SeniorenZeitschrift 1 I 2019 - Besondere Orte - Senioren Zeitschrift Frankfurt

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SeniorenZeitschrift 1 I 2019 - Besondere Orte - Senioren Zeitschrift Frankfurt
Senioren Zeitschrift
                                                            1 I 2019
Januar Februar März

  Besondere
  Orte

                      Seniorentelefon 212-370 70 www.senioren-zeitschrift-frankfurt.de
SeniorenZeitschrift 1 I 2019 - Besondere Orte - Senioren Zeitschrift Frankfurt
Sicherheit. Würde. Lebensfreude.

    Oasen der Ruhe mitten im
       städtischen Leben.

 Ein schönes Zuhause in dem Sie individuell wohnen und
       bestens versorgt den Lebensabend genießen.

Sonnenhof                          Sonnenhof
                                   Appartements
                                                                Sonnenhof
                                                                am Park
   Gruppe                          Seniorenwohnungen
                                   mit Service
                                                                Senioren-
                                                                und Pflegeheim

                                   Bremer Straße 2, 60323 Frankfurt am Main
   Senioren- und                   Telefon: 069/152030, Telefax: 069/152036 22
    Pflegeheime                    E-Mail: info@sonnenhof-am-Park.de

                       www.sonnenhof-gruppe.de
SeniorenZeitschrift 1 I 2019 - Besondere Orte - Senioren Zeitschrift Frankfurt
Gemeinsam in die Zukunft                                                           1| 2019 . Senioren Zeitschrift . Januar | Februar | März

                                                                                                                                                                           Inhalt
                                              Grußworte                                                                 Im Gespräch mit
                                              Peter Feldmann und Daniela Birkenfeld 4                                   Monika Staab 42

                                                                                                                                                                                                 Foto: Monika Staab
                                              Vermischtes 5, 6, 7, 8, 9

                                              Besondere Orte – Lieblingsplätze
                                              Verborgene Orte – Leseraufruf 10
Foto: ©Infraserv GmbH & Co. Höchst KG, 2018

                                                                                                                        Freizeit und Unterhaltung
                                                                                                                        Die wollen doch nur spielen … 45
                                                                                                                        Computerspiele 47
                                                                                                                        Frankfurt und seine Stadtteile
                                                                                                                        Das Westend 48
                                                                                                                        Blick über den Tellerrand
                                              Der Behrens-Bau in Höchst 11                                              Lebensstilkonzept in Lindau 51
                                              Die Luisa Haeuser-Frauen-Stiftung 14
                                                                                                                        Verbraucher und Recht
                                              Eine Welt aus „weißem Gold“ 16
                                              Die Mariengrotte im Kapuzinerkloster Liebfrauen 18                        Wählen – ein hohes Recht in der Demokratie 52
                                              Kleiner historischer Gang durch                                           Falsche Polizeibeamte festgenommen 53
                                              die Große Friedberger Straße 20                                           Diskriminierende Abzocke der Kfz-Versicherer? 54
                                              Das Sozialdezernat informiert                                             Gesundes Leben
                                              Aus dem Seniorenbeirat 23                                                 Altern mit allen Sinnen 56
                                              Tagesfahrten mit Bus und Schiff 24                                        Krampfadern – wenn die Adern sichtbar sind 58
                                              Frauen mit Behinderung haben es schwer 27
                                                                                                                        Kultur
                                              Veränderter Kartenverkauf – Leseraufruf 27
                                              Mit „Alive“ den Stadtteil gestalten 28                                    Für Sie gelesen 59
                                                                                                                        Was – wann – wo? 60
                                              Aktuelles und Berichte
                                                                                                                        Faszination der Dinge im Museum Giersch
                                              Theaterprojekt im GDA Wohnstift 29                                        der Goethe-Universität 61
                                              Seniorenrestaurants im Geschmackstest 30                                  „Hautnah“ im Deutschen Filmmuseum 62
                                              Lebendiger Dialog der Generationen 32
                                                                                                                        Leserecke 64, 65
                                              Persönliche Begleitung in der letzten Lebensphase 34
                                              Wer braucht Trauerberatung? 35
                                                                                                                        Ratgeber
                                              Nachtfalter-Team entlastet Angehörige 36
                                              Ethikbeauftragte für die Altenpflege 38                                   Wichtige Telefonnummern 22
                                                                                                                        Abocoupon 40
                                              Zeitgeschehen
                                                                                                                        Mittagstisch für Senioren / Essen auf Rädern 66, 67
                                              Annette Hess schreibt „Deutsches Haus“ 39                                 Tipps und Termine 67 ff.
                                                                                                                        Rätsel 74
                                              Ehrenamt
                                                                                                                        Impressum 74
                                              Magdalene Grana denkt nicht ans Aufhören 41                               Gestatten, Frank Lehmann 75
                                              Titelbild: Porzellan auf höchstem Niveau das zeigt als besonderer Ort das Porzellanmuseum Höchst. Hier findet man Figurinen, die Satire pur
                                              verbreiten. Dass in Frankfurt noch viele weitere besondere Orte zu finden sind, dazu kann man in dieser Zeitschrift interessante Berichte lesen.
                                              Foto: Oeser
                                              1|2019 Senioren Zeitschrift                                                                                                                    3
SeniorenZeitschrift 1 I 2019 - Besondere Orte - Senioren Zeitschrift Frankfurt
Grußworte

Liebe Leserinnen und Leser,                            Liebe Frankfurterinnen und Frankfurter,

„Besondere Orte“ in Frankfurt ist eines der Themen     einszweidrei im Sauseschritt, läuft die Zeit, wir
der diesjährigen Januar-Ausgabe der Senioren           laufen mit! Wilhelm Busch hatte schon recht:
Zeitschrift Frankfurt.                                 Kaum erfreuen wir uns an den Lichtern im
                                                       Advent, da steht schon die Weihnachtsgans auf
Das Gesicht unserer Stadt wird durch eine Vielzahl     dem Tisch. Und das Funkeln des Feuerwerks zum
unterschiedlicher Facetten geprägt, die sich zu        Jahreswechsel ist heute auch schon wieder
einem großen Ganzen ergänzen. Hier trifft Tradition    Vergangenheit. An dieser Stelle lege ich deshalb
auf Moderne, Handel auf Kultur und Geschäftigkeit      einen kleinen Stopp ein und wünsche Ihnen alles
auf Beschaulichkeit. Das Zusammenspiel idyllischer     Liebe und Gute für 2019!
Fachwerkarchitektur mit modernen Hochhaus-
komplexen ist sichtbares Zeichen dafür, dass Frank-    Es tut gut, einmal das Tempo zu drosseln und
furt eine Stadt der Gegensätze ist, die sich auf       sich die Zeit für etwas ganz anderes zu nehmen.
reizvolle Art und Weise ergänzen. Die Vielfalt in      365 Tage hält uns dieses Jahr bereit und ich habe
unserer Stadt ist unsere Stärke.                       mir vorgenommen, sie nicht nur im Sauseschritt
                                                       zu erleben. Und Sie? Wie wäre es mit einer
Sicher haben auch Sie einen ganz besonderen            Schifffahrt oder einer Führung durch ein Frank-
Lieblingsort in unserer Stadt, vielleicht gehört Ihr   furter Museum? Die Senioren Zeitschrift hält
Ort zu den „verborgenen Schätzen“, die wir in dieser   wieder allerlei Ideen und Tipps für Sie bereit.
Ausgabe kennenlernen.                                  Wann haben Sie das letzte Mal Schach oder
                                                       Rommé gespielt? Da ist doch sicher jemand zu
Unser wertvollster Schatz sind jedoch Ihre Erfah-      finden, der mitspielen würde. Es kann so viel
rungen und Fähigkeiten. Gerade die Seniorinnen         Spaß machen, das Lesen wieder zu entdecken
und Senioren zwischen 65 und 85 Jahren sind eine       oder sich einem ganz neuen Hobby zu widmen.
tragende Stütze unserer Gesellschaft. Sie stärken      Sie kennen den Frankfurter Seniorenbeirat noch
die Demokratie, die Solidarität zwischen den           nicht? Dann lernen Sie ihn doch kennen! Er trifft
Generationen und sichern den sozialen Zusammen-        sich vier Mal im Jahr und freut sich immer über
halt. Klar ist: Ohne den Einsatz älterer Menschen      interessierte Gäste. Was auch immer Sie tun, ich
im Beruf, in der Familie, in der Nachbarschaft und     wünsche Ihnen viel Freude dabei!
im Ehrenamt ginge es nicht. Hierfür möchte ich
Ihnen meinen herzlichen Dank und meine Anerken-
                                                       Ihre
nung aussprechen.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre mit der
neuen Senioren Zeitschrift.
                                                       Prof. Dr. Daniela Birkenfeld
Mit freundlichen Grüßen                                Stadträtin – Dezernentin für
                                                       Soziales, Senioren, Jugend und Recht

Peter Feldmann
Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main

4                                                                                     Senioren Zeitschrift 1|2019
SeniorenZeitschrift 1 I 2019 - Besondere Orte - Senioren Zeitschrift Frankfurt
Vermischtes

                Gesund älter werden                      Hohe Bereitschaft

                                                                                                  Danke!
                bewegt                                   zur Pflege in Hessen                           Ehrenamts-
                Wie gelingt es, im Alter gesund zu       Die Pflegebereitschaft in
                sein? Eine Frage, die unsere Gesell-     Hessen ist groß: 89 Prozent
                schaft bewegt. Das ist nicht neu.        der Menschen in Hessen,                                        Card
                                                                                                                     .de
                Dennoch ist gerade die Zielgruppe
                der „Best Ager“ sportlich wenig ak-
                                                         Rheinland-Pfalz und dem
                                                         Saarland sind grundsätzlich
                                                                                                  www.gemeinsam-aktiv
                tiv. Wie können wir diese Menschen       dazu bereit, nahe Angehöri-
                in Bewegung bringen? Im Oktober          ge mehrere Stunden in der
                hat der Landessportbund Hessen ein       Woche zu pflegen. Zwei Drit-
                Referenzprojekt des Sportkreises Of-     tel davon würden für diese
                fenbach vorgestellt. Ziel des Projekts   Aufgabe sogar im Beruf kürzertreten      Jetzt für die Ehrenamts-
                ist es, bessere Strukturen für die ge-
                nannte Zielgruppe und Vereine zu
                                                         und Stunden reduzieren, teilt die
                                                         Techniker Krankenkasse mit. Das
                                                                                                  Card bewerben
                schaffen und netzwerkübergreifend        ergebe sich aus einer Umfrage für        Die Stadt Frankfurt vergibt auch in
                daran zu arbeiten, ältere Menschen       den „Meinungspuls Pflege" der Kas-       diesem Jahr wieder bis zu 1.000 Eh-
                in Bewegung zu bringen. Mehr Infor-      se. In Hessen werden nach Angaben        renamts-Cards. Inhaberinnen und
                mationen bei Miriam Seib, Projektlei-    der Krankenkasse gut drei Viertel        Inhaber der Ehrenamts-Card können
                tung im Sportkreis Offenbach, Of-        (76,3 Prozent) der rund 224.000 Pfle-    in ganz Hessen eine Reihe von at-
                fenthaler Str. 75, 63128 Dietzenbach,    gebedürftigen im Land zu Hause           traktiven Vergünstigungen in An-
                Telefon: 06074/693390, Fax: 06074/       versorgt, davon die große Mehrheit       spruch nehmen. Dazu gehört der Be-
                6802500, info@sportkreis-offenbach.      (70,4 Prozent) ausschließlich durch      such kultureller und sportlicher Ver-
                de, www.sportkreis-offenbach.de. per     Angehörige. 			                  wdl     anstaltungen sowie von Museen,
                                                                                                  Schwimmbädern und anderen Frei-
                                                                                                  zeiteinrichtungen. Die aktuelle Liste
                Aufkleber helfen beim Einsteigen                                                  der Vergünstigungen sowie weitere
                Sie fallen auf – und das sollen sie auch: die großen Aufkleber „Rollstuhl“        Informationen zur Ehrenamts-Card
                und „Kinderwagen“, die seit Mitte September 2018 an den Türen aller Bah-          sind im Internet oder bei der Kon-
                nen und Busse in Frankfurt angebracht sind. 30 Zentimeter hoch und in re-         taktadresse erhältlich. Die Antrags-
                flektierender gelber Farbe signalisieren sie den Fahrgästen, wo der beste Ein-    phase läuft vom 1. Februar bis 30.
                stieg für Menschen ist, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. „Wir freuen    April. Eine Ehrenamts-Card kann er-
                uns, dass Traffiq die Idee des Fahrgastbeirats so entschlossen aufgegriffen       halten, wer sich seit mindestens fünf
                und systematisch umgesetzt hat“, sagt Sven Uwe Schneider, selbst Rollstuhl-       Jahren für mindestens fünf Stunden
                fahrer und Mitglied im Fahrgastbeirat Frankfurt. Das Gremium hatte wieder-        in der Woche im Stadtgebiet Frank-
                holt Möglichkeiten diskutiert, wie die Türen zu den sogenannten Sondernut-        furt bei einer oder mehreren gemein-
                zungsflächen – das sind die Stellflächen für Rollstühle und Kinderwagen –         nützigen Organisationen ehrenamt-
                deutlicher als bisher kenntlich gemacht werden können.                            lich engagiert, ohne dafür eine pau-
                                                         Die bessere Kennzeichnung der Tür        schale Aufwandsentschädigung zu
                                                         ist auch eine Hilfestellung für gehbe-   erhalten, die über eine Erstattung der
                                                         hinderte Menschen, da sich in der        Auslagen hinausgeht. Die Ehren-
                                                         Nähe dieser Tür stets auch die barrie-   amts-Cards werden im Mai ausgege-
                                                         refrei zugänglichen Sitze befinden.      ben und sind ab 1. Juni für die Dauer
                                                         Der Fahrgastbeirat Frankfurt am          von zwei Jahren gültig. Antragsfor-
                                                         Main konnte 2018 auch sein 20-jähri-     mulare, die aufgrund der neuen Da-
                                                         ges Bestehen feiern. Aus diesem An-      tenschutzverordnung verändert wur-
                                                         lass hat er eine Broschüre herausge-     den, gibt es ab Ende Januar unter
                                                         geben, in der das Gremium vorge-         www.ehrenamtscard.frankfurt.de
                                                         stellt und eine Bilanz der Arbeit ge-    oder bei der Kontaktstelle:
                                                         zogen wird. Mehr Infos stehen in der     Stadt Frankfurt am Main, Hauptamt
                                                         Broschüre 20 Jahre Fahrgastbeirat,       und Stadtmarketing, Ehrenamt und
                                                         herunterzuladen unter www.traffiq.       Stiftungen, Römerberg 23, 60311
                                                         de/fahrgastbeirat. Weitere Infos gibt    Frankfurt, Telefon: 069/212-355 00
Foto: Traffiq

                                                         es per Telefon unter 069/212-268 93.     oder 212-355 01, E-Mail: ehrenamt@
                                                                                            wdl   stadt-frankfurt.de.		             wdl

                1|2019 Senioren Zeitschrift                                                                                            5
SeniorenZeitschrift 1 I 2019 - Besondere Orte - Senioren Zeitschrift Frankfurt
Vermischtes

Achte Altersberichtskom-                 Neue Räume für Außenstelle des Bürgeramts
mission nimmt Arbeit auf                 in Alt-Fechenheim
Die     Sachverständigenkommission       Die Anlaufstelle für Dienstleistungen des Bürgeramts in Fechenheim ist nach
für den Achten Bericht zur Lage der      nunmehr über 90 Jahren von der Pfortenstraße 1 in neue Räumlichkeiten
älteren Generation in Deutschland        nach Alt-Fechenheim 89 umgezogen.
hat ihre Arbeit aufgenommen. Zehn            Nun werden die Dienstleistungen in größeren und moderneren Räumen an-
Expertinnen und Experten aus             geboten. „Wir kommen damit dem Wunsch nach einem wohnortnahen Service
Psychologie, Sozialwissenschaft, Ge-     nach“, sagte der für den Bürgerservice zuständige Stadtrat Jan Schneider bei
rontologie, Informatik, Pflege- und      der Eröffnung der neuen Räume. Der neue Standort sei gut mit öffentlichen Ver-
Kulturwissenschaft sind von der          kehrsmitteln zu erreichen und barrierefrei zugänglich.
Bundesministerin Franziska Giffey            Die Stadt hat für das Bürgeramt ein ehemaliges Ladengeschäft in Alt-Fe-
beauftragt, das Thema „Ältere Men-       chenheim 89 angemietet. In den vergangenen Wochen wurden die Räume um-
schen und Digitalisierung“ zu be-        gebaut. Es steht jetzt deutlich mehr Platz zur Verfügung als am alten Standort
leuchten und politische Handlungs-       in der Pfortenstraße, wo das Bürgeramt einen Raum neben der Polizeidienst-
empfehlungen für diesen Bereich zu       stelle nutzte. Deshalb konnten zwei Arbeitsplätze eingerichtet werden, wo-
formulieren. Dabei soll an die zentra-   durch sich die Wartezeiten für die Bürgerinnen und Bürger verringern. Sie fin-
le Zielsetzung des Siebten Altersbe-     den nicht nur helle und freundliche Räume vor, sondern auch einen Wartebe-
richts angeknüpft werden: die Teilha-    reich mit einem Info-Bildschirm.
be und das selbstbestimmte Leben             Betreut wird die Außenstelle Fechenheim vom Bürgeramt Bergen-Enk-
älterer Menschen sicherzustellen –       heim, das eine feste Besetzung mit zwei Mitarbeitern gewährleistet. Auch in
dieses Mal mit Blick auf die Chancen     den neuen Räumen wird das volle Dienstleistungsspektrum des Bürgeramtes
und Herausforderungen digitaler und      angeboten. So können in Fechenheim unter anderem sämtliche Passdoku-
anderer technischer Unterstützungs-      mente beantragt werden. Die Öffnungszeiten bleiben unverändert: Montag:
möglichkeiten in verschiedenen Le-       9 bis 13 Uhr und 14.30 bis 17 Uhr; Dienstag: 8 bis 13 Uhr; Mittwoch: 8 bis 13
bensbereichen. Die Technisierung         Uhr; Donnerstag: 10 bis 13 Uhr und 14.30 bis 18 Uhr; Freitag: 8 bis 13 Uhr. ffm
und Digitalisierung unterschiedli-

                                                                                                   Foto: Stadt Frankfurt
cher Lebensbereiche macht auch vor
den Alltagswelten älterer Menschen
nicht Halt – und wirft Fragen auf,
etwa zum tatsächlichen Nutzen und
zu den Auswirkungen unterschiedli-
cher Technisierungsprozesse.
    Die Sachverständigenkommissi-
on arbeitet unter dem Vorsitz von                                                                                          Jan Schneider mit
Prof. Dr. Andreas Kruse, Professor                                                                                         Anna Engel (sitzend)
für Psychologie und Gerontologie                                                                                           und Teamleiterin
und Direktor des Instituts für Geron-                                                                                      Nina Funck in den
                                                                                                                           neuen Räumen der
tologie der Ruprecht-Karls-Universi-                                                                                       Außenstelle Fechen-
tät Heidelberg. 			               wdl                                                                                      heim des Bürgeramts.

Gemeinsam der Demenz                     che Projekte umgesetzt worden. Als      Bundesministerium für Familie, Se-
begegnen                                 Beispiele nannten die Minister For-
                                         schungsprojekte zur Entwicklung
                                                                                 nioren, Frauen und Jugend und vom
                                                                                 Bundesministerium für Gesundheit
Eine Nationale Demenzstrategie wol-      neuer Messwerte für Demenzerkran-       gemeinsam finanziert wird. Noch im
len die Bundesministerien für Fami-      kungen oder spezielle Schulungen        Herbst 2018 sollte mit der Entwick-
lie und für Gesundheit starten. Bei      ehrenamtlicher Helfer für von De-       lung einer Nationalen Demenzstrate-
der Vorstellung des Projekts zogen       menz betroffene Menschen mit            gie begonnen werden. Anfang 2020
Familienministerin Franziska Giffey      Migrationshintergrund. Die Allianz      soll sie vom Bundeskabinett be-
und Gesundheitsminister Jens Spahn       soll mit der geplanten „Nationalen      schlossen werden. In Deutschland
auch Bilanz der Arbeit der „Allianz      Demenzstrategie“ weiterentwickelt       leben derzeit 1,7 Millionen Menschen
für Menschen mit Demenz“ seit 2014.      werden. Dafür wird eine Geschäfts-      mit Demenz. Die Zahl der jährlichen
Insgesamt seien von den 500 Mitglie-     stelle beim Deutschen Zentrum für       Neuerkrankungen wird auf 300.000
dern der Allianz 450 unterschiedli-      Altersfragen eingerichtet, die vom      Menschen geschätzt.		            wdl

6                                                                                            Senioren Zeitschrift 1|2019
SeniorenZeitschrift 1 I 2019 - Besondere Orte - Senioren Zeitschrift Frankfurt
Vermischtes

Weißbuch zur                            „Opernhaus des Jahres“

                                                                                 Foto: Barbara Aumüller
Patientensicherheit                      steht in Frankfurt
Mit einem „Weißbuch Patientensi-        Die Oper Frankfurt ist zur Saison
cherheit“ wollen das Aktionsbünd-       2017/18 zum „Opernhaus des Jahres“
nis Patientensicherheit und der Ver-    gewählt worden. Damit schaffte es
band der Ersatzkassen Patienten in      das Haus nach 1996, 2003 und 2015
Zukunft besser vor „unerwünschten       zum vierten Mal bei der Autorenum-
Ereignissen“ etwa in Krankenhäu-        frage des Fachmagazins „Opernwelt“
sern schützen. Bei der Vorstellung      auf den ersten Platz. Gewürdigt wird,
des mehr als 600 Seiten umfassen-       dass das Haus „unter Intendant
den Werkes verwiesen die Autoren        Bernd Loebe und seinem Team seit
darauf, dass 90 bis 95 Prozent aller    vielen Jahren durch ein klug ausba-
Krankenhausbehandlungen         ohne    lanciertes Programm, starke Regie-
Zwischenfälle verliefen. Bei ein bis    handschriften,     eine    exzellente
zwei Millionen Patienten pro Jahr       Repertoirepflege und hohe Ensemb-
träten allerdings „unerwünschte Er-     lekultur Aufsehen erregt“. Bereits im
eignisse“ wie etwa Druckgeschwüre,      August 2018 hatte die Oper Frankfurt
Fehldiagnosen oder schwere Infekti-     in der Autorenumfrage der vom Büh-
onen auf. 20.000 Tote infolge solcher   nenverein herausgegebenen „Deut-
Fehler pro Jahr könnten vermieden       schen Bühne“ zum neunten Mal den         schichte dieser Umfragen ein und
werden. Um diese Zahl zu reduzie-       Spitzenplatz in der Kategorie „Über-     dasselbe Haus von beiden Magazi-
ren, stellen die beiden Organisatio-    zeugende Gesamtleistung eines Hau-       nen auf den ersten Platz gewählt,
nen sieben Forderungen, für deren       ses“ eingenommen. Damit wurde            und zwar beide Male die Oper Frank-
Erfüllung sich die Verantwortlichen     erst zum zweiten Mal in der Ge-          furt (2015 und 2018). 		        wdl
für das Gesundheitswesen einsetzen
sollten. So sollten in allen Einrich-
tungen dieses Bereichs Verantwortli-    Pieter Zandee empfiehlt                  bare Buch ist gleichermaßen für Kin-
che für Patientensicherheit einge-                                               der und Erwachsene gedacht. Es
setzt werden. Des Weiteren müssten      „Du willst alles festhalten, was in      zeigt, wie wir mit unserer Zeit umge-
die Hygiene in Krankenhäusern wei-      deiner Nähe ist“, heißt es mit einem     hen, lässt uns beim Lesen nicht un-
ter verbessert und die Teilnahme an     halben Jahr. „So viele Dinge kannst      berührt. Die Autorin und der Zeich-
Fehlermeldesystemen verpflichtend       du schon besser als deine Eltern“ mit    ner zeigen auf dieser sehr einfühlsa-
werden. Es wird auch ein verbindli-     zwölf. In dem Buch „Hundert – Was        men Entdeckungsreise, was es mit
ches Implantatregister gefordert. Au-   du im Leben lernen wirst“ wird jedes     dem Leben auf sich hat. Dieses Buch
ßerdem solle Patientensicherheit        Lebensjahr in einem kurzen Satz zu-      gehört in jeden Bücherschrank, aus
zum Thema der Aus- und Weiterbil-       sammengefasst. Es wird jeweils eine      dem wir es immer wieder und wieder
dung werden. Patienten und Ange-        Beobachtung beschrieben, sehr per-       herausnehmen werden.
hörige müssten als aktive Partner in    sönlich und individuell. Valerio Vi-
Sachen Patientensicherheit einbezo-     dali illustriert diese Erkenntnisse
gen werden. Dazu sollten regelmäßi-     von Heike Faller in fröhlichen, satten
ge Befragungen dieser Personen-         Farben, die Jung und Alt Freude be-
gruppen stattfinden.                    reiten; nachdenklich und humorvoll
    Das Weißbuch richtet sich vor       zugleich in der Wahrnehmung. Bei
allem an die Politik und die interes-   null fängt in diesem Buch das Leben
sierte Öffentlichkeit sowie an ent-     an. Dann nimmt die Autorin den Le-
sprechende Fachleute des Gesund-        ser mit durch das ganze Leben bis
heitswesens. Es steht zum Download      zum hundertsten Jahr. An dieser
kostenfrei unter www.aps-ev.de/         Stelle zeigt ein Schmetterling, wie
aps-weissbuch/ zur Verfügung, kann      wir aus der eigenen Lebensgeschich-
aber auch als gedrucktes Werk über      te davonfliegen. Beim Lesen oder
die Medizinisch Wissenschaftliche       Vorlesen merken wir, dass es hier un-
Verlagsgesellschaft zum Preis von       sere eigene Biografie sein könnte,
                                                                                 Heike Faller / Valerio Vidali:
64,95 Euro bestellt werden.       wdl   was wir im Leben gelernt haben und       Hundert – Was du im Leben lernen wirst,
                                        noch immer lernen. Dieses wunder-        Kein & Aber Verlag, 20 Euro

1|2019 Senioren Zeitschrift                                                                                                7
SeniorenZeitschrift 1 I 2019 - Besondere Orte - Senioren Zeitschrift Frankfurt
Vermischtes

                                                                                          Foto: Oeser
Neuer Großelterntreff                                                                                                                             Erste „Seniorenampel“
im Gallus                                                                                                                                         in Deutschland entwickelt
Großeltern mit ihren Enkelkindern                                                                                                                 Längere Grünphasen ermöglichen es
können sich bei einem neuen Treff im                                                                                                              älteren Menschen und Menschen mit
Monikaffee im Gallus (siehe Foto)                                                                                                                 Mobilitätseinschränkung, in ihrem
treffen. Dabei geht es nicht nur ums                                                                                                              Tempo die Straße zu überqueren.
Kaffeetrinken, sondern auch um
wichtige Großelternfragen. Die Groß-                                                                                                              Die seniorengerechte Ampelanlage
eltern können sich über Erziehung,                                                                                                                steht seit September 2018 im ober-
Verantwortung, Nähe/Distanz aus-                                                                                                                  bayerischen Ebersberg. Das Beson-
tauschen und finden Anregungen                                                                                                                    dere: Die Grünphase wird nur bei Be-
zur Interaktion zwischen der jungen und der älteren Generation. Kinder bis                                                                        darf verlängert. Wer länger dazu
zu zehn Jahren werden kostenfrei betreut. Jeden zweiten Montag von 15.30 bis                                                                      braucht, die Straße zu überqueren,
18 Uhr stehen Monika Weller und Gitta Raab von Wohnfreunde, einer Initia-                                                                         hält einen Chip vor einen Empfänger,
tive für gemeinschaftliches Wohnen im Alter, für Gespräche und Austausch                                                                          der an der Ampel angebracht ist.
zur Verfügung. Das Monikaffee wird vom Sozialdienst katholischer Frauen                                                                           Dann schaltet diese um. Ein Signal
getragen. Familienzentrum Monikahaus, Kriegkstraße 32–36, 60326 Frank-                                                                            ertönt, und statt zehn Sekunden hat
furt, Telefon 069/973 82 30.						 wdl                                                                                                            man nun 16 Sekunden Zeit. Den Chip
                                                                                                                                                  bekommen Menschen mit dem
                                                                                                                                                  Schwerbehindertenausweis „G“ ge-
Seit zehn Jahren:                                                                                       hen mit älteren Migranten zum Bei-
                                                                                                        spiel zu Behörden oder Ämtern und
                                                                                                                                                  gen zehn Euro Pfand im Bürgerbüro.
                                                                                                                                                  „Dabei entscheiden die Mitarbeiter
Wegbegleiter für ältere                                                                                 vermitteln bei sprachlichen Barrie-       allerdings mit Augenmaß“, erklärt
Migranten                                                                                               ren, helfen bei der Erledigung von        Thomas John vom Seniorenbeirat
                                                                                                        Schriftverkehr und unterstützen bei       Ebersberg. Bereits in der ersten Wo-
Anlässlich des zehnjährigen Beste-                                                                      der Suche nach der richtigen Bera-        che hat das Bürgerbüro 30 Chips aus-
hens des Projekts „Wegbegleiter und                                                                     tung und Hilfe. Das deutsche Hilfe-       gegeben.
Interkulturelle Öffnung“ beim Cari-                                                                     system könne für Migranten struktu-           Thomas John hatte die Idee von
tasverband Frankfurt sind 20 der eh-                                                                    rell wie sprachlich eine große Her-       einer Singapur-Reise in seinen baye-
renamtlich Tätigen für ihren Einsatz                                                                    ausforderung sein, sagte Caritasdi-       rischen Heimatort mitgebracht. In
geehrt worden. Die Wegbegleiter ge-                                                                     rektorin Gaby Hagmans anlässlich          Singapur existieren diese Ampel-
                                                                                                        der Ehrung. Die vorhandenen Barrie-       schaltungen bereits seit mehreren
                                                                                                        ren zu überwinden und Hilfe zur           Jahren. Drei Jahre hat er benötigt,
                                                                   Foto: Caritasverband

                                                                                                        Selbsthilfe zu leisten, gelinge mit der   seine Idee in Ebersberg umzusetzen.
                                                                                                        Hilfe der Muttersprachler. Senioren-      „Viele befürchten Rückstaus durch
                                          Foto: Caritasverband Frankfurt e. V

                                                                                                        dezernentin Prof. Dr. Daniela Birken-     längere Grünphasen für Fußgänger“,
                                                                                                        feld lobte die hohe Kompetenz der         erklärt er.
                                                                                                        Wegbegleiter und nannte das Caritas-          Die Hardware, den kontaktlosen
                                                                                                        projekt eine „sinnvolle Ergänzung         Empfänger und die Chips, liefert die
                                                                                                        bestehender Hilfestrukturen“. Der-        Firma RTB GmbH & Co. KG aus Bad
                                                                                                        zeit werden Hilfen in Italienisch,        Lippspringe – auch nach Singapur.
                                                                                                        Spanisch, Portugiesisch, Kroatisch,       Die Software stammt von Siemens.
                                                                                                        Serbisch, Bosnisch, Chinesisch und        Die Kosten für diese Technik pro Am-
                                                                                                        Farsi angeboten. Die Begleitung rich-     pelpärchen betragen etwa 3.000
                                                                                                        tet sich an Migranten, die in Frank-      Euro. Für Ebersberg sind jedoch kei-
                                                                                                        furt wohnen und älter als 55 Jahre        ne Kosten entstanden, denn die erste
                                                                                                        sind. Projektleitern ist Gabriella        Seniorenampel Deutschlands wurde
                                                                                                        Zanier, Telefon 069/2982-406. Die         gesponsert. Zudem steht sie an einer
                                                                                                        Kontaktdaten der Ansprechpartner          Staatsstraße, sodass der Freistaat
                                                                                                        in den einzelnen Sprachen können          Bayern zuständig wäre. Das Projekt
Projektleiterin Gabriella Zanier (links) dankt                                                          auf der Homepage www.caritas-             „Seniorenampel“ läuft nun ein Jahr
Regina Jelenc für ihr ehrenamtliches
Engagement im Projekt „Wegbegleiter und                                                                 frankfurt.de/wegbegleiter eingese-        auf Probe.
Interkulturelle Öffnung“.                                                                               hen werden.			                     wdl                            Claudia Šabić

8                                                                                                                                                             Senioren Zeitschrift 1|2019
SeniorenZeitschrift 1 I 2019 - Besondere Orte - Senioren Zeitschrift Frankfurt
Vermischtes
Foto: Oeser

                                                        rige, die im Notfall benachrichtigt      nungstür mit dem beigefügten Klebe-
                                                        werden sollen.                           band befestigt werden.
                                                        Inhalt:                                      Erarbeitet wurde das Konzept der
                                                        • Daten zur Person (Name, Vorname,       Frankfurter Rettungsbox von der
                                                        Geburtsdatum)                            Leitstelle Älterwerden in Frankfurt
                                                        • Daten zum Hausarzt (Name, An-          in Kooperation mit dem Lions Club
                                                        schrift, Telefonnummer), Angaben         Frankfurt Eschenheimer Turm. Die
                                                        zur gesundheitlichen Situation           Einführung wird von Oberbürger-
                                                        (Vorerkrankungen, Allergien, regel-      meister Peter Feldmann, Sozialde-
                                                        mäßige Medikamente)                      zernentin Prof. Dr. Daniela Birken-
                                                        • Daten der Angehörigen, die be-         feld und der Hessischen Apotheker-
                                                        nachrichtigt werden sollen (Name,        kammer unterstützt.
                                                        Anschrift, Telefonnummer)                    Die Frankfurter Rettungsbox kann
              Frankfurter Rettungsbox                   • Hinweise zur Existenz einer Patien-
                                                        tenverfügung und/oder Vorsorge-
                                                                                                 zum Selbstkostenpreis von zwei Euro
                                                                                                 erworben werden. Angeboten wird sie
              Die Frankfurter Rettungsbox (siehe        vollmacht mit Hinterlegungsort u.a.      in vielen Frankfurter Apotheken so-
              Foto) soll eine gezielte Erstversor-      • Hinweise auf Personen, die mögli-      wie durch weitere Vertriebspartner.
              gung bei Notfällen im häuslichen          cherweise auf Hilfe und Versorgung       Mehr Infos unter: www.frankfur-
              Umfeld sicherstellen. Mithilfe der        durch die akut erkrankte (betroffene)    ter-rettungsbox.de.		             red
              Box können sich die Rettungsdienste       Person angewiesen sind
              schnell einen Überblick über wichti-      • Hinweis auf zu versorgende Haus-
              ge Informationen zum Gesundheits-         tiere.
                                                                                                 Im Biazza-Nord-West, Nidaforum 5,
              zustand der betroffenen Person ver-           Die elf Zentimeter hohe und acht     60439 Frankfurt, findet am 18. Februar um
              schaffen. Daneben gibt es Hinweise        Zentimeter breite Schachtel sollte gut   16 Uhr ein kostenfreier Infonachmittag
              auf behandelnde Ärzte und Angehö-         sichtbar von innen neben der Woh-        zur Frankfurter Rettungsbox statt.    red

                                                                                                                                   Anzeige

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              Getass-Su  n reisen 2019   Qualität und
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                                                        unseren Reisekatalog 2019 zu.
              Caritasverband Frankfurt e.V.             Kontakt:
              Seniorenreisen                            Tel. 069.29 82 89 01
              Buchgasse 3                               Tel. 069.29 82 89 02
              60311 Frankfurt am Main                   www.caritas-seniorenreisen.de
SeniorenZeitschrift 1 I 2019 - Besondere Orte - Senioren Zeitschrift Frankfurt
Besondere Orte – Lieblingsplätze

Verborgene Orte
Was kann man in einer Stadt wie
Frankfurt erleben? Welche verborge-
nen oder auch offensichtlichen Orte
gibt es? Wie wirken Orte auf Men-
schen? Was gibt es zu entdecken? In
dieser Ausgabe der Senioren Zeit-
schrift stellen wir Orte vor, die auf
den ersten Blick vielleicht unschein-
bar sind, aber hinter denen sich viele
Emotionen, Menschen und Geschich-
ten verbergen. Zum Beispiel in der
Mariengrotte auf dem Hof der Lieb-
frauenkirche.
   Sicherlich gibt es unzählige Orte,
oder auch Unorte, wie ein kürzlich in
Frankfurt erschienenes Buch be-
schreibt. Uns interessieren aber auch
die Lieblingsorte der Leser, oder wel-
che besonderen Orte diese für sich in
der schönen Stadt Frankfurt entdeckt
haben.

Leseraufruf
Wer den Leserinnen und Lesern der
Senioren Zeitschrift von „ihrem“
oder „seinem“ besonderen Ort erzäh-
len mag, kann dies gerne tun. Zu-
schriften werden erbeten an die Re-
daktion der Senioren Zeitschrift,
Hansaallee 150, 60320 Frankfurt. per

10                                       Senioren Zeitschrift 1|2019
Besondere Orte – Lieblingsplätze

                                                                            Der Architekt
                                                                            und seine Schöpfung

                                                                            Der
                                                                            Behrens-Bau
                                                                            in Höchst
                                                                            A
                                                                                    m 21. August 1920 beauftrag-
                                                                                    te der leitende Direktor der
                                                                                    „Farbwerke vormals Meister
                                                                            Lucius & Brüning“ in Höchst am
                                                                            Main, Geheimrat Adolf Haeuser, den
                                                                            Maler, Grafiker, Designer und Archi-
                                                                            tekten Peter Behrens mit der Prüfung
                                                                            eines hauseigenen Entwurfs für ein
                                                                            Technisches Verwaltungsgebäude
                                                                            oder mit einem neuen Entwurf. Peter
                                                                            Behrens lieferte in kurzer Zeit einen
                                                                            eigenständigen Entwurf. Seit seiner
                                                                            Fertigstellung und Einweihung am
                                                                            6. Juni 1924 wurde der Behrens-Bau
                                                                            als einmalige Schöpfung und archi-
                                                                            tektonisches Meisterwerk des Ex-
                                                                            pressionismus, als „Kathedrale des
                                                                            Lichts“ und „Juwel“ oder „Mark-
                                                                            stein“ der Industriearchitektur, als
                                                                            „Gesamtkunstwerk“ und „Grals-
                                                                            burg“ (siehe Foto) bezeichnet. Brü-
                                                                            cke und Turm wurden nach 1947 für
                                                                            fünf Jahrzehnte Firmensignet der
                                                                            Hoechst AG. Heute residiert in dem
                                                                            unter Denkmalschutz stehenden
                                                                            Haus die Infraserv, der Standortbe-
                                                                            treiber des Industrieparks Höchst.
                                                                                Peter Behrens wurde am 14. April
                                                                            1868 in Hamburg als Sohn eines
                                                                            Gutsbesitzers geboren. Er studierte
                                                                            Malerei, wirkte danach in München
                              Foto: ©Infraserv GmbH & Co. Höchst KG, 2018

                                                                            als Grafiker und engagierte sich in
                                                                            den einer neuen Zeit verpflichteten
                                                                            Künstlervereinigungen. 1899 holte
                                                                            ihn Großherzog Ernst Ludwig II. von
                                                                            Hessen-Darmstadt auf die Künstler-
                                                                            kolonie      Mathildenhöhe       nach
                                                                            Darmstadt. Dort entwarf Behrens
                                                                            sein Wohnhaus, aber auch die Innen-
                                                                            einrichtung und Haushaltsgegen-
                                                                            stände. Er war dem Jugendstil ver-

1|2019 Senioren Zeitschrift                                                                                   11
Besondere Orte – Lieblingsplätze
Foto: Oeser

                                                                                                  ein erhöhter Kubus, Turm und Brü-
                                                                                                  cke in der Mitte des dort leicht abkni-
                                                                                                  ckenden Baus nehmen ihm die Mo-
                                                                                                  notonie, ebenso wie das Zusammen-
                                                                                                  spiel horizontaler und vertikaler
                                                                                                  Gliederung der Fassade in zweifarbi-
                                                                                                  gem Klinkermauerwerk.
                                                                                                      Der Haupteingang unter zwei Lö-
                                                                                                  wenskulpturen von Richard Scheibe
                                                                                                  ist niedrig, und im Innern geht der
                                                                                                  Blick zunächst in die Tiefe, ehe ihn
                                                                                                  die Halle, der Mittelpunkt des Baus
                                                                                                  und eine großartige künstlerische
                                                                                                  Raumschöpfung, nach oben zieht.
                                                                                                  Die geschossweise vorgestuften Pfei-
                                                                                                  ler aus Ziegeln verleihen der Halle
                                                                                                  kathedralengleich sakrale Feierlich-
                                                                                                  keit. Ihre Farbtöne von Grün und
                                                                                                  Blau über Violett und Rot bis zu
                                                                                                  Orange und Gelb erhielten ihren Im-
                                                                                                  puls aus der bei den Malern der Zeit
                                                                                                  expressiv eigenständig gewordenen
                                                                                                  Farbe, sind aber auch eine Reverenz
                                                                                                  an das Ausgangsprodukt der Farb-
                                                                                                  werke. Die geometrischen Kristall-
                                                                                                  strukturen der Glaskuppeln, abgelei-
                                                                                                  tet von den Kristallen des Penicil-
                                                                                                  lin-Natriums, werden in den Boden-
                                                                                                  mosaiken variiert und in anderen
              Brücke und Turm wurden zum Firmensignet der Hoechst AG.                             Details des Gebäudes, so in den far-
                                                                                                  bigen Glasfenstern, aufgegriffen. In
              bunden, stand aber doch in gewisser        Jahre 1909 hatte der Frankfurter         den Treppen zu beiden Seiten der
              Distanz zum Floralen und Üppig-Or-         Kunstgewerbeverein ihm, der als          Halle wechseln helle und dunkle Zie-
              namentalen.                                Schriftkünstler für das Reichstagsge-    gel geometrisch ab. Aus der geomet-
                 Nach vier Jahren als Leiter der         bäude in Berlin oder für Klingspor in    rischen Form heraus schuf Behrens
              Kunstgewerbeschule         Düsseldorf      Offenbach hervorgetreten war, eine       auch die Lampen, Türgriffe, Gelän-
              wurde Behrens 1907 als künstleri-          Ausstellung gewidmet. 1910/13 ent-
              scher Beirat zur AEG nach Berlin be-       warf Behrens für Frankfurt das Gas-      Jedes Detail ist geplant: die Uhr ...
              rufen. Für das Unternehmen schuf er        werk Ost, ein noch erhaltenes, wenn
              die grafische Gestaltung in Werbung        auch wenig bekanntes Ensemble in
              und Erscheinungsbild wie auch Ob-          einem vom Klassizismus beeinfluss-
              jekte vom Teekessel bis zu Industrie-      ten Stil und mit verschieden schat-
              bauten, als Erstes 1909 die Turbinen-      tierten Klinkern erbaut.
              halle, die für eine zweckgerichtete            Im Verwaltungsbau für die Farb-
              sachliche Industriearchitektur rich-       werke in Höchst gipfelten alle Inten-
              tungsweisend wurde. In seinem              sionen und das bisherige Schaffen
              Büro, in dem Le Corbusier, Mies van        von Peter Behrens: Monumentalität
              der Rohe, Gropius arbeiteten und Im-       und Expressivität, Verwendung ver-
              pulse erhielten, entstanden in den         schiedener Disziplinen der bilden-
              folgenden Jahren Monumentalbau-            den Kunst, Verbindung traditioneller
              ten: die Deutsche Botschaft in St. Pe-     und avantgardistischer Stile, Bestre-
              tersburg, Verwaltungsgebäude und           ben des Einfließens der Kreativität
              Werkhallen in Berlin, Hannover,            des Künstlers in den Alltag. Mit einer
              Köln und Wien. Auch in Frankfurt           Länge von fast 170 Metern gehört der
              war Behrens kein Unbekannter. Im           Bau zu den Monumentalbauten, aber

              12                                                                                                 Senioren Zeitschrift 1|2019
Besondere Orte – Lieblingsplätze

der, Uhren, Paternoster-Eingänge und
Schmuckgitter der Eingangstüren.
    Richard Scheibes Figur „Auf-
bruch“ eines die Ärmel hochkrem-
pelnden Arbeiters in der sich der Hal-
le anschließenden dreischiffigen
Ausstellungshalle weist auf das Ge-
samtthema des Baus wie auf die Zeit
der Entstehung, einer Zeit der großen
Umwälzungen nach dem Ersten
Weltkrieg, der französischen Besat-
zung und Inflation. Dazu passt, dass
das im Turm vorgesehene Glocken-
spiel Motive aus Richard Wagners Er-
lösungswerk „Parsifal“ (und „Lohen-
grin“) zu Anfang und Ende der Arbeit
rufen sollte. Die Ausstellungshalle,
durch Einbauten verstümmelt, wur-
de 2008 restauriert und erhielt ihre
farbigen Fenster nach ursprüngli-
chen Skizzen von Behrens. Auch das
Sitzungszimmer, „Marmorsaal“ ge-
nannt, erfuhr seine Wiederherstel-
lung.
    Nach diesem Meisterwerk in
Höchst schuf Peter Behrens zwar vie-
le Pläne und Entwürfe, doch nur we-
nige wurden realisiert, und nach

... oder die Galerielampe.                      Ein Kunstwerk für sich: das Treppenhausfenster

                                                1933 geriet er ins Abseits. Immerhin             Akademie der Künste in Berlin. Peter
                                                leitete er ab 1936 die Meisterschule             Behrens starb in Berlin am 27. Febru-
                                                für Architektur an der preußischen               ar 1940.		       Hans-Otto Schembs

                                                Der Hörsaal vor dem Jahr 1940

                                                                                                                                         Fotos (4): ©Infraserv GmbH & Co. Höchst KG, 2018

Sehen und erleben
Die Infraserv Höchst GmbH & Höchst KG
veranstaltet für die Leserinnen und Leser
der Senioren Zeitschrift eine kostenfreie
Führung.
Diese findet am 18. Februar um 14 Uhr
statt. Treffpunkt ist Tor Ost, Besucher-
empfang um 13.55 Uhr. Bitte zu diesem
Termin den Personalausweis mitbringen.
Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, wird
um Anmeldung ausschließlich im Zeit-
raum vom 4. bis 8. Februar gebeten,
telefonisch unter 069/212-492 89
(von 8 bis 12 Uhr und von 13 bis 15 Uhr)
oder per E-Mail
info.senioren-zeitschrift@stadt-frankfurt.de.

1|2019 Senioren Zeitschrift                                                                                                        13
Besondere Orte – Lieblingsplätze

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      Stiftsrente für bedürftige
      alleinstehende Rentnerinnen
      Die Luisa Haeuser-Frauen-Stiftung
      nimmt Anträge entgegen

     H
              öchst war ihre Heimat, die letzte Ruhe fanden sie
              auf dem Frankfurter Hauptfriedhof. Sie hatten
              keine Kinder, doch ihre Stiftungen für Kunst,
      Kultur und Soziales bewahren das Andenken des Gehei-
      men Regierungsrats Dr. Dr. h.c. Adolf Haeuser und seiner
      Frau Luisa bis heute. Der Jurist, Chemiker, Manager und
      Mäzen war Anfang des letzten Jahrhunderts Vorstands-
      vorsitzender der Farbwerke Hoechst. 1891 heiratete er die
      Tochter eines der ersten Farbwerksdirektoren, Luisa Koe-
      nig. Das begüterte Ehepaar verschloss zeit seines Lebens
      nicht die Augen vor den sozialen Fragen und nahm die            Das Grab der Stiftungsgeber befindet sich auf dem Frankfurter
      Verantwortung seiner herausgehobenen Stellung ernst.            Hauptfriedhof.
      Haeuser setzte sich beispielsweise für die Einrichtung
      von Betriebskrankenkassen und Werkswohnungen für                nerinnen zu unterstützen und eine Altenwohnanlage in
      die sogenannten Rotfabriker ein.                                Fechenheim zu betreiben.
          Eine ihrer bereits 1934 testamentarisch festgelegten
      Stiftungen widmet sich ausschließlich sozialen Zwecken          Renten für Bedürftige
      und trägt allein den Namen der Ehefrau. Die Luisa Haeu-         Bis 2016 bildeten Wertpapiere neben dem Grund und Bo-
      ser-Frauen-Stiftung wurde 1955 − zwei Jahre nach ihrem          den des Heims das Stiftungsvermögen. Der Verkauf der
      Tod − eingerichtet, um alleinstehende bedürftige Rent-          Seniorenwohnanlage an die Wohnheim GmbH sicherte
                                                                      dann nach der Finanzkrise das Überleben der Stiftung.
                                                                      „Wir sind aus dem Bankencrash insgesamt gut hervorge-
                                                         Anzeige      gangen“, sagt Stiftungsgeschäftsführer Michael List. So

           Servicewohnen            für Senioren
                                                                      gut, dass bedürftige Rentnerinnen jetzt wieder Anträge
                                                                      stellen können. Denn als wichtigeren Zweck der Stiftung
                                                                      verfügte Luisa Haeuser eine lebenslange Rente, die al-
        ... und bei Bedarf pflegerisch umsorgt                        leinstehenden Frauen über 65 Jahre das Alter ein wenig
                                                                      erleichtern sollte. Das waren bei der Einrichtung der
                                                                      Stiftsrente 52 Euro monatlich. „Wir konnten sie mittler-
                                                                      weile auf 75 Euro erhöhen“, sagt List.
                                                                          Wer kommt für die Stiftsrente infrage? Bewerben kön-
                                                                      nen sich alleinstehende Bewerberinnen mit geringem
                                                                      Einkommen. Sie stellen bei ihrer Sozialbezirksvorstehe-
                                                                      rin oder ihrem Sozialbezirksvorsteher einen schriftli-
                                                                      chen Antrag und legen einen Einkommensnachweis bei.
                                                                      Die ehrenamtlichen Bindeglieder zwischen Bürgern und
                                                                      Verwaltung leiten den Antrag dann der Stiftung weiter.
                                                                      Kriterien für den Zuschlag sind ausschließlich die Be-
                                                                      dürftigkeit der Antragstellerin, und die Vermögenslage
                                                                      der Stiftung. „Wir gewähren die Stiftsrente unabhängig
                                                                      von Religion oder Staatsangehörigkeit, ausschlaggebend
                                                                      ist allein die nachgewiesene Bedürftigkeit“, erläutert
                                                                      List. 				                           Karin Willen

                                 angenehm anders
                                                                      Name und Telefonnummer der 68 Sozialbezirksvorsteher
                                    Kapellenstraße 24
           Burkardus                97688 Bad Kissingen
                                                                      in Frankfurt sind im Internet unter
                                                                      http://senioren-zeitschrift-frankfurt.de/sozialbezirksvorsteher/
              Wohnpark              Telefon 0971 72 370
                                                                      sowie auf Seite 24 in dieser Zeitschrift zu finden.
                Bad Kissingen       www.burkardus-wohnpark.de

      14                                                                                                  Senioren Zeitschrift 1|2019
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                                                       im Hotel Jägerhof
                                            Das ideale Hotel für einen erholsamen Urlaub
                                            Das Hotel bietet günstige Pauschal- und Individual-
                                            reisen mit allem Komfort für Senioren an.

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                                            · Direkte Lage zum Kurpark mit vielfältigem
                                              kulturellem Angebot
                                            · Ausflüge in die Hochrhön und in umliegende Städte
                                            · Inklusive hauseigenem Hallenbad und Sauna
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                        Familie Deckert freut sich auf Ihren Besuch!
Hotel Jägerhof
Christian Deckert
Wernarzer Str. 7a – 97769 Bad Brückenau
Telefon 09741 910 70
www.hotel-jaegerhof.de
info@hotel-jaegerhof.de
Besondere Orte – Lieblingsplätze

                   Eine Welt aus „weißem Gold“
                   Porzellan Museum Frankfurt im Kronberger Haus feiert 25. Geburtstag

              H
                           inter dem recht bescheide-       strengeren Klassizismus. Als sich die   Fayencen und Porzellane, die heute
                           nen Äußeren des histori-         wirtschaftliche Lage verschärfte,       über 1.800 Exponate in drei Hauptab-
                           schen Kronberger Hauses in       auch infolge der Auswirkungen der       teilungen zählt: die große „städtische
                   der Bolongarostraße 152 verbirgt sich    Französischen Revolution, war 1796      Sammlung“, die beeindruckende
                   seit 1994 eines der vielen kulturellen   der Konkurs nicht mehr zu verhin-       „Stiftung Kurt Bechtold“ und die
                   Juwele von Höchst: das Porzellan         dern. Die Mainzer Hofkammer blieb       Ausstellung „Höchste Güte und baro-
                   Museum Frankfurt. Wer sich die Zeit      auf hohen Schulden sitzen. 1798 wur-    cke Zier“ mit hochkarätigen Dauer-
                   nimmt, die Figuren und Früchte, Ta-      de die Hinterlassenschaft der Porzel-   leihgaben aus Privatbesitz und der
                   felgeschirre und Tintenfässer genau-     lanmanufaktur einschließlich aller      ehemaligen Hoechst AG. 1946 dann
                   er zu betrachten, entdeckt eine Welt     Formen und Modelle versteigert. Sie     entstand die Höchster Porzellan-Ma-
                   aus „weißem Gold“.                       gelangten nach Aschaffenburg-           nufaktur neu, zunächst unter schwie-
                       Zwischen Gründung und Schlie-        Damm, Poppelsdorf und Passau. Die       rigen wirtschaftlichen Vorzeichen
                   ßung der Höchster Porzellan-Manu-        Tore der Manufaktur schlossen sich      und an wechselnden Standorten. Seit
                   faktur, 1746 und 1796, liegen gerade     für lange Zeit.                         2001 stellt sie in der Palleskestraße
                   einmal 50 Jahre. In Deutschland hat                                              feinstes Porzellan in Handarbeit her.
                   nur Meißen eine ältere Geschichte.       Beachtliches Geschenk
                   1710 erst war man der Rezeptur der       Zu seiner Gründung 1877 erhielt das     Gesellschaftskritik vom Feinsten
                   Chinesen auf die Schliche gekom-         Historische Museum in Frankfurt ein     Die luftigen historischen Räume im
                   men. Schon 1750 fertigten auch die       kostbares Geschenk: eine Waschgar-      Kronberger Haus setzen für die große
                   Höchster Meister, damals noch unter      nitur aus Höchster Porzellan. Ankäu-    gemischte Porzellangesellschaft den
                   kurmainzischer Herrschaft, Formen        fe und Schenkungen von Bürgern          idealen Rahmen. Die Fröhlichkeit
                   des heiteren Rokoko und später des       vergrößerten die Sammlung Höchster      der Kinder in Türkenkostümen, die
                                                                                                    frivole Geste eines ungenierten Chi-
                                                                                                    nesenknaben – hier lassen die Haupt-
Fotos (4): Oeser

                                                                                                    darsteller ihren Launen und Lüsten
                                                                                                    freien Lauf. Bis hin zum Scherzgefäß
                                                                                                    einer Frau, aus deren Schoß der Eb-
                                                                                                    belwei fließt. Erotisch und schlüpf-
                                                                                                    rig, dann wieder politisch: Was mag
                                                                                                    dem Künstler durch den Kopf gegan-
                                                                                                    gen sein, als er die Figur der Marie
                                                                                                    Antoinette in ihrem Boudoir schuf,
                                                                                                    deren Coiffeur auf der Leiter steht,
                                                                                                    um die Turmfrisur der Monarchin in
                                                                                                    schwindelnder Höhe zu richten (siehe
                                                                                                    Foto)? Gesellschaftskritik vom Feins-
                                                                                                    ten, höchst subtil ausgedrückt.
                                                                                                        Wer sich die Exponate genau an-
                                                                                                    schaut, wird mit Entdeckungen be-
                                                                                                    lohnt. Zum Beispiel mit dem aufmüp-
                                                                                                    figen Charakter des Johann Peter
                                                                                                    Melchior. Auf diesen bedeutenden
                                                                                                    Porzellanmodelleur, der von 1765 bis
                                                                                                    1779 in Höchst arbeitete und 300 Mo-
                                                                                                    delle für Figuren und Geschirre kre-
                                                                                                    ierte, geht ein großer Teil der künst-
                                                                                                    lerischen Blüte und Formenvielfalt
                                                                                                    zurück. Einige seiner Werke sind Zei-
                                                                                                    chen der Aufklärung: Seine kleinen
                                                                                                    Jungen spielen mit Puppen, Mädchen

                   16                                                                                           Senioren Zeitschrift 1|2019
Besondere Orte – Lieblingsplätze

                                                             eindeutig um dünnen
                                                             „Blümchenkaffee“.
                                                                In der ständigen
                                                             Ausstellung vermit-
                                                             teln gedeckte Speise-
                                                             tafeln einen Eindruck
                                                             von der aufwendigen
                                                             Tischkultur des 18.
                                                             Jahrhunderts, in der
                                                             es zum guten Ton ge-
                                                             hörte, die „Tracht“
                                                             (das Service) mit je-
                                                             dem Gang zu wech-
                                                             seln. Eine Tracht für
                                                             zwölf Personen koste-
                                                             te zwischen 160 und
                                                             180 Gulden. Zum Ver-     Unschuldig und ein bisschen frivol sind
                                                             gleich: 1766 verdiente   diese Kinderfigurinen.
                                                             der Direktor der Ma-
                                                             nufaktur, der zu-        der heutigen Höchster Porzellanma-
                                                             gleich noch als Buch-    nufaktur rundet den Museumsbe-
                                                             halter arbeitete, im     such (Sa – So, 11 bis 18 Uhr) ab. Übri-
Verspielte Figurinen
                                                             Monat 33, der Blumen-    gens ist das Kronberger Haus mit
                                                             maler 30 bis 35, der     seinem zerbrechlichen Inhalt auch
tragen statt eines Korsetts bequeme,        Heizer 26 Gulden. Der Tagelöhner,         für Empfänge, Feiern, Weinproben
kindgerechte Kleidung, spielen Fe-          der das Holz für die Öfen spaltete,       und Konferenzen zu mieten. Grup-
derball.                                    musste sich mit acht Gulden zufrie-       pen bis maximal 30 Personen kön-
   Aber auch international bedeu-           dengeben.                                 nen – vielleicht nach einer Privat-
tende Porzellanmaler und Modelleu-              Zu den bedeutendsten Figuren-         führung? – an einer mit Höchster
re wie Louis Victor Gerverot, Andreas       gruppen gehören das „Jagdfrüh-            Porzellan gedeckten Tafel speisen
Oettner, Laurentius Russinger und           stück“ und der „Chinesische Kaiser“.      (Telefon 069/212-351 54).
Friedrich Carl Wohlfahrt trugen zur         Manch ein Chinese sieht sehr euro-           		 Angelika Brecht-Levy
hohen Qualität des Höchster Por-            päisch aus, die Maler kannten keine
zellans bei. Schlich sich doch einmal       asiatischen Gesichtszüge, die Augen-      Schenkt diese Frau Ebbelwei aus?
ein Fehlerchen ein, wurde es mit            form wurde nachkorrigiert. Auch das
Schmetterlingen, Käfern und ande-           rätselhafte „Bourdalou“ ist ausge-
ren Krabbeltieren übermalt. Diese           stellt, eine überdimensionierte Sau-
fanden sich oft auch am Boden von           ciere, in das sich die Damen am fran-
Tassen: waren sie durch das Getränk         zösischen Hof während der langen
hindurch erkennbar, handelte es sich        Predigten des wortgewaltigen Jesui-
                                            tenpaters Louis Bourdaloue erleich-
                                            terten, eine Art Nachttopf für den
Sehen und erleben                           Tag. Eine Gruppe zeigt die Aufnahme
                                            in den hochgeheimen Freimaureror-
Das Porzellan Museum Frankfurt veran-       den, zu erkennen am typischen
staltet für die Leserinnen und Leser der    Schurz. Einer der Männer entrichtet
Senioren Zeitschrift eine kostenfreie
                                            den Teufelsgruß mit ausgestrecktem
Führung, inklusive kostenfreiem Eintritt.
Termin ist am 1. Februar um 10.30 Uhr.      kleinen und Zeigefinger.
Die Führung wird von der Leiterin des           Weitere Bereiche widmen sich
Porzellan Museums, Patricia Stahl, selbst   den Höchster Porzellanmodellen des
durchgeführt und dauert anderthalb          19. und 20. Jahrhunderts in Damm
Stunden. Treffpunkt ist im Foyer des        und Passau sowie dem Neubeginn
Porzellan Museums. Da die Teilnehmer-
zahl begrenzt ist, wird um Anmeldung
                                            der Höchster Porzellanmanufaktur
vom 21. bis 25. Januar unter der Telefon-   nach 1945 unter Rudolf Schäfer. Eine
nummer 069/212-351 54 gebeten.              kleine Musterkollektion von Werken

1|2019 Senioren Zeitschrift                                                                                                     17
Besondere Orte – Lieblingsplätze

Die Mariengrotte im Kapuzinerkloster Liebfrauen

O
         rt der Stille“ ist an einer Wand   „Dies ist ein interreligiöser Ort“, sagt   Staunen bei der ersten Begegnung
         im Klosterhof zwischen der         Bruder Paulus (59 Jahre), Leiter des       kommen die Menschen immer wie-
         Liebfrauenkirche und dem           Kapuzinerklosters Liebfrauen, in           der hierher, werden immer vertrauter
Kapuzinerkloster in der Frankfurter         dem zurzeit sieben Mönche leben            mit dieser Umgebung, finden hier Ge-
City zu lesen. Doch die drei Wörter         und arbeiten. „Hier darf man auch          borgenheit und Zuflucht. Meine erste
sind gar nicht nötig, denn dieser Platz     weinen“, so der Ordensmann, „und           Begegnung ist viele Jahre her. Ich
spricht für sich. Seine Magie als Ru-       hier ist man mit seinen Sorgen nicht       weiß nicht, wie oft ich seitdem dort
hepol und Kraftquelle mitten                                                                  gewesen bin, doch noch heute

                                                                                           Foto: Oeser
in der Großstadt, nur ein paar                                                                erlebe ich diesen ganz beson-
Meter von der lauten Geschäf-                                                                 deren Ort so intensiv wie beim
tigkeit der Zeil entfernt, lässt                                                              ersten Mal.
sich so intensiv spüren wie                                                                       Für viele Menschen liegt
eine frische Brise am Meer.                                                                   der Klosterhof aber auch auf
    Ja, es ist ein Ort der Stille.                                                            dem Weg zu konkreten Hilfsan-
Und doch bedeutet er viel                                                                     geboten der Kapuziner – so-
mehr für die Menschen, die                                                                    wohl für die Seele als auch für
hierher kommen, um innezu-                                                                    den Körper. Für Ratsuchende
halten in ihrem Alltag, um                                                                    gibt es neben Beichtgesprä-
Antworten auf Lebensfragen                                                                    chen auch intensive Seelsorge
zu finden, um Mut zu schöp-                                                                   in den sogenannten Turmge-
fen oder zur Ruhe zu kom-                                                                     sprächen. Für wertvolle Unter-
men. Diese Ruhe nehmen sie                                                                    stützung im täglichen Überle-
in ihrem Inneren mit hinaus,                                                                  benskampf ist der Franzis-
sie lässt den Trubel draußen                                                                  kustreff eine wichtige Anlauf-
für eine Weile abprallen wie                                                                  stelle: Er bietet täglich bis zu
eine Schutzweste.                                                                             200 Menschen für wenig Geld
    Zu Füßen der imposanten                                                                   ein Frühstück an, aber auch
Marienfigur im Klosterhof le-                                                                 Sozialberatung. Die meisten,
gen viele Menschen Blumen                                                                     die kommen, sind obdachlos,
nieder, vor der Muttergot-                                                                    aber die zunehmende Altersar-
tes-Statue flackert ein Lichter-                                                              mut zwingt auch immer mehr
meer aus kleinen Kerzen. Täg-                                                                 Rentner zum Gang hierher.
lich kommen Hunderte hier-                                                                    1993 wurde der Franziskustreff
her, um zu beten, um Teelichter anzu-       allein.“ Bruder Paulus weiß, dass          von Bruder Wendelin gegründet. Ein
zünden – etwa 1.800 Kerzen sorgen           etwa ein Drittel der Menschen, mit         Obdachlosen-Blog gehört zu den Jubi-
hier Tag für Tag für eine ganz beson-       denen er und seine Mitbrüder spre-         läums-Initiativen zum 25-jährigen
dere Atmosphäre.                            chen, diesen Kontakt suchen, ob-           Bestehen des Treffs (siehe Info).
                                            wohl sie gar nicht gläubig sind.
Nach dem Shoppen Gutes                          Beim ersten Betreten des versteckt     Wie ein Wunder
für die Seele                               liegenden Klosterhofs steht für die        Die Mariengrotte ist für manche ein
Liebfrauen ist ein bedeutender Ort          meisten Menschen die Verwunde-             Wunder. Als im Zweiten Weltkrieg die
der katholischen Kirche in Frank-           rung im Vordergrund und die Über-          Liebfrauenkirche im Bombenhagel
furt. Neben tiefgläubigen Christen          raschung darüber, dass es einen sol-       vernichtet und das benachbarte Ka-
sind hier aber auch buddhistische           chen Ort im Zentrum Frankfurts gibt.       puzinerkloster schwer beschädigt
Mönche und verschleierte Muslimin-          So etwas wird hier nicht erwartet, es      wurden, blieb die Mauernische mit
nen zu sehen und viele, die gar nicht       ist eine unbezahlbare Kostbarkeit –        der stattlichen Skulptur völlig unver-
an Gott glauben, die mit Religion           mit Nachtruhe: Von 21 Uhr bis 6.30         sehrt. Die Grotte ist 1920 gebaut wor-
wenig anfangen können. So manche            Uhr sind die schmalen Eingänge an          den und ein Teil der langen Geschich-
Besucher haben Einkaufstüten da-            der Liebfrauenstraße und am Schär-         te der Marienverehrung an diesem
bei, wollen nach dem Shoppen auch           fengässchen verschlossen. Nach der         Ort. Diese begann 1321, vor fast 700
der Seele etwas Gutes tun.                  Faszination und dem ungläubigen            Jahren, mit einer kleinen Marienka-

18                                                                                                       Senioren Zeitschrift 1|2019
Besondere Orte – Lieblingsplätze

                                                       pelle. 1325 wurde die Kapelle vom
                                                       Mainzer Erzbischof Matthias von Bu-
                                                                                                  Internet-Blog                            sagt Birgitta Spiller-Barbaric, die So-
                                                                                                                                           zialarbeiterin des Franziskustreffs.
                                                       chegg zur Stiftskirche „Zu unserer         „Obdachloser Stadt-                      „Der Blog hat den Lesern die Mög-
                                                       Lieben Frau“ erhoben. Seitdem ist die
                                                       Liebfrauenkirche mehrfach vergrö-          schreiber“                               lichkeit eröffnet, bewegende Eindrü-
                                                                                                                                           cke darüber zu bekommen, wie Le-
                                                       ßert und umgebaut worden.                                                           ben auch aussehen kann.“
                                                          Seit 2. Juli 2018 ist das Gotteshaus    „Wer obdachlos ist, verstummt“, sagt         Anfangs war von manchen be-
                                                       geschlossen, die Dotationskirche im        Bruder Paulus, Vorstand der Franzis-     fürchtet worden, dass der Blog von
                                                       Besitz der Stadt Frankfurt wird für        kustreff-Stiftung. „Bis einer wieder     Beiträgen über Elend, Armut und so
                                                       etwa 1,8 Millionen Euro umfassend          Vertrauen gewinnt, neue Kontakte         weiter dominiert werde. Umso über-
                                                       saniert und erneuert. Am Palmsonn-         knüpft und mit dem Reden beginnt –       raschter waren die Leser, stattdessen
                                                       tag dieses Jahres (14. April) soll die     das braucht Zeit und gute Gelegen-       auch künstlerische und geistige Ins-
                                                       Neueröffnung gefeiert werden.              heiten“, weiß der Kapuzinermönch.        pirationen (Gedichte, Gemälde) vor-
                                                          Liebfrauen ist seit Anfang 2014            Zum 25-jährigen Bestehen des          zufinden. Regelmäßig berichten die
                                                       Kloster- und Rektoratskirche ohne ei-      Franziskustreffs wurde daher das         Blog-Schreiber von ihren Erfahrun-
                                                       gene Gemeinde. „Die Kirchen wer-           Angebot um den Internet-Blog „Ob-        gen auf der Straße, geben Einblicke
                                                       den immer leerer, aber die Suche           dachloser Stadtschreiber“ auf der        in ihre Gefühlswelt und lassen die
                                                       nach Spiritualität ist lebendig wie        Homepage des Treffs erweitert. Hier      Leser an ihren täglichen Beobach-
                                                       nie zuvor“, sagt Bruder Christopho-        können sich die Betroffenen von der      tungen teilhaben. Bruder Paulus:
                                                       rus (53 Jahre), Kirchenrektor der          Seele schreiben, was sie bedrückt,       „Für die Obdachlosen ist es wie ein
                                                       Liebfrauenkirche. Wie auch immer           was sie ärgert und worüber sie sich      Wunder, dass sich jemand für sie in-
                                                       man das Phänomen nennen mag:               freuen.                                  teressiert.“			                     wal
                                                       Die Menschen im Klosterhof vertrau-           „Die Beiträge sind so individuell     Internetadresse:
                                                       en auf die Kraft, die hier zu Hause ist,   wie ihre Verfasser selbst: mal schwer-   www.franziskustreff.de/stadtschrei-
                                                       am Ort der Stille.       Jürgen Walburg    mütig, mal lakonisch, mal poetisch“,     ber

                                                                                                                                                                            Anzeige

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                                                                                                         am Park
                                                                   Gestaltung: am besten nutzt ihr ein Bild der Wohnanlage Gutleutstraße 329.

                                                                   Textslogan: Seniorenwohnen am Park [Falls ihr eine schönere Idee habt, immer
                                                                   her damit]
                                                                   Unten muss irgendwo die Adresse des KV stehen und der Ansprechpartner mit
                                                                   den persönlichen Kontaktdaten: Sebastian Sprecher. 069 298 901 29 . Sebastian.
                                                                   Sprecher@awo-frankfurt.de
                                                                   Und dann noch sowas in Richtung: Wir informieren Sie gerne über dieses An-
                                                                   gebot sowie alle Wohnanlagen der AWO.
© www.vonwegen.de, Foto: XiXinXing / istockphoto.com

                                                        Wir informieren Sie gerne über dieses Angebot sowie alle Wohnanlagen der AWO.
                                                         Ihr Ansprechpartner:
                                                       1|2019 Senioren ZeitschriftSebastian Sprecher . Tel.: 069 / 298 901-29 . sebastian.sprecher@awo-frankfurt.de
                                                                                                                                                                 19
                                                        Weitere Informationen unter www.awo-frankfurt.de
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