Wirtschaftsreport Februar 2021 - Titelthema: Deponiekapazität
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Wirtschaftsreport Feb 21 1 Editorial Viren im Schatten des Virus Corona hat unseren Alltag nach wie vor fest im Griff. Die Pandemie ver- drängt obendrein viele wichtige Themen aus der Berichterstattung und damit aus dem öffentlichen Bewusstsein. So kommt es, dass sich eine an- dere Art Viren ausbreitet, ohne dass dies Diskussionen in den einschlägigen Talkshows auslöst oder dauerhaft Schlagzeilen macht. Etliche heimische Industrieunternehmen waren in den letzten Monaten Ziel von Hackern, die mithilfe von Viren in die IT-Systeme der Betriebe eindringen. Zufall? Wohl kaum. Vielmehr unterliegt der heimische Wirtschaftsraum damit einer Zu- nahme von Angriffen, die auch weltweit zu beobachten ist. Die Zahl der Cyberangriffe klettert regelmäßig auf einen neuen Höchst- stand. Laut Bundeskriminalamt (BKA) stieg sie bereits 2019 im Vergleich zum Vorjahr um 15 % auf über 100.000. Wohlgemerkt: Hierbei handelt es sich nur um die polizeilich registrierten Vorfälle. Die Dunkelziffer dürfte um ein Vielfaches höher liegen. Je mehr sich das Leben in die digitale Welt verlagert, desto stärker wird diese zum Betätigungsfeld für Kriminelle. Es ist heute wahrscheinlicher, von Hackern ausgebeutet, als auf der Straße überfallen zu werden. Cyberkriminalität ist keine Science-Fiction mehr, sondern wie das Corona-Virus mitten unter uns. Corona erzeugte für Hacker geradezu ein Eldorado. Arbeitsabläufe wurden in kürzester Zeit ins Homeoffice verlagert. Nicht immer wurden die damit einhergehenden Datenflüsse ausreichend gegen Zugriff von außen abgesi- chert. So geben sich die Viren die Klinke in die Hand: zu wenig Zeit, zu hoher Kostendruck und die Fehlwahrnehmung, dass Cyberkriminalität doch eher eine Gefahr für Großunternehmen sei. Dabei zeigen die Statistiken, und viel gearbeitet wird. Hier gilt es, frühzeitig und regelmäßig für typische dass es längst die KMU sind, die schwerpunktmäßig ins Visier der Hacker Fallen und Anzeichen auf einen Hackerangriff zu sensibilisieren – eine Auf- geraten. Es verwundert auch nicht, dass sich unter den bekannt gewordenen gabe, der sich auch die IHK mit einem umfassenden Informationsangebot Fällen heimische Weltmarktführer befinden. Für sie kann ein erfolgreicher stellt. Angriff besonders dramatische Folgen für die Wettbewerbssituation haben, wenn sensible Daten verloren gehen, veröffentlicht werden oder wenn es Die virtuelle Welt ist keine andere als unsere. Deshalb müssen Cyber-Straf- gar zur Stilllegung der Produktion kommt. Die Angriffe zielen auf das zen- taten ebenso konsequent aufgeklärt und bestraft werden. Manch Ge- trale Nervensystem der Unternehmen. Mit Jahresbeginn sind die durch schäftsführer tut sich schwer damit, nach einem Hackerangriff den Weg an solche Straftaten hervorgerufenen Kosten Schätzungen zufolge weltweit die Öffentlichkeit zu beschreiten. Immerhin könnte sich der Kunde fragen: auf 6 Billionen US-Dollar angestiegen. Häufig werden mittels sogenannter „Wenn die Sicherheit des Unternehmens nicht hinreichend gewährleistet Verschlüsselungstrojaner hohe Geldsummen erpresst. In den meisten Fällen ist, wie ist es dann um die Qualität von Produkten und Service bestellt?“ zahlen die Betriebe laut Sicherheitsdienstleister kein Lösegeld. Aber dies ist ein Trugschluss. Denn treffen kann es jeden. Das zeigen auch die jüngsten Beispiele bei uns. Der US-amerikanische Sicherheitsexperte Die Wiederherstellung betroffener IT-Systeme ist, je nach Ausmaß des Gene Spafford hat der Vorstellung eines hundertprozentigen IT-Schutzes Schadens, teuer und sehr zeitaufwendig. Besser ist es daher, Vorkehrungen schon vor einiger Zeit eine deutliche Absage erteilt: „Das einzig sichere zu treffen. Die Fachleute loben dabei den Trend zur Nutzung von Daten- System müsste ausgeschaltet, in einem versiegelten und von Stahlbeton clouds, bei der Software und Speicherplatz von externen Dienstleistern ge- ummantelten Raum und von bewaffneten Schutztruppen umstellt sein.“ nutzt werden, statt der eigenen, ohnehin überlasteten IT-Abteilung weite- re Aufgaben aufzubürden. Zudem sollten die Datenströme soweit wie Wenn Unternehmen daher die Vorfälle von sich aus zur Anzeige bringen, ist möglich verschlüsselt werden. In jedem Fall wird dazu geraten, IT-Sicherheit dies gleichwohl nicht weniger als vorbildlich. Nicht nur, weil es stockende zur Chefsache zu machen. Immerhin führt die zunehmende Vernetzung der Abläufe zu erklären hilft, sondern weil damit den Strafverfolgungsbehörden Infrastruktur dazu, dass nicht nur einzelne Bereiche betroffen sind, sondern die Arbeit erleichtert wird. Ermittlungserfolge werden so wahrscheinlicher. das gesamte Unternehmen. Auch gilt es, die Mitarbeiter zu sensibilisieren Hoffen wir, dass 2021 ein Jahr des erfolgreichen Kampfes nicht nur gegen und zu schulen. Nicht jedes vertrauliche Dokument gehört eingescannt und Corona, sondern auch gegen die zahlreichen Cyberviren wird. ! im Netzwerk offen zugänglich abgespeichert. Wer E-Mails unbekannter Absender oder ohne Inhalt ohne kritisches Hinterfragen öffnet, erlebt häu- In diesem Sinne grüßt Sie herzlich fig eine böse Überraschung. Hierzu muss noch nicht einmal zwingend ein Anhang geöffnet werden. Unachtsamkeiten sind kein vorrübergehendes Hans-Peter Langer Phänomen, sondern schleichen sich immer wieder einmal ein, wo schnell IHK-Geschäftsführer
2 Feb 21 Wirtschaftsreport Inhaltsverzeichnis Titelthema 4 Erdaushub: Kapazitäten werden knapper Es ist eine komplexe Thematik – eine, die aufgrund der bürokratischen und gesetzlichen Konditionen gerade bei den Verantwortlichen hiesiger Baufirmen nicht selten zu Kopfschütteln und Unverständnis führt. Bei der Frage nach dem Umgang mit Erdaushub erkennen die handelnden Akteure häufig eine Diskrepanz … Titelseite: Foto: Quast 28 Pfeifer Verbindungselemente GmbH 34 vyn marketing GmbH Integration mit 48 Restaurant Häutebacher Kroatisches Flair in Siegen „Ein besonderes Vorbildcharakter Spannungsfeld“ Impressum ) Der WIRTSCHAFTSREPORT ist das offizielle Organ der IHK Siegen Herausgeber Layout und wird den kammerzugehörigen Unternehmen im Rahmen Industrie- und Handelskammer Siegen, Christian Reeh ihrer beitragspflichtigen Mitgliedschaft ohne besonderes Be- Hauptgeschäftsstelle, Postfach 10 04 51, 57069 Siegen, Druck, Anzeigen und Verlag zugsentgelt geliefert. Im freien Verkauf jährlich EURO 25,20 Koblenzer Straße 121, 57072 Siegen Vorländer GmbH & Co. KG + Porto und MwSt. Einzelheft EURO 2,10 + Porto und MwSt. Telefon 0271 3302-0 Buch- und Offsetdruckerei · Verlag · Werbeagentur Bestellung nur durch den Verlag. Telefax 0271 3302-400 Obergraben 39, 57072 Siegen, Telefon 0271 5940-0 E-Mail: si@siegen.ihk.de, Erscheinungsweise: jeweils am 1. jedes Monats. Internet: http://www.ihk-siegen.de Anzeigenannahme: Günter Chojetzki Druckauflage: 22 417 Exemplare Telefon 0271 5940-338, Telefax 0271 5940-373 Quartal 4/2020 Geschäftsstelle Olpe, Postfach 14 46, 57444 Olpe, E-Mail: wirtschaftsreport@vorlaender.de A 4791 In der Trift 11, 57462 Olpe, Telefon 02761 9 44 50, Zustellung Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung Telefax 02761 9445-40, E-Mail: oe@siegen.ihk.de Für Fragen, die die Zustellung betreffen, wenden Sie sich des Verfassers, nicht unbedingt die Meinung der IHK Siegen Redaktion: bitte an zustellung@siegen.ihk.de oder 0271 3302-273. wieder. Nachdruck mit Genehmigung des Herausgebers und Patrick Kohlberger: 0271 3302-317 Quellenangabe sowie fotomechanische Vervielfältigung für Hans-Peter Langer: 0271 3302-313 Beilagenhinweis innerbetrieblichen Bedarf gestattet. Für unverlangt eingesand- E-Mail: presse@siegen.ihk.de Dieser Ausgabe liegt der Geschäftsbericht 2020 der te Manuskripte und Fotos wird keine Gewähr übernommen. IHK Siegen bei. Der WIRTSCHAFTSREPORT ist keine auf Erwerb ausgerichtete Mitarbeiter dieser Ausgabe: Veröffentlichung. Frank Steinseifer, Brigitte Wambsganß Zurzeit gültige Anzeigenpreisliste Nr. 60
Wirtschaftsreport Feb 21 3 IHK online » Die Titelgeschichte, alle Berichte sowie gekürzte Pressemeldungen finden Sie zusätzlich zur Printausgabe nun auch online unter www.ihk-siegen.de. Dazu geben Sie bitte die dem Text beigefügte ID in das Suchfeld unserer Website ein. « » 4 Titelthema 10 | Nachrichten » 60 Jubiläen/Bücher 28 | Berichte » 10 Lehrstellenbilanz 60 | Börsen » 28 „Ein besonderes Spannungsfeld“ » 11 IHK-Geschäftsführung » 60 Recyclingbörse » 31 Nur „Feuerlöschen“ ist zu wenig » 14 Samstagsakademie » 61 Unternehmensnachfolgebörse » 34 Integration mit Vorbildcharakter » 51 Breitbandausbau » 62 Handels- und » 38 Wahre Werte schaffen » 53 REGIONALE 2025 Genossenschaftsregister mit Naturstein » 55 IT-Sicherheitstag » 72 Veranstaltungskalender » 42 Strategien in Zeiten des Fachkräftemangels » 45 Brandbekämpfung bei Logistikproblemen » 48 Kroatisches Flair in Siegen 0 %$ 0+, &( " !, 0- 0% !$( >JHB@E45? 2@&"J&4JHE / F99F A61
Wirtschaftsreport Feb 21 5 Es ist eine komplexe Thematik – eine, die aufgrund der bürokratischen und gesetzlichen Konditionen gerade bei den Verantwortlichen hiesiger Baufirmen nicht selten zu Kopfschütteln und Unverständnis führt. Bei der Frage nach dem Umgang mit Erdaushub erkennen die handelnden Akteure häufig eine Diskrepanz zwischen ihren eigenen Vorstellungen und den Vorgaben des Gesetzgebers. Dazu kommen aber auch rein logistische Probleme. Diese sind gerade im heimischen Kammerbezirk längst sichtbar. Text: Patrick Kohlberger | Fotos: Christian Wickler (1), OTTO QUAST Bau Aktiengesellschaft (1), Straßen- und Tiefbau GmbH (2), Kreis Olpe (1), Bodenbörse Südsauerland (1) » Generell ist es möglich, Bodenaushub, der etwa aus einer Bau- grube stammt, wiederzuverwenden. Dies ist umso problemati- scher, je kontaminierter das Erdreich ist. Solche Belastungen können klassischerweise auf ehemaligen Industriegeländen zu verarbeiten, ist die einfachste und kostengünstigste Maß- nahme. Wird im Rahmen einer Baumaßnahme nicht der ge- samte Aushub benötigt und lässt es seine Beschaffenheit zu, kann er auch als Auffüllmaterial für andere Projekte dienen“, auftreten. „Die Erde innerhalb derselben Baumaßnahme erneut verdeutlicht Sebastian Quast, Vorstandsvorsitzender der OTTO QUAST Bau Aktiengesellschaft aus Siegen. Gibt es bei eigenen Baustellen nicht ausreichend Bedarf, nutzen Unternehmen vermehrt spezifische Bodenbörsen oder Online-Plattformen, die Angebote und Anfragen sammeln und die entsprechenden Verantwortungsträger zusammenbringen. In Fällen, die jedoch aufgrund bestimmter Gegebenheiten eine Entsorgung des Ma- terials unerlässlich machen, wird es für die Beteiligten deutlich komplizierter – und letztlich vor allem teurer. Um die Hintergründe des Sachverhalts einzuordnen und in Gänze zu verstehen, ist jedoch zunächst ein Blick auf die recht- lichen Grundlagen vonnöten. Ob und in welcher Form ein Bo- den verwertbar bzw. fachgerecht zu entsorgen ist, entscheidet sich unter Berücksichtigung verschiedener Richtwerte. Für Material, das wieder an selber oder an anderer Stelle eingebaut werden soll, greift die Verordnung der Bund-/Länderarbeits- gemeinschaft Abfall (LAGA) – eine Art Schadstoffdeklination für die Wiederverwendbarkeit. „So soll transparent klassifiziert werden, mit welchem Aufwand sich das Material verwerten lässt“, erklärt Andreas Behle, Geschäftsführer der Straßen- und Tiefbau GmbH aus Kirchhundem. Entscheidend sind zunächst die sogenannten Zuordnungsklas- sen (Z-Klassen). Wird der Boden der niedrigsten Stufe (Z 0) zu- geordnet, ist er zu 100 % sauber. Er kann dann ohne Restrik- tionen wiederverwendet werden. Bei Vorliegen der Klasse 1 sind erhebliche Maßnahmen zur Immobilisierung der Schad- stoffe umzusetzen, um eine weitere Nutzung zu ermöglichen. Grenzwerte sind zum Beispiel für Schwermetalle oder be- stimmte organische Verbindungen wie PCB und Benzol fixiert. Wenn es um ungewollte physikalische Eigenschaften geht, kann Erdreich zum Teil aufbereitet werden. Steht ein Aus- tausch von nicht standfestem Boden an, kann dieser ggf. ver- mieden werden, indem er mit einem Zement-Kalk-Gemisch aufbereitet wird. Gerade bei lehmigen Böden, die sehr durch ihren Feuchtegehalt beeinflusst werden, findet dieses Verfah- ren Anwendung. Die Kosten für diese Maßnahme können sich in Zeiten knapper Entsorgungsmöglichkeiten schnell rechnen, da man so einen teuren Transport vermeiden kann. Mit Schad- stoffen kontaminierte Böden sind in großen Mengen jedoch nur aufwendig wiederherzustellen. „Mittel- und langfristig
6 Feb 21 Wirtschaftsreport Für die OTTO QUAST Bau Aktiengesell schaft um ihren Vor standsvorsitzenden Sebastian Quast sind die Deponie kapazitäten ein wichtiges und sehr aktuelles Thema. bauen sich organische Schadstoffe zwar ab, aber das dauert Was nicht mehr verwertbar ist, muss auf eine Deponie beför- seine Zeit“, betont Sebastian Quast. dert werden. Genau hier liegt oftmals ein ganz wesentliches Problem für die heimische Industrie. Dies gilt für beide Kreise Entspricht das Material nicht den für die Wiederverwendung des Kammerbezirks. „Die Deponiekapazitäten sind knapp – und notwendigen Kriterien, ist die Entsorgung gemäß der Depo- sie werden immer knapper“, bringt es Andreas Behle auf den nieverordnung (DepV) umzusetzen. Hier ergibt sich ebenfalls Punkt. Das gelte grundsätzlich für das gesamte Bundesgebiet, eine Schadstoffskala – von der Deponieklasse 0 (DK 0) bis zur zeige sich aber gerade beim Blick auf die hiesige Region sehr DK 3. Es gilt: Je höher die Belastung, desto teurer wird die deutlich. Entsorgung, denn nicht jede Deponie darf jedes Material an- nehmen. Die Anzahl der Deponien, die stark belastetes Mate- In Siegen-Wittgenstein gibt es zurzeit kaum noch Platz, um rial lagern dürfen, ist geringer als die derjenigen, die eine unbelastetes Erdreich abzulagern. Geeignet dafür ist einzig die niedrigere Stufe abdecken. Je belasteter ein Boden, desto Deponie in der Siegener Fludersbach, die eigentlich rekultiviert höher sind die Auflagen für die aufnehmende Deponie. Für die werden sollte. Die Genehmigung, hier noch einige Jahre lang Bauausführenden ergeben sich – je nach Belastungsgrad des Bauschutt abzuladen, wird temporär begrenzt sein. Das zur Materials – Entsorgungskosten in Höhe von bis zu 100 € pro Verfügung stehende Volumen wird spätestens 2042 vollstän- Tonne. dig verfüllt sein, womöglich auch bereits deutlich früher. Der Kreis ist damit beauftragt, eine ähnliche Option für die Kreis- Eine chemische Untersuchung bestimmt die Auswahl des Ent- abfalldeponie Winterbach in Netphen-Herzhausen zu schaf- sorgungswegs. Schon die Probenahme vor Ort wird durch Vor- fen, um Zeit zu gewinnen und die heimischen Baufirmen zu schriften wie die PN 98 geregelt. „Früher lief das Prozedere entlasten, indem man ihnen weitere Entsorgungssicherheit im deutlich unkomplizierter ab“, blickt Rolf-Dieter Menzler zu- geografisch nahen Umfeld gewährleistet. rück. Der erfahrene Bau-Experte leitet den Bereich Tiefbau von OTTO QUAST und ist zugleich einer der Hauptverantwortlichen Material, das – wenn auch nur leicht (DK 1) – belastet ist, der Baustoff-Aufbereitung Siegerland GmbH & Co. KG. Mit- müssen die involvierten Unternehmen auf Deponien bringen, arbeiter eines zertifizierten Prüflabors entnehmen bei jedem die weit entfernt liegen. Das ist gleichbedeutend mit einem Einzelprojekt Bodenproben, die exakt über das weitere Vor- massiven logistischen Aufwand. „Wir fahren mitunter bis gehen entscheiden. Menzler nennt als ganz aktuelles Beispiel zu 100 Kilometer in alle möglichen Himmelsrichtungen. Was eine Baumaßnahme am Siegener Jung-Stilling-Krankenhaus. das in zeitlicher und finanzieller Hinsicht auch für unsere Hier hat das Team rund 7.000 m³ Boden ausgeschachtet. „Gut Kunden bedeutet, bedarf keines näheren Kommentars“, ord- 70 % davon müssen wir entsorgen. Den Rest können wir wie- net Sebastian Quast mit klaren Worten ein. Hinzu komme, derverwenden.“ Ein Labor sei damit beauftragt worden, das dass die Sattelzugfahrten zu den Deponien eine nicht uner- Material zu untersuchen. Solche Analysen nähmen in der Regel hebliche Belastung für die Umwelt und den Verkehr mit sich ungefähr eine Woche in Anspruch. brächten.
Wirtschaftsreport Feb 21 7 So oder so gilt: Wenn Abbruchmaterial entsorgt werden muss, „Solche Konstellationen bedeuten eine absolute Win-win-Si- ist es unerlässlich, eine adäquate Trennung durchzuführen. In tuation“, verdeutlicht Rottstock. Lärmschutzwälle mit Erdaus- diesem Punkt setzt die Bauwirtschaft schon seit längerer Zeit hubmaterial schützten Autobahnanrainer effizient vor der auf einen bewährten Stoffkreislauf. Es geht hierbei um die akustischen Belästigung durch die tausenden Fahrzeuge, die Wiederverwendung von mineralischen Abbruchstoffen, etwa täglich über die A45 fahren. Zudem seien sie in der Umsetzung Beton. Auf der Baustelle befreien Arbeiter das Material von erheblich kostengünstiger als klassische Lärmschutzwände, Verunreinigungen. Anschließend wird es in Aufbereitungsan- für die man teures Baumaterial benötige. „Wir bauen den lagen gebrochen und gesiebt, sodass Recyclingmaterial in der Wall. Das kostet niemanden etwas. Und die Baufirmen sind erforderlichen Körnung entsteht. Eine Zertifizierung erhält froh, ihr Material zu wirtschaftlich guten Konditionen loszu- dieses Material, wenn es gemäß anerkannten Leitfäden auf- werden.“ bereitet wird. Dadurch wird die Unbedenklichkeit für die Wie- derverwertung in Hinblick auf die Umwelt je nach Einsatzge- Ein weiteres bedeutendes Einsatzgebiet zur Wiederverwen- biet nachgewiesen, wenn es entsprechend der Regelwerke dung des Materials markieren sogenannte Rekultivierungs- eingebaut wird. maßnahmen. Beispielhaft sind in diesem Kontext die Arbeiten rund um die Hausmülldeponie in Drolshagen-Frenkhausen zu Zu einem der zentralen Partner der regionalen Bauindustrie, nennen. Hier haben die Verantwortlichen den Altstandort aber auch privater Haushalte, ist in den vergangenen Jahren durch einen effektiven Bodenauftrag wieder in einen nutzba- die Bodenbörse Südsauerland um Geschäftsführer Frank Rott- ren Zustand gebracht. Häufig zeigten sich gerade im Kreis stock avanciert. Ihr Aufgabenbereich umfasst die Vermittlung Olpe zudem rein topografisch bedingte Probleme, die man von Boden und mineralischem Bauschutt sowie den Unterhalt durch die Nutzung von Erdaushub beheben könne, erklärt und Betrieb von Verwertungsanlagen. Rottstock: „Für uns geht es in vielen Fällen darum, einen Hö- henausgleich zu schaffen und mit dem Material an einer Bau- Der bei Baumaßnahmen anfallende Bodenaushub oder mine- stelle von unten aufzufüllen.“ ralische Reststoffe können an den Annahmestellen der Boden- börse angeliefert, zwischengelagert oder verbaut werden. Das Die Bodenbörse Südsauerland steht aber nicht nur gewerbli- Team nutzt sie zur Verfüllung und Renaturierung. Rottstock chen Kunden, sondern auch Privatpersonen mit ihrem Service erklärt, für welche Zwecke man den Erdaushub einsetzt. Einen zur Verfügung. Hier nennt der Geschäftsführer ebenfalls ein Schwerpunkt markiere die A45. Entlang der „Sauerlandlinie“ ganz einfaches Beispiel: „Wenn ein Landwirt über eine un- wurden mithilfe des entsprechenden Materials inzwischen be- ebene Wiese klagt, kümmern wir uns darum, das Gelände zu reits mehrere Lärmschutzwälle angebracht. Ganz aktuell ist begradigen. Dann kann er anschließend wieder unfallfrei mit etwa die Baumaßnahme gegenüber dem interkommunalen, seinem Mähwerk über das Grün fahren.“ Es gebe also durchaus von den Städten Olpe und Drolshagen errichteten Gewerbe- einige Optionen, um den ausgehobenen Baustoff sinnvoll zu gebiet „Hüppcherhammer“. verwerten. Andreas Behle, Geschäftsführer der Straßen und Tief bau GmbH aus Kirchhundem, sieht eine Diskrepanz zwischen den ge setzlichen Vorgaben und den tatsäch lichen Bedarfen.
8 Feb 21 Wirtschaftsreport Frank Rottstock ist Geschäftsführer der Bodenbörse Südsauerland. Den Verweis auf die Probleme, die sich durch die landschaft- Natur ein. Darüber hinaus muss man aber auch die erdge- lichen Besonderheiten ergeben, bringt Frank Rottstock indes wachsenen Beeinträchtigungen berücksichtigen.“ Die soge- auch in puncto Suche nach neuen Deponieflächen an. Um für nannte geogene Belastung – unter anderem durch Zink, Zinn, eine solche geeignet zu sein, müsse ein Areal verschiedenste Selen oder Blei – sei für sich genommen in den heimischen Kriterien erfüllen – unter anderem die konsequente Berück- Gefilden oftmals bereits so hoch, dass das Material gemäß den sichtigung der gesetzlichen Regularien des Wasserschutzes. geltenden Regularien entsorgt werden müsse. „Wir haben im Kreis Olpe in fast jedem Tal einen Bach. Allein das ist schon ein absoluter Ausschlussfaktor.“ Denkbar seien Für Behle ist diese strenge Gesetzgebung ein echter Dorn im etwa Bergrücken – aber nur, wenn sie gleichzeitig über eine Auge: „Alles, was im Baggerlöffel landet, ist demnach erst ein- gute Verkehrsanbindung verfügten und ausreichend Platz bö- mal quasi per se Abfall. Realistisch betrachtet, handelt es sich ten. Hinzu kämen artenschutzspezifische Anforderungen. aber in sehr vielen Fällen eben nicht um Müll, sondern um einen „Diese spielen in der heutigen Zeit eine immer wichtigere Rol- absolut hochwertigen Baustoff – ein Wirtschaftsgut.“ Freilich le“, berichtet Rottstock. Bevor man eine Deponie errichten sei es bei schlammigen oder verseuchten Böden eine ganz an- könne, müsse man zunächst mit umfangreichen Gutachten dere Sachlage, aber der Erdaushub in unserer Region besteche darlegen, dass keine Tierarten gefährdet seien. in der Regel durch sehr gute Qualität und erweise sich bei fachmännischer Begutachtung als wiedereinbaufähig. Böden, Darüber hinaus brauche es auch die nötige Akzeptanz innerhalb die man eigentlich bedenkenlos verwerten und an anderer Stel- der Bevölkerung. „Massive Beschwerden und die Entstehung le einsetzen könne, müsse man also laut Gesetz entsorgen. Und entsprechender Bürgerinitiativen gilt es natürlich im Zuge des das sei teuer – sowohl im unternehmerischen als auch im pri- Beantragungsverfahrens und auch in der Folgezeit nach Mög- vaten Kontext: „Wenn ein Häuslebauer erst einmal 20.000 € lichkeit zu vermeiden. Das geht nur über Aufklärung und eine für die Bodenentsorgung berappen muss, überlegt er sich zwei transparente Öffentlichkeitsarbeit.“ Der Geschäftsführer der Mal, ob er den Bauprozess wirklich fortsetzen möchte.“ Bodenbörse wählt zur Verdeutlichung eine Analogie: „Viele von uns halten große Stücke auf erneuerbare Energien. Ein Windrad Im Jahr 2020 hat der Entwurf einer neuen Mantelverordnung im sprichwörtlichen Vorgarten wollen wir aber natürlich auch für Ersatzbaustoffe den Bundestag passiert. Er durchläuft nun nicht haben.“ Ähnlich sei es mit den Deponien. Eine Anlage, die weitere Abstimmungen. Die Verordnung soll die Kriterien für im Jahr rund 300.000 m³ Material annehme, werde in diesem Wiederverwertung, Recycling und Entsorgung von Aushubma- Zeitraum von circa 50.000 Lkw angefahren. terial bundesweit einheitlich regeln – an sich erst einmal ein guter politischer Ansatz, wie Sebastian Quast befindet: „Vor- Hinsichtlich der Ursachen für die Belastung des Erdreichs sei- her galt ein föderalistischer Flickenteppich. Jetzt wird die Sa- en zwei Punkte zu nennen, erklärt der Sauerländer Unterneh- che deutlich übersichtlicher und transparenter.“ Der Haken mer und Tiefbauexperte Andreas Behle: „Auf der einen Seite jedoch: Da die Grenzwerte nun wohl nochmals deutlich stren- ist da natürlich der Faktor Mensch. Die Industrie greift in die ger ausfallen würden, werde es für Unternehmen immer
Wirtschaftsreport Feb 21 9 schwerer, auch eigentlich gutes Material an anderer Stelle in zu fahren. Jede zusätzliche Fahrt lässt Baukosten steigen und geografischer Nähe wieder einzubauen. „Das konterkariert na- verschlechtert die Umweltbilanz eines Projekts.“ türlich die Bemühungen der Bauwirtschaft, Recycling-Tech- nologien voranzutreiben. Stattdessen befürchten wir nun noch Diesen Standpunkt vertritt auch Andreas Behle. Er plädiert für mehr volle Straßen, und den Firmen und Bauherren entstehen praxisnahe Lösungen anstatt eines starren Festhaltens an fi- hohe Kosten sowie ein immenser personeller Aufwand.“ xierten Grenzwerten: „Entscheidend ist aus meiner Sicht, dass der Gesetzgeber zwischen anthropogenen und geogenen Be- Man sei nun also nochmals deutlich häufiger gezwungen, teu- lastungen differenzieren sollte. Hier vermisse ich das nötige res Frischmaterial zu benutzen, anstatt auf vorhandenes, gutes Augenmaß bei den politischen Verantwortungsträgern.“ Man Material zurückzugreifen und dieses wieder nutzbar zu ma- erlebe in der Branche einen zunehmenden „Deponietouris- chen. „Umwelttechnisch wäre es bedenkenfrei. Die Qualität mus“, der keinen der Beteiligten erfreuen könne. „Es kann nicht würde auch stimmen. Aber uns sind einfach die Hände ge- sein, dass man quer durch ganze Bundesländer fahren muss, bunden“, ergänzt Rolf-Dieter Menzler. „Daher machen wir uns um sein Material abzuladen. Wir alle könnten, wenn dies an- in der Bauwirtschaft politisch dafür stark, den Einsatz von ders geregelt wäre, viel Geld sparen – Geld, das man zum Bei- Recyclingbaustoffen nicht weiter zu erschweren.“ Je mehr Be- spiel dringend für wichtige Investitionen im Straßenbau ein- tonschutt oder wiederverwendetes Gestein man einsetzen setzen müsste.“ Hierfür setzen sich der Zentralverband des könne, desto geringer falle die Belastung der Deponien aus. „Es Deutschen Baugewerbes und weitere Verbände mit Nachdruck ist wesentlich sinnvoller, im direkten Umfeld einer Baumaß- ein. ! nahme zertifiziertes Recyclingmaterial zum Beispiel als Schot- terersatz zu verwenden, als es viele Kilometer zu einer Deponie Diesen Bericht finden Sie auch unter www.ihk-siegen.de, Seiten-ID 3764. Interview mit Theo Melcher, Landrat des Kreises Olpe Begleiten und unterstützen Ist die Entsorgung von Erdaushub im Kreis Olpe ein Pro- blem? Wie ist es um die Deponiekapazitäten bestellt? Bedingt durch eine Vielzahl genehmigter technischer Bau- werke liegt derzeit objektiv kein Mangel an legalen Ver- wertungsmöglichkeiten vor. Dass diese nicht immer genutzt werden, stellt ein anderes Problem dar. Dennoch sieht es der Kreis Olpe als seine Aufgabe an, weitere Kapazitäten für die Entsorgung von Erdaushub zu schaffen bzw. hierbei zu un- terstützen. Die Zentraldeponie des Kreises Olpe der Deponie- klasse II hat ein Restvolumen (in Abhängigkeit des Abfall- anfalls) von wenigen Jahren. Die Erschließung weiterer Unterbauabschnitte zur genehmigten Deponie ist derzeit in Planung. Auf der Zentraldeponie können grundsätzlich auch Abfälle der Deponieklassen 0 und I abgelagert werden. Die Ablagerung von Abfällen auf einer Deponie höherer Depo- nieklasse ist jedoch weder ökologisch noch ökonomisch sinnvoll. Was macht die Suche nach neuen Standorten für De- ponien so schwer? Ein Deponiestandort für eine Deponie, auch der Klasse 0, muss eine Vielzahl von Anforderungen erfüllen. Es muss ein wirtschaftlich sinnvolles Volumen zur Verfügung stehen, die Theo Melcher, Landrat des Kreises Olpe. Verkehrsanbindung muss günstig sein, die Akzeptanz der Bevölkerung muss vorhanden sein und darüber hinaus müs- Darüber hinaus wird im Rahmen von Bauanträgen unter Be- sen umweltrechtliche Faktoren berücksichtigt werden. rücksichtigung der Ressourcenschonung – wo möglich und von Bauherren gewünscht – auf Wiedereinbau oder Wieder- Was kann der Kreis in dieser Frage tun? Welche Konzepte verwertung von Bodenmaterial gesetzt. Die gesetzlichen wurden/ werden diesbezüglich erarbeitet bzw. diskutiert? Möglichkeiten bieten einigen Spielraum, bedürfen aber ei- Aktuell gibt es Bemühungen eines privaten Unternehmens, ner sauberen Planung. Diese Planung wird vom Kreis Olpe einen Standort für eine Bodendeponie (DK 0) zu finden. Die- begleitet, um eine möglichst ressourcenschonende Variante se Suche wird seitens des Kreises begleitet und unterstützt. für das Bauvorhaben zu finden.
10 Feb 21 Wirtschaftsreport Lehrstellenbilanz Erhebliche Einbrüche im Jahr 2020 zu verzeichnen lich 43 Lehrverträge geschlossen, im gesamten Netphen - 7,4 Hotel- und Gaststättengewerbe waren es nur Freudenberg - 9,9 50. Hält dieser Trend an, erhöht sich die Gefahr, dass mittelfristig immer mehr junge Menschen Hilchenbach - 11,6 aus Siegen-Wittgenstein und Olpe weit entfern- Siegen - 13,6 te Berufskollegs besuchen müssen, weil vor Ort Kreuztal - 16,0 keine Klassen mehr gebildet werden können.“ Burbach - 18,8 Erhebliche Unterschiede verzeichnete die IHK Bad Berleburg - 20,0 auch zwischen den einzelnen Städten und Ge- Bad Laasphe - 25,0 meinden. In keiner einzigen der 18 Kommunen Wilnsdorf - 26,8 gelang es den Unternehmen auch nur annähernd, Neunkirchen - 30,0 die im Jahr 2019 erzielte Anzahl der Lehrver- träge zu erreichen. Im Kreis Olpe waren die Erndtebrück - 34,2 „niedrigsten“ Rückgänge in Attendorn (-15,9 %) -40 -35 -30 -25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 und Wenden (-16,5 %) zu verzeichnen. Am Entwicklung der eingetragenen Ausbildungsverhältnisse von 2019 bis 2020 im Kreis SiegenWittgenstein schlechtesten sah es in Kirchhundem (-28,2 %) (Veränderung in %). und Lennestadt (-27,5 %) aus. Im Altkreis Siegen sanken die Lehrverträge in Netphen (-7,4 %), Die IHK-zugehörigen Unternehmen in Siegen- genen Lehrverträgen „lediglich“ bei 17 % lag. Freudenberg (-9,9 %) und Hilchenbach (-11,6 %) Wittgenstein und Olpe schlossen im Jahr 2020 Naturgemäß war eine erhebliche Spreizung in noch halbwegs moderat. Am deutlichsten waren insgesamt 1.821 Lehrverträge ab – 415 weniger den unterschiedlichen Berufen zu beobachten. hier die Rückgänge in Neunkirchen (-30 %) und als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Der IHK-Geschäftsführerin Sabine Bechheim: „In Wilnsdorf (-26,8 %). In den drei Wittgensteiner Rückgang beträgt 18,6 %. „Seit über 31 Jahren den industriellen Metallberufen fiel mehr als Kommunen schlossen die Unternehmen 141 Aus- befasse ich mich mit dem regionalen Lehrstel- jeder fünfte Ausbildungsplatz weg. Bei den In- bildungsverträge, 2019 waren es noch 186. „Spit- lenmarkt. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir dustriekaufleuten war es sogar jede vierte Lehr- zenreiter“ bei den Rückgängen war hier Erndte- in dieser Zeit einmal einen derartigen Einbruch stelle. Hier betrug das Minus 25,6 %. Das ist brück mit einem Minus von 34,2 %. Nur wenig an Verträgen hinnehmen mussten“, kommentiert schon sehr heftig ausgefallen.“ Doch es habe besser sah es in Bad Laasphe (-25 %) und in Bad IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener die durchaus auch Lichtblicke gegeben. So sei die Berleburg (-20 %) aus. Klaus Gräbener: „Zuletzt nicht zufriedenstellende Lehrstellenbilanz 2020. Zahl der Lehrverträge im gesamten Handel le- zog in einigen Wirtschaftsbereichen jedoch die Die Corona-Pandemie habe sich dabei deutlich diglich um 8,9 % gefallen, in den Lagerberufen Konjunktur wieder an. Setzt sich dieser Trend negativer auf der Nachfrageseite als beim be- habe der Rückgang sogar nur bei 4,2 % gelegen. fort, besteht berechtigte Hoffnung, dass sich trieblichen Angebot von Ausbildungsplätzen be- Sorgen bereitet der IHK, dass sich die schwa- 2021 auch der Lehrstellenmarkt kräftig erholt. merkbar gemacht. Die wirtschaftlichen Hiobsbot- chen Eintragungszahlen mittelfristig auf die Wir bewegen uns momentan zwar in schwieri- schaften im Frühjahr motivierten nach IHK-Ein- ortsnahe Beschulung in den Berufskollegs aus- gem Fahrwasser, sollten aber dennoch mit Zu- schätzung zahlreiche Eltern, ihren Kindern eher wirken könnten. Sabine Bechheim: „Bei den versicht ins neue Jahr starten. Angst ist schließ- zu einer schulischen oder hochschulischen Aus- Bankkaufleuten wurden in beiden Kreisen ledig- lich immer ein schlechter Ratgeber.“ ! bildung statt zu einem betrieblichen Ausbil- dungsplatz zu raten. Hier lägen die wesentlichen Ursachen der jetzigen Entwicklung. Bis zuletzt Attendorn - 15,9 hätten die Unternehmen zahlreiche offene Lehr- stellen nicht besetzen können. Klaus Gräbener: Wenden - 16,5 „Wie will man junge Leute auch für eine betrieb- liche Lehre begeistern, wenn weitverbreitete Drolshagen - 23,1 Kurzarbeit ihnen die Botschaft vermittelt, grö- ßere Teile von Industrie und Handel seien an- Olpe - 23,6 gezählt und böten keine Perspektive?“ Finnentrop - 25,0 Die Rückgänge im Lehrstellenvolumen vollzogen sich in beiden Kreisen nahezu gleichgewichtig. Lennestadt - 27,5 Die IHK-zugehörigen Unternehmen im Kreis Ol- pe schlossen 2020 insgesamt 611 Lehrverträge Kirchhundem - 28,2 ab. Dort fiel das Minus mit 21,6 % nur unwe- -40 -35 -30 -25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 sentlich stärker aus als im Kreis Siegen-Witt- genstein, wo der Rückgang mit 1.210 eingetra- Entwicklung der eingetragenen Ausbildungsverhältnisse von 2019 bis 2020 im Kreis Olpe (Veränderung in %).
Wirtschaftsreport Feb 21 11 IHK Siegen Geschäftsführung neu aufgestellt Mit Wirkung vom 1. Januar 2021 wurde Klaus Fenster zum stellvertretenden Hauptgeschäfts- führer der IHK Siegen bestellt. Der 60-jährige Volljurist folgt in dieser Funktion Hermann-Jo- sef Droege, der zum Jahresende 2020 in den Ruhestand trat. Der aus Siegen stammende Klaus Fenster studierte nach seinem Abitur Rechtswissenschaften in Gießen, war über lange Jahre hinweg in leitenden Funktionen der Bun- desagentur für Arbeit tätig und führte vor sei- nem Wechsel in die IHK Siegen im Jahre 2014 die Geschäfte des Jobcenters Siegen-Wittgen- stein. Klaus Fenster leitet zukünftig den Ge- schäftsbereich „Zentrale Dienste und Recht“. Carsten Schmale Zeitgleich wurde Sabine Bechheim mit der Lei- tung des Geschäftsbereichs „Berufliche Bildung und Gründung“ betraut. Sie wird dadurch zu- Sabine Bechheim ist ab sofort Mitglied der IHKGeschäftsführung. Klaus Fenster ist neuer stellvertretender Haupt gleich als Geschäftsführerin des Berufsbildungs- geschäftsführer. zentrums (bbz) der IHK Siegen e.V. tätig. Die neue IHK-Geschäftsführerin ist gebürtig aus Olpe, über etliche Jahre in der TZSI GmbH sowie im bbz dung, Sicherung und Nachfolge“ leitete. studierte Germanistik, Geschichte und Chemie an tätig, ehe sie im Januar 2015 in die IHK wechsel- IHK-Geschäftsführer Hans-Peter Langer verant- der Universität Siegen sowie Personalentwick- te und dort seither das Büro des Hauptgeschäfts- wortet – wie bisher schon – den Geschäftsbe- lung an der TU Kaiserslautern. Die 49-Jährige war führers und seit 2017 zudem das Referat „Grün- reich „Standort und Infrastruktur“. ! 6=" "#'%&!$&)( #:" $4##-!34.5 +++2(-+42/- %!)60(-+42/- &-+4 ,14'#34. &"3$ .;0!070;80! ( 1-&&+ *"42
12 Feb 21 Wirtschaftsreport Förderprojekt des Bundes Verbesserte Zusammenarbeit in Betrieben Um die Chancen zunehmender Digitalisierung Bildung und Forschung (BMBF) hin. Gefördert kreten betrieblichen Anwendungsfällen sollen von Produkten und Dienstleistungen nutzen zu werden Projekte, in denen die verbesserte Zu- „Best-Practice“-Beispiele etabliert und für eine können, kommt es entscheidend auf die effizi- sammenarbeit und Arbeit von Menschen mittels Verwertung auch in anderen Unternehmen vor- ente Zusammenarbeit der Mitarbeiter unterein- innovativer und neuartiger digitaler Werkzeuge bereitet werden. Anträge können gestellt werden ander sowie der Mitarbeiter und des techni- im Vordergrund steht. von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), schen Umfelds an. Dies führt bei Unternehmen mittelständischen Unternehmen sowie von und Belegschaften zu einem Anstieg der Kom- Das Programm zielt darauf ab, technologische staatlichen und nichtstaatlichen Hochschulen plexität der Arbeit. Die IHK Siegen weist in die- und organisatorische Innovationen zu heben und und außeruniversitären Forschungseinrichtun- sem Zusammenhang auf die Fördermaßnahme zielgerichtet für eine optimale Qualität der Zu- gen. Die Förderrichtlinie sieht zwei Einreichungs- „Zukunft der Arbeit – Innovationen für die Ar- sammenarbeit und der Kompetenzentwicklung stichtage für entsprechende Projektskizzen vor: beit von morgen“ des Bundesministeriums für der Mitarbeiter einzusetzen. Ausgehend von kon- 1. März und 1. September 2021. ! Interview mit Wilnsdorfs Bürgermeister Hannes Gieseler „Wachsen und investieren“ Im Wirtschaftsreport beziehen die Bürger- Zukunftsfähige Unternehmen wachsen und in- meister der Kommunen des Kammerbezirks vestieren. Um diesen Unternehmen eine Pers- Stellung zu Themen der Gemeindeentwick- pektive bieten zu können, wird es nötig sein, lung und der Wirtschaft. Für die Februar- neue Gewerbeflächen zur Verfügung zu stellen. Ausgabe stellte sich Wilnsdorfs Verwal- Auch im Bereich Fachkräftegewinnung gilt es, tungschef Hannes Gieseler dem Gespräch. weitere Akzente zu setzen und attraktive An- gebote zu machen. Durch die interkommunale 1. Wie steht die Wirtschaft in Wilnsdorf da? Ausbildungsmesse SüdSiegerland und Projekte Die Wirtschaft in Wilnsdorf ist insgesamt gut wie die Azubi-Map sind bereits wertvolle Inst- aufgestellt und bietet Arbeitsplätze für mehr rumente für Unternehmen vorhanden, um mit Gemeinde Wilnsdorf als 6.000 Beschäftigte. Auf einer Fläche von heimischen Schülerinnen und Schülern in Kon- rund 160 Hektar sind in den verkehrsgünstig takt zu treten. Investieren möchte ich in die gelegenen Industriegebieten der Gemeinde Ausweisung von Wohnbauflächen, denn Bau- moderne, zukunftsorientierte Betriebe des plätze sind auch ein wichtiges Attraktivitätskri- Hannes Gieseler, Bürgermeister der Gemeinde Wilns produzierenden Gewerbes zu finden. Hierbei terium für die Fachkräftegewinnung und -bin- dorf. handelt es sich mit Masse um leistungsstarke dung. mittelständische Firmen sowie einige Groß- 3. Welche Schwerpunkte setzen Sie im Ge- unternehmen aus den Bereichen des Maschi- Was in Wilnsdorf bisher gut funktioniert, ist der meindeentwicklungskonzept? nenbaus sowie der Metall- und Kunststoffver- Austausch der Unternehmen untereinander. Da- Aufbauend auf unserem Integrierten Kommu- arbeitung. Darüber hinaus hat sich in der rauf lässt sich aufbauen, indem bestehende nalen Entwicklungskonzept werden in den Gemeinde Wilnsdorf auch ein qualifiziertes Strukturen zur Intensivierung von Vernetzung kommenden Jahren vor allem Dorfmittelpunk- Einzelhandels- und Dienstleistungsangebot mit und daraus resultierenden Maßnahmen genutzt te als Orte gesellschaftlichen Zusammenle- Alleinstellungsmerkmalen in den Segmenten werden. Ein offenes Miteinander mit den Unter- bens in den Fokus rücken. Die Förderanträge Mode und Genussmittel etabliert. nehmen ist mir dabei sehr wichtig. Weiterer für zwei Dorfplatz-Neugestaltungen sind ge- Handlungsbedarf ist in Bezug auf die Digitali- stellt. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Attrak- In der Corona-Krise sind die Unternehmen und sierung festzustellen. Die Voraussetzungen hier- tivitätssteigerung in allen Ortsteilen. Derzeit Geschäfte branchenabhängig vor unterschied- für wurden bereits im Zuge des Breitbandausbaus finden Überlegungen zur Verbesserung der liche Herausforderungen gestellt. Viele der geschaffen: 98 % der Unternehmen verfügen Aufenthaltsqualität in allen Ortsteilen statt. familiengeführten Betriebe und inhabergeführ- über einen Breitbandzugang mit mindestens Hierbei setze ich insbesondere auf die Mitwir- ten Geschäfte haben mit innovativen Strategien 200 Mbit/s. Damit liegen wir im landesweiten kung einer aktiven Dorfgemeinschaft. Die Be- und Ideen die Lage genutzt, um mittel- und Vergleich auf Platz 2. Dem Thema Digitalisie- lange vor Ort können die ortsansässigen Bür- langfristig neue Geschäfts- und Vermarktungs- rung soll in Zukunft daher noch mehr Bedeutung gerinnen und Bürger am besten einschätzen. zweige aufzubauen. zugeschrieben werden, um vor allem den Einzel- Denn bei allen Maßnahmen verfolgen wir das handel sowie das Gastgewerbe zukunftsfähig zu übergeordnete Ziel, das Miteinander in der Be- 2. Wo sehen Sie Handlungsbedarf? Welche machen. Die Corona-Krise hat dem Thema viel völkerung zu stärken und die Bevölkerung in konkreten Ansätze zur Verbesserung von Schwung verliehen. Hierauf müssen wir aufbau- die Entwicklung der Gemeinde mit einzubezie- Rahmenbedingungen verfolgen Sie jetzt in en. Ergänzend dazu wird aktuell zudem ein Ein- hen. der Anfangszeit Ihrer ersten Amtsperiode? zelhandelskonzept erstellt. Interview: Patrick Kohlberger
Wirtschaftsreport Feb 21 13 Hansestadt Attendorn Erfolgreiches Energiesparprojekt Im Jahr 2018 startete die Maßnahme „Energie- sparen an öffentlichen Einrichtungen in Atten- dorn“. In Zusammenarbeit mit dem unabhängi- gen Beratungsbüro ecoteam NRW setzt die Gebäudebewirtschaftung der Hansestadt Atten- dorn (GEBA) unter dem Motto „Ein echter Katt- filler kennt die Energiekiller“ seitdem ein inten- sives Energiespar- und Klimaschutzprojekt um. Beteiligt sind acht Schulen, sieben Sporthallen, das Rathaus, die Stadthalle sowie das Südsauer- landmuseum. Und die Kattfiller-Botschaft prangt nun auf einer großen Weltkugel, die von allen Attendorner Grundschulen gemeinsam gestaltet und an Bürgermeister Christian Pospischil über- Hansestadt Attendorn geben wurde. Eigentlich wollten die jungen Künstler die Welt- kugel als Symbol für die bedrohte Umwelt per- Klaus Pelzer vom beratenden Klimaschutzbüro ecoteam NRW (r.) überreichte das Kunstwerk im Namen aller sönlich übergeben, aber in Zeiten von Corona Grundschulen an Attendorns Bürgermeister Christian Pospischil. war dies nicht möglich. So überreichte Klaus Pelzer (ecoteam NRW) das zwei Meter hohe Platz zu geben, sodass sich zukünftig alle Atten- stellung des ersten kompletten Jahres im Rahmen Kunstwerk in der Rathausgalerie im Namen aller dorner Bürgerinnen und Bürger diese Gemein- des Energiesparprojektes. Mit knapp 40.000 € Grundschulen an den Verwaltungschef. Dieser schaftsproduktion anschauen können. Anlass der Einsparungen im Energiebereich allein für das versprach, dem Geschenk einen angemessenen Übergabe der Weltkugel war die Ergebnisvor- Jahr 2019 kann sich die Bilanz sehen lassen. !
14 Feb 21 Wirtschaftsreport IHK-Samstagsakademie Zweite Ausgabe ist gestartet Die spannende Welt der Wirtschaft entdecken: durchweg positiven Feedback der ersten Sams- Zusammenhänge interessieren und ein duales Das können engagierte Schülerinnen und Schüler tagsakademie war schnell klar, dass wir das An- Wirtschaftsstudium oder eine kaufmännische im Rahmen der IHK-Samstagsakademie, einem gebot fortsetzen und eine weitere Runde starten Ausbildung anstreben.“ An 18 Terminen mit ins- gemeinsamen Projekt der Industrie- und Han- – aufgrund der aktuellen Lage natürlich vorerst gesamt 108 Unterrichtsstunden erhalten sie delskammer Siegen (IHK), der FOM Hochschule in in rein virtueller Form“, berichtet Sabine Bech- unter anderem Einblicke in die Grundlagen öko- Siegen und der regionalen Sparkassen. Jetzt fiel heim, IHK-Geschäftsführerin Berufliche Bildung nomischen Denkens und Handelns, in die Be- der (virtuelle) Startschuss für die zweite Ausgabe und Gründung. Thomas Scheicher, Geschäftslei- schäftigungs- und Arbeitsmarktpolitik sowie in des besonderen Lehrangebots – elf junge Men- ter der FOM in Siegen, ergänzt: „Für unseren die Themenbereiche Globalisierung, Wirtschafts- schen dürfen sich in den kommenden Monaten Start in der letzten Ferienwoche hatten wir wachstum und Preisbildung. Das besondere Kon- auf einen besonderen Mix aus Theorie und Praxis gleich mehrere Online-Termine angesetzt. Jetzt, zept dabei: Anstelle von reinem Frontalunterricht freuen. Die IHK-Samstagsakademie bietet Schü- wo die Schule wieder losgeht, finden die Lehr- erwartet die jungen Menschen eine besondere lerinnen und Schülern die Möglichkeit, sich früh- einheiten regelmäßig am Wochenende statt.“ Mischung aus (virtuellen) Gruppenarbeiten, Pra- zeitig mit wirtschaftlichen Themen zu befassen Dr. Nadine Uebe-Emden als Vertreterin für die xisbeispielen und wissenschaftlicher Arbeit, auch – und zwar auf praxisnahe, anschauliche Weise. regionalen Sparkassen erläutert: „Die IHK-Sams- ein Planspiel steht mit auf dem Programm. Die Gleichzeitig soll die Teilnahme bei der Berufs- tagsakademie richtet sich an Schülerinnen und Teilnahme an der Akademie ist für die Schülerin- wahlentscheidung unterstützen. „Nach dem Schüler ab Klasse 10, die sich für wirtschaftliche nen und Schüler kostenfrei. ! IHK-Podcast Start ist erfolgreich verlaufen Was sind die wesentlichen Vorteile dieses Formats? Es ist sehr lebendig und authentisch. Wir möchten vor allem Unternehmerinnen und Unternehmer selbst zu Wort kommen lassen. Die Hörer erleben den Interviewgast mit seiner Stimme, die in Ton- lage oder Lautstärke durchaus Emotionen verrät. Dem Messebauer, dem durch Corona ein ganzes Geschäft wegbricht, darf man ruhig anmerken, was es für ihn persönlich bedeutet. Und auch, wenn es derzeit nur wenig Anlass hierfür gibt: Es kann auch einmal gelacht werden! Das Format zwingt zu einer leicht verständlichen, nämlich der gesprochenen Sprache. Das macht es ungemein IHK Siegen einfach, komplexe Themen, wie das Lieferketten- gesetz, grundsätzlich zu begreifen. Mit den ver- IHKGeschäftsführer HansPeter Langer sieht im neuen IHKPodcast ein sinnvolles Instrument. sierten Redakteurinnen Chantal Kleinschmidt und Dr. Christine Tretow und Social-Media-Expertin „Kammer mal hören – nachgehakt, nachge- über Bewegtbild aufnehmen. Unsere Aufgabe ist Ann-Kristin Spies garantiert ein qualifiziertes fragt“: Unter diesem Motto werden im neuen es, die Belange der heimischen Wirtschaft wirk- Team die notwendige fachliche Qualität. Podcast der IHK Siegen jede Woche spannen- sam zu vertreten. Hierzu sind wir auf eine funk- de Wirtschaftsthemen aus der Region hörbar tionierende Kommunikation mit den Zielgruppen, Der Podcast läuft seit 7. Januar. Wie kommt – ganz bequem daheim oder unterwegs. Im aber auch der breiten Öffentlichkeit, zwingend er an? Januar wurden die ersten Episoden veröffent- angewiesen. Wir müssen dafür die Kanäle gestal- Es ist ein neues Informationsangebot, das sich licht. Wirtschaftsreport-Redakteur Patrick ten, auf denen wir die Menschen am besten er- erst herumsprechen und etablieren muss. Umso Kohlberger sprach hierüber mit IHK-Ge- reichen. Das ist sehr wichtig. Mit dem Podcast mehr freuen wir uns, dass bereits die erste Folge schäftsführer Hans-Peter Langer. haben wir einen neuen Weg beschritten. „Gastronomie und Corona“ hunderte Male auf- gerufen wurde. Wir bewerben die Episoden der- Warum gibt es diesen Podcast? Braucht eine zeit regelmäßig in unseren Social-Media-Profi- Die Episoden des Podcasts „Kammer mal hö- IHK das unbedingt? len, um die Reichweite stetig zu erhöhen. Auch ren – nachgehakt, nachgefragt“ erscheinen Wir stellen fest, dass sich das Mediennutzungs- die älteren Podcast-Episoden bleiben dabei immer mittwochs und können auf Spotify, verhalten der Menschen wandelt. Es sind längst weiterhin abrufbar. Wir stellen im Übrigen Deezer, iTunes sowie auf www.ihk-siegen.de nicht mehr nur die ganz jungen Generationen, die schon heute die Weichen, um dieses Angebot abgerufen werden. Informationen bevorzugt über das Hören und mit Video-Podcasts wirkungsvoll zu ergänzen. !
Wirtschaftsreport Feb 21 15 Neues Jobportal Stellenangebote der Kommunen Die Hansestadt Attendorn und die Stadt Kreuz- tal haben in einer Initiative mit anderen Städten und Gemeinden in NRW ein gemeinsames Job- portal gegründet. Hier finden Bewerber alle In- fos über Kommunen als Arbeitgeber. Unter dem Dach der Plattform www.berufe-nrw.de startete im Dezember das erste Job- und Informations- portal für Berufe und freie Stellen in der öffent- lichen Verwaltung der Städte und Gemeinden Nordrhein-Westfalens. Das Portal finanziert sich durch eine jährliche Einmalumlage unter den Mitgliedern. Im Gegenzug können unbe- grenzt viele offene Stellen und Ausbildungsplät- ze beworben werden. Der Städte- und Gemein- debund NRW hat die Schirmherrschaft über die Initiative übernommen. Hauptgeschäftsführer Dr. Bernd Jürgen Schneider betont: „Die teilneh- menden Städte und Gemeinden zeigen, wie at- Mit Blick auf traktiv eine berufliche Zukunft im öffentlichen Dienst ist.“ Obwohl Städte und Gemeinden mehr als 100 verschiedene Berufe böten, sei den meisten Menschen die Vielfalt des öffentlichen Dienstes nicht bewusst. ! das Wesentliche. Umweltmanagement Einstieg leicht gemacht Der Umweltgutachterausschuss hat seinen Leit- faden zum Einstieg ins europäische Umweltma- nagementsystem EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) komplett überarbeitet. Er bietet Unternehmensleitungen und Beauftragten eine praktische Anleitung, um Schritt für Schritt EMAS im eigenen Betrieb einzuführen, und zeigt auf, was es dabei zu beachten gilt. Mit EMAS sind Unternehmen und Organisationen in der Lage, Ressourcen und Kosten intelligent einzu- sparen, einen wirksamen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz zu leisten und gesellschaft- liche Verantwortung zu übernehmen. Rund 1.200 Betriebe und andere Organisationen in Deutsch- land kommunizieren dies in ihrer Umwelterklä- rung der Öffentlichkeit. Die Broschüre gliedert sich in acht Schritte, die die Unternehmen auf dem Weg zu EMAS begleiten – von der Vorbe- reitung bis zur Eintragung in ein öffentliches Register. Den Leitfaden zum Herunterladen gibt es unter: https://www.emas.de/aktuelles/news/ 29-10-20-emas-leitfaden. Ansprechpartner in der IHK Siegen ist Roger Schmidt (Tel.: 0271 0271 313634-0 | www.schoen-siegen.de 3302-263, E-Mail: roger.schmidt@siegen.ihk. de). !
16 Feb 21 Wirtschaftsreport Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Siegen Change Management im Blickpunkt Die Digitalisierung bringt zahlreiche Verände- verbessern. „Oder man möchte seinen Mitarbei- 4.0 des Kompetenzzentrums zum „Change Ena- rungsprozesse für mittelständische Firmen mit tern ein Arbeits-Tablet zur Verfügung stellen, um bler“ qualifizieren lassen. In fünf Workshops ler- sich. Ein großer Teil dieses Wandels lässt sich auf die Prozesse stärker papierlos zu gestalten“, er- nen die Teilnehmer entsprechende Methoden technische Innovationen zurückführen. Dadurch klärt Meisterjahn. Um die Einführung auch opti- kennen, um das Erlernte direkt anwenden zu besteht jedoch leicht die Versuchung, Digitalisie- mal im Sinne der Beschäftigten zu gestalten, können. Christina Meisterjahn und Jonas Koch rungsprojekte nur aus der technologischen Pers- bieten sich unterschiedliche Methoden aus dem begleiten außerdem kleine und mittlere Unter- pektive anzugehen. Das reicht aber nicht aus, Change Management an, etwa eine Stakeholder- nehmen bei ganz konkreten Umsetzungsprojek- wenn solche Projekte erfolgreich umgesetzt wer- Analyse. „Dabei wird genau darauf geschaut, wer ten. Durch die Workshop-Reihe ist der Kontakt zu den sollen, wissen Christina Meisterjahn und von der Veränderung betroffen sein wird und um einem Unternehmen entstanden, das in einer Jonas Koch vom Mittelstand 4.0-Kompetenzzen- welche Mitarbeiter man sich besonders kümmern kompletten Produktionslinie eine neue Software trum Siegen. Die beiden sind Experten für das muss, weil sie Veränderungen gegenüber viel- einführen wollte, die die bisherige Arbeit stark Thema Change Management, also für die profes- leicht negativ eingestellt sind“, verdeutlicht verändert. Die Verantwortlichen wollten wissen, sionelle Begleitung von Veränderungsvorhaben Koch. Auch Widerstände gehörten zum Verände- wie es um die Veränderungsbereitschaft der Mit- jeder Art, die in Unternehmen oder Organisatio- rungsprozess dazu und sollten Berücksichtigung arbeiter steht. Bei einer gezielten Befragung ist nen passieren. Dabei sei es wichtig, einen parti- finden. Nur wer seine Mitarbeiter frühzeitig ein- herausgekommen, dass sich die Mitarbeiter zipativen Ansatz zu verfolgen, erklären die bei- binde, bekomme auch rechtzeitig mit, ob an sei- Schulungen wünschen. Mittlerweile konnte die den. Es gehe darum, alle Betroffenen in einem ner Strategie noch etwas zu verbessern ist. Das Software erfolgreich eingeführt werden – mit Un- solchen Projekt von Anfang an mit ins Boot zu Feedback sei oftmals sehr hilfreich. Unterneh- terstützung der Mitarbeiter. Weitere Informatio- holen. Ein typischer Veränderungsprozess kann men, die sich stärker mit dem Thema Verände- nen zum Thema Change Management im Kom- zum Beispiel die Einführung einer neuen Soft- rungsmanagement beschäftigen wollen, können petenzzentrum finden Interessierte unter https:// ware in der Fertigung sein, um die Prozesse zu sich in der kostenfreien Workshop-Reihe Change kompetenzzentrum-siegen.digital/change/. ! Stadt Hilchenbach Unbürokratische Hilfsangebote für Unternehmer es, Leerstände im Stadtgebiet sinnvoll und mög- lichst langfristig zu vermieten – zu günstigen Konditionen. Konkret bedeutet das: Die Kommu- ne mietet Leerstände mit einer Größe von bis zu 300 m² an, verhandelt mit dem jeweiligen Ei- gentümer einen Abschlag von 30 % und erlässt dem späteren Mieter wiederum einen weiteren 80-%-Abschlag vom Ursprungsbetrag. Der Ver- waltungschef skizziert ein Beispiel: „Wenn ein Lokal bisher für 1.000 € im Monat vermietet wurde (Kaltmiete), kann ein Gründer die Räum- lichkeiten nun für 200 € beziehen. Das Ganze läuft dann über zwei Jahre.“ Stadt Hilchenbach Diese monetäre und infrastrukturelle Förderung soll Unternehmern dabei helfen, Fuß zu fassen. Nach Ablauf des befristeten Mietverhältnisses kann dann geprüft werden, wie nachhaltig das Hilchenbachs Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis möchte vor allem Gründern unter die Arme greifen. jeweilige Geschäftskonzept ist. Mit dem Konzept Der heimischen Wirtschaft unter die Arme zu dem man entsprechende Strukturen schafft.“ adressiert die Stadt unterschiedliche Zielgrup- greifen, ist ein zentrales Anliegen, dem sich Ky- Genau in diesem Punkt stellen der Verwaltungs- pen – von (Online-) Händlern über Gastronomen rillos Kaioglidis verschrieben hat. Der Bürger- chef und seine Kollegen nun ein ganz besonde- und Dienstleister bis hin zu Kanzleien. Auch Pra- meister der Stadt Hilchenbach weiß, dass es res Angebot bereit. Im Rahmen des jüngst ver- xen sind inbegriffen. Eine solche hat die Kom- dabei längst nicht nur um Themen wie Beratung längerten „Sofortprogramms zur Stärkung mune kürzlich bereits erfolgreich vermittelt. geht: „Natürlich ist es sehr wichtig, Existenz- unserer Innenstädte und Zentren in NRW“ hat gründern und anderen Unternehmern mit Tipps die Kommune im nördlichen Siegerland ein Kon- Für weitere Informationen steht das Hilchenba- und Tricks zur Seite zu stehen. Genauso kommt zept erarbeitet, das vor allem für junge Gründer cher Stadtmarketing in Person von Kerstin Broh es aber auch darauf an, ihnen die Verwirkli- lukrativ sein könnte. Über den im Programm (Tel.: 02733 288136, E-Mail: k.broh@hilchen- chung ihrer beruflichen Ziele zu erleichtern, in- enthaltenen Verfügungsfonds „Anmietung“ gilt bach.de) zur Verfügung. !
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