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DAS MAGAZIN NUTZEN N U T Z E N _ 0 1/ 20 20 _ M A G A Z I N DER DRUCK- UND MEDIENVERBÄNDE MODE MAKES THE WORLD GO ROUND BurdaStyle: „Print ist in unseren Augen unersetzlich“ Wirtschaftliche Situation der Branche Verbände kämpfen für die Freiheit der Werbung Branche stark im Klimaschutz AUSGABE 01/2020
NUTZEN Welcher Visitenkarten-Typ sind Sie? Erstellen Sie jetzt kostenlos Ihre individuellen Visitenkarten: www.wir-leben-papier.de 2 // 0 1 / 2 0 2 0
EDITORIAL Nichts transportiert Moden, Trends und Lifestyle so gut wie Print. Millionen Leserinnen und Leser greifen deshalb regelmäßig zu einer Zeitschrift. Foto: shutterstock.com/Gorlov-KV was wäre die Mode ohne Print? Ohne Magazine, digitale Kommunikation setzen und öffentlich Poster, Anzeigen, Prospekte, Werbebeilagen, kundtun, das sei besser fürs Klima. Denen teilen Mailings, großartig dekorierte Läden und zug- wir mit, dass ihre Rechnung völlig unfundiert kräftige Produktpräsentationen? Und weil Print ist, und fordern sie auf, Print nicht als umwelt- wirkt, versenden selbst Online-Händler gedruck- schädlich zu stigmatisieren. te Kataloge, Gutscheine oder Postkarten an ihre Kunden – natürlich individualisiert und damit Ganz aktuell gehen wir gegen das Anliegen des besonders erfolgreich. Der Digitaldruck macht's Vereins „Letzte Werbung e. V.“ vor. Dieser Ver- möglich. Gleichzeitig dreht sich das Geschäft mit band fordert die Politik auf, nicht adressierte TITELBILD: CATWALKER – SHUTTERSTOCK.COM der Mode immer schneller – auch dank des Tex- Briefkastenwerbung zu untersagen, wenn der tildrucks, ebenfalls digital. So gehen deutsche Briefkasten nicht deutlich mit einem Aufkleber Firmen wie Marcain oder Spreadshirt technisch „Werbung erwünscht“ gekennzeichnet ist. Be- völlig neue Wege, setzen neue Maßstäbe und gründet wird die Forderung mit unfundierten davon profitiert auch die Druckindustrie. Behauptungen. Selbstverständlich haben sich die Verbände ebenfalls an die Politik gewendet. Weniger erfreulich ist die „Mode“, bedrucktes Mehr dazu auf den Seiten 32 und 33. Papier als Umweltsünde an den Pranger zu stel- len. Mit der Verbandsinitiative „Greenprinting Wir wünschen Ihnen eine angenehme Lektüre. statt Greenwashing“ sind wir seit zwei Jahren Unternehmen auf der Spur, die sich „der Umwelt Herzlichst, Ihre Geschäftsführer der Druck- und zuliebe“ von Print abwenden, stattdessen auf Medienverbände 0 1 / 2 0 2 0 // 3
NUTZEN INHALT TITELTHEMA: MODE IN 08 — MODE MAKES THE 32 — DRUCK AUF BERLIN HA WORLD GO ROUND UND BRÜSSEL Wachstumsmarkt Bekleidung Verbände kämpfen für die Freiheit der Werbung Trendsetter Magazine „Print ist in unseren Augen LT unersetzlich“ Die Druck- und Medien- verbände vertreten die Interessen der deutschen Druck- und Medienwirt- IMPRESSUM schaft auf allen politischen HERAUSGEBER: Bundesverband Druck und Medien e. V. (Dr. Paul Albert Deimel) und technischen Ebenen. Friedrichstraße 194–199, 10117 Berlin Regional, national, Tel: (0 30) 20 91 390, Fax: (0 30) 20 91 39 113, E-Mail: info@bvdm-online.de international. Und sie unterstützen die VERANTWORTLICH: Bettina Knape, Lena Renz Betriebe auf sämtlichen REDAKTIONSTEAM UND TEXTE: Kathrin Duschek, Melanie Erlewein, Cordula Hofacker, Feldern ihrer Geschäfts- Bettina Knape, Gwendolyn Paul, Lena Renz, Marian Rappl, Antje Steinmetz, Katrin tätigkeit. Praxisnah, Stumpenhausen persönlich, kompetent. LAYOUT: Verena Rembeck, Marina Kuhn, Verband Druck und Medien Bayern e. V. DRUCK: Schleunungdruck GmbH Eltertstraße 27, 97828 Marktheidenfeld, Tel: (0 9391) 6005 0, Fax: (0 9391) 6005 90 GEDRUCKT AUF: GardaMatt Art 135 g/qm (Innenteil) und 250 g/qm (Umschlag), geliefert von Carl Berberich GmbH ANZEIGEN: Bundesverband Druck und Medien e. V. 4 // 0 1 / 2 0 2 0
NUTZEN INHALT 03 — EDITORIAL Herzlich willkommen zum neuen NUTZEN 06 — PRINT KOMMT AN Käufer, Leser, Werbeträger 14 — WIRTSCHAFT Bericht zur Situation der Branche 16 — KOMPETENZEN 4.0 Neue Kompetenzen in der Seite 16 Druckindustrie erforderlich 21 — NÜTZLICH 18 — DIE FIRMA Wissenswertes für die Betriebsführung 6 Millionen Mal Mode on Demand 24 — FACHKRÄFTESICHERUNG 20 — PRINT-TRENDS Mit Bildung hoch hinaus Traum(a) Tapeten Druckfrisch – Seminare 2020 Wir hoffen, dass Ihnen die zwölfte Ausgabe des Seite 26 Magazins der Druck- und Medienverbände gefällt und es Ihnen NUTZEN 26 — DIE PROFIS bringt. Möchten Sie uns Kompetenzen und Kooperationen Feedback geben, Kritik machen uns stark äußern oder Anregungen mitteilen? 30 — UNTERWEGS MIT ... Auf der Suche nach dem richtigen Schreiben Sie uns an Mehrwertsteuersatz nutzen@bvdm-online.de 34 — NACHHALTIGKEIT Wir freuen uns auf Ihre Stark für den Klimaschutz Rückmeldungen! 36 — KURZMELDUNGEN Informationen aus den Verbänden 38 — TERMINE CO2-LOGO Regionale, nationale und inter nationale Branchenveranstaltungen Seite 30 0 1 / 2 0 2 0 // 5
NUTZEN Print kommt an PRINT KOMMT AN Print sorgt für Umsatz, Einschaltquoten, Käufer, Wähler, 76 % Gäste, Marktanteile, Mieter, Nutzer und Besucher. Und die deutschen Druck- und Medienunternehmen gehören zu der Deutschen halten Tages- den modernsten weltweit: Qualität und Geschwindigkeit der zeitungen für glaubwürdig. hiesigen Produktionen sind auf höchstem Niveau – von Die Informationen in sozialen Auflage 1 im Digitaldruck bis zur Millionenauflage im Offset. Netzwerken halten die Deut- schen größtenteils für wenig glaubwürdig (Youtube: 19 %, Twitter: 8 %, Facebook: 7 %, Instagram: 4 %). Fashion Outlet 28,4 % Um 12 % steigt der durchschnittliche der Leser fin- den Werbung Bestellwert, wenn in Anzeigen- Onlineshops posta- blättern kauf- lische Mailingaktionen anregend. In einsetzen. 56,1 Apps sind es lediglich 8 %. MILLIONEN Menschen lesen regelmäßig eine gedruckte Zeitung. 6 // 0 1 / 2 0 2 0
NUTZEN PRINT KOMMT AN 1 STUNDE 30 MINUTEN verbringen Traditionals durchschnittlich pro Tag mit dem Schmökern in Zeitschrif- ten und Zeitungen, 1 Stunde 12 Minuten die Baby Boomers, 1 Stunde die Generation X, 48 Minuten die Millennials und 36 Minuten die Generation Z (ab 1995 Geborene). Um 4,6 % legte 2019 der Buchhandlung Umsatz mit Kinder- und Jugend- büchern zu. Der Umsatz mit Rat- gebern stieg um 3 %. Um 1,4 % stieg 2019 der Umsatz auf dem 4,9 % 29,9 Buchmarkt. mehr Umsatz verzeichneten Sachbücher im Jahr 2019. MILLIONEN Menschen kauften 2018 mindestens ein Buch, 2012 waren 61 % der Zeitungs- nutzer lesen jeden Rei- es 29,6 Millionen seteil ihrer regionalen Menschen gewesen. Tageszeitung. 59 % pla- nen damit ihre Ferien. 22 % der Bevölkerung regen Postwurfsendungen zum Kauf an. Werbung auf Webseiten zieht nur bei 8,8 %. ZUSAMMENSTELLUNG: BUNDESVERBAND DRUCK UND MEDIEN; SHUTTERSTOCK.COM 0 1 / 2 0 2 0 // 7
NUTZEN MODE MAKES THE WORLD GO ROUND Man kann nie zu gut gebildet oder zu gut gekleidet sein.“ Oscar Wilde M ode gab es praktisch schon immer. Wer es sich leisten konnte, trug in der Antike wal- lende Gewänder. Frauen in Griechenland hatten langes Haar in Löckchen oder eine Melonenfrisur. Im Mittelalter war die Männermode besonders prächtig und vor allem Schuhe spielten eine außergewöhnliche Rolle. So schrieb eine Verord- nung eine standesgemäße Schuhlänge vor: Je reicher oder blaublütiger der Träger, desto länger mussten die Schuhe sein – selbst wenn sie dafür mit Baumwolle oder Moos ausgestopft wurden. So kam auch das Sprichwort „auf großem Fuße leben“ auf. Als „Modejournale“ dien- ten am Anfang Skulpturen, Wand- und Gefäßmalereien oder Münzporträts, später Gemälde – ein Beleg dafür, dass Stile und Bräuche recht dauerhaft waren. Heute ist natürlich alles ganz anders. Moden sind schnelllebig und die Taktung nimmt stetig zu. Noch in den Neunzigern lohnte es sich schlicht nicht, stän- dig in dieselben Geschäfte zu rennen: Die Kollektionen dort waren über Monate immer dieselben. Im Sommer wurden die Sachen im Schaufenster oft von Folien geschützt, damit sie nicht vergilbten – heute eine absur- de Vorstellung, sind die gerade noch brandneuen Teile doch buchstäblich rasch wieder weg vom Fenster. Nicht zuletzt dank des modernen Textildrucks. So bringt die Firma Zara zum Beispiel 24 neue Kollektionen pro Jahr in die Läden, H&M zwischen 12 und 16. Und die Mode für alle gibt es schon lange nicht mehr. Gesellschaft- liche Gruppen, Einkommensklassen, Altersgruppen werden von Kreativen, Modemachern und Industrien ganz unterschiedlich bedient, die Vielfalt ist so groß wie nie und die Möglichkeiten der Individualisierung sind unendlich. » 0 1 / 2 0 2 0 // 9
NUTZEN MODE MAKES THE WORLD GO ROUND Dabei wäre es zu kurz gesprungen, beim Thema Mode nur an Kleidung zu denken. Auch Autos, Wohnungsein- richtungen, Geschirr, Bettwäsche und Uhren gehen mit der Mode. Und stets sitzt die Druckindustrie mit im Boot. Denn wurden früher Muster gewebt, gemalt, gespritzt, graviert oder montiert, so werden sie heute immer öfter gedruckt. Was noch vor ein paar Jahren standardmä- ßig im Einheitslook daherkam, zum Beispiel Wasch- beckenstöpsel, zeigt sich heute für ein paar Euro mehr mit Strandmotiven, Babyfotos, Blumenwiesen, einem lustigen „Moin Moin“ oder – ganz groß im Rennen – Katzenporträts. Steht nicht jeder drauf, aber wenn die Mode danach fragt: Drucker machen’s möglich. Wachstumsmarkt Bekleidungsindustrie Prangten noch vor gut einem Jahr Blümchen, Tarnmus- die Hemden von früher aus dem Schrank, die anderen ter oder Tropenmotive auf den Klamotten der Mode- stürmten in die Läden. Für 2020 sind dagegen Giftgrün, bewussten, sah es 2019 schon wieder ganz anders aus. Signalorange, Knallgelb und Textmarkerblau angesagt: Paisley war zurück. Die alten Prince-Fans holten einfach Neonfarben brachten die Laufstege von New York bis Paris bereits zum Leuchten und gehören zu den wich- tigsten Style-Tendenzen im kommenden Jahr. Aber auch Folklore steht – zumindest bei den Damen – wieder hoch im Kurs. Dabei sind Stoffe oft nicht mehr gefärbt, sondern bedruckt. Ob T-Shirts, Blusen, Hosen, Jacken, Pullover oder Sweatshirts – die Möglichkeiten des Textildrucks beflügeln Modehäuser und Designer. Damit lassen sich schnell und vergleichsweise kostengünstig neue Kollektionen mit neuen Farben und Mustern produ zieren und die Qualität reicht an fotorealistische Prints heran. Permanent neue Angebote ließen den Umsatz der Bekleidungsindustrie in Deutschland in den vergan genen fünf Jahren um knapp zehn Prozent auf rund 64 Milliarden Euro ansteigen. Nach vorläufigen Berechnungen des bvdm lag der Produktionswert für den Textildruck im Jahr 2019 bei gut 30 Millionen Euro. 1 0 // 0 1 / 2 0 2 0
NUTZEN MODE MAKES THE WORLD GO ROUND ©KarlLagerfeld Modezeitschriften haben sich dank Fotografie und moderner Drucktechniken im Laufe der Zeit sehr verändert. Mit den neuen Drucktechniken wird vor allem die Produktion kleiner Auflagen bis hin zu individuellen Stücken immer populärer, für Vereine, Firmen und Privatpersonen. Das ist vor allem ein Markt für die On- cken mit der neuesten exklusiven Damenmode setzten line-Anbieter. Bei PrintPlanet ist ein mit dem Online- sie schon frühzeitig qualitative Maßstäbe für den gesam- Konfigurator selbstgestaltetes Sweatshirt innerhalb von ten Zeitschriftenmarkt, so auch für die konkurrierenden 24 Stunden versandfertig. Spreadshirt bietet darüber Blätter Harper’s Bazaar und Elle. Und das gilt auch für die hinaus Motive von Designern an und druckt in 18 Län- Qualität des Drucks. Mindestens der halbe Heftumfang dern auf beinahe alles, auch auf Unterwäsche. der internationalen Modemagazine besteht aus Werbe- anzeigen und Promotions internationaler Hersteller von Markenmode und Kosmetik. Diese Produkte müssen in Trendsetter Magazine den Heften optisch so ansprechend und hochwertig wirken, dass die Zielgruppe, wohlhabende Kundinnen Die ersten Modezeitschriften gab es bereits Ende des ab etwa 29 Jahren, sich für sie interessiert – und kauft. 18. Jahrhunderts in Paris. Die Galerie des Modes und der Courrier des Modes präsentierten modebewussten Auch Männer setzen auf Mode und Livestyle Damen und Herren Beschreibungen und detailgetreue Das mit Abstand bekannteste Männermagazin ist die Abbildungen dessen, was in Paris getragen wurde. Mit GQ (Gentlemen’s Quarterly). In den monatlich erschei- dem Entstehen von Verlagen und Druckereien in E uropa nenden Ausgaben geht es hauptsächlich um Mode und und den USA fing auch der Zeitschriftenmarkt in Sachen Lifestyle und dazu gehören auch neue Autos, moderne Mode an zu boomen. Und bis heute sind Modemagazi- Technik und hochwertige Uhren. Erstaunlicherweise ne weltweit das A und O, wenn man up to date sein will, haben es die international erfolgreichen Konkurren- welche neueste Klamotte in und was in der Mode „on ten wie Esquire (USA), Fantastic Man (Niederlande) und vogue“ ist. Die wohl berühmteste Zeitschrift, die VOGUE, VOGUE Hommes International (Frankreich) nie wirklich erschien erstmals 1892 in den USA. auf den deutschen Markt geschafft. Das Magazin Men’s Health dagegen ist neben seiner enormen Popularität in Maßstab im Zeitschriftenmarkt Deutschland auch international sehr beliebt. Mit über Bis heute ist es eine Auszeichnung für Models, Mode- 18 Millionen Lesern und 31 verschiedenen Ausgaben hat schöpfer und Fotografen, wenn sie in der VOGUE veröffent- sich die Zeitschrift zum verbreitetsten Männermagazin licht werden. So haben Irving Penn, Adolphe de Meyer, der Welt entwickelt. Die monatliche deutsche Ausgabe Edward Steichen, Man Ray, George Hoyningen-Huene, der Men’s Health gibt es bereits seit 1996. Horst P. Horst, Helmut Newton, Peter Lindbergh, Peter Auch wenn es bei den Herren etwas mehr um Trends Beard und Karl Lagerfeld für das Magazin gearbeitet und und Lifestyle geht als in den Modemagazinen für die es geprägt. Mit ihren aufwendig inszenierten Fotostre- Damen – bei einem Thema sind sich beide Lager in jedem Frühjahr einig: Wie schafft man es bis zum Som- mer zur Strandfigur? Dass es mit dem Lesen allein leider nicht getan ist, zeigt sich dann mitunter spätestens im Urlaub am Beckenrand. » 0 1 / 2 0 2 0 // 1 1
NUTZEN MODE MAKES THE WORLD GO ROUND „Print ist in unseren Augen unersetzlich“ BurdaStyle bündelt als Medienunter- nehmen für Mode, Lifestyle und Enter- Frau Kampp-Wirtz, vor mehr als 70 Jahren erschie- tainment die Marken Bunte, Elle, Elle nen die ersten Print-Ausgaben Ihrer Zeitschriften Decoration, Freundin, InStyle, Harper’s Bunte und Freundin. Elle und InStyle sind auch schon mehrere Jahrzehnte auf dem Markt. Warum Bazaar und künftig auch Esquire. CEO gibt es die Magazine der BurdaStyle auch heute Manuela Kampp-Wirtz spricht mit noch in gedruckter Form? NUTZEN über die große Bedeutung Magazine wird es immer geben! Mehr als sieben Mil- von Print für ihre Titel und über die lionen Menschen lesen regelmäßig unsere Zeitschrif- Kampagne „Print macht stark“. ten. Magazine sind etwas Wunderbares und Zeitloses! Angefangen bei der Haptik, dem Gefühl der Ent- schleunigung, das sie vermitteln, und den hochwer- tig aufbereiteten Geschichten bis zu den opulenten Fotostrecken. Unsere Redakteure kreieren wertvolle Inhalte, kuratieren beispielsweise in der Mode aus einer Fülle von Produkten die trendigsten Stücke und bieten so eine perfekte Orientierung im Mode-Dschun- gel. Und weil auch unsere Leser Print nach wie vor sehr schätzen, erhöhen wir die Frequenz einiger unse- rer Titel, unter anderem der Sonderhefte Elle Traveller, Elle Accessoires, Bunte Gesundheit sowie unseres neu gelaunchten Magazins InStyle Mini&Me für stylishe Mütter und Kids. Unser Glaube an Print und Magazine ist ungebrochen. 2020 bringen wir zudem die Männer- Marke Esquire auf den deutschen Markt. Die BurdaStyle-Marken sind auch in der digitalen Welt vertreten. Welche Chancen bietet Ihnen die Digitalisierung für Ihre Markenwelt? Wir sind mit allen unseren Marken digital vertreten und erreichen über die Online-Auftritte f reundin.de, elle.de, instyle.de und harpersbazaar.de mehr als acht Millionen Nutzer. Durch das starke Engagement unse- Manuela Kampp-Wirtz, CEO BurdaStyle rer Marken in den sozialen Medien aktivieren wir zu- sätzliche Zielgruppen und bringen sie so mit unseren Marken in Verbindung. Darüber hinaus eröffnet die Digitalisierung neue Erlösmöglichkeiten, beispiels- weise im Bereich E-Commerce. 1 2 // 0 1 / 2 0 2 0
NUTZEN MODE MAKES THE WORLD GO ROUND Wie wichtig ist E-Commerce für Ihre Marken? E-Commerce ist ein wichtiger Teilbereich unseres Unser Glaube an Markenangebots und wird stetig weiter ausgebaut. An den Online-Marktplatz von InStyle, „InStyle Shop- Print und Magazine it“, sind beispielsweise bereits mehr als 150 Partner- ist ungebrochen.“ shops angeschlossen, Tendenz steigend. Das Konzept haben wir auch für Elle und Freundin übernommen. Manuela Kampp-Wirtz, CEO BurdaStyle So kann man auch auf elle.de und freundin.de aus- gewählte Trendteile direkt shoppen, ohne die Web seiten verlassen zu müssen. f eaturen sie und ihre Styles in unseren Magazinen. Welche Kanäle sind für Sie im Online-Bereich am Für Influencer ist es häufig ein Ritterschlag, in einem wichtigsten? unserer Magazine zu erscheinen. Im Rahmen unserer Neben unseren eigenen Webeiten sicherlich die Mar- Ereignisplattformen kooperieren wir sehr intensiv ken-Auftritte auf Instagram, Facebook und Pinterest. mit Influencern. Die Marken der BurdaStyle werden heute crossme- Mit Ihrer Kampagne „Print macht stark“ weist Burda dial als Magazine, auf Online-Portalen, über Social auf die Vielfalt von Print hin und betont den Stellen- Media, über mobile Endgeräte und im Bewegtbild wert von Journalismus in unserer Gesellschaft. Wie inszeniert. Welche Rolle spielen Ihre Printmagazine kam es zu dieser Kampagne und was ist ihr Anliegen? in diesem Medienmix? Mit der Kampagne „Print macht stark“ möchten wir Wir bauen ganze Erlebniswelten rund um unsere ein Zeichen für den hohen Stellenwert von Journa- Marken. Dazu gehören neben den genannten Kanälen lismus in unserer Gesellschaft setzen. Leider infor- zahlreiche Ereignisse wie die Beauty-Messe „Bunte mieren sich heutzutage viel zu viele Menschen über Beauty Days“ für Konsumenten oder die „InStyle aktuelles Weltgeschehen in den sozialen Massen- Lounge“, eine begehrte Fashion-Plattform für Kunden medien und finden dort allzu oft ungeprüfte Halb- und Influencer. Die Basis unserer Projekte und Aktivi- wahrheiten vor. Wir finden deshalb, dass es Zeit ist täten ist und bleibt jedoch Print. für ein öffentliches Bekenntnis zum Journalismus der Verlage. Print ist in unseren Augen unersetzlich Gerade im Bereich Mode gibt es mit Blogs und für die Stabilität unserer Gesellschaft. Print steht für Social-Media-Kanälen eine Vielzahl an Angeboten hochwertige, glaubwürdige journalistische Inhalte und Inhalten im Netz. Macht Ihnen diese Art von und nicht nur für bedrucktes Papier. Journalistische Konkurrenz das Leben schwer? Inhalte sind belastbare Informationsquellen. Sie kön- Viele unserer Redakteure sind selbst erfolgreich nen Menschen zuverlässig informieren, ihnen neue mit Posts und Stories auf Instagram und teilen ihre Blickwinkel aufzeigen, sie begeistern und inspirieren. Leidenschaft für den Job mit ihren Fans und Follo- Sie bestärken Menschen darin, frei zu denken, Neues wern. Sie tauschen sich auch mit Influencern aus und zu entdecken und Chancen zu nutzen. 0 1 / 2 0 2 0 // 1 3
NUTZEN WIRTSCHAF T Wirtschaftliche Situation der Branche Der aktuelle Branchenbericht des Bundesverbandes Zudem setzte sich der Preisanstieg bei grafischen Pa- Druck und Medien (bvdm) zeigt, dass sich die wichtigs- pieren fort, verlor allerdings im Vergleich zum Vor- ten Konjunkturindikatoren der Branche im ersten jahreshalbjahr an Dynamik. Während die Erzeuger- Halbjahr 2019 schwächer als im Vorjahreszeitraum ent- preise für Zeitungsdruckpapier um durchschnittlich wickelten. Allerdings setzte sich der Anstieg der Ver- 9,2 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2018 stie- kaufspreise für Druckerzeugnisse fort. gen, legten die Preise für andere grafische Papiere um Die deutsche Druck- und Medienindustrie konnte die durchschnittlich 5,2 Prozent zu. konjunkturelle Schwächephase, in der sie sich seit 2018 befindet, auch im ersten Halbjahr 2019 nicht überwin- Durchwachsene Aussichten für 2019, den. So entwickelten sich die wichtigsten Konjunkturin- Geschäftsklimaindex stimmt zuversichtlich dikatoren in den ersten sechs Monaten des Berichtsjahres Auf Jahressicht deutet die Entwicklung der Konjunktur- schlechter als im Vorjahreszeitraum. Während die Pro- indikatoren auf keine Trendwende hin. So sanken im duktion von Druckerzeugnissen saison- und kalenderbe- dritten Quartal 2019 sowohl die Produktion als auch reinigt um durchschnittlich 5,1 Prozent zurückging, fiel der nominale Umsatz um durchschnittlich 6,4 Prozent der nominale Umsatz um durchschnittlich 2,8 Prozent. und 3,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Trotz dieser Jahresaussichten entwickelte sich der monatlich Moderater Anstieg der Verkaufspreise berechnete ifo-Geschäftsklimaindex der Druck- und setzt sich fort Medienindustrie zuletzt positiv und verzeichnete im Druckereien konnten die Preise für ihre Leistungen Oktober im Vergleich zum Vormonat einen deutlichen Anzeige moderat erhöhen. Das Plus im ersten Halbjahr 2019 betrug im Mittel 1,3 Prozent. Somit steigen die Preise Anstieg von 7,4 Prozent. Ob dieser Hoffnungsschimmer allerdings eine Trendwende für das kommende Jahr an- für Druckerzeugnisse seit mittlerweile 18 Monaten. deutet, bleibt zum jetzigen Zeitpunkt noch abzuwarten. Entwicklung der Verkaufspreise für Druckereileistungen (insgesamt und nach Sparten), Januar 2016 bis Juni 2019 Veränderung zum Vorjahr (Prozent) 6 5 4 Quelle: Statistisches Bundesamt; Berechnungen: bvdm 3 2 1 0 -1 Druckindustrie (insgesamt) Drucken von Zeitungen Drucken sonstiger Erzeugnisse -2 Druck- und Medienvorstufe Druckweiterverarbeitung -3 2016 2017 2018 2019 1 4 // 0 1 / 2 0 2 0
NUTZEN WIRTSCHAF T S T E I N I E N D ER W A C HS O FF C H S T NA ROH Kann man einen Liebesbrief per Mail versenden? Natürlich. Wenn einem das Ergebnis nicht besonders wichtig ist. Aber Hand aufs Herz: Wer würde die beginnende Romanze schon der drohenden Gefahr einer Delete-Taste aus- setzen wollen? Es liegt einfach auf der Hand: Papier ist und bleibt auch in Zeiten von Touch-Displays die sinnlichste Wahl, die Botschaft mit Emotionen aufzuladen. Als Papierliebhaber würden wir zwar nicht so weit gehen, Haptik mit Erotik gleichzusetzen. Aber ganz eindeutig mit Charme. Der einem mit nachhaltig ausgewähltem Papier niemals ausgehen wird. berberich-papier.de LEIDENSCHAFT. 0 1 / 2 0 2 0 // 1 5
NUTZEN KOMPETENZEN 4.0 Neue Kompetenzen in der Druckindustrie erforderlich In den letzten zehn Jahren hat die Branche eine starke Konzentration erlebt. Durch die Digitalisierung veränderte Kundenerwartungen fordern die Unternehmen heraus, ihre Geschäftsmodelle anzupassen. An die Mitarbeitenden richten sich neue Anforderungen. Wie haben sich die Unternehmen darauf eingestellt? D ieser Frage geht das Projekt „Kompetenzen 4.0“ den Kleinstbetrieben hat dagegen fast die Hälfte noch des vdmno und der QUBIC Beratergruppe nicht gehandelt. Erstaunlicherweise haben die Drucke- nach. Das Ziel ist die Entwicklung neuer reien dabei sehr unterschiedliche Wege eingeschlagen: Qualifizierungskonzepte für Beschäftigte und Typisch sind vier Geschäftsmodelle zwischen den Führungskräfte. Die folgenden Ergebnisse basieren auf Hauptentwicklungslinien Spezialisierung als Nischen- Antworten aus der bvdm-Fachkräftebefragung 2019. anbieter oder Generalisierung als Full-Service-Anbieter Der Ergebnisbericht des Projekts ist über den vdmno und Bedienung kleinerer oder größerer Märkte. beziehbar. Die Häufigkeitsverteilung zeigt: Die Modelle existie- ren gleichberechtigt nebeneinander. Für Typ 1 stehen Unterschiedliche Strategien zum Beispiel Verpackungs- oder Siebdrucker, für Typ 2 Viele größere Unternehmen haben schon mit konkreten große Druckereien mit Angeboten wie Direct Mail, Maßnahmen auf den digitalen Wandel reagiert. Von welche die digitalen Lösungen erst ermöglichen. Typ 4 steht für die „klassische“ Druckerei, die etwa auf den Akzidenzdruck setzt, und Typ 3 hat sich schon weiter in Richtung Kundenbedürfnisse entwickelt, zum Beispiel mit Systempartnerschaften. Mitarbeitende von Druck unternehmen arbeiten heute anders als noch vor wenigen Jahren. Viele Prozesse sind inzwischen digital und auto- matisiert, die Maschinen sind 1 6 // 0 1 / 2 0 2 0 miteinander vernetzt.
NUTZEN KOMPETENZEN 4.0 Anteil in der Kleine Märkte/ Große Märkte/ Stichprobe in % Kundensegmente Kundensegmente Typ 1 34 % Typ 2 18 % Spezialist Spezialist mit einer Fokussierung Spezialist mit einer Fokussierung (Nische) auf Nischenmärkte mit Allein auf Großkunden und spezifischen stellungsmerkmalen (USP ist Lösungen für Massenmärkte (eher entscheidend) Großkunden) Typ 3 21 % Typ 4 27 % Generalist Generalist mit individuellen Lösun- Generalist mit heterogener (Alleskönner) gen für kleinere Kundenkreise (stär- Kundenstruktur (Zwang zur Auslastung) kere Ausrichtung auf Kundenbedürf- nisse, Systempartnerschaften) „Klassische Druckerei“ Das Projekt „Kompetenzen 4.0“ hat vier typische Geschäftsmodelle identifiziert, mit denen sich Druckunternehmen auf die Digitalisierung einstellen. Digitalisierung erfordert neue Kompetenzen Dies sind durchaus neue Herausforderungen für die Laut den Führungskräften gewinnen diese Kompetenzen teils noch handwerklich geprägten Drucker in Fach- durch den digitalen Wandel immer mehr an Bedeutung: arbeitertradition. » Dienstleistungsorientierung Bisherige Qualifizierungsstrategien » Prozess-Know-how reichen nicht » Problemlösungs- und Optimierungskompetenz Die Weiterbildung in der Druckindustrie ist anlassbe- zogen und technikorientiert geprägt, weniger durch Die Kundenbeziehungen verändern sich mit den digi systematische Personalentwicklung. Unter den infor- talen Kommunikationskanälen. Die Verlängerung der mellen Lernformen dominieren das von Mitarbeitenden Aufgabenkette und die Integration von Druckleistungen selbst initiierte/gesteuerte Lernen und das Learning by in die Geschäftsprozesse der Kunden erfordern mehr Doing. Häufige formelle Formen sind Technikschulun- Beratung und Wissen über die Geschäftsprozesse auf gen durch Druckmaschinenhersteller und anlassbe- Kundenseite. Eine starke Dienstleistungsorientierung ist zogene Schulungen durch Externe. der Schlüssel, um die Kundenbedürfnisse zu erkennen Solche Aktivitäten, um die Belegschaft vor allem fach- und die Kundenbeziehungen analog zu gestalten. lich auf dem aktuellen Stand zu halten, und die Mög- Die fortgesetzte Prozessoptimierung im Druck und lichkeiten, Mitarbeitende flexibel einzusetzen, reichen in der Weiterverarbeitung durch Digitalisierung, Auto- aber gerade für sich spezialisierende Unternehmen matisierung und die Vernetzung der Maschinen bringt nicht mehr. Konfektionierte Kursangebote der Verbän- weniger körperliche und mehr Beobachtungs- und Kon- de zur Vermittlung der „neuen“ Kompetenzen werden trolltätigkeiten mit sich. Mitarbeitende müssen lernen, nicht gut angenommen. komplexe Arbeitsinhalte und komplexe Technik (Pro- Die unterschiedlichen Geschäftsmodelle mit ihren zess-Know-how) zu beherrschen. jeweiligen Reifegraden der Digitalisierung erfordern Sehr fortschrittliche Unternehmen entwickeln teils angepasste Kompetenzentwicklungsstrategien. Die- eigene Lösungen, zum Beispiel im Cross-Media-Bereich se Angebote müssen unternehmensspezifisch ausge- oder für Web-/Online-Shops in Form von Projektarbeit. arbeitet werden und sich – mit Sensibilisierung für Von den Mitarbeitenden fordert das Problemlösungs-, anstehende Veränderungen – an die Führungskräfte Entscheidungs- und Führungskompetenzen. richten. 0 1 / 2 0 2 0 // 1 7
NUTZEN DIE FIRMA 6.000.000 Mal Mode on Demand Ins Geschäft gehen und ein Standard-T-Shirt kaufen – langweilig. Als Kreativer ein T-Shirt designen, im Copy-Shop bedrucken lassen und es sonntags auf dem Flohmarkt anbieten – uneffektiv. Als Pionier im E-Commerce und Meister der Mass Customization hat Spreadshirt einen völlig neuen Markt geschaffen. Für Käufer und Verkäufer. Modemacher im Sekundentakt: Spreadshirt bietet Designern und Käufern Marktplatz, Shop und alle Services drum herum. M it ihrer Firma Spreadshirt haben die Gründer Unternehmens bei über 110 Mio. Euro. Das Geheimnis Lukasz Gadowski und Matthias Spieß vor fast des Geschäftserfolges: eine tolle Idee, ein ausgefeiltes 18 Jahren die Käufer-Verkäufer-Welt und ein Geschäftsmodell, gutes Marketing, die große Sorgfalt bei Stück weit die Druckindustrie revolutioniert. der Personalauswahl und eine dazu passende Firmenkul- Ihre Philosophie: bedruckte Kleidung und Accessoires als tur. „Trotz des Wachstums ist es Spreadshirt wichtig, die grenzenloses Medium, mit dem jeder seine persönliche positiven Seiten der Start-up-Kultur zu bewahren, zum Botschaft in die Welt tragen kann. Dafür bietet die Firma Beispiel eine Atmosphäre ohne Silodenken und mit Mut drei Wege: Im Bereich Selbstgestalten kreieren Kunden zum Ausprobieren“, so Stefanie Nobis, Head of Recruiting mit Vorlagen und eigenen Ideen ihre T-Shirts u. v. m. Auf und Feel Good Management. dem Marktplatz können sie in einem Pool von fertig de- signten Produkten stöbern, mit denen Tausende D esigner Ausbau von Forschung und weltweit Geld verdienen. Und wer seine eigenen Krea- Entwicklung in Leipzig tionen nicht nur selber tragen, sondern auch verkaufen Mit dem Start ins Jahr 2020 wird der Maschinenpark am möchte, bietet sie wiederum über den Spreadshop-Markt- Standort Leipzig erweitert und zum Forschungs- und platz an oder richtet sich mit wenigen Klicks seinen eignen Entwicklungszentrum ausgebaut. Installiert wurden Shop ein und verkauft sie unter einer eigenen URL. bereits der deutschlandweit erste Digitaldrucker für die Das Praktische an der Sache ist: Von der Auftragsan- Bedruckung von Polyester-Materialien und sechs Stick- nahme über Produktion, Versand, Kundenservice und maschinen. Die neue Technik ergänzt den Digital- und Rechnungstellung läuft alles über Spreadshirt. Das ließen Foliendruck auf Textilien. Insgesamt 9 Mio. Euro sollen sich viele Kreative nicht zweimal sagen und so wurde aus in den kommenden zwei Jahren in neue Druckmaschi- dem Leipziger Zwei-Mann-Betrieb ohne Startguthaben nen investiert werden, um die steigende Nachfrage zu ein Unternehmen mit heute 900 Beschäftigten weltweit, bedienen, Produktions- und Lieferzeiten zu optimieren, davon 400 im Leipziger Hauptquartier. Gedruckt wird an die Druckqualität weiter zu verbessern und das Print- fünf Standorten: in Deutschland, Polen, der Tschechi- on-Demand-Angebot zu erweitern. Und waren früher schen Republik und in zwei Niederlassungen in den USA. in einer Druckerei fast nur Drucker beschäftigt, sind es Mit über 6 Mio. Artikeln, die im Jahr 2018 in mehr heute zunehmend IT-Experten – bei Spreadshirt sind es als 170 Länder verschickt wurden, lag der Umsatz des über 100. 1 8 // 0 1 / 2 0 2 0
NUTZEN DIE FIRMA Die Druckerei mit sozialem Verantwortungs- bewusstsein Seit Oktober 2019 ist Spreadshirt Gründungs- mitglied der Kampagne „Create Your Revolu- tion“, einer Gemeinschaftsaktion der Frank- furter Buchmesse, arte, dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels und den Sustainable Development Goals. Durch „Create Your Revo- lution“ sollen Kulturschaffende und Aktivisten zu Wort kommen, gehört und unterstützt werden bei ihrem Engagement, unabhängig davon, wie lokal oder weltpolitisch es ist. #createyourrevolution Wir haben es von einer belächelten Idee zweier junger Macher in 18 Ländern zum Marktführer für Print-on-Demand-Bedru- ckung von Baumwollkleidung geschafft.“ Philip Rooke, CEO Spreadshirt Hier machen Frauen richtig Druck Seit 100 Jahren haben Frauen in Deutschland das Wahl- recht, aber es gibt immer noch vieles, was ihnen nicht jeder wirklich zutraut: z. B. Führungsqualitäten, Geschäftssinn, Humor und Kreativität. Bei Spreadshirt zeigen Frauen, dass sie all das können: Seit Ende 2018 ist im Unternehmen die Hälfte der Führungspositionen in Frauenhand. Und ein immer größerer Teil des Umsatzes geht − buchstäb- lich − auf das Konto ideenreicher Frauen. Unter denen, die erfolgreich ihre Motive entweder bei Spreadshirt über den Marktplatz anbieten oder sich mit einem eigenen Spread- Philip Rooke, Stefanie Nobis, Head of shop ein Business aufbauen, setzen sich die Frauen durch: CEO Spreadshirt Recruiting und Feel Good Zwei der drei erfolgreichsten Designer sind Frauen. Die Management Spreadshirt erfolgreichsten unter ihnen verdienen bis zu eine Mio. Euro pro Jahr. 0 1 / 2 0 2 0 // 1 9
NUTZEN NUTZEN P R I N T-T R E N D S TRENDS Muster, die es in sich haben: Die 1970er Jahre konnten sensiblen Ästheten schon mal zusetzen. Traum(a) Tapeten Standen früher Tapeten oft für schlechten Geschmack und irritierende Bildwelten, so liegt diese Wandgestaltung heute im Trend. Der Digitaldruck ermöglicht täuschend echte Effekte und das Anbringen funktioniert kinderleicht – genauso wie das Entfernen, wenn sich der Geschmack dann doch mal ändert. Die Heimkehr nach der Klassenfahrt war ein Schock! „Das war nicht mehr meine Wohnung“, erinnert sich Sabine M. noch heute. Was passiert war? Die Eltern hatten reno- viert. Orangegelbbraune Ornamente kreischten an den Digitaldruck mit Echteffekt Küchenwänden. Bis hoch unter die Decke. Das Bad: grün, Mit neuen Materialien und Produktionsmethoden ist wilde Ranken, Blätter, Lianen sogar an der Decke – man heute selbst aus zehn Metern Entfernung sicher, wie das Dschungelbuch, nur ohne Mogli. Dagegen war auf eine Betonwand zu blicken: Poren, Farbnuancen, der Flur in Schwarzbraunbeigeweiß fast erholsam. Lichtspiel – erst wenn man fast die Wand berührt, zeigt Das Trauma aus den 1970er Jahren hat Spuren hinter- sich die Illusion. Es ist schlicht Tapete. lassen, bis heute lebt Sabine M. in überwiegend nüchtern Diesen „Echteffekt“ verdanken wir dem Digitaldruck. weiß getünchten Wänden – immun gegen jegliche Mode Und mit neuen Techniken und neuen Materialien wird an der Wand. die Wandgestaltung auch für Designer wieder interes- Schade eigentlich, denn die Zeiten haben sich ge- sant: Sie toben sich aus mit Bäumen im Herbststurm, ändert. Auf die Erholung zwischen heller Raufaser – stilisierten Hügeln, Stadtansichten oder traditionellen spätestens seit den 1990er Jahren jedoch als spießig ver- Mustern in dramatischen leuchtenden Farben. Muss schrien – folgten zwar noch einige Peinlichkeiten wie man sich halt trauen. Backsteinmuster oder Fachwerkimitat, aber dann wurde Dabei ist die Entscheidung für solche Wagnisse heute es besser. leichter als früher. Vliestapeten zum Beispiel seien viel einfacher an der Wand anzubringen (und auch wieder zu entfernen) als früher, meinen die Hersteller. Man braucht keinen Tapeziertisch, muss die eingekleisterte Papiertapete nicht mehr mit spitzen Fingern an die Wand hieven und hoffen, dass sie da auch bleibt. Statt- dessen wird die Wand eingekleistert, die Vliestapete abgerollt – fertig. Und der Handel weiß: Die Frauen suchen das Tapetenmuster zwar aus, dafür mögen Männer Vlies, weil sie ja meistens tapezieren müssen. In dieser Hinsicht hat sich seit den 1970er Jahren nicht viel verändert. Motiven sind im Digitaldruck keine Grenzen gesetzt. 2 0 // 0 1 / 2 0 2 0
Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt, der andere packt sie kräftig an und handelt.“ Dante Alighieri Holger Busch Hauptgeschäftsführer INHALT Verband Druck und Medien Bayern e. V. 2 —VERTRAUEN IST GUT, KONTROLLE IST BESSER Einblick in das Prüflabor der SV-Zeitungsdruck angetrieben durch den technologischen Materialprüfung – mittlerweile auch ein Wandel durchläuft unsere Branche der- neues Geschäftsmodell eröffnet hat. Eine 6 — GELBE KARTE IM zeit einen tief greifenden Strukturwan- Marktnische für sich zu entdecken und ARBEITSVERHÄLTNIS del. Für die Betriebe der Druckindustrie auszufüllen, kann ebenfalls ein erfolgrei- Was bei Abmahnungen zu bedeutet das, Antworten zu finden auf die cher Weg sein. Das zeigt unser Beitrag zu beachten ist Frage: Wie lässt sich dieser Wandel erfolg- EGGER Druck + M edien: Geschäftsführer reich gestalten? Es bedeutet, das Bisherige Xaver Egger führte sein Unternehmen 8 — LERNKOMPETENZ IST zu überdenken und den Mut zu haben, vom klassischen Akzidenzdruck hin zur ERLERNBAR neue Wege zu gehen. Unternehmerische Premiumdruckerei im Bereich Verpa- Wie ein Unternehmen mit Risikobereitschaft und gelebte Innova- ckung. Mit viel Unternehmergeist, inno- Veränderungen Schritt hält tionskultur sind heute mehr denn je ge- vativem Querdenken und ausgeprägtem fragt. Denn eines ist klar: Stillstand und Know-how über die Druckbranche gelang 11 — „MACHT PRINT ZU das Verharren in Altbewährtem können es ihm binnen weniger Jahre, die Umsätze PREMIUMPRINT!“ in Zeiten des Wandels das wirtschaftliche deutlich zu steigern und die Anzahl der Ein Plädoyer für das Gedruckte Aus bedeuten. Deshalb ist es wichtig, die Mitarbeiter zu verdoppeln. Herausforderung anzunehmen, eingefah- Die Mitarbeiter sind einer der wich- 12 — NEXT STOP: VERPACKUNG rene Denkweisen zu ändern sowie neue tigsten Erfolgsfaktoren, um in Zeiten des Unternehmensporträt Geschäftsmodelle für seine Kunden zu Wandels zu bestehen. Nur mit einem EGGER Druck + Medien GmbH entwickeln. Wie das gelingen kann, zei- starken Team kann man das unterneh- gen die Beispiele in diesem Heft. merische Know-how weiterentwickeln 16 —PROBLEMFALL ENTSORGUNG Das Druckzentrum des Süddeutschen und ausbauen. In seinem Gastbeitrag Ganzheitliche Entsorgungskonzepte Verlags senkt mithilfe von konsequen- erläutert Lerncoach Andreas Hensing, tem Prozessmanagement seine Kosten warum der Aufbau von Lernkompetenz 17 — KURZMELDUNGEN und erhöht die Qualität seiner Produkte. in der Druckindustrie unerlässlich ist und • Energiekosten reduzieren Durch ein eigenes Prüflabor sichert das warum die Investitionen in die fachliche • Vorstandschaft: Herausforder Unternehmen seine Prozesse ab. Vor dem Kompetenz der Mitarbeiter heute, mehr ungen 2020 im Blick Hintergrund rückläufiger Auflagen und denn je, entscheidend sind. • VDMB-Unternehmertage der Konsolidierung am Markt führt der • Bayerischer Printpreis: Weg zum Erfolg hier über die Effizienz: Ausschreibungsstart ein Weg, der sich auszahlt und der – mit • Rückblick: Personalkongress der Drittvermarktung der Expertise in der • 10 Jahre Klimainitiative • Verstärkung in Aschheim IMPRESSUM HERAUSGEBER Verband Druck und Medien Bayern e. V., Einsteinring 1 a, 85609 Aschheim bei München, Tel. (0 89) 330 36-0, Fax (0 89) 330 36-100, info@vdmb.de GESCHÄFTSLEITUNG Holger Busch (V. i. S. d. P.) REDAKTION Thomas Hosemann, Tel. (0 89) 330 36-126, Marian Rappl, Tel. (0 89) 330 36-119 SATZ Verena Rembeck 01/2020 1
VDMB MANAGEMENT Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser Im Prüflabor des Druckzentrums des Süddeutschen Verlags bestimmt Elias Merklinghaus (r.) mit seinem Kollegen die Kornfeinheit einer Druckfarbe 2 01/2020
VDMB MANAGEMENT Sämtliche Fertigungsmaterialien werden beim Druckzentrum des Süddeutschen Verlags vor ihrem Einsatz sorgfältig geprüft. Geschäfts- führer Josef Schießl und Business Unit Manager Elias Merklinghaus gewährten NUTZEN einen Einblick in das unternehmenseigene Prüflabor. Was zunächst der reinen Prozessabsicherung und -optimierung diente, ist mittlerweile auch ein erfolgreiches Geschäftsmodell. O hne Papier und Druckfarben kann keine Hersteller wird bei uns grundsätzlich nicht liefern. Zeitung entstehen. Auch der Einsatz von Nicht einmal dann, wenn er um diese 25 Prozent güns- Chemikalien und Feuchtwasser ist bei der tiger anbieten würde, da diese Farbe nicht in unseren Herstellung unerlässlich. Der verantwor- Prozess passt und wir die komplette Parametrierung der tungsvolle Umgang mit Material und Ressourcen hat Maschine der jeweiligen Farbe anpassen müssten.“ Und beim Druckzentrum des Süddeutschen Verlages (SV Schießl ergänzt: „Unsere Drucker sollen sich darüber Zeitungsdruck GmbH), unter wirtschaftlichen Gesichts- punkten, aber auch unter dem Aspekt der Qualitäts- und Prozesssicherung, oberste Priorität. „Wir setzen seit vielen Jahren auf ein konsequentes, analytisches Prozessmanagement, das wir kontinuierlich weiter perfektionieren. Die Materialprüfung ist schon im- mer ein wichtiger Teil dieser Strategie“, berichtet Josef Schießl. „Ich denke, dass es wenige Branchen außerhalb der Druckindustrie gibt, in denen ein Unternehmen Wir setzen seit vielen die Hauptfertigungsmaterialien ungeprüft in seinen Produktionsprozess lässt.“ Jahren auf ein konse- Eigenes Materiallabor des Druckzentrums quentes, analytisches Seit mittlerweile sechs Jahren unterhält das Unterneh- men ein eigenes Prüflabor. In den Bestrebungen, die Prozessmanagement, Prozesse abzusichern, wurden die meisten Prüfgeräte hierfür nach und nach angeschafft. „Mittlerweile sind das wir kontinuierlich wir vollständig ausgestattet. Wir prüfen Papier, Farbe und Druckplatten. Aber auch die Interaktion von Papier weiter perfektionieren.“ und Farbe, das Prozesswasser und die Feuchtmittel sind Josef Schießl, Geschäftsführer Süddeutscher von unseren Prüfmethoden abgedeckt“, erklärt Business Verlag Zeitungsdruck GmbH Unit Manager Elias Merklinghaus. Heute testet die SV Zeitungsdruck jede Charge Papier und Druckfarbe bevor sie in den Produktionsprozess geht. Spürbare wirtschaftliche Auswirkungen keine Gedanken machen müssen, welches Papier und „Mit der Überprüfung der relativen Papierfeuchte welche Farbe gerade läuft. Das ist unser Anspruch und sparen wir regelmäßig an Aufwendungen. Bei Abwei- die Motivation der Standardisierung aller Parameter. chungen von bis zu vier Prozent der relativen Feuchte Genauso wie sich unsere Drucker an spektralfotome- sind die Auswirkungen auf unsere Kosten schon spür- trische Messungen halten, so erwarten wir auch von bar und wir zahlen ungerne 450 Euro für eine Tonne unseren Lieferanten, dass sie sich innerhalb der spezi- Wasser, wenn der Feuchteanteil im Papier zu hoch ist“, fizierten und vereinbarten Toleranzen bewegen.“ Die so Schießl. Dasselbe gelte für die Druckfarbe, erklärt Farbproben werden umgehend nach Anlieferung getes- Merklinghaus: „Hier gibt es bei manchem Hersteller teil- tet und mit rückgestellten Referenzproben verglichen. weise Ergiebigkeitsdifferenzen von bis zu 25 Prozent zu Werden Abweichungen außerhalb eines Toleranzrah- den Farben, die wir normalerweise verdrucken. D ieser mes festgestellt, wird die Farbe nicht angenommen. » 01/2020 3
VDMB MANAGEMENT Geschäftsmodell: Prüflabor SV Zeitungsdruck liefere dem Kunden nicht nur die Nachdem ein professionelles Prüflabor mit allen rele- Ergebniswerte, sondern gebe auch Empfehlungen zum vanten Messgeräten vorhanden war, sei es naheliegend Einsatz der Materialien bis hin zur Kalibrierung von gewesen, die Materialprüfung auch als externe Dienst- Maschinen, z. B. zur Erstellung von Hochlaufkurven. leistung anzubieten. Was zunächst als Kollegenhilfe im engeren Netzwerk begann, ist heute ein Geschäfts- Geschäftsfeld weitet sich modell mit mehr als zehn externen Kunden, die dauer Dies wüssten die Kunden sehr zu schätzen, die mittler- haft die Expertise der SV Zeitungsdruck GmbH in An- weile nicht mehr nur aus dem Zeitungsdruckbereich spruch nehmen. „Das als Dienstleistung nach draußen kommen, sondern auch aus anderen Sparten, wie bei- zu t ragen war schon ein großer Schritt“, beschreibt spielsweise dem Heatset- und dem Bogenoffset-Druck. Schießl die Herausforderung. „Es hat uns sofort vor neue Jede Portfolioerweiterung berge auch neue Herausfor- Anforderungen gestellt, z. B. müssen wir für unsere Kun- derungen und Ansprüche an die Prüfverfahren. „Zu- den permanent Personal vorhalten. Entscheidend sind künftig werden wir unseren Geschäftsbereich sicher am Ende aber nicht nur die Geräte oder das Personal. auch in andere Bereiche und über die Branche hinaus Essenziell ist auch das Standardisieren der Prüfverfah- ausweiten“, ist sich Schießl sicher. „Unser Vorteil ist, ren, mit denen man arbeitet. Am Ende jeder Prüfung dass die Materialprüfung nicht das Haupt-Kerngeschäft muss ein reproduzierbares Ergebnis stehen.“ unseres Betriebes ist. Das bedeutet, dass wir unsere Dafür musste das Unternehmen Standards entwi- Kunden ohne Druck beraten und betreuen können, ckeln, die den gängigen Prüfmethoden der L ieferanten ihnen also nur Leistungen anbieten, die bei diesen entsprechen. So wurden mit einigen Herstellern so- einen echten Wert erzeugen. So passen wir das Repor- gar Vereinbarungen getroffen, die jeweiligen Labor ting der Prüfergebnisse individuell an die Bedürfnisse ergebnisse gegenseitig verbindlich anzuerkennen. „Das des einzelnen Kunden an und beraten diesen dabei, gegenseitige Agreement ist für unsere Kunden ein wert- Materialspezifikationen mit Toleranzen in die Lieferan- voller Punkt, denn es bedeutet Zeitgewinn und nimmt tenverträge einzuarbeiten. Uns dient dies auch als Kom- die Möglichkeit, dass sich jemand über die Prüfmethode petenzbeweis, den wir gerne zeigen und auch teilen. freisprechen will“, erklärt Merklinghaus. Der deutlichste Die Leistung, die wir einsetzen, wollen wir natürlich Unterschied zu jedem anderen Labor sei aber, dass die bezahlt haben, aber es entstehen nebenbei auch neue SV Zeitungsdruck mit den entsprechenden druckspe- Netzwerke zu Betrieben. Wir bekommen viel zurück – zifischen Fachkenntnissen auch selbst Anwender ist. darauf zu verzichten, wäre nicht klug.“ Ergiebigkeitsanalyse: Die Ergiebigkeit gibt Auskunft über den Ertrag einer Farbe bei konstanter, definierter Farb- dichte. Es wird über mehrere Messungen ein durchschnitt licher Farbverbrauchswert ermittelt, daraus werden Aus sagen über die Ergiebigkeit und die Prozessstabilität getroffen. Sie ist einer der wichtigsten Faktoren zur Bewertung der Wirtschaftlichkeit einer Druck- farbe, da Farbe nach Kilo- gramm gekauft wird. 4 01/2020
VDMB ARBEITSRECHT Gelbe Karte im Arbeitsverhältnis Die Abmahnung ist ein wichtiger Bestandteil im deutschen Kündigungsrecht. Verhält sich ein Arbeitnehmer vertragswidrig, muss grundsätzlich vor dem Ausspruch einer verhaltensbeding- ten Kündigung abgemahnt werden. Erst im Wiederholungsfall ist die Beendigung des Arbeitsverhältnisses möglich. Von RAin Yvonne Fuchs E ine einmalige Verfehlung kann nur in Ausnahme- fall, d.h. die sogenannte Warnfunktion. Fehlt sie, wird fällen eine Kündigung rechtfertigen, so wie ein eine noch so klar und deutlich formulierte „Abmah- Schiedsrichter nur bei besonders gravierenden nung“ nur zu einer „Ermahnung“ oder „Verwarnung“, Regelverstößen sofort die Rote Karte zieht. Eine die gerade noch nicht die Gelbe Karte, sondern allen- Abmahnung ist vor dem Ausspruch einer verhaltensbe- falls der eindringliche Hinweis des Schiedsrichters im dingten Kündigung allenfalls dann entbehrlich, wenn Fußball wären. Der Warnfunktion der Abmahnung eine Vertragsänderung für die Zukunft, selbst nach Aus- wird dadurch Genüge getan, dass der Arbeitnehmer spruch einer Abmahnung, nicht zu erwarten ist. aufgefordert wird, das beanstandete Verhalten zu- Verletzt ein Arbeitnehmer hingegen wiederholt in ver- künftig abzustellen bzw. nicht zu wiederholen und für gleichbarer Weise seine vertraglichen Pflichten, kann ein den Wiederholungsfall ihm konkrete arbeitsrechtliche Arbeitgeber nicht mehr damit rechnen, dass das Arbeits- Konsequenzen angedroht werden. verhältnis zukünftig ohne Beanstandungen fortgesetzt werden kann. Die Kündigung erfolgt also zur Vermeidung einer weiteren, zu erwartenden Pflichtverletzung. Eine verhaltensbedingte Kündigung ist daher nicht die Sank Warnfunktion tion einer begangenen Pflichtverletzung, sondern dient Arbeitsrechtliche Konsequenzen müssen in der der Vermeidung zukünftiger Pflichtverletzungen. Damit ist Abmahnung präzise genannt werden – beispiels- nachvollziehbar, dass vor dem Ausspruch einer verhaltens- weise mit folgender Klausel: „Sollten Sie gleich- bedingten Kündigung eine Abmahnung notwendig ist. wohl – entgegen dieser Abmahnung – erneut in der von uns gerügten oder in ähnlicher Art und Dokumentation, Rüge und Warnung Weise gegen Ihre arbeitsvertraglichen Pflichten Die Aufgabe der Abmahnung ist zum einen die klare verstoßen, müssen Sie mit einer, ggf. auch außer- und nachvollziehbare Dokumentation eines Fehlver- ordentlichen Kündigung Ihres Arbeitsverhält- haltens des Arbeitnehmers. Dazu muss die Abmahnung nisses rechnen.“ hinreichend konkret sein, d.h., sie muss enthalten, wann was warum, wo und wie passiert ist und wer beteiligt war. Zudem muss sie den möglichen Schaden klar beschreiben. Eine Abmahnung hat zum anderen Wann ist eine Abmahnung entbehrlich? eine Rügefunktion. Der Arbeitnehmer muss wissen, an Abmahnungen sind nur im Anwendungsbereich des welchem Handeln Kritik geübt wird, damit er zukünftig Kündigungsschutzgesetzes notwendig. In Betrieben mit die Möglichkeit hat, sein Verhalten zu verbessern. Es ist regelmäßig nicht mehr als zehn Beschäftigen ist eine daher unbedingt erforderlich, dass der Arbeitnehmer Abmahnung zwar zulässig, jedoch für eine mögliche klar erkennen kann, was an seinem Verhalten und an spätere Kündigung nicht zwingend erforderlich. seinen Leistungen beanstandet wird. Keiner Abmahnung bedarf es auch, wenn der Arbeit Die wichtigste Funktion der Abmahnung ist zudem nehmer sein Verhalten erkennbar nicht ändern will, bei die Androhung einer Kündigung im Wiederholungs- äußerst schwerwiegenden Pflichtverstößen, beispiels 6 01/2020
VDMB ARBEITSRECHT weise wenn der Arbeitnehmer vorsätzlich einen Scha- Kündigung zu verzichten. Mit dem Ausspruch einer Ab- den herbeigeführt hat und deshalb mit Konsequenzen mahnung wird das Kündigungsrecht „verbraucht“. Das rechnen musste, etwa bei Diebstahl von Betriebs Fehlverhalten eines Mitarbeiters kann daher entweder eigentum, sowie bei besonders schwerwiegenden für eine Abmahnung oder für eine Kündigung dienen. Verfehlungen, zum Beispiel bei gröbster Beleidigung und Beschimpfung des Arbeitgebers. Was tun im Wiederholungsfall? Formelle Voraussetzungen Der Arbeitgeber kann nach erfolgloser Abmahnung und Entgegen eines in der Praxis nach wie vor ver- wiederholter gleichartiger oder gleichwertiger Vertrags- breiteten Irrglaubens muss die Abmahnung verletzung durch den Arbeitnehmer das Arbeitsverhält- nicht schriftlich, sondern kann auch mündlich nis beenden. Je nach Art der Pflichtverletzung muss er erteilt werden. Aus Beweisgründen ist aber drin- dem Arbeitnehmer jedoch die Möglichkeit geben, seine gend die Schriftform zu empfehlen. „Mängel“ zu beseitigen. Dies trifft insbesondere bei Fehl- verhalten im Leistungsbereich zu. Dem Arbeitnehmer Abmahnungsberechtigung muss genügend Zeit zugestanden werden, um seine Abmahnungsberechtigt sind grundsätzlich alle Leistungen den vertraglich geschuldeten anzupassen. Personen im Unternehmen, die auch zu einer Kleinere Pflichtverstöße, z.B. unpünktlicher Arbeits- Kündigung berechtigt sind. Nach Auffassung des beginn, die jeder für sich noch keine Kündigung recht- Bundesarbeitsgerichtes sind auch die disziplina- fertigen, können jedoch bei einer Häufung der Vorfälle rischen Vorgesetzten, die Ort, Zeit sowie Art und und unter Gesamtbetrachtung der Umstände einen Kün- Weise einer Arbeitsleistung bestimmen können, digungsgrund darstellen. Hier ist gegebenenfalls auch abmahnungsberechtigte Personen. mehrfach abzumahnen. Zu viele Abmahnungen des selben Verhaltens schwächen jedoch die Warnfunktion, wodurch der Verlust des Kündigungsrechts droht. Der So wie eine Gelbe Karte im Fußball hat auch eine Ab- Arbeitnehmer darf dann nämlich annehmen, dass sein mahnung eine Signalwirkung an den Arbeitnehmer, Verhalten auch in Zukunft ohne Folgen bleiben wird. sein Verhalten in der Zukunft zu ändern. Es ist Vorsicht In diesem Fall ist die letzte Abmahnung besonders ein- geboten, sonst kann es die Rote Karte in Form der Kün- dringlich zu formulieren, etwa durch einen auch optisch digung geben. Allerdings sind bei einer arbeitsrechtli- hervorgehobenen Zusatz „letztmalige Abmahnung“. chen Abmahnung deutlich mehr Formalien einzuhalten als in einem Fußballspiel. Verzicht auf Kündigung aufgrund des abgemahnten Verhaltens Der Verband Druck und Medien Bayern stellt seinen Entscheidet sich ein Arbeitgeber für den Ausspruch Mitgliedern daher nicht nur Musterformulierungen zur einer Abmahnung, erklärt er damit gleichzeitig, hin- Verfügung, sondern passt Abmahnungen auch häufig an sichtlich der abgemahnten Pflichtverletzung auf eine die vom Bundesarbeitsgericht geforderten Regeln an. 01/2020 7
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