Wirtschaftsreport Februar 2021 - Titelthema: Deponiekapazität

Die Seite wird erstellt Stella Bender
 
WEITER LESEN
Wirtschaftsreport Februar 2021 - Titelthema: Deponiekapazität
Wirtschaftsreport
                  Februar 2021

            Titelthema:
            Deponiekapazität
Wirtschaftsreport Februar 2021 - Titelthema: Deponiekapazität
!*4*$3024 +2 +.1,&/
$"1 ."5) &(",(1#"5 25 8#1(1 *(",( +5) /(12,(5 *"( !+ )(5 7'$0
*45)(1314%1266(5-
1?5 3:6:;?A/:;)'696:$6?@>#@*>*,
0'6KN;$'64@ J=';&?KK5 ;'2L 1'; E&-A/+";'KKM6')!4 MF;;'; ?= 5:&:64
?2+" MK'!;' .;4'6;'"
Wirtschaftsreport Februar 2021 - Titelthema: Deponiekapazität
Wirtschaftsreport        Feb 21            1

                                                     Editorial
                                                    Viren im Schatten des Virus

Corona hat unseren Alltag nach wie vor fest im Griff. Die Pandemie ver-
drängt obendrein viele wichtige Themen aus der Berichterstattung und
damit aus dem öffentlichen Bewusstsein. So kommt es, dass sich eine an-
dere Art Viren ausbreitet, ohne dass dies Diskussionen in den einschlägigen
Talkshows auslöst oder dauerhaft Schlagzeilen macht. Etliche heimische
Industrieunternehmen waren in den letzten Monaten Ziel von Hackern, die
mithilfe von Viren in die IT-Systeme der Betriebe eindringen. Zufall? Wohl
kaum. Vielmehr unterliegt der heimische Wirtschaftsraum damit einer Zu-
nahme von Angriffen, die auch weltweit zu beobachten ist.

Die Zahl der Cyberangriffe klettert regelmäßig auf einen neuen Höchst-
stand. Laut Bundeskriminalamt (BKA) stieg sie bereits 2019 im Vergleich
zum Vorjahr um 15 % auf über 100.000. Wohlgemerkt: Hierbei handelt es
sich nur um die polizeilich registrierten Vorfälle. Die Dunkelziffer dürfte um
ein Vielfaches höher liegen. Je mehr sich das Leben in die digitale Welt
verlagert, desto stärker wird diese zum Betätigungsfeld für Kriminelle. Es
ist heute wahrscheinlicher, von Hackern ausgebeutet, als auf der Straße
überfallen zu werden. Cyberkriminalität ist keine Science-Fiction mehr,
sondern wie das Corona-Virus mitten unter uns.

Corona erzeugte für Hacker geradezu ein Eldorado. Arbeitsabläufe wurden
in kürzester Zeit ins Homeoffice verlagert. Nicht immer wurden die damit
einhergehenden Datenflüsse ausreichend gegen Zugriff von außen abgesi-
chert. So geben sich die Viren die Klinke in die Hand: zu wenig Zeit, zu
hoher Kostendruck und die Fehlwahrnehmung, dass Cyberkriminalität doch
eher eine Gefahr für Großunternehmen sei. Dabei zeigen die Statistiken,          und viel gearbeitet wird. Hier gilt es, frühzeitig und regelmäßig für typische
dass es längst die KMU sind, die schwerpunktmäßig ins Visier der Hacker          Fallen und Anzeichen auf einen Hackerangriff zu sensibilisieren – eine Auf-
geraten. Es verwundert auch nicht, dass sich unter den bekannt gewordenen        gabe, der sich auch die IHK mit einem umfassenden Informationsangebot
Fällen heimische Weltmarktführer befinden. Für sie kann ein erfolgreicher        stellt.
Angriff besonders dramatische Folgen für die Wettbewerbssituation haben,
wenn sensible Daten verloren gehen, veröffentlicht werden oder wenn es           Die virtuelle Welt ist keine andere als unsere. Deshalb müssen Cyber-Straf-
gar zur Stilllegung der Produktion kommt. Die Angriffe zielen auf das zen-       taten ebenso konsequent aufgeklärt und bestraft werden. Manch Ge-
trale Nervensystem der Unternehmen. Mit Jahresbeginn sind die durch              schäftsführer tut sich schwer damit, nach einem Hackerangriff den Weg an
solche Straftaten hervorgerufenen Kosten Schätzungen zufolge weltweit            die Öffentlichkeit zu beschreiten. Immerhin könnte sich der Kunde fragen:
auf 6 Billionen US-Dollar angestiegen. Häufig werden mittels sogenannter         „Wenn die Sicherheit des Unternehmens nicht hinreichend gewährleistet
Verschlüsselungstrojaner hohe Geldsummen erpresst. In den meisten Fällen         ist, wie ist es dann um die Qualität von Produkten und Service bestellt?“
zahlen die Betriebe laut Sicherheitsdienstleister kein Lösegeld.                 Aber dies ist ein Trugschluss. Denn treffen kann es jeden. Das zeigen auch
                                                                                 die jüngsten Beispiele bei uns. Der US-amerikanische Sicherheitsexperte
Die Wiederherstellung betroffener IT-Systeme ist, je nach Ausmaß des             Gene Spafford hat der Vorstellung eines hundertprozentigen IT-Schutzes
Schadens, teuer und sehr zeitaufwendig. Besser ist es daher, Vorkehrungen        schon vor einiger Zeit eine deutliche Absage erteilt: „Das einzig sichere
zu treffen. Die Fachleute loben dabei den Trend zur Nutzung von Daten-           System müsste ausgeschaltet, in einem versiegelten und von Stahlbeton
clouds, bei der Software und Speicherplatz von externen Dienstleistern ge-       ummantelten Raum und von bewaffneten Schutztruppen umstellt sein.“
nutzt werden, statt der eigenen, ohnehin überlasteten IT-Abteilung weite-
re Aufgaben aufzubürden. Zudem sollten die Datenströme soweit wie                Wenn Unternehmen daher die Vorfälle von sich aus zur Anzeige bringen, ist
möglich verschlüsselt werden. In jedem Fall wird dazu geraten, IT-Sicherheit     dies gleichwohl nicht weniger als vorbildlich. Nicht nur, weil es stockende
zur Chefsache zu machen. Immerhin führt die zunehmende Vernetzung der            Abläufe zu erklären hilft, sondern weil damit den Strafverfolgungsbehörden
Infrastruktur dazu, dass nicht nur einzelne Bereiche betroffen sind, sondern     die Arbeit erleichtert wird. Ermittlungserfolge werden so wahrscheinlicher.
das gesamte Unternehmen. Auch gilt es, die Mitarbeiter zu sensibilisieren        Hoffen wir, dass 2021 ein Jahr des erfolgreichen Kampfes nicht nur gegen
und zu schulen. Nicht jedes vertrauliche Dokument gehört eingescannt und         Corona, sondern auch gegen die zahlreichen Cyberviren wird. !
im Netzwerk offen zugänglich abgespeichert. Wer E-Mails unbekannter
Absender oder ohne Inhalt ohne kritisches Hinterfragen öffnet, erlebt häu-                    In diesem Sinne grüßt Sie herzlich
fig eine böse Überraschung. Hierzu muss noch nicht einmal zwingend ein
Anhang geöffnet werden. Unachtsamkeiten sind kein vorrübergehendes                                           Hans-Peter Langer
Phänomen, sondern schleichen sich immer wieder einmal ein, wo schnell                                       IHK-Geschäftsführer
Wirtschaftsreport Februar 2021 - Titelthema: Deponiekapazität
2             Feb 21        Wirtschaftsreport

                           Inhaltsverzeichnis
                                                                                                                                               Titelthema

                                                                                                                                                      4
                                                                                                                                      Erdaushub:
                                                                                                                              Kapazitäten werden knapper
                                                                                                                            Es ist eine komplexe Thematik – eine, die
                                                                                                                                 aufgrund der bürokratischen und
                                                                                                                            gesetzlichen Konditionen gerade bei den
                                                                                                                           Verantwortlichen hiesiger Baufirmen nicht
                                                                                                                           selten zu Kopfschütteln und Unverständnis
                                                                                                                             führt. Bei der Frage nach dem Umgang
                                                                                                                            mit Erdaushub erkennen die handelnden
                                                                                                                                Akteure häufig eine Diskrepanz …

                                                                                                                                                 Titelseite:
                                                                                                                                                Foto: Quast

28          Pfeifer
            Verbindungselemente GmbH                             34          vyn marketing GmbH
                                                                             Integration mit                              48          Restaurant Häutebacher
                                                                                                                                      Kroatisches Flair in Siegen
            „Ein besonderes                                                  Vorbildcharakter
            Spannungsfeld“

Impressum
                                                                                                                                                                                      )
Der WIRTSCHAFTSREPORT ist das offizielle Organ der IHK Siegen    Herausgeber                                              Layout
und wird den kammerzugehörigen Unternehmen im Rahmen             Industrie- und Handelskammer Siegen,                     Christian Reeh
ihrer beitragspflichtigen Mitgliedschaft ohne besonderes Be-     Hauptgeschäftsstelle, Postfach 10 04 51, 57069 Siegen,   Druck, Anzeigen und Verlag
zugsentgelt geliefert. Im freien Verkauf jährlich EURO 25,20     Koblenzer Straße 121, 57072 Siegen                       Vorländer GmbH & Co. KG
+ Porto und MwSt. Einzelheft EURO 2,10 + Porto und MwSt.         Telefon 0271 3302-0                                      Buch- und Offsetdruckerei · Verlag · Werbeagentur
Bestellung nur durch den Verlag.                                 Telefax 0271 3302-400                                    Obergraben 39, 57072 Siegen, Telefon 0271 5940-0
                                                                 E-Mail: si@siegen.ihk.de,
Erscheinungsweise: jeweils am 1. jedes Monats.                   Internet: http://www.ihk-siegen.de                       Anzeigenannahme: Günter Chojetzki
Druckauflage: 22 417 Exemplare                                                                                            Telefon 0271 5940-338, Telefax 0271 5940-373
Quartal 4/2020                                                   Geschäftsstelle Olpe, Postfach 14 46, 57444 Olpe,        E-Mail: wirtschaftsreport@vorlaender.de
A 4791                                                           In der Trift 11, 57462 Olpe, Telefon 02761 9 44 50,      Zustellung
Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung             Telefax 02761 9445-40, E-Mail: oe@siegen.ihk.de          Für Fragen, die die Zustellung betreffen, wenden Sie sich
des Verfassers, nicht unbedingt die Meinung der IHK Siegen       Redaktion:                                               bitte an zustellung@siegen.ihk.de oder 0271 3302-273.
wieder. Nachdruck mit Genehmigung des Herausgebers und           Patrick Kohlberger: 0271 3302-317
Quellenangabe sowie fotomechanische Vervielfältigung für         Hans-Peter Langer: 0271 3302-313                         Beilagenhinweis
innerbetrieblichen Bedarf gestattet. Für unverlangt eingesand-   E-Mail: presse@siegen.ihk.de                             Dieser Ausgabe liegt der Geschäftsbericht 2020 der
te Manuskripte und Fotos wird keine Gewähr übernommen.                                                                    IHK Siegen bei.
Der WIRTSCHAFTSREPORT ist keine auf Erwerb ausgerichtete         Mitarbeiter dieser Ausgabe:
Veröffentlichung.                                                Frank Steinseifer, Brigitte Wambsganß                    Zurzeit gültige Anzeigenpreisliste Nr. 60
Wirtschaftsreport Februar 2021 - Titelthema: Deponiekapazität
Wirtschaftsreport      Feb 21       3

  IHK online
          » Die
             Titelgeschichte, alle Berichte sowie gekürzte Pressemeldungen finden Sie zusätzlich zur Printausgabe nun auch online unter
           www.ihk-siegen.de. Dazu geben Sie bitte die dem Text beigefügte ID in das Suchfeld unserer Website ein. «

 » 4 Titelthema                                 10 | Nachrichten                                  » 60 Jubiläen/Bücher
 28 | Berichte                                  » 10 Lehrstellenbilanz                            60 | Börsen
 » 28 „Ein besonderes Spannungsfeld“            » 11 IHK-Geschäftsführung                         » 60 Recyclingbörse
 » 31 Nur „Feuerlöschen“ ist zu wenig           » 14 Samstagsakademie                             » 61 Unternehmensnachfolgebörse
 » 34 Integration mit Vorbildcharakter          » 51 Breitbandausbau                              » 62 Handels- und
 » 38 Wahre Werte schaffen                      » 53 REGIONALE 2025                                    Genossenschaftsregister
      mit Naturstein                            » 55 IT-Sicherheitstag                            » 72 Veranstaltungskalender
 » 42 Strategien in Zeiten
      des Fachkräftemangels
 » 45 Brandbekämpfung bei
      Logistikproblemen
 » 48 Kroatisches Flair in Siegen

                                          0 %$

              0+,              &(
                                    " !,
                                                 0-
            0%                               !$(                                                                    >JHB@E45? 2@&"J&4JHE

          /
                                                                                                                 F99F A61
Wirtschaftsreport Februar 2021 - Titelthema: Deponiekapazität
4   Feb 21   Wirtschaftsreport

                                 Erdaushub

       Kapazitäten
      werden knapper
Wirtschaftsreport Februar 2021 - Titelthema: Deponiekapazität
Wirtschaftsreport        Feb 21   5

    Es ist eine komplexe Thematik – eine, die aufgrund der bürokratischen und gesetzlichen Konditionen
    gerade bei den Verantwortlichen hiesiger Baufirmen nicht selten zu Kopfschütteln und Unverständnis
    führt. Bei der Frage nach dem Umgang mit Erdaushub erkennen die handelnden Akteure häufig eine
    Diskrepanz zwischen ihren eigenen Vorstellungen und den Vorgaben des Gesetzgebers. Dazu kommen
    aber auch rein logistische Probleme. Diese sind gerade im heimischen Kammerbezirk längst sichtbar.

                            Text: Patrick Kohlberger | Fotos: Christian Wickler (1), OTTO QUAST Bau Aktiengesellschaft (1),
                                        Straßen- und Tiefbau GmbH (2), Kreis Olpe (1), Bodenbörse Südsauerland (1)

»   Generell ist es möglich, Bodenaushub, der etwa aus einer Bau-
    grube stammt, wiederzuverwenden. Dies ist umso problemati-
    scher, je kontaminierter das Erdreich ist. Solche Belastungen
    können klassischerweise auf ehemaligen Industriegeländen
                                                                    zu verarbeiten, ist die einfachste und kostengünstigste Maß-
                                                                    nahme. Wird im Rahmen einer Baumaßnahme nicht der ge-
                                                                    samte Aushub benötigt und lässt es seine Beschaffenheit zu,
                                                                    kann er auch als Auffüllmaterial für andere Projekte dienen“,
    auftreten. „Die Erde innerhalb derselben Baumaßnahme erneut     verdeutlicht Sebastian Quast, Vorstandsvorsitzender der OTTO
                                                                    QUAST Bau Aktiengesellschaft aus Siegen. Gibt es bei eigenen
                                                                    Baustellen nicht ausreichend Bedarf, nutzen Unternehmen
                                                                    vermehrt spezifische Bodenbörsen oder Online-Plattformen,
                                                                    die Angebote und Anfragen sammeln und die entsprechenden
                                                                    Verantwortungsträger zusammenbringen. In Fällen, die jedoch
                                                                    aufgrund bestimmter Gegebenheiten eine Entsorgung des Ma-
                                                                    terials unerlässlich machen, wird es für die Beteiligten deutlich
                                                                    komplizierter – und letztlich vor allem teurer.

                                                                    Um die Hintergründe des Sachverhalts einzuordnen und in
                                                                    Gänze zu verstehen, ist jedoch zunächst ein Blick auf die recht-
                                                                    lichen Grundlagen vonnöten. Ob und in welcher Form ein Bo-
                                                                    den verwertbar bzw. fachgerecht zu entsorgen ist, entscheidet
                                                                    sich unter Berücksichtigung verschiedener Richtwerte. Für
                                                                    Material, das wieder an selber oder an anderer Stelle eingebaut
                                                                    werden soll, greift die Verordnung der Bund-/Länderarbeits-
                                                                    gemeinschaft Abfall (LAGA) – eine Art Schadstoffdeklination
                                                                    für die Wiederverwendbarkeit. „So soll transparent klassifiziert
                                                                    werden, mit welchem Aufwand sich das Material verwerten
                                                                    lässt“, erklärt Andreas Behle, Geschäftsführer der Straßen- und
                                                                    Tiefbau GmbH aus Kirchhundem.

                                                                    Entscheidend sind zunächst die sogenannten Zuordnungsklas-
                                                                    sen (Z-Klassen). Wird der Boden der niedrigsten Stufe (Z 0) zu-
                                                                    geordnet, ist er zu 100 % sauber. Er kann dann ohne Restrik-
                                                                    tionen wiederverwendet werden. Bei Vorliegen der Klasse 1
                                                                    sind erhebliche Maßnahmen zur Immobilisierung der Schad-
                                                                    stoffe umzusetzen, um eine weitere Nutzung zu ermöglichen.
                                                                    Grenzwerte sind zum Beispiel für Schwermetalle oder be-
                                                                    stimmte organische Verbindungen wie PCB und Benzol fixiert.

                                                                    Wenn es um ungewollte physikalische Eigenschaften geht,
                                                                    kann Erdreich zum Teil aufbereitet werden. Steht ein Aus-
                                                                    tausch von nicht standfestem Boden an, kann dieser ggf. ver-
                                                                    mieden werden, indem er mit einem Zement-Kalk-Gemisch
                                                                    aufbereitet wird. Gerade bei lehmigen Böden, die sehr durch
                                                                    ihren Feuchtegehalt beeinflusst werden, findet dieses Verfah-
                                                                    ren Anwendung. Die Kosten für diese Maßnahme können sich
                                                                    in Zeiten knapper Entsorgungsmöglichkeiten schnell rechnen,
                                                                    da man so einen teuren Transport vermeiden kann. Mit Schad-
                                                                    stoffen kontaminierte Böden sind in großen Mengen jedoch
                                                                    nur aufwendig wiederherzustellen. „Mittel- und langfristig
Wirtschaftsreport Februar 2021 - Titelthema: Deponiekapazität
6            Feb 21     Wirtschaftsreport

Für die OTTO QUAST
    Bau Aktiengesell­
schaft um ihren Vor­
 standsvorsitzenden
     Sebastian Quast
    sind die Deponie­
      kapazitäten ein
 wichtiges und sehr
    aktuelles Thema.

                        bauen sich organische Schadstoffe zwar ab, aber das dauert       Was nicht mehr verwertbar ist, muss auf eine Deponie beför-
                        seine Zeit“, betont Sebastian Quast.                             dert werden. Genau hier liegt oftmals ein ganz wesentliches
                                                                                         Problem für die heimische Industrie. Dies gilt für beide Kreise
                        Entspricht das Material nicht den für die Wiederverwendung       des Kammerbezirks. „Die Deponiekapazitäten sind knapp – und
                        notwendigen Kriterien, ist die Entsorgung gemäß der Depo-        sie werden immer knapper“, bringt es Andreas Behle auf den
                        nieverordnung (DepV) umzusetzen. Hier ergibt sich ebenfalls      Punkt. Das gelte grundsätzlich für das gesamte Bundesgebiet,
                        eine Schadstoffskala – von der Deponieklasse 0 (DK 0) bis zur    zeige sich aber gerade beim Blick auf die hiesige Region sehr
                        DK 3. Es gilt: Je höher die Belastung, desto teurer wird die     deutlich.
                        Entsorgung, denn nicht jede Deponie darf jedes Material an-
                        nehmen. Die Anzahl der Deponien, die stark belastetes Mate-      In Siegen-Wittgenstein gibt es zurzeit kaum noch Platz, um
                        rial lagern dürfen, ist geringer als die derjenigen, die eine    unbelastetes Erdreich abzulagern. Geeignet dafür ist einzig die
                        niedrigere Stufe abdecken. Je belasteter ein Boden, desto        Deponie in der Siegener Fludersbach, die eigentlich rekultiviert
                        höher sind die Auflagen für die aufnehmende Deponie. Für die     werden sollte. Die Genehmigung, hier noch einige Jahre lang
                        Bauausführenden ergeben sich – je nach Belastungsgrad des        Bauschutt abzuladen, wird temporär begrenzt sein. Das zur
                        Materials – Entsorgungskosten in Höhe von bis zu 100 € pro       Verfügung stehende Volumen wird spätestens 2042 vollstän-
                        Tonne.                                                           dig verfüllt sein, womöglich auch bereits deutlich früher. Der
                                                                                         Kreis ist damit beauftragt, eine ähnliche Option für die Kreis-
                        Eine chemische Untersuchung bestimmt die Auswahl des Ent-        abfalldeponie Winterbach in Netphen-Herzhausen zu schaf-
                        sorgungswegs. Schon die Probenahme vor Ort wird durch Vor-       fen, um Zeit zu gewinnen und die heimischen Baufirmen zu
                        schriften wie die PN 98 geregelt. „Früher lief das Prozedere     entlasten, indem man ihnen weitere Entsorgungssicherheit im
                        deutlich unkomplizierter ab“, blickt Rolf-Dieter Menzler zu-     geografisch nahen Umfeld gewährleistet.
                        rück. Der erfahrene Bau-Experte leitet den Bereich Tiefbau von
                        OTTO QUAST und ist zugleich einer der Hauptverantwortlichen      Material, das – wenn auch nur leicht (DK 1) – belastet ist,
                        der Baustoff-Aufbereitung Siegerland GmbH & Co. KG. Mit-         müssen die involvierten Unternehmen auf Deponien bringen,
                        arbeiter eines zertifizierten Prüflabors entnehmen bei jedem     die weit entfernt liegen. Das ist gleichbedeutend mit einem
                        Einzelprojekt Bodenproben, die exakt über das weitere Vor-       massiven logistischen Aufwand. „Wir fahren mitunter bis
                        gehen entscheiden. Menzler nennt als ganz aktuelles Beispiel     zu 100 Kilometer in alle möglichen Himmelsrichtungen. Was
                        eine Baumaßnahme am Siegener Jung-Stilling-Krankenhaus.          das in zeitlicher und finanzieller Hinsicht auch für unsere
                        Hier hat das Team rund 7.000 m³ Boden ausgeschachtet. „Gut       Kunden bedeutet, bedarf keines näheren Kommentars“, ord-
                        70 % davon müssen wir entsorgen. Den Rest können wir wie-        net Sebastian Quast mit klaren Worten ein. Hinzu komme,
                        derverwenden.“ Ein Labor sei damit beauftragt worden, das        dass die Sattelzugfahrten zu den Deponien eine nicht uner-
                        Material zu untersuchen. Solche Analysen nähmen in der Regel     hebliche Belastung für die Umwelt und den Verkehr mit sich
                        ungefähr eine Woche in Anspruch.                                 brächten.
Wirtschaftsreport Februar 2021 - Titelthema: Deponiekapazität
Wirtschaftsreport       Feb 21               7

So oder so gilt: Wenn Abbruchmaterial entsorgt werden muss,     „Solche Konstellationen bedeuten eine absolute Win-win-Si-
ist es unerlässlich, eine adäquate Trennung durchzuführen. In   tuation“, verdeutlicht Rottstock. Lärmschutzwälle mit Erdaus-
diesem Punkt setzt die Bauwirtschaft schon seit längerer Zeit   hubmaterial schützten Autobahnanrainer effizient vor der
auf einen bewährten Stoffkreislauf. Es geht hierbei um die      akustischen Belästigung durch die tausenden Fahrzeuge, die
Wiederverwendung von mineralischen Abbruchstoffen, etwa         täglich über die A45 fahren. Zudem seien sie in der Umsetzung
Beton. Auf der Baustelle befreien Arbeiter das Material von     erheblich kostengünstiger als klassische Lärmschutzwände,
Verunreinigungen. Anschließend wird es in Aufbereitungsan-      für die man teures Baumaterial benötige. „Wir bauen den
lagen gebrochen und gesiebt, sodass Recyclingmaterial in der    Wall. Das kostet niemanden etwas. Und die Baufirmen sind
erforderlichen Körnung entsteht. Eine Zertifizierung erhält     froh, ihr Material zu wirtschaftlich guten Konditionen loszu-
dieses Material, wenn es gemäß anerkannten Leitfäden auf-       werden.“
bereitet wird. Dadurch wird die Unbedenklichkeit für die Wie-
derverwertung in Hinblick auf die Umwelt je nach Einsatzge-     Ein weiteres bedeutendes Einsatzgebiet zur Wiederverwen-
biet nachgewiesen, wenn es entsprechend der Regelwerke          dung des Materials markieren sogenannte Rekultivierungs-
eingebaut wird.                                                 maßnahmen. Beispielhaft sind in diesem Kontext die Arbeiten
                                                                rund um die Hausmülldeponie in Drolshagen-Frenkhausen zu
Zu einem der zentralen Partner der regionalen Bauindustrie,     nennen. Hier haben die Verantwortlichen den Altstandort
aber auch privater Haushalte, ist in den vergangenen Jahren     durch einen effektiven Bodenauftrag wieder in einen nutzba-
die Bodenbörse Südsauerland um Geschäftsführer Frank Rott-      ren Zustand gebracht. Häufig zeigten sich gerade im Kreis
stock avanciert. Ihr Aufgabenbereich umfasst die Vermittlung    Olpe zudem rein topografisch bedingte Probleme, die man
von Boden und mineralischem Bauschutt sowie den Unterhalt       durch die Nutzung von Erdaushub beheben könne, erklärt
und Betrieb von Verwertungsanlagen.                             Rottstock: „Für uns geht es in vielen Fällen darum, einen Hö-
                                                                henausgleich zu schaffen und mit dem Material an einer Bau-
Der bei Baumaßnahmen anfallende Bodenaushub oder mine-          stelle von unten aufzufüllen.“
ralische Reststoffe können an den Annahmestellen der Boden-
börse angeliefert, zwischengelagert oder verbaut werden. Das    Die Bodenbörse Südsauerland steht aber nicht nur gewerbli-
Team nutzt sie zur Verfüllung und Renaturierung. Rottstock      chen Kunden, sondern auch Privatpersonen mit ihrem Service
erklärt, für welche Zwecke man den Erdaushub einsetzt. Einen    zur Verfügung. Hier nennt der Geschäftsführer ebenfalls ein
Schwerpunkt markiere die A45. Entlang der „Sauerlandlinie“      ganz einfaches Beispiel: „Wenn ein Landwirt über eine un-
wurden mithilfe des entsprechenden Materials inzwischen be-     ebene Wiese klagt, kümmern wir uns darum, das Gelände zu
reits mehrere Lärmschutzwälle angebracht. Ganz aktuell ist      begradigen. Dann kann er anschließend wieder unfallfrei mit
etwa die Baumaßnahme gegenüber dem interkommunalen,             seinem Mähwerk über das Grün fahren.“ Es gebe also durchaus
von den Städten Olpe und Drolshagen errichteten Gewerbe-        einige Optionen, um den ausgehobenen Baustoff sinnvoll zu
gebiet „Hüppcherhammer“.                                        verwerten.

                                                                                                                                Andreas Behle,
                                                                                                                                Geschäftsführer der
                                                                                                                                Straßen­ und Tief­
                                                                                                                                bau GmbH aus
                                                                                                                                Kirchhundem, sieht
                                                                                                                                eine Diskrepanz
                                                                                                                                zwischen den ge­
                                                                                                                                setzlichen Vorgaben
                                                                                                                                und den tatsäch­
                                                                                                                                lichen Bedarfen.
Wirtschaftsreport Februar 2021 - Titelthema: Deponiekapazität
8          Feb 21     Wirtschaftsreport

    Frank Rottstock
ist Geschäftsführer
    der Bodenbörse
     Südsauerland.

                      Den Verweis auf die Probleme, die sich durch die landschaft-      Natur ein. Darüber hinaus muss man aber auch die erdge-
                      lichen Besonderheiten ergeben, bringt Frank Rottstock indes       wachsenen Beeinträchtigungen berücksichtigen.“ Die soge-
                      auch in puncto Suche nach neuen Deponieflächen an. Um für         nannte geogene Belastung – unter anderem durch Zink, Zinn,
                      eine solche geeignet zu sein, müsse ein Areal verschiedenste      Selen oder Blei – sei für sich genommen in den heimischen
                      Kriterien erfüllen – unter anderem die konsequente Berück-        Gefilden oftmals bereits so hoch, dass das Material gemäß den
                      sichtigung der gesetzlichen Regularien des Wasserschutzes.        geltenden Regularien entsorgt werden müsse.
                      „Wir haben im Kreis Olpe in fast jedem Tal einen Bach. Allein
                      das ist schon ein absoluter Ausschlussfaktor.“ Denkbar seien      Für Behle ist diese strenge Gesetzgebung ein echter Dorn im
                      etwa Bergrücken – aber nur, wenn sie gleichzeitig über eine       Auge: „Alles, was im Baggerlöffel landet, ist demnach erst ein-
                      gute Verkehrsanbindung verfügten und ausreichend Platz bö-        mal quasi per se Abfall. Realistisch betrachtet, handelt es sich
                      ten. Hinzu kämen artenschutzspezifische Anforderungen.            aber in sehr vielen Fällen eben nicht um Müll, sondern um einen
                      „Diese spielen in der heutigen Zeit eine immer wichtigere Rol-    absolut hochwertigen Baustoff – ein Wirtschaftsgut.“ Freilich
                      le“, berichtet Rottstock. Bevor man eine Deponie errichten        sei es bei schlammigen oder verseuchten Böden eine ganz an-
                      könne, müsse man zunächst mit umfangreichen Gutachten             dere Sachlage, aber der Erdaushub in unserer Region besteche
                      darlegen, dass keine Tierarten gefährdet seien.                   in der Regel durch sehr gute Qualität und erweise sich bei
                                                                                        fachmännischer Begutachtung als wiedereinbaufähig. Böden,
                      Darüber hinaus brauche es auch die nötige Akzeptanz innerhalb     die man eigentlich bedenkenlos verwerten und an anderer Stel-
                      der Bevölkerung. „Massive Beschwerden und die Entstehung          le einsetzen könne, müsse man also laut Gesetz entsorgen. Und
                      entsprechender Bürgerinitiativen gilt es natürlich im Zuge des    das sei teuer – sowohl im unternehmerischen als auch im pri-
                      Beantragungsverfahrens und auch in der Folgezeit nach Mög-        vaten Kontext: „Wenn ein Häuslebauer erst einmal 20.000 €
                      lichkeit zu vermeiden. Das geht nur über Aufklärung und eine      für die Bodenentsorgung berappen muss, überlegt er sich zwei
                      transparente Öffentlichkeitsarbeit.“ Der Geschäftsführer der      Mal, ob er den Bauprozess wirklich fortsetzen möchte.“
                      Bodenbörse wählt zur Verdeutlichung eine Analogie: „Viele von
                      uns halten große Stücke auf erneuerbare Energien. Ein Windrad     Im Jahr 2020 hat der Entwurf einer neuen Mantelverordnung
                      im sprichwörtlichen Vorgarten wollen wir aber natürlich auch      für Ersatzbaustoffe den Bundestag passiert. Er durchläuft nun
                      nicht haben.“ Ähnlich sei es mit den Deponien. Eine Anlage, die   weitere Abstimmungen. Die Verordnung soll die Kriterien für
                      im Jahr rund 300.000 m³ Material annehme, werde in diesem         Wiederverwertung, Recycling und Entsorgung von Aushubma-
                      Zeitraum von circa 50.000 Lkw angefahren.                         terial bundesweit einheitlich regeln – an sich erst einmal ein
                                                                                        guter politischer Ansatz, wie Sebastian Quast befindet: „Vor-
                      Hinsichtlich der Ursachen für die Belastung des Erdreichs sei-    her galt ein föderalistischer Flickenteppich. Jetzt wird die Sa-
                      en zwei Punkte zu nennen, erklärt der Sauerländer Unterneh-       che deutlich übersichtlicher und transparenter.“ Der Haken
                      mer und Tiefbauexperte Andreas Behle: „Auf der einen Seite        jedoch: Da die Grenzwerte nun wohl nochmals deutlich stren-
                      ist da natürlich der Faktor Mensch. Die Industrie greift in die   ger ausfallen würden, werde es für Unternehmen immer
Wirtschaftsreport          Feb 21   9

schwerer, auch eigentlich gutes Material an anderer Stelle in     zu fahren. Jede zusätzliche Fahrt lässt Baukosten steigen und
geografischer Nähe wieder einzubauen. „Das konterkariert na-      verschlechtert die Umweltbilanz eines Projekts.“
türlich die Bemühungen der Bauwirtschaft, Recycling-Tech-
nologien voranzutreiben. Stattdessen befürchten wir nun noch      Diesen Standpunkt vertritt auch Andreas Behle. Er plädiert für
mehr volle Straßen, und den Firmen und Bauherren entstehen        praxisnahe Lösungen anstatt eines starren Festhaltens an fi-
hohe Kosten sowie ein immenser personeller Aufwand.“              xierten Grenzwerten: „Entscheidend ist aus meiner Sicht, dass
                                                                  der Gesetzgeber zwischen anthropogenen und geogenen Be-
Man sei nun also nochmals deutlich häufiger gezwungen, teu-       lastungen differenzieren sollte. Hier vermisse ich das nötige
res Frischmaterial zu benutzen, anstatt auf vorhandenes, gutes    Augenmaß bei den politischen Verantwortungsträgern.“ Man
Material zurückzugreifen und dieses wieder nutzbar zu ma-         erlebe in der Branche einen zunehmenden „Deponietouris-
chen. „Umwelttechnisch wäre es bedenkenfrei. Die Qualität         mus“, der keinen der Beteiligten erfreuen könne. „Es kann nicht
würde auch stimmen. Aber uns sind einfach die Hände ge-           sein, dass man quer durch ganze Bundesländer fahren muss,
bunden“, ergänzt Rolf-Dieter Menzler. „Daher machen wir uns       um sein Material abzuladen. Wir alle könnten, wenn dies an-
in der Bauwirtschaft politisch dafür stark, den Einsatz von       ders geregelt wäre, viel Geld sparen – Geld, das man zum Bei-
Recyclingbaustoffen nicht weiter zu erschweren.“ Je mehr Be-      spiel dringend für wichtige Investitionen im Straßenbau ein-
tonschutt oder wiederverwendetes Gestein man einsetzen            setzen müsste.“ Hierfür setzen sich der Zentralverband des
könne, desto geringer falle die Belastung der Deponien aus. „Es   Deutschen Baugewerbes und weitere Verbände mit Nachdruck
ist wesentlich sinnvoller, im direkten Umfeld einer Baumaß-       ein. !
nahme zertifiziertes Recyclingmaterial zum Beispiel als Schot-
terersatz zu verwenden, als es viele Kilometer zu einer Deponie   Diesen Bericht finden Sie auch unter www.ihk-siegen.de, Seiten-ID 3764.

  Interview mit Theo Melcher, Landrat des Kreises Olpe
  Begleiten und unterstützen
  Ist die Entsorgung von Erdaushub im Kreis Olpe ein Pro-
  blem? Wie ist es um die Deponiekapazitäten bestellt?
  Bedingt durch eine Vielzahl genehmigter technischer Bau-
  werke liegt derzeit objektiv kein Mangel an legalen Ver-
  wertungsmöglichkeiten vor. Dass diese nicht immer genutzt
  werden, stellt ein anderes Problem dar. Dennoch sieht es der
  Kreis Olpe als seine Aufgabe an, weitere Kapazitäten für die
  Entsorgung von Erdaushub zu schaffen bzw. hierbei zu un-
  terstützen. Die Zentraldeponie des Kreises Olpe der Deponie-
  klasse II hat ein Restvolumen (in Abhängigkeit des Abfall-
  anfalls) von wenigen Jahren. Die Erschließung weiterer
  Unterbauabschnitte zur genehmigten Deponie ist derzeit in
  Planung. Auf der Zentraldeponie können grundsätzlich auch
  Abfälle der Deponieklassen 0 und I abgelagert werden. Die
  Ablagerung von Abfällen auf einer Deponie höherer Depo-
  nieklasse ist jedoch weder ökologisch noch ökonomisch
  sinnvoll.

  Was macht die Suche nach neuen Standorten für De-
  ponien so schwer?
  Ein Deponiestandort für eine Deponie, auch der Klasse 0,
  muss eine Vielzahl von Anforderungen erfüllen. Es muss ein
  wirtschaftlich sinnvolles Volumen zur Verfügung stehen, die     Theo Melcher, Landrat des Kreises Olpe.
  Verkehrsanbindung muss günstig sein, die Akzeptanz der
  Bevölkerung muss vorhanden sein und darüber hinaus müs-         Darüber hinaus wird im Rahmen von Bauanträgen unter Be-
  sen umweltrechtliche Faktoren berücksichtigt werden.            rücksichtigung der Ressourcenschonung – wo möglich und
                                                                  von Bauherren gewünscht – auf Wiedereinbau oder Wieder-
  Was kann der Kreis in dieser Frage tun? Welche Konzepte         verwertung von Bodenmaterial gesetzt. Die gesetzlichen
  wurden/ werden diesbezüglich erarbeitet bzw. diskutiert?        Möglichkeiten bieten einigen Spielraum, bedürfen aber ei-
  Aktuell gibt es Bemühungen eines privaten Unternehmens,         ner sauberen Planung. Diese Planung wird vom Kreis Olpe
  einen Standort für eine Bodendeponie (DK 0) zu finden. Die-     begleitet, um eine möglichst ressourcenschonende Variante
  se Suche wird seitens des Kreises begleitet und unterstützt.    für das Bauvorhaben zu finden.
10               Feb 21         Wirtschaftsreport

Lehrstellenbilanz
Erhebliche Einbrüche im Jahr 2020 zu verzeichnen
                                                                                                                                                      lich 43 Lehrverträge geschlossen, im gesamten
      Netphen                                                                             - 7,4                                                       Hotel- und Gaststättengewerbe waren es nur
 Freudenberg                                                                      - 9,9
                                                                                                                                                      50. Hält dieser Trend an, erhöht sich die Gefahr,
                                                                                                                                                      dass mittelfristig immer mehr junge Menschen
 Hilchenbach                                                               - 11,6
                                                                                                                                                      aus Siegen-Wittgenstein und Olpe weit entfern-
       Siegen                                                         - 13,6                                                                          te Berufskollegs besuchen müssen, weil vor Ort
      Kreuztal                                                    - 16,0                                                                              keine Klassen mehr gebildet werden können.“
      Burbach                                              - 18,8
                                                                                                                                                      Erhebliche Unterschiede verzeichnete die IHK
Bad Berleburg                                            - 20,0
                                                                                                                                                      auch zwischen den einzelnen Städten und Ge-
 Bad Laasphe                                 - 25,0
                                                                                                                                                      meinden. In keiner einzigen der 18 Kommunen
     Wilnsdorf                            - 26,8                                                                                                      gelang es den Unternehmen auch nur annähernd,
 Neunkirchen                     - 30,0                                                                                                               die im Jahr 2019 erzielte Anzahl der Lehrver-
                                                                                                                                                      träge zu erreichen. Im Kreis Olpe waren die
  Erndtebrück          - 34,2
                                                                                                                                                      „niedrigsten“ Rückgänge in Attendorn (-15,9 %)
                 -40       -35        -30          -25        -20          -15        -10          -5         0            5         10
                                                                                                                                                      und Wenden (-16,5 %) zu verzeichnen. Am
Entwicklung der eingetragenen Ausbildungsverhältnisse von 2019 bis 2020 im Kreis Siegen­Wittgenstein                                                  schlechtesten sah es in Kirchhundem (-28,2 %)
(Veränderung in %).                                                                                                                                   und Lennestadt (-27,5 %) aus. Im Altkreis Siegen
                                                                                                                                                      sanken die Lehrverträge in Netphen (-7,4 %),
Die IHK-zugehörigen Unternehmen in Siegen-                                 genen Lehrverträgen „lediglich“ bei 17 % lag.                              Freudenberg (-9,9 %) und Hilchenbach (-11,6 %)
Wittgenstein und Olpe schlossen im Jahr 2020                               Naturgemäß war eine erhebliche Spreizung in                                noch halbwegs moderat. Am deutlichsten waren
insgesamt 1.821 Lehrverträge ab – 415 weniger                              den unterschiedlichen Berufen zu beobachten.                               hier die Rückgänge in Neunkirchen (-30 %) und
als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Der                               IHK-Geschäftsführerin Sabine Bechheim: „In                                 Wilnsdorf (-26,8 %). In den drei Wittgensteiner
Rückgang beträgt 18,6 %. „Seit über 31 Jahren                              den industriellen Metallberufen fiel mehr als                              Kommunen schlossen die Unternehmen 141 Aus-
befasse ich mich mit dem regionalen Lehrstel-                              jeder fünfte Ausbildungsplatz weg. Bei den In-                             bildungsverträge, 2019 waren es noch 186. „Spit-
lenmarkt. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir                           dustriekaufleuten war es sogar jede vierte Lehr-                           zenreiter“ bei den Rückgängen war hier Erndte-
in dieser Zeit einmal einen derartigen Einbruch                            stelle. Hier betrug das Minus 25,6 %. Das ist                              brück mit einem Minus von 34,2 %. Nur wenig
an Verträgen hinnehmen mussten“, kommentiert                               schon sehr heftig ausgefallen.“ Doch es habe                               besser sah es in Bad Laasphe (-25 %) und in Bad
IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener die                                durchaus auch Lichtblicke gegeben. So sei die                              Berleburg (-20 %) aus. Klaus Gräbener: „Zuletzt
nicht zufriedenstellende Lehrstellenbilanz 2020.                           Zahl der Lehrverträge im gesamten Handel le-                               zog in einigen Wirtschaftsbereichen jedoch die
Die Corona-Pandemie habe sich dabei deutlich                               diglich um 8,9 % gefallen, in den Lagerberufen                             Konjunktur wieder an. Setzt sich dieser Trend
negativer auf der Nachfrageseite als beim be-                              habe der Rückgang sogar nur bei 4,2 % gelegen.                             fort, besteht berechtigte Hoffnung, dass sich
trieblichen Angebot von Ausbildungsplätzen be-                             Sorgen bereitet der IHK, dass sich die schwa-                              2021 auch der Lehrstellenmarkt kräftig erholt.
merkbar gemacht. Die wirtschaftlichen Hiobsbot-                            chen Eintragungszahlen mittelfristig auf die                               Wir bewegen uns momentan zwar in schwieri-
schaften im Frühjahr motivierten nach IHK-Ein-                             ortsnahe Beschulung in den Berufskollegs aus-                              gem Fahrwasser, sollten aber dennoch mit Zu-
schätzung zahlreiche Eltern, ihren Kindern eher                            wirken könnten. Sabine Bechheim: „Bei den                                  versicht ins neue Jahr starten. Angst ist schließ-
zu einer schulischen oder hochschulischen Aus-                             Bankkaufleuten wurden in beiden Kreisen ledig-                             lich immer ein schlechter Ratgeber.“ !
bildung statt zu einem betrieblichen Ausbil-
dungsplatz zu raten. Hier lägen die wesentlichen
Ursachen der jetzigen Entwicklung. Bis zuletzt
                                                                                 Attendorn                                                  - 15,9
hätten die Unternehmen zahlreiche offene Lehr-
stellen nicht besetzen können. Klaus Gräbener:                                    Wenden                                                   - 16,5
„Wie will man junge Leute auch für eine betrieb-
liche Lehre begeistern, wenn weitverbreitete                                 Drolshagen                                     - 23,1
Kurzarbeit ihnen die Botschaft vermittelt, grö-
ßere Teile von Industrie und Handel seien an-                                        Olpe                                  - 23,6
gezählt und böten keine Perspektive?“
                                                                               Finnentrop                               - 25,0
Die Rückgänge im Lehrstellenvolumen vollzogen
sich in beiden Kreisen nahezu gleichgewichtig.                                 Lennestadt                         - 27,5
Die IHK-zugehörigen Unternehmen im Kreis Ol-
pe schlossen 2020 insgesamt 611 Lehrverträge                               Kirchhundem                        - 28,2
ab. Dort fiel das Minus mit 21,6 % nur unwe-
                                                                                             -40        -35       -30          -25        -20        -15     -10      -5      0        5      10
sentlich stärker aus als im Kreis Siegen-Witt-
genstein, wo der Rückgang mit 1.210 eingetra-                              Entwicklung der eingetragenen Ausbildungsverhältnisse von 2019 bis 2020 im Kreis Olpe (Veränderung in %).
Wirtschaftsreport          Feb 21            11

IHK Siegen
Geschäftsführung neu aufgestellt
Mit Wirkung vom 1. Januar 2021 wurde Klaus
Fenster zum stellvertretenden Hauptgeschäfts-
führer der IHK Siegen bestellt. Der 60-jährige
Volljurist folgt in dieser Funktion Hermann-Jo-
sef Droege, der zum Jahresende 2020 in den
Ruhestand trat. Der aus Siegen stammende
Klaus Fenster studierte nach seinem Abitur
Rechtswissenschaften in Gießen, war über lange
Jahre hinweg in leitenden Funktionen der Bun-
desagentur für Arbeit tätig und führte vor sei-
nem Wechsel in die IHK Siegen im Jahre 2014
die Geschäfte des Jobcenters Siegen-Wittgen-
stein. Klaus Fenster leitet zukünftig den Ge-
schäftsbereich „Zentrale Dienste und Recht“.

                                                                                                                                                                   Carsten Schmale
Zeitgleich wurde Sabine Bechheim mit der Lei-
tung des Geschäftsbereichs „Berufliche Bildung
und Gründung“ betraut. Sie wird dadurch zu-
                                                     Sabine Bechheim ist ab sofort Mitglied der IHK­Geschäftsführung. Klaus Fenster ist neuer stellvertretender Haupt­
gleich als Geschäftsführerin des Berufsbildungs-
                                                     geschäftsführer.
zentrums (bbz) der IHK Siegen e.V. tätig. Die neue
IHK-Geschäftsführerin ist gebürtig aus Olpe,         über etliche Jahre in der TZSI GmbH sowie im bbz          dung, Sicherung und Nachfolge“ leitete.
studierte Germanistik, Geschichte und Chemie an      tätig, ehe sie im Januar 2015 in die IHK wechsel-         IHK-Geschäftsführer Hans-Peter Langer verant-
der Universität Siegen sowie Personalentwick-        te und dort seither das Büro des Hauptgeschäfts-          wortet – wie bisher schon – den Geschäftsbe-
lung an der TU Kaiserslautern. Die 49-Jährige war    führers und seit 2017 zudem das Referat „Grün-            reich „Standort und Infrastruktur“. !

        6="               "#'%&!$&)( #:"
                           $4##-!34.5
+++2(-+42/-                                                                                                                 %!)60(-+42/-

&-+4 ,14'#34. &"3$
.;0!070;80! (
1-&&+ *"42
12          Feb 21    Wirtschaftsreport

Förderprojekt des Bundes
Verbesserte Zusammenarbeit in Betrieben
Um die Chancen zunehmender Digitalisierung          Bildung und Forschung (BMBF) hin. Gefördert         kreten betrieblichen Anwendungsfällen sollen
von Produkten und Dienstleistungen nutzen zu        werden Projekte, in denen die verbesserte Zu-       „Best-Practice“-Beispiele etabliert und für eine
können, kommt es entscheidend auf die effizi-       sammenarbeit und Arbeit von Menschen mittels        Verwertung auch in anderen Unternehmen vor-
ente Zusammenarbeit der Mitarbeiter unterein-       innovativer und neuartiger digitaler Werkzeuge      bereitet werden. Anträge können gestellt werden
ander sowie der Mitarbeiter und des techni-         im Vordergrund steht.                               von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU),
schen Umfelds an. Dies führt bei Unternehmen                                                            mittelständischen Unternehmen sowie von
und Belegschaften zu einem Anstieg der Kom-         Das Programm zielt darauf ab, technologische        staatlichen und nichtstaatlichen Hochschulen
plexität der Arbeit. Die IHK Siegen weist in die-   und organisatorische Innovationen zu heben und      und außeruniversitären Forschungseinrichtun-
sem Zusammenhang auf die Fördermaßnahme             zielgerichtet für eine optimale Qualität der Zu-    gen. Die Förderrichtlinie sieht zwei Einreichungs-
„Zukunft der Arbeit – Innovationen für die Ar-      sammenarbeit und der Kompetenzentwicklung           stichtage für entsprechende Projektskizzen vor:
beit von morgen“ des Bundesministeriums für         der Mitarbeiter einzusetzen. Ausgehend von kon-     1. März und 1. September 2021. !

 Interview mit Wilnsdorfs Bürgermeister Hannes Gieseler
 „Wachsen und investieren“
 Im Wirtschaftsreport beziehen die Bürger-          Zukunftsfähige Unternehmen wachsen und in-
 meister der Kommunen des Kammerbezirks             vestieren. Um diesen Unternehmen eine Pers-
 Stellung zu Themen der Gemeindeentwick-            pektive bieten zu können, wird es nötig sein,
 lung und der Wirtschaft. Für die Februar-          neue Gewerbeflächen zur Verfügung zu stellen.
 Ausgabe stellte sich Wilnsdorfs Verwal-            Auch im Bereich Fachkräftegewinnung gilt es,
 tungschef Hannes Gieseler dem Gespräch.            weitere Akzente zu setzen und attraktive An-
                                                    gebote zu machen. Durch die interkommunale
 1. Wie steht die Wirtschaft in Wilnsdorf da?       Ausbildungsmesse SüdSiegerland und Projekte
 Die Wirtschaft in Wilnsdorf ist insgesamt gut      wie die Azubi-Map sind bereits wertvolle Inst-
 aufgestellt und bietet Arbeitsplätze für mehr      rumente für Unternehmen vorhanden, um mit

                                                                                                                                                          Gemeinde Wilnsdorf
 als 6.000 Beschäftigte. Auf einer Fläche von       heimischen Schülerinnen und Schülern in Kon-
 rund 160 Hektar sind in den verkehrsgünstig        takt zu treten. Investieren möchte ich in die
 gelegenen Industriegebieten der Gemeinde           Ausweisung von Wohnbauflächen, denn Bau-
 moderne, zukunftsorientierte Betriebe des          plätze sind auch ein wichtiges Attraktivitätskri-   Hannes Gieseler, Bürgermeister der Gemeinde Wilns­
 produzierenden Gewerbes zu finden. Hierbei         terium für die Fachkräftegewinnung und -bin-        dorf.
 handelt es sich mit Masse um leistungsstarke       dung.
 mittelständische Firmen sowie einige Groß-                                                             3. Welche Schwerpunkte setzen Sie im Ge-
 unternehmen aus den Bereichen des Maschi-          Was in Wilnsdorf bisher gut funktioniert, ist der   meindeentwicklungskonzept?
 nenbaus sowie der Metall- und Kunststoffver-       Austausch der Unternehmen untereinander. Da-        Aufbauend auf unserem Integrierten Kommu-
 arbeitung. Darüber hinaus hat sich in der          rauf lässt sich aufbauen, indem bestehende          nalen Entwicklungskonzept werden in den
 Gemeinde Wilnsdorf auch ein qualifiziertes         Strukturen zur Intensivierung von Vernetzung        kommenden Jahren vor allem Dorfmittelpunk-
 Einzelhandels- und Dienstleistungsangebot mit      und daraus resultierenden Maßnahmen genutzt         te als Orte gesellschaftlichen Zusammenle-
 Alleinstellungsmerkmalen in den Segmenten          werden. Ein offenes Miteinander mit den Unter-      bens in den Fokus rücken. Die Förderanträge
 Mode und Genussmittel etabliert.                   nehmen ist mir dabei sehr wichtig. Weiterer         für zwei Dorfplatz-Neugestaltungen sind ge-
                                                    Handlungsbedarf ist in Bezug auf die Digitali-      stellt. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Attrak-
 In der Corona-Krise sind die Unternehmen und       sierung festzustellen. Die Voraussetzungen hier-    tivitätssteigerung in allen Ortsteilen. Derzeit
 Geschäfte branchenabhängig vor unterschied-        für wurden bereits im Zuge des Breitbandausbaus     finden Überlegungen zur Verbesserung der
 liche Herausforderungen gestellt. Viele der        geschaffen: 98 % der Unternehmen verfügen           Aufenthaltsqualität in allen Ortsteilen statt.
 familiengeführten Betriebe und inhabergeführ-      über einen Breitbandzugang mit mindestens           Hierbei setze ich insbesondere auf die Mitwir-
 ten Geschäfte haben mit innovativen Strategien     200 Mbit/s. Damit liegen wir im landesweiten        kung einer aktiven Dorfgemeinschaft. Die Be-
 und Ideen die Lage genutzt, um mittel- und         Vergleich auf Platz 2. Dem Thema Digitalisie-       lange vor Ort können die ortsansässigen Bür-
 langfristig neue Geschäfts- und Vermarktungs-      rung soll in Zukunft daher noch mehr Bedeutung      gerinnen und Bürger am besten einschätzen.
 zweige aufzubauen.                                 zugeschrieben werden, um vor allem den Einzel-      Denn bei allen Maßnahmen verfolgen wir das
                                                    handel sowie das Gastgewerbe zukunftsfähig zu       übergeordnete Ziel, das Miteinander in der Be-
 2. Wo sehen Sie Handlungsbedarf? Welche            machen. Die Corona-Krise hat dem Thema viel         völkerung zu stärken und die Bevölkerung in
 konkreten Ansätze zur Verbesserung von             Schwung verliehen. Hierauf müssen wir aufbau-       die Entwicklung der Gemeinde mit einzubezie-
 Rahmenbedingungen verfolgen Sie jetzt in           en. Ergänzend dazu wird aktuell zudem ein Ein-      hen.
 der Anfangszeit Ihrer ersten Amtsperiode?          zelhandelskonzept erstellt.                                               Interview: Patrick Kohlberger
Wirtschaftsreport      Feb 21         13

Hansestadt Attendorn
Erfolgreiches Energiesparprojekt
Im Jahr 2018 startete die Maßnahme „Energie-
sparen an öffentlichen Einrichtungen in Atten-
dorn“. In Zusammenarbeit mit dem unabhängi-
gen Beratungsbüro ecoteam NRW setzt die
Gebäudebewirtschaftung der Hansestadt Atten-
dorn (GEBA) unter dem Motto „Ein echter Katt-
filler kennt die Energiekiller“ seitdem ein inten-
sives Energiespar- und Klimaschutzprojekt um.
Beteiligt sind acht Schulen, sieben Sporthallen,
das Rathaus, die Stadthalle sowie das Südsauer-
landmuseum. Und die Kattfiller-Botschaft prangt
nun auf einer großen Weltkugel, die von allen
Attendorner Grundschulen gemeinsam gestaltet
und an Bürgermeister Christian Pospischil über-

                                                                                                                                                         Hansestadt Attendorn
geben wurde.

Eigentlich wollten die jungen Künstler die Welt-
kugel als Symbol für die bedrohte Umwelt per-
                                                     Klaus Pelzer vom beratenden Klimaschutzbüro ecoteam NRW (r.) überreichte das Kunstwerk im Namen aller
sönlich übergeben, aber in Zeiten von Corona
                                                     Grundschulen an Attendorns Bürgermeister Christian Pospischil.
war dies nicht möglich. So überreichte Klaus
Pelzer (ecoteam NRW) das zwei Meter hohe             Platz zu geben, sodass sich zukünftig alle Atten-       stellung des ersten kompletten Jahres im Rahmen
Kunstwerk in der Rathausgalerie im Namen aller       dorner Bürgerinnen und Bürger diese Gemein-             des Energiesparprojektes. Mit knapp 40.000 €
Grundschulen an den Verwaltungschef. Dieser          schaftsproduktion anschauen können. Anlass der          Einsparungen im Energiebereich allein für das
versprach, dem Geschenk einen angemessenen           Übergabe der Weltkugel war die Ergebnisvor-             Jahr 2019 kann sich die Bilanz sehen lassen. !
14          Feb 21     Wirtschaftsreport

IHK-Samstagsakademie
Zweite Ausgabe ist gestartet
Die spannende Welt der Wirtschaft entdecken:           durchweg positiven Feedback der ersten Sams-                Zusammenhänge interessieren und ein duales
Das können engagierte Schülerinnen und Schüler         tagsakademie war schnell klar, dass wir das An-             Wirtschaftsstudium oder eine kaufmännische
im Rahmen der IHK-Samstagsakademie, einem              gebot fortsetzen und eine weitere Runde starten             Ausbildung anstreben.“ An 18 Terminen mit ins-
gemeinsamen Projekt der Industrie- und Han-            – aufgrund der aktuellen Lage natürlich vorerst             gesamt 108 Unterrichtsstunden erhalten sie
delskammer Siegen (IHK), der FOM Hochschule in         in rein virtueller Form“, berichtet Sabine Bech-            unter anderem Einblicke in die Grundlagen öko-
Siegen und der regionalen Sparkassen. Jetzt fiel       heim, IHK-Geschäftsführerin Berufliche Bildung              nomischen Denkens und Handelns, in die Be-
der (virtuelle) Startschuss für die zweite Ausgabe     und Gründung. Thomas Scheicher, Geschäftslei-               schäftigungs- und Arbeitsmarktpolitik sowie in
des besonderen Lehrangebots – elf junge Men-           ter der FOM in Siegen, ergänzt: „Für unseren                die Themenbereiche Globalisierung, Wirtschafts-
schen dürfen sich in den kommenden Monaten             Start in der letzten Ferienwoche hatten wir                 wachstum und Preisbildung. Das besondere Kon-
auf einen besonderen Mix aus Theorie und Praxis        gleich mehrere Online-Termine angesetzt. Jetzt,             zept dabei: Anstelle von reinem Frontalunterricht
freuen. Die IHK-Samstagsakademie bietet Schü-          wo die Schule wieder losgeht, finden die Lehr-              erwartet die jungen Menschen eine besondere
lerinnen und Schülern die Möglichkeit, sich früh-      einheiten regelmäßig am Wochenende statt.“                  Mischung aus (virtuellen) Gruppenarbeiten, Pra-
zeitig mit wirtschaftlichen Themen zu befassen         Dr. Nadine Uebe-Emden als Vertreterin für die               xisbeispielen und wissenschaftlicher Arbeit, auch
– und zwar auf praxisnahe, anschauliche Weise.         regionalen Sparkassen erläutert: „Die IHK-Sams-             ein Planspiel steht mit auf dem Programm. Die
Gleichzeitig soll die Teilnahme bei der Berufs-        tagsakademie richtet sich an Schülerinnen und               Teilnahme an der Akademie ist für die Schülerin-
wahlentscheidung unterstützen. „Nach dem               Schüler ab Klasse 10, die sich für wirtschaftliche          nen und Schüler kostenfrei. !

IHK-Podcast
Start ist erfolgreich verlaufen
                                                                                                                   Was sind die wesentlichen Vorteile dieses
                                                                                                                   Formats?
                                                                                                                   Es ist sehr lebendig und authentisch. Wir möchten
                                                                                                                   vor allem Unternehmerinnen und Unternehmer
                                                                                                                   selbst zu Wort kommen lassen. Die Hörer erleben
                                                                                                                   den Interviewgast mit seiner Stimme, die in Ton-
                                                                                                                   lage oder Lautstärke durchaus Emotionen verrät.
                                                                                                                   Dem Messebauer, dem durch Corona ein ganzes
                                                                                                                   Geschäft wegbricht, darf man ruhig anmerken,
                                                                                                                   was es für ihn persönlich bedeutet. Und auch,
                                                                                                                   wenn es derzeit nur wenig Anlass hierfür gibt: Es
                                                                                                                   kann auch einmal gelacht werden! Das Format
                                                                                                                   zwingt zu einer leicht verständlichen, nämlich der
                                                                                                                   gesprochenen Sprache. Das macht es ungemein
                                                                                                      IHK Siegen

                                                                                                                   einfach, komplexe Themen, wie das Lieferketten-
                                                                                                                   gesetz, grundsätzlich zu begreifen. Mit den ver-
IHK­Geschäftsführer Hans­Peter Langer sieht im neuen IHK­Podcast ein sinnvolles Instrument.                        sierten Redakteurinnen Chantal Kleinschmidt und
                                                                                                                   Dr. Christine Tretow und Social-Media-Expertin
„Kammer mal hören – nachgehakt, nachge-                über Bewegtbild aufnehmen. Unsere Aufgabe ist               Ann-Kristin Spies garantiert ein qualifiziertes
fragt“: Unter diesem Motto werden im neuen             es, die Belange der heimischen Wirtschaft wirk-             Team die notwendige fachliche Qualität.
Podcast der IHK Siegen jede Woche spannen-             sam zu vertreten. Hierzu sind wir auf eine funk-
de Wirtschaftsthemen aus der Region hörbar             tionierende Kommunikation mit den Zielgruppen,              Der Podcast läuft seit 7. Januar. Wie kommt
– ganz bequem daheim oder unterwegs. Im                aber auch der breiten Öffentlichkeit, zwingend              er an?
Januar wurden die ersten Episoden veröffent-           angewiesen. Wir müssen dafür die Kanäle gestal-             Es ist ein neues Informationsangebot, das sich
licht. Wirtschaftsreport-Redakteur Patrick             ten, auf denen wir die Menschen am besten er-               erst herumsprechen und etablieren muss. Umso
Kohlberger sprach hierüber mit IHK-Ge-                 reichen. Das ist sehr wichtig. Mit dem Podcast              mehr freuen wir uns, dass bereits die erste Folge
schäftsführer Hans-Peter Langer.                       haben wir einen neuen Weg beschritten.                      „Gastronomie und Corona“ hunderte Male auf-
                                                                                                                   gerufen wurde. Wir bewerben die Episoden der-
Warum gibt es diesen Podcast? Braucht eine                                                                         zeit regelmäßig in unseren Social-Media-Profi-
                                                         Die Episoden des Podcasts „Kammer mal hö-
IHK das unbedingt?                                                                                                 len, um die Reichweite stetig zu erhöhen. Auch
                                                         ren – nachgehakt, nachgefragt“ erscheinen
Wir stellen fest, dass sich das Mediennutzungs-                                                                    die älteren Podcast-Episoden bleiben dabei
                                                         immer mittwochs und können auf Spotify,
verhalten der Menschen wandelt. Es sind längst                                                                     weiterhin abrufbar. Wir stellen im Übrigen
                                                         Deezer, iTunes sowie auf www.ihk-siegen.de
nicht mehr nur die ganz jungen Generationen, die                                                                   schon heute die Weichen, um dieses Angebot
                                                         abgerufen werden.
Informationen bevorzugt über das Hören und                                                                         mit Video-Podcasts wirkungsvoll zu ergänzen. !
Wirtschaftsreport   Feb 21   15

Neues Jobportal
Stellenangebote der
Kommunen
Die Hansestadt Attendorn und die Stadt Kreuz-
tal haben in einer Initiative mit anderen Städten
und Gemeinden in NRW ein gemeinsames Job-
portal gegründet. Hier finden Bewerber alle In-
fos über Kommunen als Arbeitgeber. Unter dem
Dach der Plattform www.berufe-nrw.de startete
im Dezember das erste Job- und Informations-
portal für Berufe und freie Stellen in der öffent-
lichen Verwaltung der Städte und Gemeinden
Nordrhein-Westfalens. Das Portal finanziert
sich durch eine jährliche Einmalumlage unter
den Mitgliedern. Im Gegenzug können unbe-
grenzt viele offene Stellen und Ausbildungsplät-
ze beworben werden. Der Städte- und Gemein-
debund NRW hat die Schirmherrschaft über die
Initiative übernommen. Hauptgeschäftsführer
Dr. Bernd Jürgen Schneider betont: „Die teilneh-
menden Städte und Gemeinden zeigen, wie at-

                                                     Mit Blick auf
traktiv eine berufliche Zukunft im öffentlichen
Dienst ist.“ Obwohl Städte und Gemeinden mehr
als 100 verschiedene Berufe böten, sei den
meisten Menschen die Vielfalt des öffentlichen
Dienstes nicht bewusst. !
                                                     das Wesentliche.
Umweltmanagement
Einstieg leicht gemacht
Der Umweltgutachterausschuss hat seinen Leit-
faden zum Einstieg ins europäische Umweltma-
nagementsystem EMAS (Eco-Management and
Audit Scheme) komplett überarbeitet. Er bietet
Unternehmensleitungen und Beauftragten eine
praktische Anleitung, um Schritt für Schritt
EMAS im eigenen Betrieb einzuführen, und zeigt
auf, was es dabei zu beachten gilt. Mit EMAS
sind Unternehmen und Organisationen in der
Lage, Ressourcen und Kosten intelligent einzu-
sparen, einen wirksamen Beitrag zum Klima-
und Umweltschutz zu leisten und gesellschaft-
liche Verantwortung zu übernehmen. Rund 1.200
Betriebe und andere Organisationen in Deutsch-
land kommunizieren dies in ihrer Umwelterklä-
rung der Öffentlichkeit. Die Broschüre gliedert
sich in acht Schritte, die die Unternehmen auf
dem Weg zu EMAS begleiten – von der Vorbe-
reitung bis zur Eintragung in ein öffentliches
Register. Den Leitfaden zum Herunterladen gibt
es unter: https://www.emas.de/aktuelles/news/
29-10-20-emas-leitfaden. Ansprechpartner in
der IHK Siegen ist Roger Schmidt (Tel.: 0271             0271 313634-0 | www.schoen-siegen.de
3302-263, E-Mail: roger.schmidt@siegen.ihk.
de). !
16           Feb 21    Wirtschaftsreport

Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Siegen
Change Management im Blickpunkt
Die Digitalisierung bringt zahlreiche Verände-          verbessern. „Oder man möchte seinen Mitarbei-                     4.0 des Kompetenzzentrums zum „Change Ena-
rungsprozesse für mittelständische Firmen mit           tern ein Arbeits-Tablet zur Verfügung stellen, um                 bler“ qualifizieren lassen. In fünf Workshops ler-
sich. Ein großer Teil dieses Wandels lässt sich auf     die Prozesse stärker papierlos zu gestalten“, er-                 nen die Teilnehmer entsprechende Methoden
technische Innovationen zurückführen. Dadurch           klärt Meisterjahn. Um die Einführung auch opti-                   kennen, um das Erlernte direkt anwenden zu
besteht jedoch leicht die Versuchung, Digitalisie-      mal im Sinne der Beschäftigten zu gestalten,                      können. Christina Meisterjahn und Jonas Koch
rungsprojekte nur aus der technologischen Pers-         bieten sich unterschiedliche Methoden aus dem                     begleiten außerdem kleine und mittlere Unter-
pektive anzugehen. Das reicht aber nicht aus,           Change Management an, etwa eine Stakeholder-                      nehmen bei ganz konkreten Umsetzungsprojek-
wenn solche Projekte erfolgreich umgesetzt wer-         Analyse. „Dabei wird genau darauf geschaut, wer                   ten. Durch die Workshop-Reihe ist der Kontakt zu
den sollen, wissen Christina Meisterjahn und            von der Veränderung betroffen sein wird und um                    einem Unternehmen entstanden, das in einer
Jonas Koch vom Mittelstand 4.0-Kompetenzzen-            welche Mitarbeiter man sich besonders kümmern                     kompletten Produktionslinie eine neue Software
trum Siegen. Die beiden sind Experten für das           muss, weil sie Veränderungen gegenüber viel-                      einführen wollte, die die bisherige Arbeit stark
Thema Change Management, also für die profes-           leicht negativ eingestellt sind“, verdeutlicht                    verändert. Die Verantwortlichen wollten wissen,
sionelle Begleitung von Veränderungsvorhaben            Koch. Auch Widerstände gehörten zum Verände-                      wie es um die Veränderungsbereitschaft der Mit-
jeder Art, die in Unternehmen oder Organisatio-         rungsprozess dazu und sollten Berücksichtigung                    arbeiter steht. Bei einer gezielten Befragung ist
nen passieren. Dabei sei es wichtig, einen parti-       finden. Nur wer seine Mitarbeiter frühzeitig ein-                 herausgekommen, dass sich die Mitarbeiter
zipativen Ansatz zu verfolgen, erklären die bei-        binde, bekomme auch rechtzeitig mit, ob an sei-                   Schulungen wünschen. Mittlerweile konnte die
den. Es gehe darum, alle Betroffenen in einem           ner Strategie noch etwas zu verbessern ist. Das                   Software erfolgreich eingeführt werden – mit Un-
solchen Projekt von Anfang an mit ins Boot zu           Feedback sei oftmals sehr hilfreich. Unterneh-                    terstützung der Mitarbeiter. Weitere Informatio-
holen. Ein typischer Veränderungsprozess kann           men, die sich stärker mit dem Thema Verände-                      nen zum Thema Change Management im Kom-
zum Beispiel die Einführung einer neuen Soft-           rungsmanagement beschäftigen wollen, können                       petenzzentrum finden Interessierte unter https://
ware in der Fertigung sein, um die Prozesse zu          sich in der kostenfreien Workshop-Reihe Change                    kompetenzzentrum-siegen.digital/change/. !

Stadt Hilchenbach
Unbürokratische Hilfsangebote für Unternehmer
                                                                                                                          es, Leerstände im Stadtgebiet sinnvoll und mög-
                                                                                                                          lichst langfristig zu vermieten – zu günstigen
                                                                                                                          Konditionen. Konkret bedeutet das: Die Kommu-
                                                                                                                          ne mietet Leerstände mit einer Größe von bis zu
                                                                                                                          300 m² an, verhandelt mit dem jeweiligen Ei-
                                                                                                                          gentümer einen Abschlag von 30 % und erlässt
                                                                                                                          dem späteren Mieter wiederum einen weiteren
                                                                                                                          80-%-Abschlag vom Ursprungsbetrag. Der Ver-
                                                                                                                          waltungschef skizziert ein Beispiel: „Wenn ein
                                                                                                                          Lokal bisher für 1.000 € im Monat vermietet
                                                                                                                          wurde (Kaltmiete), kann ein Gründer die Räum-
                                                                                                                          lichkeiten nun für 200 € beziehen. Das Ganze
                                                                                                                          läuft dann über zwei Jahre.“
                                                                                                      Stadt Hilchenbach

                                                                                                                          Diese monetäre und infrastrukturelle Förderung
                                                                                                                          soll Unternehmern dabei helfen, Fuß zu fassen.
                                                                                                                          Nach Ablauf des befristeten Mietverhältnisses
                                                                                                                          kann dann geprüft werden, wie nachhaltig das
Hilchenbachs Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis möchte vor allem Gründern unter die Arme greifen.
                                                                                                                          jeweilige Geschäftskonzept ist. Mit dem Konzept
Der heimischen Wirtschaft unter die Arme zu             dem man entsprechende Strukturen schafft.“                        adressiert die Stadt unterschiedliche Zielgrup-
greifen, ist ein zentrales Anliegen, dem sich Ky-       Genau in diesem Punkt stellen der Verwaltungs-                    pen – von (Online-) Händlern über Gastronomen
rillos Kaioglidis verschrieben hat. Der Bürger-         chef und seine Kollegen nun ein ganz besonde-                     und Dienstleister bis hin zu Kanzleien. Auch Pra-
meister der Stadt Hilchenbach weiß, dass es             res Angebot bereit. Im Rahmen des jüngst ver-                     xen sind inbegriffen. Eine solche hat die Kom-
dabei längst nicht nur um Themen wie Beratung           längerten „Sofortprogramms zur Stärkung                           mune kürzlich bereits erfolgreich vermittelt.
geht: „Natürlich ist es sehr wichtig, Existenz-         unserer Innenstädte und Zentren in NRW“ hat
gründern und anderen Unternehmern mit Tipps             die Kommune im nördlichen Siegerland ein Kon-                     Für weitere Informationen steht das Hilchenba-
und Tricks zur Seite zu stehen. Genauso kommt           zept erarbeitet, das vor allem für junge Gründer                  cher Stadtmarketing in Person von Kerstin Broh
es aber auch darauf an, ihnen die Verwirkli-            lukrativ sein könnte. Über den im Programm                        (Tel.: 02733 288136, E-Mail: k.broh@hilchen-
chung ihrer beruflichen Ziele zu erleichtern, in-       enthaltenen Verfügungsfonds „Anmietung“ gilt                      bach.de) zur Verfügung. !
Sie können auch lesen