VAA Magazin - Schrittweise gesünder Lebensmittelrezeptur: Trennungsmanagement: Zunehmend trickreicher
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Ausgabe Dezember 2016 VAA Magazin Zeitschrift für Führungskräfte in der Chemie Lebensmittelrezeptur: Schrittweise gesünder Trennungsmanagement: Zunehmend trickreicher
Verband angestellter Akademiker und leitender Angestellter der chemischen Industrie e.V. (VAA) Registrieren und sparen! EXKLUSIV FÜR VAA-MITGLIEDER Erhalten Sie besondere Rabatte auf Reisen, Mode, Technik und vieles mehr bei über 230 Top-Anbietern ! ! 20% Präsentations- Einmalige Registrierung unter der URL Sofort attraktive 1 plattform aufrufen 2 https://vaa.rahmenvereinbarungen.de 3 Angebote wahrnehmen mittels Firmen-E-Mail-Adresse
Editorial Feiern mit Leichtigkeit Unaufhaltsam nähert sich der finale, festliche Höhepunkt eines höchst turbulenten Jahres, das mit Überraschungen keineswegs ge- geizt hat. Endlich ist es vorbei, möchte man so kurz vor der Ziellinie meinen. Zwar hat der alljährliche Weihnachtstrubel dabei geholfen, sich von den politischen Schocks der Sorte Brexit und Trump zu er- holen. Aber so langsam wird es Zeit, wieder zur Besinnung zu kom- men. Nicht zuletzt nachdem die unzähligen farbenfrohen Weih- nachtsmärkte quer durch die Republik schon vor gefühlt einem Mo- nat ihre Pforten geöffnet haben. Klar: Mitunter fällt es schwer, den Versuchungen des vorweihnachtlichen Konsumrausches zu wider- stehen. Auch jetzt noch. Ganz zu schweigen von den verführerischen Düften nach Leckereien wie Lebkuchen, Glühwein, Backfisch und Siedegebäck. Wer sich jedoch beim lukullischen Weihnachtsallerlei nicht zu zügeln vermag und regelmäßig ein paar Krapfen oder Schmalzkuchen zu viel vertilgt, wird dies schnell am eigenen Leib Foto: VAA spüren. Denn gesund ist das alles nicht, zumindest auf Dauer, was allgemein bekannt ist. Trotzdem geht die Völlerei jedes Jahr in eine neue Runde, was völlig menschlich ist. Was aber wäre, wenn man den Spieß einfach umkehren könnte? Wenn die fettig-saftigen Krapfen zwar noch ge- nauso saftig, aber weniger fettig wären? Dies ist ein Ansatz, der von Lebensmittelforschern schon längst verfolgt wird. Etwa indem das Verhältnis gesättigter zu ungesättigten Fettsäuren so reformuliert wird, dass sie sich besser mit dem Organismus vertragen. Gerade bei – im Übermaß genossen – als ungesund geltenden Lebensmitteln wie Fertiggerichten oder Süßigkeiten werden viele Rezepturen von Wissenschaftlern mittlerweile gründlich unter die Lupe genommen und optimiert. Passend zur sündigen Weihnachtszeit beschäftigt sich das Spezial im aktuellen Heft mit diesem Thema, nachzulesen auf den Seiten acht bis 13. Kann man bald sündigen ganz ohne Sünde? Si- cherlich nicht, aber die moderne Lebensmitteltechnologie könnte künftig für leichtere Krapfen im Kessel sorgen. Gleichzeitig ließe sich auf diese Weise der Genusskater nach den schweren Feiertagen besser vermeiden. Etwas zu feiern gab es für den VAA übrigens bereits noch vor Beginn der Weihnachtsvorbereitungen, nämlich Anfang Oktober. Da wurde der Deutsche Chemie-Preis Köln 2016 verliehen – im neuen, äußerst festlichen Ambi- ente der Kölner Flora. Alle Informationen zur Preisverleihung und zu den Preisträgern – ja, dieses Jahr gab es so- gar einen zusätzlichen Sonderpreis – gibt es auf den Seiten 14 bis 17. So viel vorweg: Neben den Preisträgern und Laudatoren hat auch der Keynote-Speaker Dr. Christian Illek die Gäste auf ganzer Linie überzeugt. Grund genug, sich mit dem Personalvorstand der Deutschen Telekom etwas ausführlicher über die Herausforderungen für Füh- rungskräfte in Zeiten von Digitalisierung und Globalisierung zu unterhalten. Illeks Interview mit dem VAA Ma- gazin auf den Seiten 47 bis 49 ist aufschlussreich und liefert interessante Denkanstöße für die Zukunft. Für das nächste Jahr wünsche ich allen Lesern des VAA Magazins eine Menge neuer Denkanstöße, viel Erfolg und alles Gute! Thomas Fischer 1. Vorsitzender des VAA VAA MAGAZIN DEZEMBER 2016 3
! Inhalt 08 30 Chemie im Bild/ Spezial Meldungen 06 Doppelburger in Zahlen 35 VAA-Jahrbuch 2016, Steroidtransporter, 08 Lebensmittel mit Mehrwert Anstellungsverträge, Aufsichtsratswahlen 36 3-D-Drucker, VAA Branche Energieprognose, Seminare mit Anselm Grün, 14 Gute Personalpolitik: 27 Personalia aus der Chemie Ausgaben für FuE Deutscher Chemie-Preis Köln 28 Baykomm neu eröffnet: 37 Einkommensumfrage, 18 Verbandsarbeit stärken: Frischer Wind und alte Perlen WoMen-Netzwerk Rhein-Main, Werksgruppenvorsitzende Symposium als Schnittstelle tagen in Nürnberg 30 Tierversuche: Alternativen in der Forschung 38 Vereinbarkeit 4.0, 22 Entsendung ins Ausland: Mikroskop für Moleküle, Arbeitskreis erarbeitet Bildungspapier aus der Chemie Checkliste Wirtschaft 24 Aufsichtsräte in Berlin: in Zahlen Coverfoto: successo images – Shutterstock Fusionen und Finanzanalyse im Fokus der Herbsttagung 34 Reallohnentwicklung: « 26 Spendenaktion endet: Plus dank Mindestlohn Führungskräfte für Flüchtlinge 4 VAA MAGAZIN DEZEMBER 2016
Inhalt Management 47 Erfolgreich führen: Interview mit Dr. Christian P. Illek 54 39 Lehmanns Porträt Destillat 50 VAA Stiftung: Stiftungspreisträger Dr. Sergio 60 Satirische Kolumne: Lucia Make me great again! Studium Vermischtes 54 Hochschulveranstaltungen: 61 ChemieGeschichte(n): Praxistipps von Experten Rekordverdächtige Brücken ULA 55 Arbeitsvertrag im Blick: 62 Glückwünsche Nachrichten Frankfurter Jobbörse für Naturwissenschaftler 63 Sudoku, Kreuzworträtsel 39 Altersvorsorge: Skepsis bei Betriebsrentenumbau 64 Leserbriefe 40 Politik: 60plus 66 Termine, Vorschau, ULA-Ausschuss trifft Impressum Michael Kauch 56 Pensionäre unterwegs: Ausflug nach Henrichenburg 41 Kommentar, ULA Intern 42 Entgeltgleichheit: Sprecherausschüsse beteiligen Recht 43 Europa: 57 Urteil: Diskussion um soziale Säule Entscheidung über Bonushöhe 44 Leadership: 58 Trennungsmanagement: Bewusster führen Interview mit Hinnerk Wolff 45 Rezension: Personalführung als Neuauflage 47 46 Weiterbildung: Aktuelle Seminare 46 Manager Monitor: Medienpräsenz stärken VAA MAGAZIN DEZEMBER 2016 5
Chemie im Bild 500 60 Minuten nach dem Verzehr ei- Kilokalorien pro Stück und nes Doppelburgers setzt erst die damit ein Viertel des Tages- Verdauung ein. Während der Körper bedarfs eines Erwachsenen normalerweise 24 bis 72 Stunden für die zählt ein durchschnittlicher Verdauung einer Mahlzeit benötigt, kann Doppelburger, der zu den dieser Vorgang bei einem Hamburger beliebtesten Angeboten in laut www.fastfoodmenuprice.com, Fast-Food-Restau- einem Vergleichsportal für Fast- rants gehört. Food-Preise, durch seinen hohen Fettanteil länger als drei Tage dauern. 1,5 Gramm trans-Fettsäuren enthält ein durchschnittlicher Burger, vermerkt das Portal „Fast Food Menu Price“. Demnach benö- 1968 tigt der Körper 51 Tage, um diese trans-Fettsäuren zu verdauen. Ver- schiedenen Studien zufolge stehen Fotos: badmanproduction – iStock, pongsakorn – shutterstock erstmalig vom US-Unterneh- Transfette mit Herzerkrankun- men McDonald‘s auf dem ame- gen, Fettleibigkeit, Krebs rikanischen Markt eingeführt, und Diabetes in Ver- wird der spezielle Doppelbur- bindung. ger „Big Mac“ mittlerweile in über 100 Ländern welt- weit vertrieben. 970 Milligramm Natrium verstecken sich in den Zutaten und Inhaltsstoffen eines Doppelburgers, der nach Verzehr großen Durst auslöst. Solch ein Burger enthält zudem eine hohe Menge an Gluko- se-Fruktose-Sirup. Wie Natrium gilt auch dieser Zusatzstoff bei übermäßigem Verzehr als gesundheitsschädlich und kann Übergewicht, Diabetes und Herzerkrankungen ver- ursachen. 6
Spezial REFORMULIERUNG VON LEBENSMITTELN Geschmack ohne Einbußen Gänsebraten, süßes Gebäck und Schokolade: Rund um Weihnachten und Silvester essen die meisten Deutschen vermehrt Dinge, die viel Salz, Fett und Zucker enthalten. Mediziner und Ernährungswissenschaftler würden eher zum Gegenteil raten, denn bei vielen Menschen liegt der Konsum dieser drei Nährstoffe über der Grenze dessen, was aus gesundheitlicher Sicht empfehlenswert ist. Doch Konsumgewohnheiten lassen sich nur langsam und mit großem Aufwand beeinflussen. Deshalb ist die Reformulierung der Rezeptur von hoch verarbeiteten Lebensmitteln und Fertiggerichten ein wichtiger Ansatz für eine gesündere Ernährungsweise. Von Christoph Janik Der Jahreswechsel steht vor der Tür und Fastenzeit zu verzehren, rührt vermut- dern und Jugendlichen ist der Anteil der damit auch eine kulinarische Tradition, lich aus der Zeit, als der Durchschnitts- Übergewichtigen in den letzten Jahren die vor allem im Norden Deutschlands deutsche für diese entbehrungsreichen deutlich angestiegen. Die mit Überge- verbreitet ist: Dort werden zu Silvester Tage noch Reserven anlegen musste. wicht verbundenen Folgekrankheiten vielerorts bevorzugt Berliner Pfannku- Heute dagegen gehör t der Berliner wie Fettleber, Gefäß- und Herzleiden, chen verzehr t – je nach regionalem Pfannkuchen zu den Lebensmitteln, de- Diabetes und Bluthochdr uck stellen Sprachgebrauch auch nur Berliner oder ren Genuss eine wohl überlegte Ent- nicht nur für die Betroffenen zum Teil nur Pfannkuchen genannt. Spätestens scheidung sein sollte. Denn der Konsum erhebliche gesundheitliche Beeinträch- während der Hochphase der ebenfalls von Fett und Zucker – von beidem ent- tigungen dar, sondern ziehen auch hohe nicht mehr fernen fünften Jahreszeit – hält die Backware reichlich – gehört zu Kosten für die Gesellschaft nach sich. wiederum je nach Sprachgebrauch also den wichtigsten Gründen dafür, dass die Auch ein zu hoher Konsum von Natri- Karneval, Fastnacht oder Fasching – tägliche Energieaufnahme bei den meis- umchlorid gilt unter Experten als ge- steht das Siedegebäck dann als Krapfen, ten Menschen in Deutschland zu hoch sundheitsschädlich, weil der daraus häu- Puffel oder Kreppel auch im Süden der ist. fig resultierende Bluthochdruck wiede- Republik vermehrt auf dem Speiseplan. rum ein Risikofaktor für kardiovaskulä- In allen Fällen handelt es sich um süßen Gesundheitsschäden durch re Erkrankungen wie Herzinfarkt und Hefeteig, der in Fett schwimmend aus- Salz, Zucker und Fett Schlaganfall ist. Laut DEGS-Studie be- gebacken wird. Als Füllung kommen trägt die durchschnittliche Salzaufnah- Marmelade und Pf laumenmus zum Ein- So wurde im Rahmen des aktuellen me in Deutschland bei Männern rund satz, in modernen Varianten auch Eier- Deutschen Erwachsenen Gesundheits- zehn Gramm und bei Frauen mehr als likör oder Vanillecreme. Als Garnitur survey (DEGS) des Robert-Koch-Insti- acht Gramm am Tag. Die Deutsche Ge- sind Puderzucker und Zuckerguss ver- tuts festgestellt, dass zwei Drittel der sellschaft für Ernährung empfiehlt aber, breitet. Männer und mehr als die Hälfte der nur maximal sechs Gramm Kochsalz am Frauen in Deutschland einen Body- Tag zu sich zu nehmen, die Weltgesund- Die Tradition, diese Kalorienbomben Mass-Index über 25 haben und damit als heitsorganisation WHO sogar nur fünf bevorzugt kurz oder unmittelbar vor der übergewichtig gelten. Vor allem bei Kin- Gramm. u 9
Spezial Ein wesentlicher Grund für den hohen zur Reduktion verglichen hat. Graeve ren Dingen Wasser, hat also etwas mit Konsum von Salz, Zucker und Fett liegt und seine Hohenheimer Kollegen haben der Konsistenz der Lebensmittel zu tun. in der Zusammensetzung der Fertigpro- sich dabei mit dem Thema Salz beschäf- Ein grundlegendes Problem der Refor- dukte, die viele Deutsche regelmäßig tigt: „In Deutschland ist der Salzkonsum mulierung ist, das man die problemati- verzehren. Der Anteil dieser drei Nähr- nicht so hoch wie in anderen Ländern schen Inhaltsstoffe nicht einfach ersatz- stoffe ist dort vergleichsweise hoch, weil Europas. Aber es handelt sich bei den los weglassen kann.“ sie wichtige Geschmacksträger sind und Angaben immer um Durchschnittswer- Textur sowie Haltbarkeit der Lebensmit- te, bei Einzelpersonen kann das also Als Teil der Nationalen Reduktionsstra- tel positiv beeinf lussen. Die Bundesre- deutlich mehr sein.“ Der Ernährungsex- tegie hat das Bundesernährungsminis- gierung hat deshalb im April beschlos- perte stellt klar: „Salz ist ein essenziel- terium deshalb das MRI beauftragt, sen, mit einer „Nationalen Reduktions- ler Lebensmittelinhaltsstoff und das Möglichkeiten zur Reduzier ung von strategie“ den Gehalt von Salz, Zucker Fenster für die richtige Aufnahmemenge Salz, Zucker und Fett in verarbeiteten und Fett in diesen Produkten zu verrin- ist auch nicht sehr breit. Jeder Erwach- Lebensmitteln zu erforschen. Als Bun- gern. Messbare Verbesserungen sollen sene sollte mindestens zwei, aber nicht desforschungsinstitut für Ernähr ung bereits bis Ende 2020 erreicht werden. wesentlich mehr als fünf Gramm Natri- und Lebensmittel hat das MRI neun Pro- Dazu soll sich nach dem Willen der Ko- umchlorid am Tag zu sich nehmen.“ jekte gestartet, die sich diesem Thema alition das Bundesernährungsministeri- widmen. Editha Giese leitet am Standort um in einem „Minimierungsdialog“ mit Der überwiegende Teil der Salzaufnah- Hamburg das Teilprojekt zur Reduzie- der Lebensmittelwirtschaft auf geeigne- me kommt heutzutage aus handwerklich rung des Salzgehaltes in Fischprodukten te freiwillige Maßnahmen einigen. oder industriell hergestellten Lebens- und beschreibt die Ausgangslage: „Salz mitteln und Speisen. Dazu tragen nicht wird schon sehr lange zur Konservie- Salz: Nicht zu wenig, nicht zu viel nur besonders salzige Produkte bei, rung von Fisch eingesetzt, weil es die auch Lebensmittel mit relativ geringem Wasseraktivität im Fisch senkt und das Eine solche Maßnahme kann die soge- Salzgehalt können aufgrund der ver- Bakterienwachstum hemmt. Deshalb nannte Reformulierung verarbeiteter zehrten Menge letztlich für eine große spielt es auch heute noch eine große Rol- Lebensmittel sein. „Darunter versteht Salzaufnahme sorgen. Laut den Daten le, um eine bestimmte Haltbarkeit der man eine Rezepturänderung mit dem der Nationalen Verzehrstudie des Max- Produkte zu gewährleisten.“ Das gilt be- Ziel, den Anteil bestimmter Inhaltsstof- Rubner-I nstit uts ( M R I) st am mt i n sonders für kaltgeräucherte und mari- fe in den Lebensmitteln so weit zu redu- Deutschland ein gutes Viertel des täg- nierte Fischprodukte, die ohne Wärme- zieren, wie es technisch und sensorisch lich verzehrten Salzes aus dem Grund- einwirkung gar gemacht und in der Re- möglich ist,“ erklärt Prof. Lutz Graeve n a h r u ngsm it t el Brot , gefolg t von gel kühl gelagert werden. Neben der von der Universität Hohenheim. Der Ge- Fleisch- und Wurstwaren sowie Käse Haltbarkeit ist Salz bei Fischprodukten schäftsführende Direktor des Instituts und anderen Milchprodu kten. Lutz aber vor allem für den Geschmack und für Biologische Chemie und Er näh- Graeve verdeutlicht, warum die Reduk- andere sensorische Eindrücke beim Kon- rungswissenschaft war an der EU-Ver- tion des Salzgehaltes in verarbeiteten sum von Bedeutung: „Wir sind bei Fisch- gleichsstudie SALUX beteiligt, die den Lebensmitteln durchaus komplex ist: produkten an hohe Salzgehalte gewöhnt. Salz-, Zucker- und Fettkonsum in zwölf „Salz bindet sowohl bei Backwaren wie Salz hat aber auch Einfluss auf die Tex- EU-Ländern analysiert und Strategien Brot als auch bei Käse und vielen ande- tur, auf das Mundgefühl,“ erläutert Gie- se. Die MRI-Forscher in Hamburg un- tersuchen deshalb, inwieweit sich das Natriumchlorid durch andere Stoffe er- setzen lässt. Editha Giese beschreibt das Verfahren: „Wir setzen bestimmte Sal- zersatzstoffe ein, die unter anderem Ka- liu mch lor id u nd ver sch iedene ge - schmacksverstärkende Komponenten enthalten. Dann schauen wir, ob die ent- stehenden Produkte sensorisch und ge- schmacklich akzeptabel sind und vor u Zwei Drittel der Männer und mehr als die Hälfte der Frauen in Deutschland haben einen Body-Mass-Index über 25 und gelten damit als übergewichtig. Fotos: Jürgen Fälchle – Fotolia, Sharomka – Shutterstock 10 VAA MAGAZIN DEZEMBER 2016
Spezial
Foto: exclusive-design – Fotolia 12 Spezial
Spezial allem, ob sie aus mikrobiologischer Teig, denn davon erhoffen wir uns mittel- unverarbeitete Lebensmittel, mit denen Sicht sicher sind.“ Die neuen Produkte bar eine Reduktion der Fettaufnahme.“ Im frisch gekocht wird. Nichtsdestotrotz werden dafür unter praxisüblichen Be- Detmolder Mühlen-Technikum wollen die werden verarbeitete Lebensmittel auch dingungen gelagert und regelmäßig un- Forscher mit speziellen Zerkleinerungs- in Zukunft einen zentralen Stellenwert tersucht. Dabei soll sichergestellt wer- techniken deshalb Mehle mit geringeren bei der Ernährungsweise der meisten den, dass während der Haltbarkeitsdau- Partikelgrößen herstellen und mit diesem Deutschen haben. Es lohnt sich also, über er keine Gefährdung für den Verbrau- Material experimentieren. „Weizenmehl die Reformulierung solcher Produkte cher besteht und dass die sensorische besteht größtenteils aus Stärkekörnern und verstärkt nachzudenken. Dabei ist aller- Qualität erhalten bleibt. durch intensive mechanische Beanspru- dings Fingerspitzengefühl gefragt. Denn chung werden diese Stärkekörner beschä- auf ein zu schnelles und zu deutliches Fette: Gesättigt oder ungesättigt? digt, wodurch sie mehr Wasser aufneh- Reduzieren von Geschmacksstoffen re- men. Wir provozieren die Beanspruchung agierten die Geschmacksnerven negativ Bei der Salzreduktion gilt es also, verschie- der Stärkekörner und setzen dieses spezi- und signalisierten dem Körper, dass ein dene Aspekte zu beachten. Und wie sieht elle Mehl dem normalen Mehl als Additiv Produkt nicht schmeckt. Was dann pas- es bei Fetten aus? „Gerade bei Fettsäuren zu“, erklärt Sciurba. Auch die Zugabe von siert, illustriert Lutz Graeve am Beispiel ist die Reduzierungsthematik sehr kom- wasserbindenden Quellmehlen als Additiv der besonders zuckerhaltigen Sodage- plex,“ fasst Ernährungswissenschaftler soll getestet werden, ebenso wie die Be- tränke: „Bei einem Getränkehersteller Lutz Graeve zusammen und führt dann schichtung der Teiglinge mit speziellen gab es den Versuch, den Zuckergehalt in aus: „Generell gilt aus ernährungsphysio- Lösungen im Coating-Verfahren. Die Lö- diesen Produkten deutlich zu reduzieren. logischer Sicht, dass der Das wurde aber von den Konsum gesättigter Fettsäu- Kunden nicht goutiert und ren eher zu hoch und der un- der Umsatz ging zurück, „Eine stetige Gewöhnung, eine sogenannte sensorische „Ei gesättigter Fettsäuren eher was natürlich in einem Adap Adaption, ist ein wichtiger Schritt bei der Reformulierung. zu gering ist. Zudem sollte hart umkämpften Markt E Ein schrittweises Reduzieren von Salz, Zucker und der Verzehr von Omega-3- besonders problematisch ungesunden Fetten würde verhindern, dass die Menschen und Omega-6-Fettsäuren in ist.“ Die Maßnahme wurde bewusst etwas vom Geschmack einbüßen.“ einem bestimmten Verhält- prompt zurückgenommen nis stehen, das derzeit bei und alles war wieder beim sti- Prof. Lutz Graeve, Geschäftsführender Direktor des Insti- den meisten Menschen noch Alten. Graeve plädier t tuts für Biologische Chemie und Ernährungswissenschaft haft nicht erreicht ist.“ deshalb dafür, alle Her- der Universität Hohenheim. steller an einen Tisch zu Genau wie Salz sind auch bringen und gemeinsam Fette also nicht per se schäd- eine Reduktion in kleinen lich, sondern spielen für eine ausgewogene sungen enthalten Substanzen, die eine Schritten zu verabreden: „Eine stetige und gesunde Ernährung eine wichtige Rol- Barriere bilden und so vermeiden sollen, Gewöhnung, eine sogenannte sensori- le. Es kommt auf die richtigen Mengen an. dass während des Ausbackens zu viel sche Adaption, ist ein wichtiger Schritt Wer kulinarische Sünden wie den Berliner Wasser austritt. Wie bei den meisten an- bei der Reformulierung. Auch bei ande- Pfannkuchen allzu regelmäßig in seinen deren Teilprojekten des MRI steht am ren Lebensmitteln würde ein schrittwei- Speiseplan integriert, ist da schnell an oder Ende eine Verkostung der reformulierten ses Reduzieren von Salz, Zucker und un- über den empfohlenen Grenzwerten. „Bei Lebensmittel auf dem Plan. Und dann? gesunden Fetten verhindern, dass die Siedegebäcken wie Berlinern und Donuts „Ob unsere Forschungsergebnisse von den Menschen bew usst et was vom Ge- enthält bereits der Teig relativ viel Fett. Handwerksbäckern und der Nahrungsmit- schmack einbüßen.“ Beim Abkühlen nach dem Frittieren zieht telindustrie übernommen werden, ist na- dann zusätzlich Siedefett in das Gebäck türlich auch eine Preisfrage. Die Hersteller Genau wie durch die Forschungsprojek- mit ein“, erklärt Dr. Elisabeth Sciurba vom könnten gegebenenfalls damit werben, te des Max-Rubner-Institutes zur Refor- MRI-Standort in Detmold. In ihrem Teil- dass die Siedegebäcke dann weniger Ka- mulierung könnte so ein Beitrag zu ei- projekt geht es deshalb um die Frage, wie lorien enthalten,“ wagt Elisabeth Sciurba ner gesünderen Ernährung in breiten die Fettaufnahme von Siedegebäcken re- einen Blick auf die Zeit nach dem Projekt- Teilen der Bevölkerung geleistet wer- duziert werden kann. Denn gerade Donuts abschluss. den, ohne dass kulinarische Gewohn- erfreuen sich bei den Deutschen in den heiten und Traditionen von einem Tag letzten Jahren immer größerer Beliebtheit. Träge Gewohnheiten auf den anderen gänzlich infrage ge- „Das ist ein Markt der boomt“, berichtet stellt werden müssten. Und der Biss in die promovierte Chemikerin und be- Diese Rechnung könnte aufgehen, denn den Berliner Pfannkuchen würde zu Sil- schreibt den grundsätzlichen Ansatz zur eine bewusstere Ernährung liegt im Trend. vester und Karneval sicherlich genauso Fettreduktion bei Siedegebäck: „Das Ziel Die auf dem Vormarsch befindliche Clean- viel Spaß machen, wenn er etwas weni- ist eine Erhöhung der Wasseraufnahme im Eating-Bewegung setzt beispielsweise auf ger Fett enthielte. ¢ VAA MAGAZIN DEZEMBER 2016 13
VAA 14
DEUTSCHER CHEMIE-PREIS KÖLN 2016 Preisverleihung mit Premiere Im Frühjahr haben rund 7.000 Führungskräfte aus 24 Chemie- und Pharmaunternehmen ihren Arbeitgeber in der VAA-Befindlichkeitsumfrage unter die Lupe genommen. Im Ergebnis ging der Deutsche Chemie-Preis Köln 2016 an die Schott AG aus Mainz, die für ihre besonders vorbildliche und langfristig angelegte Personalarbeit Anfang Oktober in Köln geehrt wurde. Erstmals gab es einen Sonderpreis: Für ihren rasanten Aufstieg auf Platz zwei wurde die Covestro AG aus Leverkusen ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand erstmals in der festlichen Atmosphäre der Kölner Flora statt. Rund 150 geladene Gäste aus Politik, Wirtschaft und Industrie nahmen teil. Foto: Maria Schulz – VAA 15
VAA Den Hauptpreis überreichte der 1. VAA-Vor sitzende Dr. Thomas Fischer an den Vors tandsvor sitzenden der Schott AG Dr. Frank Heinricht (v. l.). Der „Sch ottianer“ beschrieb in seiner Dankesrede die heutige Unterneh menssituation als offen und m AG kritik fähig. Ziel sei es, Dinge infra der Deutschen Teleko ge zu stellen und sich konstruktiv Der Personalvorstand ortrag über die mit Verbesserungen zu beschäfti ach in seinem Impulsv gen. Dr. Christian P. Illek spr tion zu managen. rngeschäft und Innova Herausforderung, Ke Get-together auszutauschen. enstunden am 4. Oktober 2016, um sich beim Die Teilnehmer nutzen die herbstlichen Sonn 16 VAA MAGAZIN DEZEMBER 2016
VAA VAA Rund 150 Gäste aus Politik, Indu strie, Wirtschaft und Verbänden würdigten die Leistungen der Prei sträger. In seiner Videobotschaft wür digte Zhengrong Liu, Personalvor stand des Vorjahre ssiegers Beiersdorf, dass Schott trot z der wirtschaftlich schweren Lage der letz ten Jah re den ersten Plat z erreicht hat. -Jur y eitsumfrage verleiht die VAA Auf Grundlage der Befindlichk t mie -Preis Köln. Moderat Ber or jedes Jahr den Deutschen Che tige wies auf das wich Fröndhoff vom Handelsblat t größ ten Bra nch e Deutschlands hin. Stimmungsbarometer der dritt Aus dem Stand hat es die Cove Gesamtranking stro AG auf Plat s geschafft. Da z zwei des für gab es einen den der Finanzv Sonderpreis, or stand und Ar Frank H. Lutz en beitsdirektor vo n Covestro tgegennahm. Fo tos: Maria Schu lz – VA A Weitere Bilder von der Veranstaltung gibt es in der E-Paper-Version des VAA Magazins. Lange im Gespräch mit Die VAA-Juristen Pauline Rust und Christian VAA-Werksg ruppe Chemiepark Marl (v. l.). VAA MAGAZIN DEZEMBER 2016 17 Dr. Wilfried Robers von der
VAA Foto: Simone Leuschner – VAA WERKSGRUPPENVORSITZENDENTAGUNG 2016 Ehrenamt stärken, Vorurteilen vorbeugen Wie lassen sich altersgemischte Teams optimal führen? Wie kann man ehrenamtliche Tätigkeiten effektiver unterstützen? Mit diesen Kernthemen hat sich die VAA-Werksgruppenvorsitzendentagung Mitte November in Nürnberg beschäftigt. Außerdem zeichnete der Verband bereits zum 19. Mal Mitglieder für ihr großes Engagement mit der Chemikerskulptur aus. In diesem Jahr wurden Dr. Ulrike Esswein von der Werksgruppe BASF Ludwigshafen und Dr. Andreas Albrod von der Werksgruppe Beiersdorf geehrt. 18
VAA Beim Workshop „Führung von alter sgemischten Teams“ am Vorabend der Tagung referierte Prof. Jürgen Technischen Universität Dresden über Wegge von der positive und negative Vorurteile gege nüber älteren Mitarbeitern. rkung der AT- en Broschüre zur Stä “ – so der Titel einer neu „VA A – Von Anfang An im Se rvic ebereich der rksgruppen steht Das Werbemit tel für We Interessenver tretung. „Infobroschüren“ ber eit und kann in der glie der pla ttfo rm Me inVAA unter dem Punkt Leu sch ner – VA A Mit one esc häf tss tell e bes tellt werden. Fotos: Sim VA A-G VAA MAGAZIN DEZEMBER 2016 19
VAA VA A-Jurist Dr. Tosten Glinke leitete am Vorabe zweiten Workshop zur nd der Tagung den Stärkung des Ehrenamte s. aus den VAA-Werksgruppen Rund 110 Mandatsträger rg. November 2016 in Nürnbe trafen sich am 11. und 12. r Tagung it: Auch auf der Nürnberge Pausenzeit ist Netzwerkze ch. Gelegenheit zum Austaus nutzen die Teilnehmer die In seiner Begrüßungsrede präsentie rte der 1. VAA- Vorsitzende Dr. Thomas Fischer das frisch gedruckte Jahrbuch 2016 „Herausforderung Innovation“. Weitere Tagungsfotos g von Fach- und gibt es im E-Paper des frage „Interessenvertretun Eine Blitzauswertung der Um “ stellte die VAA Magazins. Die rieblichen Mitbestimmung Führungskräften in der bet iliane Vorträge stehen für eingeloggte Mit- ationspartnerin Pro f. Ma xim wissenschaftliche Kooper Leuschner – VAA glieder auf der Mitgliederplattform tmund vor. Foto s: Sim one Wilkesmann von der TU Dor MeinVAA unter mein.vaa.de bereit. 20 VAA MAGAZIN DEZEMBER 2016
VAA Für seine besonderen Verdienste überreichte Dr. Thomas Fischer dem Vor sitzenden der Werksgruppe Beiersdo rf Dr. Andreas Albrod die VA A-Chem ikerskulptur. mas ruppe Leverkusen Dr. Tho Der Vor sitzende der Werksg teil. der Tag ung Elsner nahm ebenfalls an Als Auszeichnung für eine besonders erfolg reiche Werksgruppena in diesem Jahr die We rbeit wurde rksgruppe Grace Worm VA A-Veranstaltung aus s mit einem Gutschei gezeichnet. Der Werks n für eine Schmitt nahm den Pre gruppenvorsitzende Ale is entgegen. Auch Dr. xander Werksgruppe Merck, Mechthild Auge, Vor sitz wurde als erfolgreichst end e der e Werberin traditione ll mit einer Flasche Champagner m prämiert. ten unter andere ehmer diskutier Die Tagungsteiln he itsge setz. über das Tarifein VAA MAGAZIN DEZEMBER 2016 21
VAA ARBEITSKREIS DELEGATION Entsendung ins Ausland – Checkliste für den Erfolg Schon seit Jahren gehören Entsendungsbedingungen ins Ausland zu den wichtigen Aufgabengebieten von VAA-Werksgruppen und Sprecherausschüssen. Denn Mitarbeiter und Führungskräfte sind davon in doppelter Hinsicht betroffen: sowohl direkt – bei persönlichen Entsendungen ins Ausland – als auch indirekt bei der Auswahl geeigneter Mitarbeiter, die für eine Entsendung infrage kommen. Um einen Überblick über gängige Entsendungsbedingungen in der Chemie- und Pharmabranche zu erhalten, wurde im Juni 2014 der VAA-Arbeitskreis Delegation gegründet. Begleitet von VAA-Geschäftsführerin Ilga Möllenbrink haben sich vier VAA-Mitglieder aus unterschiedlichen Unternehmen intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. Nun hat der Arbeitskreis seine Ergebnisse vorgelegt. Von Peter Stops Unstrittig sind attraktive Entsendungsbe- an Unternehmen abgedeckt – von der Firmen verschafft, Benchmarks für Ent- dingungen eine wichtige Voraussetzung BASF über Bayer, Roche und Evonik bis sendungsbedingungen ermittelt und daraus für eine erfolgreiche Auslandstätigkeit. hin zu Henkel und Merck. Mit seinen Un- Vorschläge für optimale Entsendungsbe- Deshalb hat der VAA-Arbeitskreis Delega- tersuchungen hat sich der Arbeitskreis eine dingungen zur Unterstützung der Arbeit in tion bei seinen Analysen der betrieblichen Übersicht über Entsendungsbedingungen den VAA-Werks- und -Landesgruppen er- Entsendungspraxis ein breites Spektrum und Vertragsgestaltung in den betrachteten arbeitet. 22 VAA MAGAZIN DEZEMBER 2016
VAA Neue Aufgabe, neue Stadt, neues Land – neues Glück? Damit VAA-Mitglieder bereits vor der Entsendung ins Ausland gut informiert sind, hat der VAA-Arbeitskreis Delegation eine Checkliste erarbeitet. Dieser Wissensvorsprung sichert einen gelungenen Start in der neuen Umgebung. Gleiches gilt für die Rückkehr nach Hause. Foto: peshkov – iStock ■ Vorbereitung einer Delegation Vorsprung durch Wissen ■ Reise/Umzug ins Einsatzland ■ Vergütung und Versicherung Im Fall einer anstehenden Entsendung soll- ■ Bedingungen im Einsatzland ten VAA-Mitglieder die vom Arbeitskreis ■ Vorbereitung der Rückkehr Delegation erstellte Checkliste für ein ers- ■ Rückkehr ins Ausgangsland tes Gespräch mit ihrem Vorgesetzten nut- zen, um sich so einen Wissensvorsprung Sowohl die Checkliste als auch die Ent- zu verschaffen. Aus den „Generellen Ent- sendungsbedingungen stehen VAA-Mit- sendungsbedingungen“ können VAA-Mit- gliedern auf der Mitgliederplattform glieder auf übliche Konditionen bei Ent- MeinVAA zur Verfügung: Nach dem sendungen verweisen und so ihrer entsen- Einloggen mit Mitgliedsnummer oder E- denden Facheinheit eventuell wertvolle Mail und Passwort einfach die grünen Hinweise geben. Reiter „MeinVAA“ und „Services“ ankli- cken. Dann können die Unterlagen unter Natürlich erheben die erarbeiteten Unter- dem Reiter „Infobroschüren“ herunter- lagen keinen Anspruch auf Vollständig- geladen werden. keit: Regelungen in einzelnen Unterneh- men können abweichen. Daher sind die Ähnlichkeiten bei Großunternehmen Mitglieder des Arbeitskreises Delegation für aktuelle persönliche Erfahrungen Checkliste für Entsendungen Die Auswertung von insgesamt sechs, dankbar, um die Unterlagen weiterzuent- durchwegs großen Branchenunterneh- wickeln und auf Stand zu halten. Mit der Zur Vorbereitung auf Gespräche über eine men führte zu der allgemeinen Erkennt- Fertigstellung der Checkliste hat der VAA- anstehende Entsendung (Delegation) hat nis, dass die vertraglichen Regelungen in Arbeitskreis Delegation seine Tätigkeit der Arbeitskreis eine spezielle Checkliste den untersuchten Unternehmen sehr ähn- vorläufig beendet. Ansprechpartnerin zum entwickelt: lich sind. Gleiches gilt für Entsendungs- Thema bleibt jedoch VAA-Geschäftsfüh- formen und -konditionen. Meistens er- rerin Ilga Möllenbrink, die VAA-Mitglie- ■ Themenliste für ein erstes Gespräch mit folgt die Einbeziehung und Betreuung dern auch im juristischen Beratungsbedarf dem Vorgesetzten/der Entsendungs- der Ehepartner durch die Firma Net Ex- zur Verfügung steht. ¢ abteilung pat. Dieses Instrument wird aber je nach ■ Zu besprechende Stichpunkte für eine Unternehmen unterschiedlich häufig ge- praktische Umsetzung im Fall einer De- nutzt. legation ■ Empfehlungen für besonders zu Auch die Problemfelder bei einer Entsen- beachtende und kritische Punkte dung sind in allen vom Arbeitskreis De- ■ Zusammenfassung der Transferarten legation betrachteten Firmen sehr ähn- mit den Zielen einer Delegation lich. So ist die Einbeziehung der Ehe- Foto: VAA partner bei einer Entsendung eines der In der chemisch-pharmazeutischen Indus- größten Probleme. Des Weiteren ist die Peter trie gibt es üblicherweise „Generelle Ent- rechtzeitige Positionsbestimmung auch Stops sendungsbedingungen“. Diese dienen der bei der planmäßigen Rückkehr eines De- konkreten Verhandlung der Konditionen legierten oft problematisch. Selbst bei at- von der Werksgruppe BASF Lud- mit dem entsendenden Unternehmen nach traktiven Entsendungsbedingungen in wigshafen ist Vorsitzender des VAA- einer positiven Entscheidung für eine Ent- den Unternehmen bleibt die Umsetzung Arbeitskreises Delegation. Weitere sendung und enthalten detaillierte Hinwei- im Einzelfall dem Gutdünken der entsen- Mitglieder sind Dr. Thomas Elsner se auf Entsendungsbedingungen in den be- denden Unternehmenseinheiten überlas- (Leverkusen), Dr. Christian Klein teiligten Unternehmen. Gegliedert sind die sen. Wichtig ist: Die Personalabteilungen (Roche Penzberg) und Dr. Martin Bedingungen nach den einzelnen Phasen geben hier oftmals nur administrative Reisinger (Industriepark Wolfgang). einer Delegation: Hilfestellung! VAA MAGAZIN DEZEMBER 2016 23
VAA HERBSTTAGUNG DER AUFSICHTSRÄTE Wie vorgehen bei Übernahmen? Welche Aufgaben und Handlungsoptionen hat der Aufsichtsrat bei Fusionen und Übernahmen? Wie gehen Aufsichtsratsmitglieder mit dem Einfluss der externen Finanzanalyse um? Mit diesen Fragen haben sich die Teilnehmer der VAA-Tagung der Aufsichtsräte Anfang Oktober 2016 in Berlin beschäftigt. Teilgenommen haben vornehmlich Aufsichtsratsmitglieder aus Unternehmen der chemisch-pharmazeutischen Industrie, aber auch Gäste aus anderen Branchen und Verbänden der deutschen Wirtschaft. An der VAA-Tagung der Aufsichtsräte am 7. und 8. Oktober 2016 in Berlin nahmen rund 40 Aufsichtsratsmitglieder und Gäste teil. austausch unter nheiten für den Erfahrungs Pausen bieten gute Gelege Steffen Keinath Im Vordergrund: Referent den Tagungsteilnehmern. s Pharma (v. l.). VAA-Werksgruppe Novarti und Hor st Skodzek von der Fotos: Jens Gyarmaty – VAA Als Geschäf tsführer des Deutsch en Investor Relations Verbandes (DIRK) referierte Kay Bommer zur Arbeits- weise und zum Einfluss der exte rnen Finanzanalyse im 24 VAA MAGAZIN DEZEMBER 2016 Zusammenspiel mit der Aufsichts ratsarbeit.
VAA uterte der Senior Director Am ersten Tagungstag erlä Seit vielen Jahren nimmt Prof. Man nath der Merck KGa A Steffen Kei uela Rousseau an Mergers & Acquisitions bei Bei spie l den VAA-Aufsichtsrätetagungen Acquisitions“, auch am teil. 2014 wurde die Thematik „Mergers & rck. Rousseau bereits zum vierten Mal Aldrich durch Me der Übernahme von Sigma in den Aufsichtsrat der Beiersdorf AG gewählt – die ersten beiden Perioden als Vertreterin der Arbe itnehmer, zuletzt wiederholt als Vertreterin der leite nden Angestellten. mmission Aufsichtsräte Als Vor sitzender der VAA-Ko pe ers von der VAA-Werksgrup Rechtsanwalt Marc Tüngler ist Hau eröffnete Dr. Wilfried Rob ist ptgeschäftsführer der Aufsichtsräte. Robers der Deutschen Schutzvereinigun Chemiepark Marl die Tagung des g für Wer tpapierbesitz ed in Unternehmen (DSW ) und Mitglied der Regierun seit 2003 Aufsichtsratsmitgli gskommission heutigen Evonik-Konzerns. Deutscher Corporate Governance Kodex. Gemeinsam mit seinem Co-Referenten Kay Bom mel nahm Tüngler auch zu aktuellen Fragen der Corp orate Governance Stellung. Fotos Jens Gyarmat y – VAA Beschluss der VAA-Delegiertentagung: Erhöhung der Mitgliedsbeiträge ab 2017 Nach nunmehr acht Jahren Beitragsstabilität wird der VAA-Mit- den neuen Bundesländern gelten weiterhin reduzierte Beiträge: 18 gliedsbeitrag mit Wirkung ab 1. Januar 2017 von 16 auf 20 Euro mo- Euro pro Monat für im Berufsleben stehende Mitglieder und fünf Eu- natlich angehoben. Diese Erhöhung wurde im April 2016 von der ro pro Monat für VAA-Mitglieder im Ruhestand. Bei außerordentli- VAA-Delegiertentagung in Fulda beschlossen. Für VAA-Mitglieder chen Mitgliedern gilt ein einheitlicher Beitragssatz von zehn Euro im Ruhestand wird der Beitrag mit zehn Euro monatlich wie derzeit pro Monat. Die Erhöhung ist so dimensioniert, dass der Beitrag er- bei der Hälfte des regulären Beitrages liegen. Auch für Mitglieder in neut für mehrere Jahre stabil gehalten werden soll. VAA MAGAZIN DEZEMBER 2016 25
Die im Rahmen der VAA- Spendenaktion erworbenen Hilfsgüter wurden an syrische Flüchtlinge sowohl direkt in Syrien als auch in der Türkei verteilt. Foto: Emrah Gurel – UNHCR ABSCHLUSS DER VAA-SPENDENAKTION 36.000 Euro für Flüchtlinge in Syrien Gemeinsam mit der UNO-Flüchtlingshilfe hat sich der VAA für Flüchtlinge im und aus dem syrischen Kriegsgebiet engagiert. Während der einjährigen Aktion haben Führungskräfte aus Chemieunternehmen insgesamt 36.000 Euro gespendet, die nun als Winterhilfe Flüchtlingen in der Krisenregion zugutekommen. Bundestagspräsident Norbert Lammert, zugleich Schirmherr der UNO-Flüchtlingshilfe, hatte die Initiative persönlich unterstützt. Der Hohe Flüchtlingskommissar der Ver- Verband seine Mitglieder zu eigenen Initi- schaftliche Verantwortung übernahmen einten Nationen (United Nations High ativen auf und ermutigte sie, sich mit kon- und konkret handelten. Commissioner for Refugees – UNHCR) kreten Aktionen für Flüchtlinge einzuset- schützt Flüchtlinge auf der ganzen Welt. zen. Insgesamt sind dabei in den vergange- „Wir haben uns sehr über das Engagement Im Sommer 2015 hat sich der VAA mit der nen Monaten rund 36.000 Euro zusammen- des VAA für Flüchtlinge gefreut“, erklärt UNO-Flüchtlingshilfe zusammengetan, gekommen, mit denen nun Decken, Öfen der Vorsitzende der UNO-Flüchtlingshilfe um Menschen auf der Flucht konkret und und Winterkleidung an Vertriebene direkt Bernd Schlegel zum Abschluss der Aktion. unmittelbar zu helfen. in und um Syrien ausgeteilt werden können. „Die Erlöse aus der Spendenaktion und der zusätzlichen Mitgliederwerbeaktion wer- Im Rahmen seiner Aktion „Führungskräf- In einer gemeinsamen Pressekonferenz den angesichts der aktuellen Situation ge- te für Flüchtlinge“ hatte der VAA 2016 ein des VAA und der UNO-Flüchtlingshilfe rade in Syrien dringend benötigt.“ Selbst- Spendenkonto eingerichtet und bei seinen im August letzten Jahres begrüßte Bun- verständlich sind auch nach Abschluss der rund 30.000 Mitgliedern sowie bei allen destagspräsident Norbert Lammert, dass VAA-Spendenaktion Spenden willkom- Menschen, die helfen wollen, um tatkräfti- sowohl der Verband als auch die einzelnen men. Nähere Informationen gibt es unter ge Unterstützung geworben. So rief der VAA-Mitglieder mit dieser Aktion gesell- www.uno-fluechtlingshilfe.de. ¢ 26 VAA MAGAZIN DEZEMBER 2016
Branche Mit freundlicher Unterstützu ng von Personalia aus der Chemie Tesa: Goldberg neu im Vorstand Dr. Norman Goldberg wird ab 1. Januar 2017 Vorstand des Geschäfts- bereichs Direct Industries bei Tesa. In dieser Position verantwortet er zukünftig das in den letzten Jahren stark gewachsene Geschäft mit Spezialklebebändern für Industriekunden. Der 51-Jährige war zuletzt Geschäftsführer und Co-Vorsitzender der Geschäftsführung beim Hersteller von Klebelösungen Lohmann. Der promovierte Chemiker forschte und lehrte an der Cornell University (USA) und der TU Braunschweig. Seine industrielle Karriere begann er 2000 bei Hen- kel in Düsseldorf, wo er verschiedene Managementpositionen inne- Foto: BASF hatte, darunter ab 2003 als General Manager Henkel Technologies in Asien, ab 2005 als Regionalleiter Süd-Ost-Asien und ab 2006 als Di- rektor Strategisches Marktmanagement Industrieklebstoffe. In seiner letzten Position bei Henkel verantwortete er unter anderem die glo- bale Produktentwicklung des Bereichs Industrieklebstoffe. BASF Coatings: Bauermann neuer Geschäftsführer Wacker Polymers: Der Aufsichtsrat der BASF Coatings hat mit Wirkung zum 1. No- Summo leitet Geschäftsbereich vember 2016 Sören Bauermann zum Geschäftsführer und Arbeits- direktor des Unternehmens bestellt. Er folgt in beiden Funktionen Peter Summo hat mit Wirkung vom 1. Oktober 2016 die Leitung auf Thomas Hartmann, der als Chief Compliance Officer eine neue des Geschäftsbereichs Wacker Polymers übernommen. Der 48-Jäh- Position in der Unternehmensgruppe übernehmen wird. Bauermann rige folgt Arno von der Eltz nach, der zum gleichen Zeitpunkt in wird im Unternehmensbereich Coatings zudem die globale Verant- den Ruhestand tritt. Summo leitete bislang die Business Unit En- wortung für die Bereiche Personalwesen und Compliance tragen. gineering Silicones im Geschäftsbereich Silicones. Summo studier- Bauermann studierte Jura an den Universitäten Konstanz und Mont- te in Augsburg Betriebswirtschaftslehre und arbeitete anschließend pellier (Frankreich). 2005 trat er in die BASF ein und bekleidete beim Spezialchemiehersteller Akzo Nobel im Produktmarketing, unterschiedliche Positionen in der Rechtsabteilung des Unterneh- bevor er 1995 zum Unternehmen kam. Nach Stationen als Sales mens – unter anderem in Ludwigshafen, Florham Park in New Jer- Manager in England und als Vorstandsreferent in der Konzernent- sey (USA) und Hongkong. Zuletzt war Sören Bauermann als Vice wicklung in München wechselte er zum Geschäftsbereich Polymers. President Legal, Insurance & Real Estate Asia Pacific tätig. 2005 übernahm er dort die Leitung der Business Unit Construction Polymers, ab 2011 war er für die Business Unit Dispersions & Re- sins verantwortlich. Seit 2013 steht Peter Summo der Business Unit H.C. Starck: Engineering Silicones im Geschäftsbereich Silicones vor. Schulze zum CFO ernannt H.C. Starck hat Dr. Dennis Schulze zum Mitglied der Geschäftsfüh- SGL Group: Wingefeld scheidet rung und Finanzvorstand der Unternehmensgruppe ernannt. Dr. En- zum Jahresende aus gelbert Heimes wird auf Dauer Vorsitzender der Geschäftsführung der Gruppe bleiben. Der 47-jährige Schulze folgt auf Dr. Matthias Die SGL Group verkleinert ihren Vorstand von drei auf zwei Mit- Schmitz, der das Unternehmen verlassen wird, um sich neuen beruf- glieder. Aus diesem Grund haben sich der Aufsichtsrat und Vor- lichen Aufgaben zu widmen. Zudem wurde Dr. Jan Lösch als kauf- standsmitglied Dr. Gerd Wingefeld einvernehmlich darauf geei- männischer Leiter neu in die Geschäftsführung der H.C. Starck nigt, den ausgelaufenen Vertrag von Wingefeld nicht zu verlängern. GmbH berufen. Vorsitzender der Geschäftsführung wird Dr. Jens Gerd Wingefeld war seit 2008 Mitglied des Vorstands und unter Knöll, zusätzlich zu seinen Aufgaben als Chief Operating Officer der anderem für den Bereich Technologie und Innovation verantwort- Unternehmensgruppe. Weiteres Mitglied der Geschäftsführung in lich. Dr. Jürgen Köhler wird in seiner Funktion als Vorstandsvor- der H.C. Starck GmbH ist unverändert Dr. Michael Reiß. sitzender dieses Ressort von Gerd Wingefeld übernehmen. VAA MAGAZIN DEZEMBER 2016 27
Branche v für Plakatmoti sc hutzmit tel P flanzen von Bayer. Auch marka nte Ethno-Klisch ees kamen in fr üheren Zeiten in de r Arzneimittel werbung zum Einsat z. NEUEINRICHTUNG DES BAYKOMM Historie und Identität eines Life-Science-Explorers Nach 25 Jahren hat die Bayer AG ihr Leverkusener Kommunikationszentrum neu gestaltet. Im öffentlich zugänglichen chen „Baykomm“ wird den Besuchern jede Menge geboten – von Virtual Reality über erlebbare Produktgestaltung bis hin zu kunstvoll gestalteten Werbeplakaten aus alten Zeiten. Von Prof. Dieter Schütz Am Rande eines vor mehr als hundert Jah- vielfältige Informationen für Jung und Alt. dass es Kunden, Partner und Mitarbeiter ren angelegten Parks befinden sich die Bay- Doch ist der Begriff Information eigentlich gleichermaßen anspricht.“ komm-Räume in einem von Erich Schnei- zu kurz gegriffen, geht es doch auch um das der-Wessling 1991 behutsam in die Land- Ausprobieren und das Aktivwerden. So Dem kann man rückhaltlos zustimmen, schaft eingefügten Gebäude. Diese ökolo- kann man im „Collaboration Studio“ in ei- nachdem man sich in einem Virtual-Reality- gisch kluge, energetische und schon damals nen Altersanzug schlüpfen und die Umwelt Sessel einen 360-Grad-Film oder an „Sci- der Nachhaltigkeit verpflichtete Architektur aus der Perspektive eines 80-Jährigen wahr- ence Boards“ wissenswerte Fakten und be- des Wright- und Neutra-Schülers wurde nun nehmen. Oder man ist aufgefordert, eine eindruckende Bilder angesehen hat. Nach der durch sein Büro leicht für die modifizierte neue Bayer-Verpackung zu entwerfen: Dazu Mystifizierung der Wunderkammern des 17. Nutzung überarbeitet: Helle, glasgerahmte lassen sich an verschiedenen Boxen die ent- Und 18. Jahrhunderts, der Systematisierung Erlebnisräume geben immer wieder den sprechenden Farben, Oberflächen, Töne und Kontextualisierung des 19. Jahrhunderts Blick in den Außenraum frei und machen und Gerüche bewerten. Das Meinungsbild und der Didaktisierung der 1980er Jahre sind wegen ihrer fließenden Übergänge und der der Besucher fließt so in die Gestaltung des heute mediale Erlebnisstationen gefragt. Die geschickten Lichtführung neugierig auf die nächsten Produktes ein. „Es soll Neugier Themen sind Welternährung, Medien und verschiedenen Stationen. geweckt werden“, so die Hoffnung des Bay- Identität, Teamwork und Unternehmensphi- komm-Leiters Thomas Helfrich, „Bayer soll losophie. Teil der erfahrbaren DNA des mitt- Die Stationen im Baykomm bieten auf einer als Life-Science-Unternehmen erfahrbar lerweile auf Gesundheit und Agrarwirtschaft mehr als 1.300 Quadratmeter großen Fläche gemacht werden. Ich bin davon überzeugt, ausgerichteten Life-Science-Unternehmens 28 VAA MAGAZIN DEZEMBER 2016
Zu d e n b e ka n n testen Medika menten dem Ha aus u s e B ay gehört er seit jeh er Aspirin. Plakate : B aye r Blick ins „Info im Space Identity“ m. neuen Baykom m pe l Foto: Jörg He – Ba r ye s dem alte Perle au Schlaf so rgt, zeigt eine er-A rchiv. besten für gesunden umfangreiche n Bay Wie man am ist die Firmengeschichte, die mit Material aus Umso erstaunlicher ist die Qualität und dem reich bestückten Unternehmensarchiv Eigenständigkeit dieser Designleistung, anschaulich präsentiert wird. die gegenüber der heutigen Werbespra- che direkter und weniger komplex auf- Dazu gehören auch Plakate, die – obwohl ih- tritt. Insoweit wird dem schmunzelnden rer eigentlichen Funktion längst enthoben – Betrachter deutlich, wie aufgeklärt heu- Foto: AKD sprechende Zeitzeugen ihrer jeweiligen Epo- tige Konsumenten eigentlich sind, die chen sind. Man spürt die formale Orientie- nunmehr nicht mehr so rasch zu einem Prof. Dieter rung an den Objekten der Bildenden Kunst, Schlafmittel greifen dürften, wie es die Schütz die Suche nach dem Erhabenen und Beson- alte Werbung suggeriert. Einige Plakate deren. Man muss aber auch gleichzeitig se- erinnern an die Fernsehbilder der Ver- ist Künstler und Kommunikationsdesi- hen, dass die Werbegrafiker in der Gestal- gangenheit, andere an Filmwerbung oder gner von der Akademie für Kommuni- tung nicht frei waren. Sie konnten keine surrealistische Bildsprache. In fast allen kationsdesign (AKD) an der Rheini- Avantgardeposition besetzen, sondern muss- Fällen gibt es etwas zu erzählen, wenn schen Fachhochschule in Köln. Ge- ten auf die Kunden und deren Bedürfnisse zum Beispiel Besucher verschiedenen meinsam mit seinem Team hat Schütz Rücksicht nehmen. Nicht zuletzt schränkten Alters sich über die Sprache der Bilder unter anderem die Entwicklung des ak- juristische Auflagen und Vorschriften den austauschen – ein echtes Communication tuellen VAA-Kalenders koordiniert. Entwurf ein. Center eben. ¢ VAA MAGAZIN DEZEMBER 2016 29
Branche ALTERNATIVE TESTMETHODEN IN DER FORSCHUNG Tierversuche: Notwendigkeit oder Irrweg? Wie valide sind Tierversuche in der Wissenschaft? Wie ausgereift sind alternative Testmethoden bereits? Dieses Thema polarisiert und spaltet die Forschergemüter, die aber in letzter Zeit verstärkt den Dialog miteinander suchen. Schließlich geht es beiden Parteien primär um einen möglichst aussagekräftigen wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn. Tierversuche lösen in der Öffentlichkeit mit- unter heftige Kontroversen aus. Ethisch hal- ten viele Menschen das Leid der Tiere für kaum vertretbar. Auch in der Forschung hat sich mittlerweile die Ansicht verbreitet, dass die meisten Wirbeltiere über eine Schmerz- wahrnehmung verfügen. Dennoch wird dem Wohl des Menschen eine größere Bedeutung beigemessen. Manche Tierversuche sind ge- setzlich vorgeschrieben: Besteht eine Chance auf eine erfolgreiche Arzneimittelentwick- lung, werden in der präklinischen Phase zahlreiche Tiere eingesetzt, um die Wirkung der Substanzen zu testen. Laut Bundesminis- terium für Ernährung und Landwirtschaft wurden in Deutschland 2014 etwa 2,8 Milli- onen Wirbeltiere in Tierversuchen einge- setzt. Die Daten sind jedoch lückenhaft: Wir- bellose Tiere, aber auch die sogenannten waste animals – Tiere, die bereits bei der Zucht, der Haltung und beim Transport ster- Foto: JacobStudio – iStock ben oder als Überschuss getötet werden – tauchen in der Statistik nicht auf. Auch für die Gentechnik erweisen sich genetisch ver- änderte Tiere, bei denen der gewünschte Gendefekt fehlt, als unbrauchbar. Und wie sieht es aus mit der Übertragbarkeit der Ergebnisse aus Tierversuchen auf den 30
Branche Menschen? Der amerikanischen Lebens- zierbarkeit bei Tierversuchen mit verschie- und Arzneimittelbehörde FDA zufolge schei- denen Tierarten beträgt rund 60 Prozent. Es tern 92 Prozent der in der präklinischen Pha- ist naiv, anzunehmen, dass es beim Men- se hauptsächlich in Tierversuchen schen anders wäre.“ So seien beispielsweise getesteten Me- dikamente in nicht einmal die normalen Zigaretten bei den der kli- nischen Prü- meisten Tieren lungenkrebserregend. Auch fung am Men- unterschiedliche Tests von Bisphenol A in- schen. Auch nerhalb einer Spezies wie Ratten hatten voll- sind Tierversu- kommen widersprüchliche Ergebnisse. An- che meist deutlich dersherum beweist Hartung in einer Studie teurer als Alterna- von 2009, dass die Medizin heute ohne As- tivmethoden, so der pirin oder Paracetamol auskommen müsste: Verband Forschender Diese Medikamente wären im Tierversuch Arzneimittelhersteller durchgefallen. (vfa) in seinem Positionspa- pier „Tierversuche in der phar- Industrie zeigt Interesse mazeutischen Forschung“ aus dem letzten Jahr. Sind Tierversuche ange- Ausgereift sind tierversuchsfreie Testmetho- sichts der aktuellen Erkenntnisse über den oft noch nicht. Dennoch wird mit viel deren Validität noch gerechtfertigt – Elan an Alternativen geforscht, was zwei der nicht zuletzt angesichts enormer Fort- WIST-Teilnehmer an praktischen Beispielen schritte in der tierversuchsfreien For- demonstriert haben. 2010 als Spin-off der schung? Mit dieser Frage beschäftig- Technischen Universität Berlin gegründet ten sich am 15. Oktober 2016 rund spezialisiert sich die TissUse GmbH auf der 250 Teilnehmer aus Wissenschaft, Entwicklung von Multiorganchips, die – wie Verbänden und Behörden im Rahmen die Biotechfirma verspricht – weitaus präzi- des WIST-Kongresses, der vom Verein sere Testergebnisse liefern. Gearbeitet wird Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT) unter mit menschlichem Gewebe. Und bereits jetzt dem Motto „Wissenschaft statt Tierversu- können auf einer handflächengroßen Platt- che“ organisiert wurde. form vier Organe – Darm, Leber, Niere und Haut – über kleinste Mikrokanälchen mitei- Referenten wie Thomas Hartung, Professor nander verbunden und über ein blutähnli- für Pharmakologie und Toxikologie an der ches System versorgt werden. Der ADME- Universität Konstanz, zweifeln die Aussage- Chip – ADME steht für Absorption, Distri- kraft von Tierversuchen an und glauben an bution, Metabolismus, Exkretion – ermög- alternative Methoden. Als Direktor des Cen- licht vergleichbare systemisch-toxikologi- ter for Alternatives to Animal Testing sche Untersuchungen, die auch am Tier vor- (CAAT) US and Europe sowie Professor für genommen werden, um eine Substanz auf Evidenzbasierte Toxikologie an der Johns ihre schädlichen Auswirkungen bei wieder- Hopkins Bloomberg School of Public Health holter Applikation zu testen. Allein in im amerikanischen Baltimore ist Hartung Deutschland könnte man dadurch mehr als mit seinem Unternehmen „Organome“ in der 67.000 Tiere ersetzen. Tobias Hasenberg, Se- Massenherstellung menschlicher „Mini-Ge- nior Scientist bei TissUse, ist optimistisch, hirne“ aus induziert pluripotenten Stamm- dass schon ab Mitte 2018 zehn oder mehr zellen engagiert. An diesen Mini-Gehirnen menschliche Organe auf der Chipplattform könnten künftig Substanzen und Krank- vertreten sein werden. „Zwar haben solche heitserreger verlässlicher getestet werden als Systeme ihre Grenzen“, schränkt der Bio- an Tieren, lautet die Botschaft des Unterneh- technologe ein. „Aber wir können damit die mens. „Der Mensch ist keine 70-Kilogramm- präklinische Phase deutlich verkürzen. Ratte. Wir fällen zu oft falsche Entscheidun- Langfristig wollen wir den menschlichen Pa- gen auf Basis von Tierversuchen“, versichert tienten auf einem Chip simulieren.“ Thomas Hartung. Die Schwierigkeit der Tierversuche liege schon darin, dass sie nur Auch das Saarbrücker Biotechunternehmen schlecht reproduzierbar und auf andere Spe- Across Barriers bemüht sich um Lösungen zies übertragbar sind. Der studierte Bioche- für Chemie und Pharma, die verlässlicher miker und Mediziner betont: „Die Reprodu- und sicherer sind als die herkömmlichen u 31
Sie können auch lesen