Mehr Männer im Lehrberuf dank Quereinstieg Starke Leitung - gesunde Schule - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 10
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STEHSATZ | STEHSATZ RUBRIK Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 10 | 2016 Mehr Männer im Lehrberuf dank Quereinstieg Starke Leitung – gesunde Schule 1
FIFA World Football Museum. Erleben Sie mit Ihrer Klasse eine interaktive multimediale Entdeckungsreise durch die spannende Geschichte des internationalen Fussballs. sbb.ch/schulreisen
10 | 2016 EDITORIAL Guten Schultag! Ausgabe 10 | 2016 | 27. September 2016 Machen Sie den Test: Stellen Sie sich auf ein Bein. Und schliessen Sie Zeitschrift des LCH, 161. Jahrgang der Schweizer Lehrerinnen- und Lehrerzeitung (SLZ) dazu die Augen. Können Sie das Gleichgewicht auch auf einer wackligen BILDUNG SCHWEIZ erscheint 11 Mal jährlich Unterlage halten? Mal gelingt dies besser, mal schlechter. Haben Sie auch schon festgestellt, dass diese Übungen schwieriger sind nach einem Impressum belasteten Arbeitstag oder wenn Sie unruhig, gestresst sind – neumodisch ausgedrückt, wenn sich Ihre WorkLifeBalance nicht im Einklang befindet? Herausgeber/Verlag Dachverband Lehrerinnen und Lehrer WorkLifeBalance wird in der Regel als «Zustand, in dem Arbeits und Schweiz LCH Privatleben miteinander in Einklang stehen» definiert. • Beat W. Zemp, Zentralpräsident • Franziska Peterhans, Zentralsekretärin • Jürg Brühlmann, Leiter der Pädagogischen Für die WorkLifeBalance im Schulumfeld sind unter anderem auch die Arbeitsstelle LCH Schulleitungen zuständig. Der Ressortleiter Führung und Qualitätsmanage Zentralsekretariat und Redaktion ment an der PH FHNW, Christof Thierstein, sagt es im Beitrag «Gesundheit» Pfingstweidstrasse 16, 8005 Zürich so: «Es gilt, auf der einen Seite die Leistung, die eine Schule erbringt, und Telefon 044 315 54 54, Fax 044 311 83 15 E-Mail: bildungschweiz@LCH.ch auf der anderen Seite das Wohlbefinden der Mitarbeitenden möglichst Internet: www.LCH.ch, www.bildungschweiz.ch Erreichbar Mo–Do, 8–12 Uhr und 13.30–16.45 Uhr, in Balance zu halten.» Wir erfahren unter anderem, bei welchen Faktoren Fr bis 16 Uhr Schulleitungen Einfluss auf die Gesundheit der Mitarbeitenden haben und wo die Grenzen liegen (ab Seite 23). Redaktion • Doris Fischer (df), Verantwortliche Redaktorin • Belinda Meier (bm), Redaktorin Print/Online Um erwünschte Balance respektive (fehlende) Ausgewogenheit geht es • Deborah Conversano (dc), Redaktorin Print/Online Ständige Mitarbeit: Adrian Albisser (Bildungsnetz), auch im Beitrag «Nach wie vor Männermangel an den Primarschulen» Claudia Baumberger, Jürg Brühlmann (Querbeet), (ab Seite 12). Bis 1964 arbeiteten mehr Männer als Frauen im Lehrberuf. Sandro Fiscalini (Cartoon), Peter Hofmann (Schul- recht), Chantal Oggenfuss (Bildungsforschung), Seither hat der Anteil männlicher Lehrpersonen in der obligatorischen Roger Wehrli (Fotografie), Eleni Kougionis (Foto- Schule stetig abgenommen. Fachleute vermuten jedoch, dass die Waag grafie) schale auf der Männerseite langsam wieder gewichtiger wird. Der Anteil Abonnemente/Adressen der männlichen Lehrpersonen an der Primarschule ist laut Statistiken im Bestellungen/Adressänderungen: Zentralsekretariat LCH, 044 315 54 54, letzten Jahr gesamtschweizerisch leicht gestiegen. Welche Gründe dafür adressen@LCH.ch verantwortlich sein könnten, brachte unser Korrespondent Peter Krebs an Adressänderungen auch im Internet: www.bildungschweiz.ch verschiedenen PH und im Gespräch mit dem Verein «Männer an die Primar Für Aktivmitglieder des LCH ist das schule» MaP in Erfahrung. Dass Aufstiegsmöglichkeiten, Prestige und Abonnement im Verbandsbeitrag (Fr. 74.– pro Jahr) inbegriffen Lohn nicht immer die entscheidenden Kriterien für einen Berufswechsel Jahresabonnement für Nichtmitglieder: sind, erfahren wir unter anderem im Porträt von Sebastian Müller (Seite 15). Schweiz Fr. 103.50, Ausland Fr. 175.– Einzelexemplar Fr. 8.–, ab dem 8. Expl. Bei uns hat es der Quereinsteiger sogar aufs Titelbild geschafft. Fr. 6.– (jeweils plus Porto und MwSt.) Unabhängig vom Geschlecht offeriert der LCH seinen Mitgliedern wiederum Dienstleistungen Bestellungen/Administration: Zentralsekretariat einen Gratiseintritt an die Swiss Education Days vom 8. bis 10. November LCH, 044 315 54 54, adressen@LCH.ch Reisedienst: Monika Grau, m.grau@LCH.ch in der Messehalle der BernExpo in Bern. Beachten Sie bitte speziell zur Bestellung den in dieser Ausgabe abgedruckten Code auf dem Inserat Seite 9. Inserate/Druck Inserateverkauf: Martin Traber, Zürichsee Werbe AG, Tel. 044 928 56 09 Doris Fischer martin.traber@zs-werbeag.ch Mediadaten: www.bildungschweiz.ch Druck: FO-Zürisee, 8712 Stäfa ISSN 1424-6880 Verkaufte Auflage: 42 525 Exemplare (WEMF/SW-Beglaubigung) Geschlechterspezifisch nicht ganz in der Balance, aber top motiviert: das Redaktionsteam. Foto: Anna Walser 3
10 | 2016 INHALT 6 Mit Taten setzen sich die Aargauer Lehrerinnen und Lehrer gegen den Bildungsabbau zur Wehr. 12 Der Verein «Männer an die Primarschule» kämpft gegen den Männermangel an Primarschulen. 10 LCH und SER setzen sich für die Landes sprachen ein. 23 Schulleiterinnen und Schulleiter können die gesundheitliche Balance von Lehrpersonen stärken. 26 Die Swiss School in Singapur: Eine intensive Erfahrung für Kinder und Lehrpersonen. Fotos auf diesen Seiten: Belinda Meier, Philipp Baer, Eleni Kougionis, Anna Walser, Swiss School in Singapore (SSIS) Titelbild: Mehr Männer für den Lehrberuf Foto: Philipp Baer 4
10 | 2016 INHALT AKTUELL 6 Aargauer Lehrerinnen und Lehrer werden protestieren 7 Ab in den Schnee AUS DEM LCH 9 Swiss Education Days: Freier Eintritt für Leserinnen und Leser 10 «Dass wir auf Kurs sind, glaubt einfach niemand mehr» LEHRBERUF 12 Nach wie vor Männermangel an den Primarschulen PÄDAGOGIK 17 Kinderrechte verstehen 18 Warum gibt es immer mehr Autisten? 20 Wenn die Echse die Vernunft vom Thron stösst GESUNDHEIT 23 Mit gutem Beispiel vorangehen BILDUNG INTERNATIONAL 26 Multikulturelle Schule mit Schweizer Gütesiegel AUSSTELLUNG 34 Den ökologischen Fussabdruck reduzieren RUBRIKEN 3 IMPRESSUM 30 BILDUNGSNETZ 31 BÜCHER UND MEDIEN 35 VERLAG LCH 37 REISEN LCH 38 MEHRWERT LCH 41 BILDUNGSMARKT 47 QUERBEET 47 BILDUNG SCHWEIZ demnächst 5
10 | 2016 AKTUELL Aargauer Lehrerinnen und Lehrer werden Protestaktionen durchführen Die vom Kanton angekündigten weiteren Abbaumassnahmen in der Bildung kritisiert der Aargauische Lehrerinnen und Lehrerverband aufs Schärfste. An seiner ausserordentlichen Delegiertenversammlung beschloss er unter anderem, eine Protestkundgebung durchzuführen und eine Resolution zu lancieren. Am 26. August 2016 hat der Regierungsrat des Kantons Aargau den Aufgaben- und Finanzplan 2017–2020 vorge- stellt und die damit verbunde- nen weiteren Abbaumassnah- men bei der Bildung und beim Personal verkündet. «Jetzt geht es der Bildung definitiv an den Kragen», stellte der Aargauische Lehrerinnen- und Lehrerverband alv angesichts des geplanten Abbaus bei Fächern und Lektionen, der Streichung von Unterstützungs- angeboten bei Lehrpersonen und der dritten Lohnnullrunde in Folge in einer Medienmittei- lung fest.Der alv ist nicht bereit, weitere Abbaumassnahmen hinzunehmen. Er befürchtet, dass die aargauischen Schulen Die Delegierten des alv sind sich einig: Weitere Abbaumassnahmen werden nicht akzeptiert. Mit geplanten dadurch zu stark geschädigt Aktionen wollen sie sich zur Wehr setzen. Foto: Simon Ziffermayer und noch weitere Lehrper- sonen aufgrund schlechter Arbeitsbedingungen in andere Lektion zu kürzen. Weiter soll wird»,ergänzte Beat Petermann, Parlaments zu Lasten der Kantone abwandern werden. an der Sekundar- und Bezirks- Co-Präsident des Verbands Bildung zu ergreifen. schule das Wahlfach «geomet- Schulleiterinnen und Schullei- «Die Bildung wird an die Wand risch-technisches Zeichnen» ter Kanton Aargau VSLAG. Es alv, VSLAG und VASP spannen gefahren» wegfallen. Auf der Primarstufe sei daher nicht selbstverständ- zusammen Vor diesem Hintergrund und sollen die Lektionen in den lich, dass man im Kanton Aar- An der ausserordentlichen weil die Zeit zum Handeln Fächern Deutsch, Realien und gau unter diesen Bedingungen Delegiertenversammlung alv drängt, hat der alv am 14. Sep- Musik reduziert werden. In der noch Lehrerin oder Lehrer sei. nahmen auch Vertreterinnen tember 2016 eine ausser- 1. und 2. Primarklasse sind und Vertreter des VSLAG und ordentliche Delegiertenver- zudem Kürzungen der Lektionen Dreimal «Ja» für die Bildung des Verbands aargauischer sammlung in Aarau einberufen. für den DaZ-Unterricht vorge- Um den Schaden, den ein Schulpflegepräsidentinnen «Der Kanton spricht von sehen. «Auf der Primarstufe erneuter Bildungsabbau und -präsidenten VASP teil. Sanierungsmassnahmen. geht es ans Lebendige», stellte anrichten würde, zu verhin- Ebenfalls von den Abbaumass- Saniert werden vielleicht die Abbassi fest. «Hier werden dern, haben die Delegierten nahmen betroffen, unterstüt- Finanzen. Die Bildung aber hochgerechnet 585 Lektionen einstimmig folgende Anträge zen sie den alv im Bestreben, wird nicht saniert, sondern an pro Jahr weniger unterrichtet.» gutgeheissen: den Worten auch Taten gegen die Wand gefahren», leitete All diese Abbaumassnahmen • Durchführung einer Protest- den Bildungsabbau folgen zu Elisabeth Abbassi, Präsidentin und nicht zuletzt die geplante kundgebung am 8. November lassen. «Eine gute Schule ist alv, ihre detaillierte Analyse Erhöhung des Pflichtpensums 2016. Sollte an diesem Tag eine Schule mit guten Lehrper- der Abbaumassnahmen vor für Lehrpersonen der kantona- keine Grossratssitzung sonen», stellte Franco Corsi- den rund 136 versammelten len Schulen (ohne Gymnasium) stattfinden, würde die Kund- glia, Präsident VASP, klar. Wenn Delegierten ein. Der Umfang und weiteren Nullrunden bei gebung am 15. November man diese aber behalten wolle, der geplanten Massnahmen ist den Löhnen bringen das Fass 2016 erfolgen. müsse das Umfeld stimmen. beachtlich gross – die Folgen zum Überlaufen. Die voraus- • Lancierung einer Resolution «Jährlich an der Schraube der ebenfalls. Konkret plant der sichtlichen Konsequenzen die- gegen den Abbau bei der Ressourcen zu drehen, muss Kanton, in der Realschule das ser radikalen Sparpolitik sind Bildung und beim Personal. daher ein Ende haben. Die Zeit Pflichtfach «geometrisch- massiv. «Die Streichung der Diese soll von mindestens ist gekommen, dass wir zu den technisches Zeichnen» zu Lektionen führt zu weniger 10000 Personen unterschrie- essenziellen Werten zurück- streichen, in der 3. Sekundar- Bildung, grössere Klassen füh- ben und am 8. respektive kehren», forderte er. klasse das Pflichtfach ren zu weniger Betreuung und 15.November 2016 dem Gros- «Geschichte/Geografie» um höhere Pensen lassen die Qua- sen Rat überreicht werden. Belinda Meier eine Lektion und das Pflicht- lität sinken», warnte Abbassi. • Der Verbandsrat erhält die fach «Musik» in der 1. Bezirks- «Es ist ein Novum, dass an der Kompetenz, das Referendum Weiter im Netz schulklasse ebenfalls um eine Pflichtstundentafel abgebaut gegen Sparbeschlüsse des www.alv-ag.ch 6
10 | 2016 AKTUELL Ab in den Schnee Damit Kinder und Jugendliche auch in Zukunft Ski oder Snowboardfahren lernen, bietet die Schneesport initiative Schweiz allen Schulen die nützliche Plattform goSnow.ch. Viele Faktoren haben in den letzten Jahren dazu geführt, rer können die Kinder für den Schneesport begeistern», sagt WAS, WANN, WO derungen, Sozialisation und Integration um? Um Erkennt- dass immer weniger Schweizer Tanja Frieden, Snowboard- nisse für die Führungsaufga- Nachwuchsförderung Kinder dem Schneesport frö- cross-Olympiasiegerin, Lehre- ben einer Schule zu gewinnen, nen: kein oder wenig Schnee rin und Coach sowie Präsiden- Technik werden namhafte Vertreterin- im Unterland, grösseres Sport- tin der Schneesportinitiative Am 8. Dezember laden die nen und Vertreter aus Bildung, und Freizeitangebot im urba- Schweiz. Wenige Klicks genü- SATW und die PH FHNW zur Politik und Publizistik ihre nen Raum, kulturelle Hinter- gen, um ein komplettes neunten Tagung «Nachwuchs- Sichtweisen darlegen. Der gründe, ein schwieriges Schneesportlager zum förderung Technik» an der anschliessenden Podiumsdis- wirtschaftliches Umfeld sowie Pauschalpreis von rund 350 Kantonsschule Wohlen ein. An kussion folgt ein Kabarett vom ein erhöhtes Sicherheitsbe- Franken pro Kind zu buchen. dieser Tagung wird der Frage Geschwisterduo Birkenmeier. dürfnis in der Gesellschaft. Transport, Unterkunft mit nachgegangen, wie Kinder und Weitere Informationen und «Alles fährt Ski» – was bis vor Halbpension, Bahn- und Lift- Jugendliche in Schule und Anmeldung: wenigen Jahren als typisch tickets, Mietmaterial sowie ein Freizeit für Technik begeistert www.vslchfachtagung.ch schweizerisch galt, soll auch in Special-Event sind hier dabei. werden können. Die Studie Zukunft gelten: Dies ist das Ausserdem bietet die Platt- «MINT Nachwuchsbarometer Ziel des Vereins Schneesport- form viele relevante Informa- Schweiz» hat gezeigt, dass bei profilQ – fünftes Treffen initiative Schweiz. Eine Initia- tionen, etwa rund um die Jugendlichen das Interesse an Im Forum profilQ engagieren tive, die auch der LCH vollum- Sicherheit im Schnee. Auch für Technik nicht zwangsläufig sich Fachpersonen aus der fänglich unterstützt. Um den Schulen mit eigenem Lager- steigt, wenn das Interesse an Forschung, der Praxis und Leh- Lehrerinnen und Lehrern die haus oder bestehenden Naturwissenschaften geför- re. Sie entwickeln gemeinsam Organisation von Schneesport- Schneesportlagern bietet die dert wird. Die produkt- und und eigenständig die schul- aktivitäten zu erleichtern, ver- Website www.gosnow.ch Vor- lösungsorientierte Technik interne Qualitätsarbeit weiter. mittelt der Verein über seine teile. Zum Beispiel eine J+S- benötigt eine spezifische För- Die Ziele dabei sind eine Stär- Website fixfertig organisierte Leiter-Börse sowie attraktive derung, zusätzlich zur Förde- kung des schulinternen Quali- und günstige Schneesport- Angebote für das Mietmaterial rung in Mathematik, Informatik tätsmanagements, der Aus- lager und -tage für Schulen. oder den Transport im Car oder und Naturwissenschaften. tausch zu spezifischen «Gerade Lehrerinnen und Leh- Zug. (pd) Teilthemen der Schul- und Die Tagung richtet sich an Unterrichtsqualität und die Fachleute aus Bildung und Förderung der überregionalen DISKUSSION seien die beste Verbindung von ausserschulischen MINT-Lern- und überkantonalen Vernet- der Schule ins Elternhaus. Die orten sowie an Personen von zung und Zusammenarbeit der Hausaufgaben Kinder würden dabei lernen, Förderinstitutionen im MINT- Akteure und Akteurinnen aus abschaffen? wie viel sie selbständig machen Bereich. Im Anschluss an die Forschung, Praxis und Steue- können. Tagung kann die öffentliche rung. Der gleichnamige Verein Im August dieses Jahres hat TecNight besucht werden. Dort basiert auf profilQ, einer der Verband Schulleiterinnen Auch Beat W. Zemp, Zentral- können spannende und viel- gemeinsamen Initiative der und Schulleiter Schweiz präsident LCH, erkennt die seitige Technikwelten live mit- beiden Dachverbände Lehre- (VSLCH) bekanntgegeben, Problematik. Lösungen, wel- erlebt werden. Weitere Infor- rinnen und Lehrer Schweiz LCH dass er die klassischen Haus- che die Erledigung der Haus- mationen und Anmeldung: und Schulleiterinnen und aufgaben abschaffen möchte. aufgaben auf dem Schulareal www.satw.ch Schulleiter Schweiz VSLCH. Seither wird das Thema wieder ermöglichen, befürwortet er. vielseitig debattiert. Der Einer Abschaffung der Haus- Am 7. Dezember 2016 findet im VSLCH argumentiert, dass aufgaben steht er jedoch skep- Schule, Macht, Alterszentrum Bürgerasyl- Schülerinnen und Schüler, die tisch gegenüber. Es sei wichtig, Gesellschaft Pfrundhaus in Zürich das fünf- sich zu Hause an niemanden dass es für Schülerinnen und Der VSLCH lädt am 23. Novem- te Forum profilQ statt. An die- wenden können, mit Hausauf- Schüler auch Lernsequenzen ber 2016 zu seiner diesjähri- sem Forum werden Themen gaben benachteiligt werden. gebe, in denen selbständig gen Fachtagung nach Hergis- wie Rituale (zum Beispiel das Auch würden Hausaufgaben gearbeitet werden müsse. Nur wil ins Schulhaus Grossmatt Händeschütteln), Nähe–Dis- oftmals Konflikte zwischen so wüssten sie später, wie sie ein. Gemeinsam geht man an tanz, kulturelle und gesell- den Eltern und ihren Kindern mit einer Prüfungssituation diesem Tag verschiedenen Fra- schaftliche Unterschiede, bergen. Sinnvoller seien des- umgehen müssten. Der VSLCH gen nach. Wo kann und muss Integrität, Gestaltung infor- halb Schulaufgaben: Die Schu- wird eruieren, wie auch mit die Schule Grenzen setzen, um meller Normen, Kleidung und le soll Gefässe für jene Schüler weniger Hausaufgaben erfolg- nicht zum Spielball zu werden? viele mehr aufgenommen. anbieten, die zu Hause keine reicher Unterricht stattfinden Wo braucht sie Spielräume? Weitere Informationen: günstigen Bedingungen haben kann. (aw) Wie gehen Schulen mit den www.profilq.ch und Unterstützung benötigen. verschiedenen Aufgaben aus Die Kritiker dieser Idee sehen den Bereichen Vorbereitung das anders: Die Hausaufgaben auf die späteren Lebensanfor- 7
So viel mehr als Tisch und Stuhl: Ergonomische Möbel, die Schule machen. Dinosaurier. Training. Angst. Einrichtungen für Schulverwaltung und Schulleitung Wir reden. Auch über psychische Gesundheit. Gesprächstipps: www.wie-gehts-dir.ch JOMA-Trading AG, Weiernstrasse 22, CH-8355 Aadorf Kanton Zürich Gesundheitsdirektion Tel 052/365 41 11, e-mail: info@joma.ch, www.joma.ch Ihr einzigartiger Partner und Anbieter für Werken, Technik, Freizeit und Hobby WERKPACKUNGEN MIT DEM PLUS OPITEC PLUS LINE Recycling-Tischlampe Dieses Modell verbindet Sach- und Werkunterricht. Elementare für kompetenzorientierten Unterricht Video-Anleitung Holzbearbeitungstechniken werden beim Bau des Gestells angewen- det. Alternativ kann eine stabile Schachtel verwendet werden Workmap für Lehrkräfte und Schüler Ausführliche Aufbauanleitung (Recycling-Idee). Als Reflektor (Lichtverstärker) wird ein recycelter durchsichtiger Behälter (Glas, PET-Flasche...) benötigt. Dieser wird mit Wasser gefüllt und auf die LED gestellt. Das Gefäß wirkt wie eine 100% Erfolgsgarantie www.opitec.ch/plusline Sammellinse und verstärkt das Farbspiel der RGB-LED. Anschließend wird ein Stromkreis mit LED und Schalter zusammengestellt und ein- Eine Konzeptpackung, gebaut. Dies erweitert die grundlegenden Kompetenzen und stellt viele Möglichkeiten einen Alltagsbezug her. Erforderliche Arbeiten: Sägen, Anreißen, Feilen, Leimen, Bohren und Nageln (wenn eine Holzkonstruktion gebaut wird), Stromkreis zusam- menbauen Lehrplananforderungen: Nach LehrplanPLUS für den Werk- und für den 8+ Sachunterricht, Umgang mit Materialien und Werkzeugen, Anleitungen und Modellzeichnungen nutzen, einfache Stromkreise herstellen und unter Verwendung der Symbole skizzieren Maße: ca. 200 x 200 x 30 mm (ohne Aufsatz) 116998 1 Stück 6,95 ab 10 Stück 6,60 noachikpqr 8+ 4-6 www.opitec.ch S202_02_SD OPITEC (Schweiz) AG - H. Pestalozzistrasse 1 - 1707 Freiburg Tel.: 026 488 38 39 - Fax 026 488 38 38 - E-Mail: info.ch@opitec.com - Internet: www.opitec.ch
10 | 2016 AUS DEM LCH Leserinnen und Leser erhalten freien Eintritt an die Swiss Education Days In wenigen Wochen ist es so weit: Die Swiss Education Days (vormals Didacta) öffnen vom 8. bis 10. November ihre Tore. Neben dem Namen ist auch der Standort der Bildungsmesse neu, sie findet erstmals in Bern statt. Leserinnen und Leser von BILDUNG SCHWEIZ profitieren dank Sponsoren erneut von einem Gratiseintritt. Rund 170 Aussteller aus dem Rund um die Uhr können Lese- der», die Vernissage von Char- 10. November, dem letzten In- und Ausland präsentieren rinnen und Leser von BILDUNG ta und Leitfaden zum Thema Messetag, sind Besuchende an den diesjährigen Swiss SCHWEIZ mit ihrem Gut- Sponsoring und private Bil- von 9 bis 16 Uhr herzlich will- Education Days ihre Innova- scheincode ihr Ticket online dungsfinanzierung sowie die kommen. Das Messegelände tionen für den Bildungsmarkt. beziehen. Dazu gibt man auf Vorstellung von Lernmateria- ist vom Hauptbahnhof Bern Alle zwei Jahre findet die der Website www.swiss-edu- lien zum Lernspiel Finance- bequem mit Tram Nr. 9 bis beliebte Bildungsmesse statt cation-days.ch/ticketshop den Mission Heroes durch Beat W. Guisanplatz Expo oder mit Bus und das Redaktionsteam von Gutscheincode ein, der im Zemp, Zentralpräsident LCH. Nr. 20 bis Wankdorf Bahnhof BILDUNG SCHWEIZ freut sich, untenstehenden Inserat abge- Neben der Nahrung für den und anschliessend Tram Nr. 9 seinen Leserinnen und Lesern druckt ist. Mit dem Ausfüllen Geist ist am Stand des LCH bis Wankdorf Center zu auch in diesem Jahr einen der persönlichen Angaben wird aber auch für das leibliche erreichen. kostenlosen Eintritt anbieten der Ticketbezug ausgelöst. Wohl gesorgt. Im Bistro können zu können. sich die Besucherinnen und BILDUNG SCHWEIZ und der Wissen und Musse an einem Besucher hinsetzen, sich aus- LCH freuen sich auf Ihren Möglich ist dies durch das Ort vereint ruhen und einen Kaffee oder Besuch an den Swiss Educa- Sponsoring einiger langjähri- Der LCH ist auch in diesem ein Mittagessen geniessen. tion Days und insbesondere ger Geschäftspartner des LCH, Jahr mit einem Stand vertreten am Stand des LCH, Treffpunkt bei denen wir uns bedanken und bietet ein vielfältiges Pro- Die Messe ist am Dienstag, der Lehrerinnen und Lehrer. möchten: der FO Zürisee, der gramm. Highlights sind unter 8. November, und Mittwoch, Zürichsee Werbe AG und dem anderem die Präsentation des 9. November, von 9 bis 18 Uhr Versicherer Zurich Schweiz. neuen Lehrmittels «Mathekin- geöffnet. Am Donnerstag, Deborah Conversano Bildung ist Entwicklung. 8.–10.11. 2016 | BERN Bildung Schweiz schenkt ihren Leserinnen und Lesern einen Eintritt an die bedeutendste Schweizer Bildungsmesse in Bern – wo die Schweiz sich bildet. swiss-education-days.ch Geben Sie unter www.swiss-education-days.ch/ticketshop den Promocode sw164chrep ein und drucken Sie dann Ihre Eintrittskarte im Wert von CHF 20.00 aus. Wir freuen uns auf Ihren Besuch. Besten Dank an die Ticketsponsoren: Partner der Bildung Schweiz Zürichsee Werbe AG 9
10 | 2016 AUS DEM LCH «Dass wir auf Kurs sind, glaubt einfach niemand mehr» In einer gemeinsamen Vernehmlassung zuhanden des Bundesrats sprechen sich LCH und SER für den Start einer zweiten Landessprache in der Primarschule aus und für einen durchgehenden Unterricht bis zum Ende der obligatorischen Schule. Einmal jährlich treffen sich die Vertrete Bildungsziele lautet ‹Wir sind auf Kurs›. weiter Ferne zu sein – zu unterschiedlich rinnen und Vertreter der Präsidialkonfe Das glaubt einfach niemand mehr», stellt sind die Voraussetzungen, die schulischen renz LCH (PrK LCH) und des erweiterten Beat W. Zemp, Zentralpräsident LCH, in Traditionen, aber auch die finanziellen und Komitees SER (CoSER), um sich zu bri Bezug auf den Fremdsprachenunterricht bildungspolitischen Begebenheiten in den santen bildungspolitischen Themen aus auf der Primarstufe fest. «Im Gegenteil, es einzelnen Kantonen. zutauschen und gemeinsame Strategien sieht in manchen Kantonen der Deutsch Im Kanton Thurgau soll der Franzö und Positionen auszuarbeiten. Haupttrak schweiz sogar danach aus, als ob der sischunterricht auf die Sekundarstufe ver tandum der diesjährigen Konferenz vom erreichte Harmonisierungsstand wieder legt werden. Ab nächstem Schuljahr sollen 7. September 2016 in Bern war die Ver rückgängig gemacht wird.» die Schülerinnen und Schüler also erst in nehmlassung über die «Änderung des Bun den drei letzten obligatorischen Schuljah desgesetzes über die Landessprachen und ren Französischunterricht haben. In den die Verständigung zwischen den Sprach «Man kann zwar aus HarmoS Kantonen Luzern und Zürich sind derzeit gemeinschaften». Diese hat der Bund am austreten, aber man kann nicht Initiativen mit ähnlichem Ziel hängig. Im 6. Juli 2016 eröffnet. Er lädt sowohl den Kanton BaselLandschaft ist sogar eine Ini in der Eidgenossenschaft tiative lanciert worden, die das Ziel verfolgt, Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH als auch das Syndicat des bleiben und die Bildungsartikel aus HarmoS auszutreten. «Man kann zwar enseignants romands SER ein, bis zum der Bundesverfassung miss- aus HarmoS austreten, aber man kann 14. Oktober 2016 schriftlich Stellung zu nicht in der Eidgenossenschaft bleiben und beziehen. achten.» die Bildungsartikel der Bundesverfassung missachten», kritisiert Zemp. Der Fremdsprachenunterricht – nach In der Tat wird der Fremdsprachenunter wie vor ein Flickenteppich richt auf bildungspolitischer Ebene bereits Der Bundesrat greift ein «Die offizielle Kommunikation der EDK seit einigen Jahren kontrovers diskutiert. Vor dem Hintergrund dieser gegenläu hinsichtlich der Harmonisierung der Eine harmonisierte Lösung scheint in figen Entwicklungen hat der Bundesrat Die Vertreterinnen und Vertreter des gemeinsamen Treffens PrK LCH und CoSER entscheiden sich für eine gemeinsame Stellungnahme zur Fremdsprachen Regelung zuhanden des Bundesrats. Sie favorisieren dabei die Variante 3. Foto: Anna Walser 10
10 | 2016 AUS DEM LCH entschieden, zu handeln. Die sich abzeich Konsultativabstimmung mit einer grossen Bundesebene erstellt werden und dass nende Tendenz in manchen Deutsch Mehrheit dafür entschieden, dem Bund in die beiden Gewerkschaftsdachverbände schweizer Kantonen, nur noch eine einer gemeinsamen Stellungnahme zu ant sowie LCH und SER ihre bildungspoliti Fremdsprache, nämlich Englisch, auf der worten und dabei die von ihm favorisierte schen Aktivitäten auf Bundesebene koor Primarstufe zu unterrichten, widerspricht Variante 3 zu unterstützen. Während die seiner Ansicht nach dem Sprachenartikel Mitglieder des erweiterten Komitees SER in der Bundesverfassung. Das hat Bun geschlossen für die Variante 3 stimmten, «Wir wollen mehr Einblick desrat Alain Berset bereits im Frühjahr gab es unter den Präsidentinnen und Präsi in die bildungspolitischen 2014 in einer Fragestunde des Nationalrats denten der Deutschschweizer Kantone ver klar zum Ausdruck gebracht. Schülerinnen einzelte Enthaltungen und Gegenstimmen. Geschäfte auf Bundesebene und Schüler müssen auf der Primarstufe LCH und SER ziehen die Variante 3 erhalten und früh genug eine zweite Landessprache erlernen, lau vor, weil sie im Gegensatz zu Variante 1 tete schon damals seine klare Forderung. und 2 festlegt, dass der Unterricht bis Weichen auf nationaler Ebene Am 6. Juli 2016 hat der Bundesrat nun ein zum Abschluss der obligatorischen Schule in die richtige Richtung Vernehmlassungsverfahren zur Harmoni erfolgen muss und auf der Sekundarstufe stellen können. Deshalb sierung des Sprachenunterrichts eröffnet. nicht in Form eines Wahlfachs wieder Ziel ist es, den Unterricht in der zweiten abgewählt werden kann. Die Variante 3 haben LCH und SER einen Landessprache in der Primarschule gesetz geht auch deshalb als Favorit hervor, weil Vertrag mit SGB und Travail. lich zu verankern und den Unterricht bis sie für NichtHarmoSKantone wie Aar zum Ende der obligatorischen Schule zu gau, Thurgau oder Appenzell Innerrho Suisse abgeschlossen.» sichern. den die Möglichkeit bietet, erst in der 6. Primarklasse mit dem Fremdsprachen dinieren. Diese Zusammenarbeit der vier Drei Varianten zur Stärkung unterricht in der zweiten Landessprache Dachverbände soll den Einfluss der Lehr der Landessprachen zu beginnen. Diese Flexibilität, verbun personen auf die nationale Politik deutlich Der Bundesrat stellt drei Varianten zur den mit der Option, die Lektionenzahl verstärken. Zusammen mit SGB und Tra Diskussion. Variante 1 schreibt vor, dass in der 6. Klasse anzuheben, könnte den vail.Suisse wollen sich LCH und SER ent der Unterricht in der zweiten Landesspra Lehrpersonen bei der Umsetzung in der schieden für den Erhalt guter Bildung und che spätestens ab dem 5. Primarschuljahr Praxis entgegenkommen. LCH und SER die entsprechenden Rahmenbedingungen einzusetzen hat. Variante 2 verankert das werden ihre Stellungnahme dem Bund in stark machen. Am 5. September 2016 hat Modell 3/5 des HarmoSKonkordats auf diesem Sinne bis zum 14. Oktober 2016 die erste ganztägige Sitzung des Koordina Gesetzesstufe: Die erste Fremdsprache zukommen lassen. tionsbüros LCH/SER mit SGB und Travail. soll spätestens ab dem 3. Schuljahr, die Suisse stattgefunden. Das Mandat ist als zweite ab dem 5. Schuljahr unterrichtet Mandatsvertrag mit SGB Pilotprojekt auf zwei Jahre befristet. Vor werden. Eine der beiden Sprachen ist eine und Travail.Suisse Ablauf der Frist wird das Projekt bewertet Landessprache, die andere Englisch. Die Die politischen Dossiers auf nationaler und das weitere Vorgehen definiert. ■ vom Bundesrat bevorzugte Variante 3 zielt Ebene, die sowohl Schule als auch Lehr schliesslich auf die formelle Sicherung der personen betreffen, haben stark zugenom Belinda Meier zweiten Landessprache ab. Sie legt fest, men. «Wir wollen mehr Einblick in die dass der Unterricht der zweiten Landes bildungspolitischen Geschäfte auf Bundes sprache in der Primarschule startet und bis ebene erhalten und früh genug Weichen auf Weiter im Netz zum Ende der obligatorischen Schulzeit nationaler Ebene in die richtige Richtung www.LCH.ch – Unter «Medienmitteilungen» dauern muss. stellen können. Deshalb haben LCH und und «Positionspapiere» finden sich SER einen Vertrag mit SGB und Travail. diverse offizielle Stellungnahmen seitens LCH und SER unterstützen Variante 3 Suisse abgeschlossen», erklärt Franziska LCH zum Fremdsprachenunterricht. Die Dachverbände der Lehrerinnen und Peterhans, Zentralsekretärin LCH. Diesen Lehrer der Deutschschweiz und der Mandatsvertrag stellt sie in der Folge den Romandie, LCH und SER, haben sich anwesenden Verbandsvertreterinnen und bereits in früheren Stellungnahmen für vertretern vor. eine möglichst weit gehende Harmoni Der Vertrag legt fest, dass die Verant sierung des Sprachenunterrichts und für wortlichen für die Bildungsdossiers von eine Priorisierung der Landessprachen SGB und Travail.Suisse an vier ganztägigen stark gemacht. Im Rahmen der halbtägigen Sitzungen des Koordinationsbüros LCH/ Zusammenkunft PrK LCH und CoSER SER teilnehmen, dass ein Monitoring der haben sich die Vertreterinnen und Vertre Bildungspolitik auf nationaler Ebene sowie ter der Kantonalsektionen in Form einer eine Liste der politischen Geschäfte auf 11
STEHSATZ | STEHSATZ RUBRIK Nach wie vor Männermangel an den Primarschulen Text : Peter Krebs Männer unterrichten nicht besser als Frauen. Aber an der Primar Fotos: Philipp Baer schule sind sie als Lehrkräfte stark untervertreten. Die Hochschulen geben Gegensteuer: Mehr Diversität ist laut den Fachleuten gut für die Kinder, die Kollegien und entspricht einem Wunsch der Eltern. Ausserdem ist sie im Sinn der Chancengleichheit bei der Berufswahl. 12
10 | 2016 RUBRIK LEHRBERUF Man weiss es: In den Lehrerkollegien der Primarschulen Christa Kappler leitet für die PH Zürich das Projekt herrscht Männermangel. Laut der Bildungsstatistik 2015 «Umsteiger, einsteigen!», mit dem die Pädagogischen waren von den gut 47 000 Personen, die auf der Primarstufe Hochschulen Zürich und Zug berufstätigen Männern die (1. bis 6. Klasse) unterrichteten, gerade mal 18,4 Prozent Gelegenheit geben, einen kurzen Einblick in die Tätig Männer. An der Sekundarstufe 1 ist das Verhältnis viel keit des Primarlehrers zu erhalten; mit dem Ziel, sie für ausgewogener. Hier unterrichteten letztes Jahr 54 Prozent einen Quereinstieg zu gewinnen. Sie können dazu einen Frauen und 46 Prozent Männer. halben Tag lang bei einem Praxislehrer schnuppern. Das Das Problem ist erkannt: «Der nach wie vor zu kleine Interesse war gross, als das Projekt im letzten Frühling Männeranteil ist bei uns ein Dauerthema», sagt Daniel publiziert wurde. Innert eines Monats haben sich 80 Kan Steiner, Leiter des Instituts Vorschulstufe und Primarstufe didaten gemeldet, gut 30 haben das Angebot bisher genutzt. der Pädagogischen Hochschule Bern. Die PH geben seit Eine statistische Auswertung liegt noch nicht vor. Christa einigen Jahren mit verschiedenen Massnahmen Gegensteuer. Kappler hat aber positive Rückmeldungen erhalten. Sie Als besonders wirksam hat sich die Öffnung der Studien lassen darauf schliessen, dass der Schnuppertag als Ent gänge für Quereinsteiger erwiesen. Bei diesen Angeboten scheidungshilfe nützlich ist. Einigen Kandidaten habe er ist der Männeranteil deutlich grösser als in den klassischen die Motivation und Zuversicht gegeben, die finanziell und Studiengängen. An der PH Zürich waren letztes Jahr 37 Pro organisatorisch oft anspruchsvolle Umschulung an die zent Männer für die 2011 geschaffenen Quereinsteiger Hand zu nehmen. Studiengänge eingeschrieben, während es im «normalen» Laut Christa Kappler hat es unter den Quereinsteigern Bildungsweg für die Primarstufe nur 19 Prozent waren. etliche Berufsleute aus dem Banken und Versicherungs Eine ähnliche Feststellung macht Daniel Steiner. Sein wesen, die in eine mehr oder weniger ausgeprägte Sinn Institut bietet zwar keine gesonderten Quereinsteiger krise geraten sind und noch einmal etwas Neues anpacken Studiengänge an. Es hat aber neue Zulassungswege geschaf möchten. Auch Angestellte oder selbständig Erwerbende fen. So gewährt zum Beispiel «Admission sur dossier» aus prekären beruflichen Verhältnissen wie Journalisten, Personen über 30 Jahren ohne gymnasiale Maturität einen Marketingleute oder Kunstschaffende entschlössen sich zu direkten Zugang zum Studium. «Der Männeranteil bei den einer Umschulung an der PH. «In einem gewissen Alter Studierenden ohne gymnasiale Maturität ist bei uns über nehmen die Vorbehalte gegen den Primarlehrberuf ab», durchschnittlich hoch.» vermutet Christa Kappler. Häufig seien es Männer, die den Berufswunsch Lehrer schon früher gehegt hätten und Verschiedene Rollenmodelle kennenlernen die nun darauf zurückkommen. Zu ihnen zählen Sebastian Koordiniert vom Verein «Männer an die Primarschule» Müller (s. Porträt Seite 15) und Marcel Röllin, der seine Aus MaP beteiligen sich verschiedene PH seit Ende 2015 an bildung gegenwärtig an der PH Zug macht. Nach der obli vier Projekten mit dem Ziel, wieder mehr Primarlehrer zu gatorischen Schulzeit habe er zunächst einmal genug gehabt gewinnen (s. nächste Seite). Dabei sei es keineswegs so, von der Schule, erklärt er. Er absolvierte dann eine Lehre dass Männer grundsätzlich besser oder schlechter unter als Zimmermann. Als er sich nach einer Knieoperation neu richten als Frauen, sagt Christa Kappler, wissenschaftliche ausrichten musste, entschied er sich für die Berufsmatur Mitarbeiterin an der Pädagogischen Hochschule Zürich. mit dem Ziel, Ingenieur zu werden. Doch es kam anders. Anzustreben sei vielmehr die Diversität des Lehrkörpers. Während eines relativ langen Prozesses der Umorientierung «Davon profitieren alle: die Kinder, das Kollegium und habe er sich daran erinnert, wie gerne er mit Kindern arbeite, die Eltern.» Für die Kinder sei es wichtig, verschiedene ihnen Wissen und andere Fertigkeiten vermittle. So wählte «Rollenmodelle» kennenzulernen und zu sehen, dass auch er schliesslich für den zweiten Bildungsweg die PH statt ein Mann fürsorglich oder streng sein und sich um jüngere die Ingenieurschule. Die Tatsache, dass Primarlehrer eher Kinder kümmern könne. Gerade Buben brauchten solche als Frauenberuf gilt, spielt für ihn kaum noch eine Rolle. Vorbilder, bestätigt der Verein MaP: «Fehlen sie, so neh Er erfahre die Geschlechterfrage sogar als positiv. An den men sie die oft künstlichen Rollenmodelle, die sie in den Praktikumsstellen reagierten viele Eltern gerade von Knaben Medien finden.» erfreut, «wenn wieder einmal ein Lehrer vor der Klasse steht». Heute ist er überzeugt, die richtige Wahl getrof fen zu haben. Aber es habe auch den Umweg gebraucht Nur gerade jede fünfte Primarlehrperson ist männlich – Der Verein «Männer an die Primarschule» setzt sich mit verschiedenen Projekten dafür ein, wieder und «die Erfahrung, wie es wirklich ist, auf dem Bau zu mehr Primarlehrer zu gewinnen. arbeiten». 13
10 | 2016 LEHRBERUF Vom Männer zum Frauenberuf Zürich erreichte er 2015 für die Primarstufe immerhin wie Es gehe nicht darum, «irgendwelche Männer» für den der 19 Prozent. Er ist damit rund doppelt so hoch wie noch Lehrberuf zu gewinnen, sagt Christa Kappler, «sondern wir vor einigen Jahren. Auch an der PH Bern zeigt der Trend möchten die besten Lehrkräfte». Der Abbau von Barrieren, nach oben. Der Anteil der männlichen Studierenden für die die Männer daran hindern, den Lehrberuf zu wählen, soll Primarstufe und die Vorschulstufe ist innert fünf Jahren von das bisher zu wenig genutzte Potenzial auf dem Arbeits 12 auf 16 Prozent gestiegen. Daniel Steiner führt dies auch markt besser ausschöpfen. Aus dem einstigen Männerberuf auf das verbesserte Berufsbild zurück: «Man nimmt den des Schulmeisters ist in der zweiten Hälfte des letzten Jahr Lehrberuf zunehmend wieder als attraktive, anspruchsvolle hunderts eine vornehmlich von Frauen ausgeübte Tätigkeit und gesellschaftlich wichtige Tätigkeit wahr.» geworden. Laut Beat Ramseier, Leiter der Koordinations Allerdings bleibt das Thema aktuell. In den nächsten Jah stelle des Vereins MaP, hat das zahlreiche Ursachen. So ren kommen an den Primarschulen Lehrergenerationen ins spiele etwa der Lohn eine Rolle, der je nach Kanton weniger Pensionsalter, in denen noch vergleichsweise viele Männer attraktiv sei als in anderen akademischen Berufen oder an tätig waren. Bis Mitte der 1960erJahre unterrichteten noch den Sekundarstufen. Auch die vergleichsweise beschränk mehr Lehrer an der Primarstufe als Lehrerinnen. ■ ten Karrieremöglichkeiten seien für Männer ein Hindernis. Andererseits profitierten Frauen eher vom guten Angebot IM SINN DER CHANCENGLEICHHEIT an Teilzeitstellen an vielen Schulen. Schliesslich habe auch der Verlust an Prestige eine Rolle gespielt: «Früher waren Das Bestreben, mehr Männer für den Lehrberuf zu motivieren, ist die Lehrer zusammen mit den Ärzten und dem Pfarrer im Sinn der Chancengleichheit. Sie bedeutet unter anderem, dass Respektspersonen.» Mädchen und Jungen ihren Beruf ohne Rücksicht auf Geschlech terstereotype wählen können. Das verlangen der Gleichstellungs Inzwischen scheint aber die Talsohle erreicht. Mit artikel der Bundesverfassung und das entsprechende Ausfüh 18,4 Prozent lag der Anteil der Primarlehrer im letzten rungsgesetz. Deshalb unterstützt das Eidgenössische Büro für die Jahr gesamtschweizerisch wieder leicht höher als in den Gleichstellung von Mann und Frau EBG die vier vom Verein «Män vorangehenden Jahren, im «Rekordjahr» 2012/13 waren ner an die Primarschule» MaP koordinierten Teilprojekte. Das EBG es nur gerade 17,6 Prozent. Möglicherweise macht sich da übernimmt dabei rund 60 Prozent der Kosten, die übrigen in der Trägerschaft vertretenen Institutionen beteiligen sich mit 40 Pro der Effekt der ersten «Quereinsteiger» bemerkbar, die in zent. Die Projekte laufen noch bis Ende 2017, wie Beat Ramseier den Lehrberuf eingestiegen sind. Doch auch in den regulä erklärt. Im Vereinsvorstand sind neben den PH Zürich, Bern und ren Studiengängen hat der Männeranteil zugenommen, bei Luzern auch der LCH und der VSLCH und eine Bildungspolitikerin insgesamt stark steigenden Studierendenzahlen. An der PH vertreten. Zu tiefer Lohn, beschränkte Karrieremöglichkeiten und der Verlust an Prestige könnten mögliche Gründe für den Mangel an Primarlehrern sein. 14
10 | 2016 LEHRBERUF Von der Oper an die Schule Sebastian Müller war früher Opernregisseur. Jetzt arbeitet er als Primarlehrer in Zürich. Er hat viel Spass am neuen Beruf, mit dem er sich einen alten Wunsch erfüllt. Seit 2014 ist der 39jährige Sebastian Müller diplomierter am Ende der sechsten Klasse aufzuführen – altersgerecht Primarlehrer. Er unterrichtet im Schulhaus Untermoos in angepasst natürlich. Sebastian Müller kann in mancherlei der Stadt Zürich an einer sechsten Klasse, «den ganzen Hinsicht von seinen früheren Berufserfahrungen profitie Fächerkanon», wie er sagt. Der finnische Staatsangehörige ren, zu denen er Parallelen sieht: Vor einer Klasse stehen, ist auf dem zweiten Bildungsweg Primarlehrer geworden. führen, den Überblick wahren, viel wahrnehmen und viel Im ersten Beruf war er Opernregisseur. Er hat an ver organisieren sei bei beiden Tätigkeiten gefragt. schiedenen deutschen Opernhäusern gearbeitet und auch An seiner Primarschule arbeiten neben einer Mehrzahl Opernsänger ausgebildet. Die Beschäftigungsverhältnisse Lehrerinnen auch andere männliche Kollegen. Für ihn per am Theater seien allerdings prekär, es sei heute kaum noch sönlich sei das nicht so wichtig. Aber für die Schule und die realistisch, eine feste Anstellung zu bekommen. Das hat mit Schüler sei ein gewisser Männeranteil und die Vielfalt vor den Ausschlag gegeben, dass sich Sebastian Müller für den teilhaft: «Nach dem Kindergarten und der Unterstufe freuen Quereinsteigerkurs Quest meldete, den die Pädagogische sich manche, wenn sie mal einen Mann haben als Lehrer.» Hochschule Zürich 2011 startete. So bestand auch die Aus Für viele Knaben sei es ausserdem auch gut, «männliche sicht, das Pendlerleben aufzugeben und mit seiner Freundin, Vorbilder zu haben, die nicht dem manchmal sehr einsei einer Schweizerin, zusammenzuleben. tigen Rollenverständnis entsprechen, das sie von zuhause Es sei jedoch kein reiner Zweckentscheid gewesen, betont kennen.» Insgesamt dürfe man diese Frage aber nicht über der Primarlehrer, es habe auch einer alten Neigung entspro bewerten: «Mehr Männer als Lehrer lösen sicher nicht alle chen: «Ich wollte schon als Schüler Lehrer werden und bin Probleme der Primarschule.» ■ nun auf einen alten Wunsch zurückgekommen.» Bereut hat er den Wechsel nicht, im Gegenteil: «Es macht mir sehr viel Peter Krebs Spass» und die Erfahrungen seien ausserordentlich positiv. So sehr, dass er am Anfang der Ferien eine gewisse Trau rigkeit verspürt, weil ihm die Schule fehlt. Die guten Erfahrungen begannen bereits mit der sehr praxisbezogenen Ausbildung an der PH, die er als profes sionell bezeichnet und wo er das Lehrerhandwerk fundiert erlernt habe. Inzwischen unterrichtet er eine «gute Klasse» und arbeitet mit hoch motivierten Kolleginnen und Kollegen zusammen. Authentizität ist der Schlüssel für einen erfolgreichen Unterricht Überwunden hat er auch seine grösste Sorge, nämlich die Frage, ob er den Draht zu den Kindern dieser noch jungen, vorpubertären Altersstufe finde: «Ich habe selber keine Kinder und wusste nicht, ob ich kindgerecht genug sein kann.» Einst hatte er sich vorgenommen, am Gymnasium zu unterrichten, mit den Grossen, mit denen man auch grosse Literatur behandeln könne. Diese Ängste sind verflogen. Sebastian Müller hat die Erfahrung gemacht, dass man sich als Lehrer nicht in eine andere Person verwandeln muss. Der Schlüssel für einen erfolgreichen Unterricht sei die Authen tizität: «Man kann so sein, wie man ist, man muss einfach ehrlich sein.» Ausserdem sei es durchaus möglich, auch an der Mittelstufe anspruchsvolle Dinge anzupacken und ernst hafte und grosse Themen wie etwa den Tod zu behandeln: «Das interessiert sie auch.» Er wagt sich mit seiner Klasse sogar an ein Projekt, das er selber ironisch als «grössen wahnsinnig» bezeichnet, nämlich Shakespeares «Hamlet» Von der Oper in die Schule: Sebastian Müller liess sich auf dem zweiten Bildungsweg zum Primarlehrer ausbilden. 15
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10 | 2016 PÄDAGOGIK Kinderrechte verstehen Mit neu aufgelegten, interaktiven Lektionen von Terre des hommes können Schüler und Schülerinnen erfahren, wie Kinder in vielen Ländern der Welt durch Arbeit ausgebeutet werden. Sie erleben dabei den Alltag von jungen Minenarbeitern in Burkina Faso oder von Flüchtlingskindern und lernen gleichzeitig ihre eigenen Rechte kennen. Die Bekämpfung der Ausbeutung von Kin hineinversetzen, indem sie Passanten Scho Unterstützung und Anmeldung dern durch Arbeit ist einer der Schwer kolade oder Selbstgebasteltes gegen eine Das Kinderhilfswerk unterstützt die Stras punkte von Terre des hommes. Gemäss Spende anbieten oder zum Beispiel Schuhe senaktivitäten bei den Standbewilligungen der Internationalen Arbeitsorganisation und mit Aktionsmaterial, wie zum Beispiel arbeiten weltweit 168 Millionen Kinder – Kisten mit Schuhputzutensilien, Plakaten davon über die Hälfte (85 Mio.) unter «Ich finde den Aktionstag und Informationsmaterial, sowie Mützen den schlimmsten Bedingungen, wie zum cool. Es ist auch für uns span- für die teilnehmenden Schüler. Louie Beispiel in der Kinderprostitution oder in Patsch aus Schaan, einer der rund 3000 Goldminen. Mit der Flüchtlingskrise ver nend, zu verstehen, wie sich jährlich teilnehmenden Schülerinnen und schärft sich dieses Phänomen weiter. Da Kinder fühlen, die jeden Tag Schüler, erzählt der Zeitung «Liechtenstei Erwachsene zum Beispiel im Libanon und arbeiten müssen, um zu über- ner Vaterland»: «Ich finde den Aktionstag in Jordanien keinen legalen Zugang zum cool. Es ist auch für uns spannend, zu ver Arbeitsmarkt haben, ist die Anzahl der dort leben.» stehen, wie sich Kinder fühlen, die jeden arbeitenden Kinder massiv gestiegen. Tag arbeiten müssen, um zu überleben.» putzen. Gleichzeitig setzen sie sich so für Die Anmeldung kann per EMail an Kinderrechte und schicksale andere Kinder ein, deren Schicksal sie events@tdh.ch erfolgen. Anmeldeschluss kennenlernen zuvor beispielhaft in der Schulstunde ken für die Aktivitäten für Schulen ist am Die Schullektionen werden von Terre nengelernt haben. Manuel Looser, Lehrer 31. Oktober. deshommesMitarbeitenden geleitet und aus St. Georgen, betont die Bereitschaft der bieten Schulmaterial für drei verschiedene Schüler, die Aktion zu unterstützen. Ihm Lisa Flückiger, Medienbeauftragte Terre Altersstufen. Die Altersklassen zwischen war es wichtig, dass den Kindern bewusst des hommes fünf und sieben Jahren sowie diejenigen wird, «dass sie es im Vergleich zu anderen zwischen acht und zwölf Jahren nehmen Kindern schön haben und ihr Leben keine am Leben von Geschwistern in Burkina Selbstverständlichkeit ist». Gleichzeitig Weiter im Netz Faso teil, die die Schule verlassen mussten, lernten sie, Hemmschwellen zu überwin Mehr Informationen finden Sie auf: um in einer Goldmine zu arbeiten. Der den, indem sie auf die Passanten zugehen. www.rechtederkinder.ch Schulstoff deckt sich mit den im Lehr Die Art der Aktivität kann von der Schule plan 21 definierten Lernzielen, andere selbst gewählt und mit anderen Fächern Lebensweisen von Menschen in verschie wie beispielsweise Werken verbunden denen Lebensräumen kennenzulernen, zu werden. beschreiben und zu vergleichen. Die 13 bis 15jährigen Schülerinnen und Schü ler beschäftigen sich mit dem Schicksal eines syrischen Flüchtlingskindes, welches nun im Libanon arbeiten muss. Hier wird zudem die Anforderung des Lehrplans 21, die Entwicklung, Bedeutung und Bedro hung der Menschenrechte zu kennen, abgedeckt. Die interaktiven Übungen bieten eine Mischung aus Wissensvermittlung, kleinen Aufgaben und Diskussionsfragen. Sie wur den speziell für diese Aktivität in Zusam menarbeit mit Terre des hommes Suisse entwickelt und können ein oder zwei Schulstunden umfassen, je nach Wunsch der Lehrperson. Für einen Tag Strassenkind sein Die Schulstunde kann durch eine Spen denaktion am oder um den UNOKin derrechtstag am 20. November ergänzt werden. Diese zielt darauf ab, dass sich die Schülerinnen und Schüler selbst einmal in die Situation eines arbeitenden Kindes Schüler setzen sich für benachteiligte Kinder ein, indem sie für einen Tag Strassenarbeit leisten. Foto: Christian Brun 17
10 | 2016 PÄDAGOGIK Warum gibt es immer mehr Autisten? Noch nie gab es mehr Schulkinder mit einer AutismusSpektrumDiagnose. Was sind die Gründe und was bedeutet dies für die Lehrkräfte? Autismus hat den Sprung vom Handicap auf den Boden und beginnt zu schreien. Mehr Autisten aufgrund medizinischer einer Randgruppe zum gesellschaftsfähi Der Primarschüler ist mit der Situation Fortschritte und Frühdiagnosen gen Anderssein geschafft. Schätzungsweise überfordert. Was meint die Lehrerin mit Die Fortschritte in der Diagnostik erklären ein Prozent der Schweizer Bevölkerung «Platz aussuchen»? Neben wen setze ich einen Teil der Zunahme. Früher galten leidet an einer autistischen Störung. Das mich? Wo stelle ich die Wasserflasche hin? Menschen mit Autismus als schizophren sind rund 83 000 Kinder und Erwachsene. Konstante Überforderung und Stress ent und schwerst gestört. Unter dem Begriff Bezogen auf die aktuellen 86 559 Gebur laden sich in seiner Aggression. «autistische Psychopathie» umschrieb ten pro Jahr (2015) kämen hierzulande Situationen wie diese und Kinder wie Hans Asperger zwar schon 1944 die Sym zusätzlich jährlich an die 860 Kinder mit Bruno sind in Schweizer Schulen keine sel ptomatik des späteren AspergerSyndroms. einer autistischen Störung dazu. Diese tenen Ausnahmen mehr. Trotzdem über Doch erst Jahrzehnte später wurde die Zahlen bedeuten, dass in jedem grösseren rascht die Menge an Kindern, die an einer Arbeit von Asperger wieder aufgegriffen, Primarschulhaus mehrere Kinder mit einer AutismusStörung leiden. In der Volks weitergeführt und schliesslich Anfang der AutismusSpektrumDiagnose den Unter schule im Kanton Bern gab es laut der 1990erJahre in die zwei internationalen richt besuchen. Tageszeitung «Der Bund» im Jahr 2000 Diagnosesysteme ICD10 und DSMIV noch kein einziges Kind mit der Diagnose aufgenommen. Zusätzlich integrierte das «Von null auf dreihundert» AspergerSyndrom. Zehn Jahre später DSMIV vor drei Jahren auch die ASS. Da ist zum Beispiel Bruno. Er leidet an waren es offiziell 341 Kinder. Die Tages Bis es solche Neuerungen in die Praxis einer AutismusSpektrumStörung (ASS), zeitung thematisierte die Entwicklung mit schaffen, braucht es Jahre. Der sprung genauer am AspergerSyndrom. Der der Überschrift «Von null auf dreihundert». hafte Anstieg der AutismusDiagnosen Zweitklässler findet sich wohl in klaren Nachgefragt bei den Schulpsychologischen zeigt, dass die neue AutismusAuslegung Strukturen und statischen Mustern zurecht, Diensten verschiedener Kantone und in Arztpraxen und Psychiatrischen Diens geprägt durch bekannte Handlungen AutismusBeratungsstellen passt der Titel ten angekommen ist. Die Fachpersonen und Routine. Alles, was dynamisch oder zur AutismusSituation in der Schweiz und sind sensibilisiert. emotional ist, bereitet ihm Mühe. Beim umschreibt auch den globalen Trend tref Auch die Frühdiagnose und die Erfas gemeinsamen ZnüniEssen rastet er aus. fend. In den frühen 1970erJahren schätz sung von ASS tragen zum Anstieg der Dia Er findet auf den Holzbänken nur schwer ten USForscher, dass ein Kind aus 14 000 gnosen bei. Bis in die 1980erJahre gab einen Platz und stösst seinen Nachbarn Kindern autistisch sei. Glaubt man einer es kein Früherkennungssystem. Heute in die Rippen. Die Trinkflache fällt zu aktuellen Studie aus Südkorea, leidet jedes werden in der Schweiz Kinder mit früh Boden, gefolgt von der Znünibox. Statt 38. Kind zwischen sieben und zwölf Jahren kindlichem Autismus (KannerAutismus) die verstreuten Brezeln aufzuheben, tritt an einer Art von Autismus. Doch woran schon im Alter von zwei bis vier Jahren Bruno drauf. Der Achtjährige wirft sich liegt diese sprunghafte Zunahme an ASS? diagnostiziert. Das AspergerSyndrom Abgeschirmt und gefangen in der eigenen Welt – autistische Kinder sind oftmals Einzelgänger, vermeiden soziale Kontakte und können sich nur mit Mühe in andere Menschen hineinversetzen. Foto: EvgeniiAnd/Thinkstock 18
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