Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb - Universität ...

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Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb - Universität ...
Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb

B e ta
Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb - Universität ...
Nachhaltigkeit an Hochschulen: entwickeln – vernetzen – berichten (HOCHN)

Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb
Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb - Universität ...
Betrieb

2   Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion)
Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb - Universität ...
Die Inhalte des Leitfadens „Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb“ wurden im Arbeitspaket Betrieb des Verbund-
projekts „Nachhaltigkeit an Hochschulen: entwickeln – vernetzen – berichten“ (HOCHN) in Zusammenarbeit der
Technischen Universität Dresden und der Hochschule Zittau/Görlitz gemeinschaftlich entwickelt. Es handelt sich
bei dieser Publikation um eine Betaversion, die nach einer Testungsphase in einen Gesamtleitfaden integriert
wird. Das Projekt wird unter dem Kennzeichnen FKZ13NKE007 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung
(BMBF) im Rahmenprogramm Forschung für nachhaltige Entwicklung (FONA) gefördert.

Technische Universität Dresden                           Hochschule Zittau/Görlitz

Prof. Dr. Edeltraud Günther, Dr. Anne-Karen Hüske,       Prof. Dr. Bernd Delakowitz, M. A. Andreas Bulcsu,
M. A. Nicolas Roos                                       M. Sc. Eric Schön

Fakultät Wirtschaftswissenschaften                       Fakultät Natur- und Umweltwissenschaften
Lehrstuhl für BWL, Betriebliche
Umweltökonomie und PRISMA – Zentrum für
Nachhaltigkeitsbewertung und -politik
                                                         Theodor-Körner-Allee 16
Münchner Platz 1/3                                       02763 Zittau
01062 Dresden
                                                         b.delakowitz@hszg.de, a.bulcsu@
ema@mailbox.tu-dresden.de                                hszg.de, e.schoen@hszg.de

                                                                   Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion)   3
Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb - Universität ...
Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb
Inhalt
Zusammenfassung ............................................................................................................................................................................................ 6
Einleitung ............................................................................................................................................................................................................ 10
 Nachhaltigkeit als Aufgabe für Hochschulen ................................................................................................................................... 10
 HOCHN – das Forschungsprojekt ............................................................................................................................................................ 10
 Ausblick – wie geht es weiter? ................................................................................................................................................................ 12
 Danksagung .................................................................................................................................................................................................... 13
Zugrundeliegendes Nachhaltigkeitsverständnis .............................................................................................................................. 16
 Hintergrund ..................................................................................................................................................................................................... 16
 Zielgruppe ........................................................................................................................................................................................................ 16
 Grundverständnis von Nachhaltigkeit im Kontext von Hochschulen .................................................................................... 16
Bedeutung und Bezug der Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb .............................................................................................. 20
Themenfelder .................................................................................................................................................................................................... 26
 Nachhaltige Beschaffung .......................................................................................................................................................................... 26
 Nachhaltiges Abfallmanagement ........................................................................................................................................................... 32
 Nachhaltige Mobilität .................................................................................................................................................................................. 37
 Nachhaltiges Gebäude- und Energiemanagement ........................................................................................................................ 45
 Nachhaltiges Controlling ........................................................................................................................................................................... 53
 Nachhaltiger Forschungsbetrieb ............................................................................................................................................................ 58
 Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement ........................................................................................................................................ 61
 Nachhaltige Beschäftigungsverhältnisse ........................................................................................................................................... 67
 Nachhaltige Kommunikation ................................................................................................................................................................... 72
 Unterstützung durch Governance und Nachhaltigkeitsberichterstattung .......................................................................... 78
 Praxisbeispiel und Ausblick: Baukastensystem Nachhaltiger Campus (BNC) .................................................................... 78
Anlagen ................................................................................................................................................................................................................ 86
 Thematische Leitfaden-Übersicht ......................................................................................................................................................... 86
 Abbildungsverzeichnis ................................................................................................................................................................................ 87
 Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................................................................................................... 87
Impressum .......................................................................................................................................................................................................... 90

4        Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion)
Zusammenfassung

Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion)   5
Zusammenfassung

Der Betrieb staatlicher Hochschulen unterliegt rechtli-   den Hochschulbetrieb aufgezeigt, Hemmnisse und Trei-
chen und finanziellen Restriktionen. Rechtliche Forde-    ber sowie Maßnahmen zur Implementierung dargelegt
rungen werden durch die Leitung und die Verwaltung        und mit Beispielen aus der Hochschulpraxis untersetzt.
von Hochschulen umgesetzt und beinhalten strenge
Anforderungen an Beschaffung, Vergabe von Dienst-         Es zeigt sich, dass ein nachhaltiger Hochschulbetrieb
leistungen, Gebäude- und Energiemanagement, Ab-           über den kurzfristigen Zeithorizont hinausdenken und
fallmanagement, den Umgang mit Chemikalien und            etwa bei der Beschaffung und Vergabe, aber auch beim
Gefahrstoffen, das Personalmanagement sowie den           Gebäude- und Energiemanagement lebenswegbasierte
Arbeitsschutz. Haushaltsbudgets als Grundlage für die     Ansätze anstelle von ausschließlich Preis-Leistungs-
Bereitstellung personeller und materieller Ressourcen     vorgaben berücksichtigen muss. Gesetzliche Rahmen-
sind in Umfang und Laufzeit häufig an Hochschulent-       bedingungen stehen einem solchen Ansatz nicht im
wicklungspläne der Länder geknüpft und basieren zu-       Wege, sondern befördern ihn partiell sogar. Der Leit-
nehmend auf der Erfüllung (kennzahlenbasierter) Ver-      faden zeigt Beispiele auf, die durch den Nachhaltig-
einbarungen.                                              keitsbezug zudem mittelfristig Kosteneinsparungen bei-
                                                          spielsweise durch Senkung von Energieverbräuchen
Spielräume für die Implementierung von Nachhaltig-        oder geringeren Wartungs- und Reparaturanfälligkeiten
keitsaspekten im Betrieb von Hochschulen sowie im         erwarten lassen. Das nachhaltige Abfallmanagement
Campusleben sind vor diesem Hintergrund nur insoweit      setzt die – auch vom Gesetzgeber geforderte – konse-
möglich, wie Hochschulen sich intern etwa im Rahmen       quente Umsetzung der Kreislaufwirtschaft voraus, was
von Strategien und Leitlinien dazu bekennen („Whole       jedoch in der Lehre und noch mehr in der Forschung
Institution Approach“). Hinzu kommt, dass länderspezi-    teilweise zu Zielkonflikten führen kann, etwa bei sehr
fische Regelungen die Autonomie von Hochschulen zu-       stoff- und energieintensiven Versuchsanordnungen.
sätzlich beschneiden, etwa durch zentralisiertes Immo-    Analoges gilt für den Umgang mit Chemikalien und Ge-
bilien- und Baumanagement einschließlich des dafür        fahrstoffen.
notwendigen Betriebs.

Trotz der benannten Restriktionen wird mit dem vor-         Große Potentiale für den nachhaltigen Betrieb er-
liegenden Leitfaden der Versuch unternommen, im Ar-         geben sich unter Einbeziehung virtueller Ansätze
beitspaket Betrieb einerseits Hemmnisse, aber auch          für die Handlungsfelder Veranstaltungsmanage-
Treiber und konkrete Maßnahmen aufzuzeigen, mit             ment und Kommunikation, was im Rahmen des
denen die Verankerung von Prozessen der Entwicklung,        HOCHN-Verbundprojekts bereits erprobt worden ist.
der Implementierung und Etablierung von Nachhaltig-
keit an Hochschulen gelingen kann.                        Der Leitfaden belegt zudem, konzeptionell und durch
                                                          Beispiele untersetzt, dass nachhaltige Mobilität an
Hierzu werden für die identifizierten Handlungsfelder     Hochschulen möglich und insbesondere von Studie-
(Leistungserbringungen) nachhaltige                       renden erwünscht ist.
• Beschaffung,
• Abfallmanagement,                                       In nahezu allen Handlungsfeldern wird gezeigt, dass ein
• Mobilität,                                              großes Hemmnis bei der Umsetzung nachhaltigkeits-
• Gebäude- und Energiemanagement,                         bezogenen Handelns in unzureichender Kenntnis der
• Controlling,                                            existierenden Möglichkeiten, mangelnder Transparenz
• Forschungsbetrieb,                                      in der internen und externen Kommunikation sowie
• Veranstaltungsmanagement,                               häufig fehlender Akzeptanz der Akteur*innen begründet
• Beschäftigungsverhältnisse und                          ist. Hochschulen sind aufgerufen, sich den daraus er-
• Kommunikation                                           gebenden Herausforderungen zu stellen und – etwa im
                                                          Rahmen der künftigen Projektphase des HOCHN-Ver-
zunächst die betroffenen Personenkreise adressiert, die   bundprojekts – durch partielle praktische Erprobung
jeweilige Relevanz und sich daraus ergebende Ziele für    der im Leitfaden vorgeschlagenen Implementierungs-

6   Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion)
maßnahmen individuelle Hemmnisse abzubauen, zu
sensibilisieren und die Motivation der im Hochschul-
betrieb Handelnden sowie der externen Partner*in-
nen zu erhöhen.

                                                       Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion)   7
8   Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion)
Einleitung

Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion)   9
Einleitung
Nachhaltigkeit als Aufgabe für Hochschulen

Nachhaltigkeit ist eine drängende gesellschaftliche Ent-   laborationstreffen oder Konferenzen ist der eigentliche
wicklungsaufgabe, die immer mehr in den Fokus rückt.       Mehrwert von HOCHN deutlich geworden: der Austausch
Hochschulen sind wie alle anderen gesellschaftlichen       mit Studierenden, (Nachwuchs-)Wissenschaftler*innen,
Akteur*innen gefordert, sich mit den damit verbunde-       Praktiker*innen sowie erfahrenen Nachhaltigkeitsak-
                                      nen Herausforde-     teur*innen. Dadurch kann es gelingen, neue Sichtwei-
                                      rungen auseinan-     sen und Perspektivwechsel einzunehmen, gegenseitige
                                      derzusetzen. Wie     Wertschätzung unabhängig von Hierarchieebenen zu
Eine begriffliche Annäherung          kann es komple-      entwickeln und einen vertrauensvollen Raum für kons-
an das Nachhaltigkeitsver-            xen Organisatio-     truktive Diskussionen zu schaffen.
ständnis im HOCHN-Verbund             nen wie Hoch-
                                      schulen gelingen,
findet sich ab Seite 18.                                   HOCHN – das Forschungsprojekt
                                      den Prozess einer
                                      nachhaltigen Ent-    Ziele von HOCHN
                                      wicklung inner-      Übergeordnetes Ziel des vom Bundesministerium für
                                      halb der eigenen     Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundpro-
Institution anzustoßen, aufrecht zu erhalten und zu        jekts Nachhaltigkeit an Hochschulen: entwickeln – ver-
einer dauerhaften Aufgabe zu machen? Wie kann es           netzen – berichten (HOCHN) ist es, die nachhaltige
gelingen, dass sich möglichst viele Akteur*innen für       Entwicklung der deutschen Hochschullandschaft zu
nachhaltige Entwicklung engagieren? Für diese Fragen       fördern. Daraus leiten sich vier Teilziele ab:
gibt es kein Patentrezept, keine Handlungsanleitung,
keine Checkliste, die für alle Hochschulen gleicherma-     1.	Etablierung und Verstetigung eines Netzwerks zum
ßen hilfreich wäre oder von allen gleichermaßen ge-            Erfahrungsaustausch
nutzt werden könnte – zu unterschiedlich sind Hoch-
schulen, etwa hinsichtlich ihrer Rechtsform (privat oder   2.	Entwicklung und Reflexion eines gemeinsamen
öffentlich), ihres Typs (Universität, Fachhhochschule,         Nachhaltigkeitsverständnisses
Hochschule für angewandte Wissenschaften), ihrer Lage
(ländlicher Raum oder Metropolregion) oder Größe           3.	Förderung nachhaltiger Hochschulentwicklung durch
(kleine spezialisierte oder große Volluniversität). Dar-       Implementierung von Maßnahmen und Methoden
über hinaus werden die Hochschulen von externen
Rahmenbedingungen beeinflusst, die je nach Bundes-         4.	Erstellung von Leitfäden zur nachhaltigen Hoch-
land in unterschiedlichem Ausmaß Nachhaltigkeits-              schulentwicklung, Testung und Zusammenführung
themen befördern oder eben auch nicht.                         zu einem integrierten Gesamtleitfaden

In einer ersten zweijährigen Forschungsphase hat           Bis Ende Oktober 2020 ist das Ziel, über HOCHN eine
sich der HOCHN-Verbund mit diesen Fragen beschäf-          Roadmap Nachhaltige Hochschulen 2030 als Zukunfts-
tigt. Der hier vorliegende Leitfaden ist einer von ins-    vision einer nachhaltigen Hochschulentwicklung zu ent-
gesamt sechs HOCHN-Leitfäden, die als Betaversionen        werfen.
vorliegen und ein erstes Ergebnis dieser Arbeit aus-
schnitthaft darstellen. Das HOCHN-Projekt besteht aus      Projektaufbau von HOCHN
dem Forschungsvorhaben von elf deutschen Hochschu-         Elf geförderte Verbundhochschulen sind in den wie in
len sowie einem wachsenden Nachhaltigkeitsnetzwerk         Abbildung 1 dargestellten Arbeitskonstellationen ein-
deutscher Hochschulen, in dem sich bisher Partner*in-      gebunden.
nen aus circa 100 Hochschulen austauschen.
                                                           Die Teams der elf Verbundhochschulen von HOCHN wei-
Innerhalb der zweijährigen Zusammenarbeit und dem          sen einen hohen Anteil an Nachwuchswissenschaft-
engen bundesweiten Austausch über zahlreiche Veran-        ler*innen sowie einen breite disziplinäre Themen-
staltungsformate wie Praxis-Forschungssessions, Kol-       vielfalt auf. Folgende Hochschulen sind im Verbund

10   Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion)
Projektstruktur

                           Governance
                              FU Berlin                           Forschung                           Transfer
                           Team Bormann                                                             HNE Eberswalde
                                                                  Leuphana Uni
                             Uni Vechta                             Lüneburg                         Team Nölting
                          Team Rieckmann                           Team Lang
                                                                  LMU München
                                                                   Team Vogt

                                  Lehre
                                                                                                     Betrieb
                                Uni Bremen                          Gesamt-
                             Team Müller-Christ                   koordination                      TU Dresden
                                                                                                   Team Günther
                                Uni Tübingen                      Uni Hamburg
Fachbeirat                     Team Potthast                                                     HS Zittau/Görlitz
                                                                  Team Bassen &
                                                                                                 Team Delakowitz
                                                                     Schmitt

                          Berichterstattung                       Vernetzung
                              Uni Hamburg                         Uni Hamburg
                          Team Bassen & Sassen                    Team Schmitt
                                FU Berlin
                             Team de Haan                          Uni Bremen
                           Uni Duisburg-Essen                         Team
                                                                                                                         Partner*innen
                             Team Niemann                          Müller-Christ
                                                                                                                      Partnerhochschulen
                                                                                              HOCHN-                  Multiplikator*innen
                                                                                             Netzwerk

    Abbildung 1: Gesamtstruktur von HOCHN (Universität Hamburg)

    vertreten:                                                                Handlungsfelder
    • Freie Universität Berlin                                                Im Sinne eines die gesamte Hochschulinstitution um-
    • Universität Bremen                                                      fassenden Ansatzes („Whole Institution Approach“) wird
    • Technische Universität Dresden                                          neben den Kernbereichen Lehre und Forschung der Be-
    • Universität Duisburg-Essen                                              trieb von Hochschulen beleuchtet. Darüber hinaus sind
    • Hochschule für nachhaltige Entwicklung Ebers-                           die Handlungsfelder Nachhaltigkeitsberichterstattung
      walde                                                                   und Governance als Querschnittsthemen sowie Trans-
    • Universität Hamburg                                                     fer Gegenstand der Betrachtung.
    • Leuphana Universität Lüneburg
    • Ludwig-Maximilians-Universität München
    • Eberhard Karls Universität Tübingen
    • Universität Vechta
    • Hochschule Zittau/Görlitz

    Das HOCHN-Projekt wird von einem (inter-) national be-
    setzen Beirat begleitet. Darüber hinaus ist das Institut
    für Hochschulentwicklung HIS-HE Kooperationspartner
                                                                                    http://www.hoch-n.org/4-partner/fachbeirat
    im Handlungsfeld Betrieb.

                                                                                           Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion)   11
Leitfäden                                                                                   fäden Transparenz darüber erzeugt wird, welche Rah-
Jedes der Arbeitspakete hat sich über den Projektver-                                       menbedingungen und Handlungen für eine nachhaltige
lauf mit einem spezifischen Thema hochschulischer                                           Hochschule erforderlich sind.
Nachhaltigkeit beschäftigt: Forschung, Lehre, Betrieb
sowie Transfer, ergänzt um die Querschnittsthemen                                           HOCHN – das Hochschulnetzwerk
Nachhaltigkeitsberichterstattung und Governance.                                            Unter Federführung der Universitäten Hamburg und
Die sechs HOCHN-Leitfäden liegen zunächst als Be-                                           Bremen wird ein stetig wachsendes Hochschulnetz-
taversionen vor. Sie wurden parallel zur Gründungs-,                                        werk aufgebaut. In diesem sind zum Zeitpunkt der
Forschungs- und Vernetzungstätigkeit der ersten zwei                                        Drucklegung der Leitfäden bereits Angehörige aus
Förderjahre erstellt. Sie erheben nicht den Anspruch,                                       circa 100 deutschen Hochschulen vernetzt. Damit kön-
die Handlungsfelder vollumfänglich abzubilden, son-                                         nen bestehende Erfahrungen und Expertisen an den
dern setzen thematische Schlaglichter und fassen die                                        einzelnen Hochschulen sichtbar gemacht werden,
gesammelten und entwickelten Erkenntnisse struktu-                                          wechselseitiger Austausch angeregt und Voneinan-
riert zusammen. Damit stellen sie einen Auftakt für die                                     der-Lernen ermöglicht werden. Auf der HOCHN-Nach-
nächsten Diskussionen im wachsenden HOCHN-Netz-                                             haltigkeitslandkarte können die zuständigen Personen,
werk dar. Sie sind lebendige Dokumente, bei denen                                           Partnerhochschulen sowie Nachhaltigkeitsinitiativen im
der gemeinsame Erstellungs- und Austauschprozess                                            gesamten deutschen Hochschulraum gefunden werden.
den eigentlichen Mehrwert hervorbringt. Sie verdeut-
lichen auch, dass es viele kleine, oft unspektakuläre
                                                                                            Ausblick – wie geht es weiter?
Schritte sind, die eine Hochschule bewegen.
                                                                                            Relativ schnell war den Verbundbeteiligten klar, dass
Zielgruppen der HOCHN-Einzelleitfäden sind all dieje-                                       handlungsfeldbezogene Einzelbetrachtungen nur den
nigen, die in ihrer eigenen Hochschule die nachhaltige                                      ersten Schritt darstellen. Zwischen den Handlungsfel-
Entwicklung voran bringen und einen niedrigschwel-                                          dern bestehen starke Interdependenzen. Dies weiter
ligen Einstieg in die verschiedenen Handlungsfel-                                           herauszuarbeiten, mit Erfahrungswissen anzureichern
der erhalten wollen. Dabei sollen die verschiedenen                                         und anhand konkreter Praxisbeispiele – auch aus dem
Grundbedingungen der vielseitigen deutschen Hoch-                                           wachsenden HOCHN-Netzwerk – offen zu legen benötigt
schullandschaft im Blick behalten werden, so dass alle                                      Zeit und baut auf den Vorarbeiten auf. In der zweiten
Hochschulen Anregungen finden können. Diesen wich-                                          Projektphase (11/2018-10/2020) wird es darum gehen,
tigen Austausch möchte das HOCHN-Netzwerk als bun-                                          die Leitfäden zu pilotieren und in ein integriertes Ge-
desweite Plattform in der nachhaltigen Hochschulent-                                        samtformat mit starkem Anwendungsbezug zu über-
wicklung befördern. Zudem richten sich die Leitfäden                                        führen.
an alle Stakeholder von Hochschulen, da durch die Leit-

                                                                  In HOCHN erlebe ich eine inspirierende
                                                                  Zusammenarbeit mit unglaublich raschem
                                                                  Arbeitsfortschritt: wirklich vorbildlich, nicht
                              Foto: Markus Scholz/scholzfoto.de

                                                                  nur inhaltlich, sondern auch bezüglich der
                                                                  Organisation und Arbeitsweise.
                                                                  Dipl.-Ing. Cornelia Reimoser
                                                                  Zentrale der Fraunhofer-Gesellschaft / Mitglied im Fachbeirat von HOCHN

12   Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion)
Bei HOCHN mitmachen!                                    sönlich bedanken wir uns insbesondere bei Dr. Karl
                                                          Eugen Huthmacher, Eckart Lilienthal, Florian Frank
  Wir freuen uns auf weitere Hochschulpartner*in-         sowie Cornelia Möller aus der Abteilung 7: Zukunftsvor-
  nen, die Teil HOCHN-Netzwerks werden wollen.            sorge – Forschung für Grundlagen und Nachhaltigkeit
  Durch die Teilnahme an unseren Veranstaltungen          des BMBF. Durch ihre bisherige wertvolle Unterstützung
  besteht die Möglichkeit, sich in die Prozesse aktiv     sowie die Möglichkeit, in einer zweiten Förderphase die
  einzubringen. Weitere Informationen:                    vielfältigen Erkenntnisse und Ergebnisse zu verdichten
     http://www.hoch-n.org/mitmachen
       http://www.hoch-n.org/landkarte
                                                          und anwendungsbezogen zu prüfen tragen sie wesent-
                                                          lich zur nachhaltigen Entwicklung in Hochschulen bei.
         netzwerk@hoch-n.org
                                                          Unserem Projektträger, dem VDI Technologiezentrum,
Es geht also nicht nur darum, aufzuzeigen, mit wel-       insbesondere Svetlana Thaller-Honold und Christiane
chen Maßnahmen Nachhaltigkeitsstrategien in den           Ploetz möchten wir zu diesem Zeitpunkt unseren be-
verschiedenen Handlungsfeldern querschnittsbezo-          sonderen Dank aussprechen. Als verlässliche Partne-
gen angegangen werden können. Im weiteren Projekt-        rinnen tragen sie mit ihrem Blick ganz wesentlich zu
verlauf wird der Fokus insbesondere darauf gerichtet      Perspektivenwechsel in der Hochschulwelt bei. Heinz
sein, warum und durch welche Prozesse einigen Hoch-       Horsten gebührt unser Dank für sein stets offenes Ohr
schulen Transformationsschritte besonders gut gelin-      zu allen formalen Förderfragen, die er mit gleichblei-
gen und vor allem, wie die Erkenntnisse weitervermit-     bendem Humor beantwortet, selbst wenn ein Hoch-
telt werden können, um Veränderungen tatsächlich zu       schulverbund sich bei wichtigen Themen gerne immer
bewirken.                                                 wieder rückversichert.

                                                          Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit in den
Danksagung
                                                          kommenden zwei Jahren und laden alle Hochschulen
Ohne das BMBF und seine bundesweite Anschubfinan-         ein, sich diesem Entwicklungsprozess anzuschließen.
zierung wäre ein Projekt zur nachhaltigen Hochschul-
entwicklung in dieser Form nicht realisierbar. Als ler-
nendes Hochschulnetzwerk liegt die Aufgabe noch vor
uns, dauerhafte Strukturen aufzubauen, bis sich Logi-
ken in den Hochschulen derart verändert haben, dass
Nachhaltigkeitsprozesse als funktionale Daueraufga-
ben wertgeschätzt und personell besetzt bleiben. Per-

Wenn es das Programm nicht schon gäbe,
müsste man so etwas wie HOCHN erfinden.
                                                                                        Foto: H. Thämlitz

Prof. Dr. (mult.) Dr. h. c. (mult.) Walter Leal
HAW Hamburg / Mitglied im Fachbeirat von HOCHN

                                                                    Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion)   13
14   Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion)
Zugrundeliegendes Nachhaltigkeitsverständnis

                    Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion)   15
Zugrundeliegendes Nachhaltigkeitsverständnis
Hintergrund

Viele AkteurInnen an Hochschulen in Deutschland be-        Akzente setzen. Vielmehr wird die Vielfalt unterschiedli-
fassen sich in Forschung, Lehre und Betriebspraxis mit     cher Nachhaltigkeitsverständnisse als Gewinn betrach-
dem Themenfeld Nachhaltigkeit. Bislang besteht jedoch      tet, da Nachhaltigkeit idealerweise auf die jeweiligen
kein hinreichender Konsens darüber, wie der aus ge-        Kontexte, Rahmenbedingungen und Akteur*innen der
sellschaftlicher Verantwortung begründete Anspruch         Hochschulen Bezug nehmen sollte. Gerade weil es un-
von Nachhaltigkeit im Kontext von Hochschulen ver-         terschiedliche Akzente gibt, erfüllt eine begrifflich-kon-
standen, ausgestaltet und umgesetzt werden soll. Dies      zeptionelle Klärung jedoch die wichtige Funktion, In-
zeigt sich beispielsweise in der aktuellen Debatte um      terpretationsspielräume, Gemeinsamkeiten und offene
die Verhältnisbestimmung von Freiheit und nachhal-         Fragen kontextuell zu klären und für die Umsetzung zu
tigkeitsbezogener Verantwortung der Wissenschaft.          konkretisieren.

Der Verbund HOCHN hat sich zum Ziel gesetzt, ein im        Das Nachhaltigkeitsverständnis liefert die Basis für
Rahmen des Verbundprojekts gemeinsames, hoch-              eine substantielle Implementierung von Maßnahmen
schulspezifisches Nachhaltigkeitsverständnis zu ent-       an Hochschulen, die als unerlässlich für eine große ge-
wickeln, das in einem partizipatorischen Prozess der elf   sellschaftliche Transformation sowie zur Umsetzung
Verbundhochschulen im Zeitraum November 2016 bis           des Nationalen Aktionsplans ‚Bildung für nachhaltige
Oktober 2018 entstanden ist und federführend von Prof.     Entwicklung‘ (NAP BNE) der Bundesregierung erachtet
Dr. Markus Vogt (LMU München) koordiniert wurde. Es        werden. Da die Entwicklung des Nachhaltigkeitsver-
basiert auf den Zwischenergebnissen des HOCHN-Ver-         ständnisses kontinuierlich für den jeweiligen Kontext
bunds, den Nachhaltigkeitsverständnissen der einzel-       diskutiert und reflektiert werden soll, laden wir alle
nen Partnerhochschulen des Verbundprojekts, dem            Interessent*innen dazu ein, sich an der Weiterentwick-
vielfältig in internationalen Beschlüssen verankerten      lung zu beteiligen.
Grundverständnis von Nachhaltigkeit sowie der Aus-
wertung relevanter Literatur.
                                                           Zielgruppe
Das Nachhaltigkeitsverständnis ist auf konzeptionelle      Das vorliegende Nachhaltigkeitsverständnis richtet
Kohärenz angelegt und versucht die normativen Im-          sich in erster Linie an Hochschulangehörige, insbeson-
plikationen von Nachhaltigkeit im Kontext von Hoch-        dere an diejenigen, die sich mit dem Thema Nachhal-
schulen herauszuarbeiten. Es bietet einen Orientie-        tigkeit auseinandersetzen und Veränderungsprozesse
rungsrahmen zur gesamtinstitutionellen Integration         gestalten wollen. Zu den internen Anspruchsgruppen
und Umsetzung von Nachhaltigkeit als ethisches Prinzip     gehören z. B. Vertreter*innen der Hochschulleitungen,
in Theorie und Praxis der Handlungsfelder Forschung,       Wissenschaftler*innen, Lehrende, Studierende, Verwal-
Lehre, Betrieb, Governance und Transfer von Hoch-          tungsmitarbeitende und Nachhaltigkeitsbeauftragte.
schulen in Deutschland. Es schließt keineswegs aus,        Als hochschulexterne Anspruchsgruppen gelten u. a.
dass einzelne Hochschulen mit ihren unterschiedli-         Vertreter*innen von Landes- und Bundesministerien,
chen Schwerpunktsetzungen und Praktiken je eigene          der Hochschulrektoren- und Kultusministerkonferenz,
                                                           Politik und Zivilgesellschaft.

                                                           Grundverständnis von Nachhaltigkeit
   Die Langfassung des Nachhaltigkeitsverständ-          im Kontext von Hochschulen
     nisses mit Ausführungen zu den Handlungsfel-
                                                           Nachhaltigkeit ist ein normatives Prinzip, das sich als
     dern Forschung, Lehre, Betrieb, Governance und
                                                           Maßstab einer globalen und intergenerationellen Ge-
     Transfer sowie zur verwendeten Literatur fin-
                                                           rechtigkeit angesichts der Herausforderungen des
     det sich unter: https://www.hoch-n.org/2-hand-        gegenwärtigen Wandels des Erdsystems umschreiben
     lungsfelder/04-forschung.html                         lässt. Ethisch-politisch ist nachhaltige Entwicklung kein
                                                           extern vorgegebenes und festgelegtes Ziel, sondern

16   Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion)
ein offener Suchprozess mit heterogenen Zielkompo-             stellen und zu lernen, in sektorübergreifenden Zusam-
nenten, der sich von daher plural und kulturvariabel           menhängen zu denken, Wissen zu erzeugen und zu han-
gestaltet. Ihr Gegenstand ist die langfristige Verant-         deln. Es geht darum, wie tragfähige Lösungen zum Um-
wortung, um die ökologische Tragfähigkeit, die soziale         gang mit den großen Herausforderungen unserer Zeit
Gerechtigkeit und die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit       global, national und regional gefunden, umgesetzt und
zu sichern. Sie zielt auf die Stärkung von Kompetenzen,        dauerhaft institutionell implementiert werden können.
die für die Mitgestaltung des gesellschaftlichen Lebens
nötig sind. Ihre systemisch integrierte Umsetzung wird         Die Langversion des Nachhaltigkeitsverständnisses, mit
als Anspruch einer umfassenden gesellschaftlichen              Ausführungen zu den Handlungsfeldern von Hochschu-
Transformation verstanden, dessen Kern ein Wandel              len, sowie die HOCHN-Leitfäden können einen Orientie-
der Verhältnisse des Menschen zur Natur ist.                   rungsrahmen dafür bieten, Nachhaltigkeit in der eige-
                                                               nen Hochschule konkret umzusetzen.
Die Aufgabe der Hochschulen besteht darin, sich theo-
retisch, konzeptionell, methodisch, kritisch und reflexiv
mit den Prozessen und Bedingungen der Transforma-                Die Akteur*innen des Verbundprojekts HOCHN sind
tion auseinanderzusetzen, um dazu beizutragen, dass              bestrebt, Nachhaltigkeit gesamtinstitutionell in den
Nachhaltigkeit in einem bestimmten Kontext umgesetzt             Handlungsfeldern Forschung, Lehre, Betrieb, Gover-
wird. Nachhaltigkeit bedarf dabei einer Reflexion über           nance sowie Transfer in ihren eigenen Hochschu-
den Stellenwert ethischer Perspektiven im Kontext der            len zu implementieren. Nachhaltige Entwicklung im
Wissenschaft, wobei Ethik die Gründe, Ziele und Folgen           Kontext Hochschule wird dabei als offener, refle-
menschlichen Handelns in moralischer Hinsicht reflek-            xiver Prozess verstanden, in dem sich Freiheit der
tiert. Ethik erschöpft sich nicht darin, rezeptartig fertige     Wissenschaft und ihre gesellschaftliche Verantwor-
Lösungen für richtiges Handeln vorzugeben, sondern               tung wechselseitig bedingen. Nachhaltigkeit wird
will zunächst zum Nachdenken anregen und dadurch                 als profilstiftende und verbindende Leitidee auf-
zur Freiheit befähigen.                                          gefasst, womit Hochschulen ihren je eigenen Bei-
                                                                 trag zu einer zukunftsfähigen Gestaltung der Gesell-
Der Bedarf an ethischer Reflexion und Orientierung               schaft und zum verantwortungsvollen Umgang mit
ergibt sich vor allem in Umbruchsituationen. Eine sol-           der Natur leisten. Die Hochschulen tragen damit zur
che liegt heute angesichts des tiefgreifenden Werte-             Umsetzung des Nationalen Aktionsplans ‚Bildung
wandels sowie der globalen, nationalen und regiona-              für nachhaltige Entwicklung‘, zu dem sich Deutsch-
len Herausforderungen nachhaltiger Entwicklung vor.              land verpflichtet hat, und zur Wahrnehmung, Wei-
Daher versteht sich das Nachhaltigkeitsprinzip sowohl            terentwicklung und Ergänzung der Sustainable De-
als ökosoziale und ökonomische Herausforderung wie               velopment Goals der Vereinten Nationen sowie der
als Kulturaufgabe, um die natürlichen Lebensgrundla-             Nachhaltigkeitsstrategie Deutschlands bei.
gen in der Gegenwart für alle Menschen, einschließlich
nachfolgender Generationen, zu erhalten (vgl. Brundt-
land-Kommission; Art. 20a GG; SDGs), sowie die Natur in
ihrem Eigenwert mit ihrer biologischen Vielfalt zu ach-
ten und zu schützen (vgl. Bundesnaturschutzgesetz §1).

Hochschulen kommt aufgrund ihrer ethischen und ge-
sellschaftspolitischen Verantwortung eine undelegier-
bare Reflexionsaufgabe und Impulsfunktion für eine
solche gesellschaftliche Transformation hin zu mehr
Nachhaltigkeit zu. Sie können empirisches und theo-
retisches Wissen, Methodenkompetenz und Reflexions-
fähigkeit als besondere Stärken einbringen. Dem nor-
mativen Gehalt von Nachhaltigkeit gerecht zu werden
bedeutet, methodisch über Problemstellungen in den
Gesellschaften nachzudenken, sich relevanten Fragen
hinsichtlich des Verhältnisses von Mensch und Natur zu

                                                                         Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion)   17
Bedeutung und Bezug der Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb

                                  Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion)   19
Bedeutung und Bezug der Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb
Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb erfährt etwa seit            born, Bielefeld, Lüneburg sowie an den Technischen
den 1990er Jahren dadurch Relevanz, dass Hochschulen            Universitäten Berlin und Dresden ihre Umsetzung.3 Ak-
über geltende rechtliche Vorgaben der Europäischen              tuell setzen 20 deutsche Hochschulen ein UMS nach
Union (EU), des Bundes und der Länder dazu verpflich-           EMAS oder ISO 14001 um.4 UMS sind zusätzlich zu ihrer
tet waren, insbesondere arbeits- und umweltschutz-              ökologischen Relevanz auch für die strategischen und
bezogene Nachhaltigkeitsthemen im Hochschulbetrieb              operativen Prozesse bedeutsam für einen nachhalti-
zu erfüllen. Dazu zählten beispielsweise die Abfall- und        gen Hochschulbetrieb, da sie auf dem Plan-Do-Check-
Abwasserentsorgung, der sichere Umgang mit Gefahr-              Act (PDCA)-Zyklus basieren, der nach seinem Erfinder
stoffen sowie der Immissions- und Arbeitsschutz. Von            auch Deming-Zyklus genannt wird (siehe Abbildung 2:
wichtiger Bedeutung zur Erfüllung der Aufgaben ist              PDCA-Zyklus).5

                                                                                                   Ziele festlegen
                                                                Plan                               Tätigkeiten planen
                                                               Planen

   Fehler beheben                                               PDCA                                                                        Prozesse
   Verbesserungen                             Act                                                                Do                         anwenden
                                            Handeln           (Deming-                                    Ausführung
                                                               Zyklus)
       Abweichungen?

                                                               Check
                                     Vergleich                 Prüfen                             Funktion und Leistung
                                     Planung  Ergebnisse                                       der Prozesse überwachen

zudem die Festlegung von Verantwortlichkeiten und               Abbildung 2: PDCA-Zyklus6
Zuständigkeiten, wie hochschulinterne Beauftragte
für Arbeits- und Umweltschutz sowie Abfall und Ge-              Eine Realisierung von Nachhaltigkeit im Hochschul-
fahrstoffe.1 Über die Rechtskonformität bedeutsam               betrieb, in Orientierung am PDCA-Zyklus, kann dem-
sind weiterhin die Erfassung und Steuerung (Monito-             nach bedeutsam sein, um strategische und operative
ring und Controlling) von Umweltaspekten (beispiels-            Prozesse, Ziele, Tätigkeiten und Maßnahmen zur Mini-
weise Emissions-, Verbrauchs- und Entsorgungsraten),            mierung von Abfall, Abwasser und Emissionen sowie
die eng verbunden mit einem ressourcenbewussten,                für einen effizienten Material-, Wasser und Energieein-
-effizienten, kreislauf- und substitutionsbasierten Wirt-       satz zu schaffen.7 Relevant erscheint die betriebliche
schaften sind.2                                                 Nachhaltigkeit grundsätzlich für die ökologische Nach-
                                                                haltigkeitsdimension. Ökologisch motivierte Effizienz-
Für eine effiziente Organisation von Nachhaltigkeit im          maßnahmen können zudem finanzielle Einsparungen
Hochschulbetrieb wurden daraufhin seit 1999 validierte          bewirken und auch ökonomisch nachhaltig für Hoch-
Umweltmanagementsysteme (UMS) nach der Öko-Au-                  schulen sein. Ein nachhaltiger Hochschulbetrieb ist fer-
dit Verordnung der EU und dem Eco-Management and
Audit Scheme (EMAS) relevant und erfuhren u. a. an der          3 Vgl. Müller, J., 2000, S. 3
                                                                4 Siehe Institut für Hochschulentwicklung, 2018
Hochschule Zittau/Görlitz, an den Universitäten Pader-          5 Vgl. Paeger, J., 2010, S. 12
                                                                6 Nach Paeger, J., 2010, S. 12; Im Original: Deming, W. E., 1982, S. 88.
1 Vgl. Müller, J., 2000, S. 1                                  7 Vgl. Bayerisches Staatministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, 2005,
2 Vgl. Michelsen, G., 2000, S. 21                                S. 3, S. 18 ff

20       Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion)
ner für viele Bereiche und Themenfelder einer Hoch-       Die nachfolgende Tabelle fasst die genannten bespiel-
schule relevant. Synergien und Schnittstellen kann es     haften Aspekte und Maßnahmen, die zur Nachhaltig-
zur Verwaltung, zum Haushalt, zum Controlling, zur Be-    keit im Betrieb von Hochschulen einen Beitrag leisten
schaffung, zur Mobilität, zum Gebäude-, Energie-, Per-    und gleichsam als „Treiber“ im weiteren Sinn angese-
sonal-, Qualitäts-, Arbeitsschutz- und Veranstaltungs-    hen werden können, zusammen. Dem gegenüber wer-
management geben. Betriebliche Nachhaltigkeit sollte      den (in der Literatur genannte) Hemmnisse gestellt,
eine integrative Umsetzung in allen Hochschulberei-       die grundsätzlich auch als Herausforderungen und
chen erfahren, was bedeutsam für einen partizipativen     Chancen für Optimierungen angesehen werden kön-
und ganzheitlichen Nachhaltigkeitsprozess – auch auf      nen. Die Identifikation dieser und weiterer Hemmnisse
sozialer Ebene – sein kann.8                              erscheint zudem relevant, da sich Hochschulen im Kla-
                                                          ren sein und damit auseinandersetzen sollten, an wel-
                                                          chen Stellen und durch welche Gründe die Nachhal-
   Ein nachhaltiger Hochschulbetrieb schließt Lehr-       tigkeit im Betrieb sowie hochschulweit gebremst oder
   und Forschungsaktivitäten sowie Studierende, Leh-      gehindert wird.
   rende und wissenschaftliche Mitarbeiter*innen ein.
                                                          Die nachfolgend dargestellten Hemmnisse und Treiber
Hinzuweisen ist insbesondere auf die Vorbild- und         verhalten sich nicht zwangsläufig komplementär: Nicht
Multiplikatorwirkung, die von einem nachhaltig orga-      jeder Erfolgsfaktor bietet Strategien zur Überwindung
nisierten Betrieb auch in Lehr- und Forschungsumge-       von Barrieren. Jede Strategie zur Überwindung von Bar-
bungen ausgeht. Positive Erfahrungen während eines        rieren stellt jedoch einen Erfolgsfaktor dar.
nachhaltigkeitsorientierten Campuslebens, Lehr- und
Forschungsalltags können bedeutsam sein für nach-
haltiges Denken und Handeln im privaten und beruf-
lichen Leben nach einem Studium.9

Unter einem derartigen ganzheitlichen, institutionellen
Ansatz (Whole Institution Approach – WIA) sollte zudem
die Beteiligung von externen Hochschulpartner*innen
wie Studierendenwerk, Stadt, Kommune, Lieferanten
und Dienstleister relevant sein. Gemeinsam müssen
Hochschulangehörige und externe Partner*innen die
Betriebsbereiche ökologisch, sozial und ökonomisch
nachhaltig gestalten und kontinuierlich entwickeln.10
Sehr bedeutsam für einen nachhaltigen WIA und wir-
kungsvoller als individuelle Einzelaktionen oder -pro-
jekte sind der grundlegende strategische Wille und die
Unterstützung der Hochschulleitung sowie entspre-
chende Governance-Strukturen. Denn diese ermög-
lichen eine Verankerung von betrieblichen als auch
hochschulspezifischen Nachhaltigkeitsthemen auf
der strategischen Ebene, etwa im Leitbild einer Hoch-
schule, in Strategien und Zielen sowie auf der ope-
rativen Ebene in Form von Maßnahmen und Tätigkei-
ten. Auch die Nachhaltigkeitsberichterstattung steht
in Bezug zur betrieblichen Nachhaltigkeit und zum WIA,
denn diese macht die gesamte erbrachte Nachhaltig-
keitsleistung einer Hochschule transparent und bewirkt
eine erwünschte Aufmerksamkeit.

8 Vgl. Delakowitz, B. et. al., 2005, S. 22-23
9 Vgl. Viebahn, P. & Matthies, M., 2000, S. 3-4
10 Vgl. Kummert, K. et al., 2013

                                                                    Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion)   21
Hemmnisse11                                                                               Treiber12
 • fehlende Unterstützung durch Regierung/Behörden                                         • Unterstützung und Verpflichtung durch die Hochschullei-
 • fehlende und/oder nicht adäquate rechtliche Vorgaben von                                  tung
   Bund, Land sowie hochschulintern                                                        • Positionierung und Formulierungen zur nachhaltigen be-
 • fehlende oder nicht ausreichende Unterstützung durch Lei-                                 trieblichen Ausrichtung im Leitbild sowie in Strategien, Pro-
   tungs- und Verwaltungsebene(n) der Hochschule                                             grammen, Zielen und Maßnahmen
 • Defizite bei Zusammenarbeit/Einigkeit                                                   • klare Verantwortlichkeiten, Institutionalisierung
 • ungenügende personelle und finanzielle Kapazitäten/Res-                                 • Umsetzung von Normen und Leitfäden (ISO, EMAS)
   sourcen                                                                                 • praktische Anwendung und Umsetzung von Normen und
 • mangelnde Kontinuität, fehlendes oder nicht ausreichendes                                 Leitfäden
   Bewusstsein und (Vor-) Wissen                                                           • Schaffung personeller Kapazitäten/Ressourcen zur Umset-
 • unzureichende(s) Engagement, Bemühungen und Akzeptanz                                     zung
 • mangelnde oder fehlende Kommunikation sowie in- und ex-                                 • Weiterbildungen zu betrieblichen Nachhaltigkeitsthemen
   ternen Partnerschaften                                                                  • Hochschulangehörige und externe Partner regelmäßig infor-
 • fehlende Kontrollen (-systemen) und Anreize (-systemen)                                   mieren und partizipativ in den Nachhaltigkeitsprozess ein-
 • Nichtbeachtung von Energieeffizienz-Technologien (z. B. in                                binden
   Gebäuden)                                                                               • Beschaffung/Ausschreibung von Produkten/Dienstleistun-
 • unzureichendes Energieeffizienz-Verhalten (Licht-/Gerä-                                   gen über (rechtskonforme) Nachhaltigkeitskriterien
   te-AUS, Beheizen/Belüften von Räumen)                                                   • Nutzung und Etablierung nachhaltiger Mobilität
 • unzureichende(s) Abfallvermeidung bzw. Recycling                                        • Material-, Energie- und Wassereffizienz
                                                                                           • Treibhausgas-, Abwasser- und Abfallvermeidung
                                                                                           • Förderung der Kreislaufwirtschaft
                                                                                           • Sensibilisierung und Motivation zum nachhaltigen Verhalten
                                                                                             (Abfall vermeiden und trennen, Licht und Technik ausschal-
                                                                                             ten, Beheizen/Belüften von Räumen)
                                                                                           • Messung/Erfassung der Nachhaltigkeitsleistung (quantitativ
                                                                                             über Verbräuche, technische Messung und qualitativ über
                                                                                             Zufriedenheit, Umfrage, Befragung)
                                                                                           • Kennzahlenbildung, Datenerhebung, Bilanzierung von In-
                                                                                             puts und Outputs
                                                                                           • Durchführung von Erfolgskontrollen (z. B. interne Audits)
                                                                                           • Berücksichtigung von Rückkoppelungen und Vorschlägen in-
                                                                                             und externer Partner
                                                                                           • Nachhaltigkeitsberichterstattung (nach HS-DNK)

11 Siehe Leal Filho, W. et al., 2017, S. 93-99; Hemmnisse aus dem Englischen übersetzt,
     sinngemäß zusammengefasst, ergänzt und angepasst nach den Gegebenheiten an
     Hochschulen in Deutschland
12 Schön, E., 2018, S. 23

22       Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion)
Die folgenden Kapitel geben den Leser*innen einen tie-       Michelsen, G. (2000). Nachhaltigkeit als Herausforde-
feren Einstieg, wie Nachhaltigkeit im Betrieb von Hoch-      rung für die Hochschulen. In Michelsen, G. (Hrsg.). Sus-
schulen realisiert werden kann. Auf die einleitend an-       tainable University, Auf dem Weg zu einem universi-
gesprochenen Themenfelder                                    tären Agendaprozess (Bd. 1). Frankfurt/Main, S. 13-39:
• Beschaffung,                                               VAS – Verlag für akademische Schriften.
• Abfallmanagement,
• Mobilität,                                                 [1] Müller, J. (2000). Umweltmanagement in Hochschu-
• Gebäude- und Energiemanagement,                            len Chancen und Grenzen eines Umweltaudits. Abgeru-
• Controlling,                                               fen am 26. April 2018 von https://his-he.de/fileadmin/
• Forschungsbetrieb,                                         user_upload/Publikationen/Projektberichte_alte_Web-
• Veranstaltungsmanagement,                                  site/kib200003.pdf
• Beschäftigungsverhältnisse und
• Kommunikation                                              Paeger, J. (2010). Umweltmanagementsysteme. Abgeru-
wird Bezug genommen hinsichtlich                             fen am 03. Mai 2018 von http://www.yeenet.eu/images/
• betroffenen Personenkreis/Anspruchsgruppen,                stories/documets/Publications/General_Publications/
• Relevanz,                                                  EMS_DE_online.pdf
• Ziele,
• Hemmnisse und Treiber,                                     Schön, E. 2018. Status Quo Erhebung zur Nachhaltigkeit
• Maßnahmen und Implementierung,                             im Betrieb von Hochschulen. Masterarbeit. Hochschule
• Good Practice sowie                                        Zittau/Görlitz. Zittau.
• weiterführenden Informationen und Links.
                                                             Viebahn, P. & Matthies, M. (2000). Ökobilanzierung und
Quellen                                                      Umweltmanagement an Hochschulen. Konzept und Um-
Bayerisches Staatministerium für Umwelt, Gesund-             setzung an der Universität Osnabrück. Bochum: Pro-
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                                                                       Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion)   23
Themenfelder

Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion)   25
Themenfelder
Nachhaltige Hochschulentwicklung ist eine dynamische                                       dem mit den Forderungen des Kreislaufwirtschaftsge-
Entwicklung, die durch Akteur*innen an Hochschulen,                                        setzes, insbesondere § 45 („Pflichten der öffentlichen
Verwaltung und verschiedenen Anspruchsgruppen sowie                                        Hand“) einher gehen und die Langlebigkeit, Reparatur-
Partner*innen in der Gesellschaft vorangetrieben wird.                                     freundlichkeit und Wiederverwendbarkeit oder Ver-
Die folgenden Inhalte zeigen daher eine Momentauf-                                         wertbarkeit von Produkten berücksichtigen. Außerdem
nahme und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.                                     fordert eine rechtskonforme Beschaffung Produkte und
                                                                                           Dienstleistungen, die im Vergleich zu anderen Erzeug-
                                                                                           nissen weniger oder schadstoffärmere Abfälle erzeu-
Nachhaltige Beschaffung
                                                                                           gen.18 In der Vergabeverordnung (VgV) ist darüber hi-
Betroffener Personenkreis                                                                  naus seit 2016 geregelt, dass in den Leistungs- und
Dieser Beitrag des Leitfadens richtet sich an zentrale                                     Funktionsanforderungen umweltbezogene Aspekte als
und dezentrale Beschaffer*innen, Einkäufer*innen,                                          Auftragsgegenstand Berücksichtigung finden sollten.
bspw. Sekretär*innen und Personen, die im Rahmen                                           Es ist anzumerken, dass die Umweltkriterien mit dem
ihrer Hochschulangehörigkeit und -tätigkeit Produkte,                                      Auftragsgegenstand in Verbindung stehen und verhält-
Waren und Dienstleistungen ausschreiben und be-                                            nismäßig zum Auftragswert und Beschaffungsziel sind,
schaffen (einkaufen). Angesprochen sind auch Mit-                                          wodurch wiederum eine Relativierung erfolgt.
arbeiter*innen der akademischen Administration im
Zuständigkeitsbereich der Mittelvergabe wie etwa De-                                       Umweltbezogene Anforderungen dürfen und sollten
kanatsrät*innen.                                                                           auch an den Herstellungsprozess sowie den Lebens-
                                                                                           zyklus (Produktions- und Lieferkette) gestellt werden.
Relevanz                                                                                   Die Anforderungen an Nachhaltigkeit müssen sich dabei
Bei der Beschaffung von Materialien, Produkten und                                         nicht in materiellen Eigenschaften vom Auftragsgegen-
Dienstleistungen berücksichtigen nachhaltigkeitsori-                                       stand niederschlagen und können mit definierten Pro-
entierte Hochschulen zunehmend umweltbezogene,                                             duktkriterien und -zertifikaten in Verbindung stehen.19
soziale und ethische Aspekte als wichtige Entschei-                                        Hochschulen sollten daher in Prozessen der Bedarfser-
dungskriterien.13 Waren und Leistungen sollten dem-                                        mittlungen und -planungen sowie für Ausschreibungen
nach umwelt-, sozialverträglich, abfallarm, recycelt oder                                  und Auftragsvergaben Kriterien für eine nachhaltige Be-
recycelbar, aus nachwachsenden Rohstoffen, energie-                                        schaffung definieren und diese bspw. in einer internen
effizient, klimaneutral, fair, regional oder biologisch er-                                Beschaffungsrichtlinie festschreiben. Denn vergabe-
zeugt, transportiert und gehandelt sein.14                                                 rechtlich wird nur geregelt, wie das Verwaltungsverfah-
                                                                                           ren einer Beschaffung ablaufen muss und nicht wel-
Relevant ist die nachhaltige Beschaffung an Hoch-                                          che Produkte und Leistungen beschafft werden sollen.
schulen, da aktuelle Entwicklungen zeigen, dass die
Erfüllung von Nachhaltigkeitskriterien ein Maßstab zur                                     Ökonomisch relevant kann nachhaltige Beschaffung
Bewertung und Entscheidung für den Einkauf von Pro-                                        sein, wenn in den Leistungsbeschreibungen und Zu-
dukten und Dienstleistungen ist.15                                                         schlagskriterien konkrete Nachhaltigkeitskriterien de-
                                                                                           finiert sind und demzufolge ausschließlich Angebote
Rechtliche Relevanz hat eine nachhaltige Beschaffung                                       eingehen, die diese Kriterien erfüllen. Auch wenn dar-
und die damit verbundene Einhaltung von Umwelt-                                            aufhin das kostengünstigste Angebot den Zuschlag er-
und Energieeffizienzkriterien sowie Grenzwerten ins-                                       hält, wird der Anspruch an die Nachhaltigkeit erfüllt.20
besondere bei energieverbrauchsrelevanten Produkten                                        Werden dennoch konventionelle mit nachhaltigen Er-
und Dienstleistungen.16 17 Nachhaltige Beschaffung an                                      zeugnissen/Dienstleistungen verglichen, können letz-
Hochschulen muss nach rechtlicher Relevanz außer-                                          tere gegenüber ersteren zunächst teurer sein. Das Mehr
                                                                                           an Nachhaltigkeitsleistung kann aber partiell die Mehr-
13 Vgl. Bundesministerium für Arbeit und Soziales, 2011, S. 6-8
                                                                                           kosten rechtfertigen. Höhere Kosten können bei mate-
14 Vgl. Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (Hrsg.), 2017, S. 6; 19
15 Vgl. Fraunhofer-Gesellschaft, Helmholtz-Gemeinschaft, Leibniz-Gemeinschaft (Hrsg.),
     2016, S. 2                                                                            18 Siehe Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, 20.7.2017 I 2808, KrWG,
16 Vgl. Umweltbundesamt (Hrsg.), 2016, S. 26; 27                                             § 45
17 Siehe Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, 18.7.2017 I 2745, VgV,   19 Vgl. Umweltbundesamt (Hrsg.), 2017, S. 19
     § 67                                                                                  20 Vgl. Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (Hrsg.), 2017, S. 16; 91

26          Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion)
riellen und technischen Produkten zumeist einmalig bei                                  • Papierprodukte (z. B. Druck-, Kopier-, Pressepapier
der Erstanschaffung entstehen. In der Nutzungsphase                                       u. -erzeugnisse)
sind die Verbrauchskosten von nachhaltigen Erzeug-                                      • Schädlingsbekämpfung (z. B. Pestizide, Herbizide)
nissen oftmals geringer, da sich dann Einsparpoten-                                     • Streumittel
tiale z. B. von Energie, Abfall und Verbrauchsmitteln                                   • Strom
bemerkbar machen. Durch nachhaltige Beschaffung
lassen sich demnach in der Nutzungsphase unmittel-                                      Gesundheitlich relevant kann nachhaltige Beschaffung
bare Preisvorteile erzielen, zum Beispiel durch Recyc-                                  sein, da bspw. durch emissionsarme Drucker und Ko-
lingpapiere, Nachfüllpackungen oder wiederaufberei-                                     pierer das Raumklima verbessert und die Gesundheit
tete Tinten- und Tonerkartuschen.                                                       von Beschäftigten geschont werden.24

Durch die Langlebigkeit nachhaltiger, hochwertiger Ma-                                  Sozial und gesellschaftlich relevant ist eine nachhal-
terialien kann zudem die Nutzungsphase verlängert                                       tige Beschaffung, da gerade Hochschulen eine wich-
werden wodurch sich Kosten für kurzfristigere Neuan-                                    tige Vorbildfunktion für ihre Angehörigen und für die
schaffungen reduzieren.21 Dass nachhaltige Produkte                                     Gesellschaft insgesamt einnehmen.25 Informierte und
über den Lebenszyklus betrachtet kostengünstiger sein                                   beteiligte Studierende, Beschäftigte und externe Part-
können als konventionelle Varianten, belegt auch eine                                   ner*innen sind außerdem wichtige Multiplikator*in-
von der Stadt Berlin veröffentlichte Studie bei 10 von 15                               nen innerhalb einer Hochschule und darüber hinaus
Produktgruppen. Dazu gehörten u. a. Bürobeleuchtung,                                    im privaten, beruflichen und gesamtgesellschaftlichen
Computer, Gebäude, Kopier- und Druckpapier, Multi-                                      Leben. Schließlich kann das Image und Eigenmarketing
funktionsgeräte und Reinigungsmittel.22 Eine hohe Re-                                   einer Hochschule gestärkt werden, was z. B. Standort-
levanz sollten nachhaltig beschaffende Hochschulen                                      vorteile und stabile Studierendenzahlen mit sich brin-
laut Bundesministerium des Inneren (BMI) zudem auf                                      gen kann.26
folgende Produktgruppen legen, die unter Einhaltung
von Nachhaltigkeitskriterien (wie dem Blauen Engel,                                     Eine nachhaltige Beschaffung unter Berücksichtigung
Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft (FSC)) eingekauft                                 von Lebenszykluskosten von Materialien, Produkten
werden können:23                                                                        und (Dienst-) Leistungen, kann zusammenfassend
                                                                                        mittel- und unmittelbar für die Umweltauswirkungen,
• Bekleidung und Textilien (z. B. Arbeitsbekleidung                                     Gesundheit und Wirtschaftlichkeit einer Hochschule
  für technisches Personal)                                                             relevant sein. Wenn Hochschulen zukünftig ihre nach-
• Beleuchtung (z. B. LED- Leuchtmittel Innen- und                                       haltige Beschaffung steigern und dadurch einen men-
  Außenbereich)                                                                         genmäßigen Absatz, d. h. die Nachfrage, von nachhalti-
• Betriebsmittel (z. B. Schmierstoffe, Lösemittel)                                      gen Produkten und Dienstleistungen erhöhen, könnten
• Bürobedarf (z. B. Stifte...)                                                          dadurch Preise sinken, die bisher wegen geringen Ab-
• Büroeinrichtung (z. B. Tische, Stühle, Schränke, Regale)                              satz höher waren als bei stark nachgefragten konven-
• Bürogeräte (z. B. Drucker, Kopierer und Zubehör)                                      tionellen Waren und Leistungen.27 Eine verstärkte Nach-
• Fuhrpark (z. B. Dienst-Kfz)                                                           frage der Hochschulen nach nachhaltigen Erzeugnissen
• Gartenbaugeräte und -maschinen                                                        und Dienstleistungen kann somit relevant sein, mit-
• Gas (z. B. zur Wärmeversorgung)                                                       tel- und langfristige Produktions- und Konsumtrends
• Händetrocknungssysteme                                                                nachhaltig zu ändern.28
• Hygiene- und Reinigungsartikel (z. B. Seifen, Toilet-
  tenpapier...)                                                                         Festzuhalten ist aber auch, dass viele Hochschulen
• Informations- und Rechnertechnik (z. B. Computer,                                     bei der Beschaffung eingeschränkte Gestaltungs- und
  Monitore, Notebooks)                                                                  Entscheidungsspielräume haben, da in mehreren Bun-
• Lacke, Farben, Klebstoffe                                                             desländern die Beschaffung teilweise zentralisiert und
• Lebensmittel und Catering (z. B. Kaffee, Tee, Milch,                                  die diesbezügliche Hochschulautonomie dadurch be-
  Snacks)                                                                               schränkt ist (vgl. auch Anhang: Recherche HIS-Institut).
                                                                                        24 Vgl. Umweltbundesamt (Hrsg.), 2016, S. 13-14
21 Vgl. Umweltbundesamt (Hrsg.), 2016, S. 13-14                                        25 Vgl. Umweltbundesamt (Hrsg.), 2016, S. 15
22 Vgl. Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (Hrsg.), 2017, S. 17                 26 Vgl. Umweltbundesamt (Hrsg.), 2016, S.13
23 Siehe Bundesministerium des Inneren – Beschaffungsamt – Kompetenzstelle für nach-   27 Vgl. Umweltbundesamt (Hrsg.), 2016, S. 13-14
   haltige Beschaffung, 2017                                                            28 Vgl. Europäische Kommission, 2011, S. 38

                                                                                                         Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion)   27
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