MAGAZIN INNOVATIONCITY BOTTROP 2010-2020 - DAS ZIEL IST ERREICHT - Innovation City Management
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MAGAZIN INNOVATIONCITY BOTTROP 2010-2020 DAS ZIEL IST ERREICHT Interview mit Bernd Tischler und Burkhard Drescher LESSONS LEARNED: Die Top Five der Klimastadt DIE LACHNICHTS BAUEN UM Fördermittel der Stadt beantragt
InnovationCity Bottrop Abschlussmagazin / Inhalt InnovationCity Bottrop Abschlussmagazin / Inhalt INHALT Editorial Rolf Buch (Initiativkreis Ruhr) ............................................................................4 Grußwort Bärbel Bergerhoff-Wodopia (RAG-Stiftung) ....................................................6 Grußwort Eckhard Forst (NRW.BANK)..............................................................................8 Grußwort Bundesumweltministerin Svenja Schulze ......................................................10 Fakten & Zahlen ..............................................................................................................12 Interview mit Oberbürgermeister Bernd Tischler und Burkhard Drescher ..................14 Storys aus Bottrop Die Lachnichts bauen um ............................................................................................... 18 Technoboxx: Grüner Service in Stahl ............................................................................. 22 Heizen im Namen der Forschung .................................................................................. 26 In Kürze ...........................................................................................................................30 Bildimpressionen ............................................................................................................32 Partnerseiten Gesellschaft für Bauen und Wohnen Bottrop mbH....................................................... 36 Emscher Lippe Energie GmbH ....................................................................................... 38 Emschergenossenschaft ................................................................................................ 40 STEAG Fernwärme GmbH .............................................................................................. 42 DEUTSCHE ROCKWOOL ................................................................................................44 NRW.BANK ..................................................................................................................... 46 VIVAWEST ........................................................................................................................48 Weitere Partner und Unterstützer der ICM ................................................................... 50 Abschlussbericht & Bilanz ..............................................................................................52 Die Top Five der Klimastadt ..........................................................................................156 Fazit mit Burkhard Drescher ........................................................................................160 Impressum.....................................................................................................................162 2 3
InnovationCity Bottrop Abschlussmagazin / Editorial InnovationCity Bottrop Abschlussmagazin / Editorial EDITORIAL Liebe Leserinnen und Leser, „Blauer Himmel, grüne Stadt“: Unter diesem Motto haben sich Kommune, Landesregierung und Unter- hat der Initiativkreis Ruhr im Jahr 2010 gemeinsam nehmen zusammengetan, um gemeinsam ein überaus mit dem Land Nordrhein-Westfalen den Wettbewerb ambitioniertes Dekadenprojekt zu realisieren. Gleich- um die InnovationCity Ruhr gestartet. Die Stadt Bott- zeitig steht die „Modellstadt“ dafür, dass sich die Be- rop machte unter insgesamt 16 Bewerber-Kommunen völkerung auch für groß angelegte Infrastrukturpro- das Rennen. Und schon vor Ablauf des zehnjährigen jekte gewinnen lässt, wenn sie von der ersten Minute Projektzeitraums mit dem Ziel, die Kohlendioxid- an aktiv und partnerschaftlich eingebunden wird. Mehr Emissionen um die Hälfte zu reduzieren, stand fest: als 4.000 persönliche Beratungsgespräche mit Bott- Das Klimaprojekt ist ein großer Erfolg. Denn es be- roper Bürger:innen sind die Basis für die große Akzep- wahrheitete sich, was der damalige Moderator des tanz und die Begeisterung, mit der die energetische Initiativkreises Ruhr, Dr. Wulf H. Bernotat, zu Beginn Modernisierungsrate auf einen Spitzenwert gehoben prognostiziert hatte: „InnovationCity Ruhr kann nicht wurde, der bundesweit seinesgleichen sucht. nur Leuchtturm für die Region Ruhrgebiet, sondern für ganz Deutschland und Europa werden. Der klima- Dafür möchte ich allen Beteiligten danken: Stadt, verträgliche Umbau unserer Städte unter den Vorzei- Land, Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft, den chen von Energieeffizienz und Ressourcenschonung Mitgliedern des Initiativkreises Ruhr und ganz beson- wird deutlich machen, dass aus unserer industriel- ders den vielen Menschen in Bottrop, die zum großen len Kernregion wieder einmal wichtige Impulse aus- Erfolg von InnovationCity Ruhr beigetragen haben. gehen. Denn mit Innovation- Sie alle haben die Innovati- City Ruhr knüpfen wir an die onskraft des Ruhrgebiets auf traditionelle Stärke unserer „Die Bevölkerung lässt sich dem Feld der Energie und im Energieregion an, durch In- auch für groß angelegte alles überragenden Zukunfts- novationskraft immer wieder Infrastrukturprojekte gewinnen.“ thema Klimaschutz ein- Neues zu wagen und Zukunft drucksvoll unter Beweis zu gestalten.“ Spätestens mit dem 2016 gestarteten gestellt. Mein besonderer Dank gilt auch Burkhard „Roll-out“ auf 20 weitere Quartiere im Ruhrgebiet Drescher und Tobias Clermont als Geschäftsführer ist Bottrop zur Blaupause für nachhaltigen, klima- der Innovation City Management GmbH (ICM) und gerechten Stadtumbau geworden. Längst kommen ihrem gesamten Team: Denn die ICM ist zu einer Delegationen aus aller Welt, um sich in Bottrop über kompetenten Beratungs- und Projektmanagement- die „Energiewende von unten“ zu informieren. gesellschaft für ganzheitliche Quartiersentwicklung Rolf Buch, Foto: Catrin Moritz Fotografie / Vonovia geworden, deren Expertise weit über die Grenzen des Genau das ist es, was der Initiativkreis Ruhr mit allen Ruhrgebiets hinaus gefragt ist. seinen Leitprojekten in den drei Handlungsfeldern Wirtschaft, Bildung und Kultur seit jeher anstrebt: Diese Erfolge machen Mut und setzen gleichzeitig Sie sollen Leuchttürme mit Strahlkraft sein, sie sol- frische Kräfte frei für neue Aktivitäten zur Entwick- len ein Beispiel geben. Und von ihren Ergebnissen lung des Ruhrgebiets. und Erfahrungen sollen die Menschen im gesamten Ruhrgebiet und darüber hinaus profitieren. Nicht zuletzt setzt InnovationCity Ruhr ein Zeichen als gelungene Kooperation von Partnern aus öffent- licher Hand und Privatwirtschaft, also für Public- Rolf Buch Private-Partnership im besten Sinne: In Bottrop Moderator des Initiativkreises Ruhr 4 5
InnovationCity Bottrop Abschlussmagazin / Grußwort InnovationCity Bottrop Abschlussmagazin / Grußwort GRUSSWORT RAG-STIFTUNG Liebe Leserinnen und Leser, wir leben in einer deutschlandweit einzigartigen Der sichtbare Erhalt des Bergbaucharakters ist des- Region. Nirgendwo liegen Tradition und Moderne so halb so wichtig, weil das Revier seit Ende des Berg- sichtbar und ineinander verzahnt beieinander wie baus zu einer neuen Identität finden muss. Es ist schön hier. Im größten Ballungsraum Deutschlands leben zu sehen, dass es das schafft, ohne dabei die Werte, fünf Millionen Menschen, es gibt 155.000 Unterneh- Tugenden und Traditionen zu vergessen, die der men, 1,75 Millionen Beschäftigte, 290.000 Studieren- Bergbau hervorgebracht hat und die es so stark ge- de sowie rund 300 Theater und Museen. Neben diesen prägt haben. Denn über Jahrzehnte stand der Stein- Erfolgen besteht jedoch weiterhin großer Handlungs- kohlenbergbau sowohl für Solidarität und Zusam- bedarf, damit das bergbaugeprägte Ruhrgebiet seine menhalt als auch für technische Spitzenleistungen Stärken auch in Zukunft ausspielen kann. und Innovationen. Ein Umdenken beim Thema Energieversorgung spielt Unter Tage konnte man nur bestehen, wenn man ge- hierbei eine große Rolle. Ein gelungenes Beispiel für meinsam anpackt. Anpacken und Machen – das ver- die aktive Beteiligung an diesem Teil des Struktur- stehen auch wir als unseren Auftrag. Gemeinsam mit wandels ist das Projekt „Inno- unseren zahlreichen Partnern vationCity Ruhr“, das von der Unter Tage konnte man nur bestehen, leisten wir seit mittlerweile RAG-Stiftung nun bereits seit wenn man gemeinsam anpackt. fast 15 Jahren einen Beitrag über einem Jahrzehnt geför- Anpacken und Machen – das für bessere Bildungschan- dert wird. verstehen auch wir als unseren Auftrag. cen und für eine erfolgreiche Entwicklung der ehemaligen Der Deutsche Steinkohlenbergbau hat im Laufe Bergbauregionen an Ruhr, Saar und in Ibbenbüren. seiner Entwicklung zahlreiche Kommunen im Ruhr- Dafür hat die RAG-Stiftung seit ihrem Bestehen 120 gebiet auf vielfältige Weise geprägt: wirtschaftlich, Millionen Euro eingesetzt, davon 27 Millionen Euro sozial, kulturell, aber auch energetisch und baulich. allein im Jahr 2020. Die Bebauungsstruktur ist heute noch an vielen Stel- len gekennzeichnet durch ehemalige Bergarbeiter- Ein Stück dieses Weges sind wir mit Erfolg gemein- Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Foto: Lina Nikelowski siedlungen mit Wohnungen, Reihen- und Doppel- sam gegangen. Ich möchte mich deshalb bei allen haushälften; traditionell beheizt durch Kohle und mit Beteiligten für ihren engagierten Beitrag zum Gelin- deutlichem energetischen Sanierungsbedarf. gen dieses Projektes bedanken. Ihre Arbeit kann sich sehen lassen. 2011 stellte das Modellprojekt in Bottrop frühzeitig die Weichen für eine zukunftsorientierte, klimage- Mit freundlichen Grüßen und Glückauf rechte Entwicklung der Stadtquartiere. Mit Erfolg: Die CO2-Emissionen wurden um 50 Prozent gesenkt und das Projekt auf mittlerweile rund 30 Kommunen ausgeweitet. Neben dem Beitrag zum Klimaschutz ist besonders erfreulich, dass der Bergbau-Charak- ter und die bergbaulich geprägte Baukultur in den Bärbel Bergerhoff-Wodopia sanierten Quartieren erhalten geblieben ist. Mitglied im Vorstand der RAG-Stiftung 6 7
InnovationCity Bottrop Abschlussmagazin / Grußwort InnovationCity Bottrop Abschlussmagazin / Grußwort GRUSSWORT NRW.BANK Liebe Leserinnen und Leser, der Klimawandel erfordert entschlossenes Handeln mit den Wohnungsgesellschaften, Energieversor- auf allen Ebenen von Wirtschaft, Staat und Gesell- gern und Unternehmen ist dies der Innovation- schaft – auch und gerade in den Kreisen, den Städten City Ruhr vorbildlich gelungen. Nur aus einem solch und Gemeinden. Denn die Kommunen sind Keimzel- guten Zusammenspiel lassen sich die Synergien len und Rückgrat staatlicher Strukturen, wirtschaft- schöpfen, die nötig sind, um die komplexe Transfor- licher Innovation und gesellschaftlichen Zusammen- mation hin zu mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit halts. Und sie sind Labore, in deren Mikrokosmos zu gestalten. Projekte von gesamtgesellschaftlicher Tragweite exemplarisch durchexerziert und vorbildhaft voran- Zu dieser Transformation leistet die InnovationCity getrieben werden können – Leuchtturmprojekte! Ruhr einen wichtigen Beitrag. Wir als NRW.BANK unterstützen den Wandel – Ein Leuchtturmprojekt ist die Leuchttürme, mit passgenauer Förderung „InnovationCity Ruhr I Modell- die uns den Weg weisen – für Wirtschaft, Kommunen stadt Bottrop“, die wir als in eine nachhaltige Zukunft, und Menschen in Nordrhein- NRW.BANK seit 2012 als die Chancen bietet. Westfalen. Und vor allem: für Förderer und Partner unter- Leuchttürme, die uns den stützt haben. Sie zeigt beispielhaft, worauf es an- Weg weisen – in eine nachhaltige Zukunft, die Chan- kommt, wenn man komplexe Transformations- cen bietet. prozesse erfolgreich steuern will: darauf, dass alle Akteure an einem Strang ziehen – weil das Projekt Herzlich, Ihr realistisch und einfach umsetzbar ist und weil der gemeinsame Erfolg aller einen Erfolg für jeden Ein- zelnen bringt. Das bedeutet, die ökologische Krise als ökonomische Chance zu nutzen. Eckhard Forst, Foto: NRW.BANK Im Zusammenspiel der Projektgesellschaft mit der Eckhard Forst Stadt, mit den Bewohnern und Hauseigentümern, Vorsitzender des Vorstands der NRW.BANK 8 9
InnovationCity Bottrop Abschlussmagazin / Grußwort InnovationCity Bottrop Abschlussmagazin / Grußwort GRUSSWORT „Klimaschutz ist nicht nur Weltpolitik, sondern wird vor Ort entschieden und gestaltet. Bottrop ist dabei Vorreiter und hat als InnovationCity den Sprung in die Zukunft vorgemacht. Dieser Mut wurde belohnt mit einer lebenswerteren Stadt. “ Svenja Schulze, Foto: BMU / photothek / Thomas Trutschel Svenja Schulze Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit 10 11
InnovationCity Bottrop Abschlussmagazin / Zahlen & Fakten InnovationCity Bottrop Abschlussmagazin / Zahlen & Fakten -50% -5,3% 400 Projekte initiiert 241 davon ENERGIETRÄGER -50,2% Verminderung der CO2 Emmissionen 2009-2020 Projekte umgesetzt der privaten Gebäudeeigentümer:innen über 30% haben die kostenlose Beratung in Anspruch genommen Bund IC Bottrop CO2 EMMISSIONEN INDUSTRIE im Vergleich 2009-2020 ENERGETISCHE ENERGIETRÄGER MODERNISIERUNG 2010-2020 CO2 EMMISSIONEN im Vergleich ZIB Veränderung des Energieverbrauchs 2009-2020 (in %) 437 11.355 -100 12500 Wohngebäude gesamt VON WOHNGEBÄUDEN 2009-2020 +16 -46% Veranstaltungen Holz Teilnehmer:innen InnovationCity Nachtspeicher +5 -99 Bottrop 23 % Fernwärme +3 Erdgas energetisch Kohle -32% -59 saniert Bund 645 Schüler:innen haben in Öl 30 -11 Veranstaltungen die Ziele des Projekts und Möglichkeiten Strom zum Energiesparen kennengelernt -8 Flüssiggas Detaillierte Ausführungen und Grundlagen zu allen dargestellten Zahlen ab Seite 52 12 13
InnovationCity Bottrop Abschlussmagazin / Interview InnovationCity Bottrop Abschlussmagazin / Interview DAS ZIEL IST ERREICHT GESPRÄCH MIT BERND TISCHLER & BURKHARD DRESCHER Der SPD-Politiker Bernd Tischler ist seit 2009 Oberbürgermeister der Stadt Bottrop und hat den InnovationCity-Prozess von Anfang an begleitet. Der studierte Raumplaner war sowohl Stadtplanungsamtsleiter als auch Technischer Beigeordneter in Bottrop, bevor er die Leitung der Stadtverwaltung übernahm. Burkhard Drescher ist seit 2011 Geschäftsführer der Innovation City Management GmbH (ICM). Der frühere Oberbürgermeister von Oberhausen wechselte nach Stationen bei der RAG Immobilien AG und der GAGFAH Group aus selbstständiger Beratungstätigkeit in das Klimastadt-Projekt des Initiativkreises Ruhr (IR). Herr Tischler, Herr Drescher, diein Bottrop angestoßen wur- nen Euro ausgelöst. Da möchte erste Frage in diesem Gespräch de. Wir stärken mit dem, was ich der gesamten Verwaltung muss lauten: Sind Sie mit den Er-wir auf den Weg gebracht ha- ein großes Lob aussprechen. gebnissen des zehnjährigen Kli- ben, so viele SDGs [Sustainable Sie hat mit uns als externer Pro- maprojektes InnovationCity in Development Goals: Ziele für jektentwicklungsgesellschaft Bottrop zufrieden? nachhaltige Entwicklung]. Und von Anfang an Hand in Hand wir haben die gesamte Stadt- zusammengearbeitet und die Bernd Tischler: Ich bin mehr öffentlichkeit dabei mitgenom- Maßnahmen weiterentwickelt. als zufrieden. Was wir in den men, an ihrer Klimastadt mitzu- So war es möglich, Impulse für vergangenen zehn Jahren ge- wirken. Manchmal durch ganz die Wirtschaft zu setzen und schafft haben, ist eine enorme kleine Projekte wie etwa das gleichzeitig Schritte in Richtung Leistung. Die Reduzierung des Bauen eines Bienenhotels. Und Klimaschutz zu gehen. Oberbürgermeister Bernd Tischler, Foto: Stadt Bottrop CO2-Ausstoßes um 50,09 Pro- manchmal durch ein Mammut- zent komprimiert unser Ergeb- projekt wie das Klärwerk, das Tischler: Dass wir mehr als nis – wie viele Bemühungen sich innerhalb von zehn Jahren 12.000 Bürgerinnen und Bürger von unzähligen Menschen da- zum Kraftwerk gewandelt hat. mit den InnovationCity-Veran- hinterstecken, kann man kaum staltungen erreichen konnten, beziffern und in Worte fassen. Gibt es Zahlen in der Innovati- ist mein persönliches Highlight. Als allererstes möchte ich mich onCity-Abschlussbilanz, die Sie Ich bin der erste Bürger der bei allen bedanken, die über so überrascht haben? Stadt und habe den Auftrag, die- einen langen Zeitraum mitge- se Stadt so gut wie möglich für wirkt haben. Drescher: Ich finde es enorm, alle Einwohner:innen weiterzu- dass wir in dieser Zeit fast 400 entwickeln. Zu spüren, dass das Burkhard Drescher: Der CO2- Projekte angestoßen haben. Interesse an den Klimathemen Wert ist tatsächlich nur ein In- 241 Projekte wurden erfolgreich auf breiter Stadtebene vorhan- dikator. Weit entscheidender umgesetzt und haben ein Inves- den ist, macht mich wirklich ist der Gesamtprozess, der titionsvolumen von 732 Millio- stolz. 14 15
InnovationCity Bottrop Abschlussmagazin / Interview InnovationCity Bottrop Abschlussmagazin / Interview wollten wir hin zu neuer Ener- groß. Wir haben über effizientes Drescher: Vor genau zehn Jah- gie, zu Energieeffizienz. Da kam Heizen aufgeklärt, über Smart ren im Mai erhielt ich einen der Aufruf des Initiativkreises Homes, die Vorteile von Strom- Anruf von Bodo Hombach, der gerade recht und unsere Kam- autarkie und das Senken von damals Moderator des IR ge- pagne dazu stieß bei den Bott- Energiekosten. Klimaschutz wesen ist. Er bat mich, mir das roper Bürger:innen auf viel Be- hat nichts mit Verzicht zu tun. InnovationCity-Konzept anzu- geisterung. Sie haben mit ihren Ganz im Gegenteil: Klimaschutz schauen und einige Gutachten Unterschriften - 20.000 an der wirkt sich positiv auf den eige- zu machen. Also habe ich meh- Zahl - das Projekt nach Bottrop nen Geldbeutel und die Lebens- rere Besprechungen geführt geholt. qualität aus. und einen Organisationsplan, einen Projektplan sowie eine Drescher: Eine InnovationCity Herr Tischler, was geben Sie den Budgetierung erstellt. In den lässt sich nur gemeinsam vielen internationalen Gästen mit anschließenden Gesprächen schaffen. Wir konnten den Ort in auf den Weg, die sich für Innova- auch mit Bernd Tischler wurde der Republik, an dem die Stein- tionCity interessieren? dann schnell klar, dass ich blei- kohle-Ära endete, zum Inbe- ben und übernehmen sollte. griff einer Klimastadt machen! Tischler: Dass alle Menschen In Bottrop ist eine Klimaschutz- in der Stadt zum Gelingen des Und wie geht es nun nach der Gemeinschaft entstanden. Bau- Transformationsprozesses bei- Bottroper Klimastadt weiter? Hö- steine dafür waren kontinuier- tragen. Ich bin wirklich stolz ren Sie auf? Burkhard Drescher, Foto: ICM liche Informationsangebote für darauf, dass die Bottroper:in- verschiedenste Zielgruppen, in- nen ihre Stadt zur Vorzeigestadt Drescher: Eine Klimastadt ist tensive Energieberatungen für machen. Selbstverständlich gibt keine Klimastadt! Im Ernst: Das alle Ratsuchenden sowie finan- es die Leuchtturmprojekte - die Thema hat mich gepackt und zielle Anreize für Klimaschutz- Plusenergiehäuser zum Bei- ich möchte mit der Innovation- maßnahmen seitens der Stadt spiel, das Klärwerk oder unsere City-Gesellschaft viele weitere und anderer Fördermittelgeber. Spitzenposition im Ruhrgebiet Städte zu Klimastädten machen bei der Photovoltaikdichte. We- - nach dem Vorbild Bottrops. Die Privateigentümer:innen von sentlich ist aber das Mitneh- Das Machen ist dabei das A und Wohngebäuden haben Sie gleich men und Mitmachen aller hier O. Wir wollen keine Pläne für Was ist Ihrer Meinung nach der Tischler: Bottrop hat sich zu ei- Initiativkreises teilzunehmen, zu Beginn des Projektes als wich- lebenden Menschen. Der breit die Schublade erstellen, son- entscheidende Pluspunkt dieses nem sehr frühen Zeitpunkt be- Herr Tischler? Was war Ihre ur- tige Zielgruppe definiert und ein angelegte Prozess führt zum dern Konzepte entwickeln, die Projektes? reits mit der Klimathematik be- sprüngliche Vorstellung von dem Beratungsangebot entwickelt. Erfolg. im Anschluss auch umgesetzt schäftigt. Jetzt sind alle Städte Projekt? werden, weil sich alle Beteilig- Drescher: Wir konnten die An- vom Klima getrieben, wir aber Drescher: Das stimmt. Die Bott- Sie würden sich also immer wie- ten bereits im Vorfeld dazu ver- strengungen, die wir in den ver- haben unser Fundament längst Tischler: Uns war ja bewusst, roper Hausbesitzer:innen wa- der für ein solches Mammut-Vor- pflichtet haben. Dieser Ansatz gangenen zehn Jahren mit so gelegt und beziehen die UN- dass 2018 in Bottrop die Ära ren wichtige Adressat:innen für haben entscheiden? funktioniert. Als ICM sind wir vielen verschiedenen Akteur:in- Nachhaltigkeitsziele schon in des Steinkohlebergbaus enden uns, denn viele von ihnen wa- längst in ganz Deutschland un- nen unternommen haben, sys- unser Verwaltungshandeln mit würde - und auch, wie emo- ren bereit, Geld in die Hand zu Tischler: Ja, auf jeden Fall. Die terwegs, beraten und projektie- tematisieren und daraus Hand- ein. Ich sage ganz klar: Wir wol- tional dieser Abschied mit dem nehmen, um ihre Immobilie zu Laufzeit von zehn Jahren sollte ren in Hamburg, Berlin, Bonn, in lungsoptionen ableiten. Das hat len wie Kopenhagen die Klima- Verlust tausender Arbeitsplätze modernisieren. Allein bei den man nicht unterschätzen. Das Thüringen und Hessen. Unser die Übertragbarkeit des Modells neutralität rasch erreichen. Der sein würde. Wir waren also auf Wohngebäuden, bei denen die muss man stemmen können Herz schlägt selbstverständlich auf andere Städte erst möglich Erfolg des InnovationCity-Pro- der Suche nach etwas Positi- Stadt Zuschüsse zu energeti- und alle, die daran teilhaben, für das Ruhrgebiet - und sein gemacht. Das ist für mich der jektes ist der beste Antrieb zur vem, das wir dem entgegenset- schen Maßnahmen gezahlt hat, kontinuierlich motivieren. Potenzial an Klimastädten. Gewinn: Dass unsere Erkennt- weiteren Entwicklung. zen konnten. Wir wussten, wir konnte der CO2-Ausstoß so um nisse nicht Bottrop-spezifisch, können am besten mit Energie fast 17 Prozent gesenkt wer- Herr Drescher, Sie wollten 2011 sondern für jede Kommune re- Was hat Sie im Jahr 2009 be- umgehen, früher eben Kohle- den. Das Interesse an unseren eigentlich nur kurzfristig in Bott- levant und anwendbar sind. wogen, an dem Wettbewerb des energie, die alte Energie, jetzt Klimathemen war durchgängig rop einspringen? 16 17
InnovationCity Bottrop Abschlussmagazin / Storys aus Bottrop InnovationCity Bottrop Abschlussmagazin / Storys aus Bottrop Nach langer Bauphase können Nina und DIE LACHNICHTS BAUEN UM Jan Lachnicht den Alltag in ihrem Zuhause wieder genießen. Fotos: ICM & privat FÖRDERMITTEL FÜR FENSTER UND DACH VON DER STADT Seitdem die Lachnichts 2018 in der Energieberatung gewesen sind, lässt sie das Thema Inno- vationCity nicht los. Zum einen, weil sie so aufgeschlossen sind, interessierten Medienvertre- ter:innen immer wieder Rede und Antwort zu stehen. Zum anderen, weil die Modernisierung ihres Einfamilienhauses sie ordentlich auf Trab hält. Mitten in der Gartenneugestaltung hat sich die Familie Zeit genommen für einen Bericht über ihren Umbau. E ins muss man Jan Lachnicht (42), Nina sind nur Kleinigkeiten. So tauchten etwa in der Lachnicht (43), und ihren beiden Kindern Wand des zukünftigen Badezimmers im Ober- Anna (14) und Johannes (11) lassen: Mit dem geschoss unbekannte, aber tragende Holzbalken Umzug haben sie schließlich eine Punktlandung auf. Nun sind sie in den Wellness-Bereich inte- hingelegt. Der ursprüngliche Wunsch, an Weih- griert und ein echter Hingucker. Ansonsten galt nachten 2019 im neuen Heim die Geschenke zu bei der Veränderung der Zimmer-Zuschnitte die drapieren, stellte sich als etwas zu ambitioniert Devise: Mit genug Stahl kann man alles stützen. heraus. Doch das neue Ziel, Ostern 2020, wur- „Elf oder zwölf Stahlträger haben wir hier schon de locker erreicht – und zwar genau an dem Wo- verbaut“, heißt es mit einem Grinsen. chenende vor dem ersten Corona-Lockdown im März. „Zum Einleben war das prima“, resümiert Mitte 2018 startete das Großprojekt. Jan Lach- Nina Lachnicht. „Wir waren alle vier zuhause und nicht hatte das Haus seiner Großeltern geerbt: hatten viel Zeit, uns gemein- ein Einfamilienhaus aus den sam einzugewöhnen.“ Fünfzigerjahren in der Nähe „Elf oder zwölf Stahlträger des Bottroper Knappschafts- haben wir hier schon verbaut.“ Über ein Jahr ist das nun krankenhauses, roter Klin- schon her. Die Lachnichts – er ker an den Seiten, zur Straße Lehrer am Berufskolleg Bottrop, sie Erzieherin hin weißer Putz. Der Großvater war Bergmann – sind glücklich in ihrem Zuhause. Und ein biss- auf Prosper gewesen und kurz zuvor mit seiner chen müde. „So eine Umbauphase kostet selbst- Frau in ein Pflegeheim gezogen. Nun begann der verständlich Energie“, berichtet Jan Lachnicht. Enkel damit, zusammen mit seiner Familie ein „Zumal wir wirklich alles umgekrempelt haben neues Zuhause zu entwerfen und eine umfas- und alle Gewerke angefasst haben.“ Aber beide sende Gebäudemodernisierung zu planen. wollten lieber einmal alles erneuern als über Dekaden hinweg immer wieder etwas. Dauer- Die Lachnichts riefen bei der ICM an und mach- baustelle light sozusagen... Vieles haben sie in ten einen Termin für die kostenlose Energiebe- Eigenleistung erbracht, jede Menge Wände weg- ratung aus, die die Stadt Bottrop im Rahmen des gehauen, die Zwischensparrendämmung am Klimaprojektes allen Hauseigentümer:innen seit Dach angebracht zum Beispiel. Schiefgegangen 2013 anbietet. Im InnovationCity-Gebiet kommen 18 19
InnovationCity Bottrop Abschlussmagazin / Storys aus Bottrop InnovationCity Bottrop Abschlussmagazin / Storys aus Bottrop die Energieberater:innen auch nach Hause. Die- sie sich – sein Artikel „Schaut auf diese Stadt“ ser sogenannte „aufsuchende“ Service ist be- ging letztlich über sieben Seiten. Und als die sonders erfolgreich – mehr als 70 Prozent aller WAZ ein paar Monate später für ihre Sonntags- Beratenen setzen hinterher eine Maßnahme um. zeitung eine Klimafamilie suchte, versammelten sich die vier Lachnichts fürs Foto vor ihrem ein- ICM-Architekt Markus Wohlgemuth inspizierte gerüsteten Haus. WAZ-Journalist Marc Oliver kurz darauf zwei Stunden lang das leere Haus Hänig gab dem Bauvorhaben den Titel „Projekt und erläuterte dem Bottroper Paar, welche Mög- Weihnachtsbaum im Eigenheim“ – nicht ahnend, lichkeiten es bei den diversen dass seine Klimafamilie doch Gewerken gab und zu welchen Die Nutzung industrieller das höchste christliche Fest Maßnahmen er sowohl unter Abwärme wirkt sich viel besser auf die ansteuern würde… wirtschaftlichen Aspekten als Klimabilanz aus. auch unter Klimaschutzas- Doch was sind ein paar Monate pekten raten würde. Zeitverzug, wenn allein schon die drei mächtigen Gewerke Heizung, Dach und Und dann nahm alles seinen Lauf. Zunächst ein- Fenster im Spiel sind? mal einen medialen: Mit dem Abschied von der letzten Zeche in Bottrop näherte sich das Ende Das Wohngebäude der Lachnichts lag im Ein- des Deutschen Steinkohlebergbaus und viele zugsbereich des Fernwärmenetzes der STE- Journalist:innen wollten wissen, wie die Stadt AG und wurde daher daran angeschlossen. Das bzw. das Ruhrgebiet die Kurve in die Zukunft Energieunternehmen fördert den Anschluss, kriegt. Als der Deutschlandfunk mit Moderator auch das Land NRW unterstützt den Ausbau Jürgen Wiebicke zu Gast war, erklärten sich Jan von Fernwärme. Insgesamt ist ein Fernwärme- und Nina Lachnicht bereit, über ihre klimage- anschluss nicht billiger als eine neue Gashei- rechten Hauspläne zu sprechen. Auch den Fra- zung, die Nutzung industrieller Abwärme wirkt Das Haus bleibt in der Familie: Jan Lachnicht (l.) hat das Haus seiner Großeltern, hier sein Großvater, fit für die Zukunft gemacht. Foto: privat gen von Brandeins-Autor Stefan Scheytt stellten sich aber viel besser auf die Klimabilanz aus. Das Ehepaar entschied sich außerdem dafür, weil der alte Kamin überflüssig Prozent, durch die neuen Fenster um 10 Prozent. Jan und Nina Lachnicht haben in ihrem neuen wurde und mit seinem Abriss Platz für Damit sinken zum einen die tatsächlichen Ener- Zuhause unglaublich viel bewegt. Zuschüsse den Dachausbau entstand. „Einen Un- giekosten, die Monat für Monat anfallen. Zum an- von der Bank des Bundes, der KfW Bank, haben terschied zwischen Gas und Fernwär- deren beantragten die Hausbesitzer Zuschüsse sie dennoch nicht beantragt. Warum nicht? Weil me spüren wir nicht“, sagt Jan Lach- aus dem InnovationCity-Fördertopf, in dem 2,75 sie dafür dreifach verglaste Fenster, ein noch nicht, „warm ist warm. Aber da wir die Mio. Euro aus Mitteln der Städtebauförderung stärker gedämmtes Dach und eine Fassaden- neue Technik in den meisten Räumen lagen. Der komplette Betrag ist in Bottrop für dämmung hätten vorweisen müssen. Letzteres mit einer Fußbodenheizung kombiniert energetische Maßnahmen zur Hausmodernisie- wollten sie auf keinen Fall. „Unser Wunsch war, haben, die wir vorher tatsächlich noch rung ausgeschüttet worden – unter anderem an den Charakter des Hauses zu erhalten“, sagt nie hatten, ist das sehr angenehm.“ Familie Lachnicht, die sich über eine Förderung sie. „Was wir mit KfW-Mitteln hätten investieren in Höhe von 13.916 Euro freute. müssen, hätte sich in den kommenden 20 Jah- Die CO2-Bilanz des Hauses verbes- ren nicht rentiert“, sagt er. serten Jan und Nina Lachnicht zudem „Wir sagen Danke!“ mit dem Einbau neuer Fenster und der Sie stehen auf ihrer Terrasse, die noch zum Win- Dämmung ihres Daches. Das Paar ent- tergarten wird, und schauen in ihren Garten, der schied sich für zweifach verglaste, ein- „Das ist auf jeden Fall ein Anreiz, die Moderni- noch Baustelle ist. Das Grundstück hat einen bruchsichere Fenster mit Schallschutz sierung wirklich in Angriff zu nehmen“, berich- ungewöhnlichen sechseckigen Zuschnitt – und und ist begeistert davon, wie gut der tet Nina Lachnicht. „Man steckt ja selbst schon ungewöhnlich sind auch hier die Pläne der bei- Bewegungslärm der Umgebung redu- so viel Geld in den Umbau, da ist es toll, wenn den Bottroper: Zwei Drittel des Regenwassers ziert wird: „Das ist ein deutlicher Unter- das honoriert wird.“ Auf die Beteiligung der Bür- auf den Dachflächen wird zukünftig im hinteren schied.“ Das Dach wurde neu isoliert, ger:innen am Klimaschutzprojekt sind die Stadt Teil des Gartens versickern. Das spart Entwäs- neu eingedeckt, erweitert und ertüch- Bottrop und die ICM stolz: Im Mai wurde am Feu- serungsgebühren und ist gut für die Umwelt. tigt. Durch die Dachsanierung sinkt der erwehrturm ein großes Banner mit der Aufschrift Energiebedarf des Hauses um etwa 25 „Wir sagen Danke!“ aufgehangen. Wichtiger Aspekt der Sanierung: die Modernisierung der Haustechnik. Foto: ICM 20 21
InnovationCity Bottrop Abschlussmagazin / Storys aus Bottrop InnovationCity Bottrop Abschlussmagazin / Storys aus Bottrop GRÜNER SERVICE IN STAHL TECHNOBOXX SETZT AUF REGENERATIVE ENERGIEN „Service in Stahl“ verspricht die Technoboxx im Gewerbegebiet Gohrweide in Bottrop. Eigentlich müsste es „grüner Service“ heißen, denn der Metallbaubetrieb für Produktionsanlagen setzt seit Jahren auf Energieeffizienz und Nachhaltigkeit. 20 Mitarbeiter:innen sind hier beschäftigt, wenige Frauen im Büro, viele Männer in Blaumännern in der Halle – an Walzen, Biegemaschinen, Wasserstrahlschneidanlage. Ihr Chef: Ralf Warkotsch, Jahrgang 1963. D ie Belegschaft sagt: Der Chef hat einen Öko- entschied er sich auch im Werk an der Gohrweide für Spleen. Ralf Warkotsch sagt: Ja, weiß ich. Der eine Pellet-Heizung – in Kombination mit einer Fuß- 1963 Geborene ist gelernter Maschinenbauer. bodenheizung, für die zweitausend Meter Leitungen Einer von der Sorte, die nie im Leben billig produzier- verlegt wurden. Da in der Technoboxx immer jede ten Schweißdraht Übersee kaufen würde: „Ich sehe Menge Paletten-Reste und Verpackungsholz anfal- gar nicht ein, dass Schweißdraht bis zu uns transpor- len, schaffte er zusätzlich noch einen Holz-Brenner tiert wird. Das können wir hier genauso gut.“ an. Die Rechnung ging auf: „Die Heiztechnik war so ausgelegt, dass es möglich war, noch ein zweites Ge- So tickt also die Technoboxx, in der seit über 20 Jah- bäude zu beheizen.“ Optimal, denn neben der Tech- ren Schweißen, Sägen, Bohren, Walzen, Drehen und noboxx entstand die Firma Technolabor, ein Labor für Fräsen angesagt ist und in der u. a. Bauteile für Werkstoffprüfung und Schweißtechnik. unterschiedliche Stahlkonstruktionen entstehen. Oft werden verschlissene Teile wiederaufgearbeitet, 2011 ging es mit der Photovoltaik-Anlage los. Im Zuge abgenutzte Dinge wieder funktionsfähig gemacht. der Recherche und Planung wurden die Kontakte zur „Wir machen selbstverständlich auch neue Produk- InnovationCity-Gesellschaft enger. Statik und Aus- te“, erklärt Warkotsch. Manche Stahlwerker würden richtung des Daches waren für eine große Anlage zum Beispiel ihre Tauchrohre gerne wiederverwendet geeignet, fast 300 Module wurden schließlich auf sehen, andere sagten, wir schmeißen sie weg und 1.500 Quadratmetern installiert. „Bei guter Sonnen- schweißen lieber ein neues Bauteil an. „Das ist von einstrahlung liefert die Anlage um die 60.000 Kilowatt- Stahlwerk zu Stahlwerk verschieden, wir bedienen stunden im Jahr“, berichtet der Chef, der mit diesem beide Philosophien.“ Ergebnis sehr zufrieden war (und ist). Seine strom- intensiven Maschinen benötigten dennoch mehr In dieser Arbeitswelt braucht es also viel Kraft und Power bzw. zu anderen Zeiten: sommers wie winters, Energie – und der Öko-Chef hat sich da ein ausge- an hellen und an trüben Tagen. klügeltes, effizientes System einfallen lassen. Als Im Juni 2019 besuchten Journalist:innen aus Australien und Süd- erstes kam ihm eine Holzpellet-Heizung ins Haus Und daher kam nach der PV-Anlage der Schulter- ostasien auf Einladung von „Clean Energy Wire“ die Technoboxx. - zunächst tatsächlich eine selbst eingebaute ins schluss mit dem Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Peter Schwerdt vom Fraunhofer UMSICHT (Bildmitte) erklärte Bildunterschrift: Nur ein Beispielbild zur besseren Visualisierung eigene Wohnhaus. Als Warkotsch dann 2009 mit sei- Sicherheits- und Energietechnik, kurz UMSICHT. „Ich ihnen die Redox-Flow-Batterie. Foto: ICM nem Betrieb von Altenessen nach Bottrop wechselte, wollte eine Batterie haben, damit wir den Strom, den 22 23
InnovationCity Bottrop Abschlussmagazin / Storys aus Bottrop InnovationCity Bottrop Abschlussmagazin / Storys aus Bottrop Die Redox-Flow-Technologie Bei der Redox-Flow-Technologie sind zwei flüssige, nicht-brennbare Elektrolyte als Energieträger in getrennten Tanks gespeichert. Zum Laden oder Entladen werden sie durch einen elektrochemischen Wandler gepumpt, der aus vielen gleich aufgebauten Zellen besteht. Die im Projekt „VanRedFlow“ entstandenen Stacks bestehen aus Kunststoffrahmen, eingelegten Graphit-Vliesen, Membranen so- wie neuartigen, vom Fraunhofer UMSICHT entwickelten und gefertigten Bipolarplatten aus Graphit- Kunststoff-Compounds. Für die Aufstellung der Stacks entwarf und fertigte die Technoboxx drei von der Decke abgehängte, drehbare Halterungen mit integrierten Sicherheitswannen. Der Bottroper Projektpartner übernahm die bauliche Vorbereitung des Aufstellungsortes und die Prüfung der be- hördlichen Anforderungen. Die Technoboxx hat die Inbetriebnahme des Batteriesystems begleitet und überwacht, wartet die Anlage und unterstützt das Betriebsmonitoring. (Quelle: UMSICHT) Die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der Technoboxx produziert durchschnittlich 60.000 Kilowatt- stunden im Jahr. Foto: Technoboxx Medienbesuch aus Hamburg: Technoboxx-Chef Ralf Warkotsch (l.) im Gespräch mit ZEIT-Wirtschaftsredakteur Dietmar H. Lamparter. Foto: ICM wir selbst produzieren, auch komplett nutzen kön- tionelle Energien gesetzt hätten. Meine Heizkosten an nen“, so Warkotsch. Aus dem Wunsch, die Eigenver- meinem vorherigen Standort in Essen waren genau- brauchsrate beim Sonnenstrom zu erhöhen, entstand so hoch wie hier, dabei war die Halle halb so groß.“ die Kooperation aus Wirtschaft und Wissenschaft, Er weiß, dass etliche andere Geschäftspartner auch mit der Zielsetzung, einen Vanadium-Redox-Flow- solche grünen Überlegungen haben. „Die sehen aber, Batteriespeicher gemeinsam zu entwickeln. „Eine wie viel Arbeit in dieser Nebentätigkeit ‚Wie halte ich Redox-Flow-Batterie ist aufgrund der flexiblen Ska- unsere Luft sauber?‘ steckt“, erzählt Ralf Warkotsch. lierbarkeit von Kapazität und Leistung sowie der ho- „Bloß, wenn wir das nicht machen, wer soll das denn hen Zyklenfestigkeit von mehr als 10.000 Zyklen und dann machen?“ der Betriebssicherheit eine vorteilhafte Alternative zu konventionellen Energiespeichern wie Lithium- Warkotsch ist nicht der Kaufmann, der immer nur Ionen-Batterien“, befand das UMSICHT. wachsen, wachsen, wachsen will. Er freut sich, dass er mit seinem Betrieb zur InnovationCity-Klimabilanz beitragen kann und hat seine Tore in den vergange- „Bloß, wenn wir das nicht machen, nen zehn Jahren immer wieder gerne für Besucher- wer soll das denn dann machen?“ gruppen und Journalist:innen geöffnet. In Ralf Warkotsch steckt auf jeden Fall ein ordent- Der Chef mit dem Öko-Spleen, der Ökostrom bezieht licher Anteil Düsentrieb. Sonst würde er all diese und einen Twizzy auf Kurzstrecken fährt, ist dennoch Dinge nicht ausprobieren. Zum Glück hat ihn auch ein ganz gewöhnlicher Mensch. Denn er liebt auch sein kaufmännischer Riecher nie im Stich gelas- die schnellen und kraftvollen Fahrzeuge. Wer ihn in sen. „Meine Vermutungen haben sich bestätigt“, sagt der Technoboxx besucht, sieht garantiert irgendwo er. „Wir arbeiten mit den regenerativen Energien sein Motorrad stehen, mit dem er am liebsten auf der wesentlich preisgünstiger, als wenn wir auf konven- Rennstrecke ordentlich Tempo macht. 24 25
InnovationCity Bottrop Abschlussmagazin / Storys aus Bottrop InnovationCity Bottrop Abschlussmagazin / Storys aus Bottrop HEIZEN IM NAMEN DER FORSCHUNG KWK, PV & BATTERIE: BEI DEN HALFARS IST NEUE TECHNIK IM HAUS Wenn Holger Halfar den Stirling erwähnt, ist Ehefrau Ulrike sofort im Bilde. Er spricht dann über ihre Heizung im Keller: eine gasbetriebene Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage mit Stirlingmotor. Seit einigen Jahren heizen die Halfars ihre Doppelhaushälfte in Bottrop mit dieser Anlage. Und sie testen auch einen Batteriespeicher. Das alles im Namen der Forschung. F orschung betreiben, ein Labor für klima- Diese Frage fanden auch Holger und Ulrike Halfar gerechten Stadtumbau sein, Klimaschutz spannend: Sie meldeten sich für das Projekt und machen: Diesen Motiven fühlte sich die waren bereit, ein KWK-Gerät zu testen. Fünf Jahre InnovationCity Bottrop seit ihrem Start ver- später startete das GWI dann das Folgeprojekt „KWK pflichtet. Dazu passend wurde 2013 unter Feder- plus Speicher“. In 20 der 100 KWK-Testhaushalte in führung des Gas- und Wärme-Instituts Essen Bottrop sollte ein Batteriespeicher die Anlage er- (GWI) das Projekt „100 KWK-Anlagen in Bottrop“ gänzen. Auch für diese Technik waren die Halfars initiiert. 100 Strom produzierende Heizungsan- zu begeistern – sie meldeten sich erneut. „Wir sind lagen, die nach dem Prinzip dann tatsächlich in den Genuss der Kraft-Wärme-Kopplung des letzten Speichers des GWI „Wir sind dann tatsächlich in den Genuss (KWK) funktionieren, wurden gekommen“, erklärte Holger des letzten Speichers des GWI gekommen“ damals im Bottroper Stadt- Halfar im April 2019 und prä- gebiet in privaten Heizungs- sentierte die „Nr. 20“ im Keller räumen installiert. Verbaut wurden 48 Otto- und seines Hauses. Damit sollte fortan der von der Anlage 40 Stirlingmotoren sowie zwölf Brennstoffzel- erzeugte Strom zwischengespeichert und zeitversetzt len-Anlagen. Ziel des Forschungsvorhabens war nutzbar gemacht werden. der Testbetrieb der unterschiedlichen Anlagen in verschiedenen Gebäudetypen und die Beant- Aller guten Dinge sind drei: Angesichts der Möglich- wortung einer zentralen Frage: Unter welchen keit, Strom selbst speichern zu können, entschied Bedingungen läuft die jeweilige KWK-Anlage sich das Bottroper Ehepaar für eine Photovoltaik- optimal, so dass fossile Brennstoffe und somit Anlage. Die Module auf ihrem Dach sind eine optima- CO2 eingespart werden können? le Ergänzung zur Heizung und schaffen 2,4 Kilowatt- Holger und Ulrike Halfar genießen ihr Bildunterschrift: Nur ein Beispielbild Zuhause mit Hund Sammy. zur besseren Visualisierung 26 27
InnovationCity Bottrop Abschlussmagazin / Storys aus Bottrop InnovationCity Bottrop Abschlussmagazin / Storys aus Bottrop peak. In Kilowattpeak wird die elektrische Leistung Die sorgfältigen Kontrollen sind für den Bottroper neuerbarer Energien unterstützen. Das Land NRW (Nennleistung) einer Photovoltaikanlage gemessen. von Vorteil: Er kann stets die Funktionalität seines hat daher beide KWK-Projekte gefördert. Im Innova- Sie gibt die maximale Leistung der Solarmodule Systems überprüfen. Im Sommer, wenn die Halfars tionCity-Labor Bottrop stellte sich allerdings in den unter standardisierten Laborbedin- keine Heizung benötigen, läuft die Forschungsjahren heraus, dass KWK-Geräte im Ge- gungen an und ermöglicht einen Ver- KWK-Anlage nur für die Warmwas- gensatz zu Brennwertkesseln störanfälliger sind und gleich von Modulen. sergewinnung und produziert weni- daraus hohe Reparaturkosten resultieren können. ger Strom. Dafür sorgt dann die nach Erschwerend kommt der administrative Aufwand für Unter der Woche startet Holger Hal- Südsüdost ausgerichtete PV-Anlage private Hauseigentümer hinzu: Sie werden steuer- fars Tag morgens um 5.50 Uhr im für eine hohe Stromgewinnung. Im rechtlich wie Stromproduzenten behandelt – eine Keller. Sein ca. DIN A3 großes Daten- Winter, wenn die Sonneneinstrah- Rolle, die man oft nur mit Hilfe eines Steuerberaters merkblatt liegt auf dem Batteriespei- lung nachlässt, powert wiederum die richtig einschätzen kann. Eine Entbürokratisierung cher, der Kuli griffbereit daneben. KWK-Heizung. Holger Halfar freut erfolgte in der zurückliegenden Dekade in diesem Zuerst stellt er die Außentemperatur sich, dass er den Strom seit der In- Bereich leider nicht. Einige Hersteller nahmen die fest, dann die von der KWK-Anlage Jeden Tag werden Zahlen notiert: das stallation des elektrischen Speichers Mikro-KWK-Geräte wieder aus ihrer Produktserie verbrauchte Gasmenge. Als nächs- Monitoring der neuen Technik. zu jeder Zeit nutzen kann. In seinem und stellten damit auch die Wartung ein. „Das ist ein tes stehen die Stromzähler auf der Fall ist die Batterie mit einer Leistung unbefriedigender Zustand für eine insgesamt gute Checkliste: Wieviel Strom wurde entnommen, wie- von 7,6 Kilowatt sinnvolle Ergänzung sowohl für die Technologie“, sagt ICM-Geschäftsführer Burkhard viel eingespeist? Und für das Forschungsprojekt ganz KWK-, als auch für die Photovoltaik-Anlage. Drescher. wichtig: Wieviel Strom hat die KWK-Anlage produziert und wieviel haben die insgesamt zwölf Photovoltaik- Kraft-Wärme-Kopplungs-Systeme gelten als hoch- Das Forschungsprojekt „KWK plus Speicher“ lieferte Module an Dachfirst und Gaube geliefert? effizient und können den dezentralen Ausbau er- wichtige Erkenntnisse für die Praxis. Eingesetzt wur- den bereits auf dem Markt verfügbare Batteriespei- cher, deren Basis Lithium oder Blei ist. Es stellten Unter der Woche liest Holger Halfar früh sich Fragen wie: Welcher Speicher passt am besten am Morgen die Zählerstände ab. Er prüft dabei, ob alles in Ordnung ist. zu welcher Anlage? Wie flexibel und wirtschaftlich ist die Kombination? Lässt sich die Batterie-Chemie noch verbessern? Das Projekt wurde auch sozialwis- Von der Straße aus sind die Solarmodule der Photovoltaikanlage auf dem Dach nicht einsehbar. Fotos: ICM senschaftlich begleitet, um mehr über das strom- und heizungsbezogene Verhalten der Nutzer zu erfahren. Bottroper:innen, die bereit waren und sind, tech- nisches Neuland zu betreten. „Mein Traum ist auf „Um 14 Uhr hat der Installateur die jeden Fall, dass sich immer mehr Menschen selbst Anlage zum Laufen gebracht, mit Energie versorgen können“, sagt er. Für eine er- um 16 Uhr kamen die Gäste.“ folgreiche Energiewende müssten aber noch Hürden abgebaut werden. „Eine Entbürokratisierung ist im Energiesektor unbedingt erforderlich.“ Holger und Ulrike Halfar haben die Forschung in die- sem Bereich gerne unterstützt und dafür die eine oder Holger Halfar hat sich – wie man so schön sagt – rein- andere Widrigkeit in Kauf genommen. An Heiligabend gefuchst. Natürlich ist auch er aufgrund der Strom- 2018 hätten sie beinahe keine Heizung und kein war- einspeisung in das öffentliche Netz zum Strompro- mes Wasser gehabt. „Um 14 Uhr hat der Installateur duzenten und somit zum Unternehmer geworden. die Anlage zum Laufen gebracht, um 16 Uhr kamen Einmal im Jahr steht die Umsatzsteuererklärung die Gäste“, erinnert sich Ulrike Halfar und lacht in der an. Was ihn beim Ausfüllen diverser Formulare zum Nachbetrachtung. Kopfschütteln bringt, sind unterschiedliche Abrech- nungszeiträume. „Das sind wirklich Hürden“, sagt er Ohne Laboranten hätte das Labor Bottrop nicht funk- und schüttelt den Kopf. Alles für die Forschung – und tioniert. Burkhard Drescher bedankt sich bei allen fürs Klima. 28 29
InnovationCity Bottrop Abschlussmagazin / In Kürze InnovationCity Bottrop Abschlussmagazin / In Kürze BOTTROP BELEGT DEN ERSTEN PLATZ AN DER SONNE WOHNPARK IN DER BOY: Auf dem 24.000 m2 großen ehemaligen Betriebs- ENERGIEEFFIZIENTE gelände einer Schreinerei ist in Bottrop-Boy ein Wohnpark mit 91 Einfamilienhäusern entstanden. Bottrop ist spitze bei der Nutzung von Son- NEUBAUSIEDLUNG Die energieeffiziente Neubausiedlung wurde von nenenergie zur Stromerzeugung. der Deutschen Reihenhaus mit Sitz in Köln ge- baut und ist ein Projekt der InnovationCity Ruhr. Die InnovationCity Ruhr nimmt unter Die Schaffung von Wohnraum für vorwiegend den Großstädten im Ruhrgebiet den junge Familien unterstützt Oberbürgermeister 1. Platz bei der Photovoltaik-Dichte Bernd Tischler: „Wir brauchen attraktive Wohn- ein – und dies nicht nur pro Kopf, son- angebote für alle Bevölkerungsgruppen. Mit sei- dern auch pro Fläche. Im dritten Jahr nen energetischen Standards trägt der Wohn- in Folge übertrifft die Klimastadt ande- park zur CO2-Einsparung und zur Steigerung re Kommunen wie etwa Bochum, Dort- der Lebensqualität bei.“ Alle Einfamilienhäuser mund oder Essen. der Neubausiedlung entsprechen dem KfW- Den Spitzenplatz belegt das Markt- Effizienzhaus-Standard 55. Ein Blockheizkraft- stammdatenregister der Bundesnetz- werk versorgt das Areal mit Strom und Wärme. agentur. Zum 31. Dezember 2020 ver- Foto: ICM zeichnet es 1.498 Photovoltaikanlagen in Bottrop – 579 mehr als im Vorjahr. Dieser Zu- 8.000 kWp und somit ca. 8 Millionen zusätzliche Kilo- bau sorgt für einen kräftigen Anstieg beim um- wattstunden (kWh) pro Jahr. Damit können rund 1.780 PROJEKT ÖKOPROFIT: weltfreundlichen Solarstrom, denn die Nennleis- Vierpersonen-Haushalte mit einem jährlichen Strom- tung aller Anlagen klettert von 58.700 auf knapp verbrauch von 4.500 kWh versorgt werden. Dadurch 66.700 Kilowatt-Peak (kWp). Die neu registrier- werden ca. 3.200 Tonnen CO2 im Jahr eingespart – so ZERTIFIKAT FÜR INNOVATIONCITY-GESELLSCHAFT ten Anlagen bescheren Bottrop also ein Plus von viel wie 2.130 Berufspendler pro Jahr ausstoßen. In der InnovationCity Bottrop wurde im März 2021 weniger groß sind als zum Beispiel im produzie- das Umweltprojekt Ökoprofit zum dritten Mal auf renden Gewerbe. Dennoch gingen alle Mitarbei- interkommunaler Ebene abgeschlossen. ter:innen motiviert an den Feinschliff und prüften ÜBER 4.000 ENERGIEBERATUNGEN: das eigene Nutzungsverhalten. Die komplette IT AUS KOHLEKELLER WIRD WERKSTATT Gemeinsam mit zehn Unternehmen aus Gelsen- wurde auf effiziente Geräte umgestellt, mobiles kirchen, Gladbeck und Herne sowie drei weiteren Arbeiten vereinfacht. Verstärkte Digitalisierungs- Großen Anteil am Erfolg der InnovationCity Bott- nierung und die städtischen Fördermittel. Zu Beginn Betrieben aus Bottrop (DWT, Elektro Organista und prozesse fürhten zu einer Einsparung von rund rop haben die seit 2012 durchgeführten Energie- des ersten Lockdowns wurde die Kohleheizung aus- Movie Park) nahm die Innovation City Management 30.000 Blatt Papier. Weitere wichtige Aspekte im beratungen bei privaten Hauseigentümer:innen. gebaut und durch eine moderne Gaszentralheizung (ICM) an dem Beratungsprogramm teil. Alle Betei- Ökoprofit-Jahr waren die gezielte Nutzung von E- Über 4.000 dieser Gespräche sind bereits geführt ersetzt. „Wir sind sehr zufrieden damit und haben ligten haben das Siegel „Ökoprofit-Betrieb“ erwor- Fahrzeugen, das Vermeiden von Abfall sowie die worden, eines davon im Oktober 2019 bei Martin im Anschluss den Kohlekeller zu einem Werkzeug- ben. Oberbürgermeister Bernd Tischler lobte bei der Anschaffung und Pflege von Büropflanzen. Mitschka-Meise. ICM-Architekt Markus Wohlge- raum umgebaut“, sagt der Bottroper, der als nächs- Überreichung der Zertifikate das unter- muth erklärte ihm die erforderliche Heizungssa- tes einen naturnahen Staudengarten anlegen will. nehmerische Engagement für den Klima- schutz: „Ökoprofit kennt nur Gewinner.“ Die Betriebe profitierten, da sie mithilfe des Programms umweltentlastende Maß- nahmen erarbeiteten, die gleichzeitig die Betriebskosten senkten. Aber auch die Gemeinden profitierten, denn jede Maß- Foto: Martin Mitschka-Meise nahme, welche die Wirtschaftlichkeit der Unternehmen stärke, sei zugleich eine Sicherung des Standorts. Das sieht die ICM genauso. Dem Ökopro- fit-Team der ICM war bewusst, dass die Einsparpotenziale bei einem reinen Bera- Foto: Stadt Bottrop tungs- und Dienstleistungsunternehmen 30 31
InnovationCity Bottrop Abschlussmagazin / Bildimpressionen InnovationCity Bottrop Abschlussmagazin / Bildimpressionen Wissenschaft leicht gemacht: Energiethemen wurden 2011 im Rahmen eines Die Einweihung des Covestro Zukunftshauses (ein Plusenergie-Geschäftshaus) Die „Energy Floors“, ein mit Sonnenenergie angetriebenes Spiel- Schulprojektes der ELE kindgerecht erforscht. wurde im Oktober 2015 gefeiert - u. a. gemeinsam mit der KlimaExpo.NRW. feld, sind seit Ende 2019 der Pausenhit an der Schillerschule. 2012 besuchte Hannelore Kraft, damals NRW-Ministerpräsidentin, das InnovationCity-Projekt. Neben ihr: Bodo Hombach. Die Deutschlandpremiere der „Energy Floors“ konnte dank NRW.BANK- Energieeffizienz und Klimaschutz machen sich für Unternehmen bezahlt. Sponsoring gefeiert werden, u. a. mit Vorstand Eckhard Forst (M.). In Bottrop zeigt dies u. a. die Firma Müller & Biermann. Oberbürgermeister Bernd Tischler (r.) begrüßte 2012 den damali- An diesem Infomobil kamen die Bottroper:innen nicht vorbei: Um das Klimastadt- gen Bundespräsidenten Joachim Gauck in Bottrop. projekt und seine Ziele bekannt zu machen, rollte das Infomobil durch Bottrop. Das Waldpädagogische Zentrum in Bottrop führt den Nachwuchs an Um- NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (r.) tauschte sich Anfang 2018 Die Bürger:innen in Bottrop für Klimathemen begeistern: Das funktionier- weltthemen heran, z. B. mit dem Pflanzen von Setzlingen. mit Burkhard Drescher (2.v.r.) und OB Tischler (M.) aus. te auch durch den Bau von Insektenhotels. 32 33
InnovationCity Bottrop Abschlussmagazin / Bildimpressionen InnovationCity Bottrop Abschlussmagazin / Bildimpressionen Die Eröffnung des RWE Zukunftshauses (ein Plusenergie-Einfamilienhaus) wurde Noch eine Eröffnung: Das Mehrfamilien-Plusenergiehaus der Dass sich einzelne Haushalte vom Energieverbraucher zum Energieerzeuger 2013 u. a. mit dem damaligen NRW-Bauminister Michael Groschek gefeiert. Vivawest zelebrierte Bundesbauministerin Barbara Hendricks. wandeln können, beeindruckte NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach Ende 2017, hier mit Burkhard Drescher (l.) und OB Bernd Tischler (r.). Volles Haus im Zentrum für Beratung und Information (ZIB) in Bottrop: Das hat es bei vielen Themenabenden zu Klimathemen gegeben. Praxistest E-Scooter: Mit Unterstützung von RWE konnten die Bottro- Beim Bau von Insektenhotels konnten die Kinder entscheiden, ob sie mit per:innen 2013 E-Scooter ausleihen und testen. Holz oder mit Konservendosen (siehe Bild links) arbeiten wollten. Interview mit Burkhard Drescher: Auf der InnovationCity-Klimakonferenz Über das Projekt „100 Mikro-KWK-Anlagen“ informierte sich der damalige Die Wasserstoff-Technologie wurde bereits zu Beginn des InnovationCity- InnovationCity war stets von Interesse für die Medien. Hier spricht Anna- 2019 war das Interesse der Medien an Klimathemen groß. NRW-Umweltminister Johannes Remmel (r.) Ende 2013. Projektes in der Praxis getestet. Die Herausforderungen waren groß. Maria Schuck vom ZDF mit Quartiersmanager Marcel Badura. 34 35
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