Mir dätet welle! - Eine Sonderbeilage im Wochenblatt vom 23. Februar 2022 - Singener Wochenblatt

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Mir dätet welle! - Eine Sonderbeilage im Wochenblatt vom 23. Februar 2022 - Singener Wochenblatt
Eine Sonderbeilage im Wochenblatt vom 23. Februar 2022   Auflage 53.600

         Mir dätet welle!
Mir dätet welle! - Eine Sonderbeilage im Wochenblatt vom 23. Februar 2022 - Singener Wochenblatt
De Zunftmeister mont ...                                                                                                                                          Poppele-Zeitung 2022 	Seite 2

Liebe Leserin, lieber Leser der Poppele-Zeitung,
gestatten Sie mir, dass ich Sie an dieser      Dass sich dieses unser Motto so, wie Sie           Gemeinderat unserer Stadt hat in seiner      stattfinden könnte – die Poppele-Zunft
Stelle herzlich begrüße. Sie halten mit der    es von unseren früheren Mottos gewöhnt             Sitzung am 14.12.2021 einstimmig für den     und ihre Singener Narrenfreunde würden
Poppele-Zeitung wieder ein einzigartiges       sind, auf die gegenwärtige Lage bezieht,           Wiederaufbau der Scheffelhalle votiert.      da ganz bestimmt ein grandioses Eröff-
Blatt in den Händen, das in der ganzen         versteht sich dieses Mal wohl völlig von           Was für eine Freude für uns Narren und       nungsfest auf die Beine stellen!
Welt seinesgleichen sucht. Sie erscheint,      selbst, ja, ist vermutlich auf Grund der           die anderen Freunde der Scheffelhalle,       Und wenn Sie, was doch sehr wahrschein-
wie Sie wissen, nur einmal im Jahr, und        immer noch herrschenden pandemischen               dass alle Fraktionen in ihren Reden über     lich ist, angesichts der gegenwärtigen
hier konzentriert sich der närrische Geist     Coronalage geradezu selbsterklärend.               die große Bedeutung der Scheffelhalle für    Lage unter Fasnets-Entzugserscheinun-
des Poppele vom Hohenkrähen in einer           Nachdem ja die letzte Fasnet im Grun-              das Leben in unserer Stadt gesprochen ha-    gen leiden, dann habe ich für Sie einen
Weise, die sonst in keiner journalistischen    de komplett ausgefallen ist, machen wir            ben. Geplant ist nun ein Architektenwett-    Tipp parat: wir haben bereits an der letz-
Veröffentlichung – und schon gar nicht in      Narren uns seit Monaten Hoffnung, die              bewerb, und zu den Vorgaben gehört, dass     ten Fasnet viele Filmchen auf YouTube
den Blättern der hiesigen Lokalpresse –        Coronalage werde eine Rückkehr zu nor-             der Charakter und das Aussehen der Halle     gestellt, die die Freundinnen und Freun-
zu finden ist. Freuen Sie sich also darauf,    malen fasnächtlichen Aktivitäten möglich           dem Original weitestgehend entsprechen       den der Poppele-Zunft gut unterhalten
was Sie auf den folgenden Seiten als Lese-     machen. Und wir Narren leiden dermaßen             sollen. Ein absolutes Muss sind dabei die    haben. Und auch für die kommende
stoff finden – ich wünsche Ihnen dabei         unter Entzugserscheinungen, dass eine              beiden Treppen aus dem Innenraum auf         Fasnet haben wir keine Mühen gescheut,
viel Spaß.                                     weitere Fasnet ohne liebgewordene Ver-             die Galerie sowie die Treppe, die auf die    weitere unterhaltsame Filme für Sie zu
»Mir dätet welle!« So heißt, wie Sie seit      anstaltungen gar nicht vorstellbar scheint.        vordere Bühne führt. Oberbürgermeister       drehen. So steht zum Beispiel auch der       eine Fasnet, wie wir sie uns nicht wün-
dem letzten Martini wissen, unser Motto        Und wirklich: Mir dätet welle! Dem Kon-            Bernd Häusler hat versprochen, dass die      »Narrenspiegel online« im Netz, in dem       schen. Ich wünsche Ihnen und uns, dass
für die Fasnet 2022. Als Deutschlehrer,        junktiv steht aber die harte Wirklichkeit          alten und möglicherweise neuen Nutzer        die altbewährten Mitwirkenden des Nar-       wir trotzdem wenigstens ein bisschen
der ich bin, möchte ich Sie zu Beginn          entgegen, und so wird die Fasnet 2022              der neuen Scheffelhalle an der Planung       renspiegels in kleinen Szenen die Singener   Freude tanken können in dieser nicht
meiner Ausführungen darauf hinwei-             wieder eine harte Zeit für uns alle: eine          beteiligt werden. Mit dem Baubeginn ist      Kommunalpolitik närrisch glossieren. Sie     einfachen Zeit, und wenn diese Poppele-
sen, dass unser Motto grammatikalisch          Zeit ohne Narrentreffen, ohne Umzüge,              im Jahr 2023 zu rechnen, die Fertigstel-     finden die Übersicht über alle Poppele-      zeitung dazu einen kleinen Teil beitragen
aus einem Konjunktiv besteht, also aus         ohne Zusammensitzen in zahlreicher und             lung soll im Jahr 2025 erfolgen, pünktlich   filme an anderer Stelle in dieser Zeitung,   würde, wäre das wunderbar.
der Möglichkeitsform. Wollte man unser         gemütlicher Runde.                                 zum 100-jährigen Bestehen der Scheffel-      und ich wünsche Ihnen ganz viel Spaß
Motto ins Hochdeutsch übersetzen, dann         Aber eine gute Nachricht gab es dann in            halle. Ein Traum wäre, wenn schon der        beim Anschauen.                              Stephan Glunk
käme dabei heraus: »Wir würden wollen!«        dieser sonst doch etwas düsteren Zeit: Der         Zunftball 2025 wieder in der Scheffelhalle   Und so gehen wir also ein zweites Mal in     Zunftmeister der Poppele-Zunft

                                  Begrüßungsrede des Zunftmeisters
           in der Martinisitzung 2021 im Krüüzsaal des Kulturzentrums Gems
Sehr geehrte Damen und Herren,                 so spontan einfiel. Ich zitiere also aus dem       können, was das mit dem Poppele also so      Kindergärten, um sich dort den Kin-          zwei Stunden Unterricht und kann offen-
verehrte Gäste,                                Berliner Tagesspiegel vom 28. September            auf sich hat.                                dern zu zeigen, zu denen er dann al-         bar nicht so schnell umschalten.
                                               dieses Jahres:                                                                                  lerdings sehr freundlich ist.
herzlich willkommen im Krüüzsaal.                                                                 Dazu gebe ich Ihnen nun einige Tipps im      Der Poppele fährt nicht oft zur See,         So stelle ich also nun fest: wer wissen will,
Nachdem Sie sämtliche Einlasskontrol-          Aber wer ist denn »Poppele«? So heißt eine         Vorhinein, bitte notieren Sie:               höchstens – das will ich nicht aus-          wie die Dinge tatsächlich stehen, der ist
len offenbar ohne größere Verluste hin-        Hauptfigur aus der Sagenwelt des Schwarz-                                                       schließen – schippert er manchmal            bei uns in unserer Martinisitzung genau
ter sich gebracht haben, freuen wir uns        waldes und des Bodenseeraumes. Eine ganz be-       Der Poppele ist der Poppele und nicht        auf dem Bodensee herum.                      richtig. Dass die Singener Presse – und
jetzt miteinander, dass wir – wenn auch        sondere Geschichte vom Poppele gibt es von dem     das Poppele.                                 Der Poppele legt nie Eier, das über-         ich begrüße hier auch herzlich Herrn
unter schwierigen Bedingungen – heute          schon lange erloschenen Vulkan Hohenkrähen         Des Poppeles Gruft, in der er vom            lässt er den Hühnern, mit Eiern be-          Fiedler vom Wochenblatt – schon immer
zusammen sein können, nachdem wir die          im Hegau, einer Landschaft nordwestlich des        Aschermittwoch bis zum 11.11. ruht,          schäftigt sich höchstens unser Eier-         untadelig und nur nach genauen Recher-
letztjährige Martinisitzung ja lediglich im    Bodensees. Die Berge dort waren im Mittel-         befindet sich auf dem Hohenkrähen.           wieb, des isch also der Uwe dort oben        chen berichtet, ist bekannt und stimmt
Äther – also online – verfolgen konnten.       alter von Burgen gekrönt – und rund um die         Der Hohenkrähen ist ein Berg im He-          mit dem Akkordeon.                           uns zuversichtlich über das, was wir über
                                               Burgen ranken sich die vielen Geschichten, die     gau, nicht im Schwarzwald.                                                                unsere heutige Sitzung in Südkurier und
Uns im Äther zueinander zu begeben,            in Märchenbüchern eine große Rolle spielen.        Der Poppele ist kein Kobold.                 Lieber Herr Freißmann, sind Sie gut mit-     Wochenblatt lesen werden.
war, wenn Sie sich erinnern, ganz schön        Auf dem Hohenkrähen lebte der Sage nach            Der Poppele geht nicht in die Schule,        gekommen, bitte wiederholen Sie kurz,
schwierig, ja im Grunde schier unmöglich,      das Poppele. Der Kobold geht nicht so gern         er hat längst seine Schulpflicht erfüllt,    was ich eben gesagt habe – oh, entschul-     Ihr Zunftmeister
ist es doch leider immer noch nicht mög-       zur Schule, dafür ist er aber sehr freundlich zu   geht allerdings gerne in Schulen und         digen Sie, ich hatte heute Morgen schon      Stephan Glunk
lich, dass wir unsere Körper Raumschiff-       Kindern, fährt oft zur See und kann manch-
Enterprise-mäßig materialisieren und uns       mal sogar Eier legen.
                                                                                                                                                        Artikel aus dem Berliner Tagesspiegel vom 28. September 2021
an beliebige Orte beamen können. Da hat
unser Poppele schon gewaltige Vorteile,        Meine Damen und Herrn, ich freue mich
denn als Geischt hat er alle Möglichkei-       gewaltig, dass ich heute zum ersten Mal in
ten, sich geräuschlos oder auch nicht ge-      unserer Runde begrüßen darf Herrn Ste-
räuschlos überall dorthin zu begeben, wo       phan Freißmann, den neuen Lokalchef
er der Meinung ist, dass man ihn braucht.      des Singener Südkuriers. Falls Sie ihn nicht
                                               leibhaftig gesehen haben, wird er sich nun
Diese Allgegenwart unseres Poppele be-         auf meine freundliche Aufforderung kurz
flügelt natürlich die Fantasie von uns allen   von seinem Platz erheben und sich Ihnen
und treibt in manchen Fällen auch merk-        in all seiner Schönheit zeigen.
würdige Blüten, die sich zuweilen bis hi-
nauf in unsere schöne Hauptstadt Berlin        Lieber Herr Freißmann, gerne hätte ich
erstrecken. Dorthin hat sich vor langer        den Herrn Appenzeller heute hierher ein-
Zeit zurückgezogen ein früherer Redak-         geladen, denn die heutige Sitzung dient
teur der hiesigen Tageszeitung, Gerd Ap-       natürlich auch dazu, die bedauerlichen
penzeller mit Namen, der im September          Missverständnisse auszuräumen, die bis
davon erfahren hat, dass eine Schule in        hinauf ins Kanzleramt gedrungen und
Reinickendorf den Platz vor dem Gebäu-         im Übrigen auch der wahre Grund für die
de Poppeleplatz nennen wollte.                 schleppenden Koalitionsverhandlungen
                                               der Ampelparteien sind.
Da klingelte es bei dem Herrn, der mitt-
lerweile für den Berliner Tagesspiegel         Ich möchte Sie also dazu verpflichten,
arbeitet, dass er in seiner Zeit am Boden-     erstens heute hier genau aufzupassen, was
see und im Hegau mal etwas von einem           so alles gesagt wird, und zweitens sich als
Poppele gehört hat, und prompt setzte er       Gastkommentator dem Berliner Tages-
sich hin und brachte zu Papier, was ihm da     spiegel anzubieten, wo Sie dann schildern

  Impressum
  »Poppele-Zeitung 2022«                       Redaktion:                                         Satz:                                        Fotos/Bilder:                                Druck:
  herausgegeben von der                        Stephan Glunk, Oliver Fiedler                      Singener Wochenblatt                         Poppele-Archiv,                              Druckerei Konstanz GmbH
  Poppele-Zunft Singen 1860 e. V.              Herausgeber/Verlagsleitung:                        Titelbild: Beatrix Glunk                     Oliver Fiedler, swb-Archiv,
                                               Anatol Hennig                                      Karikaturen: Peter Kaufmann                  Klaus-Peter Bauer, Claudius Paul
Mir dätet welle! - Eine Sonderbeilage im Wochenblatt vom 23. Februar 2022 - Singener Wochenblatt
Hei, ei, ei sind mir e Stadt                                                                                                                                      Poppele-Zeitung 2022 	Seite 3

Mir hond sogar e Sau im Standesamt
Bemerkungen zu Wafrös »Hei, ei, ei sind mir e Stadt« von Stephan Glunk

Erstdruck in Narrenzeitung 2021 »Jetzt        und die Poppelebeschwörung ins Netz              zeigt, dass Walter Fröhlich hier die Bürger     unmittelbar von den Großbetrieben Alu,        in der Gesamtkomposition offenbar Wal-
erscht recht!«, Beilage im Singener Wochen-   zu bringen, also online zu stellen, also per     von Singen sprechen lässt, wenn es in der       Maggi und Georg Fischer abhängig wa-          ter Fröhlich nachhaltig beeindruckte. Dass
blatt am 10.2.2021                            YouTube abrufbar zu machen, also quasi           ersten Zeile heißt: »Hei, ei, ei, sind mir e    ren, wird deutlich durch die Zeilen: »Mir     Wafrö sein Lied mit dem deftigen Aus-
                                              im Äther zu senden. Und damit hatte nun          Stadt.« Das alemannische »mir« in der           lieget uf de Industrie so weich grad wie uf   druck »Sau« abschließt, verleiht dem Lied
Wie jeder weiß, kann die Fasnetssaison in     unser Poppele naturgemäß kein Problem,           ersten Person Plural bezieht also alle Ein-     Samt.« In den abschließenden zwei Zeilen      insgesamt durchaus einen gewissen ironi-
Singen erst beginnen, wenn der Poppele        denn als Geist, der er ist, ist er sowieso       wohner Singens mit                                                                                 schen Charakter, ja lässt spüren, dass
aus seiner Gruft am Hohenkrähen, in die       überall und nirgends präsent. Und seinem         ein, die mit dem Aus-                                                                              Walter Fröhlich der Meinung ist, dass
er sich am Aschermittwoch zurückgezo-         digitalen Auftritt an Martini 2021 konnte        ruf »Hei, ei, ei« ganz                                                                             bei aller Fortschrittsgläubigkeit die
gen hat, erweckt und nach Singen gelockt      man entnehmen, dass ihm das Ganze Spaß           offenkundig einen ge-                                                                              Bürger Singens doch auf dem Boden
wird. Normalerweise bedienen sich die         gemacht hat, zumal ihm dabei mehr Men-           wissen Stolz auf ihre                                                                              bleiben und ihre Herkunft aus einem
Narren der Poppele-Zunft da eines Tricks,     schen zugesehen haben als normalerweise          Stadt (»Singe unterm                                                                               kleinen landwirtschaftlich geprägten
den der Poppele ihnen bisher immer ver-       in der Gems anwesend sind.                       Hontes«) zum Aus-                                                                                  Dorf nicht ganz verleugnen sollten.
ziehen hat: Sie bauen nämlich aus logis-      Und was hat der Poppele in der Martinisit-       druck bringen, des-
tischen Gründen (250 Personen, die bei        zung 2021 erfahren? Zum einen das Motto          sen Grundlage in der                                                                               Und auch das weiß der Poppele: bei
der Erweckung des Poppele üblicherweise       für die kommende Fasnet, das da laute-           nächsten Zeile konkre-                                                                             der Gründung der Poppele-Zunft im
dabei sind, wären nur mit Mühe auf den        te: »Fasnet – mit Abstand s Bescht!« und         tisiert wird: »All’s isch                                                                          Jahre 1860 hatte Singen gerade mal
Hohenkrähen zu bringen) auf der Büh-          den unverbesserlichen Optimismus, den            z’friede, all’s isch satt.«                                                                        1.500 Einwohner, und nun geht es
ne des großen Saals des Kulturzentrums        Narren auch in schwierigen Zeiten zum                                                                                                               auf die 50.000 zu! Und so stehen die
Gems die Gruft vom Hohenkrähen mit            Ausdruck brachten. Zum anderen hat sich          Hier muss erwähnt                                                                                  Singemerinnen und Singemer heu-
Hilfe von Holz und Styropor nach, und         der Poppele informieren lassen über die          werden, dass Singen im                                                                             te ganz plötzlich in den Hallen des
man glaubt es kaum, aber wenn dann am         Dinge, die in Singen seit dem vergangenen        Jahr 1950 wohl 22.256                                                                              CANO und wissen gar nicht so recht,
11.11. Punkt 11 Uhr die Räte der Poppele-     Aschermittwoch so passiert waren. Und da         Einwohner hatte und                                                                                was ihnen in so wenigen Jahrzehnten
Zunft die Beschwörungsworte sprechen:         stach natürlich das CANO ins Auge, das           dass zehn Jahre später,                                                                            eigentlich widerfahren ist.
»O Poppele vom Hohenkrähen, komm zu           in seiner ganzen unvergleichlichen Pracht        also zum Zeitpunkt                                                                                 Eines ist aber klar: die Fasnet in Sin-
uns, o lass dich sehen!«, dann bricht tat-    und erhabenen Größe, die der Flughafen-          der Entstehung unse-                                                                               gen ist eine verlässliche Größe! Der
sächlich der Poppele unter Donner (vom        halle in Zürich in nichts nachstehen, ein        res Liedes, die Ein-                                                                               Poppele hat da einmal gesagt, die Fas-
Band) und Nebel (aus der Nebelmaschine)       ganz neues Zeitalter einläutete.                 wohnerzahl auf 32.716                                                                              net sei in Singen, dieser jungen Stadt,
durch die Felswand (aus Styropor) und hat                                                      gewachsen war, dass                                                                                im Grunde die einzige Tradition. Und
die Narrenkappen dabei, die er am ver-        Da erinnert sich der Poppele an den Fas-         also innerhalb von nur                                                                             so werden die Narren auch in diesen
gangenen Fasnets-Dienstag-Abend zu sich       netsschlager von Walter Fröhlich, dem un-        zehn Jahren zehntau-                                                                               schwierigen Coronazeiten nicht den
genommen hat und nun seinen Getreuen          vergessenen Wafrö, aus dem Jahre 1961,           send Menschen neu                                                                                  Mut verlieren und optimistisch in die
zurückgibt.                                   wo es heißt:                                     nach Singen kamen.                                                                                 Zukunft blicken gemäß dem Wahl-
                                                                                                                                                                                                  spruch des Poppele, der da lautet:
Und nun kam Corona, und es war schnell        Hei, ei, ei, sind mir e Stadt                    Und diese Zeit des Wirtschaftswunders           bezieht sich Walter Fröhlich auf die An-
klar, dass 2021 diese Jahrzehnte alte Ver-    z’Singe unterm Hontes.                           ließ auch Walter Fröhlich nicht unberührt,      strengungen des damaligen Oberbürger-                 Wenn Ernst und Spaß
anstaltung mit vielen Besuchern nicht         All’s isch z’friede, all’s isch satt,            was in seinem Lied deutlich zum Ausdruck        meisters Theopont Diez, Singen zu einem                  im rechten Maß
möglich sein würde. AHA – sagten die          wer’s Rothus sieht, der mont des.                kommt. Die Zeile »All’s isch z’friede, all’s    Ort der Kunst zu machen. So machten in                du zu vereinen weißt,
Verantwortlichen der Poppele-Zunft und        Mir lieget uf de Industrie                       isch satt« wird dann allerdings etwas relati-   jenen Jahren die von der Stadt Singen ver-               dann in dir lebt
dachten, nun könnte man aus der Not ja        so weich grad wie uf Samt.                       viert durch den Konjunktiv der folgenden        anstalteten Kunstausstellungen durchaus                und dich umschwebt
eine Tugend machen und erstmals den           Kultur und Kunst, guck no mol hi,                Zeile: »Wer’s Rothus sieht, der mont des.«      Furore, und berühmt waren und sind die              des Poppeles wahrer Geist.
Poppele in kleinem Kreis auf dem Ho-          mir hond sogar e Sau im Standesamt.              Die Bewunderung für die erbrachten Leis-        Wandgemälde von Otto Dix im Ratssaal
henkrähen aus seiner Gruft holen, das                                                          tungen im Wirtschaftswunder wird also           und im Trauzimmer des Rathauses. Und
würde dem Poppele doch bestimmt gefal-        Wie kaum ein anderes von Wafrös Fasnets-         angesichts des am 30.10.1960 eingeweih-         auf das Gemälde im Trauzimmer bezieht
len. Schnell wurde aber klar, dass die ak-    liedern ist »Hei, ei, ei sind mir e Stadt« ein   ten neuen Rathauses, an dessen Größe und        sich die letzte Zeile unseres Liedes: »Mir
tualisierten Coronaeinschränkungen auch       Dokument der Zeitgeschichte. Ein Blick           Aussehen sich die Singener offenbar erst        hond sogar e Sau im Standesamt.« Dix
das nicht möglich machen würden, und so       auf den Text des Liedes, der nur aus einer       gewöhnen mussten, etwas eingeschränkt.          malte dort eine Szene aus dem Paradies
blieb nur eines übrig: die Martinisitzung     einzigen Strophe mit acht Zeilen besteht,        Dass die Erfolge der wachsenden Stadt           und integrierte dabei ein Wildschwein, das

 ... es wird ko Fasnet gmacht!
 Das Lied von Zunftmeister Stephan Glunk zur ausgefallenen Fasnet
                                                                                                   Hooriger Narrenfahrplan 2022
 2021 (unten links) hat Bezirkskantor Georg Koch zu seiner eigenen
 Version in seinem Endinger Dialekt inspiriert (unten rechts).                                     Schmutzige Dunschtig, 24. Februar 2022
                                                                                                   ab 10 Uhr
                                                                                                                                                                                       T
                                                                                                                         Fasnet für junge Narren auf dem Rathausplatz mit Karaoke-Wettbewerb
 Ade nun zur guten Nacht,                          Ade nun zur guten Nacht,                        14.30 Uhr
                                                                                                                                                                                 E
                                                                                                                         Narrenbaumumzug ab Rathaus, anschließend Narrenbaumsetzen
                                                                                                                                                                               G   SAG
 Es wird ko Fasnet gmacht,
 Und ich muss leiden.
                                                   Es wird kei Fasnet gmacht,
                                                   So hert mers litte.
                                                                                                   18.30 Uhr
                                                                                                   20.00 Uhr
                                                                                                                                                                            AB
                                                                                                                         Hemdglonkerumzug ab Rathaus, anschließend Bögverbrennung
                                                                                                                         Fasnetsball in der »Gems«
 Im Sommer, da wächst der Klee,                    Luäg emol nüss uf d’Stroß,
                                                                                                                                                                                      IN          E
                                                                                                                                                                                  0NL
 Im Winter, da schneit’s den Schnee,               Im Städtli küm ebis los,                        Fasnets-Friitig, 25. Februar 2022
 Und ich, ich blieb dehom.                         S’sin gar schlächti Zite.                       14.30 Uhr             Kindernachmittag im TopTen
                                                                                                   ab 19.00 Uhr          6. Singener Schnurrernacht
 Es trauern Berg und Tal.                          Kei Zunftball, kei Umzug, nit
 Corona lässt mir keine Wahl.                      Es disjohr an Fasnet git,                       Fasnets-Samschdig, 26. Februar 2022
 Spaß macht des keinen.                            S’isch trürig efange.                           14.15 Uhr
                                                                                                                                                                                     AGT
                                                                                                                         Großer Fasnachtsumzug, anschließend Verteilung von Wurst und Wecken
                                                                                                                                                                                  E S
 Und so sitz ich halt dehom
 Und träum nu vum Narrebomm
                                                   Der Jokili, des isch jetz gwiss
                                                   Kunnt nit üs em Brunne rüs

                                                                                                   20.00 Uhr
                                                                                                                         Bewirtung auf dem Rathausplatz und in der Zunftschüür
                                                                                                                         Singemer Fasnetsnacht im TopTen                   A   BG
 Und muss fascht weinen.                           Dem isch d’Luscht vrgange.                      bis 4.00 Uhr

 Kon Umzug wird des Johr gmacht,                   Äweng Fraid mer trotzdem het                    Fasnets-Sunndig, 27. Februar 2022                                              E SAGT
 Wo mer singt und tanzt und lacht                  Bi Fasnet im Internet                           12.30 Uhr             Närrischer Jahrmarkt auf dem Rathausplatz         A   BG
 Mit großem Verlangen.                             Gar luschdig und munter.
 De Poppele, wie jeder woss,                       Viel lieber wie virtuell                        Fasnets-Mändig, 28. Februar 2022
                                                                                                                                                                                     AGT
 Hockt des Johr au it uff sim Ross,                Wär Fasnet mir ganz reell                       10.00 Uhr             Besuch des Frühschoppens der Narrenzunft Gerstensack in Gottmadingen
                                                                                                                                                                                  E S
                                                                                                                                                                               BG
 Dem isch d’Luscht vergangen.                      Mit purem Burgunder.                            14.00 Uhr             Teilnahme am Umzug in Gottmadingen
                                                                                                   20.00 Uhr             Rebwieberball im Hammer, Eintritt frei            A
 Ich denk au, wie schön des wär,                   Die Fasnet so wie mer sait
 käm etz do de Hoorige Bär                         Isch disjohr in Brunne keit                     Fasnets-Zieschdig, 1. März 2022
                                                                                                                                                                                  E SAGT
 im Umzug gelaufen.
 Des macht mir doch
                                                   Der Pandemie we-egä.
                                                   Drum blib i jetzt halt daheim
                                                                                                   20.00 Uhr

                                                                                                                         Öffentliche Narrenbaumversteigerung,
                                                                                                                                                                           A
                                                                                                                         anschließend: Der Poppele steigt wieder in seine GruftBG
 sonsch so viel Freud                              Un eifach vus nächscht Johr traim,
 Doch leider fallt’s aus, des isch heut            Es goht scho drgege.
 Zum Hoor ausraufen!

                                                                                                                              l i n e:              t . d e
 So blieb ich etz halt dehom,

                                                                                                                       f t on              - z u nf
                                                                                                                                        le
 De Christbaum isch min Narrebomm,
 Des kunnt mir ganz komisch vor.
                                                                                                               - Z u n            p p e                                  a m
 Ich muss uffem Sofa hocke,
                                                                                                       p e l e              . p o               Tu b e              a g r
 Iss mine eigene Mocke
                                                                                                   Pop                  w  w               o  u               n s t
 Und freu mich uf ’s nächschte Johr.
                                                                                                                  -w                  -Y                   -I
Mir dätet welle! - Eine Sonderbeilage im Wochenblatt vom 23. Februar 2022 - Singener Wochenblatt
Doch allerhand passiert ...                                                                                                                                         Poppele-Zeitung 2022 	Seite 4

Es wäre noch zu sagen ...
…       dass Zunftmeister Stephan             bürgermeisters. Und so einigte sich der        Gruppenversammlung der Rebwieber
Glunk, Zunftkanzler Ali Knoblauch und         Zunftmeister mit dem OB darauf, dass           und Schellehansele kommenden, bereits
Säckelmeister Holger Marxer nach einer        die Schlüsselübergabe in einem ganz klei-      auf seinem Fahrrad sitzenden Zunftmeis-
langen Zeit, in der man sich nicht per-       nen Rahmen erfolgen sollte mit dem OB          ter ohne Aufforderung lauthals das »Hoo-
sönlich treffen konnte und wegen der          auf dem Balkon des Rathauses und dem           rig isch de säll« vorgesungen hat, das er
Coronabestimmungen auch nicht treffen         Zunftmeister darunter. So war es bespro-       auf Wunsch des Zunftmeisters dann auch
durfte, dann Mitte Mai doch einmal zu-        chen, dann aber befielen den OB schlim-        noch den im Hof sitzenden Rebwiebern
sammentrafen, um sich Gedanken über           me Bandscheibenschmerzen, die ihn so-          und Schellehansele vorgesungen hat! Und
die Termine für Ratssitzungen, Grup-          gar zu einer Operation im Krankenhaus          gefreut haben sich die Poppele-Zünft-
penversammlungen und die Mitglieder-          zwangen, sodass er den Schlüsselüber-          ler über viele nette Zuschriften von den
versammlung zu machen. Als es also da-        gabetermin verständlicher Weise nicht          Kindergärten und Schulen, die angesichts
ran ging, Terminvorschläge zu machen,         wahrnehmen konnte. Und so musste Bür-          der ausfallenden Fasnet froh waren, an-
nahm Stephan seinen Terminkalender            germeisterin Ute Seifried diesen Job über-     hand der Kinderfibel doch etwas Fasnet
zur Hand, den er mangels Terminen lan-        nehmen, den sie, wie das unten stehende        machen zu können.
ge nicht in der Hand gehabt hatte, und        Foto beweist, auch mit Souveränität erle-
musste dabei, als er den Kalender öffne-      digte, obwohl auch sie wegen einer schlim-     … dass coronabedingt das Leben
te, etwas verwundert feststellen, dass sein   men Augenentzündung etwas malade war.          in und um die Zunftschüür während des
Kalender nur bis zum April 2021 reichte.      Ihrem Humor und ihrer Schlagfertigkeit         Lockdowns im Grunde völlig zum Erlie-
Des Rätsels Lösung: Weil der Zunftmeis-       tat das aber keinen Abbruch, meinte sie        gen kam, was einer Schwanenfamilie wohl
ter coronabedingt im Grunde fast keine        doch: »Jetzt hast du aber zwei abgesetzt:      sehr zupass kam, die es sich auf der Wiese
Termine wahrzunehmen und damit auch           eine Blinde und einen Lahmen!«                 hinter der Zuftschüür über viele Wochen             … dass Waltraud Reichle, die Seelsorgerin im Krankenhaus, für den Fasnets-
nicht einzutragen hatte, hatte er es, weil                                                   lang gemütlich machte.                              Freitag Zunftmeister Stephan Glunk mit seiner Gitarre in die Krankenhauskapelle ein-
keine Not war, versäumt, sich einen Ka-                                                                                                          geladen hat, um dort für eine halbe Stunde fasnächtliche Lieder zu singen, die über die
lender für 2021 zu besorgen! Nach dieser                                                     … dass der ausgiebige Schneefall                    hausinterne Beschallungsanlage in alle Krankenzimmer übertragen wurden. Neben
Erkenntnis begab er sich gleich am nächs-                                                    an jenem Wochenende im Januar 2021                  Waltraut Reichle war noch Karin Burger in ihrem »Schättere«-Häs in der Kapelle an-
ten Tag zum Drogeriemarkt Müller, wo                                                         die Idee gab für den Beitrag der Poppe-             wesend. OB Bernd Häusler kam allerdings nicht mehr in den Genuss der zunftmeister-
er sich von einer freundlichen Bedienung                                                     le-Zunft beim Videowettbewerb des Süd-              lichen Lieder, war er doch nach seiner Bandscheibenoperation bereits entlassen worden.
sagen lassen musste, dass die Kalender für                                                   kuriers. Ganz spontan waren Narremod-
2021 längst ausverkauft seien.                                                               der Ekke Halmer und Narrevadder Peter
                                                                                             Kaufmann bereit, am Sonntagmorgen ins
                                                                                             Häs zu steigen und am Narrenbrunnen
                                                                                             und vor und in der Zunftschüür den An-
                                                                                             weisungen des filmenden Zunftmeisters
                                                                                             zu folgen. Und das ging dank der hervor-
                                                                                             ragenden schauspielerischen Fähigkeiten
                                                                                             und der hervorragenden Gedächtnisse
                                                                                             der beiden (immerhin mussten sie sich
                                                                                             die von ihnen gesprochenen Sätze spon-
                                                                                             tan merken) in ganz kurzer Zeit und fast
                                                                                             ohne dass einzelne Takes wiederholt wer-
                                                                                             den mussten vonstatten.
                                              … dass es dank der großzügigen
                                              Hilfe der Sparkasse Hegau-Bodensee ge-
                                              lungen ist, vor der Fasnet 2021 alle fast      … dass die Poppele-Zunft bei der
                                              4.500 Kinder der Singener Kindergärten         Tombola des Vereins Narrenschopf
                                              und Schulen bis zur 5. Klasse (inklusive       gleich drei Preise gewonnen hat, näm-
                                              der Ortsteile) mit Poppeles Kinderfibel        lich zweimal zwei Eintrittskarten in den
                                              zu beschenken. Dabei war es die Auf-           Narrenschopf und – jetzt kommt’s – zwei
                                              gabe von vielen Erzieherinnen und Er-          Eintrittskarten für den Europapark. Diese
                                              ziehern und Lehrerinnen und Lehrern,           Preise werden nur unter den Zunftmit-               … dass die von Rebwiebermodder Bettina Kraus und Marina Maier an der Fasnet
                                              wegen des Lockdowns die Kinderfibel            gliedern verlost. Dabei ist folgende Frage          2021 durchgeführte Aktion »Fasnet dehom« auch das Interesse des SWR-Fernsehens
                                              an ihre Kinder zu verteilen. Dies ist aber     zu beantworten: Wie oft kommt in dem                geweckt hat, das sich mit einem Team, bestehend aus Moderatorin, Kameramann und
                                              dank des hohen Engagements aller Be-           Film »Fasnet in Singen (kurz)«, der auf             Mikrofonfrau, nach Singen begeben hat und in der Zunftschüür und beim Ausliefern
                                              teiligten hervorragend gelungen. Der Fi-       YouTube zu sehen ist, das Wort »Poppele«            der Speisen schöne Aufnahmen gemacht hat, die dann tatsächlich im SWR-Fernsehen
… dass der Schmutzige Dunschdig               bel lag wie bei den letzten Auflagen auch      vor? Die Lösung schicke man per E-Mail              zu sehen waren. Wie das Foro oben zeigt, war auch der Fanfarenzügler Schusti mit von
2021 natürlich ein ganz trauriger Tag war,    wieder eine Audio-CD bei, die von vielen       an zunftmeister@poppele-zunft.de                    der Partie, und der Zunftmeister als Fotograf konnte sich von der guten Stimmung
waren doch alle offiziellen fasnächtlichen    Kindern auch noch lange nach der Fas-          bis zum Aschermittwoch. Unter allen                 und der enormen Arbeitsleistung von Bettina und Marina persönlich überzeugen. Bei
Aktivitäten untersagt und damit natürlich     net angehört wurde. So kommt es sicher         richtigen Einsendungen werden dann die              der Gruppenversammlung der Rebwieber und Schellehansele im Juli überreichte der
auch die normalerweise im vollen Rats-        auch, dass ein kleiner Junge im Juni vor       Preise verlost.                                     Zunftmeister den beiden Damen als Anerkennung für die grandiose Leistung ein kleines
saal stattfindende Absetzung des Ober-        dem Hof der Zunftschüür dem von der                                                                Geschenk.

                                                                                HOORIG!                                                                                           Mach kon Hokus-Pokus,
                                                                                                                                                                                 kauf doch au kon Mischt,
                                                                                   HOORIG!                                                                                        hol Dir doch Din Lokus
                                                                                                                                                                                   glei bim Spezialischt!
                                                                                   Fasnet -
                                                                                   Mir dätet
                                                                                    welle !
                                                                                                                                  August-Ruf-Straße 28
                                                                                                                                  78224 Singen
                                                                                                                                  Tel. 07731/62665
                                                                               WÄSCHE & STRICKMODEN                               www.elise.buchegger.de
                                                                                                                                                                              www.widmann-singen.de
                                                                                                                                                                              Tel.: 0 77 31 - 8 30 80
                                                                                                                                                                              78224 Singen
                                                                                                                                                                              Marie-Curie-Straße 15
                                                                                               MIR DÄTET WELLE !
  GANZ VIEL                                                                       Das gesamte Wochenblatt-Team
                                                                                  wünscht allen seinen LeserInnen
                                                                                                                                                                                  OIB               M U F O 
  LECKER                                                                          und Poppele-Fans viel Spaß beim
                                                                                  Lesen der Poppele-Zeitung !
                                                                                  ... auch online für Sie : die Poppele-Zeitung
                                                                                                                                                                    ;V T B N N F

  6LHÀQGHQXQVLQ6LQJHQ5LHODVLQJHQ
  0RRV7HQJHQ:RUEOLQJHQXQG                                                    OLIVER FIEDLER                              MICHAELA SALAMON
  hEHUOLQJHQDP5LHG                                                             fiedler@wochenblatt.net              m.salamon@wochenblatt.net
  www.muenchow-maerkte.de
Mir dätet welle! - Eine Sonderbeilage im Wochenblatt vom 23. Februar 2022 - Singener Wochenblatt
Jubiläum und Nachruf                                                                                                                                          Poppele-Zeitung 2022                                     Seite 5

                                                           50 Jahre Los Crawallos
                    Die hoorig vielharmonisch sinfonische Musik vu Singen am Hohentwiel
Die Los Crawallos
sind eine lose Grup-                                                                                                                                             Normalerweise ... hätte ich mich am Schmotzige Dunsch-
pe von Männern und                                                                                                                                               dig mit den »Los Crawallos vu Singen« frühmorgens zu einem
Frauen, die gerne Fas-                                                                                                                                           närrischen Frühstück getroffen. Nach dieser ersten Stärkung
netsmusik machen.                                                                                                                                                wäre es mit Musik in schnellem Marschschritt in Dreierreihen in
Gespielt wird auswen-                                                                                                                                            die Stadt gegangen. Das Ziel wäre gewesen, möglichst viele när-
dig und nach Gehör.                                                                                                                                              rische Stationen anzusteuern. Deshalb hätte ich immer wieder
Neben einem festen                                                                                                                                               versucht die Gruppe mit den Worten anzutreiben: »Schneller!
Repertoire     werden                                                                                                                                            Dreierreihen! Die Hinteren aufschließen!«, was allerdings nur be-
immer wieder auch                                                                                                                                                dingt funktioniert hätte und die Musiker hätten sich einen Spaß
neue und aktuelle Mu-                                                                                                                                            daraus gemacht mich nachzuäffen. Nach einem unserer ersten
sikstücke ausprobiert.                                                                                                                                           viel-harmonischen Auftritte in der katholischen Verrechnungs-
Eine Spezialität sind                                                                                                                                            stelle hätten wir Zunftmeister Stephan Glunk mit einer Schar
die Stücke auf Zuruf.                                                                                                                                            von Rebwiebern, Schellenhansele, Hansele und Zunftgesellen
Da gibt es fast nichts,                                                                                                                                          am Hegau-Gymnasium getroffen, um die Rektorin und die Leh-
was es nicht gibt.                                                                                                                                               rer abzusetzen und die Schüler zu befreien. In der Aula hätten
Die Los Crawallos                                                                                                                                                wir mit den Schülern und den Lehrern einen musikalischen,
entstanden im Jahr                                                                                                                                               tänzerischen Flashmob gestartet. Danach wäre es weitergegan-
1972 aus einer spontanen Idee. Mehre-          Weltberühmt war insbesondere das aus al-       herausgegeben. Auf den Buttons ist in der                          gen mit schnellem Marschschritt zur Post, zur Sparkasse, zum
re Pfleger des Singener Krankenhauses          ten Ofenrohren gebaute und sackschwere         Regel eine Szene der vergangenen Fasnet                            Heikorn, zum Wochenblatt oder weiteren närrischen Stationen,
wollten an der Fasnet schräg-musikalisch       »Ofophon«. Neben dem Lumpenhäs trat            abgebildet. Und da der Zeichner, seines                            an denen wir die vielen Narren musikalisch unterhalten hätten.
unterwegs sein. Diese reine Männergrup-        die schräg-musikalische Männergruppe           Zeichens auch Chef der Los Crawallos                               Wir hätten neben der närrischen Musik gegen eine Spende Los-
pe zog jahrelang in der närrischen Zeit        immer wieder auch mit »Sonderhäsern« in        und außerdem Narrevadder der Pop-                                  Crawallos-Buttons verteilt. Die letzte Station am Schmotzige
tutend und päpernd durch die Singener          Erscheinung, so etwa als »Kranke«, »Me-        pele-Zunft, Posaune spielt, ist auf allen                          Dunschdig wäre dann das Singener Rathaus gewesen mit einem
Kneipen und Straßen. Aber auch im Aus-         xikaner« oder »Bauarbeiter«. Das Lum-          Buttons immer eine Posaune versteckt.                              Besuch im Bauamt und beim OB. Um 13 Uhr hätten wir die
land mischte man die Fasnet kräftig auf,       penhäs hat allerdings auf Dauer dazu ver-      Der Button für die Fasnet 2022 zeigt das,                          närrische Gemeinderatssitzung musikalisch begleitet. Das wäre
so etwa in Konstanz, wo die Los Crawal-        leitet, immer wieder über die Stränge zu       was die Los Crawallos und wohl alle Sin-                           wie immer anspruchsvoll und spannend gewesen, denn wir hät-
los gegen den laufenden Umzug mar-             schlagen. Um etwas seriöser aufzutreten,       gener derzeit am liebsten mit dem Coro-                            ten wie immer recht kurzfristig für uns manchmal unbekannte
schierten. Das anwesende Fernsehen war         haben die Los Crawallos schließlich das        navirus machen würden: In eine Rakete                              musikalische Wünsche von den Fraktionen mitgeteilt bekom-
hiervon derart begeistert, dass die Los        heutige Gentlemanhäs eingeführt. Dieses        packen und weg damit! Auf dem Bildle                               men. Die Fraktionen hätten wir dann bei ihren Gesängen be-
Crawallos nicht nur gefilmt wurden, son-       Häs ist schwarz-weiß-elegant, im Idealfall     wird daher eine mit Coronaviren bestück-                           gleitet. Nach Ende der Sitzung hätten sich die Los Crawallos für
dern auch zur besten Sendezeit im Fern-        mit Frack und Zylinder. Seit den 1980er        te Rakete ins All geschossen. Schöner                              diesen Tag als Gruppe aufgelöst, um im Blasorchester Singen
sehen zu sehen waren. Als Verkleidung          Jahren sind die Los Crawallos emanzi-          Nebeneffekt der Raketenschießerei: Ein                             und anderen diversen Gruppen weiter Fasnet zu machen. Und
dienten damals alte, zerrissene und teils      piert, weshalb seither auch Frauen mit-        Feuerwerk zum 50-jährigen Bestehen                                 ich selbst hätte mich zur Narrenmodder in die Kutsche gesetzt,
gestopfte Klamotten mit Hut, das soge-         spielen. Diese Geschlechtermischung hat        der Los Crawallos! Wenn das kein Grund                             um mit »Hoorig isch de säll« viele Moggen an die Kinder am
nannte »Lumpenhäs«. Die Gesichter wur-         letztlich dazu geführt, dass es mittlerweile   zum Feiern ist?! Unklar ist allerdings, wel-                       Straßenrand beim Narrebommumzug zu verteilen.
den allesamt schwarz eingefärbt. Darüber       eine Männerbeauftragte und einen Frau-         che Musikerin für den Button Modell ge-                                                                           Peter Kaufmann,
hinaus wurden sogar eigene Instrumente         enbeauftragten gibt.                           standen ist. Sie hat nämlich nicht nur ein                                                Narrevadder und Chef der Los Crawallos
gebaut und an der Fasnet mitgeführt.           Seit 1997 wird jedes Jahr ein neuer Button     sehr attraktives Instrument …

                                                                                                                                             Lied zum Motto 2022: Mir dätet welle!
                                                                                                                                             Melodie: Down by the river

                                                                                                                                             Etz, ihr Lüüt, etz isch’s sowiet,          wann wird’s wieder wie früher sei?
                                                                                                                                             etz kunnt des schöne Mottolied,                     Mir dätet welle!
                                                                                                                                             und ihr wisst schon, wie des heißt:        Wann isch endlich – heidenei –

                                 Adieu, lieber Jogi                                                                                                    Mir dätet welle!
                                                                                                                                             E Mottolied isch wunderbar,
                                                                                                                                             drum sing ich des au Jahr für Jahr,
                                                                                                                                                                                        Des Corona wohl vorbei,
                                                                                                                                                                                        dass mer wie gwohnt Fasnet macht.
                                                                                                                                                                                                 Mir dätet welle!
  Nachruf                                                                                     Vorbereitung und Durchführung des              damit jeder weiß, wie’s heißt:
  Joachim (Jogi) Kohnle                                                                       Närrischen Jahrmarkts am Fasnet-Sunn-                    Mir däted welle!                 Umzüg mit nem räte Durscht,
                                                                                              dig für unseren Verein und die anderen                                                    und am Schluss e heiße Wurscht,
  Lieber Jogi,                                                                                Singener Vereine an Gemeinschafts-             Refrain:                                   s derf au gern e Speckbrot sei,
                                                                                              arbeit geleistet hast, ist gar nicht hoch      Mir däted welle!                                     mir dätet welle!
  wie traurig ist es, dass du nicht mehr bei                                                  genug zu bewerten. Dass wir zu den             Mir däted welle!                           Johrmarkt au und s wär gelacht,
  uns bist. Es ist dir in den letzten Jahren                                                  anderen Singener Fasnetsvereinen so            Damit jeder weiß, wie’s heißt:             Schnurre i de Schnurrernacht,
  gesundheitlich nicht gut gegangen, und                                                      ein gutes Verhältnis haben, ist auch auf       Mir däted welle!                           tanze um de Narrebomm,
  die Hoffnung, dass du wieder gesund                                                         deine verbindende und zuvorkommende                                                                 mir dätet welle!
  wirst, ist leider nicht in Erfüllung ge-                                                    Art zurückzuführen. Wie schön war es           Im letschte Jahr, o welch ein Graus,
  gangen. Nun werden wir, deine Freunde                                                       für mich, mit dir – immer Punkt 12 Uhr         fiel die Fasnet komplett aus,              Wenn de Bök brennt voller Luscht,
  in der Poppele-Zunft, ohne dich leben                                                       – auf dem närrischen Jahrmarkt von             ganz umsonscht da schrien wir:             singe mir aus voller Bruscht:
  müssen.                                                                                     Stand zu Stand zu gehen und zu sehen,                     Mir dätet welle!                Mamme häng de Schurz a d’Wand,
                                                                                              wie freundlich und mit wie viel Freude         Und tatsächlich, s isch ne Qual,                     mir dätet welle!
  Ich denke daran, wie wir beide damals                                                       du von den Standbetreibern begrüßt             passiert des jetzt ein zweites Mal,        Dass des wieder werde wahr,
  als Fußballer bei der DJK Singen auf                                                        wurdest. Wie schön, dass du in unserem         ganz verzweifelt schreien wir:             hoffe mir fürs nächschte Jahr,
  dem Ziegeleisportplatz zuhause waren.                                                       Film »Fasnet in Singen« in zwei Szenen                    Mir dätet welle!                denn es gilt uff jeden Fall:
  Wir waren beide nicht die begnadetsten                                                      zu sehen bist, die dich als Marktmeister                                                            Mir dätet welle!
  Fußballer, aber wir haben uns in der Ge-                                                    so zeigen, wie wir dich in Erinnerung          D’ Scheffelhalle, welch ein Graus,
  meinschaft unserer Freunde dort wohl         Du hast gewusst, wie es funktioniert,          behalten werden: mit närrischer Freude         brannte leider völlig aus,                 Aber jetzt wird mit Bedacht
  gefühlt. Ich war dort über einige Jahre      und hast uns – und mir – gesagt, wo’s          und Begeisterung trotz der vielen Ar-          jetzt baun wir sie wieder auf:             Trotz allem e wengele Fasnet gmacht,
  der Schriftführer und fast das Mädchen       langgeht.                                      beit, die zu verrichten war.                              Mir dätet welle!                do gilt s Motto jedefalls:
  für alles, und du hast mich und uns un-                                                                                                    De Stadtrat z Singe, weil er muss,                    Mir dätet welle!
  terstützt mit deinem fantastischen Or-       Und auch wir in der Poppele-Zunft ha-          Und eines werde ich auch vermissen:            fasste jetzt den Aufbau-Bschluss,          Singet, tanzet, machet mit,
  ganisationstalent und deinen vielfältigen    ben das Glück gehabt, mit dir ein Zunft-       als gelernter Koch hast du immer wie-          und ganz Singe schreit: Hurra,             des wär für uns glatt de Hit,
  Kontakten. Wir haben einige Jahre im         mitglied zu haben, das sich mit ganzem         der in der Zunftschüür für uns Speisen                    mir dätet welle!                jo do gilt des Motto au:
  Sommer auch ein Fußballturnier ausge-        Herzen für unseren schönen Verein ein-         zubereitet, besonders auch bei langen                                                                Mir dätet welle!
  richtet, und du warst derjenige, der sich    gesetzt hat. Immer warst du der, der mit       Arbeitseinsätzen unserer Zunftmitglie-         S Lebe isch uf jeden Fall
  um das Zelt und um die Speisen und um        gesundem Menschenverstand die Dinge            der, und immer hat es fantastisch ge-          Ganz schwer ohne d Scheffelhall,           Und jeder, der nicht hat gepennt,
  die Getränke und vieles mehr geküm-          abwägen und ins rechte Licht setzen            schmeckt.                                      wo mache de Zunftball mir?                 jetzt hier unser Motto kennt,
  mert hat. Nie vergessen werde ich, dass      konnte. Unsere Narrentreffen, die im                                                                    Mir dätet welle!                 und des Motto des Johr heißt:
  deine liebe Mutter zentnerweise Kartof-      ganzen Land als außerordentliche Ereig-        Nun müssen wir uns von dir verabschie-         S nächscht Johr in der Südstadt dort                  Mit dätet welle!
  felsalat für uns gemacht hat, bei dem mir    nisse gefeiert wurden, wären ohne deine        den. Sei gewiss: wir werden dich nicht         wird s TopTen dann zum Zunftballort,       Und jetzt isch dieses Liedle aus,
  das Wasser jetzt noch im Mund zusam-         genialen Ideen und ohne deinen Einsatz         vergessen.                                     Dort wird’s sicher au ganz schee.          vielleicht krieg ich dafür Applaus,
  menläuft, wenn ich daran denke. Und          so nicht möglich gewesen.                                                                               Mir dätet welle!                 Unser Motto lebe hoch!
  du, Jogi, warst immer freundlich und                                                        Dein Freund                                                                                          Mir dätet welle!
  geduldig, immer aber auch bestimmt:          Und was du als Marktmeister bei der            Stephan Glunk, Zunftmeister                    Z’sammehocke, des isch schee               Unser Motto lebe hoch!
                                                                                                                                             Ohne duet des ganz schön weh,                         Mir dätet welle!
Mir dätet welle! - Eine Sonderbeilage im Wochenblatt vom 23. Februar 2022 - Singener Wochenblatt
Narrenspiegel online                                                                                                                                                                            Poppele-Zeitung 2022 	Seite 6

                                         Aus dem Narrenspiegel online 2022
                                                                                                                 Babsi und Benedikt
 Babsi und Benedikt als städtische Angestellte kommen                                                                                            Babsi: So mache mers.                                        Ufftrag, zweitens sind do unsere Kollege zueständig,
 mit einer Bockleiter und Putzrequisiten an die Ampel-                                                                                                                                                        und drittens ha ich no ko Veschper ka. Lauf zue!
 anlage am Heinrich-Weber-Platz.                                                                                                                 An der Ekkehardstraße
                                                                                                                                                 Benedikt: Du, die Uhr do sagt mir, s isch fünf vor           Am Bahnhof
 Babsi: (stöhnt) Unglaublich, was mir für d’Stadt alles                                                                                          neune, des schaffe mer etz no bis zum Veschper.              Babsi: Guck, so sieht mer jetzt die Bahnhofsuhr, es
 mache mond.                                                                                                                                     Babsi: Soll ich etz au mol uf d Leiter?                      isch scho zehn nach neune.
 Benedikt: Ha, des ghört halt au dezu, selle Ampelanlage                                                                                         Benedikt: Du, mir stond do vor de Apothek, it vo-            Benedikt: Vor lauter Krampfe s Veschper verpasst!
 suuber halte, damit d’Fueßgänger it verkarret werret.                                                                                           rem Krankehuus. Ich gang lieber selber uffi.                 Babsi: Des mache mer etz aber no do!
 Babsi: Also uff dem Ufftragszettel vum Bauhof                                                                                                   Babsi: Also uffi mit dir.                                    Benedikt: Jo, des mache mer etz no, aber do mache
 stoht, dass mir dene Ample do – ich zitiere – »eine                                                                                             Benedikt: Also du, de grüne und de rote Poppele              mer etz de Kurzwaschgang. (nimmt den Eimer und leert
 ganz besondere Pflege angedeihen lassen müssen.«                                                                                                sind beide gleich dreckig.                                   ihn gegen die Ampel – Kurzschluss)
 Benedikt: Jo, worum etz des?                                                                                                                    Babsi: Höchschte Zeit, dass mir do wieder für klare          Babsi: Jetzt aber nix wie weg!
 Babsi: Also des ka ich dir sage, des passiert bestimmt                                                                                          Verhältnisse sorget.                                         Benedikt: Do simmer nimme zuständig.
 auf Grund des besonderen Wunschs einer berühm-                                                                                                  Benedikt: Du sag emol, die Uhr dert stoht immer no           (rennen weg)
 ten, extravaganten und gar it so stille Stadträtin.                                                                                             uff fünf vor neun, des derf doch it wohr si.
 Benedikt: Ja, wa hät etz d Marion Czajor dodemit                                                                                                Babsi: Des kunnt mir au so komisch vor, ich glaub,           Poppele erscheint
 zum due?                                                                                                                                        die Uhr do stoht. No guck doch mol uff d Bahnhofs-           Poppele:
 Babsi: Ha nei, du Simpel, ich monn doch die Grand                                                                                               uhr, du müeschtetscht die doch sänne vu do.                  Schafft ihr hier ohne Verstand,
 Dame der Singener FDP, die Kirschten Brösske.                                        Babsi: Du Schoofseckel, sei mol it so frech.               Benedikt: Jo schieß der dri. Wege dem Dach vum               nehm ich das eben selbst in d’Hand.
 Benedikt: Ha etz isch alles klar. Die hät doch, monn ich,                            Benedikt: Jo, isch jo scho guet, ich gang uffi, sunsch     ZOB, des isch de Zentrale Omnibusbahnhof, sieht              Der Poppele, den z’Singe jeder kennt,
 die Idee ghet mit dem Poppele als Ampelmännle do obe.                                brüüchtet mir jo au e stabilere Leiter.                    mer doch die Uhr nimme.                                      ist jetzt das ganze Jahr präsent.
 Babsi: Jo, solche Geischtesblitz, wie des einer war,                                                                                            Babsi: Mein Gott, e weitere Fehlkonstruktion i dere Stadt.   Als Ampelmännchen gilt mein Gebot,
 sind im Singener Stadtrot ganz selte. Und dass des so                                Benedikt auf der Leiter beim Putzen.                       Benedikt: Ich bi etz do fertig, etz gohts wieter zum         ob gehn, ob stehn, ob grün, ob rot.
 schnell umgsetzt worre isch, isch seit Jahrhunderte no                               Benedikt: Du, Babsi, isch no it bald Ziit zum Veschpere?   Bahnhof.                                                     Benehmt ihr euch da daneben,
 nie passiert.                                                                        Babsi: Du, ich ha gar ko Uhr debi.                                                                                      werd ich euch meine Peitsche geben.
 Benedikt: Jo gohsch etz du uff die Leiter oder ich?                                  Benedikt: Du, ich bi etz do fertig, do gommer etz          Beim Hauserbrunnen                                           Denn nicht nur die Jungen, nein, auch die Alten,
 Babsi: Du häsch die jüngerer Füeß.                                                   wieter an d Ekkehardstroß, do mommer jo au no put-         Babsi: Etz guck do her, wa für e Sauerei an dem              haben bei Rot nunmal zu halten.
 Benedikt: Aber unser Chef hät gseit: s alte Werkzeug                                 ze, do hängt doch e Uhr beim Sauter, no wisse mer          Hauserbrunne. Sotte mer do it no schnell uffrumme?           Drum – läufst du in Singen auf eine Ampel zu,
 wird z’erscht verbruucht.                                                            glei, ob Ziit zum Veschpere isch.                          Benedikt: Uf gar kon Fall. Erschtens hommir do kon           denk immer dran: Poppele is watching you!

 Berta und Sofie
 Berta und Sofie vor dem CANO. Sofie kommt mit ein                                   Die ka ich dir bsunders empfehle, oder kasch no biiße?
 paar Tüten aus dem CANO und trifft Berta.                                           Berta: Also mine dritte Zähn sind immer no ganz guet
                                                                                     im Schuss. Giits do au ebbis Handfeschtes zum Esse?
 Berta: Ja Sofie, wa häsch etz du alls kauft?                                        Sofie: Also alternativ könnt ich dir empfehle: eine
 Sofie: Ha des sind nur die Kleinigkeite, de Rescht                                  Winter-Bowl mit Haselbackkartoffeln und Kürbis-
 kommt per Lieferservice.                                                            stampf.
 Berta: Jo, um Gotts wille, jo, und des alls bruuchsch du?                           Berta: Jo um Himmels wille, wa isch au des?
 Sofie: S isch nu s Nötigschte.                                                      Sofie: Ha wosch, Berta, mir hond früehner Salat-
 Berta: Ich war etz no nie do dinne, monnsch, ich                                    schüssel dezue geseit.
 dät do au ebbs finde?                                                               Berta: Und wa häsch suscht im Angebot?
 Sofie: Jo etz denk emol, bei über 80 Gschäfte isch                                  Sofie: Ha, du könntsch zum Beispiel au dert zum
 au für dich ebbs debei!                                                             Barber Shop und anschließend ins Nagelstudio. S
 Berta: Jo monnsch wirklich?                                                         dät der it schade.
 Sofie: Jo klar, und wenn’s nu i de Apothek e Mittel                                 Berta: Wosch, des ganze Ding do mit dene viele
 gege Harndrang isch.                                                                Läde isch mir ziemlich suspekt.
 Berta: Nei, sell bruch ich jetzt grad it, aber                                      Sofie: Aber wenn dir alles suspekt isch, eines isch
 monnsch die hettet am End ebbis für d Händ, des
 Melkfett, des ich immer ka ha, krieg i im Moment
                                                                                     doch für dich bestimmt au toll: du kannsch Roll-
                                                                                     treppe fahre wie früher im ESKA.                             Poppeles
 nirgendwo her.
 Sofie: Du, Berta, du musch etz halt emol zur
                                                                                     Berta: Jo, des isch aber au nimme desselbe: früher
                                                                                     han ich könne, heut muss i!                                  Frisörsalon –
 Kenntnis nämme, dass die Ziite, wo mer Melkfett                                     Sofie: Ja ja, früher isch alles andersch gsi, Berta,
 nimmt, einfach vorbei sind. Hützutag goht die mo-                                   du muschd jetzt halt akzeptiere, mir lebed in ere            dehom im Lockdown
 derne Dame zum Gradmann do im CANO und                                              andere Ziit.
 kauft sich eine Louschen.                                                           Berta: Des han ich etz scho begriffe. E Bowl isch            Chefin, Frau Hutschnabel, Azubine – wegen Lockdown
 Berta: Wa, e Louschen? Wa isch au sell?                                             e Salatschüssel und de Barber Shop isch en Friseur.          jede bei sich daheim.
 Sofie: Ha, des isch nix anders als Melkfett, nu                                     Do mommer sich halt dra gwöhne, so wie an de                 Chefin: Beim erschte Lockdown hab ich noch
 heißt’s andersch und koschtet doppelt und dreifach.                                 Facility Manager als Hausmeister oder des Center             denkt, dass es goht, aber denn isch es immer schlim-                                                     mach
 Berta: Ha wenn des so guet isch, des moss ich mir                                   Management als Hausverwaltung.                               mer worre und ich musst über e zweites Standbein                                               e mol den Fernse-
 uffschriebe. (Kruschtelt in der Handtasche.) Also wa                                Sofie: Jo Berta, etz häsch au du die Zeichen der             nochdenke. Schließlich musch jo vu ebbis lebbe.                        her leiser, ich bin am Schaffe! – Oh, also
 häsch gseit: (schreibt) L o u s c h e n. Aber du, etz                               Zeit vustande!                                               Ich leg jetzt meine Kunde die Karte anstatt d’Hoor.         … ich seh do e Wand uff uns zukumme … nei,
 hett ich erscht mol eweng e Hüngerle. Sag mol, giits                                Berta: Jo wosch, Sofie, des isch mir etz alles z vill,       (Drückt auf Headset.) Niki, bisch du online? Dein           s’isch no itt Omega, mir sind erscht beim Omikron.
 i dem Schuppe au ebbis zum Esse?                                                    ich gang etz d August-Ruf-Stroß uffi zu de Elis              Unterricht goht glei los!                                   S’goht also no weng, aber des schaffe mir au no.
 Sofie: Meh wie gnueg und nu vom Feinschte. Also ich                                 Buchegger und kauf mir en Kuchischurz.                                                                                   Haltet durch und kneifet no weng zamme, ich kann
 steh saumäßig auf die Smoothies von Immergrün.                                      Hoorig, hoorig isch de sell.                                 Azubine im Homeschooling. Sitzt im Chaos mit Friseur-       mich itt um alles kümmere. Des war’s au scho wie-
                                                                                                                                                  kopf und Equipment und motzt vor sich hin, WLAN geht        der, die 4,99 € für die heutige Teilnahme werde wie
                                                                                                                                                  nicht und Drucker streikt.                                  immer direkt von euerm Paypal-Konto abgebucht.
                ORTHOPÄDIE-TECHNIK                                                                                                                Azubine: Wie soll ich do au ebbs lerne und en rich-         Bis morge, ich zähl auf euch.
                                               WEIN. VON BAUMANN
                                                           seit 1921

                SANITÄTSHAUS                                            Weinhandlung                                                              tige Friseur werre? Für d’Frau Hutschnabel seh ich          Zieht Headset ab und rollt die Augen.
                REHABILITATION                                                                                                                    do ganz schwarz – obwohl, do isch eh scho alles
                                                                         Baumann                                                                  z’spät – jede Woch schickt die mir Bilder von ihre          Azubine: Ich kann bald nimmi, itt mol meine eige-
                                                                        Mir dätet welle!                                                          Selbstversuche und s’wird all schlimmer.                    ne Hoor krieg ich hin. Nie hätt ich denkt, dass mir
                                                                                                                                                                                                              de Salon mol so fehlt – schauet mich mol an (steht
                SINGEN•HEGAUSTR. 28
                                                                       Dochʼs goht wider it                                                       Bei Frau Hutschnabel. Einzelne Fotos von ihren diversen     auf – oben schick, unten Schlafanzughose, Schlappen etc.)
                TELEFON 0 77 31 / 6 28 72                                Do kasch nume in                                                         schrecklichen Frisuren werden mit dramatischer Musik ein-   Meine 3 Gs sind: Genervt – Gymnastikhose – Gip-
                                                                           dʼStadt laufe                                                          geblendet.                                                  fele. (beißt in Croissant und schimpft mampfend vor sich
                                                                        und biem Baumann                                                          Fr. Hutschnabel: Ko Wunder, isch des en dreijäh-            hin) Was hat man denn noch, außer Essen und so …?
                                                                                                                                                  rige Lehrberuf, ich kriegs einfach itt hin! Nie hett
                                                                              ikaufe
                                                                                                                                                  ich denkt, dass ich mol lieber zu dere Azubine gang.        Fr. Hutschnabel: Zum Glück muss ich so nir-
                                                                       Poppele-Sekt oder en                                                       Obwohl die mir oft gnueg d’Hoor versaut hott, aber          gends hin – aber mer kriegt halt au nix mehr mit,
                                                                            guete Wii                                                             jetzt isch es no schlimmer! Vielleicht ruf ich au mol       andersch wie sonscht im Salon: Hot des Cano jetzt
                                                                       Mit Abstand sʼBescht                                                       de Chefin an oder sie hot en Tipp in ihrem Online-          eigentlich eröffnet oder isch es scho bankrott? Wer
                 VERTRAUEN SIE AUF                                                                                                                seminar.                                                    trennt sich grad von wem und gibt’s heutzutag
         KOMPETENZ UND ERFAHRUNG.                                       Hoorig isch de sell
                                                                                                                                                                                                              wirklich no Leut, die Fleisch fresset? Was macht
            www.orthopaedie-jaeckle.de                                                                                                            Chefin sitzt mit Laptop vor der Glaskugel.                  eigentlich d’Scheffelhalle und welche Deppe sind
                                                                                                                                                  Chefin: Herzlich Willkommen beim heutigen On-               für d’Fasnet im Summer? Irgendwann, do werdet
                                                                   Weine · Spirituosen · Präsente
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     Geschäft  frei.Schaufenstern
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Mir dätet welle! - Eine Sonderbeilage im Wochenblatt vom 23. Februar 2022 - Singener Wochenblatt
Narrenspiegel online                                                                                                                                                  Poppele-Zeitung 2022 	Seite 7

                                  Aus dem Narrenspiegel online 2022
Fidele und Nazi                                                                                                              Krisensitzung auf dem Krähen
Nazi läuft die Lindenstraße hinab zur Zunftschüür.             Nazi: Dofür bruuchsch du dich aber it vukleide.               Stube, Feuer im Hintergrund, Kerzen auf Holztisch, es   Jungen wie den Alten, zumindest online den Spie-
Nazi: Jo, des wär bigott au no e Idee, ich könnt jo            Fidele: Wieso soll ich mich do it vukleide mösse?             haben sich die Traditionsfiguren der Poppele-Zunft um   gel vorhalten!
mol bi de Zunft nochfroge, ob die ebbis Entspre-               Nazi: Ha du bisch und bliebsch doch en Dubbel.                den Tisch versammelt: Narremodder, Narrevadder, Bo-     Narremodder: Hajo … besser wie nünt. Ich hett
chendes hond.                                                  Fidele: Des häsch du etz falsch vustande. Do giets            lizei, Eierwieb. Der Poppele betritt den Raum.          do zwei Kandidate für so ä Kurzvideo: Do han ich
                                                               doch etzt e neue Tourismusattraktion in Singe. Eine                                                                   neulich zwei vum Bauhof gsänne wo a dä Ample
Nazi geht in die Zeugmeisterei, da trifft er Fidele, der ein   Stadtführung mit der Herzogin Hadwig. Und wenn                Poppele: Was treibt euch zu mir, treue Kumpanen?        ummeschraubt hän, ha des war vielleicht ebbes!
Kleid in der Hand hält. Die zwei begrüßen sich.                die mol it ka, soll ich als Dubbel ispringe.                  Dass ihr hier hoch kommt mit wehenden Fahnen?           Eierwieb: Hajo, oder die sell neue Stadtführerin.
Nazi: Mit allem hett ich etz grechnet, aber it mit dir.        Nazi: Oh Fidele, du mosch als Double.                         Narrenmodder: Ha, ä Fasnet wä mer wieder ha!            Do hett ich scho lang mol könne druff kumme:
Salli Fidele, wa triebsch au du do?                            Fidele: Sag ich doch. Und wenn ich e Wieb darstelle           Narrevadder: Genau! Ich halt’s nämlich afange           I mim alte Häs rumlaufe und ä weng G’schichtle
Fidele: Jo Mensch, salli Nazi, schö, dass mer i dere           soll, bruuch ich halt ein entsprechendes Kleid.               numme us mit derre. Jeden Obend mun ich’s mit           vuzelle!
trostlose Ziet mol wieder e bekanntes Gsicht sieht.            Nazi: Also Fidele, für so e Wieb wie d Hadwig sot-            derre dehom uf äm Canebé ushalte!                       Bolizei: Ja oder wosch wer’s au no gä könnt: Dä
Aber sag lieber du mol, wa du do witt. It mol im hin-          tesch du die Oberweite uff Brust- und it uff Gürtel-          Bolizei: Ihr könned wenigstens dehom hocke! Ich         Fidele und de Nazi, vu denne ha ich au scho lang
terschte Winkel vu de Zunftschüür isch mer sicher              höhe ha.                                                      ha Galama mit so »Spaziergänger«!                       nünt meh g’hört?
vor dir.                                                       Fidele: Etz hör au uff, do nimmt mer e weng Push              Eierwieb: Oh hör au uff …! Ich ha vill größere          Narrevadder: Me kummt jo au numme furt, wo
Nazi: Ha wosch, etz soll es doch in Singe so e neues           up und scho sieht des gut uus.                                Probleme: Ich werr mine Eier numme los, weil uff        will mer au do no ebbert treffe?
Expertengremium gäe. Den Gestaltungsbeirat, und                Nazi: Jo, aber lueg au, dass des Push up wenigstens           eimol alle vegan si welled!                             Narremodder: Ha du musch halt nie zum Frisör mit
do will ich mich defür bewerbe.                                e klei wenig über de Ranze ussi lueget. Usserdem              Poppele: Ruhe, haltet einmal still! Ich versteh, dass   dinne drei Hoor! Bim Frisör triff ich immer d’Lüt!
Fidele: Und des do i de Zunftschüür, e weng ko-                sott mer für so e Uffgab wenigstens e glei weng Ah-           jeder wieder Fasnet will!                               Poppele: Ich bemerke: Es mangelt nicht an kriti-
misch oder itt?                                                nung vu de Singemer Gschichte ha. Und kasch du do             Bolizei: Jo genau! Des isch des eigentliche Prob-       schen Szenen, drum lasst uns diese Sitzung nicht
Nazi: Natürlich it do bewerbe, ich will mol luege, ob          überhaupt mitschwätze?                                        lem! Kon Fasnetsumzug sondern Fasnetsentzug!            unnötig dehnen!
die e wenig ebbis Extravagantes zum aziheh hond.               Fidele: Selbstvuständlich kann ich do mitschwätze.            Narrevadder: Und des, obwohl mir Narre g’nug The-       Zeigt mir lieber, ihr Freunde, euer närrisches Spiel:
Fidele: Wa stellsch du dir do etz vor?                         Viellicht it so wissenschaftlich wie de Roland Kessin-        me hetted zum de Singemer dä Narrespiegel vorhalte!     Doch bleibt meinem Motto treu: It z’litzel, it z’viel!
Nazi: Ich ha denkt, en Zylinder und en Gehrock                 ger, defür halt volkstümlicher.                               Poppele: Oh jammert doch nicht, ihr könnt den           Hoorig!
wäred ideal. Do bisch du hüttzutag ebbis Bsunders.             Nazi: So viel alte Wirtschafte giet’s doch in Singe
Und des Wichtigschte isch uffalle um jeden Preis,              gar numme. Oder kennsch du no ebbis anders wie
egal wa mer ka.                                                Kneipe und Spelunke?
Fidele: Du monsch quasi souveränes Ufftrette bei               Fidele: Wieso, giet’s do no meh i de Singemer His-
absoluter Ahnungslosigkeit.                                    torie?
Nazi: Ha so kasch des aber it sage, do sind doch               Nazi: Oh Fidele, wenn du de Stadt Singe und de
Architekten und Planer debi.                                   Tourischte wirklich ebbis Guets due witt, denn guck,
Fidele: Sunnscht niemert?                                      dass i de Ferieziet it do bisch und überlass des de                                                                                Fasnet online
Nazi: Ha doch, natürlich Vutretter vum Gmondrot,               richtige Hadwigdarstellerin.
us de Vuwaltung und de OB selbschtvuständlich au.              Fidele: Gestaltung und Kultur isch wichtig, doch                                                                                   Betrachtungen des
Fidele: Ich sag’s doch: absolute Ahnungslosigkeit.             dofür sind mir zwei it richtig.                                                                                                    Ehrenzunftgesellen Peter S. Hug
Nazi: Etz mach aber mol halblang und sag mir lie-              Nazi: Mir mached lieber Fasnet gell,
ber wa du do witt?                                             »Hoorig, hoorig isch de sell«.                                                                                                     Fasnet in Coronazeit!
Fidele: Jo ich such au ebbis zum Aziehe, ich sott en
Dubbel mache.                                                                                                                  Das kreative Video-Dream-Team der Poppele-Zunft:                   Feiern darfsch du nur zu zweit,
                                                                                                                                Claudius Paul (links) und Denis Fischer (rechts)                  obwohl die Narren stond bereit!
                                                                                                                                                                                                  Doch meischtens giit es en »Plan B«,
                                                                                                                                                                                                  und dafür bruuchsch du en PC.

                                                                                                           Kon hät Grund zum Bräsele                                                              »Online-Feier« nennt sich des,

                        Narrevadder                                                                        Ein Brief an die Poppele-Zunft vom 6. Februar 2021
                                                                                                                                                                                                  und des goht au im Fasnetshäs!
                                                                                                                                                                                                  Du triffsch dich also it real,
                       Peter Kaufmann                                                                                                                                                             sondern am Bildschirm, ganz legal.

                         zum 60sten                                                                                                                                                               Was au so manchen Vorteil hat:
                                                                                                                                                                                                  dehom, do isst sich jeder satt.
                vorgetragen vom Zunftmeister am 6. Juli 2021                                                                                                                                      Du kaasch au trinke, wa de witt,
                                                                                                                                                                                                  bloß halt zu zweit, und itt zu dritt.
    Ohne zu viel laut Gezeter                    denn nie aus geht ihm die Luft.
    Wird 60 heut der Kaufmann Peter.             Und ich denk jetzt noch ganz feschter                                                                                                            S giit nur en kleine Narrebomm,
    Gern wär wie vor zehn Jahren                 Hier noch an das Blasorchester,                                                                                                                  und bsoffe fahrt au konner homm.
    Ich dort auf den Berg gefahren,              wo er produziert ganz schöne                                                                                                                     Wenn’s kaalt isch,
    wo der Peter einst die Gäschte               festliche Posaunentöne.                                                                                                                          denn muesch numme nuus,
    begrüßt zu seinem 50er-Feschte.              Dazu hat er mit ganz viel Pfiff                                                                                                                  du bliebsch gechillt im warme Huus.
    Dieses Fescht dort war gelungen,             Die Los Crawallos stets im Griff,
    ganz, ganz viel hab ich gesungen             nie sieht fasnetsmäßig man hinieden                                                                                                              Do kasch gestylt im Zimmer sitze
    und bezwungen das Gezitter                   je den Peter mal ermüden.                                                                                                                        und bruchsch bim Tanze itte schwitze.
    von so manchem im Gewitter.                  Und natürlich, mit Vernunft,                                                                                                                     Vor dem Klo giit’s ko Gedränge
    Andersch als vor zehen Jahren                freut sich heut die Poppele-Zunft,                                                                                                               bi so ner kleine Menschemenge.
    Bin per Fahrrad ich gefahren,                denn er isch ja, in der Tat,
    um mich heute nicht zu zieren                ein Narrevadder von Format.                        Meine liebe Früünd vu de Poppele-             WAFRÖ zum sagge, dass er den Narre-             Ihr hört, der Vorteile sind gar viel,
    und dem Peter z’gratulieren.                 Drum, ihr Leute, hebt die Tassen,                  Zunft,                                        schlager vu 1958 in ere gewisse Voraus-         doch des bekannte »Fasnets-Gfühl« –
    In der Worte schönen Weisen                  letztlich ist es kaum zu fassen,                   ich wend mich heut an euch in ere ganz        sicht gschribbä hät und ihr ausnahms-           Wer’s kennt, der woss etz, wa i monn –
    Will ich heut den Peter preisen,             dass der Peter jetzt dann bald                     bsundere Form, die eigentlich it so mei       weis des Lied dies Johr au anderscht            des kunnt itt uff, allein, dehom.
    der, so man ihn z’Singe kennt,               isch nicht mehr jung, sondern halt alt.            Art isch, denn wie ihr viellicht alle wis-    singe dürfet. Und denn hät er mir des
    isch halt ein Allroundtalent.                Aber es sei dir zum Troscht,                       set, ich bin leider kei so en wahnsinnige     i mim Traum vorgsunge. Ich hoff i han           Was fehlt, isch:
    So beispielsweis ich immer staune,           wenn ich dir jetzt sage Proscht.                   Narr. Warum ich euch aber trotzdem            alles richtig verschtande, s isch ungfähr       Zsämme g’mütlich schunkle,
    wenn er bläst in die Posaune.                Dies Gedichtlein isch jetzt aus,                   schreib: mir hot’s hüt Nacht was träumt!      so gange:                                       mit seinem Schatz im Dunkle munkle.
    Nie ein Ton bei ihm verpufft,                vielleicht krieg ich dafür Applaus.                Und zwar vom WAFRÖ hät’s mir träumt                                                           En Umzug lose, Schnäpsle trinke,
                                                                                                    und dass er a Probläm hät do oba im           Kon hät Grund zum bräsele                       ja, fröhlich fremde Narre winke!
                                                                                                    Himmel. So lang scho versucht er Ver-         und butzt’s eim schier.
                                                                                                    bindung zu eu ufznähme, aber es gelingt       Hauptsach g’sund,                               Bim Zunftball eng und dicht an dicht
                                                                                                    ihm nit. Will ihr all bloß no hüület weg      des bled Corona isch halt hier.                 rumschwofe, do, wo fascht ko Licht.
                                                                                                    derre Misere des Johr – kei Scheffelhalle,    Früh bis spot – denk,                           Herzhaft lache, i de Bütt,
                                                                                                    kei Fasnet – es tritt jo scho fascht d Aach   dies Johr ’s it degege goht.                    einfach mache, wa de witt!
                                                                                                    über d Ufer vor lauter Geblärr und ihr        Und dass eim’s Lebe
                                                                                                    höret ihn nit vor lauter jommere.             erscht recht freit,                             Des bringt die Stimmung, wunderbar,
                                                                                                    Zamme mit sinne närrische Kollege do          wenn keiner mehr e Maske treit.                 und weil ma des halt grad’ it ka,
                                                                                                    obä hät er überlegt, an wen er sich wen-      It träse, denn des geht vorbei –                sitzet mir etz gemütlich do
                                                                                                    de könnt. Auf der Such nach ere Art           i bin bei eu!!!                                 von Hoorig bis Narri Narro.
                                                                                                    »närrischem Blindgänger«, der eba nit
                                                                                                    hüület und trotzdem e Verbindung zu dä        Ich hoff, ich hab jetzt alles richtig mit-      Mir hebet fröhlich unser Glas,
                                                                                                    Singener Fasnet hät, sind se denn wohl        teilt und bi keinem mit meinem Traum            hond wenigstens e bissle Spaß!
                                                                                                    uf die Idee kumme, dass do eigentlich         zu noh trette, euer zutiefst verschlofene       Ich grüß euch alle herzlich, gell,
                                                                                                    nu Mitglieder vum ehemalige Lehrer-           Ehrenzunftgesell und närrischer Blind-          Hoorig, hoorig isch de säll!
                                                                                                    chor in Frog kummet. So hät’s etz halt        gänger sowie ehemaliges Lehrerchor-
                                                                                                    mich troffe.                                  mitglied –
                                                                                                    Min Auftrag wär also folgender: Eu vum                            Euer Jürgen Gruber
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