ver­
                                                                                                              tiger Punkt war dabei, ob es in­             treter der Gewerkschaft UFO,
                                                                                                              direkt nicht doch Auswirkun­                 dagegen und warnte vor ei­
                                                                                                              gen auf das Streikrecht gibt.                nem „Wolf im Schafspelz“.
                                                                                                                                                                                             15
                                                                                                              <   Nahles: keine Beschrän-                  <   Minderheitsgewerk-
komplizierte Fragen zu klä­           ob das TEG von den Tarifpar­                                                kung des Streikrechts                        schaft verliert alles

                                                                                                                                                                                             fokus
ren“, wie es der Vorsitzende          teien abbedungen werden
Ferdinand Kirchhof formulier­         könne, wie es sich mit Rück­                                            Es gehe nicht darum, mit dem                 Die anschließende Herausar­
te. Man wolle konkret heraus­         wirkung und Auswirkung auf                                              TEG das Streikrecht zu be­                   beitung der Funktionsweise
finden, welchen Inhalt und            das Individualrecht verhalte.                                           schränken, sagte Bundesar­                   und Auswirkungen des TEG
welche Rechtsfolgen das Ge­           In dem Bereich gebe es „bis­                                            beitsministerin Andrea Nah­                  durch den Senat stützte die
setz habe, wie die Tragweite          lang kaum verfassungsrechtli­                                           les, die während der gesamten                Befürchtungen der Beschwer­
der Verdrängung der jeweils           che Rechtsprechung“, der Ge­                                            Verhandlung anwesend war,                    deführer: Zwar kann die zah­
kleineren Gewerkschaft sei,           setzgeber habe sich bei der                                             dem Gericht. Das Gesetz sei                  lenmäßig unterlegene Gewerk­
                                                                                                                                                           schaft in einem Betrieb den
                                                                                                                                                           von der Mehrheitsgewerk­
                                                                                                                                              © Jan Haas

                                                                                                                                                           schaft abgeschlossenen Ta­
                                                                                                                                                           rifvertrag nachzeichnen –
                                                                                                                                                           allerdings mit verheerender
                                                                                                                                                           Rechtsfolge: Sämtliche von der
                                                                                                                                                           Minderheitsgewerkschaft zu­
                                                                                                                                                           vor abgeschlossenen Tarifver­
                                                                                                                                                           träge, die auch nur einen Ge­
                                                                                                                                                           genstand regeln, der im neuen
                                                                                                                                                           Mehrheitstarifvertrag eben­
                                                                                                                                                           falls Thema ist, werden ver­
                                                                                                                                                           drängt – wirkungslos, auf un­
                                                                                                                                                           bestimmte Zeit. Dies ergebe
                                                                                                                                                           sich zwar nicht unmittelbar
                                                                                                                                                           aus dem Gesetzeswortlaut,
                                                                                                                                                           sei aber herrschende Meinung
                                                                                                                                                           aller Kommentare und habe
                                                                                                                                                           freilich auch gravierende Aus­
                                                                                                                                                           wirkungen auf das Agieren der
                                                                                                                                                           Gewerkschaften im Arbeits­
                                                                                                                                                           kampf, machten die Beschwer­
                                                                                                                                                           deführer deutlich: Im Moment
< Verfassungsbeschwerde eingelegt: Der dbb Bundesvorsitzende Klaus Dauderstädt (rechts), dbb Vize und Tarifvor­
  stand Willi Russ (links) und der vom dbb beauftragte Verfahrensbevollmächtigte Prof. Wolfgang Däubler brach­                                             der Entscheidung für oder ge­
  ten schwerwiegende verfassungsrechtliche Bedenken gegen das Tarifeinheitsgesetz vor.                                                                     gen einen Streik könne man

                                                                                                                                          > komba magazin | dbb seiten | März 2017
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                                                                                           „Da entsteht doch gerade erst     Die Regelungen des TEG dage­

                                                                              © Jan Haas
                                                                                           Druck in der Belegschaft, in      gen würden den jeweiligen Be­
                                                                                           die Mehrheitsgewerkschaft         triebsfrieden erheblich stören,
                                                                                           zu wechseln. Das Nachzeich­       es würde einen Wettlauf um
                                                                                           nungsrecht ist quasi funktions­   Mitglieder unter den Gewerk­
                                                                                           los. Und in der Folge wird doch   schaften geben.
                                                                                           keiner mehr in die Minder­
                                                                                           heitsgewerkschaft eintreten.      Auch in puncto Praktikabilität
                                                                                           Warum sollte man das tun,         des im TEG verankerten Mehr­
                                                                                           wenn diese gar keine tarifver­    heitsprinzips hinterließ die Ver­
                                                                                           tragliche Gestaltungskraft        handlung jede Menge Frage­
                                                                                           mehr hat?“                        zeichen: Der sachverständige
                                                                                                                             Vertreter der Arbeitsgerichts­
                                                                                           <   dbb: „Brauchen keine          barkeit bestätigte die Beden­
                                                                                               gesetzliche Regelung“         ken der Beschwerdeführer,
                                                                                                                             dass ein Notar im Grunde le­
                                                                                           Der dbb Bundesvorsitzende         diglich zum „Tag X“ die Liste
                                                                                           Klaus Dauderstädt erläuterte,     der Arbeitnehmer mit der je­
                                                                                           dass insbesondere im öffentli­    weiligen Mitgliederliste der
        < Gegner im Rechtsstreit um das Tarifeinheitsgesetz: Bundesarbeitsminis­           chen Dienst eine verordnete       Gewerkschaft abgleichen kön­
          terin Andrea Nahles und dbb Chef Klaus Dauderstädt                               Tarifeinheit überflüssig sei:     ne – die Prüfung auf Richtig­
                                                                                           „Wir brauchen keine gesetzli­     keit der Listen müsse indes
        beispielsweise gar nicht genau        Bundesregierung, Verfassungs­                che Regelung, wir haben das       durch das Gericht selbst erfol­
        wissen, welche Gewerkschaft           rechtler Uwe Volkmann, als                   auch so im Griff“, sagte er mit   gen, was einen erheblichen
        gerade die Mehrheit habe und          „domestizierende Wirkung“                    Blick auf die Vereinbarungsab­    Arbeitsaufwand bedeute. Der
        welcher Tarifvertrag über­            des Gesetzes lobte und DGB­                  sprache mit ver.di für die gro­   Jurist der Bundesregierung reg­
        haupt gelte. Weil nun ein Ar­         Chef Rainer Hoffmann als                     ßen Tarifverhandlungen. Auch      te in diesem Zusammenhang
16      beitskampf zu Recht nicht un­         „heilsamen Zwang zur Koope­                  dort, wo man im Wettbewerb        an, der Arbeitgeber könne für
        verhältnismäßig sein dürfe und        ration“ bewertete, sorgte bei                mit anderen Arbeitnehmerver­      diese Zwecke laufend aktuali­
        daher vor allem auf ein recht­        den Verfassungsrichtern für                  tretungen agiere, seien auto­     sierte Arbeitnehmerlisten mit
fokus

        mäßiges Ziel – den Abschluss          differenzierte Feststellungen                nome Verhandlungen zur glei­      jeweiliger Gewerkschaftszuge­
        eines Tarifvertrages – gerichtet      und Fragen. Vorsitzender                     chen Zeit, am gleichen Ort und    hörigkeit vorhalten – ein „Ka­
        sein müsse, dieses Ziel jedoch        Kirchhof: Die Minderheit „wird               meistens mit gleichlautenden      taster der Gewerkschaftsland­
        aufgrund der unklaren Mehr­           auf Dauer ausgeschlossen –                   Tarifverträgen im Ergebnis eine   schaft“. Kopfschütteln im Saal.
        heitsverhältnisse gar nicht si­       das ist schon ein gravierender               lange und erfolgreich geübte
        cher gegeben sei, müssten sich        Eingriff. Das Gesetz lässt die               Praxis – das sei nicht immer      <   Tag 2: Verfassungsrecht-
        die Arbeitnehmervertretungen          Minderheitsgewerkschaften                    „ein Zuckerschlecken“, so Dau­        liche Prüfung
        unter dem TEG nun sehr gut            alleine.“ „Wie kann die Minder­              derstädt, aber nur auf dieser
        überlegen, ob sie und ihre Mit­       heit ihren Verlust kompensie­                freiwilligen und verfassungs­     Der zweite Tag der mündlichen
        glieder die Arbeit niederlegen        ren?“ (Berichterstatterin Su­                konformen Basis könne Ta­         Verhandlung in Karlsruhe galt
        oder nicht – in Anbetracht            sanne Baer). Johannes Masing:                rifeinheit erreicht werden.       der verfassungsrechtlichen
        möglicher massiver Schadens­
        ersatzforderungen wegen ei­
                                                                                                                                                           © Jan Haas
        nes unrechtmäßigen Streiks.
        Und warum sollten überhaupt
        noch Mitglieder in die nach­
        zeichnende Minderheitsge­
        werkschaft eintreten, wenn
        dieser doch wegen der Ver­
        drängung all ihrer eigenen
        Tarifverträge und der rechtli­
        chen Aussichtslosigkeit, aus
        der Minderheit heraus einen
        neuen Tarifvertrag abzuschlie­
        ßen, keinerlei tarifautonome
        Kraft mehr verbleibe? „Die
        Koalitionsfreiheit wird ausge­
        hebelt, das Nachzeichnungs­
        recht ist eine einzige Unter­
        werfungsgeste“, fasste Frank
        Schorkopf, Prozessbevollmäch­
        tigter des Marburger Bundes,          < Großes Medieninteresse: Immer wieder erläuterte dbb Chef Klaus Dauderstädt zahlreichen Medienvertretern die
        zusammen. Was der Jurist der            Argumente, die gegen den gesetzlichen Eingriff in Koalitionsfreiheit und Tarifautonomie sprechen.

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© picture alliance / Uli Deck / dpa

                                      < Die Minderheit „wird ausgeschlossen – das ist schon ein gravierender Eingriff. Das Gesetz lässt die Minderheitsgewerkschaften alleine“, stellte Ferdinand
                                        Kirchhof, Vorsitzender und Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts, während der Verhandlung fest.

                                      Prüfung des TEG – für die Be­           beruhten, entstanden. Sicher            Dieses „Kuchenmodell“ werde             Änderung des Tarifrechts“,
                                      schwerdeführer ein klarer Fall          seien Streiks in sensiblen Berei­       von den Arbeitgebern immer              fasste Bundesminister a. D.
                                      mit zahlreichen Argumenten              chen, etwa in der Verkehrsin­           wieder bewusst in die Welt              Gerhart Baum zusammen. Fol­
                                      auf ihrer Seite. Im Vordergrund         frastruktur, allgemein proble­          gesetzt, um Keile in die Beleg­         gerichtig mochte sich keiner
                                      stand die Frage, ob und wie das         matisch, aber sie seien eben            schaft zu treiben. dbb Prozess­         der Beschwerdeführer ernst­
                                      Gesetz die Koalitionsfreiheit,          kein Problem der Tarifautono­           bevollmächtigter Prof. Wolf­            haft an den Überlegungen des
                                      das Grundrecht aus Art. 9               mie, machte Frank Schorkopf             gang Däubler: „Der Verdacht             Gerichts beteiligen, wie das Ge­
                                      Abs. 3 Grundgesetz, berührt:            deutlich. Und die von den Ge­           auf Sondervorteile der Berufs­          setz möglicherweise in seinen
                                      Verfolgt es legitime Regelungs­         werkschaften anerkannten                gruppen ist empirisch über­             minderheitsschädlichen Wir­
                                      ziele? Führt die gesetzlich an­         Grundsätze der Verhältnismä­            haupt nicht belegt.“ Zudem              kungen gemildert und seine
                                      geordnete Tarifeinheit zur Klar­        ßigkeit und stets mitgetrage­           hätten Tarifverträge nicht nur          Funktionsschwächen optimiert
                                      heit in den Rechtsbeziehungen           nen Notdienstvereinbarungen             verteilungsrelevante Aspekte,           werden könnten – zu schwer
                                      und zur Befriedung im Betrieb,          regelten auch diese Phasen so­          insofern hätte das TEG auch in          wiegen die verfassungsrechtli­        17
                                      oder leistet sie im Gegenteil                                                                                           chen Einwände, zu sinnlos ist
                                      einem schädlichen Wettbe­                                                                                               das gesamte Konstrukt, so die
                                                                                    „Das Recht, zur Wahrung und Förderung der

                                                                                                                                                                                                    fokus
                                      werb der Gewerkschaften                                                                                                 einhellige Meinung.
                                      Vorschub? Abschließend stand                 Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen Vereini-
                                      die Frage im Raum, ob es offen­               gungen zu bilden, ist für jedermann und für                               „Die mündliche Verhandlung in
                                      sichtlich andere und die Ge­                 alle Berufe gewährleistet. Abreden, die dieses                             Karlsruhe hat gezeigt, dass eine
                                      werkschaften weniger belas­                                                                                             gründliche Prüfung des Tarifein­
                                      tende Möglichkeiten gibt, die
                                                                                   Recht einschränken oder zu behindern suchen,                               heitsgesetzes in jeder Hinsicht
                                      Ziele des Gesetzgebers zu er­                 sind nichtig, hierauf gerichtete Maßnahmen                                angezeigt war und ist. Allein die
                                      reichen, und ob das Tarifein­                               sind rechtswidrig.“                                         Tatsache, dass sich das Bundes­
                                      heitsgesetz für die Betroffe­                                                                                           verfassungsgericht einen gan­
                                                                                                      Art. 9 Abs. 3 Grundgesetz
                                      nen insgesamt zumutbar ist.                                                                                             zen Tag lang Zeit nahm, um das
                                                                                                                                                              Gesetz an sich und all seine
                                      <   Nicht gerechtfertigter              zialverträglich. Zudem: Wenn            dieser Hinsicht mit seinen              Auswirkungen überhaupt erst
                                          Grundrechtseingriff                 der Gesetzgeber in sensiblen            umfassenden Verdrängungs­               einmal zu verstehen, spricht
                                                                              Bereichen wie der Bahn privati­         mechanismen gegenüber jeder             aus meiner Sicht Bände“, sagte
                                      Ausführlich legten die Be­              siere, müsse er eben auch die           Minderheit „überschießende              dbb Chef Klaus Dauderstädt
                                      schwerdeführer dar, dass                tarif­ und arbeitsrechtlichen           Wirkung“.                               zum Abschluss der Anhörung in
                                      das Gesetz – wie am Vortag              Folgen ertragen – „auch für                                                     Karlsruhe. „Am zweiten Tag ka­
                                      gesehen – ganz massiv in das            den Gesetzgeber darf es keine           Am Ende der Verhandlung                 men unsere schwerwiegenden
                                      Grundrecht der Koalitionsfrei­          Rosinenpickerei geben“, beton­          war klar: Die Bedenken der Be­          verfassungsrechtlichen Einwän­
                                      heit eingreift, indem es die            te Schorkopf. Den von der Re­           schwerdeführer hatten sich voll         de auf den Tisch – auch da
                                      Minderheitsgewerkschaften               gierungsseite vorgetragenen             bestätigt: Das TEG verletzt das         konnte die Bundesregierung
                                      und ihre Mitglieder dauerhaft           Vorwurf, das Agieren insbe­             Grundrecht auf Koalitionsfrei­          die substanziellen Zweifel an
                                      dieses Grundrechts beraubt.             sondere beruflich orientierter          heit und greift mittelbar auch          der Rechtmäßigkeit dieses mas­
                                      Und dies ohne Rechtfertigung:           Gewerkschaften laufe der hori­          in das Streikrecht der Gewerk­          siven Eingriffs in die Koalitions­
                                      In den vergangenen Jahrzehn­            zontalen Verteilungsgerechtig­          schaften und Berufsverbände             freiheit nicht ausräumen“, so
                                      ten seien in Deutschland ent­           keit im Betrieb zuwider („es            ein. „Das Gesetz schafft Rechts­        Dauderstädt.
                                      gegen der Behauptung des Ge­            sollen doch alle zufrieden              unsicherheit. Es wird entgegen
                                      setzgebers, der hierzu auch in          sein“), wiesen die Beschwerde­          der Behauptung der Bundesre­            Mit einer Entscheidung des
                                      der Verhandlung jede Empirie            führer einhellig zurück. „Der           gierung zu weniger Solidarität          Bundesverfassungsgerichts zu
                                      schuldig blieb, keinerlei nach­         horizontale Verteilungskampf            auf Arbeitnehmerseite führen            den TEG­Verfassungsbeschwer­
                                      haltige Schädigungen durch              unter den Berufsgruppen ist             und stört den Betriebsfrieden.          den ist in den nächsten Mona­
                                      Arbeitskämpfe, die auf der              eine Mär, es gibt ihn nicht“,           Es besteht keine Notwendig­             ten zu rechnen.
                                      Kollision von Tarifverträgen            sagte Cockpit­Chef Ilja Schulz.         keit zu einer so gravierenden                             Britta Ibald

                                                                                                                                                    > komba magazin | dbb seiten | März 2017
dbb

              Nach der Tarifeinigung:
              Länder sollen Personal aufstocken
              Nach der Tarifeinigung für den öffentlichen Dienst hat der dbb die Länder                                                                              26 Prozent der Beschäftigten
                                                                                                                                                                     seien über 55 Jahre alt, so der
              zur Aufstockung ihres Personals aufgefordert. Durch den Abschluss für rund                                                                             dbb Chef weiter. Als kluger Ar­
              eine Million Angestellte würden die Länder ihre Konkurrenzfähigkeit gegen­                                                                             beitgeber müsse man beizeiten
              über Bund, Kommunen und Wirtschaft verbessern, sagte der dbb Bundes­                                                                                   vorsorgen, bevor die großen
                                                                                                                                                                     Verrentungs­ und Pensionie­
              vorsitzende Klaus Dauderstädt am 19. Februar 2017 der Deutschen Presse­                                                                                rungswellen anrollen: „Gegen­
              Agentur in Berlin.                                                                                                                                     maßnahmen, die die Landesre­
                                                                                                                                                                     gierungen bei diesem Thema
                                                                                                                                                                     heute unterlassen, müssen sie
                                                                                                                                                                     in einigen Jahren mit viel höhe­
                                                                                                                                                                     ren Kosten nachholen.“

                                                                                                                                                                     Gewerkschaften und Länder
                                                                                                                                                                     hatten sich am 17. Februar in
                                                                                                                                                                     Potsdam auf insgesamt 4,35
                                                                                                                                                                     Prozent mehr Lohn innerhalb
                                                                                                                                                                     von zwei Jahren geeinigt. Im
                                                                                                                                                                     Kompromiss ist unter anderem
                                                                                                                                                                     auch die Einführung einer neu­
                                                                                                                                                                     en Entgeltstufe insbesondere
                                                                                                                                                                     für Lehrer und andere Beschäf­
18                                                                                                                                                                   tigte mit viel Berufserfahrung
                                                                                                                                                                     enthalten.
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                                                                                                                                                                     Dauderstädt forderte, das Ver­
                                                                                                                                                © nd3000 / Fotolia   handlungsergebnis schnell und
                                                                                                                                                                     vollständig auf die Beamten
                                                                                                                                                                     und Versorgungsempfänger zu
                                                                                                                                                                     übertragen: „Hier gibt es be­
                                                                                                                                                                     reits erfreuliche Ankündigun­
              Diese Lage müssten sie nun            nicht nur 10 000 Polizisten und     hen Altersdurchschnitts in den                                               gen von mindestens sechs Lan­
              nutzen und zeitnah neues Per­         über 20 000 Lehrer“, sagte          Landesverwaltungen drohten                                                   desregierungen, die übrigen
              sonal anstellen. „Es fehlen           Dauderstädt. Wegen des ho­          überall weitere Lücken.                                                      sollten schleunigst folgen.“

              < Kurz berichtet
                 Nach der Ankündigung der britischen Pre­         Der Bericht über eine künftige „Europäi-                                 dazu auf, für eine durchgängige Berücksich­
                 mierministerin Theresa May, das Vereinigte       sche Säule sozialer Rechte“, den das Euro­                               tigung der Gleichstellung von Männern und
                 Königreich durch einen „harten Brexit“ voll­     paparlament am 24. Januar 2017 angenom­                                  Frauen als integralen Bestandteil in die ‚Eu­
                 ständig aus der Europäischen Union (EU)          men hat, wurde von der stellvertretenden                                 ropäische Säule sozialer Rechte‘ zu sorgen“,
                 herauszulösen, sieht sich der stellvertreten­                                                                             sagte die dbb Vize, die zugleich Vorsitzende
                 de dbb Bundesvorsitzende und Chef der                                                                                     des Gleichstellungsausschusses der europäi­
                 Deutschen Steuer­Gewerkschaft (DSTG),                                                                                     schen dbb Dachgewerkschaft CESI ist. Der
                 Thomas Eigenthaler, in seinen Warnungen                                                                                   Bericht bekenne sich nicht nur prinzipiell zu
                 vor Steuer-Dumping bestätigt. „Britische                                                                                  Grundsätzen der Nichtdiskriminierung und
                                                                                                               © christianchan / Fotolia

                 Ministeuersätze können zu einem ruinösen                                                                                  Chancengleichheit durch Beschäftigung
                 Steuerwettbewerb führen“, fasste Eigen­                                                                                   und Sozialpolitik, sondern fordert von der
                 thaler am 17. Januar 2017 seine Besorgnis                                                                                 Kommission explizit neue europäische
                 zusammen, dass das Vereinigte Königreich                                                                                  Gesetzgebungsvorschläge im Bereich der
                 bald Steuerpolitik auf dem Rücken seiner                                                                                  Vereinbarkeit von Berufs­, Privat­ und Fami­
                 europäischen Partner betreiben könnte.                                                                                    lienleben, so Lühmann weiter. Die „Europäi­
                 Der dbb Vize appellierte an die Vernunft                                                                                  sche Säule sozialer Rechte“, den die EU­
                 aller an den Brexit­Verhandlungen Beteilig­      dbb Bundesvorsitzende Kirsten Lühmann                                    Kommission im Frühjahr 2017 vorschlagen
                 ten: „Trotz Brexit darf sich Großbritannien      begrüßt. „Insbesondere im Bereich der                                    möchte, dient als EU­Referenzrahmen, der
                 nicht vom europäischen Gedanken steuer­          Gleichstellungspolitik fordert das Europa­                               Arbeitnehmerrechte ergänzen und an neue
                 politischer Harmonisierung verabschieden.“       parlament die Kommission ausdrücklich                                    gesellschaftliche Realitäten anpassen soll.

              > komba magazin | dbb seiten | März 2017
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