NUTZEN - Verband Druck ...

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NUTZEN - Verband Druck ...
DAS MAGAZIN

                                                                NUTZEN
N U T Z E N _ 0 1/ 20 20 _ M A G A Z I N

                                                                          DER DRUCK- UND MEDIENVERBÄNDE

                                           MODE MAKES THE
                                           WORLD GO ROUND
                                           BurdaStyle: „Print ist in
                                           unseren Augen unersetzlich“
                                           Wirtschaftliche Situation
                                           der Branche
                                           Verbände kämpfen für die
                                           Freiheit der Werbung
                                           Branche stark im Klimaschutz

                                                                                AUSGABE 01/2020
NUTZEN - Verband Druck ...
NUTZEN

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     www.wir-leben-papier.de

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EDITORIAL

                                          Nichts transportiert Moden, Trends und Lifestyle so gut wie Print. Millionen
                                          Leserinnen und Leser greifen deshalb regelmäßig zu einer Zeitschrift.         Foto: shutterstock.com/Gorlov-KV

                                          was wäre die Mode ohne Print? Ohne Magazine,          digitale Kommunikation setzen und öffentlich
                                          Poster, Anzeigen, Prospekte, Werbebeilagen,           kundtun, das sei besser fürs Klima. Denen teilen
                                          Mailings, großartig dekorierte Läden und zug-         wir mit, dass ihre Rechnung völlig unfundiert
                                          kräftige Produktpräsentationen? Und weil Print        ist, und fordern sie auf, Print nicht als umwelt-
                                          wirkt, versenden selbst Online-Händler gedruck-       schädlich zu stigmatisieren.
                                          te Kataloge, Gutscheine oder Postkarten an ihre
                                          Kunden – natürlich individualisiert und damit         Ganz aktuell gehen wir gegen das Anliegen des
                                          besonders erfolgreich. Der Digitaldruck macht's       Vereins „Letzte Werbung e. V.“ vor. Dieser Ver-
                                          möglich. Gleichzeitig dreht sich das Geschäft mit     band fordert die Politik auf, nicht adressierte
TITELBILD: CATWALKER – SHUTTERSTOCK.COM

                                          der Mode immer schneller – auch dank des Tex-         Briefkastenwerbung zu untersagen, wenn der
                                          tildrucks, ebenfalls digital. So gehen deutsche       Briefkasten nicht deutlich mit einem Aufkleber
                                          Firmen wie Marcain oder Spreadshirt technisch        „Werbung erwünscht“ gekennzeichnet ist. Be-
                                          völlig neue Wege, setzen neue Maßstäbe und            gründet wird die Forderung mit unfundierten
                                          davon profitiert auch die Druckindustrie.             Behauptungen. Selbstverständlich haben sich
                                                                                                die Verbände ebenfalls an die Politik gewendet.
                                          Weniger erfreulich ist die „Mode“, bedrucktes         Mehr dazu auf den Seiten 32 und 33.
                                          Papier als Umweltsünde an den Pranger zu stel-
                                          len. Mit der Verbandsinitiative „Greenprinting        Wir wünschen Ihnen eine angenehme Lektüre.
                                          statt Greenwashing“ sind wir seit zwei Jahren
                                          Unternehmen auf der Spur, die sich „der Umwelt        Herzlichst, Ihre Geschäftsführer der Druck- und
                                          zuliebe“ von Print abwenden, stattdessen auf          Medienverbände

                                                                                                                                                            0 1 / 2 0 2 0 // 3
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NUTZEN
INHALT

                                                      TITELTHEMA:
                                                      MODE

           IN                                         08 — MODE MAKES THE                                32 — DRUCK AUF BERLIN

           HA
                                                      WORLD GO ROUND                                     UND BRÜSSEL
                                                      Wachstumsmarkt Bekleidung                          Verbände kämpfen für die
                                                                                                         Freiheit der Werbung
                                                      Trendsetter Magazine
                                                      „Print ist in unseren Augen

           LT
                                                      unersetzlich“

    Die Druck- und Medien-
    verbände vertreten die
    Interessen der deutschen
    Druck- und Medienwirt-         IMPRESSUM
    schaft auf allen politischen
                                   HERAUSGEBER: Bundesverband Druck und Medien e. V. (Dr. Paul Albert Deimel)
    und technischen Ebenen.        Friedrichstraße 194–199, 10117 Berlin
    Regional, national,            Tel: (0 30) 20 91 390, Fax: (0 30) 20 91 39 113, E-Mail: info@bvdm-online.de
    international.
    Und sie unterstützen die       VERANTWORTLICH: Bettina Knape, Lena Renz
    Betriebe auf sämtlichen
                                   REDAKTIONSTEAM UND TEXTE: Kathrin Duschek, Melanie Erlewein, Cordula Hofacker,
    Feldern ihrer Geschäfts-
                                   Bettina Knape, Gwendolyn Paul, Lena Renz, Marian Rappl, Antje Steinmetz, Katrin
    tätigkeit. Praxisnah,          Stumpenhausen
    persönlich, kompetent.
                                   LAYOUT: Verena Rembeck, Marina Kuhn, Verband Druck und Medien Bayern e. V.

                                   DRUCK: Schleunungdruck GmbH
                                   Eltertstraße 27, 97828 Marktheidenfeld, Tel: (0 9391) 6005 0, Fax: (0 9391) 6005 90

                                   GEDRUCKT AUF: GardaMatt Art 135 g/qm (Innenteil) und 250 g/qm (Umschlag),
                                   geliefert von Carl Berberich GmbH

                                   ANZEIGEN: Bundesverband Druck und Medien e. V.

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NUTZEN
                                                                                                   INHALT

03 — EDITORIAL
Herzlich willkommen zum
neuen NUTZEN

06 — PRINT KOMMT AN
Käufer, Leser, Werbeträger

14 — WIRTSCHAFT
Bericht zur Situation der Branche

16 — KOMPETENZEN 4.0
Neue Kompetenzen in der
                                                                Seite   16
Druck­industrie erforderlich
                                    21 — NÜTZLICH
18 — DIE FIRMA                      Wissenswertes für die Betriebsführung
6 Millionen Mal Mode on Demand
                                    24 — FACHKRÄFTESICHERUNG
20 — PRINT-TRENDS                   Mit Bildung hoch hinaus
Traum(a) Tapeten                    Druckfrisch – Seminare 2020

                                                                             Wir hoffen, dass Ihnen
                                                                             die zwölfte Ausgabe des
                                                                Seite   26   Magazins der Druck- und
                                                                             Medienverbände gefällt
                                                                             und es Ihnen NUTZEN
                                    26 — DIE PROFIS                         bringt. Möchten Sie uns
                                    Kompetenzen und Kooperationen            Feedback geben, Kritik
                                    machen uns stark                         äußern oder Anregungen
                                                                             mitteilen?
                                    30 — UNTERWEGS MIT ...
                                    Auf der Suche nach dem richtigen         Schreiben Sie uns an
                                    Mehrwertsteuersatz                       nutzen@bvdm-online.de

                                    34 — NACHHALTIGKEIT                      Wir freuen uns auf Ihre
                                    Stark für den Klimaschutz                Rückmeldungen!

                                    36 — KURZMELDUNGEN
                                    Informationen aus den Verbänden

                                    38 — TERMINE                                   CO2-LOGO
                                    Regionale, nationale und inter­
                                    nationale Branchenveranstaltungen
         Seite   30

                                                                                                0 1 / 2 0 2 0 // 5
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NUTZEN

                                  Print kommt an
 PRINT KOMMT AN

                                  Print sorgt für Umsatz, Einschaltquoten, Käufer, Wähler,

76 %                              Gäste, Marktanteile, Mieter, Nutzer und Besucher. Und die
                                  deutschen Druck- und Medienunternehmen gehören zu
der Deutschen halten Tages-       den modernsten weltweit: Qualität und Geschwindigkeit der
zeitungen für glaubwürdig.        hiesigen Produktionen sind auf höchstem Niveau – von
Die Informationen in sozialen     Auflage 1 im Digitaldruck bis zur Millionenauflage im Offset.
Netzwerken halten die Deut-
schen größtenteils für wenig
glaubwürdig (Youtube: 19 %,
Twitter: 8 %, Facebook: 7 %,
Instagram: 4 %).

                                Fashion Outlet

                                28,4       %                               Um  12     % steigt
                                                                           der durchschnittliche
                                der Leser fin-
                                den Werbung                                Bestellwert, wenn
                                in Anzeigen-                               Onlineshops posta­-
                                blättern kauf-                             lische Mailingaktionen
                                anregend. In                               einsetzen.

                                                                                        56,1
                                Apps sind es
                                lediglich 8 %.

                                                                                        MILLIONEN
                                                                                        Menschen lesen
                                                                                        regelmäßig
                                                                                        eine gedruckte
                                                                                        Zeitung.

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NUTZEN
                                                                                       PRINT KOMMT AN

                  1 STUNDE
                  30 MINUTEN
                                    verbringen Traditionals durchschnittlich
                                    pro Tag mit dem Schmökern in Zeitschrif-
                                    ten und Zeitungen, 1 Stunde 12 Minuten die
                                    Baby Boomers, 1 Stunde die Generation X,
                                    48 Minuten die Millennials und 36 Minuten
                                    die Generation Z (ab 1995 Geborene).

Um  4,6     % legte 2019 der

                                                           Buchhandlung
Umsatz mit Kinder- und Jugend-
büchern zu. Der Umsatz mit Rat-
gebern stieg um 3 %.

                                                     Um   1,4   %
                                                     stieg 2019 der
                                                     Umsatz auf dem              4,9 %
          29,9                                       Buchmarkt.                  mehr Umsatz verzeichneten
                                                                                 Sachbücher im Jahr 2019.
           MILLIONEN
          Menschen kauften
          2018 mindestens ein
          Buch, 2012 waren
                                                                                  61 %       der Zeitungs-
                                                                                  nutzer lesen jeden Rei-
          es 29,6 Millionen                                                       seteil ihrer regionalen
          Menschen gewesen.                                                       Tageszeitung. 59 % pla-
                                                                                  nen damit ihre Ferien.

   22 %
   der Bevölkerung regen
   Postwurfsendungen zum
   Kauf an. Werbung auf
   Webseiten zieht nur
   bei 8,8 %.

ZUSAMMENSTELLUNG: BUNDESVERBAND DRUCK UND MEDIEN; SHUTTERSTOCK.COM
                                                                                                 0 1 / 2 0 2 0 // 7
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MODE MAKES THE WORLD GO ROUND

                     Mode
                     makes
                     the world
                     go round

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          MODE MAKES THE WORLD GO ROUND

Man kann nie zu
gut gebildet oder zu
gut gekleidet sein.“
Oscar Wilde

M
              ode gab es praktisch schon immer. Wer es
              sich leisten konnte, trug in der Antike wal-
              lende Gewänder. Frauen in Griechenland
              hatten langes Haar in Löckchen oder eine
Melonenfrisur. Im Mittelalter war die Männermode
besonders prächtig und vor allem Schuhe spielten
eine ­außergewöhnliche Rolle. So schrieb eine Verord-
nung eine standesgemäße Schuhlänge vor: Je reicher
oder blaublütiger der Träger, desto länger mussten die
­Schuhe sein – selbst wenn sie dafür mit Baumwolle oder
 Moos ausgestopft wurden. So kam auch das Sprichwort
 „auf großem Fuße leben“ auf. Als „Modejournale“ dien-
 ten am Anfang Skulpturen, Wand- und Gefäßmalereien
 oder Münzporträts, später Gemälde – ein Beleg dafür,
 dass Stile und Bräuche recht dauerhaft waren.
     Heute ist natürlich alles ganz anders. Moden sind
 schnelllebig und die Taktung nimmt stetig zu. Noch
 in den Neunzigern lohnte es sich schlicht nicht, stän-
 dig in dieselben Geschäfte zu rennen: Die Kollektionen
 dort waren über Monate immer dieselben. Im Sommer
 wurden die Sachen im Schaufenster oft von Folien
 ­geschützt, damit sie nicht vergilbten – heute eine absur-
  de Vorstellung, sind die gerade noch brandneuen Teile
  doch buchstäblich rasch wieder weg vom Fenster. Nicht
  zuletzt dank des modernen Textildrucks. So bringt die
  Firma Zara zum Beispiel 24 neue Kollektionen pro Jahr
  in die Läden, H&M zwischen 12 und 16. Und die Mode
  für alle gibt es schon lange nicht mehr. Gesellschaft-
  liche Gruppen, Einkommensklassen, Altersgruppen
  werden von Kreativen, Modemachern und Industrien
  ganz unterschiedlich bedient, die Vielfalt ist so groß
  wie nie und die Möglichkeiten der Individualisierung
  sind unendlich.                                       »

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MODE MAKES THE WORLD GO ROUND

         Dabei wäre es zu kurz gesprungen, beim Thema Mode
         nur an Kleidung zu denken. Auch Autos, Wohnungsein-
         richtungen, Geschirr, Bettwäsche und Uhren gehen mit
         der Mode. Und stets sitzt die Druckindustrie mit im Boot.
         Denn wurden früher Muster gewebt, gemalt, gespritzt,
         graviert oder montiert, so werden sie heute immer ­öfter
         gedruckt. Was noch vor ein paar Jahren standardmä-
         ßig im Einheitslook daherkam, zum Beispiel Wasch-
         beckenstöpsel, zeigt sich heute für ein paar Euro mehr
         mit Strandmotiven, Babyfotos, Blumenwiesen, einem
         lustigen „Moin Moin“ oder – ganz groß im Rennen –
         Katzenporträts. Steht nicht jeder drauf, aber wenn die
         Mode danach fragt: Drucker machen’s möglich.

         Wachstumsmarkt
         Bekleidungsindustrie
         Prangten noch vor gut einem Jahr Blümchen, Tarnmus-         die Hemden von früher aus dem Schrank, die anderen
         ter oder Tropenmotive auf den Klamotten der Mode-           stürmten in die Läden. Für 2020 sind dagegen Giftgrün,
         bewussten, sah es 2019 schon wieder ganz anders aus.        Signalorange, Knallgelb und Textmarkerblau angesagt:
         Paisley war zurück. Die alten Prince-Fans holten einfach    Neonfarben brachten die Laufstege von New York bis
                                                                     Paris bereits zum Leuchten und gehören zu den wich-
                                                                     tigsten Style-Tendenzen im kommenden Jahr. Aber auch
                                                                     Folklore steht – zumindest bei den Damen – wieder hoch
                                                                     im Kurs.
                                                                        Dabei sind Stoffe oft nicht mehr gefärbt, sondern
                                                                     bedruckt. Ob T-Shirts, Blusen, Hosen, Jacken, Pullover
                                                                     oder Sweatshirts – die Möglichkeiten des Textildrucks
                                                                     beflügeln Modehäuser und Designer. Damit lassen
                                                                     sich schnell und vergleichsweise kostengünstig neue
                                                                     Kollektionen mit neuen Farben und Mustern produ­
                                                                     zieren und die Qualität reicht an fotorealistische Prints
                                                                     heran.
                                                                        Permanent neue Angebote ließen den Umsatz der
                                                                     Bekleidungsindustrie in Deutschland in den vergan­
                                                                     genen fünf Jahren um knapp zehn Prozent auf rund
                                                                     64 Milliarden Euro ansteigen. Nach vorläufigen
                                                                     ­Berechnungen des bvdm lag der Produktionswert für den
                                                                      Textildruck im Jahr 2019 bei gut 30 Millionen Euro.

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                                                                       MODE MAKES THE WORLD GO ROUND

                                                                                                                           ©KarlLagerfeld
Modezeitschriften haben sich dank Fotografie und moderner Drucktechniken im Laufe der Zeit sehr verändert.

Mit den neuen Drucktechniken wird vor allem die
Produktion kleiner Auflagen bis hin zu individuellen
Stücken immer populärer, für Vereine, Firmen und
Privatpersonen. Das ist vor allem ein Markt für die On-      cken mit der neuesten exklusiven Damenmode setzten
line-Anbieter. Bei PrintPlanet ist ein mit dem Online-       sie schon frühzeitig qualitative Maßstäbe für den gesam-
Konfigurator selbstgestaltetes Sweatshirt innerhalb von      ten Zeitschriftenmarkt, so auch für die konkurrierenden
24 Stunden versandfertig. Spreadshirt bietet darüber         Blätter Harper’s Bazaar und Elle. Und das gilt auch für die
hinaus Motive von Designern an und druckt in 18 Län-         Qualität des Drucks. Mindestens der halbe Heftumfang
dern auf beinahe alles, auch auf Unterwäsche.                der internationalen Modemagazine besteht aus Werbe-
                                                             anzeigen und Promotions internationaler Hersteller von
                                                             Markenmode und Kosmetik. Diese Produkte müssen in
Trendsetter Magazine                                         den Heften optisch so ansprechend und hochwertig
                                                             wirken, dass die Zielgruppe, wohlhabende Kundinnen
Die ersten Modezeitschriften gab es bereits Ende des         ab etwa 29 Jahren, sich für sie interessiert – und kauft.
18. Jahrhunderts in Paris. Die Galerie des Modes und der
Courrier des Modes präsentierten modebewussten               Auch Männer setzen auf Mode und Livestyle
­Damen und Herren Beschreibungen und detailgetreue           Das mit Abstand bekannteste Männermagazin ist die
 Abbildungen dessen, was in Paris getragen wurde. Mit        GQ (Gentlemen’s Quarterly). In den monatlich erschei-
 dem Entstehen von Verlagen und Druckereien in E   ­ uropa   nenden Ausgaben geht es hauptsächlich um Mode und
 und den USA fing auch der Zeitschriftenmarkt in Sachen      Lifestyle und dazu gehören auch neue Autos, moderne
 Mode an zu boomen. Und bis heute sind Modemagazi-           Technik und hochwertige Uhren. Erstaunlicherweise
 ne weltweit das A und O, wenn man up to date sein will,     haben es die international erfolgreichen Konkurren-
 welche neueste Klamotte in und was in der Mode „on          ten wie Esquire (USA), Fantastic Man (Niederlande) und
 vogue“ ist. Die wohl berühmteste Zeitschrift, die VOGUE,    VOGUE Hommes International (Frankreich) nie wirklich
 erschien erstmals 1892 in den USA.                          auf den deutschen Markt geschafft. Das Magazin Men’s
                                                             Health dagegen ist neben seiner enormen Popularität in
Maßstab im Zeitschriftenmarkt                                Deutschland auch international sehr beliebt. Mit über
Bis heute ist es eine Auszeichnung für Models, Mode-         18 Millionen Lesern und 31 verschiedenen Ausgaben hat
schöpfer und Fotografen, wenn sie in der VOGUE veröffent-    sich die Zeitschrift zum verbreitetsten Männermagazin
licht werden. So haben Irving Penn, Adolphe de Meyer,        der Welt entwickelt. Die monatliche deutsche Ausgabe
Edward Steichen, Man Ray, George Hoyningen-Huene,            der Men’s Health gibt es bereits seit 1996.
Horst P. Horst, Helmut Newton, Peter Lindbergh, Peter            Auch wenn es bei den Herren etwas mehr um Trends
Beard und Karl Lagerfeld für das Magazin gearbeitet und      und Lifestyle geht als in den Modemagazinen für die
es geprägt. Mit ihren aufwendig inszenierten Fotostre-       ­Damen – bei einem Thema sind sich beide Lager in
                                                              ­jedem Frühjahr einig: Wie schafft man es bis zum Som-
                                                               mer zur Strandfigur? Dass es mit dem Lesen allein leider
                                                               nicht getan ist, zeigt sich dann mitunter spätestens im
                                                               Urlaub am Beckenrand.                                »

                                                                                                                 0 1 / 2 0 2 0 // 1 1
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MODE MAKES THE WORLD GO ROUND

      „Print ist in unseren
      Augen unersetzlich“
         BurdaStyle bündelt als Medienunter-
         nehmen für Mode, Lifestyle und Enter-     Frau Kampp-Wirtz, vor mehr als 70 Jahren erschie-
         tainment die Marken Bunte, Elle, Elle     nen die ersten Print-Ausgaben Ihrer Zeitschriften
         Decoration, Freundin, InStyle, Harper’s   Bunte und Freundin. Elle und InStyle sind auch
                                                   schon mehrere Jahrzehnte auf dem Markt. Warum
         Bazaar und künftig auch Esquire. CEO
                                                   gibt es die Magazine der BurdaStyle auch heute
         Manuela Kampp-Wirtz spricht mit           noch in gedruckter Form?
         NUTZEN über die große Bedeutung           Magazine wird es immer geben! Mehr als sieben Mil-
         von Print für ihre Titel und über die     lionen Menschen lesen regelmäßig unsere Zeitschrif-
         Kampagne „Print macht stark“.             ten. Magazine sind etwas Wunderbares und Zeitloses!
                                                   Angefangen bei der Haptik, dem Gefühl der Ent-
                                                   schleunigung, das sie vermitteln, und den hochwer-
                                                   tig aufbereiteten Geschichten bis zu den opulenten
                                                   Fotostrecken. Unsere Redakteure kreieren wertvolle
                                                   Inhalte, kuratieren beispielsweise in der Mode aus
                                                   einer Fülle von Produkten die trendigsten Stücke und
                                                   bieten so eine perfekte Orientierung im Mode-Dschun-
                                                   gel. Und weil auch unsere Leser Print nach wie vor
                                                   sehr schätzen, erhöhen wir die Frequenz einiger unse-
                                                   rer Titel, unter anderem der Sonderhefte Elle Traveller,
                                                   Elle Accessoires, Bunte Gesundheit sowie unseres neu
                                                   gelaunchten Magazins InStyle Mini&Me für stylishe
                                                   Mütter und Kids. Unser Glaube an Print und Magazine
                                                   ist ungebrochen. 2020 bringen wir zudem die Männer-
                                                   Marke Esquire auf den deutschen Markt.

                                                   Die BurdaStyle-Marken sind auch in der digitalen
                                                   Welt vertreten. Welche Chancen bietet Ihnen die
                                                   Digitalisierung für Ihre Markenwelt?
                                                   Wir sind mit allen unseren Marken digital vertreten
                                                   und erreichen über die Online-Auftritte ­f reundin.de,
                                                   elle.de, instyle.de und harpersbazaar.de mehr als acht
                                                   Millionen Nutzer. Durch das starke Engagement unse-
         Manuela Kampp-Wirtz, CEO BurdaStyle       rer Marken in den sozialen Medien aktivieren wir zu-
                                                   sätzliche Zielgruppen und bringen sie so mit unseren
                                                   Marken in Verbindung. Darüber hinaus eröffnet die
                                                   Digitalisierung neue Erlösmöglichkeiten, beispiels-
                                                   weise im Bereich E-Commerce.

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                                                                  MODE MAKES THE WORLD GO ROUND

Wie wichtig ist E-Commerce für Ihre Marken?
E-Commerce ist ein wichtiger Teilbereich unseres                Unser Glaube an
Markenangebots und wird stetig weiter ausgebaut.
An den Online-Marktplatz von InStyle, „InStyle Shop-
                                                                Print und Magazine
it“, sind beispielsweise bereits mehr als 150 Partner-          ist ungebrochen.“
shops angeschlossen, Tendenz steigend. Das Konzept
haben wir auch für Elle und Freundin übernommen.                Manuela Kampp-Wirtz, CEO BurdaStyle
So kann man auch auf elle.de und freundin.de aus-
gewählte Trendteile direkt shoppen, ohne die Web­
seiten verlassen zu müssen.
                                                         f­ eaturen sie und ihre Styles in unseren Magazinen.
Welche Kanäle sind für Sie im Online-Bereich am           Für Influencer ist es häufig ein Ritterschlag, in einem
wichtigsten?                                              unserer Magazine zu erscheinen. Im Rahmen unserer
Neben unseren eigenen Webeiten sicherlich die Mar-        Ereignisplattformen kooperieren wir sehr intensiv
ken-Auftritte auf Instagram, Facebook und Pinterest.      mit Influencern.

Die Marken der BurdaStyle werden heute crossme-          Mit Ihrer Kampagne „Print macht stark“ weist Burda
dial als Magazine, auf Online-Portalen, über Social      auf die Vielfalt von Print hin und betont den Stellen-
Media, über mobile Endgeräte und im Bewegtbild           wert von Journalismus in unserer Gesellschaft. Wie
inszeniert. Welche Rolle spielen Ihre Printmagazine      kam es zu dieser Kampagne und was ist ihr Anliegen?
in diesem Medienmix?                                     Mit der Kampagne „Print macht stark“ möchten wir
Wir bauen ganze Erlebniswelten rund um unsere            ein Zeichen für den hohen Stellenwert von Journa-
Marken. Dazu gehören neben den genannten Kanälen         lismus in unserer Gesellschaft setzen. Leider infor-
zahlreiche Ereignisse wie die Beauty-Messe ­„Bunte       mieren sich heutzutage viel zu viele Menschen über
Beauty Days“ für Konsumenten oder die ­„InStyle          aktuelles Weltgeschehen in den sozialen Massen-
Lounge“, eine begehrte Fashion-Plattform für Kunden      medien und finden dort allzu oft ungeprüfte Halb-
und Influencer. Die Basis unserer Projekte und Aktivi-   wahrheiten vor. Wir finden deshalb, dass es Zeit ist
täten ist und bleibt jedoch Print.                       für ein öffentliches Bekenntnis zum Journalismus
                                                         der Verlage. Print ist in unseren Augen unersetzlich
Gerade im Bereich Mode gibt es mit Blogs und             für die Stabilität unserer Gesellschaft. Print steht für
Social-Media-Kanälen eine Vielzahl an Angeboten          hochwertige, glaubwürdige journalistische Inhalte
und Inhalten im Netz. Macht Ihnen diese Art von          und nicht nur für bedrucktes Papier. Journalistische
Konkurrenz das Leben schwer?                             Inhalte sind ­belastbare Informationsquellen. Sie kön-
Viele unserer Redakteure sind selbst erfolgreich         nen Menschen zuverlässig informieren, ihnen neue
mit Posts und Stories auf Instagram und teilen ihre      Blickwinkel aufzeigen, sie begeistern und inspirieren.
Leidenschaft für den Job mit ihren Fans und Follo-       Sie bestärken Menschen darin, frei zu denken, Neues
wern. Sie tauschen sich auch mit Influencern aus und     zu entdecken und Chancen zu nutzen.

                                                                                                           0 1 / 2 0 2 0 // 1 3
NUTZEN
WIRTSCHAF T

         Wirtschaftliche
         Situation der Branche
         Der aktuelle Branchenbericht des Bundesverbandes            Zudem setzte sich der Preisanstieg bei grafischen Pa-
         Druck und Medien (bvdm) zeigt, dass sich die wichtigs-      pieren fort, verlor allerdings im Vergleich zum Vor-
         ten Konjunkturindikatoren der Branche im ersten             jahreshalbjahr an Dynamik. Während die Erzeuger-
         ­Halbjahr 2019 schwächer als im Vorjahreszeitraum ent-      preise für Zeitungsdruckpapier um durchschnittlich
          wickelten. Allerdings setzte sich der Anstieg der Ver-     9,2 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2018 stie-
          kaufspreise für Druckerzeugnisse fort.                     gen, legten die Preise für andere grafische Papiere um
             Die deutsche Druck- und Medienindustrie konnte die      durchschnittlich 5,2 Prozent zu.
          konjunkturelle Schwächephase, in der sie sich seit 2018
          befindet, auch im ersten Halbjahr 2019 nicht überwin-      Durchwachsene Aussichten für 2019,
          den. So entwickelten sich die wichtigsten Konjunkturin-    Geschäftsklimaindex stimmt zuversichtlich
          dikatoren in den ersten sechs Monaten des Berichtsjahres   Auf Jahressicht deutet die Entwicklung der Konjunktur-
          schlechter als im Vorjahreszeitraum. Während die Pro-      indikatoren auf keine Trendwende hin. So sanken im
          duktion von Druckerzeugnissen saison- und kalenderbe-      dritten Quartal 2019 sowohl die Produktion als auch
          reinigt um durchschnittlich 5,1 Prozent zurückging, fiel   der nominale Umsatz um durchschnittlich 6,4 Prozent
          der nominale Umsatz um durchschnittlich 2,8 Prozent.       und 3,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Trotz
                                                                     dieser Jahresaussichten entwickelte sich der monatlich
         Moderater Anstieg der Verkaufspreise                        berechnete ifo-Geschäftsklimaindex der Druck- und
         setzt sich fort                                             Medienindustrie zuletzt positiv und verzeichnete im
         Druckereien konnten die Preise für ihre Leistungen          Oktober im Vergleich zum Vormonat einen deutlichen

                                                         Anzeige
         ­moderat erhöhen. Das Plus im ersten Halbjahr 2019
          ­betrug im Mittel 1,3 Prozent. Somit steigen die Preise
                                                                     Anstieg von 7,4 Prozent. Ob dieser Hoffnungsschimmer
                                                                     allerdings eine Trendwende für das kommende Jahr an-
           für Druckerzeugnisse seit mittlerweile 18 Monaten.        deutet, bleibt zum jetzigen Zeitpunkt noch abzuwarten.

         Entwicklung der Verkaufspreise für Druckereileistungen
         (insgesamt und nach Sparten), Januar 2016 bis Juni 2019

               Veränderung zum Vorjahr (Prozent)

           6

           5

           4
                                                                                                                                    Quelle: Statistisches Bundesamt; Berechnungen: bvdm

           3

           2

           1

          0

          -1                                                                                     Druckindustrie (insgesamt)
                                                                                                 Drucken von Zeitungen
                                                                                                 Drucken sonstiger Erzeugnisse
          -2                                                                                     Druck- und Medienvorstufe
                                                                                                 Druckweiterverarbeitung

          -3
                                2016                    2017                          2018                                   2019

1 4 // 0 1 / 2 0 2 0
NUTZEN
                                                                                  WIRTSCHAF T

                                     S T E I N
                                   I
                                       E N D  ER
                             W A C HS          O FF
                         C H               S T
                      NA             ROH

                           Kann man einen Liebesbrief per Mail versenden? Natürlich. Wenn einem
                           das Ergebnis nicht besonders wichtig ist. Aber Hand aufs Herz: Wer würde die
                           beginnende Romanze schon der drohenden Gefahr einer Delete-Taste aus-
                           setzen wollen? Es liegt einfach auf der Hand: Papier ist und bleibt auch in
                           Zeiten von Touch-Displays die sinnlichste Wahl, die Botschaft mit Emotionen
                           aufzuladen. Als Papierliebhaber würden wir zwar nicht so weit gehen, Haptik
                           mit Erotik gleichzusetzen. Aber ganz eindeutig mit Charme. Der einem mit
                           nachhaltig ausgewähltem Papier niemals ausgehen wird.

berberich-papier.de        LEIDENSCHAFT.

                                                                                      0 1 / 2 0 2 0 // 1 5
NUTZEN
KOMPETENZEN 4.0

         Neue Kompetenzen in der
         Druckindustrie erforderlich
         In den letzten zehn Jahren hat die Branche eine starke Konzentration
         erlebt. Durch die Digitalisierung veränderte Kundenerwartungen
         fordern die Unternehmen heraus, ihre Geschäftsmodelle anzupassen.
         An die Mitarbeitenden richten sich neue Anforderungen. Wie haben
         sich die Unternehmen darauf eingestellt?

        D
                 ieser Frage geht das Projekt „Kompetenzen 4.0“   den Kleinstbetrieben hat dagegen fast die Hälfte noch
                 des vdmno und der QUBIC Beratergruppe            nicht gehandelt. Erstaunlicherweise haben die Drucke-
                 nach. Das Ziel ist die Entwicklung neuer         reien dabei sehr unterschiedliche Wege eingeschlagen:
                 Qualifizierungskonzepte für Beschäftigte und     Typisch sind vier Geschäftsmodelle zwischen den
         Führungskräfte. Die folgenden Ergebnisse basieren auf    Hauptentwicklungslinien Spezialisierung als Nischen-
         Antworten aus der bvdm-Fachkräftebefragung 2019.         anbieter oder Generalisierung als Full-Service-Anbieter
         Der Ergebnisbericht des Projekts ist über den vdmno      und Bedienung kleinerer oder größerer Märkte.
         beziehbar.                                                  Die Häufigkeitsverteilung zeigt: Die Modelle existie-
                                                                  ren gleichberechtigt nebeneinander. Für Typ 1 stehen
         Unterschiedliche Strategien                              zum Beispiel Verpackungs- oder Siebdrucker, für Typ 2
         Viele größere Unternehmen haben schon mit konkreten      große Druckereien mit Angeboten wie Direct Mail,
         Maßnahmen auf den digitalen Wandel reagiert. Von         welche die digitalen Lösungen erst ermöglichen. Typ 4
                                                                  steht für die „klassische“ Druckerei, die etwa auf den
                                                                  Akzidenzdruck setzt, und Typ 3 hat sich schon weiter in
                                                                  Richtung Kundenbedürfnisse entwickelt, zum Beispiel
                                                                  mit Systempartnerschaften.

                                                                                          Mitarbeitende von Druck­
                                                                                          unter­nehmen arbeiten heute
                                                                                          anders als noch vor wenigen
                                                                                          Jahren. Viele Prozesse sind
                                                                                          inzwischen digital und auto-
                                                                                          matisiert, die Maschinen sind
1 6 // 0 1 / 2 0 2 0                                                                      miteinander vernetzt.
NUTZEN
                                                                                                 KOMPETENZEN 4.0

       Anteil in der        Kleine Märkte/                             Große Märkte/
       Stichprobe in %      Kundensegmente                             Kundensegmente

                            Typ 1                          34 %        Typ 2                          18 %
       Spezialist           Spezialist mit einer Fokussierung          Spezialist mit einer Fokussierung
       (Nische)             auf Nischenmärkte mit Allein­              auf Großkunden und spezifischen
                            stellungsmerk­malen (USP ist               Lösungen für Massenmärkte (eher
                            entscheidend)                              Großkunden)

                            Typ 3                          21 %        Typ 4                          27 %
       Generalist           Generalist mit individuellen Lösun-        Generalist mit heterogener
       (Alleskönner)        gen für kleinere Kundenkreise (stär-       Kundenstruktur (Zwang zur Auslastung)
                            kere Ausrichtung auf Kundenbedürf-
                            nisse, Systempartnerschaften)              „Klassische Druckerei“

Das Projekt „Kompetenzen 4.0“ hat vier typische Geschäftsmodelle identifiziert,
mit denen sich Druckunternehmen auf die Digitalisierung einstellen.

Digitalisierung erfordert neue Kompetenzen                  Dies sind durchaus neue Herausforderungen für die
Laut den Führungskräften gewinnen diese Kompetenzen         teils noch handwerklich geprägten Drucker in Fach-
durch den digitalen Wandel immer mehr an Bedeutung:         arbeitertradition.

» Dienstleistungsorientierung                               Bisherige Qualifizierungsstrategien
» Prozess-Know-how                                          reichen nicht
» Problemlösungs- und Optimierungskompetenz
                                                            Die Weiterbildung in der Druckindustrie ist anlassbe-
                                                            zogen und technikorientiert geprägt, weniger durch
   Die Kundenbeziehungen verändern sich mit den digi­       systematische Personalentwicklung. Unter den infor-
talen Kommunikationskanälen. Die Verlängerung der           mellen Lernformen dominieren das von Mitarbeitenden
Aufgabenkette und die Integration von Druckleistungen       selbst initiierte/gesteuerte Lernen und das Learning by
in die Geschäftsprozesse der Kunden erfordern mehr          Doing. Häufige formelle Formen sind Technikschulun-
Beratung und Wissen über die Geschäftsprozesse auf          gen durch Druckmaschinenhersteller und anlassbe-
Kundenseite. Eine starke Dienstleistungsorientierung ist    zogene Schulungen durch Externe.
der Schlüssel, um die Kundenbedürfnisse zu erkennen            Solche Aktivitäten, um die Belegschaft vor allem fach-
und die Kundenbeziehungen analog zu gestalten.              lich auf dem aktuellen Stand zu halten, und die Mög-
   Die fortgesetzte Prozessoptimierung im Druck und         lichkeiten, Mitarbeitende flexibel einzusetzen, reichen
in der Weiterverarbeitung durch Digitalisierung, Auto-      aber gerade für sich spezialisierende Unternehmen
matisierung und die Vernetzung der Maschinen bringt         nicht mehr. Konfektionierte Kursangebote der Verbän-
weniger körperliche und mehr Beobachtungs- und Kon-         de zur Vermittlung der „neuen“ Kompetenzen werden
trolltätigkeiten mit sich. Mitarbeitende müssen lernen,     nicht gut angenommen.
komplexe Arbeitsinhalte und komplexe Technik (Pro-             Die unterschiedlichen Geschäftsmodelle mit ihren
zess-Know-how) zu beherrschen.                              jeweiligen Reifegraden der Digitalisierung erfordern
   Sehr fortschrittliche Unternehmen entwickeln teils       angepasste Kompetenzentwicklungsstrategien. Die-
eigene Lösungen, zum Beispiel im Cross-Media-Bereich        se Angebote müssen unternehmensspezifisch ausge-
oder für Web-/Online-Shops in Form von Projektarbeit.       arbeitet werden und sich – mit Sensibilisierung für
Von den Mitarbeitenden fordert das Problemlösungs-,         anstehende Veränderungen – an die Führungskräfte
Entscheidungs- und Führungskompetenzen.                     richten.

                                                                                                              0 1 / 2 0 2 0 // 1 7
NUTZEN
DIE FIRMA

         6.000.000 Mal
         Mode on Demand
         Ins Geschäft gehen und ein Standard-T-Shirt kaufen –
         langweilig. Als Kreativer ein T-Shirt designen, im
         Copy-Shop bedrucken lassen und es sonntags auf
         dem Flohmarkt anbieten – uneffektiv. Als Pionier im
         E-Commerce und Meister der Mass Customization hat
         Spreadshirt einen völlig neuen Markt geschaffen. Für
         Käufer und Verkäufer.                                                                             Modemacher im Sekundentakt:
                                                                                                           Spreadshirt bietet Designern
                                                                                                           und Käufern Marktplatz, Shop
                                                                                                           und alle Services drum herum.

        M
                     it ihrer Firma Spreadshirt haben die Gründer       Unternehmens bei über 110 Mio. Euro. Das Geheimnis
                     Lukasz Gadowski und Matthias Spieß vor fast        des Geschäftserfolges: eine tolle Idee, ein ausgefeiltes
                     18 Jahren die Käufer-Verkäufer-Welt und ein        Geschäftsmodell, gutes Marketing, die große Sorgfalt bei
                     Stück weit die Druckindustrie revolutioniert.      der Personalauswahl und eine dazu passende Firmenkul-
         Ihre Philosophie: bedruckte Kleidung und Accessoires als       tur. „Trotz des Wachstums ist es Spreadshirt wichtig, die
         grenzenloses Medium, mit dem jeder seine persönliche           positiven Seiten der Start-up-Kultur zu bewahren, zum
         Botschaft in die Welt tragen kann. Dafür bietet die Firma      Beispiel eine Atmosphäre ohne Silodenken und mit Mut
         drei Wege: Im Bereich Selbstgestalten kreieren Kunden          zum Ausprobieren“, so Stefanie Nobis, Head of Recruiting
         mit Vorlagen und eigenen Ideen ihre T-Shirts u. v. m. Auf      und Feel Good Management.
         dem Marktplatz können sie in einem Pool von fertig de-
         signten Produkten stöbern, mit denen Tausende D    ­ esigner   Ausbau von Forschung und
         weltweit Geld verdienen. Und wer seine eigenen Krea-           Entwicklung in Leipzig
         tionen nicht nur selber tragen, sondern auch verkaufen         Mit dem Start ins Jahr 2020 wird der Maschinenpark am
         möchte, bietet sie wiederum über den Spreadshop-Markt-         Standort Leipzig erweitert und zum Forschungs- und
         platz an oder richtet sich mit wenigen Klicks seinen eignen    Entwicklungszentrum ausgebaut. Installiert wurden
         Shop ein und verkauft sie unter einer eigenen URL.             bereits der deutschlandweit erste Digitaldrucker für die
            Das Praktische an der Sache ist: Von der Auftragsan-        Bedruckung von Polyester-Materialien und sechs Stick-
         nahme über Produktion, Versand, Kundenservice und              maschinen. Die neue Technik ergänzt den Digital- und
         Rechnungstellung läuft alles über Spreadshirt. Das ließen      Foliendruck auf Textilien. Insgesamt 9 Mio. Euro sollen
         sich viele Kreative nicht zweimal sagen und so wurde aus       in den kommenden zwei Jahren in neue Druckmaschi-
         dem Leipziger Zwei-Mann-Betrieb ohne Startguthaben             nen investiert werden, um die steigende Nachfrage zu
         ein Unternehmen mit heute 900 Beschäftigten weltweit,          bedienen, Produktions- und Lieferzeiten zu optimieren,
         davon 400 im Leipziger Hauptquartier. Gedruckt wird an         die Druckqualität weiter zu verbessern und das Print-
         fünf Standorten: in Deutschland, Polen, der Tschechi-          on-Demand-Angebot zu erweitern. Und waren früher
         schen Republik und in zwei Niederlassungen in den USA.         in einer Druckerei fast nur Drucker beschäftigt, sind es
            Mit über 6 Mio. Artikeln, die im Jahr 2018 in mehr          heute zunehmend IT-Experten – bei Spreadshirt sind es
         als 170 Länder verschickt wurden, lag der Umsatz des           über 100.

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NUTZEN
                                                                                                               DIE FIRMA

                                                                  Die Druckerei mit sozialem Verantwortungs-
                                                                  bewusstsein
                                                                  Seit Oktober 2019 ist Spreadshirt Gründungs-
                                                                  mitglied der Kampagne „Create Your Revolu-
                                                                  tion“, einer Gemeinschaftsaktion der Frank-
                                                                  furter Buchmesse, arte, dem Börsenverein des
                                                                  Deutschen Buchhandels und den Sustainable
                                                                  Development Goals. Durch „Create Your Revo-
                                                                  lution“ sollen Kulturschaffende und Aktivisten zu
                                                                  Wort kommen, gehört und unterstützt werden
                                                                  bei ihrem Engagement, unabhängig davon, wie
                                                                  lokal oder weltpolitisch es ist.

                                                                  #createyourrevolution

Wir haben es von einer belächelten Idee
zweier junger Macher in 18 Ländern zum
Marktführer für Print-on-Demand-Bedru-
ckung von Baumwollkleidung geschafft.“
Philip Rooke, CEO Spreadshirt

Hier machen Frauen richtig Druck
Seit 100 Jahren haben Frauen in Deutschland das Wahl-
recht, aber es gibt immer noch vieles, was ihnen nicht jeder
wirklich zutraut: z. B. Führungsqualitäten, ­Geschäftssinn,
Humor und Kreativität. Bei Spreadshirt zeigen Frauen, dass
sie all das können: Seit Ende 2018 ist im Unternehmen
die Hälfte der Führungspositionen in Frauenhand. Und
ein immer größerer Teil des Umsatzes geht − buchstäb-
lich − auf das Konto ideenreicher Frauen. Unter denen, die
erfolgreich ihre Motive entweder bei Spreadshirt über den
Marktplatz anbieten oder sich mit einem eigenen Spread-        Philip Rooke,                 Stefanie Nobis, Head of
shop ein Business aufbauen, setzen sich die Frauen durch:      CEO Spreadshirt               Recruiting und Feel Good
Zwei der drei erfolgreichsten Designer sind Frauen. Die                                      Management Spreadshirt
erfolgreichsten unter ihnen verdienen bis zu eine Mio.
Euro pro Jahr.

                                                                                                                0 1 / 2 0 2 0 // 1 9
NUTZEN                                                                                                                         NUTZEN
P R I N T-T R E N D S                                                                                                       TRENDS

         Muster, die es in sich haben: Die 1970er Jahre konnten sensiblen Ästheten schon mal zusetzen.

        Traum(a) Tapeten
         Standen früher Tapeten oft für schlechten Geschmack und irritierende
         Bildwelten, so liegt diese Wandgestaltung heute im Trend. Der Digitaldruck
         ermöglicht täuschend echte Effekte und das Anbringen funktioniert kinderleicht –
         genauso wie das Entfernen, wenn sich der Geschmack dann doch mal ändert.

         Die Heimkehr nach der Klassenfahrt war ein Schock! „Das
         war nicht mehr meine Wohnung“, erinnert sich Sabine
         M. noch heute. Was passiert war? Die Eltern hatten reno-
         viert. Orangegelbbraune Ornamente kreischten an den           Digitaldruck mit Echteffekt
         Küchenwänden. Bis hoch unter die Decke. Das Bad: grün,        Mit neuen Materialien und Produktionsmethoden ist
         wilde Ranken, Blätter, Lianen sogar an der Decke –            man heute selbst aus zehn Metern Entfernung sicher,
         wie das Dschungelbuch, nur ohne Mogli. Dagegen war            auf eine Betonwand zu blicken: Poren, Farbnuancen,
         der Flur in Schwarzbraunbeigeweiß fast erholsam.              Lichtspiel – erst wenn man fast die Wand berührt, zeigt
            Das Trauma aus den 1970er Jahren hat Spuren hinter-        sich die Illusion. Es ist schlicht Tapete.
         lassen, bis heute lebt Sabine M. in überwiegend nüchtern          Diesen „Echteffekt“ verdanken wir dem Digitaldruck.
         weiß getünchten Wänden – immun gegen jegliche Mode            Und mit neuen Techniken und neuen Materialien wird
         an der Wand.                                                  die Wandgestaltung auch für Designer wieder interes-
            Schade eigentlich, denn die Zeiten haben sich ge-          sant: Sie toben sich aus mit Bäumen im Herbststurm,
         ändert. Auf die Erholung zwischen heller Raufaser –           stilisierten Hügeln, Stadtansichten oder traditionellen
         spätestens seit den 1990er Jahren jedoch als spießig ver-     Mustern in dramatischen leuchtenden Farben. Muss
         schrien – folgten zwar noch einige Peinlichkeiten wie         man sich halt trauen.
         Backsteinmuster oder Fachwerkimitat, aber dann wurde              Dabei ist die Entscheidung für solche Wagnisse heute
         es besser.                                                    leichter als früher. Vliestapeten zum Beispiel seien viel
                                                                       einfacher an der Wand anzubringen (und auch wieder
                                                                       zu entfernen) als früher, meinen die Hersteller. Man
                                                                       braucht keinen Tapeziertisch, muss die ­eingekleisterte
                                                                       Papiertapete nicht mehr mit spitzen Fingern an die
                                                                       Wand hieven und hoffen, dass sie da auch bleibt. Statt-
                                                                       dessen wird die Wand eingekleistert, die Vliestapete
                                                                       abgerollt – fertig. Und der Handel weiß: Die Frauen
                                                                       ­suchen das Tapetenmuster zwar aus, dafür mögen
                                                                        Männer Vlies, weil sie ja meistens tapezieren müssen.
                                                                        In dieser Hinsicht hat sich seit den 1970er Jahren nicht
                                                                        viel verändert.

                                                  Motiven sind im
                                                  Digitaldruck keine
                                                  Grenzen gesetzt.
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Der eine wartet, dass die Zeit
                                              sich wandelt, der andere packt
                                              sie kräftig an und handelt.“
                                              Dante Alighieri

                                                                                                                                  Holger Busch
                                                                                                                                  Hauptgeschäfts­führer
INHALT                                                                                                                            Verband Druck und
                                                                                                                                  Medien Bayern e. V.
2 —VERTRAUEN IST GUT,
KONTROLLE IST BESSER
Einblick in das Prüflabor
der SV-Zeitungsdruck                     angetrieben durch den technologischen                  Materialprüfung – mittlerweile auch ein
                                         Wandel durchläuft unsere Branche der-                  neues Geschäftsmodell eröffnet hat. Eine
6 — GELBE KARTE IM                       zeit einen tief greifenden Strukturwan-                Marktnische für sich zu entdecken und
ARBEITSVERHÄLTNIS                        del. Für die Betriebe der Druckindustrie               auszufüllen, kann ebenfalls ein erfolgrei-
Was bei Abmahnungen zu                   bedeutet das, Antworten zu finden auf die              cher Weg sein. Das zeigt unser Beitrag zu
beachten ist                             Frage: Wie lässt sich dieser Wandel erfolg-            EGGER Druck + M  ­ edien: Geschäftsführer
                                         reich gestalten? Es bedeutet, das Bisherige            Xaver Egger führte sein Unternehmen
8 — LERNKOMPETENZ IST                    zu überdenken und den Mut zu haben,                    vom klassischen Akzi­denzdruck hin zur
ERLERNBAR                                neue Wege zu gehen. Unternehmerische                   Premiumdruckerei im Bereich Verpa-
Wie ein Unternehmen mit                  Risikobereitschaft und gelebte Innova-                 ckung. Mit viel Unternehmergeist, inno-
Veränderungen Schritt hält               tionskultur sind heute mehr denn je ge-                vativem Querdenken und ausgeprägtem
                                         fragt. Denn eines ist klar: Stillstand und             Know-how über die Druckbranche gelang
11 — „MACHT PRINT ZU                     das Verharren in Altbewährtem können                   es ihm binnen weniger Jahre, die Umsätze
PREMIUMPRINT!“                           in Zeiten des Wandels das wirtschaftliche              deutlich zu steigern und die Anzahl der
Ein Plädoyer für das Gedruckte           Aus bedeuten. Deshalb ist es wichtig, die              Mitarbeiter zu verdoppeln.
                                         Herausforderung anzunehmen, eingefah-                      Die Mitarbeiter sind einer der wich-
12 — NEXT STOP: VERPACKUNG               rene Denkweisen zu ändern sowie neue                   tigsten Erfolgsfaktoren, um in Zeiten des
Unternehmensporträt                      Geschäftsmodelle für seine Kunden zu                   Wandels zu bestehen. Nur mit einem
EGGER Druck + Medien GmbH                entwickeln. Wie das gelingen kann, zei-                starken Team kann man das unterneh-
                                         gen die Beispiele in diesem Heft.                      merische Know-how weiterentwickeln
16 —PROBLEMFALL ENTSORGUNG                  Das Druckzentrum des Süddeutschen                   und ausbauen. In seinem Gastbeitrag
Ganzheitliche Entsorgungskonzepte        Verlags senkt mithilfe von konsequen-                  ­erläutert Lerncoach Andreas Hensing,
                                         tem Prozessmanagement seine Kosten                      warum der Aufbau von Lernkompetenz
17 — KURZMELDUNGEN                       und erhöht die Qualität seiner Produkte.                in der Druckindustrie unerlässlich ist und
• Energiekosten reduzieren               Durch ein eigenes Prüflabor sichert das                 warum die Investitionen in die fachliche
• Vorstandschaft: Herausforder­          Unternehmen seine Prozesse ab. Vor dem                  Kompetenz der Mitarbeiter heute, mehr
 ungen 2020 im Blick                     Hintergrund rückläufiger Auflagen und                   denn je, entscheidend sind.
• VDMB-Unternehmertage                   der Konsolidierung am Markt führt der
• Bayerischer Printpreis:                Weg zum Erfolg hier über die Effizienz:
 Ausschreibungsstart                     ein Weg, der sich auszahlt und der – mit
• Rückblick: Personalkongress            der Drittvermarktung der Expertise in der
• 10 Jahre Klimainitiative
• Verstärkung in Aschheim

IMPRESSUM
HERAUSGEBER Verband Druck und Medien Bayern e. V., Einsteinring 1 a, 85609 Aschheim bei München, Tel. (0 89) 330 36-0, Fax (0 89) 330 36-100, info@vdmb.de
GESCHÄFTSLEITUNG Holger Busch (V. i. S. d. P.) REDAKTION Thomas Hosemann, Tel. (0 89) 330 36-126, Marian Rappl, Tel. (0 89) 330 36-119 SATZ Verena Rembeck

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MANAGEMENT

    Vertrauen ist
    gut, Kontrolle
    ist besser

                 Im Prüflabor des Druckzentrums des
                 Süddeutschen Verlags bestimmt Elias
                 Merklinghaus (r.) mit seinem Kollegen
                 die Kornfeinheit einer Druckfarbe

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Sämtliche Fertigungsmaterialien werden beim Druckzentrum des
­Süddeutschen Verlags vor ihrem Einsatz sorgfältig geprüft. Geschäfts-
 führer Josef Schießl und Business Unit Manager Elias Merklinghaus
 ­gewährten NUTZEN einen Einblick in das unternehmenseigene Prüflabor.
  Was ­zunächst der reinen Prozess­absicherung und -optimierung diente,
ist mittlerweile auch ein erfolgreiches Geschäftsmodell.

O
            hne Papier und Druckfarben kann keine            Hersteller wird bei uns grundsätzlich nicht liefern.
            Zeitung entstehen. Auch der Einsatz von          Nicht einmal dann, wenn er um diese 25 Prozent güns-
            Chemikalien und Feuchtwasser ist bei der         tiger anbieten würde, da diese Farbe nicht in unseren
            Herstellung unerlässlich. Der verantwor-         Prozess passt und wir die komplette Parametrierung der
tungsvolle Umgang mit Material und Ressourcen hat            Maschine der jeweiligen Farbe anpassen müssten.“ Und
beim Druckzentrum des Süddeutschen Verlages (SV              Schießl ergänzt: „Unsere Drucker sollen sich darüber
Zeitungsdruck GmbH), unter wirtschaftlichen Gesichts-
punkten, aber auch unter dem Aspekt der Qualitäts-
und Prozesssicherung, oberste Priorität. „Wir setzen
seit vielen Jahren auf ein konsequentes, analytisches
Prozessmanagement, das wir kontinuierlich weiter
perfektionieren. Die Materialprüfung ist schon im-
mer ein wichtiger Teil dieser Strategie“, berichtet Josef
Schießl. „Ich denke, dass es wenige Branchen außerhalb
der Druckindustrie gibt, in denen ein Unternehmen
                                                                   Wir setzen seit vielen
die Hauptfertigungsmaterialien ungeprüft in seinen
Produktionsprozess lässt.“
                                                                   Jahren auf ein konse-
Eigenes Materiallabor des Druckzentrums
                                                                   quentes, analytisches
Seit mittlerweile sechs Jahren unterhält das Unterneh-
men ein eigenes Prüflabor. In den Bestrebungen, die
                                                                   Prozessmanagement,
Prozesse abzusichern, wurden die meisten Prüfgeräte
hierfür nach und nach angeschafft. „Mittlerweile sind
                                                                   das wir kontinuierlich
wir vollständig ausgestattet. Wir prüfen Papier, Farbe
und Druckplatten. Aber auch die Interaktion von Papier
                                                                   weiter perfektionieren.“
und Farbe, das Prozesswasser und die Feuchtmittel sind             Josef Schießl, Geschäftsführer Süddeutscher
von unseren Prüfmethoden abgedeckt“, erklärt Business              Verlag Zeitungsdruck GmbH
Unit Manager Elias Merklinghaus. Heute testet die SV
Zeitungsdruck jede Charge Papier und Druckfarbe bevor
sie in den Produktionsprozess geht.

Spürbare wirtschaftliche Auswirkungen                        keine ­Gedanken machen müssen, welches Papier und
„Mit der Überprüfung der relativen Papierfeuchte             welche Farbe gerade läuft. Das ist unser Anspruch und
­sparen wir regelmäßig an Aufwendungen. Bei Abwei-           die Motivation der Standardisierung aller Parameter.
 chungen von bis zu vier Prozent der relativen Feuchte       Genauso wie sich unsere Drucker an spektralfotome-
 sind die Auswirkungen auf unsere Kosten schon spür-         trische Messungen halten, so erwarten wir auch von
 bar und wir zahlen ungerne 450 Euro für eine Tonne          unseren Lieferanten, dass sie sich innerhalb der spezi-
 Wasser, wenn der Feuchteanteil im Papier zu hoch ist“,      fizierten und vereinbarten Toleranzen bewegen.“ Die
 so Schießl. Dasselbe gelte für die Druckfarbe, erklärt      Farbproben werden umgehend nach Anlieferung getes-
 Merklinghaus: „Hier gibt es bei manchem Hersteller teil-    tet und mit rückgestellten Referenzproben verglichen.
 weise Ergiebig­keitsdifferenzen von bis zu 25 Prozent zu    Werden Abweichungen außerhalb eines Toleranzrah-
 den Farben, die wir normalerweise verdrucken. D   ­ ieser   mes festgestellt, wird die Farbe nicht angenommen. »

                                                                                                            01/2020       3
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MANAGEMENT

       Geschäftsmodell: Prüflabor                                     SV Zeitungsdruck liefere dem Kunden nicht nur die
       Nachdem ein professionelles Prüflabor mit allen rele-          ­Ergebniswerte, sondern gebe auch Empfehlungen zum
       vanten Messgeräten vorhanden war, sei es naheliegend            Einsatz der Materialien bis hin zur Kalibrierung von
       gewesen, die Materialprüfung auch als externe Dienst-           Maschinen, z. B. zur Erstellung von Hochlaufkurven.
       leistung anzubieten. Was zunächst als Kollegenhilfe
       im engeren Netzwerk begann, ist heute ein Geschäfts-           Geschäftsfeld weitet sich
       modell mit mehr als zehn externen Kunden, die dauer­           Dies wüssten die Kunden sehr zu schätzen, die mittler-
       haft die Expertise der SV Zeitungsdruck GmbH in An-            weile nicht mehr nur aus dem Zeitungsdruckbereich
       spruch nehmen. „Das als Dienstleistung nach draußen            kommen, sondern auch aus anderen Sparten, wie bei-
       zu t­ ragen war schon ein großer Schritt“, beschreibt          spielsweise dem Heatset- und dem Bogenoffset-Druck.
       Schießl die Herausforderung. „Es hat uns sofort vor neue       Jede Portfolioerweiterung berge auch neue Herausfor-
       Anforderungen gestellt, z. B. müssen wir für unsere Kun-       derungen und Ansprüche an die Prüfverfahren. „Zu-
       den permanent Personal vorhalten. Entscheidend sind            künftig werden wir unseren Geschäftsbereich sicher
       am Ende aber nicht nur die Geräte oder das Personal.           auch in andere Bereiche und über die Branche hinaus
       ­Essenziell ist auch das Standardisieren der Prüfverfah-       ausweiten“, ist sich Schießl sicher. „Unser Vorteil ist,
        ren, mit denen man arbeitet. Am Ende jeder Prüfung            dass die Materialprüfung nicht das Haupt-Kerngeschäft
        muss ein reproduzierbares Ergebnis stehen.“                   ­unseres Betriebes ist. Das bedeutet, dass wir unsere
            Dafür musste das Unternehmen Standards entwi-              Kunden ohne Druck beraten und betreuen können,
        ckeln, die den gängigen Prüfmethoden der L­ ieferanten         ihnen also nur Leistungen anbieten, die bei diesen
        entsprechen. So wurden mit einigen Herstellern so-             ­einen echten Wert erzeugen. So passen wir das Repor-
        gar Vereinbarungen getroffen, die jeweiligen Labor­             ting der Prüf­ergebnisse individuell an die Bedürfnisse
        ergebnisse gegenseitig verbindlich anzuerkennen. „Das           des einzelnen Kunden an und beraten diesen dabei,
        ­gegenseitige Agreement ist für unsere Kunden ein wert-         Materialspezifikationen mit Toleranzen in die Lieferan-
         voller Punkt, denn es bedeutet Zeitgewinn und nimmt            tenverträge einzuarbeiten. Uns dient dies auch als Kom-
         die Möglichkeit, dass sich jemand über die Prüfmethode         petenzbeweis, den wir gerne zeigen und auch teilen.
         freisprechen will“, erklärt Merklinghaus. Der ­deutlichste     Die Leistung, die wir einsetzen, wollen wir natürlich
         Unterschied zu jedem anderen Labor sei aber, dass die          bezahlt haben, aber es entstehen nebenbei auch neue
         SV Zeitungsdruck mit den entsprechenden druckspe-              Netzwerke zu Betrieben. Wir bekommen viel zurück –
         zifischen Fachkenntnissen auch selbst Anwender ist.            darauf zu verzichten, wäre nicht klug.“

                                                                                           Ergiebigkeitsanalyse:
                                                                                           Die Ergiebigkeit gibt Auskunft
                                                                                           über den Ertrag einer Farbe bei
                                                                                           konstanter, definierter Farb-
                                                                                           dichte. Es wird über mehrere
                                                                                           Messungen ein durchschnitt­
                                                                                           licher Farbverbrauchswert
                                                                                           ermittelt, daraus werden Aus­
                                                                                           sagen über die Ergiebigkeit und
                                                                                           die Prozessstabilität getroffen.
                                                                                           Sie ist einer der wichtigsten
                                                                                           ­Faktoren zur Bewertung der
                                                                                            Wirtschaftlichkeit einer Druck-
                                                                                            farbe, da Farbe nach Kilo-
                                                                                            gramm gekauft wird.

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ARBEITSRECHT

       Gelbe Karte im
       Arbeitsverhältnis
       Die Abmahnung ist ein wichtiger Bestandteil im deutschen
       Kündigungsrecht. Verhält sich ein Arbeitnehmer vertragswidrig,
       muss grundsätzlich vor dem Ausspruch einer verhaltensbeding-
       ten Kündigung abgemahnt werden. Erst im Wiederholungsfall
       ist die Beendigung des Arbeitsverhältnisses möglich.                                           Von RAin Yvonne Fuchs

         E
                  ine einmalige Verfehlung kann nur in Ausnahme-       fall, d.h. die sogenannte Warnfunktion. Fehlt sie, wird
                  fällen eine Kündigung rechtfertigen, so wie ein      eine noch so klar und deutlich formulierte „Abmah-
                  Schiedsrichter nur bei besonders gravierenden        nung“ nur zu einer „Ermahnung“ oder „Verwarnung“,
                  Regelverstößen sofort die Rote Karte zieht. Eine     die gerade noch nicht die Gelbe Karte, sondern allen-
          Abmahnung ist vor dem Ausspruch einer verhaltensbe-          falls der eindringliche Hinweis des Schiedsrichters im
          dingten Kündigung allenfalls dann entbehrlich, wenn          Fußball wären. Der Warnfunktion der Abmahnung
          eine Vertragsänderung für die Zukunft, selbst nach Aus-      wird dadurch Genüge getan, dass der Arbeitnehmer
          spruch einer Abmahnung, nicht zu erwarten ist.               aufgefordert wird, das beanstandete Verhalten zu-
             Verletzt ein Arbeitnehmer hingegen wiederholt in ver-     künftig abzustellen bzw. nicht zu wiederholen und für
          gleichbarer Weise seine vertraglichen Pflichten, kann ein    den Wiederholungsfall ihm konkrete arbeitsrechtliche
          Arbeitgeber nicht mehr damit rechnen, dass das Arbeits-      ­Konsequenzen angedroht werden.
          verhältnis zukünftig ohne Beanstandungen fortgesetzt
          werden kann. Die Kündigung erfolgt also zur Vermeidung
          einer weiteren, zu erwartenden Pflichtverletzung. Eine
          verhaltensbedingte Kündigung ist daher nicht die Sank­          Warnfunktion
          tion einer begangenen Pflichtverletzung, sondern dient          Arbeitsrechtliche Konsequenzen müssen in der
          der Vermeidung zukünftiger Pflichtverletzungen. Damit ist       Abmahnung präzise genannt werden – beispiels-
          nachvollziehbar, dass vor dem Ausspruch einer verhaltens-       weise mit folgender Klausel: „Sollten Sie gleich-
          bedingten Kündigung eine Abmahnung notwendig ist.               wohl – entgegen dieser Abmahnung – erneut in
                                                                          der von uns gerügten oder in ähnlicher Art und
          Dokumentation, Rüge und Warnung                                 Weise gegen Ihre arbeitsvertraglichen Pflichten
          Die Aufgabe der Abmahnung ist zum einen die klare               verstoßen, müssen Sie mit einer, ggf. auch außer-
          und nachvollziehbare Dokumentation eines Fehlver-               ordentlichen Kündigung Ihres Arbeitsverhält-
          haltens des Arbeitnehmers. Dazu muss die Abmahnung              nisses rechnen.“
          hinreichend konkret sein, d.h., sie muss enthalten,
          wann was warum, wo und wie passiert ist und wer
          ­beteiligt war. Zudem muss sie den möglichen Schaden
           klar beschreiben. Eine Abmahnung hat zum anderen            Wann ist eine Abmahnung entbehrlich?
           eine Rügefunktion. Der Arbeitnehmer muss wissen, an         Abmahnungen sind nur im Anwendungsbereich des
           welchem Handeln Kritik geübt wird, damit er zukünftig       Kündigungsschutzgesetzes notwendig. In Betrieben mit
           die Möglichkeit hat, sein Verhalten zu verbessern. Es ist   regelmäßig nicht mehr als zehn Beschäftigen ist eine
           daher unbedingt erforderlich, dass der Arbeitnehmer         Abmahnung zwar zulässig, jedoch für eine mögliche
           klar erkennen kann, was an seinem Verhalten und an          spätere Kündigung nicht zwingend erforderlich.
           seinen Leistungen beanstandet wird.                           Keiner Abmahnung bedarf es auch, wenn der Arbeit­
             Die wichtigste Funktion der Abmahnung ist zudem           nehmer sein Verhalten erkennbar nicht ändern will, bei
           die Androhung einer Kündigung im Wiederholungs-             äußerst schwerwiegenden Pflichtverstößen, beispiels­

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weise wenn der Arbeitnehmer vorsätzlich einen Scha-          Kündigung zu verzichten. Mit dem Ausspruch einer Ab-
den herbeigeführt hat und deshalb mit Konsequenzen           mahnung wird das Kündigungsrecht „verbraucht“. Das
rechnen musste, etwa bei Diebstahl von Betriebs­             Fehlverhalten eines Mitarbeiters kann daher entweder
eigentum, sowie bei besonders schwerwiegenden                für eine Abmahnung oder für eine Kündigung dienen.
­Verfehlungen, zum Beispiel bei gröbster Beleidigung
 und Beschimpfung des Arbeitgebers.

Was tun im Wiederholungsfall?                                   Formelle Voraussetzungen
Der Arbeitgeber kann nach erfolgloser Abmahnung und             Entgegen eines in der Praxis nach wie vor ver-
wiederholter gleichartiger oder gleichwertiger Vertrags-        breiteten Irrglaubens muss die Abmahnung
verletzung durch den Arbeitnehmer das Arbeitsverhält-           nicht schriftlich, sondern kann auch mündlich
nis beenden. Je nach Art der Pflichtverletzung muss er          erteilt werden. Aus Beweisgründen ist aber drin-
dem Arbeitnehmer jedoch die Möglichkeit geben, seine            gend die Schriftform zu empfehlen.
„Mängel“ zu beseitigen. Dies trifft insbesondere bei Fehl-
verhalten im Leistungsbereich zu. Dem Arbeitnehmer              Abmahnungsberechtigung
muss genügend Zeit zugestanden werden, um seine                 Abmahnungsberechtigt sind grundsätzlich alle
Leistungen den vertraglich geschuldeten anzupassen.             Personen im Unternehmen, die auch zu einer
   Kleinere Pflichtverstöße, z.B. unpünktlicher Arbeits-        Kündigung berechtigt sind. Nach Auffassung des
beginn, die jeder für sich noch keine Kündigung recht-          Bundesarbeitsgerichtes sind auch die disziplina-
fertigen, können jedoch bei einer Häufung der Vorfälle          rischen Vorgesetzten, die Ort, Zeit sowie Art und
und unter Gesamtbetrachtung der Umstände einen Kün-             Weise einer Arbeitsleistung bestimmen können,
digungsgrund darstellen. Hier ist gegebenenfalls auch           abmahnungsberechtigte Personen.
mehrfach abzumahnen. Zu viele Abmahnungen des­
selben Verhaltens schwächen jedoch die Warnfunktion,
wodurch der Verlust des Kündigungsrechts droht. Der          So wie eine Gelbe Karte im Fußball hat auch eine Ab-
Arbeitnehmer darf dann nämlich annehmen, dass sein           mahnung eine Signalwirkung an den Arbeitnehmer,
Verhalten auch in Zukunft ohne Folgen bleiben wird.          sein Verhalten in der Zukunft zu ändern. Es ist Vorsicht
In diesem Fall ist die letzte Abmahnung besonders ein-       geboten, sonst kann es die Rote Karte in Form der Kün-
dringlich zu formulieren, etwa durch einen auch optisch      digung geben. Allerdings sind bei einer arbeitsrechtli-
hervorgehobenen Zusatz „letztmalige Abmahnung“.              chen Abmahnung deutlich mehr Formalien einzuhalten
                                                             als in einem Fußballspiel. 
Verzicht auf Kündigung aufgrund des
abgemahnten Verhaltens                                       Der Verband Druck und Medien Bayern stellt seinen
Entscheidet sich ein Arbeitgeber für den Ausspruch           Mitgliedern daher nicht nur Musterformulierungen zur
einer Abmahnung, erklärt er damit gleichzeitig, hin-         Verfügung, sondern passt Abmahnungen auch häufig an
sichtlich der abgemahnten Pflichtverletzung auf eine         die vom Bundesarbeitsgericht geforderten Regeln an.

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