MAGAZIN VCS - VCS Verkehrs-Club der Schweiz
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VCS mAGAZIN 1/ Februar 2021 F Ü R M O B I L I TÄT M I T Z U K U N F T 30 ist das neue 50 Weniger Lärm, mehr Sicherheit, mehr Lebensqualität. Seite 16
Spitzenbioweine 6er-Probierpaket nur CHF 98.00 (statt 128.00) inkl. Porto > Das Plus für VCS-Mitglieder: Sie sparen CHF 30.00 und profitieren von einer portofreien Lieferung. Passion für hochwertige Bioweine Albet i Noya, Lignum Negre 2017 Der Bestseller vom Bioweinpionier / CHF 15.50 pro Flasche Ernte bei Alber i Noya. Château Mourgues, Capitelles 2017 Hochwertige Bioweine von kleinen bis mittelgrossen Familienbetrieben Le Figaro: «Un terroir exceptionnel» / CHF 24.00 pro Flasche sind die Passion von amiata. Seit vielen Jahren pflegen wir partnerschaftliche Gracciano della Seta, Vino Nobile 2017 Kontakte zu Winzern, die ihre Reben mit besonderer Sorgfalt nach biologi- Falstaff: 1. Platz Nobile-Trophy 2019 / CHF 24.50 pro Flasche schen Richtlinien anbauen und im Keller auf sanften Ausbau setzen. Bestellmöglichkeiten: Online www.amiata.ch/vcs amiata Langgasse 16, CH-9008 St. Gallen, Tel 071 250 10 15 Coupon unfrankiert einsenden / Telefon 071 250 10 15 Fax 071 250 10 18, info@amiata.ch, www.amiata.ch Geschenk an die nächste Generation Mit einem testamentarischen Vermächtnis an den VCS lebt weiter, was Ihnen wichtig ist. VCS Verkehrs-Club der Schweiz Aarbergergasse 61, 3001 Bern Für weiterführende Informationen: – per Telefon 031 328 58 58 oder – via Internet www.verkehrsclub.ch/legate © Adobe Stock – Gajus
4 Kurz & bündig EDITORIAL 6 Es gibt keinen Plan B: Abstimmung über das CO2-Gesetz Liebe Leserin, lieber Leser 7 Nachhaltig transportieren: Verbesserungspotenzial beim Einkaufsverkehr 30 ist das neue 50 – © Camille Marion 8 Veloselbstverlad: ganz sicher im Strassen- Reservationspflicht in Intercityzügen fällt durch verkehr. Tempo 30 als 10 Auf leisen Sohlen: Regelgeschwindigkeit Eine Gärtnerei setzt auf einen Elektro-Kipplader innerorts gehört zu den ältesten Forderungen 11 Schneetourenbus: Im Einsatz für einen nachhaltigen Freizeitverkehr des VCS und ist längst überfällig. Bringt doch kaum eine andere Massnahme derart viele Vorteile bei 13 VCS-Versicherungen: Die Autoversicherung mit CO2-Kompensation überzeugt geringem Aufwand: weniger Lärm, mehr Sicherheit und Lebensqualität. Überzeugen Sie sich in unse- 14 Der VCS ennet dem Gotthard: Veronica Soldati über ihren Einsatz fürs Tessin rem Dossier ab Seite 16 selbst. Vorteile bringt auch das neue CO2-Gesetz. Weil die SVP mit Unterstützung der Autoverkäufer und der © Anita Weber Erdöllobby das Referendum eingereicht hat, muss die von Bundesrat und Parlament beschlossene 42 Wandern im Gesetzesvorlage nun den Umweg über die Volksab- Aletschgebiet: stimmung nehmen. Damit es mit dem Klimaschutz Der Ruf des Gletschers vorwärtsgeht, ist ein Ja unabdingbar. Denn nebst 44 Unterwegs in der Toskana: Wenn S. Giusto S. Polo liebt sehenswertem Inlandziel hält das Gesetz mit dem Neuwagenflottenziel, der Flugticketabgabe, der 47 Seealpsee im Winter: eine verschneite Postkartenidylle ausgebauten ÖV-Elektrifizierung und der Möglich- keit, aus dem Klimafonds Nachtzüge zu fi anzieren, namhafte Verbesserungen im Verkehrsbereich be- 28 Mitgliederangebote reit. Mehr dazu lesen Sie auf Seite 6. 30 Berichte aus den Regionen Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre. 48 Wettbewerb Nelly Jaggi Leiterin Redaktion 49 Bitte mitdenken! mit Martin Enz 50 Cartoon © Fabian Lütolf/setrunners.ch Titelbild: © Fabian Lütolf/setrunners.ch DOSSIER Weniger Tempo, viel Gewinn Schützt vor Lärm, bringt Sicherheit und erhöht die Lebensqualität: Tempo 30 muss innerorts zur Regel werden. 16
KURZ & BÜNDIG Der Knigge für die Autobahn © Stefan Hofmann, Biel Neu / Nouveau / Nuovo / New Neu / Nouveau / Nuovo / New Rechtsvorbeifahren d d Reissverschluss bei Sp Devancement par la droite Fermeture éclair en ca Mit dem richtigen Verhalten können Autofahrerinnen und Autofah- f f i Superamento a destra de voies rer auf der Autobahn e zuron Passing Verkehrssicherheit the right beitragen. Der i «Auto- a cerniera Immissione di carreggiata bahn-Knigge», an dem sich der VCS als Partner beteiligte hat, gibt when a moto Merging d Wenn sich auf dem linken (oder bei drei- Tipps für das richtige Verhaltenspurigenund einen Autobahnen auf dem Überblick linken und/oder über die seit (zipping p terminating mittleren) Fahrstreifen eine Kolonne gebildet hat, Anfang Jahr geltenden neuendürfen Regelungen. Sie mit der nötigen Vorsicht auf der rechten Spur vorbeifahren. Damit kann der Verkehr länger d Bei Spu © ASTRA So müssen die Autofahrenden(Ausschwenken bei einem auf den rechtenStau auf beiden Spuren fliessen. Das Rechtsüberholen Fahrstreifen und system obligat Verkehr beide genügend Platz für Rettungsfahrzeuge freilassen. Wiedereinschwenken nach links) ist hingegen ver- Hindernis lässt boten. weiterführend den von der ab Neu darf mit der nötigen Vorsicht rechts Lorsqu’une colonne s’estüber- f formée sur la voie de gauche (ou sur la voie de gauche et/ou sur celle du f Le princip holt werden – noch wichtigermilieu daher: der Kont- sur les autoroutes à trois voies), vous avez le droit de la devancer par la droite avec la prudence toirement être voies : lorsque rollblick vor jedem Spurwechsel. Wenn auf einer requise. Le trafic peut ainsi s’écouler plus longtemps sur les deux voies. Par contre, il est interdit de dépas- route sont ten bout. Une foi Autobahn eine Spur abgebautserde droite werden muss, istaprès). par la droite (c’est-à-dire de déboîter sur la voie et revenir sur celle de gauche juste chacun des co se poursuit lais est interrompu das Reissverschlussprinzip neuSeobligatorisch sulla corsia di sinistra (o in presenza di tre i corsie, su quella centrale e/o di sinistra) si è forma- i Nei rest (Bild). Nicht neu, aber für die ta unaSicherheit zentral: coda, è consentito superare a destra con la dovuta cautela. In questo modo il traffico può gatorio adotta traffico intens Abstand halten oder Geschwindigkeit den Ver- fluire più a lungo sull’intera carreggiata. Resta in- vece vietato il sorpasso a destra (cioè il cambio di fino all’ostaco precedenza al hältnissen anpassen. corsia per sopravanzare un veicolo con successivo rientro a sinistra). dalla corsia ch e Applicati e If a queue has formed in the left-hand lane is mandatory w Der Westast ist Geschichte Der «Autobahn-Knigge» kann beim VCS kostenlos (or in the left hand and/or centre lane if the stretch has three lanes), you may pass it on the right with the necessary degree of caution. This facilitates In heavy traffic is no longer p allow a vehicl bestellt werden: 031 328 58 58 oder dok@verkehrsclub.chsmoother traffic flow on both lanes. Please note, however, that overtaking on the right (i.e. moving to merge into Es ist ein grosser Erfolg in der Geschichte des VCS: Der Westast in into the right-hand lane and then returning to the original lane) is prohibited. Biel ist gebodigt. Mit dem Entscheid des Eidgenössischen Depar- tement für Umwelt, Energie, Verkehr und Kommunikation (UVEK), das Projekt abzuschreiben, endet der jahrzehntelange Kampf gegen Ein fauler Kompromiss diesen gleichsam unnötigen wie verkehrspolitisch überholten Auto- 10 bahnabschnitt. Plug-in-Hybride können sowohl mit Strom als auch mit Benzin oder Zu verdanken ist das nicht zuletzt dem Einsatz der VCS-Sektion Diesel fahren. Daher werden sie gerne als «das Beste aus zwei Wel- Bern. 2017 reichte sie Einsprache gegen das Ausführungsprojekt ten» verkauft. Leider kombinieren Plug-in-Hybride in der Realität ein, wenig später fand die erste Anti-Westast-Demo mit rund eher die Nachteile von Elektroautos und Verbrennern. Die doppelte 4000 Menschen statt, der Rest ist Geschichte. Für Biel – aber auch Motorisierung macht die Autos schwerer, was den Energiever- für die ganze Schweiz – eröffnen sich mit dem Nein neue Chancen für brauch in die Höhe treibt. Auf dem Papier glänzen die Plug-in-Hyb- die Stadtentwicklung und eine Verkehrsplanung ohne Autobahn. Mehr ride mit sehr tiefem CO2-Verbrauch – auch weil davon ausgegangen zum Entscheid lesen Sie im Regioteil auf Seite 31 und in der nächsten wird, dass die Nutzerinnen und Nutzer die Batterie ihres Autos täg- Ausgabe des VCS-Magazins. lich laden. Transport & Environment hat jüngst aufgedeckt, dass die Testwerte keineswegs dem realen Verbrauch entsprechen. Mehr dazu lesen Sie in der aktuellen Auto-Umweltliste. Mehr Elektroautos © Rita Wohlwend Es gibt gute Neuigkeiten: Wegen der Pande- März 2021 mie wurden 2020 weniger Autos verkauft AUTO UMWELTLISTE als normalerweise, Elektroautos konnten Der Ratgeber für den umweltbewussten Autokauf ihren Marktanteil aber fast verdoppeln, auch in absoluten Zahlen. Das hat auch mit dem breiteren Marktangebot und den sinkenden Preisen zu tun. Die Auto-Umweltliste hat 08 Mobility wird elektrisch Umstellung der Flotte bis 2030 36 SUVs den Überblick und zeigt, welches die besten Beliebt, aber umstritten Modelle sind. Partner : Neben Elektroautos ermöglichen auch Gas- autos fossilfreies Fahren. Die Auto-Umweltliste zeigt auf, wann welcher Antrieb zu empfehlen ist. Neben vielen weiteren Artikeln thematisiert das Heft die Fragen, wann ein Ersatz des alten Autos aus Umweltsicht überhaupt Sinn macht oder wie man ein Elektro- auto unterwegs lädt. Mit dem VCS durch die Ostschweiz: Die Sektionen Schaffhausen, Thurgau Alle Fahrzeugdaten und das Heft stehen online zur Verfügung: und St. Gallen/Appenzell haben einen Gelenktriebwagen der Regionalbahn www.autoumweltliste.ch Thurbo beschriften lassen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. 4 VCS MAGAZIN 1/21
«Mein magischer Geheimweg» Unterirdische Gänge, Traktoren oder Strickleitern: Die Jury hatte bei der Prämierung der eingereichten Zeichnungen beim «Walk-to-school»-Malwettbewerb die Qual der Wahl. Das Motto des Wettbewerbs 2020 lautete «Mein magischer Geheimweg zur Schule». Vergeben wurden je drei Preise in zwei Alterskategorien (Bild oben: Kinder- garten bis 2. Klasse, Gabriel Dumartheray, Vuadens, FR; Bild unten: 3. bis 6. Klasse, Christian Bauer, Niederlenz, AG). 2021 feiern die Aktionswochen «Walk to school» das 10-Jahr-Jubiläum mit einer bunten Überraschung. Weitere Informationen unter www.schulwege.ch/walk-to-school Transport & Environment: Ziele 2021 Der europäische Umweltdachverband Transport & Environment (T & E) fordert gerin- gere CO2-Emissionen von Neuwagen und eine Produktionszunahme von emissions- freien und emissionsarmen Fahrzeugen in den Jahren 2025 bis 2030. Die Europäische Kommission soll sich zu einem EU-weiten Ausstieg aus Diesel- und Benzinfahrzeugen für 2035 bis 2040 verpflichten. Verschärft werden sollen zudem die Anforderungen an Plug-in-Hybride und an die Produktion von Batterien für Elektroautos. In enger Zusammenarbeit mit den Mitgliederorganisationen setzt sich T & E für ein Verbot von Verbrennerfahrzeugen in Städten ein. Beim Flugverkehr strebt T & E eine dauerhafte Reduktion der Geschäftsflüge von Firmen und öffentlicher Hand an. Mit der Clean Cities Campaign arbeitet T & E eng mit den Mitgliederorganisationen zusam- men mit dem Ziel, Verbrennerfahrzeuge in Städten zu verbieten. Velohelm oder doch kein Velohelm? Anteil Personen, die eine Helmpflicht für alle Velofahrenden eher befürworten 86% 82% 80% 73 % 69% 64% 69% 53% Quelle: BFU-Erhebung, 2020, Illustration: muellerluetolf.ch/Samira Oschounig Deutschschweiz Romandie Tessin Fährt täglich Fährt mehrmals Fährt einmal pro Fährt weniger als Velo pro Woche Velo Jahr bis mehr- einmal pro Jahr mals pro Monat Velo Velo 2019 trug etwas mehr als die Hälfte aller Velofahrerinnen und Velofahrer befragung der Bundesstelle für Unfallverhütung BFU von 73 Prozent der einen Helm. Am höchsten war der Anteil mit 76 Prozent bei Kindern unter Befragten eher befürwortet. Je seltener jemand Velo fährt, desto eher ist er 15 Jahren in der Deutschschweiz, am niedrigsten bei jungen Erwachsenen dafür, und im Tessin und in der Romandie fällt die Zustimmung höher aus im Tessin mit 34 Prozent. Eine Helmpflicht wird gemäss einer Bevölkerungs- als in der Deutschschweiz, wo mehr Velo gefahren wird. VCS MAGAZIN 1/21 5
Es gibt keinen Plan B Klima Das neue CO2-Gesetz macht endlich mehr Tempo beim Klima- schutz. Die Treibhausgas-Emissionen der Schweiz sollen deutlich gesenkt werden. Doch rückwärtsgerichtete Kräfte widersetzen sich. Von Andreas Käsermann Am 13. Juni entscheidet das Stimmvolk. Aufklärung wird nötig sein © Jam/pixelio.de Entsprechend lesen Interessierte kein Wort da- rüber, wie die Gegner auf die Tausenden Fran- ken Zusatzbelastung für Schweizer Haushalte kommen – es ist anzunehmen, dass die Zah- len schlicht und ergreifend erfunden wurden. Auch der häufig ins Feld geführte Ver- gleich der Schweiz mit anderen Ländern hinkt. Fatal, wenn alle Staaten auf andere Länder schielen und darum auf Klima- schutzmassnahmen verzichten. Immerhin: Mit dem neuen US-Präsidenten Joe Biden ist absehbar, dass die Vereinigten Staaten zum Pariser Klimaabkommen zurückkehren – sicher eine Entwicklung mit Signalwirkung. Die Entgegnung und Richtigstellung die- ser Fehlbotschaften wird letztlich eine Fleiss- aufgabe der Befürworterinnen und Befür- worter des CO2-Gesetzes sein. Das gehört zum Alltag des Kampagnengeschäfts. Das ungleich schwieriger zu lösende Problem Schneemenschen würden vermutlich Ja stimmen zum CO2-Gesetz. steht dem VCS und den Partnerverbänden innerhalb der Klimaallianz jedoch ob der mutmasslich reich gefüllten Kampfkasse des D as von SVP-Köpfen angeführte Refe- rendumskomitee gegen das CO2-Gesetz liest sich wie ein Who’s Who der fossilen Wirt- Klimapolitischer Scherbenhaufen droht Doch das Referendum ist doppelt gefähr- lich: Mündet die Abstimmung in einem Nein, Referendumskomitees bevor. Fast unmög- lich, die finanzielle Potenz der einschlägigen Verbände im Nein-Lager zu überschätzen. schaft: der Automobil Club der Schweiz ACS, wird nicht nur der breit ausgehandelte Kom- Swissoil, die Auto-Importeure, die Händler promiss ohne Alternative versenkt, Ende 2021 und das Autogewerbe, der Nutzfahrzeugver- wird überdies auch die verlängerte Gültigkeit band ASTAG, aber auch der Berufsverband des bisherigen CO2-Gesetzes auslaufen. Die Andreas Käsermann ist Mediensprecher beim der Kaminfeger. Sie alle wehren sich gegen Folge wäre ein klimapolitischer Scherbenhau- VCS Schweiz. das Gesetz und – nicht zuletzt wohl – für ihre fen, welcher den Referendumsführern durch- Pfründe. Auf der Gegenseite wird sich neben aus in die Hände spielen würde. dem VCS eine breite Allianz aus Umweltver- Erschwerend kommt hinzu, dass bereits bänden für ein deutliches Ja engagieren. zu diesem frühen Zeitpunkt klar wird: Mit Bereits die Eidgenössischen Räte haben der Wahrheit hat es die CO2-Gesetz-Gegner- Unterstützen Sie unsere jahrelang um die Ausgestaltung des CO2-Ge- schaft nicht so. Da werden Horrorszenarien Abstimmungskampagne setzes gerungen und letzten Herbst endlich gezeichnet, wonach Unternehmen in den Mit Grafiken, Videos, Flyern, Postkarten- einen mehrheitsfähigen Kompromiss gefun- Ruin und Familien in den finanziellen Ab- und Standaktionen wollen wir die Falsch- den und verabschiedet. Zur Räson kam man grund getrieben würden. Die ausgeklügelte meldungen der Erdöl- und Autolobby allerdings erst, als die klimapolitische Uhr auf Lenkungsabgabe auf Flugtickets – welche demontieren und die Vorteile des neuen fünf vor zwölf stand. Widerstand gab’s prak- zum grössten Teil an die Bevölkerung zu- CO2-Gesetzes aufzeigen. Dafür brauchen tisch nur vonseiten der SVP, die flugs ihr Re- rückfliesst – wird als fiese Steuer gebrand- wir Ihre Unterstützung! ferendum androhte und dieses letztlich auch markt. Freilich im Wissen, dass dem nicht so mit nunmehr bekannter Beihilfe und (finanz- ist; aber auch im Wissen, dass sich mit Lügen www.verkehrsclub.ch/ kräftiger) Unterstützung ergriff. recht einfach Kampagne machen lässt. co2-gesetz-ja 6 VCS MAGAZIN 1/21
Nachhaltig transportieren Einkaufsverkehr Beim Einkaufen ist das Auto praktisch. Aber ist es effizient? Die Wege sind kurz und die Lasten meist gering. Von Anina Schweighauser Grund genug für den VCS, sich des Themas verstärkt anzunehmen. profitiert von vielen weiteren Vorteilen: kei- sion des Strassenverkehrsgesetzes würde die ne Parkplatzsuche, keine Parkgebühren und Chance bieten, den Cargovelos heute beste- keine Beulen am Auto bei Fahrmanövern in hende Hindernisse aus dem Weg zu räumen. der engen Tiefgarage. Und obendrauf hat In der Vorlage ist in diesem Bereich jedoch man gleich noch ein bisschen Bewegung. nichts vorgesehen. Das ist eine verpasste Chance. Bekannte Fakten, fehlendes Wissen Der VCS schlägt vor, die Gewichtslimite Vieles ist bekannt. So verschlechtert zum von heute 200 kg (inklusive Lenkerin oder Beispiel der Heimtransport per Auto die Lenker!) auf 250 kg zu erhöhen, wie es in der Klimabilanz regionaler und biologischer EU der Fall ist. Das würde es ermöglichen, Lie- © VCS Produkte drastisch. Es gibt aber punkto Ein- ferdienste mit Cargovelos rentabel anzubieten. kaufsverkehr auch viele Bereiche, in denen es Ferner böte sich die vorliegende Gesetzesre- Schwere Einkaufstaschen? Knapp 60 Prozent der nur ungenügende Kenntnisse gibt. vision an, um neu Veloanhänger mit elektri- getätigten Einkäufe können in maximal einer Trag- Welche Rolle spielt die Demografie? In scher Unterstützung zuzulassen. Die Frist für tasche transportiert werden. Zürich stellen sich andere Fragen und He- die Stellungnahmen endete am 12. Dezember rausforderungen als in Samedan, wenn es 2020, zurzeit läuft ie Auswertung. W ie können Sie etwas für Gesundheit, Umwelt und Vergnügen tun? Kau- fen Sie nach dem Lockdown in Ihren Lieb- darum geht, Einkaufswege ökologischer zu gestalten. Wichtig sind auch Fragen zu den Wegketten. Koppeln die Leute andere Wege Anina Schweighauser ist Projektmitarbeiterin beim VCS Schweiz und kauft am liebsten zu Fuss ein. lingsgeschäften in Ihrer Nähe ein – ohne mit dem Einkaufen? Was beeinflusst die Auto. Der Einkaufsverkehr belegt den drit- Wahl der Verkehrsmittel? Nur mit umfassen- ten Platz der Verkehrsverursacher. 40 Pro- dem Wissen zum Th ma lassen sich brauch- zent aller Einkäufe werden mit dem Auto bare Lösungsansätze erarbeiten. Der VCS unternommen. Dies führt unweigerlich zu will sich dieser Fragen vermehrt annehmen Carfree Shopping Day mehr Lärm und mehr CO2- und Schadstoff- und den Einkaufsverkehr aktiv nachhaltiger Mit dem 2021 erstmals durchgeführten Emissionen. Dabei sind die Einkaufswege gestalten. «Carfree Shopping Day – der Weg zum in der Schweiz kurz – drei Viertel weniger Einkaufen» will der VCS auf die vielen Vor als fünf Kilometer. Cargovelos fördern teile des nachhaltigen Einkaufsverkehrs auf- Doch nicht nur die kurzen Wege sind Ar- Man muss auch nicht immer alles selber merksam machen. Er findet am 8. Mai 2021 gumente dafür, den Einkaufsweg nachhaltig schleppen: Eine Chance für nachhaltige Lie- in verschiedenen Schweizer Städten statt. zurückzulegen. Wer ohne Auto einkauft, ferung sind Cargovelos. Die laufende Revi- © VCS Einkaufen mit dem Velo – drei Viertel aller Einkaufswege sind kürzer als fünf Kilometer. VCS MAGAZIN 1/21 7
Reservationspflicht fällt durch Öffentlicher Verkehr Wer das Velo im Intercity mitnehmen will, muss künftig vorher einen Platz reservieren – ansonsten ist End station an der Perronkante. Doch die neue Pflichtreservation wird Von Andreas Käsermann nicht goutiert. Dies zeigen die Ergebnisse einer VCS-Umfrage. A ls Auslöser für die neue Reservations- pflicht beim Veloverlad nennen die SBB die Situation im letzten Sommer. «Im Bersten voll waren die den Velos zugewie- senen Plätze; mitunter konnten geplante Fahrten nicht einmal angetreten werden. der Befragten lehnen die Reservationspflicht ab», sagt Laura Schmid, Projektleiterin Ver- kehrspolitik beim VCS Schweiz. Dabei stün- Spitzenmonat Juli 2020 wurden rund Das führte zu Unzufriedenheit und hat die den zwei Motive im Vordergrund: «Der 80 000 Velotageskarten verkauft, was einer SBB auf den Plan gerufen: Mit der Reserva- Hauptgrund ist der Verlust der Spontani- Zunahme von rund 45 Prozent im Vergleich tionspflicht wolle man einerseits eine Über- tät und Flexibilität bei Velotouren. Weil Ziel zum Vorjahr entspricht», schreiben die SBB beladung verhindern und andererseits das und Zeitplan einer Velotour oft im Voraus auf ihrer Website. Auf den am stärksten Verkehrsaufkommen besser einschätzen nicht bekannt sind, wird die Reservations- nachgefragten Strecken (Zürich−Bern und können. Verkauft wird das Ganze als «kun- pflicht als Einschränkung betrachtet.» Bern−Brig) seien im vergangenen Juli rund denfreundlicheres Angebot». Ein zweiter, häufig genannter Grund sei, 15 000 Fahrräder im Selbstverlad transpor- dass die Reservationspflicht den Zugang tiert worden. Verlust der Spontanität zum öffe tlichen Verkehr (ÖV) behinde- Die Bahnbetriebe wurden von der gros- Dies sieht die velofahrende Bahnklientel re und umständlicher gestalte: «Es braucht sen Nachfrage offe sichtlich überrumpelt freilich anders. Eine breit angelegte Umfrage mehr Billette. Besonders bei Reisen mit und stiessen an Kapazitätsgrenzen. Zum des VCS zeigt klare Vorbehalte: «63 Prozent mehreren Anschlusszügen macht die Reser- Die VCS-Umfrage zum Veloselbstverlad Die Meinungsumfrage des VCS zur Reservationspflicht im Veloselbstverlad bot mindestens mehrmals pro Monat, 5 Prozent für mehr als eine Fahrt pro lief online vom 3. bis 13. Dezember 2020. Insgesamt nahmen 4617 Perso- Woche. Der Löwenanteil (44 Prozent) verlädt das Rad mehrmals jährlich – nen aus allen Landesteilen an der Befragung teil, welche allen interessierten ein knappes Drittel weniger häufig. Der Velotransport im Zug ist insbeson- Personen offenstand. dere während der Sommer- und Ferienzeit ein äusserst beliebtes Bahn- 91 Prozent aller Personen, die an der Umfrage teilgenommen haben, nutzen angebot: Im Juli 2019 haben die SBB 46 000 Velotageskarten verkauft – den Veloselbstverlad im öffentlichen Verkehr. 15 Prozent nutzen das Ange- im Ausnahmesommer letzten Jahres waren es gar deren 80 000. p RESERVIERT 7,37% Ja 0,84% Egal 4,89% Mehrmals pro Woche 8,99% Nie 10,56% Mehrmals pro Monat 31,41% Selten 62,9% 44,15% Mehrmals 28,89% Ja, unter Nein pro Jahr gewissen Umständen 2/3 sind gegen die Reservationspflicht Fast 2/3 transportieren ihr Velo mit dem Zug. Fast in ICzwei Drittel Zügen fürsind gegen die Reservationspflicht Velos. Knapp die Hälfte transportiert ihr Velo mindestens in IC-Zügen für Velos. mehrmals pro Jahr mit dem Zug. 8 VCS MAGAZIN 1/21
Wenn schon Reservationspflicht, dann möchte die Velofahrerin wissen, in welchem Wagen es einen freien Platz hat. vationspflicht das Bahnfahren mit dem Velo komplexer.» Reservation O. K. – aber … Rund ein Drittel der Befragten könne in- des mit einer Reservationspflicht leben, so- fern einige Bedingungen erfüllt werden, erläutert Schmid: «Die Massnahme darf höchstens einmalig und als vorübergehen- des Mittel eingesetzt werden, um den Ka- pazitätsengpässen im kommenden Sommer zu begegnen.» Die Reservation muss zudem unkompliziert und bis kurz vor Abfahrt so- wohl online, via App als auch am Schalter oder am Billettautomaten möglich sein. Der Veloselbstverlad darf ausserdem durch die Reservationspflicht nicht teurer werden und © VCS Reservationen sollen einfach aufgehoben werden können, um den Veloplatz bei Nicht- gebrauch wieder freizugeben. Ferner müsse mit einem Reservations- zitäten auf den Hauptlinien – zum Beispiel dürfnisse der Velofahrenden Rücksicht ge- zwang auch ein freier Platz fürs Velo garantiert ins Wallis oder nach Graubünden – teilweise nommen», resümiert Schmid. «Gerade sein, nennt Schmid eine weitere Forderung, verdreifacht werden.» Dieser Ausbau würde Kundeninformationssysteme oder Beschil- welche aus der Umfrage hervorgeht: «Dies bereits heuer angestrebt; man sei aber ab- derungen am Bahnhof lassen Radfahrende oft atlos zurück.» Die Velofahrerinnen und Velofahrer Die Bahnbetriebe wurden von der grossen Nachfrage offensichtlich wünschten sich darum besseres Gehör. So überrumpelt und stiessen an Kapazitätsgrenzen. Nicht immer sei im Rahmen der Umfrage häufig die For- derung gestellt worden, Velofahrende regel- konnten geplante Fahrten angetreten werden. mässig zu begrüssen und bei Entscheidun- gen frühzeitig einzubeziehen, sagt Schmid: «Es müsste auch im Sinne der SBB sein, dass ist heute häufig nicht gegeben, da oft zu vie- hängig von Rollmateriallieferungen, schrei- sich Radfahrende am Bahnhof gut zurecht le Velos im gleichen Zug mitgeführt werden, ben die SBB weiter. finden und nicht erst bei Zugseinfahrt be- und zudem die Veloplätze nicht selten durch Erfreulich, findet VCS-Projektleiterin merken, wo die Verladeplätze bereitstehen, Gepäck und Kinderwagen zugestellt werden.» Schmid, denn der Trend zum Fahrrad gewin- um diese dann in aller Eile aufzusuchen.» Immerhin stellen die SBB mit der Reservation ne weiter an Fahrt: «Können Velos nicht mit Derzeit arbeiten die SBB an der Ausgestal- eine solche Platzgarantie in Aussicht. der Bahn transportiert werden, so wird auf tung der technischen und finanziellen Mo- den motorisierten Individualverkehr ausgewi- dalitäten in der Causa Reservationspflicht. SBB stehen in der Pflicht chen. Dies widerstrebt dem Ziel der stärkeren Der VCS und die weiteren Velo-Interessen- Die Reservationspflicht ist jedoch bloss eine Verlagerung des Freizeitverkehrs auf den ÖV.» verbände sollen im Frühjahr einbezogen einseitige Massnahme zu Lasten der Velo- Die SBB anerkennen die steigende Nachfra- werden. Ein durchaus sportlicher Fahrplan fahrenden. Die Bahnbetriebe kommen nicht ge, erinnern jedoch auch an die Grenzen der mit mässigem Spielraum: denn der Reserva- umhin, die Kapazitätsengpässe aus eigenen Möglichkeiten: «Die Kapazitäten für Velos tionszwang im Veloselbstverlad soll bereits Kräften zu bewältigen. Aus der VCS-Umfrage können nicht beliebig ausgebaut werden. Dies ab 21. März 2021 gelten ... gingen einige Ideen hervor: etwa die Wieder- ginge zu Lasten des Sitzplatzangebots.» einführung der reinen Gepäck-Bahnwagen Andreas Käsermann ist Mediensprecher beim oder Entlastungszüge auf den stark frequen- Forderung nach mehr Mitsprache VCS Schweiz. tierten Strecken während der Hochsaison. Die VCS-Umfrage zeigte ausserdem: Velo- Die SBB versprechen tatsächlich einen fahrende fühlen sich nur ungenügend in die Angebotsausbau und planen auf den wich- Planung des Bahnbetriebs einbezogen. «Bei tigsten Verbindungen zusätzliche Veloplät- der Bestellung von Rollmaterial und bei der ze: «An Spitzentagen sollen die Velokapa- Betriebsgestaltung wird kaum auf die Be- VCS MAGAZIN 1/21 9
Auf leisen Sohlen zum Kunden Elektromobilität Eine Gärtnerei im Zürcher Oberland ist seit Kurzem mit einem Elektro-Kipplader unterwegs. Er fährt mit dem Strom der Von Mauro Schmid fi meneigenen Photovoltaik-Anlage. D er Werkhof der Firma Merlin Gärten in Volketswil (ZH) fällt auf. Das Gebäude ist aus Holz und das Dach ist mit Solarzel- tenlos zur Verfügung. Zudem spart die Gärtne- rei beim Elektrofahrzeug durch die tiefere Ver- kehrsabgabe und geringere Unterhaltskosten. wie beispielsweise Heckenscheren, mit dem Solarstrom betrieben. Insgesamt sind bei Merlin Gärten sechs len bedeckt. Das ist für eine Gärtnerei unge- Bei Merlin Gärten spielt aber auch Idealis- Lieferwagen in Betrieb. Die ganze Flotte zu wöhnlich. Wer noch näher kommt, sieht den mus mit. «Schon beim Neubau des Werkhofs elektrifizieren, ist im Moment nicht geplant. brandneuen, elektrisch angetriebenen Kipp- haben wir ökologische Kriterien berücksich- Die Anschaffungskosten für den Ersatz lader auf dem Hof stehen – ein Fahrzeug, das tigt», sagt Bühlmann und führt stolz durch der fünf konventionellen Fahrzeuge wären in der Schweiz noch Seltenheitswert hat. das Gebäude. Die gesamte Konstruktion be- schlicht zu hoch. Dafür plant Bühlmann den Vor elf Jahren liess Geschäftsinhaber steht aus Holz. Isoliert und beheizbar sind le- Kauf eines Cargovelos als Ergänzung zu den Daniel Bühlmann eine Solaranlage bauen. diglich die Aufenthaltsräume und das Büro. Lieferwagen. Diese musste ersetzt werden. Vor dem Ersatz Geheizt wird entweder mit dem Warmwas- fl ss der Strom mehrheitlich ins Netz. «Weil ser der Sonnenkollektoren auf dem Dach Reichweite kaum ein Thema die neue Anlage leistungsstärker ist, hatten oder über einen Pelletofen. Das Regenwasser Die Reichweite des Maxus beträgt 160 Kilo- wir den Wunsch, den Strom selbst zu nut- wird in einem Tank gesammelt und für die meter. Da Merlin Gärten ein regional und zen», erklärt er. Aus diesem Grund hat sich Reinigung im Aussenbereich und die Bewäs- lokal tätiges Unternehmen ist, legt ein Fahr- Bühlmann entschieden, ein Elektrofahrzeug serung verwendet. zeug selten an einem Tag mehr Kilometer zu kaufen. zurück. In solchen Ausnahmefällen können Ein Cargovelo als Ergänzung die Mitarbeitenden einfach die Fahrzeuge Gärtnerei mit Idealismus Die Stromproduktion der Solarzellen ent- untereinander abtauschen. «Und in Notfäl- Zwar kostet ein Elektrolieferwagen deutlich spricht dem Verbrauch von neun Einfamilien len dürfen wir ihn auch bei den Kundinnen mehr als ein vergleichbarer Verbrenner, aber häusern und ist somit um ein Vielfaches hö- und Kunden aufladen», sagt Bühlmann. dafür sind die Betriebs- und Wartungskos- her als der Verbrauch des Lieferwagens. Christian Bührle ist Mitarbeiter bei Mer- ten geringer. Der firmeneigene Solarstrom Nebst dem Elektro-Kipper werden noch di- lin Gärten und hat mit dem Maxus erste Er- steht – ganz im Gegensatz zum Benzin – kos- verse Elektrokleingeräte und -werkzeuge, fahrungen gemacht. Er hat viel Freude am neuen Elektro-Kipplader. «Das Fahren ist viel angenehmer als mit den anderen Lie- © zVg ferwagen im Betrieb, bei welchen man am Schalthebel reissen muss», sagt Bührle. Der EV80 ist mit allem Komfort ausge- stattet, den man von einem modernen Liefer- wagen erwartet. «Nur beim Überfahren von hohen Randsteinen und ähnlichen Hinder- nissen muss man aufpassen, dass man mit dem Wagen nicht auffährt», sagt er. Denn die Batterie ist unter dem Chassis angebracht und der Abstand zum Boden ist deutlich gerin- ger als bei einem vergleichbaren Verbrenner. «Vorsichtig sein muss man beim langsamen Fahren», betont Bührle. Viele Leute seien es nicht gewohnt, einem lautlosen Lieferwagen zu begegnen, und reagierten irritiert. Mauro Schmid ist Praktikant beim VCS Schweiz und transportiert seine Lasten am liebsten mit dem Cargovelo. Dieser Beitrag ist erstmals in der Lieferwagen- Christian Bührle von Merlin Gärten hat viel Freude am neuen Elektro-Kipplader. Umweltliste 2021 erschienen. 10 VCS MAGAZIN 1/21
© Hugo Vincent Schneetourenbus: Verlagerung vom Auto auf den öffentlichen Verkehr beginnt beim Freizeitverkehr. Im Einsatz für die Freizeit Schneetourenbus Wichtige Ausgangspunkte für Freizeitaktivitäten in den Bergen sind oft nicht mit dem ÖV erschlossen. Deshalb fährt der Schneetourenbus. Doch der Betrieb ist ohne finanzielle Zuschüsse Von Laura Schmid schwierig. E r ist das Rückgrat des öffentlichen Ver- kehrs (ÖV) in der Schweiz: der regiona- le Personenverkehr (RPV). Darunter werden letzten bedienten ÖV-Haltestelle und Aus- gangsorten für Aktivitäten in den Bergen. Damit ermöglichen sie beispielsweise Ski- Doch nun könnte sich die Situation für Angebote wie den Schneetourenbus verbes- sern: Bis Januar 2021 lief die Vernehmlas- alle jene Verkehrslinien verstanden, welche tourengängerinnen die umweltfreundliche sung über den neuen Verpflichtungskredit Ortschaften innerhalb und zwischen Regio Anreise. des Bundes für die Abgeltungen im RPV. In nen erschliessen. Sie sind das Feinvertei- Im Freizeitverkehr ist eine Verlagerung dieser Vorlage regelt der Bundesrat, wie viel lungsnetz des ÖV. Dieser RPV ist aber nicht vom motorisierten Individualverkehr auf Geld er für die kommenden Jahre vorsieht kostendeckend. Das heisst, er nimmt durch den ÖV nämlich dringend nötig: Für Frei- und nach welchen Grundsätzen diese Finan- die Billettverkäufe weniger ein, als er tat- zeitaktivitäten wird der ÖV nur gerade für zierung geschieht. Zum ersten Mal zieht der sächlich kostet. Damit diese wichtige Leis- 19 Prozent der Distanzen genutzt. Zum Ver- Bundesrat nun in Erwägung, die Kriterien tung des Service public aufrechterhalten gleich: Im Pendelverkehr ist es ein Anteil von für die Abgeltungen zu überarbeiten, damit bleibt, beteiligen sich Bund und Kantone an 32 Prozent. Einige besitzen sogar in erster auch Angebote zur touristischen Fein- der Finanzierung. Linie ein Auto, um damit Ausflüge in die erschliessung und Nachtbusse mitfinanziert Berge zu machen – und nutzen es im End- werden können. Für diese Anliegen hat sich Erschliessung der Berge effekt oft auch für die meisten anderen Wege. der VCS in der Vergangenheit starkgemacht. Von dieser Abgeltung profitieren aber nur Das zeigt: Damit der Verkehr effektiv auf den Neu könnten die Weichen gestellt werden, jene Linien, die eine ständig bewohnte Ort- ÖV verlagert werden kann, muss besonders um Angeboten wie dem Schneetourenbus schaft mit mindestens 100 Einwohnenden er- der Freizeitverkehr attraktiver werden. das langfristige Überleben zu sichern. schliessen. Das ist der Grund, weshalb Frei- zeitausflüge in die Berge mit dem ÖV oftmals Besserung in Sicht Laura Schmid ist beim VCS Schweiz zuständig für schwierig sind: Viele attraktive Ausgangsor- Der Schneetourenbus ist in der dritten Saison das Projekt Schneetourenbus und fährt an vielen te sind keine bewohnten Ortschaften und des- unterwegs. Doch ob das Projekt in den kom- Winterwochenenden mit dem ÖV in die Berge. halb nicht ans ÖV-Netz angeschlossen. menden Jahren weitergeführt werden kann, In diese Lücke springen der Schnee- ist offen. Da diese Linien keine finanzielle Un- tourenbus und der Bus alpin, beides Projek- terstützung von Bund und Kantonen erhal- te, die vom VCS mitgetragen werden. Die ten, müssen sie sich durch die Billettverkäufe Weitere Infos: www.schneetourenbus.ch Angebote schliessen die Lücke zwischen der finanzieren. Das ist schwierig. und www.busalpin.ch VCS MAGAZIN 1/21 11
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© myclimate/Jürg Grütter Je nach Kontext durchaus ein probates Verkehrsmittel: Seilbahn im kolumbianischen Medellín – mitfinanziert aus CO2-Kompensations- beiträgen. «Das Angebot überzeugt» Versicherungen Sie ist ein Schritt in die richtige Richtung und auf reges Interesse gestossen: die Autoversicherung mit CO2-Kompensation. Warum sie auch bei der Sensibilisierung hilft und welches Projekt Von Nelly Jaggi unterstützt wird, verrät VCS-Experte Ronny Schmid. I m letzten Herbst hat der VCS gemein- sam mit der Zurich Versicherung und der Klimaschutzorganisation myclimate ein che noch eher unbekannt. «Natürlich kön- nen alle privat ihr CO2 kompensieren. Das ist aber eine grosse Hürde», betont Schmid. entspricht über 5000 Mal der Strecke Bern− Zürich hin und zurück mit dem Auto. Mit den knapp 10 000 Franken, die so neues Angebot entwickelt: eine Autoversi- Deshalb setzt das VCS-Versicherungsteam zusammengekommen sind, unterstützt der cherung, bei welcher der VCS im ersten Jahr auch auf die Sensibilisierung der Kundinnen VCS ein Projekt in der kolumbianischen die CO2-Kompensation übernimmt (lesen und Kunden. «Wann immer es sich in einem Stadt Medellín. Deren Einwohnerinnen und Sie dazu auch den Beitrag im VCS-Magazin Beratungsgespräch anbietet, thematisiere ich Einwohner nutzen seit jeher überfüllte, ver- 4/2020 auf Seite 29). Für Ronny Schmid, Ver- die Umweltwirkungen des Autofahrens und altete Busse, Taxis, Autos oder Motorräder, sicherungsexperte beim VCS, fällt das Fazit damit auch die Möglichkeit, CO2 zu kom- um zur Arbeit und in die Stadt zu gelangen. nach der Pilotphase sehr positiv aus: «Unse- pensieren», sagt Schmid. Zwar gibt es im Zentrum eine Metro, die Li- re Abschlüsse lagen weit über dem üblichen Er will aber nicht alles schönreden: «Es ist nien sind aber nur ungenügend ausgebaut. Durchschnitt.» Dieses Vertrauen von Seiten uns bewusst, dass CO2-Kompensation das Nun soll eine neue Seilbahn die öffentlichen der Kundinnen und Kunden habe ihn be- Klimaproblem nicht löst. Dennoch will der Verkehrsmittel auf innovative und klima- sonders gefreut. VCS mit dem Angebot jene unterstützen, die freundliche Weise ergänzen. Fast 150 Personen haben sich dazu ent- auf ein Auto angewiesen sind.» Im letzten Nach Abschluss der Pilotphase steht für schlossen, eine solche Versicherung abzu- Jahr hätten sich einige ein eigenes Auto ge- Schmid fest: «Das Angebot überzeugt. Wir schliessen. Eine davon ist Regula Schärer: kauft, die vor der Corona-Pandemie darauf werden es in diesem Jahr erneut anbieten.» «Ich kompensiere selber schon seit zehn verzichtet hatten. Für Schmid ist das Ange- Jahren meinen CO2-Ausstoss. Als ich mir im bot ein Schritt in die richtige Richtung: «Wir Herbst ein Auto gekauft hatte, war für mich generieren nicht bloss Einnahmen, sondern klar, dass ich auch meine Autofahrten kom- können einen Teil davon in ein sinnvolles pensieren werde. Daher war ich natürlich Projekt investieren.» sehr erfreut über das neue VCS-Angebot.» Helfen Sie mit Unterstützung für nachhaltigen Verkehr Fahren auch Sie CO2-neutral. Verlangen Sie eine Sensibilisierungsarbeit Mit dem neuen Angebot wurden gesamthaft Offerte bis am 30. Juni 2021 und profitieren Sie Während CO2-Kompensation bei vielen 350 Tonnen CO2 kompensiert – als Berech- von den Spezialkonditionen für VCS-Mitglieder: Produkten, zum Beispiel bei Flügen oder nungsgrundlage dient der durchschnittliche per Telefon unter 031 328 58 21 oder online Onlinebestellungen, im Buchungsprozess in- Verbrauch eines Autos von 2,4 Tonnen CO2 unter tegriert ist, ist es in der Versicherungsbran- pro Jahr, der je nach Antrieb variiert. Das www.verkehrsclub.ch/klimaneutral-fahren VCS MAGAZIN 1/21 13
Die italienische Stimme des VCS Engagement Nicht nur die Sprache unterscheidet das Tessin vom Rest der Schweiz – das Verkehrsverhalten wird von einer autofreundlichen Mentalität beeinflusst. Sektionsleiterin Veronica Soldati erklärt, wie Von Giulia Coviello sie sich für einen nachhaltigen Verkehr im Tessin einsetzt. mittel nutzen, dürfen es nicht verlernen, und Kulturell geprägtes Verkehrsverhalten © zVg der Rest soll sich ermutigt fühlen, nachhal- Das Verkehrsverhalten der Tessinerinnen tiger zu reisen», erklärt sie. Eine Aufgabe, und Tessiner charakterisiert sich durch ei- die durch die Tessiner Mentalität, die Ar- nen hohen Motorisierungsgrad und eine beitsweise der Politik und die Topografie des tiefe Nutzung des öffe tlichen Verkehrs. Kantons erschwert wird. Laut Soldati liegt der Grund dafür nicht nur an der lokalen, autofreundlichen Men- Verbindung zwischen Nord und Süd talität, sondern auch an der Anwesenheit Als internationale Drehscheibe ist der Kan- einer Reihe von Politikern, die keinen Di- ton Tessin das Bindeglied zwischen dem alog mit den Verbänden führen. «Inzwi- Norden und Süden der Schweiz sowie zu Ita- schen beteuern fast alle die Wichtigkeit ei- lien. Angemessene Mobilitätsbedingungen ner nachhaltigen Entwicklung, bauen aber und bessere Regionalzugangebote beeinflus- gleichzeitig Strassen und Parkhäuser aus», sen nicht nur das Verkehrsverhalten im Kan- erklärt sie. ton, sondern sorgen auch für einen funk- Der zunehmende Strassenverkehr im Tes- tionierenden internationalen Güter- und sin führt zu mehr Lärm und mehr Luftver- Personenverkehr. schmutzung, was die Lebensqualität der Tes- Eine wichtige Verbindung ist der neue Ce- sinerinnen und Tessiner beeinträchtigt. Zwei neri-Basistunnel (CBT). Als Teil der NEAT Petitionen, eine für «weniger umweltbelas- wurde dieser im Dezember 2020 eröffnet. Er tenden Verkehr, mehr Grün am Bahnhof», verkürzt die Reisezeiten im nationalen und die andere für «ein fussgängerfreundlicheres internationalen Bahnverkehr, aber auch im Lugano», sollen das Zentrum von Lugano Pendlerverkehr zwischen den Tessiner Ag- lebenswerter und attraktiver machen. Denn Veronica Soldati ist seit September 2020 glomerationen. neun von zehn Personen, die nach Lugano Sektionsleiterin vom ATA SI. Mit der Inbetriebnahme des CBT haben fahren, tun dies mit dem Auto. sich die Reisezeiten auf wichtigen Strecken Die ATA SI verstärkt die Stimmen der- halbiert – die Strecke zwischen Locarno jenigen, die heute bereits auf den Fuss- und S echs Jahre nach der Gründung des VCS Schweiz entstand 1985 im Tessin die As- sociazione Svizzera Traffico AST. Später in und Lugano dauert neu nur noch 29 Minu- ten. Zusätzlich wird im April 2021 mit dem den Veloverkehr sowie die öffe tlichen Ver- kehrsmittel setzen. Als Hobbyvelofahrerin ATA sezione della Svizzera italiana (ATA SI) umbenannt, vertritt sie heute als italienisch- sprachiger Pol die Interessen des VCS im «Diejenigen, die bereits öffentliche Verkehrsmittel nutzen, sonnigen Süden der Schweiz. dürfen es nicht verlernen, und der Rest soll sich ermutigt fühlen, Seit letztem September leitet Veronica Soldati die Geschicke der ATA SI. Sie ist sich nachhaltiger zu reisen.» Veronica Soldati der wichtigen Funktion ihrer Sektion be- wusst: «Wir betrachten uns als Bollwerk mit einer moralischen Verpflichtung, die regio- neuen Fahrplan und der Bahngleisverdop- verfolgt Soldati auch ein persönliches Ziel: nalen Projekte und deren Entwicklungen zu pelung die Frequenz der Verbindungen er- Die Bedürfnisse der Velofahrerinnen und überwachen.» Soldati will verhindern, dass höht. «Da muss der Zürcher, der das Tram -fahrer sollen mitberücksichtigt werden. ihr «wunderschöner Kanton von Verkehr, im Minutentakt zur Verfügung hat, viel- Soldati, die mehrere Jahre in der Deutsch- Zement und Smog verschluckt wird». leicht schmunzeln. Für Tessinerinnen und schweiz gelebt hat, ist sich der Mentali- Die Tessinerinnen und Tessiner sollen Tessiner ist eine direkte Verbindung von tätsunterschiede ihres Kantons bewusst. deshalb für mehr Bewusstsein und Weitsicht Lugano nach Locarno im 30-Minuten-Takt Obwohl im Tessin weniger einfach, hält sie im Verkehrsverhalten sensibilisiert werden. ein enormer Schritt vorwärts», kommen- an den «Deutschschweizer Gewohnheiten» «Diejenigen, die bereits öffe tliche Verkehrs- tiert Soldati. fest und ist fast ausschliesslich mit dem 14 VCS MAGAZIN 1/21
© Tatiana Chilà Seit letztem Jahr begleitet das Maskottchen Pinguino Pango den Pedibus. Pango beteiligte sich auch an Aktionen wie Clean Up Lake, Slow Up in Locarno und am Marathon des Abfalls zwischen Bellinzona und Locarno. Velo oder den öffe tlichen Verkehrsmitteln Schüler aus der Westschweiz und dem Tes- bahn A2 zwischen Lugano und Mendri- unterwegs. sin. Mit Spielen, Geschichten und Filmen zu sio an Bedeutung gewinnen. Dafür kann den Th men Pedibus und Verkehr wurden die ATA SI – über die Kantonsgrenze hin- Mit dem Pedibus zur Schule Kinder für ein korrektes Verkehrsverhalten aus – Unterstützung gebrauchen. Das Gott- Einen wichtigen Stellenwert hat im Tessin sensibilisiert. Auf diesem Weg werden auch hardmassiv darf die Sicht auf die wertvolle der Pedibus – auch dank des Einsatzes der neue Freundschaften geknüpft und Selbst- Arbeit der ATA SI nicht versperren. Denn regionalen Koordinatorin Caterina Basso- ständigkeit erlernt. auch der Rest der Schweiz kann die italieni- li. Der Bus auf Kinderfüssen begleitet seit sche Stimme des VCS stärken. über 20 Jahren Kinder zu Fuss zur Schu- Zukünftige Zusammenarbeit le und zählt heute schweizweit 1500 Lini- Soldati schaut mit Zuversicht auf die Zu- en. Auch unter Kindern scheint die Mobili- kunft des Tessins: «Die Pandemie hat uns Giulia Coviello ist Praktikantin beim VCS Schweiz tätskultur im Tessin eine andere zu sein als noch einmal gezeigt, dass wir das Ver- und erinnert sich noch genau an die zahlreichen in der Deutschschweiz. Die Kinder gehen kehrsverhalten der Menschen nicht als ge- Kastanienbäume im Malcantone bei Lugano. seltener allein mit öffe tlichen Verkehrs- geben hinnehmen können.» Denn wenn mitteln zur Schule. «Der Wunsch, Teil von Menschen das Gefühl haben, sie müssten etwas Grösserem zu sein, ist sehr gross», be- Gewohnheiten ändern oder gewisse Situa- Mehr Infos: www.ata.ch gründet Soldati. tionen vermeiden, sind sie sehr anpassungs- Die VCS-Aktion «Internationaler Tag zu fähig. In den kommenden Jahren wird ne- Fuss zur Schule» mobilisierte am 18. Sep- ben den regionalen Th men der Kampf tember 2020 200 000 Schülerinnen und gegen eine dritte Fahrspur auf der Auto- VCS MAGAZIN 1/21 15
Minus Lärm, plus Lebensqualität 16 VCS MAGAZIN 1/21
Tempo 30 innerorts, Tempo 20 in den Quartieren: Der VCS fordert beim Temporegime einen Paradigmenwechsel. Temporeduktion ist nicht nur eine wirksame und günstige Lärmschutzmass- nahme, sondern erhöht die Verkehrssicherheit, steigert die Lebensqualität und fördert den Fuss- und Veloverkehr. © Fabian Lütolf/setrunners.ch VCS MAGAZIN 1/21 17
DOSSIER Eine Minute für die Verkehrssicherheit Von Michael Rytz Weniger Lärm und weniger Unfälle, mehr Wohn- und Lebensqualität: Warum es beim Tempolimit innerorts endlich ein Umdenken braucht. T empo 30 rettet Leben: Helsinki ver- meldete für das Jahr 2019 null getöte- te Fussgänger, Velofahrerinnen und Kin- dank kontinuierlicher Sicherheitsarbeit, die sich an den verletzlichen Verkehrs- teilnehmerinnen und Verkehrsteilneh- verunfallen auf Tempo-50-Strecken pro Jahr über 1900 Menschen schwer oder tödlich. Nach Berechnungen der Bera- der. Die «Vision Zero» wurde Realität mern orientiert. In Helsinki gilt auf al- tungsstelle für Unfallverhütung BFU len Strassen in Wohngebieten und im liesse sich diese Zahl durch eine kon- Stadtzentrum 30 km/h als Tempolimit – sequentere Einführung von Tempo 30 auf einigen wenigen innerstädti- mindestens halbieren. schen Hauptstrassen sind es Und Tempo 30 schützt vor Lärm: rund 40 km/h. In der Schweiz drei Dezibel weniger – das entspricht der Halbierung der Verkehrsmenge – im Ge- gensatz zu Tempo 50. Das Bundesgericht bestätigte die Einführung von Tempo 30 in seiner Rechtsprechung als wirtschaft- lich tragbare und wirksame Massnahme zur Bekämpfung von Strassenlärm. Mehr Entspannung und Toleranz Velofahrerinnen und Velofahrer füh- len sich dank kleineren Tempodiffe en- zen bedeutend sicherer. Für Zu-Fuss- Gehende macht Tempo 30 das Queren der Strasse einfacher. Das Verkehrssystem wird fehlertoleranter, das Verkehrsge- schehen entspannt sich und ist gegen- über Kindern und älteren Menschen toleranter. Tempo 30 sei auto- und wirtschafts- feindlich, wird oft ins Feld geführt. Vor- würfe, die aus zwei Gründen nicht halt- bar sind: Zum einen hindert ein tieferes Tempolimit kein Auto an der Durchfahrt. Zum anderen fällt der befürchtete Zeit- verlust in der Realität deutlich geringer als vermutet aus. Er liegt bei rund zwei Sekunden pro 100 Meter. Hochgerechnet auf eine drei Kilometer lange Autofahrt innerorts macht das eine Minute aus – so lange dauert auch einmaliges Halten an einem Rotlicht. Tempo 30 wirkt zudem Illustrationen: muellerluetolf.ch / Samira Oschounig stauvermindernd. Die Schweizerische 18 VCS MAGAZIN 1/21
DOSSIER Es braucht einen Paradigmenwechsel: generell Tempo 30 innerorts, Tempo 50 nur in Ausnahmefällen. Vereinigung der Ve r k e h r s i n g e - nieure und Ver- kehrsexperten hält in ihrem For- schungsbericht von 2019 fest: «Innerorts liegt die maximale Leis- tungsfähigkeit üblicher- weise bei einer Geschwin- digkeit von 30 bis 35 km/h.» Es braucht ein Umdenken Tiefere Geschwindigkeiten haben direkte Auswirkungen auf die Wohn- und Lebensqualität und die Belebung des öffentlichen Raumes. Sie laden ein, vermehrt zu Fuss zu gehen oder das Velo zu nehmen. Aber auch zum Verweilen, ders viele Velo zum Spielen oder zur Begegnung. 1997 fahrerinnen, Fuss lancierte der VCS die Initiative «Stras- gänger und Autofahrerinnen In der jüngst eingereichten Vernehmlas- sen für alle» und brach damit zum ers- den Strassenraum teilen. Dort, wo sich sung zum Strassenverkehrsrecht forderte der VCS den Abbau dieser Hürden. Tem- po 30 muss – mit integrierten Begeg- Tiefere Geschwindigkeiten haben direkte Auswirkungen nungszonen – zur Regel und Tempo 50 zur begründeten Ausnahme werden. auf die Wohn- und Aufenthaltsqualität und die Belebung des öffentlichen Raumes. Sie laden ein, vermehrt zu Fuss Michael Rytz ist beim VCS Schweiz verantwort- lich für das Thema Verkehrssicherheit. Er ge- zu gehen oder das Velo zu nehmen. hört zu den glücklichen 40 Prozent der Bevölke- rung, die in einer Tempo-30-Zone leben, und wünscht sich dieses Privileg für alle. ten Mal eine Lanze für Tempo 30 inner- die meisten schweren Unfälle ereignen, orts. Heute leben rund 40 Prozent der und dort, wo die grössten Lärmemissio- Schweizer Bevölkerung in einer Tempo- nen entstehen. Leider bestehen nach wie 30-Zone und profitieren von Wohnqua- vor rechtliche Hürden, sodass Tempo 30 Weitere Infos unter www.tempo30.ch lität und Sicherheit im direkten Umfeld. nicht überall möglich ist, wo dies zweck- Auf verkehrsorientierten Strassen im mässig wäre. dichten Siedlungsgebiet kommt Tem- Doch inzwischen wird in der Fach- po 30 allerdings noch viel zu selten zur diskussion Tempo 50 als Regelgeschwin- Anwendung. Dort also, wo sich beson- digkeit immer stärker in Frage gestellt. VCS MAGAZIN 1/21 19
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