Wir haben etwas unternommen - Vor 30 Jahren gegründet: Unternehmensgeschichten aus der Region - IHK24
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ZEITSCHRIFT DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER ZU ROSTOCK MÄRZ 2020 Wir haben etwas unternommen Vor 30 Jahren gegründet: Unternehmensgeschichten aus der Region Standort Konjunkturumfrage zeigt Zuversicht Unternehmensförderung Gutes Netzwerk unterstützt Gründer Aus- und Weiterbildung Ausbildungsbotschafter beraten Schüler
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VORWORT Vielen Dank für 30 Jahre Einsatz Liebe Unternehmerinnen und Unternehmer, Viele von Ihnen haben in den kommenden Monaten etwas zu feiern: Es gibt Ihr Unternehmen seit 30 Jahren. Das hat uns veranlasst, Unter- nehmerinnen und Unternehmer vorzustellen, die kurz nach der Wende be- schlossen haben: „Wir wollen uns selbstständig machen, wir wollen etwas unternehmen.“ Sollten Sie auch in der Planung sein und sich fragen „Wie komme ich in die WIR?“ Dann melden Sie sich unter presse@rostock.ihk.de, die WIR-Reihe „30 Jahre Wirtschaft“ werden wir bis Ende 2020 fortsetzen, interessante Unternehmensgeschichten sind stets willkommen. Was machen die vorgestellten Beispiele deutlich? Dass es in unserer Region viele Menschen gab und gibt, die aus einer guten Idee eine Geschäftsidee entwickelt haben. Damit nicht genug: Sie haben sich in unserer Region selbstständig gemacht, sind mal langsam, mal schnell gewachsen. Sie haben ihren Mitarbeiterstamm verdoppelt oder verzehnfacht, sie geben vielen Menschen Arbeit. Bei vielen Unternehmen zeigt sich: Dreißig Jahre Klaus-Jürgen Strupp nach der Gründung laufen sich schon mögliche Nachfolger warm. Oft blei- Präsident der IHK zu Rostock ben die Unternehmen in der Familie. Das verwundert nicht. Unternehmer sind oft rund um die Uhr im Einsatz, da nehmen sie die Kinder manches Mal mit in den Betrieb. Wer als Kind Unternehmerluft schnuppern durfte, entwickelt oft schon früh eine Faszination für die Selbstständigkeit. Unternehmertum bedeutet, Verantwortung zu übernehmen, Kreativität zu leben, informiert zu sein, zu netzwerken, zu handeln – Unternehmertum verpflichtet, gibt aber auch viel. „Unternehmerinnen und Unternehmer sind oft Treiber, die Motoren einer Region.“ Unternehmerinnen und Unternehmer sind oft Treiber, die Motoren einer Region. Unsere Region ist wunderbar, hat viel zu bieten, zusammen mit Ihnen ist sie „wow“. Vielen Dank für viele Jahre unermüdlichen Einsatzes! gez. Klaus-Jürgen Strupp »Sie haben Hinweise oder Bitten? Dann melden Sie sich unter vorwort@rostock.ihk.de März 2020 WIR | 3
INHALT MÄRZ 2020 3 Vorwort 6 Regional verankert 6 Hybrid-Loks made in Rostock 8 Geschichte geschrieben: Ein Blick auf den Verlag Redieck & Schade 10 Titelthema 10 „Ich liebe es, Unternehmerin zu sein“ 12 „Geht nicht“ gibt ’s nicht 14 „Durchhalten ist der Schlüssel zum Erfolg“ 16 Dreißig Jahre voller Geschäftsideen und noch kein Ende in Sicht 17 Die Unternehmer von morgen 30 Jahre Wirtschaft 18 IHK aktuell 10 Unternehmerin aus Überzeugung 18 Neuer Leiter der IHK-Geschäftsstelle Vor 30 Jahren fing die Kühlungsbornerin Britta Busch (l., hier mit Tochter Nora) an, Stralsund mit Fliesen zu handeln. Heute ist sie mit zwei Geschäften erfolgreich. Ihre Geschichte 18 Die Neuen im IHK-Team steht stellvertretend für viele Selbstständige, die nach der Wende Herausforderungen gemeistert haben und bis heute unternehmerischen Kampfgeist zeigen. 20 Standort 20 Geschäftsklima: Auf Kurs durch konjunkturelle Untiefen 22 Das Projekt INTRO: Ein Gesicht für die Region 24 Unternehmensförderung 24 Die Region entwickelt sich positiv 26 Digitalisierung: Herausforderungen für den Handel 27 Neuer Sprechtag zum betrieblichen Foto: Christina Milbrandt Mobilitätsmanagement 28 Wissen schafft Wirtschaft 28 Der Klimawandel und die Wirtschaft Wissen schafft Wirtschaft 30 Da ist der Wurm drin 30 Mehlwürmer als Nahrungsquelle 32 IHK ecoFinder Aus Mehlwürmern können Lebensmittel entstehen, die bald in aller Munde sind. Christian Baudisch, Ahmed Hussein und Raijana Schiemann 34 International haben dafür das Startup „Inova Protein“ ins Leben gerufen. Schon für das kommende Jahr planen die drei Nachwuchsunternehmer die Ver- 34 Neue „Assoziierte Partner“ größerung ihrer Produktion. im EEN-Netzwerk 4 | WIR März 2020
36 Aus- & Weiterbildung 36 Tag der Ausbildung 38 Das Azubiticket 40 IHK-Ausbildungsbotschafter beraten Schüler 42 Recht & Steuern 42 Werbung per E-Mail 44 Transparenzregister – verschärfte Regelungen seit Januar 2020 Foto: Sabine Zinzgraf 46 Veranstaltungen & Foto: Sabine Zinzgraf Termine 48 Durchstarter Aus- und Weiterbildung 36 Ein Blick in berufliche Möglichkeiten 48 GeoFert ist mit biologischem Düngemittel erfolgreich Mehr als 1.400 Schüler aus der ganzen Region haben sich beim Tag der Aus- bildung am 5. Februar Betriebe aus verschiedenen Branchen angeschaut, die ausbilden. Neben Aida (Foto) und 39 weiteren Unternehmen öffnete auch die IHK zu Rostock ihre Türen für die interessierten Jugendlichen. 50 Vorschau April 2020 50 Impressum Extra Beihefte r Jahresbericht Jahresbericht 2019 in Fakten und Fotos Foto: Christina Milbrandt Durchstarter 48 Grüne Hilfe für den Acker Mehr Ertrag beim Pflanzenanbau – das ist der Anspruch der GeoFert Germany GmbH. Eingesetzt wird der biologische Hilfsstoff, den das Die IHK zu Teterower Unternehmen produziert, derzeit vor allem in Biogasanlagen. Rostock online: Die Ausweitung auf den landwirtschaftlichen Feldanbau ist aber schon www.rostock.ihk24.de in Planung. facebook.com / IHKzuRostock März 2020 WIR | 5
REGIONAL VERANKERT Hybrid-Loks made in Rostock Toshiba produziert im Seehafen moderne Bahnen für DB-Cargo F ür einen Paukenschlag sorgten in Rostock die Pläne von Toshiba: Das japanische Technologie-Unterneh- men baut zusammen mit DB-Cargo das Betriebswerk in Krummendorf am Rand des Rostocker Seehafens aus, um dort Hybridlokomotiven herzustellen. Nach einer erfolgreich verlaufenen Machbar- keitsstudie hat DB-Cargo bereits die ers- ten 50 Fahrzeuge geordert. Weitere 50 mietet die Güterbahn an. Ab 2021 star- ten die Vorbereitungen für die Montage im Rostocker Instandhaltungswerk der DB Cargo. Neue Züge sparen eine Million Liter Diesel im Jahr Fotoquelle: Deutsche Bahn AG / Claus Weber Die 50 neuen Hybridloks werden 61 alte Dieselloks ersetzen und sind ein Bau- stein der DB-Strategie „Starke Schie- ne“, die auf Wachstum im Schienen- güterverkehr setzt. Dr. Sigrid Nikutta, DB-Konzernvorstand für Güterverkehr und DB Cargo: „Gemeinsam mit Toshiba setzen wir in einer entscheidenden Zu- kunftstechnologie Maßstäbe. Durch das Noch hat DB-Cargo Loktypen wie dieses auf den Schienen. Die neuen Hybrid-Loks aus Rostock alternative Antriebskonzept können wir sind ein Schritt Richtung mehr Nachhaltigkeit im Schienengüterverkehr. die Arbeit in unseren Rangierbahnhöfen künftig ressourceneffizienter erledigen.“ So könne man 30 Prozent Energie und eine Million Liter Diesel im Jahr sparen. Zudem seien die Fahrzeuge leichter für zu entwickeln.“ Die Lok vereine die „Die Symbiose von DB Cargo und Toshi- die Mitarbeiter zu bedienen, so Nikutta. hohen europäischen und japanischen ba bedeutet mehr gute und mehr nach- Takayuki Konno, Vizechef von Toshi- Ingenieurstandards. Ausgestattet sind haltige Arbeit im Land. Wir benötigen ba: „Dies ist der Beginn einer hervor- die Hybridlokomotiven mit modernsten mehr langfristige Investitionen in Ma- ragenden Zusammenarbeit. Toshiba ist Technologien – unter anderem speziel- schinen und Anlagen sowie in Forschung sehr stolz darauf, seine erste europäi- len Lithium-Ionen-Batteriesystemen, und Entwicklung. Das sichert perspekti- sche Rangierlokomotive für DB Cargo so Konno. visch mehr Wohlstand für unsere Bür- ger“, so Rudolph. Bekenntnis zu Mecklen- Die Hybridfahrzeuge ermöglichen burg-Vorpommern neben einem deutlich geringeren Die- Für Mecklenburg- Vor- sel-Verbrauch und niedrigeren Instand- pommern ist die Ent- haltungskosten eine höhere durch- scheidung des Unternehmens schnittliche Flottenverfügbarkeit und äußerst gewinnbringend, wie damit auch mehr Qualität für die Kun- auch Staatssekretär Dr. Ste- den. Zudem können die Batteriemodule fan Rudolph betont. Es sei ein von Beginn an zusätzlich extern geladen würdiger Verhandlungserfolg werden, was den Anteil erneuerbarer Foto: Toshiba und ein Bekenntnis zum Energien im Schienengüterverkehr wei- So sehen die Hybrid-Loks von Toshiba aus. Innovationsstandort MV. ter erhöht. 6 | WIR März 2020
Namen & Köpfe HMT bekommt Axel Hochschild Startschuss für neuen Rektor im ZDH-Präsidium die Darßbahn Prof. Dr. Rein- Der Präsident der Die Darßbahn kommt. Das ver- hard Schäfer- Handwerks- kündeten die Ministerpräsidentin töns soll neuer kammer Ost- Manuela Schwesig und der Verkehrs- Rektor der mecklenburg- minister Christian Pegel Anfang HMT Rostock Vorpommern, Februar. Die Darßbahn wird von werden. Seine Axel Hoch- Barth nach Zingst und weiter nach Amtszeit wird schild, wurde Prerow fahren. Wann die Strecke in der 53-Jährige für die Länder- Betrieb gehen wird, ist abhängig von voraussichtlich zum Wintersemester gruppe Mecklenburg-Vorpommern, der Meiningenbrücke, die neu gebaut 2020/21 antreten. Von 1988 bis 1995 Schleswig-Holstein, Hamburg und werden muss. Der nächste Schritt war Schäfertöns als Kirchenmusiker Bremen in das Präsidium des Zentral- besteht darin, für die neue Bahn- tätig. Seit 2001 ist er Professor an der verbandes des Deutschen Handwerks strecke das Baurecht zu erlangen. Universität der Künste Berlin. Derzeit (ZDH) gewählt. Damit vertritt Axel Für den Streckenabschnitt bis zum ist er Dekan der Fakultät Musik sowie Hochschild in diesem Gremium die Meiningenstrom auf der Festland- geschäftsführender Direktor des Insti handwerkpolitischen Interessen der seite liegt ein Planfeststellungs- tuts für Musikwissenschaft, Musik- Handwerkskammern und deren beschluss vor. Hingegen ist für die theorie, Komposition und Musiküber- Mitgliedsbetrieben aus den Küsten- neue Klappbrücke für Schiene und tragung. ländern. Straße eine umfassende Planung und danach ein Planfeststellungs- verfahren erforderlich. Ab dem 30. November 1910 ver- Mukran Port: band die Darßbahn die Stadt Barth auf dem Festland mit Prerow auf der Verbesserte Anbindung Halbinsel Fischland-Darß. Im Zuge von Reparationsleistungen wurde auf der Insel das Streckengleis nach Der Mukran Port soll in Zukunft noch reibungsloser Umstieg für die Kreuz- Ende des 2. Weltkrieges demontiert. besser an den Öffentlichen Personen- fahrt- und Fährgäste gewährleistet Mit der Auflösung des Stützpunkts nahverkehr (ÖPNV) angeschlossen sein. werden. der Nationalen Volksarmee in Barth Anstoß dazu gaben der Zuwachs bei der VVR-Geschäftsführer Ulrich Sehl: „Wir 1990 wurde auch die Strecke Barth- Auslastung der bestehenden Zug- und haben dabei jedoch nicht nur die Touris- Bresewitz nicht mehr benötigt und Fährverbindungen sowie die deutlich ge- ten im Fokus. Ebenfalls haben wir uns der Verkehr eingestellt. Seitdem ruht stiegene Abfahrtszahl des Nachtzuges mit den im Hafen ansässigen Firmen der Zugverkehr auf diesem Strecken- von Malmö nach Berlin über die Fähr- abgestimmt, um auch den Mitarbeitern abschnitt, dieser ist aber weiterhin verbindung Trelleborg-Sassnitz. die Möglichkeit bieten zu können, mit für den Bahnverkehr gewidmet. Die Verkehrsgesellschaft Vorpommern- dem ÖPNV zu ihrem Arbeitsplatz zu ge- 2002 übernahm die Usedomer Rügen mbH (VVR) hat diese Erkennt- langen.“ Nach einer Umfrage unter den Bäderbahn (UBB) den Personenver- nisse bei der Erstellung ihrer Fahrpläne Hafenmitarbeitern seien Stoßzeiten kehr zwischen Velgast und Barth. berücksichtigt. So sollen zu den jewei- ermittelt worden, zu welchen die VVR Seit Dezember 2019 fährt DB Regio. ligen Ankünften Busse bereitstehen nun zusätzlich Abfahrten anbietet. Da- – sowohl tagsüber als auch nachts. Im durch solle auch bei den Einheimischen Sinne einer durchgängigen und umwelt- ein Umdenken in Bezug auf nachhaltige freundlichen Mobilitätskette soll so ein Mobilität gefördert werden. – Zahl des Monats – 92 % der ostdeutschen Unternehmen sind wieder Familienunternehmen. Das geht aus einer neuen Studie der Stiftung Familienunternehmen hervor. Damit sind sogar mehr ostdeutsche Ein Kreuzfahrtschiff als westdeutsche Unternehmen in Foto: Mukran Port und ein Fährschiff lie- Familienhand. In den alten Bundes- gen im Mukran Port. ländern liegt der Schnitt bei 82 Prozent. März 2020 WIR | 7
REGIONAL VERANKERT Geschichte geschrieben Die Verleger Redieck & Schade haben aus Chroniken ein Geschäftsfeld gemacht. M anchmal ist auf Anhieb für Dritte spürbar, wenn zwei Menschen gut zusammenpassen. Das gilt nicht nur für Paare, sondern auch für Geschäftspartner. Früher war mehr Rauch – der inzwischen verstorbene Karikaturist Let- Dr. Matthias Redieck und Achim Schade sind solch eine Kom- ton Ruttmann porträtierte die beiden Verleger vor einigen Jahren. Das Rauchen haben die Unternehmer inzwischen aufgegeben. bination. Auch wenn sie ihr Unternehmen am 1. Juli 1992 gründeten und daher dieses Jahr noch nicht dreißigjähriges Bestehen feiern können, sind sie untrennbar mit regiona- Ihrer Leidenschaft für die deutsche Sprache frönen können ler Firmenhistorie verbunden. Mehr als 800 Publikationen sie auch als Unternehmer: „Seit 26 Jahren verlegen wir unter von mehr als 400 Autoren haben sie verlegt, darunter viele anderem den Inböter, das Kundenmagazin der Rostocker Bücher und Broschüren über die Wirtschaft allgemein und Stadtwerke – das ist hier in der Region das Unternehmens- Unternehmen ganz konkret. Kennengelernt haben sich der magazin, das am längsten kontinuierlich in einer Hand lag“, 65-Jährige Thüringer Schade und der 62-Jährige Stralsunder berichten sie stolz. Redieck in der Stadtverwaltung Rostock. Dort waren beide Mit Rekorden kann das Duo ohnehin aufwarten: Im Februar im Senatsbereich Wissenschaft, Bildung und Kultur tätig. Die präsentierte die Universitätsbibliothek Rostock das größte beiden eint, dass sie Lehrer werden wollten: Achim Schade für von Kindern und Jugendlichen geschriebene Buch der Welt, Deutsch und Englisch und Matthias Redieck für Geschichte herausgegeben von Redieck & Schade: Es ist 1,80 m hoch, und Deutsch. Das Studium haben sie abgeschlossen, doch „als misst aufgeschlagen 2,40 m und widmet sich 600 Jahren Lehrer haben wir nie praktiziert“, so die beiden schmunzelnd. Universität Rostock. Jedes Blatt ist etwa 34-mal so groß wie ein DIN A4-Blatt und wiegt circa 840 Gramm. Überhaupt, Rostock. Daran haben die beiden ihr Herz verloren. Das ver- deutlichen die vielen Bücher wie die „Rostocker Zorenappels“, die Ausgaben des Bäderjournals Tidingsbringer, die Bücher „Rostock im Feuersturm“, ein Buch zur IGA – „16.500-mal verkauft“, berichtet Achim Schade oder das Büchlein „Der Turm – Vom Wiederaufbau des St.-Petri-K irchturmes zu Ros- tock“ – „13.500-mal verkauft“, ergänzt Matthias Redieck. Die Aufrichtung des Petri-K irchturms im Jahr 1994 war aus Sicht der Verleger ein unvergesslicher Rostock-Moment: „Wir und alle Rostocker waren damals mit ganzem Herzen dabei. Es war ein frostkalter Tag, unten standen die Menschen und haben gebibbert. Alle schauten nach oben, wie der Hahn auf Foto: Verlag Redieck & Schade den Turm gesetzt wurde“, erzählt Matthias Redieck und zeigt auf den Bildband mit Aufnahmen des Rostocker Fotografen Gerhard Weber. Auch wenn sich die beiden nach und nach aus dem Alltagsgeschäft zurückziehen möchten, steht für sie fest: „Wir hatten eine tolle Zeit.“ Achim Schade (l.) und Dr. Matthias Redieck Sabine Zinzgraf Unternehmensgeschichten Regelmäßig wollen wir besondere Unternehmensgeschichten in der WIR präsentieren. Haben Sie auch etwas zu erzählen, das Sie von anderen unterscheidet? Melden Sie sich unter presse@rostock.ihk.de. 8 | WIR März 2020
NEUES VON DEN WIRTSCHAFTSJUNIOREN Wirtschaftswissen im Wettbewerb Neuntklässler punkten Was ist ein Kreditor? Was ist der Unter- worben und drei haben sich qualifiziert. schied zwischen Umsatz und Gewinn? Der ökonomische Wissenswettbewerb Foto: Christian Rödel Hätten Sie es gewusst, wenn Ihnen diese lädt jedes Jahr Schülerinnen und Schü- Fragen spontan auf der Straße gestellt ler der neunten Klassen aus der Region worden wären? Die drei 15-jährigen ein, sich an diesem Wettstreit zu be- Stralsunder Neuntklässler Nico Winter, teiligen. Die Stralsunder Stadtwerke Jannes Lühe (beide vom Schulzentrum und der Stralsunder real-Markt stifte- Peter Stagge (3. v. l.) mit den Preisträgern des am Sund) und Jakob Ole Nikolai Hübner ten dieses Jahr attraktive Preise für die Wettbewerbs (Mitte) (Jona-Schule) haben diese und andere besten Schüler. Nico Winter (1. Platz), knifflige Fragen über wirtschaftliche Jakob Ole Nikolai Hübner (2. Platz) Zusammenhänge richtig beantworten und Jannes Lühe (3. Platz) dürfen zum schaftsjunioren. Als Vertreter der Stadt können. Chapeau! Bereits zum fünften großen Finale im kommenden März für beglückwünschte Peter Fürst, Leiter des Mal hatten die Stralsunder Wirtschafts- ein Wochenende nach Leipzig fahren, Amtes für Wirtschaftsförderung und junioren, zu denen junge Unternehmer wo sich die besten jungen Wirtschafts- Stadtmarketing, die Stralsunder Schüler unter 40 Jahren aus dem regionalen experten aus ganz Deutschland zum offiziell im Rathaus. „Ich muss gestehen, IHK-Bereich zählen, dieses Wirtschafts- großen Bundesvergleich treffen. „Sämt- dass ich auf einige Fragen nicht die rich- quiz ausgelobt. Insgesamt vier Stral- liche Kosten für Anfahrt, Unterbringung tige Antwort gewusst hätte“, gab der sunder Schulen (Hansa-Gymnasium, und Verpflegung steuern die Wirt- oberste Wirtschaftsförderer der Hanse- IGS Grünthal, Jona- Schule und das schaftsjunioren bei“, sagt Peter Stagge, stadt unumwunden zu. Schulzentrum am Sund) hatten sich be- Vorstandschef der Stralsunder Wirt- Christian Rödel ENERGIE: NUTZEN Nächste MVe ffizient-Sta STATT VERSCHWENDEN „Intelligente 26.03.2020, Beleuchtung mmtische: sk 10.00 - 12.00 onzepte“ Dr. Ebel Fach klinik MoorbUhr Bad Doberan ad „Verbrauchs managemen monitoring, t und Energie- 01.04.2020, Gebäudeautomation“ Die Rostocke 09 :30 - 13:30 U r Wurst hr spezialitäten- und Schinken- GmbH Jetzt anmel den: www.mv-ef fizient.de Das geht! Und wir zeigen Ihnen wie. Kostenlos und neutral! Im Schnitt lassen sich in jedem Unternehmen 30 % der Kosten für Wärme, Kälte und Strom sparen. Um dieses Potenzial zu heben, informieren unsere Ingenieure Sie in Vor-Ort-Gesprächen direkt über mögliche Maßnahmen sowie Fördermöglichkeiten in Ihrem Unternehmen und stellen Kontakte zu Energie- und Fördermittelberatern her – kostenlos und neutral. Voraussetzung ist, dass Ihr Unternehmen in den Branchen Tourismus, Ernährung oder Gesundheit tätig und in Mecklenburg- Vorpommern ansässig ist. Vereinbaren Sie jetzt einen Termin: 0385 3031640 oder info@mv-effizient.de. Eine Kampagne der: Gefördert durch: Im Auftrag von: März 2020 WIR | 9
TITELTHEMA Foto: privat Heute Damals wei L äden gut. läuft ’s mit z Gründermut Vor 30 Jahren gründete Britta Busch in Kühlungsborn ihren Fliesenhandel (auf dem alten Foto hier mit ihrer Mutter, l.). Vor einigen Jahren ist Tochter Nora (r.) mit ins Geschäft eingestiegen. „Ich liebe es, Unternehmerin zu sein“ Britta Busch startete vor 30 Jahren mit einem Fliesenhandel in die Selbstständigkeit. Erweitert um den Bereich Wohnambiente sind ihre Geschäfte heute aus Kühlungs- born nicht wegzudenken. A lte Automodelle, große Lager- die „mich fragten, ob ich mir vorstellen hallen, Frisuren aus den 1990er- könne, Fliesen zu verkaufen.“ Die da- Jahren. Britta Busch sitzt vor mals 24-Jährige bat darum, eine Nacht ihrem Computer und zeigt auf Fotos darüber schlafen zu dürfen. Am nächs- aus der Wendezeit, jener Zeit, die auch ten Morgen stand fest: „Ja, dann mache eine persönliche Wende markiert. Die ich es.“ Die Gewerbegenehmigung hat 54-Jährige lächelt und zeigt auf ein sie dann kurzfristig erweitert, für den Foto: „Da, das Baby, das war Nora als Kleinkind.“ Inzwischen arbeitet Toch- ter Nora, studierte Produktdesignerin, seit vier Jahren mit im Geschäft. Schon 700 Quadratmeter umfasst Verkauf von Fliesen- & Sanitärartikeln. Erster Unternehmensstandort war ein Schuppen, es folgten zwei Umzüge. Seit 1995 bietet Britta Busch ihre Produkte zu DDR-Zeiten wollte Britta Busch sich das Geschäft, in dem sich 30 Jahre in der Kühlungsborner Cubanzestraße selbstständig machen: „Ich war damals Arbeit und Leidenschaft zeigen. an. „Früher war hier eine Geflügelwirt- in der Gastronomie tätig und wollte eine schaft“, berichtet sie und zeigt dazu pas- Grillbar eröffnen.“ Sie hatte dafür eine send auf weitere archivierte Fotos von Gewerbegenehmigung. Da ihr damaliger früher. Diese machen deutlich, dass viel Ehemann nach der Wende ein Bauunter- knochenharte Arbeit und Liebe zum nehmen führte, entstand der Kontakt Detail investiert wurden, damit die 700 zu zwei Herren aus der Fliesenbranche, Quadratmeter im heutigen Ambiente er- 10 | WIR März 2020
strahlen. Nebenbei hat die Unternehme- Hinschmeißen kam nicht in Frage rin einen weiteren Standort aufgebaut, „Wir können nicht nur schmollen, son- das „TRaum und Zeit“ in der Kühlungs- dern müssen auch etwas machen“, sagt borner Hermannstraße. sie im Hinblick auf die Konkurrenz aus dem Online-Handel. Die lockige dunkel- Kunden geben Bestätigung haarige Frau ist ein Energiebündel. Da Ein Paar mittleren Alters kommt ins scheint es perfekt zu passen, dass der Geschäft: „Wir suchen einen Kerzen- Monatskalender den Spruch zeigt „No wandleuchter aus Edelstahl und Glas, one can stop me“. Ist das die Lebensma- den wir letztens hier gesehen haben.“ xime? Britta Busch überlegt kurz. Dann „Den habe ich vor ein paar Tagen ver- sagt sie: „2010 bin ich gestoppt worden. kauft“, sagt Britta Busch. „Aber schauen Damals hatte ich einen schweren Herz- sie sich gern um.“ Das Paar stöbert auf infarkt, mit 45. Damals habe ich Stamm- den zwei Ebenen. 45 Minuten später er- zellen bekommen.“ Natürlich fragt man wirbt es einen anderen Wandleuchter. sich bei solch einschneidenden Ereignis- Foto: Sabine Zinzgraf Britta Busch strahlt: „Dass Spazier- sen schon, ob man nicht hinschmeißen gänger an einem ganz normalen Wo- solle. chentag bei mir reinschauen, ist nicht 30 Jahre Wirtschaft ungewöhnlich. Ich versuche schon, den Mit der politischen Wende 1989/90 Unternehmensnachfolge Geschmack vieler meiner Kunden zu nutzten viele die gewonnene „Doch nachdem klar war, dass meine treffen. Durch das etwas andere Am- Freizügigkeit und gründeten Tochter ins Geschäft einsteigen möch- biente und die individuelle Gestaltung Unternehmen. te, hat mir das sehr viel neue Motivation meiner Ausstellung finden immer mehr Wir stellen Erfolgsgeschichten gegeben.“ Tochter Nora freut sich über Kunden den Weg zu mir, auch wenn das aus 30 Jahren Wirtschaft vor. die Worte ihrer Mutter. Als Kind hatte Geschäft nicht in einer zentralen Ein- Haben auch Sie erfolgreich sie immer gesagt: „Mama, denke nicht, kaufsstraße liegt.“ gegründet und sind heute noch dass ich später mal Fliesen verkaufe.“ Als Die Unternehmerin steht stellvertretend aktiv? Melden Sie sich gerne unter Erwachsene erkannte sie dann, was ihre für viele regionale Betriebe, die wäh- presse@rostock.ihk.de. Mutter in all den Jahren aufgebaut hat: rend der vergangenen Jahre gewachsen „Neun Mitarbeiterinnen und Mitarbei- sind, sich wandelnden Bedingungen ter, ein gewachsener Kundenstamm. angepasst und in ihrem Metier Akzen- Was die ersten Unternehmer nach der te gesetzt haben. Das Geschäft macht Wende geleistet haben, ist unglaublich“, deutlich, wie aus kleinsten Anfängen sagt Nora Busch. Heute würden viele Wertschöpfung entstehen kann. potenzielle Gründer viel eher erstmal die Wieder betreten Kunden, offenbar Risiken sehen. Da stimmt Mutter Britta Urlauber, den Laden und erzählen: zu. Sie sieht einen weiteren Grund für ein „Wir waren gestern im Eiscafé. Das ist seit Jahren stagnierendes Gründerinter- so schön geworden. Wir haben gehört, esse auch in der wachsenden Bürokratie, dass das Ambiente von ihnen stammt.“ mit der die Unternehmen zu kämpfen Britta Busch freut sich, dass ihre Aktivi- „Je mehr haben: „Früher“, vergleicht sie, „bestand täten bei den Kunden ankommen. Seit Bürokratie, desto mein Geschäftsalltag zu 80 Prozent aus dem Beginn ihrer Geschäftstätigkeit Fliesenverkauf und zu 20 Prozent aus stellt sie eine Auswahl von schlichten weniger Zeit für Buchhaltung.“ Auch wenn sie heute kei- bis ausgefallenen Fliesen für Baupro- Unternehmertum. nesfalls weniger Fliesen verkaufe als jekte in der Region, wie beispielsweise früher, habe sich das Verhältnis heute für Ferienwohnungen, Eigenheime und Das sollte wieder genau umgekehrt: „80 Prozent habe ich Hausbaufirmen zusammen. Besonderes anders werden.“ mit Bürokram zu tun.“ Das mache das Augenmerk legt sie dabei auf Individua- Unternehmertum zunehmend schwieri- lität für jeden Kunden. Britta Busch ger. Das sei schade, auch für die Region, Ideenreich setzt sie sich für die Kunden- denn: „Die Unternehmer und Unterneh- bindung ein: 15-mal hat sie während der merinnen bringen Leben in die Region. vergangenen Jahre in den Ladenräumen Jeder hier tut was für den Ort, es ist die einen Weihnachtsmarkt organisiert und Summe der Leistungen jedes Einzelnen.“ zum fünften Mal die Modenschau Co- Der Ort habe sich während der vergange- mode. Dazu arbeitet sie auch mit ande- nen drei Jahrzehnte sehr gut entwickelt: ren Gewerbetreibenden aus dem Ort und „Es ist ein großartiger Ort.“ Wichtig ist der Umgebung zusammen: „Die Karten Britta Busch, dass das so bleibt. dafür sind schnell weg“, berichtet sie. Sabine Zinzgraf März 2020 WIR | 11
TITELTHEMA UNTERNEHMERTUM „Geht nicht“ gibt ’s nicht Die Dr. Diestel GmbH hat früh auf ein umfangreiches Ausbildungsangebot gesetzt. D ie Idee, sich mit einem Unterneh- noch, die Zahl der Mitarbeiter hat sich men selbstständig zu machen, während der vergangenen 29 Jahre kam Dr. Thomas Diestel kurz verzehnfacht. Auch das Tätigkeitsfeld nach der Wende. „Ich hatte damals mein des Unternehmens hat sich erheblich Studium der Schiffstechnik an der Uni- vergrößert, die Auftraggeber kommen versität Rostock beendet und meine aus der Forschung, Pharmazie und Promotion als Aspirantur aus der Praxis Medizintechnik, auch aus dem Lebens- erfolgreich abgeschlossen. Dies war sehr mittelbereich – zum Beispiel Brauereien praxisorientiert und so arbeitete ich da- – und der Autoindustrie: „Wir rüsten mit für bei der Warnow-Werft, eine Schule unseren Lüftungs- und Klimasystemen des Lebens für mich.“ viele Gebäude in Mecklenburg- Vor- Eine erfolgreiche Zeit, die den frisch pommern und ganz Norddeutschland promovierten Ingenieur bewog, es mit aus“, erklärt Thomas Diestel. Seine 130 einem eigenen Unternehmen zu ver- Mitarbeiter sind gefragt, wenn es um suchen. An der Schonenfahrerstraße Lüftungs-, Klima-, Kälte-, Reinraum-, in Rostock, direkt an der Warnow, fand Regelungs- oder Elektrotechnik geht, er ein geeignetes Gewerbegrundstück: meistens betreffen die Aufträge gleich „Mein Thema ist die Strömungstechnik, mehrere dieser Tätigkeitsfelder. Genau da war es naheliegend, eine Firma für durch diese Systemverantwortlichkeit Lüftungstechnik zu gründen“, sagt der zeichnet sich das Unternehmen aus. Unternehmer. Mit anfangs 13 Mit- „Bei uns können die Kunden alles aus arbeitern produziert er ab 1991 zu- einer Hand bekommen. Dadurch dass nächst vor allem Lüftungsanlagen für wir Fachpersonal mit unterschiedlicher den Schiffbau. Qualifikation unter einem Dach haben, sind die Wege kurz, ist die Kommunika- Alles aus einer Hand tion schnell.“ Am ursprünglichen Standort befindet Ein Gang durchs Unternehmen zeigt, wie sich die Dr. Diestel GmbH auch heute jene Systemverantwortlichkeit in der 1991 startete Dr. Thomas Diestel in der Schonenfahrerstraße in Rostock mit seiner Firma für Lüftungstechnik. Heute beschäftigt die Dr. Diestel GmbH 130 Mitarbeiter. Heute GmbH Damals Foto: Dr. Diestel Foto: privat Erfolgsraum Gründertraum 12 | WIR März 2020
Marcus Diestel (l.) arbeitet seit 17 Jahren im Unter- nehmen, das sein Vater Dr. Thomas Diestel während der vergangenen 30 Jahre aufgebaut hat. Foto: Dr. Diestel GmbH Praxis aussieht: In hellen, offenen Büros immer einen hohen Stellenwert: „Ich Universität mit gegenständlicher Arbeit sitzen Projektplaner an Entwürfen. Wei- habe in unserem Unternehmen bereits auch im Urlaubsland Nr.1 gut Geld ver- ter geht es in die Produktionsstätte. Hier 1996 mit der betrieblichen Lehrlings- dienen könne. entstehen Teile für Lüftungsanlagen, es ausbildung begonnen.“ Da sei vom wird gefalzt, die Plasmabrennschneide- Thema Fachkräftemangel noch nicht Blick voraus maschine ist im Einsatz, Schlagscheren die Rede gewesen: „Auf eine Stellenaus- Die Digitalisierung bietet dem Unter- hämmern. Dünnbleche werden geformt. schreibung bewarben sich damals 144 nehmen neue Perspektiven. Thomas „Hier wird aus eckig rund, das ist sehr Interessenten“, erinnert sich der Unter- Diestel: „Unsere Einstellung ist: Wir viel Präzisionsarbeit, da kommt es auf nehmer. In einem guten Ausbildungs- sehen nicht auf unsere Schnürsenkel, Genauigkeit an“, erklärt Marcus Dies- angebot sieht er den besten Einstieg in um zu schauen, dass wir darüber stol- tel und zeigt auf sogenannte Drossel- die Fachkräftesicherung: „Nur so be- pern könnten, sondern schauen auch klappen, mit denen sich Luftmengen kommen Unternehmen gut qualifizierte zum Horizont.“ In der Unternehmens- regulieren lassen. Mitarbeiter, die sie für die konkreten DNA sei fest verankert: „Wir können Anforderungen des Betriebes optimal viel, geben aber nicht vor, alles zu kön- Lernen von der Pike auf einsetzen können.“ Daher beteiligt er nen und alles zu wissen.“ Nur eines Marcus ist der Sohn des Firmengründers sich auch an Nachwuchskampagnen. gelte stets in der Firma „ ,Geht nicht‘ und seit 17 Jahren mit im Unternehmen. gibt es nicht.“ Diestel bezeichnet es als „Davon durfte ich die letzten zehn aktiv Kooperation mit Hochschulen „Glücksumstand, hier in Rostock, mei- mit gestalten“. Davor war Lernen an- Der Mitarbeiterstamm des Unter- ner Vaterstadt leben und arbeiten zu gesagt, berichtet der Junior. „Es gab nehmens setzt sich zusammen aus Fach- können.“ Dass es „so profund“ mit dem keinen Druck, dass ich ins Unternehmen leuten für Lüftungs-, Klima-, Kälte-, 43-jährigen Sohn als künftigem Unter- muss, das hat sich so ergeben. Während Regelungs- und Elektrotechnik, für den nehmensnachfolger weitergeht, stimmt der Schulferien habe ich früher ein Service, Reparaturen und Notdienste den 63-Jährigen Thomas Diestel „sehr, Praktikum nach dem anderen in unse- steht ein 24-Stunden-Bereitschafts- sehr froh!“ Auch Marcus Diestel wertet rem Unternehmen absolviert. Das hat dienst zur Verfügung. Bei der Akquise seine damalige Entscheidung fürs väter- mich immer stärker mit den Abläufen von Hochschulabsolventen setzt Tho- liche Unternehmen positiv: „Ich kenne vertraut gemacht.“ Vom Monteur über mas Diestel auf Kooperationen mit der das Fahrwasser, weiß, worauf ich mich den technischen Zeichner – heute ver- Hochschule Wismar, der Fakultät für einstellen muss.“ Die Bahnen seien ge- antwortet Marcus Diestel als Prokurist Maschinenbau und Schiffstechnik der regelt, der Vater habe nun zunehmend den kaufmännischen Bereich und hält es Universität Rostock und der TU Berlin, ein wenig mehr Zeit für seine Leiden- für sehr gut, dass „der Senior der Meister dem Hermann-R ietschel-Institut und schaften neben dem Beruf: Sport und der Techniker“ ist und „ich fürs Kauf- dem Fraunhofer Institut Rostock. „Gera- Kultur. Ganz aktiv ist er bei der Phil- männische zuständig bin“. Er führt wei- de bei der Digitalisierung besteht derzeit harmonischen Gesellschaft Rostock ter durch die Werkstatt, wo ein junger sehr viel Forschungsbedarf. Da ist es von e. V., mit der er sich für die Norddeutsche Mann im Punktschweißverfahren ver- Vorteil, wenn Studenten zu ihren Prakti- Philharmonie einsetzt, „Aber das“, so zinkte Stahlteile miteinander verbindet. kums- oder Bachelorarbeiten in unserer Thomas Diestel, „wäre eine separate Acht Auszubildende lernen derzeit bei Firma forschen können.“ Hier könnten Geschichte.“ der Dr. Diestel GmbH. Das Thema Aus- die Studenten auch erfahren, dass man bildung hatte für Thomas Diestel schon im hiesigen Unternehmen anders als die Sabine Zinzgraf März 2020 WIR | 13
TITELTHEMA UNTERNEHMERTUM „Durchhalten ist der Schlüssel zum Erfolg“ Im Geschäft Suhl Tisch- und Wohnkultur gibt es moderne Haushalts- und Lifestyle-Produkte. Dahinter verbirgt sich ein Familienbetrieb, dessen Grundstein vor 30 Jahren gelegt wurde – in einer Garage in Bützow. K üchenmaschinen im modernen Stil, Kaffee-Vollautomaten, Fit- nessgeräte mit Holzoptik – im Ge- schäft von Christoph Suhl gibt es alles, was zum Genießer-Lifestyle dazugehört. Auch gute Weine, hochwertigen Kaffee und Küchenzubehör in allen Variatio- nen. Die meisten Waren sind Luxusar- „Es gab eine Zeit, tikel, wer hier einkauft, dem steht der da haben wir mehr Sinn nach Qualität und Ästhetik. Die Verantwortung Damals Kunden sind im Durchschnitt zwischen 40 und 50 Jahre alt, über Artikel wie Es- bekommen. pressokocher oder nachhaltige Trinkbe- Das war die Zeit der cher werden aber auch Studenten oder die Kinder der Einkäufer angesprochen, eigenen Ideen.“ Garagenverkauf sagt Christoph Suhl. Im November vergangenen Jahres ist Christoph Suhl das Geschäft innerhalb des Rostocker nehmer gingen mit ihren Firmen pleite. Hofs umgezogen. Der neue Laden im ers- Mein Vater plante aber antizyklisch, er ten Obergeschoss bietet Platz für noch wollte expandieren. Doch gerade dann mehr Verkaufsfläche, einen Büroteil und kündigten Mitarbeiter. Also appellierte später auch Workshops und Seminare. er an seine Kinder“, berichtet Christoph Der Grundstein für diese Möglichkeiten Suhl. Er selbst habe als technikbegeis- wurde bereits vor 30 Jahren gelegt, in terter Jugendlicher eigentlich einen an- einer Bützower Garage. deren Berufsweg vor sich gesehen, aber „Meine Eltern sind durch gute Kontakte die Familie habe zusammengehalten aus den alten Bundesländern zum Haus- und so habe er im Laden seiner Eltern haltswarengeschäft gekommen“, erzählt die Ausbildung zum Einzelhandelskauf- Christoph Suhl. Von der Kohlengarage mann gemacht. Sein Bruder Martin habe aus hätten sie ihre Artikel verkauft. es ihm gleichgetan. 1991 ergriffen die Suhls die Möglich- Beide teilen sich heute das Unterneh- keit, ein Geschäft in Bützow zu eröffnen. men. Während sich Christoph Suhl Zwei Jahre später gab es den ersten La- hauptsächlich um den stationären Han- den im Barnstorfer Weg in Rostock. Das del kümmert, ist sein Bruder verantwort- Geschäft ist mehrmals umgezogen, bis lich für den Onlineshop. Der wiederum es schließlich im Rostocker Hof landete, generiert einen maßgeblichen Anteil erzählt Christoph Suhl. am Gewinn. „Wir haben Kunden in ganz Deutschland“, betont Christoph Suhl. Symbiose aus Offline- und Die Eltern der beiden haben sich zwar Onlinehandel etwas zurückgezogen aus dem Tagesge- Dass der Laden ein Familienbetrieb wird, schäft, sind aber nach wie vor involviert. ergab sich erst einige Jahre später. „Es In diesem Jahr übergeben sie das Unter- gab um 1998 einen Knick, viele Unter- nehmen offiziell an ihre Söhne. 14 | WIR März 2020
Heute ensthal Foto: Mathias Röv Genießer-Lifestyle Foto: privat In einer Garage auf dem eigenen Grundstück begann Familie Suhl mit dem Verkauf von Keramik- und Haushaltswaren. Heute gibt es ein Geschäft im Rostocker Hof, das von Sohn Christoph Suhl geführt wird, und einen Onlineshop. „Es gab Jahre der Verpflichtung“ wenn ich als Chef das letzte Wort habe, den stelle und der Kunde kauft es ein- Die Ausrichtung des Geschäftes hat sich sind mir flache Hierarchien wichtig. fach, sind vorbei. Der Laden muss leben, durch den Einfluss der Brüder auf das Über neue Produkte entscheiden wir das ist der Unterschied zum Onlinehan- Sortiment über die Jahre erheblich ver- immer zusammen“, sagt der 38-Jähri- del“, erklärt Christoph Suhl seine Pläne. ändert. „Es kam eine Zeit, da haben wir ge. So sei er auch durch die Initiative Er selbst habe zudem auch Lust, sich als mehr Verantwortung bekommen, das seiner Mitarbeiter auf die Sportgeräte Verkäufer und Geschäftsinhaber weiter- war die Zeit der eigenen Ideen“, erzählt gestoßen, die er seit kurzem verkauft. zuentwickeln. Christoph Suhl. Während die Eltern sich Dass er es sich leisten kann, solche Pro- Ob das Geschäft der Suhls auch in der auf Haushaltswaren, Glas und Porzellan dukte, die nicht in der Masse gekauft kommenden Generation in Familien- spezialisiert haben, mutet die Waren- werden, anzubieten, betrachtet Suhl als hand bleibt, ist zum jetzigen Zeitpunkt palette mit ihren hochmodernen Kaf- Luxus. „Es gab Jahre der Verpflichtung, schwer vorherzusagen – die Kinder seien fee- und Küchenmaschinen heute sehr in denen mussten wir Waren verkaufen, noch viel zu klein, sagt Christoph Suhl. technisch an. Das sei sicher auch dem einfach um Gewinn zu erzielen. Jetzt ist Sollten sie aber einmal den Wunsch ent- persönlichen Interesse geschuldet, sagt es uns möglich, ein Produkt einfach aus wickeln, selbst Unternehmer zu werden, Christoph Suhl. Seine Eltern haben ihn Leidenschaft daran mit ins Sortiment hätte er einen wichtigen Tipp: „Du musst und seinen Bruder aber immer machen aufzunehmen. Das muss man sich hart dein eigenes Ding machen.“ Er würde sei- lassen. So sei das Geschäft im Grunde erarbeiten.“ nen Kindern lieber Geld geben, damit sie unbewusst neu ausgerichtet worden. ihre persönlichen Ideen voranbringen „Das Händlerleben besteht immer da- Workshops und Kurse im Laden als dass sie alles so weiterlaufen lassen raus, neue Dinge auszuprobieren. Das In dem neuen Geschäft geht Suhl bald wie immer. Das habe auch mit seinen El- Endresultat ist bei uns dieser Laden mit noch einen Schritt weiter. Denn in Zu- tern immer gut funktioniert. Dass das seinem Onlineshop.“ kunft soll es dort neben dem Verkauf Unternehmertum nicht immer einfach Insgesamt 15 Mitarbeiter gehören heute auch Barrista-Workshops, Gin-Verkos- ist, sei dabei aber gesetzt. „Man muss zum Familienbetrieb der Suhls, alle pfle- tungen, Messerschleif-Vorführungen auch schon kämpfen können. Durchhal- gen einen freundschaftlichen Umgang und mehr Events dieser Art geben. „Die ten ist immer der Schlüssel zum Erfolg.“ miteinander. Christoph Suhl: „Auch Zeiten, dass ich ein Produkt in den La- Christina Milbrandt März 2020 WIR | 15
TITELTHEMA UNTERNEHMERTUM Dreißig Jahre voller Geschäftsideen und noch kein Ende in Sicht Der ehemalige IHK-Vizepräsident Andreas Seyfert war einer der ersten, der nach der Wende ein Gewerbe in Stralsund gründete. Das war der Auftakt zu einer ganzen Reihe unternehmerischer Tätigkeiten, die den leidenschaftlichen Tüftler sogar in luftige Höhe trieben. W enn es um 30 Jahre Unterneh- perfekt: Denn sein Engagement baute mertum im IHK-Bezirk geht, er auch ehrenamtlich aus, war jahrelang darf auch Andreas Seyfert ehrenamtlicher IHK-Vizepräsident: „Das nicht fehlen. Der Diplom-Ingenieur war war eine spannende Zeit“, blickt er heute einer der ersten, der Ende Februar 1990 zurück und erinnert sich gern an gemein- ein Gewerbe anmeldete. An der Carl- same Erlebnisse mit Karsten Liefländer Moltmann-Straße, damals noch unter – bis hin zu einer Wirtschaftsreise in die der Postleitzahl 2300, eröffnete der ge- USA zu bekannten Firmen wie Cessna bürtige Staßfurter einen Elektronikhan- und Hawker Beech. del, konkret: einen Betrieb für Computer und Technik. Kindheitstraum wird wahr Hoch hinaus ging und geht es auch in Erst Meer, dann mehr seiner Freizeit: Auf dem Flughafen Neu- An die Küste war er gelangt, nachdem brandenburg-Trollenhagen machte An- Foto: Christian Rödel er auf dem Segelschulschiff „Wilhelm dreas Seyfert Bekanntschaft mit einem Pieck“ angeheuert hatte, danach stu- Fluglehrer. Der Start fürs Fliegen – ein dierte er an der Hochschule der Volks- Traum aus Kindertagen, den er erst spät marine in Stralsund. Das Patent als nau- verwirklichte. Seit Herbst 2000 ist An- tischer Offizier machte ihn zugleich zum Andreas Seyfert dreas Seyfert leidenschaftlicher Flieger, Verkehrsingenieur. Die politische Wende er machte die Flugscheine für Flugzeuge 1989 war die Geburtsstunde für And- und Hubschrauber. Der Hubschrauber- reas Seyferts Selbstständigkeit. Nach Pilotenschein wurde ihm nach einer Re- der Erstgründung übernahm er eine kordzeit von nur zehn Tagen Ausbildung Firma, die Stahlseile konfektionierte. ausgehändigt. Privat und auch beruflich Der unternehmerische Tatendrang des hatte er sich mit der Fliegerei ein wei- heute 63-Jährigen reichte aber noch teres neues Tätigkeitsfeld erschlossen weiter: Er gründete eine Werbeagentur, und bot Hubschrauber-Rundflüge so- stieg in den Hochbau ein, war aktiv als wie Luftbilder an. Luft nach oben gibt es Bauplaner und Bauleiter und betätigt aus seiner Sicht immer. 2017 beteiligte sich bis heute im Immobilienbereich als er sich an einer ehemaligen Lufthansa- Verwalter und Berater. Firma im Raum Berlin, welche sich mit der Ausbildung von Technikern in der Patente angemeldet Luftfahrt beschäftigt. Fast auf den Tag Ein Zufall wollte es, dass er sich 2005 mit genau nach 30 Jahren hat er die Mehr- Sonnenkollektoren für Flachdächer be- heit übernommen und ist in die Ge- schäftigen musste. Für den leidenschaft- schäftsführung berufen worden. lichen Tüftler eröffnete sich plötzlich Die dreißig Jahre seit der Wende hat er ein neues Arbeitsfeld, denn er sah „viel unternehmerisch so vieles erfolgreich Verbesserungspotenzial“. Wer Andreas ausprobiert, dass es für mehrere Unter- Seyfert kennt, den verwundert es nicht, nehmerleben reichen würde. Die Region dass er wenig später zwei neue Patente um Stralsund, so findet Andreas Seyfert, einreichte, zur Solarthermie. Der Spruch habe sich großartig entwickelt – das gel- „The Sky is the limit“ passt auf den Unter- te nicht nur für den Blick aus der Vogel- nehmer der ersten Nachwendestunde perspektive. Sabine Zinzgraf 16 | WIR März 2020
Die Unternehmer von morgen Die Warnowschule in Papendorf hat eine der ältesten Schülerfirmen in ganz MV. Seit 2001 produzieren Kinder und Jugendliche dort Honig und andere Natur- produkte, vermarkten und verkaufen diese. Montagnachmittags dreht sich in der Warnowschule Papen- dorf alles um Honig, Tee und Marmelade. Dann trifft sich die Honigbienen Schüler-A ktiengesellschaft, kurz Hobi SAG, zum Arbeiten. Die 2001 gegründete Schülerfirma ist eine der äl- testen in ganz MV. Aktuell machen 26 Schüler mit, 16 davon als feste Angestellte, zehn als Lehrlinge. „Mir gefällt es, mich hier zu engagieren. Das bereitet gut auf die Zukunft vor“, sagt der 15-jährige Benjamin Ide, der vor kurzem die Aufgabe als kommissarischer Vorstandsvorsitzender übernommen hat. Aufgebaut ist die Schülerfirma wie ein professionelles Unter- nehmen. So sind die Aufgaben auf vier Abteilungen – Produk- tion Honig, Produktion Kräuter, Marketing und Verwaltung – aufgeteilt. Jede Abteilung hat einen Beratungslehrer an der Seite, der sich aber nur einmischt, wenn Fragen aufkommen. „Die Schüler sollen eigenverantwortlich arbeiten“, betont der stellvertretende Schulleiter Jörg Neumann, der die Abteilung Verwaltung unterstützt. Wer mitmachen möchte, beginnt erst einmal als Lehrling. „In- nerhalb eines Jahres lernt man alles kennen, für jede Abteilung ist ein Vierteljahr vorgesehen. Wer erfolgreich alles durchläuft, bekommt am Ende einen Arbeitsvertrag“, erklärt Benjamin Ide. In der Verwaltung geht es unter anderem um die Berech- nung und Auszahlung von Löhnen, die Aktienverkäufe und das Aufsetzen der Arbeitsverträge. „Das ist sehr viel Mathe“, sagt Benjamin Ide. Auch Lilly Kutzer ist mit Begeisterung dabei. Die 14-Jährige arbeitet in der Abteilung Marketing. „Das macht hier Foto: Christina Milbrandt einfach am meisten Spaß, weil man kreativ sein kann“, sagt sie. Platz für Kreativität gibt es allemal: Die Schüler stellen in der Abteilung Etiketten für die Honiggläser, Werbe- und Namens- schilder, Flyer und Plakate her. Das Herzstück der Firma ist die Produktion Honig. Hier wird Marie Brinckmann, Lilly Marie Krüger, Nick Johanson und André Eckert geschleudert, gerührt und abgefüllt. Außerdem entstehen hier arbeiten in der Abteilung Produktion Honig. die Rahmen für die Kästen im Bienenwagen, der sich auf dem Schulgelände befindet. Um alles gut umsetzen zu können, müs- anstaltungen gefahren, bei denen sich die Kinder austauschen sen die Kinder erst einmal wissen, wozu die einzelnen Arbeits- und so auch weiterentwickeln konnten. Das ist heute alles ein- schritte nötig sind. So muss der Honig zum Beispiel gerührt geschlafen“, sagt die pensionierte Lehrerin. werden, damit sich keine Zuckerkristalle bilden, erklärt André Die Papendorfer Schüler sind trotzdem Jahr für Jahr mit Be- Eckert, der die Aufgabe des Abteilungsleiters übernommen hat. geisterung dabei und übernehmen vieles von dem Gelernten In der Produktion Kräuter stellen die Kinder Tees, Marmela- auch privat. Es gebe einige Schüler, die auch zu Hause mit dem den, Salzmischungen und vieles mehr her – alles aus Zutaten, Imkern angefangen haben, erzählt Beratungslehrer Thomas die die diversen Gärten auf dem Schulhof hergeben. „Das ist Gehrke. Und auch der Gedanke, im Erwachsenenleben Unter- eine ganz effektive Truppe“, sagt Beratungslehrerin Ursula nehmer zu sein, findet durchaus Anklang. Roeder. Sie unterstütze die Schülerfirma schon seit 2003, er- Benjamin Ide jedenfalls kann sich vorstellen, später einmal zählt sie. Seit 2017 sei sie eigentlich in Rente, der Hobi SAG sei sein eigenes Unternehmen zu gründen. „Ich muss natürlich sie aber gerne treu geblieben. erst einmal eine Lehre machen. Aber ich finde die Idee schon Dass die Schülerfirmen-Landschaft so karg geworden ist, sieht gut.“ Ursula Roeder mit Bedauern. „Wir sind früher zu vielen Ver- Christina Milbrandt März 2020 WIR | 17
IHK AKTUELL Foto: Christian Rödel Der eine geht, der andere kommt. Ende Januar 2020 wurde der bisherige Leiter der Geschäftsstelle Stralsund, Karsten Liefländer (2. v. r.), offiziell in den Ruhestand verabschiedet. Da ließ es sich der Regionalausschuss Vorpommern-Rügen nicht nehmen, ihn feierlich zu verabschieden. Zugleich begrüßten der Ausschussvorsitzende Mathias Rohloff (r.) und IHK-Vizepräsident Matthias Ogilvie (2. v. l.) den Nachfolger Karsten Liefländers, Jens Rademacher (l.). IHK-Präsident Strupp und das gesamte IHK-Präsidium würdigten das 30-jährige Engagement Karsten Liefländers für die regionale Wirtschaft. IHK-Präsident Klaus-Jürgen Strupp: „Sie haben eine breite Spur hinterlassen, waren der ‚Hans Dampf‘ der IHK in allen Gassen – eine gute Grundlage, auf der Jens Rademacher nun mit weite- ren neuen Ideen aufbauen kann.“ Die Neuen im IHK-Team Anna-Lena Wiese Manuel Liebig Julia Hoffmann ist seit Februar hat im Februar ist im Januar als Handels- die Stelle als zum IHK-Team referentin Referent für gestoßen. Als bei der IHK Tourismus an- Officemit- zu Rostock getreten. Der arbeiterin im tätig. Die 27- Dipl.-Geograf Geschäfts- Jährige kommt besitzt lang- bereich Handel, ursprünglich jährige Erfahrung Dienstleistungen, aus Hessen und arbeitete vorher als im Aktivtourismus (Rad-, Wandern-, Tourismus, Außenwirtschaft, Europa Event- und Salesmanagerin in der Wassertourismus), zuletzt war er beim hat sie vielfältige Aufgaben. So küm- mecklenburgischen Schweiz. Durch Landestourismusverband tätig. Er mert sich die 24-Jährige unter ande- ihr Studium in BWL und Tourismus ist Ansprechpartner für touristische rem um die Anmeldungen zu diversen konnte Anna-Lena Wiese schon viele Leistungsträger und weitere Akteure Veranstaltungen, koordiniert Termine Stationen in Deutschland sowie im der Branche und betreut die Saison- und unterstützt die Fachreferenten. Ausland kennenlernen. Bei der IHK umfrage Tourismus. Erreichbar ist Unter 0381 338 201 und hoffmann@ ist sie erreichbar unter 0381 338-223 Manuel Liebig unter 0381 338 224 rostock.ihk.de ist Julia Hoffmann bei oder wiese@rostock.ihk.de. oder liebig@rostock.ihk.de. der IHK erreichbar. 18 | WIR März 2020
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STANDORT Geschäftsklima: Auf Kurs durch konjunkturelle Untiefen D er Wirtschaft im Bezirk der IHK Ähnlich zuversichtlich zeigt sich das zu Rostock gelingt es trotz kon- Gastgewerbe (Erwartungssaldo plus junktureller Untiefen ihren gu- 19 Punkte). Die aktuelle Situation kann ten Kurs beizubehalten. Sie zeigt sich sich, im Vergleich zur bereits sehr guten in besserer Verfassung als noch bei der Lage im Herbst, sogar noch verbessern Umfrage im Herbst 2019. Der IHK-Kon- (Saldo plus vier auf 52 Prozentpunkte). junkturklimaindex – der geometrische Die Beherbergungs- und Gaststätten- Mittelwert aus Geschäftslage- und Ge- IHK-Konjunkturklimaindex betriebe konnten sich im vergangenen schäftserwartungssaldo – steigt um vier zum Jahresanfang 2020 Jahr mit guten Übernachtungszahlen Punkte auf gute 119 Punkte und liegt behaupten. Wie schon im Vorjahr ist 200 damit über dem langjährigen Mittel von Mecklenburg- Vorpommern auch in 180 113 Punkten. Zu diesen Ergebnissen 2019 das beliebteste Inlandsreiseziel führte die Auswertung der Antworten 160 langjähriger der Deutschen gewesen. Durchschnitt von 170 Unternehmen im Rahmen der 140 113 Punkte Das Baugewerbe kann weitgehend an Konjunkturumfrage der IHK zu Rostock 120 die Hochstimmung der Vorumfrage an- im Januar 2020. 100 knüpfen: 70 Prozent der Baubetriebe Ursächlich für die Geschäftsklimaver- schätzen ihre aktuelle Geschäftslage 80 besserung sind sowohl konstant gute als „gut“ ein. Kein Umfrageteilnehmer Geschäftslagebeurteilungen als auch 60 aus der Branche ist unzufrieden. Die wieder optimistischere Zukunfts- 40 dauerhaft stabile Hochkonjunktur im erwartungen. Aktuell schätzen 40 20 Wohnungsbau und die weiterhin nied- Prozent der Unternehmen die eigene 0 rigen Zinsen sichern eine hohe Kapazi- gesamt Industrie- betriebe Handel wirtschaftliche Situation positiv ein. tätsauslastung im Gewerbe. Lediglich sieben Prozent kommen zu Fast ebenso eindrucksvoll stellt sich das einer negativen Bewertung. Auch bei Geschäftsklima im größten Wirtschafts- den Geschäftsaussichten überwiegen zweig des IHK-Bezirks dar: 93 Prozent die zuversichtlichen Ausblicke die skep- der Dienstleister sind mit ihrer Ge- tischeren Prognosen, wenn auch nicht schäftslage zumindest zufrieden und in vergleichbarem Ausmaß. Im Herbst annähernd gleich viele (86 Prozent) er- 2019 überwogen noch die pessimisti- warten für die nächsten zwölf Monate schen Einschätzungen. gleich bleibende oder sogar noch bessere Geschäfte. Industrie atmet auf Schwieriger als noch im Herbst stellt sich Das Verarbeitende Gewerbe erfährt die aktuelle wirtschaftliche Situation im nach dem deutlichen Einbruch in der Handel dar. Der Branchenklimaindex Vorumfrage eine kräftige Erholung. Der sinkt um fünf auf 97 Punkte und liegt Geschäftsklimaindex der Industrie- 70 % damit deutlich unter dem langfristigen betriebe steigt um beachtliche 19 auf Durchschnittswert von 113 Punkten. 122 Punkte und erreicht damit sogar ein Übertrafen in der Vorumfrage die posi- Niveau leicht über dem Durchschnitts- tiven Lagemeldungen die negativen Ein- wert der gewerblichen Wirtschaft des der Baubetriebe schätzen schätzungen noch klar, halten sich diese IHK-Bezirks. Hierfür sind sowohl die ihre aktuelle Geschäftslage zu Jahresbeginn fast die Waage. Gleich- Geschäftslage (Saldo plus 19 Punkte) als als „gut“ ein. zeitig sind die Geschäftserwartungen auch die Aussichten für die kommenden so pessimistisch wie in keinem anderen zwölf Monate (plus 17) verantwortlich. Zweig der gewerblichen Wirtschaft der Die Branche schätzt sowohl die Inlands- Region (Erwartungssaldo: minus 10 nachfrage als auch die Entwicklung von Punkte). Fast jeder zweite Händler sieht Rohstoff- und Energiepreisen als deut- in der Entwicklung der inländischen lich weniger problematisch als noch im Nachfrage ein Risiko (alle Branchen: 20 Herbst ein. Prozent). 20 | WIR März 2020
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