KAMPF UM DIE KLÜGSTEN KÖPFE - BUB " FORUM BIBLIOTHEK UND INFORMATION
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EDITORIAL
Kampf um die klügsten Köpfe
»Die Wirtschaft boomt. Der Kampf um die klügsten Köpfe ist voll
entbrannt. Bibliotheken haben dabei nicht die besten Karten, Be-
zahlung und Prestige sind vergleichsweise gering.« Das Zitat be-
schreibt exakt die aktuelle Arbeitsmarktsituation in Deutschland,
stammt aber aus der BuB-Oktoberausgabe 2007 und ist damit
mehr als zehn Jahre alt. Damals berichtete BuB über eine Stu-
die des australischen Bibliotheksverbands, der klären wollte, wie
man auch künftig junge Menschen für den Beruf des Bibliothe-
kars begeistern kann. Mit etwas Weitsicht hätte man erkennen
müssen, dass diese bedrohliche Entwicklung auch auf deutsche
Bibliotheken zurollt. Passiert ist freilich wenig.
Immerhin ist der Leidensdruck – Probleme bei Stellenbeset-
zungen sowie fehlende Bewerber für die bibliothekarischen Stu-
dien- und Ausbildungsgänge – inzwischen so groß, dass der Per-
sonalmangel im Bibliothekswesen als zentrales Problem wahr-
genommen und die Frage der KollegInnen aus Down Under mit
Verspätung auch hierzulande gestellt wird. Eine schnelle, wegwei-
sende Antwort hat die Arbeitsgemeinschaft Personalgewinnung
des Dachverbands BID gefunden. Mitinitiatorin Barbara Schlei-
hagen nennt im aktuellen BuB-Themenschwerpunkt ab Seite 470
ein ganzes Bündel an geplanten Maßnahmen zur erfolgreichen
Nachwuchsgewinnung: »ein modernes Image der Bibliothek und
ein zeitgemäßes Berufsbild vermitteln, Fotos und Textmuster für
Werbematerialien für Bibliotheken bereitstellen, die Eingruppie-
rung verbessern, Studieninhalte erneuern, sich für Quereinstei-
ger und Studienabbrecher öffnen und das Freiwillige Soziale Jahr
Kultur als wichtigen Einstieg in die Bibliothek nutzen«.
Die einzelnen Punkte dieser Kampagne lassen erkennen, dass
neben den bibliothekarischen Verbänden mindestens genauso
stark die Bibliothekare selbst in der Pflicht stehen. Denn die Er-
fahrung zeigt: Potenzielle Bewerber leiten ihre Vorstellung vom
Arbeitsplatz Bibliothek vorwiegend aus eigenen Bibliotheksbe-
suchen ab. Das heißt, das Image der Bibliotheken entsteht vor
Ort. Deshalb ist es so wichtig, nach außen ein positives Bild zu
vermitteln – selbst wenn nicht alles optimal läuft. Wer nur klagt
und betont, wie schlecht es ihm geht, dem traut man nichts zu,
der verbreitet die kontraproduktive Botschaft vom abgehängten
Ort. Und wer möchte da schon arbeiten?
Bernd Schleh, Leitender Redakteur
BuB 70 08-09/2018 449BuB
Forum Bibliothek
und Information
08-09 / 2018
FOYER
POLITIK FREUNDESKREISE
453 Elsevier-Forderungen für 461 Offen für Fördervereine
Wissenschaft inakzeptabel und Freundeskreise
Verhandlungsstopp zwischen aller Bibliothekssparten
DEAL-Gruppe und wissenschaft- Bundesverband der deutschen Bib-
lichem Großverlag liotheks-Freundeskreise gegründet
SCHWERPUNKT (Volker Pirsich, Ronald Schneider)
PERSONAL- KOOPERATIONEN
454 Soziale Verantwortung und INTEGRATION
GEWINNUNG Personalentwicklung
Die Zentral- und Landesbib-
462 Aus Sprachräumen werden
Sprachtreffs
Der Kampf um gute Nach- liothek Berlin organisiert den Neues Sprachförderprojekt der Bü-
wuchskräfte trifft alle Bran- Einstelldienst seit September chereifachstelle der Evangelischen
2017 gemeinsam mit den Berliner Kirche im Rheinland schließt an
chen in Deutschland – auch Werkstätten für Menschen mit Vorprojekt an (Helga Schwarze)
die Bibliotheken. Nur haben Behinderung (Gabriele Leschke,
diese aufgrund eines eher Jonas Fansa)
schlechten Images und der
vergleichsweise geringen
WISSENSCHAFTLICHE BIBLIOTHEK
Bezahlung eine besonders
456 Universität Wien erschließt
ungünstige Ausgangsposition.
erstes nationalsozialistisches
Das will eine neue Arbeits- »Gaupresse«-Archiv digital
gemeinschaft des Dachver- Mehr als 200 000 Scans
bands BID ändern. Die ge- in Onlinearchiv zugänglich
plante Kampagne stellen wir
in unserem Themenschwer-
WISSEN FRAGT ... ?
punkt ab Seite 470 vor.
464 Image – Glück – Stimmungsbild
Wie man das Personal mit Auf einen Espresso mit dem
gezielter Aus- und Wei- Psychologen Jürgen Hesse zur
»Atmosphäre von Bibliotheken«
terbildung bei Laune hält, (Dirk Wissen)
beschreiben die Hamburger
Bücherhallen ab Seite 477.
Und dann werfen wir noch 466 NACHRICHTEN
einen ausführlichen Blick auf BIBLIOTHEKARTAG BERLIN
die Situation der FaMIs (Seite 468 MARKT
458 »Frisch ab Presse!«
480), die mit ganz speziellen Rückschau auf den Bibliothekartag
Problemen konfrontiert sind. einer New Professional: Interessan-
te Vorträge und gute Gelegenheit
Foto: ©HNFOTO - stock.adobe.com
zum Networking (Gabriela Jenzer)
460 Herausragende studentische
Projekte ausgezeichnet
Foto Titelseite: BRN-Pixel / Fotolia, Rawpixel. Team Award Information
com / Fotolia Professionals ging in die dritte
Fotos Inhaltsverzeichnis: Universität Wien, Runde (Frauke Schade)
Barbara Voss, Sebastian Wilke
450LESESAAL AUS DEM
BERUFSVERBAND
SCHWERPUNKT: 488 Personalgewinnung aus dem
PERSONALGEWINNUNG Ausland 502 Sitzungsprotokoll der BIB-
Multikultureller Arbeitsalltag bei Mitgliederversammlung 2018
470 Wie gewinnen wir neues Personal
der Nationalbibliothek von Katar im Rahmen des 107. Deutschen
für veränderte Bibliotheken?
(Sebastian Wilke) Bibliothekartages
Die BID AG Personalgewinnung hat
ihre Arbeit aufgenommen
(Barbara Schleihagen) 505 Aus den Landesgruppen
508 Bibliothekartag Berlin
474 Engpässe bei Stellenbesetzungen
und Nachwuchsgewinnung
Ergebnisse der dbv-Umfrage zur 509 Aus den Kommissionen
Situation bei Stellenbesetzungen in
Bibliotheken in Baden-Württemberg
476 Mit kleinen Umwegen zur TAGUNGEN
Traumstelle 492 Internationale Ausrichtung, 449 EDITORIAL
Nachwuchskraft Alexandra Sterz interdisziplinäre Themenarbeit 510 SUMMARY / RESUME
beschreibt, warum es sich lohnt, und kreative Formate
Bibliothekarin zu werden Die Next Library Conference Berlin 512 STELLENANMARKT
2018 und das Berliner Bibliotheks- IMPRESSUM
477 Aus- und Weiterbildung: Eckpfeiler festival (Tim Leik, Juliana Pranke)
der Personalgewinnung bei den
Bücherhallen Hamburg 496 Bibliothekarisches Zukunftsfeld
Mehr Personal durch bessere Digitale Geisteswissenschaften
Perspektiven für Praktika und Auf- Bericht zur Jahrestagung des Ver-
weichung klassischer Stereotypen
(Janette Achberger, Andrea Beyer)
bunds DHd – »Digital Humanities AB IN DIE APP!
im deutschsprachigen Raum« an
der Universität Köln
(Cosima Wagner) 475 Schwierige Stellenbesetzung
480 Der Wettbewerb um gute Aus- Statistische Daten belegen den
zubildende ist in vollem Gang Mangel an Nachwuchskräften
Bibliotheks-FaMIs: Nachwuchsge-
490 Multikultureller Arbeitsalltag
winnung und Ausbildungssituation
Foto-Impressionen von der
(Karin Holste-Flinspach)
Nationalbibliothek in Katar
484 Die Digitalisierung schreitet
munter voran – das Berufsbild MAGAZIN
der FaMIs auch? WWW...
Ein Zwischenruf der Geschäfts-
führerin des Berufsverbands FACHLITERATUR
Nachrichten und Fortbildungen
Information Bibliothek (BIB) 500 Plattform für gesellschaftliche tagesaktuell auf www.b-u-b.de
(Kristina Lippold) Teilhabe und Integration
Zur Profilbildung der Öffentlichen
Bibliotheken (Petra Hauke)
485 »Where did all the good people go?«
Eine Herausforderung für die 501 Neue Fachliteratur
kooperative Ausbildung an Hoch-
schulen und die Personalplanung
im Bibliothekswesen (Maria Gäde)
BuB 70 08-09/2018 451ANZEIGE
STADT- UND LANDESBIBLIOTHEK POTSDAM
Am 7. September 2013 wurde die neue Stadt- und Landesbibliothek im Bildungsforum in Potsdam eröffnet.
Dieser komplette Umbau unter der Regie der Rainer Becker Architekten hat das Ziel den Menschen in den
Mittelpunkt zu stellen und soll so zum denken, lernen, lesen und verweilen einladen.
Die Schulz Speyer Bibliothekstechnik AG hat hier unter anderem das Regelsystem Uniflex mit Holzfachböden
sowie zahlreiche Sonderlösungen - wie zum Beispiel geschwungene Sonderregale – realisiert, um den Zielen
der Einrichtung gerecht zu werden. Der Fokus lag auf hoher Qualität und optimale Medienpräsentation um
den Besucher entsprechend zu inspirieren.
Die Bibliothek ist barrierefrei gestaltet und überzeugt durch ihre helle und freundliche Atmosphäre.
WWW.SCHULZSPEYER.DE
PART OF LAMMHULTS DESIGN GROUP
452FOYER POLITIK
Elsevier-Forderungen für Wissenschaft
inakzeptabel
Verhandlungsstopp zwischen DEAL-Gruppe und wissenschaftlichem Großverlag
»Die überhöhten Forderungen des niedergelegt, um die DEAL-Verhandlun- Mit dem Projekt DEAL habe man
Verlags Elsevier haben uns gezwun- gen zu unterstützen. Zudem hatten Ende sich darauf verständigt, dass das
gen, die Verhandlungen des Projekts 2016 und 2017 rund 200 wissenschaft- Publish-and-Read-Modell eine wichtige
DEAL der Allianz der Wissenschafts- liche Einrichtungen ihre Lizenzverträge Rolle beim Übergang zu Open Access
organisationen mit dem Verlag zu un- mit Elsevier nicht verlängert. Für diese spielen kann. Wie Elsevier mitteilt, sei
terbrechen«, sagte Horst Hippler, Ver- Einrichtungen wollte der Verlag nun die man sich einig gewesen, dass die Förde-
handlungsführer und Sprecher des Fortführung der Verträge verhandeln. rung des Übergangs zu diesem Model in
DEAL-Lenkungsausschusses und Prä- »Eine Übergangslösung für die Deutschland die Grundlage für die nati-
sident der Hochschulrektorenkonfe- zweite Jahreshälfte 2018 ist für die onalen Verhandlungen zwischen DEAL
renz nach dem bis dato letzten Ge- wissenschaftlichen Einrichtungen in und Elsevier bilden würde. Darüber
spräch mit dem Großverlag Anfang Deutschland nur dann zielführend, hinaus sei man einig gewesen, gemein-
Juli. wenn mit Elsevier eine grundsätzliche sam daran zu arbeiten, den Übergang
Einigung über die Rahmenbedingungen zu Open Access in Deutschland zu be-
»Wir wollen in den derzeit laufenden eines künftigen Publish-and-Read-Ver- schleunigen. Trotz dieser Übereinstim-
Verhandlungen mit den drei größten trags hergestellt werden kann. Das ist mungen und Vereinbarungen konnten
wissenschaftlichen Verlagen zu einem nach aktuellem Stand jedoch nicht ge- sich DEAL und Elsevier nicht auf eine
zukunftsfähigen Modell des Publizie- geben«, sagte Hippler. Übergangslösung einigen, die den not-
rens und Lesens wissenschaftlicher Li- Elsevier beurteilt die Situation gänz- wendigen zeitlichen Raum für den Ab-
teratur kommen«, sagte Hippler. »Un- lich anders. Wie der Verlag in einer Pres- schluss eines nationalen Abkommens
ser Ziel ist zum einen ein Ende der für semitteilung bekannt gibt, setze man geschaffen hätte.
die Bibliotheken ruinösen Preisentwick- sich für eine nationale Vereinbarung mit Einige deutsche Forschungseinrich-
lung bei den wissenschaftlichen Zeit- dem Projekt DEAL ein, eine nachhaltige tungen hatten sich entschlossen, ihre
schriften. Zum anderen wollen wir Open Lösung zur Unterstützung der deutschen bestehenden Verträge mit Elsevier in
Access fördern, also im Kern die Ergeb- Forschung und ihrer Open Access-Ambi- Erwartung einer bevorstehenden Natio-
nisse öffentlich finanzierter Forschung tionen solle gefunden werden. nallizenz nicht zu verlängern. Nachdem
frei zugänglich machen.« Die Verlage Als Anbieter von Information-Ana- Elsevier den Zugang für diese Instituti-
könnten nach Ansicht von DEAL dabei lytics-Lösungen arbeite Elsevier eng mit onen in Erwartung auf Fortschritte bei
eine wesentliche Rolle spielen. DEAL der Forschungsgemeinschaft zusam- den DEAL-Verhandlungen bisher auf-
setzt sich für ein nachhaltiges sogenann- men, um deren Wunschvorstellungen rechterhalten hat, werde man seitens
tes Publish-and-Read-Modell ein, also zu erfassen und sie dabei zu unterstüt- des Verlags nun mit den Forschungsein-
für eine faire Bezahlung für die Publika- zen, Zielvorgaben inhaltlich und finan- richtungen besprechen, welche Ange-
tion und dann eine freie Verfügbarkeit ziell umzusetzen. Während Forschungs- bote sie von Elsevier in Zukunft bezie-
für die Leser, erklärte Hippler. Elsevier einrichtungen in einigen Ländern Open hen wollen.
sei aber in Bezug auf einen deutschland- Access-Publikationen bevorzugten, bei Seitens der DEAL-Gruppe blicke man
weiten Vertrag nach diesem Modell nicht denen der Autor Publikationsgebüh- dennoch gelassen in die Zukunft, heißt
bereit, einen wissenschaftsadäquaten ren bezahlt, präferierten Institutionen es in einer Mitteilung des Projekts. Für
Leistungsumfang unter den Grundsät- in anderen Ländern das Abonnement- den Fall, dass Elsevier die Zugänge der
zen des Open Access anzubieten, der Modell, das kostenloses Publizieren Einrichtungen, die sich im vertragslosen
nachhaltig finanzierbar ist. ermöglicht und die Erstattung der Kos- Zustand befinden, nun abschaltet, seien
Die vorangegangenen mehrmona- ten vom Leser (oder seiner Institution) entsprechende Vorkehrungen getroffen
tigen Verhandlungen über die Imple- geleistet wird, heißt es seitens Elsevier. worden.
mentierung einer deutschlandweiten Der Verlag selbst unterstütze beide Op- Elsevier möchte nach eigenen An-
Publish-and-Read-Lizenz haben welt- tionen und biete seinen Nutzern auch gaben offen für konstruktive Gespräche
weit für Aufmerksamkeit gesorgt. Zahl- beide an. Bezüglich der deutschen Kun- bleiben, um eine nachhaltige Lösung zur
reiche Wissenschaftlerinnen und Wis- den wisse man im Hause Elsevier, dass Unterstützung der deutschen Forschung
senschaftler hatten seit Oktober 2017 diese eine starke Präferenz für ein Open zu finden.
ihre Herausgeberschaft für Elsevier Access-Modell haben. red
BuB 70 08-09/2018 453FOYER KOOPERATIONEN
Soziale Verantwortung und Anfang 2017 kamen die Berliner
Werkstätten für Menschen mit Behin-
Personalentwicklung derung (BWB) auf die Abteilung Publi-
kumsdienste der Zentral- und Landesbib-
liothek Berlin (ZLB) zu und erkundigten
Die Zentral- und Landesbibliothek Berlin organisiert den sich nach Möglichkeiten, die Zusammen-
arbeit auszuweiten. Zu diesem Zeitpunkt
Einstelldienst seit September 2017 gemeinsam mit den Berliner
arbeitete bereits eine Mitarbeiterin der
Werkstätten für Menschen mit Behinderung BWB erfolgreich auf einem ausgelager-
ten Arbeitsplatz in der ZLB, und zwar im
Bereich der Fernleihe. Das neue Anliegen
der BWB bestand darin, Außenarbeits-
gruppen in der ZLB einzurichten: Das
sind mehrere ausgelagerte Arbeitsplätze
außerhalb der Werkstätten für Menschen
mit Behinderung, die zwar von dem Trä-
ger der Werkstätten betreut werden, aber
nicht in seinen eigenen Werkstätten ver-
ortet sind. Die Idee dahinter ist eine stär-
kere Integration der Menschen mit Be-
hinderung ins Arbeitsleben, außerhalb
der abgeschotteten Welt der Werkstätten.
Die Zusammensetzung der Außenarbeits-
gruppe ist dabei durch die Bundesagentur
für Arbeit festgeschrieben: Sie besteht aus
maximal zwölf Personen, die permanent
durch eine qualifizierte Gruppenleiterin
oder einen qualifizierten Gruppenleiter
Foto: BWB GmbH vor Ort begleitet, angeleitet und unter-
stützt werden. Hinzu kommen regelmä-
Die Zentral- und Landesbibliothek Alltagsaufgaben werden immer mehr an ßige Betreuungsangebote durch Job-
Berlin (ZLB) wagt etwas Neues und Personal des mittleren Diensts überge- coaches, Psychologen, Pädagogen und
hat dabei zwei Ziele im Sinn – zum ben. Der mittlere Dienst profitiert auch weiteres Fachpersonal der BWB. Das Ziel
einen Integration fördern, zum an- von der Entwicklung des bibliotheks- dieser intensiven Förderung ist es, Men-
deren die Fachkompetenz und die fachlichen Berufsfelds. Die Aufgaben schen mit Behinderung, die – zumindest
Einsatzmöglichkeiten der FaMIs stär- werden vielfältiger und umfassender, aktuell – kaum eine Chance auf dem ers-
ken. Dazu organisieren wir unseren anspruchsvoller, interessanter und vor ten Arbeitsmarkt hätten, eine Weiterent-
Einstelldienst anders. allem: digitaler. Insbesondere im digita- wicklung zu ermöglichen, die im besten
len Bereich ist unsere Branche dabei mit Fall zur Übernahme in ein reguläres Ar-
Die Ausbildung zur/zum Fachangestell- einem stetig wachsen- beitsverhältnis führt.
ten für Medien- und Informationsdienste den Angebot und damit Die Idee dahinter ist Für die ZLB kam das
(FaMI) genießt ein hohes Ansehen – FaMIs einhergehend mit lau- eine stärkere Integra- Angebot zu einem sehr
arbeiten in zahlreichen Bibliotheken in- fend neuen Entwick- tion der Menschen mit günstigen Zeitpunkt.
zwischen in Bereichen, die in der Ver- lungen konfrontiert. Der Einstelldienst im
Behinderung ins Arbeits-
gangenheit dem gehobenen Dienst vor- Wer digital up to date Freihandbereich wurde
behalten waren. Während im gehobenen bleiben möchte, muss
leben, außerhalb der bisher von den FaMIs
Dienst zunehmend Managementskills sich stets und ständig abgeschotteten Welt der im Publikumsdienst ge-
gefragt sind und das Abstraktionsniveau weiterbilden, muss im Werkstätten. leistet, wobei die meis-
zahlreicher Aufgabenbereiche zunimmt, Dialog bleiben mit Kol- ten von ihnen mit ei-
rücken die Fachangestellten in neue Ein- leginnen und Kollegen, die neuen Tech- nem Anteil ihrer Arbeitszeit einstellten
satzgebiete des operativen Betriebs von nologien und Techniken beobachten und und nur einige wenige Teilzeitkräfte aus-
Bibliotheken auf. Längst ist es selbstver- Trends ausprobieren. Service und Bera- schließlich im Einstelldienst tätig waren.
ständlich, dass FaMIs auch im Vermitt- tung der Besucherinnen und Besucher Im Zuge von Personalknappheit im Jahre
lungs- und Veranstaltungsbereich aktiv müssen nicht nur geleistet werden, sie 2014 hatte die ZLB überdies Teile ihres
mitarbeiten und in der Öffentlichkeitsar- müssen auch gestaltet werden. All das Einstelldiensts in der Amerika-Gedenkbib-
beit mitgestalten. Auch technologieaffine kostet vor allem: Zeit! liothek (AGB), dem ausleihstärkeren ihrer
454FOYER KOOPERATIONEN
beiden Standorte, an externe Dienstleister Daher wurde in Jour fixes und zahlrei- zu gestalten, wurden regelmäßige Tref-
vergeben. Der Dienstleistungsvertrag lief chen Sonderbesprechungen die Verzah- fen zwischen den Gruppenleitungen von
Ende November 2017 aus. Daher erschien nung der Übernahme des größten Teils BWB und der Projektleitung der ZLB ein-
ein grundsätzliches Nachdenken über ein des Einstelldienstes mit der sukzessi- gerichtet. Dennoch gibt es offene Themen
neues Modell sinnvoll. Der vom Dienstleis- ven Anreicherung der FaMI-Tätigkeiten – so dürfen die Außenarbeitsgruppen
ter übernommene Anteil an Einstelltätig- durch vielfältigere und anspruchsvol- nicht sonnabends arbeiten, doch in der Bi-
keiten hätte von einer einzigen Außenar- lere neue Aufgaben betont – und diese bliothek mit neun Stunden Öffnungszeit
beitsgruppe von BWB Aufwertung der Aufga- am Samstag und einer Öffnung mit Ver-
bewältigt werden kön- Ein wichtiges Thema im benbereiche wird nicht anstaltungen am Sonntag besteht der Be-
nen. Gleichzeitig stellte Projektteam der ZLB war nur behauptet, sondern darf nach einem Einstelldienst an diesem
sich uns aber auch die die interne Kommunika- durch ein stetig wach- Wochentag, der aktuell mit Hilfskräften
Frage, ob eine umfassen- sendes Team von Mit- gedeckt wird. Im Ganzen lässt sich aber
tion, durch die anfängli-
dere Lösung, in der BWB arbeiter/innen mit kre- festhalten, dass aufgrund der hohen Be-
den größten Teil des
che Bedenken von Mitar- ativen Methoden vor- reitschaft aller Beteiligten, gemeinsam
Einstelldiensts der AGB beiter/innen aufgegriffen angebracht und in die zu tragbaren Lösungen zu kommen, fast
übernehmen würde, und ausgeräumt werden Praxis umgesetzt. Man- alle Hindernisse aus dem Weg geräumt
für die FaMIs nicht eine sollten. che Berührungsängste werden können. Gut ein halbes Jahr nach
größere Chance eröff- der Mitarbeiter/innen Einführung des neuen Einstelldiensts mit
nen konnte. Die ZLB hat sich daher sehr der ZLB gegenüber Menschen mit Be- den BWB ist bereits ein bemerkenswer-
schnell dafür entschieden, zwei Außen- hinderung konnten bereits durch einen tes Maß an Stabilität erreicht. Die Ar-
arbeitsgruppen mit BWB zu planen und mitreißenden Vortrag von zwei Vertre- beitszeitentlastung für die ZLB ist beacht-
mithilfe eines versetzten Einstiegs beider tern der BWB vor Ort abgebaut werden. lich. Durch die Kapazitätsgewinne konn-
Gruppen sowohl den externen Dienstleis- Im Rahmen des Thementages der ZLB, ten die FaMIs systematisch verschiedene
ter abzulösen als auch einen großen Anteil einem Format, das dem kooperativen neue Aufgaben entwickeln und über-
der Einstelltätigkeiten, die noch von inter- und kollaborativen Austausch der Mit- nehmen, und zwar sowohl im Bereich
nem Personal geleistet wurden, durch die arbeiter/innen der ZLB und der Arbeit der Nutzer/innenbetreuung und in der
BWB leisten zu lassen. Damit war auch die an Zukunftsfragen dient, wurden zudem Informationskompetenzvermittlung als
Erwartung verbunden, dass in der Größen- Workshops von Expert/innen der BWB auch beim internen Wissenstransfer und
ordnung von vier bis sechs Vollzeitäquiva- zu Integration und Inklusion angeboten, in konzeptionellen Tätigkeiten rund um
lenten Arbeitszeit für FaMIs frei werden die zur Reflexion des eigenen Verhaltens den Themenraum der ZLB und anderen
würde, um verstärkt in die fachliche Wei- gegenüber Menschen Projekten.
terentwicklung von Teams und Services mit Behinderungen an- Gut ein halbes Jahr nach Auch die erforder-
einsteigen zu können. regten. Weitere Infor- Einführung des neuen liche Flexibilität der
Auf diese Entscheidung folgten viele mationsveranstaltun- Einstelldiensts mit den ZLB-Mitarbeiterschaft
Gespräche zwischen den Ansprechpart- gen zu diesem Thema in dem Kooperations-
BWB ist bereits ein be-
nern von BWB und der Projektleitung aus werden folgen. projekt wirkt sich po-
der ZLB. Beide Partner verständigten sich Schließlich wurde
merkenswertes Maß an sitiv auf die Kultur der
dabei unter anderem darüber, dass für der Empfang der ersten Stabilität erreicht. Zusammenarbeit aus.
den Einarbeitungsprozess keine exakten Außenarbeitsgruppe in Die BWB-Teams fühlen
zeitlichen Abläufe geplant werden konn- der AGB geplant – von der Eröffnungsver- sich wohl in der AGB und identifizieren
ten, da die Außenarbeitsgruppen in der anstaltung Anfang September über die sich mit ihrer Tätigkeit und dem Umfeld
Anfangsphase durch häufige Wechsel der Einrichtung eines Aufenthaltsraums bis in der Bibliothek. Die größte Bereiche-
Menschen in dieser Rehabilitationsmaß- zur Arbeits- und Brandschutzbelehrung rung für die Mitarbeiter/innen der ZLB
nahme geprägt sein und sich erst nach mussten viele praktische Dinge bedacht besteht in der Erfahrung, dass sich ihre
und nach zu stabilen Gruppen entwickeln und organisiert werden, um Außenar- anfängliche Unsicherheit im Umgang
würden. Formell wurde die Zusammenar- beitsgruppenmitglieder in der ZLB will- mit Menschen mit Behinderung relati-
beit durch den Abschluss einer Kooperati- kommen zu heißen. Insbesondere die fei- viert hat und dass diese ihnen mit be-
onsvereinbarung ermöglicht. erliche Begrüßung trug viel dazu bei, dass eindruckendem Engagement, großer
Ein wichtiges Thema im Projektteam sich die Gruppenmitglieder von Anfang Freundlichkeit und hoher Hilfsbereit-
der ZLB war die interne Kommunikation, an in der ZLB gut aufgenommen fühlten schaft begegnen. Beide Seiten gehen in-
durch die anfängliche Bedenken von und ins Gespräch mit den Mitarbeiter/in- zwischen mit Offenheit und Humor auf-
Mitarbeiter/innen aufgegriffen und aus- nen der Bibliothek kommen konnten. einander zu und erleben so ihre Zusam-
geräumt werden sollten. Dazu zählten Um den betriebskulturellen und ar- menarbeit als Selbstverständlichkeit.
vor allem Befürchtungen, Arbeitsgebiete beitsorganisatorischen Rahmen der Zu-
zu verlieren, und Unsicherheit im Um- sammenarbeit in einem offenen und ver- Gabriele Leschke, Jonas Fansa;
gang mit Menschen mit Behinderung. trauensvollen Kommunikationsprozess ZLB Berlin
BuB 70 08-09/2018 455Das »Gaupresse«-Archiv der Universität Wien enthält Zeitungsausschnitte und andere Archivalien, die in einem Kooperationsprojekt der
Fachbereichsbibliothek Zeitgeschichte und des Instituts für Zeitgeschichte aufgearbeitet wurden. Foto: Universität Wien
Universität Wien erschließt erstes national-
sozialistisches »Gaupresse«-Archiv digital
Mehr als 200 000 Scans in Onlinearchiv zugänglich
In einem Kooperationsprojekt ar- Tageschronik und biografisches Fachbereichsbibliothek Zeitgeschichte
beiteten die Fachbereichsbibliothek Material – der Inhalt des Archivs der Universität Wien gelagert. Neben
Zeitgeschichte und das Institut für der öffentlichen Resonanz über nati-
Zeitgeschichte der Universität Wien Neben einer Tageschronik der Pressebe- onalsozialistische Medienpolitik und
das sogenannte »Gaupresse«-Archiv richte über den Zweiten Weltkrieg wur- NS-Druckwerke gibt es ein steigen-
Wien auf. Das Ergebnis dieser Ar- den Themen der NS-Provinzpresse in des breites öffentliches Interesse an ei-
beit ist nun online zugänglich. Wie der »Ostmark« bzw. den »Donau- und Al- ner direkten Auseinandersetzung mit
die Universität mitteilt, stehe somit pengauen« 1938 bis 1945 dokumentiert. den NS-Presseprodukten. »Gleichzei-
erstmals ein wesentliches NS-Pres- Biografisches Material zu NS-Politikern tig fehlte für die wissenschaftliche For-
se-Archiv der Forschung digital zur wurde ebenso gesammelt wie zur Wehr- schung die digitale Erschließung des
Verfügung. macht und NSDAP. Dazu kommen län- für Österreich originären Presseaus-
derkundliche Sammlungen, aber auch schnittarchivs, dem ›Gaupresse‹-Ar-
Das »Archiv des Gaupresse-Amtes der wirtschaftspolitische und kulturelle chiv Wien, sodass die bisherige Ausei-
NSDAP-Gauleitung Wien« (kurz: Gau- Themenstellungen – bis hin zur Juden- nandersetzung mit der NS-Presse auf
presse-Archiv Wien) ist im Wesentlichen verfolgung oder der Presseresonanz auf punktuelle Themen beschränkt blieb«,
eine Zeitungsausschnittsammlung der Reichsleiter Baldur von Schirach. sagt Oliver Rathkolb, der Leiter des In-
NSDAP-Gauleitung Wien. Gemäß der stituts für Zeitgeschichte, der gemein-
Rolle der Presse im NS-System als Pro- sam mit Markus Stumpf, dem Leiter der
pagandainstrument erfolgte die Samm- Aus analog wird digital – neue Möglich- Fachbereichsbibliothek Zeitgeschichte,
lungspolitik der Archive der »Gaupres- keiten für künftige Forschungsprojekte das mehrjährige Projekt leitete. Hinzu
se«-Ämter unter dieser Zielrichtung. kommt, dass in dem Presse-Archiv nicht
Primäres Kriterium war die propagan- Das Archiv war bisher in über 600 nur Zeitungsausschnitte, sondern auch
distische Verwertbarkeit. Kartons als Sondersammlung der Archivmaterialien enthalten sind, so
456FOYER WISSENSCHAFTLICHE BIBLIOTHEK
etwa Reden der Wiener Gauleiter Jo- eine kritische wissenschaftliche Ausei- Die Geschichte des Gauarchivs – Ein
sef Bürckel und Baldur von Schirach nandersetzung und Kontextualisierung Stück Republikgeschichte
und anderer Nationalsozialisten. Insge- durch begleitende wissenschaftliche
samt liegen nach Universitätsangaben Texte, Präsentationsunterlagen, ausge- Die Aufbewahrungsgeschichte des Ar-
nun 673 Kartoninhalte digitalisiert vor. zeichneten Seminararbeiten und so wei- chivs ist dabei auch ein Teil der österrei-
Das sind mehr als 200 000 Scans in über ter entgegengesetzt werden.« chischen Republikgeschichte, befand sich
16 000 Mappen. Bei der Forschungsplattform »Gau- doch das »Gauarchiv« im Österreichischen
presse«-Archiv handelt es sich um eine Parlament , dem sogenannten »Gauhaus«.
wissenschaftliche Lehrplattform, die »Aus Platzgründen wurden die Bestände
Ein Beitrag zum Gedenkjahr 2018 – zum Zwecke der wissenschaftlichen Mitte der 1970er-Jahre über das Parla-
Einrichtung einer Forschungs- und Recherche online gestellt wird. Der Zu- mentsarchiv und die Parlamentsbiblio-
Lehrplattform griff auf diese Lehrplattform steht zwar thek hinaus aufgeteilt. Sie sind heute im
grundsätzlich jedermann offen, je- Österreichischen Staatsarchiv, im Wiener
»Durch die digitale Aufarbeitung des doch ist das Abfragen und die Verwen- Stadt- und Landesarchiv, in der Österrei-
›Gaupresse‹-Archivs wird eine wissen- dung der Archivinhalte ausschließlich chischen Nationalbibliothek, aber auch in
schaftliche, zeithistorische Aufarbeitung und nur für Zwecke des Unterrichts, der Wienbibliothek im Rathaus sowie an
des NS-Unrechtsregimes ermöglicht und der Lehre und der Forschung zulässig der Universität Wien in der Fachbereichs-
erleichtert«, sagt Stumpf. Rathkolb er- und daher registrierungs- und anmel- bibliothek Zeitgeschichte zu finden«, sagt
läuternd dazu: »In dem ›Gaupresse‹-Ar- depflichtig. »Die Forschungsplattform Markus Stumpf.
chiv ist unzweifelhaft eine ideologisierte ist damit ein auch international beson- Das digitalisierte »Gaupresse«-Ar-
propagandistische Jubelberichterstat- ders nachhaltiger Beitrag der Universi- chiv ist zu finden unter www.ns-presse
tung über Führer, Partei, NS-Ideolo- tät Wien zum Gedenkjahr 2018/1938«, archiv.at
gie und so weiter enthalten, der nun sagt Rathkolb. red
DABIS_A5_quer_cl_ohne_Termin.pdf 1 29.11.2017 15:18:58
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BuB 70 08-09/2018 457FOYER BIBLIOTHEKARTAG BERLIN
war ich 2017 das erste Mal mit dabei.
Somit stand der erste Kongress für mich
an und ich war sehr gespannt und inter-
essiert, was mich alles erwarten würde.
Einige interessante Veranstaltungen und
Podiumsdiskussionen habe ich mir im
Voraus herausgeschrieben. In Frankfurt
konnte ich wichtige und interessante In-
formationen sammeln, beispielsweise
zu Themen wie E-Books oder Informa-
tionskompetenz. Somit konnte ich in
meiner Institutsbibliothek die Profes-
sorinnen und Professoren animieren,
E-Books zu bestellen. Doch was nimmt
man von so einem Kongress noch mit?
Ich habe nicht nur die Arbeitskollegin-
nen und Arbeitskollegen intern von der
Gabriela Jenzer am Bibliothekartag 2018 bei ihrem Workshop. Fotos: privat UB Bern besser kennen gelernt, ich habe
auch einen sehr guten Freund in Frank-
»Frisch ab Presse!« furt kennengelernt.
Rückschau auf den Bibliothekartag einer New Professional: Breites Veranstaltungsangebot
Interessante Vorträge und gute Gelegenheit zum Networking
Doch man triff t nicht nur neue Leute,
auch alte Bekannte sieht man wieder.
So habe ich beispielsweise in Frankfurt
Gabriela Jenzer ist 24 Jahre alt. Sie »Bibliotheken sind langweilig!« Das meinem ehemaligen Ausbildungsver-
hat die Ausbildung zur Fachfrau In- war das Erste, was ich sagte, als mich antwortlichen Heinz Mathys von der UB
formation und Dokumentation in der meine Mutter auf die mögliche Ausbil- Basel getroffen. Zusammen hatten wir
Universitätsbibliothek Basel 2013 er- dungsstelle in der UB Basel ansprach. die Idee, für dieses Jahr in Berlin einen
folgreich abgeschlossen. Seit 2014 Ich hätte mir damals nie erträumt, dass Workshop auf die Beine zu stellen. Wir
arbeitet sie in der Institutsbibliothek ich diesen Beruf so lieben werde, wie ich haben einige Abklärungen getroffen und
Evangelische Theologie der Universi- es derzeit tue. Ich wollte die Ausbildung
tät Bern. Dieses Jahr war sie bereits immer als Grundlage für meinen weite-
das zweite Mal beim Deutschen Bib- ren Berufsweg und anschließend Jour-
liothekartag, diesmal mit einem eige- nalismus studieren. Diesen Plan habe
nen Workshop zusammen mit ihrem ich dann irgendwann auf Eis gelegt.
ehemaligen Ausbildungsverantwortli- 2013 habe ich meine Ausbildung abge-
chen. In nachfolgendem Beitrag erläu- schlossen. Frisch ab Presse1 arbeite ich
tert Jenzer, warum es ihrer Meinung seit 2014 nun in der Institutsbibliothek
nach gerade für New Professionals so Evangelische Theologie der Universi-
wichtig ist, an einem Bibliothekartag tät Bern. Wir sind vier Mitarbeiter und
teilzunehmen. haben einen Bestand von circa 100 000
Medien und 120 laufenden Zeitschrif-
Fachfrau Information und Dokumenta- ten. Die Arbeiten sind jeden Tag anders
tion ist die Berufsbezeichnung für die verteilt und auch genau diese Abwechs-
Fachausbildung der Bibliothekarinnen lung macht es mir so einfach zu sagen,
und Bibliothekaren in der Schweiz. Die dass ich meine Arbeitsstelle liebe. Doch
Ausbildung dauert drei Jahre und kann wie komme ich von »meiner kleinen« In-
in allen Öffentlichen oder Wissenschaft- stitutsbibliothek zum großen Deutschen
lichen Bibliotheken absolviert werden. Bibliothekartag? Eine Internetrecherche
Zudem wird dieselbe Ausbildung in Ar- zum Thema »Was machen eigentlich die
chiven und Dokumentationsstellen an- Anderen?« war der Beginn, wie ich auf
geboten. Somit erlernen wir drei Berufe den Deutschen Bibliothekartag auf- Die Arbeitsstelle von Gabriela Jenzer: die
in einer Ausbildung. merksam wurde. In Frankfurt am Main Bibliothek Evangelische Theologie in Bern.
458FOYER BIBLIOTHEKARTAG BERLIN
den Abstract für unseren Workshop ein- wie ich schlagfertiger mit unfreundlichen Mein Fazit also: Die Teilnahme am
gereicht, der angenommen wurde. Kundinnen und Kunden umgehe. Bibliothekartag kann alle New Professi-
Am Bibliothekartag schätze ich das Doch warum ist es so wichtig als onals dabei unterstützen, sich weiterzu-
breite Angebot von Veranstaltungen und New Professional zum Bibliothekartag entwickeln und sich in der eigenen Ar-
Workshops. So habe auch ich ohne Stu- zu gehen? Ich, von meiner Seite, kann beit bestärkt zu fühlen und selbstbewuss-
dium oder Hochschulabschluss die Mög- Ihnen einen Hauptgrund nennen: Net- ter an den Arbeitsplatz zurückzukehren.
lichkeit, mich auf demselben Niveau working. Ich weiß, jede und jeder kann Wir bekommen die Möglichkeit, uns und
weiterzubilden, neue Ideen und Themen von Networking profitieren. Ich habe in unser Wissen zu festigen und weiterzu-
aufzufassen. den letzten zwei Jahren viele neue Men- entwickeln. Wir haben die Möglichkeit,
In Frankfurt habe ich eine gute Mi- schen in unserem Dienstleistungsbe- uns mit anderen Bibliothekarinnen und
schung zwischen Podiumsdiskussio- reich kennengelernt und jeder war eine Bibliothekaren über dieselben Probleme
nen, Vorträgen und Workshops genos- Bereicherung auf seine Weise, sowohl auszutauschen: national und internatio-
sen. Das Highlight 2017 war der Vor- auf freundschaftlicher Ebene als auch nal. Wir lernen uns selbst besser kennen,
trag von Anke Winsmann von der SuUB auf professioneller Ebene. lernen den Umgang mit wichtigen Perso-
Bremen über Love-Letters und Breakup nen und lernen Kontakt herzustellen. Wir
Letters. Das fand ich persönlich sehr in- lehren und lernen für uns, mit uns und
teressant und eine spannende Methode Rasante Entwicklungen mit anderen.
im Feedback-Management. Dieses Jahr habe ich bestimmt auch ei-
Ein weiterer wichtiger Grund ist, mit der nige von den Leserinnen und Lesern die-
Die Teilnahme am Bibliothe- rasanten Entwicklung in unserem Berufs- ses Beitrages persönlich kennengelernt.
kartag kann alle New Profes- feld mithalten zu können und sich direkt Danke an Sie, für die spannenden Gesprä-
sionals dabei unterstützen, selber und vor Ort über die neusten Neu- che, die wir zusammen führen durften.
erungen informieren zu können. So hält Gabriela Jenzer,
sich weiterzuentwickeln und
man sich auch nach der Ausbildung im- Universitätsbibliothek Bern
sich in der eigenen Arbeit mer auf dem laufenden Informationss-
bestärkt zu fühlen. tand und kann die Informationen selbst
aufnehmen und eventuell auch im Betrieb 1 Anmerkung der Redak-
tion: »Frisch ab Presse«
weitergeben. Man ist also nicht ab-
ist eine Redewendung,
Dieses Jahr in Berlin habe ich mich viel hängig vom Informationsfluss im ei- die vor allem in der
mit Ausstellern unterhalten und somit genen Betrieb, der bereits gefiltert Schweiz geläufig
einen neuen Blick auf verschiedene Pro- wurde, sondern kann die ganze ist. Sie steht für
dukte für unsere Bibliothek erhalten. Breite an Entwicklungen und Ver- »frisch fertig
ausgebildet«
Das fand ich sehr interessant. Jedoch änderungen aufnehmen.
bzw. »frisch im
stand in diesem Jahr der Workshop, den Was hat der Bibliothekartag Berufsalltag«.
ich zusammen mit Heinz Mathys geben für mich noch für eine Bedeutung?
durfte, im Mittelpunkt. Ich habe es sehr Es sind vier sehr lehrreiche Tage,
genossen, dass ich die großartige Erfah- meist an einem Ort, den ich vorher
rung machen durfte und die Sicht als Re- nicht kannte und an dem ich ein-
ferentin erhielt. fach sein kann wie ich bin. Das hat zur
Folge, dass ich mich selbst besser ken-
Man ist also nicht abhängig nenlerne und mich weiterentwickle.
vom Informationsfluss im Ich bekomme neues Selbstbewusstsein
eigenen Betrieb, der bereits und mehr Selbstvertrauen. Wichtige
Punkte, die nicht nur in unserem Be-
gefiltert wurde, sondern kann
ruf von Vorteil sind, sondern auch in
die ganze Breite an Entwick- unserem Privatleben. In meinem zar-
lungen und Veränderungen ten Alter von 24 Jahren kann und
aufnehmen. muss man sich immer wieder neu
(er)finden. Diese Entwicklung kann
man selber nicht erzwingen, sie ge-
(M)ein Vortrag-Highlight 2018 war jener schieht einfach. Ich finde, der Bi-
von Martin Eichhorn zum Thema: »Biblio- bliothekartag ist der richtige Ort,
thek als Tatort!«. Ich saß bei ihm im Vor- um sich auf diese Entwicklungen
tragssaal und hab Tränen gelacht. Trotz- einzulassen. Ich komme als be-
dem war es sehr informativ, spannend stärkte und selbstbewusstere
und ich habe einige Ideen aufgenommen, Person zurück nach Bern.
Die Autorin des
Beitrags, Gabriela
BuB 70 08-09/2018 Jenzer.FOYER BIBLIOTHEKARTAG BERLIN
Herausragende studentische Projekte
ausgezeichnet
Team Award Information Professionals ging in die dritte Runde
Der Team Award Information Pro-
fessionals (TIP) zeichnet seit 2016
jährlich drei studentische Teamleis-
tungen aus, die einen innovativen
Beitrag zur konkreten Lösung von
Fragestellungen der digitalen Trans-
formation und Gestaltung der digi-
talen Gesellschaft in der Berufspra-
xis von Bibliotheken und Informa-
tionseinrichtungen liefern. Ziel ist
es, studentische Teamleistungen in
der Fachöffentlichkeit sichtbar zu
machen und den Transfer zwischen
Ausbildung und Praxis zu befördern.
Der Preis ist mit jeweils 800 Euro do-
tiert und wird von b.i.t.online, der
ekz.bibliotheksservice GmbH, der Preisübergabe beim 107. Bibliothekartag in Berlin (von links): Prof. Frauke Schade (KIBA),
Konferenz der informations- und bi- Andreas Mittrowann (ekz.bibliotheksservice GmbH), die Preisträgerinnen Anna-Lena
Baumann, Sarah Capell, Freya Anders und Ulrike Verch (HAW Hamburg), außerdem Thomas
bliothekswissenschaftlichen Ausbil-
Dohme und Angelika Eilts (Schweitzer Fachinformationen): Foto: KongressNews/Vera Münch
dungs- und Studiengänge (KIBA) so-
wie Schweitzer Fachinformationen
vergeben. herausfordernd die Verzeichnung und Neues aus der Akademie der Wissens-
Bereitstellung von Materialien ist, die schafe: Publikationsdienstleistungen
Im Jahr 2018 wurden Projekte an der Aktualisierungsroutinen unterliegen Wissenschaftlicher Bibliotheken
HAW Hamburg, der HS Hannover und und unter offenen Lizenzen bereitge-
an der TH Köln ausgezeichnet. Die Preis- stellt werden. In dem Projekt unter der Leitung von
träger präsentierten ihre Teamarbeiten Prof. Inka Tappenbeck wurden in einem
zur Preisverleihung beim 107. Bibliothe- Projekt an der TH Köln die Publikations-
kartag in Berlin. Bei der anschließenden Relaunch von Netzdurchblick, dem dienstleistungen von drei exemplarisch
Preisverleihung wurden die Urkunden Internetratgeber für Jugendliche ausgewählten Hochschulbibliotheken
und das Preisgeld feierlich überreicht. vergleichend bewertet und Perspektiven
Ausgezeichnet wurden: Netzdurchblick ist ein Internetratgeber für die Weiterentwicklung entworfen.
für Kinder und Jugendliche zwischen 8 Die Ergebnisse wurden in einem Anima-
und 14 Jahren, der seit 2009 an der HAW tionsfilm übersetzt, der auf humorvolle
Open Educational Resources an der Hamburg von Studierenden im Auftrag und unterhaltende Weise einen Einblick
Hochschule Hannover der Landesmedienanstalt entwickelt in das komplexe Thema von Publikati-
und weiterentwickelt wird. In dem Pro- onsdienstleistungen Wissenschaftlicher
Im Auftrag des e-Learning Centers jekt unter Leitung von Prof. Maika Bü- Bibliotheken gibt und zeigt, wie man
der Hochschule Hannover wurde in schenfeldt und Prof. Ulrike Verch wurde diese anschaulich vermarkten kann.
dem Projekt unter der Leitung von der Internetratgeber inhaltlich und tech- Die Einreichungen bewertet hat eine
Anke Wittich ein Konzept für Open nisch generalüberholt. Das Ergebnis ist Jury mit Prof. Ursula Georgy (TH Köln),
Educational Resources an der Hoch- eine responsive und barrierefreie Web- Prof. Joachim Griesbaum (Stiftung Uni-
schule Hannover in Zusammenarbeit site mit aktuellen, leicht verständlichen versität Hildesheim), Erwin König (b.i.t.
mit der Hochschulbibliothek entwi- Texten und neuen Comicfiguren. Zu ent- verlag), Marlies Ockenfeld (DGI), Bar-
ckelt. Das Projekt verdeutlicht, dass decken gibt es viele neue Infos rund um bara Schleihagen (dbv) und Isabel Bales
die Open-Idee noch nicht vollständig Fake-News, Gaming oder die Nutzung (Schweitzer Fachinformationen).
in der Lehre angekommen ist und wie des Internets. Prof. Frauke Schade, HAW Hamburg
460FOYER FREUNDESKREISE
Offen für Fördervereine und Freundeskreise
aller Bibliothekssparten
Bundesverband der deutschen Bibliotheks-Freundeskreise gegründet
Am 16. Juni wurde in Berlin, un- unterstützte Bibliothek kein Mitglied im die der dbv der Vernetzung der deut-
mittelbar im Anschluss an den 107. dbv ist, um unabhängiger für die Sache schen Bibliotheks-Freundeskreise und
Deutschen Bibliothekartag, der der Bibliotheken eintreten zu können, der Vereinsgründung zuspricht. Sie
»Bundesverband der deutschen Bib- werde heute der »Bundesverband der zeichnete dabei noch einmal die Entste-
liotheks-Freundeskreise« als gemein- Deutschen Bibliotheks-Freundeskreise« hung und die Entwicklung des dbv-Pro-
nütziger eingetragener Verein gegrün- (BDB) gegründet, der ein gemeinnützi- jektes »Vernetzung der deutschen Bib-
det. Der neue Verein nimmt ab sofort ger Verein werden soll. liotheks-Freundeskreise« von 2005 bis
die Aufgaben der »Arbeitsgemein- Der neue Bundesverband soll sich heute nach und würdigte dabei insbe-
schaft der Freundeskreise« wahr, die unabhängig von den Interessen der Trä- sondere das Engagement des seit 2011
dem Deutschen Bibliotheksverband ger der Bibliotheken für seine Freundes- eingesetzten dbv-Koordinators Ronald
(dbv) angegliedert war. Die seit 2005 kreise und »ihre« Bibliotheken einsetzen Schneider und der beiden Vorsitzenden
bestehende Arbeitsgemeinschaft und sich als Lobbyist gegenüber Politik der »AG der Freundeskreise im dbv«,
(bis 2012 »Konferenz der Freundes- und Bibliotheksträgern für die Interes- Kurt Idrizovic (seit 2013) und Volker
kreise«) erlischt mit Wirkung 31. De- sen der NutzerInnen der Bibliotheken Pirsich (seit 2017). Die sukzessive Ver-
zember 2018. einsetzen. Der BDB führt die Arbeit der selbstständigung der »AG der Freun-
»AG der Freundeskreise im dbv« konti- deskreise« ab 2016 münde jetzt in die
Volker Pirsich, Vorsitzender der (aus- nuierlich fort und legt dabei besondere Gründungsversammlung der BDB. Der
laufenden) »Arbeitsgemeinschaft der Akzente auf die weitere – auch regionale dbv werde dem neuen Verband der Bib-
Freundeskreise im dbv«, verband in sei- – Vernetzung der Bibliotheks-Freundes- liotheks-Freundeskreise auch weiterhin
nem Grußwort an die 19 Vertreter deut- kreise sowie die bundesweite, regionale partnerschaftlich verbunden bleiben.
scher Bibliotheks-Freundeskreise in der und lokale Lobbyarbeit. Er bleibt dem Dazu werde man in Kürze einen Koope-
Berliner Humboldt-Bibliothek in Tegel dbv partnerschaftlich verbunden. Dirk rationsvertrag abschließen.
den Rückblick auf die Tätigkeiten und Wissen, Leiter der Humboldt-Bibliothek, Der neue Verein ist wie die »AG der
die Entwicklung der »AG der Freundes- hieß in seinem Grußwort die Teilnehmer Freundeskreise« offen für Fördervereine
kreise im dbv« mit einer Darlegung der der Gründungsversammlung in seinem und Freundeskreise aller Sparten von Bi-
Motive, die zur Gründung eines selbst- Haus willkommen. bliotheken – seien es Öffentliche, seien es
ständigen Vereins geführt haben. Die Auch die Geschäftsführerin des Wissenschaftliche oder Spezialbibliothe-
erfolgreiche Arbeit der AG war inner- Deutschen Bibliotheksverbandes (dbv), ken: Freundeskreise aller Bibliotheksspar-
halb des dbv an ihre Grenzen gesto- Barbara Schleihagen, war bei der Grün- ten stehen vor vergleichbaren Aufgaben.
ßen: Um künftig mehr Freundeskreise dungsversammlung zugegen, um da- Der Gründungsvorstand des neuen
erreichen zu können, auch wenn die mit die Bedeutung zu unterstreichen, Vereins kommt aus Freundeskreisen
aus allen Teilen Deutschlands. Er be-
steht aus: Volker Pirsich, 1. Vorsit-
zender (Hamm/Westfalen und Wil-
helmshaven), Uwe Janssen, erster
stellvertretender Vorsitzender (Lein-
felden-Echterdingen), Harald-Albert
Swik, zweiter stellvertretender Vorsit-
zender (Luckenwalde), Brigitte Schä-
fers, Schatzmeisterin (Krefeld) und
Ronald Schneider, Oberhausen (Schrift-
führer). Der Sitz des Vereins wird in
Hamm/Westfalen liegen, zugleich Sitz
des Freundeskreises des frisch gewähl-
Das Führungsteam des Bundesverbands der deutschen Bibliotheks-Freundeskreise (von ten Vereinsvorsitzenden.
links): Volker Pirsich, Brigitte Schäfers, Ronald Schneider, Harald-Albert Swik – auf dem Bild Dr. Volker Pirsich und
fehlt der erste stellvertretende Vorsitzende Uwe Janssen. Foto: Harald-Albert Swik
Dr. Ronald Schneider
BuB 70 08-09/2018 461FOYER INTEGRATION
in Potsdam, die die Bedeutsamkeit des
gemeinsamen Lesens für die Integra-
tion hervorhob und dadurch noch ein-
mal die erfolgreiche Arbeit des Projektes
bestätigte.
Das neue Projekt legt seinen
Schwerpunkt auf berufs-
bezogene Sprachförderung
im ländlichen Raum.
Ausruhen auf dem gelungenen Projekt
können sich das Projektteam der Bücher-
eifachstelle der Evangelischen Kirche im
Rheinland um Fachstellenleiterin Helga
Schwarze sowie die Kooperationspart-
ner, das Bonner Institut für Migrations-
forschung und Interkulturelles Lernen
»Ohne Oma können wir nicht Deutsch lernen«, sagt Amal. Deshalb übt die sechsköpfige (BIM), das Diakonische Werk an der Saar,
Familie aus Syrien regelmäßig mit ihrer Lesepatin. Foto: Barbara Voss das Evangelische Erwachsenenbildungs-
werk Rheinland Süd (eeb), die Evange-
Aus Sprachräumen werden lische Migrations- und Flüchtlingsarbeit
Bonn (EMFA), die Integrationsagentur
Sprachtreffs und die Koordinierungsstelle Fundrai-
sing in der EKiR, aber nicht. Denn auch
der neue Förderantrag für das Projekt
Neues Sprachförderprojekt der Büchereifachstelle der »Sprachtreff – für Integration auf dem
Land« wird aus Mitteln des Asyl-, Migra-
Evangelischen Kirche im Rheinland schließt an Vorprojekt an
tions- und Integrationsfonds gefördert.
Das neue Projekt wird an vier Stand-
orten in den Bundesländern auf dem
Geflüchtete Menschen beim Erwerb Ende Juni wurde die Handreichung bei Gebiet der rheinischen Kirche durchge-
der deutschen Sprache unterstützen der Abschlussveranstaltung des Projek- führt und legt seinen Schwerpunkt auf
und die Gemeinde bunter und leben- tes im Haus der Kirche in Bonn vorge- berufsbezogene Sprachförderung im
diger gestalten, indem Menschen un- stellt. Fast 100 Gäste waren der Einla- ländlichen Raum, um Geflüchtete bei
terschiedlicher Herkunft zusammen- dung gefolgt, um mehr über das Projekt der Integration in die Gesellschaft und
gebracht werden: Das waren die Ziele zu erfahren und die Ehrenamtlichen aus den Beruf zu unterstützen. Dafür wer-
des EU-geförderten Projekts »Sprach- den Pilotbüchereien zu Ihrer Arbeit und den »Sprachtreffs« als Lern- und Begeg-
räume – Büchereien für Integration«. ihren Erfahrungen zu befragen. Gelegen- nungsorte eingerichtet und Ehrenamt-
Das Projekt wurde von der Bücherei heit dazu erhielten sie bei einem World liche zu Sprach- und Lesepatinnen und
fachstelle der Evangelischen Kirche Café, das sich an die Präsentation des -paten qualifiziert. Die Angebote ergän-
im Rheinland entwickelt und mit Projektes anschloss. Einen Einblick in zen die bestehenden örtlichen Sprach-
Partnerorganisationen durchgeführt. die interkulturellen Veranstaltungen in und Integrationsangebote.
Fünf ehrenamtliche Büchereien den Pilotbüchereien erhielten die Besu- Informationen zu den Projekten
haben zwei Jahre lang als Pilotein- cherinnen und Besucher am Nachmittag sowie die Handreichung »Leseräu-
richtungen für diese Ziele Angebote mit dem multikulturellen musikalischen me-Sprachräume-Begegnungsräume«
aufgebaut, Erfahrungen gesammelt Beitrag aus der Pilotbücherei an der zum Download sind zu finden unter:
und neue Kontakte geknüpft. Er- Matthäikirche Bonn und der Aufführung www.sprachraeume.ekir.de.
kenntnisse, Materialien und Aktionen »Märchen aus aller Welt« der DaZ-Kin- Kofinanziert wurde das Projekt
wurden nun in der Handreichung »Le- der (Deutsch als Zweitsprache) der Bü- »Sprachräume« aus Mitteln des Asyl-,
seräume-Sprachräume-Begegnungs- cherei an der Gebrüder-Grimm-Grund- Migrations- und Integrationsfonds der
räume« zusammengefasst. Sie enthält schule aus Neuss. Fachlichen Input gab Europäischen Union.
darüber hinaus Anregungen für inte- es für die Zuhörenden auch beim Vortrag Helga Schwarze, Büchereifachstelle
ressierte Einrichtungen, um eigene von Sandra Niebuhr-Siebert, Professorin der Evangelischen Kirche im
Angebote umzusetzen. an der Fachhochschule Clara Hofbauer Rheinland
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BuB 70 08-09/2018 463FOYER WISSEN FRAGT ...?
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Image – Glück – Stimmungsbild ? en ?
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Auf einen Espresso mit dem Psychologen Jürgen Hesse zur
»Atmosphäre von Bibliotheken«
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Bibliotheksregal mit Hesse/Schrader-Büchern
Jürgen Hesse ist geschäftsführender unseren Büchern. Da möchte ich mich fragen, was sie toll finden und was sie
Diplom-Psychologe im Büro für Be- als Autor nur entschuldigen oder unterm vermissen? Das sind die beiden Men-
rufsstrategie und freier Autor. Er stu- Teppich verkriechen. Was da drin steht, schengruppen, die die Bibliothek nut-
dierte von 1973 bis 1981 Psychologie so darf keine Bewerbung heute mehr aus- zen. Sie müssen gefragt werden, ob die-
an der Freien Universität Berlin. 1992 sehen, das war Anfang der 1990er-Jahre ser Ort sie glücklich macht oder noch
gründete er das »Büro für Berufsstra- aktuell und jetzt schreiben wir bald das nicht ganz. Es ist zu fragen, was können
tegie«, das Standorte in Berlin, Frank- Jahr 2020. wir verändern, um uns als kulturelle
furt am Main, Hamburg, Köln, Leipzig, Bildungsinstitution, als Mittelpunkt der
München, Stuttgart und Wiesbaden Was kann eine Bibliothek tun, außer Stadt, als Treffpunkt des Wissens zu eta-
hat und jährlich circa 800 Seminare zum Beispiel aktuell zu sein, um Perso- blieren, um uns damit wieder stärker ins
durchführt. Zusammen mit Hans Chris- nal zu gewinnen? Bewusstsein der Bevölkerung zu holen.
tian Schrader bildet er das Autorenduo Eine Bibliothek als Institution hat Der nächste Schritt wäre dann, sich Ins-
»Hesse/Schrader«. Der Titel »Das große eine andere Ausgangssituation als zum titutionen anzuschauen, die etwas Ähn-
Hesse/Schrader Bewerbungshand- Beispiel ein Studiengang des Biblio- liches machen, wie zum Beispiel die
buch« ist nur ein Titel der seit 1985 thekswesens, der neue Studierende ge- Volkshochschule, ein Kulturcenter oder
über 200 erschienenen Ratgeber dieses winnen möchte. Eine Möglichkeit ist ein Café in einer Kulturfabrik et cetera
Autorenduos zu den Schwerpunktthe- zum Beispiel, seine Mitarbeiter kon- und genau zu beobachten, was die Bi-
men Bewerbung und Karriere. Aktuell kret zu fragen, wie glücklich sie mit ih- bliothek davon unterscheidet und was
erschien der Titel »Was steckt wirklich rem Beruf sind und was es zu verändern die Alleinstellungsmerkmale sind. Hier
in mir?«, eine Frage, die sich auch Bib- gäbe. Wichtig ist es, ein Stimmungsbild spricht man von »USP«, der »unique sel-
liotheken in Bezug zur Personalgewin- aufzunehmen und dieses öffentlich wi- ling proposition«. USPs sind zum Bei-
nung stellen könnten. derzuspiegeln. Und in diesem Zusam- spiel ein Ort ohne Kommerz zu sein oder
menhang sollte sich jede Bibliothek Angebote für alle Altersgruppen bieten
fragen, woran es liegt, dass aktuell der zu können, spezielle Angebote für Grup-
Nachwuchs verlorengeht? Man muss bei pen der Kitas bis hin zu den Seniorenhei-
den eigenen Kunden anfangen zu fra- men zu haben.
gen, wie sie das Image der Bibliothek
beschreiben würden. Bibliotheken wollen aber nicht nur neue
Bibliotheksnutzer umwerben, sondern
Wie lässt sich das Image verbessern, um auch Personal gewinnen ...
Bewerber zu finden? Ist zum Beispiel die Mein Ansatzpunkt war in meiner Ant-
Sonntagsöffnung einer Bibliothek ein sol- wort die Pflege des Nachwuchses: Wenn
cher Imagegewinn, dass hierdurch nicht sich jemand für ein Medizinstudium ent-
Auf einen Espresso mit Jürgen Hesse. nur neue Kunden, sondern auch neues scheidet, hat er bestimmt eine positive
Personal gewonnen werden könnte? Erinnerung an seinen Kinderarzt und
Dirk Wissen: Verändert sich die Bewer- Sie sprechen von »Bewerbern«, ich wenn jemand Lehrer werden will, hat
bersituation so sehr, dass jedes Jahr würde sie »Interessenten« für den Be- er auch eine bestimmte Vorstellung von
eine neue Auflage Ihrer Bücher in den ruf nennen, aus denen Bewerber wer- dem, was auf ihn zukommt. Man muss
Bibliotheksregalen nötig ist? den können. Fakt ist, dass Bibliothe- dabei zuerst bei den jungen Menschen
Jürgen Hesse: Ich verstehe, dass Bib- ken etwas ganz Wunderbares anbieten, anfangen, doch das trägt nur langfristig.
liotheken nicht jedes Jahr immer wieder Räumlichkeiten und Atmosphäre. Wenn Aktuell sind die größten Fehler, die bei
die neuesten beziehungsweise veränder- man hier das Image verbessern möchte, der Bewerbergewinnung gemacht wer-
ten Auflagen einkaufen können. Die Uni- würde ich zuerst mein Team fragen, den, dass man dieses Verfahren verkom-
versitätsbibliothek von Merseburg zum was sich noch verbessern ließe, da- pliziert. Ein Bewerbungsverfahren muss
Beispiel hat die ältesten Schwarten von nach würde ich die Bibliotheksbenutzer eigentlich ganz einfach sein. Zweitens
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