SPITEX MAGAZIN - Die Spitex hat viele Leistungen aus einer Hand zu bieten

 
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SPITEX MAGAZIN - Die Spitex hat viele Leistungen aus einer Hand zu bieten
SPITEX
MAGAZIN
Fachzeitschrift von Spitex Schweiz   |   2 / 2021   |  April/Mai

                                                                   FOKUS «Alles aus einer Hand» Seite 14

                                                                   Die Spitex hat
                                                                   viele Leistungen
                                                                   aus einer Hand
                                                                   zu bieten

      DIENSTLEISTUNG Die Spitex hilft beim Impfen gegen Covid-19 und wird geimpft. Seite 6
      GESELLSCHAFT In Nidwalden arbeiten Spitex-Mitarbeitende auch im Gefängnis. Seite 10
      NETZWERK Die Publicare AG, Premiumpartnerin von Spitex Schweiz, im Porträt. Seite 36
SPITEX MAGAZIN - Die Spitex hat viele Leistungen aus einer Hand zu bieten
SPITEX MAGAZIN 2 / 2021   |  APRIL/MAI                                                                              EDITORIAL
                                                                                                                                                                                                                                                     3
  www.mietbetten.ch
                                                                                                                                                                                                Alles aus
                                                                                                                                                                                                einer Hand
                                                                                                                                                                                                           Die Covid-19-Pandemie beeinflusst die Arbeit der
                                                                                                                                                                                                           Spitex weiterhin in vielerlei Hinsicht. Seit einiger
                                                                                                                                                                                                           Zeit sind nun Covid-19-Impfstoffe rationiert ver-
                                                                                                                                                                                                           fügbar – und viele Spitex-Mitarbeitende helfen bei
                                                                                                                                                                                                           der Eindämmung der Pandemie auch noch dadurch
                                                                                                                                                                                                           mit, dass sie vor allem Risikopersonen impfen.
                                                                                                                                                                                                           Mancherorts hat sich das Spitex-Personal bereits
                                                                                                                                                                                                           impfen können. Wir motivieren Sie, von diesen
                                                                                                                                                                                                Gelegenheiten Gebrauch zu machen (vgl. S. 6).
                                                                                                                  5    AUFTAKT                                                                   Der Fokusteil dieser Ausgabe befasst sich mit einem zuneh-
                                                                                                                                                                                                 menden Anspruch an die Spitex: Sie soll «alles aus einer Hand»
Vertrauen Sie uns und wir finden den Weg zu Ihnen.   Embru-Werke AG           T +41 55 251 12 55                       DIENSTLEISTUNG
                                                     Bettenfachgeschäft
                                                     Rapperswilerstrasse 33
                                                                              F +41 55 251 19 49
                                                                              bfg@embru.ch                        6    Die Spitex impft und wird geimpft                                         anbieten, damit ihre Klientinnen und Klienten rundum versorgt
Pflegebett-Mietservice einfach gemacht.              CH-8630 Rüti ZH          www.embru.ch
                                                                                                                                                                                                 sind, ohne sich an verschiedene Leistungserbringer wenden
                                                                                                                    GESELLSCHAFT
                                                                                                                 10 Spitex Nidwalden arbeitet im Gefängnis                                       zu müssen. Darüber, wie die Spitex diesem Anspruch gerecht
                                                                                                                                                                                                 werden kann, spricht einleitend Gabriele Balestra, Vizepräsident
                                                                                                                 14    FOKUS «Alles aus einer Hand»
                                                                                                                 15    Einführung ins Thema «Alles aus einer Hand»
                                                                                                                                                                                                 von Spitex Schweiz. Auch wird am Beispiel der Hauswirtschaft
                                                                                                                 19    Umfassende Bedarfsabklärung aus einer Hand                                aufgezeigt, wie die Spitex entscheiden kann, welche Leistungen
                                                                                                                 22    Hauswirtschaftliche Leistungen im Fokus
                                                                                                                                                                                                 sie selbst ausführen soll. Und es wird beleuchtet, wie Fusionen
     «Dank MediData werden                                                                                       26    Die Fusion in St. Gallen: Steinig, aber lohnenswert
                                                                                                                 32    Kooperationen helfen, Palliative Care anzubieten                          und Kooperationen dazu beitragen, dass die Spitex «alles aus
     unsere Rechnungen viel schneller
                                                                                                                                                                                                 einer Hand» anbieten kann. Für das Frontbild und die Fotos im
     bezahlt und wir sparen jeden                                                                                   NETZWERK
                                                                                                                                                                                                Fokusteil, die unterschiedliche mögliche Spitex-Leistungen
                                                                                                                 36 Ein Blick hinter die Kulissen der Publicare AG
     Monat Hunderte von Franken                                                                                  40 Studie fokussiert Aggressionen im Spitex-Alltag                             ­darstellen, haben sich Mitarbeitende der Spitex Zürich zur Ver-
     beim Rechnungsversand.»                                                                                                                                                                     fügung gestellt, wofür wir ihnen herzlich danken.
                                                                                                                    DIALOG
                                                                                                                 46 «5 Fragen» an Michèle Meier, Köchin des Jahres                              Im Weiteren wird die Publicare AG, die neue Premiumpart-
     Möchten Sie Ihre Leistungsabrechnungen
                                                                                                                 47    DIE LETZTE
                                                                                                                                                                                                nerin von Spitex Schweiz, vorgestellt. Es wird über die Arbeit
     auch weiterhin elektronisch übermitteln?
                                                                                                                                                                                                der Spitex Nidwalden im Gefängnis berichtet, über Aggres­
     Dann wechseln Sie jetzt von MediPort aufs                                                                                                                                                  sionen im Spitex-Alltag – und «Köchin des Jahres» Michèle
     neue MediData-Netz und profitieren von                                                                      Titelseite: Mitarbeitende der Spitex Zürich repräsentieren Leis-
     vielen Vorteilen!                                                                                           tungen, welche die Spitex (teilweise) aus einer Hand anbietet:                 Meier stellt sich den «5 Fragen» des Spitex Magazins.
                                                                                                                 Nachtdienst, Wundberatung, Hauswirtschaft, Pflege, Demenz-                     Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre, gute Gesundheit
     Die Übermittlung der Bedarfsmeldung gemäss                                                                  beratung, Fahrdienst, Mahlzeitendienst, Koordination, Ein-
     Forum Datenaustausch ist möglich.                        Jetzt                                              kaufsdienst, Aktivierung, psychosoziale Spitex, Palliative Care.               und weiterhin viel Energie gegen das Virus.
                                                            aufs neue                                            Bilder: Leo Wyden; Collage: POMCANYS Marketing AG
                                                          MediData-Netz                                          Die Fotos sind unter Einhaltung der Corona-Sicherheitsmassnahmen entstanden.   Thomas Heiniger, Präsident Spitex Schweiz
                                                           wechseln!

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                                                                                                                        Funktionen für Ihr Smartphone oder Tablet.                                                            facebook.com/SpitexSchweiz
SPITEX MAGAZIN - Die Spitex hat viele Leistungen aus einer Hand zu bieten
4          PUBLIREPORTAGE                                                                SPITEX MAGAZIN 2 / 2021 | APRIL/MAI    SPITEX MAGAZIN 2 / 2021   |  APRIL/MAI                                                                         AUFTAKT
                                                                                                                                                                                                                                                                     5
Spitex Kanton Zug: Gesunde IT-Infrastruktur                                                                                         Indirekter Gegenvorschlag zur
für eine innovative Pflegeorganisation                                                                                              Pflegeinitiative angenommen
Die Spitex Kanton Zug lagert ihre IT-Infrastruktur an die Infoniqa SQL AG aus. Dank Managed Services
aus dem Schweizer Rechenzentrum der Infoniqa profitiert die Pflegeorganisation von höchster Verfüg-                                 Die Verbände der Leistungserbringer begrüssen den vom Parlament verabschie-
barkeit und Skalierung ihrer IT-Umgebung bei gleichzeitiger Sicherheit.                                                             deten indirekten Gegenvorschlag zur Pflegeinitiative: Ein Kompromiss in letzter
                                                                                                                                    Minute hat einer substanziellen Vorlage zum Durchbruch verholfen.
Sicherheit ist für die Spitex Kanton Zug    SQL AG. Carina Brüngger resümiert:                                                      Red. Der indirekte Gegenvorschlag zur Volks-      den. Hintergrund des Kompromisses war eine     te Gegenvorschlag nimmt berechtigte An-
zentral, arbeitet sie doch mit              «Die Offerte war stimmig, das                                                           initiative «Für eine starke Pflege» (Pflegeini­   Annäherung der beiden Kammern: Mit der         liegen der Pflegeinitiative auf, hat aber den
hochsensiblen, personenbezogenen            Preisleistungsverhältnis hat uns                                                        tiative) ist vom Parlament angenommen             Verpflichtung aller Kantone zu Weiterbil-      Vorteil, dass seine Umsetzung rascher er-
Daten aus dem Gesundheitswesen.             überzeugt und nicht zuletzt waren die                                                   worden. Lange hatte es allerdings nach einer      dungsbeiträgen («Muss»-Formulierung) und       folgen kann und die wichtigen Pfeiler ein-
Meinrad Häusler, Leiter IT Spitex Kanton    Referenzen sehr gut.»                                                                   Pattsituation zwischen den beiden Parla-          der Kompetenzerweiterung des Pflegefachper-    geschlagen worden sind. Ein grosser Dank
Zug, führt aus: «Wir sind ein kleines IT-                                                                                           mentskammern ausgesehen, aber dann                sonals ohne Vereinbarung mit den Versiche-     gilt Ständerat Erich Ettlin und weiteren
Team und ein Ausfall - personell oder der   Sie fügt weitere positive Aspekte hinzu:                                                ­einigten sie sich in der Frühlingssession auf    rern wurde den Forderungen der grossen Kam-    konsensorientierten Mitgliedern des Parla-
Infrastruktur - hätte massive Folgen.»      «Die Infoniqa ist ein Schweizer                                                          Antrag der Einigungskonferenz doch auf ei-       mer Rechnung getragen. Um die von der          ments, die den Weg dazu geebnet haben.
                                            Unternehmen, das von den Inhabern                                                        nen soliden Kompromiss. Dieser war wesent-       kleinen Kammer befürchtete ungerechtfertig-        Geebnet wurde aus Sicht der Arbeitge-
Rund 260 Mitarbeitende der                  geführt wird. Die Infoniqa hat unsere                                                    lich auch von Erich Ettlin, Vorstandsmitglied    te Mengenausweitung zu vermeiden, sollen in    berverbände damit auch der Weg zum
Pflegeorganisation nutzen 220 mobile        Bedürfnisse verstanden.»                                                                 von Spitex Schweiz, im Ständerat einge-          den Administrativverträgen zwischen den Ver-   Rückzug der Pflegeinitiative. Das Initiativ-
Geräte sowie 150 Notebooks und PCs.                                                                                                  bracht worden – und wurde am 19. März 2021       bänden der Leistungserbringer und den Ver-     komitee muss dies aber nicht sofort ent-
Carina Brüngger, Geschäftsführerin der      Im Rahmen des Fünf-Jahres Outsourcing-                                                   von Ständerat (43:0 Stimmen) und National-       bänden der Krankenversicherer entsprechen-     scheiden, denn der Ständerat wird in der
Spitex Kanton Zug, ergänzt: «Unsere         Vertrages zeichnet die Infoniqa                                                          rat (195:1 Stimmen) klar angenommen.             de Kontrollmechanismen verankert werden.       Sommersession noch formell über die Ini-
Infrastruktur wurde von einem kleinen       verantwortlich für den Betrieb der IT-                                                       Kern der Vorlage bilden eine Ausbildungs-                                                   tiative abstimmen. Der Schweizer Berufs-
Team intern betreut. Ein Abgang liess uns   Infrastruktur und garantiert dabei der                                                   offensive und die Kompetenzerweiterung des       Unklar, ob Initiative zurückgezogen wird       verband der Pflegefachfrauen und Pflege-
unsere Strategie überdenken. Wir wollten    Spitex Kanton Zug mit ihrem                                                              Pflegepersonals. Damit sollen der sich in den    Die Arbeitgeberverbände der Pflege be-         fachmänner (SBK) schreibt in einer
wie erwähnt die Sicherheit erhöhen.»        «Infrastructure as a Service» die            Meinrad Häusler, Leiter IT Spitex Kanton    nächsten Jahren akzentuierende Fachkräfte-       grüssen dieses Zeichen zur raschen Stär-       Medienmitteilung, dass das Initiativkomi-
                                            Verfügbarkeit und Skalierbarkeit ihrer IT-   Zug, freut sich: «Wir haben nun eine        mangel behoben, die Rahmenbedingungen der        kung der Pflege und sind überzeugt, dass       tee im Juni entscheide, ob es an der Initia-
Hohe Datenschutzanforderungen               Umgebung. Infoniqa verantwortet zudem        24-Stunden-Abdeckung. Ein Ausfall wird      Pflege verbessert und dem Beruf die gebüh-       mit dem Vorschlag der bestmögliche Kom-        tive festhält und sie zur Volksabstimmung
Die Spitex Kanton Zug entschied sich für    den Netzwerk-Betrieb an den insgesamt        sofort aufgefangen und das Wissen ist       rende Anerkennung entgegengebracht wer-          promiss gefunden worden ist. Der indirek-      bringt – oder sie zurückzieht.
ein Outsourcing der IT-Infrastruktur. Im    fünf Standorten der Spitex. Der Managed      auf mehrere Personen verteilt.»
Pflichtenheft für die Auslagerung standen   Service wird im Schweizer
die hohen Datenschutzanforderungen          Rechenzentrum der Infoniqa betrieben         Die Vorteile liegen auf der Hand:
des Gesundheitswesens, welche               und ermöglicht der Spitex Kanton Zug                                                    Vielfältiger Tag der Kranken                      enten am Tag der
komplett erfüllt werden mussten, ganz       eine zukunftsgerichtete und sichere          •    Sicherheit                                                                              Kranken ein klei-
oben. Weitere Vorgaben waren die            IT Plattform.                                •    Erfüllung aller Datenschutzvorgaben   Red. «Verletzlich, aber stark» lautete das        nes Geschenk –
24/7-Verfügbarkeit sowie eine nahtlose                                                   •    Verfügbarkeit                         Motto vom «Tag der Kranken» am 7. März            dieses Jahr war es
Skalierung der Umgebung.                    Dabei wird auch der Datenschutz              •    Skalierbarkeit                        2021. Zwar waren die sonst so beliebten Ver-      eine Spitex-Trinkfla-
                                            gewährleistet, welcher eine grosse           •    Zukunftsgerichtete Plattform          anstaltungen und Konzerte wegen der Pande-        sche, wie die Organi-
Nach der Prüfung verschiedener Offerten     Vertrauensbasis gegenüber den                •    Managed Service im Schweizer          mie nicht möglich, aber es gab trotzdem           sation schreibt: «Ein
entschied man sich bei der Spitex Kanton    Kundinnen und Kunden der Spitex                   Rechenzentrum                         schweizweit über 80 Aktionen. So führten          Geschenk, das ihnen
Zug für Managed Services der Infoniqa       Kanton Zug darstellt. Als ISO 27001                                                     Spitex-Organisationen Geschenk­aktionen           hoffentlich eine kleine
                                            zertifiziertes Unternehmen hat die                                                      durch, teilweise in Zusammenarbeit mit dem        Freude in den Alltag
                                            Informationssicherheit für die Infoniqa      Bleiben auch Sie mit Ihren                 Schweizerischen Roten Kreuz. Einige Aktionen      bringt.»
                                            höchste Priorität.                           IT Infrastruktur-Ressourcen flexibel       riefen der Verein «Tag der Kranken», dessen
  Infoniqa SQL AG                                                                        und On-Demand. Dank den Managed            Mitglieder und zugewandte Organisationen
                                                                                                                                                                                      Claude Alain Di Gianvittorio
  IT-Kompetenz seit 1988                                                                 Services der Infoniqa SQL AG.              auch selbst ins Leben: eine Postkartenaktion
                                                                                                                                                                                      (Foto links, links) und Hansruedi Fritscher
  Baarermattstrasse 10, 6340 Baar ZG                                                                                                zum Beispiel oder ein klassisches Online-Kon-     erhalten von der Spitex Biel-Bienne
  Tel: 041 768 40 40 | www.infoniqa.ch                                                                                              zert. Seit über 15 Jahren überreicht die Spitex   Regio eine Spitex-Trinkflasche.
                                                                                                                                    Biel-Bienne Regio ihren Klientinnen und Kli-      Bilder: Spitex Biel-Bienne Regio
SPITEX MAGAZIN - Die Spitex hat viele Leistungen aus einer Hand zu bieten
6     DIENSTLEISTUNG                                                                    SPITEX MAGAZIN 2 / 2021   |  APRIL/MAI         SPITEX MAGAZIN 2 / 2021   |  APRIL/MAI                                                              DIENSTLEISTUNG
                                                                                                                                                                                                                                                                             7
                                                                                                                                           ist wichtig für das gesamte Gesundheitssystem der Schweiz, Spitex-Organisation ein grosses Interesse, dass eine mög-
                                                                                                                                           weil man damit nun eine Möglichkeit hat, Covid-19-­ lichst grosse Anzahl Mitarbeitende geimpft und dadurch ge-
                                                                                                                                           Erkrankungen, lange anhaltende Gesundheitseinschränkun- schützt sind. Ende Dezember haben wir ein umfassendes
                                                                                                                                           gen nach einer Covid-­19-­Erkrankung (’long covid’) und auch Dossier zum Thema zusammengestellt und auf dem Intra-
                                                                                                                                           Todesfälle zu verhindern», betont sie. «Sobald viele Perso- net veröffentlicht. Unsere Mitarbeitenden haben eine Zeit-
                                                                                                                                           nen geimpft sind, können die strengen Sicherheitsmassnah- gutschrift erhalten, um diese Unterlagen sorgfältig zu stu-
                                                                                                                                           men gelockert werden, da weniger Personen an Covid-19 dieren und als Entscheidungsgrundlage zu nutzen.» Er hofft,
                                                                                                                                           erkranken und die wenigen                                                                           dass sich die Zahl der
                                                                                                                                           Patientinnen und Patienten
                                                                                                                                           in Spitälern oder zu Hause
                                                                                                                                                                            «Wichtig sind ein einfaches                                        Geimpften bei der Spitex
                                                                                                                                                                                                                                               Nidwalden noch erhöht.
                                                                                                                                           behandelt werden können.         Anmeldeprozedere und dass                                          «Unser Ziel wären 60 Pro-
                                                                                                                                           Damit wird das Gesund-                                                                              zent der Mitarbeitenden.
                                                                                                                                           heitswesen entlastet.» Die       Impfungen während der                                              Wir gehen in einem Szenario
                                                                                                                                           Lockerung der Massnahmen                                                                            davon aus, dass uns im Som-
                                                                                                                                           sei wichtig, da schon jetzt      Arbeitszeit möglich sind.»                                         mer eine weitere Welle er-
                                                                                                                                           neben         gravierenden           Ursula Zybach, u.a. Vorstandsmitglied Spitex Schweiz           reichen könnte und dass uns
                                                                                               Larissa Häfliger, Spitex Nidwalden,        ­finanziellen Auswirkungen                                                                           dann eine grosse Zahl nicht
                                                                                               impft ihre Arbeitskollegin Jasmin           für Unternehmer und deren Angestellte sowie den Staat geimpfter Mitarbeiter wegbrechen könnte. Diese wenig er-
                                                                                               Steinegger Bild: Spitex Nidwalden
                                                                                                                                           auch soziale und gesundheitliche Probleme sichtbar würden freulichen Annahmen sind wegen der grösseren Ansteckung
                                                                                                                                           – wie psychische Erkrankungen, häusliche Gewalt, Suchtver- bei den mutierten Virusvarianten leider nicht undenkbar –
                                                                                                                                           halten, fehlende Bewegung, aber auch lückenhafte Ausbil- und um den Betrieb dann aufrechterhalten zu können,

Spitex-Mitarbeitende                                                                                                                       dungen und fehlende berufliche Perspektiven.                       bräuchten wir die 60-Prozent-Quote.» Sanktionen gegen
                                                                                                                                                                                                              Mitarbeitende, die sich nicht impfen lassen, gebe es keine.

werden geimpft und impfen
                                                                                                                                           Spitex-Personal wird geimpft – freiwillig!                         «Wenn es aber möglich wird, führen wir Lockerungen der
                                                                                                                                           Walter Wyrsch, Geschäftsführer der Spitex Nidwalden, be- Massnahmen für geimpfte Mitarbeitende ein.»
                                                                                                                                           tont die Verantwortung einer Spitex-Organisation für ihre
                                                                                                                                           Mitarbeitenden: «Wir pflegen seit März 2020 konstant zwei Impfen – ein solidarischer Akt?
                                                                                                                                           bis drei Covid-19-Patienten, und gleichzeitig leisten unsere Auch Ursula Zybach erachtet es als wichtig, dass Spitex-­
Die Organisation der Covid-19-Impfung obliegt den Kantonen. Entsprechend unter-                                                            Mitarbeitenden laufend Einsätze bei Personen, die auf ein Organisationen ihre Verantwortung den Mitarbeitenden ge-
                                                                                                                                           Testergebnis warten oder in Quarantäne sind. Dadurch sind genüber wahrnehmen und gute Rahmenbedingungen für die
schiedlich ist der Stand der Umsetzung. Im Folgenden wird am Beispiel ­Nidwalden                                                           unsere Mitarbeitenden exponiert und ich sehe es als unse- Impfungen schaffen. «Das bedeutet ein einfaches Anmeldepro-
aufgezeigt, wie das Spitex-Personal geimpft wird. Eine Public-Health-Spezialistin                                                          re Aufgabe an, alles zu ihrem Schutz zu unternehmen.» Dann zedere und dass Impfungen während der Arbeitszeit ermöglicht
                                                                                                                                           blickt Walter Wyrsch auf die Impfaktionen für seine Mitar- werden.» Sie ist überzeugt, dass diese Faktoren dazu beitragen
umreisst die Bedeutung der Impfung für das ­gesamte Gesundheitswesen. Und es wird                                                          beitenden zurück, bei welchen der Impfstoff von Moderna können, die Impfbereitschaft beim Personal zu erhöhen. Und
berichtet, wie die Spitex in den Kantonen Genf und Waadt beim Impfen zu Hause hilft.                                                       zum Einsatz kam: «Ende Dezember haben wir die Anmelde- sie geht davon aus, dass «Spitex-­Mitarbeitende die grossen
                                                                                                                                           möglichkeit eröffnet. Diese wurde relativ rasch genutzt und ­Risiken einer Covid-19-Erkrankung und deren mögliche Folgen
                                                                                                                                           40 Prozent der Mitarbeitenden meldeten sich für die Imp- kennen und einschätzen können, wie sicher eine Impfung ist,
         Der Bund verteilt die Covid-19-Impfdosen gemäss einem auf       und Klienten – häufig Risikopersonen – ebenfalls prioritär        fung an.» Die ersten Mitarbeitenden erhielten am 22. Janu- die von Swissmedic zugelassen wurde.» Gemäss jetzigem Wis-
         Bevölkerungszahl und -struktur beruhenden Verteilschlüssel      geimpft wird. Die EKIF antwortete, dass es ­erfolgversprechend    ar im Rahmen einer Impfaktion in einer Alterssiedlung über-
         an die Kantone. Voraussetzung für die Umsetzung der Impf-       sein könnte, wenn die Spitex-­Kantonalverbände direkt bei ih-     zählige Impfdosen. Am 3. Februar wurden 30 weitere
         strategie durch die Kantone ist, dass genügend Impfdosen        ren kantonalen Krisenorganisationen für eine höhere Impf-         Mitarbeitende erstmals geimpft, wobei man wegen Impf-                Ein Online-Modul zur Covid-19-Impfung
         zur Verfügung stehen, Impfkonzepte erstellt sind und die        priorität des Spitex-Personals einstünden. In einigen Kanto-      stoff-Mangels priorisieren musste: «Wir gingen nach dem              Covid-19-Impfstoffe erfordern eine sehr spezifische Schulung hinsicht-
         Impflogistik aufgegleist ist. Das Bundesamt für Gesundheit      nen zeigten diese Vorstösse Wirkung – inzwischen gibt die         Pensum vor», erläutert Walter Wyrsch. Am 3. März erhielt             lich der Lagerung, des Transports oder auch der Übertragung der Flüs-
         (BAG) und die Eidgenössische Kommission für Impffragen          schweizweite Impfpraxis ein heterogenes Bild ab: In einigen       diese Gruppe die zweite Impfung; gleichentags wurden 30              sigkeit in die Spritze. Darum haben die Genfer Spitex-Organisation imad
         (EKIF) hatten gemäss ihrem Dokument «Covid-19-Impfung           kleineren Kantonen konnte sich das impfwillige Spitex-Per-        weitere Personen zum ersten Mal und am 31. März zum zwei-            und das Genfer Universitätsspital gemeinsam ein Online-Modul zu den
         von Gesundheitspersonal mit Patientenkontakt und Betreu-        sonal bereits beide Impfdosen verabreichen lassen. In Zürich      ten Mal geimpft. Walter Wyrsch bezeichnet diese Impfakti-            Impfstoffen von Pfizer/BioNtech und Moderna entwickelt. Es richtet
         ungspersonal von besonders gefährdeten Personen» dem            hingegen, dem bevölkerungsreichsten Kanton, bietet sich           onen als «logistische Herausforderung», für die sehr grosse          sich an Gesundheitsfachpersonal und ist in Französisch kostenlos auf der
         Spitex-Personal eine tiefere Impfpriorität zugewiesen als       dem impfbereiten Spitex-Personal frühestens ab Mitte April        Räumlichkeiten und genügend Parkplätze benötigt wurden.              E-Learning-Plattform für Covid-19 verfügbar. Das interaktive Modul
         dem Personal von Spitälern und Heimen. Spitex Schweiz un-       die Gelegenheit zur Impfung [Stand Artikel: 30.03.2021].          Die Impfungen fanden schliesslich in einem unentgeltlich             widmet sich den drei Schritten Entgegennehmen und Vorbereitung des
         terstützt die Impfkampagne des BAG und begrüsst es, dass           Ursula Zybach, Präsidentin von Public Health Schweiz,          zur Verfügung gestellten Pfarreizentrum statt.                       Kits, Vorbereitung der Dosen sowie Verabreichung. Es wird durch ein
         das Spitex-­Personal sich impfen lässt. Deshalb intervenierte   Berner Grossrätin, Präsidentin des Spitex-Kantonalverban-             Dabei gilt stets: Eine Impfung ist und bleibt freiwillig. «Die   Quiz abgeschlossen. Den Link zum Modul gibt es unter www.imad-ge.ch/
         der Dachverband und forderte, dass das Spitex-Personal auf-     des Bern und Vorstandsmitglied von Spitex Schweiz, be-            Impfung ist ein Entscheid, den jede und jeder für sich fällen        vaccination-covid-19-imad-lance-une-nouvelle-formation-en-ligne
         grund der Nähe und des täglichen Kontakts zu Klientinnen        leuchtet das Impfen aus Public-Health-Sicht. «Die Impfung         muss», bestätigt Walter Wyrsch. «Dennoch haben wir als
SPITEX MAGAZIN - Die Spitex hat viele Leistungen aus einer Hand zu bieten
SPITEX MAGAZIN 2 / 2021   |  APRIL/MAI                                                            DIENSTLEISTUNG
                                                                                                                                                                                                                                                                                                     9
                                                                                                                                                                  sensstand ist erwiesen, dass man mit der Impfung primär sich mit der Impfung von immobilen Personen im Alter von 65 bis
                                                                                    CAS Teamleiterin/Teamleiter                                                   selbst schützt. Erste Daten deuten zudem darauf hin, dass 74 Jahren sowie von immobilen P­ ersonen unter 65 Jahren, de-
                                                                                    im Gesundheitswesen                                                           Geimpfte auch andere schützen, was aber noch nicht umfas- ren Vulnerabilität von einem Attest bescheinigt wird.
                                                                                    Start: 23. September 2021                                                     send belegt ist. Ursula Zybach ist überzeugt, dass die Impfung      Im Kanton Waadt wurde die Spitex-Organisation Avasad

    WEITER                                                                          Mehr unter: www.stadt-zuerich.ch/sgz                                          in jedem Fall auch ein solidarischer Akt ist: «Es gibt weniger (Association vaudoise d’aide et de soins à domicile) mit ihren
                                                                                                                                                                  Ausfälle wegen Erkrankungen an Covid-19 und damit eine 49 sozialmedizinischen Zentren (SMZ) in das kantonale Impf-

    KOMMEN                                                                          Wir bilden. Karrieren.                                 SGZ Campus
                                                                                                                                                                  ­tiefere Gesamtbelastung des Teams. Zudem wird es früher programm integriert. Die SMZ kontaktierten 24 000 Personen,
                                                                                                                                                                   möglich sein, die strengen
                                                                                                                                                                   Massnahmen zu lockern. Und      «Unsere Mitarbeitenden
                                                                                                                                                                                                                                                                    die Pflege und Unterstützung
                                                                                                                                                                                                                                                                    zu Hause erhalten, um zu er-
                                                                                                                                                                   allenfalls werden die Studien                                                                    mitteln, wer für eine Impfung
2020113-SGZ Anzeige Spitex Mag_184 x 61.indd 1                                                                                              16.03.2021 14:01:23    eben doch zeigen, dass man      sind stolz darauf, an dieser                                     zu Hause infrage kommt.
                                                                                                                                                                   auch andere vor der Erkran-                                                                      AVASAD bildete daraufhin
Nationale                                                       «Demenzprävention: Möglichkeiten und Grenzen»                                                      kung schützt, wenn man sich     Impfaktion teilzunehmen.»                                        23 mobile Impfteams: Vor
Demenzkonferenz                                                                    Erweitern Sie mit uns Ihr Wissen.                                               impfen lässt.»                       Olivier Perrier-Gros-Claude, imad                           Ort arbeiteten die Mitarbei-
 29. April 2021                          Online
                                                                                                                                                                       Spitex Schweiz erinnert                                                                      tenden der SMZ in Zweier-
                                                         Können wir Demenz verhindern?
                                                         Wie lässt sich das Risiko mindern, an Alzheimer oder an einer anderen Demenz-
                                                                                                                                                                   daran, dass immobile Personen in der Impfstrategie nicht gruppen mit dem Personal des Zivilschutzes zusammen, um
                                                         form zu erkranken? Was hat sich in der Behandlung von Demenzerkrankungen                                  vergessen gehen dürfen. Sie sollen sich zu Hause impfen las- ein hohes Mass an Sicherheit zu gewährleisten. «Der Wunsch
                                                         bewährt? Wo besteht Handlungsbedarf? Diesen und vielen Fragen mehr gehen                                  sen können. In einigen Kantonen verabreichen mobile Impf- des Kantons, den Impfstoff bis ins Zuhause der Menschen zu
                                                         ausgewiesene Expert*innen an der ersten Nationalen Demenzkonferenz nach.                                  teams den impfbereiten Bewohnerinnen und Bewohnern bringen, hat alle Fachpersonen im System motiviert und sie
                                                                                                                                                                   von Alters- und Pflegeheimen sowie immobilen Personen zu waren mit Begeisterung an dieser besonderen Aktion betei-
                                                         Referierende, Programm und Anmeldung unter: demenz-konferenz.ch                                           Hause die Impfung. «Für all diejenigen, die sich noch ein we- ligt», sagt Susana Garcia, Geschäftsführerin von AVASAD. Bis
                                                                                                                                                                   nig bewegen können, gibt es zudem einfache u    ­ nterstützende zum 25. März hatten fast 2050 Klientinnen und Klienten mit
                                                                                                                                                                   Massnahmen wie etwa den Fahrdienst des Roten Kreuzes», Mobilitätseinschränkungen die erste Dosis des Impfstoffs er-
                                         © Hop’Toys
                                                                                                                                                                   ergänzt Ursula Zybach.                                          halten und fast 700 die zweite Dosis. Laut Blandine Strub, Spi-
                                                                                                                                                                                                                                   tex-Beraterin und Koordinatorin der Impfkampagne zu Hause,
                                                                                                                                                                   Die Spitex impft auch zu Hause                                  bringen die geimpften Personen viel Dankbarkeit für diese kan-
                                                                                                                                                                   Auch die Spitex selbst hilft beim Impfen mit: In den Kanto- tonale Dienstleistung zum Ausdruck. «Sie empfangen die Impf-
                                                                                                                                                                   nen Genf und Waadt werden seit Mitte Februar die beson- teams geradezu ’königlich’», sagt sie.
                                                                                                                                                                   ders vulnerablen Klientinnen und Klienten der Spitex mit star-
                                                                                                                                                                   ken Mobilitätseinschränkungen, die über 75 Jahre sind, zu                                     Francesca Heiniger, Flora Guéry
                                                                                                                                                                   Hause geimpft. Am 16. Februar 2021 hat das mobile Team
                                                                                                                                                                   der Genfer Spitex-­Organisation imad (institution genevoise Drei Spitex-Mitarbeiterinnen der Spitex am Puls, Villmergen,
                                                                                                                                                                   de maintien à domicile) im Rahmen eines Pilotprojekts in Zu- und der Spitex Muri (beide AG) erzählen im «peer-to-peer»-
                                                                                                                                                                   sammenarbeit mit dem Genfer Universitätsspital (HUG) den Video des BAG, weshalb sie sich impfen lassen. Das Video
                                                                                                                                                                   ersten 86-jährigen Klienten zu Hause geimpft. Das Projekt, ist ab 16.4.2021 auf der Website des BAG und der Website
                                                                                  Wir bringen Leben in Ihre Vorsorge                                               bei dem schlussendlich 30 gefährdete Klienten von imad von S­ pitex Schweiz aufgeschaltet.
                                                                                                                                                                   geimpft wurden, war erfolgreich. «Die Klientinnen und Klien-
                                                                                                                                                                   ten sind dankbar, dass imad die Schwierigkeiten berücksich-     Anzeige
                                                                                      Als Spezialist für die Vorsorgebedürfnisse des schweizerischen
                                                                                                                                                                   tigt, die mit ihrer individuellen Situation verbunden sind und
                                                                                Gesundheitswesens bietet die SHP für jedes in diesem Bereich tätige
                                                                                                                                                                   die es ihnen nicht erlauben, die Impfung in einem dafür ein-
                                                                               Unternehmen, von Einzelfirmen bis zu Institutionen mit einigen hundert
                                                                                                                                                                                                                                      SAVE THE DATE!
                                                                                                                                                                   gerichteten Zentrum zu erhalten», erklärt Olivier Per-
                                                                                       Versicherten, intelligente und preisgünstige Vorsorgekonzepte.              rier-Gros-Claude, Einsatzleiter bei imad. Das Feedback aus
                                                                                                                                                                   dem Feld sei «sehr positiv»: «Unsere Mitarbeitenden sind
                                                                                              Sie möchten Ihre berufliche Vorsorge optimieren?                                                                                          Fachsymposium Palliative Care
                                                                                                                                                                   stolz darauf, an dieser Aktion teilzunehmen. Derzeit sind 14
                                                                                          Dann kontaktieren Sie unsere Experten für ein kostenloses
                                                                                                                                                                   von ihnen bezüglich der Besonderheiten des Impfstoffs ge-            «Schmerz lass nach …»
                                                                                                             und unverbindliches Beratungsgespräch.                schult worden und führen die Impfung zu Hause durch.»
                                                                                                                                                                                                                                        Schmerzen in der Palliative Care –
                                                                                                                                                                   Letztendlich soll das Team um zehn weitere Pflegefachperso-          Interdisziplinär und interprofessionell betrachtet
                                                                                                                                                                   nen ergänzt werden. «Bis zum 19. März haben unsere Teams
                                                                                                                                                                   1035 Menschen geimpft», berichtet er. «Zuvor mussten wir             19. August 2021, 09.00 – 17.00
                                                                                                                                                                                                                                        Auditorium M. E. Müller, Inselspital, Bern
                                                                                                                                                                   uns in sehr kurzer Zeit an die mit dem Impfstoff ­verbundenen
                                                                                                                                                                   Vorgaben anpassen und standen vor enormen logistischen,              Weitere Informationen finden Sie unter:
                                                      Pensionskasse SHP, Kronenplatz 1, 8953 Dietikon, Telefon 044 268 90 60, www.pkshp.ch                         menschlichen und organisatorischen Herausforderungen.»               www.palliativzentrum.insel.ch, www.palliativebern.ch
                                                                                                                                                                   Ein neues Team namens «Vaccimad» beginnt am 12. April
SPITEX MAGAZIN - Die Spitex hat viele Leistungen aus einer Hand zu bieten
10       GESELLSCHAFT                                                                       SPITEX MAGAZIN 2 / 2021   |  APRIL/MAI         SPITEX MAGAZIN 2 / 2021   |  APRIL/MAI                                                                  GESELLSCHAFT
                                                                                                                                                                                                                                                                             11
                                                                                                                                           punkt steht ein Mensch, der im Moment eingeschränkt in
                                                                                                                                           seiner Freiheit und seiner Entscheidungs- und Handlungs-
                                                                                                                                           kompetenz ist und ein medizinisches Anliegen hat. «Seit-
                                                                                                                                           dem ich hier bin, schlafe ich schlecht», sagt Martin B., blickt
                                                                                                                                           zu Boden und presst die Lippen aufeinander. Beim Zuhören
                                                                                                                                           registriert Monika Lüthi seine Nervosität, seine innere Un-
                                                                                                                                           ruhe. Die erfahrene Psychiatriefachfrau hört genau hin, als
                                                                                                                                           er seine psychische Situation schildert. Dabei wirkt sie
                                                                                                                                           freundlich und fürsorglich. Schliesslich sagt sie: «Ich schla-
                                                                                                                                           ge vor, dass Sie heute Nachmittag mit dem Gefängnisarzt
                                                                                                                                           reden. Wenn es für Sie so recht ist, hole ich Sie um 13.30 Uhr
                                                                                                                                           in der Zelle ab und bringe sie zum Arztzimmer. Ist das für Sie
                                                                                                                                           so in Ordnung?» Martin B. nickt.

                                                                                                                                           So kam es zur Zusammenarbeit
                                                                                         Spitex-Mitarbeiterin Monika Lüthi und
                                                                                         Stephan Rohr, Leiter des Untersuchungs-
                                                                                                                                           Seit 2012 arbeitet der diplomierte Justizvollzugsexperte
                                                                                                                                           Stephan Rohr im Untersuchungs- und Strafgefängnis Nid-
                                                                                                                                                                                                              «Wenn man direkt und klar
«Überall für alle»:                                                                                                                                                                                           kommuniziert, herrscht
                                                                                         und Strafgefängnisses Nidwalden,
                                                                                                                                           walden. Als er 2017 die Leitung übernahm, machte er sich
                                                                                         im Gespräch. Bilder: Beatrix Bächtold
                                                                                                                                           Gedanken, wie man die Gesundheitsversorgung der Insassen
                                                                                                                                                                                                              trotz den speziellen
Spitex Nidwalden arbeitet
                                                                                                                                           optimieren könnte. Grosse Gefängnisse verfügen immer über
                                                                                                                                           einen eigenen Gesundheitsdienst. Im relativ kleinen Unter-
                                                                                                                                           suchungs- und Strafgefängnis Stans mit seinen maximal              Bedingungen Respekt und

auch im Gefängnis
                                                                                                                                           24 Plätzen richteten zum damaligen Zeitpunkt die Mitarbei-
                                                                                                                                           tenden die Medikamente, führten die Triage durch und assis-        Anstand.»
                                                                                                                                           tierten dem Gefängnisarzt bei der Behandlung. «Aber irgend-        Stephan Rohr, Gefängnisleiter
                                                                                                                                           wie passte das mit der Aufgabenzuteilung eines Betreuers
                                                                                                                                           nicht zusammen. Schliesslich hat ja auch der Insasse ein          Und so können in der Regel auch die Spitex-­Mitarbeiterinnen
Seit Oktober 2019 ist die Spitex Nidwalden, gestützt auf eine Leistungs­                                                                   Recht auf das Arztgeheimnis», sagt der 40-Jährige. Schon          mit dem Insassen allein im Raum sein. «Wenn wir allerdings
                                                                                                                                           seit Jahren bestand eine Zusammenarbeit mit der Spitex in         von uns aus merken, dass eine Person labil ist und eine ge-
vereinbarung mit dem Kanton, fester und geschätzter Bestandteil                                                                            der Pflege, denn vor allem die Insassen aus der Drogenszene       wisse Gefährdung möglich ist, begleiten wir die Spitex-Mit-
des medizinischen Alltags im Untersuchungs- und Strafgefängnis Stans.                                                                      haben offene Wunden und benötigen fast täglich eine Wund-         arbeiterin», erklärt Stephan Rohr. Doch an diesem Diens-
                                                                                                                                           behandlung. «Wir haben immer gute Erfahrungen mit der             tagvormittag scheint dies nicht der Fall zu sein.
                                                                                                                                           Spitex gemacht. Und so kam uns sofort die Spitex Nidwal-
         Die kühle, klare Luft macht an diesem Dienstagmorgen Hoff-       beitete danach wieder in der Akutpsychiatrie. Seit 2014 ist      den in den Sinn. Sie erschien uns als diejenige Organisation,     Abgrenzung schafft Klarheit
         nung auf einen neuen guten Tag. Als die Sonne hinter den Ber-    sie im Team der Spitex Nidwalden für die ambulante Psych-        die uns am besten unterstützen kann und die besten Dienst-        Bernhard U. sagt «Grüezi», als er das Arztzimmer betritt. So-
         gen hervorblitzt, fährt Spitex-Mitarbeiterin Monika Lüthi vor    iatrie zuständig. «Mich interessieren die Hintergründe. Was      leitungen erbringt», berichtet er und erklärt dann den neu        fort beginnt er von den Schmerzen im Unterschenkel zu er-
         dem eher unscheinbaren zweistöckigen Gebäude am Ortsrand         macht den Menschen aus, und was machte ihn so, wie er ist.       aufgegleisten Ablauf: Einmal pro Woche kommt der Gefäng-          zählen. Diese kämen periodisch einfach so, ohne besonderen
         von Stans vor. Sie lässt Smartphone und Tasche im Auto und       Neugier ist nicht das richtige Wort – Interesse an Lebens­       nisarzt zur Arztvisite, zu der sich die Insassen mittels eines    Anlass. «Im Moment ist es nicht nötig, dass sich der Arzt das
         geht zielstrebig in Richtung Portal. Drinnen begrüssen sie die   geschichten trifft es besser», erklärt die 63-Jährige ihre Mo-   Meldezettels anmelden können. Vormittags kommt die Spi-           anschaut. Ich verordne Ihnen eine Salbe aus dem Medika-
         Gefängnismitarbeitenden. Schnell noch die Spitex-Schürze,        tivation. Doch zurück ins Arztzimmer, wo Martin B. gegen-        tex-Mitarbeiterin und prüft, ob unbedingt ein Arzt erforder-      mentenschrank des Gefängnisses. Wenden Sie die Salbe
         das Namensschild, einen Schlüsselbund und ein Handy für den      über von Monika Lüthi Platz nimmt. Der junge Mann wirkt          lich ist, oder ob sie das genauso gut erledigen könnte. Dem       zweimal täglich an. Falls es innerhalb von einer Woche nicht
         internen Gebrauch gefasst – und schon gehts weiter ins Arzt-     verstört. Seit zwei Tagen ist er in Untersuchungshaft. So        Arzt übermittelt sie dann eine Liste der Patienten und deren      besser wird, melden Sie sich einfach wieder», schlägt Moni-
         zimmer. Gleich wird ihr ein Gefängnismitarbeiter den ersten      heisst die Zwangsmassnahme, welche die Staatsanwalt-             Anliegen, damit er sich schon einmal darauf einstellen kann.      ka Lüthi vor. Bernhard U. nickt, bedankt sich. Als Nächster
         Klienten bringen. Nennen wir ihn Martin B.                       schaft während einer Ermittlung beantragen kann. Obwohl          «Das entlastet den Gefängnisarzt enorm», zieht er Bilanz.         erscheint Kevin F. Der junge Mann ist blass. Mit zitternder
                                                                          bis zur Urteilsverkündung die Unschuldsvermutung gilt, ist           Im Untersuchungs- und Strafgefängnis Stans leben im           Stimme bittet er Monika Lüthi, seine aktuelle Dosis Metha-
         Ein Klient wie jeder andere                                      Martin B. nun hinter Gittern. Entweder weil man befürch-         Moment 20 Insassen im Alter von 19 bis 54 Jahren. Die De-         don auf 100 Milligramm zu erhöhen. Monika Lüthi schreibt
         Die Spitex-Mitarbeiterin hat vorwiegend in Psychiatrien,         tet, er könnte beispielsweise untertauchen oder Zeugen be-       likte reichen von der nicht bezahlten Busse bis hin zum           das Anliegen auf und leitet es an den Gefängnisarzt weiter.
         aber auch im Akutspital eine Ausbildung in der klassischen       einflussen; oder auch weil die dringende Gefahr besteht,         schweren Gewaltverbrechen. Am häufigsten vertreten sind           Drei Klienten. Drei Schicksale. Doch der Kontakt bleibt im-
         psychiatrischen Krankenpflege durchlaufen. Später half sie       dass eine angedrohte Straftat umgesetzt werden könnte.           Widerhandlungen gegen das Betäubungsmittelgesetz.                 mer sachlich, professionell. Privates ist nie ein Thema. «Im
         drei Jahre lang mit, im Rahmen der Schweizer Entwicklungs-           Warum auch immer; die Hintergründe sind der Spitex-­         Stephan Rohr kennt die meisten Insassen beim Namen. «Der          Gefängnis fühle ich mich sicher. Als Psychiatriefachfrau habe
         hilfe auf den Philippinen eine Psychiatrie aufzubauen. Nach      Mitarbeiterin nicht bekannt. Für ihre Arbeit tun sie auch        angemessene Umgang ist eine tägliche Herausforderung.             ich gelernt, keine Berührungsängste zu haben», sagt sie. Für
         ihrer Rückkehr in die Schweiz übernahm sie die Pflegedienst-     nichts zur Sache. Weil Martin B. für Monika Lüthi ein Klient     Aber wenn man direkt und klar kommuniziert, herrscht trotz        den Extremfall hat Monika Lüthi einen Notrufknopf griffbe-
         leitung im Alters- und Pflegeheim Ennetbürgen NW und ar-         wie jeder andere ist, ist sein Delikt kein Thema. Im Mittel-     den speziellen Bedingungen Respekt und Anstand», sagt er.         reit. «Den musste ich aber noch nie betätigen.»
SPITEX MAGAZIN - Die Spitex hat viele Leistungen aus einer Hand zu bieten
SPITEX MAGAZIN 2 / 2021   |  APRIL/MAI                                                                   GESELLSCHAFT
                                                                                                                                                                                                                                                           13
                                                                Ihr Leben.
                                                                Unser Arbeits-                                             Nur sehr selten verleihe ein Insasse seinem Unmut Aus-
                                                                                                                       druck. So ein Gefühlsausbruch kann je nach Temperament
                                                                modell.                                               leise und auch etwas lautstark sein. Hinter Gittern, mit
                                                                                                                      Schmerzen, Ungewissheit, Reue oder auch Zorn über die ei-
                                                                                                                      genen falschen Erwartungen – das sei schon eine spezielle
                                                                                                                      Situation. «Aber das geschieht immer aus der Situation
                                                                                                                      ­heraus und richtet sich nie gegen meine Person», erklärt sie.

               NEU                                                                                                     Relativ selten kommt es vor, dass ein Klient mit einem an-

                       eer
               CAS Caprm
                                                                                                                       deren Anliegen an Monika Lüthi gelangt – weil er zum Bei-
                           t
               Develo en
                                                                  Pflegefachfrau/-mann HF/FH                           spiel ein Problem mit dem Essen oder der «Wohnsituation»
                                                                  Temporär. Fest. Springer.                            hat. Dann verweist Monika Lüthi immer konsequent auf die
                            ion mit                               Pool: Wir finden für Sie
                In Koop
                        erat                                                                                           Mitarbeitenden des Gefängnisses. «Wir sind für die Gesund-
                                                                  jenes Arbeitsmodell, das
                                                                  zu Ihrem Lebensplan passt.                           heit zuständig, nicht aber für den Alltag im Gefängnis. Es
                                                                  Neben beruflichen Heraus-                            muss eine Balance geben zwischen Empathie und Abgren-

Coach werden
                                                                  forderungen bieten wir Ihnen                         zung. Aber das ist ja in unserem Beruf sowieso immer der
                                                                  attraktive Sozialleistungen,
                                                                                                                       Fall», sagt sie. «Der Klient weiss das und begreift das auch,
                                                                  Vergünstigungen und ge-
                                                                  zielte Weiterbildungen.
                                                                  Wann sind Sie zur Stelle?
                                                                                                                       sobald er spürt, dass er ernst genommen wird.»
                                                                                                                           Es ist Dienstagnachmittag. Monika Lüthi öffnet die Türe
                                                                                                                                                                                         «Im Gefängnis fühle ich
10-tägiger Lehrgang mit verschie-
denen Konzepten, Basistheorien und
                                                                                                                      zur Zelle von Martin B. «Grüezi Herr B. Wir haben ja gesagt,
                                                                                                                      dass ich Sie zur Arztvisite abhole. Das ist jetzt so weit. Sie
                                                                                                                                                                                         mich sicher. Als Psychiatrie-
Tools für erfolgreiches Coaching.                                                                                     dürfen mitkommen», sagt sie. Die beiden gehen zum Arzt-            fachfrau habe ich gelernt,
                                                                 www.careanesth.com                                    zimmer, der Klient betritt es, Monika Lüthi wartet vor der
 www.coach-werden.ch                                             T +41 44 879 79 79
                                                                                                                       Tür. Was drinnen abläuft, unterliegt dem Arztgeheimnis.           keine Berührungsängste zu
                                                                                                                           Monika Lüthi arbeitet bei der Spitex im 80-Prozent-­
                                                                                                                       Pensum. Den gelegentlichen Einsatz im Gefängnis teilt sie         haben.»
                                                                                                                       sich mit ihrer Spitex-Kollegin, die ebenfalls aus der Psychia­    Monika Lüthi, Spitex Nidwalden
Partner von:                                                                                                           trie kommt. «Psychiatrie-Pflegefachleute haben Erfahrung
                                                                                                                       im Umgang mit speziellen Menschen in ausserordentlichen          der Spitex ins Gefängnis. Diese haben keinen Kontakt zu den
                                                                                                                       Situationen», sagt sie. Die Leistungsvereinbarung mit dem        Insassen. Sie stellen lediglich die Medikamente gemäss der
                                                                                                                       Kanton beinhaltet auch das Management der vom Arzt ver-          Verordnung des Arztes nach dem Vieraugenprinzip für je-
                                                                                                                       ordneten Medikamente. Zu diesem Zweck kommen immer               den einzelnen Klienten zusammen. Diese werden dann von
                                                                                                                       am Mittwochnachmittag zwei Mitarbeitende aus dem Team            den Gefängnismitarbeitenden an die Insassen ausgeteilt.

                                                                                                                                                                                        Vergitterte Insel im Alltag
                                                                                                                                                                                        Vor ungefähr vier Jahren fragte das Gefängnis die Spitex an,
                                                                                                                                                                                        ob die Bereitschaft zu einer solchen Zusammenarbeit bestün-
                                                                                                                                                                                        de. «Die Geschäftsleitung arbeitete daraufhin eine Art Plan

                                                                                       Spitex-Mitglieder                                                                                aus. Unsere beiden Psychiatriefachfrauen banden wir früh in
                                                                                                                                                                                        diesen Prozess mit ein. Das war eine gute Idee», erklärt Esther
Unsere Produkte                                                                        profitieren                                                                                      Christen, Bereichsleitung Pflege und Mitglied der Geschäfts-
                                                                                       • Gratis Lieferung                                                                               leitung Spitex Nidwalden. Auf Erfahrungen anderer Spitex-­
für Ihren Schutz                                                                       • Kein Mindestbestellwert                                                                        Organisationen konnte man nicht zurückgreifen, weil der

                                          iba – Ihr Partner
Bei iba erhalten Sie eine grosse                                                       • Sonderkonditionen auf dem                                                                      ­Nidwaldner Weg Pioniercharakter hatte. Die Spitex-Mitarbei-
Auswahl an Hygieneprodukten                                                              gesamten iba Sortiment                                                                          tenden wurden polizeilich überprüft, denn obwohl die Men-

                                          rund ums Büro
zu Spitex-Vorzugskonditionen.                                                                                                                                                            schen in diesem Leistungsauftrag ganz normale Klienten sei-
Ob Hygienemasken, Desinfektions-                                                       Bei iba nicht als
                                                                                                                                                                                         en, sei das Gefängnis immer noch ein sensibler Bereich, erklärt
mittel oder auch Schutzwände,                                                          Spitex-Mitglied registriert?
                                                                                                                                                                                         Esther Christen. Nach fast eineinhalb Jahren zieht sie Bilanz:
wir liefern Ihnen alles kostenfrei                                                     Registrieren Sie sich unter
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ins Büro oder in Ihr Homeoffice.                                                       www.iba.ch/spitex                                                                                 kommt positive Rückmeldung und auch die Mitarbeitenden
                                                                                                                                                                                         fühlen sich wohl bei ihrem Auftrag. Natel abgeben und ein-
                                                                                                                                                                                         fach ungestört in Ruhe arbeiten – so eine Situation gibt es bei
        iba | OWIBA AG | Gewerbestrasse 16 | 3065 Bolligen | Tel. 0800 32 00 32 | member@iba.ch | www.iba.ch
                                                                                                                                                                                         der ‹normalen› Arbeit selten.»
                                                                                                                      Eine Zelle im Untersuchungs- und Strafgefängnis. Bild: zvg                                                      Beatrix Bächtold
SPITEX MAGAZIN - Die Spitex hat viele Leistungen aus einer Hand zu bieten
SPITEX MAGAZIN 2 / 2021   |  APRIL/MAI                                                                DIENSTLEISTUNG
                                                                                                                                                                                                         FOKUS
                                                                                                                                                                                                                              15
                                                                                         Wer im Reisebüro eine All-inclusive-Reise bucht, geniesst die
                                                                                         Dienstleistungen einer Fluggesellschaft und eines Taxifah-
                                                                                         rers genauso wie diejenigen eines Hotels und eines Veran-
                                                                                         stalters von Tagesausflügen – Kontakt hat er hierfür aller-
                                                                                         dings nur mit dem Reisebüro, das alles organisiert. Eine solche
                                                                                         «Reise» wird zunehmend auch von der Spitex erwartet: Kli-
                                                                                         entinnen und Klienten wollen von ihr alle benötigten Leis-
                                                                                         tungen der Pflege und Unterstützung «aus einer Hand» er-
                                                                                         halten. Doch welche Leistungen sind das genau? Wie wird
                                                                                         die Spitex zur Vollanbieterin? Und welche Vorteile bringt dies
                                                                                         allen Involvierten? Diese Fragen erörtert das Spitex Magazin
                                                                                         im Gespräch mit Gabriele Balestra, Direktor der Spitex von
                                                                                         Locarno und Vizepräsident von Spitex Schweiz.
                                                         «Zürcher Spitex-Mitarbeitende
                                                         zeigen verschiedene             Woher die Erwartungshaltung kommt
                                                         mögliche Spitex-Leistungen.     «Zuerst einmal ist es eine gesamtgesellschaftliche Entwick-
                                                         Bilder: Leo Wyden               lung, dass die Menschen zunehmend wollen, dass eine An-
                                                                                         sprechperson alles Mögliche nach ihren Wünschen für sie or-
                                                                                                                                                            «Wir sehen uns immer
                                                                                         ganisiert», erklärt sich Gabriele Balestra diese Entwicklung.
                                                                                         Der 51-jährige Volkswirtschaftler mit einem Master in ­Sozial-
                                                                                                                                                            häufiger mit Anfragen
                                                                                         und Gesundheitsmanagement ist seit gut 20 Jahren Direktor          von Menschen konfrontiert,

«Alles aus einer
                                                                                         der Locarneser Spitex-Organisation ALVAD (Associazione
                                                                                         Locarnese e Valmaggese di Assistenza e cura a Domicilio).          die unsere Hilfe bei der
                                                                                         Seit 2013 ist er zudem Vorstandsmitglied von Spitex Schweiz
                                                                                         und amtet seit 2019 als Vizepräsident des Dachverbandes.           Koordination brauchen.»
                                                                                         «Auch die kommenden Generationen von betagten Men-                 Gabriele Balestra

Hand» ist gefragt
                                                                                         schen werden es gewohnt sein, aus unzähligen Angeboten ’à
                                                                                         la carte’ auszuwählen. Und auf diese Freiheit werden sie auch     Alles aus einer Hand: Spezialisierungen
                                                                                         im Alter nicht verzichten wollen», fügt er an.                    Doch was genau wollen die Betroffenen von der Spitex neben
                                                                                             Doch nicht nur die steigenden Ansprüche führen zur ver-       der Grund- und Behandlungspflege aus einer Hand ­erhalten?
                                                                                         mehrten Forderung, dass die Spitex alles aus einer Hand an-       Erstens sind in den vergangenen Jahren spezia­lisierte Dienst-
                                                                                         bieten soll. Laut Bundesamt für Gesundheit (BAG) wird das         leistungen der Spitex immer gefragter geworden – beispiels-
                                                                                         Gesundheitssystem immer komplexer, weswegen insbeson-             weise Palliative Care (siehe Seite 32), Wundberatung, psycho-
                                                                                         dere vulnerable Personen zunehmend damit überfordert sind,        soziale beziehungsweise psychiatrische Pflege oder auch
Der Anspruch an die Spitex, «alles aus einer Hand» anzubieten, steigt stetig.            verschiedene Leistungserbringer selbst zu organisieren und        Demenzpflege. Gabriele Balestra ist überzeugt, dass diese
                                                                                         zu koordinieren. Sie sind darum auf eine koordinierte Versor-     Spezialisierungen für eine Spitex-Organisation längst ins
Klientinnen und Klienten wünschen sich von ihr zunehmend nicht «nur» Grund-              gung angewiesen, welche das BAG bereits 2015 zu einer Pri-        Pflicht-Repertoire ihres eigenen Angebots gehören, genauso
und Behandlungspflege, sondern auch Spezialdienstleistungen wie Palliative               orität seiner Tätigkeit erklärt hat. Besonders auf Koordinati-    wie Gesundheitsprävention oder auch das Beherrschen von
                                                                                         on angewiesen sei die zunehmende Zahl an älteren Menschen         modernen Technologien wie Sensoren, welche Kontrollen über
Care, hauswirtschaftliche Leistungen, einen 24-Stunden-Service sowie betreuerische       mit mehrfach chronischen Krankheiten – und besonders in           Distanzen hinweg ermöglichen. «Jede Spitex-­Organisation
Leistungen wie Begleitdienste. Wie die Spitex mit diesem steigenden Anspruch             der ambulanten Versorgung sei zunehmend die Pflege die zen-       muss diese Spezialdienste früher oder später in ihr Angebot
                                                                                         trale Ansprechpartnerin für solche Klientinnen und Klienten       aufnehmen. Denn nur als Vollanbieterin dieser Leistungen
umgehen und sich in Richtung Vollanbieterin entwickeln kann, wird im Einführungs­        und übernehme organisatorische Aufgaben für sie. «Auch bei        wird sie dem Anspruch gerecht, dass die Spitex längst zum Spi-
text diskutiert. Danach wird an Beispielen aufgezeigt, wie die Spitex Grenzen            der ALVAD machen wir die Erfahrung, dass viele ältere Men-        tal zu Hause geworden ist und dementsprechend die verschie-
                                                                                         schen zunehmend Hilfe bei der Koordination brauchen», be-         densten sowie äusserst komplexe Fälle versorgen kann.»
ziehen kann bezüglich der Frage, welche Leistungen sie selbst anbieten soll. Und         stätigt Gabriele Balestra. Dies sei auch damit erklärbar, dass
wie Fusionen oder auch viele Kooperationen dabei helfen, dass die Spitex alles           betagte Menschen hierbei immer seltener auf die Hilfe ihrer       Alles aus einer Hand: Spitex rund um die Uhr
                                                                                         Kinder zählen können – weil sie kinderlos sind, weil ihre Kin-    Zweitens steigen die zeitlichen Ansprüche an die Dienstleis-
aus einer Hand anzubieten vermag. Durch den ganzen Fokusteil ziehen sich die             der weit weg wohnen oder weil das komplexe Gesundheits-           tungen der Spitex: Ginge es nach vielen Klientinnen und Kli-
Fotos von Mitarbeitende der Spitex Zürich, welche verschiedene mögliche Spitex-­         system auch jüngere Generationen überfordert. «Aus all die-       enten, würde die Spitex auch einen Abenddienst, einen Nacht-
                                                                                         sen Gründen sieht sich die ALVAD immer häufiger mit               dienst sowie einen 24-Stunden-Pikettdienst anbieten. «Auch
Leistungen darstellen.                                                                   Anfragen von Menschen konfrontiert, die unsere Hilfe bei der      bei dieser steigenden Nachfrage ist es wichtig, dass die ­Spitex
                                                                                         Koordination für sich selbst oder ihre Angehörigen brauchen.»     den Ansprüchen ihrer Klienten gerecht werden kann», sagt
SPITEX MAGAZIN - Die Spitex hat viele Leistungen aus einer Hand zu bieten
16   DIENSTLEISTUNG
     FOKUS
                                                                                             SPITEX MAGAZIN 2 / 2021   |  APRIL/MAI           SPITEX MAGAZIN 2 / 2021   |  APRIL/MAI                                                            DIENSTLEISTUNG
                                                                                                                                                                                                                                                          FOKUS
                                                                                                                                                                                                                                                                               17
     Gabriele Balestra. «Meiner Meinung nach kann sie hier aber           tinnen und Klienten berücksichtigt. Denn dies wäre finanzi-         Die Spitex als blosse Akteurin im Netzwerk                       Das Tessiner Modell:
     auch mit einer anderen Organisation zusammenarbeiten. Der            ell nicht tragbar. Subventionierte Organisationen müssen            Doch was, wenn die Spitex nicht die Dirigentin ist, sondern
                                                                                                                                                                                                               Die Nonprofit-Spitex als Koordinatorin
     Pikettdienst aller Tessiner Nonprofit-Spitex-Organisationen          sorgfältig mit Steuergeldern umgehen», sagt er. Das bedeu-          nur ein Teil des Orchesters? In manchen Kantonen prüft man
     wird nachts zum Beispiel von der Zentrale des Notdienstes            te aber nicht, dass die Spitex es ignorieren müsse, wenn ein        derzeit die Schaffung von zentralen und neutralen Dienst-        Im Tessin wird aufgezeigt, wie die Nonprofit-Spitex die zentrale Rolle
     übernommen. Ruft ein Klient in der Nacht bei ALVAD an, wird          Klient sich von ihr mehr aus einer Hand wünscht. «Sind es           stellen, welche sich um die Triage aller Patienten aus einer     dabei spielen kann, dass eine Klientin oder ein Klient «alles aus einer
     der Anruf weitergeleitet und die Mitarbeitenden der Notfall-         keine absurden Forderungen, dann ist es ein grosser Mehr-           Hand kümmern. «Der Aufbau von neuen solchen Strukturen           Hand» erhält (vgl. auch Spitex Magazin 4/2019): Die sechs Tessiner
     zentrale antworten im Namen der ALVAD.» Die Mitarbeiten-             wert für die Klienten, wenn die Spitex ihnen beim Finden e­ iner    und neuen Prozessen kostet mehr Zeit und Geld, als wenn          Nonprofit-Spitex-Organisationen gehören jeweils ihrer Gemeinde und
     den der Zentrale lösen das Problem daraufhin selbst oder             Lösung für ihre Bedürfnisse hilft», sagt Gabriele Balestra.         man auf bewährte setzt», kritisiert Gabriele Balestra. Zudem     übernehmen in deren Leistungsauftrag die Aufgabe der Koordinatorin.
     alarmieren bei einem Notfall ein Ambulanzfahrzeug. Nur               «Die ALVAD schneidet zum Beispiel keine Haare und unter-            werde das System mit einem neuen Leistungserbringer noch         Genauer erledigt die Spitex in Fällen, in denen Steuergelder für Pflege
     wenn das Problem zeitnah von Spitex-Mitarbeitenden gelöst            sucht keine Zähne, aber sie führt eine Liste von Coiffeuren         komplizierter. «Die Spitex hat bereits die Instrumente und       und Unterstützung eingesetzt werden, nicht nur die Bedarfsabklä-
     werden muss, wecken sie einen zuvor bestimmten Spitex-Mit-           und Zahnärzten, welche Hausbesuche anbieten. Diese Listen           die Kompetenzen, um Koordinatorin und Planerin zu sein.          rung – sie schnürt auch ein massgeschneidertes Paket aus eigenen Leis-
     arbeitenden. «Der Klient kann sich also rund um die Uhr an           geben wir unseren Klienten oder helfen ihnen sogar dabei,           Und sie hat die Erfahrung und die Nähe zu den Menschen,          tungen und den Leistungen von anderen Organisationen oder Freiwilli-
     die ALVAD wenden. Und dennoch können unsere Mitarbei-                den gewünschten Dienstleister zu organisieren.»                     welche für die koordinative Arbeit wichtig sind.» Im Tessin      gen, um den Bedarf zu decken. Dabei achtet die Spitex darauf, wer eine
     tenden in den meisten Nächten ungestört schlafen», sagt                  Dies führe dazu, dass die Spitex trotz einem eingeschränk-      übernehme eine hierfür ausgebildete Spitex-Mitarbeiterin         Leistung am besten und am günstigsten übernehmen kann. Um die Zu-
     Gabriele Balestra.                                                   ten Leistungsangebot als Vollanbieterin betrachtet wird – weil      beispielsweise die Fallführung für rund 50 Klientinnen und       sammenarbeit mit privaten Organisationen zu regeln, schliesst sie mit
                                                                          sie den Klientinnen und Klienten zumindest aus einer Hand           Klienten, deren Vertrauen sie geniesst und für die sie alles     diesen Leistungsverträge ab. «Dabei entscheiden wir selbst, ob die Phi-
     Alles aus einer Hand: HWL und Betreuung                              alle möglichen Lösungen anbietet. Wichtig sei dabei aller-          Nötige aus einer Hand koordiniert und organisiert. «Dieses       losophie und Qualität einer Organisation unseren Ansprüchen gerecht
     Drittens sind auch betreuerische und damit oft nicht ver­            dings, dass die Spitex dem Klienten nicht alles abnehme. «Die       System funktioniert sehr gut», versichert er.                    wird», erklärt Gabriele Balestra, Direktor der Locarneser Spitex-Organi-
     rechenbare Dienstleistungen zunehmend aus einer Hand be-             Nonprofit-Spitex verfolgt mit all ihren Handlungen immer                 Manche Spitex-Organisationen scheinen sich nun aber         sation ALVAD. Vor rund zehn Jahren wurde mit dem Modell gestartet.
     gehrt. Vor allem, weil immer mehr Menschen immer älter wer-          auch ein präventives Ziel. Schlägt sie einem Klienten zum Bei-      zu sagen: «Spitex, bleib bei deinen Leisten.» Sie bleiben da-    Heute haben alle Nonprofit-Spitex-Organisationen einen Leistungsver-
     den und weniger Angehörige haben, was den Betreuungsbedarf           spiel nur eine Lösung für ein Problem vor, die er selbst orga-      rum bei ihrem traditionellen Angebot aus Grund- und Be-          trag mit den Spitex-Organisationen Opera Prima oder Spada abge-
     in der Bevölkerung erhöht (vgl. Spitex Magazin 3/2020). Ent-         nisieren muss, trägt sie zur Förderung oder zumindest zum           handlungspflege und allenfalls Hauswirtschaft, statt immer       schlossen, welche hauswirtschaftliche Leistungen für sie übernehmen.
     sprechend werden hauswirtschaftliche Leistungen (HWL; vgl.           Erhalt seiner Selbstständigkeit bei.»                               mehr Leistungen anzubieten. Was bedeutet dies für ihre           Die ALVAD hat bisher die meisten Verträge abgeschlossen – fünf sind
     Bericht S. 22) genauso immer wichtiger wie beispielsweise                                                                                ­Zukunft? «Viele Organisationen der Pflege und Hilfe zu          es. Gabriele Balestra ist sich indes sicher, dass alle Organisationen in
     Mahlzeitendienste, Einkaufshilfe und Fahrdienste – oder auch         Die Spitex als «Dirigentin» des Netzwerks                            Hause haben erkannt, wie wichtig ein Angebot aus einer          den kommenden Jahren weitere Kooperationen eingehen werden.
     sozialbetreuerische Leistungen wie Gespräche und Spielnach-          Die Spitex bietet also auch durch verschiedene Kooperatio-           Hand zunehmend ist. Und dass sich mit vielen bedürfnis-         «Die Klienten schätzen am Modell, dass sie eine zentrale Ansprechpart-
         mittage, die der zunehmenden Einsamkeit in der Bevölke-          nen «alles aus einer Hand» an. Sie organisiert demnach ein           bezogenen Leistungen auch Geld machen lässt», sagt Gab-         nerin haben, die alle Dienstleistungen aus einer Hand organisiert und
           rung entgegenwirken helfen (vgl. Spitex Magazin                Netzwerk aus verschiedenen Leistungserbringern – und da-             riele Balestra dazu. Ein Blick auf die Websites von privaten    dabei auf die Qualität achtet. Zudem können wir wegen der vielen Aus-
            4/2020). «Auch diese betreuerischen Dienstleistungen          mit ein solches Netzwerk funktionieren kann, braucht es              Spitex-Organisationen bestätigt dies: Viele von ihnen wer-      wahlmöglichkeiten auch einmal auf Sonderwünsche wie bestimmte Ein-
            sind oft nötig, damit eine Person bei guter Lebensqua-        laut BAG eine konstante zentrale Koordination. «Die Non-             ben zentral damit, dass sie «wunsch- und bedürfnisbezo-         satzzeiten eingehen», sagt Gabriele Balestra. Die Gemeinden könnten
            lität zu Hause wohnen kann», ist Gabriele Balestra über-      profit-Spitex soll in diesem Netzwerk nicht nur Teil des             gen alles aus einer Hand» anbieten. «Wenn eine Organisa-        sich darauf verlassen, dass die Nonprofit-Spitex eine zuverlässige Koor-
                zeugt. Und auch diesbezüglich könne die Spitex mit        ­Orchesters sein, sondern dessen Dirigentin», sagt Gabriele          tion sich nicht dynamisch weiterentwickelt im zunehmend         dinatorin ist und alle Bürger folglich gut versorgt sind – und dass sie gut
                            anderen Organisationen oder Freiwilli-         Balestra dazu. Wie es im Tessin bereits der Fall ist (vgl. Info-    von Konkurrenz geprägten Spitex-Markt, dann läuft sie Ge-       mit Steuergeldern haushaltet. Und die Nonprofit-Spitex könne dank des
                              gen zusammenarbeiten, um aus einer           kasten S. 17), soll sie also in der Pflege und Unterstützung        fahr, dass sie immer weniger Arbeit hat.»                       Modells eine gewichtige Rolle im Gesundheitssystem spielen, womit
                              Hand für die Befriedigung der Bedürf-        zu Hause die Rolle der zentralen Koordinatorin übernehmen,                                                                          ihre Daseinsberechtigung trotz der grossen Zahl an privaten Organisati-
                              nisse ihrer Klienten zu sorgen. Im Tessin    bei der alle Fäden zusammenlaufen. «Wichtig ist dabei, dass        Vollanbieterin durch Fusion statt viele Kooperationen            onen im Tessin gesichert sei. «Die Zusammenarbeit mit den von uns
                             gebe es zum Beispiel seit einiger Zeit die    sie stets im Interesse der Klientinnen und Klienten sowie kos-     Gabriele Balestra ist zwar der Meinung, dass Kooperationen       ausgewählten Organisationen ist sehr gut», versichert Gabriele Balestra.
                             «­Tutori di Comunità»: Diese Freiwilligen     tenbewusst handelt. Sie darf also eine Leistung nur dann           durchaus dabei helfen können, dass die Spitex ihren Klien-       Manche Private haben den angebotenen Vertrag mit der ALVAD aber
                           schauen einmal pro Woche bei älteren            selbst ausführen, wenn günstigere Anbieter dies nicht ge-          tinnen und Klienten alles aus einer Hand anzubieten vermag.      auch abgelehnt. «Vielleicht brauchen sie einfach etwas Zeit, um darauf
                         Menschen vorbei, um sie den Umgang mit            nauso gut oder sogar besser können.»                               Das Modell «Vollanbieterin durch Kooperationen» habe             zu vertrauen, dass das Modell funktioniert und dass sie ihre Selbststän-
                  modernen Technologien zu lehren, womit die Seni-             Bedingung dafür, dass die Spitex für ihre Klientinnen und      aber seine Grenzen. «Eine Lösung mit vielen Kooperationen        digkeit nicht verlieren.» Doch erhält die Nonprofit-Spitex durch ihre
                   orinnen und Senioren ihre Sozialkontakte besser         Klienten alles aus einer Hand organisiert, sei indes eine an-      ist immer komplizierter als eine Fusion», sagt er. «Durch eine   neue Rolle nicht so viele administrative Aufgaben, dass sie zur
                    pflegen können.                                        gemessene Entschädigung. «Unsere koordinativen Leistun-            Fusion kann eine kleine Spitex-Organisation eine Grösse er-      «Büro-Spitex» mutiert? «Am Anfang gab es einen grossen administrati-
                                                                           gen sind aber noch nicht immer und überall angemessen              reichen, die es ihr erlaubt, zentrale Dienstleistungen selbst    ven Aufwand. Zum Beispiel mussten wir herausfinden, wie wir die Kont-
                   Alles aus einer Hand: Die Grenzen                       finanziert. Wir müssen den Krankenkassen und der öffent-           anzubieten.» Sie habe zudem weitere Vorteile wie ein gros-       rolle der Stunden und die Verrechnung am besten regeln», räumt Gabri-
                   Gabriele Balestra ist weiter der Meinung, dass          lichen Hand begreiflich machen, dass es sich lohnt, jetzt          ses Sparpotenzial bei den administrativen Kosten (vgl. Inter-    ele Balestra ein. «Im Laufe der Jahre hat sich aber vieles automatisiert,
                   die Spitex nicht alle Leistungen selbst oder            Geld für die Koordination durch die Spitex auszugeben.             view S. 26). Wo die Hindernisse für eine Fusion zu hoch sind,    auch dank der Digitalisierung. Jetzt ist der administrative Aufwand über-
                  durch eine Kooperation anbieten muss. Schliess-          Denn gute Koordination verhilft den Menschen nicht nur             könne indes auch eine Zwischenlösung funktionieren. «Ich         schaubar.» Der ALVAD-Direktor ist überzeugt, dass das Tessiner Modell
                  lich setze sie professionelle Instrumente ein, wel-      zu einer besseren Lebensqualität – langfristig spart die Ge-       kann mir zum Beispiel vorstellen, dass kleine Organisatio-       auch in anderen Regionen dafür sorgen könnte, dass zwischen der Non-
                  che den Bedarf eines Klienten systematisch er-           samtgesellschaft damit auch viel Geld, weil Koordination           nen sich dann zumindest für äusserst wichtige Spezialleis-       profit-Spitex und den privaten Spitex-Organisationen «Kooperation
                   mitteln (vgl. Infokasten S. 19). «Es ist wichtig,       zum Beispiel Doppelspurigkeiten ausmerzt und Einweisun-            tungen wie Palliative Care und Psychosoziale Spitex zusam-       statt Krieg» herrscht – und dass die Nonprofit-Spitex ihre Fähigkeiten
                        dass die Spitex diesen Bedarf selbst abdeckt       gen in stationäre Einrichtungen verhindert oder zumindest          mentun und gemeinsame Abteilungen aufbauen. Eine solche          als Koordinatorin für ihre Klienten und ihre Gemeinde einsetzen kann.
                         und nicht einfach alle Wünsche der Klien-         hinauszögert.»                                                     Teilfusion ist aber viel komplizierter als eine komplette Zu-
SPITEX MAGAZIN - Die Spitex hat viele Leistungen aus einer Hand zu bieten
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