Forschung und Entwicklung

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Forschung und Entwicklung
Industrie- und Handelskammer
             Frankfurt am Main                                              136. Jahrgang   07. | 08.13

IHK WirtschaftsForum
Unternehmermagazin für die Region FrankfurtRheinMain                    www.frankfurt-main.ihk.de    A 4836

                                            Forschung und
                                            Entwicklung                                              08-29

                                            hightech-strategie 2020 – innovationsmanagement –
                                            hessen modellprojekte – kooperationsverträge

                                                                                         JETZT
Standortpolitik               finanzplatz             Ausbildung
Main-Taunus-Kreis:            Landtagswahl 2013:      Ausbildungsumfrage:                AUCH
Branchenporträt               Mit dem Finanzplatz     Beste Chancen auf                DIGITAL !
Einzelhandel    30           punkten         42     Übernahme       50
Forschung und Entwicklung
JOURNAL FRANKFURT FRANKFURT GEHT AUS! 2014

                                                                  25 JAHRE
                                                                      Fit  FRANKFURT
                                                                           & Aktiv
                                                                  GEHT AUS!    I  I
                                                                           The Body Book – Gesundheit Fitness
                                                                           Schönheit    in Frankfurt & Rhein-Main
                                                                  Das großepräsentiert
                                                                            Jubiläumsheft         mit   Frankfurter
                                                                                         über 500 Tipps & Adressen
                                                                  Kochbuch für
                                                                           & großem        Gewinnspiel
                                                                               alle, die sich & Ihrer Gesundheit
                                                                           etwas Gutes tun wollen!

                                                                                              FRANKFURTS GROSSE
                                                                                                         GROSSER RESTAURANTFÜHRER

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                                                                                                                         Gewinnspiel
                                                                                                                          Jedes Heft
                                                                                                                           ein Los!

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              99 €

JUBILÄUMSAUSGABE 25 JAHRE FRANKFURT GEHT AUS! 2014                                                                                 FRANKFURT
                                                                                                                                      GEHT
• Jubiläums-Gewinnspiel mit Preisen im Wert von 40 000 €: jedes Heft ein Los!                                                         AUS!
• Neue Top-Listen: Eiscafés & Österreich                                                                                       Kochbuch
                                                                                                                                        Das Jubiläums
                                                                                                                                        14

• Auch mit Kochbuch: die 25 beliebtesten Restaurants & Rezepte aus 25 Jahren                                          Die 25 besten >Rezepte der beliebtesten
                                                                                                                      4 194215 205803

                                                                                                                            Restaurants aus 25 Jahren

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                                                                                                                             Re ssta
                                                                                                                                   aur
                                                                                                                                   a urran
                                                                                                                                       rants aus 25
                                                                                                                                       rants
                                                                                                                                       ra        25 Jah
                                                                                                                                                    Jah
                                                                                                                                                     ahren
                                                                                                                                                      hren
                                                                                                                                                      hren
                                                                                                                                                        r n
                                                                                                                      Die
                                                                                                                      D
                                                                                                                               Koochbu
                                                                                                                               K
                                                                                                                        ie 25 be
                                                                                                                              bes
                                                                                                                                  c uch
                                                                                                                                esten
                                                                                                                                   ten
                                                                                                                                     nR Rezepte deer be
                                                                                                                                                     beli
                                                                                                                                                      eliieb
                                                                                                                                                          ebtes
                                                                                                                                                          ebte
                                                                                                                                                           b ten

                                                                                                                                        Das
                                                                                                                                        Da
                                                                                                                                         a Jubi
                                                                                                                                            J biläu
                                                                                                                                                läum
                                                                                                                                                  ums
                                                                                                                                                    ms
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                                                                                                                                     ANKFU
                                                                                                                                     A    URTT
Forschung und Entwicklung
Vorwort

                                                              Persönlichkeit statt Funktionäre

                                                              Liebe Leserinnen, liebe Leser!

                                                              A
                                                                      ls die New York Times Ende vergangenen Jahres der Goethe-
                                                                      Universität bescheinigte, sie sei international eine der zehn
                                                                      Universitäten, deren Absolventen führende Wirtschaftsunter-
                                                              nehmen weltweit besonders gern einstellen, war dies zugleich auch
                                                              ein Kompliment an die Stadt Frankfurt. Die Internationalität Frankfurts
                                                              spiegelt sich auch in der Exzellenz seiner Universität wider.
                                                                   Frankfurt bietet ein in Deutschland einzigartiges Potenzial an hoch-
                                                              klassigen Arbeitsplätzen, und die Goethe-Universität bildet ihre Stu-
                                                              dierenden auf hohem Niveau aus. Dabei scheint es Arbeitgebern nicht
                                                              mehr nur auf die rein fachlichen Qualifikationen anzukommen: Mehr
                                     „Die Internationalität   denn je erwarten sie heute Fähigkeiten wie Reflexionsvermögen, Me-
                                                              thodenkompetenz, strategisches Denken und Verantwortungsbereit-
                                   Frankfurts spiegelt sich
                                                              schaft. Kurz: Fähigkeiten, die in besonderem Maße auch im Mittel-
                                     auch in der Exzellenz    punkt einer wissenschaftsorientierten Lehre stehen, zu der sich die
                                 seiner Universität wider.“   Goethe-Universität bekennt.
                                                                   Ein forschender Geist muss heute nicht mehr nur an der Universi-
                                                              tät zu Hause sein. Er ist inzwischen auch in vielen Unternehmen will-
                                                              kommen, wo es darum geht, größere Zusammenhänge zu erfassen und
                                                              kritisch zu analysieren, aber auch zukunftsfähige Konzepte oder welt-
                                                              markttaugliche Produkte zu entwickeln. In diesem Sinne haben Unter-
                                                              nehmen in Frankfurt und dem RheinMain-Gebiet einen echten Nutzen
                                                              davon, dass die Goethe-Universität nicht Funktionäre ausbildet, son-
                                                              dern Persönlichkeiten.

                                                              Prof. Werner Müller-Esterl
                                                              Präsident, Goethe-Universität, Frankfurt

IHK WirtschaftsForum 07.|08.13                                                                                                             3
Forschung und Entwicklung
08-29

INHALT 07. | 08.13        vorwort 3
                     03 Persönlichkeit statt Funktionäre Prof. Werner Müller-Esterl,
                        Präsident, Goethe-Universität, Frankfurt

                     06 Kurzmeldungen 3

                          special Forschung und entwicklung 3
                     08   Hightech-Strategie 2020 Tragfähiges Zukunftsmodell?
                     10   Forschungsstandort Mehr Mut zur Innovation
                     12   Peiker Ideen wachsen lassen
                     14   Hessen ModellProjekte Fördermittel für innovative Ideen
                     16   Kooperationen Konfliktpotenziale minimieren
                     18   Kartellrecht Verschärfter Rechtsrahmen
                     20   Integrierte Bioindustrie Ungewöhnliche Allianzen
                     22   Technika Verlängerte Werkbank
                     24   Innovectis Mit Kooperationen zum Erfolg
                     26   Merck Serono Neue Wege zu neuen Produkten
                     28   Climate-KIC Center Hessen Innovationen stimulieren

4                                                               IHK WirtschaftsForum 07.|08.13
Forschung und Entwicklung
54                                                                                                                   57

32                                                                                                                    67

      Standortpolitik 3                                             innovation und umwelt 3
30    Main-Taunus-Kreis Branchenporträt Einzelhandel         52 Online-Marketing-Tag Vom Besucher zum Kunden
32    Wolkenkratzerfestival Baumeister der Lüfte             54 Technologietransfer Hightech-Standort Israel
34    Landtagswahl Vernachlässigte Verkehrswege
36    Frankfurter Immobilienbörse Gewerbemarktbericht 2013   	International 3
38    Infrastruktur Mehr Planungssicherheit
                                                             55 Hessischer Exportpreis 2013 Grenzenlos erfolgreich
40    IHK-Konjunkturumfrage Hessen Industrie ist wieder
                                                             57 Slowenien Konjunkturstütze Tourismus
      Zugpferd

                                                                    recht und steuern 3
	Unternehmensförderung und Starthilfe 3
                                                             59 Stiftung Warentest Werben mit gutem Namen
42 Landtagswahl Mit dem Finanzplatz punkten
44 Integrierter Einkauf Beschaffungsprozesse optimieren
                                                             	IHK-Ehrenamt 3

	Aus- und weiterbildung 3                                    66 Versicherungsausschuss Nicht in Aktionismus verfallen
                                                             67 Großhandelsausschuss Mittler zwischen den Branchen
48 IHK-Bildungszentrum
50 Ausbildungsumfrage Beste Chancen auf Übernahme
                                                             75 	vorschau |  Beim Namen genannt 3

                                                             Beilagenhinweis: Einem Teil dieser Ausgabe liegen Beilagen der Zarbock Media GmbH/Frankfurt
                                                             bei, wir bitten um freundliche Beachtung!

IHK WirtschaftsForum 07.|08.13                                                                                                                             5
Forschung und Entwicklung
Kurzmeldungen

                                                                                              International

                                                                                              Deutsche Unternehmen halten
                                                                                              Europa die Treue
                                                                                              Platz zwei bei den Destinationen       gegenüber Deutschland schrump-
                                                                                              von Auslandsinvestitionen deut-        fen und machen die Standorte at-
                                                                                              scher Unternehmen nehmen die           traktiver. Fast jedes fünfte befragte
                                                                                              EU-15-Staaten ein, direkt nach         Unternehmen will im Europa der
                                                                                              China und vor dem Aufsteiger USA.      15 aus Gründen der Kostenerspar-
                                                                                              Dies ist das Ergebnis einer DIHK-      nis investieren – so viele wie seit
                                                                                              Umfrage unter 2 500 deutschen          fünf Jahren nicht mehr. Allerdings
                                                                        Foto: Manfred Opitz

                                                                                              Unternehmen. Die in den Krisen-        läuft das Investitionsengagement
                                                                                              staaten angestoßenen Reformen          in Westeuropa noch mit angezo-
                                                                                              und sinkende Kosten vor Ort ma-        gener Handbremse – und bleibt
                                                                                              chen viele Standorte allmählich        deutlich unter dem Durchschnitt
                                                                                              wieder attraktiver. So gewinnt das     aller untersuchten Regionen. Das
                                                                                              Kostenmotiv bei Investitionen in       Engagement der Unternehmen in
Standortpolitik                                                                               den alten EU-Ländern an Bedeu-         den neuen EU-Beitrittsländern von
2. Oberurseler Werte- und                                                                     tung – anders als in allen ande-
                                                                                              ren Weltregionen. Die bislang dort
                                                                                                                                     2004 und 2007 bleibt konstant. Je-
                                                                                                                                     der vierte befragte Betrieb möchte
Wirtschaftskongress                                                                           vorherrschenden Kostennachteile        in der Region investieren.         ❙

Pater Anselm Grün, Benedik-         rin des Kongresses war die IHK
                                                                                              Innovation und Umwelt
tinerpater und Erfolgsautor,        Frankfurt. Hauptgeschäftsführer
war einer der Keynotespeaker        Matthias Gräßle hob in seinem                             Schnelle Netze für alle
des 2. Oberurseler Werte- und       Grußwort hervor, dass bereits
Wirtschaftskongresses, der am       im Mittelalter das Leitbild des                           Die EU-Kommission hat einen Ver-       aufwendigen Genehmigungsverfah-
17. Mai stattfand. „Nur Werte       ehrbaren Kaufmanns als Symbol                             ordnungsentwurf beschlossen, mit       ren will die Kommission durch Bear-
machen Firmen wertvoll“, sagte      für die verantwortliche Teilnah-                          dem die Kosten für den Ausbau von      beitungsfristen von sechs Monaten
er. Manager und Führungskräf-       me am Wirtschaftsleben stand.                             Hochgeschwindigkeitsnetzen um bis      und durch eine zentrale Anlaufstel-
te seien gut beraten, das rich-     „Dem ehrbaren Kaufmann geht                               zu 30 Prozent gesenkt werden sollen.   le vereinfachen. Alle Netzbetreiber
tige Maß ihrer Kraft und ihren      es um nachhaltigen wirtschaft-                            Einsparpotenziale sieht die Kommis-    sollen Vereinbarungen mit anderen
Rhythmus zu kennen und zu le-       lichen Erfolg und nicht um den                            sion vor allem, wenn Bauvorhaben       Infrastrukturbetreibern aushandeln
ben: „Es geht darum, selber zu      schnellen Gewinn“, so Gräßle.                             besser koordiniert, bestehende Inf­    können. Die Kommission will zudem
leben, statt gelebt zu werden.“     Er erinnerte daran, dass sich die                         rastrukturen wiederverwendet so-       gewährleisten, dass neue und reno-
Wer viel arbeite, brauche je-       IHKs diesem Leitbild verpflichtet                         wie Leerrohre gemeinsam genutzt        vierte Gebäude von vornherein mit
den Tag eine heilige Zeit, in der   haben. Von links: Anke Berger-                            werden. Außerdem sollen alle Be-       einer „hochgeschwindigkeitsfähigen
er aufatmen und er selber sein      Schmitt, Kongress-Mitinitiatorin,                         teiligten stärker zusammenarbei-       Breitbandinfrastruktur“ ausgestattet
könne. Hilfreich im Alltag seien    Fokus O. – Forum der Selbststän-                          ten. Zugleich sollen Netzbetreiber     werden. Die meisten vorgesehenen
auch Rituale: „Sie öffnen und       digen Oberursel, Pater Anselm                             und Bauträger verpflichtet werden,     Instrumente hat der deutsche Ge-
schließen Türen.“ Wer immer im      Grün und Michael Reuter, Kon-                             den Zugang zu „fairen und angemes-     setzgeber bereits mit der jüngsten
Durchzug stehe, schade schluss­     gress-Mitinitiator und Vorsitzen-                         senen Bedingungen und Preisen“ zu      Reform des Telekommunikationsge-
endlich seiner Seele. Schirmher-    der, Fokus O.                  ❙                         gewähren. Die komplexen und zeit-      setzes implementiert.             ❙

6                                                                                                                                              IHK WirtschaftsForum 07.|08.13
Forschung und Entwicklung
Arbeitsmarkt                                                                    Kultur

                                             Infokampagne zur                                                                Hans Thoma: Lieblingsmaler
                                             Fachkräftesicherung                                                             des deutschen Volkes
                                             Im Rahmen der Fachkräfte-Of-           und IHK-Organisation aufmerksam          Bis 29. September zeigt das Stä-

                                                                                                                                                                                                       Foto: Städel Museum / Artothek
                                             fensive der Bundesregierung ha-        zu machen. Dem Schreiben war die         del Museum die Überblicksaus-
                                             ben DIHK-Präsident Eric Schweit-       gemeinsame Broschüre „Fachkräf-          stellung „Hans Thoma. Lieblings-
                                             zer und Bundesarbeitsministerin        te-Check“ von DIHK und Bundes-           maler des deutschen Volkes“, die
                                             Ursula von der Leyen bundesweit        arbeitsministerium beigelegt. Die-       sich mit dem Lebenswerk des be-
                                             knapp 290 000 Unternehmen aus          se ermöglicht Unternehmen einen          kannten deutschen Malers und
                                             verschiedenen Branchen ange-           Selbsttest, wie gut sie hinsicht-        Grafikers befasst. Die Präsen­
                                             schrieben. Ziel ist es, insbesondere   lich der bevorstehenden Heraus-          tation spürt der Frage nach,
                                             kleine und mittlere Unternehmen        forderungen des demografischen           warum der einst von Publikum
                                             auf die Informations- und Unter-       Wandels aufgestellt sind und bie-        und Kunstkritik als „größter
                                             stützungsangebote von Bundesre-        tet hilfreiche Tipps und Informati-      deutscher Meister“ bezeichnete
                                             gierung, Bundesagentur für Arbeit      onen zur Fachkräftesicherung.  ❙        Hans Thoma (1839–1924) um die
                                                                                                                             Jahrhundertwende enorme Popu-
                                                                                                                             larität erlangte, und sucht nach
                                             Standortpolitik                                                                 Erklärungen dafür, weshalb Tho-
                                                                                                                             ma nach 1945 zunehmend an-
                                             Arbeitswelten: Tage der                                                         ders bewertet wurde. Anhand            Ritt auf dem Vogel (1885).

                                             Industriekultur Rhein-Main                                                      von über 100 Werken zeigt die
                                                                                                                             erste museale Überblicksausstel-     en Sachlichkeit vorweg. Diese
                                                                                    ternehmenskultur: Vor 150 Jah-           lung zu Hans Thoma in Deutsch-       künstlerische Vielfalt und Tho-
                                                                                    ren, 1863, trafen sich nämlich           land seit über 20 Jahren, dass       mas Rolle als Schlüsselfigur ei-
Foto: picture-alliance / Hans-Peter Merten

                                                                                    zum ersten Mal Arbeiterbildungs-         Thoma weit mehr war als nur der      ner deutschen Kunst um 1900 –
                                                                                    vereine aus ganz Deutschland in          Maler pittoresker Schwarzwald-       eine Deutung, die sich als Instru-
                                                                                    Frankfurt, unter Leitung von Leo-        Landschaften, mit denen er heu-      mentalisierung bis in den Natio-
                                                                                    pold Sonnemann. Im Dreieck von           te vielfach verbunden wird. Sei-     nalsozialismus fortsetzte – ma-
                                                                                    Staat, Wirtschaft und Zivilgesell-       ne Malerei verbindet realistische    chen ihn zu einem Phänomen,
                                                                                    schaft nahmen diese Organisati-          und symbolistische Tendenzen         das eine Neubewertung erfor-
                                                                                    onen wichtige Aufgaben wahr:             und nimmt wichtige Elemente          dert. Infos online unter www.
                                                                                    Bildung, Sport, Sozial- und Er-          des Jugendstils sowie der Neu-       staedelmuseum.de.               ❙
                                                                                    holungseinrichtungen, Kleingär-
                                                                                    ten, Wohnungsbau. Im selben
                                                                                    Jahr übrigens nahm die „Theer-
                                                                                    farbenfabrik Meister, Lucius &        Innovation und Umwelt
                                                                                    Co“, Vorläufer der Farbwerke
                                                                                    Hoechst, ihren Betrieb auf. Die
                                                                                                                          EU-Sondergipfel für niedrige
                                                                                    Tage der Industriekultur Rhein-       Energiepreise
                                                                                    Main bieten über 300 Möglich-
                                                                                    keiten, die Vielfalt von Arbeits-     Der DIHK unterstützt die Pläne der     Regierungschefs auf dem jüngsten
                                                                                    und Unternehmenskulturen in der       EU-Staats- und Regierungschefs,        EU-Gipfel im Mai erstmals mit der
                                                                                    Region zu entdecken: Ob bei Füh-      Steuerhinterziehung zu bekämp-         Bezahlbarkeit von Ener­gie. Laut
                                                                                    rungen durch Unternehmen oder         fen, zum Beispiel durch einen auto-    DIHK ein positives Sig­nal, denn
                                                                                    Depots, Rundfahrten durch In-         matischen Austausch von Steuer-        die hohen Energiepreise gefähr-
                                                                                    dustrieparks und Hafenanlagen,        daten. Vor anderen Vorhaben – wie      deten die Wettbewerbsfähigkeit
                                                                                    Schiffs-, Radtouren, Spaziergän-      der Einführung eines Schnellreakti-    Europas – vor allem gegenüber
                                                                                    gen und Open-Air-Kino-Komö-           onsmechanismus gegen Mehrwert-         den USA. Der gemeinsame EU-
                                             Die 11. Tage der Industriekultur       dien, bei denen verschiedene Ar-      steuerbetrug oder des Country-by-      Energiemarkt sei deshalb notwen-
                                             widmen sich vom 13. bis 18. Au-        beitswelten dargestellt werden.       Country-Reporting – warnt der          dig – und ein Paradigmenwechsel
                                             gust aus historischem Anlass           Infos und Programm online un-         Wirtschaftsverband hingegen. Zu-       weg von unnötigen Kosten, hin zu
                                             dem Thema Arbeitskultur – Un-          ter www.krfrm.de.               ❙    dem befassten sich die Staats- und     mehr Markt.                    ❙

                                             IHK WirtschaftsForum 07.|08.13                                                                                                                       7
Forschung und Entwicklung
Foto: Gettyimages/photocanal25
                                   Die Innovationspolitik ist für den Mittelstand nicht transparent. Förderprogramme des Bundes oder der Länder werden daher
                                   oft nicht genutzt, weil sie nicht bekannt oder Unternehmer mit der Bürokratie bei der Antragstellung überfordert sind.

Hightech-Strategie 2020

Tragfähiges Zukunftsmodell?
Welche innovationspolitischen Impulse sind langfristig notwendig, damit Deutschland in Sachen Wettbewerbsfähig-
keit weiterhin zu den internationalen Spitzenreitern zählt? Mit diesen und anderen Fragen beschäftigt sich die Bun-
desregierung in ihrer Hightech-Strategie 2020.

K
      urz vor den Bundestagswahlen im Herbst wurde die Hightech-              den zusammen mit der Verbesserung der Rahmenbedingungen betrach-
      Strategie noch einmal überarbeitet und in der Hightech-Konfe-           tet. Einzelne Technologiefelder werden als Beitrag zur Lösung wichtiger
      renz von April vorgestellt. Kernpunkt ist die Definition der fünf       gesellschaftspolitischer Zielstellungen verstanden, die auch als Innova­
forschungspolitischen Handlungsfelder: Klima und Energie, Mobilität,          tionstreiber an anderer Stelle (Schlüsseltechnologien) wirken.
Gesundheit und Ernährung, Kommunikation sowie Sicherheit. Ziel der                 Mit ihrem globalen Ansatz wird die Hightech-Strategie zum zent­
Hightech-Strategie ist es, Deutschland zum Vorreiter bei der Lösung           ralen Verteilungsplan für die Forschungs- und Innovationsförderung
dieser globalen Herausforderungen zu machen. Die fünf Bedarfsfelder           durch den Bund. Es geht also auch darum, die Mittel des Bundes mög-
sollen deshalb auch dazu dienen, die Märkte der Zukunft für die deut-         lichst effizient und zukunftsgerichtet einzusetzen. Immerhin summieren
sche Wirtschaft zu erschließen. Wertschöpfungspotenziale für die Wirt-
schaft sollen erschlossen, qualifizierte Arbeitsplätze geschaffen und die
Talente in Deutschland besser genutzt werden.                                    Link zum Thema
    Dabei verfolgt die Hightech-Strategie einen integrativen Ansatz, das         Das Positionspapier „Wie Forschung und Innovation Deutschland stark
heißt, die Strategie versteht sich als ressortübergreifende, inhaltliche         machen" kann online unter www.dihk.de heruntergeladen werden.
Klammer zu allen innovationspolitischen Themen. Förderaspekte wer-

8                                                                                                                               IHK WirtschaftsForum 07.|08.13
Forschung und Entwicklung
Forschung und Entwicklung

sich die Investitionen des Bundes in den Ausbau von Schlüsseltechnolo-     puting oder dem Technologieprogramm Theseus. Diese Fokussierung
gien für die Jahre 2010 bis 2013 auf insgesamt 27 Milliarden Euro. Da-     verhindert jedoch, dass bessere und umfassendere Lösungen gefunden
bei geht es um virtuelle Datenspeicher, ebenso wie neue Logistikketten     werden. Zudem bleibt das Zusammenspiel der zahlreichen technologie-
oder Datenschutz in der digitalen Welt. Die geförderten Projekte unter-    orientierten Programme unklar. Dies benachteiligt besonders kleine und
stützen CO2-arme Lebensstile, haben die Entwicklung neuer Werkstoffe,      mittlere Unternehmen, die ihre Geschäftsaktivitäten nicht nach einzel-
Medikamente oder Therapien zum Gegenstand. Egal ob bei Elektronik,         nen Technologien ausrichten und auf mehreren Wertschöpfungsstufen
Mikrosystemtechnik, Nanotechnologie, Biotechnologie, Pharmakologie         gleichzeitig agieren.
oder Werkstoffforschung: In allen Bereichen sollen am Ende aus For-             Grundsätzlich sollte sich eine künftige Hightech-Strategie explizit
schung und Entwicklung Hightech-Produkte Made in Germany werden.           und eindeutig zum Wissens- und Technologietransfer in die Wirtschaft
     Konkret sollen in zehn ausgewählten Zukunftsprojekten Lösungen        bekennen. Eine größere Transparenz der öffentlichen Forschungsland-
und Antworten auf die globalen Herausforderungen unserer Zeit gesucht      schaft wäre hier ein wichtiges Signal. Kleine und mittlere Unternehmen
werden. Ein Beispiel hierfür ist das Projekt Morgenstadt. Dabei geht es    sollten bei der Zusammenarbeit mit Hochschulen stärker in die Dritt-
um die Zukunftsvision einer „CO2-neutralen, energieeffizienten und kli-    mittelforschung eingebunden werden und mit kleineren Forschungs-
maangepassten Stadt“. 30 deutsche Städte sollen in die Lage versetzt       projekten zum Zuge kommen können. Bei Hightech-Gründungen sollten
werden, bis zum Jahre 2020 klimaneutral zu sein. Dafür stehen im Rah-      die Potenziale kommunaler Technologie- und Innovationszentren stär-
men der Hightech-Strategie bis zu 560 Millionen Euro zur Verfügung.        ker genutzt beziehungsweise – je nach regionalem Bedarf – neu ein-
Doch wohin fließt das Geld? Projektbeteiligte sind in erster Linie Uni-    gerichtet werden.
versitäten und Forschungsinstitute sowie Kommunen und einige große              Die Hightech-Strategie geht darüber hinaus von einem überhol-
Unternehmen. Kleine und mittlere Unternehmen, die als die Innovati-        ten und technologiezentrierten Innovationsverständnis aus. Nicht nur
onstreiber in Deutschland gelten, sind nicht mit dabei.                    neue Produkte, sondern auch Geschäftsmodelle und Dienstleistungen
     Nach Ansicht der IHK-Organisation muss sich vor allem die Inno-       stehen im Fokus von Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen der
vationspolitik – weniger die Forschungspolitik – in Deutschland daher      Unternehmen. Zudem beziehen Unternehmen immer häufiger Ideen-
auch anderen Herausforderungen stellen, als in der Hightech-Strategie      geber von A wie Azubi bis Z wie Zulieferer in ihre Überlegungen ein.
vorgegeben. Zunächst sollte Innovationspolitik sehr viel technologie-      Innovationspolitik muss dieser unternehmerischen Wirklichkeit Rech-
offener und stärker Hand in Hand mit der Wirtschaft weiterentwickelt       nung tragen und darf nicht allein auf technologische Neuerungen aus-
werden, will man vor allem mittelständische Unternehmen stärker in die     gerichtet sein. So benötigt Deutschland bei der Energiewende vor allem
Innovationspolitik miteinbeziehen. Innovative Lösungen entstehen hier      sichere und bezahlbare Versorgungslösungen. Neue Technologien sind
nicht durch sektorale Auswahl von oben, sondern in einem von Kunden-       dabei die eine Seite, Geschäfts- und Kooperationsmodelle sowie inno-
wünschen getriebenen technologieoffenen Such- und Entdeckungsver-          vative Dienstleistungen die andere.
fahren. Eine Festlegung auf Schlüsseltechnologien und Zukunftsprojekte          Schließlich misst die Hightech-Strategie dem Akzeptanzthema zu
ist somit immer kritisch zu sehen, da sie den Kunden als wichtigsten In-   wenig Bedeutung bei. Die Unternehmen in Deutschland sehen die feh-
novationstreiber in einer Marktwirtschaft ausblendet.                      lende Akzeptanz von Innovationen zunehmend als Hemmnis, sich selbst
     Zudem muss die Innovationspolitik der Bundesregierung gerade für      und damit den Wirtschaftsstandort zukunftsfest zu machen. Die Stra-
den Mittelstand transparenter sein, und es sind die bürokratischen Hür-    tegie sollte daher um ökonomische und gesellschaftliche Fragestel-
den für den Antrag auf Forschungsförderung zu senken. Schließlich sind     lungen erweitert werden und die Akzeptanzsteigerung für Innovati-
gerade kleine und mittlere Unternehmen häufig mit der Förderbüro-          onen zum Ziel haben.
kratie überfordert. Denn nicht alle Programme zur Förderung von For-            In ihrer jetzigen Form wird die Hightech-Strategie demnach ihrem
schung und Entwicklung sind so unternehmensfreundlich ausgestaltet         hohen Anspruch, Zukunftsmodell für Deutschland zu sein, nur unzu-
wie das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) des Bundes-         reichend gerecht. Doch bleibt bis 2020 noch etwas Zeit, die Strategie
ministeriums für Wirtschaft und Technologie.                               im Dialog mit der Wirtschaft weiterzuentwickeln. Mit dem DIHK-Posi-
     Als zentraler Kritikpunkt an der Hightech-Strategie 2020 bleibt je-   tionspapier „Wie Forschung und Innovation Deutschland stark machen"
doch, dass der Mittelstand als Treiber und Träger von Innovationen in      hat die IHK-Organisation hierzu ihre Bereitschaft signalisiert.       ❙
Deutschland vernachlässigt wird. Kleine und mittlere Unternehmen sind
nicht nur die größte Gruppe bei Anbietern von Innovationen, sondern
stellen auch als Abnehmer einen großen Markt für innovative Lösungen
                                                                                                                                 Autor
dar. Die Defizite der Hightech-Strategie an dieser Stelle werden am Bei-                                                         Dr. Thomas
spiel des Handlungsfelds Kommunikation deutlich. Die Strategie sollte                                                            steigleder
                                                                                                                                 Stellvertretender
hier sehr viel stärker branchenübergreifend und auf die gesamte Wert-                                                            Leiter, Innovation
schöpfungskette ausgerichtet werden – das bezieht den Mittelstand                                                                und Umwelt, IHK
                                                                                                                                 Frankfurt, t.steig-
frühzeitig in technologische Veränderungsprozesse ein.                                                                           leder@frankfurt-
     Stattdessen werden über die Hightech-Strategie ausgewählte Tech-                                                            main.ihk.de

nologien gefördert – so etwa mit dem Aktionsprogramm Cloud Com-

IHK WirtschaftsForum 07.|08.13                                                                                                                         9
Forschung und Entwicklung
Foto: Gettyimages / muharrem öner
Forschungsstandort

Mehr Mut zur Innovation
Deutschland ist in Forschung und Entwicklung traditionell gut aufgestellt. Will es den Anschluss an die Spitzen­-
gruppe der Innovationsstandorte nicht verlieren, sind Reformen vor allem in den Bereichen Finanzierung, Bildung
und Bürokratie notwendig.

D
       eutschland ist zwar gut im Erfinden, aber weniger gut im Kom-        wicklung (FuE) bezogen auf die Wirtschaftsleistung herangezogen. Die
       merzialisieren der Erfindungen. Dies betrifft vor allem neue Tech-   EU-Staats- und Regierungschefs haben sich 2000 in der Lissabon-Stra-
       nologien wie die Informations- und Kommunikationstechnologie         tegie darauf geeinigt, dass bis 2010 alle EU-Länder mindestens drei Pro-
oder die Biotechnologie. Beispielsweise wurden das Fax-Gerät und der        zent ihrer Wirtschaftsleistung für FuE ausgeben sollen.
MP3-Standard in Deutschland erfunden, jedoch in Japan und den USA               Geschafft haben dies nach Angaben des „Bundesbericht Forschung
zum wirtschaftlichen Erfolg geführt. Auch in der Biotechnologie gelten      und Innovation 2012“ nur Finnland, Schweden und Dänemark. Außer-
die USA und andere Länder als führend, während Deutschland sich eher        halb der EU weisen Japan, Südkorea und Israel ebenfalls Werte über drei
im Mittelfeld bewegt. Ähnlich verhält es sich mit vielen anderen Er-        Prozent auf. Knapp unter der Drei-Prozent-Marke rangieren die Schweiz,
findungen; die wirtschaftliche Umsetzung findet woanders statt. Nicht       Taiwan und die USA. Dann erst folgt Deutschland mit rund 2,8 Prozent.
selten fehlt es deutschen Unternehmen am Mut, wirklich große Inno-          Dabei hat sich Deutschland in den vergangenen Jahren deutlich verbes-
vationen auch umsetzen zu wollen.                                           sert – nämlich von 2,3 Prozent in 1996 auf 2,9 Prozent in 2011. Hes-
    Dies spiegelt sich auch in internationalen Rankings zur Forschungs-     sen hat das Lissabon-Ziel allerdings bereits vor der Zeit erreicht: Schon
und Innovationsstärke einzelner Länder wider. Hier landet Deutschland       in 2009 wurden in Hessen 3,1 Prozent der Wirtschaftsleistung für For-
zwar stets auf einem der vorderen Plätze, jedoch nie auf dem Spitzen-       schung und Entwicklung ausgegeben. Hier liegt der Regierungsbezirk
platz. Als einfachstes Maß zur Beurteilung der Forschungs- und Innova-      Darmstadt mit 3,6 Prozent an der Spitze, gefolgt von Gießen mit 2,2
tionsstärke eines Landes werden die Ausgaben für Forschung und Ent-         Prozent und Kassel mit 1,5 Prozent.

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Forschung und Entwicklung

     Als Stärken des deutschen                                                                                      anhand ihrer Chancen beurteilt.
Forschungs- und Innovations-                                                                                        Dies führt nicht selten zu einer
standorts gelten eine erfin-                                                                                        verhältnismäßig starken Regu-
dungsfreudige und innovations-                                                                                      lierung und damit zu hohen Kos­-
orientierte Industrie, eine hohe                                                                                    ten für Unternehmen in diesen
Anzahl an Absolventen in den                                                                                        Bereichen.
Mint-Fächern (Mathematik, In-                                                                                            Es ist kein Zufall, dass viele
formatik, Naturwissenschaften,                                                                                      weltbekannte IT-Unternehmen,
Technik) sowie eine gute Vernet-                                                                                    wie Microsoft, Apple, Amazon
zung von Wirtschaft und Wis-                                                                                        oder Google, die mit ihren inno-
senschaft bei Forschungskoope-                                                                                      vativen Produkten und Dienstleis­
rationen und Auftragsforschung.                                                                                     tungen mittlerweile den Alltag
Auch der effiziente Umgang mit                                                                                      prägen, nicht in Deutschland ge-
Forschungsgeldern ist in Deutsch-                                                                                   gründet wurden. Noch fußt das
land vorbildlich geregelt. Laut ei-                                                                                 deutsche Innovationsmodell zu
ner Untersuchung des Deutschen                                                                                      stark auf den etablierten Bran-
Instituts für Wirtschaftsforschung DIW aus dem Jahr 2009 hat Deutsch-        chen, wie Automobil, Elektrotechnik, Maschinenbau, Chemie und Phar-
land nach Schweden die höchste Forschungseffizienz – gefolgt von den         ma. Allein diese fünf Branchen vereinen laut Stifterverband für die
USA, Belgien und den Niederlanden. Südkorea, Japan und Dänemark lie-         Deutsche Wissenschaft 64 Prozent des wirtschaftlichen Forschungs-
gen dagegen weit abgeschlagen im Mittelfeld.                                 personals auf sich.
     Als Schwächen des deutschen Forschungs- und Innovationsstand­               Damit Deutschland in Zukunft weiter zur Weltspitze aufrücken kann,
orts gelten die Bereiche Finanzierung, Bildung, Kultur und Bürokra-          müssen die Rahmenbedingungen für Forschung und Innovation hier-
tie. Eine Unterfinanzierung ist sowohl bei den Bildungs- und Wis-            zulande nachhaltig verbessert werden. Angefangen bei der finanziellen
senschaftseinrichtungen als auch bei der Innovationsförderung des            Ausstattung der Bildungseinrichtungen und der Innovationsförderpro-
Mittelstands auszumachen. Die Bildungsdefizite betreffen vor allem die       gramme des Mittelstands über die Verbesserung des Wissens- und Tech-
Qualität der wirtschaftlichen und mathematisch-naturwissenschaft-            nologietransfers zwischen Unternehmen und Hochschulen bis hin zu
lichen Lehre in der Schule. Zudem werden in Deutschland neue Tech-           einer wirklichen Innovationskultur, in der Fehler erlaubt und Innovati-
nologien, wie die Biotechnologie oder die Informations- und Kommu-           onen möglich sind. Gefragt ist eine Kultur der zweiten Chance, wie sie
nikationstechnologie, in erster Linie anhand ihrer Risiken und weniger       zum Beispiel in den USA weit verbreitet ist.
                                                                                 Im Bereich des Wissens- und Technologietransfers wäre es hilfreich,
                                                                             wenn Wissenschaftler ihre Ideen selbst in der unternehmerischen Pra-
                                                                             xis umsetzen könnten, indem sie zum Beispiel für eine bestimmte Zeit
    Leitfaden „Innovationsmanagement im Mittelstand“                         in ein Unternehmen wechseln und dann wieder in die Wissenschaft zu-
    Der Leitfaden bietet praxisnahe Lösungen, wie bei Innovationsprojekten
    Kosten eingespart, Zeiten reduziert und Fehlschläge vermieden werden     rückkehren können. Auch in der Finanzierung von Innovationen sollte
    können. Die wichtigsten Bausteine sind eine sinnvolle Innovationsstra-   die steuerliche Förderung von Risikokapital für Hightech-Gründungen
    tegie, ein durchdachter Innovationsprozess und eine gelebte Innovati-    sowie für Forschung und Entwicklung ernsthaft in Erwägung gezogen
    onskultur. Mit zahlreichen Praxisbeispielen, Abbildungen, Tabellen und   werden. Hier könnte ein deutlicher Impuls für mehr Innovationen ge-
    Checklisten. Bestellung zum Preis von 24,50 Euro online unter www.itb-
    hessen.de/downloads.                                                     setzt werden. Nicht zuletzt die Politik ist dazu aufgerufen, verlässliche
                                                                             und wettbewerbliche Rahmenbedingen zu schaffen, damit Unterneh-
    Zertifikatslehrgang „Innovationsmanager (IHK)“                           men ihre Investitionsentscheidungen ohne politisches Risiko treffen
    Der Zertifikatslehrgang vermittelt Methodenkompetenzen, wie sich In-     können. Ob Politik, Wirtschaft und Wissenschaft die Zeichen der Zeit
    novationsprozesse erfolgreich gestalten und neue Produkte systematisch
    planen und umsetzen lassen. Die Teilnahme schließt mit dem Zertifi-      erkannt haben, wird sich in den nächsten Jahren auch am Gelingen der
    kat „Innovationsmanager (IHK)“ ab. Der Lehrgang beginnt am 1. Novem-     Energiewende zeigen.                                                    ❙
    ber, die Teilnahme kostet 2 940 Euro. Infos und Anmeldung online unter
    www.itb-hessen.de/lehrgaenge.
                                                                                                                                    Autor
    IHK-Innovationsberatung Hessen                                                                                                  Dr. Carsten
    Die IHK-Innovationsberatung Hessen fördert die Innovationsfähigkeit                                                             Lohmann
                                                                                                                                    Referent, IHK-Inno-
    der regionalen Unternehmen durch Beratung, Information und Weiter-                                                              vationsberatung
    bildung in den Themenfeldern Innovations- und Qualitätsmanagement,                                                              Hessen, Frankfurt
    Technologietransfer und Patente, Produktsicherheit und technologieori-                                                          c.lohmann@frank-
    entierte Gründungen sowie Fördermittel für Innovationen. Vereinbarung                                                           furt-main.ihk.de
    von Beratungsterminen online unter www.itb-hessen.de.

IHK WirtschaftsForum 07.|08.13                                                                                                                      11
Foto: Peiker

                                                                                                    Falk Ißmer (l.), Referent Presse & Verbände, und Wolfgang Förderer (r.),
                                                                                                    Koordinator Simultaneous Engineering, Peiker.

               Peiker

               Ideen wachsen lassen
               Ein Gespräch mit Falk Ißmer, Referent Presse & Verbände, und Wolfgang Förderer, Koordinator Simultaneous Enginee-
               ring, Peiker, Friedrichsdorf, über die Entwicklung zukunftsweisender Technologien und die Bedeutung von Innovationen.

               Herr Ißmer, welche Bedeutung haben Innovationen für ein mittel-             Herr Förderer, der Begriff Innovation ist im täglichen Sprach­
               ständisches Unternehmen wie Peiker?                                         gebrauch mittlerweile ein überstrapaziertes Modewort. Was neu
               ISSmer: Wir sind von Innovationen abhängig. Kleinere oder mittel-           ist, muss nämlich nicht auch zwingend innovativ sein. Wie de­
               große Fertigungsbetriebe sind hierzulande nicht mehr handlungs- und         finieren Sie den Begriff?
               konkurrenzfähig, wenn nicht auch innovative Produkte selber entwi-          Förderer: Neuentwicklungen müssen die Qualität einer Vorreiter-
               ckelt werden. Produzieren können Unternehmen in einigen europäi­            schaft vorweisen, um tatsächlich Innovationen zu sein. Unsere Stra-
               schen Nachbarländern oder in Asien nämlich deutlich kostengünstiger.        tegie ist es, mit zukunftsweisenden Produkten der Erstausrüster zu
               Wenn wir unseren Firmenstandort in Deutschland sichern wollen, müs-         sein. Wir warten nicht darauf, dass Unternehmen bei uns anklopfen
               sen wir innovativ sein.                                                     und Neuentwicklungen beauftragen. Wir entwickeln zukunftswei-
                                                                                           sende Produkte auf eigene Kosten und bieten sie dem Markt an. Wir
                                                                                           greifen Ideen auf und generieren daraus einen neuen Mehrwert, den
                    Peiker                                                                 wir den Kunden frühzeitig in funktionstüchtigen Prototypen präsen-
                                                                                           tieren können.
                    Paul Beerwald und sein Schwiegersohn Heinrich Peiker gründeten das
                    Unternehmen am 1. Oktober 1946 in Bad Homburg. Im Laufe der Jahr-
                    zehnte wandelte sich der Spezialanbieter von Mikrofonen und akusti-    Mit anderen Worten: Hinter jeder neuen Entwicklung steht bei
                    schen Geräten vornehmlich für Behörden und Rettungsdienste zu einem    Peiker eine bekannte Technologie?
                    internationalen Zulieferer für moderne Kommunikationstechnologien      ISSmer: So ist es. Wir sind kein Forschungsunternehmen. Echte Grund-
                    (Sprach- und Datenanwendungen) im Fahrzeug. Die Peiker-Gruppe
                                                                                           lagen- und Schlüsseltechnologieentwicklungen, die nobelpreisfähig
                    zählt weltweit rund 900 Mitarbeiter, darunter 560 am heutigen Unter-
                    nehmenssitz in Friedrichsdorf. Vorsitzender der Geschäftsführung ist   sind, können wir nicht stemmen. Dafür ist Peiker immer noch zu klein.
                    Andreas Peiker. Infos: www.peiker.de.                                  Aber wir sind kreativ und innovativ im Bereich der Anwendungen. Wir
                                                                                           bringen bekannte Technologien so zusammen, dass daraus ein völ-

               12                                                                                                                              IHK WirtschaftsForum 07.|08.13
Forschung und Entwicklung

lig neuer Nutzen entsteht. In diesem Bereich sind wir fit, das begrün-       Welche Erfahrungen haben Sie bei den Antragsstellungen gemacht?
det unseren Ruf.                                                             Förderer: Durchaus positive, aber einfach und schnell geht es nicht.
                                                                             Nehmen wir als Beispiel unser aktuelles Projekt, die beiden abgeschlos-
Wie sichern Sie sich einen Wettbewerbsvorsprung?                             senen ZIM-Projekte sind da durchaus vergleichbar. Im August vergan-
Förderer: Bei den wichtigsten Automobilisten haben wir Residen­tial          genen Jahres habe ich bei der Hessen Agentur einen Antrag auf För-
Engineers vor Ort platziert, um das Ohr direkt am Kunden zu haben.           dermittel für unser Projekt „Wireless Charging“ gestellt. Nach positivem
Dort erfahren wir, wie die Unternehmen ticken. Zudem gibt es bei Pei-        Bescheid der Projektskizze wurde der eigentliche Antrag ausgearbeitet
ker die sogenannten Innovations-Scouts. In dieser kleinen, aber feinen       und Ende des Jahres eingereicht. Bewilligt wurde das Fördervorhaben
Abteilung arbeiten Kollegen aus Entwicklung und Vertrieb zusammen.           dann im März, was durchaus eine zügige Bearbeitung darstellt. Unter-
Sie wurden systematisch ausgebildet, um den Markt genau beobach-             stützt wurden wir im Antragsverfahren durch wertvolle Hinweise vom
ten und analysieren zu können. Sie jetten um die Welt, von einer Mes-        betreffenden Betreuer von der Hessen Agentur. Viele Unternehmer stel-
se zur nächsten, um Ideen und Trends aufzugreifen. Derzeit entwickelt        len sich das zu leicht vor, so nach dem Motto „Ich stelle einen Antrag
das Team eine Strategie, um künftig parallel zur Automobiltechnolo-          und schon fließt das Geld“. Aber zwischen dem einen und dem anderen
gie, die rund 70 Prozent unseres Umsatzes ausmacht, neue Segmente            liegen Monate. Man muss für diese Verfahren und die Projektdokumen-
erschließen zu können – mit dem Ziel, von der Schmalbandigkeit eines         tation ausreichend Zeit und Personalkapazitäten einplanen. Förderpro-
Autozulieferers ein Stück weit wegzukommen.                                  jekte kann man nicht nebenher erledigen.

Inwieweit bildet die Unternehmenskultur den Nährboden für                    Wirken die administrativen Hürden nicht abschreckend?
Forschung und Entwicklung?                                                   Förderer: Wer sich darauf einlässt, betritt als aus der Entwicklung
ISSmer: Natürlich gibt es eine Unternehmensstrategie und Leitlinien,         kommender Ingenieur eine neue Welt, die anfangs durchaus befremdet.
aber rechts und links davon sind wir offen für Neues. Peiker ist inzwi-      Aber ich habe inzwischen das dritte Projekt auf den Weg gebracht und
schen so groß, dass wir im Hochtechnologiebereich mit Konzernen mit-         festgestellt, dass es bei allen Förderprogrammen grundlegende Struk-
spielen können. Aber wir sind so klein, dass wir uns genügend Flexibili-     turen gibt, die man kennen und bei der Antragstellung beherzigen muss.
tät bewahrt haben. Wir geben Raum, um Ideen und Visionen wachsen             Da die Vorgehensweise bei allen Programmen ähnlich ist, weiß man ir-
zu lassen. Jeder Mitarbeiter bekommt die Möglichkeit, gedanklich aus-        gendwann, wie die Argumentationsschienen verlaufen und welche In-
zubrechen und Neues auszuprobieren. Viele unserer Kollegen beschäfti-        formationen der Fördermittelgeber benötigt.
gen sich auch in der Freizeit mit neuen Ideen. Ein Ingenieur hört nämlich
nicht um 16 Uhr auf, Ingenieur zu sein. Der ist rund um die Uhr Ingenieur.   Unternehmer klagen häufig, dass es für ihr spezielles Vorhaben
                                                                             nicht die passende Fördermaßnahme gibt. Mussten Sie das aktuelle
Wie hoch ist die derzeitige Forschungs- und Entwicklungs-                    Projekt modifizieren und dessen Ausgestaltung den Förderricht­
Intensität bei Peiker?                                                       linien unterordnen?
Förderer: Für einen Mittelständler sind unsere Entwicklungskapazi-           Förderer: Nein, die technische Idee ist geblieben wie sie ist. Da war
täten erstaunlich hoch: Bei einem Umsatz von 140 Millionen Euro in           der Fördermittelgeber keinesfalls drangsalierend. Allerdings hat er an-
2012 haben wir 17 Millionen Euro in die Entwicklung investiert, das          geregt, über eine Kooperation mit einer Hochschule nachzudenken, die
sind 12,2 Prozent des Umsatzes. Da unsere Kunden neben der Zuliefe-          dann auch zustande kam. Das erhöht zunächst den Aufwand, denn die
rung von Komponenten auch zunehmend komplette Systemlösungen er-             Projektarbeit muss mit dem betreuenden Professor und den Studenten
warten, wird der Entwicklungsaufwand vor allem im Software-Bereich           synchronisiert werden. Zeitaufwendig ist bei dieser Konstellation auch
weiter zunehmen. Am Unternehmenssitz in Friedrichsdorf sind rund ein         die Ausgestaltung eines Kooperationsvertrags, der detailliert regelt, wer
Drittel der Mitarbeiter in der Entwicklung tätig.                            welche Arbeitsergebnisse wie verwerten darf.
                                                                             ISSmer: Auch wenn Hochschulen nur begrenzt Manpower in solche Ko­
Nutzen Sie angesichts der immensen FuE-Anstrengungen auch                    operationen investieren können, so bringen die jungen Menschen neue
staatliche Förderprogramme?                                                  Ideen in den Prozess ein und das Unternehmen lernt mit. Ein weiterer, beid-
ISSmer: In der Vergangenheit haben wir das Instrument der staatlichen        seitiger Benefit, der sich daraus ergeben hat: Die beiden Studenten, die in
Fördermittel nicht konsequent ausgeschöpft. Vor 30 Jahren haben wir          das Projekt eingebunden sind, haben bei dieser Gelegenheit einen Mittel-
ein Programm des Bundes genutzt, um Zuschüsse auf Entwicklerstun-            ständler kennengelernt, der vielleicht ihr erster Arbeitgeber sein wird. ❙
den zu bekommen. Und vor fünf Jahren wurden zwei technologieori-
entierte Projekte über das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand
                                                                                                            autoren
ZIM vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert. Bis dato haben wir                                          HELMUT SCHMITT         PETRA MENKE
vornehmlich Finanzierungshilfen und zinsvergünstigte Kredite von Ban-                                       Stellvertretender      Chefredakteurin,
                                                                                                            Geschäftsführer,       IHK Wirtschafts-
ken zur Finanzierung herangezogen. Aber künftig wollen wir systema-                                         IHK-Innovations-       Forum, Unterneh-
tischer nach Förderprogrammen recherchieren und diese ausschöpfen.                                          beratung Hessen,       mermagazin der
                                                                                                            Frankfurt, h.schmitt   IHK Frankfurt
Oft ist Mittelständlern aber gar nicht bekannt, welche Programme und                                        @frankfurt-main.       p.menke@frank-
Fördertöpfe es im Einzelnen überhaupt gibt. Denn im Alltagsgeschäft                                         ihk.de                 furt-main.ihk.de

übersieht man manchmal den Stein am Wegesrand.

IHK WirtschaftsForum 07.|08.13                                                                                                                        13
Forschung und Entwicklung

                                     Hessen ModellProjekte

                                     Fördermittel für innovative Ideen
                                     Das Land Hessen fördert Forschungs- und Entwicklungsvorhaben, die in Kooperation mehrerer Partner aus
                                     Wissenschaft und Wirtschaft durchgeführt werden. Im Folgenden ein Überblick über die Förderprogramme.

                                                                                                               Wie kommt es zu einer Förderung?
Foto: Gettyimages / Fanatic Studio

                                                                                                               Erster Schritt zur Förderung ist das Einreichen einer aussagekräftigen
                                                                                                               Projektskizze vor Projektstart bei der Hessen Agentur. Dies ist über das
                                                                                                               ganze Jahr hinweg fortlaufend möglich. Das Team von Hessen Modell-
                                                                                                               Projekte steht als Ansprechpartner bei der Projektanbahnung und wäh-
                                                                                                               rend der gesamten Projektdauer gerne zur Verfügung.

                                                                                                               Förderprogramm Loewe
                                                                                                               Derzeit stehen im Rahmen von Hessen ModellProjekte zwei Maßnah-
                                                                                                               men zur Verfügung: Das Forschungsförderungsprogramm Loewe (För-
                                                                                                               derlinie 3) steht für exzellente Forschung für Hessens Zukunft. Dieses
                                                                                                               Förderprogramm besteht seit 2008 und wird aus Landesmitteln finan-
                                                                                                               ziert. Die Hessen Agentur fungiert als Projektträger für das hessische
                                                                                                               Wissenschaftsministerium. Die Mittelausstattung in der laufenden Le-
                                                                                                               gislaturperiode beträgt etwa 32,8 Millionen Euro.

                                                                                                               Förderprogramm MPP
                                                                                                               Für das Förderprogramm KMU – Modell- und Pilotprojekte, kurz MPP,
                                                                                                               stehen Mittel des Landes Hessen zur Verfügung, die durch den Europäi­
                                                                                                               schen Fonds für Regionale Entwicklung (Efre) kofinanziert werden. Die
                                                                                                               Hessen Agentur fungiert als projektdurchführende Stelle für das hes-
                                                                                                               sische Wirtschaftsministerium. Die Mittelausstattung für die Jahre 2008
                                                                                                               bis 2013 liegt bei etwa 14,1 Millionen Euro.
                                     Wer kommt für eine Förderung infrage?
                                     Hierzu zählen kleine und mittlere Unternehmen, Hochschulen sowie          Fakten zur Landesförderung
                                     sonstige Forschungseinrichtungen mit Sitz in Hessen. Die Förderung        Von 2008 bis 2012 wurden etwa 200 angewandte F&E-Projekte mithilfe der
                                     ist für alle Branchen und Anwendungen offen. Beispielsweise kommen        Landesförderung auf den Weg gebracht. Die technologieorientierten Vor-
                                     sowohl Projekte aus der Biotechnologie, optischen Technologien, Um-       haben umfassen Gesamtausgaben in Höhe von rund 98,5 Millionen Euro,
                                     welt- und Energietechnologien, neuen Medien als auch Produktions-         wovon etwa 46,2 Millionen Euro durch das Land Hessen bezuschusst wer-
                                     und Verfahrenstechnologien für eine Förderung infrage. Voraussetzung      den. Im Bezirk der IHK Frankfurt kamen knapp 20 Verbundvorhaben zu-
                                     für eine Förderung ist, dass die Vorhaben sich durch einen hohen Inno-    stande, das entspricht Gesamtausgaben in Höhe von rund 9,1 Millionen
                                     vationsgrad auszeichnen. Sie können ein wissenschaftlich-technisches      Euro und einer Fördersumme von etwa 4,5 Millionen Euro.             ❙
                                     oder unternehmerisches Risiko mit sich bringen.

                                     Welchen Umfang hat die Förderung?                                            Weitere Infos
                                     Ist der Antragsteller ein hessisches Unternehmen, beträgt die Förde-         HA Hessen Agentur
                                     rung des Vorhabens 30 bis 49 Prozent der Gesamtausgaben. Förderfä-           Innovations- und Nachhaltigkeitsprojekte
                                     hig sind im Wesentlichen Personalausgaben, Verbrauchsmaterialien und         Dr. Claudia Männicke, Themenfeldleitung Hessen ModellProjekte
                                     Betriebsmittel. Die nötige Kofinanzierung der Gesamtausgaben stammt          Konradinerallee 9, 65189 Wiesbaden
                                                                                                                  Telefon 06 11 / 950 17 86 91
                                     aus den Eigenanteilen aller Projektpartner. Die maximale Förderhöhe für      E-Mail claudia.maennicke@hessen-agentur.de
                                     ein Vorhaben ist auf 500 000 Euro begrenzt. In der Regel haben die Pro-      Internet www.innovationsfoerderung-hessen.de
                                     jekte eine Laufzeit von einem Jahr bis zu drei Jahren.

                                     14                                                                                                                        IHK WirtschaftsForum 07.|08.13
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Forschung und Entwicklung

Kooperationen

Konfliktpotenziale minimieren
Forschungs- und Entwicklungsverträge in Kooperationen spielen in der Wirtschaft eine immer größere Rolle.
In der Praxis wird zwischen Auftragsforschung und Forschungskooperationen unterschieden.

N
        ach dem Forschungs- und Entwicklungs-Datenreport 2012 des           rer und dem jeweiligen Industriepartner der Hochschule abbedungen
        Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft, hat die deutsche    werden. Unternehmen sollten daher die Hochschulen unbedingt in die
        Wirtschaft externe Forschungsaufträge mit einem Volumen von         Forschungs- und Entwicklungsverträge einbeziehen und verpflichten,
11,2 Milliarden Euro vergeben. Am größten war der Anteil der exter-         Diensterfindungen im Rahmen des Forschungs- und Entwicklungsver-
nen Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen im Bereich Kfz-Bau,            trags in Anspruch zu nehmen und diese (vorab) dem Unternehmen zu
Luft- und Raumfahrzeugbau, Pharmazie sowie Elektrotechnik. Circa 20         übertragen. Zusätzlich sollte mit dem Hochschullehrer eine vertrag-
Prozent dieser externen Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen            liche Einigung über den Verzicht der negativen Publikationsfreiheit er-
fließen hierbei in Forschungsaufträge und Forschungskooperationen           zielt werden.
zwischen Unternehmen und Hochschulen und deren Forschungsinsti-                  Die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Hochschulen kann
tute. Forschungs- und Entwicklungskooperationen und Verträge zur            in Form einer Auftragsforschung oder einer Forschungskooperation
Auftragsforschung können für die betroffenen Parteien einen großen          ausgestaltet werden. Bei der Auftragsforschung erteilt das Unterneh-
Mehrwert bedeuten. Andererseits bergen sie auch Konfliktpotenzial, das      men der Hochschule einen bestimmten Forschungsauftrag, übernimmt
bereits im Rahmen der Vertragsverhandlungen so weit wie möglich mi-         die vollen Kosten und lagert somit die Forschung auf die Hochschule
nimiert werden sollte.                                                      aus. Bei einer Forschungskooperation erfolgt von jeder der Vertragspar-
     In jedem wirtschaftlichen Bereich werden bei Vertragsverhand-          teien ein bestimmter Beitrag, der für den Erfolg des Kooperationspro-
lungen von Forschungs- und Entwicklungskooperationen oder Auf-              jekts notwendig ist. In der Praxis haben sich für die Zusammenarbeit
tragsforschungsverträgen insbesondere die Aufteilung und Vergütung          zwischen Industrie und Hochschulen insbesondere drei Vertragsmo-
solcher gewerblicher Schutzrechte im Mittelpunkt stehen, die im Laufe       delle etabliert, die sich in ihrer Ausgestaltung wesentlich voneinan-
der Forschung und Entwicklung entstehen können (Neuschutzrechte).           der unterscheiden.
Hier stellt sich die Frage, wem das Recht an Erfindungen, die im Rah-
men der vertraglichen Zusammenarbeit gemacht werden, zusteht und            Münchener Vertragsmodell
wie gegebenenfalls die Vergütung für solche Erfindungen ausgestal-          Das Münchener Vertragsmodell wird nur zwischen der Hochschule und
tet sein soll. Als Folgefrage gilt es dann zu klären, ob der anderen Par-   dem jeweiligen Industriepartner geschlossen. Hierbei sollen die Neu-
tei ein Nutzungsrecht an solchen gewerblichen Schutzrechten gewährt         schutzrechte aus einer getätigten Erfindung im Rahmen der Koope-
werden soll. Auch die Interessen beider Parteien hinsichtlich einer Ver-    ration grundsätzlich der Hochschule zustehen. Eine Ausnahme gibt
öffentlichung der Ergebnisse der Forschungs- und Entwicklungsarbeit         es für gemeinschaftlich erzielte Erfindungen. Rechte an diesen stehen
sollten vertraglich geregelt werden.                                        beiden Vertragspartnern gemeinsam zu. Die Patentierung erfolgt durch
     Bei der Zusammenarbeit von Unternehmen und Hochschulen in For-         die Hochschule, der Industriepartner kann die Patentrechte gegebenen-
schungs- und Entwicklungsprojekten ist zu beachten, dass seit dem Weg-      falls nachträglich erwerben. Jedoch enthält dieses Muster keine aus-
fall des Hochschullehrerprivilegs im Jahr 2002 Hochschullehrer nicht        reichenden Regelungen für zukünftige Lizenzerteilungen. Zudem ist es
mehr frei über ihre Erfindungen verfügen können. Wie andere Arbeitneh-      mangels Einbeziehung des Hochschullehrers nicht möglich, einen Ver-
mer sind sie nun verpflichtet, solche Erfindungen ihrem Arbeitgeber zu      zicht des Hochschullehrers auf seine negative Publikationsfreiheit zu
melden, soweit der Hochschullehrer die Erfindung publizieren möchte.        vereinbaren. Hierfür bedarf es eines gesonderten Vertrags zwischen dem
Ist die Erfindung für die Hochschule interessant, wird sie die Erfindung    Hochschullehrer und dem Industriepartner.
in Anspruch nehmen und kommerziell verwerten. Hat die Hochschu-
le keine Verwendung für die Erfindung, wird sie diese dem Hochschul-        Hamburger Vertragsmodell
lehrer freigeben, sodass dieser frei über seine Erfindung verfügen kann.    Das Hamburger Vertragsmodell sieht vor, dass alle Forschungsergebnisse
     Nach dem Gesetz über Arbeitnehmererfindungen hat der Hochschul-        Eigentum des Industriepartners sein sollen. Die Übertragung der For-
lehrer sowohl die Möglichkeit, eine von ihm getätigte Erfindung zu of-      schungsergebnisse wird dergestalt sichergestellt, dass die Hochschu-
fenbaren (positive Publikationsfreiheit), als auch nicht zu veröffentli-    le gegenüber dem Hochschullehrer auf ihr Recht der Inanspruchnahme
chen (negative Publikationsfreiheit). Macht der Hochschullehrer von         der Erfindung verzichtet und der Hochschullehrer die Rechte an allen
seinem negativen Publikationsrecht Gebrauch, ist er nicht verpflich-        zukünftigen Erfindungen an den Industriepartner abtritt. Zusätzlich be-
tet, der Hochschule seine Erfindung zu melden. Dieses Recht kann nach       stimmt das Modell, dass der Hochschullehrer auf seine negative Publi-
herrschender Meinung nur in Verträgen zwischen dem Hochschulleh-            kationsfreiheit verzichtet.

16                                                                                                                        IHK WirtschaftsForum 07.|08.13
Bei Forschungskooperationen zwischen Unternehmen und Hochschulen sollten
                                                                                                                schon im Vorfeld die Nutzungsrechte an den Erfindungen oder Forschungsergeb-
                                                                                                                nissen vertraglich geregelt werden.
Foto: Gettyimages / Yagi Studio

                                  Berliner Vertragsmodell                                                   dung hat. Das Berliner Vertragsmodell ist das ausgewogenste Modell,
                                  Das Berliner Vertragsmodell unterscheidet zwischen Forschungskoopera-     jedoch ist die Zuteilung der Ergebnisse sehr aufwendig und zum Teil
                                  tionen und Auftragsforschung. Bei einer Auftragsforschung stehen dem      schwierig zu bewerkstelligen. Zudem ist nicht sichergestellt, dass der
                                  Industriepartner umfassende Rechte an den getätigten Erfindungen zu.      Industriepartner nur solche Erfindungen erwirbt und vergüten muss,
                                  Bei einer Forschungskooperation ist wiederum zwischen Industriepart-      die für ihn von Nutzen sind.
                                  nerergebnissen, Gemeinschaftsergebnissen sowie Hochschulergebnissen           Ein Mustervertragsmodell kann somit immer nur als Ausgangspunkt
                                  zu differenzieren. Die Einteilung und die Rechte an den Erfindungen er-   der Vertragsgestaltung dienen. Es kann nicht allen Interessen in jeder
                                  folgen dann je nach Höhe des Erfindungsanteils der Hochschule bezie-      Situation gerecht werden. Zusätzlich muss stets eine umfassende Inte-
                                  hungsweise des Industriepartners. Dies macht eine sehr aufwendige Dif-    ressenabwägung und individuelle Betrachtung der jeweiligen Koopera-
                                  ferenzierung notwendig.                                                   tion sowie der jeweiligen Branche erfolgen und in die Vertragsgestal-
                                                                                                            tung einfließen. Die Beurteilung hat dabei auf der Basis der finanziellen
                                  Bewertung der Modelle                                                     und intellektuellen Beiträge der jeweiligen Parteien zu erfolgen.      ❙
                                  Das Münchener Vertragsmodell wird von Unternehmen sehr zurück-
                                  haltend verwendet. Neben dem für die Unternehmen umständlichen
                                                                                                                                                                       Autor
                                  nachträglichen Erwerb der Neuschutzrechte bietet es ein erhebliches                                                                  Peter Homberg
                                  Konfliktpotenzial hinsichtlich nachträglich zu vereinbarender Lizenz-                                                                Rechtsanwalt,
                                                                                                                                                                       Dentons, Frankfurt
                                  rechte. Das Hamburger Vertragsmodell kann als Modell zur verein-                                                                     peter.homberg@
                                  fachten Ausgestaltung der Zusammenarbeit zwischen Industriepartner                                                                   dentons.com
                                  und Hochschule angesehen werden. Jedoch kann eine Vorabübertra-
                                  gung aller Forschungsergebnisse dazu führen, dass der Industriepart-
                                  ner auch solche Erfindungen vergüten muss, für die er keine Verwen-

                                  IHK WirtschaftsForum 07.|08.13                                                                                                                       17
Foto: Gettyimages / Tom Grill
Kartellrecht

Verschärfter Rechtsrahmen
Der neue Rechtsrahmen für Kooperationen im Bereich Forschung und Entwicklung bringt deutliche Verschärfungen
mit sich. Vor diesem Hintergrund empfiehlt es sich, auch bestehende FuE-Vereinbarungen überprüfen zu lassen, um
rechtliche Risiken auf ein Minimum zu reduzieren.

V
        ereinbarungen im Bereich Forschung und Entwicklung (FuE) be-           genstand solcher Vereinbarungen sind, sich aber unmittelbar auf deren
        finden sich meist am Rande des Kartellverbots und bieten für die       Umsetzung beziehen und dafür erforderlich sind.
        beteiligten Partner viele Fallstricke, die gemeistert werden müssen.        Die FuE-GVO ist anwendbar auf Vereinbarungen, die eine gemein-
Da es bei FuE-Kooperationen naturgemäß zu einer engen Zusammenar-              same Forschung und Entwicklung mit oder ohne sich anschließender ge-
beit zwischen den beteiligten Unternehmen kommt, fällt eine derartige          meinsamer Verwertung der Ergebnisse zum Gegenstand haben. Unter Ge-
Kooperation schnell unter das Kartellverbot. Hierfür kann es beispielswei-     meinsamkeit versteht der Verordnungsgeber, dass die Tätigkeiten durch
se ausreichen, wenn sich Wettbewerber gegenseitig Gebiete und / oder           entweder ein gemeinsames Team beziehungsweise Organisation oder ein
Kunden zuweisen oder Absatzquoten festlegen. Vom Kartellverbot frei-           gemeinsames Unternehmen, einen gemeinsam bestimmten Dritten oder
gestellt sind allerdings solche FuE-Vereinbarungen, die den Anforderun-        durch die Parteien im Wege der Spezialisierung ausgeführt werden. Eine
gen der Gruppenfreistellungsverordnung (FuE-GVO) und den Horizontal-           Vereinbarung mit gemeinsamer Verwertung kann nur dann unter der FuE-
leitlinien der Kommission genügen.                                             GVO freigestellt sein, wenn die Vereinbarung spätestens ab dem Ende der
     Ein Verstoß gegen das Kartellverbot kann schlimmste wirtschaftliche       gemeinsamen Verwertungsphase eine uneingeschränkte Verwertungsmög-
Folgen zeitigen, denn es drohen die Nichtigkeit der getroffenen FuE-Ver-       lichkeit aller Endergebnisse für jede Vertragspartei vorsieht und den dazu
einbarung sowie Bußgelder der Kartellbehörden. FuE-Vereinbarungen kön-         notwendigen Zugang zu den Endergebnissen verschafft, was üblicherweise
nen nur dann vom Kartellverbot freigestellt sein, wenn sie den gesetz-         durch Lizenzen geschieht. Aber auch hier sind Ausnahmen zu beachten.
lichen Anforderungen genügen und sich die Vertragsbestimmungen auf                  Zudem gilt der Grundsatz, dass die FuE-GVO nur dann anwendbar
die Übertragung von Rechten des geistigen Eigentums oder die Erteilung         ist, wenn entweder die FuE-Partner keine tatsächlichen oder potenziellen
diesbezüglicher Lizenzen an eine oder mehrere der Parteien oder an eine        Wettbewerber sind oder es sich um Wettbewerber handelt und diese über
von den Parteien für die Durchführung der gemeinsamen FuE, der Auf-            einen gemeinsamen Marktanteil von höchstens 25 Prozent verfügen. Be-
tragsforschung und -entwicklung oder der gemeinsamen Verwertung ge-            reits die Frage, ob es sich um (potenzielle) Wettbewerber handelt, ist häufig
gründete Einheit beziehen, sofern diese Bestimmungen nicht Hauptge-            schwierig zu beantworten. Aber auch die vorzunehmende Marktabgren-

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