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Nachhaltigkeit an Hochschulen: entwickeln – vernetzen – berichten (HOCHN) Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb
Die Inhalte des Leitfadens „Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb“ wurden im Arbeitspaket Betrieb des Verbund- projekts „Nachhaltigkeit an Hochschulen: entwickeln – vernetzen – berichten“ (HOCHN) in Zusammenarbeit der Technischen Universität Dresden und der Hochschule Zittau/Görlitz gemeinschaftlich entwickelt. Es handelt sich bei dieser Publikation um eine Betaversion, die nach einer Testungsphase in einen Gesamtleitfaden integriert wird. Das Projekt wird unter dem Kennzeichnen FKZ13NKE007 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmenprogramm Forschung für nachhaltige Entwicklung (FONA) gefördert. Technische Universität Dresden Hochschule Zittau/Görlitz Prof. Dr. Edeltraud Günther, Dr. Anne-Karen Hüske, Prof. Dr. Bernd Delakowitz, M. A. Andreas Bulcsu, M. A. Nicolas Roos M. Sc. Eric Schön Fakultät Wirtschaftswissenschaften Fakultät Natur- und Umweltwissenschaften Lehrstuhl für BWL, Betriebliche Umweltökonomie und PRISMA – Zentrum für Nachhaltigkeitsbewertung und -politik Theodor-Körner-Allee 16 Münchner Platz 1/3 02763 Zittau 01062 Dresden b.delakowitz@hszg.de, a.bulcsu@ ema@mailbox.tu-dresden.de hszg.de, e.schoen@hszg.de Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion) 3
Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb Inhalt Zusammenfassung ............................................................................................................................................................................................ 6 Einleitung ............................................................................................................................................................................................................ 10 Nachhaltigkeit als Aufgabe für Hochschulen ................................................................................................................................... 10 HOCHN – das Forschungsprojekt ............................................................................................................................................................ 10 Ausblick – wie geht es weiter? ................................................................................................................................................................ 12 Danksagung .................................................................................................................................................................................................... 13 Zugrundeliegendes Nachhaltigkeitsverständnis .............................................................................................................................. 16 Hintergrund ..................................................................................................................................................................................................... 16 Zielgruppe ........................................................................................................................................................................................................ 16 Grundverständnis von Nachhaltigkeit im Kontext von Hochschulen .................................................................................... 16 Bedeutung und Bezug der Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb .............................................................................................. 20 Themenfelder .................................................................................................................................................................................................... 26 Nachhaltige Beschaffung .......................................................................................................................................................................... 26 Nachhaltiges Abfallmanagement ........................................................................................................................................................... 32 Nachhaltige Mobilität .................................................................................................................................................................................. 37 Nachhaltiges Gebäude- und Energiemanagement ........................................................................................................................ 45 Nachhaltiges Controlling ........................................................................................................................................................................... 53 Nachhaltiger Forschungsbetrieb ............................................................................................................................................................ 58 Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement ........................................................................................................................................ 61 Nachhaltige Beschäftigungsverhältnisse ........................................................................................................................................... 67 Nachhaltige Kommunikation ................................................................................................................................................................... 72 Unterstützung durch Governance und Nachhaltigkeitsberichterstattung .......................................................................... 78 Praxisbeispiel und Ausblick: Baukastensystem Nachhaltiger Campus (BNC) .................................................................... 78 Anlagen ................................................................................................................................................................................................................ 86 Thematische Leitfaden-Übersicht ......................................................................................................................................................... 86 Abbildungsverzeichnis ................................................................................................................................................................................ 87 Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................................................................................................... 87 Impressum .......................................................................................................................................................................................................... 90 4 Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion)
Zusammenfassung Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion) 5
Zusammenfassung Der Betrieb staatlicher Hochschulen unterliegt rechtli- den Hochschulbetrieb aufgezeigt, Hemmnisse und Trei- chen und finanziellen Restriktionen. Rechtliche Forde- ber sowie Maßnahmen zur Implementierung dargelegt rungen werden durch die Leitung und die Verwaltung und mit Beispielen aus der Hochschulpraxis untersetzt. von Hochschulen umgesetzt und beinhalten strenge Anforderungen an Beschaffung, Vergabe von Dienst- Es zeigt sich, dass ein nachhaltiger Hochschulbetrieb leistungen, Gebäude- und Energiemanagement, Ab- über den kurzfristigen Zeithorizont hinausdenken und fallmanagement, den Umgang mit Chemikalien und etwa bei der Beschaffung und Vergabe, aber auch beim Gefahrstoffen, das Personalmanagement sowie den Gebäude- und Energiemanagement lebenswegbasierte Arbeitsschutz. Haushaltsbudgets als Grundlage für die Ansätze anstelle von ausschließlich Preis-Leistungs- Bereitstellung personeller und materieller Ressourcen vorgaben berücksichtigen muss. Gesetzliche Rahmen- sind in Umfang und Laufzeit häufig an Hochschulent- bedingungen stehen einem solchen Ansatz nicht im wicklungspläne der Länder geknüpft und basieren zu- Wege, sondern befördern ihn partiell sogar. Der Leit- nehmend auf der Erfüllung (kennzahlenbasierter) Ver- faden zeigt Beispiele auf, die durch den Nachhaltig- einbarungen. keitsbezug zudem mittelfristig Kosteneinsparungen bei- spielsweise durch Senkung von Energieverbräuchen Spielräume für die Implementierung von Nachhaltig- oder geringeren Wartungs- und Reparaturanfälligkeiten keitsaspekten im Betrieb von Hochschulen sowie im erwarten lassen. Das nachhaltige Abfallmanagement Campusleben sind vor diesem Hintergrund nur insoweit setzt die – auch vom Gesetzgeber geforderte – konse- möglich, wie Hochschulen sich intern etwa im Rahmen quente Umsetzung der Kreislaufwirtschaft voraus, was von Strategien und Leitlinien dazu bekennen („Whole jedoch in der Lehre und noch mehr in der Forschung Institution Approach“). Hinzu kommt, dass länderspezi- teilweise zu Zielkonflikten führen kann, etwa bei sehr fische Regelungen die Autonomie von Hochschulen zu- stoff- und energieintensiven Versuchsanordnungen. sätzlich beschneiden, etwa durch zentralisiertes Immo- Analoges gilt für den Umgang mit Chemikalien und Ge- bilien- und Baumanagement einschließlich des dafür fahrstoffen. notwendigen Betriebs. Trotz der benannten Restriktionen wird mit dem vor- Große Potentiale für den nachhaltigen Betrieb er- liegenden Leitfaden der Versuch unternommen, im Ar- geben sich unter Einbeziehung virtueller Ansätze beitspaket Betrieb einerseits Hemmnisse, aber auch für die Handlungsfelder Veranstaltungsmanage- Treiber und konkrete Maßnahmen aufzuzeigen, mit ment und Kommunikation, was im Rahmen des denen die Verankerung von Prozessen der Entwicklung, HOCHN-Verbundprojekts bereits erprobt worden ist. der Implementierung und Etablierung von Nachhaltig- keit an Hochschulen gelingen kann. Der Leitfaden belegt zudem, konzeptionell und durch Beispiele untersetzt, dass nachhaltige Mobilität an Hierzu werden für die identifizierten Handlungsfelder Hochschulen möglich und insbesondere von Studie- (Leistungserbringungen) nachhaltige renden erwünscht ist. • Beschaffung, • Abfallmanagement, In nahezu allen Handlungsfeldern wird gezeigt, dass ein • Mobilität, großes Hemmnis bei der Umsetzung nachhaltigkeits- • Gebäude- und Energiemanagement, bezogenen Handelns in unzureichender Kenntnis der • Controlling, existierenden Möglichkeiten, mangelnder Transparenz • Forschungsbetrieb, in der internen und externen Kommunikation sowie • Veranstaltungsmanagement, häufig fehlender Akzeptanz der Akteur*innen begründet • Beschäftigungsverhältnisse und ist. Hochschulen sind aufgerufen, sich den daraus er- • Kommunikation gebenden Herausforderungen zu stellen und – etwa im Rahmen der künftigen Projektphase des HOCHN-Ver- zunächst die betroffenen Personenkreise adressiert, die bundprojekts – durch partielle praktische Erprobung jeweilige Relevanz und sich daraus ergebende Ziele für der im Leitfaden vorgeschlagenen Implementierungs- 6 Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion)
maßnahmen individuelle Hemmnisse abzubauen, zu sensibilisieren und die Motivation der im Hochschul- betrieb Handelnden sowie der externen Partner*in- nen zu erhöhen. Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion) 7
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Einleitung Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion) 9
Einleitung Nachhaltigkeit als Aufgabe für Hochschulen Nachhaltigkeit ist eine drängende gesellschaftliche Ent- laborationstreffen oder Konferenzen ist der eigentliche wicklungsaufgabe, die immer mehr in den Fokus rückt. Mehrwert von HOCHN deutlich geworden: der Austausch Hochschulen sind wie alle anderen gesellschaftlichen mit Studierenden, (Nachwuchs-)Wissenschaftler*innen, Akteur*innen gefordert, sich mit den damit verbunde- Praktiker*innen sowie erfahrenen Nachhaltigkeitsak- nen Herausforde- teur*innen. Dadurch kann es gelingen, neue Sichtwei- rungen auseinan- sen und Perspektivwechsel einzunehmen, gegenseitige derzusetzen. Wie Wertschätzung unabhängig von Hierarchieebenen zu Eine begriffliche Annäherung kann es komple- entwickeln und einen vertrauensvollen Raum für kons- an das Nachhaltigkeitsver- xen Organisatio- truktive Diskussionen zu schaffen. ständnis im HOCHN-Verbund nen wie Hoch- schulen gelingen, findet sich ab Seite 18. HOCHN – das Forschungsprojekt den Prozess einer nachhaltigen Ent- Ziele von HOCHN wicklung inner- Übergeordnetes Ziel des vom Bundesministerium für halb der eigenen Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundpro- Institution anzustoßen, aufrecht zu erhalten und zu jekts Nachhaltigkeit an Hochschulen: entwickeln – ver- einer dauerhaften Aufgabe zu machen? Wie kann es netzen – berichten (HOCHN) ist es, die nachhaltige gelingen, dass sich möglichst viele Akteur*innen für Entwicklung der deutschen Hochschullandschaft zu nachhaltige Entwicklung engagieren? Für diese Fragen fördern. Daraus leiten sich vier Teilziele ab: gibt es kein Patentrezept, keine Handlungsanleitung, keine Checkliste, die für alle Hochschulen gleicherma- 1. Etablierung und Verstetigung eines Netzwerks zum ßen hilfreich wäre oder von allen gleichermaßen ge- Erfahrungsaustausch nutzt werden könnte – zu unterschiedlich sind Hoch- schulen, etwa hinsichtlich ihrer Rechtsform (privat oder 2. Entwicklung und Reflexion eines gemeinsamen öffentlich), ihres Typs (Universität, Fachhhochschule, Nachhaltigkeitsverständnisses Hochschule für angewandte Wissenschaften), ihrer Lage (ländlicher Raum oder Metropolregion) oder Größe 3. Förderung nachhaltiger Hochschulentwicklung durch (kleine spezialisierte oder große Volluniversität). Dar- Implementierung von Maßnahmen und Methoden über hinaus werden die Hochschulen von externen Rahmenbedingungen beeinflusst, die je nach Bundes- 4. Erstellung von Leitfäden zur nachhaltigen Hoch- land in unterschiedlichem Ausmaß Nachhaltigkeits- schulentwicklung, Testung und Zusammenführung themen befördern oder eben auch nicht. zu einem integrierten Gesamtleitfaden In einer ersten zweijährigen Forschungsphase hat Bis Ende Oktober 2020 ist das Ziel, über HOCHN eine sich der HOCHN-Verbund mit diesen Fragen beschäf- Roadmap Nachhaltige Hochschulen 2030 als Zukunfts- tigt. Der hier vorliegende Leitfaden ist einer von ins- vision einer nachhaltigen Hochschulentwicklung zu ent- gesamt sechs HOCHN-Leitfäden, die als Betaversionen werfen. vorliegen und ein erstes Ergebnis dieser Arbeit aus- schnitthaft darstellen. Das HOCHN-Projekt besteht aus Projektaufbau von HOCHN dem Forschungsvorhaben von elf deutschen Hochschu- Elf geförderte Verbundhochschulen sind in den wie in len sowie einem wachsenden Nachhaltigkeitsnetzwerk Abbildung 1 dargestellten Arbeitskonstellationen ein- deutscher Hochschulen, in dem sich bisher Partner*in- gebunden. nen aus circa 100 Hochschulen austauschen. Die Teams der elf Verbundhochschulen von HOCHN wei- Innerhalb der zweijährigen Zusammenarbeit und dem sen einen hohen Anteil an Nachwuchswissenschaft- engen bundesweiten Austausch über zahlreiche Veran- ler*innen sowie einen breite disziplinäre Themen- staltungsformate wie Praxis-Forschungssessions, Kol- vielfalt auf. Folgende Hochschulen sind im Verbund 10 Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion)
Projektstruktur Governance FU Berlin Forschung Transfer Team Bormann HNE Eberswalde Leuphana Uni Uni Vechta Lüneburg Team Nölting Team Rieckmann Team Lang LMU München Team Vogt Lehre Betrieb Uni Bremen Gesamt- Team Müller-Christ koordination TU Dresden Team Günther Uni Tübingen Uni Hamburg Fachbeirat Team Potthast HS Zittau/Görlitz Team Bassen & Team Delakowitz Schmitt Berichterstattung Vernetzung Uni Hamburg Uni Hamburg Team Bassen & Sassen Team Schmitt FU Berlin Team de Haan Uni Bremen Uni Duisburg-Essen Team Partner*innen Team Niemann Müller-Christ Partnerhochschulen HOCHN- Multiplikator*innen Netzwerk Abbildung 1: Gesamtstruktur von HOCHN (Universität Hamburg) vertreten: Handlungsfelder • Freie Universität Berlin Im Sinne eines die gesamte Hochschulinstitution um- • Universität Bremen fassenden Ansatzes („Whole Institution Approach“) wird • Technische Universität Dresden neben den Kernbereichen Lehre und Forschung der Be- • Universität Duisburg-Essen trieb von Hochschulen beleuchtet. Darüber hinaus sind • Hochschule für nachhaltige Entwicklung Ebers- die Handlungsfelder Nachhaltigkeitsberichterstattung walde und Governance als Querschnittsthemen sowie Trans- • Universität Hamburg fer Gegenstand der Betrachtung. • Leuphana Universität Lüneburg • Ludwig-Maximilians-Universität München • Eberhard Karls Universität Tübingen • Universität Vechta • Hochschule Zittau/Görlitz Das HOCHN-Projekt wird von einem (inter-) national be- setzen Beirat begleitet. Darüber hinaus ist das Institut für Hochschulentwicklung HIS-HE Kooperationspartner http://www.hoch-n.org/4-partner/fachbeirat im Handlungsfeld Betrieb. Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion) 11
Leitfäden fäden Transparenz darüber erzeugt wird, welche Rah- Jedes der Arbeitspakete hat sich über den Projektver- menbedingungen und Handlungen für eine nachhaltige lauf mit einem spezifischen Thema hochschulischer Hochschule erforderlich sind. Nachhaltigkeit beschäftigt: Forschung, Lehre, Betrieb sowie Transfer, ergänzt um die Querschnittsthemen HOCHN – das Hochschulnetzwerk Nachhaltigkeitsberichterstattung und Governance. Unter Federführung der Universitäten Hamburg und Die sechs HOCHN-Leitfäden liegen zunächst als Be- Bremen wird ein stetig wachsendes Hochschulnetz- taversionen vor. Sie wurden parallel zur Gründungs-, werk aufgebaut. In diesem sind zum Zeitpunkt der Forschungs- und Vernetzungstätigkeit der ersten zwei Drucklegung der Leitfäden bereits Angehörige aus Förderjahre erstellt. Sie erheben nicht den Anspruch, circa 100 deutschen Hochschulen vernetzt. Damit kön- die Handlungsfelder vollumfänglich abzubilden, son- nen bestehende Erfahrungen und Expertisen an den dern setzen thematische Schlaglichter und fassen die einzelnen Hochschulen sichtbar gemacht werden, gesammelten und entwickelten Erkenntnisse struktu- wechselseitiger Austausch angeregt und Voneinan- riert zusammen. Damit stellen sie einen Auftakt für die der-Lernen ermöglicht werden. Auf der HOCHN-Nach- nächsten Diskussionen im wachsenden HOCHN-Netz- haltigkeitslandkarte können die zuständigen Personen, werk dar. Sie sind lebendige Dokumente, bei denen Partnerhochschulen sowie Nachhaltigkeitsinitiativen im der gemeinsame Erstellungs- und Austauschprozess gesamten deutschen Hochschulraum gefunden werden. den eigentlichen Mehrwert hervorbringt. Sie verdeut- lichen auch, dass es viele kleine, oft unspektakuläre Ausblick – wie geht es weiter? Schritte sind, die eine Hochschule bewegen. Relativ schnell war den Verbundbeteiligten klar, dass Zielgruppen der HOCHN-Einzelleitfäden sind all dieje- handlungsfeldbezogene Einzelbetrachtungen nur den nigen, die in ihrer eigenen Hochschule die nachhaltige ersten Schritt darstellen. Zwischen den Handlungsfel- Entwicklung voran bringen und einen niedrigschwel- dern bestehen starke Interdependenzen. Dies weiter ligen Einstieg in die verschiedenen Handlungsfel- herauszuarbeiten, mit Erfahrungswissen anzureichern der erhalten wollen. Dabei sollen die verschiedenen und anhand konkreter Praxisbeispiele – auch aus dem Grundbedingungen der vielseitigen deutschen Hoch- wachsenden HOCHN-Netzwerk – offen zu legen benötigt schullandschaft im Blick behalten werden, so dass alle Zeit und baut auf den Vorarbeiten auf. In der zweiten Hochschulen Anregungen finden können. Diesen wich- Projektphase (11/2018-10/2020) wird es darum gehen, tigen Austausch möchte das HOCHN-Netzwerk als bun- die Leitfäden zu pilotieren und in ein integriertes Ge- desweite Plattform in der nachhaltigen Hochschulent- samtformat mit starkem Anwendungsbezug zu über- wicklung befördern. Zudem richten sich die Leitfäden führen. an alle Stakeholder von Hochschulen, da durch die Leit- In HOCHN erlebe ich eine inspirierende Zusammenarbeit mit unglaublich raschem Arbeitsfortschritt: wirklich vorbildlich, nicht Foto: Markus Scholz/scholzfoto.de nur inhaltlich, sondern auch bezüglich der Organisation und Arbeitsweise. Dipl.-Ing. Cornelia Reimoser Zentrale der Fraunhofer-Gesellschaft / Mitglied im Fachbeirat von HOCHN 12 Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion)
Bei HOCHN mitmachen! sönlich bedanken wir uns insbesondere bei Dr. Karl Eugen Huthmacher, Eckart Lilienthal, Florian Frank Wir freuen uns auf weitere Hochschulpartner*in- sowie Cornelia Möller aus der Abteilung 7: Zukunftsvor- nen, die Teil HOCHN-Netzwerks werden wollen. sorge – Forschung für Grundlagen und Nachhaltigkeit Durch die Teilnahme an unseren Veranstaltungen des BMBF. Durch ihre bisherige wertvolle Unterstützung besteht die Möglichkeit, sich in die Prozesse aktiv sowie die Möglichkeit, in einer zweiten Förderphase die einzubringen. Weitere Informationen: vielfältigen Erkenntnisse und Ergebnisse zu verdichten http://www.hoch-n.org/mitmachen http://www.hoch-n.org/landkarte und anwendungsbezogen zu prüfen tragen sie wesent- lich zur nachhaltigen Entwicklung in Hochschulen bei. netzwerk@hoch-n.org Unserem Projektträger, dem VDI Technologiezentrum, Es geht also nicht nur darum, aufzuzeigen, mit wel- insbesondere Svetlana Thaller-Honold und Christiane chen Maßnahmen Nachhaltigkeitsstrategien in den Ploetz möchten wir zu diesem Zeitpunkt unseren be- verschiedenen Handlungsfeldern querschnittsbezo- sonderen Dank aussprechen. Als verlässliche Partne- gen angegangen werden können. Im weiteren Projekt- rinnen tragen sie mit ihrem Blick ganz wesentlich zu verlauf wird der Fokus insbesondere darauf gerichtet Perspektivenwechsel in der Hochschulwelt bei. Heinz sein, warum und durch welche Prozesse einigen Hoch- Horsten gebührt unser Dank für sein stets offenes Ohr schulen Transformationsschritte besonders gut gelin- zu allen formalen Förderfragen, die er mit gleichblei- gen und vor allem, wie die Erkenntnisse weitervermit- bendem Humor beantwortet, selbst wenn ein Hoch- telt werden können, um Veränderungen tatsächlich zu schulverbund sich bei wichtigen Themen gerne immer bewirken. wieder rückversichert. Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit in den Danksagung kommenden zwei Jahren und laden alle Hochschulen Ohne das BMBF und seine bundesweite Anschubfinan- ein, sich diesem Entwicklungsprozess anzuschließen. zierung wäre ein Projekt zur nachhaltigen Hochschul- entwicklung in dieser Form nicht realisierbar. Als ler- nendes Hochschulnetzwerk liegt die Aufgabe noch vor uns, dauerhafte Strukturen aufzubauen, bis sich Logi- ken in den Hochschulen derart verändert haben, dass Nachhaltigkeitsprozesse als funktionale Daueraufga- ben wertgeschätzt und personell besetzt bleiben. Per- Wenn es das Programm nicht schon gäbe, müsste man so etwas wie HOCHN erfinden. Foto: H. Thämlitz Prof. Dr. (mult.) Dr. h. c. (mult.) Walter Leal HAW Hamburg / Mitglied im Fachbeirat von HOCHN Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion) 13
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Zugrundeliegendes Nachhaltigkeitsverständnis Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion) 15
Zugrundeliegendes Nachhaltigkeitsverständnis Hintergrund Viele AkteurInnen an Hochschulen in Deutschland be- Akzente setzen. Vielmehr wird die Vielfalt unterschiedli- fassen sich in Forschung, Lehre und Betriebspraxis mit cher Nachhaltigkeitsverständnisse als Gewinn betrach- dem Themenfeld Nachhaltigkeit. Bislang besteht jedoch tet, da Nachhaltigkeit idealerweise auf die jeweiligen kein hinreichender Konsens darüber, wie der aus ge- Kontexte, Rahmenbedingungen und Akteur*innen der sellschaftlicher Verantwortung begründete Anspruch Hochschulen Bezug nehmen sollte. Gerade weil es un- von Nachhaltigkeit im Kontext von Hochschulen ver- terschiedliche Akzente gibt, erfüllt eine begrifflich-kon- standen, ausgestaltet und umgesetzt werden soll. Dies zeptionelle Klärung jedoch die wichtige Funktion, In- zeigt sich beispielsweise in der aktuellen Debatte um terpretationsspielräume, Gemeinsamkeiten und offene die Verhältnisbestimmung von Freiheit und nachhal- Fragen kontextuell zu klären und für die Umsetzung zu tigkeitsbezogener Verantwortung der Wissenschaft. konkretisieren. Der Verbund HOCHN hat sich zum Ziel gesetzt, ein im Das Nachhaltigkeitsverständnis liefert die Basis für Rahmen des Verbundprojekts gemeinsames, hoch- eine substantielle Implementierung von Maßnahmen schulspezifisches Nachhaltigkeitsverständnis zu ent- an Hochschulen, die als unerlässlich für eine große ge- wickeln, das in einem partizipatorischen Prozess der elf sellschaftliche Transformation sowie zur Umsetzung Verbundhochschulen im Zeitraum November 2016 bis des Nationalen Aktionsplans ‚Bildung für nachhaltige Oktober 2018 entstanden ist und federführend von Prof. Entwicklung‘ (NAP BNE) der Bundesregierung erachtet Dr. Markus Vogt (LMU München) koordiniert wurde. Es werden. Da die Entwicklung des Nachhaltigkeitsver- basiert auf den Zwischenergebnissen des HOCHN-Ver- ständnisses kontinuierlich für den jeweiligen Kontext bunds, den Nachhaltigkeitsverständnissen der einzel- diskutiert und reflektiert werden soll, laden wir alle nen Partnerhochschulen des Verbundprojekts, dem Interessent*innen dazu ein, sich an der Weiterentwick- vielfältig in internationalen Beschlüssen verankerten lung zu beteiligen. Grundverständnis von Nachhaltigkeit sowie der Aus- wertung relevanter Literatur. Zielgruppe Das Nachhaltigkeitsverständnis ist auf konzeptionelle Das vorliegende Nachhaltigkeitsverständnis richtet Kohärenz angelegt und versucht die normativen Im- sich in erster Linie an Hochschulangehörige, insbeson- plikationen von Nachhaltigkeit im Kontext von Hoch- dere an diejenigen, die sich mit dem Thema Nachhal- schulen herauszuarbeiten. Es bietet einen Orientie- tigkeit auseinandersetzen und Veränderungsprozesse rungsrahmen zur gesamtinstitutionellen Integration gestalten wollen. Zu den internen Anspruchsgruppen und Umsetzung von Nachhaltigkeit als ethisches Prinzip gehören z. B. Vertreter*innen der Hochschulleitungen, in Theorie und Praxis der Handlungsfelder Forschung, Wissenschaftler*innen, Lehrende, Studierende, Verwal- Lehre, Betrieb, Governance und Transfer von Hoch- tungsmitarbeitende und Nachhaltigkeitsbeauftragte. schulen in Deutschland. Es schließt keineswegs aus, Als hochschulexterne Anspruchsgruppen gelten u. a. dass einzelne Hochschulen mit ihren unterschiedli- Vertreter*innen von Landes- und Bundesministerien, chen Schwerpunktsetzungen und Praktiken je eigene der Hochschulrektoren- und Kultusministerkonferenz, Politik und Zivilgesellschaft. Grundverständnis von Nachhaltigkeit Die Langfassung des Nachhaltigkeitsverständ- im Kontext von Hochschulen nisses mit Ausführungen zu den Handlungsfel- Nachhaltigkeit ist ein normatives Prinzip, das sich als dern Forschung, Lehre, Betrieb, Governance und Maßstab einer globalen und intergenerationellen Ge- Transfer sowie zur verwendeten Literatur fin- rechtigkeit angesichts der Herausforderungen des det sich unter: https://www.hoch-n.org/2-hand- gegenwärtigen Wandels des Erdsystems umschreiben lungsfelder/04-forschung.html lässt. Ethisch-politisch ist nachhaltige Entwicklung kein extern vorgegebenes und festgelegtes Ziel, sondern 16 Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion)
ein offener Suchprozess mit heterogenen Zielkompo- stellen und zu lernen, in sektorübergreifenden Zusam- nenten, der sich von daher plural und kulturvariabel menhängen zu denken, Wissen zu erzeugen und zu han- gestaltet. Ihr Gegenstand ist die langfristige Verant- deln. Es geht darum, wie tragfähige Lösungen zum Um- wortung, um die ökologische Tragfähigkeit, die soziale gang mit den großen Herausforderungen unserer Zeit Gerechtigkeit und die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit global, national und regional gefunden, umgesetzt und zu sichern. Sie zielt auf die Stärkung von Kompetenzen, dauerhaft institutionell implementiert werden können. die für die Mitgestaltung des gesellschaftlichen Lebens nötig sind. Ihre systemisch integrierte Umsetzung wird Die Langversion des Nachhaltigkeitsverständnisses, mit als Anspruch einer umfassenden gesellschaftlichen Ausführungen zu den Handlungsfeldern von Hochschu- Transformation verstanden, dessen Kern ein Wandel len, sowie die HOCHN-Leitfäden können einen Orientie- der Verhältnisse des Menschen zur Natur ist. rungsrahmen dafür bieten, Nachhaltigkeit in der eige- nen Hochschule konkret umzusetzen. Die Aufgabe der Hochschulen besteht darin, sich theo- retisch, konzeptionell, methodisch, kritisch und reflexiv mit den Prozessen und Bedingungen der Transforma- Die Akteur*innen des Verbundprojekts HOCHN sind tion auseinanderzusetzen, um dazu beizutragen, dass bestrebt, Nachhaltigkeit gesamtinstitutionell in den Nachhaltigkeit in einem bestimmten Kontext umgesetzt Handlungsfeldern Forschung, Lehre, Betrieb, Gover- wird. Nachhaltigkeit bedarf dabei einer Reflexion über nance sowie Transfer in ihren eigenen Hochschu- den Stellenwert ethischer Perspektiven im Kontext der len zu implementieren. Nachhaltige Entwicklung im Wissenschaft, wobei Ethik die Gründe, Ziele und Folgen Kontext Hochschule wird dabei als offener, refle- menschlichen Handelns in moralischer Hinsicht reflek- xiver Prozess verstanden, in dem sich Freiheit der tiert. Ethik erschöpft sich nicht darin, rezeptartig fertige Wissenschaft und ihre gesellschaftliche Verantwor- Lösungen für richtiges Handeln vorzugeben, sondern tung wechselseitig bedingen. Nachhaltigkeit wird will zunächst zum Nachdenken anregen und dadurch als profilstiftende und verbindende Leitidee auf- zur Freiheit befähigen. gefasst, womit Hochschulen ihren je eigenen Bei- trag zu einer zukunftsfähigen Gestaltung der Gesell- Der Bedarf an ethischer Reflexion und Orientierung schaft und zum verantwortungsvollen Umgang mit ergibt sich vor allem in Umbruchsituationen. Eine sol- der Natur leisten. Die Hochschulen tragen damit zur che liegt heute angesichts des tiefgreifenden Werte- Umsetzung des Nationalen Aktionsplans ‚Bildung wandels sowie der globalen, nationalen und regiona- für nachhaltige Entwicklung‘, zu dem sich Deutsch- len Herausforderungen nachhaltiger Entwicklung vor. land verpflichtet hat, und zur Wahrnehmung, Wei- Daher versteht sich das Nachhaltigkeitsprinzip sowohl terentwicklung und Ergänzung der Sustainable De- als ökosoziale und ökonomische Herausforderung wie velopment Goals der Vereinten Nationen sowie der als Kulturaufgabe, um die natürlichen Lebensgrundla- Nachhaltigkeitsstrategie Deutschlands bei. gen in der Gegenwart für alle Menschen, einschließlich nachfolgender Generationen, zu erhalten (vgl. Brundt- land-Kommission; Art. 20a GG; SDGs), sowie die Natur in ihrem Eigenwert mit ihrer biologischen Vielfalt zu ach- ten und zu schützen (vgl. Bundesnaturschutzgesetz §1). Hochschulen kommt aufgrund ihrer ethischen und ge- sellschaftspolitischen Verantwortung eine undelegier- bare Reflexionsaufgabe und Impulsfunktion für eine solche gesellschaftliche Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit zu. Sie können empirisches und theo- retisches Wissen, Methodenkompetenz und Reflexions- fähigkeit als besondere Stärken einbringen. Dem nor- mativen Gehalt von Nachhaltigkeit gerecht zu werden bedeutet, methodisch über Problemstellungen in den Gesellschaften nachzudenken, sich relevanten Fragen hinsichtlich des Verhältnisses von Mensch und Natur zu Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion) 17
Bedeutung und Bezug der Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion) 19
Bedeutung und Bezug der Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb erfährt etwa seit born, Bielefeld, Lüneburg sowie an den Technischen den 1990er Jahren dadurch Relevanz, dass Hochschulen Universitäten Berlin und Dresden ihre Umsetzung.3 Ak- über geltende rechtliche Vorgaben der Europäischen tuell setzen 20 deutsche Hochschulen ein UMS nach Union (EU), des Bundes und der Länder dazu verpflich- EMAS oder ISO 14001 um.4 UMS sind zusätzlich zu ihrer tet waren, insbesondere arbeits- und umweltschutz- ökologischen Relevanz auch für die strategischen und bezogene Nachhaltigkeitsthemen im Hochschulbetrieb operativen Prozesse bedeutsam für einen nachhalti- zu erfüllen. Dazu zählten beispielsweise die Abfall- und gen Hochschulbetrieb, da sie auf dem Plan-Do-Check- Abwasserentsorgung, der sichere Umgang mit Gefahr- Act (PDCA)-Zyklus basieren, der nach seinem Erfinder stoffen sowie der Immissions- und Arbeitsschutz. Von auch Deming-Zyklus genannt wird (siehe Abbildung 2: wichtiger Bedeutung zur Erfüllung der Aufgaben ist PDCA-Zyklus).5 Ziele festlegen Plan Tätigkeiten planen Planen Fehler beheben PDCA Prozesse Verbesserungen Act Do anwenden Handeln (Deming- Ausführung Zyklus) Abweichungen? Check Vergleich Prüfen Funktion und Leistung Planung Ergebnisse der Prozesse überwachen zudem die Festlegung von Verantwortlichkeiten und Abbildung 2: PDCA-Zyklus6 Zuständigkeiten, wie hochschulinterne Beauftragte für Arbeits- und Umweltschutz sowie Abfall und Ge- Eine Realisierung von Nachhaltigkeit im Hochschul- fahrstoffe.1 Über die Rechtskonformität bedeutsam betrieb, in Orientierung am PDCA-Zyklus, kann dem- sind weiterhin die Erfassung und Steuerung (Monito- nach bedeutsam sein, um strategische und operative ring und Controlling) von Umweltaspekten (beispiels- Prozesse, Ziele, Tätigkeiten und Maßnahmen zur Mini- weise Emissions-, Verbrauchs- und Entsorgungsraten), mierung von Abfall, Abwasser und Emissionen sowie die eng verbunden mit einem ressourcenbewussten, für einen effizienten Material-, Wasser und Energieein- -effizienten, kreislauf- und substitutionsbasierten Wirt- satz zu schaffen.7 Relevant erscheint die betriebliche schaften sind.2 Nachhaltigkeit grundsätzlich für die ökologische Nach- haltigkeitsdimension. Ökologisch motivierte Effizienz- Für eine effiziente Organisation von Nachhaltigkeit im maßnahmen können zudem finanzielle Einsparungen Hochschulbetrieb wurden daraufhin seit 1999 validierte bewirken und auch ökonomisch nachhaltig für Hoch- Umweltmanagementsysteme (UMS) nach der Öko-Au- schulen sein. Ein nachhaltiger Hochschulbetrieb ist fer- dit Verordnung der EU und dem Eco-Management and Audit Scheme (EMAS) relevant und erfuhren u. a. an der 3 Vgl. Müller, J., 2000, S. 3 4 Siehe Institut für Hochschulentwicklung, 2018 Hochschule Zittau/Görlitz, an den Universitäten Pader- 5 Vgl. Paeger, J., 2010, S. 12 6 Nach Paeger, J., 2010, S. 12; Im Original: Deming, W. E., 1982, S. 88. 1 Vgl. Müller, J., 2000, S. 1 7 Vgl. Bayerisches Staatministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, 2005, 2 Vgl. Michelsen, G., 2000, S. 21 S. 3, S. 18 ff 20 Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion)
ner für viele Bereiche und Themenfelder einer Hoch- Die nachfolgende Tabelle fasst die genannten bespiel- schule relevant. Synergien und Schnittstellen kann es haften Aspekte und Maßnahmen, die zur Nachhaltig- zur Verwaltung, zum Haushalt, zum Controlling, zur Be- keit im Betrieb von Hochschulen einen Beitrag leisten schaffung, zur Mobilität, zum Gebäude-, Energie-, Per- und gleichsam als „Treiber“ im weiteren Sinn angese- sonal-, Qualitäts-, Arbeitsschutz- und Veranstaltungs- hen werden können, zusammen. Dem gegenüber wer- management geben. Betriebliche Nachhaltigkeit sollte den (in der Literatur genannte) Hemmnisse gestellt, eine integrative Umsetzung in allen Hochschulberei- die grundsätzlich auch als Herausforderungen und chen erfahren, was bedeutsam für einen partizipativen Chancen für Optimierungen angesehen werden kön- und ganzheitlichen Nachhaltigkeitsprozess – auch auf nen. Die Identifikation dieser und weiterer Hemmnisse sozialer Ebene – sein kann.8 erscheint zudem relevant, da sich Hochschulen im Kla- ren sein und damit auseinandersetzen sollten, an wel- chen Stellen und durch welche Gründe die Nachhal- Ein nachhaltiger Hochschulbetrieb schließt Lehr- tigkeit im Betrieb sowie hochschulweit gebremst oder und Forschungsaktivitäten sowie Studierende, Leh- gehindert wird. rende und wissenschaftliche Mitarbeiter*innen ein. Die nachfolgend dargestellten Hemmnisse und Treiber Hinzuweisen ist insbesondere auf die Vorbild- und verhalten sich nicht zwangsläufig komplementär: Nicht Multiplikatorwirkung, die von einem nachhaltig orga- jeder Erfolgsfaktor bietet Strategien zur Überwindung nisierten Betrieb auch in Lehr- und Forschungsumge- von Barrieren. Jede Strategie zur Überwindung von Bar- bungen ausgeht. Positive Erfahrungen während eines rieren stellt jedoch einen Erfolgsfaktor dar. nachhaltigkeitsorientierten Campuslebens, Lehr- und Forschungsalltags können bedeutsam sein für nach- haltiges Denken und Handeln im privaten und beruf- lichen Leben nach einem Studium.9 Unter einem derartigen ganzheitlichen, institutionellen Ansatz (Whole Institution Approach – WIA) sollte zudem die Beteiligung von externen Hochschulpartner*innen wie Studierendenwerk, Stadt, Kommune, Lieferanten und Dienstleister relevant sein. Gemeinsam müssen Hochschulangehörige und externe Partner*innen die Betriebsbereiche ökologisch, sozial und ökonomisch nachhaltig gestalten und kontinuierlich entwickeln.10 Sehr bedeutsam für einen nachhaltigen WIA und wir- kungsvoller als individuelle Einzelaktionen oder -pro- jekte sind der grundlegende strategische Wille und die Unterstützung der Hochschulleitung sowie entspre- chende Governance-Strukturen. Denn diese ermög- lichen eine Verankerung von betrieblichen als auch hochschulspezifischen Nachhaltigkeitsthemen auf der strategischen Ebene, etwa im Leitbild einer Hoch- schule, in Strategien und Zielen sowie auf der ope- rativen Ebene in Form von Maßnahmen und Tätigkei- ten. Auch die Nachhaltigkeitsberichterstattung steht in Bezug zur betrieblichen Nachhaltigkeit und zum WIA, denn diese macht die gesamte erbrachte Nachhaltig- keitsleistung einer Hochschule transparent und bewirkt eine erwünschte Aufmerksamkeit. 8 Vgl. Delakowitz, B. et. al., 2005, S. 22-23 9 Vgl. Viebahn, P. & Matthies, M., 2000, S. 3-4 10 Vgl. Kummert, K. et al., 2013 Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion) 21
Hemmnisse11 Treiber12 • fehlende Unterstützung durch Regierung/Behörden • Unterstützung und Verpflichtung durch die Hochschullei- • fehlende und/oder nicht adäquate rechtliche Vorgaben von tung Bund, Land sowie hochschulintern • Positionierung und Formulierungen zur nachhaltigen be- • fehlende oder nicht ausreichende Unterstützung durch Lei- trieblichen Ausrichtung im Leitbild sowie in Strategien, Pro- tungs- und Verwaltungsebene(n) der Hochschule grammen, Zielen und Maßnahmen • Defizite bei Zusammenarbeit/Einigkeit • klare Verantwortlichkeiten, Institutionalisierung • ungenügende personelle und finanzielle Kapazitäten/Res- • Umsetzung von Normen und Leitfäden (ISO, EMAS) sourcen • praktische Anwendung und Umsetzung von Normen und • mangelnde Kontinuität, fehlendes oder nicht ausreichendes Leitfäden Bewusstsein und (Vor-) Wissen • Schaffung personeller Kapazitäten/Ressourcen zur Umset- • unzureichende(s) Engagement, Bemühungen und Akzeptanz zung • mangelnde oder fehlende Kommunikation sowie in- und ex- • Weiterbildungen zu betrieblichen Nachhaltigkeitsthemen ternen Partnerschaften • Hochschulangehörige und externe Partner regelmäßig infor- • fehlende Kontrollen (-systemen) und Anreize (-systemen) mieren und partizipativ in den Nachhaltigkeitsprozess ein- • Nichtbeachtung von Energieeffizienz-Technologien (z. B. in binden Gebäuden) • Beschaffung/Ausschreibung von Produkten/Dienstleistun- • unzureichendes Energieeffizienz-Verhalten (Licht-/Gerä- gen über (rechtskonforme) Nachhaltigkeitskriterien te-AUS, Beheizen/Belüften von Räumen) • Nutzung und Etablierung nachhaltiger Mobilität • unzureichende(s) Abfallvermeidung bzw. Recycling • Material-, Energie- und Wassereffizienz • Treibhausgas-, Abwasser- und Abfallvermeidung • Förderung der Kreislaufwirtschaft • Sensibilisierung und Motivation zum nachhaltigen Verhalten (Abfall vermeiden und trennen, Licht und Technik ausschal- ten, Beheizen/Belüften von Räumen) • Messung/Erfassung der Nachhaltigkeitsleistung (quantitativ über Verbräuche, technische Messung und qualitativ über Zufriedenheit, Umfrage, Befragung) • Kennzahlenbildung, Datenerhebung, Bilanzierung von In- puts und Outputs • Durchführung von Erfolgskontrollen (z. B. interne Audits) • Berücksichtigung von Rückkoppelungen und Vorschlägen in- und externer Partner • Nachhaltigkeitsberichterstattung (nach HS-DNK) 11 Siehe Leal Filho, W. et al., 2017, S. 93-99; Hemmnisse aus dem Englischen übersetzt, sinngemäß zusammengefasst, ergänzt und angepasst nach den Gegebenheiten an Hochschulen in Deutschland 12 Schön, E., 2018, S. 23 22 Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion)
Die folgenden Kapitel geben den Leser*innen einen tie- Michelsen, G. (2000). Nachhaltigkeit als Herausforde- feren Einstieg, wie Nachhaltigkeit im Betrieb von Hoch- rung für die Hochschulen. In Michelsen, G. (Hrsg.). Sus- schulen realisiert werden kann. Auf die einleitend an- tainable University, Auf dem Weg zu einem universi- gesprochenen Themenfelder tären Agendaprozess (Bd. 1). Frankfurt/Main, S. 13-39: • Beschaffung, VAS – Verlag für akademische Schriften. • Abfallmanagement, • Mobilität, [1] Müller, J. (2000). Umweltmanagement in Hochschu- • Gebäude- und Energiemanagement, len Chancen und Grenzen eines Umweltaudits. Abgeru- • Controlling, fen am 26. April 2018 von https://his-he.de/fileadmin/ • Forschungsbetrieb, user_upload/Publikationen/Projektberichte_alte_Web- • Veranstaltungsmanagement, site/kib200003.pdf • Beschäftigungsverhältnisse und • Kommunikation Paeger, J. (2010). Umweltmanagementsysteme. Abgeru- wird Bezug genommen hinsichtlich fen am 03. Mai 2018 von http://www.yeenet.eu/images/ • betroffenen Personenkreis/Anspruchsgruppen, stories/documets/Publications/General_Publications/ • Relevanz, EMS_DE_online.pdf • Ziele, • Hemmnisse und Treiber, Schön, E. 2018. Status Quo Erhebung zur Nachhaltigkeit • Maßnahmen und Implementierung, im Betrieb von Hochschulen. Masterarbeit. Hochschule • Good Practice sowie Zittau/Görlitz. Zittau. • weiterführenden Informationen und Links. Viebahn, P. & Matthies, M. (2000). Ökobilanzierung und Quellen Umweltmanagement an Hochschulen. Konzept und Um- Bayerisches Staatministerium für Umwelt, Gesund- setzung an der Universität Osnabrück. Bochum: Pro- heit und Verbraucherschutz. (2005). Umweltmanange- jekt Verlag. ment an Hochschulen. Abgerufen am 27. April 2018 von http://netzwerk-n.org/wp-content/uploads/2017/04/ StMUV-2005-Umweltmanagement-an-Hochschulen.pdf Delakowitz, B. et. al. (2005). Vom operativen Umwelt- management zum Leitmotiv „nachhaltige Entwicklung“. Das Beispiel der Hochschule Zittau/Görlitz. In Umwelt- management an Hochschulen: Nachhaltigkeitsperspek- tiven, Leal Filho, W. & Delakowitz, B. (Hrsg.). Frankfurt am Main: Peter Lang GmbH. Institut für Hochschulentwicklung. (2018). Hochschu- len in Deutschland mit EMAS oder ISO 14001. Abgeru- fen am 30. April 2018 von https://his-he.de/portale/ nachhaltige-entwicklung/emasiso/ Kummert, K. et al. (Hrsg.), Nachhaltiges Facility Manage- ment I, Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013 Leal Filho, W. et al. (2017). Identifying and overcoming obstacles to the implementation of sustainable develop- ment at universities. Journal of IntegratIve envIronmental ScIences. Vol 14, No. 1, 93-108. Abgerufen am 15. Januar 2018 von http://www.tandfonline.com/doi/pdf/10.1080 /1943815X.2017.1362007?needAccess=true Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion) 23
Themenfelder Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion) 25
Themenfelder Nachhaltige Hochschulentwicklung ist eine dynamische dem mit den Forderungen des Kreislaufwirtschaftsge- Entwicklung, die durch Akteur*innen an Hochschulen, setzes, insbesondere § 45 („Pflichten der öffentlichen Verwaltung und verschiedenen Anspruchsgruppen sowie Hand“) einher gehen und die Langlebigkeit, Reparatur- Partner*innen in der Gesellschaft vorangetrieben wird. freundlichkeit und Wiederverwendbarkeit oder Ver- Die folgenden Inhalte zeigen daher eine Momentauf- wertbarkeit von Produkten berücksichtigen. Außerdem nahme und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. fordert eine rechtskonforme Beschaffung Produkte und Dienstleistungen, die im Vergleich zu anderen Erzeug- nissen weniger oder schadstoffärmere Abfälle erzeu- Nachhaltige Beschaffung gen.18 In der Vergabeverordnung (VgV) ist darüber hi- Betroffener Personenkreis naus seit 2016 geregelt, dass in den Leistungs- und Dieser Beitrag des Leitfadens richtet sich an zentrale Funktionsanforderungen umweltbezogene Aspekte als und dezentrale Beschaffer*innen, Einkäufer*innen, Auftragsgegenstand Berücksichtigung finden sollten. bspw. Sekretär*innen und Personen, die im Rahmen Es ist anzumerken, dass die Umweltkriterien mit dem ihrer Hochschulangehörigkeit und -tätigkeit Produkte, Auftragsgegenstand in Verbindung stehen und verhält- Waren und Dienstleistungen ausschreiben und be- nismäßig zum Auftragswert und Beschaffungsziel sind, schaffen (einkaufen). Angesprochen sind auch Mit- wodurch wiederum eine Relativierung erfolgt. arbeiter*innen der akademischen Administration im Zuständigkeitsbereich der Mittelvergabe wie etwa De- Umweltbezogene Anforderungen dürfen und sollten kanatsrät*innen. auch an den Herstellungsprozess sowie den Lebens- zyklus (Produktions- und Lieferkette) gestellt werden. Relevanz Die Anforderungen an Nachhaltigkeit müssen sich dabei Bei der Beschaffung von Materialien, Produkten und nicht in materiellen Eigenschaften vom Auftragsgegen- Dienstleistungen berücksichtigen nachhaltigkeitsori- stand niederschlagen und können mit definierten Pro- entierte Hochschulen zunehmend umweltbezogene, duktkriterien und -zertifikaten in Verbindung stehen.19 soziale und ethische Aspekte als wichtige Entschei- Hochschulen sollten daher in Prozessen der Bedarfser- dungskriterien.13 Waren und Leistungen sollten dem- mittlungen und -planungen sowie für Ausschreibungen nach umwelt-, sozialverträglich, abfallarm, recycelt oder und Auftragsvergaben Kriterien für eine nachhaltige Be- recycelbar, aus nachwachsenden Rohstoffen, energie- schaffung definieren und diese bspw. in einer internen effizient, klimaneutral, fair, regional oder biologisch er- Beschaffungsrichtlinie festschreiben. Denn vergabe- zeugt, transportiert und gehandelt sein.14 rechtlich wird nur geregelt, wie das Verwaltungsverfah- ren einer Beschaffung ablaufen muss und nicht wel- Relevant ist die nachhaltige Beschaffung an Hoch- che Produkte und Leistungen beschafft werden sollen. schulen, da aktuelle Entwicklungen zeigen, dass die Erfüllung von Nachhaltigkeitskriterien ein Maßstab zur Ökonomisch relevant kann nachhaltige Beschaffung Bewertung und Entscheidung für den Einkauf von Pro- sein, wenn in den Leistungsbeschreibungen und Zu- dukten und Dienstleistungen ist.15 schlagskriterien konkrete Nachhaltigkeitskriterien de- finiert sind und demzufolge ausschließlich Angebote Rechtliche Relevanz hat eine nachhaltige Beschaffung eingehen, die diese Kriterien erfüllen. Auch wenn dar- und die damit verbundene Einhaltung von Umwelt- aufhin das kostengünstigste Angebot den Zuschlag er- und Energieeffizienzkriterien sowie Grenzwerten ins- hält, wird der Anspruch an die Nachhaltigkeit erfüllt.20 besondere bei energieverbrauchsrelevanten Produkten Werden dennoch konventionelle mit nachhaltigen Er- und Dienstleistungen.16 17 Nachhaltige Beschaffung an zeugnissen/Dienstleistungen verglichen, können letz- Hochschulen muss nach rechtlicher Relevanz außer- tere gegenüber ersteren zunächst teurer sein. Das Mehr an Nachhaltigkeitsleistung kann aber partiell die Mehr- 13 Vgl. Bundesministerium für Arbeit und Soziales, 2011, S. 6-8 kosten rechtfertigen. Höhere Kosten können bei mate- 14 Vgl. Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (Hrsg.), 2017, S. 6; 19 15 Vgl. Fraunhofer-Gesellschaft, Helmholtz-Gemeinschaft, Leibniz-Gemeinschaft (Hrsg.), 2016, S. 2 18 Siehe Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, 20.7.2017 I 2808, KrWG, 16 Vgl. Umweltbundesamt (Hrsg.), 2016, S. 26; 27 § 45 17 Siehe Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, 18.7.2017 I 2745, VgV, 19 Vgl. Umweltbundesamt (Hrsg.), 2017, S. 19 § 67 20 Vgl. Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (Hrsg.), 2017, S. 16; 91 26 Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion)
riellen und technischen Produkten zumeist einmalig bei • Papierprodukte (z. B. Druck-, Kopier-, Pressepapier der Erstanschaffung entstehen. In der Nutzungsphase u. -erzeugnisse) sind die Verbrauchskosten von nachhaltigen Erzeug- • Schädlingsbekämpfung (z. B. Pestizide, Herbizide) nissen oftmals geringer, da sich dann Einsparpoten- • Streumittel tiale z. B. von Energie, Abfall und Verbrauchsmitteln • Strom bemerkbar machen. Durch nachhaltige Beschaffung lassen sich demnach in der Nutzungsphase unmittel- Gesundheitlich relevant kann nachhaltige Beschaffung bare Preisvorteile erzielen, zum Beispiel durch Recyc- sein, da bspw. durch emissionsarme Drucker und Ko- lingpapiere, Nachfüllpackungen oder wiederaufberei- pierer das Raumklima verbessert und die Gesundheit tete Tinten- und Tonerkartuschen. von Beschäftigten geschont werden.24 Durch die Langlebigkeit nachhaltiger, hochwertiger Ma- Sozial und gesellschaftlich relevant ist eine nachhal- terialien kann zudem die Nutzungsphase verlängert tige Beschaffung, da gerade Hochschulen eine wich- werden wodurch sich Kosten für kurzfristigere Neuan- tige Vorbildfunktion für ihre Angehörigen und für die schaffungen reduzieren.21 Dass nachhaltige Produkte Gesellschaft insgesamt einnehmen.25 Informierte und über den Lebenszyklus betrachtet kostengünstiger sein beteiligte Studierende, Beschäftigte und externe Part- können als konventionelle Varianten, belegt auch eine ner*innen sind außerdem wichtige Multiplikator*in- von der Stadt Berlin veröffentlichte Studie bei 10 von 15 nen innerhalb einer Hochschule und darüber hinaus Produktgruppen. Dazu gehörten u. a. Bürobeleuchtung, im privaten, beruflichen und gesamtgesellschaftlichen Computer, Gebäude, Kopier- und Druckpapier, Multi- Leben. Schließlich kann das Image und Eigenmarketing funktionsgeräte und Reinigungsmittel.22 Eine hohe Re- einer Hochschule gestärkt werden, was z. B. Standort- levanz sollten nachhaltig beschaffende Hochschulen vorteile und stabile Studierendenzahlen mit sich brin- laut Bundesministerium des Inneren (BMI) zudem auf gen kann.26 folgende Produktgruppen legen, die unter Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien (wie dem Blauen Engel, Eine nachhaltige Beschaffung unter Berücksichtigung Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft (FSC)) eingekauft von Lebenszykluskosten von Materialien, Produkten werden können:23 und (Dienst-) Leistungen, kann zusammenfassend mittel- und unmittelbar für die Umweltauswirkungen, • Bekleidung und Textilien (z. B. Arbeitsbekleidung Gesundheit und Wirtschaftlichkeit einer Hochschule für technisches Personal) relevant sein. Wenn Hochschulen zukünftig ihre nach- • Beleuchtung (z. B. LED- Leuchtmittel Innen- und haltige Beschaffung steigern und dadurch einen men- Außenbereich) genmäßigen Absatz, d. h. die Nachfrage, von nachhalti- • Betriebsmittel (z. B. Schmierstoffe, Lösemittel) gen Produkten und Dienstleistungen erhöhen, könnten • Bürobedarf (z. B. Stifte...) dadurch Preise sinken, die bisher wegen geringen Ab- • Büroeinrichtung (z. B. Tische, Stühle, Schränke, Regale) satz höher waren als bei stark nachgefragten konven- • Bürogeräte (z. B. Drucker, Kopierer und Zubehör) tionellen Waren und Leistungen.27 Eine verstärkte Nach- • Fuhrpark (z. B. Dienst-Kfz) frage der Hochschulen nach nachhaltigen Erzeugnissen • Gartenbaugeräte und -maschinen und Dienstleistungen kann somit relevant sein, mit- • Gas (z. B. zur Wärmeversorgung) tel- und langfristige Produktions- und Konsumtrends • Händetrocknungssysteme nachhaltig zu ändern.28 • Hygiene- und Reinigungsartikel (z. B. Seifen, Toilet- tenpapier...) Festzuhalten ist aber auch, dass viele Hochschulen • Informations- und Rechnertechnik (z. B. Computer, bei der Beschaffung eingeschränkte Gestaltungs- und Monitore, Notebooks) Entscheidungsspielräume haben, da in mehreren Bun- • Lacke, Farben, Klebstoffe desländern die Beschaffung teilweise zentralisiert und • Lebensmittel und Catering (z. B. Kaffee, Tee, Milch, die diesbezügliche Hochschulautonomie dadurch be- Snacks) schränkt ist (vgl. auch Anhang: Recherche HIS-Institut). 24 Vgl. Umweltbundesamt (Hrsg.), 2016, S. 13-14 21 Vgl. Umweltbundesamt (Hrsg.), 2016, S. 13-14 25 Vgl. Umweltbundesamt (Hrsg.), 2016, S. 15 22 Vgl. Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (Hrsg.), 2017, S. 17 26 Vgl. Umweltbundesamt (Hrsg.), 2016, S.13 23 Siehe Bundesministerium des Inneren – Beschaffungsamt – Kompetenzstelle für nach- 27 Vgl. Umweltbundesamt (Hrsg.), 2016, S. 13-14 haltige Beschaffung, 2017 28 Vgl. Europäische Kommission, 2011, S. 38 Nachhaltigkeit im Hochschulbetrieb (Betaversion) 27
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