Versorgung gesichert? - Schwerpunktthema in dieser Ausgabe: Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung

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Versorgung gesichert? - Schwerpunktthema in dieser Ausgabe: Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
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    Gute Arbeit als Gütesiegel
für den Standort Deutschland
                         Seite 4

         Energiepolitik: neue
Knappheiten, neue Strategien
                        Seite 28

Deutsche Außenpolitik: neue
Sicherheitsrisiken bewältigen
                        Seite 43

                                   Schwerpunktthema in dieser Ausgabe:

                                   Versorgung gesichert?
                                   Die globale Energiesicherheit und die Klima-
                                   schutzpolitik als zentrale Themenfelder der FES
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                                                 T I T E LT H E M A

                            Zentrales Themenfeld
                                         der FES          Globale Energiesicherheit
                                     DIE VERÄNDERUNGEN AUF DEN ENERGIEMÄRKTEN                     haben Machtverschie-
                                bungen in der internationalen Politik bewirkt, die einer analytischen Betrachtung und
                                strategischen Reaktion bedürfen.
                                Die Friedrich-Ebert-      tischen Schwellenlän-            des Ausbaus der er-         Klimawandel werden
                                Stiftung beschäftigt      der verändert die                neuerbaren Energien         hingegen nicht ausrei-
                                sich in unterschiedli-    Spielregeln und schafft          und der Steigerung der      chend berücksichtigt.
                                chen Arbeitsbereichen     in Kombination mit der           Energieeffizienz auch       4. Zwischen G8- und
                                mit diesem Themen-        nun überwiegend                  mittelfristig auf fossile   O5-Staaten besteht ei-
                                komplex und entwi-        staatsmonopolistisch             Energieträger ange-         ne beträchtliche Über-
                                ckelt auf der Grundla-    geprägten Struktur der           wiesen sein. Zentrale       einstimmung der Inte-
                                ge von sechs Kernthe-     Produktion eine stän-            Ansatzpunkte sind die       ressen bei der Verbes-
                                sen Szenarien und         dig angespannte Situa-           Reduzierung der Nach-       serung der Marktpo-
                                Handlungsempfehlun-       tion für die Versorgung          frage nach fossilen         sition der Nachfrager-
                                gen für Politik und       der Nachfrage.                   Energieträgern und die      seite, der Steigerung
                                Wirtschaft:                                                Bündelung der Interes-      der Energieeffizienz
                                1. Seit der Jahrtau-        Der Markt hat sich von ei-     sen der Nachfrager-         und Energieeinspa-
                                sendwende ist eine          nem Steuerungs- zu einem       staaten. Eine Substitu-     rung, der Diversifizie-
                                Machtverschiebung zu-       Machtinstrument gewan-         tion von Öl und Erdgas      rung der Versorgungs-
                                gunsten der Produzen-       delt und die Verbraucherlän-   durch Kohle ist nur in      struktur und dem Ein-
                                tenländer erfolgt. Sie      der in eine asymmetrische      dem Maße möglich,           satz kohlenstoffre-
                                reflektiert keine kon-      Abhängigkeit von den Pro-      wie die entstehenden        duzierter Technologi-
                                junkturelle, sondern        duzentenländern gebracht.      Emissionen abgeschie-       en, weniger hingegen
                                eine nachhaltige Ent-                                      den und sequestriert        im Umwelt- und Kli-
                                wicklung. Die Endlich-    2. Die Industrieländer           werden (CCS-Verfah-         maschutz. Der Prozess
                                keit der Ressourcen       müssen unter Berück-             ren).                       des „Outreach“, d.h.
                                wirft insbesondere bei    sichtigung der klima-            3. Die St. Petersburger     die Einbeziehung der
    Ein Gegenstand der Ana-     Öl ihre Schatten vo-      politischen Beschrän-            Erklärung bietet einen      wichtigen Schwellen-
    lysen: Welches wird der
    Energiemix der Zukunft      raus. Das dramatische     kungen darauf reagie-            richtigen Ansatz. Sie       länder in ein globales
    sein?                       Nachfragewachstum         ren, denn die Energie-           zielt auf faire Marktbe-    Konzept unter Berück-
    (Foto: O. Lantzendörffer/
    fotolia.com)                insbesondere der asia-    versorgung wird trotz            dingungen bei gleich-       sichtigung ihrer spezi-
                                                                                           zeitiger Bemühung um        ellen Interessenlage ist
                                                                                           Einsparung durch Effi-      daher von besonderer
                                                                                           zienz und Substitution      strategischer Bedeu-
                                                                                           durch erneuerbare           tung.
                                                                                           Energien. Die neuen         5. Die Industrieländer
                                                                                           Machtstrukturen und         müssen zur Stärkung
                                                                                           die Interessendiver-        ihrer Marktposition
                                                                                           genzen der ökono-           auch im eigenen Be-
                                                                                           misch oder politisch        reich ihre Hausaufga-
                                                                                           Betroffenen, die            ben erledigen. Dies er-
                                                                                           Schlüsselrolle des          fordert erstens vor
                                                                                           Energieträgers Gas          allem die intensivere
                                                                                           und die Enge der Ver-       Nutzung ihrer techno-
                                                                                           knüpfung zwischen           logischen Möglichkei-
                                                                                           Energieeinsatz und          ten, etwa beim Aus-

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stieg des Verkehrssek-    Artikel in dieser Ausgabe:
tors aus dem ölge-        September – Oktober – November 2007
triebenen Motor, beim
                          DEUTSCHLAND
CCS und bei Effizienz-
steigerungen beson-       FES-Arbeitskreis Arbeit-Betrieb-Politik:
                          Gütesiegel für den Standort Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .4
ders im Haushalts-/
Wohnungsbereich, und      Konferenz zu Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen:
zweitens die Diversifi-   Obst statt Schokoriegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .14
zierung der Bezugs-       JugendMedienakademie beim SPD-Bundesparteitag:
quellen speziell im       Mediendemokratie live . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .22
Erdgasbereich, ein-       SCHWERPUNKT
schließlich der dazu
                          Kompass 2020 „Energiesicherheit“:
erforderlichen Infra-
                          neue Knappheiten, neue Strategien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .28
strukturmaßnahmen.
6. Die außenpoliti-
                          Internationaler Dialog der FES:
                          Lageberichte zur europäischen Energiepolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .29
schen Maßnahmen
sollten sich unter Be-    Podiumsdiskussion:
rücksichtigung der In-    Klimaschutz ist Chefsache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .32
teressengegensätze,       Konferenz des FES-Landesbüros Hessen:
insbesondere der zwi-     Ist das Auto noch zu retten? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .36
schen Nachfragern         Biotreibstoffe in Lateinamerika:
und Anbietern, auf fol-   Ausweg oder Sackgasse? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .38
gende Felder konzent-
                          Konferenz über Klimawandel, Klimaschutz und Gender:
rieren: die Entwick-      Das Klima ist für alle gleich?! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .41
lung und Vereinbarung
                          INTERNATIONAL
europäischer Effizienz-
standards; die Schaf-     FES-Konferenz zur zukünftigen deutschen Außenpolitik:
fung von Infrastruktu-    Neue Sicherheitsrisiken bewältigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .43
ren, die sowohl eine      Deutsch-französischer Mittelmeerdialog:
Diversifizierung der      Der Mittelmeerraum – die Zukunft Europas? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .46
Bezugsquellen als         Irak:
auch den Transport        FES schult zehntausend Wahlbeobachter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .60
von Angebotsorten zu
                          Mauretanien:
Nachfrageorten inner-     Neue Vorbildrolle in der Region . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .67
halb der EU ermögli-
                          Südamerika:
chen; den Dialog mit
                          Vertrauensbildung bei wachsenden Spannungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .72
den neuen (vor allem
asiatischen) Nachfra-     Burma/Myanmar:
gern, um über gleiche     Reformorientierte Kräfte stärken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .75
Spielregeln die ge-       Publikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
meinsamen Interessen      Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79
zu bündeln; den Dialog
mit den Produzenten-      Mitverantwortung für                   werden, dass sie lang-                  jetzt am Wandel vom
ländern, der die neuen    Nachhaltigkeit in welt-                fristig auch ohne Öl                    fossilen zum solaren
Machtkonstellationen      wirtschaftlichen Pro-                  und Gas mit solaren                     Zeitalter beteiligen.
berücksichtigt, diese     zessen und bei der Kli-                Energiequellen wichti-
Länder im Globalisie-     mapolitik nimmt.                       ge Energielieferanten                   Die Texte zum Schwer-
rungsprozess aufwer-      Die OPEC-Staaten soll-                 der Welt sein können,                   punktthema „Energie“
tet und zugleich in die   ten davon überzeugt                    wenn sie sich schon                     ab Seite 28

                                                                                                                      4 / 2 0 0 7                      I N F O   FES
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                                           DEUTSCHLAND

                              FES-Arbeitskreis
                          Arbeit-Betrieb-Politik     Gütesiegel für den
                                                     Standort Deutschland
                                GUTE ARBEIT IST IN DEUTSCHLAND BEI WEITEM NOCH KEIN ARBEITS-
                          MARKTPOLITISCHES MARKENZEICHEN.                   Noch gilt hierzulande allzu oft der Satz
                          „Sozial ist, was Arbeit schafft“. Die Frage nach den Arbeitsbedingungen bleibt dabei aus-
                          geklammert.

                          „Sozial ist, was gute      satzprogramm der           rechte und existenzsi-          Globalisierung ist gute
                          Arbeit schafft“, so lau-   SPD hat das Konzept        chernde Entlohnung              Arbeit darüber hinaus
                          tet der Gegenentwurf,      der „Guten Arbeit“         mit abgesicherten               einzelbetrieblich nur
                          den der DGB-Vorsit-        Eingang gefunden.          Mindestlöhnen, ausrei-          unter politischem
                          zende Michael Som-         Wenn es Gewerkschaf-       chende Arbeitsplatzsi-          Flankenschutz umzu-
                                                     ten und Politik gelingt,   cherheit, eine vernünf-         setzen: durch Regulie-
                                                     „Gute Arbeit“ zu ei-       tige Qualifizierung mit         rung des internationa-
                                                     nem Markenzeichen          festgeschriebenen               len Wettbewerbs wie
                                                     und Gütesiegel, ähn-       Weiterbildungsansprü-           z. B. durch soziale
                                                     lich der Mitbestim-        chen sowie eine Ar-             Mindeststandards für
                                                     mung, zu entwickeln,       beitszeit, die Raum für         den Marktzugang und
                                                     dann wird auch der         das Privatleben be-             globale Rahmenab-
                                                     Standort Deutschland       lässt. In Zeiten der            kommen.
                                                     im globalen Wettbe-
                                                     werb davon profitie-
                                                                                Fast 800 Zuhörer füllten das Esslinger Neckar-Forum, als
                                                     ren.
                                                                                Franz Müntefering auf Einladung des Arbeitskreises „Zu-
                                                     Das arbeitspolitische
                                                                                kunft und Gerechtigkeit“ des Fritz-Erler-Forums Baden-
                                                     Konzept „Gute Arbeit“
                                                                                Württemberg Rede und Antwort zum Thema Globalisierung
Skizzierte das arbeits-   mer bei der Vorstel-       umfasst alle Dimensio-
politische Konzept                                                              stand. Über die globalen Spielregeln, die Bedrohung der
„Gute Arbeit“: SPD-Prä-   lung des DGB-Index         nen der Arbeits- und
                                                                                Welt durch ihren enorm wachsenden Energiehunger und
sidiumsmitglied Andrea    „Gute Arbeit“ im Sep-      Lebensgestaltung und
Nahles.                                                                         die Ökonomisierung aller Lebensbereiche kam er auch auf
                          tember formulierte.        erfordert die Verzah-
                                                                                die innenpolitischen Reizworte zu sprechen. Sein Grundsatz
                          Mit ihren Initiativen      nung unterschiedli-
                                                                                „Guter Lohn für gute Arbeit“ entspringe keiner Sozialro-
                          für eine neue Qualität     cher Politikfelder. Das
                                                                                mantik, sondern der sozialen Marktwirtschaft. Und deren
                          der Arbeit setzte die IG   betonte auch Andrea
                                                                                Spielregeln müssen auch in einer globalisierten Wirtschafts-
                          Metall bereits zahlrei-    Nahles, Mitglied des
                                                                                welt gelten, so Müntefering.
                          che Projekte um und        SPD-Präsidiums, auf
                          der DGB hat nunmehr        einer Veranstaltung
                          unter Beteiligung der      des FES-Arbeitskreises
                          Einzelgewerkschaften       Arbeit-Betrieb-Politik
                          den „Index Gute Ar-        über menschengerech-
                          beit“ vorgelegt, mit       te Arbeitsgestaltung
                          dem gute wie schlech-      am 11. Oktober in der
                          te Arbeitsbedingungen      Kulturbrauerei in Ber-
                          in den Betrieben iden-     lin. Zu guter Arbeit
                          tifizierbar und damit      gehören neben belas-
                          gestaltbar werden.         tungsreduzierten Ar-
                          Auch im neuen Grund-       beitsplätzen, eine ge-

FES   I N F O               4 / 2 0 0 7
Versorgung gesichert? - Schwerpunktthema in dieser Ausgabe: Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
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( M I N D E S T- ) L O H N P O L I T I K I N P O L E N , D E U T S C H L A N D U N D E U R O P A

       Motor oder Bremse
       für Wachstum und Beschäftigung?
       „Die Einkommen in                   polnischen Wirt-                   gar beschäftigungs-        tiv, zum Mindestlohn
       der Europäischen Uni-               schaftskonkurrenz zu               steigernd wirkte. Nach     in Deutschland zu ar-
       on sind äußerst un-                 betrachten, die Erfah-             Ansicht von Bertram        beiten, betonte dage-
       gleich verteilt. Die                rungen anderer Län-                Bossard, Hauptge-          gen Julian Korman,
       ärmsten 20% der EU-                 der mit Mindestlöhnen              schäftsführer der Ver-     Präsident des Verban-
       Bevölkerung verdie-                 zu berücksichtigen                 einigung der bayeri-       des der Polnischen
       nen 4,5% des Bruttoin-              und darüber hinaus
       landsprodukts, das ist              über Ansätze zu einer
       weniger als die ärm-                Koordinierung auf eu-
       sten 20% in Indien                  ropäischer Ebene
       (8,1%) oder den USA                 nachzudenken.
       (5,1%) und nur gering-              „Arm durch Arbeit?“,
       fügig mehr als in Chi-              diese Frage stellte Ot-
       na (4,3%)“, diese Zah-              mar Schreiner, MdB
       len präsentierte Dr.                von der SPD-Bundes-
       Michael Dauderstädt,                tagsfraktion und Bun-
       Leiter der Abteilung                desvorsitzender der
       Wirtschafts- und Sozi-              Arbeitsgemeinschaft
       alpolitik der FES, auf              für Arbeitnehmerfra-
       der gemeinsamen Ver-                gen. Ein Blick ins (eu-
       anstaltung mit der                  ropäische) Ausland
       Wirtschaftsabteilung                zeige, dass es in                  schen Wirtschaft, füh-     Dienstleistungsunter-
       der Polnischen Bot-                 Deutschland weniger                ren Mindestlohn-           nehmen e.V. in
       schaft am 19. Novem-                als in allen anderen               regelungen dazu, dass      Deutschland. Die Fra-
       ber in Berlin zum                   vergleichbaren Län-                (Schein-)Selbständige      ge „Brauchen wir eine
       Thema „(Mindest-)                   dern gelungen sei, die             aus dem In- und Aus-       europäische Koordi-
       lohnpolitik in Polen,               abhängig Beschäftig-               land vermehrt in Kon-      nierung der Mindest-
       Deutschland und                     ten vor Lohnarmut zu               kurrenz zu den Be-         lohnpolitik?“ wurde
       Europa“.                            schützen. Die meisten              schäftigten im Inland      von den Vertretern von
       Als wichtiges Argu-                 europäischen Länder                treten und Hand-           Politik, Gewerkschaft
       ment für die Notwen-                verfügten über einen               werks- oder Dienstleis-    und Wissenschaft
       digkeit eines Mindest-              allgemeinen gesetzli-              tungen zu niedrigeren      überwiegend bejaht.
       lohns in Deutschland                chen Mindestlohn.                  Löhnen schwarz aus-        „Die Einführung eines
       wird der Schutz vor                 Dr. Claudia Weinkopf,              geführt werden. Für        europäischen Mindest-
       Lohndumping durch                   stellv. Geschäftsfüh-              Bossard „machen Min-       lohnes könnte ein ge-
       ausländische Billig-                rende Direktorin des               destlöhne arbeitslos,      werkschaftliches und
       konkurrenz angeführt.               Instituts Arbeit und               rauben Beschäfti-          politisches Projekt der
       Vor diesem Hinter-                  Qualifikation an der               gungschancen, schaf-       Angleichung der Le-
       grund erschien es                   Universität Duisburg-              fen Armut, führen zu       bensverhältnisse in Eu-
       sinnvoll, einen Blick               Essen, verwies auf das             Preissteigerungen und      ropa begründen“, ar-
       über den deutschen                  positive Beispiel Groß-            sind sozial ungerecht.“    gumentierte Jörg Wie-
       Tellerrand zu werfen                britannien, wo der                 Für polnische Bauar-       demuth, Leiter der
       und die Debatte im                  Mindestlohn beschäfti-             beiter sei es schon lan-   Tarifpolitischen Grund-
       Kontext der deutsch-                gungsneutral oder so-              ge nicht mehr attrak-      satzabteilung von ver.di.

                                                                                                                  4 / 2 0 0 7        I N F O   FES
Versorgung gesichert? - Schwerpunktthema in dieser Ausgabe: Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
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                                         DEUTSCHLAND

                STUDIE ZU AUSWIRKUNGEN EINES MINDESTLOHNS IN KLEINEN UND MITTLEREN UNTERNEHMEN

                    Zwischen Wunsch und Wirklichkeit
                    Nur wenige wirt-                 eine Pleitewelle, wer-            und Mitteleuropa.                 Mindestlohns könnte
                    schaftspolitische Dis-           den Mitarbeiter entlas-           Bei der Bestimmung                auch die Spezialisie-
                    kussionen wurden in              sen oder werden die               der Mindestlohnhöhe               rung der Unternehmen
                    den vergangenen Jah-             Unternehmen Auswe-                sollte daher ein regio-           vorantreiben. Um ei-
                    ren in Deutschland so            ge finden? Das Deut-              naler Lebenshaltungs-             nem direkten Preisver-
                    kontrovers und emo-              sche Institut für kleine          kostenindex Anwen-                gleich auszuweichen,
                    tional geführt wie die           und mittlere Unter-               dung finden. Eine Dif-            werden viele Betriebe
                    Debatte um gesetzli-             nehmen hat im Auf-                ferenzierung nach                 versuchen, als Spezial-
                    che Mindestlöhne. Ne-            trag der FES eine gro-            dem Lebenshaltungs-               oder Nischenanbieter
                    ben den vielfältigen             ße Zahl von Unterneh-             kostenindex würde                 am Markt aufzutreten.
                    Argumenten, die dazu             mern nach Ihren                   dazu führen, dass Be-
                    ausgetauscht wurden,             Reaktionen bei Einfüh-            triebe an „Hochpreis-
                    ist eine betriebswirt-           rung eines Mindest-               standorten“ tendenzi-            DIE STUDIE

                    schaftliche Bewertung            lohns befragt. Die we-            ell stärker belastet             „Auswirkungen eines Min-
                    zu den Auswirkungen              sentlichen Ergebnisse             werden und gleichzei-            destlohns auf kleine und mitt-
                    eines Mindestlohns auf           der Studie:                       tig Betriebe in ländli-          lere Unternehmen – Eine be-
                    mittelständische Un-             Die Einführung eines              chen, in ostdeutschen            triebswirtschaftliche Analyse
                    ternehmen bislang                gesetzlichen Mindest-             und grenznahen Re-               nach Branchen, Betriebsty-
                    ausgeblieben. Was ge-            lohns ist primär ein              gionen tendenziell ent-          pen und Standorten“
                    schieht wirklich in den          Problem für kleine und            lastet werden. Eine              unter http://library.fes.de/pdf-
                    Betrieben, wenn der              mittlere Unternehmen              derartige Differenzie-           files/wiso/04965.pdf
                    Mindestlohn kommt –              (KMU) in den neuen                rung wäre eine Förde-            Link zum Arbeitskreis Mittel-
                    gerade in den 3 Mio.             Bundesländern, insbe-             rung des Standorts               stand http://www.fes.de/wi-
                    kleinen Betrieben in             sondere in den Grenz-             Ostdeutschland. Aber             so/sets/s_mitt.htm
                    Deutschland? Droht               regionen nach Ost-                die Einführung eines

                D E B AT T E Ü B E R B E D I N G U N G S L O S E S G R U N D E I N K O M M E N , B Ü R G E R G E L D U N D G R U N D S I C H E R U N G

                    Sozial und gerecht!?
                   Mit dem Konzept eines             tung diskutierten am              durchgeführt.
                   bedingungslosen                   10. Oktober im Forum              Prof. Dr. Michael
                   Grundeinkommens, ei-              Berlin Vertreter/innen            Opielka, Fachhoch-
                   ner Grundsicherung                aus Politik, Verbänden,           schule Jena, und
                   oder eines Bürgergel-             Wissenschaft und Pra-             Ralph Boes, Bürgerini-
                   des wird das Ziel ver-            xis über das Für und              tiative Grundeinkom-
                   bunden, Einkommen                 Wider moderner Wege               men, plädierten für ein
                   und Arbeit voneinan-              zu sozialer Gerechtig-            Grundeinkommen, das
                   der zu entkoppeln und             keit und Integration.             ohne Bedürftigkeit an
                   damit jedem Bürger                Die Veranstaltung                 alle Bürger/innen aus-
                   ein gesichertes Dasein            wurde im Rahmen der               gezahlt werden sollte.
                   und Raum für indivi-              Veranstaltungsreihe               Es stellt für beide ein
                   duelles Engagement                „Wege zu einem stär-              Grundrecht dar, das
                   zu ermöglichen. Auf               keren gesellschaftli-             politische Partizipation
                   einer Fachveranstal-              chen Zusammenhalt“                sowie Teilhabe am

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Versorgung gesichert? - Schwerpunktthema in dieser Ausgabe: Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
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Wirtschaftswachstum             des DGB und setzte           Transfergesellschaft.       Ferner für eine be-
aller Bürger/innen ge-          sich für ein bedarfsori-     Arbeit sei nach wie vor     darfsorientierte
währleistet und das             entiertes Grundein-          der soziale Integrati-      Grundsicherung. Der
Problem von Armut in            kommen ein. Auch für         onsmodus und es soll-       Sprecher der Arbeits-
der Bevölkerung mini-           Elke Ferner, damalige        ten vielmehr weitere        gemeinschaft Vertei-
miert.                          stellv. Vorsitzende der      Anstrengungen für ei-       lungsgerechtigkeit und
Ein Schlaraffenland             SPD, ist ein Grundein-       ne verstärkte Integra-      soziale Integration der
für alle sei zwar ver-          kommen kein Modell,          tion Arbeitsloser in        SPD-Bundestagsfrakti-
führerisch, aber öko-           das mehr soziale Teil-       den Arbeitsmarkt un-        on, Rolf Stöckel,
nomisch irrational, ar-         habe gewährleisten           ternommen werden.           sprach sich dafür aus,
gumentiert dagegen              kann. In ihrem Plädo-        Da momentan viele           die Debatte über Wege
Dr. Joachim Schabe-             yer verwahrte sie sich       Menschen aber trotz         zu stärkerer sozialer
doth, Leiter der Abtei-         gegen eine Umstellung        Arbeit leider nicht ge-     Gerechtigkeit auf eine
lung Gesellschaftspoli-         von einer Arbeitsge-         nügend sozial abgesi-       breite gesellschaftliche
tik/Grundsatzfragen             sellschaft hin zu einer      chert sind, plädierte       Basis zu stellen.

Nach einer ersten Präsentation der Ausstellung „Frei und
links“ durch den SPD-Vorsitzenden Kurt Beck auf dem SPD-
Parteitag in Hamburg wurde die Ausstellung zur „Sozialde-
mokratischen Programmatik und Politik seit der Mitte des
19. Jahrhunderts“ am 6. November im Berliner Haus der FES
eröffnet. Auf 36 Tafeln wird die Entwicklung der deutschen
Sozialdemokratie von einer proletarischen Klassenpartei zu
einer reformorientierten Volkspartei gezeigt und dabei der
Bogen vom Kommunistischen Manifest (1848) bis zum Ham-
burger Programm (2007) geschlagen.

Im Bild v.l.: Anke Fuchs, Heidemarie Wieczorek-Zeul, Kurt
Beck und Michael Naumann am 25. Oktober in Hamburg

Europäische Dienstleistungsaktivitäten
Der leidenschaftliche Streit um die europäische              aus deutscher Sicht an die europäische Politik gestellt
Dienstleistungsrichtlinie hat einer breiten Öffentlich-      werden sollten. Obwohl man, ähnlich wie in Deutsch-
keit ins Bewusstsein gerufen, dass Dienstleistungspo-        land, auch bei der EU noch nicht von einer kohären-
litik im zusammenwachsenden Europa eine gemein-              ten Dienstleistungskonzeption sprechen kann, gibt es
schaftliche Herausforderung und Gestaltungsaufga-            doch eine ganze Reihe von zukunftsorientierten und
be darstellt. Der wirkungsvolle Widerstand vor allem         innovativen dienstleistungspolitischen Ansätzen.
gegen das „Herkunftslandprinzip“ im ursprünglichen
Entwurf der europäischen Dienstleistungsrichtlinie
kann als ein gutes Zeichen für die Entwicklung demo-         MEHR ZUM THEMA

kratischer Prozesse in Europa gewertet werden.               Mehr zum Arbeitskreis Dienstleistungen:
Der gemeinsam von der Friedrich-Ebert-Stiftung und           www.fes.de/wiso/sets/s_dienst.htm
der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di geführte Ar-
beitskreis Dienstleistungen befasste sich in seiner No-      Publikation: „Dienstleistungen in Deutsch-
vembersitzung mit den europäischen Dienstleistungs-          land: besser als ihr Ruf, dennoch stark ver-
aktivitäten jenseits der Dienstleistungsrichtlinie. Da-      besserungsbedürftig!“ unter http://libra-
bei ging es auch um die Frage, welche Anforderungen          ry.fes.de/pdf-files/fo-wirtschaft/03614.pdf

                                                                                                   4 / 2 0 0 7         I N F O   FES
Versorgung gesichert? - Schwerpunktthema in dieser Ausgabe: Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
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                                                         DEUTSCHLAND

                                Z W E I F E S - V E R A N S TA LT U N G E N Ü B E R D A S P R O B L E M D E R M A R K E N - U N D P R O D U K T F Ä L S C H U N G

                                    Lässt sich geistiges Eigentum effektiv schützen?
                                    Europas Zukunft hängt            fektiven Schutz geisti-          werde inzwischen alles           Institut ASER e.V. an
                                    an seiner Innovations-           gen Eigentums. John              – nicht mehr nur CDs,            der Bergischen Univer-
                                    kraft. Wirtschaftlichen          Dryden von der OECD              Kosmetik oder Mar-               sität Wuppertal stell-
                                    Anreiz zu Innovationen           bezifferte den Schaden           kenkleidung. Wären es            ten als Beispiel eine im
                                    gibt es aber nur, wenn           durch Produkt- und               früher einzelne Brems-           Auftrag der Bundesan-
                                    die Unternehmen diese            Markenpiraterie auf              beläge gewesen, seien            stalt für Arbeitsschutz
                                    Innovationen auf dem             200 Milliarden US-Dol-           es heute ganze Autos             und Arbeitsmedizin
                                                                     lar. Im Rahmen einer             oder Flugzeugteile.              entwickelte Online-Da-
                                                                     Konferenz wurden am              Maria Vleurinck vom              tenbank mit techni-
                                                                     1. November in Berlin            Bundesministerium für            schen Sicherungsmit-
                                                                     mit Experten der EU,             Arbeit und Soziales be-          teln und Prüfgeräten
                                                                     aus Forschung und In-            tonte, dass Produkt-             vor, die alle am Markt
                                                                     dustrie Fragen des Ur-           piraterie nicht nur              befindlichen Technolo-
                                                                     heberrechtsschutzes              volkswirtschaftlichen            gien für den Produkt-
                                                                     diskutiert.                      Schaden anrichtet,               und Markenschutz be-
                                                                     Auch der FES-Ge-                 sondern auch die Ge-             inhaltet und so Her-
                                                                     sprächskreis Verbrau-            sundheit und sogar               stellern und Verbrau-
                                                                     cherpolitik widmete              das Leben von Ver-               chern Hilfestellung gibt.
    Diskutierte mit Exper-          Markt angemessen                 sich am 25.Oktober in            brauchern gefährden              Der Staat allein könne
    ten für Urheberrecht-
    schutzfragen: Bundes-           verwerten können. Ei-            Berlin dem Phänomen              kann. Die Gefahren               das Problem aber
    justizministerin Brigitte       ne Voraussetzung da-             der Produktpiraterie.            reichen von allergi-             nicht lösen, so das Fa-
    Zypries (Foto: Zensen)
                                    für ist der wirksame             Dr. Ditmar Staffelt,             schen Reaktionen auf             zit beider Veranstal-
                                    Schutz der Erfindun-             Sprecher der Arbeits-            giftige Färbe- und Ger-          tungen. Unternehmen
                                    gen vor Nachahmern.              gruppe Weltwirtschaft            bemittel, Stromschlag,           müssen aktiv werden
                                    Alarmierend ist daher,           der SPD-Bundestags-              Verletzungen aller Art           und ihre Produkte mit
                                    dass sich von 1998 bis           fraktion, verwies auf            über Vergiftung bis              Sicherheitskodierun-
                                    2005 die Zahl der an             Schätzungen der deut-            zum Tod durch Inhalts-           gen versehen. Aber
                                    den Außengrenzen der             schen Wirtschaft, wo-            stoffe von gepanschten           auch die Verbraucher
                                    EU abgefangenen ge-              nach die Produkt- und            Nahrungsmitteln und              müssen ihre Einstel-
                                    fälschten Produkte               Markenpiraterie zu               Medikamenten.                    lung ändern. Die
                                    verzehnfacht hat, so             Umsatzeinbußen von               Was kann gegen Pro-              Produktpiraterie ist
                                    Bundesjustizministerin           20 bis 30 Milliarden             dukt- und Markenpira-            deshalb so erfolgreich,
                                    Brigitte Zypries wäh-            Euro führt und bis zu            terie getan werden?              weil es eine riesige
                                    rend einer Konferenz             70.000 hiesige Arbeits-          Karl-Heinz Lang und              Nachfrage nach billi-
                                    der FES über den ef-             plätze koste. Gefälscht          Andreas Schäfer vom              gen Produkten gibt.

                                PODIUMSDISKUSSION DES FES-MANAGERKREISES

                                    Noch große Potentiale für Logistikbranche
                                   Der Welthandel wird              Probleme bestehen                diesem Sektor genutzt            seiner Podiumsdiskus-
                                   entscheidend vom                 aber im Zusammen-                werden? Dieser und               sion „Welthandel made
                                   Standort Deutschland             spiel der Verkehrsträ-           anderen Fragen wid-              in Germany – Heraus-
                                   aus mitgeprägt und               ger und wie können               mete sich der Mana-              forderungen für den
                                   mitgestaltet. Welche             Effektivitätsreserven in         gerkreis der FES mit             Logistikstandort

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Deutschland“ am 11.             me insbesondere zugu-                        nander eine Lieferter-       der vorhandenen Ver-
Oktober. Neben Bun-             te, „dass sie nicht nur                      mintreue von 45%.            kehrsträger bedürfe.
desminister Wolfgang            direkte Arbeitsplätze                        „Also mit einer Wahr-        Für Logistik als Quer-
Tiefensee diskutierten          und Wertschöpfung“                           scheinlichkeit von 55%       schnittsfunktion gibt es
Helly Bruhn-Braas, Vi-          schafft, sondern auch                        sind Lieferungen in-         in der Politik keinen
zepräsidentin des Bun-          „gleichermaßen das                           nerhalb dieser Bran-         einheitlichen Ansprech-
desverbandes des                Rückgrat für alle an-                        che nicht pünktlich“,        partner, kritisierte Die-
Deutschen Groß- und             deren Wirtschafts-                           so Straubes Fazit.           ter Bock: „Manchmal
Außenhandels, Erich             branchen darstellt“,                         Einen besonderen Stel-       ist es das Verkehrsmi-
Staake, Sprecher des            betonte Wolfgang Tie-                        lenwert in der Diskus-       nisterium, manchmal
Vorstandes der Duis-            fensee in seiner Eröff-                      sion nahm der vor-           ist es das Wirtschafts-
burger Hafen AG, Prof.          nung. Doch trotz die-                        gesehene Masterplan          ministerium, das Bil-
Dr. Ing. Frank Straube,         ser positiven Einschät-                      „Güterverkehr und Lo-        dungs- oder Finanzmi-
Leiter des Bereichs Lo-         zung, so der Einwand                         gistik“ ein. Erich Staa-     nisterium. Wir würden
gistik an der Techni-           von Professor Straube,                       ke betonte, dass es,         uns freuen, wenn einer
schen Universität Ber-          „müssen noch 85% der                         um die erworbene Po-         von Ihnen eine Art
lin, sowie Dieter Bock,         deutschen Unterneh-                          sition beizubehalten         Schirmherrschaft für
Leiter der Arbeitsgrup-         men an Prozess- und                          und auf neue Konkur-         die gesamte Logistik
pe Verkehr des Mana-            Kundenorientierung                           renten reagieren zu          übernähme.“
gerkreises.                     arbeiten.“ So hatte                          können, sowohl einer
Der Logistik- und Mo-           zum Beispiel der deut-                       verbesserten Infra-          D O K U M E N TAT I O N

bilitätsbranche als             sche Maschinenbau im                         struktur als auch einer      www.managerkreis.de
Wirtschaftsfaktor kom-          letzten Jahr unterei-                        optimierten Vernetzung

                                                                             dieser Hinsicht schon auf den Weg gebracht worden –
Perspektive Arbeit und Alter                                                 wie beispielsweise die Initiative 50plus der Bundesre-
Auch wenn noch die 35 - 44-Jährigen die größte Grup-                         gierung. Die Fachkonferenz „Perspektive Arbeit und
pe am Arbeitsmarkt stellen, so wird sich das Verhält-                        Alter: Gesellschaftspolitische Handlungsfelder“, die
nis in den nächsten zehn Jahren verschieben und die                          vom FES-Forum Berlin in Zusammenarbeit mit Dr. Ur-
über 50-Jährigen werden die Hauptgruppe bilden.                              sula Engelen-Kefer von der Bundesagentur für Arbeit
Deshalb sind schon jetzt nachhaltige Strategien und                          am 5. November organisiert wurde, beschäftigte sich
Lösungsansätze einer besseren Integration älterer                            mit innovativer Personalpolitik sowohl im Umgang mit
Menschen in den Arbeitsmarkt gefragt. Vieles ist in                          älteren Arbeitnehmern im Betriebsleben als auch mit
                                                                             Strategien zur Integration älterer Arbeitsloser in den
Um entwürdigende und ausbeutende Formen der Konkur-
                                                                             Arbeitsmarkt. Neben Best-Practice-Beispielen aus der
renz beim Verkauf der Arbeitskraft des Einzelnen möglichst
                                                                             Wirtschaft wurden auch Erfahrungen aus Finnland
gering zu halten, brauche man auch heute starke Gewerk-
                                                                             und den Niederlanden mit einbezogen.
schaften, sagte Frank Bsirske, ver.di-Bundesvorsitzender, am
                                                                             Es rechne sich auch für die Unternehmen, das Poten-
22. November in Leipzig. Bsirske machte deutlich, dass Ar-
                                                                             tial Älterer zu nutzen, betonte Staatssekretär Gerd An-
beit weder arm machen dürfe noch entwürdigen. Es bleibe
                                                                             dres vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales.
die unbedingte Forderung nach einem gesetzlichen Mindest-
                                                                             Für Gabriele Lösekrug-Möller, MdB und Mitglied im
lohn. Einen Grund für den empfindlichen Mitgliederverlust
                                                                             Ausschuss „Arbeit und Soziales“, steht gesundheitli-
der Gewerkschaften sah Bsirske in der wirtschaftlichen Lage.
                                                                             che Prävention im Fokus künftiger Integrationsstrate-
Durch die Zunahme befristeter Arbeitsverhältnisse schwinde
                                                                             gien. Gerade hier habe Deutschland im europäischen
die Bereitschaft der Arbeitnehmer, sich aktiv zu wehren.
                                                                             Vergleich einiges nachzuholen. Ursula Engelen-Kefer,
                                                           (Foto: Waldeck)

                                                                             ehemalige DGB-Vize und Sachverständige in der Bun-
                                                                             desagentur für Arbeit, und Rolf Schmachtenberg vom
                                                                             Bundesministerium für Arbeit und Soziales betonten
                                                                             die Bedeutung des lebenslangen Lernens.

                                                                                                                    4 / 2 0 0 7        I N F O   FES
Versorgung gesichert? - Schwerpunktthema in dieser Ausgabe: Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
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                                          DEUTSCHLAND

                WEIBLICHE FÜHRUNGSKRÄFTE IN DER HIGH-TECH-BRANCHE

                    „Aus der Schnecke eine Antilope machen“
                    In Deutschland sind               nik, Elektronik und In-            wicklungspolitik für              technik sind weiblich.
                    Frauen in den Füh-                formationstechnik                  Frauen. „Aus der                  In der Diskussion wur-
                    rungsetagen auch der              (VDE) im Oktober ein               Schnecke muss eine                de deutlich, dass ein
                    Elektro- und IT-Bran-             Symposium organi-                  Antilope gemacht wer-             Wandel in der Unter-
                    che immer noch wenig              siert, das die Chancen             den“, so die Vorsitzen-           nehmenskultur eine
                    präsent. Jede 12. Inge-           und Hindernisse für                de des Ausschusses                wichtige Rahmenbe-
                    nieurin ist ohne Job –            Frauen in dieser In-               für Wirtschaft und                dingung darstellt: Eine
                    doppelt so viele wie              dustrie beleuchtete.               Technologie. Das gilt             Abkehr vom Ideal der
                    bei den männlichen                Frauen haben immer                 auch für die Wissen-              Rund-um-die-Uhr-Ver-
                    Fachkollegen. Gleich-             noch eine geringere                schaft: Erst 585 Jahre            fügbarkeit, die Flexibi-
                    zeitig beklagt die In-            Chance, die Karriere-              nach der Gründung                 lisierung von Arbeits-
                    dustrie einen Mangel              leiter nach oben zu                der Universitäten wur-            zeiten und Einrichtung
                    an Ingenieuren. Vor               klettern, insbesondere             de eine Frau Dekanin,             von Telearbeitsplät-
                    diesem Hintergrund                in deutschen Großun-               wusste die Vorsitzende            zen, aber auch objekti-
                    hat das Forum Politik             ternehmen, beklagte                des Fakultätentages               vere Bewertung von
                    und Gesellschaft in               Edelgard Bulmahn,                  Elektrotechnik, Prof.             Leistung und Qualifi-
                    Kooperation mit dem               MdB und Bundesmi-                  Dr. Ursula Rienen, zu             kation zählen dazu.
                    Team der Elektroinge-             nisterin a. D. Bulmahn             berichten. Nur 6,7%
                    nieurinnen im Ver-                forderte daher eine                der Absolventen des               Z U S A M M E N FA S S U N G

                    band der Elektrotech-             gezielte Personalent-              Studiengangs Elektro-             www.fes.de/forumpug

                F E S - FA C H K O N F E R E N Z Z U D E N A N F O R D E R U N G E N A N E I N G E N D I A G N O S T I K - G E S E T Z

                    Auf Ängste reagieren
                    Die Achtung der Men-              bestimmung unter                   Gesetz zu einem Aus-              können. Mithilfe der
                    schenwürde, der                   gleichzeitiger Wah-                gleich gebracht wer-              prädiktiven Gendiag-
                    Schutz der Gesundheit             rung der Chancen von               den. So das Plädoyer              nostik können durch
                    und das Recht auf in-             Gentests müssen in ei-             von Dr. Carola Rei-               genetische Tests
                    formationelle Selbst-             nem Gendiagnostik-                 mann, Sprecherin der              Krankheiten noch vor
                                                                                         AG Gesundheit der                 ihrem Ausbruch vor-
                                                                                         SPD-Fraktion, in ih-              hergesagt werden. Die
                                                                                         rem Eingangsreferat               Gentests liefern Infor-
                                                                                         zur Konferenz über                mationen, die auch mit
                                                                                         die „Anforderungen an             Blick auf die Entwick-
                                                                                         ein Gendiagnostik-Ge-             lung neuer, maßge-
                                                                                         setz“ am 11. Oktober              schneiderter medizini-
                                                                                         in Berlin. Auf der Kon-           scher Therapien, eine
                                                                                         ferenz ging es vor al-            Risikoprüfung beim
                                                                                         lem um die Frage, wie             Abschluss von Versi-
                                                                                         Chancen und Risiken               cherungsverträgen
                                                                                         der sogenannten prä-              oder für die Arbeits-
                                                                                         diktiven Gendiagnostik            medizin attraktiv sind.
                                                                                         sinnvoll durch ein Ge-            Die Gefahr des Miss-
                                                                                         setz begleitet werden             brauchs genetischer

FES   I N F O         4 / 2 0 0 7
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        Daten wird derzeit                  Leiter des Kompetenz-               AG Recht der SPD-            nikfolgenabschätzung,
        eher als gering einge-              zentrums „Biowissen-                Bundestagsfraktion,          sieht die Aufgabe der
        stuft. Prof. Karl Sper-             schaften“ und Chefarzt              gab jedoch zu beden-         Politik u.a. bei der
        ling, Direktor des Insti-           der Münchner Rück-                  ken, dass wirtschaftli-      Festsetzung von Quali-
        tuts für Humangenetik               versicherung, verwies               che Erwägungen wie           tätsstandards, der Si-
        an der Charité-Univer-              auf die freiwillige                 z. B. die Gefahr stei-       cherung des Arztprivi-
        sitätsmedizin Berlin                Selbstverpflichtung                 gender Versicherungs-        legs sowie beim Auf-
        meinte, dass die gel-               der Versicherungswirt-              prämien kein Kriteri-        bau von Biobanken:
        tenden rechtlichen Re-              schaft, bis 2011 bei                um sein könnten,             „Schließlich muss mit
        gelungen zum Aufbau                 der Nutzung von Gen-                wenn die Rechte des          einer gesetzlichen Ini-
        von Daten- und Gewe-                tests bzw. deren Er-                Einzelnen gegen ande-        tiative auf existierende
        bebanken eine miss-                 gebnissen Zurückhal-                re Interessen in einem       Ängste in der Bevölke-
        bräuchliche Verwen-                 tung zu üben. Gleich-               Gendiagnostik-Gesetz         rung bezüglich gendi-
        dung verhindern und                 zeitig sprach er sich               zum Ausgleich ge-            agnostischer Verfah-
        sowohl das Recht der                gegen ein gesetzliches              bracht werden müss-          ren reagiert werden.“
        Forschungsfreiheit als              Verbot der Nutzung                  ten. René Röspel, Stell-
        auch der informatio-                von Gentests durch                  vertretender Sprecher        MEHR ZUM THEMA

        nellen Selbstbestim-                Versicherungen aus.                 der SPD-Bundestags-          Weitere Informationen und die
        mung wahren.                        Dr. Mathias Miersch,                arbeitsgruppe Bildung,       Dokumentation der Veranstaltung:
        Dr. Achim Regenauer,                Berichterstatter der                Forschung und Tech-          www.fes.de/biotech

F E S V E R T I E F T D I S K U S S I O N Ü B E R C O R P O R AT E S O C I A L R E S P O N S I B I L I T Y

       Wie verantwortungsvoll handeln Unternehmen?
        Die freiwillige Über-               als Grundlage dient,                täuschen sollen. Wie         die Diskussion über
        nahme gesellschaftli-               gesellschaftliche Be-               ist zum Beispiel ein         Unternehmensethik
        cher Verantwortung                  lange in ihre Unter-                großes Unternehmen           und Unternehmens-
        und die damit verbun-               nehmenstätigkeit und                zu bewerten, das zwar        kultur als Wettbe-
        dene Akzeptanz in der               ihre Außenbeziehun-                 zahlreiche soziale Pro-      werbsfaktoren. „Cor-
        Bevölkerung stellt                  gen zu integrieren.                 jekte fördert, aber          porate Social Respon-
        heute für Unterneh-                 Wichtiger Bestandteil               gleichzeitig einen be-       sibility (CSR) –
        men eine der Grund-                 von CSR ist die Kom-                trächtlichen Teil seiner     Verantwortungsvolles
        voraussetzungen für                 munikation der Instru-              Angestellten entlässt?       unternehmerisches
        ihre unternehmerische               mente und Aktivitäten,              Um dieser Problematik        Handeln als Option für
        Wertschöpfung dar.                  die das verantwor-                  Rechnung zu tragen,          den Mittelstand“ war
        Aus diesem Grund ist                tungsvolle Handeln                  werden von Gewerk-           das Thema einer Ver-
        es vor allem für Groß-              des Unternehmens                    schaftsseite überprüf-       anstaltung am 24. Ok-
        unternehmen mittler-                charakterisieren, nach              bare Kriterien für das       tober bei der Indust-
        weile unumgänglich,                 dem Motto: „Tue Gutes               Label „CSR“ gefordert,       rie- und Handelskam-
        verantwortungsvolles                und sprich darüber!“                die das Handeln des          mer Berlin.
        unternehmerisches                   Kritisch ist jedoch die             Unternehmens als
                                                                                                             MEHR ZUM THEMA
        Handeln in die strate-              Kommunikation über                  Ganzes in die Betrach-
        gische Unternehmens-                einzelne CSR-Maßnah-                tung einbeziehen.            Publikation: „Verantwor-
        planung einzubinden.                men, wenn sie letztlich             Im Rahmen des Ar-            tungsvolles unternehmeri-
        Corporate Social Re-                nur über Defizite bei               beitskreises Mittel-         sches Handeln – Familienun-
        sponsibility oder kurz              der Wahrnehmung von                 stand vertiefte die          ternehmen als Vorbild.“
        CSR ist ein Konzept,                gesellschaftlicher Ver-             Friedrich-Ebert-Stif-        http://library.fes.de/ pdf-files/
        das den Unternehmen                 antwortung hinweg-                  tung in diesem Jahr          wiso/04963.pdf

                                                                                                                      4 / 2 0 0 7                I N F O   FES
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                                          DEUTSCHLAND

                D E R N AT I O N A L E I N T E G R AT I O N S P L A N I N D E R D I S K U S S I O N

                    Neubeginn der Integrationspolitik?
                    Im Juli 2007 wurde                samen Konferenz des                wie sie das neue Zu-       Sprachförderung. Au-
                    der Nationale Integra-            FES-Gesprächskreises               wanderungsgesetz vor-      ßerdem würden aus-
                    tionsplan (NIP) der Öf-           Migration und Integra-             sieht, sei nicht verein-   ländische Auszubilden-
                    fentlichkeit präsen-              tion und der Arbeiter-             bar mit den Zielen des     de mit Beihilfen geför-
                    tiert. Er enthält Ergeb-          wohlfahrt am 8. Okto-              Nationalen Integrati-      dert. Prof. Dieter
                    nisse der Diskussionen            ber. Auch Kenan Kolat,             onsplanes. Heinrich        Filsinger von der Ka-
                    von zehn Arbeitsgrup-             Bundesvorsitzender                 Tiemann, damaliger         tholischen Hochschule
                    pen, die sich mit zehn            der Türkischen Ge-                 Staatssekretär im Bun-     für Soziale Arbeit in
                    wichtigen Handlungs-              meinde Deutschlands,               desministerium für Ar-     Saarbrücken wies auf
                    feldern der Integrati-            begrüßte, dass jetzt               beit und Sozialord-        die Notwendigkeit hin,
                    onspolitik beschäftig-            endlich eine umfassen-             nung, koordinierte die     eine systematische
                    ten. Der NIP enthält              de Debatte über Integ-             Arbeitsgruppe zum          Evaluation der Ergeb-
                    über 400 Selbstver-               rationspolitik stattfin-           Thema „Bildung und         nisse des NIP vorzu-
                    pflichtungen für zu-              det. Er kritisierte je-            berufliche Ausbil-         nehmen. Hierzu sei ei-
                    künftige Integrations-            doch, dass nach wie                dung“. Als Beispiele       ne Definition des Integ-
                    aktivitäten.                      vor eine Diskrepanz                der Selbstverpflichtun-    rationsbegriffs erfor-
                    Insgesamt positiv be-             zwischen Ordnungs-                 gen des Bundes nannte      derlich. Denn nur so
                    wertete Wilhelm                   und Sozialpolitik fest-            er die Verbesserung        könnten Erkenntnisse
                    Schmidt, Bundesvorsit-            stellbar sei. Die Er-              des Angebotes bei den      über die Bedingungen
                    zender der Arbeiter-              schwerung des Nach-                Integrationskursen         für ge- oder misslingen-
                    wohlfahrt, die Ergeb-             zuges von Ehegatten                und die Ausweitung         de Integrationsprozes-
                    nisse auf einer gemein-           aus vielen Ländern,                der berufsbezogenen        se gewonnen werden.

                B E R L I N E R FA C H TA G „ D E M O K R AT I E M A C H T S C H U L E – S C H U L E M A C H T D E M O K R AT I E “

                    Augen zu und Klappe halten?
                    Einmischen ist ange-              beit am 29. Oktober                Schulversprechen?          Schulerfahrungen be-
                    sagt, mitreden und                ins Rathaus Schöne-                Wie bringen wir mehr       richteten und zu mehr
                    mitentscheiden! Das               berg eingeladen, um                Biss in unsere SV-Sit-     demokratischem En-
                    war das Motto der 300             Wege für mehr Demo-                zungen? Auf diese und      gagement junger Men-
                    Teilnehmer des Berli-             kratie in der Schule               viele andere Fragen        schen aufriefen. Au-
                    ner Fachtages „Demo-              zu erproben.                       gab es Antworten und       ßerdem präsentierten
                    kratie macht Schule –             Jugendliche und er-                Angebote zum Rein-         sich knapp 20 Projekte
                    Schule macht Demo-                wachsene Experten                  schnuppern und Aus-        aus Schulen und Stadt-
                    kratie“. Das Forum                vermittelten in praxis-            probieren. Prominente      teilen, Projekten, die
                    Politik und Gesell-               nahen Workshops                    Unterstützung erhiel-      bereits erfolgreich Be-
                    schaft der FES und                mögliche kleine Schrit-            ten die Teilnehmer         teiligungsstrukuren
                    die „Drehscheibe Kin-             te, die jede Schule um-            durch die Berliner         aufgebaut haben.
                    der- und Jugendpoli-              setzen kann: Wie baue              RnBesk-Sänger Mu-
                    tik“ der Stiftung SPI             ich einen Klassenrat               habbet, Sefo und Bek-      ERGEBNISSE

                    hatten Schülerinnen               auf? Wie funktioniert              tas, die aus eigenen       www.fes.de/forumpug
                    und Schüler, Lehrkräf-            die gemeinsame Erar-
                    te, Schulleitungen und            beitung von Leitbild,
                    Partner der Jugendar-             Schulprogramm und

FES   I N F O         4 / 2 0 0 7
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RESÜMEE DES EUROPÄISCHEN JAHRES DER CHANCENGLEICHHEIT

    Ziel nicht erreicht
    Die Herstellung mög-                 schen Gewerkschafts-                in den Mitgliedslän-             runter vier Großveran-
    lichst gleicher Chan-                bundes wurde am 12.                 dern eine Debatte an-            staltungen, seien ge-
    cen, unabhängig von                  November ein erstes                 zuregen, wie die Teil-           fördert worden. Das
    Herkunft, Nationalität,              Resümee dieser Initia-              habe bisher benachtei-           angestrebte Ziel, mög-
    Alter, Geschlecht oder                                                                                    lichst viele Menschen
    sexueller Orientierung,                                                                                   über die verschiede-
    ist Kernelement einer                                                                                     nen Facetten von Dis-
    gerechten Gesell-                                                                                         kriminierung aufzu-
    schaft. Von besonderer                                                                                    klären, konnte so nicht
    Bedeutung ist dabei                                                                                       erreicht werden.
    die Beseitigung von                                                                                       Auch Annelie Bunten-
    Diskriminierungen                                                                                         bach, Mitglied im Bun-
    und Benachteiligungen                                                                                     desvorstand des DGB,
    in der Arbeitswelt. Die                                                                                   kritisierte, dass die
    Europäische Union                                                                                         Bundesregierung mit
                                         Zogen ein Resümee: Annelie Buntenbach, DGB-Bundesvorstand, und
    hatte deshalb das Jahr               Evelyne Gebhardt, MdEP (Mitte Günther Schultze, FES-Gesprächskreis   wenig Engagement zu
    2007 zum „Europäi-                   Migration und Integration) (Foto: Zensen)                            Werke gegangen sei.
    schen Jahr der Chan-                 tive gezogen. Für Eve-              ligter Gruppen                   Auch der im Allgemei-
    cengleichheit für alle“              lyne Gebhardt, MdEP,                gestärkt und Respekt             nen Gleichbehand-
    ausgerufen. Auf einer                ist der Abbau von Dis-              und Toleranz gefördert           lungsgesetz geforderte
    gemeinsamen Veran-                   kriminierungen ein                  werden können. Sie               Aufbau eines nationa-
    staltung des Ge-                     Grundwert der Euro-                 äußerte sich kritisch            len Antidiskriminie-
    sprächskreises Migra-                päischen Union. Ziel                über die Umsetzung in            rungsbüros sei nur
    tion und Integration                 war, mit dem EU-Jahr                Deutschland. Lediglich           sehr schleppend er-
    der FES und des Deut-                für Chancengleichheit               21 Maßnahmen, da-                folgt.

    Schulpartnerschaften in Berlin – HauptstadtForum der FES
    Berlins Hauptstadtfunktion ist im Grundgesetz ver-                       Schule heute neben der Wissensvermittlung grund-
    ankert, doch diese Rolle muss noch mit Leben gefüllt                     legende Erziehungsaufgaben mit zu übernehmen
    werden. Berlin kann, wenn es seine Potenziale nutzt,                     hat, bedarf sie einer inhaltlichen und auch einer per-
    wesentliche Impulse für die gesamte Republik setzen,                     sonellen Erweiterung.
    denn Berlin ist Schmelztiegel und Kommunikations-                        Der Berliner Bildungssenator, Prof. Dr. E. Jürgen Zöll-
    raum verschiedenster Kulturen. Diesen Prozess ak-                        ner, unterstrich, Schulen bedürften der Öffnung in die
    tiv mitzugestalten ist Ziel des HauptstadtForums der                     Gesellschaft, auch weil wichtige Aufgaben einer um-
    FES. Mitte November 2007 fand das erste Haupt-                           fassenden Bildung nicht allein in Schulen gelöst wer-
    stadtForum unter dem Titel „Bildung als Schlüssel –                      den können. Lern- und Lebensrealität müssen über
    Partnerschaften und Kooperation für Berliner Schu-                       Schulpartnerschaften einander angepasst werden.
    len“ im Berliner Haus der FES statt. Je mehr die                         Die Kooperation mit Unternehmen erleichtert bei-
                                                                             spielsweise den Übergang in den Beruf. Partnerschaf-
    Wortmeldung: Auch die Band der Neuköllner Rütli-Schule leistete einen
    Beitrag zum HauptstadtForum. (Foto: D. Ausserhofer)                      ten mit Universitäten fördern den Austausch zwi-
                                                                             schen den verschiedenen Ausbildungsabschnitten
                                                                             und vermitteln neue Horizonte. Und schließlich stei-
                                                                             gern Partnerschaften mit Kultureinrichtungen emo-
                                                                             tionale, soziale und interkulturelle Kompetenzen.

                                                                                                                      4 / 2 0 0 7       I N F O   FES
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                      FES-Konferenz zu
                Übergewicht bei Kindern
                      und Jugendlichen
                                              Obst statt Schokoriegel
                                                               sind seit einigen Jahren, vor allem bei Kin-
                          Ü B E R G E W I C H T U N D A D I P O S I TA S
                    dern und Jugendlichen, kein Randphänomen mehr. Folgekrankheiten wie Diabetes, Arte-
                    riosklerose und Bluthochdruck führen auch in dieser Altersgruppe schon zu erheblichen
                    gesundheitlichen Beeinträchtigungen.

                    Die Chancen auf einen     dienkonsum werden            schen Adipositas Ge-        eine Stunde Mathe
                    Arbeitsplatz oder eine    die Kinder nicht nur         sellschaft (DAG) be-        ausfällt, würden die
                    Ausbildungsstelle sind    immer dicker, sie ha-        grüßte die Schritte, die    Leistungen besser
                    bei stark adipösen        ben auch zunehmend           die Bundesregierung         werden, denn körper-
                                                                           in die Wege geleitet        liche Bewegung hält
                                                                           hat. Nichtsdestotrotz       auch den Geist fit.“
                                                                           greift der Aktionsplan      Wichtig seien jedoch
                                                                           zu kurz, so Edmund          auch, so Matthias
                                                                           Fröhlich, Geschäfts-        Wolfschmidt von Food-
                                                                           führer der Adipositas-      watch, eine eindeutige
                                                                           Klinik medinet in Bad       Kennzeichnung von
                                                                           Orb. Ärztliche Unter-       Lebensmitteln und ein
                                                                           suchungen müssten           Verbot der TV-Wer-
                                                                           für alle Kinder und Ju-     bung für (Kinder-)Le-
                                                                           gendlichen alle zwei        bensmittel am Nach-
                                                                           Jahre verpflichtend         mittag.
                                                                           eingeführt werden.
                                                                           Zudem plädierte er für      D O K U M E N TAT I O N
                                                                           eine dritte Stunde          abzurufen über:
                    Kindern gleich null.      Probleme bei der Ko-         Sport an den Schulen:       forumpug@fes.de
                    Im Rahmen einer Kon-      ordination und Bewe-         „Selbst wenn dadurch
                    ferenz des Forums Po-     gung: ein Drittel kann
                    litik und Gesellschaft    nicht mehr zwei
                    am 5. September wies      Schritte rückwärts ba-       Die Familie neu erfinden
                    Bundesgesundheitsmi-      lancieren.                   Mehr Zeit für Kinder, mehr Zeit fürs Familienleben fordert
                    nisterin Ulla Schmidt     Der Nationale Aktions-       die ZEIT-Literaturredakteurin Iris Radisch in ihrem neuen
                    auf die erschrecken-      plan gegen Überge-           Buch „Die Schule der Frauen – Wie wir die Familie neu erfin-
                    den Zahlen verschie-      wicht verfolgt das Ziel,     den“. Das Forum Politik und Gesellschaft hat gemeinsam mit
                    dener Untersuchungen      bis 2020 das Ernäh-          der Wochenzeitung „DIE ZEIT“ die Journalistin am 11. Sep-
                    des Robert-Koch-Insti-    rungs- und Bewe-             tember zu einer Lesung und anschließenden Diskussion mit
                    tuts hin: 16% der Kin-    gungsverhalten der           dem Autor Thomas Gesterkamp eingeladen. In ihrem Buch
                    der essen täglich Scho-   Deutschen nachhaltig         wehrt sich Radisch gegen jegliche „Gebärkampagnen“ in
                    kolade, 20% andere        zu verbessern, die Zu-       Deutschland. In dem „Fehlen von Vorbildern gelingender Lie-
                    Süßigkeiten und nur       nahme von Überge-            be“ sowie in der Kollision zwischen dem Rhythmus des mo-
                    ein Drittel isst Obst     wicht bei Kindern zu         dernen Arbeitslebens und den Zeitanforderungen eines Fa-
                    oder Gemüse. 30% der      stoppen und die Ver-         milienlebens sieht sie die Kernprobleme der heutigen Fami-
                    Kinder haben eine re-     breitung von Überge-         lien. Die Väter, so Gesterkamp, fühlen sich unter Druck, der
                    duzierte Herz-Kreis-      wicht zu verringern.         Ernährerrolle sowie gleichzeitig den gestiegenen Ansprüchen
                    lauf-Funktion. Durch      Prof. Manfred Müller,        an die Vaterrolle gerecht zu werden. Gebraucht – da waren
                    den zunehmenden Me-       Präsident der Deut-          sich alle einig – wird eine familienbewusste Unternehmens-
                                                                           kultur. Die Durchsetzung von innovativen Arbeitszeitmodel-
                                                                           len für Väter und Mütter wurde allerdings skeptisch beurteilt,
FES   I N F O        4 / 2 0 0 7                                           denn: „Kinder rechnen sich nicht“!
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       Arbeitgeber ächten häusliche Gewalt
       Häusliche Gewalt stellt noch immer die häufigste                   Arbeitgeber sich öffentlich gegen häusliche Gewalt
       Form von Gewalt gegen Frauen und Kinder dar:                       auszusprechen und damit ein Unternehmensklima
       Mindestens jede vierte Frau hat Übergriffe durch                   zu schaffen, in dem häusliche Gewalt nicht länger ein
       ihren Partner erlebt. Häusliche Gewalt hat massive                 „Tabuthema“ ist. Unternehmensvertreter schlugen
       Auswirkungen auf das Arbeitsleben der betroffenen                  auf der Tagung vor, Aktionen gegen häusliche Gewalt
       Frauen. Schätzungen zufolge sind bis zu 25 % aller                 mit in den Kriterienkatalog von Zertifizierungen von
       Arbeitsausfälle von Frauen auf häusliche Gewalt                    Unternehmen aufzunehmen.
       zurückzuführen. Das Gewaltschutzgesetz allein
       reicht nicht aus, so FES-Vorstandsmitglied und                     Tagungsergebnisse: www.fes.de/forumpug
       Bundesministerin a. D. Dr. Christine Bergmann in
       ihrer Begrüßung auf der Tagung „Business gegen
       Gewalt“, die das Forum Politik und Gesellschaft
       gemeinsam mit TERRE DES FEMMES im Vorfeld zum
       internationalen Tag „Nein zu Gewalt an Frauen“
       organisiert hat.
       Wie sich deutsche Unternehmen gegen häusliche
       Gewalt positionieren und betroffenen Mitarbeiter/
       innen – Opfern wie Tätern – helfen können, stand im
                                                                                                                                  Eröffnete die Tagung:
       Mittelpunkt der Diskussionen. Im angelsächsischen                                                                          FES-Vorstandsmitglied
       Raum gibt es das Modell einer „Workplace-Policy“.                                                                          und Bundesministerin
                                                                                                                                  a.D. Christine Berg-
       Sie beinhaltet die freiwillige Selbstverpflichtung der                                                                     mann. (Foto: U. Kelm)

O P E N S PA C E Ü B E R S P O R T U N D G E W A LT P R Ä V E N T I O N

       Sport mit Nebenwirkungen
       Dem Sport werden vie-           Erscheinungsformen                 ist geil“ beleuchtet.      Problemen ernst ge-
       le positive Eigenschaf-         des Sports.                        Die zunehmende Ge-         nommen und fanden
       ten zugeschrieben:              Beim 9. Open Space,                walt auf Schulsport-       es „toll“, dass sie nicht
       Sport macht Spaß und            zu dem das Forum Po-               veranstaltungen und        nur mitdiskutieren,
       lässt Freundschaften            litik und Gesellschaft             der soziale Ausschluss     sondern „sogar“ The-
       knüpfen, Sport ermög-           in Kooperation mit der             von bestimmten Sport-      men selbst vorschla-
       licht den Dialog zwi-           Landeskommission                   arten waren ebenso         gen und in Eigenregie
       schen den Kulturen              Berlin gegen Gewalt                Themen der zahlrei-        Workshops dazu
       und steht als Synonym           am 13. und 14. No-                 chen Workshops wie         durchführen konnten.
       für Fairness, Respekt,          vember eingeladen                  Vorbilder im Sport
       Toleranz und Solidari-          hatte, diskutierten                und die Frage „Haben
       tät. Von vielen wird er         Schüler, Sozialarbeiter,           Hooligans noch etwas
       als Mittel zur Gewalt-          Lehrer und Vertreter               mit Sport zu tun?“
       prävention gesehen.             aus Sportvereinen, in-             Die Schüler waren
       Andererseits gehören            wieweit der Sport ei-              mehrheitlich über-
       Regelwidrigkeiten, un-          nen Beitrag zur Ge-                rascht über die Frei-
       sportliches Verhalten           waltprävention leisten             heit, die ihnen in die-
       und Ausgrenzung bis             kann. Das Thema                    sen zwei Tagen über-
       hin zu körperlicher             Kampfsport wurde un-               antwortet wurde. Sie
       Gewalt auch zu den              ter dem Titel: „Gewalt             fühlten sich mit ihren

                                                                                                               4 / 2 0 0 7            I N F O       FES
16
                                   DEUTSCHLAND

                FES-UMFRAGE UNTER SENIORINNEN UND SENIOREN

                  Altersstudie Thüringen
                  Wie ist das Lebensge-      bei der Universität Je-     geben an, ihre Lebens-      60 und 69 hat ein Eh-
                  fühl älterer Menschen?     na in Auftrag gegeben.      bedingungen seien gut       renamt inne, jede sieb-
                  Welche Zukunftsaus-        Befragt wurden über         oder sogar sehr gut.        te Person im Alter zwi-
                  sichten haben sie?         tausend Personen im         Positiv wird auch die       schen 70 und 79 Jah-
                  Welche Mitwirkungs-        Freistaat, darunter         eigene finanzielle Si-      ren ist aktiv. Viele
                  möglichkeiten sehen        rund 600 Senioren (ab       tuation eingeschätzt.       ältere Menschen wür-
                  sie? Wie wollen sie in     60 Jahre) und 400 Per-      Vor allem Personen im       den sich gerne mehr
                  Zukunft wohnen?            sonen anderer Alters-       hohen Alter geben           engagieren, verweisen
                                                                         mehrheitlich an, mit        aber auf „verkrustete
                                                                         ihrer finanziellen Lage     Strukturen“ in Verei-
                                                                         zufrieden zu sein.          nen und Verbänden als
                                                                         Trotzdem halten drei        Hinderungsgrund.
                                                                         Viertel der Senioren        Die Studie wurde von
                                                                         die Gesellschaft für un-    Dialogveranstaltungen
                                                                         gerecht und rund 71%        mit Vertreterinnen und
                                                                         sind unzufrieden mit        Vertretern von Senio-
                                                                         der Politik. Bewohner       renverbänden, der
                                                                         ländlicher Regionen         Wissenschaft und der
                                                                         kritisieren eine unzu-      Politik begleitet; so
                                                                         reichende Infrastruk-       beispielsweise am 26.
                                                                         tur.                        Juni in Erfurt und am
                                                                         Bei den Jüngeren            29. November in Jena
                                                                         herrscht dagegen ver-       mit dem SPD-Vorsit-
                  Um Antworten auf die-      gruppen. Das Ergebnis       breitet Angst vor zu        zenden Thüringens,
                  se Fragen zu finden,       dieser repräsentativen      niedrigen Renten.           Christoph Matschie.
                  hat das FES-Landesbü-      Umfrage ist in man-         Ermutigend ist das ho-      Die Studie ist unter
                  ro Thüringen im Som-       cher Hinsicht bemer-        he Engagement: Jede         www.fes-thuerin-
                  mer 2007 eine Studie       kenswert: Etwa 80%          fünfte Person zwischen      gen.de erhältlich.

                  Erhöhen oder abschaffen? Erbschaftssteuer im Vergleich
                  Nachdem das Bundesverfassungsgericht angesichts        schen Wirtschaft in Köln und Prof. Karl-Heinz Paqué
                  der massiven Ungleichbehandlung verschiedener          eingeladen. Paqué, der auch für die FDP im Landtag
                  Vermögensarten die Erbschaftsteuer in ihrer gegen-     in Sachsen-Anhalt sitzt, vertrat die Meinung seiner
                  wärtigen Form für verfassungswidrig erklärt hat,       Partei; nämlich das Ziel der Abschaffung der Erb-
                  sind verschiedene Vorschläge zur Reform der Gesetz-    schaftssteuer. Demgegenüber vertrat Ottmar Schrei-
                  gebung laut geworden. Von einer Erhöhung der Erb-      ner, der in der SPD der Arbeitsgemeinschaft für Ar-
                  schaftssteuer bis hin zur gänzlichen Abschaffung war   beitnehmerfragen vorsitzt, die Position, über die Erb-
                  die Rede. Dieses Thema hat der Managerkreis der        schaftssteuer Umverteilung und mehr Gerechtigkeit
                  FES in Kooperation mit dem Berliner Wirtschaftsge-     in der Vermögensverteilung herbeizuführen. Wel-
                  spräche e.V. in einer Podiumsdiskussion am 13. No-     chen Schwierigkeiten Unternehmen bei der Überga-
                  vember aufgegriffen. Schwerpunkt der Diskussion        be an die nächste Generation tatsächlich ausgesetzt
                  war der internationale Vergleich von Modellen der      sind, konnte Michael Maßbaum von der Unterneh-
                  Erbschaftssteuer. Dazu waren auf dem Podium als        mensberatung Deloitte & Touche aus seiner berufli-
                  Experten Prof. Winfried Fuest vom Institut der deut-   chen Praxis berichten.

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Familienpolitik ist Rechtspolitik
    Egal für welches Familienmodell sich Menschen ent-       der Rechtsstaat besitzt, um das Kindeswohl in Fami-
    scheiden – für das klassische Modell „Vater, Mutter,     lien zu garantieren. Bereits eine nennenswerte An-
    Kind“, für die Patchworkfamilie, für eine gleichge-      zahl von Gesetzen sei in Kraft gesetzt worden, die es
    schlechtliche Lebensgemeinschaft oder für die bina-      dem Staat ermöglichten, seine Wächterfunktion aus-
    tionale Familie – der Staat hat die Pflicht, über das    zuüben, betonte die Justizministerin. Dazu gehören
    Wohl der Schwächsten im Glied, nämlich der Kinder,       das Gesetz zur gewaltfreien Erziehung, das Gewalt-
    zu wachen. Bundesjustizministerin Brigitte Zypries,      schutzgesetz und das Gesetz zur Stärkung der Rech-
    Petra Grimm-Benne, Vorsitzende der AWO Sachsen-          te kindlicher Opfer im Strafverfahren. Christian Früh-
    Anhalt, und Dr. Christian Frühwald, Oberkirchenrat       wald wies darauf hin, dass für die Entfaltung aller
    der Föderation Evangelischer Kirchen in Mittel-          Familienmitglieder ein ausreichendes Kinderbetreu-
    deutschland gingen bei einer Podiumsdiskussion in        ungsangebot nötig sei, um gleichzeitig die Bildung al-
    Magdeburg der Frage nach, welche Möglichkeiten           ler Kinder zu garantieren.

Elternstreit und Kindeswohl
    „Wenn Eltern sich trennen, bricht für Kinder eine        Pflicht und müsse Eltern und Kindern dabei helfen,
    Welt zusammen. Von einem Tag auf den anderen             praktikable Lösungen für den Alltag zu finden. Eröff-
    verändert sich ihre Familie und sie müssen schein-       net wurde die Fachtagung mit über zweihundert
    bar zwischen Vater und Mutter wählen“, schrieb           Teilnehmerinnen und Teilnehmern durch die Präsi-
    Bundesjustizministerin Brigitte Zypries in ihrem         dentin des Bundesverwaltungsgerichts Marion
    Grußwort als Schirmherrin der Tagung „Elternstreit       Eckertz-Höfer im Großen Sitzungssaal ihres Hauses.
    und Kindeswohl“, veranstaltet vom Leipziger FES-         Zentrales Anliegen der Tagung war aufzuzeigen, wer
    Büro am 26. Oktober im Bundesverwaltungsgericht          auf welche Weise zum Erhalt des Kindeswohles wäh-
    in Leipzig. Aus diesem Grund könne der Schutz der        rend des Trennungsprozesses beitragen kann.
    Kinder keine Privatsache bleiben. Der Staat sei in der

Kinder gestalten gemeinsam Lebens(t)räume
    Kreativ und bunt ging es zu auf der Zukunftswerk-        die nachwachsende Generation in kommunalen An-
    statt „Lebens(t)räume gemeinsam gestalten!“, die         gelegenheiten unterstützt werden kann. Um Kinder
    Ende Oktober gemeinsam vom FES-Projekt „Gesell-          nachhaltig zu Engagement anzuregen, sollten vor al-
    schaftliche Integration“, dem FES-Landesbüro Sach-       lem auch die Eltern erreicht werden, so das Fazit ei-
    sen-Anhalt und dem Fachbereich „Kinder, Jugend           ner Arbeitsgruppe. Es entstand auch die Idee eines
    und Familie“ der Stadt Halle durchgeführt wurde.         stadtteilübergreifenden Netzwerks, das Kitas, Schu-
    Kinder, Jugendliche, Eltern, Sozialarbeiter, Päda-       len, Jugendbildungsstätten und Wohlfahrtsverbän-
    gogen, Vertreter von Stiftungen und Wirtschafts-         de integriert, um verstärkt sozial benachteiligte Fa-
    bzw. Sozialverbänden sowie des Fachbereichs etc.         milien zu erreichen, damit diese sich mit ihren Kin-
    formulierten Ideen und entwickelten Strategien, wie      dern in ihrem kommunalen Umfeld engagieren.

Familienfreundliche Unternehmenspolitik auf dem Prüfstand
    „Familienpolitik ist auch Wirtschaftspolitik“, betonte   Wuttke, Abteilungsleiter bei der Bundesvereinigung
    der Mittelstandsbeauftragte der SPD-Bundestags-          der Deutschen Arbeitgeberverbände, auf der Basis
    fraktion, Martin Schultz, mit Blick auf Fachkräfte-      der Ergebnisse des Unternehmensmonitors 2006
    mangel, Betriebsklima und soziale Verantwortung          deutliche Fortschritte bei der betrieblichen Familien-
    von Unternehmen. Einig waren sich die Teilnehmen-        politik in Deutschland konstatierte, forderte Nicolet-
    den der Konferenz „Unternehmen Vereinbarkeit –           te Kressl, zu dieser Zeit stellvertretende SPD-Frakti-
    Perspektiven familienfreundlicher Unternehmenspo-        onsvorsitzende im Bundestag, eine stärkere rechtli-
    litik“ am 9. Oktober in Berlin, dass Familienfreund-     che Verankerung betrieblicher Familienpolitik – in
    lichkeit auch zunehmend zum Standortfaktor werde.        nur 7,2 % der Betriebe gebe es bisher eine diesbezüg-
    Tilmann Knittel von der Prognos AG machte deutlich,      liche Betriebsvereinbarung.
    dass Unternehmen einen klaren betrieblichen Nut-
    zen aus familienfreundlichen „Investitionen“ ziehen,
    so dass neben die soziale auch eine betriebswirt-                                              4 / 2 0 0 7        I N F O   FES
    schaftliche Begründung tritt. Während Dr. Jürgen
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