PKS AKTUELL - Psychotherapeutenkammer des Saarlandes

 
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DER PSYCHOTHER APEUTENK AMMER DES SA ARL ANDES

                                                                            AUGUST 2020            77
PKS AKTUELL
       Erfahrungen mit Videobehandlung_________________________________________________3
       „Der Anspannungsgrad ist extrem hoch“___________________________________________8
       Zusammenarbeit des Landespflegerates Saarland und der PKS______________________10
       Die psychotherapeutische Versorgungslage geflüchteter Menschen__________________ 11

PKS INFORMIERT
       In eigener Sache_________________________________________________________________12
       Bekanntmachung Weiterbildungsbefugte und Weiterbildungsstätten_________________13
       Änderung der Berufsordnung bezüglich Videobehandlung__________________________14
       Sichere Videobehandlung_________________________________________________________15
       Holen Sie die Einwilligung beider Eltern vor Beginn der Therapie ein!________________17
       Der elektronische Psychotherapeutenausweis (ePtA) kommt_________________________18

PKS NETZWERK
       Online-Selbsthilfegruppe zum Thema Angst________________________________________19
       Ambulanz „Digitalisierung und psychische Störungen“ (ADUPS)____________________19
       Sucht im Alter: Zwei Tabuthemen treffen aufeinander_______________________________22

PKS VERANSTALTUNGEN
       Videobehandlung mit den „Kleinen“_______________________________________________24
       Fachtagung „Systemsprenger“____________________________________________________25
       Corona – Psychotherapeutische Versorgung in Zeiten der Pandemie__________________27

NEUES AUS DER VV
       Cordula Alznauer stellt sich vor____________________________________________________28
       Dr. Rudolf Klein nimmt Abschied aus der VV________________________________________28
       Jochen Jentner: Ich bin dann mal weg …__________________________________________29

PIA
       Mindestvergütung ab dem 1. September 2020______________________________________30
       Wir verabschieden Sarah Schäfer aus dem PiA-Ausschuss__________________________31

INFORMATIONEN FÜR MITGLIEDER
       Wir begrüßen unsere neuen Mitglieder im 1. Halbjahr 2020__________________________31
       Wir gratulieren unseren Mitgliedern_______________________________________________32
       Kleinanzeigen____________________________________________________________________33

BPTK
       In Kontakt bleiben – Psychische Belastungen stärker beachten_______________________36

Hinweis zum Veranstaltungskalender___________________________________________________________ 39
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          Nr. 77, August 2020

EDITORIAL

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wenn Sie dieses FORUM in den Hän-           tungen durchgeführt, über zwei da-       Wir wünschen Ihnen viel Freude an
den halten, haben wir alle erlebt,          von berichten wir in diesem Heft.        diesem Heft!
wie das öffentliche Leben mit einer
atemberaubenden Geschwindigkeit             Wir schauen zurück auf die große So-
von hundert auf null heruntergefah-         lidarität, die sich in dem Versuch der
ren wurde. Die sozialen Kontakte be-        Bewältigung der Krise zwischen den
schränkten sich auf das allernächste        verschiedenen Akteuren im Gesund-
Umfeld oder fanden lediglich auf            heitswesen zeigte, besonders auf die
dem Bildschirm statt. Dies forderte         Arbeit von Ärzt*innen und Pflege-
unsere Profession in einem besonde-         kräften, die gemeinsam mit uns am
ren Maße zum Handeln auf, um – ob           Ziel arbeiteten, in der Pandemie die
niedergelassen oder angestellt – die        gesundheitliche Versorgung zu si-
psychotherapeutische      Versorgung        chern. Lesen Sie dazu das Interview        Irmgard        Susanne
unserer Patientinnen und Patien-            mit Raphael Baumann, dem stellver-           Jochum       Münnich-
ten aufrecht zu erhalten. Wie sollte        tretenden Vorsitzenden des saarlän-                       Hessel
es mit Supervisionen, Intervisionen         dischen Pflegerats.
und Fortbildungen weitergehen, die
Kammer arbeitsfähig bleiben, wie            Geflüchtete Menschen sind eine be-
die berufliche Existenz sichern?            sondere Risikogruppe, was die Le-
                                            bensbedingungen unter Corona an-
Wir erleben nun die ersten Locke-           geht. Darauf wollen wir angesichts
rungen, sorgen uns um eine mög-             des Weltflüchtlingstages in diesem
liche zweite Welle und ihre Folgen,         Heft aufmerksam machen.
und wir wagen die Frage: Wie geht
es weiter nach Corona? Die Pande-           Eine     Nach-Corona-Zukunftsvision
mie hat Stärken und Schwächen auf-          unserer Profession könnte sein, dass
gezeigt in der gesundheitlichen Ver-        die Erfahrungen, die wir in dieser
sorgung. Rückblickend staunen wir           Krise machten, dazu führen, die be-
vielleicht darüber, in welchem Tempo        ruflichen Bedingungen für alle Ge-
die Pandemie die Videobehandlung            sundheitsberufe zu verbessern, dass
vorangebracht hat und damit neue            Gesundheitsberufe gesellschaftliche
Behandlungsmöglichkeiten eröffnet           Anerkennung finden und die Folgen
wurden, aber wir spüren in der Rück-        der Ökonomisierung im Gesund-
schau noch mehr, wie wichtig die            heitswesen nun deutlich hinterfragt
therapeutische Beziehung im per-            werden. Lesen Sie dazu auch Infor-
sönlichen Kontakt ist, und wie sehr         mationen aus unserem PKS-Netz-
unsere Patient*innen, aber auch wir         werk zu verschiedenen Schnittstellen
selbst, ihn vermisst haben. Lesen Sie       in der Versorgung.
dazu die Erfahrungen verschiedener
Mitglieder mit der Videobehandlung.         Außerdem informieren wir Sie in
Zu diesem Thema haben wir in den            diesem Heft über wichtige Änderun-
letzten Monaten mehrere Veranstal-          gen in der Berufsordnung und Neues
                                            aus der Vertreterversammlung.
Forum der Psychotherapeutenkammer des Saarlandes
                                                                                                   Nr. 77, August 2020   3
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   Erfahrungen mit Videobehandlung
   Mitglieder berichten

Die Corona-Pandemie stellte uns          lung. Die Berichte sollen mithelfen,
alle vor die Frage, wie wir die Kon-     die gesundheitspolitische Diskussion
takte zu unseren Patient*innen und       über Videobehandlung auch nach der
damit deren psychotherapeutische         Corona-Pandemie fortzusetzen. Wol-
Versorgung aufrechterhalten kön-         len Sie auch Ihre ersten Erfahrungen
nen. Da viele Patient*innen sonst        mit Ihren Kolleg*innen teilen? Dann
nicht erreichbar gewesen wären,          schreiben Sie uns!
boten Psychotherapeut*innen Video-
behandlungen an. In den folgenden           Susanne Münnich-Hessel
Berichten lesen Sie die Erfahrungen
von Kammermitgliedern über Nut-
zen und Grenzen dieser Fernbehand-

Interview mit Petra Engel: „Es fehlt der intime Raum“
                                         lich, 1 x findet die Sitzung als Video-    sien und Assoziationen erschwert.
                                         behandlung statt, was sowohl der           Die Videoübertragung vermittelt
                                         Patient als auch ich aus folgenden         auch Eindrücke in die persönliche Le-
                                         Gründen als Einbuße und auch Ver-          benswelt des Patienten, die störend
                                         lust an Qualität erleben.                  und irritierend sind.

                                         Wo liegen denn die Qualitätsverlus-        Wie würden Sie es abschließend be-
                                         te?                                        werten?
                                         Es gibt immer wieder technische Pro-       Trotzdem überwiegt die Möglichkeit
                                         bleme wie Verzerrung von Wort und          der regelmäßigen Aufrechterhaltung
                                         Bild, Übertragungsabbruch und - be-        des 2-stündigen Settings die aufge-
                                         sonders unangenehm - zeitlich ver-         führten Nachteile, so dass auch der
                                         setzte Übertragung von Bild und Ton.       Patient an dieser Form der Settingän-
                                         Es fehlt der intime Raum. Obwohl           derung festhalten möchte.
                                         der Patient alleine in seiner Wohnung
                                         ist, vermittelt sich über das Medium       Liebe Frau Engel, vielen Dank für das
Frau Engel, was hat Sie bewogen,         eine psychische Distanz, die nicht         Interview!
sich mit Videobehandlung zu be-          oder nur schwer zu überbrücken ist,
schäftigen?                              wodurch die Sitzung an Tiefe verliert.     Petra Engel arbeitet seit mehr als
Die Videobehandlung findet im Rah-                                                  zehn Jahren in ihrer Privatpraxis für
men einer bereits langjährig durch-      Was ist denn anders als in der Prä-        Erwachsene als Psychoanalytikerin
geführten Traumatherapie statt. Der      senztherapie, die unser Behand-            und Psychotherapeutin.
Patient ist nach ca. 3 Jahren in ein     lungsstandard ist?
anderes Bundesland gezogen, was          Durch die Bildübertragung ist der          Das Interview führte
eine große zeitliche und (auch finan-    Patient viel größer im Bild, wirkt         Susanne Münnich-Hessel
zielle) Belastung mit sich brachte, da   dadurch (mir) näher, was die innere
dadurch ein Fahrtweg von insgesamt       Haltung des distanzierten Zu-Hörens
mehr als 300 km entstand. Der Pa-        und der Beschäftigung mit den durch
tient kommt 1 x pro Woche persön-        den Patienten angeregten Phanta-
4         Forum der Psychotherapeutenkammer des Saarlandes
          Nr. 77, August 2020

Interview mit Winfried Sutor:
„Die Patienten machen mit ihren Themen weiter“
                                            tienten im Alter von 12 bis 62. Der     Auf Patientenseite reicht sogar
                                            Kontakt über Video vor allem zu den     Smartphone oder Tablet. Die meis-
                                            Patienten, die sich bereits in Be-      ten Patienten haben jedoch einen
                                            handlung bei mir befanden – jung        tragbaren PC. Am besten medial
                                            oder alt – war sehr schnell wieder      ausgestattet sind die Kids, so ab
                                            vertraut und intensiv.                  10 bis 12 Jahren. Von ihnen kann
                                                                                    man sogar manchmal noch etwas
                                            Ich habe den Eindruck, dass viele Pa-   über den Umgang mit der Soft- und
                                            tienten, gerade in Zeiten der Verun-    Hardware lernen. Sogar ein Eltern-
                                            sicherung durch Ansteckungsgefahr,      gespräch funktioniert ganz gut – für
                                            Kurzarbeit, Ausgangsbeschränkung,       meine KJP KollegInnen!
                                            etc. froh sind, dass die therapeuti-
                                            sche Hilfe weitergeht, und nicht auch   Was ist noch wichtig?
                                            noch zusammenbricht. Das gilt für       Ich rate dazu, sich einen Videobe-
Herr Sutor, was hat Sie bewogen, sich       junge Patienten, wie für ältere (Kin-   handlungsanbieter       auszusuchen,
mit Videobehandlung zu beschäftigen?        der und Heranwachsende).                der sich darauf spezialisiert hat, ein-
Es gibt immer wieder Patient*innen,                                                 fach, übersichtlich und schnörkellos
die im fortgeschrittenen Stadium ih-        Neu für mich war die Intimität, die     für Patient und Therapeuten eine
rer Psychotherapie aus beruflichen          sich dadurch ergab, dass ich als        entsprechende Plattform anzubie-
oder Ausbildungsgründen wegzie-             Therapeut ja mit meinem Patienten       ten. Und er muss natürlich zertifiziert
hen (StudentInnen, Arbeitnehmer­            in dessen räumlicher Umgebung           sein (Verschlüsselung, Datenschutz,
Innen, etc.), am neuen Wohnort              arbeiten konnte (durfte). Das war       etc.). Die KV überprüft beim Antrag
keinen neuen Therapeuten suchen             zunächst einmal eine bewegende          ab, ob er diese Bedingungen erfüllt
möchten, oder einfach die Wartezeit         Erfahrung, die mir Respekt und ein      und auf der Liste der KBV erscheint.
nicht in Kauf nehmen wollen.                vorsichtiges und noch behutsameres
                                            Vorgehen nahelegte. Damit hatte ich     Sehr sorgfältig sollte man ein Info-
Das hat mich bereits 2019 bewogen,          zu Beginn nicht gerechnet! Natürlich    blatt (Wie es funktioniert) und eine
den Antrag bei der KV zu stellen. Der       vermisse ich die persönliche, leib-     Einverständniserklärung      mitschi-
wurde bereits im Oktober zugeteilt,         haftige Begegnung. Aber jetzt und in    cken, und sich diese unterschrieben
nachdem ich meinen zertifizierten           dieser Zeit der Veränderung und Be-     zurückschicken lassen. Das geht gut
Videodiensteanbieter benannt habe.          drohung sehe ich keinen Nachteil in     als vorbereitetes PDF, sogar inner-
Da die saarländische Berufsordnung          der Videobehandlung.                    halb des therapeutischen Chats.
aber Videobehandlung ausschließt –          Übrigens war die Angst vor Covid-19     Manchmal gibt es internetbedingte
in diesem Fall seltsamerweise hinter        in keiner Sitzung bisher ein breites    Störungen, diese halten sich aber in
den Vorgaben der KV Saarland, der           Thema. Eher die Veränderungen           erträglichen Grenzen.
KBV und der BPtK hinterherhinkt –           (Verschlechterungen, aber auch Er-
habe ich zunächst noch gezögert.            leichterungen), die sich z.B. durch     Ich hoffe, ein paar wichtige Fragen
                                            soziale Einschränkungen ergeben.        zur Videobehandlung beantwortet
Jetzt während der Corona-Krise bin          Die Patienten machen mit ihren The-     und die ein oder andere Hemmung
ich natürlich froh, dass die technische     men weiter. Auch das hat mich zu-       abgebaut zu haben.
Ausstattung und die Genehmigung             nächst einmal überrascht.
der KV bereits vorlagen und es „wohl                                                Herr Sutor, vielen Dank für das Ge-
begründet“ ist mit VPT zu behandeln.        Wie kann man aus Ihrer Sicht techni-    spräch!
Gerade als Psychotherapeut, der mit         sche Probleme vermeiden?                Viel Erfolg also und bleiben Sie ge-
Kindern und Erwachsenen arbeitet,           Ich rate zu einer guten technischen     sund, bis wir uns alle miteinander
will ich nicht unbedingt zur Dreh-          Ausstattung (separate Kamera und        wieder leibhaftig begegnen dürfen!
scheibe für das Virus werden.               Lautsprecherboxen) auf Therapeu-
                                            tenseite. Zwar kann man auch über       Winfried Sutor ist Psychologischer
Was ist anders als in der Präsenz-          ein Laptop mit Kamera und einge-        Psychotherapeut (PP und KJP) in
therapie, unserem psychotherapeu-           bauten Lautsprechern arbeiten, aber     Saarbrücken
tischen Goldstandard?                       dabei geht meines Erachtens viel
Ich arbeite inzwischen seit Bestehen        Information und Atmosphäre ver-         Das Interview führte
der Ausgangsbeschränkung fast               loren. Dennoch, ich hab´s versucht,     Susanne Münnich-Hessel
ausschließlich über Video mit Pa-           auch das geht!
Forum der Psychotherapeutenkammer des Saarlandes
                                                                                                    Nr. 77, August 2020   5
Ein Erfahrungsbericht von Uwe Weiler
„Videobehandlung – PsychoTherapie … seelische Hilfe auf Appniveau“
                                         tienten die Therapietermine ab (bis          fehlte und das Datenvolumen bereits
                                         dato ca. 80% der Patienten). Nach            nahezu aufgebraucht war.
                                         anfänglich eher zögerlichen politi-
                                         schen Entscheidungen, ob und wie             Alles in allem kann ich sagen, dass
                                         man eine Versorgung auch durchge-            mir die verschiedenen Wahrneh-
                                         hend ohne Präsenzkontakt umsetzen            mungsebenen und Resonanzphäno-
                                         könne, entschied ich mich die tech-          mene im direkten Kontakt mit den Pa-
                                         nischen Vorrausetzungen für eine             tienten fehlen. Ganz abgesehen vom
                                         Videobehandlung zu schaffen und              Weg des Patienten zum Therapeuten
                                         meinen Patienten den Kontakt auf             als „vorbereitendes Ritual“, über das
                                         diesem Weg anzubieten. Die techni-           Ankommen in der Praxis… Schließen
                                         sche Ausstattung war die erste Hür-          der Tür des Therapieraumes als deut-
                                         de, die es zu nehmen galt.                   lich akustisches Signal, jetzt einen si-
                                                                                      cheren Ort betreten zu haben, bis hin
                                         Nachdem mittels mehrerer „Probe-             zum wieder Verlassen des Praxis und
                                         behandlungen per Video“ die techni-          dem Gefühl, Vieles auch erst einmal
                                         sche Seite gesichert war, begann ich         dort lassen zu können.
Der persönliche Kontakt zwischen         meine Patienten zu kontaktieren und
PatientIn und TherapeutIn ist durch      bot die Fortführung der Therapie per         Mittlerweile arbeite ich wieder im
nichts zu ersetzen. Auswirkungen         Video an. Das war die zweite Hürde,          direkten Kontakt mit meinen Patien-
der Coronakrise auf die psychothe-       viele von Ihnen wollten dieses Ange-         ten und bin trotz Einschränkungen
rapeutische Arbeit mit Kindern und       bot nicht annehmen und verwiesen             durch das Tragen einer Schutzmaske
Jugendlichen, (m)ein Erfahrungsbe-       auf den Wunsch nach direktem Kon-            und der Beachtung des Mindestab-
richt aus tiefenpsychologischer Sicht    takt „wenn alles vorbei sei“.                stands froh, die Videobehandlung
eines Kinder- und Jugendlichenpsy-                                                    vorerst hinter mir und meinen Pati-
chotherapeuten.                          Es blieben einige wenige, die bereit         enten lassen zu können, obgleich es
                                         waren per Video weiter zu arbeiten.          sicherlich Situationen gibt, in denen
Die rasante Entwicklung dieser Kri-      Mit den jüngeren Kindern bis ca. 9           es aufgrund individueller Umstände
se geschah mit einer unglaublichen       Jahren ging das in der Regel nur be-         von Vorteil sein kann, so zumindest
Geschwindigkeit. Anfangs noch ein        grenzt. Erforderliche Situationswech-        übergangsweise zu arbeiten. Der
etwas belächeltes Auslassen der Be-      sel, wie sie in der Praxis möglich sind,     größte Gewinn dieser Phase für mei-
grüßung per Händedruck und wenig         um der teilweise rasch wechselnden           ne psychotherapeutische Arbeit ist
Sorge, dass es die uns nun allen be-     Aufmerksamkeit der Kinder gerecht            es, nochmal aufs Neue den unmittel-
kannten Folgen annehmen könnte,          zu werden, sind nicht möglich. The-          baren Kontakt zu den Patienten wert-
war eine Behandlung per Videothe-        rapiematerialen die oft im direkten          schätzen zu können. Die Veränderun-
rapie in meiner Praxis bis zu diesem     Kontakt eine wesentliche Rolle spie-         gen, die diese kritische Zeit für uns
Zeitpunkt nie angedacht oder not-        len, sind nicht einsetzbar. Bei den äl-      alle, gesellschaftlich, politisch und
wendig, also für mich ein Thema, mit     teren Kindern und Jugendlichen war           wirtschaftlich mit sich bringen wird,
dem ich mich konkret beschäftigen        zudem oft nicht klar, in wie weit sie        werden auch Auswirkungen auf un-
musste. Im Gegenteil, ich sah (und       sich auf schwierigeThemen einlassen          sere therapeutische Arbeit haben. In
sehe) diese Möglichkeit der psycho-      konnten. Ich hatte den Eindruck, dass        welchem Ausmaß ist jetzt noch nicht
therapeutischen Behandlung nach          es oft Verunsicherungen gab, ob die          abschätzbar. Es bleibt spannend.
wie vor kritisch.                        Eltern oder Geschwister in der Nähe
                                         sein könnten und mithören oder ähn-          Uwe Weiler
Als die ersten Patienten Termine         liches. Mir ging es teilweise genau-         Kinder- und Jugendlichenpsycho-
absagten, weil sie wegen der Qua-        so und ich merkte, wie mich das im           therapeut
rantänebestimmungen zunehmend            Kontakt einschränkte. Der geschützte         Paartherapeut
unsicher wurden, realisierte ich erst,   therapeutische Raum fehlt gänzlich,          Diplom Musiktherapeut
wie fragil und empfindsam die Men-       auch mir als Therapeut. Einige Ju-           KIP Zusatzqualifikation
schen, mit denen ich arbeite auf die     gendliche verließen zu den Terminen
Informationen und Anweisungen            mit ihren Handys die Wohnung um              66679 Losheim am See
reagierten. Ein durchgängiges Band       einen ruhigen Ort zur Videosprech-           Hohe Tannen 21
an Unsicherheit durchzog meine Kli-      stunde zu finden. D.h. allerdings teil-      00496872-9214415
entel und es sagten zunehmend Pa-        weise techn. Probleme, weil WLAN
6          Forum der Psychotherapeutenkammer des Saarlandes
           Nr. 77, August 2020

Silke Wendels: Erfahrungen zur Videobehandlung in der KJ Praxis
                                             Für mich persönlich empfand ich es      die ich per Video gesehen habe war
                                             als entlastend zu den „harten Zeiten“   sieben Jahre alt, dies funktionier-
                                             des Lock-Downs dieses Angebot ma-       te erstaunlich gut. Die Kontaktauf-
                                             chen zu können. Jedoch bedeutet es      nahme über die Kamera erschien
                                             eine weitaus anstrengendere Arbeit      problemlos und unkompliziert. Ein
                                             für mich. Mir fehlen viele wichtige     deutlicher Unterschied zeigte sich
                                             Informationen und der persönliche       inwiefern meine Patienten/innen be-
                                             Kontakt. Augenkontakt kann nicht        reits mit dem Medium Videokontakt
                                             hergestellt werden und je nach The-     vertraut waren (hierbei schien das
                                             matik ist es einfacher für die Kinder   Alter kaum eine Rolle zu spielen). Fa-
                                             und Jugendlichen sich „aus der Si-      milien/ Patienten/innen, die z.B. Ver-
                                             tuation zu entfernen“. Für Kinder und   wandte im Ausland oder weiter weg
                                             Jugendliche aus Wohngruppen, die        in Deutschland haben, mit denen
                                             je nach Einrichtung keinerlei Außen-    sie über Video Kontakt halten, zeig-
                                             kontakte haben durften hat mich die     ten sich geübt und vertraut im Um-
                                             Bereitschaft und Umsetzung der Vi-      gang. Während Familien/Patienten/
                                             deo-Termine sehr gefreut. Auch bei      innen, die noch keine oder wenig Er-
Seit März dieses Jahrs sind wir alle         Problemen wie fehlendem techni-         fahrungen hatten, sich mehr einfin-
mit der Situation um das Corona              schem Equipment seitens der Ein-        den mussten. Auch dies gelang sehr
Virus und die dazugehörenden Ein-            richtungen waren diese sehr enga-       schnell und einfach, dennoch schien
schränkungen,     Verunsicherungen           giert und bereit Lösungen zu suchen.    mir der Umgang weniger organisch
und politischen Entscheidungen               Nur bei 2 Patienten konnte die tech-    und spontan, als bei den „Geübten“.
konfrontiert und erleben unter-              nische Umsetzung nicht erfolgen und
schiedliche Auswirkungen auf unse-           auf Grund der Gegebenheiten Prä-        Wie oben erwähnt, empfand und
re Arbeit.                                   senztermine wegen der einrichtungs-     empfinde ich noch immer diese Form
                                             internen Vorgaben ebenso nicht statt-   des Kontaktes als anstrengender
Anfangs – allerdings überraschen-            finden, so dass diese Kinder leider     und kräftezehrender als persönliche
derweise nur zwei Wochen – fan-              unversorgt blieben.                     Termine. Mein „normales Tagespen-
den in unserer Gemeinschaftspraxis                                                   sum“ von ca. 6 bis 8 Therapiestunden
kaum Termine statt. Nach zwei Wo-            Positiv an dem Setting der Videobe-     war ungleich ermüdender. Eine direk-
chen hatte sich dann die Option der          handlung empfand ich die Einblicke      te Erklärung habe ich nicht, Ideen zur
Video­
     behandlung als Möglichkeit              in die häuslichen Strukturen. Die       Annäherung an das Phänomen wä-
des In-Kontakt-Bleibens und so der           Zimmer der Patienten/innen wurden       ren z.B.: ich bin ungeübt mit dem Me-
weiteren therapeutischen Anbindung           präsentiert (oder auch nicht) und die   dium, meine erhöhte Aufmerksam-
ohne persönliche Präsenz vor Ort er-         Option, dass mir vieles von Zuhause     keit, um so viel es geht über dieses
geben. Viele Patientinnen und Patien-        „gezeigt“ werden konnte, was sonst      Medium aufzunehmen, da Eindrü-
ten haben sich bereit erklärt über Vi-       bei den Terminen in der Praxis in der   cke fehlen. Die Abbildung der eige-
deotermine gemeinsam zu arbeiten.            Form nicht möglich ist oder zumin-      nen Person, die permanent sichtbar
                                             dest weit weniger. Ein konkretes Bei-   nebenbei erscheint und ebenso In-
Überraschenderweise         entschieden      spiel, das mich sehr beeindruckte,      formationen bietet. Die leichte Verzö-
sich die Patienten/innen, die ich für        war eine riesengroße Elefantensta-      gerung von Sprache und Bild, wobei
sehr computer-affin eingeschätzt hät-        tue in der Wohnung einer Patientin,     ich damit keine schlechte Verbindung
te, eher für weitere Präsenztermine          die Information aufnehmend konn-        meine, sondern die minimale Verzö-
unter den entsprechenden Hygiene-            ten wir dies sehr gewinnbringend in     gerung, die durch die Übertragung
Vorgaben. Meine anfänglichen Er-             die Therapie einfließen lassen (diese   der Daten entsteht, all dies könnte
fahrungen waren geprägt von techni-          Vorliebe für Elefanten war bislang      ebenso einen Anteil an der emp-
schem Lernen mit den Patienten/innen         kein Thema im therapeutischen Kon-      fundenen Anstrengung haben oder
und es zeigte sich in ca. 80 % der Fälle     text).                                  schlicht eine innere Abwehrhaltung.
eine gut funktionierende Technik und
schnelle Umsetzbarkeit auf beiden            Aber auch weniger „spektakuläre“        Absprachen und Kontakte zu Eltern/
Seiten. Durch die Option von Telefo-         Einblicke in die Privaträume der Kin-   Erziehern/innen gestalteten sich ein-
naten konnten die restlichen ca. 20%,        der, Jugendlichen und Familien emp-     facher und schneller, so dass ich mir
bei denen die technischen Probleme           fand ich als informativ und manches     dies als Option für Elterngespräche
nicht behoben werden konnten, gut            auch erklärend für Verhaltensweisen     oder Austausch mit Wohngruppen
überbrückt und das Beziehungsange-           oder manche Problematik und Sym-        künftig nach Bedarf und Notwendig-
bot aufrechterhalten werden.                 ptomatik. Meine jüngste Patientin,      keit vorstellen könnte. Die Termine
Forum der Psychotherapeutenkammer des Saarlandes
                                                                                                   Nr. 77, August 2020   7
finden mittlerweile bis auf zwei Pa-     von realer menschlicher Begegnung           nerellen Kompetenzen unserer Be-
tienten wieder in der Praxis statt. Ab   im Kontext therapeutischen Arbei-           rufsgruppe im Umgang mit diesem
Mitte Mai zeigte sich vermehrt der       tens differenzieren können und dem          Medium. Auch die Klärung des tech-
intensive Wunsch von vielen Patien-      „virtuellen“ Kontakt vorziehen.             nischen Zugangs für alle Patienten/
ten/innen wieder persönlich kom-                                                     innen bei u. U. auftauchenden Gege-
men zu dürfen.                           Therapien nur über dieses Medium            benheiten, die Videobehandlungen
                                         zu gestalten, sehe ich kritisch, da mir     notwendig machen könnten, bleibt
Rückblickend ist/war es wichtig, das     persönlich zu viele wichtige Signale        ein weiterer wichtiger Punkt bei der
Beziehungsangebot in dieser Kri-         und Informationen verloren gehen.           Auseinandersetzung mit der Thema-
senzeit über die Video-Option auf-       Als Option zur Aufrechterhaltung der        tik.
recht erhalten zu können. Es wurden      Beziehung und Stabilisierung, ist es
so wenig Termine verschoben oder         sicherlich ein Gewinn in diesen Zeiten      Meine persönliche Präferenz und
fielen aus wie nie - in der KJ-Praxis    und u. U., wenn mit Gegebenheiten           Ausrichtung, dass der echte mensch-
sind Verschiebungen oder Ausfälle        wie Umzügen oder anderweitigen              liche Kontakt mit allen dazugehören-
durch schulische oder anderweiti-        Krisen (z.B. gesundheitliche Proble-        den Qualitäten als mein Wirkspek-
ge Verpflichtungen der Kinder und        me, Pandemie-Szenarien) umgegan-            trum im therapeutischen Geschehen
Jugendlichen öfter gegeben. Der          gen werden muss. Jedoch ziehe ich           fundamental wichtig ist, bleibt be-
authentische Wunsch nach „echtem         den persönlichen Kontakt immer vor.         stehen. Es wird spannend sein, wie
Kontakt“ zeigte sich zunehmend und       Eine weitere Professionalisierung in        und ob sich dies vereinbaren lässt,
auffallend während der Zeit, in der      diesem Bereich der Online-/Videothe-        und mit welchen Entwicklungen wir
nur per Video Kontakt gehalten wer-      rapie ist dennoch wichtig, da die Zei-      konfrontiert werden und wie wir da-
den konnte. Ebenso die Präferenz         chen der Zeit hier meines Erachtens         mit umgehen.
der computer-affinen Jugendlichen        eine deutliche Sprache sprechen.
zum persönlichen Kontakt zeigte für                                                  Silke Wendels
mich deutlich, dass diese („Geüb-        Ich sehe Entwicklungspotential hin-         Kinder- und Jugendlichenpsycho-
ten“) den qualitativen Unterscheid       sichtlich meiner eigenen und ge-            therapeutin

Dr. Ernst Kern: Änderungen im Arbeitsalltag durch Corona
in verschiedenen Arbeitsbereichen
                                         Psychotherapie und Psychosomatik            tet und bleiben bis zum Ergebnis in
                                         die Bettenanzahl deutlich reduzieren        einem Einzelzimmer in Quarantäne.
                                         (ca. bis zu einem Drittel der Betten        Aktuell (Stand Juli 2020) dürfen sie
                                         blieben unbelegt).                          dann für die Dauer der Therapie das
                                                                                     Klinikgelände nicht mehr verlassen.
                                         Stationen, die überwiegend elektiv          Besuche sind seit kurzem und unter
                                         aufnehmen (Psychotherapiestation,           strengen Bedingungen für maximal
                                         Adoleszentenstation) wurden vor-            eine Stunde wieder möglich. In den
                                         übergehend ganz geschlossen. Die            Gebäuden und auf dem Klinikgelän-
                                         Tageskliniken mussten aus Gründen           de ist neben dem obligatorischen
                                         des Infektionsschutzes ihren Betrieb        Abstandhalten das Tragen einer
                                         ebenfalls einstellen. Die Aufnahmen         Schutzmaske Pflicht. Therapiegrup-
                                         konzentrierten sich auf Krisen und          pen werden nur in kleinen Größen
                                         akute Fälle über die geschützte Sta-        (3-4 Patienten) unter Wahrung des
                                         tion, elektive Aufnahmen erfolgten          Abstandsgebotes durchgeführt.
                                         nur selten und in Ausnahmefällen,
Im Rahmen der Covid-Pandemie wa-         etwa bei akuter Erkrankung, die in          Für die Patientenversorgung der
ren die Kliniken schon früh gehalten,    absehbarer Zeit eine notfallmäßige          Klinik Sonnenberg bedeutet das zu-
ihre belegten Betten zu reduzieren       stationäre Aufnahme erforderlich            nächst weiterhin eine Konzentration
und sich auf die Behandlung von          gemacht hätte. Die Institutsambu-           auf die Akut- und Krisenaufnahmen,
Notfällen zu konzentrieren. Diese        lanz beschränkte sich ebenfalls auf         wobei aber schrittweise ab Juli 2020
Vorgabe betraf auch die psychia-         die Notversorgung.                          der reguläre Betrieb bis auf die Tages-
trischen und psychosomatischen                                                       kliniken und Einschränkungen auf
Häuser. Entsprechend musste auch         Alle neu aufgenommenen stationä-            der Psychotherapie-Station wieder
die hiesige Klinik für Psychiatrie,      ren Patienten werden direkt getes-          aufgenommen werden. Allerdings
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muss je nach Entwicklung der Pande-         beengten Wohnverhältnissen leben,        möglich), die Eventualität der Kurz-
mie weiter damit gerechnet werden,          besteht zudem oft auch keine Mög-        arbeit (hier bisher nicht angewen-
dass nötigenfalls erneute Beschrän-         lichkeit zu ungestörten Gesprächen in    det), die fehlende Vorhersehbarkeit
kungen des therapeutischen Ange-            geschützter Privatsphäre, Kinder to-     und manchmal fehlende Informatio-
bots erforderlich sein können. Diese        ben im Hintergrund oder der Partner      nen über die weitere Planung. Dazu
Situation kann besonders für Patien-        hört mit. Dennoch wurde eine Fern-       kommt die Notwendigkeit, zum Teil
ten mit Bindungsverletzungen sehr           behandlung eingesetzt, wo immer          in stationären Bereichen mit viel Pa-
belastend und verunsichernd sein.           es möglich war. Dabei stellte sich die   tientenkontakt arbeiten zu müssen,
                                            telefonische therapeutische Unter-       um die Versorgung sicher zu stellen,
Der Einsatz von Videosystemen zur           stützung oft als einfacher und robus-    mit einem trotz aller Schutzmaßnah-
ambulanten Therapie wurde sehr              ter dar als die Therapie per Video.      men nicht gänzlich auszuschließen-
schnell und wirkungsvoll durch die                                                   dem Infektionsrisiko.
EDV-Abteilung der Klinik unterstützt        Gerade für sehr belastete Patienten
und wird auch im möglichen Rah-             (wie sie üblicherweise in der Akut-      Mir persönlich macht mit am meis-
men genutzt. Die dabei auftretenden         psychiatrie behandelt werden) be-        ten zu schaffen, dass es gerade in
technischen Probleme mit abreißen-          stehen m. E. allerdings deutliche        einer Zeit, in der viele Menschen zu-
den Verbindungen, fehlendem Ton             Grenzen bei akuten Krisen, suizida-      sätzlich psychisch belastet sind, so
und abgehackten Streams dürften             len Phasen, Traumaprozessen etc.,        schwer möglich ist, noch mehr nöti-
den meisten, die sich dieser Syste-         über das Medium Video noch ausrei-       ge und fachlich mögliche therapeu-
me bedienen, bekannt sein.                  chend für die Patienten da sein und      tische Hilfe zu geben. Stattdessen
                                            sie stützen zu können. Darüber sollte    erzwingt der Pandemie-Kontext vie-
Speziell für psychiatrische Patienten       man sich beim Einsetzen dieser Art       le Bedingungen, die den Zugang zu
erscheinen mir bestimmte Aspekte            der therapeutischen Kontaktaufnah-       stationärer Psychotherapie und ihrer
der Ferntherapie per Video beson-           me sehr bewusst sein.                    Anwendung erschweren. Wir alle
ders schwierig. Ein großer Teil der                                                  hoffen, dass sich das in absehbarer
nicht arbeitsfähigen bzw. arbeitslo-        Der konkrete Arbeitsalltag als Psy-      Zeit wieder ändern wird.
sen Patienten verfügt nicht über die        chotherapeutIn im stationären Sek-
für eine videogestützte Therapie er-        tor hat vermutlich ähnliche Proble-      Dr. Ernst Kern
forderliche Ausrüstung (PC, Laptop,         me wie in vielen anderen Bereichen       Leitender Psychologischer
Tablet). Einige wollten es auch von         und Branchen. Die schwierige Or-         Psychotherapeut
vorneherein nicht, möglicherweise           ganisation der Kinderbetreuung,          Klinik für Psychiatrie, Psychothera-
aus Scham oder Misstrauen, dass             die großen Belastungen durch             pie und Psychosomatik, SHG-Klini-
das eigene Zuhause für Außenste-            Home-Schooling, die Variante des         ken Sonnenberg, Saarbrücken
hende sichtbar wird. Da viele in sehr       Home-Office (hier nur sehr begrenzt

   „Der Anspannungsgrad ist extrem hoch“
   Ein Interview mit Raphaël Baumann

Für die beruflich Pflegenden gibt es        lichen Herausforderungen belastet        Darüber und über die allgemeinen
ein neues psychotherapeutisches             fühlen, können sie über die Inter-       Arbeitsbedingungen in der Pflege
Beratungsangebot. Während der Co-           netplattform www.psych4nurses.de         haben wir mit Herr Raphaël Bau-
rona-Pandemie bieten Psychothera-           kurzfristig und bundesweit 30-mi-        mann, dem Vizepräsidenten des Lan-
peut*innen ab heute eine kostenfreie        nütige Beratungstermine buchen.          despflegerates Saarland gesprochen,
Telefonberatung für alle Pflegeberu-        Dieses Angebot ist ein gemeinsames       der außerdem Vorsitzender des Bun-
fe an. Die professionelle Unterstüt-        Hilfsangebot des Deutschen Berufs-       desverbandes Pflegemanagement,
zung ist insbesondere gedacht für           verbandes für Pflegeberufe und der       Landesgruppe Saarland und des
Pflegefachpersonen in den Kliniken          Bundespsychotherapeutenkammer.           Verbandes der Arbeitsgemeinschaft
sowie in Altenpflegeheimen und in           Die Schirmherrschaft haben die           Leitender Pflegekräfte e.V. Landes-
der häuslichen Versorgung. Wenn             Bundespflegekammer und der Deut-         gruppe Saarland (ALK-VPS e.V.) ist.
sie sich durch die aktuellen beruf-         schen Pflegerat übernommen.
Forum der Psychotherapeutenkammer des Saarlandes
                                                                                                   Nr. 77, August 2020   9
Susanne Münnich-Hessel: Herr Bau-         gen um einen Interessensausgleich
mann, was steht hinter dem saarlän-       und eine „saarländische Lösung“. Mit
dischen Landespflegerat?                  den Akteuren der Gesundheitspolitik
Raphaël Baumann: Der Landes-              (Trägern und Kassen), dem Ministe-
pflegerat Saarland hat sich 1998          rium, den Verbänden, den Hochschu-
unter dem Namen „Dachverband              len und Ausbildungsstätten arbei-
der    Pflegeorganisationen     DPO       tet der LPR konstruktiv zusammen.
Saarland“ gebildet und versteht           Nicht selten gibt es auch Herausfor-
sich als Kooperation der Berufs-          derungen, welche nur schwer mit al-
verbände der Pflegeberufe und des         len Interessen in Einklang zu bringen
Hebammenwesens im Saarland.               sind.
Unsere Arbeit erfolgt ehrenamtlich
und ist ausgerichtet auf die zu Pfle-     SMH: Und welche Aufgaben hat
genden und die in der Pflege und im       der Bundesverband Pflegemanage-
Hebammenwesen Tätigen.                    ment?                                     Raphaël Baumann
                                          R. Baumann: Der Bundesverband
SMH: Und was sind die Aufgaben            Pflegemanagement (BVPM) ist ein           R. Baumann: Das bedeutet immer
und Ziele?                                Teilverband des Landespflegera-           einen Spagat zwischen eigenem
R. Baumann: Es geht uns in unserem        tes und dort Gründungsmitglied            Qualitätsanspruch und Realität. Leis-
Handeln darum, für die pflegerische       seit 1998. Die Mitglieder haben Lei-      tungsverdichtung,      Personalman-
Versorgung der Bürgerinnen und            tungsfunktionen in Krankenhäu-            gel, Überalterung der Arbeitsteams
Bürger Sorge zu tragen. Wir entwi-        sern, Pflegeeinrichtungen und Ge-         Schichtarbeit und Unsicherheit des
ckeln Ideen und Konzepte, um da-          sundheitszentren, woraus sich die         Dienstplans (Einspringen bei Aus-
mit einen Beitrag zur nachhaltigen        Aufgaben des Verbandes ergeben.           fällen) sind Dauerprobleme. Eine
Sicherung und Weiterentwicklung                                                     gesunde Work-Life-Balance, Verein-
einer professionellen beruflichen         SMH: Wie sehen die“ normalen“ Be-         barkeit Beruf und Privatleben mit Fa-
Pflege in der Gesellschaft zu leisten.    lastungen im Pflegeberuf aus?             milienplanung lässt sich bei diesen
Wir ermöglichen dies, indem wir uns       R. Baumann: Was ist schon „nor-           Bedingungen kaum bewerkstelligen.
für die in der Pflege beruflich Tätigen   mal“? Die berufliche Pflege hat sehr      Und das bei vergleichsweise schlech-
einsetzen. Wir fördern die Entwick-       unterschiedliche Belastungen in den       ter Vergütung-Vergütung also in der
lung der pflegerischen Profession         verschiedenen Settings. Allen ge-         Summe hohe Burnout Gefahr und
durch Aus-, Fort- und Weiterbildung       mein ist aber eine dauerhafte Belas-      zwangsläufig ein häufiges (frühes)
auf der Grundlage wissenschaftli-         tung (365/24) durch physische und         Aussteigen aus dem Beruf.
cher Erkenntnisse.                        psychische     Dauerbeanspruchung.
                                          Dem gegenüber stehen hohe Er-             SMH: Das hat sich durch die Corona-
Wir gestalten Rahmenbedingungen           wartungen an Qualität seitens der         pandemie zusätzlich verschärft?
mit und fordern deren Verbesserung,       Behörden, Kostenträgern, Angehöri-        R. Baumann: Natürlich ist dies eine
um die Attraktivität der Pflegeberufe     gen, Patienten (Bewohnern , Klien-        bisher völlig unbekannte Heraus-
und des Hebammenwesens zu stei-           ten usw.), immer wieder kommt es          forderung. Der Anspannungsgrad
gern.                                     während der Arbeit zu unvorherseh-        ist extrem hoch. Es hängt selbst-
Die Zusammenarbeit mit Akteuren           baren Extremsituationen. Damit sind       verständlich davon ab, wie stark die
und Entscheidungsträgern der Poli-        ethische und juristisch Fragestellun-     direkte Konfrontation mit dem Infek-
tik in den Gremien der Selbstver-         gen und Konflikte verbunden.              tionsgeschehen ist. Die Versorgung
waltung im Gesundheitswesen, den                                                    eines Covid-positiven Patienten auf
Kammern und Gewerkschaften ist            SMH: Und das bringt eine hohe psy-        Intensivstation ist dabei natürlich
uns ein zentrales Anliegen.               chische Dauerbelastung mit sich.          eine andere Herausforderung als in
                                          R. Baumann: Umgang mit Leid, Tod,         der „Normal-Station“. In der Altenhil-
SMH: Gibt es Besonderheiten im            Trostspenden und Grenzsituationen         fe müssen Pflegende die verhängte
Saarland?                                 in der palliativen Betreuung sind         Kontaktsperre mit den Angehörigen
R. Baumann: Ja, bezüglich der Inte-       ständig Thema. Dazu kommen aber           kompensieren und es Menschen mit
ressenvertretung der Pflegenden ist       auch noch die juristischen und admi-      Demenz verständlich machen, dass
es die Existenz der Arbeitskammer.        nistrativen Herausforderungen, der        sie unter Quarantäne stehen…In
Hier sind alle abhängig Beschäftig-       Dokumentationswahnsinn und die            der ambulanten Pflege besteht ein
ten Pflichtmitglieder. Die AK hat al-     Verpflichtung zur Qualitätssicherung      hohes Risiko für Pflegende und Ge-
lerdings andere Aufgaben als Berufs-      mit hohem Zeitanspruch.                   pflegte, weil berührungslose Pflege
verbände oder eine Pflegekammer                                                     eben nicht möglich ist. Immer geht
als öffentliche Körperschaft. Es gibt     SMH: Und das unter schwierigsten          die Angst mit, sich selbst oder die ei-
hier seit vielen Jahren Bemühun-          Bedingungen                               gene Familie zu infizieren, besonders
10           Forum der Psychotherapeutenkammer des Saarlandes
             Nr. 77, August 2020

auch dann, wenn, wie am Anfang ge-         Wir würden das jedenfalls sehr be-        R. Baumann: Der LPR begrüßt jede
schehen, nicht einmal eine ausrei-         grüßen.                                   Form der konstruktiven Kooperati-
chende Beschaffung von Schutzklei-                                                   on der Gesundheitsberufe. Insofern
dung gewährleistet wird.                   SMH: Was brauchen die Pflegekräfte        könnten wir uns eine regelmäßige
                                           aus Ihrer Sicht am meisten?               Kommunikation zur Abstimmung
SMH: Die Bundespsychotherapeu-             R. Baumann: Wichtige Aspekte sind         gemeinsamen Vorgehens sehr gut
tenkammer hat ein Krisentelefon            vor allem die Wertschätzung und           vorstellen.
über die Plattform www.psych4nur-          eine verbesserte Reputation des
ses.de eingerichtet. Kann dieses An-       Pflegeberufs und damit verbunden          SMH: Das würde sicher zu einer all-
gebot hilfreich sein?                      die Anerkennung der Profession als        gemein guten Versorgung im Ge-
R. Baumann: Wir schätzen dieses An-        eigenständiger und selbstbewusster        sundheitswesen beitragen. Herr Bau-
gebot als sehr wertvoll ein. Ich bin       Heilberuf. Das heißt auch natürlich       mann, vielen Dank für das Gespräch!
überzeugt, dass sehr viele Kollegin-       faire Bezahlung, verlässliche Dienst-
nen und Kollegen davon dankbar Ge-         pläne und die Vereinbarkeit des Be-       Wir danken herzlich allen Kollegin-
brauch machen werden.                      rufs mit dem Privatleben                  nen und Kollegen, die sich trotz der
                                                                                     beruflichen Belastungen bereit er-
SMH: Wäre es sinnvoll so ein Ange-         SMH: Wertschätzung und Anerken-           klärt haben, an der Krisenhotline
bot dauerhafter zu etablieren? Vor         nung, das sind wichtige Dinge um          www.psych4nurses.de zu beteiligen.
allem angesichts der allgemeinen           sein Engagement aufrechterhalten          Weitere Informationen dazu finden
Belastungssituation im Pflegeberuf,        zu können nebst ganz pragmati-            Sie auf unserer Homepage www.ptk-
die Sie geschildert haben-ganz unab-       schen Aspekten wie Bezahlung und          saar.de
hängig von Corona?                         Arbeitsbedingungen. Haben Sie wei-
R. Baumann: In jedem Fall stärkt ein       tere Wünsche an die Psychothera-          Das Interview führte
solches Angebot in besonderen Be-          peutenkammer- das heißt wo sehen          Susanne Münnich-Hessel
lastungssituationen und Herausfor-         Sie weiteren Handlungsbedarf?
derungen – auch nach der Pandemie.

   Zusammenarbeit des Landespflegerates Saarland
   und der PKS

Der Landespflegerat Saarland und           Ziel der Vereinbarung ist es, für die     Die Pressemeldung und den Infor-
die Psychotherapeutenkammer des            beruflich Pflegenden Angebote der         mationsflyer finden Sie als Down-
Saarlandes haben bei einem ersten          Begleitung und Beratung zu entwi-         load unter https://www.ptk-saar.de/
Abstimmungsgespräch eine Zusam-            ckeln, um Belastungsspitzen des Be-       aktuelles/news/
menarbeit vereinbart. An diesem Ge-        rufs abzufedern. Dies ist nicht nur al-
spräch am 13.07.2020 in den Räumen         lein der aktuellen Covid-19 Pandemie        Susanne Münnich-Hessel
der PKS nahmen die Kammerpräsi-            geschuldet, sondern soll dauerhaft
dentin Dipl. Psych. Irmgard Jochum,        etabliert werden. Außerdem wurde
die Vizepräsidentin Dipl. Psych.           ein gemeinsamer Informationsfly-
Susanne Münch-Hessel sowie der             er für Pflegefachkräfte zum Thema
Vizepräsident des Landespflegerates        psychische Belastungen und Corona
Raphaël Baumann teil.                      verabredet.
Forum der Psychotherapeutenkammer des Saarlandes
                                                                                              Nr. 77, August 2020   11
   Die psychotherapeutische Versorgungslage
   geflüchteter Menschen
   Zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni 2020

Im vergangenen Jahr sind fast neun
Millionen Menschen auf der Welt
vertrieben worden. Das sind mehr
als je zuvor. Das berichtete das UN-
Flüchtlingswerk UNHCR in seinem
neuen Jahresbericht, der zum Welt-
flüchtlingstag am 20. Juni vorgelegt
wurde. Demnach sind heute insge-
samt 79,5 Millionen Menschen auf
der Flucht – mehr als ein Prozent der
Weltbevölkerung. Vor zehn Jahren
waren es noch rund halb so viele.
Rund 4,2 Millionen Menschen welt-
weit warten als Asylsuchende auf die
Entscheidung über ihren Status.

Weltflüchtlingstag –
die Lage weltweit
                                         dem Hintergrund des Ersten Weltkrie-      2.4.2020 der saarländischen Landes-
Die weitaus meisten Flüchtenden          ges als Gedenktag ausgerufen. 2001        regierung und ihrer Ministerien)
überqueren keine Grenze – sie flie-      wurde der 20. Juni von den Vereinten
hen innerhalb ihres eigenen Landes.      Nationen (UN) zum fortan jährlich be-
Die Gruppe dieser sogenannten Bin-       gangenen Weltflüchtlingstag erklärt.      Psychotherapeutische Versor-
nenvertriebenen macht heute welt-                                                  gung Geflüchteter im Saarland
weit 45,7 Millionen Menschen aus.                                                  in der Corona-Pandemie
Mehr als zwei Drittel der interna-       Zur Situation im Saarland
tionalen Flüchtlinge stammt aus nur                                                In mehreren Studien wurde schon
fünf Ländern: Neben Venezuela sind       Im Saarland wurden im Jahr 2019           vor der Corona-Pandemie auf die
dies 6,6 Millionen Menschen aus Sy-      insgesamt 1.459 geflüchtete Perso-        erhöhte Vulnerabilität geflüchteter
rien, 2,7 Millionen aus Afghanistan,     nen und von Januar bis Mai 2020           Menschen bezüglich psychischer Er-
2,2 Millionen aus dem Südsudan           bisher weitere 317 Personen auf-          krankungen hingewiesen. Das Er-
und 1,1 Millionen aus Myanmar.           genommen. Die aufgenommenen               gebnis einer Befragung des Wissen-
Und während die Flüchtlingszahlen        Flüchtlinge stammen überwiegend           schaftlichen Instituts der AOK (WIdO)
in der Welt zuletzt so stark anstiegen   aus Syrien, Afghanistan und dem           zeigt zum Beispiel, dass Gewalter-
wie noch nie, gingen sie in Deutsch-     Irak. (Pressemitteilung 19.6.2020         fahrungen einen gravierenden Ein-
land zurück: Hier stellten 2019 etwa     Sozialministerin und Landesintegra-       fluss auf die Gesundheit haben. Das
140.000 Menschen einen ersten            tionsbeauftragte Monika Bachmann)         Institut hatte 2018 bundesweit 2.021
Asylantrag, rund 20.000 weniger als      Die Landesaufnahmestelle war zum          Geflüchtete aus Syrien, dem Irak und
im Vorjahr.                              29.02.2020 mit 1.235 Personen belegt.     Afghanistan befragt. Aus diesen Län-
                                         Es wurden 199 Entscheidungen über         dern stammten mehr als die Hälfte
Deutschland ist dennoch weiter das       Asylanträge gefällt. Davon waren          aller Erstasylanträge zwischen Janu-
weltweit fünftgrößte Aufnahmeland        112 positiv. Hierunter fallen die An-     ar 2015 und Mai 2018.
für Flüchtlinge. Noch mehr interna-      erkennung als Flüchtling, subsidiärer     Mehr als drei Viertel aller Geflüchte-
tionale Flüchtlinge leben nur in der     Schutz sowie Abschiebungsschutz.          ten aus den Herkunftsländern Syrien,
Türkei (3,6 Millionen), Kolumbien        42 waren negativ. Die Differenz zwi-      Irak und Afghanistan haben unter-
(1,8 Millionen) sowie Pakistan und       schen Entscheidungen und Summe            schiedliche Formen von Gewalt er-
Uganda (jeweils etwa 1,4 Millionen).     positiver und negativer Entscheidun-      lebt und sind dadurch oft mehrfach
Der Weltflüchtlingstag wurde erst-       gen ergibt sich aus sonstigen Verfah-     traumatisiert.: Im Vergleich zu Ge-
mals 1914 von Papst Benedikt XV. vor     renserledigungen. (Newsletter vom         flüchteten ohne Gewalterfahrungen
12           Forum der Psychotherapeutenkammer des Saarlandes
             Nr. 77, August 2020

gibt diese Gruppe mehr als doppelt         Sprachmittler*innen für ambulan-          helfen, Leider sind aber wichtige
so häufig physische und psychische         te Psychotherapie sowie ambulante         Hilfsprojekte mangels Finanzierung
Beschwerden an. Aber auch im Ver-          Psychiater*innen finanzieren. Auch        eingestellt worden, eine mögliche
gleich zur deutschen Wohnbevölke-          hier im Saarland fielen für die Fami-     Weiterfinanzierung ist ungewiss.
rung schätzen Geflüchtete mit trau-        lien Geflüchteter wichtige Integrati-
matisierenden Erfahrungen ihren            onsorte wie Schule und Kita weg. Ein      Wir werden weiter über die Versor-
Gesundheitszustand subjektiv deut-         eingeschränkter Internetzugang führ-      gungslage psychisch kranker Ge-
lich schlechter ein.                       te zu Defiziten beim Homeschooling.       flüchteter berichten und uns für eine
                                           Auch viele weitere spezifische Ange-      Verbesserung der Versorgung einset-
Ricarda Müller, psychotherapeu-            bote für die Familien fielen weg.         zen.
tische Leiterin des Psychosozia-
len Beratungszentrums SEGEMI in            In diesem Zusammenhang wird ein           https://www.bptk.de/die-
Hamburg hält in ihrem Erfahrungs-          gut ausgestattetes Psychosoziales         reglementierte-viruswelt-erinnert-
bericht für die Bundespsychothera-         Zentrum mit solider Sockelfinan-          gefluechtete-an-traumatisches-
peutenkammer fest. dass die regle-         zierung im Saarland zur psycho-           ausgeliefertsein/
mentierte Viruswelt Geflüchtete an         therapeutischen Versorgung immer
traumatisches Ausgeliefertsein im          dringender notwendig. Ein psycho-         https://www.unhcr.org/
Heimatland und auf der Flucht erin-        soziales Zentrum für Geflüchtete          pages/49c3646c278.html
nere. SEGEMI verfügt über eine In-         kann die Sprachmittlung für Psy-
stitutsermächtigung. Das bedeutet,         chotherapien anbahnen, Beratun-             Susanne Münnich-Hessel
es darf nicht nur beraten, sondern         gen durchführen und gezielte Hilfs-
kann psychisch kranken Geflüchte-          angebote vermitteln. Auch kann ein
ten auch psychotherapeutische Be-          gut personalisiertes psychosozialen
handlungen anbieten. Maßgeblich            Zentrum mit einem breiten Zugang
möglich wurde dieses Angebot, da           zu den schon vorliegenden Infor-
Hamburg und Bremen als bislang             mationen zum Coronavirus in ver-
einzige Bundesländer verlässlich           schiedenen Sprachen zur Prävention

PKS INFORMIERT

   In eigener Sache

Ab dieser 77. Ausgabe des FORUM            talische Zustellung des FORUM ver-        sichtspunkten, sondern vor allem im
werden wir gleich zwei bedeutende          zichten, und es Ihnen stattdessen als     Sinne von Qualität und Aktualität der
Umstellungen vornehmen:                    e-Paper zukommen lassen.                  Mitgliederinformation wirksam ist
                                                                                     und auf Ihr Verständnis trifft.
Zum einen werden Sie das FORUM             Diese ressourcen- und papiersparen-
nun seltener bekommen, denn der            de Maßnahme ist Teil unserer Nach-        Der Vorstand hat diese Änderungs-
mittlerweile sehr gut etablierte           haltigkeitsstrategie, mit der u.a. auch   pläne am 1. Juli 2020 der Vertreter-
Newsletter der PKS erlaubt uns eine        der weitgehende Verzicht auf Flugrei-     versammlung präsentiert, wo sie mit
deutlich zeitnähere und preiswertere       sen oder auch die gezielte Nutzung        breiter Zustimmung aufgenommen
Versorgung der Mitglieder mit aktu-        von Videokonferenzen für Kammer-          wurden.
ellen Informationen.                       angelegenheiten verbunden ist.
                                                                                       Irmgard Jochum
Zum anderen werden wir ab jetzt            Wir sind sicher, dass diese Änderung
zumeist auf den Druck und die pos-         nicht nur unter Nachhaltigkeitsge-
Forum der Psychotherapeutenkammer des Saarlandes
                                                                                                Nr. 77, August 2020       13
 Bekanntmachung Weiterbildungsbefugte
 und Weiterbildungsstätten

Gemäß § 21 Abs. 6 Saarländisches          „Klinische Tätigkeit“ gem. WbO Ab-          Weiterbildungsbefugte Kammer-
Heilberufekammergesetz      (SHKG)        schnitt B Satz 7.1), Befugnis für den       mitglieder:
führt jede Kammer ein Verzeichnis         Weiterbildungsteil „Supervison“
der zur Weiterbildung zugelassenen        (gem. WbO Abschnitt B Satz 7.2),            –D
                                                                                        ipl. Psych. Irina Bayer (Weiter-
Weiterbildungsstätten und der zur         Befugnis für den Weiterbildungsteil          bildungsbefugnis für den Bereich
Weiterbildung befugten Kammermit-         „Theorie“ (gem. WbO Abschnitt B              „Systemische Therapie“ gemäß
glieder bzw. anderer zur Weiterbil-       Satz 7.3)                                    WbO § 6 Abs. 1 i. V. mit Abschnitt
dung geeigneter befugter Personen.                                                     B II)
                                         – Dipl. Psych., Dipl. Päd. Ludger Neu-
Diese Verzeichnisse werden hier-            mann-Zielke (Befugnis für den Wei-        –
                                                                                       Dipl. Psych. Peter M. Glatzel
mit satzungsgemäß (§ 1 Abs. 4               terbildungsteil „Klinische Tätigkeit“      (Weiterbildungsbefugnis für den
Satzung der PKS) im „FORUM der              gem. WbO Abschnitt B Satz 7.1,             Bereich „Systemische Therapie“
Psychotherapeutenkammer       des           Befugnis für den Weiterbildungs-           gemäß WbO § 6 Abs. 1 i. V. mit
Saarlandes“ als offiziellem Mittei-         teil „Supervison“ (gem. WbO Ab-            Abschnitt B II)
lungsblatt bekannt gemacht.                 schnitt B Satz 7.2), Befugnis für den
                                            Weiterbildungsteil „Theorie“ (gem.        –D
                                                                                        ipl. Soz.-Päd. Dr. phil. Rudolf
                                            WbO Abschnitt B Satz 7.3)                  Klein      (Weiterbildungsbefugnis
Bekanntmachung Weiterbil-                                                              für den Bereich „Systemische
dungsbefugte Klinische Neu-              Andere zur Weiterbildung befugte              Therapie“ gemäß WbO § 6 Abs. 1
ropsychologie                            Personen:                                     i. V. mit Abschnitt B II)

Nach Abschnitt B I Nr. 7 und 8 Wei-      – Dipl. Psych. Dr. phil. Steffen Aschen-    –D
                                                                                        ipl. Psych. Bernhard Morsch
terbildungsordnung der PKS vom              brenner (Befugnis für den Weiter-          (Weiterbildungsbefugnis für den
29.06.2018                                  bildungsteil „Klinische Tätigkeit“         Bereich „Systemische Therapie“,
                                            gem. WbO Abschnitt B Satz 7.1),            Bestandteil „praktische Weiterbil-
Weiterbildungsbefugte                       Befugnis für den Weiterbildungs-           dung“ (280 Std.) gemäß WbO § 6
Kammermitglieder:                           teil „Supervision“ (gem. WbO Ab-           Abs. 1 i.V. mit Abschnitt BII)
                                            schnitt B Satz 7.2), Befugnis für den
– Dipl. Psych. Ursula Lamour (Be-          Weiterbildungsteil „Theorie“ (gem.        Zur Weiterbildung zugelassenen
   fugnis für den Weiterbildungsteil        WbO Abschnitt B Satz 7.3)                 Weiterbildungsstätten:
   „Klinische Tätigkeit“ gem. WbO
   Abschnitt B Satz 7.1), Befugnis für   – Dr. med. Ulrich Jobst (Befugnis für       –P
                                                                                        sychotherapeutische                Praxis
   den Weiterbildungsteil „Supervi-         den Weiterbildungsteil „Klinische          Dipl. Psych. Irina Bayer, Gerber-
   son“ (gem. WbO Abschnitt B Satz          Tätigkeit“ gem. WbO Abschnitt B            straße 44, 66111 Saarbrücken
   7.2), Befugnis für den Weiterbil-        Satz 7.1), Befugnis für den Weiter-        (Befugnis als Weiterbildungs-
   dungsteil „Theorie“ (gem. WbO            bildungsteil „Supervison“ (gem.            stätte Systemische Therapie für
   Abschnitt B Satz 7.3)                    WbO Abschnitt B Satz 7.2), Befug-          alle für den Bereich Systemi-
                                            nis für den Weiterbildungsteil „The-       sche Therapie vorgeschriebe-
– Dipl. Psych. Dr. phil. Gilbert           orie“ (gem. WbO Abschnitt B Satz           nen Weiterbildungsinhalte nach
   Mohr (Befugnis für den Weiter-           7.3)                                       der Weiterbildungsordnung der
  bildungsteil „Klinische Tätigkeit“                                                   P s y ch o t h e r a p e u t e n k a m m e r
  gem. WbO Abschnitt B Satz 7.1),                                                      des Saarlandes, genehmigt am
  Befugnis für den Weiterbildungs-       Bekanntmachung Weiterbil-                     29.06.2018 durch das Ministeri-
  teil „Supervison“ (gem. WbO Ab-        dungsbefugte Systemische                      um für Gesundheit und Verbrau-
  schnitt B Satz 7.2), Befugnis für      Therapie                                      cherschutz, gem. § 12 Abs. 1 Nr.
  den Weiterbildungsteil „Theorie“                                                     4 in Verbindung mit § 21 Abs. 5
  (gem. WbO Abschnitt B Satz 7.3)        nach Abschnitt B II der Weiter-               des SHKG)
                                         bildungsordnung der PKS vom
– Dipl. Psych. Margit Mohr (Befug-      29.06.2018 in Verbindung mit SHKG
   nis für den Weiterbildungsteil        § 21, Abs. 2 vom 30.01.2018
14               Forum der Psychotherapeutenkammer des Saarlandes
                 Nr. 77, August 2020

  – Psychotherapeutische                 Praxis     29.06.2018 durch das Ministerium         Zur Weiterbildung zugelassenen
     Soz.-Päd. Dr. phil. Rudolf Klein,               für Gesundheit und Verbraucher-          Weiterbildungsstätten:
     Poststr. 46, 66663 Merzig (Be-                  schutz, gem. § 12 Abs. 1 Nr. 4 in Ver-
     fugnis als Weiterbildungsstätte                 bindung mit § 21 Abs. 5 des SHKG)        –
                                                                                               Praxis für Psychotherapie Dipl.
     Systemische Therapie für alle                                                             Psych. Joachim Jentner, Am
     für den Bereich Systemische                                                               Homburg 79, 66123 Saarbrücken
     Therapie             vorgeschriebenen          Bekanntmachung Weiterbil-                  (Befugnis als Weiterbildungsstät-
     Weiterbildungsinhalte nach der                 dungsbefugte Gesprächspsy-                 te Gesprächspsychotherapie für
     Weiterbildungsordnung                   der    chotherapie                                alle für den Bereich Gesprächs-
     P s y ch o t h e r a p e u t e n k a m m e r                                              psychotherapie vorgeschriebe-
     des Saarlandes, genehmigt am                   nach Abschnitt B III der Weiter-           nen Weiterbildungsinhalte nach
     29.06.2018 durch das Ministeri-                bildungsordnung der PKS vom                der Weiterbildungsordnung der
     um für Gesundheit und Verbrau-                 29.06.2018 in Verbindung mit SHKG          P s y ch o t h e r a p e u t e n k a m m e r
     cherschutz, gem. § 12 Abs. 1 Nr.               § 21, Abs. 2 vom 30.01.2018                des Saarlandes, genehmigt am
     4 in Verbindung mit § 21 Abs. 5                                                           29.06.2018 durch das Ministeri-
     des SHKG)                                      Weiterbildungsbefugte                      um für Gesundheit und Verbrau-
                                                    Kammermitglieder:                          cherschutz, gem. § 12 Abs. 1 Nr.
  – SHG Klinikum Merzig gGmbH                                                                 4 in Verbindung mit § 21 Abs. 5
     Klinik für Psychiatrie, Psycho-                – Dipl. Psych. Joachim Jentner (Wei-      des SHKG)
     therapie und Psychosomatik,                       terbildungsbefugnis für den Be-
     Trierer Straße 148, 66663 Merzig                  reich „Gesprächspsychotherapie“
     (Befugnis als Weiterbildungs-                     gemäß WbO § 6 Abs. 1 i. V. mit Ab-
     stätte Systemische Therapie für                   schnitt B III)
     den Bereich Systemische The-
     rapie, Bestandteil „Praktische                 – Dipl. Psych. Johanna Meyer-Gut-
     Weiterbildung (280 Stunden)“                      knecht    (Weiterbildungsbefugnis
     nach der Weiterbildungsordnung                    für den Bereich „Gesprächspsycho-
     der Psychotherapeutenkammer                       therapie“ gemäß WbO § 6 Abs. 1 i.
     des Saarlandes, genehmigt am                      V. mit Abschnitt B III)

   Änderung der Berufsordnung bezüglich Videobehandlung

Die Vertreterversammlung hat in                     gehört, dass Eingangsdiagnostik, In-      tische Behandlungen im persönli-
ihrer Sitzung am 01.07.2020 eine Än-                dikationsstellung und Aufklärung die      chen Kontakt. Sie dürfen diese über
derung der Berufsordnung beschlos-                  Anwesenheit der Patientin oder des        elektronische Kommunikationsmedi-
sen. Sie betrifft die in § 5 geregelten             Patienten erfordern. Die Mitwirkung       en nur in begründeten Ausnahmefäl-
Sorgfaltspflichten, und zwar den                    an Forschungsprojekten, in denen          len und unter besonderer Beachtung
Absatz (5), der „Behandlungen über                  psychotherapeutische Behandlungen         der Sorgfaltspflichten durchführen.
Kommunikationsmedien“ regelt. Der                   ausschließlich über Kommunikati-          Modellprojekte, in denen psycho-
geänderte Passus lautet nun:                        onsmedien durchgeführt werden, be-        therapeutische Behandlungen aus-
                                                    darf der Genehmigung der Kammer.“         schließlich über Kommunikations-
„Psychotherapeutinnen und Psycho-                                                             netze durchgeführt werden, sind der
therapeuten erbringen psychothera-                  Die bisherige Regelung erlaubte Vi-       Kammer anzuzeigen. Die Kammer
peutische Behandlungen im persön-                   deobehandlungen ausschließlich „in        kann ggf. eine Evaluation verlangen.“
lichen Kontakt. Behandlungen über                   begründeten Ausnahmefällen“. Sie
Kommunikationsmedien sind unter                     lautete:                                  Im Vorfeld dieser Entscheidung stan-
besonderer Beachtung der Vorschrif-                                                           den den Mitgliedern umfangreiche
ten der Berufsordnung, insbesondere                 „Psychotherapeutinnen/Psychothe-          Informations- und Diskussionsmög-
der Sorgfaltspflichten, zulässig. Dazu              rapeuten erbringen psychotherapeu-        lichkeiten zu diesem wichtigen The-
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