Rechenschaftsbericht 2016 - TH Georg Agricola

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Rechenschaftsbericht 2016 - TH Georg Agricola
Rechenschaftsbericht
2016
Rechenschaftsbericht 2016 - TH Georg Agricola
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,                                 viel Arbeit und Organisationsgeschick
                                                            ein buntes Festprogramm auf die Beine
                                                            gestellt haben.

2016 war ein ganz besonderes Jahr                           Die THGA hat nicht nur eine beeindru-
für unsere Hochschule: Am 15. April                         ckende Geschichte. Sie ist eine leben­dige,
                                                            dynamische Hochschule, die seit
haben wir das 200-Jahr-Jubiläum                             200 Jahren den Wandel begleitet und
                                                            vorantreibt: den Wandel in Technik und
der Bochumer Bergschule gefeiert,                           Wirtschaft, den strukturellen und gesell­
aus der die Technische Hochschule                           schaftlichen Wandel unserer Heimatre-
                                                            gion, den persönlichen Wandel für viele
Georg Agricola (THGA) hervorge­                             junge Menschen. Welche Themen uns
                                                            aktuell besonders wichtig sind, erfahren
gangen ist. Damit sind wir die Hoch-                        Sie in fünf Schwerpunktkapiteln und der
­schule mit der längsten ununter­                           abschließenden Chronik für das Jahr 2016.

 brochenen Tradition in Nordrhein-                          Auch die THGA selbst ist im Wandel
                                                            begriffen. Zu unserem Jubiläum haben
 Westfalen.                                                 wir uns in Technische Hochschule Georg
                                                            Agricola umbenannt und unser visuelles
                                                            Erscheinungsbild erneuert. Damit ver-
                                                            binden wir den Anspruch, uns zu einer in
                                                            ingenieurwissenschaftlicher Forschung
                                                            und Lehre führenden Hochschule für an-
                                                            gewandte Wissenschaften zu entwickeln.
                  Zu unserem Jubiläum konnten wir viele
                  Gäste auf unserem Campus begrüßen.        Die THGA macht sich auf ins dritte Jahr-
                  Über die Glückwünsche von NRW-            hundert. Wie wir auf die Vergangenheit
                  Ministerpräsidentin Hannelore Kraft,      blicken und was wir uns für die kommen­
                  dem Vorsitzenden der RAG-Stiftung Dr.     den Jahre vornehmen, das stellen Ihnen
                  Werner Müller, dem IG BCE-Vorsitzen-      unsere Vizepräsidentin Dr. Susanne
                  den Michael Vassiliadis, unserem Hoch-    Buchbinder und ich in einem ausführli-
                  schulratsvorsitzenden Peter Schrimpf      chen Interview vor.
                  und vieler weiterer Gratulanten haben
                  wir uns sehr gefreut. Ihre Reden          Niemand kann voraussehen, was die
                  anlässlich unseres Festakts am 15.4.      Zukunft bringen wird. Was wir aber kön-
                  haben wir in diesem Rechenschaftsbe-      nen: durch heutiges Handeln die Zukunft
                  richt dokumentiert, der ihnen auch in     beeinflussen. Das ist nämlich Sinn und
                  Wort und Bild vielfältige Eindrücke von   Zweck einer Hochschule: Wissen für die
                  unserer bewegten Geschichte und den       Zukunft zu schaffen, und junge Men-
                  zweitägigen Feierlichkeiten bietet.       schen für die Zukunft ausbilden.

                  An dieser Stelle möchte ich mich herz­    Ich wünsche Ihnen eine anregende
                  lich bei allen bedanken, die diesen Hö-   Lektüre.
                  hepunkt unserer Hochschulgeschichte
                  ermöglicht haben: unserer Trägerin, der   Herzliches Glückauf,
                  DMT-Gesellschaft für Lehre und Bil-
                  dung, für die großzügige Finanzierung,
                  den vielen Besucherinnen und Besu-
                  chern, die mit uns gefeiert haben, und    Prof. Dr. Jürgen Kretschmann,
                  nicht zuletzt den Mitarbeiterinnen und    Präsident der Technischen Hochschule
                  Mitarbeitern und Studierenden, die mit    Georg Agricola
Rechenschaftsbericht 2016 - TH Georg Agricola
Inhalt

                                                                             30   THGA Themen

3   Editorial

                             6    Unsere Geschichte

                                                            44       Interview

11              Festreden

                                                                                 47
                            25
                                                                                      Das neue Corporate Design

                                 Unser Jubiläum

                                                      50   Chronik
Rechenschaftsbericht 2016 - TH Georg Agricola
Unsere
Geschichte
                                                                                          Aquarell des Märkischen Bergamts
                                                                                          Bochum (1840) – an der Ecke Untere
                                                                                          Marktstraße/Bleichstraße der ein­
                                                                                          stigen Bochumer Altstadt wurde
                                                                                          der erste bergmännische Unterricht
                                                                                          abgehalten.

Bochum 1816: Am Vorabend der Indus­            Als ehemalige Bochumer Bergschule                                                                          Das Abschlussbild der Oberklasse von
                                                                                                                                                          1895: Inmitten von Bergschülern und
trialisierung zählt die Ackerbürgerstadt       fühlt sie sich dem intellektuellen Erbe                                                                    Bergschullehrern sitzt auch Direktor
                                                                                                                                                          Hugo Schultz.
gerade einmal 2.148 Einwohner. Eine            des deutschen Steinkohlenbergbaus
kleine Klasse mit nur 14 Bergschülern          verpflichtet und begleitet seit jeher
besuchte damals den ersten „berg­              vorausschauend und aktiv den Struktur­
männisch wissenschaftlichen Unter­             wandel in der Region. Dabei blieben die
richt“ – doch es sollte Großes daraus          Institution und ihre großen Forscher­
erwachsen. Seit 200 Jahren steht die           persönlichkeiten stets am Zahn der Zeit
Technische Hochschule Georg Agricola           und leisteten Pionierarbeit z.B. auf den                                        Die WBK gründete 1869 als erste For-
                                                                                                                               schungsabteilung die Kohlenversuchs-
für eine hervorragende, anwendungs­            Gebieten Geologie, Markscheidewesen,                                            anstalt und das zugehörige chemische
                                                                                                                               Labor (hier vor 1927) zur systematischen
nahe Ingenieurausbildung.                       Verfahrenstechnik, Maschinenbau,                                               Erkundung der Zusammensetzung der
                                                                                                                               Steinkohlenvorkommen an der Ruhr.
                                               Elektrotechnik oder Arbeitssicherheit.
                                               Auf dieser Basis wandelte sich die
                                               THGA schrittweise von einer regionalen
                                               Einrichtung zu einer Hochschule von na­
                                               tionaler und internationaler Bedeutung.
                                               Seit 1816 ist unsere Geschichte Wissen,
                                               das uns zu Neuem verpflichtet.

               Das ‚neue‘ Hochschulgebäude
               an der Herner Straße um 1900.

6 Geschichte                                                                                                                                                                                     7
Rechenschaftsbericht 2016 - TH Georg Agricola
Markscheiderei am Mintrop-Modell:
                                                                                                                                                 Im Maßstab von 1:10.000 lernen die an-
                                                                                                                                                 gehenden Fachkräfte die Steinkohlen-
                                                                                                                                                 ablagerung im rheinisch-west­fälischen
                                                                                                                                                 Revier kennen.

                                                                                                              Museum zum Anfassen: Die große
                                                                                                              geologische Sammlung der Berg­
                                                                                                              schule entstand ursprünglich für
                                                                                                              schulische Zwecke.

                                                                                                                                                                                          Mit der zunehmenden Mechanisierung
Großer Reformator: Hugo Schultz
(1838 – 1904) war von 1868 bis
                                                                                                                                                                                          des Bergbaus brauchten auch die ange­
1904 Bergschuldirektor und WBK-                                                                                                                                                           henden Steiger ein tieferes Verständnis
Geschäftsführer.
                                                                                                                                                                                          für die Technik unter Tage. Neben Fä­
                                                                                                                                                                                          chern wie Maschinenkunde, Elektrizität
                                                                                                                                                                                          und Gebirgslehre standen auch Übungen
                                                                                                                                                                                          im Tauchschacht oder wissenschaftliche
                                                                                                                                                                                          Betriebsführung auf dem Lehrplan. Die
                                                                                                                                                                                          Ausbildung war dabei voll und ganz auf
                                                                                                                                                                                          die Erfordernisse in der Industrie ausge­
                                                                                                                                                                                          legt. Diese Praxisnähe hat sich die THGA
                                                                                                                                                                                          bewahrt und bis heute 50.000 Steiger,
                                                                                                                                                                                          Ingenieurinnen und Ingenieure ausge­
                                                                                                                                                                                          bildet – viele davon berufsbegleitend
                                                                                                                                                                                          wie schon 1816.

                                  Fritz Muck (1837 – 1891), Begründer
                                  der Kohlenchemie im Ruhrgebiet,
                                  leitete das chemische Laboratorium
                                  an der Bochumer Bergschule.

                                                                        Eintauchen in den Lehralltag: Ab
                                                                        1899 trainierten die Bergschüler in
                                                                        einem eigenen Tauchschacht auf dem
                                                                        Schulhof Rettungsmaßnahmen unter
                                                                        Wasser. Das Grubensicherheits- und
                                                                        Grubenrettungswesen erlangte eine
                                                                        immer größere Bedeutung.

8 Geschichte                                                                                                                                                                                                                          9
Rechenschaftsbericht 2016 - TH Georg Agricola
Festreden

Arbeitssicherheit fest im Lehrplan
verankert: Bergschüler beim Unter-
richt im Geräteraum der Grubenret-
tungsstelle (ca. 1940).

                                                     Faszination E-Technik in den 50ern:
                                                     Der Bergschüler eines Elektrosteiger-
                                                     Lehrgangs prüft einen schlagwetter­
                                                                                                            Peter Schrimpf
                                                     geschützten Schalter.
                                                                                                            Stellvertretender Vorsitzender des Vorstands der RAG Aktiengesellschaft
                                                                                                            und Vorsitzender des Hochschulrates der TH Georg Agricola

                                                                                             Meine sehr verehrten Damen und Herren, voller                             Liebe Gäste, ich freue mich immer ganz besonders, un-
                                                                                             Stolz kann ich sagen, wir feiern heute sowohl eine                        sere Ministerpräsidentin Frau Hannelore Kraft begrüßen
                                                                                                                                                                       zu können. Liebe Frau Ministerpräsidentin, sie standen
                                                                                             der ältesten bestehenden Einrichtungen des deut-                          schon oft mit uns Seite an Seite in vielen schweren Stun-
                                                                                             schen Steinkohlenbergbaus als auch die Hochschule                         den. Wenn ich nur an die vor kurzem vollzogene Stillle-
                                                                                             des Ruhrgebiets mit der längsten Geschichte:                              gung des Bergwerkes Auguste Victoria in Marl erinnere.
                                                                                                                                                                       Aber auch an Tagen wie heute, die uns stolz und zuver-
                                                                                                                                                                       sichtlich stimmen. Schön, dass Sie die heutige Feierstun-
                                                                                                                                                                       de mit uns gemeinsam verbringen und vor allem auch,
                                                                                                                                                                       dass Sie sich bereit erklärt haben, heute zu uns zu spre-
                                                                                                            200 Jahre Technische Fachhochschule Georg Agricola zu      chen. Wir freuen uns sehr darauf, seien Sie uns herzlich
              Wandel zur Fachhochschule:                                                                    Bochum. Ich freue mich sehr, dass wir Sie alle zu diesem   willkommen.
              Seit den 70ern bot die „FH Bergbau“
              Studiengänge in den Bereichen Berg-,                                                          besonderen Jubiläum hier begrüßen dürfen und es ist eine
              Elektro-, Maschinen- und Verfahrens-                                                          Ehre für uns, dass Sie gekommen sind. Ich heiße Sie alle   Aus dem Landtag beehren uns heute ebenfalls Frau Land-
              technik sowie Vermessungswesen                                                                sehr herzlich willkommen. Ich tue dies wie gewohnt mit     tagspräsidentin Carina Gödecke, der Minister Garrelt
              an – und wurde auch für immer mehr
              Frauen attraktiver.                                                                           einem herzlichen ‚Glück auf‘.                              Duin sowie der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion

10 Geschichte                                                                                                                                                                                                                11
Rechenschaftsbericht 2016 - TH Georg Agricola
Herr Norbert Römer. Für Sie, wehrte Frau Gödecke, als          Frau Bergerhoff-Wodopia, Frau Reinbold-Knape, Herr                          rin direkt richtete – stellvertretend an Prof. Dr. Jürgen
               Bochumerin ist es heute quasi ein Heimspiel, und zugleich      Dr. Linssen – dass Sie Ihre jeweiligen Vorsitzenden heute                   Kretschmann, den Präsidenten unserer TFH Georg Ag-
               sind Sie auch als Mitglied in unserem Hochschulrat der         begleiten, ist vor allem auch ein Zeichen Ihrer ganz per-                   ricola. Ihnen, ebenso wie Ihren Kolleginnen und Kolle-
               TFH sehr eng verbunden. Sehr geehrter Herr Duin, Sie           sönlichen Verbindung zur TFH, denn Sie bringen sich                         gen, Professorinnen und Professoren und Ihren Vorgän-
               begleiten uns wie unsere Ministerpräsidentin auch im           auch ganz persönlich ein. Auch Ihnen ein herzliches Will-                   gern – Ihrem Wirken gilt heute unser Dank und unsere
               Auslauf des Steinkohlenbergbaus und ganz aktiv auf dem         kommen.                                                                     Anerkennung. Hierin schließe ich ausdrücklich auch die
               Weg, neue Perspektiven für die wirtschaftliche Entwick-                                                                                    Mitglieder des Präsidiums und des Senats mit ein. Nicht
               lung unserer Region zu schaffen. Und Norbert Römer ist         Meine Damen und Herren, Bergbau ist niemals                                 zu vergessen an dieser Stelle auch alle anwesenden Absol-
               uns, das heißt dem Bergbau und auch der TFH, ein lang-         eines Mannes Sache, sondern von großem Teamgeist ge-                        venten der Bergschule, der Fachhochschule Bergbau oder
               jähriger Weggefährte, der uns immer unterstützt hat und        prägt. Und so genießt man als Bergmann stets auch viel-                     der TFH Georg Agricola sowie die Vertreter der Studen-
               dies auch heute noch tut. Seien Sie uns alle drei ganz herz-   fältige Unterstützung. So bin ich heute beileibe nicht der                  tenschaft und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
               lich willkommen.                                               einzige anwesende Vertreter der RAG, was die Bedeutung
                                                                              des heutigen Festaktes gerade auch für unser Unterneh-                      Ja meine Damen und Herren, liebe Gäste, ich habe es schon
               Als Vertreter der Bezirksregierung Arnsberg begrüße ich        men und seine Zukunft unterstreicht. Begrüßen wir also                      kurz erwähnt: Fachhochschule Bergbau, TFH Georg
               den Regierungsvizepräsidenten Herrn Volker Milk sowie          stellvertretend für alle RAG-Mitarbeiter den RAG-Vor-                       Agricola, davor noch die Bergschule ganz am Anfang
               den Leiter der Bergbehörde Herrn Friedrich Wilhelm             standsvorsitzenden Bernd Tönjes. Nebenbei ist er momen-                     – unterschiedliche Namen in unterschiedlichen Zeiten,
               Wagner – auch Ihnen und Ihren Mitarbeitern ein ganz            tan noch amtierender Moderator des Initiativkreises Ruhr.                   aber für ein und dieselbe Sache: eine hervorragende und
               herzliches ‚Glück auf‘. Ich bitte um Nachsicht, wenn ich       Lieber Bernd, von mir ein besonders herzliches ‚Glück                       praxisorientierte Ingenieurausbildung. Und vor allem ein
               alle weiteren Vertreter von Bundes- und Landesministeri-       auf‘.                                                                       Zeichen für die stete Veränderungsbereitschaft und den
               en, alle anwesenden Bundes- und Landtagsabgeordneten                                                                                       Willen sich den Herausforderungen der jeweiligen Zeit zu
               sowie Vertreter der Kommunalpolitik nicht namentlich           Mit Stolz kann ich behaupten, dass uns immer Vertreter                      stellen und ihnen innovativ und produktiv zu begegnen.
               nenne. Aber zwei Ausnahmen möchte ich noch machen:             zahlreicher der TFH und dem Steinkohlenbergbau ver-                         So konnte sich die TFH Georg Agricola mit ihren Vor-
               Zunächst begrüße ich besonders Herrn Thomas Eiskirch           bundenen Unternehmen und Institutionen an solch für uns                     gänger-Einrichtungen erfolgreich behaupten, weil sie stets
               als Bochumer Oberbürgermeister, sozusagen Hausherr –           bedeutenden Tagen begleiten. Ihnen allen ein herzliches                     schnell und flexibel auf neue Entwicklungen reagiert hat
               er wird morgen auch den Familientag anlässlich unseres         ‚Glück auf‘ .                                                               und dies auch weiterhin tut.
               Jubiläums eröffnen. Lieber Thomas, schön dass Du bei
               uns bist – sei uns auch Du herzlich willkommen. Zudem          Die Mitbestimmung hat auch an der TFH einen hohen                           Sie, lieber Herr Kretschmann, werden im Anschluss an
               möchte ich auch nicht versäumen, Herrn Dr. Möhler heu-         Stellenwert: Ich begrüße ganz herzlich Frau Dr. Christi-                    die Grußworte heute auch den Festvortrag halten. Und
               te bei uns zu begrüßen. Lieber Herr Dr. Möhler, Sie be-        ane Scholz, die Betriebsratsvorsitzende der DMT-LB und                      Sie werden uns unter dem Titel „Zukunft seit 1816“ auf
               gleiten die TFH aus dem Wissenschaftsministerium seit          damit auch für die TFH zuständig. Gleichzeitig freue ich                    eine nicht nur interessante sondern auch erfolgreiche
               vielen Jahren. Wir sind Ihnen für Ihre konstruktiven aber      mich, dass unser oberster Betriebsrat des Bergbaus hier                     Zeitreise mitnehmen. Eine Reise, auf der wir mit dem
               auch für Ihre kritischen Hinweise dankbar. Schön, dass         ist. Lieber Norbert Maus, liebe Frau Scholz herzlich will-                  heutigen Tag wieder ein neues Kapitel der Technischen
               Sie da sind.                                                   kommen.                                                                     Fachhochschule Georg Agricola aufschlagen werden.
                                                                                                                                                          Seien Sie gespannt darauf! Denn nicht zuletzt mit Blick
               Der Bergmann in mir richtet natürlich den uns so ver-          Wenn ich nun auch einen meiner Vorgänger im Amt,                            auf den Auslauf des heimischen Steinkohlenbergbaus
               trauten Bergmannsgruß gerne und heute – das freut mich         Herrn Dr. Wilhelm Beermann sowie Manfred Freitag als                        gilt es mal wieder, die Zeichen der Zeit zu erkennen.
               ganz besonders – an den komplett anwesenden Vorstand           Mitglied der Geschäftsführung der DMT-LB begrüße, so                        Und in gelebter Tradition des Bergbaus bilden an der
               der RAG-Stiftung unter dem Vorsitz von Herrn Dr. Wer-          tue ich dies auch als Bergmann, besonders aber als Hoch-                    TFH Lehrende und Lernende eine starke Gemeinschaft,
               ner Müller und ebenso gewohnt herzlich an unseren So-          schulratsvorsitzender. Denn beide Herren haben auch Po-                     die gemeinsam Ziele ins Auge fasst, hart arbeitet und
               zialpartner, die IG BCE unter Vorsitz von Herrn Michael        sitionen innerhalb des TFH inne. Herr Beermann ist Eh-                      sich füreinander einsetzt. Auch nach Beendigung des
               Vassiliadis. Ihnen, Herr Vassiliadis, Ihnen, Herr Dr. Mül-     rensenator und Herr Freitag Mitglied des Hochschulrates.                    heimischen Steinkohlenbergbaus wird diese TFH eine
               ler, herzlichen Dank für Ihr Kommen und Ihre Bereit-           Ein herzlicher Willkommensgruß für Sie beide.                               herausragende Rolle spielen. Sie bildet Fachkräfte für
               schaft, zu Ehren der TFH Georg Agricola heute zu uns zu                                                                                    die Zukunft aus und flankiert somit wissenschaftlich
               sprechen. Und eins darf ich vorab sicherlich hervorheben:      Ein weiteres Mitglied im Hochschulrat ist Frau Prof. Dr.                    die nachhaltige Bewältigung der Ewigkeitsaufgaben. In
               Haben Sie beide ganz herzlichen Dank für alles, was Sie        Iris Wiesner, Vizepräsidentin der Fachhochschule für öf-                    diesem Zusammenhang sind wir der RAG-Stiftung be-
               für den Steinkohlenbergbau, die Menschen und die Insti-        fentliche Verwaltung NRW, die ich gern stellvertretend                      sonders für die Unterstützung dankbar, allen voran Frau
               tutionen, auch für die TFH, getan haben und noch aktuell       für die weiteren, zahlreich anwesenden Rektorinnen und                      Bergerhoff-Wodopia. Vielen Dank dafür!
               tun. Herzlich willkommen!                                      Rektoren, Kanzlerinnen und Kanzler, Präsidentinnen und
                                                                              Präsidenten hier herzlich willkommen heißen möchte.          Mein ganz persönliches Fazit für den heutigen Tag:
               Wenn ich über Verdienste für den Bergbau und die Men-
               schen spreche, will ich zwei weitere Gäste ganz besonders      Doch wir beschränken uns keineswegs bei unserer Gäs-         die TFH Georg Agricola ist in der Region verwurzelt.
               begrüßen. Ich freue mich sehr, dass unser langjähriger         teschar nur auf Deutschland: Wir wissen von intensiven       Sie gehört zum Ruhrgebiet und ist ein Edelstein in
               Gesamtbetriebsratsvorsitzender der RAG Aktiengesell-           Verbindungen der TFH zu China, Vietnam, Nord- und            Bochums Hochschullandschaft. Sie ist aus Bochum
               schaft und heutiges Kuratoriums-Mitglied der RAG-Stif-         Südamerika oder Russland – und ich freue mich, stell-
               tung, Ludwig Ladzinski, hier unter uns ist. Lieber Ludwig,     vertretend für alle ausländischen Gäste Herrn Prof. Dr.
                                                                                                                                           nicht mehr weg­zudenken.
               schön dass Du gekommen bist.                                   Vlad Kecojevic, den Präsidenten der Society of Mining
                                                                              Professors/Societät der Bergbaukunde von der West-Vir-                      Und sie hat viele Freunde und Unterstützer, wie Sie alle
               Ebenso herzlich begrüße ich den ehemaligen IG BE-Vor-          ginia University begrüßen zu können. Welcome to you                         es heute hervorragend dokumentieren. Ich freue mich, wir
               sitzenden Prof. Hans Berger. Lieber Hans, schön, dass          and ‚Glück auf‘.                                                            freuen uns, dass Sie da sind – es ist eine Ehre für uns.
               Du Dich zu Ehren der TFH aus dem Saarland hier zu uns                                                                                      Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
               auf den Weg gemacht hast. Dir ein besonders herzliches         Die Begrüßung wäre sicherlich nicht komplett, wenn ich
               ‚Glück auf‘.                                                   nicht noch einige herzliche Worte an die heutige Jubila-                    Glück auf!

12 Festreden                                                                                                                                                                                                           13
Rechenschaftsbericht 2016 - TH Georg Agricola
Ohne die hier ausgebildeten Fachkräfte hätte uns, wie         Chancen auf neuen Märkten und bietet Lösungen für
                                                                                                                                                       Grönemeyer es so schön besungen hat, das Gruben-              die vielfältigen auch technologischen Herausforderun-
                                                                                                                                                       gold nicht so schnell wieder hochgeholt. Später haben         gen, die sich im Bergbau stellen. Zukunftsfähiger Ber-
                                                                                                                                                       Sie auch den Strukturwandel mit ermöglicht, indem             gbau, das heißt eben immer stärker umweltverträglicher
                                                                                                                                                       Sie Ihre Forschung und Lehre auch auf andere Indus-           Bergbau. Das ist über die Jahrzehnte immer wichtiger
                                                                                                                                                       triebranchen gerichtet haben, beispielsweise auf den          geworden. Die TFH hat das als einzige Hochschule um-
                                                                                                                                                       Maschinenbau.                                                 gesetzt in ein Forschungszentrum Nachbergbau. Die
                                                                                                                                                                                                                     RAG-Stiftung unterstützt das. Herr Dr. Müller, ich habe
                                                                                                                                                       Eine Ausbildung an der TFH, das war damals eine gute          jetzt einmal die Gelegenheit ‚Danke‘ zu sagen. Ich finde
                                                                                                                                                       Entscheidung und es bleibt eine gute Entscheidung. Auch       es fantastisch, dass Sie das mit der Stiftung so nachhaltig
                                                                                                                                                       wenn das große Zeitalter des Steinkohlenbergbaus zu           unterstützen. Ich glaube, auch das ist zukunftsweisend.
                                                                                                                                                       Ende geht – das Zeitalter des Bergbaus insgesamt wird         Herzlichen Dank dafür!
                                                                                                                                                       weitergehen. Sie bieten hier an der Hochschule eine Reihe
                                                                                                                                                       zukunftsträchtiger Ingenieur-Studiengänge an.                 Da geht es um verantwortlichen Rückbau von Bergwer-
                                                                                                                                                                                                                     ken und um die wirtschaftliche Nutzung zum Beispiel
                                                                                                                                                                                                                     von Gruben, die nicht mehr aktiv sind. Eins ist damit auch
                                                                                                                                         Die Studierenden, die heute zu Ihnen kommen,                                klar: Es geht – nicht nur, aber auch – um wissenschaft-
                                                                                                                                         können daher mit gutem Grund darauf vertrauen,                              liche Ewigkeitsaufgaben. Wir sprechen ja so gerne von
                                                                                                                                         dass Ihnen hier weiter Aufstieg durch Bildung                               Ewigkeitslasten, aber ich finde, auch diese „Aufgaben“
                                                                                                                                                                                                                     sind spannend, und ich finde gut, dass die TFH Georg
                                                                                                                                         gelingt.                                                                    Agricola das in den Blick nimmt.
                                                                                                                                                       Ich habe mir sagen lassen, die allermeisten Studierenden
                                                                                                                                                       haben schon vor ihrer Abschlussarbeit eine Arbeitsplatz-      Ja, es geht auch um andere Themen hier, die zukunfts-
                                                                                                                                                       zusage. Das zeigt, wie zukunftsfähig diese Hochschule         weisend sind. Ich nenne die Digitalisierung, die natürlich
                                                                                                                                                       ist.                                                          auch den Bergbau betrifft, aber es geht auch in Bereiche,
                                                                                                                                                                                                                     die mit Bergbau gar nichts mehr zu tun haben. Smart
                                                                                                                                                       Meine Damen und Herren, ich nenne neben der Lehre             Energy ist ein großes Thema hier vor Ort. Sie suchen mit
                                                                                                                                                       einen zweiten Grund, warum die TFH Georg Agricola             Partnern hier in der Region zukunftsweisende Lösungen
                                                                                                                                                       ein echter Schatz ist: Das ist die zukunftsorientierte For-   und bieten sich mit Ihrer Expertise und mit Forschungs-

               Hannelore Kraft
                                                                                                                                                       schung. Damit schaffen Sie das Know-how, das wir für          möglichkeiten an.
                                                                                                                                                       eine verantwortliche Ressourcen- und Energiewirtschaft
                                                                                                                                                       brauchen, hier in Nordrhein-Westfalen, aber auch welt-        Aus all diesen Gründen ist die TFH Georg Agrico-
                                                                                                                                                       weit. Ja, einzelne Regionen und Standorte verabschieden       la ein echter Schatz im Ruhrgebiet. Sie haben immer
               Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen                                                                                      sich vom Bergbau, aber als globale Marke ist er weiter        den Strukturwandel unterstützt. Und Sie haben selbst
                                                                                                                                                       zukunftsfähig. Das merken Sie hier ganz direkt: Früher        Wandlungsprozesse durchleben müssen, manchmal
                                                                                                                                                       waren Ihre Absolventen zwischen Neukirchen-Vluyn und          auch durchleiden müssen. Immer wieder neue Ausrich-
                                                                                                                                                       Hamm im Einsatz, heute sind sie unter anderem in Kam­         tungen waren erforderlich. Es ist für mich eine beson-
                                                                                                                                                       tschatka im Goldbergbau oder in El Teniente in Chile          dere Freude, dass wir als Land Ihre zukunftsorientierte
                                                                                                                                                       unterwegs. Das heißt vom Wissen und von der Erfah-            Arbeit unterstützen können, indem wir Sie finanzieren
                                                                                                                                                       rung aus Nordrhein-Westfalen können Bergbauvorha-             – mit knapp 94 Prozent. Klar ist, die wirtschaftsnahe
Sehr geehrter Vorsitzender des Hochschulrats,                               Schatz hier im Revier. Ein Schatz aus Wissen und Erfah-                    ben und Bergbauschaffende weltweit profitieren. Wir           Forschung und Entwicklung, die hier betrieben wird,
lieber Peter Schrimpf, sehr geehrter Professor                              rung. Ein Schatz, der wichtig ist und der in 200 Jahren                    exportieren so den guten Standard bei Umweltschutz            die wollen wir als Land noch weiter voranbringen. Wir
                                                                            immer weiter gewachsen ist. Sie pflegen diesen Schatz,                     und Arbeitssicherheit, den wir über Jahrzehnte und auf        wissen um die Bedeutung von Wissenschaft, Forschung
Kretschmann, Herr Präsident, Frau Landtagspräsi-                            und was noch entscheidender ist, sie vergrößern ihn stetig                 der Grundlage von zum Teil harten Erfahrungen und             und Entwicklung. Wir wissen, dass daraus die Zutaten
dentin, verehrter Herr Oberbürgermeister, verehrte                          durch Ihre Arbeit.                                                         schlimmen Arbeitsunfällen entwickelt haben. Heute             für den zukünftigen Erfolg entstehen. Und deshalb ha-
Ehrengäste,                                                                                                                                            können wir weltweit helfen, damit Bergbau sicherer            ben wir auch die Ausgaben im Bereich Wissenschaft
                                                                            Meine Damen und Herren, was macht diesen Schatz                            und nachhaltiger wird.                                        und Forschung seit 2010 um 41 Prozent erhöht – das ist
                                                                            aus? Auf den Bildern in der Ausstellung war es zu er-                                                                                    gut angelegtes Geld für die Zukunft unseres Landes.
                                                                            kennen: Dieser Einsatz für Bildung, für junge Talente,                     Professor Kretschmann hat mich im vergangenen Jahr            Denn wir wollen, dass noch mehr Erfolgsgeschichten
                                                                            das war die Grundlage. Das war letztendlich auch die                       auf eine Reise nach Chile und Kolumbien begleitet. Und        entstehen, auch hier bei Ihnen.
               ich freue mich ganz besonders, dass heute unter uns auch     Grundlage für den industriellen Boom hier im Ruhrge-                       da wurde es dann ganz konkret: Am Ende gab es eine
               die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der TFH sind und        biet, diesen unglaublichen Aufstieg von einer damals                       Kooperationsvereinbarung mit der Universidad Nacional         Zusammenfassend, meine Damen und Herren: Sie alle
               die Vertreter der Studierenden. Ich freue mich, dass ich     landwirtschaftlich geprägten Region zur Herzkammer                         de Colombia, in der es genau um diesen Transfer ging:         haben Grund, die Hochschule zu feiern. Jetzt mit dem
               heute bei Ihnen sein und mit Ihnen „200 Jahre“ feiern        der Industrie in Deutschland. Gute Ausbildung bedeu-                       Nachhaltiger Bergbau, Arbeitssicherheit, Qualitätsma-         offiziellen Festakt, heute Abend mit der Party für die
               darf. Dankeschön!                                            tete eben für Viele auch die Möglichkeit zum Aufstieg.                     nagement.                                                     Studierenden und Beschäftigten, morgen mit dem Fa-
                                                                            Wir haben uns vorhin einige Dokumente anschauen                                                                                          milientag für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt. Ich
               Ich hatte vorhin die Ehre, schon die Ausstellung zu sehen,   können. Das waren die Kinder aus einfachen Familien,                       Meine Damen und Herren, als Landesregierung un-               jedenfalls gratuliere Ihnen von Herzen zu Ihrem 200.
               die offiziell noch eröffnet wird. Ich muss sagen, es hat     die hier zur Bergschule gingen, um dann den Aufstieg                       terstützen wir die globale Ausrichtung unserer Berg-          Geburtstag.
               mich beeindruckt, noch mal einen Blick auf die Anfän-        zu machen im Unternehmen und auch den gesellschaft-                        bau-Spezialisten. Wirtschaftsminister Garrelt Duin hat
               ge zu richten. Die Bergschule beispielsweise, was ist da     lichen Aufstieg, der ihnen damit ermöglicht werden                         dazu im vorigen Jahr das Netzwerk „Bergbauwirtschaft          Machen Sie weiter so. Machen Sie weiter mit, gestalten
               in 200 Jahren an Veränderungen durchlebt worden, hier        konnte. Es ging aber auch um den Aufstieg der Region,                      Smart Mining global“ ins Leben gerufen. Mittlerweile          Sie die Zukunft in unserem Land mit. Ein herzliches
               an diesem Standort! Ja, für mich ist eins ganz klar: Die     denn auch der wurde dadurch möglich, später dann auch                      hat dieses Netzwerk über 600 Mitglieder und Sie sind
               TFH Georg Agricola ist aus mehreren Gründen ein echter       der Wiederaufbau nach dem Krieg.                                           mittendrin. Das ist gut so. Das Netzwerk sucht nach           Glück auf!

14 Festreden                                                                                                                                                                                                                                                                 15
Rechenschaftsbericht 2016 - TH Georg Agricola
namische Expansion der Steinkohlenförderung wäre
                                                                                                                                                       Deutschland niemals ein Industrieland geworden und
                                                                                                                                                       diese gewaltige Expansion setzte Bergbau-Bildung vo-
                                                                                                                                                       raus. Seit ihrer Gründung hat diese Hochschule etwa
                                                                                                                                                       25.000 Steiger ausgebildet. Dass der Steinkohlenberg-
                                                                                                                                                       bau bei allem Wohlstand und sozialem Fortschritt, den
                                                                                                                                                       er überhaupt erst möglich gemacht hat, auch negative
                                                                                                                                                       Folgen hat, ist nicht erst in den letzten Jahren etwas
                                                                                                                                                       stärker ins Bewusstsein gerückt.Dem Lehrkörper war
                                                                                                                                                       dies auch schon weit früher, Ende des vorletzten Jahr-
                                                                                                                                                       hunderts, bewusst, als er zum Beispiel 1899 ein neues
                                                                                                                                                       Schulgebäude bauen wollte. Die Lehrer entschieden,
                                                                                                                                                       dass diese Schule besser auf Flözleerem gebaut werden
                                                                                                                                                       solle, sprich, wo wir hier sitzen, hat es unten drunter nie
                                                                                                                                                       Bergbau gegeben. Das hat dann übrigens, lieber Herr
                                                                                                                                                       Tönjes, zur Folge, dass, wenn hier mal ein Riss entsteht,
                                                                                                                                                       es kein Bergbauschaden sein kann.

                                                                                                                                                       Meine Damen und Herren, die Steinkohlenförderung
                                                                                                                                                       endet bald in Deutschland. Aber das bedeutet ganz ge-
                                                                                                                                                       wiss nicht das Ende dieser Hochschule. Weltweit wird
                                                                                                                                                       noch viel und lange Bergbau betrieben. Und hier studieren
                                                                                                                                                       mehr als 2.000 Studenten aus über 30 Nationen. Bergbau,
                                                                                                                                                       siehe Agricola, heißt ja auch keineswegs nur Steinkohle-
                                                                                                                                                       bergbau. Und schließlich hat die Hochschule schon seit
                                                                                                                                                       Jahren Ihre Forschungs- und Ausbildungstätigkeit syste-
                                                                                                                                                       matisch verbreitert. So ist auch ein Forschungszentrum
                                                                                                                                                       Nachbergbau etabliert. Hier hilft, Frau Kraft hat das ja

               Dr. Werner Müller
                                                                                                                                                       schon deutlich gemacht, die RAG-Stiftung materiell; wie
                                                                                                                                                       überhaupt die RAG traditionell diese Hochschule unter-
                                                                                                                                                       stützt.

               Vorstandsvorsitzender der RAG-Stiftung                                                                                                  Aber vor allem finanziert das Land diese Hochschule und
                                                                                                                                                       das verpflichtet uns zu großem Dank. Und das führt mich
                                                                                                                                                       zu der Bitte, dass das Land seinen maßgeblichen Beitrag
                                                                                                                                                       zur Finanzierung der Hochschule und somit auch zur Si-
                                                                                                                                                       cherung der wissenschaftlichen Expertise für den Nach-
Frau Ministerpräsidentin, liebe Frau Kraft, Frau                           das ihn unsterblich werden ließ. Der deutsche Titel lau-                    bergbau auch weiterhin leisten möge.
                                                                           tet „Zwölf Bücher vom Berg- und Hüttenwesen“. Dieses
Landtagspräsidentin. Ansonsten sage ich, liebe                             Buch wurde oftmals in lateinischer und deutscher Sprache
Freunde des Bergbaus und der Bergbau-Hoch­schule                           gedruckt, es ist mit rund 250 meist ganzseitigen, wunder-
                                                                                                                                       Und ich will in aller Deutlichkeit sagen, auf die wei-
hier. Lieber Präsident Prof. Kretschmann,                                  schönen Holzschnitten bebildert, die wirklich so schön      tere, auch langfristige Unterstützung durch die RAG
                                                                           sind, dass die Bilderseiten aus den Büchern geschnitten     und die RAG-Stiftung darf die Hochschule zählen.
                                                                           wurden – welch ein Frevel – und in Bergwerksverwaltun-
                                                                           gen an die Wände gehängt wurden, zum Beispiel bei der
               Ihnen und allen einen Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem       RAG in Herne.                                                               Denn es gilt auch im 21. Jahrhundert, was im 16. Jahr-
               200. Geburtstag. Ich weiß ja nicht, wie Ihnen das geht,                                                                                 hundert Herrn Agricola antrieb, sein epochales Lehrbuch
               aber wenn man so einen 200. Geburtstag feiert, fühlt man    260 Jahre nach der Erstausgabe, also im Jahr der Grün-                      zu schreiben. Man muss den Mitarbeitern theoretisches
               sich selbst schon wieder viel jünger.                       dung der Bochumer Bergschule, war es unverändert das                        und praktisches Wissen zum Bergbau vermitteln. Und das
                                                                           weltweit am meisten verbreitete Lehrbuch des Bergbaus.                      Wissen dann vorausgesetzt, schreibt Agricola zu Beginn
               Interessant ist wirklich der Name, den Sie der Hochschu-    Und als diese Bergbauschule ihren 100. Geburtstag feierte                   des zweiten Buches vom Berg- und Hüttenwesen, einen
               le gegeben haben, denn das zeigt, dass die Väter dieser     – wer mitrechnet: also vor 100 Jahren – hatte ein ame-                      für jeden von uns, zeitlos gültigen Satz:
               Hochschule in wirklich großen Zeiträumen gedacht ha-        rikanischer Bergingenieur nach fünfjähriger Arbeit eine
               ben. Denn der Namensgeber, ein gebürtiger Sachse na-        Übersetzung dieses dann immerhin schon 360 Jahre alten                      Es läuft gewöhnlich denen, die sowohl wissen, was sie
               mens Georg Bauer, war bei der Gründung, die wir heute       Werkes ins Englische fertiggestellt. Was an sich ja schon                   tun, als auch um gute Ausführung bemüht sind, alles
               feiern, immerhin schon 261 Jahre tot. Er hat sehr früh      bemerkenswert ist, aber noch bemerkenswerter, wenn ich                      günstig. Dagegen geht den Ungeschickten und in der Aus-
               seinen Namen latinisiert, denn er war Lehrer für Latein     hinzufüge, dass dieser Übersetzer dann einige Jahre spä-                    führung Nachlässigen alles ungünstig aus.
               und Griechisch in Zwickau, er war Stadtarzt in St. Joa-     ter, er hieß Herbert Clark Hoover, der 31. Präsident der
               chimsthal, ein Zentrum des Silbererzbergbaus, und er war    USA wurde.                                                                  200 Jahre erfolgreiche Bergbauschule belegen die erfolg-
               Stadtphysiker und Bürgermeister in Chemnitz. Er hat zeit-                                                                               reiche Beherzigung dieses Satzes von Agricola. Möge es
               lebens etliche wissenschaftliche Werke geschrieben und      Die Hochschule hat sich also einen wirklich großen                          so bleiben!
               in seinen letzten Lebensjahren ein Werk geschaffen, das     Namen gegeben und sie ist diesem großen Namen auch
               erst 1556, ein Jahr nach seinem Tod, gedruckt wurde und     durch große Leistungen gerecht geworden. Ohne dy-                           Glück auf!

16 Festreden                                                                                                                                                                                                         17
Rechenschaftsbericht 2016 - TH Georg Agricola
Prof. Dr. Vladislav Kecojevic                                                                                                                Michael Vassiliadis
               Präsident der Society of Mining Professors /                                                                                                  Vorsitzender Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie
               Societät der Bergbaukunde

Sehr verehrte Gäste, Präsident Kretschmann,                                   Bildungsinstitution etabliert, nicht nur in Deutschland, son-   Sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin, sehr geehrte                          nämlich einen Zusammenhang bei der Frage – und der
                                                                              dern global. Heute unterrichtet Ihre Hochschule Studieren-                                                                                   ist uns heute so wichtig und der ist uns heute so selbst-
Alumni, Studierende und Beschäftigte der                                                                                                      Frau Landtagspräsidentin, meine Damen und Herren,
                                                                              de aus mehr als 30 Ländern weltweit.                                                                                                         verständlich – des emanzipatorischen Charakters dieser
TFH Georg Agricola,                                                                                                                           aber auch lieber Hans Berger – schön, dass Du da                             Hochschule, des potential-hebenden Charakters dieser
                                                                              Ich kenne Präsident Kretschmann seit vielen, vielen Jah-        bist.                                                                        Hochschule, des Blickes auf eine hierarchie- und schich-
                                                                              ren. Seine harte Arbeit, Vision, Energie, Leidenschaft für                                                                                   tenfreie Bildung. Hier hat diese Hochschule großartiges
                                                                              exzellente Lehre ist herausragend. Für die internationale                                                                                    geleistet und hier ist sie übrigens auch den Universitäten
                                                                              Society of Mining Professors ist er eine Führungsper-                                                                                        lange voraus gewesen, immer. Und dass das so ist, ist
               im Namen der Society of Mining Professors und als Ihr          sönlichkeit und ein Vorkämpfer für die Kompetenzent-                           Wenn ich den Zeitplan ganz ernst nehmen würde, würde          wichtig. Aber das war ganz zu Beginn noch zu anderen
               Präsident freue ich mich sehr, Ihnen allen meine herzlichs-    wicklung in Entwicklungs- und Schwellenländern, für                            ich jetzt nur noch ,Glück auf‘ sagen. Ich versuche aber       Bedingungen. Ich darf daran erinnern: Ja, natürlich such-
               ten Grüße zur Feier des 200. Geburtstags Ihrer Hochschu-       die Entwicklung von Curricula, für die Lehre und für die                       einen Beitrag zu leisten. Auch Herzlichen Glückwunsch         te man Potenziale, weil man sie brauchte. Aber ich will
               le zu übermitteln. Ich danke Ihnen sehr für die Einladung,     Etablierung enger Beziehungen zu vielen akademischen                           zu sagen, Danke zu sagen an die TFH und gleichzeitig          mal vorsichtig sagen – weil man beim Jubiläum ja diplo-
               heute hier zu sein. Es ist mir eine Ehre an der Feier dieses   Institutionen auf der ganzen Welt.                                             möglichst nichts zu wiederholen.                              matisch bleibt – der emanzipatorische Charakter war zu
               Meilensteins teilzunehmen, die eine wunderbare Gele-                                                                                                                                                        diesem Zeitpunkt unterentwickelt. Nein, es hatte nichts
               genheit bietet, auf die Geschichte der Hochschule zurück       Ich bin sicher, dass Ihre Hochschule und Präsident                             Wir feiern 200 Jahre Geburtstag. Und im Rückblick –           damit zu tun, die Klassen oder Schichten, die damals auch
               zu blicken und auf die wichtigen Beiträge, die sie geleistet   Kretschmann ihre Mission fortsetzen werden, Studie-                            auch ich hatte ja schon die Ehre, die Ausstellung zu sehen    im Bergbau vorherrschten, sozusagen durch Bildung zu
               hat. Generationen von Studierenden und Lehrenden haben         rende darauf vorzubereiten, sich erfolgreich auf die Welt                      – wirkt das sozusagen wie ein logischer Strang. Von heute     befreien. Sondern es hatte doch, man darf das sagen ohne
               aus Ihrer Hochschule einen wertvollen Ort des Lernens          einzulassen. Ich wünsche Ihnen das Beste für eine denk-                        auf damals geblickt, nimmt man einige Dinge mit, die Sie      despektierlich zu werden, sehr wirtschaftliche, sehr tech-
               gemacht. Ich weiß, dass Sie stolz sind auf viele Beiträge      würdige Jubiläumsfeier und anhaltenden Erfolg in den                           mir erlauben als Gewerkschaftsvorsitzender zu relativie-      nische, sehr notwendige Gründe. Aber dennoch war es der
               und Errungenschaften und vorausschauen auf diejenigen,         nächsten Jahren.                                                               ren. Denn eins ist, glaube ich, klar: Die TFH und ihre Vor-   Zeit voraus und dennoch war es einmalig und für die da-
               die sicher noch kommen werden.                                                                                                                läufer waren immer etwas Besonderes, waren auch immer         malige Zeit revolutionär. Und dass für die Menschen, die
                                                                              Meine Damen und Herren, erlauben Sie mir zu dieser Ge-                         einen Schritt voraus, wenn man an die gesellschaftlichen,     sonst keine Chance auf Bildung hatten, eben Perspektiven
               Sie feiern 200 Jahre des Erfolgs und Sie haben allen Grund     legenheit, Ihrer Hochschule und Präsident Kretschmann                          an die politischen Bedingungen erinnert.                      und Entwicklung und Fortschritt entstanden sind, ist auch
               stolz auf das Erreichte zu sein und sich auf die Zukunft zu    ein historisches Andenken aus meinem Bundesstaat, West                                                                                       im historischen Blickwinkel genugtuend und wichtig. Für
               freuen. Mit einem breiten Spektrum ingenieurwissenschaft-      Virgina, zu überreichen.                                                       Aber wir dürfen nicht von heute auf damals blicken. Als       eine Gewerkschaft, die diese Hochschule immer gern be-
               licher Studiengänge und dem Bekenntnis zur Exzellenz hat                                                                                      Vorsitzender einer Gewerkschaft, die 126 Jahre alt ist,       gleitet hat, und immer auch natürlich Partner war, aber
               sich Ihre Hochschule als eine angesehene und lebendige         Dankeschön und Glückauf.                                                       also nicht so alt, gibt es einen Zusammenhang. Es gibt        auch Zuhörer gefunden hat, ist uns dieser Geburtstag des-

18 Festreden                                                                                                                                                                                                                                                                      19
halb auch wichtig, weil sich nach dem Zweiten Weltkrieg        dass das hier thematisiert wird. Erstens, dass es die offe-
               – aus schrecklichen Ereignissen heraus – der Bergbau und       nen Fragen gibt und zweitens dass wir an den Lösungen
               dieses Land im besonderen Maße weiterentwickelt haben          arbeiten. Das ist wichtig, das zeigt, welcher Modernisie-
               und sich eine Mitbestimmungskultur gefunden hat, die           rungsgrad und welche Chance hier bestehen. Wir sind
               den Bergbau, die die Wirtschaft, die Gesellschaft, aber am     sehr, sehr stolz, dass der auslaufende deutsche Steinkoh-
               Ende eben auch das Bildungsverständnis auf ein anderes,        lenbergbau in der deutschen gewerblichen Wirtschaft,
               gerechteres und die Potenziale dieses Landes förderndes        obwohl immer noch Gefahr geneigt, die besten Unfall-
               Level gehoben hat. Und da hat die TFH Wesentliches ge-         zahlen hat, die man vorweisen kann. Und das bei immer
               leistet. Nicht nur in der Sache, sondern auch in der Päda-     kleiner werdenden Losgrößen, da ist ein Unfall natür-
               gogik, im Ansatz. In dem Versuch das Potenzial ins Zent-       lich sofort nennenswert erkennbar und trotzdem sind
               rum zu setzen, klassenfrei. Das Potenzial ins Zentrum zu       wir extrem erfolgreich. Das hat auch damit zu tun, dass
               setzen mit besonderer Pädagogik, die das hebt, was eben        es gut gemanagt wird im Unternehmen, aber dass man
               für diejenigen, die es nicht so leicht hatten in ihrem Leben   sich auch an dieser Hochschule in der Forschung, in der
               und die systematisch in dieser Gesellschaft – auch in der      Behandlung der Bergbautechnik, des Bergbaumanage-
               Nachkriegszeit – von Bildung fern gehalten worden sind.        ments mit dieser Frage befasst hat. Es gibt viele Länder,
               Ich meine nicht Rechnen und Schreiben, aber von erfolg-        da ist es bei weitem nicht so. Und deswegen ist es auch
               reicher, umfassender Bildung.                                  wichtig, dass es an dieser Stelle weitergeht.

               Und da hat diese Hochschule, da hat aber auch der Berg­        Es bleibt am Ende, Dank zu sagen, zu unterstreichen, dass
               bau und da hat eben auch die Mitbestimmung vieles ge-          die IG BCE ein großes Interesse hat und ihre Kraft dazu
               leistet, weil man darüber geredet, gestritten und sich ge-     einsetzen wird, dass die Eigenständigkeit bestehen bleibt
               einigt hat.                                                    und in die Zukunft gerichtet ist.

                                                                              Ein herzliches Glückauf, herzlichen Dank für die Arbeit
Und deshalb möchte ich den Hauptpunkt meines                                  und machen Sie weiter so!
kleinen Grußwortes darauf kaprizieren, dass diese
Hochschule immer auch ein Treffpunkt der Mit­                                 Vielen Dank.

bestimmung war.
                                                                                                                                                           Prof. Dr.
                                                                                                                                                           Jürgen Kretschmann
               Ein Treffpunkt, wo man weiterdenken konnte. Nicht im
               Sinne von Mitbestimmung als rechtlicher Rahmen, son-
               dern im Sinne der Potenziale, die darin stecken. Dass man
               nicht seine Hauptenergie darauf verschwendet, zu streiten
                                                                                                                                                           Präsident der Technischen Hochschule Georg Agricola
               – sozusagen in Hierarchien sich zu verschwenden – son-
               dern sich fragt: Was können wir tun, um das Beste aus
               dem Potenzial, aus den Bedingungen zu machen, die wir
               zur Verfügung haben? Und das gilt bis heute.

               Und deswegen ist es wichtig, dass wir uns gemeinsam                                                                          Sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin Kraft, sehr                            nach, dass ich einfach 50 Jahre Schritte gewählt habe. Ich
               freuen über 200 Jahre Geschichte. Wobei natürlich ein                                                                                                                                                     berichte also über die Zeiträume um 1816, 1866, 1916,
               solcher Tag auch ein Tag des Dankes ist. Es ist noch                                                                         geehrter Herr Dr. Werner Müller, lieber Michael                              1966 und 2016.
               nicht so lange her, da gab es eine Debatte, ob wir im                                                                        Vassiliadis, lieber Peter Schrimpf, dear Vlad,
               Zuge des Auslaufs des deutschen Steinkohlenbergbaus                                                                                                                                                       Mein Vortrag beruht auf der Ausstellung zur Geschichte
               denn auch diese Hochschule noch brauchen. Das ist noch                                                                                                                                                    der Hochschule, die ab heute in unseren Räumlichkeiten
               nicht lange her. Und ich will das auch deutlich machen:                                                                                     im Namen aller Hochschulangehörigen möchte ich Ihnen          zu sehen ist. Den Ausstellungsmachern Robert Muschalla
               Das war ganz knapp! Ich kann mich noch gut daran er-                                                                                        danken. Ihre wunderbaren Grußworte haben die Mitar-           und Susanne Zabel ist mit tatkräftiger Unterstützung vie-
               innern, da war ich nämlich Mitglied des Hochschulra-                                                                                        beiterinnen und Mitarbeiter unserer THGA sehr glücklich       ler Helfer in der TH und im DBM eine sehr interessante,
               tes, dass das eine harte Diskussion war. Dann kam der                                                                                       gemacht. Vielen herzlichen Dank.                              bildungsgeschichtlich einzigartige Präsentation gelungen.
               Regierungswechsel in Nordrhein-Westfalen, deswegen                                                                                                                                                        Vielen herzlichen Dank dafür.
               herzlichen Dank auch an die Landesregierung in NRW.                                                                                         Liebe Gäste, ich freue mich sehr, heute hier zu Ihnen spre-
               Identität, die braucht nicht nur ein Gebäude. Sie braucht                                                                                   chen zu dürfen. Für unsere Hochschule ist der 15. April       1816 hatte Bochum etwas mehr als 2.000 Einwohner.
               Bedingungen der Eigenständigkeit, unter denen man sie                                                                                       2016 ein ganz besonderer Tag; ein Meilenstein in ihrer        Es war eine Kleinstadt mit guten Zukunftsperspektiven.
               auch praktizieren kann.                                                                                                                     Geschichte, der Schritt in das dritte Jahrhundert. Bitte      Napoleon war gerade endgültig geschlagen worden. Der
                                                                                                                                                           begleiten Sie mich in den nächsten Minuten auf eine Zeit-     Wiener Kongress hatte Europa neu geordnet. Der Deut-
               Der Deutsche Steinkohlenbergbau läuft aus. Wir bedau-                                                                                       reise durch die Bildungsgeschichte des Ruhrgebiets. Sie       sche Bund war gegründet. Wir sind in der Phase der
               ern das. Aber diese Hochschule soll nicht ihr Ende fin-                                                                                     haben richtig gehört: Das Ruhrgebiet hat nicht nur eine       Vor-Industrialisierung. Seit 50 Jahren standen die Berg-
               den und wird es nicht. Und das liegt auch daran, dass                                                                                       Arbeitergeschichte, eine Sozialgeschichte, eine Montan-       werke in Preußen unter strikter Kontrolle preußischer Be-
               eben diesem der Hochschule innewohnenden Selbstmo-                                                                                          geschichte, sondern eben auch eine Bildungsgeschichte.        amter in den Bergbehörden. Viele von Ihnen wissen, dass
               dernisierungsdruck auch immer wieder Raum gegeben                                                                                           Und die ist länger und traditionsreicher als die meisten      es Freiherr von Stein war, der als Leiter des Märkischen
               wird. Beispielsweise wenn es darum geht: Welche offe-                                                                                       Menschen vermuten. Wenn ich über jedes Jahr der Ge-           Bergamtes die technische und wirtschaftliche Basis für
               nen Fragen auch in den Ingenieurwissenschaften bringt                                                                                       schichte der THGA nur 1 Minute reden würde, wäre heu-         den aufkommenden Steinkohlenbergbau an der Ruhr und
               eigentlich die Energiewende so mit sich? Ich finde gut,                                                                                     te jeder Zeitrahmen gesprengt. Insofern sehen Sie mir es      die dazugehörige Infrastruktur schuf.

20 Festreden                                                                                                                                                                                                                                                                    21
Als Zeitgenosse von Steins beschäftigte sich ein anderer     Wissenschaft und Forschung und dem Wirtschaftsminis-                         le kehrten nicht zurück. Nach dem Ende des Weltkrieges       Bochum befand sich zu dieser Zeit am Beginn des Struk-
               königlicher Oberbergmeister in Bayreuth mit Bildungs-        terium, eine in Deutschland einzigartige Konstruktion –                      benötigte die Industrie schnell wieder qualifiziertes Per-   turwandels. Auf dem Gelände der Zeche Dannenbaum
               fragen im Bergbau. Dabei war ihm die Verknüpfung von         und vermutlich auch eines der Erfolgsgeheimnisse unse-                       sonal. Die Bergschule zeigte sich flexibel: In speziellen    entstand das Opel-Werk 1. Ab 1962 rollte hier der Kadett
               Praxis, Technik und Wissenschaft in der Ausbildung           rer Hochschule.                                                              Schnellkursen schulte sie Kriegsheimkehrer zu Steigern       vom Band. Ein weiterer Meilenstein des Strukturwandels
               wichtig. Besonders am Herzen lag ihm die Ausbildung                                                                                       nach.                                                        in der Stadt war ohne Zweifel die Gründung der Ruhr-Uni-
               der „gemeinen Bergleute“. Sein Name ist Alexander von        Im Rahmen der Industrialisierung wurden für das wach-                                                                                     versität Bochum im Jahr 1965.
               Humboldt. Er gründete die erste Bergschule in Steben im      sende Kohlerevier neue Spezialisten nötig, zum Beispiel                      In den 20er Jahren erfasste eine Rationalisierungswelle
               Fichtelgebirge. Schon damals konzipierte Humboldt einen      Maschinensteiger. Entsprechend erweiterte die Bergschu-                      auf der Basis der Methoden des Taylorismus die Stein-        Mitte der 60er Jahr diskutierte die Gesellschaft in
               berufsbegleitenden Unterricht, zunächst mittwochs- und       le ihr Ausbildungsprogramm. Zudem reformiert die WBK                         kohlenbranche. Dementsprechend widmete sich die Berg-        Deutschland über eine drohende Bildungskatastrophe.
               samstagnachmittags.                                          das Schulwesen umfassend und führte ein – heute würde                        schule neuen Themen. Angehende Steiger mussten nun           Die Studentenbewegung der so genannten 68er übte
                                                                            man sagen – „duales Studium“ ein, das sogenannte „Bo-                        auch Menschenführung, heute heißt das ‚soft skills‘, und     harte Kritik an der Bildungsmisere. Nicht nur in Berlin
               Humboldts Ideen wurden nach dem Ende der napoleoni-          chumer Modell“. Die Reform geht auf Rudolf von Carnall                       wirtschaftliche Betriebsführung, heute heißt das Manage-     oder Frankfurt, auch in Bochum kam es zu Streiks, die
               schen Besetzung des Ruhrgebiets von der hiesigen preu-       zurück, der den Unterricht so aufteilte, dass die Hälfte der                 mentmethoden, lernen. Die Ausbildung wurde zuneh-            schließlich sogar die Ingenieurschule erfassten – ich glau-
               ßischen Bergbehörde aufgegriffen. Denn im aufkommen-         Wochenarbeitszeit der Steigerschüler für die Bergschule                      mend verwissenschaftlicht und umfangreicher. Zeitstu-        be, es waren die einzigen beiden Streiks in der gesam-
               den Steinkohlenbergbau gab es einen großen Bedarf an         reserviert war, während sie in der anderen Hälfte ihren                      dien und Betriebswirtschaftslehre hielten Einzug in die      ten Geschichte der Einrichtung. Angesichts der Proteste
               Fach- und Führungskräften. So wurde 1816 die Bochumer        Lebensunterhalt auf dem Bergwerk verdienen konnten.                          Curricula. Hinzu kamen juristische Fächer wie Verwal-        reformierten die Ministerpräsidenten der Länder die Bil-
               Bergschule gegründet. Praktischerweise fand der Unter-       Bei unzureichenden Vorkenntnissen – die gab es damals                        tungsrecht oder Bergrecht. Aus diesem Wissenswachstum        dungslandschaft umfassend. Am 31.10.1968 wurde das
               richt in den Räumen der Bergbehörde statt. Ziel der Schu-    auch schon – mussten die Steigerschüler eine Vorklas-                        entstanden Innovationen, und der Personaleinsatz in den      „Abkommen der Länder zur Vereinheitlichung auf dem
               le – das kann man an der Urkunde erkennen, die bei uns       se besuchen, um eine Elementarausbildung im Lesen,                           Betrieben konnte verbessert werden. Dadurch stieg die        Gebiet des Fachhochschulwesens“ geschlossen, der Start-
               im Eingangsbereich hängt – war es, junge Bergleuten, die     Schreiben und Rechnen zu erhalten. Auch heute sind der-                      Produktivität enorm an. Zwischen den in der Theorie ge-      punkt für die Gründung der Fachhochschulen. Infolgedes-
               sich im Bergbau bewährt hatten, auf Führungsaufgaben         artige Reformvorschläge bildungspolitisch noch aktuell.                      lernten Lehrinhalten und der betrieblichen Praxis klafften   sen erreichte die TH Georg Agricola einen weiteren Mei-
               vorzubereiten und zwar unabhängig von ihrem Stand.                                                                                        allerdings noch einige Lücken.                               lenstein ihrer Geschichte: Aus der Ingenieurschule wurde
               Deshalb gab es schon damals – das möchte ich betonen         Die nächsten 50 Jahre der Bochumer Bergschule waren                                                                                       die Fachhochschule Bergbau. Sie blieb als staatlich refi-
               – ein auf Humboldt zurückgehendes Stipendiensystem für       geprägt durch das Wirken von Hugo Schultz. In der Zeit                       Springen wir 50 Jahre weiter in die 1960er Jahre.            nanzierte Fachhochschule in der Trägerschaft der WBK.
               Talente aus ärmeren Familien.                                der Hochindustrialisierung des Ruhrgebiets war er 36 Jah-                    Die Bochumer Bergschule hatte die Weimarer Republik,         In einer Urabstimmung hatten sich 90 % der Studierenden
                                                                            re lang – von 1868 bis 1904 – Direktor der Schule. Unter                     das Dritte Reich, den Zweiten Weltkrieg überstanden.         gegen eine Verstaatlichung ihrer Hochschule ausgespro-
               So berichtete beispielweise im Jahr 1818 das Oberbergamt     seiner Leitung wurde die Bochumer Bergschule die größ-                       Bereits im November 1945 konnte sie mit Billigung der        chen. Am 01.02.1972 erkannte der damalige Minister für
               über den fleißigen Bergschüler Benjamin Heidemann:           te im Deutschen Reich. Schultz´ Konzept, Forschung und                       North German Coal Control ihre Arbeit fortsetzen. Für        Wissenschaft und Forschung des Landes NRW Johannes
               „Dieser junge Mensch ist umso achtungswerther, als er        Lehre eng miteinander zu verknüpfen und sie konsequent                       den Wiederaufbau waren schnell Fach- und Führungs-           Rau die Gleichwertigkeit der FH Bergbau zu staatlichen
               von seinem Lohn, Mutter und drei jüngere Geschwister         auf die Anforderungen der Industrie auszurichten, nimmt                      kräfte erforderlich. Das Bochumer Modell des berufsbe-       Fachhochschulen an.
               mit unterhält.“                                              den Grundgedanken der Fachhochschule vorweg. Diesen                          gleitenden Unterrichts wurde beibehalten. Es bedeutete
                                                                            Gedanken formulierte er bereits im Jahr 1871, also 100                       für die Bergschüler drei Tage Schulunterricht pro Woche      Inzwischen war 1968 die Ruhrkohle AG gegründet und
Humboldts Konzept verfolgen wir an unserer Hoch-                            Jahre vor der Gründung der Fachhochschulen in Deutsch-                       mit jeweils acht Unterrichtsstunden und drei Tage Arbeit.    1969 ein entsprechender Grundvertrag zur Neuordnung
                                                                            land. Die Zeit war aber eben noch nicht reif. Schultz sel-                                                                                des Ruhrbergbaus zwischen der Bundesrepublik Deutsch-
schule bis heute. Wir stehen für angewandte Wissen-                         ber leistete Pionierarbeit im Bereich der Forschung. Unter                   Bekanntlich setzte 1958 die Kohlekrise ein, die sowohl       land und den Bergbauunternehmen unterzeichnet worden.
schaft, Praxisnähe, Offenheit für alle, den sozialen                        seiner Leitung betrieben die Bochumer Wissenschaftler                        Zechenstilllegungen, als auch eine erneute Rationalisie-     Ziel war die Konsolidierung des Steinkohlenbergbaus im
Aufstieg durch Bildung, kurz für: Zukunft seit 1816.                        insbesondere Forschung auf den Gebieten des Bergbaus,                        rungswelle mit sich brachte. Die Bergwerke verketteten       Ruhrrevier.
                                                                            der Kohlechemie, der Geologie, der Geophysik aber auch                       ihre technischen Anlagen auch unter Tage lückenlos mit-
                                                                            in Arbeitsschutz und Sicherheit. Und sie standen hier den                    einander. Es entstanden vollmechanisierte Mensch-Ma-         Seit 1951 waren die einzelnen Steinkohleunternehmen
               1850 setzte in Deutschland die industrielle Revolution       Universitäten in nichts nach. In der Ära Schultz bezog die                   schinen-Systeme. Die Bergschule war aufgefordert, ihr        montanmitbestimmt gewesen. Dieses galt nun auch für
               ein. Inzwischen baute man die Kohlen im Tiefbau ab.          Bergschule im Jahr 1899 das heutige Schulgebäude. Unser                      Ausbildungskonzept dem qualitativ erhöhten Bedarf aus        die Ruhrkohle AG. Michael Vassiliadis hat es ja gerade
               Das machte die Arbeit komplexer und gefährlicher. Der        Jubiläum haben wir zum Anlass genommen, das Gebäude                          der Industrie entsprechend weiterzuentwickeln. Aus der       schon formuliert – traditionell hat das Thema Bildung
               Steinkohlenbergbau an der Ruhr hatte eine Größe er-          umfassend zu renovieren. Ich denke, das ist uns ganz gut                     Steigerausbildung entstand eine Ingenieurausbildung als      im Rahmen der Gewerkschaftsarbeit der damaligen IG
               reicht, bei der wir schon von einem Ruhrrevier sprechen      gelungen.                                                                    Vollzeitstudium.                                             Bergbau und Energie, heute IG BCE, eine sehr hohe Be-
               können. 1851 wurde die Steinkohlenbranche per Gesetz                                                                                                                                                   deutung. Insofern fiel die Zuständigkeit für die WBK und
               liberalisiert. Infolgedessen wurde auch die bis dahin        Der Ruhrbergbau hatte 1913 über 400.000 Beschäftigte.          Die Schulleitung strebte dabei einen Mittelweg an                          damit die Fachhochschule Bergbau in das Aufgabengebiet
               staatliche Bergschule privatisiert. Aufgrund des so ge-      Die Schachtanlagen waren stark gewachsen. Im Schnitt                                                                                      des Arbeitsdirektors der RAG. 1969 war das Heinz Kegel,
                                                                                                                                           zwischen der traditionellen Steigerausbildung und
               nannten Bergbau-Hilfskassengesetzes übernahm eine            hatten sie über 2.000 Beschäftigte. Die Gruben wurden                                                                                     später Wilhelm Beermann und heute ist es Peter Schrimpf
               Gemeinschaftsorganisation des Bergbaus, die Westfäli-        elektrifiziert, die maschinelle Ausstattung verbessert.        dem Studium an einer Universität und nahm damit                            als Hochschulratsvorsitzender und Beiratsvorsitzender
               sche Berggewerkschaftskasse, kurz WBK, im Jahr 1864          Immer mehr neues spezialisiertes Wissen war in den Be-         praktisch den Grundgedanken der Fachhochschulen                            der DMT-LB.
               die Trägerschaft der Bochumer Bergschule. Finanziert         trieben gefragt und immer mehr Führungspersonal. Die           vorweg.
               werden musste sie von den Bergbauunternehmen selbst,         Zahl der Absolventen der Bergschule vervielfachte sich.                                                                                   Sehr geehrte Damen und Herren, wo steht die TH Ge-
               per Umlage. Die preußische Bergbehörde blieb Auf-            Das Qualitätsniveau der Ausbildung stieg, die Labore der                     Am 01.10.1963 wandelte die WBK die Bergschule deshalb        org Agricola heute? Viele meiner Vorredner haben das ja
               sichtsorgan.                                                 Bergschule erhielten eine umfangreichere Ausstattung.                        in die Ingenieurschule für Bergwesen um. Das Studium         schon besser gesagt, als ich es könnte. Insofern kann ich
                                                                            Seit 1893 betrieb die Schule ihre Sammlungen offiziell                       an der Ingenieurschule war sechs-semestrig. Studieren-       kaum noch etwas hinzufügen. Das, was Sie gesagt ha-
               Das Bergbau-Hilfskassengesetz gilt heute noch, schon         als „Museum des westfälischen Steinkohlengebirges“.                          de wurden nur zum nächsthöheren Semester zugelassen,         ben, ist wichtig und ein großer Ansporn für uns alle. Den
               über 150 Jahre. Inzwischen ist die DMT-Gesellschaft für      Es sollte allerdings noch bis 1930 dauern, bis daraus der                    wenn zu erwarten war, dass sie den Anforderungen ge-         vielen guten Worte, denen lassen wir natürlich auch viele
               Lehre und Bildung Rechtsnachfolgerin der WBK und             Grundstock des Deutschen Bergbau-Museums wurde.                              wachsen waren – heute ist es etwas anders. Begabung,         gute Taten folgen. Denn mit der Umbenennung in Tech-
               trägt diese Hochschule. Die Zusammenarbeit mit unse-                                                                                      Fleiß und Ausdauer sah man damals als unerlässliche          nische Hochschule verfolgen wird den Anspruch, uns in
               rem Aufsichtsorgan, der Bergbehörde, die heute bei der       1916 war die Schlacht von Verdun, die blutigste im Ersten                    Voraussetzungen an, um das Studienziel zu erreichen,         Lehre und Forschung zu einer führenden Hochschule
               Bezirksregierung in Arnsberg angesiedelt ist, funktioniert   Weltkrieg – in diesem Jahr wurde ja bereits viel darüber                     den Abschluss als „graduierter Ingenieur“. Damit konn-       weiter zu entwickeln. Wir haben hierzu das Reformpro-
               ausgezeichnet. Die TH Georg Agricola untersteht damit        berichtet. Von den 750 Bergschülern mussten über 500 in                      ten sich die Absolventen auch außerhalb des Bergbaus         jekt „THGA 2022“ aufgelegt, an dem sich die meisten
               zwei Landesministerien, dem Ministerium für Innovation,      den Krieg ziehen und auch die meisten Lehrkräfte. Vie-                       bewerben.                                                    unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beteiligen. Es

22 Festreden                                                                                                                                                                                                                                                                  23
Unser
               soll der TH eine langfristige Zukunftsperspektive für die    Unsere Kooperation mit der größten kolumbianischen
               Zeit nach Ende des aktiven deutschen Steinkohlenberg-        Universität, die Frau Ministerpräsidentin Kraft bereits
               baus geben.                                                  erwähnt hat, ist nur ein Beispiel für unser Engagement

                                                                                                                                          Jubiläum
                                                                            in dieser Sache. Dabei geht es uns immer auch um das
               Neben der Flexibilität ist sicherlich unsere traditionel-    Vertreten deutscher Interessen, egal ob es sich um wissen-
               le Offenheit ein Erfolgsgeheimnis unserer Hochschule.        schaftliche, politische, wirtschaftliche oder gewerkschaft-
               Wir waren, wir sind und werden immer eine Aufsteiger-        liche Interessen handelt.
               hochschule sein. 1816 haben wir Bergmannssöhne aus-
               gebildet. Heute sind es Söhne und Töchter, Enkel und         Liebe Gäste, unsere Wurzeln liegen in einer so genann-
               Urenkel von Bergleuten. Wir sind in den Revieren fest        ten Ackerbürgerstadt namens Bochum mit damals ca.
               verankert, die meisten unserer Studierenden kommen           2000 Einwohnern. Bochum hat sich gewandelt. Wir ha-
               auf Empfehlung von Eltern, Verwandten und Freunden.          ben uns auch gewandelt. Wir haben aber nie vergessen,
                                                                            wo unsere Wurzeln liegen. Deshalb bringen wir unser
               Bis heute, und das ist auch etwas Besonderes, hat die TH     Wissen, unsere Erfahrung und unser Netzwerk in den
               niemals einen Numerus Clausus eingeführt. Jeder soll         Verbund UniverCity Bochum ein. Wir wollen nach Kräf-                                                                                   Manfred Freitag, Geschäftsführer der
                                                                                                                                                                                                                   DMT-LB, führte durch den Festakt.
               seine Chance zum beruflichen Aufstieg durch Bildung          ten die Entwicklung Bochums zu einer Wissenschafts-
               bekommen. Das ist unser Credo. Hier sind wir Hum-            stadt unterstützen. Bochum ist keine traditionelle Uni-
               boldts Erbe verpflichtet. Unser guter Ruf bei den Stu-       versitätsstadt wie Heidelberg oder Tübingen. Bochum ist
               dierenden beruht sicherlich auch auf dem menschlichen        eine moderne Wissensmetropole mit einer – ich hoffe,
               Umgang miteinander. Das Ingenieurstudium an der TH           das verständlich dargestellt zu haben – langen Tradition
               Georg Agricola ist schwierig. Das ist bekannt. Wir tun       des Wissens. Das Buch im Stadtwappen trägt Bochum
               aber alles, um unseren Studierenden zu helfen, sie zu be-    zu Recht.
               treuen, ihnen Ratschläge zu geben. Nur ihre Prüfungen
                                                                                                                                                                                 Bochum 2016: Die Technische Hoch­
               schreiben wir ihnen nicht. Denn wir sind natürlich auch      Liebe Gäste, wer mehr über die Geschichte unsere Hoch-
               der Wirtschaft verpflichtet, die seit 200 Jahren unsere      schule wissen möchte, dem empfehle ich einen Blick in                                                schule Georg Agricola feiert ihr Jubilä­
               Absolventen abnimmt. Unsere Absolventen bekommen             das Buch „1816-2016“ zu werfen, das Stephan Düppe und          Georg Agricola in neuer Gestalt:      um und damit zwei Jahrhunderte Lehre
               in der Regel schon weit vor dem Examen Arbeitsplatzan-       ich herausgegeben haben. Am Ausgang liegt für jeden von        Das neue Logo der THGA.
                                                                                                                                                                                 und Forschung in Bochum. Zum offizi­
               gebote. Das liegt auch daran, dass die Qualität unserer      Ihnen ein Exemplar bereit. Es würde mich auch sehr freu-
               Ausbildung stimmt.                                           en, wenn Sie sich die Zeit nehmen, um unsere Ausstellung                                             ellen Festakt am 15. April 2016 kamen
                                                                            zu besuchen.                                                                                         viele prominente Gäste und rund 400
               In der Lehre sind wir sehr, sehr gut, das kann man schon                                                                                                          Freunde der Hochschule ins Studieren­
               mit Stolz so sagen. Aber in der Forschung gibt es noch ei-   Abschließend möchte ich die Frage beantworten:
               niges zu tun, um ein ähnliches Niveau wie in der Lehre zu    Warum tun wir das alles? Was motiviert unsere Professo-
                                                                                                                                                                                 denzentrum der THGA. Darunter auch
               erreichen. Wir haben im letzten Jahr unser Forschungs-       rinnen und Professoren, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter                                             NRW-Ministerpräsidentin Hannelore
               zentrum Nachbergbau eröffnet, mit großer Unterstützung       und mich selbst natürlich auch?                                                                      Kraft, die gemeinsam mit THGA-Präsi­
               der RAG-Stiftung. Es ist das erste seiner Art weltweit.
                                                                                                                                                                                 dent Jürgen Kretschmann für eines der
               Bereits seine ersten Resultate haben national und auch       Wir sind überzeugt, dass wir durch Wissen und Technolo-
               international große Beachtung gefunden. Das zeigt, dass      gie eine lebenswerte Welt gestalten können.                                                          programmlichen Highlights sorgte: die
               wir hier eine wichtige Forschungsnische besetzen konn-                                                                                                            Enthüllung des neuen Logos der Hoch­
               ten. Unsere Bergbehörde ist uns hierbei ein sehr guter       Wir wollen Zukunft schaffen für Menschen, die sich                                                   schule, die sich zu ihrem großen runden
               Partner. Weitere Forschungsfelder, die gut zu uns passen,    durch Bildung Perspektiven erarbeiten.
               sind Nachhaltiges Energiemanagement oder – beinahe                                                                                                                Geburtstag umbenannt hat.
               schon selbstverständlich für eine bergbaugeprägte Hoch-      Wir wollen Zukunft schaffen, indem wir qualifizierte
               schule – Arbeitsschutz und Sicherheit.                       Fachkräfte ausbilden – regional, national und interna-
                                                                            tional.
Die TH Georg Agricola fühlt sich dem intellek­tu­
ellen Erbe des deutschen Steinkohlenbergbaus                                Wir wollen Zukunft schaffen für die Gesellschaft, weil
                                                                            unsere Arbeit zu einer nachhaltigen, friedlichen und de-
verpflichtet.                                                               mokratischen Welt beiträgt.
               Denn das Wissen aus dem Bergbau ist weltweit gefragt.
               Auf diesem Sektor spielt unsere Hochschule tatsächlich       Dieser Verantwortung stellen wir uns mit großem Einsatz
               weltweit in der ersten Liga. Wir haben Kooperationspart-     und großer Sorgfalt in Forschung und Lehre.
               ner in nahezu allen wichtigen Bergbauländern der Welt.
               So wandelt sich die TH Georg Agricola schrittweise von       Wir schaffen Zukunft seit 1816 und wollen dies auch noch
               einer regionalen Einrichtung zu einer Institution von na-    lange tun.
               tionaler und internationaler Bedeutung. Dem wollen wir
               durch Einrichtung englischsprachiger Masterstudien-          Herzliches Glückauf
               gänge Rechnung tragen. Denn: Bergbau ist ein „global
               business“. Wenn wir Antworten auf Fragen zu Nachhal-                                                                          Läuteten ein neues Zeitalter ein:
               tigkeit, Arbeitsschutz und Sicherheit und auch sozialer                                                                       THGA-Präsident Prof. Dr. Jürgen
               Gerechtigkeit geben können, sollten wir dies auch tun.                                                                        Kretschmann und NRW-Minister­
                                                                                                                                             präsidentin Hannelore Kraft beim
               Ganz in der Tradition Georg Agricolas.                                                                                        Schlag auf die historische Glocke
                                                                                                                                             der Bergschule

24 Festreden                                                                                                                                                                                                                                              25
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