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140. Jahrgang 09.17 www.frankfurt-main.ihk.de A 4836 LEBENSWERTE INNENSTÄDTE 8 – 29 CITYMANAGEMENT – DIGITALISIERUNG – FRANKFURTS NEUE ALTSTADT – STÄDTEREISEN STANDORTPOLITIK UMWELT INTERNATIONAL STEUERN Bundestagswahl: Neue Verordnung: Freihandel: Ceta – Öffentliche Finanzen: Weichen für Wachs Betriebsbeauftragte Impulse für mehr Handlungsspiel tum stellen33 für Abfall 51 Wachstum54 räume gesichert 59
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Vorwort Ein schlafender Riese Liebe Leserinnen, liebe Leser! D ie neue Altstadt zwischen Domhügel und Römerberg steht kurz vor ihrer Vollendung. Wir alle freuen uns sehr auf die Eröffnung im nächsten Jahr. Das Mammutprojekt war und ist ein echter Kraftakt – politisch, städtebaulich, finanziell. In der Vorbereitungsphase sind enorme politische Kontroversen entbrannt. Am Ende gab es eine Entscheidung pro neue Altstadt. Ich bin mir sicher, dass mittlerweile auch die tiefsten Zweifler neugierig darauf sind, die neuen alten Gassen und Häuser das erste Mal zu erkunden. Nun biegt das Projekt in seine Zielgerade ein. Das vor Kurzem ver- öffentlichte Gastronomie- und Gewerbekonzept und die bereits heute „In Frankfurt lässt feststehenden Pächter verraten eine ausgewogene und wohlüberlegte sich’s prima leben.“ Bewirtschaftung des Areals. Der richtige Mix aus Gastronomie, Handel und Dienstleistungen wird einen wesentlichen Anteil am künftigen Altstadtflair ausmachen. Die neue Attraktion passt gut zu den Frankfurter Bestrebungen, mehr Freizeittouristen an den Main zu locken. Im Freizeittourismus ist Frankfurt noch ein schlafender Riese. Das liegt auch daran, dass die Wahrnehmung unserer Stadt insbesondere bei deutschen Städtetou- risten eher mäßig ist. Wir müssen besser darin werden, die schönen Seiten Frankfurts nach außen zu tragen. Nur wer weiß, dass es zwischen Skyline und Dom zahlreiche weitere Highlights zu entdecken gibt, wird auch noch eine Übernachtung dranhängen. Die neue Altstadt ist eine großartige Gelegenheit, das Image Frank- furts als moderne Großstadt mit Tradition und Herz nach außen zu schärfen. Denn alle Frankfurter wissen es ohnehin schon: In Frankfurt lässt sich’s prima leben. Thomas Reichert Vizepräsident, IHK Frankfurt IHK WirtschaftsForum 09.17 3
08–29 INHALT 09.17 VORWORT 3 03 Ein schlafender Riese Thomas Reichert, Vizepräsident, IHK Frankfurt 06 KURZMELDUNGEN 3 SPECIAL LEBENSWERTE INNENSTÄDTE 3 8 Stadtmarketing Der richtige Mix macht‘s 10 Stadtmarketing Eine Gemeinschaftsaufgabe 12 Citymanagement Stadtmarketing als Chefsache 14 Digitalisierung Online belebt Innenstädte 16 Neue Altstadt „Wie ein gewachsener Stadtteil“ 20 Tourismus Frankfurt liegt im Trend 22 Gastronomie Lebensqualität, die schmeckt 24 Frankfurt „Es gibt viel zu entdecken“ 26 Hauptwache Frankfurt Oase der Entschleunigung 28 Förderprogramme Innenstädte vitalisieren 4 IHK WirtschaftsForum 09.17
53 30 51 46 UNTERNEHMENSREPORT 3 INNOVATION UND UMWELT 3 30 Serie Existenzgründung Vom Suchen und Finden 47 Industrial Data Space Auf Nummer sicher gehen 49 Digitalisierung Arbeiten, wo es gerade gefällt STANDORTPOLITIK 3 51 Neue Verordnung Betriebsbeauftragte für Abfall 32 Mittelstandsbericht Mittelstand im Aufwind 33 Bundestagswahl 2017 Weichen für Wachstum stellen INTERNATIONAL 3 34 Bundestagswahl 2017 Den Wohlstand bewahren 53 USA Attraktive Geschäftschancen 36 Frankfurter Immobilienbörse Gewerbemarktbericht 2017 54 Ceta Impulse für mehr Wachstum UNTERNEHMENSFÖRDERUNG UND STARTHILFE 3 RECHT UND STEUERN 3 38 Serie Unternehmensnachfolge Loslassen lernen 56 Bundestagswahl 2017 Steuerrecht vereinfachen 59 Serie „Öffentliche Finanzen“ Handlungsspielräume gesichert AUS- UND WEITERBILDUNG 3 41 8. Schülerkongress Schulfrei in der IHK 67 VORSCHAU | IMPRESSUM | IHK-EHRENAMT | 42 DIHK-Lounge Bildung nach der Bundestagswahl AMTLICHES 3 44 Quabb Ausbildungsabbrüche verhindern 46 IT-Berufe Mit Akrobatik zum IHK-Zeugnis Beilagenhinweis: Einem Teil unserer Ausgabe liegen Beilagen des REWE Liefer- service, der MM Brown Deutschland GmbH, Frankfurt, und der Industrie- und Handelskammer Frankfurt bei. Wir bitten um freundliche Beachtung! IHK WirtschaftsForum 09.17 5
KURZMELDUNGEN INTERNATIONAL FOTO: PICTURE-ALLIANCE / CHRISTOPH SCHMIDT Besserer Zugang zu EU-Konsultationen Um die Interessen der deutschen hat diese Vorschläge angenom- Unternehmen auf europäischer men. Sie unterstützt nun viele Ebene effektiv vertreten zu können, Forderungen, wie zum Beispiel ist es immens wichtig, die deutsche das Anliegen, dass repräsentative Wirtschaft in EU-Konsultationen Interessenvertretungen wie der einzubinden. Bislang gab es viele DIHK ein angemessenes Gewicht Kritikpunkte an den Konsultatio- und ausreichende Reaktionsfristen nen, häufig waren selbst größere erhalten müssen. Die positive Be- Unternehmen nicht in der Lage, wertung ist ein wichtiger Schritt INNOVATION ihre Expertise einzubringen. Der hin zu besseren Konsultationen. Breitbandausbau in DIHK hat diese Mängel aufgezeigt und Ideen zu deren Beseitigung Frans Timmermans, Vizepräsident, EU-Kommission, hat zugesagt, die Gewerbegebieten entwickelt. Die EU-Expertengruppe Anregungen in neue Leitlinien für „Regulatory Fitness and Perfor- Konsultationen der EU-Kommissi- Die Bundesregierung hat auf die gen viele Gewerbegebiete keine mance Programme Plattform“ on aufzunehmen. ❙ Kritik des DIHK reagiert und ihre Förderung bekommen können. Fördervoraussetzungen für den Nunmehr ist der Eigenbeitrag Breitbandausbau in Gewerbege- keine Voraussetzung mehr für INTERNATIONAL bieten überarbeitet. Die Gelder sollten ursprünglich nur dorthin die Förderung. Der DIHK erwartet dennoch keinen flächendeckenden Unionszollkodex: Nachteilige fließen, wo Unternehmen sich Run auf das Fördergeld. Denn es Regelung zurückgenommen zusätzlich an der Finanzierung soll weiterhin nicht möglich sein, beteiligen. Der DIHK hatte kriti- Gewerbegebiete mit Glasfaserlei- Auf Drängen des DIHK hat die EU- mit einer Warenverkehrsbeschei- siert, dass dies mit sehr großem tungen auszubauen, die bereits Kommission eine nachteilige Re- nigung zollfrei oder zollvergüns- Erfassungs- und Koordinations- mit Breitbandanschlüssen von gelung im Unionszollkodex wieder tigt einführen zu können, sofern aufwand vor Ort verbunden ist 30 Megabit pro Sekunde versorgt zurückgenommen. Seit vergange- ein entsprechendes Abkommen und unter diesen Voraussetzun- sind. ❙ nem Jahr hatte sich die Regelung zwischen zwei Handelspartnern zu den Langzeit-Lieferantener- besteht. Seit Mai 2016 mussten die klärungen sehr zum Nachteil der Unternehmen jährlich zwei statt STEUERN Exportwirtschaft verschlechtert. eine dieser Erklärungen gegenüber Verbindliches Langzeit-Lieferantenerklärungen werden beispielsweise benötigt, um dem Kunden abgeben, wenn diese unterjährig angefragt wurden. Eine Streitbeilegungsverfahren den Ursprung von Waren lückenlos zur Abdeckung zurückliegender und zu dokumentieren. Die Erklärung eine zur Abdeckung zukünftiger Unternehmen, die grenzüberschrei- zwischen auf einen verbindlichen dient als Vornachweis, um Waren Lieferungen. Nach der Neuregelung tend tätig sind, steht künftig ein Mechanismus geeinigt, der alle Fälle gilt wieder die ursprüngliche Bestim- verbindliches Streitbeilegungs- von Steuerstreitigkeiten zwischen mung: Eine Erklärung reicht. Mit verfahren zur Verfügung. Der Staaten zulasten von Unternehmen ihr können sowohl zurückliegende FOTO: GETTYIMAGES / ADVENTTR DIHK hatte solch ein Verfahren erfasst. Die zwei hintereinanderge- als auch zukünftige Lieferungen in wiederholt gefordert, da mit dem schalteten Verfahren – Verständi- einer einzigen Erklärung abgedeckt zunehmenden Austausch von gung und Schlichtung – ergänzen werden. Die Unternehmen werden Steuerdaten auch das Risiko von die EU-Schiedskonvention. Sie so deutlich entlastet. Viele Unter- Doppelbesteuerungen steigt. Die stehen ab 1. Juli 2019 allen EU- nehmen stellen jährlich mehr als EU-Finanzminister haben sich in- Steuerpflichtigen offen. ❙ 100 Lieferantenerklärungen aus. ❙ 6 IHK WirtschaftsForum 09.17
IHK INTERN Entscheidung zur IHK-Pflichtmitgliedschaft Das Bundesverfassungsge- pflicht sowie gegen die Bestim- Pflichtmitgliedschaft zwar in alle regional Betroffenen ihre richt hat entschieden, dass mungen des Gesetzes über die die grundgesetzlich geschützte Interessen einbringen können die gesetzlich vorgeschriebene Industrie- und Handelskam- allgemeine Handlungsfreiheit und diese fachkundig vertreten Pflichtmitgliedschaft in einer mern zur Pflichtmitgliedschaft ein. Die Wahrnehmung des Ge- werden“. Der DIHK begrüßte die Industrie- und Handelskammer wendeten. Mit der Entschei- samtinteresses, die Förderung Entscheidung. Das Verfassungs- und die damit verbundene Bei- dung folgten die Richter der der gewerblichen Wirtschaft gericht sichere „dauerhaft die tragspflicht mit dem Grundge- Linie früherer Entscheidungen. und die Übernahme öffentlicher Möglichkeit, dass sich Unter- setz vereinbar sind. Damit wur- Nach knapp 16 Jahren hatten Aufgaben rechtfertigen aber nehmen regional, bundesweit den Verfassungsbeschwerden sie die Organisation der Kam- die gesetzliche Mitgliedschaft. und europäisch in allen Fragen von zwei Unternehmern voll- mern einer neuen, umfangrei- Nach dem Bundesverfassungs- der Wirtschaft angemessen umfänglich zurückgewiesen, die chen Prüfung unterzogen. Dem gericht gewährleistet allein die einbringen können“, so DIHK- sich gegen die IHK-Beitrags- Beschluss zufolge greift die Pflichtmitgliedschaft, „dass Präsident Eric Schweitzer. ❙ STANDORTPOLITIK FOTO: PICTURE-ALLIANCE / R. GOLDMANN Start-Up Your Future: Projekt für gründungsinteressierte Flüchtlinge Das Bundesministerium für land haben gemeinsam ein Pro- Wirtschaft und Energie und die jekt zur Unterstützung grün- Wirtschaftsjunioren Deutsch- dungsinteressierter Flüchtlinge gestartet. Unter dem Motto FOTO: PICTURE-ALLIANCE / GUIDO KIRCHNER „Start-Up Your Future“ werden Flüchtlinge in der Pilotregi- on Berlin-Brandenburg durch erfahrene Unternehmer, die ehrenamtlich als sogenannte STANDORTPOLITIK Gründerpaten agieren, auf dem Weg in die Selbstständigkeit Lkw-Maut soll an Emission begleitet. Zum Pilotprojekt ge- gekoppelt werden hören Hospitationen in Unter- nehmen, Mentorenschaften, Die EU-Kommission kommt einer onen in die Straßeninfrastruktur Team- und Tandemgründungen wichtigen DIHK-Forderung nach, zu binden. Dies ist seit vielen Jah- sowie der Programmbaustein indem sie die Lkw-Maut künftig ren eine zentrale DIHK-Forderung Unternehmensnachfolge. ❙ direkt an den CO2-Austoß der zur nachhaltigen Gestaltung der Lkw koppeln will und nicht mehr Straßeninfrastrukturfinanzie- an die Euro-Klasse. Damit setzt rung. Außerdem schlägt die EU- STANDORTPOLITIK sie einen Anreiz für den Ein- Kommission auf Anraten des DIHK satz effizienterer Lkw. Besonders vor, die Rahmenbedingungen Innereuropäischen Lkw-Verkehr deutsche Unternehmen mit ihrer zu verbessern, um ein einheit- vereinfacht modernen Lkw-Flotte könnten liches digitales Mautsystem für profitieren. Lkw-Mautsätze könn- ganz Europa einzuführen. Damit Die EU-Kommission hat auf An- EU unterwegs sein. Lkw-Fahrer ten je nach CO2-Ausstoß um bis könnten Unternehmer deutlich raten des DIHK eine deutliche und Unternehmer werden nun zu 75 Prozent sinken. In ihrem entlastet werden, sowohl bezüg- Vereinfachung des innereuropäi- deutlich entlastet. Bislang sind Reformpaket zur Straßengüter- lich der Kosten für Anschaffung schen Lkw-Verkehrs vorgeschla- lediglich drei Fahrten innerhalb verkehrsordnung führt die EU- und Betrieb digitaler Mautgeräte gen. Danach dürfen Lkw innerhalb von sieben Tagen im EU-Ausland Kommission zudem erstmals die als auch beim bürokratischen von fünf Tagen unbegrenzt in der erlaubt. ❙ Idee ein, Mautmittel an Investiti- Aufwand. ❙ IHK WirtschaftsForum 09.17 7
FOTO: JOCHEN MÜLLER Die Berger Straße ist die längste Einkaufsstraße Frankfurts. STADTMARKETING DER RICHTIGE MIX MACHT‘S Innenstädte und Stadtteilzentren sind von einem tief greifenden strukturellen Wandel betroffen. Sie müssen mit neuen Konzepten und Ideen auf das veränderte Konsumentenverhalten und die gestiegenen Kundenerwartungen reagieren. I nnenstädte und Stadtteilzentren erfüllen sehr unterschiedliche Funk- Viele Unternehmen in den Innenstädten und Stadtteillagen leiden tionen, die das Leben für Einwohner und Besucher gleichermaßen unter Umsatzeinbrüchen infolge der digitalen Konkurrenz. Frequenzen angenehm und lebenswert machen. Ob die ausreichende Versorgung verringern sich und Traditionsgeschäfte müssen schließen oder den lang- der Bevölkerung mit Wohnraum, ein ausgewogener Einzelhandelsmix, jährigen Standort verlegen. An gleicher Stelle kommen neue internationale die Bereitstellung von Mobilitäts- und Dienstleistungsangeboten, die Anbieter auf den Markt. Zusätzlich streben zuvor rein digitale Angebote gastronomische Angebotsvielfalt, ansprechende Freizeit- und Kul- in die Innenstädte, um parallel dazu auch stationär Fuß zu fassen. tureinrichtungen oder die Schaffung einer modernen touristischen Auch Gastronomen sind gezwungen, sich auf rasch ändernde Kon- Infrastruktur: In Summe ist es ein ausgewogener Angebotsmix, der die sumentenwünsche und neueste Foodtrends einzustellen. Der digitale Voraussetzung für lebenswerte Innenstädte und Stadtteilzentren schafft. Wandel hat sich gerade auch massiv auf die Gastronomiebranche aus- In den vergangenen Jahren sahen sich die Innenstädte und Stadt- gewirkt. Durch das Aufkommen neuer Lieferdienste, Bewertungsforen teilzentren einem immer schneller um sich greifenden strukturellen und innovativer Lösungen aus der Systemgastronomie sehen sich auch Wandel ausgesetzt. Der Veränderungsprozess ist die Folge des de- etablierte Gastronomen mit erfolgreichen Konzepten in der Pflicht, mografischen Wandels, des veränderten Konsumentenverhaltens, der ihre Konzepte und Standorte häufiger zu überprüfen. Das Gleiche gilt Digitalisierung und der rasanten Entwicklung im Bereich E-Commerce. für die Übernachtungsbetriebe mit der aufstrebenden Konkurrenz im Zusammengenommen erzeugen diese Faktoren einen enormen Druck Bereich der Sharing Economy. auf die beteiligten Branchen und können die Funktionen und die At- Gleichzeitig spielt das Thema Mobilität eine immer größere Rolle. traktivität der einzelnen Stadtbereiche kräftig durcheinanderwirbeln. Das Mobilitätsverhalten hat sich in den vergangenen Jahrzehnten 8 IHK WirtschaftsForum 09.17
grundlegend verändert. Auch hier sind neue Akteure auf den Markt getreten und bieten mit alternativen Konzepten wie zum Beispiel Carsharing-Angeboten neue Lösungen an. Auf dem Mobilitätsmarkt sind insbesondere in den nächsten Jahren enorme Veränderungen zu erwarten, die für die Dienstleistungs- und Logistikbranche sowie den Einzelhandel enorme Chancen, aber auch Herausforderungen bereit- halten. Dies könnte für positive Effekte sorgen und für Kommunen eine Chance sein, die Innenstädte wieder mehr zu Orten des Erlebens und der Begegnung zu machen. Manch einem Innenstadtzentrum oder einer Stadtteillage sind Mit Sprachen die Veränderungen bereits heute anzusehen, in anderen Kommunen bleiben Prozesse zunächst im Verborgenen. Dennoch müssen sich alle Kommunen den sich rasch verändernden Rahmenbedingungen stellen. Dies trifft auch auf Metropolregionen wie FrankfurtRheinMain zu. Alle beteiligten Akteure stehen nun in der Pflicht, alte Muster zu überdenken und Lösungen zu entwickeln, die den veränderten schneller am Ziel Rahmenbedingungen Rechnung tragen. Unternehmen, Verbände, Kammern, Bund, Länder, Kommunen und die Wissenschaft sollten Übersetzen gemeinsam agieren und im Sinne einer kooperativen Stadtentwick- lung denken. Die neuste Studie des IfH-Instituts für Handelsforschung hat Dolmetschen gezeigt, dass sich Stadtbesucher bundesweit ein modernes und attraktives Ambiente, frei verfügbares WLAN sowie einen ausgewo- Technische Dokumentation genen Angebotsmix aus Einzelhandel, Gastronomie, Freizeit, Kultur und Wohnen wünschen. Frankfurt weist eine enorme Vielfalt und Desktop-Publishing Kreativität an Gaststätten, Bars, Cafés, Geschäften und kulturellen Einrichtungen auf. Damit dies auch in Zukunft so bleibt, müssen die Rahmenbedingungen für Gewerbetreibende an die Erfordernisse der Sprachentraining Digitalisierung und des technologischen Wandels angepasst werden. Alle beteiligten Akteure der Stadtgesellschaft müssen engagiert daran arbeiten, damit Frankfurts Innenstadt und Stadtteilzentren weiterhin liebens- und lebenswert bleiben. Ein Weg dazu ist die vor Kurzem von der Stadt angekündigte Etablierung eines Stadtmarketings – ein lange von der IHK angeregter Schritt. Aber auch die Änderung des hessischen Ladenöffnungsgesetzes ist ein dringender Schritt. Verkaufsoffene Sonntage sind nicht nur wichtige Frequenz- und Umsatzbringer, sondern dienen nachweislich KERN AG, Sprachendienste der Erweiterung des Einzugsgebietes. Durch ihren Erlebnischarakter Kurfürstenstraße 1 tragen sie den veränderten Konsumgewohnheiten der Bevölkerung 60486 Frankfurt am Main Rechnung und binden diese an die Städte. Hiervon profitieren die multifunktional geprägten Innenstädte und Stadtteilzentren nachhal- Telefon (069) 75 60 73 -0 tig. Es müssen daher wieder bis zu vier verkaufsoffene Sonntage pro Kommune ohne Gerichtsverfahren tatsächlich möglich werden. Eine E-Mail: info@e-kern.com Änderung des hessischen Ladenöffnungsgesetzes ist daher dringend Weltweit über 50 Filialen z. B. in und schnellstmöglich erforderlich. ❙ Amsterdam · Berlin · Bremen · Dortmund · Dresden Düsseldorf · Essen · Frankfurt am Main · Graz · Hamburg AUTOR Hongkong · Kaiserslautern · Köln · Leipzig · Linz · London DR. ALEXANDER THEISS Lyon · München · New York · Nürnberg · Paris · Rotterdam Geschäftsführer, Salzburg · San Francisco · Stuttgart · Warschau · Wien Standortpolitik, IHK Frankfurt a.theiss@frank- furt-main.ihk.de www.e-kern.com IHK WirtschaftsForum 09.17 9
STADTMARKETING EINE GEMEINSCHAFTSAUFGABE Ein professionelles Stadtmarketing sichert die Attraktivität der Innenstadt, steigert die Lebensqualität und beeinflusst nachhaltig die Wettbewerbsfähigkeit und das Image des Standorts. Doch dazu bedarf es vieler Partner, die gemeinsam an diesem Ziel arbeiten. I nnenstädte sind Knotenpunkte des öffentlichen Lebens. Die Stadtzentren beleben verhältnismäßig geringe Fläche und Einwohnerzahl der Innen- Als wirksame Maßnahmenbereiche haben sich traditionell qualitative stadt steht in keinem Zusammenhang zu der Bedeutung, die Events, die optische Aufwertung des öffentlichen Raums, Maßnahmen ihr in der europäischen Stadt zukommt. Städtische Vielfalt und der Kundenbindung, Service, Sicherheit, Sauberkeit, die Optimierung die qualitative Mischung aus Handel, Kultur, Arbeit, Wirtschaft, der Erreichbarkeit, Leerstandsmanagement und Leitsysteme erwiesen. Gastronomie, Wohnen und Infrastruktur sind die Gradmesser für Verkaufsoffene Sonntage und jede Form von Stadtfesten sind die Klas- die Erlebnisqualität und Atmosphäre einer Stadt. Schon oft wurde siker dieser Kategorie. Gleichwohl ist deren Organisation in jüngster die Multifunktionalität der Innenstadt bedroht: Die Konkurrenz Zeit deutlich schwieriger geworden (Sicherheit, Sonntagsöffnung, durch großflächige Shoppingcenter und Fachmarktzentren, vor Lärmschutz), aber sie füllen immer noch die Straßen. Themenmärkte, allem auf der grünen Wiese, hat dem stationären inhabergeführten aber auch Wochen- und Abendmärkte sind ebenfalls Frequenzbringer. Einzelhandel zu schaffen gemacht. Deshalb sind Events völlig zu Recht fester Bestandteil eines jeden Die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs, die autogerechte Stadt- Citymarketings. planung und Kahlschlagsanierungen haben teilweise das historische Der Begriff Einzelhändler kommt von „einzeln handeln“. Der Spruch Flair der Innenstädte dahingerafft. Die Suburbanisierung hat zu Einwoh- ist alt und längst überholt. Denn nur durch gemeinsame Aktionen nerschwund, Verkehrsproblemen und Frequenzverlusten geführt. Heute können die Innenstädte ihre Vielfalt präsentieren. Die Kunden achten sind Städte und insbesondere auch Innenstädte als Wohnstandorte auf das Gesamterlebnis und nehmen die Stadt als Organismus wahr. wieder deutlich beliebter, stehen aber in ihrer Nutzungsmischung vor Umso wichtiger ist die Orientierung an den Kundenwünschen. Ansatz- neuen Herausforderungen wie den Folgen des demografischen Wandels punkte für die Schaffung einer hohen Attraktivität sind Servicequalität, und der Digitalisierung. Design Thinking oder Customer Journey. In diesem Bereich kann die Innenstadt sich deutliche Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen Stadtmarketing als Lösungsansatz Kommunikations- und Vertriebskanälen erarbeiten. City- und Stadtmarketing haben sich als wirksame Maßnahme zur Steigerung oder zumindest zum Erhalt der Attraktivität der Innen- Kundenbindung stärken städte erwiesen. Stadtmarketing verfolgt einen kundenorientierten Klassiker unter den Gemeinschaftsaktionen sind Kundenbindungsmaß- Ansatz und hat die nachhaltige Steigerung der Lebensqualität für nahmen wie City-Gutscheine und gemeinsame Rabattsysteme aller die Bürger zum Ziel. Dabei muss zwischen dem Stadtmarketing als Art. Schulungen für Händler und (touristische) Dienstleister tragen zu Prozess und dem Stadtmarketing als Organisation unterschieden einer verbesserten Servicequalität bei und optimieren beispielsweise werden. Die Stadtmarketing-Organisation ist Kümmerer, Koordinator die Auffindbarkeit im Netz, dem digitalen Schaufenster einer Stadt. Oft und Moderator, managt die Erstellung und Umsetzung von Leitkon- werden auch einfache Aktionen wie die Rückvergütung von ÖPNV- und zepten. Sie kommuniziert transparent und dialogorientiert mit der Parktickets oder die nette Toilette vor Ort besonders wertgeschätzt. und in die Stadtgesellschaft. Stadtmarketing als Prozess ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Alle Aufenthaltsqualität verbessern Akteure und Anspruchsgruppen der Stadt sind mitverantwortlich für Die Innenstadt ist das Wohnzimmer der Stadtbewohner und die gute das Image der Stadt und die Identifikation der Bürger mit ihr. Ein Stube für Besucher. Händler, Immobilienbesitzer und Gastronomen Teilbereich des Stadtmarketings, das Citymanagement, widmet sich profitieren zwar massiv von einer guten Atmosphäre und Aufenthalts- gezielt der Belebung und Aufwertung des Stadtzentrums. Wie das qualität, nehmen aber eine Eigen- und Gemeinverantwortung für ihr Stadtmarketing ist auch das Citymanagement auf die Zusammenarbeit Umfeld nicht immer entsprechend wahr. Stadtmarketing muss diese mit Partnern und die Anerkennung in der Stadtgesellschaft angewiesen. Wahrnehmung schärfen und die Akteure aktivieren. Die Investitionen lohnen, denn die Folgekosten einer niedergehenden Die Ansätze im Leerstandsmanagement sind vielfältig. Leerstände Innenstadt sind immens und gleichen einem Teufelskreis: Geschäfts- werden kaschiert, Zwischennutzungen zugeführt, Datenbanken auf- aufgaben aufgrund mangelnder Frequenz, Ausfall von Gewerbesteuer, gebaut, Investoren angesprochen, Gründerwettbewerbe durchgeführt, Wegzug von Bewohnern, fehlende Identifikation der Bürger, Image- Starthilfen vergeben. Flächenmanagement ist mühsam und zeitinten- schäden, Fachkräftemangel und Abwanderung von Unternehmen, um siv und der Erfolg nicht gesichert. Dennoch ist es wichtig, um einer nur einige Beispiele zu nennen. Abwertung der Innenstadt und hohen Folgekosten entgegenzuwirken. 10 IHK WirtschaftsForum 09.17
Lebenswerte Innenstädte Die Qualität des öffentlichen Raums wird auch FOTO: PETRA MENKE durch seine Erreichbarkeit gekennzeichnet. Es geht dabei nicht alleine um billige Parkplätze, obwohl diese die Diskussionen in den Medien oft überla- gern. Die Stadt muss mit allen Verkehrsmitteln und für jeden Besucher gut zu erreichen sein. Radfahrer und Fußgänger beleben das Stadtbild und fördern die Kommunikation. Zur guten Erreichbarkeit gehören auch Konzepte für den Lieferverkehr oder Leitsysteme zur schnellen Orientierung in der Innenstadt. Digitalisierung als Chance Mit der zunehmenden Digitalisierung beziehen sich Erreichbarkeit und Sichtbarkeit immer mehr auch auf den virtuellen Raum. Viele Kunden informieren sich vorab im Internet über Geschäfte, Marken, Angebote, Öffnungszeiten. Dem sollte Rechnung getragen werden, denn die schönste Innenstadt, die beste Veranstaltung, der aufmerksamste Service sind nichts wert, wenn keiner etwas von ihnen weiß. Das Stadtmarketing ist Experte für Kom- munikation und stellt die Vorzüge der Stadt ins (virtuelle) Schaufenster. Ziel ist es, eine Innenstadt zu formen, die weiterhin ihre klassischen Stärken pflegt, ihre Angebote und Attraktionen anspre- chend online und interaktiv abbildet und vor Ort digitale Annehmlichkeiten, wie freies WLAN, bietet. Klare Konzepte erforderlich Für das Stadtmarketing wird es künftig darauf an- kommen, die Innenstadt als qualitätvolles Produkt zu platzieren. Bürger, Kunden und Besucher sollen gerne kommen. Dazu sind Service, Sicherheit und Sauberkeit so unerlässlich wie selbstverständlich. Daher geht es darum, eine glaubwürdige Diffe- renzierung und einen Mehrnutzen zu schaffen und geschickt zu kommunizieren. Stadtmarketing beeinflusst die Wettbewerbsfähigkeit der Stadt, die Lebensqualität und Attraktivität als Standort positiv. Das kann und will das Stadtmarketing nicht alleine bewältigen. Um effektiv zu arbeiten, benö- tigt das Stadtmarketing viele Partner, Ressourcen, klare Konzepte und Zuständigkeiten sowie einen Vertrauensvorschuss. ❙ AUTOR JÜRGEN BLOCK Geschäftsführer, Bundesvereini- gung City- und Stadtmarketing Deutschland, Berlin, office@ bcsd.de Blick auf die neue Frankfurter Altstadt. IHK WirtschaftsForum 09.17 11
Lebenswerte Innenstädte CIT YMANAGEMENT STADTMARKETING ALS CHEFSACHE Oberbürgermeister Peter Feldmann hat das Thema Stadtmarketing neu belebt und zur Chefsache gemacht. Die Erfolgsbilanz des künftigen Citymanagers wird davon abhängig sein, ob es ihm gelingt, alle relevanten Akteure in den Prozess miteinzubeziehen. Marketing of the Region leisten insgesamt gute Arbeit auf dem Gebiet FOTO: PETRA MENKE des Stadtmarketings. So werben diese beispielsweise auf der Messe Exporeal in München für den Standort FrankfurtRheinMain. Aktuell wird der Standort in gemeinsamen Anstrengungen im Kontext des Brexits beworben. Tourismus+Congress sorgt erfolgreich für die tou- ristische Vermarktung des Standortes, zum Beispiel mit Aktionen wie „Gast in der eigenen Stadt“. Die kontinuierlichen Anstrengungen mit Schwerpunkt im Außenmarketing münden in steigende touristische Wachstumszahlen. Auch in anderen Städten ist das Thema Citymanagement bereits seit Jahren als Bestandteil ihres Stadtmarketings fest verankert. Das gilt für Nachbarkommunen Frankfurts – beispielsweise Hanau, Darmstadt, Bad Homburg oder Oberursel – genauso wie für zahlreiche Großstädte. Die Erfahrung in diesen Städten zeigt, dass die Einrichtung eines modernen Citymanagements ein wirksames Stadtmarketing-Instrument geworden ist. Denn die Umsetzung eines Citymanagements ist ein wichtiger Schritt, um Akteure und Aktivitäten von Stadt und Unternehmen bes- Die Frankfurter Zeil. ser zu vernetzen und zu koordinieren. Dies ist auch den städtischen Vertretern nicht verborgen geblieben. Daher soll diese Lücke nun auch D ie Stadt Frankfurt braucht ein Citymanagement“: Diese Aussage in Frankfurt geschlossen werden. von Tarkan Akman, dem neuen Amtsleiter des Frankfurter Amtes Ein Citymanagement sollte als Kümmerer eine zentrale Schnitt- für Kommunikation und Stadtmarketing, hatte Ende Mai auf stelle zwischen Politik, Verwaltung und Wirtschaft einnehmen und ein einer IHK-Diskussionsveranstaltung zum Thema Stadtmarketing zu Forum, zum Beispiel einen runden Tisch, für einen Gedankenaustausch großer Begeisterung in der Unternehmerschaft geführt. Akman hatte der Akteure schaffen. Das Citymanagement sollte schnell Gehör fin- in seinem Vortrag die Perspektiven eines Frankfurter Stadtmarketings den, sowohl in der Stadtverwaltung und in der Politik als auch in der dargestellt. Zudem unterstrich er den Anspruch der Stadt, die At- Wirtschaft. Das Citymanagement sollte sowohl die Aktivitäten der traktivität Frankfurts als Wirtschaftsstandort, Einkaufsstandort und städtischen Gesellschaften als auch die der Unternehmen koordinieren. touristisches Ziel steigern zu wollen. Ganz konkret bedeutet dies beispielsweise, dass der Citymanager Im Herbst 2016 hatte Oberbürgermeister Peter Feldmann das Amt engen Kontakt zu den Unternehmen in den Einkaufsbereichen der für Kommunikation und Stadtmarketing geschaffen. Die IHK Frankfurt, Stadt hält. Seine Aufgabe wäre es, die Interessen der Akteure hin zu der Handelsverband Hessen-Süd sowie der Dehoga Hessen-Kreisverband gemeinsamen Ideen zu koordinieren. Dadurch lässt sich unter anderem Frankfurt begrüßten dessen Initiative ausdrücklich, das Thema Stadtmar- die Aufenthaltsqualität in den Einkaufsbereichen weiter verbessern. keting neu aufzugreifen und zur Chefsache zu machen. Denn das neue Ein anderer Aspekt wäre die Koordination und Bewerbung bestehender Amt bietet einerseits die Chance, eine Klammer über die schon heute und neuer Marketingaktionen. Beispiele für die Initiativen des Cityma- existierenden erfolgreichen Marketingaktivitäten der Stadt Frankfurt nagers als Motor sind die Einführung eines einheitlichen Cityclaims, zu bilden. Andererseits ist es eine herausragende Gelegenheit, neben Imagewerbung für die Stadt auf lokaler und regionaler Ebene und die den nach außen wirkenden Aktivitäten eines Stadtmarketings ein nach Umsetzung einer Eisbahn in der Vorweihnachtszeit. innen – das heißt in die Stadt hinein – wirkendes Citymanagement Von großer Bedeutung wird es zukünftig sein, dass alle Branchen in zu etablieren. das Stadtmarketing und die Koordination des Citymanagements mit- Die Tatsache, dass Stadtmarketing bis zum Herbst 2016 – zumin- einbezogen werden. Für die gesamte Frankfurter Stadtgesellschaft, also dest namentlich – noch in keinem Amt verortet war, bedeutet nicht, auch für alle Wirtschaftsbranchen, ist das Image der Mainmetropole von dass das Thema bisher in der Stadt ausgeklammert wurde. Die städti- zentraler Bedeutung. Frankfurt steht insbesondere in puncto Fachkräfte schen Gesellschaften, wie Tourismus+Congress, Wirtschaftsförderung im scharfen Wettbewerb mit anderen nationalen und internationalen Frankfurt, Messe Frankfurt und FrankfurtRheinMain – International Metropolen. Vor allem bei der Brexit-Debatte zeigt sich, dass das Image 12 IHK WirtschaftsForum 09.17
Exklusives Anwesen IMMOBILIE DES MONATS Bad Soden Objekt ID: 1437 PreIs: 2.540.000 eurO ein erheblicher Faktor bei der Standortentscheidung von Unternehmen sein kann. Frankfurt sollte seine Kräfte daher bündeln, um gegenüber seinen europäischen Konkurrenten aufzuholen. Auch im Hinblick auf die touristischen Perspektiven der Stadt ist ein ganzheitliches Stadtmarketing in Kombination mit dem Cityma- nagement enorm wichtig. Beim Freizeittourismus hat Frankfurt noch Potenziale, die es zu nutzen gilt. Durch die engere Verknüpfung von Gastronomie, Hotellerie, Einzelhandel, Kultur und Unterhaltungsbran- che werden die Potenziale weiter gebündelt. Die Aufmerksamkeit für Frankfurt und die Attraktivität gerade auch der Bereiche, in denen sich die Gäste aufhalten, können durch ein gemeinsames Citymanagement erheblich gesteigert werden. Die Innenstadt Frankfurts steht gut da. Sie ist belebt und mit 5,2 Millionen Übernachtungsgästen konnte die Stadt im vergangenen Jahr einen erneuten Besucherrekord verbuchen. Aber wird das auch ca. 860 m² ca. 386 m² 8 4 2 4 in Zukunft so sein? Nicht nur in kleineren Kommunen, sondern auch Verbrauchsausweis, 74,44 kWh/(m²•a), B, Gas, Baujahr 2003. in den großen Einkaufsstraßen der Großstädte gehen die Kundenfre- quenzen in den Geschäften, im Gegensatz zu den Frequenzen auf den Straßen, spürbar zurück. Dies ist auch in Frankfurt so. Mittlerweile ist Haben wir Ihr Interesse für diese es sogar auf der Frankfurter Zeil nicht mehr so einfach, Ladenflächen schöne Immobilie geweckt? zu vermieten. Die Ladenmieten stagnieren derzeit nach jahrelangem kontinuierlichem Anstieg. Dann rufen Sie einfach Dagmar Kurz in unserem Frankfurter Deswegen müssen alle Entscheider hinterfragen, ob die Stadt Büro unter 069 - 23 80 79 30 an oder schreiben Sie uns eine ihre Potenziale gänzlich ausschöpft oder ob durch ein ganzheitliches Email an dagmar.kurz@sothebysrealty.com. Stadtmarketing noch mehr erreicht werden kann. In Frankfurt wird ein Schulterschluss aller relevanten Bereiche benötigt – und zwar zwischen Stadt, Wirtschaft, Kultur sowie den Verbänden und Kammern. Alle Akteure müssen ein gemeinsames Anliegen haben – nämlich die Stadt Frankfurt für Bürger, Gäste und Unternehmer voranzubringen, noch attraktiver zu gestalten und dafür zu sorgen, dass das in Zukunft Sie möchten Ihre Immobilie zeitnah verkaufen auch so bleibt. und u.a. hier bewerben? Die IHK Frankfurt hat die Erwartung, dass sich alle beteiligten Dann rufen Sie einfach Olivier Peters in unserem Frankfurter Akteure als Partner sehen und ein gegenseitiges Verständnis für die Büro unter 069 - 23 80 79 30 an oder schreiben Sie uns eine jeweiligen Ideen, Vorstellungen, aber auch Problemlagen entwickeln. Email an olivier.peters@sothebysrealty.com. Schließlich ist es eine große Chance für Frankfurt, durch ein einheit- liches Konzept und durch die Bündelung der Ressourcen noch mehr Wirkung zu erzielen. Die Ankündigung der Stadt, ein Citymanagement Wir freuen uns auf Sie! einzuführen, ist ein großer Schritt nach vorne. Jetzt müssen konkrete Inhalte entwickelt werden. Der Citymanager sollte den hohen qualitati- ven Ansprüchen an eine derartige Schlüsselstelle Rechnung tragen und einen großen Erfahrungsschatz im Bereich des Stadtmarketings und des Citymanagements mitbringen. Denn vom Citymanager und dessen politischer Unterstützung in der Stadt und der Wirtschaft wird es in BELLEVUE BEST PROPERTY AGENTS Zukunft zunehmend abhängen, wie intensiv sich die unterschiedlichsten 2014 Akteure in Frankfurt vernetzen. ❙ Mehrfach AUTOREN ausgezeichneter THOMAS REICHERT (l.) DR. JOACHIM STOLL (r.) Service Vizepräsident, Vorsitzender, Einzel- IHK Frankfurt handelsausschuss, CAPITAL NACHRICHTENMAGAZIN CAPITAL 2015 t.reichert@haxen- IHK Frankfurt 2014 und 2013 Makler-Kompass FOCUS reichert.de dr.stoll@koffer24.de Immobilien-Kompass Top-Makler für 2016 Exklusiver Partner für Frankfurt Wiesbaden TOP-IMMOBILIENMAKLER Danziger Straße 50a Arndtstraße 24 Louisenstraße 84 65191 Wiesbaden 60325 Frankfurt 61348 Bad Homburg t: 0611 - 89 05 92 10 t: 069 - 23 80 79 30 t: 06172 - 94 49 153 IHK WirtschaftsForum 09.17 peters-sothebysrealty.com
Lebenswerte Innenstädte DIGITALISIERUNG ONLINE BELEBT INNENSTÄDTE Ob privat oder dienstlich: Das Internet spielt inzwischen in allen Lebensbereichen eine große Rolle. Umso mehr verwundert es, dass in deutschen Städten die Chancen der Digitalisierung nicht ausreichend genutzt werden. und dabei auch Umsätze im Einzelhandel zu generieren, müssen sich FOTO: PICTURE-ALLIANCE / WESTEND61 Stadt und Handel digital engagieren. Gerade Teile des Handels selbst weisen oft überraschende Digitalisierungsdefizite auf. Die Verbreitung von Smartphones und Apps ist Treiber der service- orientierten Internetnutzung. Mobile Apps, mobile Coupons, iBeacons, Augmented Reality, Chatvertising, Web 4.0, Local Commerce, Omni- Channel-Commerce: Die Möglichkeiten, Kunden anzusprechen und sie aktiv in Innenstädte zu holen, sind zahlreich und vielfältig. Das Internet vereinfacht den Zugang zu lokalen Angeboten. Bereits jetzt haben mehr als 75 Prozent der Suchanfragen auf Google einen lokalen Hintergrund. Fragen nach dem besten Friseur in der Region, den Öffnungszeiten des Rathauses, dem Preis von Schuhen oder möglichen Arztterminen – um nur einige Beispiele zu nennen – müssen rasch und einfach beantwortet werden. Wer über das Netz schnell und zuverlässig Informationen zu seiner Umgebung erhält, attraktive Angebote bekommt und neugierig auf das Entdecken bisher unbekannter Locations oder Sortimente gemacht wird, kommt und bleibt gern in der Stadt. Hier sind nicht nur die Einzelhändler gefragt, auch die Stadt ist in der Pflicht: mit einem Stadtmarketing, Ein flächendeckender Internetzugang ist ein wesentli- dass sich dieses Zweigs der Digitalisierung annimmt und dabei auch ches Kriterium für die Attraktivität von Innenstädten. der neuen Art von Geschwindigkeit Rechnung trägt, die die Vielzahl der möglichen Kommunikationswege mit sich bringt. J eder Mensch, zumindest in der westlichen Welt, kann heutzutage Die Herausforderung: Aufgrund der Fülle von Informationen, jederzeit mobil im Netz sein, seine Community erreichen und die Nutzer aus dem Netz ziehen können, suchen sie komprimierte, sich online austauschen. Laut ARD / ZDF-Onlinestudie 2016 sind bewertete Information. Sie suchen und nutzen Informationskanäle, 84 Prozent der Deutschen ab 14 Jahren online, 66 Prozent nutzen das denen sie vertrauen können. Die neue Art des Konsumierens von In- Internet über mobile Endgeräte. Ein Internetzugang ist mit all den Mög- formation ist selektiv. Ideal ist hier beispielsweise eine App, die Bürger lichkeiten, die er bietet, wesentlich für Lebensqualität verantwortlich. und Besucher zuverlässig und tagesaktuell mit Informationen rund um Das gilt auch für die Aufenthaltsqualität in Innenstädten – und zwar Sehenswürdigkeiten, Gastronomie, Angebote aus dem Einzelhandel, für Einheimische ebenso wie für Touristen. Veranstaltungen et cetera versorgt. Um diese Qualität zu steigern beziehungsweise überhaupt bieten Eine solche App beziehungsweise ähnliche Angebote können zu können, gibt es für Digitalisierung zwei Ansatzpunkte: Zum einen erheblich dazu beitragen, dass sich Menschen zu Hause virtuell infor- muss in Innenstädten flächendeckend der kostenfreie Zugang zum mieren, um dann real, also vor Ort, diese gewonnenen Informationen Netz möglich sein, zum anderen sind Stadt und Einzelhandel gefragt. zu nutzen und von ihnen zu profitieren. Zum Beispiel auf digitalen Dank Aufhebung der Störerhaftung sollte der erste Punkt kein Problem Stadtinformationstafeln. Und: Überall wo WLAN ist, ist auch Strom. sein. So bieten Telekommunikationsdienstleister wie Stadtmöblierer Neue Chancen also auch für integrierte E-Mobilität in den Städten. ❙ digitale Werbeflächen an, in denen Hotspots integriert sind – ein Angebot, das die Städte keinen Cent extra kostet. Gerade in inter- AUTOR nationalen Metropolen wie Frankfurt sollte die kostenfreie Nutzung STEFFEN BALL eines öffentlichen Webzugangs eine selbstverständliche Facette des Geschäftsführer, Ballcom Digital digitalen Angebots sein. Public Relations, Der flächendeckende Internetzugang via mobilem Endgerät erleich- Heusenstamm sb@ballcom.de tert es, den zweiten Ansatzpunkt für Digitalisierung und damit eine hohe Aufenthaltsqualität in Innenstädten zu realisieren. Um Anreize für Bürger und Besucher zu schaffen, sich in der Stadt aufzuhalten 14 IHK WirtschaftsForum 09.17
FOTO: STEFAN KRUTSCH Michael Guntersdorf, Geschäftsführer, DomRömer: „Die neue Altstadt ist zuallererst ein Wohnquartier.“ NEUE ALTSTADT „WIE EIN GEWACHSENER STADTTEIL“ Ein Gespräch mit Michael Guntersdorf, Geschäftsführer, DomRömer, Frankfurt, über die neue Frankfurter Altstadt als vitales Wohnquartier, die touristische Vermarktung des Areals und das künftige Quartiersmanagement. Herr Guntersdorf, die neue Altstadt wird für über 200 Menschen In den Erdgeschossen stehen rund 30 Flächen für Gewerbe und bald das neue Zuhause sein, pro Tag werden sich aber auch bis zu Gastronomie zur Verpachtung. Was können Sie über die Qualität 8 000 Touristen durch die Gassen wälzen und zig Tausende Selfies der künftigen Geschäfte und deren Sortimente verraten? vor den Wohnhäusern machen. Lässt es sich in einem solch stark GUNTERSDORF: In der neuen Altstadt wird es keine Schneekugeln frequentierten Stadtquartier gut leben? mit Römer-Kulisse oder röhrendem Hirsch geben und keine Mas- GUNTERSDORF: Es wird für die neuen Altstadtbewohner nicht so senware, die man genauso gut auch in Berlin oder London kaufen schlimm sein wie das Lebensgefühl eines Venezianers. Doch Spaß könnte. Vermutlich wird sich das Touristische an diesem Standort beiseite. Seit über zwei Jahren sind die rund 80 Wohnungen ver- aber nicht gänzlich ausklammern lassen. Ansiedeln möchten wir in kauft, es gab über 650 Interessenten. Und den Leuten war durchaus diesem Quartier bevorzugt kleine eigentümergeführte Läden oder bewusst, was sie gekauft haben. Aus Gesprächen weiß ich, dass Geschäfte mit Manufakturhintergrund, in denen die Inhaber noch alle immer noch ganz begeistert und unisono der Meinung sind, eine sehr enge Beziehung zu ihren Produkten haben. Über 60 Be- mit dem Kauf alles richtig gemacht zu haben. Aber es ist schon so, werbungen liegen uns vor, einige Interessenten beherrschen sogar dass man einen gewissen Exhibitionismus benötigt, um in diesem noch alte seltene Handwerksberufe. Hersteller von Kleinlederwaren Quartier wohnen und sich wohlfühlen zu können. Tagsüber nervt und Textilien, Juwelier, Reparaturschuster, Apotheker, Stuhlmacher dieser Trubel bestimmt hin und wieder mal. Aber abends, wenn die in vierter Generation, Hutmacher und eine Porzellanmanufaktur Tagestouristen weg sind, wird es dort richtig schön. Dann hat die haben sich für diesen attraktiven Einzelhandelsstandort mit hoher Altstadt mit ihren Gassen, Plätzen und Hofbereichen etwas sehr Kundenlauffrequenz beworben. Jetzt müssen wir ins Detail gehen Idyllisches. und schauen, welche Angebote wirklich Sinn machen und auch zu 16 IHK WirtschaftsForum 09.17
Lebenswerte Innenstädte den jeweiligen Ladengrößen passen. Es verspricht jedenfalls, eine FOTO: PICTURE-ALLIANCE / DPA interessante Mischung zu werden. Welche gastronomischen Angebote soll das neue Stadtviertel beherbergen? GUNTERSDORF: Die neue Altstadt ist zuallererst ein Wohnquartier. Um diesen Charakter zu wahren, haben wir uns ganz klar für ein reduziertes gastronomisches Angebot entschieden – zumal wir an diesem Standort auch keine Konkurrenz zur Gastronomie im Umfeld aufbauen wollen. Bei der Auswahl haben wir auch darauf geachtet, dass die künftigen Altstadtgastronomen vor allem bodenständige Mittelständler sind. Die Häuser Markt 16 und 18 werden mit dem „Frankfurter Brauhaus“ als einzige eine Großgastronomie beherbergen. Die übrigen Flächen am Hühnermarkt folgen dem Konzept Gastro light. Im Haus Zu den drei Römern wird ein türkisch-portugiesischer Imbiss kleine Spezereien anbieten, in die Goldene Waage zieht ein Café mit Confiserie, in das Rote Haus eine Metzgerei mit Imbiss und in den Glauburger Hof eine Erlebnisgastronomie mit Altstadtbezug. Struwwelpeter-Museum und Stoltze-Museum ziehen um und sind künftig Hinter den Lämmchen und in der Goldenen Waage beheima- tet. Warum ist Ihrer Meinung nach die Altstadt als neuer Standort für die beiden Museen prädestiniert? Die Aufnahme von 1930 zeigt das Haus „Zur Goldenen Waage“ vor seiner Zerstörung bei einem Luftangriff in 1944. Das Gebäude wird rekonstruiert. GUNTERSDORF: Die bauliche Dichte des Wohnquartiers muss mit einer Nutzungsverdichtung einhergehen. Denn ohne ergänzende Angebote, zu der immer auch Kultur gehört, würde dieses Areal keine vitale GUNTERSDORF: Mir wäre es am liebsten, die Bürger und Besucher Innenstadt. Profitieren werden die Museen durch neue und größere würden nach Abbau der Bauzäune durch die Gassen laufen und die Räumlichkeiten, die Besucherzahlen der beiden Häuser werden sich Altstadt als normalen Teil der Stadt annehmen, so selbstverständlich, vervielfachen. Zu erwähnen ist noch das Stadthaus am Markt mit dem als wäre sie immer dort gewesen. Aber schon jetzt ist das Interesse an überbauten Archäologischen Garten und eine Dependance des Histori- der Altstadt enorm, gerade aus dem Ausland kommen viele Anfragen. schen Museums in der Goldenen Waage. Das Originalmobiliar aus der In touristischen Reiseführern, auch im Kultbuch „36 Hours.Europe“ Bauzeit des Hauses hat den Krieg in einem Depot überlebt und wird in der New York Times, ist die Altstadt schon genannt, obwohl sie noch dem rekonstruierten Fachwerkhaus ausgestellt. Die Besucher können gar nicht fertig ist. Von daher müssen wir die Werbetrommel nicht künftig authentisch erleben, wie Bürger im frühen 17. Jahrhundert in allzu kräftig rühren, auch die Baustellenführungen sind bis Ende des Frankfurt gewohnt haben. Die Goldene Waage wird allerdings wegen Jahres ausgebucht. des enormen handwerklichen Aufwands bei dieser detailgetreuen Re- konstruktion bis zur Eröffnung der neuen Altstadt noch nicht fertig sein. Welche Feedbacks, insbesondere von ausländischen Touristen, kom- men Ihnen dabei zu Ohren? In Deutschland boomt der Städtetourismus, auch Frankfurt profitiert GUNTERSDORF: Frankfurt wird meist als Finanzplatz gesehen, weniger davon. Mit der Fertigstellung der neuen Altstadt in der zweiten als historische Stadt. Wenn Ausländer bei ihren Führungen durch Frank- Jahreshälfte 2018 ist die Mainmetropole um eine Attraktion reicher. furt und das Altstadtareal erstmals davon hören, dass hier die Könige Wie wird dieses Areal künftig touristisch beworben? und Kaiser des Deutschen Reichs gekrönt wurden und der Krönungsweg nachgebildet wird, sind sie total begeistert. Und wir müssen uns die Frage gefallen lassen, warum wir diesen Aspekt bei der touristischen Vermarktung nicht schon früher oder deutlicher in den Fokus gestellt DOMRÖMER-QUARTIER haben. Daher kann die Altstadt dazu beitragen, das Image der Stadt Auf dem etwa 7 000 Quadratmeter großen Areal zwischen Dom und Frankfurt zu ergänzen und zu komplettieren. Römerberg entstehen neben dem Stadthaus insgesamt 35 Altstadthäu- ser, darunter 15 Rekonstruktionen und 20 Neubauten. In über 80 Woh- nungen bietet die neue Frankfurter Altstadt rund 200 Menschen ein Geplant ist, die neue Altstadt mit einem großen Fest im September neues Zuhause. Beherbergen wird das Stadtviertel auch Einzelhandel, nächsten Jahres zu eröffnen. Was erwartet die Besucher an diesem Gastronomie und Museen. Möglich wurde die Neugestaltung des Areals noch nicht terminierten Festwochenende? durch den Abriss des ehemaligen Technischen Rathauses. Bauherrin der neuen Altstadt ist die Stadt Frankfurt, vertreten durch die Tochterge- GUNTERSDORF: Ich kann versprechen, dass es ein richtiges Bürgerfest sellschaft DomRömer. Weitere Infos online unter www.domroemer.de. wird – allerdings ohne touristisches Spektakel. Kein Feuerwerk, keine Ritterspiele, kein historischer Markt mit Billigwaren aus China. Dafür IHK WirtschaftsForum 09.17 17
Lebenswerte Innenstädte Samstagmorgen geht kaum jemand hin. Insofern müssen wir uns FOTO: STEFAN KRUTSCH darum kümmern, dass die neue Altstadt auf Dauer ein lebendiges und attraktives Stadtquartier bleibt. Rund 200 Millionen Euro kostet die neue Frankfurter Altstadt. Nicht jede Stadt kann oder will es sich leisten, historische Gebäude oder sogar Altstadtareale in solch großem Stil zu rekonstruieren. Gleich- wohl könnte das DomRömer-Projekt ein Vorbild für Stadtreparaturen andernorts sein. Gab es hier schon Anfragen oder Besichtigungen? GUNTERSDORF: Durchaus. Auch wenn sich die wenigsten Kommunen eine Stadtreparatur in dieser hohen Qualität leisten können, haben die Repräsentanten anderer Städte die Erkenntnis aus Frankfurt mit- genommen, dass man nicht alles auf einmal angehen muss, wie das beispielsweise in der Dresdner Innenstadt nach der Deutschen Wieder- vereinigung der Fall war. Die Rekonstruktion einzelner Gebäude oder Straßenzüge kann durchaus projektiert geplant werden. Wie wirkt das Quartier auf die Repräsentanten anderer Städte und Gemeinden? GUNTERSDORF: Als wohltuend wird die Kleinteiligkeit der neuen Altstadt empfunden, die dem menschlichen Bedürfnis nach Maßstäblichkeit entspricht. Eine solche Urbanität gelingt nicht in Quartieren wie dem Europaviertel, wo in großem Maßstab uniforme Wohnblöcke anei nandergereiht werden. Positiv heben die Besucher oder Delegationen hervor, dass nicht alle Gebäude der ehemaligen Altstadt rekonstruiert wurden, sondern Alt neben Neu steht wie in einem historisch ge- wachsenen Stadtteil. Im Auge des ein oder anderen Betrachters mag dieses Nebeneinander architektonisch nicht gelungen sein, aber solche Kontroversen muss eine Stadt aushalten können. Das DomRömer-Projekt haben Sie einst als „Berufung“ bezeichnet. Sehen Sie das kurz vor der Fertigstellung der neuen Frankfurter Altstadt noch immer so? Mit einem Bürgerfest wird die neue Altstadt voraus GUNTERSDORF: Das empfinde ich heute noch genauso. Es ist ein sichtlich im September nächsten Jahres eröffnet. großes Glück, wenn man am Ende seines Berufslebens ein derartig besonderes und einzigartiges Bauprojekt begleiten darf – und dabei aber viele lokale Attraktionen und ein kulturelles Programm, gestaltet auf einen riesigen Vertrauensvorschuss der politisch Verantwortlichen von Akteuren aus dem Umfeld der Altstadt und unseren Partnerstädten. im wörtlichen Sinne bauen kann. Insbesondere hat das DomRömer- Vermehrt werden wir Stadtführungen laufen und der obligatorische Projekt mein Interesse an der Frankfurter Stadtgeschichte verstärkt. Ochs am Spieß darf natürlich nicht fehlen. Vermutlich werden es eher Plötzlich erkennt man, wie das eine mit dem anderen zusammenhängt, zwei oder drei Ochsen sein. Die Festmeile wird bis auf den Römerberg wie stark sozioökonomische Aspekte die Architektur und den Städtebau verlängert. prägen. Auf der Zielgeraden des Projekts angekommen, freue ich mich darauf, schon bald in einem der Cafés in der Altstadt sitzen zu können, Natürlich richten Sie momentan den Fokus ausschließlich auf die um ganz in Ruhe bei Kaffee und einem Stück Frankfurter Kranz die Fertigstellung der Gebäude und der Infrastruktur. Aber haben Sie Besucher beobachten zu können. ❙ schon Ideen im Hinterkopf, ob und wie das Areal nach dem Eröff- nungsfest langfristig bespielt werden soll? INTERVIEW GUNTERSDORF: Mit dieser wichtigen Frage müssen wir uns in der PETRA MENKE MARTIN SÜß Tat noch im Detail beschäftigen, denn die neue Altstadt kann nicht Chefredakteurin, Referent, Standort- IHK WirtschaftsForum, politik, IHK Frankfurt sich selber überlassen bleiben. Das Image muss ebenso kontinuier- Unternehmermagazin m.suess@frankfurt- lich gepflegt werden wie die Qualität der Angebote. Daher wird die der IHK Frankfurt main.ihk.de p.menke@frankfurt- DomRömer GmbH künftig das Quartiersmanagement übernehmen. main.ihk.de Es darf in keinem Fall das passieren, was zurzeit mit der Kleinmarkt- halle passiert: Jeder sagt: Die Kleinmarkthalle ist toll. Aber außer am 18 IHK WirtschaftsForum 09.17
TOURISMUS FRANKFURT LIEGT IM TREND Innerhalb Deutschlands gehört Frankfurt mit 5,2 Millionen Besuchern im vergangenen Jahr zu den beliebtesten Städtereisezielen. Dabei konnte die Mainmetropole in jüngster Vergangenheit ihre Marktposition stetig ausbauen. Frankfurt liegt mitten in der bedeutendsten Wirtschaftsregi- Top Ten der Städte-Touren on Deutschlands. Mit etwa 5,5 Millionen Einwohnern belegt das RheinMain-Gebiet einen Platz unter den top fünf Metropolregionen Zahl der Gäste* im Jahr 2015 in Millionen der Republik und gehört als Finanz- und Dienstleistungszentrum von Weltrang zu den führenden europäischen Unternehmensstandorten. insgesamt 12,4 Mio. Die zentrale Lage, die exzellente Infrastruktur mit einem der größten Flughäfen Europas, die Dichte zukunftsorientierter Firmen und ihre Internati- onalität geben der Stadt eine Spitzenstellung im europäischen Vergleich. Der Frankfurter Flughafen ist mit über 60 Millionen Passagieren und über zwei Millionen Tonnen Fracht das wichtigste Luftfahrtdrehkreuz in Deutschland. Auch die Messe Frankfurt steht in Deutschland an der Spitze und hat sich 7,0 mit ihren eigenen Messeangeboten weltweit als Global Player etabliert. 6,3 Doch auch als touristische Destination liegt Frankfurt im Trend, ist seit Jahren ein Anziehungspunkt für eine wachsende Zahl von Reisenden 5,1 aus aller Welt. Laut Statistischem Landesamt belegte die Stadt 2016 davon 4,9 mit 5,2 Millionen Besuchern Rang vier der fünf beliebtesten Städter- aus dem 3,4 2,7 eiseziele von In- und Ausländern in Deutschland. Insgesamt zählte die Ausland 3,2 2,1 1,9 Mainmetropole rund 8,8 Millionen Übernachtungen. Auch der Veran- 1,7 1,5 2,2 staltungsbereich ist enorm wichtig für Frankfurt: Im vergangenen Jahr 1,4 1,1 1,0 fanden knapp 74 000 Tagungen und Kongresse in Frankfurt statt. Aus 0,4 0,5 0,5 0,2 der gesamten touristischen Nachfrage resultieren ein Bruttoumsatz von rund 4,3 Milliarden Euro und direkte Steuereinnahmen für Frankfurt von Ha hen St den ün in kf rg Le g zig . ss n Dr rf Nü gart t/M r Dü Köl rl Fr mbu be o ip Be eld es c etwa 120 Millionen pro Jahr. Der Tourismus trägt damit entscheidend ur rn t ut M zur Wirtschaft der Stadt bei. an In den vergangenen Jahren konnte die Mainmetropole ihre Marktposi- *Ankünfte in Hotels, Pensionen etc. tion in den Punkten Lage, Angebot, Qualität, Mobilität und Nachhaltigkeit Quelle: Statistisches Bundesamt (2016) © Globus 11195 stetig ausbauen. Frankfurt lockt mit einer umfangreichen kulturellen Vielfalt, hervorragenden Shoppingmöglichkeiten und spannenden Freizeitangeboten. Wo sonst in Europa verbindet man Regionalität und D er Tourismus ist weltweit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, der Internationalität so stark und erlebt Vielfalt so positiv wie in Frankfurt. zu Wachstum und Beschäftigung beiträgt. Die Zahlen beweisen Und Frankfurts Puls schlägt stark und selbstbewusst: Der Flughafen wird das: Im Jahr 2016 wurden in Deutschland mehr als 80 Millionen ausgebaut, das DomRömer-Areal wird ein neues Wahrzeichen in der City, der Übernachtungen ausländischer Gäste registriert. Damit ist die Zahl der Umbau der Oper und des Schauspiels ist eine Chance, einen architektonischen Auslandstouristen bereits seit sieben Jahren in Folge auf ein Rekorder- Leuchtturm zu errichten. Die Innenstadt mit der Zeil ist ausgewiesen als eine gebnis gestiegen. In Deutschland ist die Tourismuswirtschaft vor allem der attraktivsten Einkaufsmeilen, die Stadtteile ergänzen die Innenstadt mittelständisch geprägt. und Stärken das Zentrum, Shopping wird zum Erlebnis. Die Region – vom Nach Branchenangaben gibt es über 2 500 Reiseveranstalter, rund Rheingau, Taunus, Odenwald über Wetterau mit den Städten Wiesbaden, 4 000 Busunternehmen und knapp 10 000 Reisebüros. Darüber hinaus Bad Homburg, Mainz, Hanau, Darmstadt bis hin zum Herzen Frankfurt – hält gibt es mehr als 220 000 Unternehmen im Gastgewerbe, darunter rund zusammen und steigert die touristische Attraktivität und Anziehungskraft. 44 000 Beherbergungsunternehmen und über 163 000 gastronomische Im Immobilienmarkt profitiert Frankfurt von seiner Stellung als attrak- Unternehmen. Rund 2,9 Millionen Beschäftigte arbeiten in Deutschland tiver, stabiler und sicherer Standort. Dies wurde auch in London erkannt. in der Tourismusbranche. Hessen hat circa 180 000 sozialversicherungs- Der Brexit und der damit verbundene wirtschaftliche Wandel bieten eine pflichtige Arbeitnehmer im Tourismus und 160 000 im Gastgewerbe – enorme Chance. Frankfurt sollte diese Chance erkennen und wahrnehmen das ist mehr als Automobil und Bankenwirtschaft zusammen. Rund und dennoch weiter darauf achten, dass Architektur, Wohnungsbau, Leben 68 000 Personen hiervon arbeiten in Frankfurt in der Tourismusbranche. und Wachstum sozialverträglich und nachhaltig bewältigt werden. 20 IHK WirtschaftsForum 09.17
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