Rechenschaftsbericht 2016 - TH Georg Agricola
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Editorial Liebe Leserinnen und Leser, viel Arbeit und Organisationsgeschick ein buntes Festprogramm auf die Beine gestellt haben. 2016 war ein ganz besonderes Jahr Die THGA hat nicht nur eine beeindru- für unsere Hochschule: Am 15. April ckende Geschichte. Sie ist eine lebendige, dynamische Hochschule, die seit haben wir das 200-Jahr-Jubiläum 200 Jahren den Wandel begleitet und vorantreibt: den Wandel in Technik und der Bochumer Bergschule gefeiert, Wirtschaft, den strukturellen und gesell aus der die Technische Hochschule schaftlichen Wandel unserer Heimatre- gion, den persönlichen Wandel für viele Georg Agricola (THGA) hervorge junge Menschen. Welche Themen uns aktuell besonders wichtig sind, erfahren gangen ist. Damit sind wir die Hoch- Sie in fünf Schwerpunktkapiteln und der schule mit der längsten ununter abschließenden Chronik für das Jahr 2016. brochenen Tradition in Nordrhein- Auch die THGA selbst ist im Wandel begriffen. Zu unserem Jubiläum haben Westfalen. wir uns in Technische Hochschule Georg Agricola umbenannt und unser visuelles Erscheinungsbild erneuert. Damit ver- binden wir den Anspruch, uns zu einer in ingenieurwissenschaftlicher Forschung und Lehre führenden Hochschule für an- gewandte Wissenschaften zu entwickeln. Zu unserem Jubiläum konnten wir viele Gäste auf unserem Campus begrüßen. Die THGA macht sich auf ins dritte Jahr- Über die Glückwünsche von NRW- hundert. Wie wir auf die Vergangenheit Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, blicken und was wir uns für die kommen dem Vorsitzenden der RAG-Stiftung Dr. den Jahre vornehmen, das stellen Ihnen Werner Müller, dem IG BCE-Vorsitzen- unsere Vizepräsidentin Dr. Susanne den Michael Vassiliadis, unserem Hoch- Buchbinder und ich in einem ausführli- schulratsvorsitzenden Peter Schrimpf chen Interview vor. und vieler weiterer Gratulanten haben wir uns sehr gefreut. Ihre Reden Niemand kann voraussehen, was die anlässlich unseres Festakts am 15.4. Zukunft bringen wird. Was wir aber kön- haben wir in diesem Rechenschaftsbe- nen: durch heutiges Handeln die Zukunft richt dokumentiert, der ihnen auch in beeinflussen. Das ist nämlich Sinn und Wort und Bild vielfältige Eindrücke von Zweck einer Hochschule: Wissen für die unserer bewegten Geschichte und den Zukunft zu schaffen, und junge Men- zweitägigen Feierlichkeiten bietet. schen für die Zukunft ausbilden. An dieser Stelle möchte ich mich herz Ich wünsche Ihnen eine anregende lich bei allen bedanken, die diesen Hö- Lektüre. hepunkt unserer Hochschulgeschichte ermöglicht haben: unserer Trägerin, der Herzliches Glückauf, DMT-Gesellschaft für Lehre und Bil- dung, für die großzügige Finanzierung, den vielen Besucherinnen und Besu- chern, die mit uns gefeiert haben, und Prof. Dr. Jürgen Kretschmann, nicht zuletzt den Mitarbeiterinnen und Präsident der Technischen Hochschule Mitarbeitern und Studierenden, die mit Georg Agricola
Inhalt 30 THGA Themen 3 Editorial 6 Unsere Geschichte 44 Interview 11 Festreden 47 25 Das neue Corporate Design Unser Jubiläum 50 Chronik
Unsere Geschichte Aquarell des Märkischen Bergamts Bochum (1840) – an der Ecke Untere Marktstraße/Bleichstraße der ein stigen Bochumer Altstadt wurde der erste bergmännische Unterricht abgehalten. Bochum 1816: Am Vorabend der Indus Als ehemalige Bochumer Bergschule Das Abschlussbild der Oberklasse von 1895: Inmitten von Bergschülern und trialisierung zählt die Ackerbürgerstadt fühlt sie sich dem intellektuellen Erbe Bergschullehrern sitzt auch Direktor Hugo Schultz. gerade einmal 2.148 Einwohner. Eine des deutschen Steinkohlenbergbaus kleine Klasse mit nur 14 Bergschülern verpflichtet und begleitet seit jeher besuchte damals den ersten „berg vorausschauend und aktiv den Struktur männisch wissenschaftlichen Unter wandel in der Region. Dabei blieben die richt“ – doch es sollte Großes daraus Institution und ihre großen Forscher erwachsen. Seit 200 Jahren steht die persönlichkeiten stets am Zahn der Zeit Technische Hochschule Georg Agricola und leisteten Pionierarbeit z.B. auf den Die WBK gründete 1869 als erste For- schungsabteilung die Kohlenversuchs- für eine hervorragende, anwendungs Gebieten Geologie, Markscheidewesen, anstalt und das zugehörige chemische Labor (hier vor 1927) zur systematischen nahe Ingenieurausbildung. Verfahrenstechnik, Maschinenbau, Erkundung der Zusammensetzung der Steinkohlenvorkommen an der Ruhr. Elektrotechnik oder Arbeitssicherheit. Auf dieser Basis wandelte sich die THGA schrittweise von einer regionalen Einrichtung zu einer Hochschule von na tionaler und internationaler Bedeutung. Seit 1816 ist unsere Geschichte Wissen, das uns zu Neuem verpflichtet. Das ‚neue‘ Hochschulgebäude an der Herner Straße um 1900. 6 Geschichte 7
Markscheiderei am Mintrop-Modell: Im Maßstab von 1:10.000 lernen die an- gehenden Fachkräfte die Steinkohlen- ablagerung im rheinisch-westfälischen Revier kennen. Museum zum Anfassen: Die große geologische Sammlung der Berg schule entstand ursprünglich für schulische Zwecke. Mit der zunehmenden Mechanisierung Großer Reformator: Hugo Schultz (1838 – 1904) war von 1868 bis des Bergbaus brauchten auch die ange 1904 Bergschuldirektor und WBK- henden Steiger ein tieferes Verständnis Geschäftsführer. für die Technik unter Tage. Neben Fä chern wie Maschinenkunde, Elektrizität und Gebirgslehre standen auch Übungen im Tauchschacht oder wissenschaftliche Betriebsführung auf dem Lehrplan. Die Ausbildung war dabei voll und ganz auf die Erfordernisse in der Industrie ausge legt. Diese Praxisnähe hat sich die THGA bewahrt und bis heute 50.000 Steiger, Ingenieurinnen und Ingenieure ausge bildet – viele davon berufsbegleitend wie schon 1816. Fritz Muck (1837 – 1891), Begründer der Kohlenchemie im Ruhrgebiet, leitete das chemische Laboratorium an der Bochumer Bergschule. Eintauchen in den Lehralltag: Ab 1899 trainierten die Bergschüler in einem eigenen Tauchschacht auf dem Schulhof Rettungsmaßnahmen unter Wasser. Das Grubensicherheits- und Grubenrettungswesen erlangte eine immer größere Bedeutung. 8 Geschichte 9
Festreden Arbeitssicherheit fest im Lehrplan verankert: Bergschüler beim Unter- richt im Geräteraum der Grubenret- tungsstelle (ca. 1940). Faszination E-Technik in den 50ern: Der Bergschüler eines Elektrosteiger- Lehrgangs prüft einen schlagwetter Peter Schrimpf geschützten Schalter. Stellvertretender Vorsitzender des Vorstands der RAG Aktiengesellschaft und Vorsitzender des Hochschulrates der TH Georg Agricola Meine sehr verehrten Damen und Herren, voller Liebe Gäste, ich freue mich immer ganz besonders, un- Stolz kann ich sagen, wir feiern heute sowohl eine sere Ministerpräsidentin Frau Hannelore Kraft begrüßen zu können. Liebe Frau Ministerpräsidentin, sie standen der ältesten bestehenden Einrichtungen des deut- schon oft mit uns Seite an Seite in vielen schweren Stun- schen Steinkohlenbergbaus als auch die Hochschule den. Wenn ich nur an die vor kurzem vollzogene Stillle- des Ruhrgebiets mit der längsten Geschichte: gung des Bergwerkes Auguste Victoria in Marl erinnere. Aber auch an Tagen wie heute, die uns stolz und zuver- sichtlich stimmen. Schön, dass Sie die heutige Feierstun- de mit uns gemeinsam verbringen und vor allem auch, dass Sie sich bereit erklärt haben, heute zu uns zu spre- 200 Jahre Technische Fachhochschule Georg Agricola zu chen. Wir freuen uns sehr darauf, seien Sie uns herzlich Wandel zur Fachhochschule: Bochum. Ich freue mich sehr, dass wir Sie alle zu diesem willkommen. Seit den 70ern bot die „FH Bergbau“ Studiengänge in den Bereichen Berg-, besonderen Jubiläum hier begrüßen dürfen und es ist eine Elektro-, Maschinen- und Verfahrens- Ehre für uns, dass Sie gekommen sind. Ich heiße Sie alle Aus dem Landtag beehren uns heute ebenfalls Frau Land- technik sowie Vermessungswesen sehr herzlich willkommen. Ich tue dies wie gewohnt mit tagspräsidentin Carina Gödecke, der Minister Garrelt an – und wurde auch für immer mehr Frauen attraktiver. einem herzlichen ‚Glück auf‘. Duin sowie der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion 10 Geschichte 11
Herr Norbert Römer. Für Sie, wehrte Frau Gödecke, als Frau Bergerhoff-Wodopia, Frau Reinbold-Knape, Herr rin direkt richtete – stellvertretend an Prof. Dr. Jürgen Bochumerin ist es heute quasi ein Heimspiel, und zugleich Dr. Linssen – dass Sie Ihre jeweiligen Vorsitzenden heute Kretschmann, den Präsidenten unserer TFH Georg Ag- sind Sie auch als Mitglied in unserem Hochschulrat der begleiten, ist vor allem auch ein Zeichen Ihrer ganz per- ricola. Ihnen, ebenso wie Ihren Kolleginnen und Kolle- TFH sehr eng verbunden. Sehr geehrter Herr Duin, Sie sönlichen Verbindung zur TFH, denn Sie bringen sich gen, Professorinnen und Professoren und Ihren Vorgän- begleiten uns wie unsere Ministerpräsidentin auch im auch ganz persönlich ein. Auch Ihnen ein herzliches Will- gern – Ihrem Wirken gilt heute unser Dank und unsere Auslauf des Steinkohlenbergbaus und ganz aktiv auf dem kommen. Anerkennung. Hierin schließe ich ausdrücklich auch die Weg, neue Perspektiven für die wirtschaftliche Entwick- Mitglieder des Präsidiums und des Senats mit ein. Nicht lung unserer Region zu schaffen. Und Norbert Römer ist Meine Damen und Herren, Bergbau ist niemals zu vergessen an dieser Stelle auch alle anwesenden Absol- uns, das heißt dem Bergbau und auch der TFH, ein lang- eines Mannes Sache, sondern von großem Teamgeist ge- venten der Bergschule, der Fachhochschule Bergbau oder jähriger Weggefährte, der uns immer unterstützt hat und prägt. Und so genießt man als Bergmann stets auch viel- der TFH Georg Agricola sowie die Vertreter der Studen- dies auch heute noch tut. Seien Sie uns alle drei ganz herz- fältige Unterstützung. So bin ich heute beileibe nicht der tenschaft und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. lich willkommen. einzige anwesende Vertreter der RAG, was die Bedeutung des heutigen Festaktes gerade auch für unser Unterneh- Ja meine Damen und Herren, liebe Gäste, ich habe es schon Als Vertreter der Bezirksregierung Arnsberg begrüße ich men und seine Zukunft unterstreicht. Begrüßen wir also kurz erwähnt: Fachhochschule Bergbau, TFH Georg den Regierungsvizepräsidenten Herrn Volker Milk sowie stellvertretend für alle RAG-Mitarbeiter den RAG-Vor- Agricola, davor noch die Bergschule ganz am Anfang den Leiter der Bergbehörde Herrn Friedrich Wilhelm standsvorsitzenden Bernd Tönjes. Nebenbei ist er momen- – unterschiedliche Namen in unterschiedlichen Zeiten, Wagner – auch Ihnen und Ihren Mitarbeitern ein ganz tan noch amtierender Moderator des Initiativkreises Ruhr. aber für ein und dieselbe Sache: eine hervorragende und herzliches ‚Glück auf‘. Ich bitte um Nachsicht, wenn ich Lieber Bernd, von mir ein besonders herzliches ‚Glück praxisorientierte Ingenieurausbildung. Und vor allem ein alle weiteren Vertreter von Bundes- und Landesministeri- auf‘. Zeichen für die stete Veränderungsbereitschaft und den en, alle anwesenden Bundes- und Landtagsabgeordneten Willen sich den Herausforderungen der jeweiligen Zeit zu sowie Vertreter der Kommunalpolitik nicht namentlich Mit Stolz kann ich behaupten, dass uns immer Vertreter stellen und ihnen innovativ und produktiv zu begegnen. nenne. Aber zwei Ausnahmen möchte ich noch machen: zahlreicher der TFH und dem Steinkohlenbergbau ver- So konnte sich die TFH Georg Agricola mit ihren Vor- Zunächst begrüße ich besonders Herrn Thomas Eiskirch bundenen Unternehmen und Institutionen an solch für uns gänger-Einrichtungen erfolgreich behaupten, weil sie stets als Bochumer Oberbürgermeister, sozusagen Hausherr – bedeutenden Tagen begleiten. Ihnen allen ein herzliches schnell und flexibel auf neue Entwicklungen reagiert hat er wird morgen auch den Familientag anlässlich unseres ‚Glück auf‘ . und dies auch weiterhin tut. Jubiläums eröffnen. Lieber Thomas, schön dass Du bei uns bist – sei uns auch Du herzlich willkommen. Zudem Die Mitbestimmung hat auch an der TFH einen hohen Sie, lieber Herr Kretschmann, werden im Anschluss an möchte ich auch nicht versäumen, Herrn Dr. Möhler heu- Stellenwert: Ich begrüße ganz herzlich Frau Dr. Christi- die Grußworte heute auch den Festvortrag halten. Und te bei uns zu begrüßen. Lieber Herr Dr. Möhler, Sie be- ane Scholz, die Betriebsratsvorsitzende der DMT-LB und Sie werden uns unter dem Titel „Zukunft seit 1816“ auf gleiten die TFH aus dem Wissenschaftsministerium seit damit auch für die TFH zuständig. Gleichzeitig freue ich eine nicht nur interessante sondern auch erfolgreiche vielen Jahren. Wir sind Ihnen für Ihre konstruktiven aber mich, dass unser oberster Betriebsrat des Bergbaus hier Zeitreise mitnehmen. Eine Reise, auf der wir mit dem auch für Ihre kritischen Hinweise dankbar. Schön, dass ist. Lieber Norbert Maus, liebe Frau Scholz herzlich will- heutigen Tag wieder ein neues Kapitel der Technischen Sie da sind. kommen. Fachhochschule Georg Agricola aufschlagen werden. Seien Sie gespannt darauf! Denn nicht zuletzt mit Blick Der Bergmann in mir richtet natürlich den uns so ver- Wenn ich nun auch einen meiner Vorgänger im Amt, auf den Auslauf des heimischen Steinkohlenbergbaus trauten Bergmannsgruß gerne und heute – das freut mich Herrn Dr. Wilhelm Beermann sowie Manfred Freitag als gilt es mal wieder, die Zeichen der Zeit zu erkennen. ganz besonders – an den komplett anwesenden Vorstand Mitglied der Geschäftsführung der DMT-LB begrüße, so Und in gelebter Tradition des Bergbaus bilden an der der RAG-Stiftung unter dem Vorsitz von Herrn Dr. Wer- tue ich dies auch als Bergmann, besonders aber als Hoch- TFH Lehrende und Lernende eine starke Gemeinschaft, ner Müller und ebenso gewohnt herzlich an unseren So- schulratsvorsitzender. Denn beide Herren haben auch Po- die gemeinsam Ziele ins Auge fasst, hart arbeitet und zialpartner, die IG BCE unter Vorsitz von Herrn Michael sitionen innerhalb des TFH inne. Herr Beermann ist Eh- sich füreinander einsetzt. Auch nach Beendigung des Vassiliadis. Ihnen, Herr Vassiliadis, Ihnen, Herr Dr. Mül- rensenator und Herr Freitag Mitglied des Hochschulrates. heimischen Steinkohlenbergbaus wird diese TFH eine ler, herzlichen Dank für Ihr Kommen und Ihre Bereit- Ein herzlicher Willkommensgruß für Sie beide. herausragende Rolle spielen. Sie bildet Fachkräfte für schaft, zu Ehren der TFH Georg Agricola heute zu uns zu die Zukunft aus und flankiert somit wissenschaftlich sprechen. Und eins darf ich vorab sicherlich hervorheben: Ein weiteres Mitglied im Hochschulrat ist Frau Prof. Dr. die nachhaltige Bewältigung der Ewigkeitsaufgaben. In Haben Sie beide ganz herzlichen Dank für alles, was Sie Iris Wiesner, Vizepräsidentin der Fachhochschule für öf- diesem Zusammenhang sind wir der RAG-Stiftung be- für den Steinkohlenbergbau, die Menschen und die Insti- fentliche Verwaltung NRW, die ich gern stellvertretend sonders für die Unterstützung dankbar, allen voran Frau tutionen, auch für die TFH, getan haben und noch aktuell für die weiteren, zahlreich anwesenden Rektorinnen und Bergerhoff-Wodopia. Vielen Dank dafür! tun. Herzlich willkommen! Rektoren, Kanzlerinnen und Kanzler, Präsidentinnen und Präsidenten hier herzlich willkommen heißen möchte. Mein ganz persönliches Fazit für den heutigen Tag: Wenn ich über Verdienste für den Bergbau und die Men- schen spreche, will ich zwei weitere Gäste ganz besonders Doch wir beschränken uns keineswegs bei unserer Gäs- die TFH Georg Agricola ist in der Region verwurzelt. begrüßen. Ich freue mich sehr, dass unser langjähriger teschar nur auf Deutschland: Wir wissen von intensiven Sie gehört zum Ruhrgebiet und ist ein Edelstein in Gesamtbetriebsratsvorsitzender der RAG Aktiengesell- Verbindungen der TFH zu China, Vietnam, Nord- und Bochums Hochschullandschaft. Sie ist aus Bochum schaft und heutiges Kuratoriums-Mitglied der RAG-Stif- Südamerika oder Russland – und ich freue mich, stell- tung, Ludwig Ladzinski, hier unter uns ist. Lieber Ludwig, vertretend für alle ausländischen Gäste Herrn Prof. Dr. nicht mehr wegzudenken. schön dass Du gekommen bist. Vlad Kecojevic, den Präsidenten der Society of Mining Professors/Societät der Bergbaukunde von der West-Vir- Und sie hat viele Freunde und Unterstützer, wie Sie alle Ebenso herzlich begrüße ich den ehemaligen IG BE-Vor- ginia University begrüßen zu können. Welcome to you es heute hervorragend dokumentieren. Ich freue mich, wir sitzenden Prof. Hans Berger. Lieber Hans, schön, dass and ‚Glück auf‘. freuen uns, dass Sie da sind – es ist eine Ehre für uns. Du Dich zu Ehren der TFH aus dem Saarland hier zu uns Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. auf den Weg gemacht hast. Dir ein besonders herzliches Die Begrüßung wäre sicherlich nicht komplett, wenn ich ‚Glück auf‘. nicht noch einige herzliche Worte an die heutige Jubila- Glück auf! 12 Festreden 13
Ohne die hier ausgebildeten Fachkräfte hätte uns, wie Chancen auf neuen Märkten und bietet Lösungen für Grönemeyer es so schön besungen hat, das Gruben- die vielfältigen auch technologischen Herausforderun- gold nicht so schnell wieder hochgeholt. Später haben gen, die sich im Bergbau stellen. Zukunftsfähiger Ber- Sie auch den Strukturwandel mit ermöglicht, indem gbau, das heißt eben immer stärker umweltverträglicher Sie Ihre Forschung und Lehre auch auf andere Indus- Bergbau. Das ist über die Jahrzehnte immer wichtiger triebranchen gerichtet haben, beispielsweise auf den geworden. Die TFH hat das als einzige Hochschule um- Maschinenbau. gesetzt in ein Forschungszentrum Nachbergbau. Die RAG-Stiftung unterstützt das. Herr Dr. Müller, ich habe Eine Ausbildung an der TFH, das war damals eine gute jetzt einmal die Gelegenheit ‚Danke‘ zu sagen. Ich finde Entscheidung und es bleibt eine gute Entscheidung. Auch es fantastisch, dass Sie das mit der Stiftung so nachhaltig wenn das große Zeitalter des Steinkohlenbergbaus zu unterstützen. Ich glaube, auch das ist zukunftsweisend. Ende geht – das Zeitalter des Bergbaus insgesamt wird Herzlichen Dank dafür! weitergehen. Sie bieten hier an der Hochschule eine Reihe zukunftsträchtiger Ingenieur-Studiengänge an. Da geht es um verantwortlichen Rückbau von Bergwer- ken und um die wirtschaftliche Nutzung zum Beispiel von Gruben, die nicht mehr aktiv sind. Eins ist damit auch Die Studierenden, die heute zu Ihnen kommen, klar: Es geht – nicht nur, aber auch – um wissenschaft- können daher mit gutem Grund darauf vertrauen, liche Ewigkeitsaufgaben. Wir sprechen ja so gerne von dass Ihnen hier weiter Aufstieg durch Bildung Ewigkeitslasten, aber ich finde, auch diese „Aufgaben“ sind spannend, und ich finde gut, dass die TFH Georg gelingt. Agricola das in den Blick nimmt. Ich habe mir sagen lassen, die allermeisten Studierenden haben schon vor ihrer Abschlussarbeit eine Arbeitsplatz- Ja, es geht auch um andere Themen hier, die zukunfts- zusage. Das zeigt, wie zukunftsfähig diese Hochschule weisend sind. Ich nenne die Digitalisierung, die natürlich ist. auch den Bergbau betrifft, aber es geht auch in Bereiche, die mit Bergbau gar nichts mehr zu tun haben. Smart Meine Damen und Herren, ich nenne neben der Lehre Energy ist ein großes Thema hier vor Ort. Sie suchen mit einen zweiten Grund, warum die TFH Georg Agricola Partnern hier in der Region zukunftsweisende Lösungen ein echter Schatz ist: Das ist die zukunftsorientierte For- und bieten sich mit Ihrer Expertise und mit Forschungs- Hannelore Kraft schung. Damit schaffen Sie das Know-how, das wir für möglichkeiten an. eine verantwortliche Ressourcen- und Energiewirtschaft brauchen, hier in Nordrhein-Westfalen, aber auch welt- Aus all diesen Gründen ist die TFH Georg Agrico- weit. Ja, einzelne Regionen und Standorte verabschieden la ein echter Schatz im Ruhrgebiet. Sie haben immer Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen sich vom Bergbau, aber als globale Marke ist er weiter den Strukturwandel unterstützt. Und Sie haben selbst zukunftsfähig. Das merken Sie hier ganz direkt: Früher Wandlungsprozesse durchleben müssen, manchmal waren Ihre Absolventen zwischen Neukirchen-Vluyn und auch durchleiden müssen. Immer wieder neue Ausrich- Hamm im Einsatz, heute sind sie unter anderem in Kam tungen waren erforderlich. Es ist für mich eine beson- tschatka im Goldbergbau oder in El Teniente in Chile dere Freude, dass wir als Land Ihre zukunftsorientierte unterwegs. Das heißt vom Wissen und von der Erfah- Arbeit unterstützen können, indem wir Sie finanzieren rung aus Nordrhein-Westfalen können Bergbauvorha- – mit knapp 94 Prozent. Klar ist, die wirtschaftsnahe Sehr geehrter Vorsitzender des Hochschulrats, Schatz hier im Revier. Ein Schatz aus Wissen und Erfah- ben und Bergbauschaffende weltweit profitieren. Wir Forschung und Entwicklung, die hier betrieben wird, lieber Peter Schrimpf, sehr geehrter Professor rung. Ein Schatz, der wichtig ist und der in 200 Jahren exportieren so den guten Standard bei Umweltschutz die wollen wir als Land noch weiter voranbringen. Wir immer weiter gewachsen ist. Sie pflegen diesen Schatz, und Arbeitssicherheit, den wir über Jahrzehnte und auf wissen um die Bedeutung von Wissenschaft, Forschung Kretschmann, Herr Präsident, Frau Landtagspräsi- und was noch entscheidender ist, sie vergrößern ihn stetig der Grundlage von zum Teil harten Erfahrungen und und Entwicklung. Wir wissen, dass daraus die Zutaten dentin, verehrter Herr Oberbürgermeister, verehrte durch Ihre Arbeit. schlimmen Arbeitsunfällen entwickelt haben. Heute für den zukünftigen Erfolg entstehen. Und deshalb ha- Ehrengäste, können wir weltweit helfen, damit Bergbau sicherer ben wir auch die Ausgaben im Bereich Wissenschaft Meine Damen und Herren, was macht diesen Schatz und nachhaltiger wird. und Forschung seit 2010 um 41 Prozent erhöht – das ist aus? Auf den Bildern in der Ausstellung war es zu er- gut angelegtes Geld für die Zukunft unseres Landes. kennen: Dieser Einsatz für Bildung, für junge Talente, Professor Kretschmann hat mich im vergangenen Jahr Denn wir wollen, dass noch mehr Erfolgsgeschichten das war die Grundlage. Das war letztendlich auch die auf eine Reise nach Chile und Kolumbien begleitet. Und entstehen, auch hier bei Ihnen. ich freue mich ganz besonders, dass heute unter uns auch Grundlage für den industriellen Boom hier im Ruhrge- da wurde es dann ganz konkret: Am Ende gab es eine die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der TFH sind und biet, diesen unglaublichen Aufstieg von einer damals Kooperationsvereinbarung mit der Universidad Nacional Zusammenfassend, meine Damen und Herren: Sie alle die Vertreter der Studierenden. Ich freue mich, dass ich landwirtschaftlich geprägten Region zur Herzkammer de Colombia, in der es genau um diesen Transfer ging: haben Grund, die Hochschule zu feiern. Jetzt mit dem heute bei Ihnen sein und mit Ihnen „200 Jahre“ feiern der Industrie in Deutschland. Gute Ausbildung bedeu- Nachhaltiger Bergbau, Arbeitssicherheit, Qualitätsma- offiziellen Festakt, heute Abend mit der Party für die darf. Dankeschön! tete eben für Viele auch die Möglichkeit zum Aufstieg. nagement. Studierenden und Beschäftigten, morgen mit dem Fa- Wir haben uns vorhin einige Dokumente anschauen milientag für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt. Ich Ich hatte vorhin die Ehre, schon die Ausstellung zu sehen, können. Das waren die Kinder aus einfachen Familien, Meine Damen und Herren, als Landesregierung un- jedenfalls gratuliere Ihnen von Herzen zu Ihrem 200. die offiziell noch eröffnet wird. Ich muss sagen, es hat die hier zur Bergschule gingen, um dann den Aufstieg terstützen wir die globale Ausrichtung unserer Berg- Geburtstag. mich beeindruckt, noch mal einen Blick auf die Anfän- zu machen im Unternehmen und auch den gesellschaft- bau-Spezialisten. Wirtschaftsminister Garrelt Duin hat ge zu richten. Die Bergschule beispielsweise, was ist da lichen Aufstieg, der ihnen damit ermöglicht werden dazu im vorigen Jahr das Netzwerk „Bergbauwirtschaft Machen Sie weiter so. Machen Sie weiter mit, gestalten in 200 Jahren an Veränderungen durchlebt worden, hier konnte. Es ging aber auch um den Aufstieg der Region, Smart Mining global“ ins Leben gerufen. Mittlerweile Sie die Zukunft in unserem Land mit. Ein herzliches an diesem Standort! Ja, für mich ist eins ganz klar: Die denn auch der wurde dadurch möglich, später dann auch hat dieses Netzwerk über 600 Mitglieder und Sie sind TFH Georg Agricola ist aus mehreren Gründen ein echter der Wiederaufbau nach dem Krieg. mittendrin. Das ist gut so. Das Netzwerk sucht nach Glück auf! 14 Festreden 15
namische Expansion der Steinkohlenförderung wäre Deutschland niemals ein Industrieland geworden und diese gewaltige Expansion setzte Bergbau-Bildung vo- raus. Seit ihrer Gründung hat diese Hochschule etwa 25.000 Steiger ausgebildet. Dass der Steinkohlenberg- bau bei allem Wohlstand und sozialem Fortschritt, den er überhaupt erst möglich gemacht hat, auch negative Folgen hat, ist nicht erst in den letzten Jahren etwas stärker ins Bewusstsein gerückt.Dem Lehrkörper war dies auch schon weit früher, Ende des vorletzten Jahr- hunderts, bewusst, als er zum Beispiel 1899 ein neues Schulgebäude bauen wollte. Die Lehrer entschieden, dass diese Schule besser auf Flözleerem gebaut werden solle, sprich, wo wir hier sitzen, hat es unten drunter nie Bergbau gegeben. Das hat dann übrigens, lieber Herr Tönjes, zur Folge, dass, wenn hier mal ein Riss entsteht, es kein Bergbauschaden sein kann. Meine Damen und Herren, die Steinkohlenförderung endet bald in Deutschland. Aber das bedeutet ganz ge- wiss nicht das Ende dieser Hochschule. Weltweit wird noch viel und lange Bergbau betrieben. Und hier studieren mehr als 2.000 Studenten aus über 30 Nationen. Bergbau, siehe Agricola, heißt ja auch keineswegs nur Steinkohle- bergbau. Und schließlich hat die Hochschule schon seit Jahren Ihre Forschungs- und Ausbildungstätigkeit syste- matisch verbreitert. So ist auch ein Forschungszentrum Nachbergbau etabliert. Hier hilft, Frau Kraft hat das ja Dr. Werner Müller schon deutlich gemacht, die RAG-Stiftung materiell; wie überhaupt die RAG traditionell diese Hochschule unter- stützt. Vorstandsvorsitzender der RAG-Stiftung Aber vor allem finanziert das Land diese Hochschule und das verpflichtet uns zu großem Dank. Und das führt mich zu der Bitte, dass das Land seinen maßgeblichen Beitrag zur Finanzierung der Hochschule und somit auch zur Si- cherung der wissenschaftlichen Expertise für den Nach- Frau Ministerpräsidentin, liebe Frau Kraft, Frau das ihn unsterblich werden ließ. Der deutsche Titel lau- bergbau auch weiterhin leisten möge. tet „Zwölf Bücher vom Berg- und Hüttenwesen“. Dieses Landtagspräsidentin. Ansonsten sage ich, liebe Buch wurde oftmals in lateinischer und deutscher Sprache Freunde des Bergbaus und der Bergbau-Hochschule gedruckt, es ist mit rund 250 meist ganzseitigen, wunder- Und ich will in aller Deutlichkeit sagen, auf die wei- hier. Lieber Präsident Prof. Kretschmann, schönen Holzschnitten bebildert, die wirklich so schön tere, auch langfristige Unterstützung durch die RAG sind, dass die Bilderseiten aus den Büchern geschnitten und die RAG-Stiftung darf die Hochschule zählen. wurden – welch ein Frevel – und in Bergwerksverwaltun- gen an die Wände gehängt wurden, zum Beispiel bei der Ihnen und allen einen Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem RAG in Herne. Denn es gilt auch im 21. Jahrhundert, was im 16. Jahr- 200. Geburtstag. Ich weiß ja nicht, wie Ihnen das geht, hundert Herrn Agricola antrieb, sein epochales Lehrbuch aber wenn man so einen 200. Geburtstag feiert, fühlt man 260 Jahre nach der Erstausgabe, also im Jahr der Grün- zu schreiben. Man muss den Mitarbeitern theoretisches sich selbst schon wieder viel jünger. dung der Bochumer Bergschule, war es unverändert das und praktisches Wissen zum Bergbau vermitteln. Und das weltweit am meisten verbreitete Lehrbuch des Bergbaus. Wissen dann vorausgesetzt, schreibt Agricola zu Beginn Interessant ist wirklich der Name, den Sie der Hochschu- Und als diese Bergbauschule ihren 100. Geburtstag feierte des zweiten Buches vom Berg- und Hüttenwesen, einen le gegeben haben, denn das zeigt, dass die Väter dieser – wer mitrechnet: also vor 100 Jahren – hatte ein ame- für jeden von uns, zeitlos gültigen Satz: Hochschule in wirklich großen Zeiträumen gedacht ha- rikanischer Bergingenieur nach fünfjähriger Arbeit eine ben. Denn der Namensgeber, ein gebürtiger Sachse na- Übersetzung dieses dann immerhin schon 360 Jahre alten Es läuft gewöhnlich denen, die sowohl wissen, was sie mens Georg Bauer, war bei der Gründung, die wir heute Werkes ins Englische fertiggestellt. Was an sich ja schon tun, als auch um gute Ausführung bemüht sind, alles feiern, immerhin schon 261 Jahre tot. Er hat sehr früh bemerkenswert ist, aber noch bemerkenswerter, wenn ich günstig. Dagegen geht den Ungeschickten und in der Aus- seinen Namen latinisiert, denn er war Lehrer für Latein hinzufüge, dass dieser Übersetzer dann einige Jahre spä- führung Nachlässigen alles ungünstig aus. und Griechisch in Zwickau, er war Stadtarzt in St. Joa- ter, er hieß Herbert Clark Hoover, der 31. Präsident der chimsthal, ein Zentrum des Silbererzbergbaus, und er war USA wurde. 200 Jahre erfolgreiche Bergbauschule belegen die erfolg- Stadtphysiker und Bürgermeister in Chemnitz. Er hat zeit- reiche Beherzigung dieses Satzes von Agricola. Möge es lebens etliche wissenschaftliche Werke geschrieben und Die Hochschule hat sich also einen wirklich großen so bleiben! in seinen letzten Lebensjahren ein Werk geschaffen, das Namen gegeben und sie ist diesem großen Namen auch erst 1556, ein Jahr nach seinem Tod, gedruckt wurde und durch große Leistungen gerecht geworden. Ohne dy- Glück auf! 16 Festreden 17
Prof. Dr. Vladislav Kecojevic Michael Vassiliadis Präsident der Society of Mining Professors / Vorsitzender Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie Societät der Bergbaukunde Sehr verehrte Gäste, Präsident Kretschmann, Bildungsinstitution etabliert, nicht nur in Deutschland, son- Sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin, sehr geehrte nämlich einen Zusammenhang bei der Frage – und der dern global. Heute unterrichtet Ihre Hochschule Studieren- ist uns heute so wichtig und der ist uns heute so selbst- Alumni, Studierende und Beschäftigte der Frau Landtagspräsidentin, meine Damen und Herren, de aus mehr als 30 Ländern weltweit. verständlich – des emanzipatorischen Charakters dieser TFH Georg Agricola, aber auch lieber Hans Berger – schön, dass Du da Hochschule, des potential-hebenden Charakters dieser Ich kenne Präsident Kretschmann seit vielen, vielen Jah- bist. Hochschule, des Blickes auf eine hierarchie- und schich- ren. Seine harte Arbeit, Vision, Energie, Leidenschaft für tenfreie Bildung. Hier hat diese Hochschule großartiges exzellente Lehre ist herausragend. Für die internationale geleistet und hier ist sie übrigens auch den Universitäten Society of Mining Professors ist er eine Führungsper- lange voraus gewesen, immer. Und dass das so ist, ist im Namen der Society of Mining Professors und als Ihr sönlichkeit und ein Vorkämpfer für die Kompetenzent- Wenn ich den Zeitplan ganz ernst nehmen würde, würde wichtig. Aber das war ganz zu Beginn noch zu anderen Präsident freue ich mich sehr, Ihnen allen meine herzlichs- wicklung in Entwicklungs- und Schwellenländern, für ich jetzt nur noch ,Glück auf‘ sagen. Ich versuche aber Bedingungen. Ich darf daran erinnern: Ja, natürlich such- ten Grüße zur Feier des 200. Geburtstags Ihrer Hochschu- die Entwicklung von Curricula, für die Lehre und für die einen Beitrag zu leisten. Auch Herzlichen Glückwunsch te man Potenziale, weil man sie brauchte. Aber ich will le zu übermitteln. Ich danke Ihnen sehr für die Einladung, Etablierung enger Beziehungen zu vielen akademischen zu sagen, Danke zu sagen an die TFH und gleichzeitig mal vorsichtig sagen – weil man beim Jubiläum ja diplo- heute hier zu sein. Es ist mir eine Ehre an der Feier dieses Institutionen auf der ganzen Welt. möglichst nichts zu wiederholen. matisch bleibt – der emanzipatorische Charakter war zu Meilensteins teilzunehmen, die eine wunderbare Gele- diesem Zeitpunkt unterentwickelt. Nein, es hatte nichts genheit bietet, auf die Geschichte der Hochschule zurück Ich bin sicher, dass Ihre Hochschule und Präsident Wir feiern 200 Jahre Geburtstag. Und im Rückblick – damit zu tun, die Klassen oder Schichten, die damals auch zu blicken und auf die wichtigen Beiträge, die sie geleistet Kretschmann ihre Mission fortsetzen werden, Studie- auch ich hatte ja schon die Ehre, die Ausstellung zu sehen im Bergbau vorherrschten, sozusagen durch Bildung zu hat. Generationen von Studierenden und Lehrenden haben rende darauf vorzubereiten, sich erfolgreich auf die Welt – wirkt das sozusagen wie ein logischer Strang. Von heute befreien. Sondern es hatte doch, man darf das sagen ohne aus Ihrer Hochschule einen wertvollen Ort des Lernens einzulassen. Ich wünsche Ihnen das Beste für eine denk- auf damals geblickt, nimmt man einige Dinge mit, die Sie despektierlich zu werden, sehr wirtschaftliche, sehr tech- gemacht. Ich weiß, dass Sie stolz sind auf viele Beiträge würdige Jubiläumsfeier und anhaltenden Erfolg in den mir erlauben als Gewerkschaftsvorsitzender zu relativie- nische, sehr notwendige Gründe. Aber dennoch war es der und Errungenschaften und vorausschauen auf diejenigen, nächsten Jahren. ren. Denn eins ist, glaube ich, klar: Die TFH und ihre Vor- Zeit voraus und dennoch war es einmalig und für die da- die sicher noch kommen werden. läufer waren immer etwas Besonderes, waren auch immer malige Zeit revolutionär. Und dass für die Menschen, die Meine Damen und Herren, erlauben Sie mir zu dieser Ge- einen Schritt voraus, wenn man an die gesellschaftlichen, sonst keine Chance auf Bildung hatten, eben Perspektiven Sie feiern 200 Jahre des Erfolgs und Sie haben allen Grund legenheit, Ihrer Hochschule und Präsident Kretschmann an die politischen Bedingungen erinnert. und Entwicklung und Fortschritt entstanden sind, ist auch stolz auf das Erreichte zu sein und sich auf die Zukunft zu ein historisches Andenken aus meinem Bundesstaat, West im historischen Blickwinkel genugtuend und wichtig. Für freuen. Mit einem breiten Spektrum ingenieurwissenschaft- Virgina, zu überreichen. Aber wir dürfen nicht von heute auf damals blicken. Als eine Gewerkschaft, die diese Hochschule immer gern be- licher Studiengänge und dem Bekenntnis zur Exzellenz hat Vorsitzender einer Gewerkschaft, die 126 Jahre alt ist, gleitet hat, und immer auch natürlich Partner war, aber sich Ihre Hochschule als eine angesehene und lebendige Dankeschön und Glückauf. also nicht so alt, gibt es einen Zusammenhang. Es gibt auch Zuhörer gefunden hat, ist uns dieser Geburtstag des- 18 Festreden 19
halb auch wichtig, weil sich nach dem Zweiten Weltkrieg dass das hier thematisiert wird. Erstens, dass es die offe- – aus schrecklichen Ereignissen heraus – der Bergbau und nen Fragen gibt und zweitens dass wir an den Lösungen dieses Land im besonderen Maße weiterentwickelt haben arbeiten. Das ist wichtig, das zeigt, welcher Modernisie- und sich eine Mitbestimmungskultur gefunden hat, die rungsgrad und welche Chance hier bestehen. Wir sind den Bergbau, die die Wirtschaft, die Gesellschaft, aber am sehr, sehr stolz, dass der auslaufende deutsche Steinkoh- Ende eben auch das Bildungsverständnis auf ein anderes, lenbergbau in der deutschen gewerblichen Wirtschaft, gerechteres und die Potenziale dieses Landes förderndes obwohl immer noch Gefahr geneigt, die besten Unfall- Level gehoben hat. Und da hat die TFH Wesentliches ge- zahlen hat, die man vorweisen kann. Und das bei immer leistet. Nicht nur in der Sache, sondern auch in der Päda- kleiner werdenden Losgrößen, da ist ein Unfall natür- gogik, im Ansatz. In dem Versuch das Potenzial ins Zent- lich sofort nennenswert erkennbar und trotzdem sind rum zu setzen, klassenfrei. Das Potenzial ins Zentrum zu wir extrem erfolgreich. Das hat auch damit zu tun, dass setzen mit besonderer Pädagogik, die das hebt, was eben es gut gemanagt wird im Unternehmen, aber dass man für diejenigen, die es nicht so leicht hatten in ihrem Leben sich auch an dieser Hochschule in der Forschung, in der und die systematisch in dieser Gesellschaft – auch in der Behandlung der Bergbautechnik, des Bergbaumanage- Nachkriegszeit – von Bildung fern gehalten worden sind. ments mit dieser Frage befasst hat. Es gibt viele Länder, Ich meine nicht Rechnen und Schreiben, aber von erfolg- da ist es bei weitem nicht so. Und deswegen ist es auch reicher, umfassender Bildung. wichtig, dass es an dieser Stelle weitergeht. Und da hat diese Hochschule, da hat aber auch der Berg Es bleibt am Ende, Dank zu sagen, zu unterstreichen, dass bau und da hat eben auch die Mitbestimmung vieles ge- die IG BCE ein großes Interesse hat und ihre Kraft dazu leistet, weil man darüber geredet, gestritten und sich ge- einsetzen wird, dass die Eigenständigkeit bestehen bleibt einigt hat. und in die Zukunft gerichtet ist. Ein herzliches Glückauf, herzlichen Dank für die Arbeit Und deshalb möchte ich den Hauptpunkt meines und machen Sie weiter so! kleinen Grußwortes darauf kaprizieren, dass diese Hochschule immer auch ein Treffpunkt der Mit Vielen Dank. bestimmung war. Prof. Dr. Jürgen Kretschmann Ein Treffpunkt, wo man weiterdenken konnte. Nicht im Sinne von Mitbestimmung als rechtlicher Rahmen, son- dern im Sinne der Potenziale, die darin stecken. Dass man nicht seine Hauptenergie darauf verschwendet, zu streiten Präsident der Technischen Hochschule Georg Agricola – sozusagen in Hierarchien sich zu verschwenden – son- dern sich fragt: Was können wir tun, um das Beste aus dem Potenzial, aus den Bedingungen zu machen, die wir zur Verfügung haben? Und das gilt bis heute. Und deswegen ist es wichtig, dass wir uns gemeinsam Sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin Kraft, sehr nach, dass ich einfach 50 Jahre Schritte gewählt habe. Ich freuen über 200 Jahre Geschichte. Wobei natürlich ein berichte also über die Zeiträume um 1816, 1866, 1916, solcher Tag auch ein Tag des Dankes ist. Es ist noch geehrter Herr Dr. Werner Müller, lieber Michael 1966 und 2016. nicht so lange her, da gab es eine Debatte, ob wir im Vassiliadis, lieber Peter Schrimpf, dear Vlad, Zuge des Auslaufs des deutschen Steinkohlenbergbaus Mein Vortrag beruht auf der Ausstellung zur Geschichte denn auch diese Hochschule noch brauchen. Das ist noch der Hochschule, die ab heute in unseren Räumlichkeiten nicht lange her. Und ich will das auch deutlich machen: im Namen aller Hochschulangehörigen möchte ich Ihnen zu sehen ist. Den Ausstellungsmachern Robert Muschalla Das war ganz knapp! Ich kann mich noch gut daran er- danken. Ihre wunderbaren Grußworte haben die Mitar- und Susanne Zabel ist mit tatkräftiger Unterstützung vie- innern, da war ich nämlich Mitglied des Hochschulra- beiterinnen und Mitarbeiter unserer THGA sehr glücklich ler Helfer in der TH und im DBM eine sehr interessante, tes, dass das eine harte Diskussion war. Dann kam der gemacht. Vielen herzlichen Dank. bildungsgeschichtlich einzigartige Präsentation gelungen. Regierungswechsel in Nordrhein-Westfalen, deswegen Vielen herzlichen Dank dafür. herzlichen Dank auch an die Landesregierung in NRW. Liebe Gäste, ich freue mich sehr, heute hier zu Ihnen spre- Identität, die braucht nicht nur ein Gebäude. Sie braucht chen zu dürfen. Für unsere Hochschule ist der 15. April 1816 hatte Bochum etwas mehr als 2.000 Einwohner. Bedingungen der Eigenständigkeit, unter denen man sie 2016 ein ganz besonderer Tag; ein Meilenstein in ihrer Es war eine Kleinstadt mit guten Zukunftsperspektiven. auch praktizieren kann. Geschichte, der Schritt in das dritte Jahrhundert. Bitte Napoleon war gerade endgültig geschlagen worden. Der begleiten Sie mich in den nächsten Minuten auf eine Zeit- Wiener Kongress hatte Europa neu geordnet. Der Deut- Der Deutsche Steinkohlenbergbau läuft aus. Wir bedau- reise durch die Bildungsgeschichte des Ruhrgebiets. Sie sche Bund war gegründet. Wir sind in der Phase der ern das. Aber diese Hochschule soll nicht ihr Ende fin- haben richtig gehört: Das Ruhrgebiet hat nicht nur eine Vor-Industrialisierung. Seit 50 Jahren standen die Berg- den und wird es nicht. Und das liegt auch daran, dass Arbeitergeschichte, eine Sozialgeschichte, eine Montan- werke in Preußen unter strikter Kontrolle preußischer Be- eben diesem der Hochschule innewohnenden Selbstmo- geschichte, sondern eben auch eine Bildungsgeschichte. amter in den Bergbehörden. Viele von Ihnen wissen, dass dernisierungsdruck auch immer wieder Raum gegeben Und die ist länger und traditionsreicher als die meisten es Freiherr von Stein war, der als Leiter des Märkischen wird. Beispielsweise wenn es darum geht: Welche offe- Menschen vermuten. Wenn ich über jedes Jahr der Ge- Bergamtes die technische und wirtschaftliche Basis für nen Fragen auch in den Ingenieurwissenschaften bringt schichte der THGA nur 1 Minute reden würde, wäre heu- den aufkommenden Steinkohlenbergbau an der Ruhr und eigentlich die Energiewende so mit sich? Ich finde gut, te jeder Zeitrahmen gesprengt. Insofern sehen Sie mir es die dazugehörige Infrastruktur schuf. 20 Festreden 21
Als Zeitgenosse von Steins beschäftigte sich ein anderer Wissenschaft und Forschung und dem Wirtschaftsminis- le kehrten nicht zurück. Nach dem Ende des Weltkrieges Bochum befand sich zu dieser Zeit am Beginn des Struk- königlicher Oberbergmeister in Bayreuth mit Bildungs- terium, eine in Deutschland einzigartige Konstruktion – benötigte die Industrie schnell wieder qualifiziertes Per- turwandels. Auf dem Gelände der Zeche Dannenbaum fragen im Bergbau. Dabei war ihm die Verknüpfung von und vermutlich auch eines der Erfolgsgeheimnisse unse- sonal. Die Bergschule zeigte sich flexibel: In speziellen entstand das Opel-Werk 1. Ab 1962 rollte hier der Kadett Praxis, Technik und Wissenschaft in der Ausbildung rer Hochschule. Schnellkursen schulte sie Kriegsheimkehrer zu Steigern vom Band. Ein weiterer Meilenstein des Strukturwandels wichtig. Besonders am Herzen lag ihm die Ausbildung nach. in der Stadt war ohne Zweifel die Gründung der Ruhr-Uni- der „gemeinen Bergleute“. Sein Name ist Alexander von Im Rahmen der Industrialisierung wurden für das wach- versität Bochum im Jahr 1965. Humboldt. Er gründete die erste Bergschule in Steben im sende Kohlerevier neue Spezialisten nötig, zum Beispiel In den 20er Jahren erfasste eine Rationalisierungswelle Fichtelgebirge. Schon damals konzipierte Humboldt einen Maschinensteiger. Entsprechend erweiterte die Bergschu- auf der Basis der Methoden des Taylorismus die Stein- Mitte der 60er Jahr diskutierte die Gesellschaft in berufsbegleitenden Unterricht, zunächst mittwochs- und le ihr Ausbildungsprogramm. Zudem reformiert die WBK kohlenbranche. Dementsprechend widmete sich die Berg- Deutschland über eine drohende Bildungskatastrophe. samstagnachmittags. das Schulwesen umfassend und führte ein – heute würde schule neuen Themen. Angehende Steiger mussten nun Die Studentenbewegung der so genannten 68er übte man sagen – „duales Studium“ ein, das sogenannte „Bo- auch Menschenführung, heute heißt das ‚soft skills‘, und harte Kritik an der Bildungsmisere. Nicht nur in Berlin Humboldts Ideen wurden nach dem Ende der napoleoni- chumer Modell“. Die Reform geht auf Rudolf von Carnall wirtschaftliche Betriebsführung, heute heißt das Manage- oder Frankfurt, auch in Bochum kam es zu Streiks, die schen Besetzung des Ruhrgebiets von der hiesigen preu- zurück, der den Unterricht so aufteilte, dass die Hälfte der mentmethoden, lernen. Die Ausbildung wurde zuneh- schließlich sogar die Ingenieurschule erfassten – ich glau- ßischen Bergbehörde aufgegriffen. Denn im aufkommen- Wochenarbeitszeit der Steigerschüler für die Bergschule mend verwissenschaftlicht und umfangreicher. Zeitstu- be, es waren die einzigen beiden Streiks in der gesam- den Steinkohlenbergbau gab es einen großen Bedarf an reserviert war, während sie in der anderen Hälfte ihren dien und Betriebswirtschaftslehre hielten Einzug in die ten Geschichte der Einrichtung. Angesichts der Proteste Fach- und Führungskräften. So wurde 1816 die Bochumer Lebensunterhalt auf dem Bergwerk verdienen konnten. Curricula. Hinzu kamen juristische Fächer wie Verwal- reformierten die Ministerpräsidenten der Länder die Bil- Bergschule gegründet. Praktischerweise fand der Unter- Bei unzureichenden Vorkenntnissen – die gab es damals tungsrecht oder Bergrecht. Aus diesem Wissenswachstum dungslandschaft umfassend. Am 31.10.1968 wurde das richt in den Räumen der Bergbehörde statt. Ziel der Schu- auch schon – mussten die Steigerschüler eine Vorklas- entstanden Innovationen, und der Personaleinsatz in den „Abkommen der Länder zur Vereinheitlichung auf dem le – das kann man an der Urkunde erkennen, die bei uns se besuchen, um eine Elementarausbildung im Lesen, Betrieben konnte verbessert werden. Dadurch stieg die Gebiet des Fachhochschulwesens“ geschlossen, der Start- im Eingangsbereich hängt – war es, junge Bergleuten, die Schreiben und Rechnen zu erhalten. Auch heute sind der- Produktivität enorm an. Zwischen den in der Theorie ge- punkt für die Gründung der Fachhochschulen. Infolgedes- sich im Bergbau bewährt hatten, auf Führungsaufgaben artige Reformvorschläge bildungspolitisch noch aktuell. lernten Lehrinhalten und der betrieblichen Praxis klafften sen erreichte die TH Georg Agricola einen weiteren Mei- vorzubereiten und zwar unabhängig von ihrem Stand. allerdings noch einige Lücken. lenstein ihrer Geschichte: Aus der Ingenieurschule wurde Deshalb gab es schon damals – das möchte ich betonen Die nächsten 50 Jahre der Bochumer Bergschule waren die Fachhochschule Bergbau. Sie blieb als staatlich refi- – ein auf Humboldt zurückgehendes Stipendiensystem für geprägt durch das Wirken von Hugo Schultz. In der Zeit Springen wir 50 Jahre weiter in die 1960er Jahre. nanzierte Fachhochschule in der Trägerschaft der WBK. Talente aus ärmeren Familien. der Hochindustrialisierung des Ruhrgebiets war er 36 Jah- Die Bochumer Bergschule hatte die Weimarer Republik, In einer Urabstimmung hatten sich 90 % der Studierenden re lang – von 1868 bis 1904 – Direktor der Schule. Unter das Dritte Reich, den Zweiten Weltkrieg überstanden. gegen eine Verstaatlichung ihrer Hochschule ausgespro- So berichtete beispielweise im Jahr 1818 das Oberbergamt seiner Leitung wurde die Bochumer Bergschule die größ- Bereits im November 1945 konnte sie mit Billigung der chen. Am 01.02.1972 erkannte der damalige Minister für über den fleißigen Bergschüler Benjamin Heidemann: te im Deutschen Reich. Schultz´ Konzept, Forschung und North German Coal Control ihre Arbeit fortsetzen. Für Wissenschaft und Forschung des Landes NRW Johannes „Dieser junge Mensch ist umso achtungswerther, als er Lehre eng miteinander zu verknüpfen und sie konsequent den Wiederaufbau waren schnell Fach- und Führungs- Rau die Gleichwertigkeit der FH Bergbau zu staatlichen von seinem Lohn, Mutter und drei jüngere Geschwister auf die Anforderungen der Industrie auszurichten, nimmt kräfte erforderlich. Das Bochumer Modell des berufsbe- Fachhochschulen an. mit unterhält.“ den Grundgedanken der Fachhochschule vorweg. Diesen gleitenden Unterrichts wurde beibehalten. Es bedeutete Gedanken formulierte er bereits im Jahr 1871, also 100 für die Bergschüler drei Tage Schulunterricht pro Woche Inzwischen war 1968 die Ruhrkohle AG gegründet und Humboldts Konzept verfolgen wir an unserer Hoch- Jahre vor der Gründung der Fachhochschulen in Deutsch- mit jeweils acht Unterrichtsstunden und drei Tage Arbeit. 1969 ein entsprechender Grundvertrag zur Neuordnung land. Die Zeit war aber eben noch nicht reif. Schultz sel- des Ruhrbergbaus zwischen der Bundesrepublik Deutsch- schule bis heute. Wir stehen für angewandte Wissen- ber leistete Pionierarbeit im Bereich der Forschung. Unter Bekanntlich setzte 1958 die Kohlekrise ein, die sowohl land und den Bergbauunternehmen unterzeichnet worden. schaft, Praxisnähe, Offenheit für alle, den sozialen seiner Leitung betrieben die Bochumer Wissenschaftler Zechenstilllegungen, als auch eine erneute Rationalisie- Ziel war die Konsolidierung des Steinkohlenbergbaus im Aufstieg durch Bildung, kurz für: Zukunft seit 1816. insbesondere Forschung auf den Gebieten des Bergbaus, rungswelle mit sich brachte. Die Bergwerke verketteten Ruhrrevier. der Kohlechemie, der Geologie, der Geophysik aber auch ihre technischen Anlagen auch unter Tage lückenlos mit- in Arbeitsschutz und Sicherheit. Und sie standen hier den einander. Es entstanden vollmechanisierte Mensch-Ma- Seit 1951 waren die einzelnen Steinkohleunternehmen 1850 setzte in Deutschland die industrielle Revolution Universitäten in nichts nach. In der Ära Schultz bezog die schinen-Systeme. Die Bergschule war aufgefordert, ihr montanmitbestimmt gewesen. Dieses galt nun auch für ein. Inzwischen baute man die Kohlen im Tiefbau ab. Bergschule im Jahr 1899 das heutige Schulgebäude. Unser Ausbildungskonzept dem qualitativ erhöhten Bedarf aus die Ruhrkohle AG. Michael Vassiliadis hat es ja gerade Das machte die Arbeit komplexer und gefährlicher. Der Jubiläum haben wir zum Anlass genommen, das Gebäude der Industrie entsprechend weiterzuentwickeln. Aus der schon formuliert – traditionell hat das Thema Bildung Steinkohlenbergbau an der Ruhr hatte eine Größe er- umfassend zu renovieren. Ich denke, das ist uns ganz gut Steigerausbildung entstand eine Ingenieurausbildung als im Rahmen der Gewerkschaftsarbeit der damaligen IG reicht, bei der wir schon von einem Ruhrrevier sprechen gelungen. Vollzeitstudium. Bergbau und Energie, heute IG BCE, eine sehr hohe Be- können. 1851 wurde die Steinkohlenbranche per Gesetz deutung. Insofern fiel die Zuständigkeit für die WBK und liberalisiert. Infolgedessen wurde auch die bis dahin Der Ruhrbergbau hatte 1913 über 400.000 Beschäftigte. Die Schulleitung strebte dabei einen Mittelweg an damit die Fachhochschule Bergbau in das Aufgabengebiet staatliche Bergschule privatisiert. Aufgrund des so ge- Die Schachtanlagen waren stark gewachsen. Im Schnitt des Arbeitsdirektors der RAG. 1969 war das Heinz Kegel, zwischen der traditionellen Steigerausbildung und nannten Bergbau-Hilfskassengesetzes übernahm eine hatten sie über 2.000 Beschäftigte. Die Gruben wurden später Wilhelm Beermann und heute ist es Peter Schrimpf Gemeinschaftsorganisation des Bergbaus, die Westfäli- elektrifiziert, die maschinelle Ausstattung verbessert. dem Studium an einer Universität und nahm damit als Hochschulratsvorsitzender und Beiratsvorsitzender sche Berggewerkschaftskasse, kurz WBK, im Jahr 1864 Immer mehr neues spezialisiertes Wissen war in den Be- praktisch den Grundgedanken der Fachhochschulen der DMT-LB. die Trägerschaft der Bochumer Bergschule. Finanziert trieben gefragt und immer mehr Führungspersonal. Die vorweg. werden musste sie von den Bergbauunternehmen selbst, Zahl der Absolventen der Bergschule vervielfachte sich. Sehr geehrte Damen und Herren, wo steht die TH Ge- per Umlage. Die preußische Bergbehörde blieb Auf- Das Qualitätsniveau der Ausbildung stieg, die Labore der Am 01.10.1963 wandelte die WBK die Bergschule deshalb org Agricola heute? Viele meiner Vorredner haben das ja sichtsorgan. Bergschule erhielten eine umfangreichere Ausstattung. in die Ingenieurschule für Bergwesen um. Das Studium schon besser gesagt, als ich es könnte. Insofern kann ich Seit 1893 betrieb die Schule ihre Sammlungen offiziell an der Ingenieurschule war sechs-semestrig. Studieren- kaum noch etwas hinzufügen. Das, was Sie gesagt ha- Das Bergbau-Hilfskassengesetz gilt heute noch, schon als „Museum des westfälischen Steinkohlengebirges“. de wurden nur zum nächsthöheren Semester zugelassen, ben, ist wichtig und ein großer Ansporn für uns alle. Den über 150 Jahre. Inzwischen ist die DMT-Gesellschaft für Es sollte allerdings noch bis 1930 dauern, bis daraus der wenn zu erwarten war, dass sie den Anforderungen ge- vielen guten Worte, denen lassen wir natürlich auch viele Lehre und Bildung Rechtsnachfolgerin der WBK und Grundstock des Deutschen Bergbau-Museums wurde. wachsen waren – heute ist es etwas anders. Begabung, gute Taten folgen. Denn mit der Umbenennung in Tech- trägt diese Hochschule. Die Zusammenarbeit mit unse- Fleiß und Ausdauer sah man damals als unerlässliche nische Hochschule verfolgen wird den Anspruch, uns in rem Aufsichtsorgan, der Bergbehörde, die heute bei der 1916 war die Schlacht von Verdun, die blutigste im Ersten Voraussetzungen an, um das Studienziel zu erreichen, Lehre und Forschung zu einer führenden Hochschule Bezirksregierung in Arnsberg angesiedelt ist, funktioniert Weltkrieg – in diesem Jahr wurde ja bereits viel darüber den Abschluss als „graduierter Ingenieur“. Damit konn- weiter zu entwickeln. Wir haben hierzu das Reformpro- ausgezeichnet. Die TH Georg Agricola untersteht damit berichtet. Von den 750 Bergschülern mussten über 500 in ten sich die Absolventen auch außerhalb des Bergbaus jekt „THGA 2022“ aufgelegt, an dem sich die meisten zwei Landesministerien, dem Ministerium für Innovation, den Krieg ziehen und auch die meisten Lehrkräfte. Vie- bewerben. unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beteiligen. Es 22 Festreden 23
Unser soll der TH eine langfristige Zukunftsperspektive für die Unsere Kooperation mit der größten kolumbianischen Zeit nach Ende des aktiven deutschen Steinkohlenberg- Universität, die Frau Ministerpräsidentin Kraft bereits baus geben. erwähnt hat, ist nur ein Beispiel für unser Engagement Jubiläum in dieser Sache. Dabei geht es uns immer auch um das Neben der Flexibilität ist sicherlich unsere traditionel- Vertreten deutscher Interessen, egal ob es sich um wissen- le Offenheit ein Erfolgsgeheimnis unserer Hochschule. schaftliche, politische, wirtschaftliche oder gewerkschaft- Wir waren, wir sind und werden immer eine Aufsteiger- liche Interessen handelt. hochschule sein. 1816 haben wir Bergmannssöhne aus- gebildet. Heute sind es Söhne und Töchter, Enkel und Liebe Gäste, unsere Wurzeln liegen in einer so genann- Urenkel von Bergleuten. Wir sind in den Revieren fest ten Ackerbürgerstadt namens Bochum mit damals ca. verankert, die meisten unserer Studierenden kommen 2000 Einwohnern. Bochum hat sich gewandelt. Wir ha- auf Empfehlung von Eltern, Verwandten und Freunden. ben uns auch gewandelt. Wir haben aber nie vergessen, wo unsere Wurzeln liegen. Deshalb bringen wir unser Bis heute, und das ist auch etwas Besonderes, hat die TH Wissen, unsere Erfahrung und unser Netzwerk in den niemals einen Numerus Clausus eingeführt. Jeder soll Verbund UniverCity Bochum ein. Wir wollen nach Kräf- Manfred Freitag, Geschäftsführer der DMT-LB, führte durch den Festakt. seine Chance zum beruflichen Aufstieg durch Bildung ten die Entwicklung Bochums zu einer Wissenschafts- bekommen. Das ist unser Credo. Hier sind wir Hum- stadt unterstützen. Bochum ist keine traditionelle Uni- boldts Erbe verpflichtet. Unser guter Ruf bei den Stu- versitätsstadt wie Heidelberg oder Tübingen. Bochum ist dierenden beruht sicherlich auch auf dem menschlichen eine moderne Wissensmetropole mit einer – ich hoffe, Umgang miteinander. Das Ingenieurstudium an der TH das verständlich dargestellt zu haben – langen Tradition Georg Agricola ist schwierig. Das ist bekannt. Wir tun des Wissens. Das Buch im Stadtwappen trägt Bochum aber alles, um unseren Studierenden zu helfen, sie zu be- zu Recht. treuen, ihnen Ratschläge zu geben. Nur ihre Prüfungen Bochum 2016: Die Technische Hoch schreiben wir ihnen nicht. Denn wir sind natürlich auch Liebe Gäste, wer mehr über die Geschichte unsere Hoch- der Wirtschaft verpflichtet, die seit 200 Jahren unsere schule wissen möchte, dem empfehle ich einen Blick in schule Georg Agricola feiert ihr Jubilä Absolventen abnimmt. Unsere Absolventen bekommen das Buch „1816-2016“ zu werfen, das Stephan Düppe und Georg Agricola in neuer Gestalt: um und damit zwei Jahrhunderte Lehre in der Regel schon weit vor dem Examen Arbeitsplatzan- ich herausgegeben haben. Am Ausgang liegt für jeden von Das neue Logo der THGA. und Forschung in Bochum. Zum offizi gebote. Das liegt auch daran, dass die Qualität unserer Ihnen ein Exemplar bereit. Es würde mich auch sehr freu- Ausbildung stimmt. en, wenn Sie sich die Zeit nehmen, um unsere Ausstellung ellen Festakt am 15. April 2016 kamen zu besuchen. viele prominente Gäste und rund 400 In der Lehre sind wir sehr, sehr gut, das kann man schon Freunde der Hochschule ins Studieren mit Stolz so sagen. Aber in der Forschung gibt es noch ei- Abschließend möchte ich die Frage beantworten: niges zu tun, um ein ähnliches Niveau wie in der Lehre zu Warum tun wir das alles? Was motiviert unsere Professo- denzentrum der THGA. Darunter auch erreichen. Wir haben im letzten Jahr unser Forschungs- rinnen und Professoren, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter NRW-Ministerpräsidentin Hannelore zentrum Nachbergbau eröffnet, mit großer Unterstützung und mich selbst natürlich auch? Kraft, die gemeinsam mit THGA-Präsi der RAG-Stiftung. Es ist das erste seiner Art weltweit. dent Jürgen Kretschmann für eines der Bereits seine ersten Resultate haben national und auch Wir sind überzeugt, dass wir durch Wissen und Technolo- international große Beachtung gefunden. Das zeigt, dass gie eine lebenswerte Welt gestalten können. programmlichen Highlights sorgte: die wir hier eine wichtige Forschungsnische besetzen konn- Enthüllung des neuen Logos der Hoch ten. Unsere Bergbehörde ist uns hierbei ein sehr guter Wir wollen Zukunft schaffen für Menschen, die sich schule, die sich zu ihrem großen runden Partner. Weitere Forschungsfelder, die gut zu uns passen, durch Bildung Perspektiven erarbeiten. sind Nachhaltiges Energiemanagement oder – beinahe Geburtstag umbenannt hat. schon selbstverständlich für eine bergbaugeprägte Hoch- Wir wollen Zukunft schaffen, indem wir qualifizierte schule – Arbeitsschutz und Sicherheit. Fachkräfte ausbilden – regional, national und interna- tional. Die TH Georg Agricola fühlt sich dem intellektu ellen Erbe des deutschen Steinkohlenbergbaus Wir wollen Zukunft schaffen für die Gesellschaft, weil unsere Arbeit zu einer nachhaltigen, friedlichen und de- verpflichtet. mokratischen Welt beiträgt. Denn das Wissen aus dem Bergbau ist weltweit gefragt. Auf diesem Sektor spielt unsere Hochschule tatsächlich Dieser Verantwortung stellen wir uns mit großem Einsatz weltweit in der ersten Liga. Wir haben Kooperationspart- und großer Sorgfalt in Forschung und Lehre. ner in nahezu allen wichtigen Bergbauländern der Welt. So wandelt sich die TH Georg Agricola schrittweise von Wir schaffen Zukunft seit 1816 und wollen dies auch noch einer regionalen Einrichtung zu einer Institution von na- lange tun. tionaler und internationaler Bedeutung. Dem wollen wir durch Einrichtung englischsprachiger Masterstudien- Herzliches Glückauf gänge Rechnung tragen. Denn: Bergbau ist ein „global business“. Wenn wir Antworten auf Fragen zu Nachhal- Läuteten ein neues Zeitalter ein: tigkeit, Arbeitsschutz und Sicherheit und auch sozialer THGA-Präsident Prof. Dr. Jürgen Gerechtigkeit geben können, sollten wir dies auch tun. Kretschmann und NRW-Minister präsidentin Hannelore Kraft beim Ganz in der Tradition Georg Agricolas. Schlag auf die historische Glocke der Bergschule 24 Festreden 25
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