VAA Magazin Chemie explosiv - Feuerwerk
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Zeitschrift für Führungskräfte in der Chemie Ausgabe Dezember 2013 VAA Magazin Interessenvertretung · Juristischer Service · Publikationen · Bildung · Netzwerk Feuerwerk: Chemie explosiv Werksgruppen: Tagung effektiv
VAA Assekuranz Agentur GmbH Fordern Sie unverbindlich Ihr persönliches Angebot bei uns an: VAA Assekuranz Agentur GmbH · Versicherungsmehrfachagentur für Mitglieder des VAA Postanschrift: Postfach 2080, 50210 Frechen · Tel. 02234 9632850 · Fax 02234 9632855 · info@vaa-assekuranz.de
Inhalt SPEZIAL 06 Chemie und Feuerwerk Was hinter der knalligen Farbpracht steckt VAA Foto: Wikimedia 12 Kölner Chemie-Preis 2013 BASF ausgezeichnet 15 Werksgruppenvorsitzendentagung 2013 6 Diskussionen und Workshops in Hannover 18 Einkommen von Frauen und Männern Dem Gehaltsgefälle auf der Spur 20 VAA Stiftung Preisverleihung an der Uni Konstanz 22 Dialog & Espresso Interview mit Dr. Uwe Gierlich und Dr. Hans-Ulrich ter Meer BRANCHE 12 28 Chemielogistik Keine Standard-Palettenware MANAGEMENT 32 Motivation von Führungskräften Gemeinsame Umfrage von VAA, Forum F3, ULA und Hay Group MELDUNGEN 34 Zellmembranen künstlich herstellen 28 ULA NACHRICHTEN 37 Koalitionsvertrag steht Dicke Kröten oder schöne Bescherung? PORTRÄT 45 Dr. Roland Leroux Erfolge wollen gefeiert werden 45 RECHT 50 Interview mit Thomas Spilke Coverfoto: kesu – Shutterstock Recht auf Smiley im Zeugnis? VERMISCHTES 54 ChemieGeschichte(n) 57 Leserbriefe, Personalia, Termine, Impressum 54 VAA MAGAZIN DEZEMBER 2013 3
Chemie im Bild Feines Pulver ganz groß: Carbonyleisen, hier in stark vergrößerter Aufnahme, entsteht aus hochreinem Eisen. Das graue Pulver fand anfangs beispielsweise bei der Produktion von Tonbändern Verwendung. Heute kommt es in Elektronikbauteilen wie etwa Hochfrequenzspulen zum Einsatz. Der weltweit wichtigste Hersteller ist die BASF. Foto: BASF SE
Editorial Auf ein Neues! In gut zweieinhalb Wochen ist es wieder so weit: Ein ereignisreiches Jahr überquert endgültig die Zielgerade. Die Korken knallen, der Sekt fließt in Strömen und der Himmel ist für eine Zeit lang hell erleuchtet vom feurigen Spektakel. Das Feuerwerk als Signal des Aufbruchs in ein neues Jahr voller neuer Hoffnungen und Vorsätze. Aber was steckt eigentlich hinter all der lauten Farbenpracht? Richtig: jede Menge Che- mie. Viele verschiedene Pülverchen und Mischungen, gekonnt gefer- tigt bei einem von Europas größten Feuerwerksproduzenten unweit von Köln. Passend zum Jahreswechsel dazu unser feuriges Spezial auf den Seiten 6 bis 12. Einen guten Anlass zum Feiern gab es auch Mitte November in Köln: Aufs Neue wurde die BASF SE für ihre vorbildliche Personalar- Foto: VAA beit mit dem Kölner Chemie-Preis ausgezeichnet. Als erstes Unterneh- men überhaupt zum zweiten Mal! Und warum? Ganz einfach: Im in- zwischen vierten Jahr in Folge ist die BASF in den Top Drei des Ran- kings der VAA-Befindlichkeitsumfrage vertreten. Das ist nicht hoch genug einzuschätzen. Als einziges Unternehmen gehört der Ludwigshafener Weltkonzern dazu noch bei allen fünf Teilnoten zur Spitzengruppe. Außerdem haben wir in diesem Jahr die Ergebnisse der Zusatzbefragung zum Thema „Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Karriere“ einfließen lassen, denen zufolge die BASF auf Platz zwei das beste Großunternehmen im Zusatzranking ist. Daher ist der diesjährige Preis mehr als verdient. Un- seren Fotobericht zur Preisverleihung gibt es auf den Seiten 12 bis 14. An dieser Stelle soll aber auch der Vor- jahrespreisträger gewürdigt werden: Denn der LANXESS AG ist es gelungen, ihr gutes Ergebnis aus dem Vor- jahr nochmals zu verbessern und sich knapp an die Spitze des Gesamtrankings zu schieben. Ums Schieben und Verschieben, ums Laden und Verladen geht es auch auf den Seiten 28 bis 31 des aktu- ellen VAA Magazins. Genauer: um die Chemielogistik. Chemie und Logistik – da mag man sich fragen: Passt das zusammen? Und wie das passt! Das muss es auch, denn ohne tagtägliche logistische Meisterleistungen bei Planung, Verladung, Transport und Lieferung stehen in der chemischen Industrie sprichwörtlich alle Räder still. Übrigens gehen etwa 15 Prozent des gesamten Logistikmarktes in Deutschland aufs Konto der Chemiebranche. Das will schon etwas heißen. Heiß hergegangen ist es in den letzten zwei Monaten im politischen Berlin. Es wurde gerungen und gepol- tert – manchmal auch regelrecht gewürgt. Was dabei herausgekommen ist? Am besten selbst ein Bild machen: Die ULA Nachrichten auf den Seiten 37 bis 44 informieren über die Ergebnisse der Koalitionsverhandlungen und deren Auswirkungen für die kommenden Jahre. Für das nächste Jahr möchte ich allen Lesern des VAA Magazins alles Gute und viel Erfolg wünschen, ob im Beruflichen oder im Privaten. Freuen Sie sich und feiern Sie, wenn es etwas zu feiern gibt – ruhig auch mit uns. Vor allem aber: Bleiben Sie gesund! Ihr Dr. Thomas Fischer 1. Vorsitzender des VAA VAA MAGAZIN DEZEMBER 2013 5
CHEMIE UND FEUERWERK Farbexplosion am Nachthimmel „Chemie ist das, was knallt und stinkt“, so sagt es der erste Teil eines Sprichwortes. Obwohl dieser Ausspruch den vielen komplexen und hoch spezialisierten Produkten der modernen Chemie kaum gerecht wird, ist das Potenzial chemischer Vorgänge für laute Geräusche und aufdringliche Gerüche nicht von der Hand zu weisen. Dass Chemie nicht nur knallt, sondern auch beeindruckende Farbeffekte hervorrufen kann, ist sogar Grundlage für einen kleinen, aber regelmäßig viel beachteten Industriezweig: die Feuerwerkshersteller. Von Christoph Janik Foto: fotoping – Fotolia
Made in Germany: Wenn hierzulande am Silvesterabend die Streichhölzer an die Zündschnüre der Feuerwerkskörper gehal- ten werden, stammen die häufig aus den WECO-Produktionsbetrieben. Foto: Andrey Armyagov – Shutterstock
Anders als die meisten Produkte aus China werden die Feuerwerkskörper aus deutscher Produktion zu einem erheblichen Teil in automati- sierten Fertigungsprozessen hergestellt. Foto: WECO Der Weg nach Hause am frühen Morgen. weite Marktführer unter den Feuerwerks- Betrieb der Standorte gleicht WECO durch Es ist kalt und in allen Straßen liegt ein herstellern und verfügt als einziger Wett- technischen Fortschritt aus: „Wir können charakteristischer, schwefliger Geruch: ab- bewerber der Branche nach wie vor über nur hier produzieren, weil wir einen hohen gebrannte Feuerwerkskörper. Selbst wer nennenswerte Produktionskapazitäten in Automatisierungsgrad haben. Sie werden um Mitternacht tief ins Glas geschaut hat, Deutschland. Dass 40 Prozent der WE- hier deshalb viele Mittel finden, die uns ei- erinnert sich am nächsten Morgen meist an CO-Produkte aus den drei deutschen Pro- ne effizientere Produktion ermöglichen“, diese typische Szene aus der ersten Nacht duktionsstandorten in Eitorf, Kiel und kündigt Gerstmeier an. Und tatsächlich des Jahres. Freiberg stammen, ist ein fest veranker- sind beim Rundgang über das Werksgelän- ter Teil des Geschäftsmodells. Der Auf- de überall mehr oder weniger stark auto- Allein in Deutschland werden jedes druck „Made in Germany“ – oft in Ver- matisierte Produktionsabläufe zu beobach- Jahr am Silvesterabend Böller, Raketen bindung mit den Farben Schwarz, Rot und ten. Sei es die Verpackungsmaschine bei und Feuerwerksbatterien im Gegenwert Gold – ist auf vielen WECO-Produkten so den Wunderkerzen, die offenkundig schon von deutlich über 100 Millionen Euro ge- präsent, dass er kaum zu übersehen ist. seit einigen Jahrzehnten ihren Dienst ver- zündet. Ein großer Teil davon stammt aus „Unsere Handelspartner und damit letzt- richtet, oder die moderne und fast vollstän- chinesischer Produktion, denn vor allem lich auch die Endverbraucher setzen auf dig automatisierte Produktionsstraße für in den 1990er-Jahren haben viele Feuer- Artikel ‚Made in Germany‘. Das funktio- Batteriefeuerwerk. „Das ist ein maßge- werkshersteller ihre Produktion hierzu- niert für uns sehr gut“, berichtet Gerst- schneidertes Stück Technik“, ist Erwin lande aufgegeben und nach Fernost verla- meier. Lohmann sichtlich stolz. Lohmann ist bei gert. „Es gibt viele Feuerwerksartikel, für WECO Sicherheitsfachkraft für Arbeitssi- deren Herstellung Handarbeit notwendig cherheit, bei einem sogenannten Störfall- ist. Und das lässt sich gerade bei großen Automatisierung als Standortvorteil betrieb eine besonders verantwortungsvol- Stückzahlen in Deutschland aus Kosten- le Aufgabe: „Wir unterliegen den erweiter- gründen einfach nicht abbilden“, erklärt Aber auch das Feuerwerk aus deutscher ten Pflichten der Störfallverordnung, also Oliver Gerstmeier, Unternehmensspre- Produktion unterliegt natürlich dem Preis- zahlreichen Auflagen und Pflichten, deren cher der WECO Pyrotechnische Fabrik wettbewerb. Das im Vergleich zu China Einhaltung und Erfüllung auch regelmäßig GmbH. Der Mittelständler aus dem nord- deutlich höhere Lohnniveau der 460 deut- überprüft wird. Das garantiert ein hohes rhein-westfälischen Eitorf ist der europa- schen Mitarbeiter und die Kosten für den Sicherheitsniveau.“ 8 VAA MAGAZIN DEZEMBER 2013
Spezial Für den Fall der Fälle linie seinerzeit befolgt, hätte es nicht zu gen, was und wie viel drin sein darf und einem Unglück dieses Ausmaßes kommen was nicht. Da spielt die eigentliche Mu- Auf dem Firmengelände fällt zum Beispiel können.“ sik.“ Schwermetalle finden sich bei- sofort die Gebäudestruktur ins Auge. Das spielsweise seit vielen Jahren nicht mehr einzige große Gebäude ist der Verwaltungs- Inzwischen hat eine europaweite in Feuerwerkskörpern, ebenso wenig wie trakt. Große Produktionshallen sind hinge- Harmonisierung des Sprengstoffrechts das früher gebräuchliche Hexachlorben- gen nicht zu sehen. „Wir haben hier mit ins- stattgefunden. Unter anderem trat 2007 zol. „Das gehört heute zu den ‚Dirty Do- gesamt 72 Gebäuden eine Vielzahl von klei- die EU-Richtlinie über das Inverkehr- zen‘, die nicht verwendet werden dürfen. nen Einheiten, die teilweise auch etwas ab- bringen pyrotechnischer Gegenstände in Es ist aber kein Problem, so etwas zu seits liegen“, erläutert Oliver Gerstmeier. Kraft, die sich in weiten Teilen an den substituieren, unser Baukasten wird al- Das gilt zum Beispiel für die Fertigung der hohen deutschen Standards orientiert. so nicht unbedingt kleiner“, berichtet sogenannten Sonnen, deren pyrotechni- „Deutsche Unternehmen und Behörden Entwicklungsleiter Georg Alef. sches Gemisch überdurchschnittlich ag- haben sich da sehr stark eingebracht. gressiv reagieren kann. „Wir gehen mit Ex- Viele deutsche Zulassungsverfahren sind Die Grundzutat der meisten Feuer- plosivstoffen um und die Gefahr, dass es zu in europäische Normen überführt wor- werkskörper ist bis heute das Schwarzpul- gewissen Ereignissen kommt, ist latent im- den“, berichtet Alef. ver. „75 Prozent Kaliumnitrat, 15 Prozent ellt Erwin Lohmann klar, mer vorhanden“, stellt Prozen Schwefel. Das ist Holzkohle, 10 Prozent auftragter des Unterneh- der auch Störfallbeauftragter zwa nicht die genau stöchiometrisch zwar er anderem die Zahl der mens ist. So ist unter ab die effektivste“, richtige Mischung, aber Personen begrenzt, die in einem Raum ar- so Alef. Damit sin sind zugleich die bei- dem verfügen beiten dürfen. Zudem Grundbed den Grundbedingungen für jeden bäude über die Produktionsgebäude pyrotechni pyrotechnischen Satz erfüllt, eine sogenannte Ausblase- also ein Stoffgemisch zur richtung: Drei Seitenten be- Erzeugu akustischer, op- Erzeugung stehen aus massivem vem tische thermischer oder tischer, Stahlbeton und eine mech mechanischer Effekte. au- Seite aus leichten Bau- Denn der benötigt in je- elementen, beispiels-ls- dem FFall ein Oxidations- weise einer dünnen en mitte – beim Schwarz- mittel Holzwand. „Diese Sei- pulv pulver das Kaliumnitrat te würde im Fall der – un und einen Brennstoff, Fälle wegfliegen und es den beim Schwarzpul- rkungen gäbe keine Auswirkungen ver da das Holzkohlepulver ebäude“, auf die Nachbargebäude“, und der Schwefel liefern. hmann die veranschaulicht Lohmann Idee hinter dieser er baulichen Das Oxidationsmittel Maßnahme. Denn auch der Min- stellt den Saue Sauerstoff für die Ver- destabstand, in demm das nächste Gebäu- brennung zur Verf Verfügung und sorgt so chtung stehen darf, ist de in Ausblaserichtung dafür, dass ein pyrotechnischer pyrote Satz un- rechtlich geregelt. Strenge Vorgaben, da- Foto: dule964 – Fotolia abhängig vom Luftsauerstoff Luftsa reagieren mit der Schaden im m Unglücksfall so ge- kann. Es darf nicht ffeuchtigkeitsanzie- ring wie möglich bleibt. hend wirken und muss seinen Sauerstoff schon bei verhältnismäßig niedrigen Tem- Solche Fälle sind in Deutschland al- Die rechtlichen Vorhaben haben auch peraturen abgeben, weshalb häufig Me- lerdings sehr selten. Für viel Aufsehen Einfluss auf die Möglichkeiten der Feu- tallsalze sauerstoffreicher anorganischer sorgte im Mai 2000 die Explosion in ei- erwerkshersteller bei der Entwicklung Säuren wie Nitrate oder Perchlorate zum ner Feuerwerksfabrik im niederländi- neuer Produkte. Erwin Lohmann, vor Einsatz kommen. Dem Brennstoff kommt schen Enschede, bei der 23 Menschen ihr seiner Tätigkeit als Sicherheitsbeauftrag- bei der Reaktion eines pyrotechnischen Leben verloren. „Es gab damals in den ter selbst in der chemischen Entwicklung Gemisches die Aufgabe zu, in Verbin- Niederlanden einfach kein ausreichendes tätig, beschreibt die Rahmenbedingun- dung mit dem Oxidationsmittel für eine Sprengstoffgesetz“, meint Georg Alef, gen: „Rote Effekte machen wir heute im hohe Temperatur zu sorgen. Denn nur so Gesamtbetriebsleiter bei WECO und zu- Prinzip noch genauso wir vor 20 oder 30 kann die dritte wichtige Komponente der gleich Leiter des Entwicklungslabors. Er- Jahren, da hat sich nichts Wesentliches meisten Feuerwerkskörper, der Farbgeber, win Lohmann ergänzt: „Damals gab es geändert. Was sich aber geändert hat, seine Wirkung entfalten: Dessen durch noch keine Umsetzung der sogenannten sind die nationalen, europäischen und die hohe Temperatur angeregten Atome Seveso-Richtlinie. Hätte man diese Richt- teilweise sogar weltweiten Bestimmun- fallen nach kurzer Zeit in ihren f VAA MAGAZIN DEZEMBER 2013 9
Spezial Foto: Robert Neumann – Fotolia Grundzustand zurück und emittieren da- nen Violetts oder eines guten Stroboskop- mal zulässige Pulvergewicht für Batteri- bei Licht, je nach Element in unterschied- Effekts. en von 50 auf 500 Gramm hochgesetzt. lichen Farben. Ein Bestandteil des pyro- Das ist für uns Pyrotechniker natürlich ei- technischen Satzes kann auch mehrere Eine Art Leistungsschau für die neu- ne gigantische Spielwiese“, sagt der Che- Funktionen erfüllen. So kann Strontium- esten Kreationen ist für WECO die jähr- fentwickler und grinst verschmitzt. nitrat als Oxidationsmittel eingesetzt wer- liche Feuerwerksveranstaltung „Kölner den und zugleich eine tiefrote Farbe lie- Lichter“, die zu den größten ihrer Art in fern. Für grüne, gelbe und blaue Effekte Europa gehört. Als ausrichtender Feuer- Geprüfte Sicherheit können zum Beispiel Bariumnitrat, Nat- werker können die Eitorfer bei der publi- riumoxalat und Kupferoxid als Farbgeber kumswirksamen Veranstaltung zeigen, Ob die Neuentwicklungen dann wirklich dienen. Hinzu kommen weitere Zusatz- was sie können. Dabei fi nden einige Ent- den Markt erreichen, wird bei der Bundes- stoffe wie Bindemittel und Katalysatoren. wicklungen aus diesem professionellen anstalt für Materialforschung und -prüfung Kategorie-4-Feuerwerk, das nur von aus- (BAM) in Berlin entschieden. Als eine von gebildeten Pyrotechnikern verwendet zurzeit 17 benannten Stellen in Europa ist Vom Feuerwerk zum Endverbraucher werden darf, auch ihren Weg an die La- sie für die Konformitätsbewertung von dentheke. Alef formuliert den kreativen Feuerwerksartikeln zuständig. Bei der so- „Als Pyrotechniker weiß man natürlich, Anspruch bei der Produktentwicklung für genannten EG-Baumusterprüfung unter- welche Grundbestandteile man braucht. den wichtigsten Abnehmermarkt: „Wir sucht die BAM, ob ein Feuerwerksartikel Aber es gibt keine festgelegten Formeln“, möchten auch für den Endverbraucher korrekt funktioniert und ob er den europä- erklärt Georg Alef. Er erinnert sich an sei- Feuerwerk erlebbar machen, sodass er an ischen Normen entspricht. Dr. Christian ne Anfangszeit bei WECO: „Als ich mei- Silvester mit guten Artikeln selbst krea- Lohrer vom Fachbereich Explosivstoffe der nen Job hier anfi ngt, sagte der damalige tiv sein kann.“ Dabei hilft den Feuer- BAM skizziert das Prüfverfahren: „Wir Laborleiter zu mir: Herr Alef, sie müssen werksentwicklern, dass die Vorgaben in prüfen zunächst, ob die konstruktiven Pa- spielen. Sie forschen empirisch, von Ver- Deutschland durch die europäische Richt- rameter wie Abmessungen, Brutto- und such zu Versuch.“ Jedes Unternehmen ha- linie und die jeweilige Norm teilweise so- Nettogewicht der technischen Dokumen- be da natürlich seine Firmengeheimnisse, gar großzügiger geworden sind. „Durch tation des Herstellers entsprechen.“ Dazu zum Beispiel zur Erzeugung eines schö- die Norm wurde zum Beispiel das maxi- werden auch einige der 33 vom Hersteller 10 VAA MAGAZIN DEZEMBER 2013
angelieferten Muster vollständig auseinan- per, die uns hier vorgestellt werden, nen wir von den Chinesen teilweise noch dergebaut, um zum Beispiel die inneren durchfallen“, so Christian Lohrer. lernen, wie man phantasievoll Feuerwerk Abmessungen und die Einhaltung der zu- macht.“ Das Geschäftsmodell der WE- gelassenen Menge an pyrotechnischer CO-Feuerwerker spielt dabei aus seiner Satzmasse zu überprüfen. „Wir nennen Schlüsselfaktor China Sicht seine Stärken aus: „Durch unsere diesen Schritt Delaborieren. Mit den rest- Produktion in Deutschland erhalten wir lichen Mustern erfolgt eine Funktionsprü- Ist diese Hürde genommen, muss der Know-how. Wenn die Fontäne nicht so fung“, stellt Lohrer nüchtern fest. Hersteller ein Qualitätssicherungssystem sprüht, wie sie soll, braucht man einen etablieren und so sicherstellen, dass die Pyrotechniker, der weiß, woran es liegt.“ Tatsächlich verbirgt sich hinter die- nachgefertigten Produkte dem ursprüng- sem sachlichen Begriff für die Prüfer der lichen Baumuster entsprechen. „Das ist Dass WECO weniger importabhän- BAM der Vorgang, auf den viele Hobby- meines Erachtens sogar der deutlich gig ist als seine Wettbewerber, hat aus Pyrotechniker das ganze Jahr hinfiebern: wichtigere Teil, denn die EG-Baumuster- Sicht von Unternehmenssprecher Oliver Anzünden und schauen, was passiert. Al- prüfung durch die BAM ist ja nur eine Gerstmeier aber noch andere Vorteile: lerdings werden nur zehn Muster im An- Feststellung zu einem Zeitpunkt“, betont „Die Lohnkosten in China multiplizieren lieferungszustand getestet. Der Rest wird Georg Alef von WECO. Da auch der Ei- sich nach oben und gleichzeitig steigt dort vorher thermisch und mechanisch kondi- torfer Hersteller einen erheblichen An- die Binnennachfrage nach Feuerwerksar- tioniert, zum Beispiel durch die Lagerung teil seiner Produkte aus China bezieht, tikeln. Da die Produktionskapazitäten be- bei 75 Grad Celsius über 48 Stunden oder muss die Qualitätssicherung auch dort reits sehr stark ausgelastet sind, stehen die die Belastung mit 49 g, also einem Viel- gewährleistet sein. Alef sieht durch die nachgefragten Mengen inzwischen teil- fachen der Erdbeschleunigung. Auch da- Beziehung zu den chinesischen Produ- weise gar nicht mehr zum Import zur Ver- nach müssen die Artikel noch ordnungs- zenten Vorteile für beide Seiten: „Was Si- fügung.“ Wenn hierzulande am Silvester- gemäß funktionieren. „Bei den EG-Bau- cherheit und vor allem Qualitätssiche- abend Feuerzeuge und Streichhölzer an musterprüfungen hat die BAM eine ver- rung angeht, können wir den Chinesen die Zündschnüre von Kanonenschlägen, gleichsweise hohe Ablehnungsquote. Die noch was zeigen und geben das entspre- Vulkanen und Goldregen gehalten wer- Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt, chende Know-how durch Audits und Be- den, dürften also auch in Zukunft viele dass 40 bis 60 Prozent der Feuerwerkskör- treuung vor Ort weiter. Umgekehrt kön- davon „Made in Germany“ sein. Foto: Mammut Vision – Fotolia
VAA KÖLNER CHEMIE-PREIS 2013 Gute Personalarbeit bei BASF Der Kölner Chemie-Preis 2013 des VAA geht an die BASF SE. Bereits zum zweiten Mal wurde das Unternehmen für seine besonders nachhaltige und vorbildliche Personalarbeit ausgezeichnet. Für den Konzern nahm Vorstandsmitglied Margret Suckale die Auszeichnung entgegen. „Für die d BASF ist der Verbund nicht nur eine indust- rielle Wertschöpfungskette, Sie bezeichnen damit auch ganz bewusst Ihren Personal-Verbund.“ In ihrer Laudatio hob Gudrun Ihling, Senior Vice Pre- sident Human Resources bei der LANXESS AG, den Personal-Verbund als integralen Bestandteil der BASF-Personalstrategie hervor. im Resources be or Vi ce Pr es ident Human im Ve r- Gudrun Ihling ist Seni folge sind be r LA N XE SS AG. Ihling zu n au ch di e sträge und Produk tio Vorjahresprei de r Technologie lle gen ne be n al le r Ko bund der BA SF petenzen gen und Kom hen Er fahrun unterschiedlic rknüpf t. miteinander ve 12 VAA MAGAZIN DEZEMBER 2013
VAA „Die Auszeichnung zeigt uns, dass wir auf dem richtigen r Weg sind. Wir sind fest davon überzeugt, dass es sich lohnt, flexibel auf die Bedürfnisse und Lebenssituationen unserer Mitarbeiter und Führungskräfte einzugehen.“ Vorstandsmitglied der BASF SE Margret Suckale nahm den Kölner Chemie-Preis Preis auch in diesem Jahr persönlich entgegen. n. standsmit- eichte BASF-Vor nd e Dr. Th om as Fischer überr tze Der 1. VA A-Vorsi r Chemie-Preis 20 13. ckale den Kölne glied Margret Su 2013 basiert die Juryentscheidung neben den Ergebnissen der VAA-Befindlichkeitsumfrage auch auf der Zusatzbefragung zur Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Karriere. Die Preisverlei- hung fand am 20. November in der Industrie- und Handelskammer zu Köln statt. In einem Gruß- wort wandte sich Ulf Reichardt, Hauptgeschäftsführer der IHK Köln, an die Gäste (Foto links). VAA MAGAZIN DEZEMBER 2013 13
VAA Wohnten der Preisverleihung bei (v. l.): Rainer Nachtrab, 2. Vorsitzender des VAA und Vorsitzender des Sprecherausschusses der BASF SE, Dr. Günther Achhammer, Vorsitzender der VAA-Werksgruppe BASF Ludwigshafen, Ulf Reichardt, Hauptgeschäftsführer der IHK Köln, Margret Suckale, Vorstandsmitglied der BASF SE, Dr. Wolfgang Mattmann, Mitglied des Sprecherausschusses der BASF SE, und Hans-Werner Bartsch, Bürgermeister der Stadt Köln. tand Vorsstan d VAA-Vor Dr. Wolfram Uzick – nahmen am dss – hier: Dr Mehrere Mitglieder des Festakt teil. Dr. Th om as Fis che r, 1. Vo rsit zen de r de s VA sei ner Be grü ßun gsr ed A, lobte in e die BASF für ihr e vor Pe rso nal po litik . Fotos: bild lich e VAA 14 VAA MAGAZIN DEZEMBER 2013
VAA WERKSGRUPPENVORSITZENDENTAGUNG IN HANNOVER Geballter Sachverstand Mitbestimmung stärken – JAA zum VAA: Im Fokus der VAA-Werksgruppenvorsitzendentagung 2013 Anfang November in Hannover stand die Vorbereitung der Betriebsrats- und Sprecherausschusswahlen im Frühjahr 2014. Zudem informierten sich die rund 100 Teilnehmer über die Entwicklungen bei den VAA-Mitgliederzahlen und den Langzeitkonten in der chemi- schen Industrie. VAA-Juristen gaben Auskunft über aktuelle Rechtsfragen zum Urlaub und zur Überlastung der Mitarbeiter. „Nur mit einem starken VAA kann die „N Mitbestimmung Mitb im Sinne aller Mitarbei- tergruppen wahrgenommen werden.“ In seiner Begrüßungsrede stimmte der 1. Vorsitzende des VAA Dr. Thomas Fischer die Aktivisten aus den Werksgruppen auf die Betriebsrats-s- und Sprecherausschusswahlen 2014 ein. Für ihre Verdienste um den Verband wurden in diesem Jahr Dr. Mechthild Auge von der Werksgruppe Merck und Armin Lührs von der Werksgruppe Basell Polyolefine Wesseling mit der Chemikerskulptur des VAA ausgezeichnet.
Rainer Nachtrab, 2. Vorsitzender des VAA, führte den Tagungsteilnehmern die Vorteile der VAA-Einkommensumfrage wie etwa die umfassende Information über den Einkommensmarkt für Führungskräfte in der Chemie und die differenzierte Auswertung vor Augen. „Um ddie Vorteile der Einkommensumfra- ge für d die Mitglieder und den Verband zu erhalten, erh lt ist es wichtig, die Teilnahme- quote hoch zu halten!“ In seinem Vortrag zur Bedeutung der Ein- kommensumfrage für den Verband und seine Mitglieder warb der 2. VAA-Vorsit- zende Rainer Nachtrab für eine rege e Be- teiligung an der jährlichen Befragung. ung. Ebenso wie zahlreiche weitere sich Mandatsträger des Verbandes hat Wer ksgr upp e auch der Vorsitzende der tber g Dr. Han s-Jü rgen Chemiepark Tros auf der Klasse aktiv an den Diskussionen ng bete iligt. Foto s: Leus chne r – VAA Tagu
VAA Rund 100 Mitglieder und Mandatsträger aus den VAA-Werksgruppen trafen sich am 8. und 9. November in Hannover. Erfolgreiche Werksgruppenarbeit Im Mittelpunkt des Workshops „Werks- gruppenarbeit“ stand die Werksgruppe als wichtiges Netzwerk zum Informations- austausch und Basis für die Mitglieder- werbung. Dr. Günther Achhammer (Werksgruppe BASF Ludwigshafen), Dr. Mechthild Auge (Werksgruppe Merck), Frank Fulbrecht (Werksgruppe Bayer Ber- lin) und Dr. Birgit Schwab (Werksgruppe Wacker Burghausen – im Bild) berichteten in ihren Impulsreferaten von der täglichen Werksgruppenarbeit vor Ort. Beim anschließenden Erfahrungsaustausch konnte un- ter anderem die Bedeutung interessanter Veranstaltungsangebote und der Relevanz der Betriebsratstätigkeit für die Werksgruppenarbeit herausgearbeitet werden. Mit geistiger Fitness moderne Arbeitswelten meistern Kaum ein Wunsch ist in der modernen, technisierten Arbeitswelt so ausgeprägt wie der Wunsch nach Abschalten. Das Pro- blem: Die Biochemie des menschlichen Gehirns lässt dies einfach nicht zu. In sei- nem Workshop stellte Referent Dr. Sven Sebastian (im Bild) anschaulich dar, wie man mit kleinen Tricks sowohl die eigene Leistungsfähigkeit als auch das Wohlbefin- den steigern kann, ohne dabei auf esoteri- sche Methoden zurückgreifen zu müssen. Der promovierte Quantenchemiker und inter- aktive Neurocoach griff dabei auf aktuelle Erkenntnisse aus der Hirnforschung zurück. Worauf kommt es an? Auf die Kleinigkeiten. Um ein Gleichgewicht im Stoffwechsel zwi- schen Gehirn und Körper zu erreichen, bedarf es einer bewussten Wahrnehmung der Reize: der Kollegen, Vorgesetzten und Mitarbeiter sowie der eigenen Persönlichkeit. Vor Als Auszeichnung für eine besonders allem sollte man Assoziationen bewusst testen und hinterfragen, um Negativspiralen im erfolgreiche Werksgruppenarbeit im Jahr 2013 nahm Dr. Mechthild Auge vom Hirn zu stoppen. Nichts fördert die Konzentration mehr als Wertschätzung und Neugier. VAA-Vorsitzenden Dr. Thomas Fischer einen Auch Regeneration ist wichtig, etwa beim bewussten Gang auf Toilette oder beim re- Scheck im Wert von 1.500 Euro für die gelmäßigen Strecken und Atmen. Werksgruppe Merck entgegen. VAA MAGAZIN DEZEMBER 2013 17
VAA EINKOMMEN VON FRAUEN UND MÄNNERN Gehaltsgefälle trügerisch Obwohl Frauen inzwischen oftmals besser qualifiziert ins Berufsleben einsteigen als Männer, hält sich die geschlechtsspezifische Einkommenslücke beharrlich. In seiner aktuellen Einkommensumfrage geht der VAA der Sache differenzierter auf den Grund und will wissen, wie groß der Gehaltsunterschied zwischen den vollzeitbeschäftigten Frauen und Männern in der chemischen Industrie tatsächlich ist. In der Presse wird der Gehaltsunterschied nen (Stufe 3 und 4) noch ein Frauenanteil einkommen bei allen Teilnehmern gegen- zwischen Frauen und Männern mit durch- von 14 Prozent zu beobachten ist, reduziert über Vertrieb und Produktion niedriger ist. schnittlich 20 Prozent angegeben. Die Un- sich der Anteil auf den höheren Ebenen Betrachtet man nun die Funktionsbereiche ternehmensberatung Kienbaum verlaut- (Stufe 2) auf 7 Prozent. der Männer und Frauen, so zeigt sich, dass barte demgegenüber in einer Pressemittei- ■ Der Frauenanteil liegt deutlich unter der Frauenanteil im Bereich FuE (15 Pro- lung vom März 2013, dass weibliche Füh- dem durchschnittlichen Anteil aller Voll- zent) sowie in den Bereichen HR und Mar- rungskräfte beim Gehalt immer weniger zeitbeschäftigten der höheren Hierarchie- keting (22 Prozent) am größten ist. das Nachsehen haben. Doch wie sieht es in ebene (12 Prozent). ■ Auch im Hinblick auf die Branche las- der Chemie aus? ■ Darüber hinaus ist der Frauenanteil in sen sich eindeutige Unterschiede erken- Kleinunternehmen mit knapp 15 Prozent im nen: Mit einem Frauenanteil von knapp 22 Die aktuelle Einkommensumfrage Vergleich zu Mittel- und Großunternehmen Prozent sind Frauen überproportional im 2012 zeigt auf den ersten Blick das gleiche (11 Prozent) am größten. Die branchen- und Bereich Pharma vertreten. Diese wesent- Bild: Während Frauen im Jahr 2012 ein berufsspezifische Segregation des Arbeits- lichen Unterschiede in den arbeitsplatzre- durchschnittliches Gesamteinkommen von marktes, wonach Frauen und Männer in un- levanten Merkmalen zwischen Frauen und rund 99.700 Euro erzielten, belief sich der terschiedlichen Branchen und Funktionsbe- Männern der chemischen Industrie spie- Durchschnittsverdienst der Männer auf cir- reichen tätig sind, erklärt einen weiteren geln sich auch in der Zusammensetzung ca 123.000 Euro. Der Einkommensvergleich Teil des Einkommensunterschieds. ihres Gesamteinkommens wider. Wäh- Männer versus Frauen lässt zudem erken- ■ Bei der Untersuchung der Daten hin- rend sich das Gesamteinkommen der nen, dass die Gesamteinkommen in den ers- sichtlich des Funktionsbereichs und der männlichen Führungskräfte aus 81 Pro- ten elf Berufsjahren noch in etwa auf glei- Branche zeigt sich, dass im Bereich For- zent Fixgehalt und unter anderem 16 Pro- cher Höhe liegen. Ab dem zwölften Berufs- schung & Entwicklung (FuE) das Gesamt- zent Bonuszahlungen zusammensetzt, be- jahr bildet sich jedoch eine Schere aus und die Gesamteinkommen der Frauen liegen Unternehmensgröße/Stufe Männer Frauen deutlich unter dem Einkommen ihrer männ- lichen Kollegen. Nach 20 Jahren ist das Ge- Bis 1.000 Mitarbeiter 20 % 26 % samteinkommen der Frauen gut zehn Pro- 1.000 bis 10.000 Mitarbeiter 32 % 29 % zent niedriger als das der Männer. Über 10.000 Mitarbeiter 48 % 45 % Stufe 2 12 % 8% Stufe 3 56 % 43 % Erster Blick täuscht Stufe 4 32 % 49 % Warum ist das so? Differenziert betrachtet Seit 1963 wird die Einkommensumfrage des VAA unter Führungskräften in der stellt man fest, dass 20 Prozent des Unter- chemischen Industrie durchgeführt – ab 2008 unter wissenschaftlicher Begleitung schiedes sich durch personenrelevante durch Professor Christian Grund von der RWTH Aachen. Merkmale wie Alter oder Berufserfahrung erklärt. Weitere 55 Prozent lassen sich je- Daten Männer Frauen doch durch arbeitsplatzrelevante Merkma- Gesamteinkommen 123.000 € 99.700 € (20 % geringer) le begründen: bis 12. Berufsjahr identisch identisch ■ Frauen sind weniger oft in Großunter- ab 12. Berufsjahr steigend Anstieg geringer nehmen und weniger oft auf höheren Hie- In seiner Studie greift der VAA auf einen fundierten Datensatz zurück, der stets auch rarchiestufen vertreten. die Einkommensunterschiede von Männern und Frauen auf einer breiten, repräsentativen ■ Während auf den unteren Führungsebe- Basis darstellt. Grafiken: VAA 18 VAA MAGAZIN DEZEMBER 2013
160.000 € 140.000 € 120.000 € 100.000 € 80.000 € 60.000 € 40.000 € 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 Berufsjahre Männer (3.406 Antworten) Frauen (451 Antworten) gleitende 50 %-Perzentile Quelle: VAA. Foto: Sergey Nivens – Shutterstock sitzen Frauen mit 86 Prozent Fixgehalt ei- schen Merkmale, so lag 2012 das durch- ken. Frauen erreichen hierdurch geringe- ne entsprechend weniger leistungsabhän- schnittliche Fixeinkommen der weiblichen re Betriebszugehörigkeit als Männer und gige Entlohnung. Führungskräfte etwa drei Prozent unter haben somit gegebenenfalls geringere dem ihrer männlichen Kollegen. Chancen, in eine obere Gehaltsstufe zu Im Ergebnis liefert die VAA-Einkom- kommen. Zudem können Frauen nach der mensumfrage eine differenzierte, deutlich Familienphase häufig nicht auf der glei- bessere Betrachtung als die pauschale Fest- Restgefälle bleibt chen Gehaltsstufe oder in die gleiche Po- stellung, das durchschnittliche Gesamtein- sition zurückkehren. kommen der vollzeitbeschäftigten, naturwis- Dies deutet darauf hin, dass Frauen ins- senschaftlich ausgerichteten Frauen liege cir- besondere im Bonus das Nachsehen ha- ca 20 Prozent unter dem der Männer. Eine ben. Etwa 25 Prozent des geschlechtsspe- Alle berufstätigen VAA-Mitglieder ha- Analyse der geschlechtsspezifischen Ein- zifischen Gehaltsunterschieds bleiben ben die Kurzfassung der Einkommen- kommensunterschiede unter Berücksichti- aber auch unter Berücksichtigung der per- sumfrage 2012 mit der Juni-Ausgabe gung der personen- und arbeitsplatzrelevan- sonen- und jobrelevanten Merkmale un- des VAA Magazins erhalten. Die erwei- ten Merkmale verifiziert dieses Ergebnis. geklärt. Dieser Gehaltsunterschied macht terte Broschüre ist auf Nachfrage in ■ Unter Berücksichtigung der jobrelevan- sich vor allem für Mitarbeiter in den hö- der VAA-Geschäftsstelle erhältlich. ten Faktoren liegt das vergleichbare Ge- heren Berufsjahren, auf höheren Hierar- samteinkommen der Frauen etwa neun Pro- chiestufen sowie für Mitarbeiter mit Kin- zent unter dem ihrer männlichen Kollegen. dern bemerkbar. EINKOMMENSUMFRAGE 2012 EINKOMMENSUMFRAGE 2012 ■ Bei zusätzlicher Berücksichtigung der Ansprechpartnerin: personenrelevanten Faktoren reduziert sich Ein möglicher Grund könnten die un- VAA-Juristin der Gehaltsunterschied der weiblichen und terschiedlichen Erwerbsbiografien von Ilga Möllenbrink männlichen Führungskräfte auf 5 Prozent. Männern und Frauen sein. Denn längere Tel. 0221 160010 ■ Betrachtet man das Fixeinkommen un- Erwerbsunterbrechungen bei Frauen kön- info@vaa.de ter Maßgabe der personen- und jobspezifi- nen sich negativ auf das Gehalt auswir- VAA MAGAZIN DEZEMBER 2013 19
VAA PREISVERLEIHUNG AN DER UNIVERSITÄT KONSTANZ VAA Stiftung fördert gute Forschung Für hervorragende Dissertationen im Bereich der chemisch-pharmazeutischen Wissenschaften und der Verfahrenstechnik wurden vier Nachwuchswissenschaftler mit dem erstmals ausgelobten Preis der VAA Stiftung ausgezeichnet. Während Dr. Ricarda E. Miller den Stiftungspreis für ihre Promotion zur Naturstoffsynthese im Bereich der Tumorbehandlung erhielt, wurde Dr. Ulrich Mayerhöffer für die Forschung an der Synthese und Herstellung NIR-absorbierender Squaraine geehrt. Preisträgerin Dr. Daniela Achatz forscht an der Herstellung von Nanopartikeln zur Bildgebung der Sauerstoffverteilung in Geweben und Dr. Matan Beery beschäftigt sich mit der Entwicklung neuer Verfahren zur Meerwasserentsalzung. Waren bei der Preisverleihung an der Universität Konstanz dabei (v. l.): Dr. Karlheinz Messmer (VAA), Prof. Wolfram Koch (GDCh), Dr. Thomas Fischer (VAA), Dr. Daniela Achatz (Universität Regensburg), Prof. Stefan Buchholz (Universität Stuttgart), Prof. Thomas Martin, Dr. Ricarda E. Miller (beide Universität Konstanz), Prof. Ralf Dohrn (TU Hamburg) und Dr. Matan Beery (TU Berlin). Der VAA-Ehrenvorsitzende Dr. Karlheinz Messmer sitzt auch dem Als eine von vier jungen Forschern wurde Dr. Ricarda E. Miller von Kuratorium der VAA Stiftung vor. Fotos: VAA der Universität Konstanz mit dem Stiftungspreis ausgezeichnet. 20 VAA MAGAZIN DEZEMBER 2013
VAA Aufsichtsräte tagen in Münster Jahresberichte wälzen, Quartalsberichte prüfen und Rechnungs- legungen analysieren hieß es für die VAA-Aufsichtsratsmitglieder auf ihrer traditionellen Herbsttagung im westfälischen Münster. An zwei Seminartagen im Oktober referierte Professor Laurenz Lachnit von der Universität Oldenburg zur „Bilanzanalyse am Beispiel eines Geschäfts- und Konzernjahresabschlussbe- richts“. Dabei ließ es sich der ausgewiesene Experte auf dem Ge- biet des Rechnungswesens nicht nehmen, auch die zahlreichen Problemfelder und Fallstricke der Thematik klar anzusprechen und eingehend mit den rund 40 Tagungsteilnehmern zu erörtern. Zur nächsten Aufsichtsrätetagung des VAA geht es vom 28. bis zum 29. März 2014 nach Weimar. Foto: Bernhard Kils – Wikimedia DIALOGREIHE INNOVATION & VERANTWORTUNG Mitarbeiter als Mitunternehmer Innovationen sichern das Überleben von Unternehmen. Doch wie sorgt man für ein innovationsfreundliches Klima? Durch die gezielte Anregung der Mitarbeiter, neue Ideen einzubringen. Dies ist der Grundgedanke von „Intrapreneurship“. Was genau dahinter steckt, erfuhren die Teilnehmer auf der 2. Veranstaltung der Dialogreihe Innovation & Verantwortung. Naturgemäß wissen Mitarbeiter am besten he „Innovation & Verantwortung“ von die nächste Veranstaltung der Dialogreihe über die Produkte und Prozesse in ihren je- VAA und Forum F3. Ohne geeignete Rah- statt. Interessenten können sich in der VAA- weiligen Unternehmen Bescheid. Daher ist menbedingungen werde es nur in Ausnah- Geschäftsstelle akkreditieren lassen. es im Sinne der Unternehmen, wenn Mit- men gelingen, die zweifelsohne in jedem arbeiter ihre Ideen im Unternehmen reali- Unternehmen vorhandenen Mitunterneh- sieren. Etwa 30 Prozent der Mitarbeiter mer zu mobilisieren. Denn eine Intrapre- Merkmale bringen ihre Ideen aber nicht oder nicht neurship-Kultur funktioniert nur dann, kreativer Menschen mehr ein, weil sie schlechte Erfahrungen wenn die notwendigen Freiheitsgrade für gemacht haben. Hier setzt das sogenannte Ideengeber vorhanden sind und durch die ■ Offenheit gegenüber der Umwelt, Intrapreneurship an, das Mitarbeiter als richtigen Anreize – immaterielle und ma- Begeisterung gegenüber Neue- „Mitunternehmer“ beziehungsweise „Un- terielle – unterstützt werden. rungen ternehmer im Unternehmen“ betrachtet. ■ Einfallsreichtum + Originalität Aufgabe der Führungskräfte ist es dabei, Viele der Veranstaltungsteilnehmer (ungewöhnliche Ideen) potenzielle Intrapreneure zu fi nden, sie verfügten über langjährige Erfahrung im ■ Konzentrationsfähigkeit auf das zum Einbringen ihrer Ideen im Unterneh- Innovationsmanagement. Sie hoben her- Wesentliche men zu motivieren und ihnen die nötigen vor, dass Systeme mit quantitativen Vorga- ■ gute Beobachtungsgabe gegen- Umsetzungsfreiräume zu geben. ben zur „Innovationsverpflichtung“ lang- über der Sache oder Partnern fristig nicht erfolgreich sind. Kreativität ■ reicher Wortschatz und passende „Nur durch die bewusste Nutzung der habe für Innovationen eine zentrale Bedeu- Ausdrucksweise vier Gestaltungsfelder Organisation, Per- tung und könne nicht erzwungen werden. ■ Realitätssinn durch kritische sonal, Strategie/Prozesse und Kultur wird Selbstprüfung der Ideen es gelingen, Intrapreneurship zu leben“, so Unter info@vaa.de können die Unter- ■ Organisationstalent zur Realisie- die Referentin Prof. Birgit Baum auf der 2. lagen zum Vortrag angefordert werden (Stich- rung von Ideen Veranstaltung der gemeinsamen Dialogrei- wort: Dialogreihe2). Im Frühjahr 2014 findet VAA MAGAZIN DEZEMBER 2013 21
ERFOLGSREZEPT KOMMUNIKATION Betriebsratsarbeit ist anspruchsvoll. Denn Betriebsrats- mand im Betriebsrat mitarbeitet, der diese Denkweise etwas mitglieder müssen gut über das Arbeitsrecht Bescheid besser versteht. Außerdem wurde dadurch auch die Kommuni- wissen und ihr Unternehmen kennen. Sie haben sich in Ver- kation einfacher. Persönlich war und ist für mich wichtig, dass handlungssituationen zu bewähren: Einerseits sollten sie ich die sozialen Aspekte von Entscheidungen und Entwicklun- Konflikte klar benennen, andererseits ausgleichen und in- gen, die ich im Unternehmen sehe, im Interesse der Mitarbeite- tegrieren können. Im Vorfeld der Betriebsratswahlen 2014 rinnen und Mitarbeiter positiv mitgestalten möchte. liefert die Serie „Dialog & Espresso“ einen Blick auf einen Und wie war das vor vier Jahren bei Ihnen, Herr Gierlich? der vielfältigsten Jobs des deutschen Wirtschaftslebens. GIERLICH: Ich bin der Betriebsratsvorsitzen- Bei einer Tasse Espresso werden zwei Personen gefragt, de der beiden Tiergesundheitsgesellschaften, die Boehringer die es wissen müssen. In der dritten Ausgabe von „Dialog & Ingelheim am Standort Ingelheim hat. Bei uns gibt es einer- Espresso“ kommen Dr. Uwe Gierlich (Boehringer Ingelheim seits Forschung und Entwicklung und andererseits sehr viel Animal Health GmbH) und Dr. Hans-Ulrich ter Meer (Cela- Verwaltung. Das heißt, über 60 Prozent unserer Arbeitnehmer nese Deutschland GmbH) zu Wort. Beide haben an ihren bei den beiden Gesellschaften hier sind außertariflich ange- Standorten den Betriebsratsvorsitz inne und sind dadurch stellt. Im Jahr 2009 ist der alte Betriebsrat geschlossen zu- zugleich in den standortübergreifenden Betriebsratsgremi- rückgetreten. Gründe dafür waren, dass ein Teil des damaligen en ihrer Unternehmen aktiv. Betriebsrates in den Vorruhestand gegangen ist, aber auch, dass sich das Gremium über die Erstellung einer Betriebsver- Sie sind beide Vorsitzende eines Betriebsrates. Wie kam einbarung zur AT-Vergütung völlig mit dem Management über- es dazu? worfen hatte. Daraufhin wurden sowohl vonseiten der Mitar- TER MEER: Unser Standort in Sulzbach ist beiter als auch vonseiten des Managements gezielt Kollegen ein Verwaltungsstandort, an dem wir einen relativ hohen AT- angesprochen, die von ihrem Werdegang für eine Betriebsrat- Anteil haben. Die letzte Wahl war die erste an diesem neu ge- stätigkeit geeignet erschienen. Im Laufe der Zeit hat sich her- gründeten Standort. Da es nur eine Liste gab, auf der sowohl auskristallisiert, wer ein stärkeres Interesse an einer Mitarbeit Vertreter von VAA und IG BCE als auch Nichtorganisierte ge- hat. Ich selbst bin jetzt in meinem 19. Jahr bei Boehringer und meinsam kandidierten, haben wir eine Persönlichkeitswahl habe während dieser ganzen Zeit schon immer versucht, mich durchgeführt. So konnte die Belegschaft auswählen, wen sie für Kolleginnen und Kollegen einzusetzen. Außerdem bin ich für die Vertretung der eigenen Interessen für besonders ge- von meiner Natur aus jemand, der nicht nur meckert, wenn eignet hält. Letzten Endes wurde ich dann zum Vorsitzenden ihm etwas nicht gefällt, sondern gern auch mit anpackt. Viel- gewählt. Ich war zuvor bereits an einem anderem Standort leicht hat man mir deshalb eine gewisse Sozialkompetenz zu- stellvertretender Vorsitzender des Betriebsrates. Angetreten gestanden. Wir hatten uns jedenfalls vor der konstituierenden bin ich damals, weil ich den Eindruck hatte, dass die Interes- Sitzung des Betriebsrates überlegt, dass ich den Vorsitz über- sen der AT-Mitarbeiter im Unternehmen durch den Betriebs- nehme, wenn alles so kommt, wie wir es uns denken. Und so rat nicht ganz so intensiv vertreten wurden. Gleichzeitig war war es dann auch. Bei der durchgeführten Persönlichkeitswahl in unserem amerikanisch geführten Unternehmen ein man- wurden die Mitglieder des alten Betriebsrates abgewählt und gelndes Verständnis für die Wichtigkeit der Betriebsratsar- der neue Betriebsrat besteht seitdem aus Personen, die bis da- beit festzustellen. Gerade amerikanische Vorgesetzte, die in hin keine Betriebsratserfahrung hatten. Letztendlich haben Führungspositionen Einfluss genommen haben, konnten mit wir mit Wirkung zum 1. Oktober diesen Jahres eine Konzern- Betriebsräten nicht viel anfangen oder beachteten die Mit- Betriebsvereinbarung zur AT-Vergütung abschließen können, bestimmungsrechte nicht. Ich habe selbst länger im englisch- was ein großer Erfolg ist. sprachigen Ausland gearbeitet und hielt es für wichtig, dass je- Herr ter Meer, Sie haben als einen Beweggrund für ihre Be-
triebsrat, dessen Mitglied ich ja auch bin, haben wir lange da- für gekämpft, damit solche offiziellen englischen Dokumente von der Arbeitgeberseite erstellt werden. TER MEER: Bei uns werden Betriebsvereinba- rungen inzwischen zweispaltig veröffentlicht. Auf der linken Seite steht der deutsche Text und rechts direkt die englische Übersetzung dazu. In Streitfällen gilt die deutsche Version. Sie sind als Vorsitzende von Standortbetriebsräten zu- gleich in den standortübergreifenden Betriebsratsgremi- en Ihrer Unternehmen aktiv. Wo liegen aus Ihrer Sicht die größten Unterschiede? GIERLICH: Die Handlungsmacht des Kon- zernbetriebsrates ist natürlich eine ganze andere als beim lokalen Betriebsrat, weil der Konzernbetriebsrat sehr häufig das allerhöchste Management als Gesprächs- und Verhand- Dr. Hans-Ulrich ter Meer und Dr. Uwe Gierlich haben an ihren lungspartner hat. Und in unserem Konzernbetriebsrat ist die Standorten den Betriebsratsvorsitz inne und sind dadurch zu- IG BCE sehr stark vertreten. Wir ziehen da auf der fachlichen gleich in den standortübergreifenden Betriebsratsgremien ihrer Ebene durchaus an einem Strang. Aber man muss schon sa- Unternehmen aktiv. Fotos: VAA gen, dass bei den großen, produktionsgetriebenen Stand- orten die AT-Themen nicht so intensiv verfolgt werden, wie wir das bei uns gewohnt sind. Gerade deshalb ist es gut, dass triebsratstätigkeit die Förderung des Verständnisses für die wir als VAA im Konzernbetriebsrat vertreten sind und sagen deutschen Mitbestimmungsregelungen bei ihrem amerikani- können: Hört zu, die AT-Mitarbeiter sind genauso wichtig wie schen Arbeitgeber genannt. Wie stellt man das am besten an? die Tarifmitarbeiter. Denn wir als Betriebsratsmitglieder des TER MEER: Durch viele Einzelgespräche. VAA sind ja auch für die Tarifmitarbeiter da. Unser Vorstandsvorsitzender hat sich bei seinen Besuchen TER MEER: Wir haben an unseren Standor- in Deutschland mehrmals Zeit genommen, um die Betriebs- ten meistens mehrere Gesellschaften und deswegen jeweils ratsvorsitzenden der einzelnen Standorte des Konzerns zu einen Gemeinschaftsbetriebsrat. Die Gemeinschaftsbe- treffen und gemeinsam mit ihnen zu besprechen, was er vor- triebsräte bilden dann den Gesamtbetriebsrat. Der ist über- hat und wo die Interessen der Belegschaft liegen. Zum Teil wiegend durch den größten Standort Höchst bestimmt, der haben wir aber auch lokal amerikanische Vorgesetzte, mit wiederum aufgrund der vielen Tarifmitarbeiter stark von der denen wir dann ad hoc bei entsprechenden Fragestellungen IG BCE geprägt ist. Ich sehe das ähnlich wie Herr Gierlich: Man Gespräche führen. Wir werben immer wieder dafür, dass es hat da manchmal etwas unterschiedliche Schwerpunkte und notwendig ist, uns frühzeitig einzubinden, damit wir für Ver- Problemlagen. Dann muss man versuchen, über Gespräche änderungssituationen gute oder sogar optimale Lösung fin- entsprechende konstruktive Lösungen zu finden, damit auch den können. Das ist ein langwieriger Prozess, aber ich sehe die AT-Interessen ausreichend vertreten werden. Aber im nach vier Jahren inzwischen eine gewisse Bereitschaft. Großen und Ganzen haben wir ein sehr gutes Verhältnis zu GIERLICH: Bei uns ist das ähnlich. Wir be- unseren Kollegen aus den anderen Gremien und versuchen, treuen als Betriebsrat hier am Standort ja auch das globale immer Lösungen im Konsens zu finden. Headquarter der Tiergesundheit bei Boehringer. Und da ha- GIERLICH: Wir haben im Konzernbetriebsrat ben wir in den letzten Jahren eine sich deutlich verstärkende das Agreement, dass wir einstimmige Beschlüsse fassen. Und Globalisierung erlebt. Teilweise hatten wir Schwierigkeiten, das sind gute Beschlüsse, in denen sich jeder wiederfin- die Grundzüge des deutschen Arbeitsrechts an die nicht- den kann. deutschen Vorgesetzten heranzutragen. Wir suchen da den Dialog und unterstützen auch nichtdeutsche Kollegen mit deutschen Verträgen, indem wir auch englische Zusammenfassungen zu den wich- tigsten arbeitsrechtlichen Regelungen zur Verfügung stellen. Auch unsere aktuellen Betriebsvereinbarungen wer- den ins Englische übersetzt oder es gibt zumindest Zusammen- fassungen davon. Als Konzernbe-
Wirtschaft in Zahlen Mitbestimmung zahlt sich aus + 12 % zwischen Betrieben mit und ohne Betriebsrat Lohndifferenz in höheren Verdienstgruppen +9% +7% Männer Frauen alle Quelle: John T. Addison, Paulino Teixeira, Thomas Zwick: German Works Councils and the Anatomy of Wages, 2007. Foto: Marco2811 – Fotolia Lohnender Urnengang Zwischen März und Mai des kommenden tretung. Betrachtet man nur die Gruppe der Jahres ist es wieder soweit: In den Unter- weiblichen Angestellten, liegt das Gehaltsp- Zwischenruf nehmen hierzulande werden die Betriebs- lus sogar bei zwölf Prozent. Angesichts der räte und die Sprecherausschüsse neu ge- erheblichen Vorteile, die zum Beispiel eine wählt. In den Sprecherausschüssen der lei- vom Betriebsrat ausgehandelte Betriebsver- tenden Angestellten ist der VAA in der deut- einbarung zur AT-Vergütung bringen kann, schen Chemie seit jeher die Interessenver- sind diese Zahlen durchaus plausibel. Zu tretung. Stolze 85 Prozent der Mitglieder den vielen guten Gründen, sich als AT-An- Foto: VAA sind in unserem Verband organisiert. Auch gestellter im Betriebsrat zu engagieren oder bei den Betriebsräten zeigt die Kurve deut- zumindest kandidierende AT-Kollegen mit Manfred lich nach oben. Seit der Betriebsratswahl der eigenen Stimme zu unterstützen, kann Franke 2010 stellt der VAA erstmals mehr als 200 also durchaus auch eine bessere Bezahlung Betriebsratsmitglieder in der Chemie. gerechnet werden. ist stellvertretender Hauptgeschäfts- führer des VAA. Dass sich ein Betriebsrat für alle Ar- Wenn im kommenden Frühjahr ge- beitnehmer auch finanziell lohnt, hat ein in- wählt wird, zählt jede Stimme. Bei den ternationales Forscherteam bereits vor eini- Sprecherausschusswahlen stärkt eine hohe rer Kollegen erhalten. Mit 2013 geht für gen Jahren nachgewiesen. Demnach verdie- Wahlbeteiligung die Legitimation der ge- den VAA ein Jahr zu Ende, das im Zeichen nen Mitarbeiter in höheren Verdienstgrup- wählten Gremien. Bei den Betriebsrats- der Vorbereitung für die anstehenden Wah- pen in Betrieben mit Betriebsrat im Schnitt wahlen hängt die wirksame Vertretung der len stand. In diesem Sinne möchte ich Ih- rund neun Prozent mehr als ihre Kollegen AT-Interessen maßgeblich davon ab, dass nen bereits an dieser Stelle zurufen: Gehen in Betrieben ohne kollektive Interessenver- die VAA-Kandidaten die Unterstützung ih- Sie wählen! Es lohnt sich. 24 VAA MAGAZIN DEZEMBER 2013
Branche Personalia Mit freundlicher Unterstützung von Foto: Bayer Healthcare SGL Group: Dr. Jürgen Köhler Bayer Healthcare: wird neuer Vorstandsvorsitzender Olivier Brandicourt Zum 1. Januar 2014 wird die SGL Group den Wechsel an der Füh- neuer Vorstandsvorsitzender rungsspitze des Konzerns vollziehen. Dann wird Robert Koehler, der im Januar 2014 sein 65. Lebensjahr vollendet, die Position des Olivier Brandicourt (57) ist zum 1. November 2013 zum neuen Vorstandsvorsitzenden der SGL Carbon an seinen Vorstandskol- Vorstandsvorsitzenden der Bayer Healthcare sowie zum Mitglied legen Dr. Jürgen Köhler übergeben und aus dem Unternehmen des Executive Council von Bayer berufen worden. Seit März 2013 ausscheiden. Köhler war seit 2002 für die SGL Group in verschie- leitete Professor Wolfgang Plischke den Teilkonzern Bayer Health- denen Managementpositionen in den beiden Geschäftsfeldern Per- care – zusätzlich zu seiner Funktion als Vorstand von Bayer. Bran- formance Products und Carbon Fibers & Composites tätig und ist dicourt verfügt über eine 25-jährige internationale Erfahrung in seit dem 1. Juni 2013 ordentliches Vorstandsmitglied des Unter- der Pharmazeutischen Industrie mit Leitungsfunktionen in Frank- nehmens. Der promovierte Verfahrensingenieur begann seine reich, den USA, Kanada und Großbritannien. In den vergangenen Karriere 1992 bei Hoechst und arbeitete dort sowie bei Celanese drei Jahren war er Mitglied des Executive Leadership Teams bei für insgesamt über zehn Jahre, davon fast fünf Jahre in den USA. Pfizer in New York. Bis vor Kurzem fungierte er dort als Presi- dent und General Manager der Geschäftseinheiten für Wachs- tumsmärkte sowie für etablierte Produkte. Zuvor hatte er opera- Christian Last nun tive Führungsfunktionen als President der Global Specialty Busi- ness Unit sowie bis 2012 als Leiter der Global Primary Care Busi- Geschäftsführer bei Air Liquide ness Unit inne. Davor war er bei Warner-Lambert/Parke-Davis in verschiedenen Bereichen – darunter Medical und Marketing – ver- Mit Wirkung zum 1. September 2013 hat Christian Last die Lei- antwortlich tätig. tung der Business Unit Large Industries der Air Liquide Deutsch- land übernommen und ist in die Geschäftsführung eingetreten. Zusammen mit Thomas Pfützenreuter, dem Vorsitzenden der Ge- Merck ernennt Belen Garijo zur schäftsführung, und Jean-Luc Robert, der die Business Unit In- dustrial Merchant leitet, bildet er das neue Geschäftsführungsteam Chefin für Pharmasparte Serono bei Deutschlands führendem Anbieter von Gasen und Serviceleis- tungen. Diplom-Volkswirt Christian Last begann 1996 seine be- Neue Leiterin der Pharmasparte Merck Serono ist Belen Garijo, rufliche Laufbahn im Konzern. Bei Air Liquide übernahm er 2005 zuvor Chief Operating Officer des Bereichs, teilte Merck am Aufgaben in der Konzernzentrale in Paris und verantwortete hier 26. September 2013 mit. Bis dahin hatte Stefan Oschmann die das Strategic Account Management sowie die weltweite Ge- Sparte geführt, der in der Geschäftsleitung des Konzerns bleibt schäftsentwicklung für einen definierten Kreis an Großkunden. und sich nun auf seine Rolle als Leiter des Medizingeschäfts kon- Seit 2008 bekleidete Last die Position des Chief Executive Officer zentriert, das neben Merck Serono auch Consumer Health, Aller- von GasAL, dem gopharma und Biosimilars umfasst. Neuer Leiter Global Accoun- Joint-Venture-Un- ting beim Pharma-, Chemie- und Life-Science-Unternehmen ist Weitere Personalia-Meldungen gibt es ter nehmen und seit 1. November 2013 Gerhard Schmitz (50). In seiner vorherigen unter www.CHEManager-online.com/ Marktführer für In- Position leitete Schmitz die Accounting-Funktion bei LANXESS. tags/personen. dustriegase von Air Vor seiner Karriere bei LANXESS war Schmitz Wirtschaftsprü- Liquide in Katar. fer und Partner bei PricewaterhouseCoopers in Deutschland. VAA MAGAZIN DEZEMBER 2013 25
Sie können auch lesen