Vlb-akzente Berufliche Bildung in Bayern - Große Bühne für FOS/BOS - VLB

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06 / 2017 / 26. Jahrgang / ISSN Nr. 1867-9161

vlb-akzente
Berufliche Bildung in Bayern

Große Bühne für FOS/BOS – VLB

Verband der Lehrer an beruflichen Schulen in Bayern e.V.
2    INHALTSVERZEICHNIS

    UNSERE THEMEN                                                 THEMA DES TAGES
                                                             03   Jürgen Wunderlich: Der VLB begrüßt den Pakt für berufliche Bildung
    > Gemeinsam anpacken
      Jürgen Wunderlich, VLB-Landes-                              BILDUNGSPOLITIK
      vorsitzender, fordert Mitwirkung
      beim Pakt für berufliche Bildung.                      04   ARGE Bayerische WS: Wirtschaftsschule „versenkt“ die Mittelschule nicht
                                                             06   Jürgen Wunderlich trifft Frank-Walter Steinmeier
    > WS zu Unrecht kritisiert                               06   VLB-Spitze trifft Freie Wähler zu parlamentarischen Gesprächen
      Die Vorsitzenden der ARGE
      verteidigen Modellversuch der                               DIENSTRECHT
      Wirtschaftsschule.
                                                             07   Wolfgang Lambl: Immer im Gespräch
    > Große Bühne für FOS/BOS                                08   BBB: Kabinett beschließt mindestens 75 Euro für alle Beamten
      Burkhart Häusler lässt die                             08   Wolfgang Lambl: Personalratsarbeit: Erfolgreich und rechtssicher – Teil V
      5. Theatertage der Beruflichen
      Oberschulen Revue passieren.                                BERUFLICHE OBERSCHULEN
    > Bühne frei für FOS/BOS                                 10   Burkhart Häusler: Vorhang auf für 5. Theatertage der Beruflichen Oberschulen
      Martin Langenberg berichtet                            12   Angelika Himmelstoß: Versammlung der Landeselternvereinigung FOS
      von der FOS/BOS-Fachtagung in                               in Unterschleißheim
      Ansbach.
                                                                  TAGUNGEN
    > Besoldung erhöht
      Wolfgang Lambl, HPR und VLB-                           14   Martin Langenberg: Fachtagung FOS/BOS 2020 – aktuelle Entwicklungen
      Ehrenmitglied, informiert über                              an unserer Schulart
      aktuelle Dienstrechtsthemen.                           16   Christian Kral: Infoshops bei der Fachtagung FOS/BOS 2020

    > Ausgezeichnete Projekte
                                                                  SCHULPARTNERSCHAFTEN
      Die Preisträger des Wirtschafts-
      schulpreises stellen ihre                              20   Ruth Gester: Wirtschaftsschulpreis – Online-Austauschprogramm der
      Schülerprojekte vor.                                        WS Gester Mühldorf mit Tansania

    > Stark in die Zukunft
      Martin Krauß und Pankraz                                    PÄDAGOGIK UND UNTERRICHT
      Männlein, Stellv. VLB-Vorsitzende,
                                                             21   Daniel Winning: Wirtschaftsschulpreis – Projekt.Schuld an der
      berichten vom Berufsschultag und                            Hans-Böckler-Schule Fürth
      BBB.                                                   22   Sylvia Siewert-Hausfeld: Wirtschaftsschulpreis – RWS Augsburg liest fantastisch
                                                             23   Resilienz und Stresskompetenz: Kostenlose Teilnahme an Präventionsinitiative
                                                             24   Peter Maier: WalkAway als Übergangsritual ins Erwachsensein

                                                                  AUS DEM VERBANDSLEBEN

                                                             26   Landesverband
                                                             28   Bezirks- und Kreisverbände
                                                             29   Referate und Fachgruppen
                                                             30   Personalien
                                                             32   Vermischtes

                                                                  UMSCHAU

                                                             33   Für Sie persönlich
                                                             34   Nachrichtliches

    Redaktionsschluss für                                         Titelbild: Orpheus und Eurydike – Regiomontanus-Schule Coburg
    Heft 07/2017: 02.06.2017 | Heft 08-09/2017: 10.07.2017
vlb-akzente 06/2017                                                                                              THEMA DES TAGES         3

                                          Der VLB begrüßt den Pakt
                                          für berufliche Bildung
                                          Im Zusammenhang mit         on und auch bei allen Oppositionsparteien und Mandatsträ-
                                          der Weiterentwicklung       gern außerhalb des Landtags für die Unterstützung der berufli-
                                          des bayerischen Gym-        chen Bildung. Wir brauchen diese dringend, um unsere großen
                                          nasiums hat das Bayeri-     gesellschaftspolitischen Aufgaben erfüllen zu können. Dazu ge-
                                          sche Staatsministerium      hören z. B. die Beschulung von berufsschulpflichtigen Asylbe-
                                          für Bildung und Kultus,     werbern und Flüchtlingen, die „Wirtschaft 4.0“, die Inklusi-
                                          Wissenschaft und Kunst      on, die Wertebildung, die Förderung von leistungsschwachen
                                          ein Konzept für ein Bil-    Schülerinnen und Schülern, der Fachkräftemangel und allge-
    Jürgen Wunderlich                     dungspaket geschnürt        mein die Stärkung des dualen Systems.
                                          unter dem Motto: „Für
    Bildung begeistern! Fördern, Fordern, Forschen.“                  Förderfaktor
       Mittlerweile wurde das Bildungspaket vom Landtag verab-        Um die Unterrichtsversorgung zu verbessern, fordern wir als
    schiedet. Auch wenn manchen Politikern zu viel Geld in die        nächsten Schritt insbesondere zusätzliche Lehrerstellen. Im
    Schule fließt und damit an anderen Stellen fehlt, ist das Paket   Hinblick auf den zunehmend erforderlichen Förderbedarf für
    aus Sicht des VLB zu begrüßen, wenngleich nicht alle VLB-         leistungsschwache Schülerinnen und Schüler benötigen wir als
    Wünsche erfüllt wurden.                                           „Förderfaktor“ pro Klasse eine zusätzliche Unterrichtsstunde.
                                                                      Die halten wir für angemessen. Das entspricht ca. 500 Lehrer-
    Zukunftsinitiative Berufliche Bildung                             stellen und wir hoffen sehr, dass die nächste Staatsregierung
    Das Bildungspaket enthält auch einen Abschnitt „Zukunftsin-       diese Verbesserung der Unterrichtsversorgung an beruflichen
    itiative Berufliche Bildung“. Die Eckpunkte markieren Maß-        Schulen mittel- und langfristig fortsetzt, auch, um leistungs-
    nahmen, die die aktuellen Anforderungen an die berufliche Bil-    starke Schüler zu fördern.
    dung im 21. Jahrhundert in den Fokus nehmen. Ferner sollen
    damit die Leistungen in der beruflichen Bildung anerkannt und     Werbung für Lehramt berufliche Schulen
    gestärkt werden.                                                  Damit auch zukünftig eine ausreichende Anzahl von qualifi-
        Im Einzelnen sind folgenden Maßnahmen vorgesehen:             zierten Lehrkräften zur Verfügung steht, – insbesondere in den
    > Stärkung des Meisterbonus durch die Erhöhung auf durch-         Mangelbereichen wie in der Metall-, Elektro-, Bau- oder Agrar-
        schnittlich1.500 € (17 Mio. € pro Jahr ab 2018 – Einfüh-      technik – muss für das entsprechende Lehramt deutlicher ge-
        rung im September 2013 im Bildungsfinanzierungspaket          worben und vor allem die Attraktivität gesteigert werden. Hier
        mit 1.000 €);                                                 sind auch unsere eigenen Mitglieder gefordert. Ich bitte Sie da-
    > Investitionsförderung in Aus- und Weiterbildungseinrich-        her, sich verstärkt zu Ihrem Lehramt zu bekennen und sich bei
        tungen (10 Mio. € ab 2018);                                   der Nachwuchsgewinnung aktiv zu engagieren. Der Pakt für
    > Exzellenzzentren für berufliche Bildung (Industrie 4.0)         berufliche Bildung zielt auch dabei in die richtige Richtung.
        (5 Mio. € im Jahr 2018);
    > Stärkung der Unterrichtsversorgung an den beruflichen           Exzellenzzentren
        Schulen (50 Stellen im Jahr 2018 und weitere 50 Stellen in    Die Mittel zur Förderung der Exzellenzzentren sind – wie vom
        2019 für die Berufsschulen und die Beruflichen Oberschu-      KM bereits angekündigt – für 16 „technische Berufsschulen“
        len).                                                         vorgesehen, die z. B. Mechatroniker unterrichten und evtl. noch
                                                                      eine Technikerschule haben, sowie von ihrem Sachaufwands-
    Pakt für berufliche Bildung                                       träger entsprechend unterstützt werden (50 % Sachaufwand,
    Außerdem wird das Bayerische Staatsministerium für Wirt-          50 % KM). Aus VLB-Sicht müssen alle beruflichen Schulen
    schaft und Medien, Energie und Technologie in Abstimmung          im Rahmen der digitalen Bildung in gleichem Maße unter-
    mit anderen betroffenen Ressorts ein Konzept für einen Pakt       stützt werden. Es geht dabei nicht nur um die technische Aus-
    für berufliche Bildung entwickeln, mit dem der enormen Be-        stattung. Die Lehrkräfte müssen auch entsprechend fortgebil-
    deutung der beruflichen Bildung auch im öffentlichen Bewusst-     det werden. Diese Fortbildung sollte nach unserer Meinung am
    sein ein deutliches Zeichen gesetzt werden soll.                  besten gemeinsam mit den betrieblichen Ausbildern vor Ort
       Der VLB fordert hier ausdrücklich: Bei diesem Pakt muss        und in enger Kooperation mit den zuständigen Stellen (IHK
    auch der VLB seine Expertise einbringen können.                   und HWK), der ALP in Dillingen und dem ISB erfolgen.

    Dank an die Politik                                               Berufliche Fachtagung am 21.10.2017 in Neusäß
    Im Namen des VLB bedanke ich mich als Landesvorsitzender          Der VLB wird am 21. Oktober 2017 bei einer diesbezüglichen
    ausdrücklich bei der Staatsregierung, der CSU-Landtagsfrakti-     Fachtagung am neuen Beruflichen Schulzentrum in Neusäß
4     BILDUNGSPOLITIK                                                                                                 vlb-akzente 06/2017

 diesen Prozess unterstützen und die Be-     ARGE Bayerische Wirtschaftsschule kritisiert Artikel
 deutung der beruflichen Bildung in der      von Dr. Fritz Schäffer, BLLV
 digitalen Welt in den einzelnen Berufs-
 bereichen für Schüler und Lehrer her-       Wirtschaftsschule „versenkt“ die
 ausstellen.
                                             Mittelschule nicht
 Politische Bildung
 Bitte setzen Sie sich gerade im laufen-
 den und kommenden Wahljahr beson-           ILONA BRUNNER (LEV),                         > ... und noch einmal an die Mit-
 ders für die Belange der beruflichen        BERND DIETRICH (VDP),                          telschulen. Dort wurde das Ange-
 Schulen und die Stärkung der politi-        ELMAR TITTES (DBW),                            bot „Mittelschule 9 + 2“ eingeführt,
 schen Bildung und der Demokratie ein.       JÜRGEN WUNDERLICH (VLB)                        das direkt mit der 2-jährigen Wirt-
 „Die größte Gefahr für unsere Demo-                                                        schaftsschule konkurriert. Es wurde
 kratie sind nicht ihre Gegner. Die größ-    In der Ausgabe der „Bayerischen Schule“        auch zu Lasten der Wirtschaftsschu-
 te Gefahr unserer Demokratie ist unse-      vom 31. März 2017 beschreibt Dr. Fritz         le deutlich ausgeweitet. So wurden
 re Gleichgültigkeit, unsere Zuschauer-      Schäffer vom BLLV in seinem Artikel            im Schuljahr 2015/16 dazu ca. 160
 mentalität“, formulierte Alois Glück mit    zum Modellversuch „Wirtschaftsschule           Klassen an den Mittelschulen gebil-
 Recht bei der Tagung des Wertebündnis-      ab der 6. Jahrgangsstufe“ den Untergang        det.
 ses Bayern im Januar 2017. Bitte regen      der bayerischen Mittelschule.                > ... und noch einmal an die Mittel-
 Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, ih-       Der Todesstoß würde ihr von der             schulen. Dort wurde der Modell-
 re Schülerinnen und Schüler vermehrt        bayerischen Wirtschaftsschule auf ei-          versuch „Kooperation Mittelschule
 dazu an, über Wertefragen nachzuden-        ne ganz heimtückische Art und Weise            – Wirtschaftsschule“ an den Mittel-
 ken, damit sie auch in Zukunft in Frei-     versetzt: Die Wirtschaftsschule möchte         schulen etabliert. Wirtschaftsschul-
 heit und Frieden leben können.              etwas Bildungspolitisches machen. Al-          abschluss an der Mittelschule. Das
    Weitere Informationen finden Sie         lein dieser Versuch scheint dem Verfas-        ist doch etwas. Und damit nicht ge-
 auf der Homepage des Wertebündnisses        ser des Artikels „Schleichende Versen-         nug. Ursprünglich war es als dreistu-
 Bayern: www.wertebuendnis-bayern.de         kung“ schon ungeheuerlich. Fünf Wirt-          figes Modell konzipiert. Inzwischen
                                             schaftsschulen haben eine Klasse in der        gibt es diesen Versuch auch als vier-
 Ausblick                                    6. Jahrgangsstufe eingerichtet und da-         stufiges Modell. Und egal ob drei-
 Liebe aktive Mitglieder, Kolleginnen und    mit nicht genug. Jetzt sind es ab dem          oder vierstufig, es greift inzwischen
 Kollegen, ich wünsche Ihnen, dass die be-   Schuljahr 2017/18 noch einmal sechs            auch in die Einzugsbereiche beste-
 vorstehende Prüfungszeit für Sie nicht      Schulen. Das – so fürchtet der Autor –         hender Wirtschaftsschulen ein. (sie-
 zu stressig verläuft. Außerdem hoffe ich,   „versenkt“ die 885 Mittelschulen mit           he dazu das Schreiben von Ltd. MR
 dass sich das Budgetdefizit aus den frü-    ihren über 220 000 Schülerinnen und            Lucha am 24.03.2016, AZ: VI.4-
 heren Schuljahren im Schuljahr 2017/18      Schülern.                                      BO9210 A8-4-7a. 167 527) Und
 an den beruflichen Schulen nicht vergrö-                                                   weil es so schön ist, möchte man wei-
 ßern wird und die zur Verfügung stehen-     Bisherige Modellversuche                       tere Standorte dafür. Kein Problem,
 den Planstellen und Ressourcen zwischen     Gegen Modellversuche hat Dr. Schäffer          wenn Neugründungen von Koope-
 den Schularten und den Regierungsbezir-     nichts, wie man gleich sehen wird, aber        rationsstandorten immer mehr Ein-
 ken gerecht verteilt werden.                bitte in geordneten Bahnen bleiben.            zugsgebiete bestehender Wirtschafts-
    Ich danke Ihnen schon jetzt für Ihr      Und vernünftige Modellversuche (nur            schulen berühren. (Und wenn man
 Engagement, gerne auch in den VLB-          den mit der Realschule mag der Autor           schon mal alles im eigenen Haus hat,
 Fachgruppen und Gremien, und wün-           offensichtlich nicht) hatten wir jetzt ge-     muss man auch keine Beratungsleh-
 sche Ihnen alles Gute.                      nug. Man denke nur ...                         rer von anderen Wirtschaftsschulen
                                             > ... an das Gymnasium. Es wurde               mehr zu den Informationsabenden
 Ihr Jürgen Wunderlich                          strukturell verändert. Die Entwick-         für die Eltern einladen.)
 VLB-Landesvorsitzender                         lung ging vom G9 zum G8 und jetzt
                                                wieder zum G9.                               Jetzt, wo alles wieder so schön ge-
                                             > ... an die Realschule. Sie wurde von       ordnet ist, da kann schon einmal Pa-
                                                der vierstufigen Form in die sechsstu-    nik aufkommen, wenn die paar Wirt-
    Richtigstellung
                                                fige Form umgewandelt.                    schaftsschulen jetzt anfangen, sich auch
    In Heft 05/2017 ist uns auf S. 3 beim
                                             > ... an die Mittelschulen. Hier wur-        noch weiterentwickeln zu wollen. Da
    Setzen des Textes ein Fehler unterlau-
    fen. Der zweite Satz sollte beginnen        den die „Mittleren-Reife-Züge“ etab-      herrscht Unverständnis, die haben doch
    mit: „Ich bedanke mich für dieses Ver-      liert und das „M-Kurs-System in den       bisher auch klaglos alles erduldet und
    trauen“.  Die Redaktion vlb-akzente        Jahrgangstufen 5 und 6 der Mittel-        bisher wurden die 78 Wirtschaftsschu-
                                                schule“ eingeführt.                       len mit ihren 18 700 Schülern ja von
vlb-akzente 06/2017                                                                                                  BILDUNGSPOLITIK                5

den 885 Haupt-bzw. Mittelschulen mit           unter dem Aspekt eines künftig wei-          dem Gymnasium entstehen, kön-
ihren über 222 000 Schülern auch nicht         ter wachsenden Konkurrenzdrucks              nen reduziert werden. (Jährlich tre-
gefragt, ob sie sich durch solche Maß-         auf den internationalen Märkten –            ten mehrere tausend Schüler aus der
nahmen gefährdet sehen.                        nicht verzichten!                            5. Jahrgangsstufe der Mittelschule in
    Irgendwie hat der Verfasser des Arti-    > Unternehmerische Kompetenz gilt              die Jahrgangsstufe 5 der Realschule
kels, Dr. Fritz Schäffer, Leiter der Ab-       als Schlüsselkompetenz. Es besteht           oder des Gymnasiums über. Sie gel-
teilung Schul- und Bildungspolitik im          ein klarer Zusammenhang zwischen             ten zwar nicht als Wiederholungs-
BLLV aber etwas bei der ganzen Auf-            der Erziehung zu unternehmeri-               schüler, wiederholen aber tatsächlich
regung übersehen. Könnte es sein, dass         schem Denken und Handeln in den              die 5. Klasse. Wäre es nicht besser ge-
diese Wirtschaftsschule etwas Wichtiges        Schulen und der Innovationsfähig-            wesen, sie wären nach der 5. Klasse
für die bayerischen Schülerinnen und           keit einer Volkswirtschaft.                  MS gleich in die 6. Klasse einer WS
Schüler im Angebot hat und von ihrem         > Ökonomischen Sachverstand unter              gegangen?) In Bayern sind es umge-
Modellversuch Nutzen zu erwarten ist?          marktwirtschaftlichen Bedingungen            legt auf alle Schüler rund 196 € pro
                                               vermittelt die Wirtschaftsschule wie         Schüler und „Ehrenrunde“. Über al-
Wem nützt denn die bayerische                  keine andere Schulart ihren Schüle-          le Schüler aufsummiert ergibt sich
Wirtschaftsschule?                             rinnen und Schülern.                         jährlich ein zweistelliger Millionen-
Der regionalen und lokalen Wirtschaft.                                                      betrag.
> Sie ist auf ein gut ausgebildetes, kauf-   Wem nützt der Modellversuch
  männisch vorbereitetes Ausbildungs-        „Wirtschaftsschule                         Der Modellversuch bringt sogar
  personal angewiesen und                    ab der 6. Jahrgangsstufe“?                 Vorteile für die Mittelschule!
> sie sucht händeringend nach geeig-         Den Eltern, Kindern und Lehrern,           > Eltern, denen der Übertrittsdruck in
  neten Mitarbeiterinnen und Mitar-          > denn vielen Eltern, Kindern und            der Grundschule zu hoch war, haben
  beitern, um im nationalen und glo-           Lehrern wird der Übertrittsdruck           bisher vielfach keinen Sinn darin ge-
  balen Wettbewerb zu bestehen.                in der 4. Jahrgangsstufe der Grund-        sehen, ihr Kind erst noch einmal in
> Sie hat in der Wirtschaftsschule in          schule genommen,1                          die 5. Klasse der Haupt- oder Mit-
  diesem Kontext einen bewährten             > denn viele Kinder brauchen häufig          telschule zu schicken, wenn es nach
  Partner, denn sie garantiert insbeson-       noch ein weiteres Jahr für ihre Ent-       der 5. Klasse erneut an eine 5. Klasse
  dere mit ihren beruflichen Lehrkräf-         wicklung, um Schwächen abzubauen           eines Gymnasiums oder einer Real-
  ten ein qualitativ hohes Niveau im           und Stärken zu entwickeln,                 schule übertreten musste. Dann ha-
  kaufmännischen Profilbereich,              > denn es können falsche Schullauf-          ben sie es, trotz des Übertrittsdrucks,
> Wirtschaftsschulabsolventen wirken           bahnentscheidungen vermieden wer-          gleich an das Gymnasium oder die
  dem Trend zur „Akademisierung“               den,2                                      Realschule geschickt.
  entgegen. Sie gehen zu 75 % direkt         > denn es kann ein Übertritt von der 5.    > Wer aber seinem Kind mehr Zeit
  nach der Schule in eine berufliche           Klasse der Mittelschule direkt in die      geben möchte, sieht die Möglich-
  Ausbildung und beenden diese zu              6. Klasse der Wirtschaftsschule erfol-
  97 % erfolgreich und                         gen.
> die Wirtschaftsschule liefert damit                                                   1
                                                                                          Aus einem Interview mit einem Schulrat im April 2017:
                                                                                        „Das treibt zum Teil schlimme Blüten Da geht es ums Ge-
  den so dringend benötigten Nach-           Dem bayerischen Bildungssystem,
                                                                                        feilsche bei den Noten … Da entsteht schon ein Druck
  wuchs im knapper werdenden Fach-           > denn die vertikale Durchlässigkeit in    – auf alle. Die Eltern fühlen sich unter Druck, die Kin-
  kräfte-Segment.                              unserem differenzierten Schulsystem      der sind die Leidtragenden … Manche Kinder benöti-
                                               wird zum Vorteil unserer Kinder ge-      gen mehr Zeit …Und die Lehrer in der 4. Klasse fühlen
                                                                                        sich auch unter Druck gesetzt … als Zubringer, als Au-
Der Wettbewerbsfähigkeit der bayerischen       stärkt.
                                                                                        tobahn …“
Wirtschaft.                                                                             2
                                                                                          Eine aktuelle Umfrage der Direktorenvereinigung der
> Sie darf auf diese qualifizierten Wirt-    Der Effizienz von Bildungsausgaben,        Bayerischen Wirtschaftsschulen (DBW) unter Eltern, die
  schaftsschulabsolventen, die sich in       > denn die enormen volkswirtschaftli-      ihr Kind von der Realschule oder dem Gymnasium in ei-
                                                                                        ne Wirtschaftsschule haben übertreten lassen, ergab, dass
  zunehmendem Maße auch aus er-                chen Kosten, die durch eine Wieder-      von den in der Umfrage betroffenen 2 342 Kindern fast
  folgreichen, ausländischen Jugendli-         holung der Jahrgangsstufe 5 an den       jedes 3. Kind eine falsche Schullaufbahnentscheidung ein-
  chen zusammensetzen – gerade auch            Eingangsklassen der Realschule oder      geschlagen hatte.
6       BILDUNGSPOLITIK                                                                                                                                      vlb-akzente 06/2017

         keit, sein Kind nach der 5. Klasse der
         Mittelschule direkt in die 6. Klasse
                                                                   Wunderlich trifft
         einer Wirtschaftsschule zu schicken.                      Steinmeier
         Bei dieser neuen Perspektive lohnt es
         sich, sein Kind in die 5. Klasse der                      VLB-Landesvorsitzender Jür-
         Mittelschule zu schicken.3                                gen Wunderlich war Mitglied
                                                                   der schwäbischen Delegation
    Die durchgeführte Befragung                                    anlässlich des Staatsempfangs
    zeigt also,                                                    zu Ehren des neuen Bundes-
    > dass eine Wirtschaftsschule, die frü-                        präsidenten. Dr. Frank-Walter
       hestens in der 7. Klasse beginnt, bei                       Steinmeier reiste in Begleitung
       den Schullaufbahnentscheidungen                             seiner Frau Elke Büdenben-
       der Eltern in der 4. oder 5. Klasse                         der am 26. April 2017 zu sei-
       überhaupt nicht vorkommt,                                   nem Antrittsbesuch nach Bay-
    > dass aber eine Wirtschaftsschule, die                        ern. Ministerpräsident Horst
       in der 6. Klasse beginnt, eine Mag-                         Seehofer und seine Frau Karin                                       Bild: Bayerische Staatskanzlei

       netwirkung zum Übertritt von der                            Seehofer luden aus diesem Anlass in den Kuppelsaal der Staatskanzlei ein. Neben den
       4. Klasse der Grundschule in die 5.                         Mitgliedern des Kabinetts waren Vertreter von Kirchen und Verbänden aus dem Frei-
       Klasse der Mittelschule erzeugt. (Ob                        staat zu Gast. Bildmitte: Europaministerin Dr. Beate Merk.                                -ck-
       die Schüler, die auf diese Weise in die
       5. Klasse der Mittelschule eintreten,
       danach noch auf eine andere Schul-
       art wechseln wollen, liegt zu einem                         Parlamentarische Gespräche mit den
       großen Teil in der Hand der Mittel-
       schule.)
                                                                   Freien Wählern
    Die ARGE Bayerische Wirtschaftsschule ist                      Am 27.04.2017 traf sich der geschäftsführende Vorstand des VLB mit Landtagsabge-
    die verbändeübergreifende Interessenver-                       ordneten der Freien Wähler zu einer Gesprächsrunde über Themen der bayerischen
    tretung der Bayerischen Wirtschaftsschule,                     Berufsbildungspolitik und des Dienstrechts im Bayerischen Landtag.
    in der die Landeselternvereinigung (LEV),                         Folgende Themen wurden intensiv diskutiert: Das Bildungspaket des Staatsministe-
    die Direktorenvereinigung (DBW), der                           riums für Unterricht und Kultus, Wissenschaft und Kunst, insbesondere die Zukunfts-
    Verband bayerischer Privatschulen (VdP)                        initiative Berufliche Bildung, die Lehrerbildung, die Beschulung der berufsschulpflich-
    und der Verband der Lehrer an beruflichen                      tigen Asylbewerber und Flüchtlinge, aktuelle Themen der FOS/BOS und der Wirt-
    Schulen (VLB) zusammenarbeiten.        ❚                      schaftsschule sowie die Situation der Fachlehrer und die Dienstliche Beurteilung. -wu-

    3
     Die oben erwähnte Elternbefragung in den Eingangs-
    klassen der Modellversuchsschulen ergab: 49,72 % der
    Eltern sagten, dass ihr Kind durch den um ein Jahr spä-
    teren Übertritt die Möglichkeit bekam sich in Ruhe wei-
    ter zu entwickeln, 30,94 % der Eltern fühlten sich und
    ihr Kind durch die Möglichkeit des um ein Jahr verscho-
    benen Übertritts von dem Entscheidungsdruck in der
    Grundschule befreit. Bei 64,56 % dieser Kinder bei de-
    nen aus den o. g. Gründen die Schullaufbahnentschei-
    dungen nicht schon in der 4. Klasse der Grundschule fie-
    len. Sie sind in die 5. Klasse der Mittelschule eingetreten.
    (Anm. d. Autoren: Was sie ohne die Perspektive einer Ein-
    gangsklasse 6 der Wirtschaftsschule nicht getan hätten.)
    Alle Prozentangaben beziehen sich auf die gegebenen Ant-
    worten bei den jeweiligen Fragen.

                                                                   Die Teilnehmer der Gesprächsrunde von links nach rechts: Die MdL Johann Häusler, Günther Felbinger, Peter
                                                                   Meyer und Thorsten Glauber (rechts) sowie vom VLB Sophia Altenthan, Martin Krauß, Sabrina Hingel, Jürgen
                                                                   Wunderlich und Pankraz Männlein. Nicht im Bild: MdL Dr. Hans Jürgen Fahn und Nikolaus Kraus.
vlb-akzente 06/2017                                                                                                              DIENSTRECHT          7

                                              Hauptpersonalrat
  Dienstrecht aktuell

  Kabinett beschließt                         Immer im Gespräch
  mindestens 75 Euro
                                                                                                      Besonders effektiv und ergiebig erwie-
  für alle Beamten                                                                                 sen sich die Einzelgespräche des Staatmi-
                                                                                                   nisters mit den einzelnen Gruppen im
  Auf den Verdienstabrechnungen fin-
  den sich seit Mai höhere Beträge. Der                                                            HPR. Wie bei einem „Elternsprechtag“
  Ministerrat hat in der Kabinettssit-                                                             empfing er nacheinander die einzelnen
  zung Ende April dem aktualisierten                                                               Gruppen, die damit Gelegenheit hatten,
  Gesetzentwurf zur Anpassung der Be-                                                              die spezifischen Probleme mit dem zustän-
  züge 2017/2018 zugestimmt. Darin                                                                 digen Minister diskutieren zu können.
  wird nun auf die Begrenzung des Min-
  destbetrags von 75 € auf einen Grund-                                                            Weitere kontinuierliche Verbesse-
  gehaltsbetrag von bis zu 3.200 € (sog.                                                           rung der Personalausstattung
  Grenzbetrag) verzichtet. Damit wer-                                                              Erfreulich zeigten sich die beiden Haupt-
  den die Verwerfungen, die sich auf-         WOLFGANG LAMBL                                       personalräte über die zusätzlichen je 50
  grund des Tarifabschlusses ergeben, im
                                                                                                   Planstellen in den nächsten beiden Jah-
  Beamtenbereich korrigiert.
      Der Bayerische Beamtenbund hat-         Regelmäßig sucht Dr. Ludwig Spaen-                   ren. „Das ist eine wichtige und notwen-
  te in seiner Stellungnahme zum Ge-          le den Dialog mit den Vertretern des                 dige Maßnahme, um die ‚Budgetlücke‘
  setzentwurf die Beseitigung dieser Un-      Hauptpersonalrates und stellt sich den               in den beruflichen Schulen zu verrin-
  regelmäßigkeiten gefordert. Den vol-        Anliegen der verschiedenen Personalrats-             gern. Erforderlich ist eine weitere konti-
  len Mindestbetrag sollten nur Beschäf-      gruppen im Rahmen des traditionellen                 nuierliche Verbesserung der Personalaus-
  tigte mit einem Grundgehalt von bis zu      „HPR-Tags“. Dieses Zeichen der Wert-                 stattung der beruflichen Schulen“, fasste
  3.200 € erhalten. Die Folge wäre gewe-      schätzung und des vertrauensvollen Um-               der HPR-Gruppenvorsitzende Wolfgang
  sen, dass in einigen Bereichen (verschie-   gangs miteinander wird vom Hauptper-                 Lambl die Ausführungen zusammen.
  dene Stufen der Besoldungsgruppen A         sonalrat positiv anerkannt und sehr ge-
  10, A 11 und A 12) die Anpassung un-        schätzt.                                             „Fördern und Fordern“ – Inklusion
  ter 75 € betragen hätte.
                                                 Der Kultusminister stellte zunächst               und Intensivierung durch die Lehr-
  Wesentliche Eckpunkte der                   im Plenum des Hauptpersonalrates die                 kräfte an beruflichen Schulen
  Einkommensrunde 2017                        einzelnen Punkte des vorgesehenen „Bil-              Inklusion bzw. inklusiver Unterricht
  > Lineare Anpassung rückwirkend ab          dungspaketes“ für alle Schularten vor                wird von den Lehrkräften an beruflichen
     01.01.2017 um 2,0 v. H., mindes-         und stellte die großen Bemühungen dar.               Schulen schon von jeher praktiziert, da
     tens um 75 € für Beamtinnen und
     Beamte, Versorgungsberechtigte so-
     wie Richterinnen und Richter.
  > Lineare Anpassung ab 01.01.2018
     um 2,35 v. H. für Beamtinnen und
     Beamte, Versorgungsberechtigte so-
     wie Richteinnen und Richter.
  > Aktive Beamtinnen und Beam-
     te, Richterinnen und Richter er-
     halten zusätzlich zur linearen Erhö-
     hung der Bezüge eine Einmalzah-
     lung in Höhe von 500 € (Anwärte-
     rinnen und Anwärter: 150 €; Stich-
     tag: 01.01.2017).
  > Anwärterinnen und Anwärter erhal-
     ten rückwirkend ab 01.01.2017 und
     ab 01.01.2018 jeweils einen monat-
     lichen Betrag in Höhe von 35 €.
  > Erhöhung des Erholungsurlaubs für
     Beamtinnen und Beamte im Vorbe-
     reitungsdienst von 28 auf 29 Tage
     (ab dem Jahr 2017).
                PM-BBB 2017-04-25/ck         Von links: MDgt German Denneborg, HPR Rudolf Keil, Minister Dr. Ludwig Spaenle und HPR Wolfgang Lambl
                                              bei einem ihrer regelmäßigen HPR-Tage.
8    DIENSTRECHT                                                                                                           vlb-akzente 06/2017

    Die Gruppe der                                                                            tene Position geweckt werden. All dies
    Lehrer an beruflichen
    Schulen diskutierte
                                                                                              dient der vertrauensvollen Zusammenar-
    mit dieser Tischvor-                                                                      beit zwischen Dienststelle und Personal-
    lage die für die beruf-                                                                   vertretung zu Gunsten der Beschäftigten
    lichen Schulen not-
    wendige „Rucksack-
                                                                                              und der Erfüllung der der Dienststelle
    verpflegung“.                                                                             obliegenden Aufgaben. Gerade das Mo-
                                                                                              natsgespräch ist daher ein Instrument,
                                                                                              in der Dienststelle eine Atmosphäre der
                                                                                              Zusammenarbeit und des gemeinsamen
                                                                                              Einsatzes für die beschriebenen Ziele zu
                                                                                              schaffen.

                                                                                              Allgemeines
                                                                                              Die in Art. 67 Abs. 1 Satz 1 BayPVG
                                                                                              auf der Ebene der örtlichen Personal-
    die Schülerinnen und Schüler mit unter-      die Chancen, die durch die innovativen       vertretungen vorgeschriebenen gemein-
    schiedlichsten Bildungsabschlüssen eine      Wege in der Lehrerbildung an den Uni-        schaftlichen Besprechungen sind nicht
    berufliche Aus- oder Weiterbildung auf-      versitäten beschritten wurden. Dadurch       die einzige Gesprächsebene für Dienst-
    nehmen. Hauptpersonalrat Rudolf Keil         hofft die Abteilung Berufliche Schulen,      stelle und Personalvertretung. Im Rah-
    reichte dazu folgende Anträge an Staats-     die Personalunterdeckung im Metall- und      men der allgemeinen Zusammenarbeit
    minister Spaenle ein:                        Elektrobereich zu verringern.                zwischen Personalrat und Dienststel-
    > eine Ausweitung der dauerhaften                                                         le tritt der Personalratsvorsitzende auf
       Planstellen an beruflichen Schulen        Verlässlichkeit und Kontinuität              Grund seiner Aufgabe, die laufenden
       für das Schulprofil „Inklusion“ und       bei der Beschulung und Ausbildung            Geschäfte zu führen und den Personal-
       Intensivierung von leistungsstarken       von Flüchtlingen                             rat im Rahmen der von diesem gefassten
       Schülern                                  „Die verlässliche Einhaltung der sog.        Beschlüsse zu vertreten (Art. 32 Abs. 3
    > die Weiterführung der Qualifizierung       2-3-2-Regelung ist Grundvoraussetzung        Satz 1 BayPVG), in vielfachen Kontakt
       von (Berufsschul-) Lehrkräften mit        für eine erfolgreiche Beschulung von         zum Dienststellenleiter, dessen Aufga-
       dem Ziel: Lehramt für Sonderpäda-         Flüchtlingen und Asylbewerber in BIK-        be es wiederum ist, die Dienststelle zu
       gogik                                     Klassen und anschließend in Berufs-          vertreten (Art. 7 BayPVG); zu beachten
    > mindestens einen Sonderpädagogen           schulklassen“, stellte der HPR-Gruppen-      ist, dass in Angelegenheiten, die nur ei-
       an jeder Berufsschule                     vorsitzende Wolfgang Lambl zu der The-       ne Gruppe betreffen, ein der Gruppe an-
                                                 matik fest. Der Staatsminister teilte mit,   gehörendes Vorstandsmitglied im Be-
    Personalgewinnung durch „neue                dass „man sich die einzelnen Fälle nach      nehmen mit dem Vorsitzenden den Per-
    Wege“ in der Lehrerbildung an den            Meldung genau ansehe“.                       sonalrat vertritt (Art. 32 Abs. 3 Satz 2
    Universitäten                                   Mit dem vollgepackten „Berufliche         BayPVG). Auch besteht die Möglich-
    Einig waren neben Staatsminister Dr.         Schulen-Rucksack“ verließ Dr. Spaenle        keit, dass auf Verlangen des Dienststel-
    Spaenle und Mdgt. German Denneborg           die HPR-Geschäftsräume auf der Prater-       lenleiter eine Personalratssitzung anbe-
    auch die Hauptpersonalratsvertreter über     insel.                                 ❚    raumt oder der Dienststellenleiter zu ei-
                                                                                              ner Personalratssitzung eingeladen wird;
                                                                                              der Dienststellenleiter hat an diesen Sit-
                                                                                              zungen teilzunehmen (Art. 34 Abs. 4
    Personalratsarbeit: Erfolgreich und rechtssicher – Teil V                                 Satz 1 BayPVG).

    Monatsgespräch – wozu eigentlich?                                                         Sinn und Zweck der Regelung
                                                                                              Sinn und Zweck der gemeinschaftlichen
                                                                                              Besprechungen, die keine Personalrats-
    WOLFGANG LAMBL                               Dienststelle anstehenden Probleme kon-       sitzung im Sinne der Art. 34 ff. BayPVG
                                                 tinuierlich und frühzeitig im Gespräch       darstellen, ist es, das Verständnis von
    Die Bedeutung des Monatsgesprächs be-        zu sein. Im Idealfall können im Mo-          Personalvertretung und Dienststellen-
    steht darin, dass in freier, offener Atmo-   natsgespräch Meinungsverschiedenhei-         leiter und damit die Zusammenarbeit
    sphäre ein regelmäßiger, organisierter       ten bereinigt, Unklarheiten oder Miss-       beider Partner zu fördern. Die Gesprä-
    Meinungsaustausch zwischen Dienst-           verständnisse beseitigt und/oder zumin-      che dienen der Erörterung anstehender
    stelle und Personalvertretung als gleich-    dest Kompromisslösungen gefunden             personalvertretungsrechtlich erheblicher
    berechtigten Partnern stattfinden kann       werden und es kann insbesondere auch         Personalprobleme, um schon möglichst
    und soll, um über die konkreten in der       Verständnis für die vom Partner vertre-      frühzeitig eine gemeinsame Lösung zu
vlb-akzente 06/2017                                                                                                   DIENSTRECHT        9

finden. Darüber hinaus dienen sie bei-         es um Einzelpersonalmaßnahmen geht –         mit ausnahmsweise das Monatsgespräch
den Partnern dazu, infolge des Umfangs         der Schweigepflicht (Art. 10 BayPVG)         auch einmal entfallen kann, wenn nichts
des der Erörterung dienenden Themen-           unterliegt, andererseits aber der (örtli-    zu besprechen ist. Der Sinn der Sollvor-
kreises sowie in stetem Kontakt Perso-         che) Personalrat in einer Reihe von An-      schrift ist es demnach, dass nicht der Ka-
nalprobleme der Gestaltung des Dienst-         gelegenheiten, die die Beschäftigten we-     lender darüber zu bestimmen hat, wann
betriebs, ins besonders alle Vorgänge,         sentlich berühren, kein förmliches Be-       die Besprechungen stattzufinden haben.
die die Beschäftigten wesentlich berüh-        teiligungsrecht im Sinne von Art. 75 ff.     Es ist somit erlaubt, dass die Beteiligten
ren, voneinander zu erfahren und mitei-        BayPVG hat, kann die Bedeutung der           im gegenseitigen Einvernehmen von der
nander zu behandeln. In den nicht be-          gemeinschaftlichen Besprechungen für         gesetzlichen Regel abweichen und etwa
teiligungspflichtigen Angelegenheiten          die Personalratspraxis nicht hoch genug      in einem Monat (z. B. bei den Schulen
dient das Monatsgespräch dem wechsel-          eingeschätzt werden.                         im Ferienmonat August) überhaupt kei-
seitigen Meinungs- und Erfahrungsaus-                                                       ne Besprechung abhalten.
tausch. Die gemeinschaftlichen Bespre-         Häufigkeit der Besprechungen                     Die Weigerung eines der beiden
chungen sind nicht lediglich eine Auf-         Die Besprechungen sollen mindestens          Partner, an einer Besprechung mitzu-
gabe oder ein Geschäft des Personal-           einmal im Monat stattfinden. Durch           wirken, obwohl (objektiv) dafür ein An-
rats. Bei ihnen begegnen sich vielmehr         die Formulierung des Gesetzes („bei Be-      lass besteht, stellt einen Verstoß gegen
der Dienststellenleiter und der Personal-      darf auch öfter“) ist zum einen sicher-      das gesetzliche Gebot zur vertrauens-
rat als in jeder Hinsicht gleichberechtig-     gestellt, dass jede Seite von der anderen    vollen Zusammenarbeit (Art. 2 Abs. 1
te Partner.                                    auch häufigere Zusammenkünfte verlan-        BayPVG) dar, der ggf. auch als Pflicht-
    Der Gesprächskontakt zwischen              gen kann. Zu beachten ist jedoch, dass       verletzung im verwaltungsgerichtli-
Dienststelle und Personalrat im Rahmen         für das Verlangen eines oder mehrerer        chen Beschlussverfahren nach Art. 81
der gemeinschaftlichen Besprechungen           zusätzlicher Gespräche objektiv ein zu-      BayPVG festgestellt werden kann. Da-
ist informell. Weder eine förmliche Ein-       reichender Grund (z. B. Umfang des Ge-       rüber hinaus ist die nachhaltige Verwei-
berufung noch eine Tagesordnung noch           schäftsanfalls, Größe der Dienststelle,      gerung erforderlicher Besprechungen
eine Niederschrift sind zwingend vorge-        evtl. außergewöhnliche Entwicklungen,        eine Pflichtverletzung für beide Seiten.
schrieben. Der denkbare Themenbereich          die die Interessen der Beschäftigten be-     Unter den Voraussetzungen des Art. 28
der Monatsbesprechung ist breit ange-          sonders berühren) vorhanden sein muss;       BayPVG kann dies zur Auflösung des
legt. Wenn das BayPVG die „Gestal-             bei der Frage, ob Bedarf für mehr Ge-        Personalrats oder zum Ausschluss eines
tung des Dienstbetriebs“ besonders an-         spräche besteht, kann es also nicht aus-     oder mehrerer Mitglieder aus dem Per-
spricht und dabei alle Vorgänge einbe-         schließlich auf die (subjektive) Beurtei-    sonalrat führen, wenn es durch das Ver-
zieht, die die Beschäftigten wesentlich        lung durch die eine oder andere Seite an-    halten der Personalvertretung zu einer
berühren, so ist damit das gesamte Auf-        kommen. Erst recht nicht darf ein Part-      nachhaltigen und tief greifenden Stö-
gabenspektrum der Personalräte von den         ner den anderen mit objektiv überflüs-       rung der Zusammenarbeit gekommen
allgemeinen bis hin zu den beteiligungs-       sigen Aufforderungen schikanieren. Ein       ist. Verweigert der Dienststellenleiter
pflichtigen Angelegenheiten abgedeckt          solches Vorgehen verstieße ebenso gegen      seine Teilnahme an den Besprechungen
(BVerwG, Beschl. v. 23.11.2010 – 6 P           das Gebot zur vertrauensvollen Zusam-        ohne triftigen Grund, so kann darin ei-
2.10 –).                                       menarbeit (Art. 2 Abs. 1 BayPVG), wie        ne Behinderung der Tätigkeit des Perso-
    Für die Personalvertretung hat die         andererseits die Weigerung einer Seite,      nalrats (Art. 8 BayPVG) liegen. Die Per-
gemeinschaftliche Besprechung folgen-          dem objektiv berechtigten Verlangen der      sonalvertretung hat in diesem Fall die
de Bedeutung: Zum einen bietet sie Ge-         anderen Seite nachzukommen.                  Möglichkeit, Dienstaufsichtsbeschwer-
legenheit, Anregungen und Beschwer-               Insgesamt ist jedoch der Gesetzgeber      de zu erheben. Schließlich kann auf Sei-
den von Seiten der Beschäftigten an die        davon ausgegangen, dass eine monatli-        ten des Dienststellenleiters auch ein dis-
Dienststelle weiterzugeben. Zum ande-          che Besprechung im Durchschnitt erfor-       ziplinarrechtlicher Tatbestand gegeben
ren können die Besprechungen dazu die-         derlich, aber auch ausreichend ist:          sein.                                   ❚
nen, Material für den in jedem Kalen-             Aus der weiteren Formulierung des
derhalbjahr einmal in einer Personalver-       Gesetzes („sollen“) ist nicht etwa zu ent-
sammlung zu erstattenden Tätigkeitsbe-         nehmen, dass die Abhaltung gemein-
richt (Art. 49 Abs. 1 BayPVG) zu sam-          schaftlicher Besprechungen in das freie
meln; denn Sinn dieser Vorschrift ist es,      Belieben von Dienststelle und/oder Per-
dass sich der Personalrat in seiner Ge-        sonalvertretung gestellt wäre. Vielmehr
samtheit den Dienststellenangehörigen          besteht grundsätzlich eine Verpflichtung
stellt, über seine Tätigkeit Bericht erstat-   für beide Seiten, zu gemeinschaftlichen
tet, mit der Belegschaft diskutiert sowie      Besprechungen zusammenzutreten. Der
über ergänzende Fragen Auskunft gibt.          Gesetzgeber hat die im Vergleich zu ei-
Da einerseits der Personalrat bei Erstat-      nem „Müssen“ schwächere Formulie-
tung des Tätigkeitsberichts – insb. soweit     rung „sollen“ nur deshalb gewählt, da-
10    BERUFLICHE OBERSCHULEN                                                                                             vlb-akzente 06/2017

     5. Theatertage der Beruflichen Oberschulen in Bayern

     Vorhang auf in Amberg
     BURKHART HÄUSLER                            grund der extremen Unterrichtsbelas-        an Gedichtausschnitten quer durch die
                                                 tung in den zwei Jahren Schulzeit fest-     Jahrhunderte bereichert.
     Nach Coburg, Fürth, Nürnberg und Ro-        stellte: „Man muss schon ziemlich ver-         Den fulminanten Schlusspunkt des
     senheim fanden die 5. Theatertage der       rückt sein, wenn man als Schüler am         Freitags setzte die Wilhelm-Löhe-Schule
     Beruflichen Oberschulen in Bayern erst-     Freitagnachmittag auch noch Theater         Nürnberg. Die Musicalgruppe rockte in
     mals in der Oberpfalz statt. Am Beruf-      spielt.“ Theaterverrückt eben.              ihrer Eigenproduktion „Löhe Live“ mit
     lichen Schulzentrum in Amberg trafen           Die Gastgeber der BO Amberg be-          einfühlsamen Gesangs-Duetten, mäch-
     sich am Freitag, 31. März 2017, und         gannen das Festival mit ihrer Adaption      tigen Choreinlagen und stilechter Live-
     Samstag, 1. April 2017, zwölf Schulthe-     „Faust – der Tragödie neuester Streich“,    Band die Turnhalle und ließen so den
     atergruppen überwiegend aus dem Nor-        einer temporeichen und witzigen In-         Namensgeber ihrer Schule noch einmal
     den Bayerns. Außerdem nahmen Thea-          szenierung der bekannten Vorlage. Die       quicklebendig werden.
     terlehrer aus Nürnberg, Fürth, Rosen-       Schauspieler glänzten durch ihr ambitio-       Der Abend klang in kommunikativer
     heim, Würzburg und München ohne             niertes Spiel und talentiertes Handwerk.    und kreativer Stimmung aus. Die Am-
     ihre Gruppen an der Veranstaltung teil.                                                 berger Band „Volker Und Die Folgsa-
     Die Ensembles gaben 20-minütige Aus-        Aktuell und eindringlich                    men“ sorgte in der Turnhalle mit Hits
     züge ihrer aktuellen Produktionen zum       Die Theatergruppe der Max-Grundig-          der Neuen Deutschen Welle für Tanz
     Besten, die anschließend jeweils in einer   Schule Fürth gab Schillers „Maria Stu-      und gute Laune. Andere genossen den
     Lehrer- und einer Schülergruppe – mo-       art“. England gegen Schottland. Sehr ak-    lauen Frühlingsabend mit spontanen
     deriert durch erfahrene Theaterlehrer –     tuell. Und sehr eindringlich. Die Natio-    Musik-Sessions im Freien, während sich
     besprochen wurden.                          nen prallten hart aufeinander. Die fein     manche Teilnehmer in der Aula ruhi-
                                                 verwobenen Schicksale der Protagonis-       geren Gesellschaftsspielen hingaben.
     Guckkastenbühne zaubert Theater-            ten kamen trotzdem zart zur Geltung.        So war für jeden etwas dabei und man
     Atmosphäre                                     Eine Eigenproduktion mit dem Titel       munkelt, die Nacht wäre bei dem einen
     Die ehemalige Turnhalle des BSZ Am-         „Hustle for Love“ präsentierte die Schul-   oder anderen Schüler etwas kürzer aus-
     berg, deren Wände mit bordeauxfarbe-        spielgruppe der FOS/BOS Regensburg.         gefallen.
     nem Bühnenmolton verkleidet und de-         Die über 30 Schüler nahmen sich das so-
     zent beleuchtet waren, strahlte mit ihrer   ziale Leben an der Schule vor. Sehr au-     Impro-Theater „Verkehrte Welt“
     schwarzen Guckkastenbühne und pro-          thentisch und modern wurden Themen          Am Samstag eröffnete die FOS/BOS
     fessioneller Beleuchtung echte Theater-     wie Sex, Gewalt, Drogen und Erpres-         Straubing mit der Fantasy-Komödie
     Atmosphäre aus. Gleich zu Beginn prä-       sung bildhaft auf die Bühne gebracht.       „Die sanfte Guillotine“. Die farbenfro-
     sentierte dort die interkulturelle Gruppe      Auch die BOS Nürnberg lieferte an        he Inszenierung beförderte die bekann-
     des BSZ Amberg unter der Leitung von        diesem Freitagnachmittag eine Eigen-        ten Protagonisten der Märchenwelt in
     Kerstin Klug ein mit Musik untermaltes,     produktion ab. Erarbeitet wurde eine        die Jetztzeit und würzte die Geschichten
     sehr emotionales Schattentheater, das       Szenenfolge, die sich mit verschiedenen     gekonnt mit aktuellen Bezügen.
     großen Anklang bei den über 200 Gäs-        Aspekten und Problematiken des „Zu-            „Shakespeare fasziniert Schüler wie
     ten fand.                                   sammenlebens“ auseinandersetzte. Die        Lehrer“, war im Programmheft zu le-
         In den Eröffnungsreden hob Schul-       Gruppe besteht aus Schülerinnen und         sen und diese Begeisterung konnte man
     leiter Martin Wurdack das „Voneinan-        Schülern der Vorklasse, der 12. und 13.     auch auf der Bühne spüren, als die The-
     der lernen und Weiterentwickeln“ beim       Klasse sowie aus Schülern der Berufsin-     atergruppe der Städtischen BOS Regens-
     Theatermachen hervor. Oberbürger-           tegrationsklasse und konnte so prächtig     burg ihre Eigenproduktion „Hamlet und
     meister Michael Cerny, der die Schirm-      aus ihrer eigenen Erfahrungswelt schöp-     eine Prise Macbeth“ mit viel Elan zum
     herrschaft der Veranstaltung übernom-       fen.                                        Besten gaben.
     men hatte, betonte den Wert des Fes-                                                       Nach der Kaffeepause wurde das Fes-
     tivals: „Am schönsten und wertvollsten      Klassisch und modern                        tival erstmals mit einem Potpourri aus
     werden sicherlich die Begegnungen und       Klassischem Stoff widmete sich die The-     dem Improvisationstheater ergänzt. Die
     der Informationsaustausch sein.“ Wäh-       atergruppe der Regiomontanus-Schule         Gruppen traten nach nur 60 Minuten
     rend der Ministerialbeauftragte für die     Coburg mit „Orpheus und Eurydike“.          Vorbereitungszeit mit kurzen Szenen
     Beruflichen Oberschulen in Ostbayern,       Der griechische Mythos vom trauern-         zum Thema „Verkehrte Welt“ an. Die so
     Klaus Vietze, die Theatergruppen an den     den Orpheus, der seine verstorbene Gat-     entstandenen Sequenzen waren ebenso
     Beruflichen Oberschulen als „besonders      tin aus der Totenwelt zurückholen will,     interessant, vielfältig und unterhaltsam
     anerkennenswert“ bezeichnete und auf-       wurde dabei von einem bunten Strauß         wie die spontanen Ansagen, die von zwei
vlb-akzente 06/2017       BERUFLICHE OBERSCHULEN              11

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                                  1 Hustle For Love –
                                  BO Regensburg.

                                  2 Die sanfte Guillotine –
                                  BO Straubing.

                                  3 Szene aus dem
                                  Improtheater.

                                  4 Limbo –
                                  Friedrich-Fischer-Schule
                                  Schweinfurt.

                                  5 Schattentheater –
                                  „Interkulturelle Gruppe“
                                  am BSZ Amberg.

  5
12    BERUFLICHE OBERSCHULEN                                                                                                vlb-akzente 06/2017

     Schauspielern aus Amberg einfallsreich       durch die erstklassige Verpflegung unse-     jahr 2018 wieder in der Oberpfalz statt-
     in Szene gesetzt wurden.                     rer Schulkantine, den Jura-Werkstätten       finden. Cosima Wittenzellner von der
        Nach der Mittagspause nahm sich           e. V. und durch die finanzielle Unterstüt-   BO Schwandorf hat sich bereit erklärt
     die Friedrich-Fischer-Schule Schwein-        zung der Stadt Amberg, des Elternbeirats     die Organisation zu übernehmen. Wir
     furt mit „Limbo“ eine Komödie vor, die       und der SMV der BO sowie der Brauerei        wünschen für die Vorbereitungen „toi,
     sich aus den ernsten Themen Isolation,       Bruckmüller aus Amberg. Vielen Dank!         toi, toi!“ und freuen uns auf das nächste
     Einsamkeit und Selbsttäuschung nährte.           Die 6. Theatertage der Beruflichen       Kapitel des Schultheaters an Beruflichen
     Ein Spagat, den die Gruppe mit Bravour       Oberschulen in Bayern werden im Früh-        Oberschulen in Bayern.                 ❚
     vollbrachte.

     Des Rätsels Lösung
     Es folgte die tragikomische Geschich-        Versammlung der Landeselternvereinigung FOS in Unterschleißheim
     te der Prinzessin „Turandot“, die ih-
     re Hand nur dem verspricht, der drei         Bildung und Digitalisierung –
     schwierige Rätsel zu lösen vermag. Die
     Schulspielgruppe der FOS/BOS Aschaf-         Chancen und Potentiale nutzen
     fenburg setzte das Märchensehr beein-
     druckend und kurzweilig in Szene.
         „Nur über deine Leiche“ drohte die       ANGELIKA HIMMELSTOSS                         len nicht ausreichend. Ersatzlehrkräfte
     Theatergruppe der BO Bayreuth und ze-                                                     für Vertretungen sind nicht verfügbar, da
     lebrierte ausgiebig John Schöllgens mör-     Unter diesem Motto fand am 29. Ap-           es derzeit keine Mobile Reserve gibt. Die
     derischen Abzählreim. Das Publikum           ril 2017 die 47. Delegiertenversamm-         LEV FOS fordert deshalb die Schaffung
     belohnte die spannende Inszenierung          lung der Landeselternvereinigung der         von 200 zusätzlichen Planstellen um den
     mit langem Applaus.                          Fachoberschulen Bayerns (LEV FOS)            Unterrichtsausfall aufzufangen.
         Zum Abschluss des Festivals präsen-      an der Berufsoberschule Unterschleiß-           Die stellvertretende Landrätin des
     tierte die Theatergruppe „Spieltriebe“       heim statt. Die Veranstaltung mit über       Landkreises München, Annette Gans-
     der FOS/BOS Schwandorf „Struwwel-            160 Teilnehmern wurde von Roman Ro-          smüller-Maluche, betonte in ihrem
     peter reloaded“. Die Vorlage aus dem         ell vom Bayerischen Rundfunk mode-           Grußwort, dass nicht nur die Wissens-
     Jahr 1845 wurde mit gewohnt aus-             riert. Unter den Gästen befanden sich        vermittlung im Zentrum unseres Bil-
     drucksstarken Bildern und präzisem           neben Elternbeiräten und Schulleitern        dungssystems stehen darf, sondern auch
     Spiel gründlich entstaubt und mit ak-        zahlreiche Vertreter aus dem Kultusmi-       die Stärkung von Kompetenzen und die
     tuellen und witzigen Bezügen wirkungs-       nisterium, der Politik sowie aus verschie-   Vorbereitung der Kinder und Schüler
     voll abgeschmeckt.                           denen Eltern- und Lehrerverbänden. Sie       auf die soziale Komplexität und kulturel-
         Den Schlussakkord der Theaterta-         zeigten durch ihr Kommen ihr Interes-        le Diversität durch den ständigen Wan-
     ge setzte wiederum die interkulturelle       se an der Weiterentwicklung der Fach-        del. Wegen der starken Nachfrage an
     Gruppe des BSZ Amberg. Ihre Fortfüh-         oberschule und somit der Beruflichen         den Fachoberschulen gibt es Planungen
     rung des Schattentheaters startete mit ei-   Oberschule insgesamt als heute immer         für neue Fachoberschulen im Landkreis
     ner beschwingten Trommeleinlage und          bekannteren und vor allem anerkannten        München. Um die Herausforderungen
     entwickelte sich über einen sehr berüh-      Weg zum Hochschulzugang mit Fachab-          im Bereich der Bildung künftig zu meis-
     renden Solo-Gesang zu einem gemein-          itur oder mit Abitur nach der 13. Jahr-      tern, ist die überparteiliche Zusammen-
     schaftlichen Tanz, der hinter der Schat-     gangsstufe.                                  arbeit erforderlich.
     tenwand begann, dann in den Zuschau-                                                         Als Vertreter der Stadt Unterschleiß-
     erraum getragen wurde und schließlich        Keine Mobile Reserve                         heim brachte Bürgermeister Christoph
     das halbe Publikum zu einem ausgiebi-        Die Vorsitzende der Landeselternverei-       Böck seine Freude zum Ausdruck, dass
     gem Abschiedstanz anregte. Die Gäste         nigung LEV FOS Angelika Himmelstoß           die LEV FOS Bayern ihre Delegierten-
     traten anschließend die Rückreise an und     erklärte in ihrer Begrüßungsrede, dass       versammlung hier an der jüngsten Schu-
     die 5. Theatertage waren Geschichte.         sich mit dem Einzug der Digitalisierung      le in Unterschleißheim veranstaltet. Er
                                                  in die Lebens- und Arbeitswelt auch die      betonte die Bedeutung des Elternen-
     Sponsoring und Helfende Hände                Anforderungen an Bildung verändert ha-       gagements im Schulbetrieb und dank-
     Ermöglicht wurde die Ausrichtung des         ben und die Schülerinnen und Schüler         te den Elternvertretern für ihren Einsatz.
     Festivals erst durch die Unterstützung       bestmöglich darauf vorbereitet werden
     der Schulleitung am BSZ Amberg, die          müssen, aber eine solide Grund- und          Vertreter aller Parteien vor Ort
     u. a. die Räumlichkeiten zur Verfü-          Allgemeinbildung weiterhin die Voraus-       Anwesend waren Abgeordnete des Bay-
     gung stellte, durch die helfenden Hän-       setzung aller Lernprozesse sei. Aufgrund     erischen Landtags der CSU, SPD und
     de mehrerer Kollegen, durch das enga-        des Schülerzuwachses ist die Unter-          Bündnis 90/Die Grünen. Als Vertre-
     gierte Mitwirken der Klasse BWS 11,          richtsversorgung an den Fachoberschu-        ter des Bildungsausschusses und damit
vlb-akzente 06/2017                                                                                                         BERUFLICHE OBERSCHULEN      13

Elternbeiräte, Schulleiter und Vertreter aus Kultusministerium/Politik sowie aus Eltern- und Lehrerverbänden besuchten die Delegiertenversammlung.

für den Landtag und alle dort vertrete-                Megatrend Digitalisierung                              welt und den Wissenserwerb im Zeital-
nen Parteien betonte Martin Güll von                   In Vertretung für Staatssekretär Georg                 ter der Digitalisierung.
der SPD, dass die Fachoberschule die am                Eisenreich sprach Dr. Ute Eiling-Hü-
stärksten wachsende Schulart in Bayern                 tig, CSU und Mitglied des Bildungsaus-                 Anträge der Delegiertenver-
ist. Eine bessere Aufstellung der Schu-                schusses, ein Grußwort an die Teilneh-                 sammlung
len ist notwendig um bestmögliche Vor-                 mer. Darin hob sie hervor, dass zur Er-                Beim verbandsinternen Teil der Dele-
aussetzungen für erfolgreiche Bildung zu               folgsgeschichte der Fachoberschule auch                giertenversammlung am Nachmittag
schaffen. Digitale Bildung ist nicht nur               die ausgezeichnete Zusammenarbeit mit                  wurden zwei Mitglieder neu in den Vor-
der Umgang mit Tablet oder Smartpho-                   der LEV FOS, sowie das gegenseitige                    stand der LEV FOS gewählt. Weiterhin
ne sondern auch Medienbildung und                      Vertrauen und das gemeinsame Suchen                    stand eine Reihe von Anträgen der De-
Medienerziehung. Die Individualisie-                   nach Antworten auf Herausforderun-                     legierten zur Diskussion, die sich mit
rung ist der Schlüssel, kooperative Lern-              gen beitragen. Zentrale Handlungsfel-                  Ausbau und Weiterentwicklung der Be-
formen werden benötigt. Erforderlich ist               der sind derzeit die Ausweitung der Aus-               ruflichen Oberschule befassen und an
aber auch die kritische Distanz zu Medi-               bildungsrichtungen und die Einführung                  das Kultusministerium weitergegeben
en und die Klärung der Frage wer die di-               neuer kompetenzorientierter Lehrpläne.                 werden. Diese spiegeln wichtige Anre-
gitale Schule betreuen kann. Diese Auf-                Für den Megatrend Digitalisierung ist                  gungen der Eltern wider, vor allem die
gabe kann nicht allein von schulischen                 der kompetente Umgang mit Informati-                   Forderung nach zusätzlichen Lehrer-
Betreuern geleistet werden.                            onstechnologien notwendig. Vorausset-                  stellen zur angemessenen Unterrichts-
    Die stellv. Schulleiterin der Berufli-             zung ist die Stärkung der Lehrerausbil-                versorgung aufgrund der weiterhin ho-
chen Oberschule Unterschleißheim, Ga-                  dung im Bereich Digitalisierung, sowie                 hen Schülerzahlen an den Fachober-
briele Menzel, stellte in ihrem Gruß-                  die Schaffung schneller Internetverbin-                schulen. Eine Mobile Reserve bzw. in-
wort die Schule vor, die mit derzeit über              dungen an jeder Schule. Für viele neue                 tegrierte Lehrerreserve zur Vermeidung
1.000 Schülern nicht nur räumlich, son-                Herausforderungen ist die Zusammen-                    des Unterrichtsausfalls und Ausweitung
dern auch personell an ihre Grenze ge-                 arbeit der Schulfamilie wichtig. Für den               des Einsatzes von Schulpsychologen sind
langt ist. Die enormen Aufgaben der                    kompetenten und engagierten Einsatz                    weitere wichtige Forderungen.        ❚
Beruflichen Oberschule sollen stärker                  dankte sie der LEV FOS.
wahrgenommen und wertgeschätzt wer-                       Im Rahmen des Festvortrags sprach
den. Außerdem äußerte Sie den dringen-                 Dipl.-Ing. Barbara Gerber, Leiterin der
den Wunsch mehr Planstellen zu schaf-                  weltweiten Ausbildung im Unterneh-
fen, damit der Pflichtunterricht nicht ge-             men der Dräxlmaier Group Deutsch-
kürzt werden muss.                                     land, über die Veränderung der Arbeits-
14    TAGUNGEN                                                                                                                vlb-akzente 06/2017

     12. FOS/BOS-Fachtagung in Ansbach

     FOS/BOS 2020 – aktuelle Entwicklungen
     an unserer Schulart
                                                   seien die pädagogischen und psycholo-        sich folgendermaßen auf den Punkt
                                                   gischen Fähigkeiten der Lehrkräfte, die      bringen:
                                                   Begeisterung für das jeweilige Fach und      > „3 Vs“: Vorbild, Verpflichtung, Ver-
                                                   die damit verbundene Fähigkeit, für den         antwortung
                                                   Schulstoff positive Emotionen zu we-         > „4 Ms“: Man muss Menschen mögen.
                                                   cken.                                        > „3 Ks“: Kommunikation, Kooperati-
                                                                                                   on, Kompetenz
                                                   Motivation durch Erreichbarkeit
                                                   Die Generation der heutigen Schülerin-           Statt Ehrfurcht vor Hierarchien zu
                                                   nen und Schüler bezeichnete Fischer als      haben, sollte man Wert auf Respekt vor
                                                   eine „Top-Generation“, die gute Füh-         Menschen legen. Die Führungskraft soll-
                                                   rung brauche und verdient habe. Prob-        te dabei Kapitän und Coach zugleich
                                                   lematisch sei dabei, dass den Lehramts-      sein, also Ziele vorgeben und den Weg
     MARTIN LANGENBERG                             studierenden dieser Aspekt der Rolle der     zum Ziel begleiten. Wichtig sei zudem
                                                   Lehrkräfte oft nicht bewusst sei. Gera-      eine aktive Fragekultur, bei der keine
     Der 12. FOS/BOS-Tag des VLB, der              de einmal 20 % der Regensburger Lehr-        Frage tabu sei, und das Bewusstsein, dass
     diesmal an der Beruflichen Oberschu-          amtsstudierenden gingen in einer Um-         Menschen zwar unterschiedliche Funk-
     le in Ansbach stattfand, stand unter          frage davon aus, später Führungsaufga-       tionen haben, dies aber nicht zu einem
     dem Motto „FOS/BOS 2020“. Mit ei-             ben zu haben. Dabei ist Führung eine         Zweiklassendenken führen dürfe. Vor-
     nem Einführungsvortrag des Regensbur-         zentrale Aufgabe von Lehrerinnen und         aussetzung für eine gute Führung im hu-
     ger Professors Dr. Peter Fischer, verschie-   Lehrern. Die Gruppenmitglieder (bzw.         manistischen Sinn sei auch die Fähig-
     denen Workshops und dem mittlerwei-           die Klasse) müssen kognitiv und affek-       keit zur Selbstreflexion. Man müsse sich
     le schon traditionellen Gespräch mit Mi-      tiv inspiriert werden, ein gemeinsames       selbst führen und Mechanismen bei sich
     nisterialrat Günter Liebl wurde ein Aus-      Ziel zu verfolgen. Hier ist die Bezie-       selbst reflektieren, um sie bei anderen er-
     blick auf die Zukunft unserer Schulart        hung zwischen Lehrenden und Lernen-          kennen zu können.
     gegeben.                                      den für die Motivation entscheidend. Fi-         Nach zahlreichen parallel laufenden
                                                   scher verwies in diesem Zusammenhang         Workshops, die sich aktuellen Themen
     Einfluss von Führungskräften                  auf die „Open-door-policy“ in England,       unserer Schulform widmeten, stand am
     Nach einer moderierten Begrüßung mit          wo Führungskräfte, wie auch Lehrkräf-        Nachmittag das Gespräch mit Ministe-
     musikalischer Umrahmung durch den             te, die Hälfte des Arbeitstages erreichbar   rialrat Günter Liebl auf dem Programm.
     Triesdorfer Chor und die Triesdorfer          seien. Diese Art der Ansprechbarkeit sei     Liebl erläuterte zunächst den aktuellen
     Schulband stand ein Fachvortrag zum           ein sehr positiver Aspekt für die Motiva-    Stand des Innovationsprozesses an der
     Thema „Evidenzbasierte Unterrichts-           tion der geführten Personen. Es sei zu-      Fach- und Berufsoberschule.
     führung und Schulleitung in Zeiten per-       dem wichtig, am Selbstkonzept der Ler-
     manenten strukturellen Wandels“ von           nenden anzusetzen und Wertschätzung          Implementierung neuer Lehrpläne
     Prof. Dr. Peter Fischer von der Univer-       für Leistungsfortschritte zu zeigen.         Die Lehrplanarbeiten sind weitgehend
     sität Regensburg auf dem Programm auf                                                      abgeschlossen und den Verbänden im
     dem Programm. Prof. Dr. Fischer, selbst       Management mit 3 V, 4 M, 3 K                 Rahmen des Anhörungsverfahrens zur
     ehemaliger BOS-Schüler aus Schey-             Ebenso bedeutend sei, wie die Führungs-      Stellungnahme gegeben. Die Rückmel-
     ern, hob zunächst den enormen Einfluss        kräfte- bzw. Lehrkräfte mit den Persön-      dungen waren insgesamt sehr positiv.
     von Führungskräften auf das Leistungs-        lichkeitsmerkmalen des „Big-Five-Kon-        Bei einzelnen Fächern vorgebrachte Kri-
     und Motivationsverhalten der Mitarbei-        zepts“ (Offenheit für Erfahrungen, Ge-       tikpunkte wurden soweit möglich aufge-
     ter hervor, was sich auf den Einfluss von     wissenhaftigkeit, Extraversion, Verträg-     griffen und die Lehrplanentwürfe ent-
     Lehrerinnen und Lehrern bei der Unter-        lichkeit, Neurotizismus) ausgestattet sei-   sprechend überarbeitet. Seit Beginn des
     richts- und Klassenführung übertragen         en, die in jedem Menschen stecken. Füh-      Schuljahres finden an den Schulen Im-
     lässt. Das Wissen über die Psychologie        rungskräfte müssen laut Fischer Exper-       plemetierungsveranstaltungen statt, in
     des Menschen und über Funktion und            ten für Menschen sein, die in der Lage       denen die Lehrkräfte mit den Inhal-
     Ablauf von Kommunikation sei hierfür          sind, soziale Prozesse zu managen. Was       ten und den Zielen der neuen Lehrplä-
     besonders wichtig. Ebenso bedeutend           humanistische Führung ausmacht, lässt        ne vertraut gemacht werden sollen. Pa-
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