Vlb-akzente Berufliche Bildung in Bayern - Große Bühne für FOS/BOS - VLB
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06 / 2017 / 26. Jahrgang / ISSN Nr. 1867-9161 vlb-akzente Berufliche Bildung in Bayern Große Bühne für FOS/BOS – VLB Verband der Lehrer an beruflichen Schulen in Bayern e.V.
2 INHALTSVERZEICHNIS UNSERE THEMEN THEMA DES TAGES 03 Jürgen Wunderlich: Der VLB begrüßt den Pakt für berufliche Bildung > Gemeinsam anpacken Jürgen Wunderlich, VLB-Landes- BILDUNGSPOLITIK vorsitzender, fordert Mitwirkung beim Pakt für berufliche Bildung. 04 ARGE Bayerische WS: Wirtschaftsschule „versenkt“ die Mittelschule nicht 06 Jürgen Wunderlich trifft Frank-Walter Steinmeier > WS zu Unrecht kritisiert 06 VLB-Spitze trifft Freie Wähler zu parlamentarischen Gesprächen Die Vorsitzenden der ARGE verteidigen Modellversuch der DIENSTRECHT Wirtschaftsschule. 07 Wolfgang Lambl: Immer im Gespräch > Große Bühne für FOS/BOS 08 BBB: Kabinett beschließt mindestens 75 Euro für alle Beamten Burkhart Häusler lässt die 08 Wolfgang Lambl: Personalratsarbeit: Erfolgreich und rechtssicher – Teil V 5. Theatertage der Beruflichen Oberschulen Revue passieren. BERUFLICHE OBERSCHULEN > Bühne frei für FOS/BOS 10 Burkhart Häusler: Vorhang auf für 5. Theatertage der Beruflichen Oberschulen Martin Langenberg berichtet 12 Angelika Himmelstoß: Versammlung der Landeselternvereinigung FOS von der FOS/BOS-Fachtagung in in Unterschleißheim Ansbach. TAGUNGEN > Besoldung erhöht Wolfgang Lambl, HPR und VLB- 14 Martin Langenberg: Fachtagung FOS/BOS 2020 – aktuelle Entwicklungen Ehrenmitglied, informiert über an unserer Schulart aktuelle Dienstrechtsthemen. 16 Christian Kral: Infoshops bei der Fachtagung FOS/BOS 2020 > Ausgezeichnete Projekte SCHULPARTNERSCHAFTEN Die Preisträger des Wirtschafts- schulpreises stellen ihre 20 Ruth Gester: Wirtschaftsschulpreis – Online-Austauschprogramm der Schülerprojekte vor. WS Gester Mühldorf mit Tansania > Stark in die Zukunft Martin Krauß und Pankraz PÄDAGOGIK UND UNTERRICHT Männlein, Stellv. VLB-Vorsitzende, 21 Daniel Winning: Wirtschaftsschulpreis – Projekt.Schuld an der berichten vom Berufsschultag und Hans-Böckler-Schule Fürth BBB. 22 Sylvia Siewert-Hausfeld: Wirtschaftsschulpreis – RWS Augsburg liest fantastisch 23 Resilienz und Stresskompetenz: Kostenlose Teilnahme an Präventionsinitiative 24 Peter Maier: WalkAway als Übergangsritual ins Erwachsensein AUS DEM VERBANDSLEBEN 26 Landesverband 28 Bezirks- und Kreisverbände 29 Referate und Fachgruppen 30 Personalien 32 Vermischtes UMSCHAU 33 Für Sie persönlich 34 Nachrichtliches Redaktionsschluss für Titelbild: Orpheus und Eurydike – Regiomontanus-Schule Coburg Heft 07/2017: 02.06.2017 | Heft 08-09/2017: 10.07.2017
vlb-akzente 06/2017 THEMA DES TAGES 3 Der VLB begrüßt den Pakt für berufliche Bildung Im Zusammenhang mit on und auch bei allen Oppositionsparteien und Mandatsträ- der Weiterentwicklung gern außerhalb des Landtags für die Unterstützung der berufli- des bayerischen Gym- chen Bildung. Wir brauchen diese dringend, um unsere großen nasiums hat das Bayeri- gesellschaftspolitischen Aufgaben erfüllen zu können. Dazu ge- sche Staatsministerium hören z. B. die Beschulung von berufsschulpflichtigen Asylbe- für Bildung und Kultus, werbern und Flüchtlingen, die „Wirtschaft 4.0“, die Inklusi- Wissenschaft und Kunst on, die Wertebildung, die Förderung von leistungsschwachen ein Konzept für ein Bil- Schülerinnen und Schülern, der Fachkräftemangel und allge- Jürgen Wunderlich dungspaket geschnürt mein die Stärkung des dualen Systems. unter dem Motto: „Für Bildung begeistern! Fördern, Fordern, Forschen.“ Förderfaktor Mittlerweile wurde das Bildungspaket vom Landtag verab- Um die Unterrichtsversorgung zu verbessern, fordern wir als schiedet. Auch wenn manchen Politikern zu viel Geld in die nächsten Schritt insbesondere zusätzliche Lehrerstellen. Im Schule fließt und damit an anderen Stellen fehlt, ist das Paket Hinblick auf den zunehmend erforderlichen Förderbedarf für aus Sicht des VLB zu begrüßen, wenngleich nicht alle VLB- leistungsschwache Schülerinnen und Schüler benötigen wir als Wünsche erfüllt wurden. „Förderfaktor“ pro Klasse eine zusätzliche Unterrichtsstunde. Die halten wir für angemessen. Das entspricht ca. 500 Lehrer- Zukunftsinitiative Berufliche Bildung stellen und wir hoffen sehr, dass die nächste Staatsregierung Das Bildungspaket enthält auch einen Abschnitt „Zukunftsin- diese Verbesserung der Unterrichtsversorgung an beruflichen itiative Berufliche Bildung“. Die Eckpunkte markieren Maß- Schulen mittel- und langfristig fortsetzt, auch, um leistungs- nahmen, die die aktuellen Anforderungen an die berufliche Bil- starke Schüler zu fördern. dung im 21. Jahrhundert in den Fokus nehmen. Ferner sollen damit die Leistungen in der beruflichen Bildung anerkannt und Werbung für Lehramt berufliche Schulen gestärkt werden. Damit auch zukünftig eine ausreichende Anzahl von qualifi- Im Einzelnen sind folgenden Maßnahmen vorgesehen: zierten Lehrkräften zur Verfügung steht, – insbesondere in den > Stärkung des Meisterbonus durch die Erhöhung auf durch- Mangelbereichen wie in der Metall-, Elektro-, Bau- oder Agrar- schnittlich1.500 € (17 Mio. € pro Jahr ab 2018 – Einfüh- technik – muss für das entsprechende Lehramt deutlicher ge- rung im September 2013 im Bildungsfinanzierungspaket worben und vor allem die Attraktivität gesteigert werden. Hier mit 1.000 €); sind auch unsere eigenen Mitglieder gefordert. Ich bitte Sie da- > Investitionsförderung in Aus- und Weiterbildungseinrich- her, sich verstärkt zu Ihrem Lehramt zu bekennen und sich bei tungen (10 Mio. € ab 2018); der Nachwuchsgewinnung aktiv zu engagieren. Der Pakt für > Exzellenzzentren für berufliche Bildung (Industrie 4.0) berufliche Bildung zielt auch dabei in die richtige Richtung. (5 Mio. € im Jahr 2018); > Stärkung der Unterrichtsversorgung an den beruflichen Exzellenzzentren Schulen (50 Stellen im Jahr 2018 und weitere 50 Stellen in Die Mittel zur Förderung der Exzellenzzentren sind – wie vom 2019 für die Berufsschulen und die Beruflichen Oberschu- KM bereits angekündigt – für 16 „technische Berufsschulen“ len). vorgesehen, die z. B. Mechatroniker unterrichten und evtl. noch eine Technikerschule haben, sowie von ihrem Sachaufwands- Pakt für berufliche Bildung träger entsprechend unterstützt werden (50 % Sachaufwand, Außerdem wird das Bayerische Staatsministerium für Wirt- 50 % KM). Aus VLB-Sicht müssen alle beruflichen Schulen schaft und Medien, Energie und Technologie in Abstimmung im Rahmen der digitalen Bildung in gleichem Maße unter- mit anderen betroffenen Ressorts ein Konzept für einen Pakt stützt werden. Es geht dabei nicht nur um die technische Aus- für berufliche Bildung entwickeln, mit dem der enormen Be- stattung. Die Lehrkräfte müssen auch entsprechend fortgebil- deutung der beruflichen Bildung auch im öffentlichen Bewusst- det werden. Diese Fortbildung sollte nach unserer Meinung am sein ein deutliches Zeichen gesetzt werden soll. besten gemeinsam mit den betrieblichen Ausbildern vor Ort Der VLB fordert hier ausdrücklich: Bei diesem Pakt muss und in enger Kooperation mit den zuständigen Stellen (IHK auch der VLB seine Expertise einbringen können. und HWK), der ALP in Dillingen und dem ISB erfolgen. Dank an die Politik Berufliche Fachtagung am 21.10.2017 in Neusäß Im Namen des VLB bedanke ich mich als Landesvorsitzender Der VLB wird am 21. Oktober 2017 bei einer diesbezüglichen ausdrücklich bei der Staatsregierung, der CSU-Landtagsfrakti- Fachtagung am neuen Beruflichen Schulzentrum in Neusäß
4 BILDUNGSPOLITIK vlb-akzente 06/2017 diesen Prozess unterstützen und die Be- ARGE Bayerische Wirtschaftsschule kritisiert Artikel deutung der beruflichen Bildung in der von Dr. Fritz Schäffer, BLLV digitalen Welt in den einzelnen Berufs- bereichen für Schüler und Lehrer her- Wirtschaftsschule „versenkt“ die ausstellen. Mittelschule nicht Politische Bildung Bitte setzen Sie sich gerade im laufen- den und kommenden Wahljahr beson- ILONA BRUNNER (LEV), > ... und noch einmal an die Mit- ders für die Belange der beruflichen BERND DIETRICH (VDP), telschulen. Dort wurde das Ange- Schulen und die Stärkung der politi- ELMAR TITTES (DBW), bot „Mittelschule 9 + 2“ eingeführt, schen Bildung und der Demokratie ein. JÜRGEN WUNDERLICH (VLB) das direkt mit der 2-jährigen Wirt- „Die größte Gefahr für unsere Demo- schaftsschule konkurriert. Es wurde kratie sind nicht ihre Gegner. Die größ- In der Ausgabe der „Bayerischen Schule“ auch zu Lasten der Wirtschaftsschu- te Gefahr unserer Demokratie ist unse- vom 31. März 2017 beschreibt Dr. Fritz le deutlich ausgeweitet. So wurden re Gleichgültigkeit, unsere Zuschauer- Schäffer vom BLLV in seinem Artikel im Schuljahr 2015/16 dazu ca. 160 mentalität“, formulierte Alois Glück mit zum Modellversuch „Wirtschaftsschule Klassen an den Mittelschulen gebil- Recht bei der Tagung des Wertebündnis- ab der 6. Jahrgangsstufe“ den Untergang det. ses Bayern im Januar 2017. Bitte regen der bayerischen Mittelschule. > ... und noch einmal an die Mittel- Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, ih- Der Todesstoß würde ihr von der schulen. Dort wurde der Modell- re Schülerinnen und Schüler vermehrt bayerischen Wirtschaftsschule auf ei- versuch „Kooperation Mittelschule dazu an, über Wertefragen nachzuden- ne ganz heimtückische Art und Weise – Wirtschaftsschule“ an den Mittel- ken, damit sie auch in Zukunft in Frei- versetzt: Die Wirtschaftsschule möchte schulen etabliert. Wirtschaftsschul- heit und Frieden leben können. etwas Bildungspolitisches machen. Al- abschluss an der Mittelschule. Das Weitere Informationen finden Sie lein dieser Versuch scheint dem Verfas- ist doch etwas. Und damit nicht ge- auf der Homepage des Wertebündnisses ser des Artikels „Schleichende Versen- nug. Ursprünglich war es als dreistu- Bayern: www.wertebuendnis-bayern.de kung“ schon ungeheuerlich. Fünf Wirt- figes Modell konzipiert. Inzwischen schaftsschulen haben eine Klasse in der gibt es diesen Versuch auch als vier- Ausblick 6. Jahrgangsstufe eingerichtet und da- stufiges Modell. Und egal ob drei- Liebe aktive Mitglieder, Kolleginnen und mit nicht genug. Jetzt sind es ab dem oder vierstufig, es greift inzwischen Kollegen, ich wünsche Ihnen, dass die be- Schuljahr 2017/18 noch einmal sechs auch in die Einzugsbereiche beste- vorstehende Prüfungszeit für Sie nicht Schulen. Das – so fürchtet der Autor – hender Wirtschaftsschulen ein. (sie- zu stressig verläuft. Außerdem hoffe ich, „versenkt“ die 885 Mittelschulen mit he dazu das Schreiben von Ltd. MR dass sich das Budgetdefizit aus den frü- ihren über 220 000 Schülerinnen und Lucha am 24.03.2016, AZ: VI.4- heren Schuljahren im Schuljahr 2017/18 Schülern. BO9210 A8-4-7a. 167 527) Und an den beruflichen Schulen nicht vergrö- weil es so schön ist, möchte man wei- ßern wird und die zur Verfügung stehen- Bisherige Modellversuche tere Standorte dafür. Kein Problem, den Planstellen und Ressourcen zwischen Gegen Modellversuche hat Dr. Schäffer wenn Neugründungen von Koope- den Schularten und den Regierungsbezir- nichts, wie man gleich sehen wird, aber rationsstandorten immer mehr Ein- ken gerecht verteilt werden. bitte in geordneten Bahnen bleiben. zugsgebiete bestehender Wirtschafts- Ich danke Ihnen schon jetzt für Ihr Und vernünftige Modellversuche (nur schulen berühren. (Und wenn man Engagement, gerne auch in den VLB- den mit der Realschule mag der Autor schon mal alles im eigenen Haus hat, Fachgruppen und Gremien, und wün- offensichtlich nicht) hatten wir jetzt ge- muss man auch keine Beratungsleh- sche Ihnen alles Gute. nug. Man denke nur ... rer von anderen Wirtschaftsschulen > ... an das Gymnasium. Es wurde mehr zu den Informationsabenden Ihr Jürgen Wunderlich strukturell verändert. Die Entwick- für die Eltern einladen.) VLB-Landesvorsitzender lung ging vom G9 zum G8 und jetzt wieder zum G9. Jetzt, wo alles wieder so schön ge- > ... an die Realschule. Sie wurde von ordnet ist, da kann schon einmal Pa- der vierstufigen Form in die sechsstu- nik aufkommen, wenn die paar Wirt- Richtigstellung fige Form umgewandelt. schaftsschulen jetzt anfangen, sich auch In Heft 05/2017 ist uns auf S. 3 beim > ... an die Mittelschulen. Hier wur- noch weiterentwickeln zu wollen. Da Setzen des Textes ein Fehler unterlau- fen. Der zweite Satz sollte beginnen den die „Mittleren-Reife-Züge“ etab- herrscht Unverständnis, die haben doch mit: „Ich bedanke mich für dieses Ver- liert und das „M-Kurs-System in den bisher auch klaglos alles erduldet und trauen“. Die Redaktion vlb-akzente Jahrgangstufen 5 und 6 der Mittel- bisher wurden die 78 Wirtschaftsschu- schule“ eingeführt. len mit ihren 18 700 Schülern ja von
vlb-akzente 06/2017 BILDUNGSPOLITIK 5 den 885 Haupt-bzw. Mittelschulen mit unter dem Aspekt eines künftig wei- dem Gymnasium entstehen, kön- ihren über 222 000 Schülern auch nicht ter wachsenden Konkurrenzdrucks nen reduziert werden. (Jährlich tre- gefragt, ob sie sich durch solche Maß- auf den internationalen Märkten – ten mehrere tausend Schüler aus der nahmen gefährdet sehen. nicht verzichten! 5. Jahrgangsstufe der Mittelschule in Irgendwie hat der Verfasser des Arti- > Unternehmerische Kompetenz gilt die Jahrgangsstufe 5 der Realschule kels, Dr. Fritz Schäffer, Leiter der Ab- als Schlüsselkompetenz. Es besteht oder des Gymnasiums über. Sie gel- teilung Schul- und Bildungspolitik im ein klarer Zusammenhang zwischen ten zwar nicht als Wiederholungs- BLLV aber etwas bei der ganzen Auf- der Erziehung zu unternehmeri- schüler, wiederholen aber tatsächlich regung übersehen. Könnte es sein, dass schem Denken und Handeln in den die 5. Klasse. Wäre es nicht besser ge- diese Wirtschaftsschule etwas Wichtiges Schulen und der Innovationsfähig- wesen, sie wären nach der 5. Klasse für die bayerischen Schülerinnen und keit einer Volkswirtschaft. MS gleich in die 6. Klasse einer WS Schüler im Angebot hat und von ihrem > Ökonomischen Sachverstand unter gegangen?) In Bayern sind es umge- Modellversuch Nutzen zu erwarten ist? marktwirtschaftlichen Bedingungen legt auf alle Schüler rund 196 € pro vermittelt die Wirtschaftsschule wie Schüler und „Ehrenrunde“. Über al- Wem nützt denn die bayerische keine andere Schulart ihren Schüle- le Schüler aufsummiert ergibt sich Wirtschaftsschule? rinnen und Schülern. jährlich ein zweistelliger Millionen- Der regionalen und lokalen Wirtschaft. betrag. > Sie ist auf ein gut ausgebildetes, kauf- Wem nützt der Modellversuch männisch vorbereitetes Ausbildungs- „Wirtschaftsschule Der Modellversuch bringt sogar personal angewiesen und ab der 6. Jahrgangsstufe“? Vorteile für die Mittelschule! > sie sucht händeringend nach geeig- Den Eltern, Kindern und Lehrern, > Eltern, denen der Übertrittsdruck in neten Mitarbeiterinnen und Mitar- > denn vielen Eltern, Kindern und der Grundschule zu hoch war, haben beitern, um im nationalen und glo- Lehrern wird der Übertrittsdruck bisher vielfach keinen Sinn darin ge- balen Wettbewerb zu bestehen. in der 4. Jahrgangsstufe der Grund- sehen, ihr Kind erst noch einmal in > Sie hat in der Wirtschaftsschule in schule genommen,1 die 5. Klasse der Haupt- oder Mit- diesem Kontext einen bewährten > denn viele Kinder brauchen häufig telschule zu schicken, wenn es nach Partner, denn sie garantiert insbeson- noch ein weiteres Jahr für ihre Ent- der 5. Klasse erneut an eine 5. Klasse dere mit ihren beruflichen Lehrkräf- wicklung, um Schwächen abzubauen eines Gymnasiums oder einer Real- ten ein qualitativ hohes Niveau im und Stärken zu entwickeln, schule übertreten musste. Dann ha- kaufmännischen Profilbereich, > denn es können falsche Schullauf- ben sie es, trotz des Übertrittsdrucks, > Wirtschaftsschulabsolventen wirken bahnentscheidungen vermieden wer- gleich an das Gymnasium oder die dem Trend zur „Akademisierung“ den,2 Realschule geschickt. entgegen. Sie gehen zu 75 % direkt > denn es kann ein Übertritt von der 5. > Wer aber seinem Kind mehr Zeit nach der Schule in eine berufliche Klasse der Mittelschule direkt in die geben möchte, sieht die Möglich- Ausbildung und beenden diese zu 6. Klasse der Wirtschaftsschule erfol- 97 % erfolgreich und gen. > die Wirtschaftsschule liefert damit 1 Aus einem Interview mit einem Schulrat im April 2017: „Das treibt zum Teil schlimme Blüten Da geht es ums Ge- den so dringend benötigten Nach- Dem bayerischen Bildungssystem, feilsche bei den Noten … Da entsteht schon ein Druck wuchs im knapper werdenden Fach- > denn die vertikale Durchlässigkeit in – auf alle. Die Eltern fühlen sich unter Druck, die Kin- kräfte-Segment. unserem differenzierten Schulsystem der sind die Leidtragenden … Manche Kinder benöti- wird zum Vorteil unserer Kinder ge- gen mehr Zeit …Und die Lehrer in der 4. Klasse fühlen sich auch unter Druck gesetzt … als Zubringer, als Au- Der Wettbewerbsfähigkeit der bayerischen stärkt. tobahn …“ Wirtschaft. 2 Eine aktuelle Umfrage der Direktorenvereinigung der > Sie darf auf diese qualifizierten Wirt- Der Effizienz von Bildungsausgaben, Bayerischen Wirtschaftsschulen (DBW) unter Eltern, die schaftsschulabsolventen, die sich in > denn die enormen volkswirtschaftli- ihr Kind von der Realschule oder dem Gymnasium in ei- ne Wirtschaftsschule haben übertreten lassen, ergab, dass zunehmendem Maße auch aus er- chen Kosten, die durch eine Wieder- von den in der Umfrage betroffenen 2 342 Kindern fast folgreichen, ausländischen Jugendli- holung der Jahrgangsstufe 5 an den jedes 3. Kind eine falsche Schullaufbahnentscheidung ein- chen zusammensetzen – gerade auch Eingangsklassen der Realschule oder geschlagen hatte.
6 BILDUNGSPOLITIK vlb-akzente 06/2017 keit, sein Kind nach der 5. Klasse der Mittelschule direkt in die 6. Klasse Wunderlich trifft einer Wirtschaftsschule zu schicken. Steinmeier Bei dieser neuen Perspektive lohnt es sich, sein Kind in die 5. Klasse der VLB-Landesvorsitzender Jür- Mittelschule zu schicken.3 gen Wunderlich war Mitglied der schwäbischen Delegation Die durchgeführte Befragung anlässlich des Staatsempfangs zeigt also, zu Ehren des neuen Bundes- > dass eine Wirtschaftsschule, die frü- präsidenten. Dr. Frank-Walter hestens in der 7. Klasse beginnt, bei Steinmeier reiste in Begleitung den Schullaufbahnentscheidungen seiner Frau Elke Büdenben- der Eltern in der 4. oder 5. Klasse der am 26. April 2017 zu sei- überhaupt nicht vorkommt, nem Antrittsbesuch nach Bay- > dass aber eine Wirtschaftsschule, die ern. Ministerpräsident Horst in der 6. Klasse beginnt, eine Mag- Seehofer und seine Frau Karin Bild: Bayerische Staatskanzlei netwirkung zum Übertritt von der Seehofer luden aus diesem Anlass in den Kuppelsaal der Staatskanzlei ein. Neben den 4. Klasse der Grundschule in die 5. Mitgliedern des Kabinetts waren Vertreter von Kirchen und Verbänden aus dem Frei- Klasse der Mittelschule erzeugt. (Ob staat zu Gast. Bildmitte: Europaministerin Dr. Beate Merk. -ck- die Schüler, die auf diese Weise in die 5. Klasse der Mittelschule eintreten, danach noch auf eine andere Schul- art wechseln wollen, liegt zu einem Parlamentarische Gespräche mit den großen Teil in der Hand der Mittel- schule.) Freien Wählern Die ARGE Bayerische Wirtschaftsschule ist Am 27.04.2017 traf sich der geschäftsführende Vorstand des VLB mit Landtagsabge- die verbändeübergreifende Interessenver- ordneten der Freien Wähler zu einer Gesprächsrunde über Themen der bayerischen tretung der Bayerischen Wirtschaftsschule, Berufsbildungspolitik und des Dienstrechts im Bayerischen Landtag. in der die Landeselternvereinigung (LEV), Folgende Themen wurden intensiv diskutiert: Das Bildungspaket des Staatsministe- die Direktorenvereinigung (DBW), der riums für Unterricht und Kultus, Wissenschaft und Kunst, insbesondere die Zukunfts- Verband bayerischer Privatschulen (VdP) initiative Berufliche Bildung, die Lehrerbildung, die Beschulung der berufsschulpflich- und der Verband der Lehrer an beruflichen tigen Asylbewerber und Flüchtlinge, aktuelle Themen der FOS/BOS und der Wirt- Schulen (VLB) zusammenarbeiten. ❚ schaftsschule sowie die Situation der Fachlehrer und die Dienstliche Beurteilung. -wu- 3 Die oben erwähnte Elternbefragung in den Eingangs- klassen der Modellversuchsschulen ergab: 49,72 % der Eltern sagten, dass ihr Kind durch den um ein Jahr spä- teren Übertritt die Möglichkeit bekam sich in Ruhe wei- ter zu entwickeln, 30,94 % der Eltern fühlten sich und ihr Kind durch die Möglichkeit des um ein Jahr verscho- benen Übertritts von dem Entscheidungsdruck in der Grundschule befreit. Bei 64,56 % dieser Kinder bei de- nen aus den o. g. Gründen die Schullaufbahnentschei- dungen nicht schon in der 4. Klasse der Grundschule fie- len. Sie sind in die 5. Klasse der Mittelschule eingetreten. (Anm. d. Autoren: Was sie ohne die Perspektive einer Ein- gangsklasse 6 der Wirtschaftsschule nicht getan hätten.) Alle Prozentangaben beziehen sich auf die gegebenen Ant- worten bei den jeweiligen Fragen. Die Teilnehmer der Gesprächsrunde von links nach rechts: Die MdL Johann Häusler, Günther Felbinger, Peter Meyer und Thorsten Glauber (rechts) sowie vom VLB Sophia Altenthan, Martin Krauß, Sabrina Hingel, Jürgen Wunderlich und Pankraz Männlein. Nicht im Bild: MdL Dr. Hans Jürgen Fahn und Nikolaus Kraus.
vlb-akzente 06/2017 DIENSTRECHT 7 Hauptpersonalrat Dienstrecht aktuell Kabinett beschließt Immer im Gespräch mindestens 75 Euro Besonders effektiv und ergiebig erwie- für alle Beamten sen sich die Einzelgespräche des Staatmi- nisters mit den einzelnen Gruppen im Auf den Verdienstabrechnungen fin- den sich seit Mai höhere Beträge. Der HPR. Wie bei einem „Elternsprechtag“ Ministerrat hat in der Kabinettssit- empfing er nacheinander die einzelnen zung Ende April dem aktualisierten Gruppen, die damit Gelegenheit hatten, Gesetzentwurf zur Anpassung der Be- die spezifischen Probleme mit dem zustän- züge 2017/2018 zugestimmt. Darin digen Minister diskutieren zu können. wird nun auf die Begrenzung des Min- destbetrags von 75 € auf einen Grund- Weitere kontinuierliche Verbesse- gehaltsbetrag von bis zu 3.200 € (sog. rung der Personalausstattung Grenzbetrag) verzichtet. Damit wer- Erfreulich zeigten sich die beiden Haupt- den die Verwerfungen, die sich auf- WOLFGANG LAMBL personalräte über die zusätzlichen je 50 grund des Tarifabschlusses ergeben, im Planstellen in den nächsten beiden Jah- Beamtenbereich korrigiert. Der Bayerische Beamtenbund hat- Regelmäßig sucht Dr. Ludwig Spaen- ren. „Das ist eine wichtige und notwen- te in seiner Stellungnahme zum Ge- le den Dialog mit den Vertretern des dige Maßnahme, um die ‚Budgetlücke‘ setzentwurf die Beseitigung dieser Un- Hauptpersonalrates und stellt sich den in den beruflichen Schulen zu verrin- regelmäßigkeiten gefordert. Den vol- Anliegen der verschiedenen Personalrats- gern. Erforderlich ist eine weitere konti- len Mindestbetrag sollten nur Beschäf- gruppen im Rahmen des traditionellen nuierliche Verbesserung der Personalaus- tigte mit einem Grundgehalt von bis zu „HPR-Tags“. Dieses Zeichen der Wert- stattung der beruflichen Schulen“, fasste 3.200 € erhalten. Die Folge wäre gewe- schätzung und des vertrauensvollen Um- der HPR-Gruppenvorsitzende Wolfgang sen, dass in einigen Bereichen (verschie- gangs miteinander wird vom Hauptper- Lambl die Ausführungen zusammen. dene Stufen der Besoldungsgruppen A sonalrat positiv anerkannt und sehr ge- 10, A 11 und A 12) die Anpassung un- schätzt. „Fördern und Fordern“ – Inklusion ter 75 € betragen hätte. Der Kultusminister stellte zunächst und Intensivierung durch die Lehr- Wesentliche Eckpunkte der im Plenum des Hauptpersonalrates die kräfte an beruflichen Schulen Einkommensrunde 2017 einzelnen Punkte des vorgesehenen „Bil- Inklusion bzw. inklusiver Unterricht > Lineare Anpassung rückwirkend ab dungspaketes“ für alle Schularten vor wird von den Lehrkräften an beruflichen 01.01.2017 um 2,0 v. H., mindes- und stellte die großen Bemühungen dar. Schulen schon von jeher praktiziert, da tens um 75 € für Beamtinnen und Beamte, Versorgungsberechtigte so- wie Richterinnen und Richter. > Lineare Anpassung ab 01.01.2018 um 2,35 v. H. für Beamtinnen und Beamte, Versorgungsberechtigte so- wie Richteinnen und Richter. > Aktive Beamtinnen und Beam- te, Richterinnen und Richter er- halten zusätzlich zur linearen Erhö- hung der Bezüge eine Einmalzah- lung in Höhe von 500 € (Anwärte- rinnen und Anwärter: 150 €; Stich- tag: 01.01.2017). > Anwärterinnen und Anwärter erhal- ten rückwirkend ab 01.01.2017 und ab 01.01.2018 jeweils einen monat- lichen Betrag in Höhe von 35 €. > Erhöhung des Erholungsurlaubs für Beamtinnen und Beamte im Vorbe- reitungsdienst von 28 auf 29 Tage (ab dem Jahr 2017). PM-BBB 2017-04-25/ck Von links: MDgt German Denneborg, HPR Rudolf Keil, Minister Dr. Ludwig Spaenle und HPR Wolfgang Lambl bei einem ihrer regelmäßigen HPR-Tage.
8 DIENSTRECHT vlb-akzente 06/2017 Die Gruppe der tene Position geweckt werden. All dies Lehrer an beruflichen Schulen diskutierte dient der vertrauensvollen Zusammenar- mit dieser Tischvor- beit zwischen Dienststelle und Personal- lage die für die beruf- vertretung zu Gunsten der Beschäftigten lichen Schulen not- wendige „Rucksack- und der Erfüllung der der Dienststelle verpflegung“. obliegenden Aufgaben. Gerade das Mo- natsgespräch ist daher ein Instrument, in der Dienststelle eine Atmosphäre der Zusammenarbeit und des gemeinsamen Einsatzes für die beschriebenen Ziele zu schaffen. Allgemeines Die in Art. 67 Abs. 1 Satz 1 BayPVG auf der Ebene der örtlichen Personal- die Schülerinnen und Schüler mit unter- die Chancen, die durch die innovativen vertretungen vorgeschriebenen gemein- schiedlichsten Bildungsabschlüssen eine Wege in der Lehrerbildung an den Uni- schaftlichen Besprechungen sind nicht berufliche Aus- oder Weiterbildung auf- versitäten beschritten wurden. Dadurch die einzige Gesprächsebene für Dienst- nehmen. Hauptpersonalrat Rudolf Keil hofft die Abteilung Berufliche Schulen, stelle und Personalvertretung. Im Rah- reichte dazu folgende Anträge an Staats- die Personalunterdeckung im Metall- und men der allgemeinen Zusammenarbeit minister Spaenle ein: Elektrobereich zu verringern. zwischen Personalrat und Dienststel- > eine Ausweitung der dauerhaften le tritt der Personalratsvorsitzende auf Planstellen an beruflichen Schulen Verlässlichkeit und Kontinuität Grund seiner Aufgabe, die laufenden für das Schulprofil „Inklusion“ und bei der Beschulung und Ausbildung Geschäfte zu führen und den Personal- Intensivierung von leistungsstarken von Flüchtlingen rat im Rahmen der von diesem gefassten Schülern „Die verlässliche Einhaltung der sog. Beschlüsse zu vertreten (Art. 32 Abs. 3 > die Weiterführung der Qualifizierung 2-3-2-Regelung ist Grundvoraussetzung Satz 1 BayPVG), in vielfachen Kontakt von (Berufsschul-) Lehrkräften mit für eine erfolgreiche Beschulung von zum Dienststellenleiter, dessen Aufga- dem Ziel: Lehramt für Sonderpäda- Flüchtlingen und Asylbewerber in BIK- be es wiederum ist, die Dienststelle zu gogik Klassen und anschließend in Berufs- vertreten (Art. 7 BayPVG); zu beachten > mindestens einen Sonderpädagogen schulklassen“, stellte der HPR-Gruppen- ist, dass in Angelegenheiten, die nur ei- an jeder Berufsschule vorsitzende Wolfgang Lambl zu der The- ne Gruppe betreffen, ein der Gruppe an- matik fest. Der Staatsminister teilte mit, gehörendes Vorstandsmitglied im Be- Personalgewinnung durch „neue dass „man sich die einzelnen Fälle nach nehmen mit dem Vorsitzenden den Per- Wege“ in der Lehrerbildung an den Meldung genau ansehe“. sonalrat vertritt (Art. 32 Abs. 3 Satz 2 Universitäten Mit dem vollgepackten „Berufliche BayPVG). Auch besteht die Möglich- Einig waren neben Staatsminister Dr. Schulen-Rucksack“ verließ Dr. Spaenle keit, dass auf Verlangen des Dienststel- Spaenle und Mdgt. German Denneborg die HPR-Geschäftsräume auf der Prater- lenleiter eine Personalratssitzung anbe- auch die Hauptpersonalratsvertreter über insel. ❚ raumt oder der Dienststellenleiter zu ei- ner Personalratssitzung eingeladen wird; der Dienststellenleiter hat an diesen Sit- zungen teilzunehmen (Art. 34 Abs. 4 Personalratsarbeit: Erfolgreich und rechtssicher – Teil V Satz 1 BayPVG). Monatsgespräch – wozu eigentlich? Sinn und Zweck der Regelung Sinn und Zweck der gemeinschaftlichen Besprechungen, die keine Personalrats- WOLFGANG LAMBL Dienststelle anstehenden Probleme kon- sitzung im Sinne der Art. 34 ff. BayPVG tinuierlich und frühzeitig im Gespräch darstellen, ist es, das Verständnis von Die Bedeutung des Monatsgesprächs be- zu sein. Im Idealfall können im Mo- Personalvertretung und Dienststellen- steht darin, dass in freier, offener Atmo- natsgespräch Meinungsverschiedenhei- leiter und damit die Zusammenarbeit sphäre ein regelmäßiger, organisierter ten bereinigt, Unklarheiten oder Miss- beider Partner zu fördern. Die Gesprä- Meinungsaustausch zwischen Dienst- verständnisse beseitigt und/oder zumin- che dienen der Erörterung anstehender stelle und Personalvertretung als gleich- dest Kompromisslösungen gefunden personalvertretungsrechtlich erheblicher berechtigten Partnern stattfinden kann werden und es kann insbesondere auch Personalprobleme, um schon möglichst und soll, um über die konkreten in der Verständnis für die vom Partner vertre- frühzeitig eine gemeinsame Lösung zu
vlb-akzente 06/2017 DIENSTRECHT 9 finden. Darüber hinaus dienen sie bei- es um Einzelpersonalmaßnahmen geht – mit ausnahmsweise das Monatsgespräch den Partnern dazu, infolge des Umfangs der Schweigepflicht (Art. 10 BayPVG) auch einmal entfallen kann, wenn nichts des der Erörterung dienenden Themen- unterliegt, andererseits aber der (örtli- zu besprechen ist. Der Sinn der Sollvor- kreises sowie in stetem Kontakt Perso- che) Personalrat in einer Reihe von An- schrift ist es demnach, dass nicht der Ka- nalprobleme der Gestaltung des Dienst- gelegenheiten, die die Beschäftigten we- lender darüber zu bestimmen hat, wann betriebs, ins besonders alle Vorgänge, sentlich berühren, kein förmliches Be- die Besprechungen stattzufinden haben. die die Beschäftigten wesentlich berüh- teiligungsrecht im Sinne von Art. 75 ff. Es ist somit erlaubt, dass die Beteiligten ren, voneinander zu erfahren und mitei- BayPVG hat, kann die Bedeutung der im gegenseitigen Einvernehmen von der nander zu behandeln. In den nicht be- gemeinschaftlichen Besprechungen für gesetzlichen Regel abweichen und etwa teiligungspflichtigen Angelegenheiten die Personalratspraxis nicht hoch genug in einem Monat (z. B. bei den Schulen dient das Monatsgespräch dem wechsel- eingeschätzt werden. im Ferienmonat August) überhaupt kei- seitigen Meinungs- und Erfahrungsaus- ne Besprechung abhalten. tausch. Die gemeinschaftlichen Bespre- Häufigkeit der Besprechungen Die Weigerung eines der beiden chungen sind nicht lediglich eine Auf- Die Besprechungen sollen mindestens Partner, an einer Besprechung mitzu- gabe oder ein Geschäft des Personal- einmal im Monat stattfinden. Durch wirken, obwohl (objektiv) dafür ein An- rats. Bei ihnen begegnen sich vielmehr die Formulierung des Gesetzes („bei Be- lass besteht, stellt einen Verstoß gegen der Dienststellenleiter und der Personal- darf auch öfter“) ist zum einen sicher- das gesetzliche Gebot zur vertrauens- rat als in jeder Hinsicht gleichberechtig- gestellt, dass jede Seite von der anderen vollen Zusammenarbeit (Art. 2 Abs. 1 te Partner. auch häufigere Zusammenkünfte verlan- BayPVG) dar, der ggf. auch als Pflicht- Der Gesprächskontakt zwischen gen kann. Zu beachten ist jedoch, dass verletzung im verwaltungsgerichtli- Dienststelle und Personalrat im Rahmen für das Verlangen eines oder mehrerer chen Beschlussverfahren nach Art. 81 der gemeinschaftlichen Besprechungen zusätzlicher Gespräche objektiv ein zu- BayPVG festgestellt werden kann. Da- ist informell. Weder eine förmliche Ein- reichender Grund (z. B. Umfang des Ge- rüber hinaus ist die nachhaltige Verwei- berufung noch eine Tagesordnung noch schäftsanfalls, Größe der Dienststelle, gerung erforderlicher Besprechungen eine Niederschrift sind zwingend vorge- evtl. außergewöhnliche Entwicklungen, eine Pflichtverletzung für beide Seiten. schrieben. Der denkbare Themenbereich die die Interessen der Beschäftigten be- Unter den Voraussetzungen des Art. 28 der Monatsbesprechung ist breit ange- sonders berühren) vorhanden sein muss; BayPVG kann dies zur Auflösung des legt. Wenn das BayPVG die „Gestal- bei der Frage, ob Bedarf für mehr Ge- Personalrats oder zum Ausschluss eines tung des Dienstbetriebs“ besonders an- spräche besteht, kann es also nicht aus- oder mehrerer Mitglieder aus dem Per- spricht und dabei alle Vorgänge einbe- schließlich auf die (subjektive) Beurtei- sonalrat führen, wenn es durch das Ver- zieht, die die Beschäftigten wesentlich lung durch die eine oder andere Seite an- halten der Personalvertretung zu einer berühren, so ist damit das gesamte Auf- kommen. Erst recht nicht darf ein Part- nachhaltigen und tief greifenden Stö- gabenspektrum der Personalräte von den ner den anderen mit objektiv überflüs- rung der Zusammenarbeit gekommen allgemeinen bis hin zu den beteiligungs- sigen Aufforderungen schikanieren. Ein ist. Verweigert der Dienststellenleiter pflichtigen Angelegenheiten abgedeckt solches Vorgehen verstieße ebenso gegen seine Teilnahme an den Besprechungen (BVerwG, Beschl. v. 23.11.2010 – 6 P das Gebot zur vertrauensvollen Zusam- ohne triftigen Grund, so kann darin ei- 2.10 –). menarbeit (Art. 2 Abs. 1 BayPVG), wie ne Behinderung der Tätigkeit des Perso- Für die Personalvertretung hat die andererseits die Weigerung einer Seite, nalrats (Art. 8 BayPVG) liegen. Die Per- gemeinschaftliche Besprechung folgen- dem objektiv berechtigten Verlangen der sonalvertretung hat in diesem Fall die de Bedeutung: Zum einen bietet sie Ge- anderen Seite nachzukommen. Möglichkeit, Dienstaufsichtsbeschwer- legenheit, Anregungen und Beschwer- Insgesamt ist jedoch der Gesetzgeber de zu erheben. Schließlich kann auf Sei- den von Seiten der Beschäftigten an die davon ausgegangen, dass eine monatli- ten des Dienststellenleiters auch ein dis- Dienststelle weiterzugeben. Zum ande- che Besprechung im Durchschnitt erfor- ziplinarrechtlicher Tatbestand gegeben ren können die Besprechungen dazu die- derlich, aber auch ausreichend ist: sein. ❚ nen, Material für den in jedem Kalen- Aus der weiteren Formulierung des derhalbjahr einmal in einer Personalver- Gesetzes („sollen“) ist nicht etwa zu ent- sammlung zu erstattenden Tätigkeitsbe- nehmen, dass die Abhaltung gemein- richt (Art. 49 Abs. 1 BayPVG) zu sam- schaftlicher Besprechungen in das freie meln; denn Sinn dieser Vorschrift ist es, Belieben von Dienststelle und/oder Per- dass sich der Personalrat in seiner Ge- sonalvertretung gestellt wäre. Vielmehr samtheit den Dienststellenangehörigen besteht grundsätzlich eine Verpflichtung stellt, über seine Tätigkeit Bericht erstat- für beide Seiten, zu gemeinschaftlichen tet, mit der Belegschaft diskutiert sowie Besprechungen zusammenzutreten. Der über ergänzende Fragen Auskunft gibt. Gesetzgeber hat die im Vergleich zu ei- Da einerseits der Personalrat bei Erstat- nem „Müssen“ schwächere Formulie- tung des Tätigkeitsberichts – insb. soweit rung „sollen“ nur deshalb gewählt, da-
10 BERUFLICHE OBERSCHULEN vlb-akzente 06/2017 5. Theatertage der Beruflichen Oberschulen in Bayern Vorhang auf in Amberg BURKHART HÄUSLER grund der extremen Unterrichtsbelas- an Gedichtausschnitten quer durch die tung in den zwei Jahren Schulzeit fest- Jahrhunderte bereichert. Nach Coburg, Fürth, Nürnberg und Ro- stellte: „Man muss schon ziemlich ver- Den fulminanten Schlusspunkt des senheim fanden die 5. Theatertage der rückt sein, wenn man als Schüler am Freitags setzte die Wilhelm-Löhe-Schule Beruflichen Oberschulen in Bayern erst- Freitagnachmittag auch noch Theater Nürnberg. Die Musicalgruppe rockte in mals in der Oberpfalz statt. Am Beruf- spielt.“ Theaterverrückt eben. ihrer Eigenproduktion „Löhe Live“ mit lichen Schulzentrum in Amberg trafen Die Gastgeber der BO Amberg be- einfühlsamen Gesangs-Duetten, mäch- sich am Freitag, 31. März 2017, und gannen das Festival mit ihrer Adaption tigen Choreinlagen und stilechter Live- Samstag, 1. April 2017, zwölf Schulthe- „Faust – der Tragödie neuester Streich“, Band die Turnhalle und ließen so den atergruppen überwiegend aus dem Nor- einer temporeichen und witzigen In- Namensgeber ihrer Schule noch einmal den Bayerns. Außerdem nahmen Thea- szenierung der bekannten Vorlage. Die quicklebendig werden. terlehrer aus Nürnberg, Fürth, Rosen- Schauspieler glänzten durch ihr ambitio- Der Abend klang in kommunikativer heim, Würzburg und München ohne niertes Spiel und talentiertes Handwerk. und kreativer Stimmung aus. Die Am- ihre Gruppen an der Veranstaltung teil. berger Band „Volker Und Die Folgsa- Die Ensembles gaben 20-minütige Aus- Aktuell und eindringlich men“ sorgte in der Turnhalle mit Hits züge ihrer aktuellen Produktionen zum Die Theatergruppe der Max-Grundig- der Neuen Deutschen Welle für Tanz Besten, die anschließend jeweils in einer Schule Fürth gab Schillers „Maria Stu- und gute Laune. Andere genossen den Lehrer- und einer Schülergruppe – mo- art“. England gegen Schottland. Sehr ak- lauen Frühlingsabend mit spontanen deriert durch erfahrene Theaterlehrer – tuell. Und sehr eindringlich. Die Natio- Musik-Sessions im Freien, während sich besprochen wurden. nen prallten hart aufeinander. Die fein manche Teilnehmer in der Aula ruhi- verwobenen Schicksale der Protagonis- geren Gesellschaftsspielen hingaben. Guckkastenbühne zaubert Theater- ten kamen trotzdem zart zur Geltung. So war für jeden etwas dabei und man Atmosphäre Eine Eigenproduktion mit dem Titel munkelt, die Nacht wäre bei dem einen Die ehemalige Turnhalle des BSZ Am- „Hustle for Love“ präsentierte die Schul- oder anderen Schüler etwas kürzer aus- berg, deren Wände mit bordeauxfarbe- spielgruppe der FOS/BOS Regensburg. gefallen. nem Bühnenmolton verkleidet und de- Die über 30 Schüler nahmen sich das so- zent beleuchtet waren, strahlte mit ihrer ziale Leben an der Schule vor. Sehr au- Impro-Theater „Verkehrte Welt“ schwarzen Guckkastenbühne und pro- thentisch und modern wurden Themen Am Samstag eröffnete die FOS/BOS fessioneller Beleuchtung echte Theater- wie Sex, Gewalt, Drogen und Erpres- Straubing mit der Fantasy-Komödie Atmosphäre aus. Gleich zu Beginn prä- sung bildhaft auf die Bühne gebracht. „Die sanfte Guillotine“. Die farbenfro- sentierte dort die interkulturelle Gruppe Auch die BOS Nürnberg lieferte an he Inszenierung beförderte die bekann- des BSZ Amberg unter der Leitung von diesem Freitagnachmittag eine Eigen- ten Protagonisten der Märchenwelt in Kerstin Klug ein mit Musik untermaltes, produktion ab. Erarbeitet wurde eine die Jetztzeit und würzte die Geschichten sehr emotionales Schattentheater, das Szenenfolge, die sich mit verschiedenen gekonnt mit aktuellen Bezügen. großen Anklang bei den über 200 Gäs- Aspekten und Problematiken des „Zu- „Shakespeare fasziniert Schüler wie ten fand. sammenlebens“ auseinandersetzte. Die Lehrer“, war im Programmheft zu le- In den Eröffnungsreden hob Schul- Gruppe besteht aus Schülerinnen und sen und diese Begeisterung konnte man leiter Martin Wurdack das „Voneinan- Schülern der Vorklasse, der 12. und 13. auch auf der Bühne spüren, als die The- der lernen und Weiterentwickeln“ beim Klasse sowie aus Schülern der Berufsin- atergruppe der Städtischen BOS Regens- Theatermachen hervor. Oberbürger- tegrationsklasse und konnte so prächtig burg ihre Eigenproduktion „Hamlet und meister Michael Cerny, der die Schirm- aus ihrer eigenen Erfahrungswelt schöp- eine Prise Macbeth“ mit viel Elan zum herrschaft der Veranstaltung übernom- fen. Besten gaben. men hatte, betonte den Wert des Fes- Nach der Kaffeepause wurde das Fes- tivals: „Am schönsten und wertvollsten Klassisch und modern tival erstmals mit einem Potpourri aus werden sicherlich die Begegnungen und Klassischem Stoff widmete sich die The- dem Improvisationstheater ergänzt. Die der Informationsaustausch sein.“ Wäh- atergruppe der Regiomontanus-Schule Gruppen traten nach nur 60 Minuten rend der Ministerialbeauftragte für die Coburg mit „Orpheus und Eurydike“. Vorbereitungszeit mit kurzen Szenen Beruflichen Oberschulen in Ostbayern, Der griechische Mythos vom trauern- zum Thema „Verkehrte Welt“ an. Die so Klaus Vietze, die Theatergruppen an den den Orpheus, der seine verstorbene Gat- entstandenen Sequenzen waren ebenso Beruflichen Oberschulen als „besonders tin aus der Totenwelt zurückholen will, interessant, vielfältig und unterhaltsam anerkennenswert“ bezeichnete und auf- wurde dabei von einem bunten Strauß wie die spontanen Ansagen, die von zwei
vlb-akzente 06/2017 BERUFLICHE OBERSCHULEN 11 1 2 3 4 1 Hustle For Love – BO Regensburg. 2 Die sanfte Guillotine – BO Straubing. 3 Szene aus dem Improtheater. 4 Limbo – Friedrich-Fischer-Schule Schweinfurt. 5 Schattentheater – „Interkulturelle Gruppe“ am BSZ Amberg. 5
12 BERUFLICHE OBERSCHULEN vlb-akzente 06/2017 Schauspielern aus Amberg einfallsreich durch die erstklassige Verpflegung unse- jahr 2018 wieder in der Oberpfalz statt- in Szene gesetzt wurden. rer Schulkantine, den Jura-Werkstätten finden. Cosima Wittenzellner von der Nach der Mittagspause nahm sich e. V. und durch die finanzielle Unterstüt- BO Schwandorf hat sich bereit erklärt die Friedrich-Fischer-Schule Schwein- zung der Stadt Amberg, des Elternbeirats die Organisation zu übernehmen. Wir furt mit „Limbo“ eine Komödie vor, die und der SMV der BO sowie der Brauerei wünschen für die Vorbereitungen „toi, sich aus den ernsten Themen Isolation, Bruckmüller aus Amberg. Vielen Dank! toi, toi!“ und freuen uns auf das nächste Einsamkeit und Selbsttäuschung nährte. Die 6. Theatertage der Beruflichen Kapitel des Schultheaters an Beruflichen Ein Spagat, den die Gruppe mit Bravour Oberschulen in Bayern werden im Früh- Oberschulen in Bayern. ❚ vollbrachte. Des Rätsels Lösung Es folgte die tragikomische Geschich- Versammlung der Landeselternvereinigung FOS in Unterschleißheim te der Prinzessin „Turandot“, die ih- re Hand nur dem verspricht, der drei Bildung und Digitalisierung – schwierige Rätsel zu lösen vermag. Die Schulspielgruppe der FOS/BOS Aschaf- Chancen und Potentiale nutzen fenburg setzte das Märchensehr beein- druckend und kurzweilig in Szene. „Nur über deine Leiche“ drohte die ANGELIKA HIMMELSTOSS len nicht ausreichend. Ersatzlehrkräfte Theatergruppe der BO Bayreuth und ze- für Vertretungen sind nicht verfügbar, da lebrierte ausgiebig John Schöllgens mör- Unter diesem Motto fand am 29. Ap- es derzeit keine Mobile Reserve gibt. Die derischen Abzählreim. Das Publikum ril 2017 die 47. Delegiertenversamm- LEV FOS fordert deshalb die Schaffung belohnte die spannende Inszenierung lung der Landeselternvereinigung der von 200 zusätzlichen Planstellen um den mit langem Applaus. Fachoberschulen Bayerns (LEV FOS) Unterrichtsausfall aufzufangen. Zum Abschluss des Festivals präsen- an der Berufsoberschule Unterschleiß- Die stellvertretende Landrätin des tierte die Theatergruppe „Spieltriebe“ heim statt. Die Veranstaltung mit über Landkreises München, Annette Gans- der FOS/BOS Schwandorf „Struwwel- 160 Teilnehmern wurde von Roman Ro- smüller-Maluche, betonte in ihrem peter reloaded“. Die Vorlage aus dem ell vom Bayerischen Rundfunk mode- Grußwort, dass nicht nur die Wissens- Jahr 1845 wurde mit gewohnt aus- riert. Unter den Gästen befanden sich vermittlung im Zentrum unseres Bil- drucksstarken Bildern und präzisem neben Elternbeiräten und Schulleitern dungssystems stehen darf, sondern auch Spiel gründlich entstaubt und mit ak- zahlreiche Vertreter aus dem Kultusmi- die Stärkung von Kompetenzen und die tuellen und witzigen Bezügen wirkungs- nisterium, der Politik sowie aus verschie- Vorbereitung der Kinder und Schüler voll abgeschmeckt. denen Eltern- und Lehrerverbänden. Sie auf die soziale Komplexität und kulturel- Den Schlussakkord der Theaterta- zeigten durch ihr Kommen ihr Interes- le Diversität durch den ständigen Wan- ge setzte wiederum die interkulturelle se an der Weiterentwicklung der Fach- del. Wegen der starken Nachfrage an Gruppe des BSZ Amberg. Ihre Fortfüh- oberschule und somit der Beruflichen den Fachoberschulen gibt es Planungen rung des Schattentheaters startete mit ei- Oberschule insgesamt als heute immer für neue Fachoberschulen im Landkreis ner beschwingten Trommeleinlage und bekannteren und vor allem anerkannten München. Um die Herausforderungen entwickelte sich über einen sehr berüh- Weg zum Hochschulzugang mit Fachab- im Bereich der Bildung künftig zu meis- renden Solo-Gesang zu einem gemein- itur oder mit Abitur nach der 13. Jahr- tern, ist die überparteiliche Zusammen- schaftlichen Tanz, der hinter der Schat- gangsstufe. arbeit erforderlich. tenwand begann, dann in den Zuschau- Als Vertreter der Stadt Unterschleiß- erraum getragen wurde und schließlich Keine Mobile Reserve heim brachte Bürgermeister Christoph das halbe Publikum zu einem ausgiebi- Die Vorsitzende der Landeselternverei- Böck seine Freude zum Ausdruck, dass gem Abschiedstanz anregte. Die Gäste nigung LEV FOS Angelika Himmelstoß die LEV FOS Bayern ihre Delegierten- traten anschließend die Rückreise an und erklärte in ihrer Begrüßungsrede, dass versammlung hier an der jüngsten Schu- die 5. Theatertage waren Geschichte. sich mit dem Einzug der Digitalisierung le in Unterschleißheim veranstaltet. Er in die Lebens- und Arbeitswelt auch die betonte die Bedeutung des Elternen- Sponsoring und Helfende Hände Anforderungen an Bildung verändert ha- gagements im Schulbetrieb und dank- Ermöglicht wurde die Ausrichtung des ben und die Schülerinnen und Schüler te den Elternvertretern für ihren Einsatz. Festivals erst durch die Unterstützung bestmöglich darauf vorbereitet werden der Schulleitung am BSZ Amberg, die müssen, aber eine solide Grund- und Vertreter aller Parteien vor Ort u. a. die Räumlichkeiten zur Verfü- Allgemeinbildung weiterhin die Voraus- Anwesend waren Abgeordnete des Bay- gung stellte, durch die helfenden Hän- setzung aller Lernprozesse sei. Aufgrund erischen Landtags der CSU, SPD und de mehrerer Kollegen, durch das enga- des Schülerzuwachses ist die Unter- Bündnis 90/Die Grünen. Als Vertre- gierte Mitwirken der Klasse BWS 11, richtsversorgung an den Fachoberschu- ter des Bildungsausschusses und damit
vlb-akzente 06/2017 BERUFLICHE OBERSCHULEN 13 Elternbeiräte, Schulleiter und Vertreter aus Kultusministerium/Politik sowie aus Eltern- und Lehrerverbänden besuchten die Delegiertenversammlung. für den Landtag und alle dort vertrete- Megatrend Digitalisierung welt und den Wissenserwerb im Zeital- nen Parteien betonte Martin Güll von In Vertretung für Staatssekretär Georg ter der Digitalisierung. der SPD, dass die Fachoberschule die am Eisenreich sprach Dr. Ute Eiling-Hü- stärksten wachsende Schulart in Bayern tig, CSU und Mitglied des Bildungsaus- Anträge der Delegiertenver- ist. Eine bessere Aufstellung der Schu- schusses, ein Grußwort an die Teilneh- sammlung len ist notwendig um bestmögliche Vor- mer. Darin hob sie hervor, dass zur Er- Beim verbandsinternen Teil der Dele- aussetzungen für erfolgreiche Bildung zu folgsgeschichte der Fachoberschule auch giertenversammlung am Nachmittag schaffen. Digitale Bildung ist nicht nur die ausgezeichnete Zusammenarbeit mit wurden zwei Mitglieder neu in den Vor- der Umgang mit Tablet oder Smartpho- der LEV FOS, sowie das gegenseitige stand der LEV FOS gewählt. Weiterhin ne sondern auch Medienbildung und Vertrauen und das gemeinsame Suchen stand eine Reihe von Anträgen der De- Medienerziehung. Die Individualisie- nach Antworten auf Herausforderun- legierten zur Diskussion, die sich mit rung ist der Schlüssel, kooperative Lern- gen beitragen. Zentrale Handlungsfel- Ausbau und Weiterentwicklung der Be- formen werden benötigt. Erforderlich ist der sind derzeit die Ausweitung der Aus- ruflichen Oberschule befassen und an aber auch die kritische Distanz zu Medi- bildungsrichtungen und die Einführung das Kultusministerium weitergegeben en und die Klärung der Frage wer die di- neuer kompetenzorientierter Lehrpläne. werden. Diese spiegeln wichtige Anre- gitale Schule betreuen kann. Diese Auf- Für den Megatrend Digitalisierung ist gungen der Eltern wider, vor allem die gabe kann nicht allein von schulischen der kompetente Umgang mit Informati- Forderung nach zusätzlichen Lehrer- Betreuern geleistet werden. onstechnologien notwendig. Vorausset- stellen zur angemessenen Unterrichts- Die stellv. Schulleiterin der Berufli- zung ist die Stärkung der Lehrerausbil- versorgung aufgrund der weiterhin ho- chen Oberschule Unterschleißheim, Ga- dung im Bereich Digitalisierung, sowie hen Schülerzahlen an den Fachober- briele Menzel, stellte in ihrem Gruß- die Schaffung schneller Internetverbin- schulen. Eine Mobile Reserve bzw. in- wort die Schule vor, die mit derzeit über dungen an jeder Schule. Für viele neue tegrierte Lehrerreserve zur Vermeidung 1.000 Schülern nicht nur räumlich, son- Herausforderungen ist die Zusammen- des Unterrichtsausfalls und Ausweitung dern auch personell an ihre Grenze ge- arbeit der Schulfamilie wichtig. Für den des Einsatzes von Schulpsychologen sind langt ist. Die enormen Aufgaben der kompetenten und engagierten Einsatz weitere wichtige Forderungen. ❚ Beruflichen Oberschule sollen stärker dankte sie der LEV FOS. wahrgenommen und wertgeschätzt wer- Im Rahmen des Festvortrags sprach den. Außerdem äußerte Sie den dringen- Dipl.-Ing. Barbara Gerber, Leiterin der den Wunsch mehr Planstellen zu schaf- weltweiten Ausbildung im Unterneh- fen, damit der Pflichtunterricht nicht ge- men der Dräxlmaier Group Deutsch- kürzt werden muss. land, über die Veränderung der Arbeits-
14 TAGUNGEN vlb-akzente 06/2017 12. FOS/BOS-Fachtagung in Ansbach FOS/BOS 2020 – aktuelle Entwicklungen an unserer Schulart seien die pädagogischen und psycholo- sich folgendermaßen auf den Punkt gischen Fähigkeiten der Lehrkräfte, die bringen: Begeisterung für das jeweilige Fach und > „3 Vs“: Vorbild, Verpflichtung, Ver- die damit verbundene Fähigkeit, für den antwortung Schulstoff positive Emotionen zu we- > „4 Ms“: Man muss Menschen mögen. cken. > „3 Ks“: Kommunikation, Kooperati- on, Kompetenz Motivation durch Erreichbarkeit Die Generation der heutigen Schülerin- Statt Ehrfurcht vor Hierarchien zu nen und Schüler bezeichnete Fischer als haben, sollte man Wert auf Respekt vor eine „Top-Generation“, die gute Füh- Menschen legen. Die Führungskraft soll- rung brauche und verdient habe. Prob- te dabei Kapitän und Coach zugleich lematisch sei dabei, dass den Lehramts- sein, also Ziele vorgeben und den Weg MARTIN LANGENBERG studierenden dieser Aspekt der Rolle der zum Ziel begleiten. Wichtig sei zudem Lehrkräfte oft nicht bewusst sei. Gera- eine aktive Fragekultur, bei der keine Der 12. FOS/BOS-Tag des VLB, der de einmal 20 % der Regensburger Lehr- Frage tabu sei, und das Bewusstsein, dass diesmal an der Beruflichen Oberschu- amtsstudierenden gingen in einer Um- Menschen zwar unterschiedliche Funk- le in Ansbach stattfand, stand unter frage davon aus, später Führungsaufga- tionen haben, dies aber nicht zu einem dem Motto „FOS/BOS 2020“. Mit ei- ben zu haben. Dabei ist Führung eine Zweiklassendenken führen dürfe. Vor- nem Einführungsvortrag des Regensbur- zentrale Aufgabe von Lehrerinnen und aussetzung für eine gute Führung im hu- ger Professors Dr. Peter Fischer, verschie- Lehrern. Die Gruppenmitglieder (bzw. manistischen Sinn sei auch die Fähig- denen Workshops und dem mittlerwei- die Klasse) müssen kognitiv und affek- keit zur Selbstreflexion. Man müsse sich le schon traditionellen Gespräch mit Mi- tiv inspiriert werden, ein gemeinsames selbst führen und Mechanismen bei sich nisterialrat Günter Liebl wurde ein Aus- Ziel zu verfolgen. Hier ist die Bezie- selbst reflektieren, um sie bei anderen er- blick auf die Zukunft unserer Schulart hung zwischen Lehrenden und Lernen- kennen zu können. gegeben. den für die Motivation entscheidend. Fi- Nach zahlreichen parallel laufenden scher verwies in diesem Zusammenhang Workshops, die sich aktuellen Themen Einfluss von Führungskräften auf die „Open-door-policy“ in England, unserer Schulform widmeten, stand am Nach einer moderierten Begrüßung mit wo Führungskräfte, wie auch Lehrkräf- Nachmittag das Gespräch mit Ministe- musikalischer Umrahmung durch den te, die Hälfte des Arbeitstages erreichbar rialrat Günter Liebl auf dem Programm. Triesdorfer Chor und die Triesdorfer seien. Diese Art der Ansprechbarkeit sei Liebl erläuterte zunächst den aktuellen Schulband stand ein Fachvortrag zum ein sehr positiver Aspekt für die Motiva- Stand des Innovationsprozesses an der Thema „Evidenzbasierte Unterrichts- tion der geführten Personen. Es sei zu- Fach- und Berufsoberschule. führung und Schulleitung in Zeiten per- dem wichtig, am Selbstkonzept der Ler- manenten strukturellen Wandels“ von nenden anzusetzen und Wertschätzung Implementierung neuer Lehrpläne Prof. Dr. Peter Fischer von der Univer- für Leistungsfortschritte zu zeigen. Die Lehrplanarbeiten sind weitgehend sität Regensburg auf dem Programm auf abgeschlossen und den Verbänden im dem Programm. Prof. Dr. Fischer, selbst Management mit 3 V, 4 M, 3 K Rahmen des Anhörungsverfahrens zur ehemaliger BOS-Schüler aus Schey- Ebenso bedeutend sei, wie die Führungs- Stellungnahme gegeben. Die Rückmel- ern, hob zunächst den enormen Einfluss kräfte- bzw. Lehrkräfte mit den Persön- dungen waren insgesamt sehr positiv. von Führungskräften auf das Leistungs- lichkeitsmerkmalen des „Big-Five-Kon- Bei einzelnen Fächern vorgebrachte Kri- und Motivationsverhalten der Mitarbei- zepts“ (Offenheit für Erfahrungen, Ge- tikpunkte wurden soweit möglich aufge- ter hervor, was sich auf den Einfluss von wissenhaftigkeit, Extraversion, Verträg- griffen und die Lehrplanentwürfe ent- Lehrerinnen und Lehrern bei der Unter- lichkeit, Neurotizismus) ausgestattet sei- sprechend überarbeitet. Seit Beginn des richts- und Klassenführung übertragen en, die in jedem Menschen stecken. Füh- Schuljahres finden an den Schulen Im- lässt. Das Wissen über die Psychologie rungskräfte müssen laut Fischer Exper- plemetierungsveranstaltungen statt, in des Menschen und über Funktion und ten für Menschen sein, die in der Lage denen die Lehrkräfte mit den Inhal- Ablauf von Kommunikation sei hierfür sind, soziale Prozesse zu managen. Was ten und den Zielen der neuen Lehrplä- besonders wichtig. Ebenso bedeutend humanistische Führung ausmacht, lässt ne vertraut gemacht werden sollen. Pa-
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