Mitteilungen - Kommunen in NRW

 
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Mitteilungen - Kommunen in NRW
71. JAHRGANG • APRIL

                                                                                                                          04
                                                                                                                           2017

                                                            HERAUSGEBER STÄDTE- UND GEMEINDEBUND NORDRHEIN-WESTFALEN

                                                                                                                          Mit den
                                                                                                   online
                                                                                                   mitteilungen
StGB NRW · Kaiserswerther Str. 199-201 · 40474 Düsseldorf
                             G 20 167
PVSt · Deutsche Post AG · „Entgelt bezahlt“ ·

                                                                                                 Ortsentwicklung
                                                                                                 Konzessionsvergabe
                                                                                                 Kulturelles Erbe
Mitteilungen - Kommunen in NRW
Die Fachzeitschrift für Kommunal-und
          Landespolitik in Nordrhein-Westfalen

STÄDTE-   UND GEMEINDERAT ist die einzige unabhängige
und ebenso die meistgelesene Fachzeitschrift für Kom-
munal- und Landespolitik in Nordrhein-Westfalen. Sie
führt kommunale Wissenschaft und Praxis, Kommunal-
recht und Kommunalpolitik zusammen. Die Zeitschrift hat
sich als Diskussionsforum für neue Entwicklungen in der
kommunalen Welt einen Namen gemacht.

Die 1946 erstmals verlegte Fachzeitschrift Städte- und
Gemeinderat ist das offizielle Organ des Städte- und Ge-
meindebundes Nordrhein-Westfalen. Als Spitzenverband
kreisangehöriger Städte und Gemeinden repräsentiert
dieser rund 9 Mio. Bürger und Bürgerinnen sowie 86
Prozent der Ratsmitglieder in Nordrhein-Westfalen.

Städte-  und Gemeinderat enthält monatlich aktuelle
Informationen aus den zentralen Interessengebieten der
Kommunalpolitiker und Verwaltungsbeamten:

• Finanzen, Wirtschaft, Soziales, Schule und Kultur
• Verwaltungsfragen und Neue Steuerung
• Kommunalrecht
• Kommunale Wirtschaftsunternehmen
• Tourismus und Freizeit                                  E Ja, ich möchte Städte- und Gemeinderat kennenlernen! Bitte senden Sie mir die
                                                              nächsten drei Ausgaben zum Vorzugspreis von nur € 10,25 (inkl. MwSt. und Versand).
Darüber hinaus enthält Städte- und Gemeinderat Son-
                                                              Die Lieferung endet mit Zustellung des dritten Heftes und geht nicht automatisch in
derseiten, die überregional über Produkte und Neuheiten       ein Jahresabonnement über.
für den kommunalen Markt informieren. Der Leser erhält
somit einen Überblick über Aktuelles aus den Bereichen:       Ja, ich kenne Städte- und Gemeinderat bereits und möchte die Zeitschrift (10 Ausgaben)
                                                              im günstigen Jahresabonnement bestellen.
• Bürokommunikation
                                                             E     gedruckt (€ 78,- inkl. MwSt. und Versand)
• Umweltschutz
• Nutzfahrzeuge im öffentlichen Dienst
                                                             E     elektronisch als Lese-PDF (€ 49,- inkl. MwSt. und Versand)

• Müll- und Abfallbeseitigung
                                                              Name/ Vorname/Firma
• Verkehrswesen
• Landschaftspflege
• Wohnungswesen, Städtebau                                    Straße

• Freizeitanlagen, öffentliche Schwimmbäder
• Kommunale Energieversorgung                                 Postleitzahl/Ort
• Kreditwesen
• Raumplanung                                                 Telefon/Fax
• Krankenhausbedarf
                                                              E-Mail
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Frau Becker, Städte- und Gemeindebund NRW,
Kaiserswerther Straße 199-201, 40474 Düsseldorf
                                                              BIC                                                      Kreditinstitut

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                                                              schriftlich bei Frau Becker, Städte- und Gemeindebund NRW, Kaiserswerther Straße 199-201, 40474 Düsseldorf,
                                                              widerrufen. Rechtzeitige Absendung genügt!
Mitteilungen - Kommunen in NRW
EDITORIAL

Die Fachzeitschrift für Kommunal- und
Landespolitik in Nordrhein-Westfalen

Wachsen mit Köpfchen
„Bei Euch ist es schön!“ Wenn einem Besucher nach dem
Stadtrundgang dieser Satz über die Lippen geht, kann
man zu Recht stolz sein. Es ist uns nicht gleichgültig, wie
unsere Stadtzentren und Ortschaften aussehen. Das bloße
Funktionieren reicht uns nicht.
Damit Kommunen ihren Bürgern und Bürgerinnen auch in           Menschen immer weitere Wege zur Arbeit aufzwingt, nach
Zukunft ein lebenswertes Umfeld bieten können, darf man        leistungsfähigen Verkehrssystemen. Und die Landwirtschaft,
die Ortsentwicklung nicht dem Zufall überlassen. Für vieles    die neben Nahrungsmitteln auch Energie-Rohstoffe
gibt es erprobte Regeln - für die Breite von Straßen, für      produzieren soll, kämpft um den Erhalt ihrer Anbauflächen.
die Höhe der Bebauung, für die Nutzung der Immobilien.         Es ist allerhöchste Zeit, dass das Baurecht flexibler gestaltet
Aber vieles kann man nur bedingt steuern - etwa wo sich        wird. Nur dann kann man das Entwicklungspotenzial
welcher Laden niederlässt. Wie unsere Städte und               besiedelter Gebiete heben, ohne ständig Freiflächen in
Gemeinden aussehen, ist das Ergebnis einer Vielzahl von        Anspruch zu nehmen. Gleichzeitig darf das Land, darf eine
Einzelentscheidungen - meist von Privatleuten oder             künftige Landesregierung bei der Städtebauförderung nicht
Institutionen, aber auch der öffentlichen Hand. Gerade         nachlassen. Denn durch zahlreiche Umweltvorschriften ist
darum ist Ortsentwicklung so komplex.                          das Bauen in jüngster Zeit extrem teuer geworden.
Viele aktuelle Entwicklungen machen es den Planern und         Ein massives Problem liegt in der zunehmend ungleichen
Planerinnen nicht gerade leicht. Da ist der Umschwung von      Verteilung der Bevölkerung zwischen Stadt und Land.
einer Prognose schrumpfender Bevölkerung hin zu einer          Während sich in Ostwestfalen-Lippe die Straßenzüge
robusten Wachstumsperspektive. Zuwandernde aus                 leeren, stehen sich die Menschen an der Rheinschiene
EU-Ländern und Flüchtlinge, aber auch heimische junge          buchstäblich auf den Füßen. Wenn Großstädten der Vorzug
Familien suchen händeringend nach bezahlbarem Wohnraum.        gegeben wird, spielen viele irrationale Faktoren eine Rolle.
Der Wohnungsbau hält mit dieser Nachfrage nicht Schritt.       Aber der ländliche Raum muss als Standort für Wohnen,
Gleichzeitig verlangt eine globalisierte Wirtschaft, die den   Arbeit und Freizeit auch eine faire Chance erhalten. Das
                                                               heißt konkret: Versorgung mit leistungsfähigen Datennetzen
                                                               und leistungsfähigem ÖPNV. Nur so haben unsere
                                                               Ortschaften in idyllischer Landschaft eine Entwicklungsoption,
                                                               statt als Geisterdorf zu verkümmern.

                                                               Dr. Bernd Jürgen Schneider
                                                               Hauptgeschäftsführer StGB NRW

                                                                                   STÄDTE- UND GEMEINDERAT 4/2017 3
Mitteilungen - Kommunen in NRW
BÜCHER UND MEDIEN

Einsparkraftwerk Schule
                          Wie Bürger und Klima profitieren können, v.
                          Kurt Berlo und Dieter Seifried, hrsg. v. solar+spar
                                                                                INHALT71. Jahrgang April 2017
                          contract GmbH, 21 x 28 cm, 44 S., im Internet
                          herunterzuladen unter www.solarundspar.de
                                                                                Hemmnisse und Erfolgsfaktoren bei der
                          Die Solar&Spar Contract GmbH begann                   Städtebauförderung von Johannes Osing                 6
                          2001 in Engelskirchen, Emmerich, Gelsen-
                          kirchen und Köln vier Energieeinsparprojek-
                          te an Schulen. Über Energiespar-Con-
                                                                                Ausstellung „Gute Geschäfte“ gegen
                          tracting wurden dort Bürger/innen am
                                                                                Ladenleerstand von Hanna Hinrichs                    12
                          wirtschaftlichen Erfolg der Strom- und Wär-
                          meeinsparmaßnahmen sowie an der Solar-
                          stromerzeugung beteiligt. In der Broschüre
werden die Rahmenbedingungen für den Erfolg der Bürger-Con-
tracting-Projekte beschrieben. Zudem erhalten Kommunen, Schu-
                                                                                Ortskernentwicklung am Beispiel der Gemeinde
                                                                                Blankenheim von Rolf Hartmann
                                                                                                                                     14
len und Bürgerinitiativen praxisnahe Empfehlungen, wie man ähn-
liche Projekte realisieren kann.

Digitale Infrastruktur                                                                                                               16
als regionaler
Entwicklungsfaktor
Informationen zum Breitbandausbau in
strukturschwachen, ländlichen Regio-                                                                                     Landesgartenschauen
nen und zu den sieben Modellregionen,                                                                                    als Instrument
hrsg. v. Bundesministerium für Verkehr                                                                                   nachhaltiger Stadt-
und digitale Infrastruktur, MORO Infor-
                                                                                                                         entwicklung
mationen Nr. 15/1 2016, A 4, 44 S.,
im Internet herunterzuladen unter                                                                                        von Michèle Helle und
www.bbsr.bund.de                                                                                                         Evamaria
                                                                                                                         Küppers-Ullrich
Im Rahmen des Modellvorhabens
„Digitale Infrastruktur als regionaler
Entwicklungsfaktor“ (MOROdigital) werden Akteure aus struktur-                  3-D-Visualisierung bei der Ortsentwicklung von
schwachen ländlichen Regionen, die noch nicht über leistungsfähige              Alt-Hiddenhausen von Andreas Homburg                 28
Breitband-Datennetze verfügen, unterstützt, die Infrastruktur in die-
sem Bereich in Eigeninitiative zu verbessern. Die Publikation liefert In-
formationen über Hintergrund und Ziele des Modellvorhabens. Neben
grundlegenden Thesen zum Breitbandausbau in strukturschwachen
                                                                                Novellierung des Städtebaurechts auf
                                                                                Bundesebene von Rudolf Graaff
                                                                                                                                     29
ländlichen Regionen wird über die sieben Modellregionen informiert.

                           Grüne Infrastruktur Ruhr
                           Hrsg. v. Regionalverband Ruhr (RVR), A 4,
                           84 S., kostenlos zu bestellen oder im Internet
                           herunterzuladen unter http://shop.rvr.ruhr
                         Das Ruhrgebiet verfügt über vielfältige Er-
                         fahrungen mit regionalen Strategien zur Si-
                         cherung, Vernetzung und erholungsbezo-
                         genen Nutzbarmachung von Landschaft.
                         Anhand unterschiedlicher Beispiele zeigt
                         die Studie den Stand der Umsetzung auf
                                                                                Das immaterielle Kulturerbe in Nordrhein-
                         und erläutert die bevorstehende Weiterent-
                         wicklung der regionalen Strategien hin zu              Westfalen von Maria Harnack                          35
einem integrierten Ansatz „Grüne Infrastruktur Ruhr“. Durch Beispiele
aus anderen europäischen Ländern wird zudem dargestellt, welche                 Bücher 37
Strategien Städte oder Ballungsräume außerhalb Deutschlands bei
                                                                                Titelfoto: Gemeinde Blankenheim
der Konzeption und Implementierung grüner Infrastruktur verfolgen.

4   STÄDTE- UND GEMEINDERAT 4/2017
Mitteilungen - Kommunen in NRW
NACHRICHTEN

                                                       Gründung der Metropolregion Rheinland
  Thema Ortsentwicklung                                Städte, Landkreise und Verbände haben am 20. Februar 2017 offiziell
                                                       die Metropolregion Rheinland gegründet. Der neue Zusammen-
                                                       schluss soll eine engere Kooperation etwa in den Bereichen Woh-
                                                       nungsbau oder Gewerbeansiedlung möglich machen. Mitglieder
Neugestaltung von Dom- und Marktplatz in der           sind elf kreisfreie Städte und zwölf Kreise aus dem Bereich der Be-
Stadt Paderborn von Claudia Warnecke              9    zirksregierungen Köln und Düsseldorf sowie die Städteregion Aa-
                                                       chen. Darüber hinaus wirken die Industrie- und Handelskammern,
                                                       Handwerkskammern und der Landschaftsverband Rheinland mit.
                                                       Die Idee, eine rheinische Metropolregion zu gründen, reicht bis ins
                                                       Jahr 2009 zurück. Die Regierungspräsidentinnen von Düsseldorf
                                                       und Köln, Anne Lütkes und Gisela Walsken, hatten die Gründung
                                                       vorangetrieben.

                                                       Inklusion, Naturerlebnis und
                                                       Entspannung im „Kurpark 3.0“
                                                       Der Kurpark in der Stadt Bad Sassendorf wird neu gestaltet. Im Rah-
                                                       men des Projekts „Kurpark 3.0“ soll eine 30 Hektar große Grünanla-
                                                       ge des traditionsreichen westfälischen Moor- und Soleheilbades
Die REGIONALEN in Nordrhein-Westfalen als              zum ersten barrierefreien Kurpark Deutschlands werden. Unter an-
Instrument der Strukturpolitik von Mario Reimer   19   derem sollen Wege barrierefrei gestaltet und ein Generationen-
                                                       Spielpark errichtet werden. Geplant ist zudem, die Rosenau zu rena-
                                                       turieren, sodass der Bach im Kurpark mehr Platz für Pflanzen und
                                                       Tiere bietet sowie als Erholungsort für Besucher/innen attraktiver
Aktuelles aus dem Online-Portal Integration       21   wird. Als markantes Zeichen der Veränderung wird ein neues Gra-
                                                       dierwerk gebaut, welches die alte baufällige Anlage ersetzt. Das
                                                       NRW-Wirtschaftsministerium fördert den „Kurpark 3.0“ mit 2,6 Mio.
Projekt „StadtUmland.NRW“ mit „Kooperation             Euro.
Köln und rechtsrheinische Nachbarn“               22
von Stephan Schmickler
                                                       Erneuter Tourismus-Rekord in
                                                       Nordrhein-Westfalen
Die Quartiersakademie NRW
von Claus Eppe                                    25
                                                       Die Tourismusbranche in Nordrhein-Westfalen blickt auf das siebte
                                                       Rekordjahr in Folge zurück. Wie das statistische Landesamt Infor-
                                                       mation und Technik NRW mitteilte, verbuchten Hotels, Herbergen
                                                       und Campingplätze im vergangenen Jahr 49,6 Mio. Übernachtun-
                                                       gen, 1,9 Prozent mehr als 2015. Die Anzahl der Gäste stieg um 2,0
                                                       Prozent auf 22,1 Mio. Dabei konnten die meisten Regionen des Lan-
                                                       des zulegen. Lediglich der Raum Köln erlebte einen Rückgang, nach-
                                                       dem die Übergriffe auf Frauen in der Silvesternacht 2015 weltweit
                                                       Schlagzeilen gemacht hatten. Im Vergleich der Bundesländer liegt
                                                       NRW nun bei den Übernachtungen auf dem dritten Platz hinter Bay-
                                                       ern und Baden-Württemberg.

                                                       Skulpturenpark am Wasserschloss
                                                       Haus Opherdicke
Neuregelung der Konzessionsvergabe im
Energiebereich von Anne Wellmann
                                                  32   Das Haus Opherdicke in der Gemeinde Holzwickede soll durch einen
                                                       Skulpturenpark weiterentwickelt werden. Den Grundstock für einen
                                                       solchen Park könnten 13 Skulpturen des amerikanisch-italienischen
                                                       Bildhauers Raimondo Puccinelli bilden. Sie wurden dem Kreis Unna
                                                       von der Erbin des Künstlers geschenkt unter der Bedingung, dass sie
                                                       im öffentlichen Raum ausgestellt werden. Wie der Kreis als Eigen-
                                Europa-News 38         tümer des Wasserschlosses mitteilte, soll der Skulpturenpark in die
                                                       laufende Planung des Ausbaus von Haus Opherdicke zum Kultur-
                                                       und Begegnungszentrum eingepasst werden.

                                                                                 STÄDTE- UND GEMEINDERAT 4/2017 5
Mitteilungen - Kommunen in NRW
FOTO: THOMAS MAX MÜLLER / PIXELIO.DE
    schwer
    dranzukommen

▲ Nordrhein-westfälische Kommunen nutzen die Städtebauförderung, um die Lebensqualität und das Zusammenleben vor Ort zu verbessern

Hemmnisse und Erfolgsfaktoren
bei der Städtebauförderung
                                                                                                  gramm „Städtebaulicher Denkmalschutz“.
Während die Finanzhilfen für die Stadterneuerung in NRW 2017 auf
                                                                                                  Für die Finanzierung gewährt der Bund den
ein Rekordniveau steigen, sind noch einige Schwierigkeiten beim                                   Ländern Finanzhilfen gemäß Artikel 104b
                                                                                                  Grundgesetz, die durch Mittel des Landes er-
Abruf der Mittel durch Städte und Gemeinden zu beseitigen
                                                                                                  gänzt werden. Zusätzlich ist jeweils ein

D
                                                                                                  kommunaler Eigenanteil notwendig. Die
      ie Städtebauförderung ist ein zentra-      Maßnahmen zur Behebung sozialer Miss-            Bundesfinanzhilfen werden den Ländern
      les Instrument der nachhaltigen Orts-      stände (vgl. § 164b Abs. 2 BauGB). Dies spie-    auf der Grundlage einer Verwaltungsverein-
entwicklung. Sie dient dazu, Städte und Ge-      gelt sich in den Programmen „Aktive Stadt-       barung (VV) zur Verfügung gestellt.
meinden als Wohn- und Wirtschaftsstand-          und Ortsteilzentren“, „Soziale Stadt“ sowie
ort zu stärken. Als eigenständiges Förderin-     „Stadtumbau West (bzw. Ost)“ wider.              Hoher Stellenwert Die Städtebauförde-
strument löst ein Euro Städtebaufördermit-       Im Programm „Kleinere Städte und Gemein-         rung genießt bei Bund und Ländern - auch
tel nach Berechnungen des Deutschen In-          den“ wird ein zusätzlicher Schwerpunkt auf       vor dem Hintergrund der damit verbunde-
stituts für Wirtschaftsforschung bis zu acht     die Anpassung an den demografischen              nen sozialen Integration - einen immer hö-
Euro an privaten Investitionen aus - insbe-      Wandel und auf interkommunale Zusam-             heren Stellenwert. Daher sind die Mittel in
sondere im regionalen Baugewerbe und             menarbeit gelegt. Hinzu kommt das Pro-           den zurückliegenden Jahren immer weiter
Handwerk.                                                                                         aufgestockt und es sind zusätzliche Pro-
Zu den Handlungsschwerpunkten gehören                                  DER AUTOR                  gramme aufgelegt worden. Nach der aktu-
die Stärkung von Innenstädten und Orts-                                                           ellen VV Städtebauförderung 2017, der die
teilzentren in ihrer städtebaulichen Funkti-                           Johannes Osing             NRW-Landesregierung am 21.01.2017 zuge-
                                                                       ist Referent für
on unter besonderer Berücksichtigung des                                                          stimmt hat, stellt der Bund den Ländern in
                                                                       Bauen und Vergabe
Wohnungsbaus und des Denkmalschutzes,                                  beim Städte- und
                                                                                                  diesem Jahr erstmalig Finanzhilfen von 740
die Wiedernutzung innenstadtnaher Brach-                               Gemeindebund NRW           Mio. Euro zur Verfügung.
flächen ehemaliger Industrie-, Militär- oder                                                      Durch deren Erhöhung steigen die Mittel in
Eisenbahnanlagen sowie städtebauliche                                                             NRW in diesem Jahr auf einen Rekordbetrag

6   STÄDTE- UND GEMEINDERAT 4/2017
Mitteilungen - Kommunen in NRW
THEMA ORTSENTWICKLUNG

von 402 Mio. Euro. Den größten Anteil steu-      Ende 2015 einen speziell auf die NRW-Kom-            ten Städten und Gemeinden an. Nach einer
ert das Land bei mit 188 Mio. Euro, der Bund     munen ausgerichteten Gutachten-Auftrag               vorläufigen Auswertung im Sommer und
beteiligt sich mit 134 Mio. Euro. Der Eigen-     an das Deutsche Institut für Urbanistik              Herbst 2016, bei der zwischen dem Difu,
anteil der Kommunen beträgt 80 Mio. Euro.        gGmbH (Difu) vergeben. Inhaltlich wurde              dem MBWSV und den kommunalen Spit-
In den Jahren 2015 und 2016 standen ein-         das Vorhaben durch den Städte- und Ge-               zenverbänden intensiv über Rückschlüsse
schließlich des Eigenanteils der Kommunen        meindebund NRW sowie den Städtetag                   aus der Befragung diskutiert wurde, fand
346 Mio. Euro für entsprechende Maßnah-          NRW begleitet. Ziel war es, die Erfolgsfak-          Anfang 2017 in Hamm ein Fachforum unter
men zur Verfügung.                               toren und Hemmnisse des Fördermittelpro-             großer kommunaler Beteiligung statt. Die
Flankiert werden die Programme in diesem         zesses zu identifizieren, wobei Beantra-             Ergebnisse werden mit in den Abschlussbe-
Jahr durch eine Verwaltungsvereinbarung          gung, Bewilligung und Abrechnung der För-            richt des Difu einfließen. Dieser soll in der
„Investitionspakt Soziale Integration im         dergelder besonders unter die Lupe genom-            zweiten Jahreshälfte 2017 veröffentlicht
Quartier 2017“. Hier erhalten die Länder Bun-    men wurden.                                          werden.
desmittel von insgesamt 200 Mio. Euro für                                                             Die Befragung durch das Difu ergab, dass
Investitionen in den Städten und Gemein-         Praxis verbessern Die Ergebnisse der Stu-            rund drei Viertel der 154 befragten Kommu-
den zur Verbesserung der sozialen Integrati-     die sollen dazu beitragen, dass die Mittel zur       nen Fördermittel in Anspruch nehmen. Von
on und des sozialen Zusammenhalts im             Städtebauförderung weiterhin allen Kom-              diesen weisen 52 Prozent nicht ausgegebe-
Quartier. Hinzu kommt das Programm „Zu-          munen in NRW zur Verfügung stehen und                ne Fördermittel auf. Der Überhang ist im
kunft Stadtgrün“, wofür bundesweit jährlich      von diesen tatsächlich genutzt werden. Au-           Regierungsbezirk Arnsberg mit 6,27 Euro
etwa 50 Mio. Euro bereitgestellt werden. Mit     ßerdem soll der Bestand nicht abgerufener            pro Kopf am höchsten, im Regierungsbezirk
diesem Programm soll durch Anlage von            Fördermittel weiter reduziert werden. Die            Köln mit 1,91 Euro am geringsten. Dort wer-
Grünflächen die Attraktivität von Städten        Studie dient darüber hinaus der Identifizie-         den die Programme der Städtebauförde-
und Gemeinden gesteigert sowie ein nach-         rung von Möglichkeiten zur Verbesserung              rung allerdings auch am wenigsten in An-
haltiger Beitrag zur Anpassung an die Folgen     des Förderinstrumentariums allgemein.                spruch genommen.
des Klimawandels und zur Verbesserung der        Der Studie liegt eine Befragung der Kom-
örtlichen Energiebilanz geleistet werden.        munen im Frühjahr 2016 zugrunde. Hieran              Stärkung der Innenstadt 34 Prozent der
                                                 schlossen sich Interviews mit ausgewähl-             befragten Kommunen nutzen das Pro-
Nicht ausgegebene Mittel Obwohl die
finanzielle Ausstattung damit ein neues Re-

                                                                                                                                                FOTO: DEUTSCHES INSTITUT FÜR URBANISTIK 2017
kordniveau erreicht, ließ sich in den nord-
rhein-westfälischen Kommunen über die
vergangenen acht Jahre eine kontinuierli-
che Zunahme nicht abgerufener Fördermit-
tel beobachten. Nach einem Höchststand
von 219 Mio. Euro im Jahr 2012 gab es in den
Folgejahren zwar eine leichte Reduzierung.
Im Jahr 2015 betrug der Überhang aber im-
mer noch 120 Mio. Euro.
Darüber hinaus gibt es eine beträchtliche
Anzahl von Städten und Gemeinden, wel-
che die Förderprogramme gar nicht in An-
spruch nehmen. Beide Aspekte werden vom
NRW-Ministerium für Bauen, Wohnen,
Stadtentwicklung und Verkehr (MBWSV)
als Indiz gesehen, dass die erfolgreiche
Durchführung städtebaulicher Maßnah-
men von der Beantragung bis zur Abrech-
nung der Fördermittel durch eine Reihe von
Faktoren behindert wird.                         ▲ Erfolgsfaktoren und Hemmnisse bei Beantragung, Bewilligung und Abrechnung
Auch aus diesem Grund hatte das MBWSV            von Fördermitteln waren Thema beim Fachforum Städtebau am 18. Januar 2017 in Hamm

                                                                           Ihr Partner für die Erstellung ländlicher Wegenetzkonzepte

               Ge-Komm
               Gesellschaft für kommunale Infrastruktur
                                                                           75% EU-Förderung bis zu 50.000€ im Rahmen des ELER 2014–2020

                Ge-Komm GmbH     |   Bismarckstraße 15   |   49324 Melle   |   www.ge-komm.de    |   www.wirtschaftswegekonzept.de

                                                                                                         STÄDTE- UND GEMEINDERAT 4/2017 7
Mitteilungen - Kommunen in NRW
THEMA ORTSENTWICKLUNG

                    gramm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“.         4. Die Antragsstellung bereitet Schwierig-        Frühjahr statt wie bis Ende 2016 erst im
                    Es folgen Stadtumbau West (24 Prozent)                keiten wegen des Aufwandes oder der            Dezember ist ein erster Schritt in die rich-
                    und Soziale Stadt (17 Prozent). Dies korres-          Komplexität des Antrags                        tige Richtung. Darüber hinaus müssen
                    pondiert mit der Aussage der Umfrageteil-          5. Es fehlen Möglichkeiten zum freien Ver-        Verfahrensschritte wie Rechnungslegung
                    nehmenden, wonach für die Mehrheit die                schieben von Fördermitteln zwischen ein-       und Rechnungsprüfung so weit wie mög-
                    „Stärkung der Innenstadt“ das Hauptziel               zelnen Maßnahmen                               lich vereinfacht werden.
                    der Städtebauförderung darstellt. Wich-                                                            • Das Land sollte projektbezogen auch den
                    tigstes Nebenziel ist der Denkmalschutz.           Zu den weiteren Ergebnissen der Befragung         personellen Aufwand der Kommunen so-
                    Das Programm „Kleinere Städte und Ge-              gehört, dass die allgemeine Finanzlage der        wie externe Fördermittelberatung und
                    meinden“ spielt vor allem in den Regie-            Kommune keinen wesentlichen Einfluss auf          Projektbegleitung finanziell unterstützen,
                    rungsbezirken Arnsberg, Detmold und                die Nutzung von Städtebaufördermitteln            um auch für kleine Städten und Gemein-
                    Münster eine Rolle, während in den stärker         hat. Es ließ sich auch nicht nachweisen, dass     den eine erfolgreiche Städtebauförderung
                    verdichteten Regierungsbezirken Köln und           das Neue Kommunale Finanzmanagement               zu gewährleisten.
                    Düsseldorf häufiger das Programm „Soziale          mit der Doppik die Inanspruchnahme ge-          • Flankierend zu den bestehenden Förderpro-
                    Stadt“ in Anspruch genommen wird. Doch             bremst hat. Das Difu kommt zu dem                 grammen sollte das Land durch Sonderpro-
                    auch in den Regierungsbezirken Detmold             Schluss, dass die nicht abgerufenen Förder-       gramme mit vereinfachtem Bewilligungs-
                    und Münster steht das Programm „Aktive             mittel als Symptom anzusehen sind für eine        verfahren gezielt die Förderung kleinerer
                    Stadt- und Ortsteilzentren“ an erster Stelle.      Reihe organisatorischer und administrati-         Maßnahmen ermöglichen, für die die regu-
                    Die Kommunen gaben in der Befragung -              ver Hemmnisse im Förderprozess.                   lären Gebietsanforderungen der Städte-
                    jeweils Nennung durch mindestens 60 Pro-                                                             bauförderung zu umfangreich wären.
                    zent der Teilnehmenden - für die Inan-             Bescheide zu spät Die Ergebnisse der Be-
                    spruchnahme von Fördermitteln fünf große           fragung wurden am 18.01.2017 auf dem            Finanzniveau halten Grundlegend bleibt
                    Hemmnisse an:                                      Fachforum in Hamm unter reger Beteili-          aus kommunaler Sicht die Notwendigkeit,
                                                                       gung zahlreicher Städte und Gemeinden           dass der derzeitige Umfang der Finanzhilfen
                    1. Das Vergaberecht erzeugt einen hohen            diskutiert. Dabei wurde deutlich, dass für      von Bund und Land verstetigt wird. In diesem
                       Verwaltungsaufwand                              viele Kommunen ein erhebliches Hemmnis          Zusammenhang kommt es aber darauf an,
                    2. Das Vergaberecht führt zu zeitlichen Ver-       in der Erteilung der Zuwendungsbescheide        den Überhang nicht abgerufener Fördermit-
                       zögerungen oder die Fachkompetenz               liegt. Diese konnte bisher erst im Dezember     tel weiter zu reduzieren. Dazu sind nicht nur
                       fehlt                                           erfolgen. Das ist aber mit Blick auf die kom-   bessere Rahmenbedingungen auf Bundes-
                    3. Für den kommunalen Verwaltungsauf-              munale Haushaltsplanung und damit die           und Landesebene erforderlich, sondern auch
                       wand bei der Umsetzung des Programms            Vergabe von Maßnahmen äußerst ungüns-           Aktivität der kommunalen Ebene im Zuge ih-
                       gibt es keine Förderung                         tig.                                            rer Selbstverwaltung.
                                                                       Das MBWSV kann jedoch 2017 erstmals             Die Wirkung der Städtebauförderung hängt
FOTO: STADT MOERS

                                                                       schon früher auf Verpflichtungsermächti-        nicht zuletzt von der Bedeutung ab, welche
                                                                       gungen durch das NRW-Finanzministerium          die Städte und Gemeinden diesem Instru-
                                                                       zurückgreifen, was eine Förderzusage be-        ment beimessen. Für die Kommunen selbst
                                                                       reits im Frühjahr möglich macht. Darüber        ist dabei das Bewusstsein wichtig, dass die
                                                                       hinaus hat das MBWSV angekündigt, tech-         Städtebauförderung keinesfalls ein Luxus ist
                                                                       nische Hindernisse etwa bei den Software-       - etwas, das gelegentlich für ein „Prestige-
                                                                       schnittstellen für die Abrechnung von Maß-      projekt“ herangezogen wird. Die Städtebau-
                                                                       nahmen zeitnah zu beseitigen.                   förderung sollte vielmehr strategisch in die
                                                                       Welche weiteren Schlüsse die NRW-Landes-        städtebauliche Entwicklung einbezogen
                                                                       regierung aus der Difu-Studie zieht - insbe-    werden. Dann entfaltet sie ihre nachhaltige
                                                                       sondere mit Blick auf grundlegende Verän-       Wirkung und hilft, einer negativen Quartiers-
                                                                       derungen der Rahmenbedingungen - ist            entwicklung vorzubeugen und die Lebens-
                                                                       derzeit noch offen. Dabei ist auch die Land-    qualität vor Ort zu heben.
                                                                       tagswahl im Mai 2017 zu bedenken. Auf           Dabei ist der Vorbereitungs- und Abwick-
                                                                       Grundlage der bisherigen Untersuchung           lungsaufwand nicht zu unterschätzen. Denn
                                                                       und insbesondere der Diskussion auf dem         neben dem Stadtplanungsamt, der Kämme-
                                                                       Fachforum hat der Städte- und Gemeinde-         rei und der Vergabestelle müssen weitere Be-
                                                                       bund NRW mehrere Forderungen an die             reiche der Verwaltung an einem Strang zie-
                                                                       künftige Landesregierung formuliert:            hen. Gleichzeitig muss die Kommunalpolitik
                                                                                                                       eingebunden sowie ein Dialog mit den Ein-
                                                                       • Die Landesregierung wird aufgefordert,        wohnerinnen und Einwohnern eröffnet wer-
                                                                         den zwischen Land und Kommunen ein-           den. Die Koordination sollte deshalb bei der
                                                                         geleiteten Prozess zur Verbesserung der       Verwaltungsleitung liegen. Wird Städtebau-
                    ▲ Städtebauförderung kann helfen, ganze              Städtebauförderung engagiert und ergeb-       förderung als „Chefsache“ behandelt, ist da-
                    Straßenzüge, Plätze, historische Stadtkerne oder     nisoffen zu unterstützen.                     mit der wichtigste Grundstein für ihren Er-
                    Stadtquartiere zu erhalten                         • Die Erteilung von Förderzusagen schon im      folg gelegt.                               b

                    8   STÄDTE- UND GEMEINDERAT 4/2017
Mitteilungen - Kommunen in NRW
FOTO: STADT PADERBORN
        Bühne in Stein

▲ Dom- und Marktplatz in der Paderborner Innenstadt werden neu gestaltet, wobei der Marktplatz mit der Freitreppe vor dem
Diözesanmuseum bereits weitgehend fertig ist

Neugestaltung von Dom- und Marktplatz
Für die historisch bedeutsame Abfolge von Plätzen im Zentrum von                                      Handel-, Markt- und Veranstaltungsge-
                                                                                                      schehen andererseits sollten gestalterisch
Paderborn wurde ein Konzept entwickelt, das kulturelle Aspekte,
                                                                                                      wie funktional in Einklang gebracht wer-
Verkehrsbedarf und wirtschaftliche Nutzung in Einklang bringt                                         den. Orte des alltäglichen, öffentlichen,
                                                                                                      aber auch des kulturellen wie religiösen Le-

D
                                                                                                      bens bilden hier gemeinsam das repräsen-
      ie Gestaltung des Ensembles von              tung von Verkehrsanlagen und die Schaf-            tative Zentrum für Paderborn und darüber
      Domplatz und Marktplatz gleicht ei-          fung von Aufenthaltsbereichen sowie eine           hinaus für die Region.
ner kulturgeschichtlichen Entdeckungsrei-          räumliche Akzentuierung des Domplatzes             Für die Neugestaltung von Marktplatz und
se an einem der zentralen Orte in Pader-           mittels einer Baumreihe. Diese zeichnet            Domplatz war zunächst ein kooperativer
born. Der Marktplatz war im Mittelalter            den Verlauf des historischen Hellwegs              Wettbewerb nach den Regeln für die Aus-
größter Platz der Domfreiheit. Mit dem             nach und markiert gleichermaßen die                lobung von Wettbewerben (RAW) 2004
Hellweg querte eine der bedeutendsten              Grenze des ehemaligen Friedhofs. Im Platz-         mit öffentlichen Foren vorgesehen. Der
historischen Handelsstraßen die Abfolge            ensemble bekommen der Marktplatz, der              von der Verwaltung vorgeschlagene fast
der Plätze. Der heutige Domplatz entstand          Platz vor der Gaukirche und der Domplatz           vollständige Verzicht auf die 150 Pkw-Stell-
auf dem Grundriss einer alten Friedhofsan-         eine der räumlichen Situation und den Nut-         plätze vor Dom und Generalvikariat stieß
lage am Dom.                                       zungsanforderungen entsprechende Ge-               jedoch bei gewerblichen Anliegern in der
Noch heute reflektieren die umgebenden             staltung.
Sakralbauten mit ihren Fassaden aus ver-                                                                                    DIE AUTORIN
schiedenen Epochen das kulturelle Erbe Pa-         Sensibler Umgang Die besondere Kon-
derborns. Mit der Neugestaltung des Platz-         stellation dieser Plätze und die Nähe zuei-                              Dipl.-Ing. Claudia
ensembles werden die Elemente der rei-             nander im Herzen der Stadt erfordern ei-                                 Warnecke ist
chen Vorgeschichte des Ortes thematisiert,         nen sensiblen Umgang in der Planung, Ge-                                 Technische
und es wird ein attraktiver urbaner Raum           staltung und Nutzung. Die unmittelbare                                   Beigeordnete der
geschaffen.                                        Nachbarschaft von Dom und Erzbischöf-                                    Stadt Paderborn
Ein wesentliches Element ist die Entflech-         lichem Generalvikariat einerseits sowie

                                                                                                         STÄDTE- UND GEMEINDERAT 4/2017 9
Mitteilungen - Kommunen in NRW
direkten Nachbarschaft auf massiven Wi-       pektive Betroffenen Ideen für die Gestal-                              Der Marktplatz wird bewusst frei gehalten
derstand und fand daher keine Mehrheit.       tung des Domplatzes und des Marktplat-                                 von weiterer Möblierung. Der Verzicht auf
                                              zes erarbeiten, bewerten und abschlie-                                 Stellplätze vor der Gaukirche eröffnet die
Werkstattverfahren gewählt Die Teil-          ßend in einem Prozess der Konsensfindung                               Chance, diesen Bereich des Domplatzes als
nahme am Forschungsfeld „Baukultur in         zu einer Lösung zusammentragen. Die ei-                                öffentlichen Freiraum nutzbar zu machen.
der Praxis“ des Bundesprogramms Experi-       gentlichen Ideenfinder waren also die be-                              Ein Hain aus unregelmäßig verteilten Bäu-
menteller Wohnungs- und Städtebau (Ex-        teiligten Gruppen - Kirche, Politik, die An-                           men schafft hier einen atmosphärisch an-
WoSt) ermöglichte der Stadt Paderborn,        lieger und die Nutzenden.                                              deren Ort mit einem eigenen Ambiente vis-
neue Prozesse für die Stadtentwicklung zu     Der in dem Werkstattverfahren erarbeite-                               à-vis des Doms.
erproben - insbesondere bei Themenfel-        te Kompromiss - Verzicht auf rund ein Drit-                            Der Platz öffnet sich zum unteren Domhof
dern, bei denen im Vorfeld unterschiedli-     tel der Stellplätze direkt vor dem Dom -                               in Gestalt einer großen Freitreppe. In diese
che Interessenlagen bekannt und daraus        fand eine breite Zustimmung und hohe Ak-                               ist seitlich eine Rampe eingeschnitten, die
                                                                                                                     mit etwa zehn Prozent Neigung insbeson-
                                                                                                                     dere als Feuerwehrzufahrt dient. Einfache,
                                                                                                                     gestreckte Bankreihen thematisieren den
                                                                                                                     Übergang vom Domplatz oben zum Dom-
                                                                                                                     hof unten und laden die Betrachtenden
                                                                                                                     zum Verweilen ein. Eine sich daran anleh-
                                                                                                                     nende weitere Rampe mit sechs Prozent
                                                                                                                     Neigung ermöglicht mobilitätseinge-
                                                                                                                     schränkten Menschen den Zugang zum un-
                                                                                                                     teren Domhof.

                                                                                                                     Sichtachse zu Domportal Zur Verdeut-
                                                                                                                     lichung der Sichtachse aus der Fußgänger-
                                                                                                                     straße „Grube“, die auf das Paradiesportal
                                                                                                                     zuläuft, erhält der westliche Teil der Treppe
                                                                                                                     einen in Material und Farbe abweichenden
                                                                                             FOTO: STADT PADERBORN

                                                                                                                     „steinernen Teppich“, der auf das Paradies-
                                                                                                                     portal zuführt. Die Bäume bieten Schatten,
                                                                                                                     erzeugen für den Markt eine besondere At-
                                                                                                                     mosphäre und wecken Erinnerungen an
                                                                                                                     die Historie. Der Bereich vor der Gaukirche
                                                                                                                     wird zukünftig - wie heute bereits der
                                                                                                                     Marktplatz - als Fußgängerzone ausgewie-
▲ Im Rahmen einer Planungswerkstatt wurden    zeptanz. Das Ergebnis in Form eines „zeich-                            sen sein.
die Interessen von Anliegern, Bürger(inne)n   nerischen Protokolls“ wurde vom Fachaus-                               Der Domplatz erfährt eine Gliederung
und Markthändlern sowie Kirche, Werbe-        schuss beschlossen und bildete die Grund-                              durch die Baumreihe an der ehemaligen
gemeinschaft und Einzelhandel abgefragt       lage für die anschließende Ausschreibung                               Friedhofsgrenze, die zudem durch einen
                                              im so genannten VOF-Verfahren. In diesem                               glatten Bodenbelag im anzunehmenden
resultierende Konflikte absehbar sind. Die    Rahmen wurde das Büro lad+ Landschafts-                                Verlauf der ursprünglichen Friedhofsmau-
Stadt Paderborn entschied sich für ein        architektur Diekmann aus Hannover mit                                  er von 1830 in der Fläche akzentuiert wird.
Werkstattverfahren, an dem möglichst vie-     der weiteren Planung beauftragt.                                       Die Bäume geben den in Blöcken organi-
le unterschiedliche Interessenvertreter/in-                                                                          sierten 100 Stellplätzen eine erkennbare
nen beteiligt wurden.                         Umgang mit Teilbereichen In dem                                        Struktur und unterstützen so die neue
Neben den Fraktionen des Rates wurden         räumlich deutlich gefassten Marktplatz                                 Stellplatzanordnung.
Vertreter der Kirche, des Handels sowie die   wird eine polygonale Fläche abmarkiert,                                Auf dem Domplatz ersetzt ein homogener
Anlieger und Marktbeschicker eingebun-        welche in der Differenzierung von „Fläche“                             Steinbelag auf einer durchgehend niveau-
den und zur konkreten Mitwirkung einge-       und „Rand“ den Bewegungslinien und                                     gleichen Fläche, die zum Flanieren einlädt,
laden. Die beiden für das Werkstattverfah-    Nutzungen entspricht. Der Rand bedient                                 das ursprüngliche Patchwork von Fahrbah-
ren eingebundenen Planungsbüros und die       die Anforderungen der Geschäftsanlieger                                nen und Gehwegen. Regelmäßig angeord-
beteiligten Verwaltungsfachdienststellen      an Auslagen, Außengastronomie und Kun-                                 nete Markierungen im Steinbelag wecken
agierten im eigentlichen Sinne als Dienst-    denströmen. Die Fläche gibt dem Platz                                  Assoziationen an die Friedhofsnutzung
leister, um die vorgetragenen Interessen      Weite, dem vorhandenen Brunnen eine Ba-                                und dienen der Gliederung der Fläche für
und Vorstellungen zu „übersetzen“, ihre       sis und den Marktständen einen Ort. Ein                                heutige Funktionen wie Parken und Märk-
Machbarkeit zu überprüfen und zu skizzie-     Fries markiert die Kante zwischen dem um-                              te.
ren.                                          laufenden Gehbereich mit großformatigen                                Ein „Platz im Platz“ verschafft dem Gene-
Mit dem Werkstattverfahren wollte die         Platten und der inneren Platzfläche aus                                ralvikariat einen Vorplatz und bildet damit
Stadt Paderborn mit allen Beteiligten res-    Pflastersteinen.                                                       auf dem Domplatz einen eigenständigen

10   STÄDTE- UND GEMEINDERAT 4/2017
THEMA ORTSENTWICKLUNG

                                                                                                                                         Als Oberflächenbelag wurde ein dunkel-
                                                                                                                                         grauer, anthrazitfarbener Naturstein ge-
                                                                                                                                         wählt. Dieser neutralisiert die heterogenen
                                                                                                                                         Fassaden- und Bodenmaterialien in der
                                                                                                                                         Umgebung und ist zudem für die zu erwar-
                                                                                                                                         tende Beanspruchung etwa durch den
                                                                                                                                         Markt gut geeignet.
                                                                                                                                         Für das Natursteingroßpflaster ist ein „Rö-
                                                                                                                                         mischer Verband“ aus sieben Steinforma-
                                                                                                                                         ten vorgesehen, der in der Fläche einen tep-
                                                                                                                                         pichartigen Eindruck vermittelt. Für die Bo-
                                                                                                                                         denmarkierungen im Bereich der Fahrzeug-
                                                                                                                                         Stellplätze wird das heute auf dem Markt-
                                                                                                                                         platz liegende Basaltpflaster wiederver-

                                                                                                            SCHAUBILD: STADT PADERBORN
                                                                                                                                         wendet.

                                                                                                                                         Naturstein-Kontrast Für den begehbaren
                                                                                                                                         Streifen im Bereich Domplatz, die umlaufen-
                                                                                                                                         de Linie im Bereich Marktplatz und General-
                                                                                                                                         vikariat sowie die weiteren Gliederungsbän-
                                                                                                                                         der wird ein Naturstein mit weißgrauer Farb-
                                                                                                                                         gebung vorgeschlagen, der sich kontrastie-
▲ In Paderborn bilden Markt- und Domplatz            Gestaltung der Platzoberflächen Als                                                 rend von dem umgebenden dunklen Belag
(graue Fläche) ein vielgliedriges Ensemble, was      einheitliches Gestaltungselement der Plät-                                          absetzt. In den Naturstein eingelegte Bron-
besondere Anforderung an die Neuplanung stellt       ze Marktplatz und Domplatz fungiert ein                                             zelettern - Textpassagen im Verlauf des be-
                                                     homogener Oberflächenbelag gleichen Ma-                                             gehbaren Streifens - rufen die Grenze des his-
Teilraum. Dieser ordnet sich dem engeren             terials mit Differenzierung in Formaten und                                         torischen Friedhofs in Erinnerung.
Dombezirk zu und kann - unabhängig vom               Oberflächenbearbeitung. Hierbei erfahren                                            Zwischenzeitlich ist der Marktplatz fertig-
übrigen Domplatz - als Aufenthaltsbereich            die Platzflächen eine flächenbündige Glie-                                          gestellt - ebenso wie das Vis-a-Vis zwischen
sowie für Veranstaltungen genutzt wer-               derung durch lineare Hervorhebungen im                                              Dom und Gaukirche. Bis Mitte 2018 soll die
den. Neben den zu erhaltenen Linden an               Belag: eine umlaufende Linie auf dem                                                Planung komplett umgesetzt und die Neu-
der Ostseite des Platzes bildet eine ergän-          Marktplatz, ein begehbarer Streifen auf                                             gestaltung des Marktplatzes sowie des
zende Baumgruppe mitten auf dem Platz                dem Domplatz und eine umlaufende Linie                                              Domplatzes abgeschlossen sein. Insgesamt
einen „Anker“ für Sitzmöbel, die zum Ver-            im Verlauf des Dreiecksplatzes vor dem                                              betragen die Kosten für die Neugestaltung
weilen einladen.                                     Generalvikariat.                                                                    inklusive Planung 4,5 Mio. Euro.            b

                            KOMMUNALE STRATEGIEN GEGEN REICHSBÜRGER

  R   und 150 Teilnehmer/innen haben sich in einem Seminar des Städte- und
      Gemeindebundes NRW über „Kommunale Strategien gegen Reichsbür-
  ger“ informiert. Nach einer Lageeinschätzung durch den Verfassungsschutz
  und der Darstellung von Sicherungsmaßnahmen durch das Landeskriminalamt
  informierte das NRW-Ministerium für Inneres und Kommunales vor allem
  über pass- und melderechtliche Konfliktsituationen. Der Leitende Stadtrechts-
  direktor Joachim Elliger berichtete über beamtenrechtliche und arbeitsrecht-
  liche Maßnahmen gegen einen Reichsbürger im kommunalen Dienst.
  Dabei wurde deutlich, dass bei nicht tolerierbarem Vorgehen von Reichsbür-
                                                                                  FOTO: StGB NRW

  gern gegenüber kommunalen Bediensteten der Dienstherr aufgrund seiner
  Fürsorgepflicht, aber auch aus grundsätzlichen Erwägungen die nötigen
  Maßnahmen wie etwa Strafanzeige oder Strafantrag zu ergreifen hat. Denn
  nur so kann darauf hingewirkt werden, dass künftig Nötigung durch Reichs-
  bürger gegenüber kommunalen Bediensteten und sonstige Störaktionen ge-
                                                                                  ▲ Auf dem Seminar referierten (v. links) Eckart Mohren vom Landes-
  genüber dem Staat unterbleiben. Deutlich wurde auch, dass die Justiz für die
                                                                                  kriminalamt NRW, Gisela Primas vom NRW-Ministerium für Inneres
  strafrechtliche Verfolgung das notwendige Gespür zeigen muss und solche         und Kommunales, Joachim Elliger, Michael Becker und Andreas
  Vorgehensweisen nachhaltig mit den Mitteln des Rechtsstaates zu bekämp-         Wohland vom StGB NRW sowie Dr. Christoph Busch vom Verfassungs-
  fen sind.                                                                       schutz NRW

                                                                                                                                          STÄDTE- UND GEMEINDERAT 4/2017 11
FOTOS (2): SEBASTIAN BECKER
                                            ´rein - ´raus - ´rein
                                                                                                            ▲ Das Ausstellungsprojekt „Gute Geschäfte“

Was kommt nach dem Einzelhandel?                                                                                  zeigt neue Ansätze zum Umgang mit
                                                                                                                        Ladenleerstand in Innenstädten

Die Ausstellung „Gute Geschäfte“ von StadtBauKultur NRW,                                                handelsflächen, die Eigentümer/innen der
                                                                                                        Immobilien und nicht zuletzt die Stadtpoli-
platziert in ungenutzten Läden und in deren Umfeld, rückt                                               tik, die Richtungsentscheidungen fällt.
„Leerstand“ in den Blick und zeigt Lösungsmöglichkeiten auf                                             Je nachdem, welchen Blickwinkel man ein-
                                                                                                        nimmt, verändern sich Lösungsansätze und
                                                                                                        die Handlungsmöglichkeiten. Wenn es da-

D      ie Innenstadt ist ein Ort mit besonde-
       rer Symbolkraft. Wie kaum ein ande-
rer Bereich der Stadt ist er Identifikationsort
                                                   und Käufer, der Bedarf an anderer Ladenar-
                                                   chitektur, fehlende Nachfolge im inhaber-
                                                   geführten Einzelhandel oder die noch at-
                                                                                                        rum geht, den stationären Einzelhandel da-
                                                                                                        bei zu unterstützen, auch online aktiv zu
                                                                                                        werden, sind andere Ideen und Projekte ge-
für die Bürgerinnen und Bürger, aber auch          traktivere Nachbarstadt. Die Liste der Ursa-         fragt, als wenn es darum geht, Kaufkraft
für Besucherinnen und Besucher aus ande-           chen für den zunehmenden Leerstand in                aus anderen Städten für sich zu gewinnen.
ren Städten. Das Idealbild der Innenstadt          vielen Innenstädten ist lang. In den meisten         Die große Vielfalt unterschiedlicher Ursa-
sieht dabei in den Köpfen der meisten ver-         Fällen gibt es auch nicht nur eine Ursache,          chen und Handlungsansätze suggeriert,
mutlich so aus: eine Fußgängerzone, die an         sondern eine ganze Gemengelage sich                  dass man nur den richtigen Weg, die akti-
einer attraktiven Mischung von Warenhäu-           überlagernder Probleme.                              vierendste Ansprache, die effektivste Wer-
sern und inhabergeführtem Einzelhandel                                                                  bestrategie finden muss, um den Einzel-
vorbeiführt. Hochwertige Produkte laden            Erwartung an Kommune Aufgefordert,                   handel vor Ort wieder zur Blüte zu führen.
zum Stöbern ein, man wird persönlich an-           die Initiative zu ergreifen, ist in der Regel „die   Betrachtet man aber die Gesamtsituation
gesprochen und bedient, und wenn man               Stadt“ - also die Stadtverwaltung im Allge-          vieler Innenstädte, drängt sich der Verdacht
vom Einkaufen genug hat, setzt man sich            meinen und im Speziellen oft die Wirt-               auf, dass der Einzelhandel in viele Straßen-
in ein Café und schaut dem Treiben zu.             schaftsförderung. Tatsächlich wirken an der          züge nicht zurückkehren wird.
Diese Bilder sind ein Ideal. Ihre realen Vorbil-   Aufgabe „Innenstadt“ aber sehr viel mehr
der verweisen auf die Gründerzeit oder die         Akteure und Akteurinnen mit: Die Entwick-            Auch ohne Einzelhandel? Wagt man es,
1950er- und 1960er-Jahre, in denen das Wirt-       ler/innen und Betreiber/innen von Einzel-            diesen Gedanken ernst zu nehmen, wirft er
schaftswachstum für eine Belebung der                                                                   Fragen auf, die bisher weder theoretisch
Städte sorgte. Seitdem ist viel passiert. Gera-                            DIE AUTORIN                  noch praktisch beantwortet wurden: Was
de in mittleren und kleineren Städten macht                                                             macht die Innenstadt zur Innenstadt, wenn
sich Leerstand bei den Ladenlokalen breit.                                 Dr. Hanna Hinrichs           das Einkaufen nicht mehr da ist? Welche
Die Ursachen dafür sind vielfältig: die un-                                ist Projektmanagerin         Nutzungen und Angebote können das quir-
gehemmte Entwicklung neuer Einzelhan-                                      Gute Geschäfte bei           lige und lebendige Leben einer Innenstadt
delsflächen auf der grünen Wiese oder in                                   StadtBauKultur NRW           sicherstellen, ohne den Gesetzen des Einzel-
Shopping Centern der Innenstadt, das ver-                                                               handels zu gehorchen? Welche Rolle spielen
änderte Einkaufsverhalten der Käuferinnen                                                               soziale Aktivitäten und Bildungsangebote,

12   STÄDTE- UND GEMEINDERAT 4/2017
THEMA ORTSENTWICKLUNG

welche Rolle ein vielseitiges Wohnen und          funktionieren ganz unterschiedlich. Manch-        bleiben, findet die ZwischenZeitZentrale
welche Rolle neue Formen des Arbeitens für        mal sind es Privatleute, die ein Projekt reali-   aus Bremen und vermittelt diese Räume
eine Innenstadt, bei der das Einkaufen nur        sieren, ein anderes Mal tun sich Interessens-     an soziale, kulturelle und kommerzielle
noch eine Funktion unter vielen ist?              vertreter/innen in einer Stadt zusammen,          Zwischennutzende. Die Initiative spürt
Die Ausstellung „Gute Geschäfte“ von Stadt-       dann wieder ist es die Stadtverwaltung            Leerstand auf, findet Nutzerinnen und
BauKultur NRW setzt hier an. Sie taucht in        selbst, welche die Zügel in die Hand nimmt.       Nutzer, moderiert Verhandlungen, klärt
Bereichen der Innenstadt auf, die selten im       Ein verbindendes Element gibt es zwischen         rechtliche Fragen, holt Genehmigungen
Fokus der Aufmerksamkeit stehen - eben            allen Ideen: Sie leben vom Herzblut und vom       ein, akquiriert Projektgelder, betreibt Öf-
weil sich hier Leerstand breitmacht. Durch        Engagement ihrer Macherinnen und Ma-              fentlichkeitsarbeit, kalkuliert Kosten und
ihre Gestaltung und die auffällige Farbe          cher.                                       b     erarbeitet Nutzungskonzepte.
rückt sie den Leerstand in ein neues Licht.
Thematisch spannt die Ausstellung einen Bo-                                                         KOCHEN VERBINDET
gen von den vielfältigen Ursachen für Laden-         PROBIEREN GEHT ÜBER INVESTIEREN                Ein gemeinnütziger Verein betreibt ein
leerstand hin zu den urbanen Qualitäten, die         Pop up Altena zeigt, wie aus zeitlich be-      Stadtteilcafé und ein Cateringunterneh-
mit dem Einzelhandel verknüpft sind und zu           grenzter Nutzung eine langfristige Bele-       men. Die Kochkünste von Frauen aus
realisierten Projektideen, die diese verloren-       bung der Innenstadt entstehen kann - in-       dem Quartier sorgen für Einnahmen, die
gegangenen Qualitäten wiederbeleben.                 dem man neuen Nutzer(inne)n die                dem Quartier zugutekommen. Acht Stel-
Ungewöhnlich für die Diskussion von Leer-            Gelegenheit gibt, ihre Konzepte acht Wo-       len für schwer vermittelbare Arbeitsu-
stand ist, dass sich die Ausstellung ausdrück-       chen lang zu erproben. Die Stadt hat die       chende wurden dabei eingerichtet. Das
lich an ein breites Publikum richtet. Bei der        Initiative ergriffen, hat bei Vermieter(in-    soziale Unternehmen verbindet sich mit
Entwicklung wurde viel Energie darauf ver-           ne)n um Vertrauen geworben und inte-           dem Quartiersmanagement in dem So-
wendet, komplexe Zusammenhänge so dar-               ressierte Nutzer/innen gefunden. Der be-       ziale-Stadt- Quartier und sorgt auf diese
zustellen, dass man sie ohne Vorwissen in            fristete Aktionsraum machte es vielen          Weise für eine Verstetigung der positi-
kürzester Zeit erfassen kann. Auch viel-             leichter, einen Laden zu eröffnen, die sich    ven Entwicklung im Stadtteil.
schichtige und unscharfe Ideen wie „Urbani-          sonst nicht getraut hätten. Heute haben
tät“ wurden so weit konkretisiert, dass              einige der Läden dauerhaft geöffnet.           BÜCHER STATT KONSERVEN
jede(r) sie verstehen kann.                                                                         Ein ehemaliger Supermarkt in Ochtrup
                                                     HOTELZIMMER MIT AUSSICHT                       wird zur neuen Niederlassung der örtli-
Neue Nutzungsideen Bei der Realisie-                 Was sich normalerweise in einem großen         chen Bücherei St. Lamberti. Was auf den
rung der Ausstellung im Herbst 2016 in Her-          Gebäude befindet, wird auf viele kleine        ersten Blick seltsam klingt, ergibt auf den
ten wurde im Dialog mit Eigentümern deut-            verteilt. Das Grätzlhotel in Wien bietet       zweiten Blick durchaus Sinn. Die große
lich, wie wichtig dieses Feilen an der Verstän-      Übernachtungen in liebevoll umgebau-           zusammenhängende Fläche eines Super-
digung jenseits der Fachdiskussionen ist.            ten Ladenlokalen an. Nur der Check-in          marktes bietet sich nicht nur aus stati-
Kernpunkt der Ausstellung sind aber neue             und die Information befinden sich an ei-       schen Gründen und wegen der Barriere-
Nutzungsideen. Sie sind das Ergebnis einer           nem zentralen Ort. Das Frühstück be-           freiheit als Bibliothek an. Auch die
Recherche nach realisierten Ideen für leer-          kommt man beim Bäcker im Viertel, für          zentrale Lage ist wichtig, um die Stadtbi-
stehende Ladenlokale. Dies sind Konzepte,            das Abendessen findet man sich in einem        bliothek zum Treffpunkt in der Kommu-
mit deren Hilfe ungenutzte Ladenlokale wie-          Restaurant im Stadtteil ein und auch die       ne zu machen.
der mit Aktivität gefüllt werden können und          Wellness-Angebote des Hotels sind über
für mehr Leben, Abwechslung und Gastlich-            das Grätzl verteilt.
keit sorgen.                                                                                                           Weitere Informationen
Von zeitlich begrenzter Zwischennutzung              GENOSSE KUNDE                                                     im Internet unter http://
über eine Starthilfe für Gründungswillige bis        Was tun, wenn es im eigenen Stadtteil                             www.stadtbaukultur-
hin zur genossenschaftlichen Einkaufsmög-            keine Möglichkeit mehr gibt, einzukau-                            nrw.de/projekte/gute-
lichkeit reichen die Ideen. Diese Projekte           fen? In Solingen haben Bewohner/innen                             geschaefte-perspektiven-
                                                     den genossenschaftlichen Laden beroma                             fuer-ungenutzte-
                                                     gegründet, der auf die Bedürfnisse der                            ladenlokale/
                                                     vielen älteren Menschen im Stadtviertel
                                                     ausgerichtet ist. Wer nicht allein in den      Die Publikation „Gute
                                                     Laden kommen kann, lässt sich abholen          Geschäfte - Was kommt
                                                     oder die Einkäufe nach Hause liefern.          nach dem Einzelhandel“
                                                     Aber beroma ist mehr als Einkaufen: Das        kann kostenfrei bei
                                                     Projekt hat sogar neue Arbeitsplätze ge-       StadtBauKultur NRW
                                                     schaffen.                                      bezogen oder im Inter-
                                                                                                    net heruntergeladen
                                                     SCHLAFENDE HÄUSER WECKEN                       werden unter http://www.stadtbaukultur-
Die Ausstellung „Gute Geschäfte“ stieß im            Manchmal verlieren Räume ihre alte             nrw.de/publikationen/studien-
Herbst 2016 in der Stadt Herten bei den Bürgern      Nutzung und warten auf eine neue. Die          dokumentationen/gute-geschafte-was-
und Bürgerinnen auf großes Interesse                 Zeit dazwischen soll nicht ungenutzt           kommt-nach-dem-einzelhandel/

                                                                                                     STÄDTE- UND GEMEINDERAT 4/2017 13
FOTOS (3): GEMEINDE BLANKENHEIM

                                                                 THEMA ORTSENTWICKLUNG

                                                                                                                  facelift jetzt

                                  ▲ Der historische Ortskern von Blankenheim soll in den kommenden Jahren umgestaltet und neu belebt werden

                                  Ortskernentwicklung am Beispiel Blankenheim
                                  Mit drei Leitprojekten, davon eines interkommunal ausgerichtet,                                     Im Sommer 2015 wurde in beiden Orten je-
                                                                                                                                      weils eine Zukunftskonferenz abgehalten,
                                  will sich die Eifelgemeinde Blankenheim auf den demografischen                                      bei der Mitarbeiter/innen und Bürger/in-
                                  Wandel einstellen und für auswärtige Gäste attraktiver werden                                       nen ihre Ideen zu Themen der Bildungs-
                                                                                                                                      landschaft, Ortskernsanierung sowie Tou-

                                  I
                                                                                                                                      rismus und Nahverkehr einbringen konn-
                                     nfolge der zunehmenden Abwanderung             des Schulzweckverbandes und der gemein-           ten. Ende 2015 wurde bei der Bezirksregie-
                                     junger Menschen in die Städte wird es          samen Gesamtschule mit der Nachbarge-             rung ein Antrag auf Förderung gestellt.
                                  für kleine ländliche Gemeinden - auch an-         meinde Nettersheim. Daher hat man in Ko-          Im nächsten Schritt 2016 galt es, den ersten
                                  gesichts des demografischen Wandels - zu-         operation mit dieser ein „Interkommunales         Maßnahmenentwurf anzupassen und auf
                                  nehmend wichtiger, sich neu aufzustellen          Entwicklungskonzept Blankenheim-Net-              die wichtigsten Projekte zu konzentrieren.
                                  und ihr volles Potenzial auszuschöpfen.           tersheim“ (IEK) erstellt, welches die Grund-      Dabei nimmt die Gemeinde immer wieder
                                  Auch in der Eifelgemeinde Blankenheim,            lage bildet für die städtebaulichen Maß-          professionelle Hilfe von Planungsbüros in
                                  einer Kommune mit gut 8.200 Einwohner-            nahmen im Kernort der Gemeinde Blanken-           Anspruch.
                                  (inne)n, steht man vor der Herausforde-           heim bis 2020. Denn neben dem Schulzen-           Besonderes Augenmerk liegt auf der Betei-
                                  rung, Attraktivität und Lebensqualität für        trum gibt es zwei weitere Handlungsräu-           ligung der Bürger/innen und der Berück-
                                  die Bürger/innen zu steigern.                     me: den historischen Ortskern Blanken-            sichtigung ihrer Ideen in den unterschiedli-
                                  Doch nicht nur für die Bürgerinnen und Bür-       heim und den Weiherpark, der Schulzen-            chen Planungsschritten. Denn bei den Ent-
                                  ger - auch unter dem Aspekt „wachsende            trum und Ortskern räumlich verbindet.             wicklungsmaßnahmen geht es vor allem
                                  Tourismusregion“ muss das kulturelle Erbe                                                           um die Menschen, die in der Gemeinde
                                  des historischen Ortskerns attraktiver ge-                              DER AUTOR                   wohnen. Andererseits ist die Gemeinde
                                  staltet werden. Hierbei setzt man in der Ge-                                                        Blankenheim auf deren Mitwirkung bei der
                                  meinde verstärkt auf interkommunale Zu-                                 Rolf Hartmann               Umsetzung angewiesen - etwa bei der Orts-
                                  sammenarbeit, um Schwächen der Infra-                                   ist Bürgermeister           kernsanierung. Privates Engagement zu
                                  struktur zu beseitigen und Standortvorteile                             der Gemeinde                fördern, ist neben der Sicherung des histo-
                                  optimal auszunutzen.                                                    Blankenheim                 rischen Bestandes und der Entdeckung neu-
                                  Kernprojekte Das erste erfolgreiche Pro-                                                            er Nutzungsmöglichkeiten wesentliches
                                  jekt in diesem Rahmen ist die Entwicklung                                                           Element für die Stärkung des Ortskerns.

                                  14   STÄDTE- UND GEMEINDERAT 4/2017
THEMA ORTSENTWICKLUNG

Satzungen nötig Die Neugestaltung des          ▶ Der Weiherpark
Ortskerns bedurfte zunächst einer konkre-     soll durch Anschluss
ten Sanierungs- und Denkmalsatzung. Ers-           des ehemaligen
                                                  Freibadgeländes
tere dient als Fördergrundlage und wurde
                                                zu einem Park der
2016 in den politischen Gremien beraten so-
                                                     Generationen
wie beschlossen. Hingegen steht der Ent-
                                                 weiterentwickelt
wurf der Denkmalsatzung, die den Ortskern                  werden
als Denkmalbereich festsetzt, noch bei der
Oberen Denkmalbehörde zur Genehmi-
gung an. Diese Satzungen bilden die Leitli-
nien, nach denen Bestandteile des Orts-
kerns instandgesetzt werden.
Der Sanierungsbereich wird genau festge-
legt und die Eigentümer/innen der betrof-     Verkehrsführung ausgearbeitet und ausge-        kann diese Aufgabe nicht mehr überneh-
fenen Gebäude werden über förderfähige        wertet sowie die beste Lösung dem Rat zum       men, und mit der kostenbedingten Schlie-
Maßnahmen sowie Möglichkeiten der Kos-        Beschluss vorgelegt. Der nächste Schritt        ßung des Freibads bleibt ein großes Gelän-
tenerstattung und steuerlichen Abschrei-      wird die Verkehrsneuplanung auf Grundla-        de ungenutzt zurück, das jedoch großes Po-
bung informiert. Ergänzend hierzu wurde       ge des Beschlusses sein, bei der die Anlieger   tenzial birgt.
eine Bauberatung ins Leben gerufen.           einbezogen werden.                              Weil sich der Weiherpark unmittelbar an
Diese ist mit dem Quartiersmanagement         Ebenfalls wichtig ist die Neuausrichtung        die Bedürfnisse der Bürger/innen richtet,
verknüpft und besteht aus vier Mitgliedern    des Einzelhandels im Ortskern selbst. Mit       wurden diese in die „Planungswerkstatt
unterschiedlicher Fachrichtungen. Sie berät   der Erstellung eines Einzelhandelskonzep-       Weiherpark“ im Herbst 2016 direkt mitein-
unter anderem zu Fördermöglichkeiten des      tes soll die Basis für die zukünftige Einzel-   bezogen. Es ist gelungen, eine möglichst
Landes und der Gemeinde, zu Um- und Aus-      handelsentwicklung geschaffen werden.           repräsentative Gruppe von Bürger(inne)n
bau, alternativen Nutzungsmöglichkeiten       Entscheidend für die Stärkung des Einzel-       aus allen Generationen zu dieser Werkstatt
sowie Erfassung sanierungsbedürftiger Ge-     handels im Ort selbst wird es sein, im au-      einzuladen. Dort konnten sie ihre Wünsche
bäude und koordiniert die Kommunikation       ßerhalb gelegenen Gewerbegebiet pla-            äußern und darüber diskutieren.
sowie Vernetzung unterschiedlicher Akteu-     nungsrechtlich steuernd einzuwirken.            Drei Planungsbüros haben in einem Wett-
re.                                                                                           bewerb auf Grundlage dieser Ergebnisse je-
Aufgabe ist es, den Ortskern einheitlich zu   Historische Substanz sichern Teil einer         weils ein Planungskonzept erstellt, das in
gestalten und „wiederzubeleben“. Dabei        Belebungsstrategie des Ortskerns ist es, his-   einem weiteren Durchgang der Planungs-
geht es unter anderem darum, leerstehen-      torische Bausubstanz zu sichern und diese       werkstatt den Bürger(inne)n vorgestellt
de Gebäude neu zu nutzen und sanierungs-      einer öffentlichen Nutzung zuzuführen. So       wurde. Gewonnen hat das Konzept mit der
bedürftige Häuser oder deren Fassade zu       wird erwogen, in einem historisch wertvol-      Philosophie „Zurück zur Landschaft“. Zu be-
renovieren. Auf diese Weise sollen neue Im-   len und prägnanten Gebäude im Ortskern          rücksichtigen waren in diesem Entwurf die
pulse für den Einzelhandel und andere         das Rathaus einzurichten und den Ortskern       naturnahe Gestaltung, das Gelände des
Hauseigentümer/innen gegeben werden,          gegebenenfalls durch bautechnische Ver-         ehemaligen Freibades sowie die Wünsche
was die Gebäudenutzung und -instandhal-       änderung des jetzigen Rathauses zu öffnen.      der Bürger/innen nach Sport-und Freizeit-
tung betrifft.                                Diese Maßnahme dient daher ebenso als           angeboten. Das ist gut gelungen, sodass in
                                              Initialprojekt für die Geschäftsstraße des      diesem Jahr der Entwurf verfeinert und
Neue Verkehrsführung Für die Ge-              Ortskerns, die es zu beleben gilt.              2018 das Bauvorhaben umgesetzt werden
schäftsstraße des historischen Ortskerns      Neben der Erhöhung der Investitionsbe-          kann.
wurde eine Verkehrsuntersuchung durch-        reitschaft ist es für die Steigerung der Le-
geführt. Die IEK Lenkungsgruppe, beste-       bensqualität wichtig, ein attraktives Nah-      Zentrum für Bildung Schließlich sind
hend aus Verwaltung und Politik, hat mit      erholungsangebot zu schaffen. Der Wei-          auch am Standort Schulzentrum noch nicht
diesen Ergebnissen zehn Alternativen zur      herpark in seinem derzeitigen Zustand           alle Maßnahmen abgeschlossen. In diesem
                                                                                              Jahr sollen die Arbeiten am ersten von drei
                                                                      Die Bürger/innen von    Bauabschnitten beginnen. Das Gebäude ist
                                                                      Blankenheim wurden      an die neuen Nutzungsanforderungen an-
                                                                       in die Planungen zur
                                                                                              zupassen. Denn das Schulzentrum soll auch
                                                                           Ortsentwicklung
                                                                                              als Kultur- und Bildungszentrum fungieren
                                                                                 einbezogen
                                                                                              und muss folglich nicht nur auf die Anfor-
                                                                                              derungen des Schulunterrichts ausgerich-
                                                                                              tet werden. Geplant ist eine Nutzung im
                                                                                              Rahmen der Volkshochschule, für Sportan-
                                                                                              gebote in der Turnhalle oder als Freizeitzen-
                                                                                              trum.
                                                                                              Des Weiteren ist es ein Anliegen der Ge-
                                                                                              samtschule, die Standorte in beiden Kom-

                                                                                               STÄDTE- UND GEMEINDERAT 4/2017 15
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