VM#12-1 - VDW RHEINLAND WESTFALEN
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
#12 –1 2 012 /1 3 vm Themen, Trends und Fakten der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft für Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland Verba ndsMaga z i n 18 Keine Fördermittel für altersgerechten Umbau eingeplant 4 Schwerpunkt Leerstandsmanagement Die Leere mit Leben füllen L2 Landesausgabe NRW Genossenschaftsfestakt im Landtag
Informationen auf einen Klick. www.vdw-rw.de | www.vdwsuedwest.de www.vdw-saar.de | www.wohnungswirtschaft-aktuell.de
EDITORIAL 1 Liebe LEser >> Während in wirtschaftsstarken Ballungszentren der Wohnraum knapp wird, stehen vor allem in ländlichen Regionen viele Wohnungen leer. Nicht nur die Wohnungs wirtschaft muss darauf differenzierte Antworten finden. Auch die Wohnungspolitik ist gefragt. Wohnraumförderung ist nicht nur in den Metropolregionen gefragt, sondern auch in Leer- standsgebieten: Nur braucht sie hier andere Instrumente. Leerstand bei Wohnungsknappheit – Wohnungspolitik braucht differenzierte Instrumente G anz Deutschland spricht über feh- und nicht in den ländlichen Regionen; dort Inzwischen scheint sich langsam die Ein- lende Wohnungen, Städte, in denen sind eher Themen wie Ersatzneubau oder sicht durchzusetzen, dass die Mieter nicht die Mieten nur eine Richtung ken- gar Rückbau gefragt. Und er muss die rich- überfordert werden dürfen. Eine Einsicht, nen: nach oben. Und das VerbandsMagazin tige Qualität haben: Mehr als auf die bloße die es durch breite Bündnisse mit anderen macht einen Schwerpunkt über Leerstands- Menge kommt es auf die altersgerechten Verbänden zu fördern gilt. management. Ist das nicht aus der Zeit ge- und energetischen Eigenschaften der neu fallen? Nein, ist es nicht. Denn gerade in gebauten Wohnungen an. Auch vor Ort wird Wohnungspolitik wie- Phasen, in denen in der politischen Debatte der öffentlichkeitswirksam diskutiert, ob im Grunde nur über den Neubau gesprochen Die Wohnungsgesetze der Länder muss in Mainz, Wesel oder anderswo. Das kann wird, ist es wichtig, daran zu erinnern, dass diese regionale und qualitative Fragestel- der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft sich die Wohnungsmärkte weitaus differen- lung in den Blick nehmen. Das fordern die nur gut tun. Im anstehenden Bundestags- zierter verhalten, als dies in der Diskussion wohnungswirtschaftlichen Verbände ak- wahlkampf wird das Thema mit Sicherheit offenbar wird. Deutschland besteht nicht nur tuell etwa in Hessen, wo gerade ein neues eine Rolle spielen, zumindest SPD-Kanzler aus wachsenden Großstädten. Wohnungsbaufördergesetz im parlamenta- kandidat Peer Steinbrück scheint sich dafür rischen Prozess erarbeitet wird, in NRW, wo sehr zu interessieren. Damit soll das große Problem, das sich in der VdW Rheinland Westfalen auf seinem Düsseldorf, Köln, Frankfurt und anderswo Parlamentarischen Abend Empfehlungen Vor der heißen Wahlkampfphase steht aber stellt nicht kleingeredet werden, ganz im für eine verbesserte Wohnraumförderung erst einmal die weihnachtliche, hoffentlich Gegenteil. In ihrem zweiten Wohnungs- ausgegeben hat, und in Rheinland-Pfalz, möglichst unpolitische Verschnaufpause an. marktbericht hat die Bundesregierung diese wo sich die Arbeitsgemeinschaft rheinland- Nutzen Sie diese Zeit, lassen Sie es sich gut- schwierige Situation für Einkommensschwä- pfälzischer Wohnungsunternehmen an dem gehen. Der VdW Rheinland Westfalen, der chere (und zunehmend auch für Normal- Aktionsbündnis „Impulse für den Woh- VdW südwest und der VdW saar wünschen verdiener) ja auch endlich klar benannt nungsbau Rheinland-Pfalz“ beteiligt. Ihnen und Ihren Liebsten ein gesegnetes (siehe Seite 14). Doch nicht weit entfernt von Weihnachtsfest und ein glückliches neues diesen Metropolregionen gibt es Gemeinden Eines hat die Diskussion um die steigenden Jahr! und Kreise, in denen Häuser leer stehen Mieten in Metropolregionen jedenfalls ge- und in denen die Mieten sogar sinken. Für bracht: Politik und Öffentlichkeit sprechen Kommunen, aber auch für Wohnungsun- wieder über Wohnungspolitik – und vor al- Ihr ternehmen ist das eine schwierige Situation, lem auch wieder über die soziale Dimension für die oftmals eine politisch-wirtschaftliche der Wohnungspolitik. In den vergangenen Gemeinschaftsanstrengung notwendig ist. Jahren wurde die Wohnungswirtschaft in der politischen Öffentlichkeit fast ausschließ- Die Politik muss deshalb eine differenzierte lich aus der Perspektive des Klimaschutzes Antwort auf eine differenzierte Problemlage betrachtet. Das führte zu immer höheren finden. Mehr Neubau alleine reicht nicht Auflagen in Neubau und Bestand, die Bau- Alexander Rychter aus. Er muss an den richtigen Orten stattfin- kosten schnellten in die Höhe – auch deshalb Verbandsdirektor/Vorstand den: eben in den wachsenden Großstädten wundert wenig, dass dem die Mieten folgten. des VdW Rheinland Westfalen 12/2012–1/2013 • VerbandsMagazin
2 INHALT 4 10 23 Schwerpunkt Mit gezielten Werbekampagnen GdW-Verbandstag: Altmaier will Leerstandsmanagement neue Zielgruppen ansprechen Energiewende bezahlbar meistern Schwerpunktthema AKTUELLES 4 Die Leere mit Leben füllen 14 Bundesregierung erkennt Auftragsvergabe: Zentrale, Schwerpunkt Leerstandsmanagement Wohnungsknappheit als Problem aber vielschichtige Aufgabe Zweiter Bericht der Bundesregierung Veranstaltung 6 Hier herrscht der größte Leerstand bei den Verbandsmitgliedern 15 14 Prozent mehr Wohnungen in 21 Nachhaltigkeit zum 10. Jubiläum Statistik Mehrfamilienhäusern genehmigt 20. Symposium Perspektiven für Statistisches Bundesamt Wohnungsgenossenschaften 7 Von 14 Prozent auf drei Prozent Leerstand 16 „Die städtebauliche Umstruktu Die SEPA-Umstellung bei Erfahrungsbericht von Ingo Wöste, rierung wird langwierig“ Wohnungsunternehmen Geschäftsführer der Wohnungs Evaluierung des Programms Neue GdW-Information gesellschaft Werdohl GmbH Stadtumbau-West 22 Stabwechsel im Vorstand EBZ 10 Mit gezielten Werbekampagnen Barrieren in Stadtquartieren Förderverein Aus- und Fortbildung neue Zielgruppen ansprechen überwinden Alexander Rychter neuer Vorsitzender Unternehmensgruppe Nassauische Neue Broschüren des BBSR Aktuelles Genossenschaftsrecht Heimstätte/Wohnstadt, Frankfurt 17 „Wachsender Westen, schrumpfen Gemeinsame Veranstaltungsreihe 11 Tatort Leere: dem Leerstand auf der Osten“ gilt nicht mehr Aktuelles Wohnungseigentumsrecht der Spur Interessante Grafiken zur Gemeinsame Veranstaltungsreihe Entwicklungsagentur Bevölkerungsentwicklung Rheinland-Pfalz e.V. Leitfaden für integrierte 23 Umweltminister Altmaier will die Energiewende bezahlbar meistern 12 Mit Portfoliomanagement und Stadtentwicklung geplant GdW-Verbandstag Gästewohnungen gegen den Projektstart Leerstand Interview mit Christoph Beutekamp, 18 Keine Fördermittel für alters gerechten Umbau eingeplant Steuern Geschäftsführer der Gewobag Bundeshaushalt Hofgeismar eG 13 Zur kreativen Zwischennutzung: 19 170 ehrenamtliche Genossenschaft 24 Deutscher Bundestag verabschiedet ler diskutierten aktuelle Themen Steuergesetze „Geld allein macht nicht glücklich“ Treffpunkt Ehrenamt in Gastbeitrag von Matthias Kliefoth Creative.NRW, Cluster Kultur- und Genossenschaften 25 Aktuelles Steuerrecht Unterlagen Kreativwirtschaft 20 Verbände informieren über neue Neuer Leitfaden zur Einführung der Energieeinsparverordnung E-Bilanz Informationsveranstaltung GdW-Information 137 12/2012–1/2013 • VerbandsMagazin
INHALT 3 27 30 34 Urteil zu Abriss des Nachbarhauses Energieeinsparverordnung und Bielka/Beck (Hrsg.): mit gemeinsamer Giebelwand Energieinsparungsgesetz kommen Verantwortung für die Stadt Technik, Bauen, Planen Landesausgaben 26 ELStAM – Das neue Verfahren 30 Energieeinsparverordnung 2012 und Hessen beim Lohnsteuerabzug Energieeinsparungsgesetz kommen Lohnsteuer Referentenentwürfe L2 Aktuelles Authentifizierung 32 Kosten der Legionellenprüfung L5 Politik Umsatzsteuer-Voranmeldungen und § 35a EStG L8 Verband und Gremien Trinkwasserverordnung Einkommensteuer-Änderungs L11 Medienecho richtlinien 2012 (EStÄR 2012) VOB/B 2012 in Kraft getreten Einkommensteuer L12 Termine Für sie gelesen Nordrhein-Westfalen RECHT L2 Aktuelles 33 Gewinn für alle! Genossenschaften 27 Anspruch auf Putz und Dämmung als Wirtschaftsmodell der Zukunft L8 Politik bei Abriss des Nachbarhauses mit Konny Gellenbeck gemeinsamer Giebelwand L9 Verband und Gremien Betreutes Wohnen in Genossen Nachbarschaftsrecht L12 Personalia und Jubiläen schaften 28 Ansatz von fiktiven Sach- und InWIS L13 Aus den Unternehmen Arbeitsleistungen in Betriebs L16 Termine kostenabrechnung zulässig 34 Verantwortung für die Stadt – Beiträge für ein neues Miteinander Betriebskostenrecht Frank Bielka, Christoph Beck (Hrsg.) Aus der Beratungspraxis Rheinland-PFalz/Saarland Großfamilie Wohnungs der Verbände Vier-Länder-Büro, Bonn genossenschaft? L2 Aktuelles InWIS L6 Politik 29 Mehrmals tägliches Stoßlüften 35 Daten und Trends 2012 L7 Verbände und Gremien gegen Schimmelbefall zumutbar GdW Mietrecht L12 Termine Umlage der Modernisierungskosten bereits ab Rechnungszugang Seminare Mietrecht 35 Seminare im Januar und Februar 12/2012–1/2013 • VerbandsMagazin
©Robert Kneschke - Fotolia.com Kein seltenes Bild in manchen Regionen: Neue Mieter lassen auf sich warten, die Klingelschilder bleiben unbeschriftet. 12/2012–1/2013 • VerbandsMagazin
Schwerpunkt 5 ©M ichael Tieck - Fot Schwerpunkt Leerstandsmanagement Die Leere mit Leben füllen olia .co m Leerstand kann viele Väter haben: eine unzureicheinde Qualität der Wohnung, ein falsches Marketingkonzept, die demografische Entwicklung und vieles mehr. Ein Patentrezept zum Leerstandsabbau wird es deshalb niemals geben, aber es gibt Strategien, die funktioniert haben – und die stellt das VM in dieser Ausgabe vor. F ür Wohnungsunternehmen sind sie Zuweilen werden Wohnungen nur deshalb weise ist vor allem deshalb interessant, weil ein renditeminderndes Ärgernis, für nicht vermietet, weil große Modernisierun- sie versucht, an die verstreuten Einzeleigen- Städte und Gemeinden unter Um- gen oder gar Abrissarbeiten anstehen. Wo tümer heranzukommen, jene Gruppe also, ständen eine Katastrophe, wenn sie gehäuft dies aber nicht der Fall ist, ist Gehirnschmalz die für Politik aber auch für Wohnungsun- vorkommen: leerstehende Wohnungen. und ein ausgefeiltes Portfoliomanagement ternehmen, deren Bestände in unmittelbarer Stehen gar ganze Gebäudereihen leer, leidet gefragt. Möglicherweise ist die Vermietung Nachbarschaft zu lange leer stehenden Ge- das Image eines Stadtviertels, mittelfristig speziell an Kreative sinnvoll, auch weil da- bäuden liegen, nur schwer erreichbar sind. sinken auch dadurch die Gewinne. durch das Image eines Viertels gewinnen kann. Ein Ansatz ist aber auch, Gästewoh- So soll diese Ausgabe in erster Linie Erfolgs- Damit es aber soweit nicht kommt, haben nungen einzurichten, die den Leerstand beispiele darstellen und damit ein Heft des professionelle Wohnungsunternehmen ein teilweise auffangen. Mutmachens sein. Den Leerstand von 14 ganzes Bündel von Ansätzen, um den Leer- Prozent auf drei Prozent bringen? Das geht. stand abzubauen. Dieses reicht von einem Über all diese Ansätze berichtet die aktu- So geschehen in Werdohl (siehe Seite 7). Wechsel des Marketings bis hin zu großen elle Ausgabe des VerbandsMagazins. In Umstrukturierungen des Bestands mit Abriss Rheinland-Pfalz kümmert sich mit Blick auf und Ersatzneubau, Fördermitteln aus dem die Stadtentwicklung auch die Entwicklungs- Stadtumbau und ähnliches. agentur um das Thema. Ihre Herangehens- 12/2012–1/2013 • VerbandsMagazin
6 Schwerpunkt Statistik Hier herrscht der größte Leerstand bei den Verbandsmitgliedern D ie Leerstandsquote der Mitglieds- Diese Zahlen beziehen sich auf alle nicht ver- berg und der ehemalige Regierungsbezirk unternehmen im Verbandsgebiet mieteten Wohnungen, egal ob diese wegen Koblenz die höchste diesbezügliche Leer- schwankt beträchtlich. Das zeigt einer baldigen Modernisierung, eines be- standsquote aufweisen. sich bereits bei einer Analyse der Jahres vorstehenden Abrisses, eines Verkaufs oder statistik auf Regierungsbezirksebene. Mieterwechsels leer stehen. Von Interesse Der Leerstand kann vielfältige Gründe Während im Regierungsbezirk Kassel ge- sind natürlich vor allem die Wohnungen, haben – von fehlenden Wohnungsquali- rade einmal 1,7 Prozent aller Wohnungen bei denen Vermietungsschwierigkeiten zum täten bis hin zum strukturellen Leerstand leer stehen, sind es im Regierungsbezirk Ausbleiben von Mietzahlungen führen. Hier aufgrund schwindender Bevölkerungs Arnsberg knapp 4,6 Prozent. Lokal gibt fällt auf, dass der Regierungsbezirk Arns- zahlen. es darüber hinaus natürlich noch einmal deutliche Unterschiede. Münster 1,40 % 1,33 % 47.179 94.717 Düsseldorf Detmold Arnsberg 1,18 % 254.166 1,55 % Kassel 203.403 0,66 % 11.135 Köln 0,31 % 150.998 0,11 % Gießen 23.763 2,10 % 14.666 0,34 % 0,11 % 221.841 Koblenz 3.750 Darmstadt Trier Mainz Eigener Wohnungsbestand* Leerstandsquote wegen Vermietungsschwierigkeiten 0,83 % 56.574 *ohne LEG bzw. Nassauische Heimstätte 12/2012–1/2013 • VerbandsMagazin
Leerstandsmanagement 7 Erfahrungsbericht von Ingo Wöste, Geschäftsführer der Wohnungsgesellschaft Werdohl GmbH Von 14 Prozent auf drei Prozent Leerstand 2006 war die Wohnungsgesellschaft Wer- Nachfrageverlust an gleichartigen Woh- Neubauten gekennzeichnet waren, konnten dohl GmbH in einer schwierigen Situation: nungsbeständen voll niederschlug. Folge für nur mit erheblichen finanziellen Anstren- 14 Prozent der Wohnungen standen leer. die Woge war im Jahr 2006 ein Höchststand gungen der Woge realisiert werden. Als be- Inzwischen hat das Wohnungsunterneh- des Leerstandes von rund 14 Prozent des sonderes Wohnungsangebot für betagte und men die Trendumkehr geschafft. Doch eigenen Wohnungsbestandes, der zu der Zeit hochbetage Menschen ist unser im Jahr 2007 dazu brauchte es weit mehr als eine einzel- noch 1.660 Einheiten umfasste. ne Maßnahme, wie Geschäftsführer Ingo Wöste in seinem Gastbeitrag berichtet. Eines war klar, so konnte das auf jeden Fall nicht weiter gehen. Nur, was sollte getan Im Grunde suchen wir auf komplexe Fra- werden? gen immer eine einfache Antwort. So auch beim Thema „Vermeidung und Abbau von Als Grundlage für weitere Entscheidun- Wohnungsleerständen“. Vorab kann schon gen führte zeitnah ein externer Berater ei- festgestellt werden, dass es hierzu keine ne grundlegende Portfolioanalyse durch, einfache Antwort gibt und wenn es sie geben um sich außerhalb des Bauchgefühls ein sollte, diese nicht zum gewünschten Erfolg detailliertes Bild von dem eigenen Woh- führen wird. nungsbestand machen zu können. Schließ- lich wurden Kundenzielgruppen wie ein- Aber jetzt zuerst die Ausgangslage: Werdohl, kommensschwache und -starke Haushalte, eine Kleinstadt im Sauerland, hatte im Jahr Singles, Familien oder betagte Menschen 2000 rund 20.000 Einwohner und musste sich definiert. Für diese Zielgruppen sind spe- schon damals verstärkt mit den gravierenden ziell zugeschnittene Wohnungsangebote wohnungswirtschaftlichen Auswirkungen entwickelt worden. Die zu erstellenden Woh- der demografischen Entwicklung „Wir wer- nungsmarktprodukte, die im Wesentlichen den weniger, älter und bunter“ auseinan- durch umfangreiche energetische Moderni- dersetzen, was sich in unserer Wohnungs- sierungen, erhebliche Investitionen in den gesellschaft Werdohl GmbH (Woge) durch Wohnungen, Wohnumfeldverbesserungen überflüssige, umbaubedürftige und einem und Erstellung von öffentlich geförderten Ingo Wöste >> 12/2012–1/2013 • VerbandsMagazin
8 Schwerpunkt Foto: Wohnungsgesellschaft Werdohl GmbH Der Abriss von ganzen Häusern gehörte in Werdohl zum Konzept dazu. errichtetes erstes Nachbarschaftshilfezen nachvollzogen werden, führt das schnell zu wurden ausgiebig besprochen und brachten trum im Werdohler Stadtteil Ütterlingsen einer inneren Motivationskündigung. die nötige Transparenz für die vorgenomme- hervorzuheben, das sich an dem so ge- nen Umstrukturierungen. nannten „Bielefelder Modell“ orientiert. Im Um dieser Tendenz entgegenzuwirken, fährt Wesentlichen wird dort ein möglichst langes das gesamte Personal seit 2006 einmal im Die Umsetzung eines PR- und Marketing- eigenständiges Leben in der eigenen Woh- Jahr mit einem Kommunikationstrainer zu konzeptes, unter anderem mit der Einfüh- nung unterstützt. Im Jahr 2010 eröffnete das einem zweitägigen Seminar. Themen wie rung von pfiffigen Vermietungsaktionen zweite Zentrum im Ortsteil Pungelscheid. wie dem Windelbonus, eines neuen Lo- • Markt, Wettbewerb und Zukunftsaus- gos, der konsequenten Realisierung auf So weit so gut. Aber damit war noch lan- sichten = Unternehmen zum Immo allen Kommunikationsebenen, eines aktiv ge nicht alles erledigt. Die Woge wandelte biliendienstleister umbauen, gelebten Unternehmensleitspruchs „Wir sich aufgrund des großen Handlungsdrucks • Ausbau der Vertriebsorientierung und geben Ihrem Zuhause ein Gesicht“, einer konsequent und sehr zügig von einem klas- des Forderungsmanagements, komplett neuen Homepage, die an zwei sischen Wohnungsverwalter zu einem ver- • anonyme Mitarbeiterbefragung = Wettbewerben teilnahm und auch beide triebsorientierten Immobiliendienstleister. interne Zusammenarbeit optimieren, Male prämiert wurde, flankierte die neue Stellt sich nur die Frage, wie auf solche Pro- • Unternehmensleitbild von den Mitarbei- Unternehmensphilosophie und rundete das zesse eigentlich die Mitarbeiter des Woh- tern entwickelt und mit Geschäftsfüh- Gesamtpaket ab. nungsunternehmens reagieren, die sich rung und Aufsichtsrat abgestimmt, oftmals ausschließlich als Profis im Woh- • Mietrückstände erfolgreich abbauen – Damit waren die internen Hausaufgaben nungsverwalten verstanden. Das Problem: eine gemeinsame Aufgabe in unserer der Woge im weitesten Sinne angestoßen Wenn die Mitarbeiter nicht den Weg der Woge-Werdohl, und auch erfolgreich umgesetzt worden. Unternehmensleitung mitgehen möchten, • innehalten und vorausschauen – Enwick- Aber was ist mit der Stadtentwicklung ins- weil die Gründe für die weitreichende Verän- lungen im Unternehmen und in der per- gesamt? Der Wohnstandort Werdohl ver- derung der Unternehmensphilosophie nicht sönlichen Situation des Mitarbeiters fügte über ein schlechtes Image und nach 12/2012–1/2013 • VerbandsMagazin
Leerstandsmanagement 9 Kontakt >> Ingo Wöste Wohnungsgesellschaft Werdohl GmbH Dammstraße 11 58791 Werdohl Tel.: 02392 5071018 Fax: 02392 5071026 woeste@woge-werdohl.de www.woge-werdohl.de der Devise „Wo ich nicht leben möchte, da von „Stadtumbau West“-Mitteln eine große rissen und für rund sechs Millionen Euro ein wohne ich auch nicht!“ reicht es eben nicht Chance auf, überhaupt noch kommunale neuer Vollsortimenter errichtet wird. aus, nur die Weichen im Unternehmen Investitionsmittel auslösen zu können. Das kundenorientiert neu zu stellen. Allein in den Jahren 2008 und 2009 von vielen Mit der dargestellten konsequenten Um- dadurch kann ein nachhaltiger Erfolg eines Akteuren der Stadt Werdohl erarbeitete strukturierung und Förderung des internen Wohnungsunternehmens nicht erreicht Stadtentwicklungskonzept endete letzt- und externen Unternehmensbildes ent werden. Daher ist es nachvollziehbar, dass endlich in einem abgegrenzten Gebiet mit wickelt sich die Woge immer mehr zum der Woge-Geschäftsleitung in Personal- städtebaulichem Handlungsbedarf. angestrebten umfassenden Immobilien union auch im Herbst 2008 die Leitung der dienstleister. Trotz einiger Portfoliobereini- Werdohler Stadtmarketing GmbH übertra- Als teilräumlicher Bereich wurden der süd- gungen, zum Beispiel durch den Verkauf von gen wurde. Seit diesem Zeitpunkt zieht die liche Teil der Innenstadt inklusive Bahn- 110 Wohnungen in einem extremen Stadt- Woge zusammen mit dem Stadtmarketing hofsviertel und der Stadtteil Ütterlingsen randgebiet, bei denen ein rund 50-prozen- buchstäblich an einem Strang. In einer festgelegt, wo die Woge über rund 750 tiger Wohnungsleerstand vorlag, und einem Zeit, wo sich große Immobilienanbieter, die Wohnungen verfügt. Das ist rund die Hälf- bisher vorgenommen Abriss in Ütterlingsen auch über zahlreiche Wohnungsbestände te ihres Gesamtwohnungsbestandes. Der von 36 Einheiten mit anschließender Errich- in Werdohl verfügen, immer mehr aus der Werdohler Stadtrat beantragte im Herbst tung eines Ersatzneubaus, sind von den im flächendeckenden Kundenbetreuung ver- 2009 für unterschiedliche städtebauliche Jahr 2006 über 210 Wohnungsleerständen abschieden, bringt sich das Team der Woge Maßnahmen mehr als zehn Millionen Euro mehr als 100 neu wieder am Werdohler antizyklisch und öffentlichkeitswirksam Fördermittel über „Stadtumbau West“, die Wohnungsmarkt platziert worden. aktiv bei zahlreichen Veranstaltungen in zu einem nicht unerheblichen Teil auch für der Stadt mit ein. die Woge vorgesehen sind. In Ütterlingsen Bezogen auf den jetzigen Wohnungsbe- kommen von Rückbaumaßnahmen mit stand von rund 1.500 Einheiten, konnte War aber die große Aufgabe der Imagever- anschließender Nachnutzung bis zu ei- der Wohnungsleerstand auf drei Prozent besserung allein durch das Stadtmarketing ner Schulhofsanierung, über einen Abriss gedrückt und auch bis zum Jahr 2012 auf lösbar? Aus gesellschaftspolitischer Sicht eines leer stehenden, maroden Schulge- diesem niedrigen Niveau gehalten werden. durchaus, allerdings verfügt das Stadtmar- bäudes und der Förderung einer Quartiers- Und das, obwohl bis zum Ende 2012 nur keting bei Weitem nicht über die finan- managerin Fördermittel zum Einsatz. In noch rund 17.000 Einwohner in der Stadt ziellen Ressourcen, um gerade die ange- der Innenstadt werden unter anderem das Werdohl leben. Für das Unternehmen be- häuften baulichen Defizite in der Stadt nur historische Bahnhofsgebäude, ein großer deutet das gegenüber dem Jahresergebnis ansatzweise lösen zu können. Daher suchte Innenstadtplatz und auch große Teile der 2005, dass für das Geschäftsjahr 2011 eine die Woge in Zusammenarbeit mit der Wer- Lenneflusspromenade erneuert. Dass auch Ergebnisverbesserung des operativen Ge- dohler Stadtverwaltung nach geeigneten noch gleichzeitig Fördermittel des laufen- schäfts um etwa eine Million Euro erzielt Instrumenten, um hauptsächlich die bau- den Landesprojektes „Regionale Südwest- werden konnte. lichen Problemstellungen in den Griff zu falen 2013“ nach Werdohl fließen und den bekommen. Als ein geeignetes Mittel stellte gesamten Wandlungsprozess noch unter- Das untermauert eindruckvoll den Erfolg sich letztendlich das Förderprogramm stützen, ist für die Stadt ein großes Glück. der eingeschlagenen Unternehmensstra „Stadtumbau West“ heraus. Für die Stadt Das geschaffene positive Investitionsklima tegie. Die Frage, ob es auf eine komplexe Werdohl, die kurz vor der Überschuldung animiert zusätzlich weitere private Investo- Problemstellung eine einfache Antwort gibt, steht und diese wahrscheinlich im Jahr 2013 ren. Hinzu kommt, dass im Bahnhofsviertel dürfte damit ausreichend begründet und erreichen wird, tat sich mit der Beantragung endlich eine große Schrottimmobilie abge- beantwortet sein. 12/2012–1/2013 • VerbandsMagazin
10 Schwerpunkt Mit gezielten Werbekampagnen neue Zielgruppen ansprechen Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt, Frankfurt >> Ein Ansatz, um die Vermietung leer stehender Wohnungen anzukurbeln, ist die Suche nach neuen Zielgruppen. Diese werden dann mit gezielten Werbekampagnen bedient. Ein aktuelles Beispiel bietet die Nassauische Heimstätte in Hirschhorn. In der Universitätsstadt Heidelberg ist der Quelle: FuP Kommunikation Wohnraum traditionell knapp. Vor Semes- terbeginn sind die wenigen freien Plätze in WGs und Studentenwohnheimen heiß begehrt und schnell vergeben. Dass es im nur 15 Kilometer entfernten Hirschhorn dagegen leer stehende Wohnungen gibt, weiß kaum einer der Wohnungssuchen- den. Um die jungen Menschen auf die Vorzüge des Wohnens in der südhessi- schen Kleinstadt aufmerksam zu machen, hat die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt zusammen mit der Fachagentur FuP Marketing und Kommu- nikation 2012 eine gezielte Werbekam pagne entwickelt. „Wer eine neue Zielgruppe ansprechen möchte, dem helfen aussagekräftige Bilder, die eine Botschaft klar und di- rekt transportieren“, erklärt Detlef Hans Franke, Geschäftsführer von FuP Mar- Eye-Catcher: Großformatige Plakate in der Heidelberger Innenstadt sorgten für die nötige keting und Kommunikation. Zentraler Aufmerksamkeit Bestandteil der Werbekampagne waren daher großformatige Plakate, am Haupt- bahnhof und in Uni-Nähe platziert. Das terticket gab es zur neuen Wohnung gleich steht: „Die demografische Entwicklung Motiv: Ein junger Mann mit Fernglas, auf mit dazu. Genauere Informationen zum macht auch vor der Wohnungsbranche der Jagd nach der „Beute“ Wohnung. An Wohnungsangebot konnten Interessierte auf nicht Halt. Innovative Wohnformen wie der Wand im Hintergrund ein Geweih, das der Internetseite der Unternehmensgruppe Mehrgenerationenhäuser und Senioren- auf originelle Weise Bezug auf den Namen abrufen– per QR-Code auch direkt über das WGs werden in den kommenden Jahren Hirschhorn nimmt und augenzwinkernd Smartphone. Ebenfalls wichtiger Bestandteil noch mehr an Bedeutung gewinnen“, so die Ästhetik eines bekannten Kräuterlikörs der Kampagne: Die Einbeziehung lokaler Franke weiter. Wohnungen, die schon zitiert. Multiplikatoren, in diesem Fall des Heidel- über einen längeren Zeitraum leer stehen, berger Studentenwerks. In Absprache mit könnten so für eine alternative Nutzung Der Kampagne-Slogan harmonierte mit diesem wurden Plakate ausgehängt und in Betracht gezogen und entsprechend –– der gewählten Bildsprache und war eben- Flyer an der Uni verteilt. beworben werden. falls direkt auf die junge Zielgruppe ausge- richtet: „Kein Zimmer in Sicht? Ich werd‘ „Die Gewinnung neuer Zielgruppen stellt Weitere interessante Inhalte unter Hirschhorner!“. Zusätzlich verdeutlichte für Wohnungsunternehmen eine große www.nh-projektstadt.de das Plakat die gute Bahnverbindung zwi- Chance dar“, prognostiziert Franke. Dabei schen Hirschhorn und Heidelberg. Weite- muss es sich nicht zwangsläufig um eine rer Bonus für die Studenten: Das Semes- jüngere Zielgruppe handeln, die im Fokus 12/2012–1/2013 • VerbandsMagazin
Leerstandsmanagement 11 Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz e.V. Tatort Leere: dem Leerstand auf der Spur In Rheinland-Pfalz widmet sich auch die Foto: Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz e.V. Entwicklungsagentur, ein Joint Venture von Landesregierung und Technischen Universität Kaiserslautern, dem Thema Leerstand. Sie will Lösungen aufzeigen und richtet sich vor allem an Einzeleigentümer, aber auch an Politik und Verwaltung – aktuell mit einer Wanderausstellung und dem Projekt „Leerstandslotsen“. Der Gebäudeleerstand in Rheinland-Pfalz nimmt zu. Er beeinträchtigt nicht nur das Ortsbild vieler Gemeinden, sondern hat auch für immer mehr Menschen ganz persönliche Konsequenzen: Viele Eigenheime verlieren an Wert, die Nahversorgung wird ausge- dünnt und das soziale und kulturelle Leben ermüdet. Der Umgang mit leer stehenden Immobilien stellt künftig eine der größten Herausforderungen für die rheinland-pfäl- zischen Kommunen dar. Fähnchen in der Ausstellung markieren leerstehende Objekte. Die Wanderausstellung „Tatort_Leere“ Die Entwicklungsagentur greift mit der Aus- sowohl Kommunalpolitiker und Verwal- unternehmen. Diese anspruchsvolle Auf- stellung „Tatort_Leere“ den Ansatz der um- tungsmitarbeiter als auch die betroffenen gabe verlangt viel Engagement. Mit dem fassenden Aufklärung über die Konsequen- Bürger. Bei der Auswahl der Fachbeiträge Modellprojekt „Leerstandslotsen“ der Ent- zen des „Nichtstuns“ und die notwendigen wird besonderer Wert auf die Vermittlung wicklungsagentur folgt seit Herbst 2012 die Handlungsmöglichkeiten zur Leerstands- von Handlungsempfehlungen und Gute- Erprobung eines konkreten Handlungsan- bewältigung auf. Die Wanderausstellung Praxis-Beispielen gelegt. satzes in zwei Testregionen in Rheinland- verwandelte im Jahr 2012 in verschiedenen Pfalz. Der Leerstandslotse soll zukünftig in Regionen des Landes Rheinland-Pfalz für Die vielen Gespräche vor Ort sowie die Me- kleinen, ehrenamtlich geführten Gemeinden jeweils ein Wochenende leer stehende Ge- dienresonanz machen deutlich, dass die (bis 3.000 Einwohner) die Aufgabe über- bäude in lebendige Orte des fachlichen und Bevölkerung Leerstand schon heute als gro- nehmen, Eigentümer von Leerständen an- kulturellen Dialogs. Die Ausstellung sensibi- ßes Problem wahrnimmt und sich für das zusprechen und mit ihnen Lösungsansät- lisiert und macht den Besuchern Mut, sich Thema – insbesondere für die Entwicklung ze zu finden. In persönlichen Gesprächen der Leerstandsbewältigung anzunehmen. einzelner prägender Gebäude – interessiert. soll er auf die individuellen Probleme und Mit Tape-Art-Kunst und kulturellen Bei- Meistens wird jedoch kein Ausweg aus der Bedürfnisse des Hausbesitzers eingehen trägen werden Informationen zum Thema Negativentwicklung gesehen. Bei den kom- und Vertrauen schaffen für weitere Aktivie- Gebäudeleerstand kreativ inszeniert und munalpolitischen Entscheidungsträgern ist rungsschritte (zum Beispiel Renovierung, unterschiedlichste Bevölkerungsgruppen das Thema ebenfalls angekommen, wobei Energieberatung). In Leerstandsseminaren angesprochen. ein sehr hoher Informationsbedarf besteht. haben sich bislang in der Südpfalz und im Einige Gemeinden unternehmen bereits un- Landkreis Neuwied schon über 40 Personen Die Ausstellung setzt auf eine Kombination terschiedlichste Versuche zur Verbesserung die notwendigen Kenntnisse angeeignet. Der von Emotionalisierung, Information und der Situation. Andere dagegen stehen erst am Abbau von Hürden bei der Nachnutzung Aktivierung der Besucher, die dort auch ihre Anfang. Hier konnte die Wanderausstellung leer stehender Immobilien ist gleichzeitig persönlichen Anregungen und Ideen zur Be- wichtige Impulse setzen. Wichtig ist nun, die besonders wichtig, um den theoretischen wältigung von Leerständen vor Ort einbrin- vor Ort angestoßene Diskussion weiterzu- Ansatz „Innen- vor Außenentwicklung“ in gen können. Die Ausstellungswochenenden führen und die Bürger in den kommenden die Praxis umzusetzen. starten jeweils mit einem Fachsymposium, Gestaltungsprozess mit einzubeziehen. wobei der inhaltliche Schwerpunkt die ört- Im Jahr 2013 wird die Entwicklungsagentur liche Problematik im Fokus hat (zum Bei- Damit sich an der Situation vor Ort tatsäch- Rheinland-Pfalz ihre Aktivitäten in diesem –– spiel Einzelhandelsleerstand in Klein- und lich etwas ändern kann, müssen zudem ver- wichtigen Zukunftsthema intensivieren. Mittelzentren, Wohnimmobilienleerstand stärkt Eigentümer von Immobilien aktiviert in ländlichen Räumen). Zielgruppen sind werden, etwas gegen ihren Leerstand zu Homepage: www.ea.rlp.de 12/2012–1/2013 • VerbandsMagazin
12 Schwerpunkt interview >> mit Christoph Beutekamp, Geschäftsführer der Gewobag Hofgeismar eG Mit Portfoliomanagement und Gästewohnungen gegen den Leerstand Christoph Beutekamp VM: Ihr Unternehmen verfügt auch VM: Würden Sie sagen, dass das sechs möblierte Gästewohnungen in Bad über Wohnungen in einem Teil beste Mittel gegen Leerstand die Karlshafen buchen, unsere Mitglieder bei Nordhessens, der von Bevölke- stetige Modernisierung ist? anderen Genossenschaften, etwa in Ham- rungsrückgang geprägt ist. Mit wie Christoph Beutekamp: Grundsätzlich stim- burg, Berlin und Luzern. viel Leerstand haben Sie dort zu me ich dem zu. Bei der Entscheidung zur Mo- kämpfen? dernisierung muss aber die strukturelle Situa- VM: Und mit dem Konzept haben Christoph Beutekamp: Für Nordhessen tion des jeweiligen Standortes berücksichtigt Sie Erfolg? wird allgemein ein Bevölkerungsrückgang werden. In Standorten mit guter Nachfrage Christoph Beutekamp: Für uns ist das ein prognostiziert, ewartet werden zehn Pro- werden die Wohnungen bei Mieterwechsel sehr großer Erfolg, ansonsten stünden die zent bis zum Jahr 2020. In einigen struktur- grundsätzlich modernisiert und möglichst Wohnungen ja leer. Außerdem ist es ein schwachen Regionen haben wir einen sehr barrierearm gestaltet. Hiermit gewährleisten Service für unsere Mitglieder, die die Gäste- hohen Leerstand, in Bad Karlshafen liegt wir die Nutzungsmöglichkeiten für verschie- wohnungen der anderen Genossenschaften er seit etwa 15 Jahren bei etwa 20 Prozent. denste Zielgruppen. An strukturschwachen nutzen können. Der GäWoRing gibt sogar Im gesamten Bestand hatten wir vor zehn Standorten mit geringer Nachfrage haben einen Reisekatalog heraus. Wir verzeichnen Jahren noch einen Leerstand von durch- wir beispielsweise einige Wohnungen im jährlich über 700 Übernachtungen. Ich schnittlich acht Prozent, momentan liegt Dachgeschoss zurückgebaut und aus der Ver- denke, das spricht für unseren Erfolg. die Leerstandsquote bei etwa drei Prozent. mietung herausgenommen. In den übrigen Geschosslagen bieten wir für Interessenten VM: Der Ansatz mit Gästewoh- VM: Wie haben Sie den Leerstand modernisierte Wohnungen an. Sollte durch nungen funktioniert vermutlich abgebaut? Auszug mehrerer Bestandsmieter ein gesam- eher in touristisch attraktiven Christoph Beutekamp: Wir haben uns tes Gebäude in unattraktiver Lage leerstehen, Landstrichen, oder? eine ganz neue Corporate Identity gegeben denken wir auch über Rückbau nach. Christoph Beutekamp: Wir haben bei der und mit einem Marketingkonzept neue Auswahl unserer Gästewohnungen darauf Zielgruppen, vor allem junge Menschen VM: Um den Leerstand abzubauen, geachtet, dass sich diese in landschaftlich und Familien erschlossen. Durch die Teil- betreiben Sie gemeinsam mit anderen attraktiven Regionen befinden. Wir kön- nahme an Messen und Veranstaltungen Wohnungsunternehmen einen Gäste- nen feststellen, dass wir auch in struktur- haben wir Präsenz in der Öffentlichkeit wohnungsring, den GäWoRing. Wie schwachen Regionen positive Übernach- gezeigt und unseren Bekanntheitsgrad genau funktioniert der? tungszahlen haben. Im GäWoRing ist für dadurch gesteigert. Die Nutzung neuer Christoph Beutekamp: Vor zehn Jahren ha- jedes Mitglied etwas dabei. Medien, die Neugestaltung der Website in ben wir uns gefragt, wie wir die Urlaubsqua- Verbindung mit Facebook hat den Zugang lität des Kurorts Bad Karlshafen dazu nutzen VM: Gibt es ein Patentrezept gegen besonders für junge Menschen zu unserer können, den hohen Leerstand abzubauen. Leerstand? Wohnungsgenossenschaft erleichtert. Wir haben Wohnungsgenossenschaften in Christoph Beutekamp: Nein. Zum einen Abbau von Leerstand bedeutet für mich Hamburg, Berlin und in anderen Großstäd- muss jeder Standort einzeln betrachtet auch die Vermeidung von Leerstand durch ten angeschrieben, ob sie unsere leer stehen- werden, zum anderen ist es die Vielzahl die kontinuierliche Pflege und Bindung den Wohnungen als Ferienwohnungen an- der Einflussfaktoren auf die Vermietungs- unserer Mitglieder. Als eine Möglichkeit mieten wollen. Daraus ist der GäWoRing mit situation, die den Erfolg der verschiedenen hierfür sehen wir in der Gründung eines inzwischen 17 Standorten in Deutschland Handlungsmöglichkeiten bestimmt. Nie- Nachbarschaftshilfeprojektes, das wir im und in der Schweiz entstanden. Mitglieder mand weiß genau, wie sich die Nachfrage Jahr 2011 initiiert haben. anderer Genossenschaften können bei uns in den nächsten Jahren entwickelt. 12/2012–1/2013 • VerbandsMagazin
Leerstandsmanagement 13 Gastbeitrag >> von Matthias Kliefoth Creative.NRW, Cluster Kultur- und Kreativwirtschaft Zur kreativen Zwischennutzung: „Geld allein macht nicht glücklich“ Matthias Kliefoth Z wischennutzungen durch Kreative kann es bis Ende 2014 bleiben. Maßgeblich Straßenzüge, noch, dass bereits bei Ein- erfahren mehr und mehr Akzeptanz für die Suche sei sogar gewesen, dass auch zug der Zwischennutzer die potenzielle in der Immobilienwirtschaft. Die das neue Gebäude lediglich eine temporäre Wertsteigerung der Immobilie alleinig im temporären Lösungen reduzieren hartnä- Lösung darstelle. Unternehmen, die am alten Vordergrund stehen sollte. Ob das Projekt ckigen Leerstand, im besten Fall zugunsten Standort durchstarteten, waren nach ein Utopiastadt oder die Gasmotorenfabrik, einer langfristigen Imageaufwertung. Doch paar Jahren flügge geworden. sie alle zeigen, dass die Kreativwirtschaft wie tickt der Kreative als ernstzunehmen- nicht nur aufgrund ihrer wirtschaftlichen der Mieter überhaupt? Laut einer Studie Platz für derartige Lösungen gibt es genug Stärke ein ernstzunehmender Partner ist. von CREATIVE.NRW, dem Sprachrohr der in NRW. Allein in Köln stehen 49.000 Qua- Die Kreativwirtschaft testet neue Raum- Kultur- und Kreativwirtschaft in Nordrhein- dratmeter Fläche an städtischen Gebäuden szenarien „von unten“ und bringt das nö- Westfalen, fehlt es in der Kreativwirtschaft leer. Auch Dortmund beklagt einen um 12 tige Wissen um die DNA der Gebäude und landauf, landab an günstigem und tempo- Prozent gestiegenen Anteil an leer stehen- Quartiere mit. Hierbei ist das Kapital der rär nutzbaren Raum für kurzfristig ange- den City-Immobilien und blickt man auf das kreativen Zwischennutzer ihr Ideenreich- legte Projektarbeit, Filmdrehs oder mehr- gesamte Ruhrgebiet so prognostiziert die tum. Oftmals abgestempelt als Nutznießer wöchige Ausstellungen. Dabei möchten Bertelsmann-Stiftung einen Bevölkerungs- oder gar Mietnomaden leisten Kreative da- Kreative nicht als Durchlauferhitzer für die rückgang um über 300.000 Menschen bis mit letztlich einen erheblichen Beitrag zur Prozesse städtischer Standortoptimierung 2025. Im Umkehrschluss wird der Leerstand langfristigen Entwicklung von Standorten. ausgenutzt werden. weiter zunehmen, ebenso wie die Nachfrage Sie schließen Wissenslücken von Immo- nach flexiblen Arbeitsmodellen und -räumen. bilienwirtschaft, Städten und Gemeinden Beim Blick in das Hofareal der ehemaligen durch ihre oftmals verkannte Planungs- Gasmotorenfabrik in Köln-Deutz kommt Zwischennutzungsmodelle bieten für diese kompetenz. Durch transparentere Inst- Nostalgie auf. Der morbide Charme still- sich wandelnden Bedürfnisse ideale Grund- rumente der Flächenvermarktung, mehr gelegter Garagen und epochaler Fabrik- voraussetzungen und gleichzeitig Chancen Vertrauen gegenüber der wirtschaftlichen hallen weckt Erinnerungen. Hier wurde In- für strukturschwache und leblose Quatie- Relevanz kreativer Raumnutzungsformen dustriegeschichte geschrieben. Doch auch re. Eine Win-win-Situation? Grundsätzlich und vor allem mehr Neugier gegenüber heute geht es nicht minder innovativ zu auf schon, nur müssen Politik und Immobili- ungewöhnlichen Nutzungsmodellen kann dem Areal der ehemaligen Deutz AG. Im enwirtschaft erkennen, dass es hierbei nicht die Immobilienwirtschaft einen starken Coworkingspace Gasmotorenfabrik e.V. um ad hoc und von oben aufgesetzte Pro- Partner hinzugewinnen und somit unter finden 35 Kreative Platz auf 150 Quadrat- gramme geht, weder um schnelle kosme- wirtschaftlich relevanten Bedingungen metern. Das Konzept Zwischennutzung tische Korrekturen heruntergekommener Lebensraum nachhaltig mitgestalten. funktioniert in Deutz. Entstanden ist ein Ökosystem für kreative Wissensarbeiter, Online-Start-Ups und Freelancer. Sie ar- Die kommenden Schwerpunkte beiten zusammen unter kosteneffizienten Bedingungen und hauchen der Immo- Wohnungsmarktanalysen stehen im Fokus Kontakt: bilie neues Leben ein. Auch Utopiastadt der ersten Ausgabe des neuen Jahres des auf dem Gelände des ehemaligen Mirker VerbandsMagazins. Welche Analysen gibt Andreas Gröhbühl Bahnhofs in Wuppertal zeigt, wie durch es? Was macht eine gute Studie aus? Goltsteinstraße 29 alternative Nutzungskonzepte der Kreativ- 40211 Düsseldorf wirtschaft Räume nachhaltig transformiert Die März-Ausgabe widmet sich dem Glas- Tel.: 0211 16998-94 werden können und das Kreativzentrum faserausbau. Im April wird das Thema Fax: 0211 16998-50 K1 (ehem. V16) hat bereits einen Umzug Mieterzufriedenheitsanalysen behandelt. Mobil: 0173 6342350 vom alten Bauamt ins ehemalige Finanz- Wie geht Ihr Unternehmen solche Studien an? E-Mail: a.groehbuehl@vdw-rw.de amt Mönchengladbachs überlebt. Dort 12/2012–1/2013 • VerbandsMagazin
14 Aktuelles Zweiter Bericht der Bundesregierung über die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Deutschland Bundesregierung erkennt Wohnungsknappheit als Problem Bundesbauminister Dr. Peter Ramsauer Dem gegenüber steht dem Bericht zufol- Der Anstieg der Baugenehmigungen um hat am 17. Oktober 2012 den zweiten ge ein bestenfalls geringfügig gestiegenes 22 Prozent und der Baufertigstellungen um Bericht über die Wohnungs- und Immo- Wohnungsangebot, was zu regionalen Woh- 15 Prozent im Jahr 2011 werden die Situa- bilienwirtschaft in Deutschland im Bun- nungsengpässen sowie steigenden Mieten tion auf dem Wohnungsmarkt verbessern. deskabinett vorgelegt. Mit der Vorlage und Preisen auf immer mehr Teilmärkten Aber: Die Immobilienwirtschaft ist wie ein des Berichts wird der Beschluss des Deut- führt. Davon seien laut Bericht immer mehr Tanker – das Umsteuern braucht seine Zeit, schen Bundestages vom 14. April 2011 Haushalte betroffen, insbesondere Familien bis es wirkt.“ Umso wichtiger erscheint bei umgesetzt, regelmäßig über Situation und mit Kindern. Versorgungsengpässen und steigenden Entwicklung der Immobilienwirtschaft Preisen die soziale Sicherung des Wohnens. zu informieren. Erstmals erschien der „Mietwohnungen haben hier eine beson- Bericht im Jahr 2009. ders wichtige Versorgungsfunktion für ein- kommensschwache Haushalte und soziale Problemgruppen“, heißt es in dem Bericht. Aktuelle Zahlen des GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienun- ternehmen unterstreichen die Notwendig- keit, mehr bezahlbaren Wohnraum – auch durch die soziale Wohnraumförderung – zu schaffen. Denn die Zahl der so genannten Sozialwohnungen sinkt bundesweit. Im Jahr 2011 gab es bei den GdW-Unternehmen insgesamt nur noch 1.014.311 Wohnungen mit Mietpreis- oder Belegungsbindung. Das sind rund 39.100 Wohnungen weniger als Der zweite Bericht legt seine Schwerpunkte noch 2010. „Diesem Minus stehen nur 2.627 auf die volkswirtschaftliche Bedeutung der Wohnungen gegenüber, die im Jahr 2011 Immobilienwirtschaft, die aktuelle Situati- mit Mietpreis- oder Belegungsbindung, on auf den Wohnungsmärkten und die Poli- also als ‚Sozialwohnungen‘ neu errichtet tik der Bundesregierung zur Anpassung des wurden“, kommentierte GdW-Präsident Wohnungsbestandes an die Erfordernisse Axel Gedaschko die Entwicklung. „Wir se- des Klimaschutzes und des demografischen Bundesbauminister Dr. Peter Ramsauer hen hier dringenden Handlungsbedarf. Es Wandels. Weitere Themenschwerpunk- gibt besonders in einigen Ballungsregionen te sind die soziale Sicherung des Woh- schon jetzt zu wenig Wohnungen, um auch nens und die Stärkung des selbst genutzten Als Reaktion auf die steigende Nachfrage sozial schwächer gestellte Menschen wei- Wohneigentums. hat nun die Wohnungsbautätigkeit wieder terhin ausreichend versorgen zu können“, zugenommen. So sind im Jahr 2011 die so Gedaschko. „Daher müssen einerseits Der Bericht stellt heraus, dass die Nachfrage Baugenehmigungen um 22 Prozent und die Bundesmittel für die Wohnraumförde- nach Immobilien sowohl als Anlageform als die Baufertigstellungen um 15 Prozent an- rung weiterhin auf hohem Niveau fließen. auch zur Selbstnutzung wieder deutlich zu- gestiegen. Jedoch betrifft dies nicht so stark Andererseits müssen aber auch die Län- nimmt. Die Gründe sieht der Bericht dafür den Mietwohnungsbau, sondern eher den der, die nun für diese Aufgabe originär die zum einen bei den deutschen und interna- Bereich der Ein- und Zweifamilienhäu- Verantwortung tragen, diese zusätzlichen tionalen Anlegern, die in der anhaltenden ser im Eigentumssektor. Die Wohneigen- Bundesmittel zweckgebunden einsetzen so- Finanzmarktkrise verstärkt in Immobilien tumsquote beläuft sich mittlerweile in der wie auch in ausreichendem Umfang eigene als Kapitalanlage investieren, zum anderen Bundesrepublik laut Bericht auf knapp Mittel zur Verfügung stellen.“ Sonst drohten bei den Selbstnutzern, für die Wohneigen- 46 Prozent. Dass die steigende Bautätig- erhebliche soziale Probleme in den Quartie- tum in den letzten Jahren aufgrund stabiler keit jedoch erst auf mittlere Sicht gegen ren, bis hin zu einer sozialen Segregation. Immobilienpreise, steigender Einkommen die Wohnungsmarktengpässe steuern und historisch niedriger Zinsen wieder at- kann, sieht auch Ramsauer: „Jetzt nimmt Auch wenn der soziale Wohnungsbau in traktiver geworden zu sein scheint. die Bautätigkeit wieder kräftig Fahrt auf. der Hand der Länder liegt, bekennt sich 12/2012–1/2013 • VerbandsMagazin
Aktuelles 15 Bautätigkeit und Baugenehmigungen 2000 bis 2011, Neubaubedarf 2010 bis 2015, vom BMVBS modifizierte ifo Bauvorausschätzung 2011 bis 2015 450.000 400.000 350.000 Anzahl Wohnungen 300.000 250.000 200.000 150.000 100.000 50.000 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Jahre Baugenehmigungen Baufertigstellungen prognostizierter Neubaubedarf laut BBSR p. a. 2010 bis 2015 vom BMVBS modifizierte ifo Bauvorausschätzung Quelle: Statistisches Bundesamt, BBSR, ifo, Berechnungen BMVBS. die Bundesregierung zur Verantwortung, 518 Millionen Euro für die soziale Wohn- Gedaschko appellierte an die Bundesregie- verspricht im Bericht, die Wohnungsmärkte raumförderung. Zudem stehen für die Jahre rung, nun der umfangreichen Datensamm- mit enormen Beträgen stabil zu halten. Ne- 2012 bis 2014 für die KfW-Programme zur lung Taten folgen zu lassen: „Gerade in Be- ben Wohngeld und Übernahme der Kosten Gebäudesanierung jährlich 1,5 Milliarden reichen wie der Bezahlbarkeit des Klima- der Unterkunft im Rahmen der Grund Euro bereit. Dem Bericht zufolge ist bereits schutzes, aber auch der demografischen sicherung, wofür insgesamt 17 Milliarden heute jede zweite neu gebaute Wohnung Entwicklung und der Altschuldenhilfe Euro bereitstehen, erhalten die Länder KfW-gefördert. herrscht dringender Handlungsbedarf.“ Statistisches Bundesamt Zwischen Januar und September 2012 wurden 14 Prozent mehr Wohnungen in Mehrfamilienhäusern genehmigt Von Januar bis September 2012 wurde in Januar bis September 2012 insgesamt nen Kubikmeter. Diese Entwicklung wurde Deutschland der Bau von 178.100 Woh- 156.600 Neubauwohnungen genehmigt, das allein von steigenden Genehmigungen für nungen genehmigt. Wie das Statistische waren 6,3 Prozent mehr als im Vorjahres nichtöffentliche Bauherren getragen, die um Bundesamt (Destatis) mitteilt, waren das zeitraum. Besonders stark stieg die Zahl der 8,8 Prozent auf 148,4 Millionen Kubikmeter 6,2 Prozent oder 10.400 Wohnungen mehr Baugenehmigungen von Wohnungen in zunahmen. als in den ersten neun Monaten des Jahres Mehrfamilienhäusern (+ 14,0 Prozent). In 2011. Damit setzt sich die seit 2010 an Zweifamilienhäusern wurden 4,9 Prozent Die Kommunen, die Länder und der Bund haltende positive Entwicklung bei den mehr Wohnungen genehmigt. Die Geneh- haben zu diesem Trend hingegen nichts bei- Genehmigungen im Wohnungsbau fort. migungen von Einfamilienhäusern gingen getragen – im Gegenteil: Für öffentliche Bau- dagegen leicht zurück (– 2,6 Prozent). herren wurde mit 11,3 Millionen Kubikmetern Auch die neuesten Zahlen lassen ein wenig 9,1 Prozent weniger Bauvolumen in Nicht- Hoffnung schöpfen, auch wenn der Trend Nichtwohngebäude wohngebäuden genehmigt. Bezogen auf die alleine noch nicht ausreicht, um der Woh- Der umbaute Raum der genehmigten neu- Gebäudeart wurde vor allem beim Bau von nungsknappheit in den wachstumsstarken en Nichtwohngebäude stieg von Januar bis Hotels und Gaststätten ein deutlich größeres Ballungsgebieten Herr zu werden: In Wohn- September 2012 gegenüber dem Vorjahres- Bauvolumen als im Vorjahreszeitraum ge gebäuden wurden deutschlandweit von zeitraum um 7,3 Prozent auf 159,7 Millio- nehmigt. 12/2012–1/2013 • VerbandsMagazin
16 Aktuelles Aus dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung Evaluierung des Programms Stadtumbau-West „Die städtebauliche Umstrukturierung wird langwierig“ Die Evaluierung des Bund-Länder-Pro- Stellungnahme zum Evaluierungsgutachten mache, als auch eine deutlich stärkere prä- gramms Stadtumbau West liegt mittler- Die Lenkungsgruppe teilt die Bewertung ventive Funktion habe. weile als gedruckte Broschüre des Bun- der Gutachter, dass das Programm Stadt- desministeriums für Verkehr, Bau und umbau West nach sieben Jahren Laufzeit Laut Bericht belegt die Evaluierung Stadtentwicklung (BMVBS) vor. Nach seine Funktion bisher erfüllt hat. Es trage insbesondere: sieben Jahren Programmlaufzeit sollte in erheblichem Umfang dazu bei, dass sich (1) Das Programm Stadtumbau West reagiert aufgezeigt werden, inwieweit sich das Inst- Städte und Gemeinden den grundlegenden auf die differenzierten Auswirkungen des rumentarium des Programms Stadtumbau städtebaulichen Anforderungen zur Anpas- Strukturwandels in den Ländern. West als geeignet erweist, den städtebau sung und Umstrukturierung, wie sie sich aus lichen Auswirkungen des demografischen dem wirtschaftsstrukturellen und demogra (2) Das Programm wirkt als ein Leitpro- und wirtschaftlichen Wandels wirksam zu fischen Wandel ergeben, stellen können. gramm der Stadtentwicklung. begegnen und die Zukunftsfähigkeit und Attraktivität westdeutscher Städte und (3) Das Programm hat Pionierleistungen für Gemeinden zu stärken und zu fördern. die Städtebauförderung und Stadtentwick- lung erbracht. In Vertretung des BMVBS beauftragte das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumfor- (4) Das Programm setzt deutliche Impulse schung (BBSR) das Institut für Stadtplanung für private Investitionen. und Sozialforschung Weeber+Partner und das Deutsche Institut für Urbanistik im Jahr 2010 (5) Das städtebaurechtliche Instrumentarium mit der Evaluierung des Programms. Zur fach- hat sich grundsätzlich für Aufgaben des Stadt- lichen Begleitung des Evaluierungsprozesses umbaus bewährt; der Umgang mit verwahr- berief das BMVBS im Juni 2010 eine Lenkungs- losten Immobilien oder Brachen gestaltet sich gruppe. Sie setzte sich zusammen aus Ver- für die betroffenen Kommunen oft aufwändig. tretern von Bund, Ländern und Gemeinden, der kommunalen Spitzenverbände, der Woh- (6) Der Umbauprozess ist in vielen Städten nungs- und Immobilienwirtschaft, von Finanz- erfolgreich gestartet. Es gilt ihn mit verstärk- wirtschaft, Projektentwicklung, Verbänden ter Kraft und Energie fortzusetzen. Nach den und Wissenschaft. Die Lenkungsgruppe hatte Profilgebend sei, dass das Programm Stadt- Befunden des Gutachtens und Einschätzung unter anderem den Auftrag, Empfehlungen für umbau West sowohl die Beseitigung von vor- der Lenkungsgruppe sind die Städte und die Fortführung und Weiterentwicklung des handenem Gebäudeleerstand und Brachen Gemeinden erst am Anfang einer langwie Programms nach 2011 vorzulegen. sowie entsprechende Anpassungen möglich rigen städtebaulichen Umstrukturierung. Neue Broschüren Barrieren in Stadtquartieren überwinden Wie können Barrieren in Stadtvierteln Gemeinschaftseinrichtungen, urbane Frei- studien stehen im Mittelpunkt der Praxis- reduziert werden, welche Fehler machen räume und Wohnen im Quartier um. beispiele. Klar ist: Die Lösungen müssen –– Planer und Bauer oft dabei und wie kön- vor Ort gesucht und gefunden werden. nen diese umgangen werden? Mit dieser Die Projektverantwortlichen haben gelernt, Frage beschäftigt sich eine neue Bro- dass sie genau genommen keine absolute Die Broschüre kann über schüre des BBSR. Dazu wertete das Insti- Barrierefreiheit erreichen können. So man- info@bipberlin.de unter dem Stichwort: tut die Erfahrungen aus Modellvorhaben che nicht bedachte Barriere entstand erst im Broschüre „Barrieren in Stadtquar- aus, die im Jahr 2006 gestartet sind. Die Projektverlauf. Diese Broschüre richtet sich tieren überwinden“ kostenfrei bezogen Modellvorhaben waren mit dem Ziel an Personen, die Stadtquartiere gestalten werden und steht als Download auf angetreten, lebenswerte Stadtquartiere und etwas bewegen wollen. Erfahrungen www.bbsr.de in der Rubrik für Jung und Alt zu gestalten und setzten aus den Modellvorhaben des Forschungs- „Veröffentlichungen“ zur Verfügung. dazu Projekte in den Handlungsfeldern felds sowie Hinweise aus ausgewählten Fall 12/2012–1/2013 • VerbandsMagazin
Sie können auch lesen