Wirtschaftsreport Juli 2020 - Titelthema: Sehenswertes ganz nah - IHK-Siegen

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Wirtschaftsreport Juli 2020 - Titelthema: Sehenswertes ganz nah - IHK-Siegen
Wirtschaftsreport
                          Juli 2020

            Titelthema:
            Sehenswertes
            ganz nah
Wirtschaftsreport Juli 2020 - Titelthema: Sehenswertes ganz nah - IHK-Siegen
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Azubiticket NRW:
                                                                                                Ihre Vorteile

Upgrade für Ihre                                                                                auf einen Blick

Personalsuche                                                                                   Mehr Potenzial für
                                                                                                Ihre Azubi-Suche:
                                                                                                Das Azubiticket + NRWupgrade erleichtert
                                                                                                Bewerbern, einen Ausbildungsplatz anzu-
                                                                                                nehmen, auch wenn dieser in einer anderen
                                                                                                Region liegt. Zudem bietet dieses Angebot
                                                                                                den Auszubildenden einen überzeugenden
                                                                                                Mehrwert.
Immer mehr junge Menschen wünschen sich kostengünstige, flexible Mobilität – ein Be-             Besseres Image:
dürfnis, das sich auch auf die Wahl des Arbeitgebers auswirkt. Für Ausbildungsbetriebe          Mit einem Kostenzuschuss steigern Aus-
bietet sich hier die Chance, langfristig mehr Nachwuchskräfte für sich zu begeistern: Mit       bildungsbetriebe ihre Attraktivität und
                                                                                                tragen positiv zu einer zukunftsorientierten,
einem Zuschuss für ein Azubiticket, ergänzt durch das NRW-weit gültige NRWupgrade,
                                                                                                nachhaltigen Unternehmenskultur bei.
schaffen Unternehmen einen starken Mehrwert.
                                                                                                Höhere Ersparnis:

A
                                                                                                Die Kostenbeteiligung oder -übernahme
      usbildungsbetriebe stehen stetig im       Verbundgrenzen hinaus auf ganz NRW.
                                                                                                für das regionale Azubiticket und das
      Wettbewerb um die besten Nachwuchs-       Dies bringt Betriebe und Nachwuchskräfte        NRWupgrade sind zu 100 Prozent als Be-
kräfte und müssen schlagende Argumente          näher zusammen und ermöglicht, bei der          triebskosten von den Steuern absetzbar.
für das eigene Unternehmen vorbringen           Personalsuche Bewerber und potenzielle
können. Gerade vor dem Hintergrund von          Auszubildende aus der gesamten Region
eher rückläufigen Bewerberzahlen gilt es,        zu berücksichtigen. Wie gut das Angebot                    Alle Informationen
potenzielle Auszubildende von sich zu über-     im vergangenen Jahr angenommen wurde,                   zum NRWupgradeAzubi
                                                                                                      und den Vorteilen, die dieses
zeugen und langfristig zu binden. Einen         zeigen die Verkaufszahlen: In den ersten                 Angebot für Sie bietet,
klaren Vorteil hierbei bieten attraktive Mo-    vier Monaten nach der Einführung des                     finden Sie in unserem
bilitätsangebote: Denn umweltschonende          NRWupgrades am 1. August 2019 wurden                       Whitepaper unter

Mobilität sowohl auf dem Weg zur Arbeit         knapp 13.000 Abos verkauft.                               www.mobil.nrw/
als auch in der Freizeit nimmt einen hohen                                                              upgrade-arbeitgeber
Stellenwert im Leben junger Menschen            Positives Zeichen für die Zukunft
ein. Mit vergünstigten Azubitickets für Bus
und Bahn kommen die Verkehrsverbünde            Für Ausbildungsbetriebe ergibt sich daraus
Rhein-Sieg und Rhein-Ruhr, der Aachener         eine gute Möglichkeit: Denn eine Bezuschus-
Verkehrsverbund sowie der WestfalenTarif        sung oder Kostenübernahme des Azubi-          Das NRW-Verkehrsministerium und die
diesem Engagement entgegen.                     tickets inklusive NRWupgrade lässt sich       Verkehrsverbünde haben zudem vereinbart,
                                                vollständig als Betriebsausgabe absetzen      dass die Preise für das NRWupgrade bis
Für rund 62 Euro können Auszubildende,          und ist somit steuerfrei. Dadurch können      2023 stabil bleiben. NRW-Verkehrsminister
Meisterschüler und Teilnehmende eines Frei-     Auszubildende kostenfrei Bus und Bahn in      Hendrik Wüst sagte hierzu: „Ausbildung darf
willigendienstes ein monatliches Abonne-        NRW nutzen – die Unternehmen bieten also      nicht an Verbundgrenzen scheitern.“ Vor
ment für ein regionales Azubiticket erwerben.   einen handfesten Mehrwert und stärken         diesem Hintergrund werden die regionalen
Und für nur 20 Euro mehr ist zusätzlich das     gleichzeitig ihr positives Image gegenüber    Azubitickets und das NRWupgradeAzubi
NRWupgrade erhältlich – damit erhöht sich       Nachwuchskräften, mit besonderem Fokus        auch vom Land NRW gefördert, um dieses
die Mobilität der Auszubildenden über die       auf Umweltbewusstsein.                        Preisniveau weiterhin leisten zu können.
Wirtschaftsreport Juli 2020 - Titelthema: Sehenswertes ganz nah - IHK-Siegen
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                                                     Editorial
                                              Mehr Wissen und schwere Lasten
Das Wissen der Menschheit verdoppelt sich in immer kürzeren Abständen.
1950 waren es 50 Jahre, 1980 sieben Jahre. 2020 könnte dies innerhalb von
nur 73 Tagen geschehen. Eine rasante Entwicklung, von der zu vermuten
wäre, dass sie unser Leben verbessert oder wenigstens vereinfacht. Das ist
natürlich nicht der Fall. Denn der Rohstoff neuer Erkenntnisse führt unablässig
zu mehr Bürokratie. Die ministeriellen und behördlichen Regelungsapparatu-
ren produzieren zum Wohle unserer Gesellschaft immer neue gesetzliche Vor-
gaben und Richtlinien. Wer mit Schwertransporten zu tun hat, weiß hiervon
ein Lied zu singen: komplizierte und immer umfangreichere Antragsverfahren,
wochenlange Bearbeitungszeiten, komplizierte Streckenführungen, Auflagen
über Auflagen und Genehmigungsbescheide in Roman-Länge. Der gegenwär-
tige Zustand von Straßen und Brücken macht es schwierig, geeignete Trans-
portrouten für die tonnenschweren Brummer zu finden. Dass es Schwertrans-
porte von der Planung überhaupt noch auf die Straße schaffen, grenzt in
Anbetracht der überbordenden Bürokratie an ein Wunder.

Dabei sind sie für den heimischen Wirtschaftsraum enorm wichtig: Apparate-
und Behälterbauer, aber auch die Unternehmen des Maschinen- und Anlagen-
baus sowie der Walzen- und Rohrherstellung sind hierauf angewiesen. Häufig
handelt es sich um weltweit gefragte Spezialisten in der Fertigung großer und
unzerlegter schwerer Teile. Bis zu 14.000 Genehmigungsanträge bearbeiten
die Kreisverwaltungen Siegen-Wittgenstein und Olpe jährlich. Geschätzte
10.000 Arbeitsplätze hängen in der Region mittel- oder unmittelbar an diesen
Sondertransporten. Dabei sind diese auch von nationaler Bedeutung. So hängt
der Erfolg der Energiewende von Schwertransporten ab, weil die Bestandteile
der Windtürme nur mit ihnen bewegt werden können.

Angesichts dieser sprichwörtlich verfahrenen Situation war die Ankündigung        erheblichen Verteuerungen der Bescheide, teilweise um mehrere hundert Pro-
der Regierungsparteien im Koalitionsvertrag, die Genehmigungspraxis für           zent. Dort, wo schlechte Straßen, hohe Auflagen und Bürokratie die Wettbe-
Großraum- und Schwertransporte zu beschleunigen und zu verbessern, ein            werbsposition heimischer Unternehmen schwächen, greift Vater Staat den
echter Hoffnungsschimmer. Trotzdem wartet man bislang vergeblich auf knal-        Betrieben noch tiefer in die Tasche. Als ob sie nicht schon genug mit den
lende Sektkorken bei Spediteuren und ihren Auftraggebern. Denn mit einer          Folgen der Corona-Krise zu kämpfen hätten. Eigentlich sollte die Wissens-
Beschleunigung und Verbesserung ist es nicht weit her, wie seit diesem Jahr       mehrung gerade in der Digitalisierung ihren Niederschlag finden, um das Leben
auch das Beispiel der Novelle der Straßenverkehrsordnung (StVO) zeigt. Sie        und Arbeiten zu verbessern. Im Kontext der Schwertransporte ist die Bilanz
legt fest, dass Schwertransportanträge künftig nur noch am Start- und am          ernüchternd. Jedes angekündigte „Update“ oder „Release“ der bundesweit ein-
Zielort des geplanten Transports gestellt werden können. Bislang war dies für     gesetzten Antrags- und Genehmigungssoftware ruft bei den leidgeplagten
den Antragsteller am Firmensitz, am Sitz einer Niederlassung, an seinem           Disponenten Schweißausbrüche hervor. So auch bei der neuesten Version:
Wohnsitz und am Startort des Transportes möglich. Aus vier Möglichkeiten          Bisher geduldete Konvoi-Fahrten sieht die neue Software nicht mehr vor. Die
werden zwei: Viele Behörden sind mit einer Antragsflut konfrontiert. Der Kol-     Folge: Mehr Anträge und noch mehr Auflagen, die noch höhere Kosten er-
laps ist die logische Folge. Was das für die ohnehin langen Antragsbearbei-       zeugen. Ein weiterer angekündigter Vorzug des Programms, die grafische Er-
tungszeiten bedeutet, kann man sich denken. Die Neuerung soll verhindern,         fassung der geplanten Route, fiel im Praxistest mit Spediteuren ebenfalls
dass Anträge nicht mehr an vier Orten gleichzeitig gestellt werden. Das geht      wegen Untauglichkeit durch.
nun tatsächlich nicht mehr. Vielleicht hätte hier aber ein Gespräch mit Be-
troffenen den Blick geweitet. Dann nämlich hätte sich gezeigt, dass der Haupt-    Ein großes Problem liegt in einem unzureichenden Informationsmanagement.
grund für die gleichzeitige Antragstellung eben genau in der Verzweiflung ob      Dazu gehört vor allem, diejenigen frühzeitig einzubinden, die im Alltag be-
der langen Bearbeitungszeiten liegt. Daran ändert sich nun nichts, im Gegen-      troffen sind, und ihre Erfahrung in geplante Neuerungen einfließen zu lassen.
teil. Eine Verschlimmbesserung erster Güte!                                       Solange es hieran hapert, werden neue gesetzliche Regelungen in die Irre
                                                                                  führen. Nicht nur bei den Schwertransporten sind die Folgen gravierend. !
Mit einer zweiten Neuerung in der StVO-Novelle werden bundesweit einheit-
liche Gebühren eingeführt. Wo es bislang regional große Unterschiede bei den
Bearbeitungsgebühren gab, entstehen jetzt Klarheit und Transparenz. Gut                       In diesem Sinne grüßt Sie herzlich
möglich, dass hier eine Regelung geschaffen wurde, die sich in kürzester Zeit
selbst entbehrlich macht, wenn nämlich aus Kostengründen schon bald keine                                      Walter Viegener
Schwertransporte mehr fahren können. Die neuen Gebührensätze führen zu                                        IHK-Vizepräsident
Wirtschaftsreport Juli 2020 - Titelthema: Sehenswertes ganz nah - IHK-Siegen
2             Juli 20       Wirtschaftsreport

                           Inhaltsverzeichnis
                                                                                                                                                     Titelthema

                                                                                                                                                            4
                                                                                                                                              Tipps für Ausflüge:
                                                                                                                                         Sehenswertes ganz nah
                                                                                                                                    Monatelang waren die Menschen
                                                                                                                                angehalten, möglichst zu Hause zu bleiben
                                                                                                                                    und auf Aktivitäten in Gruppen zu
                                                                                                                                  verzichten. Da wächst die Sehnsucht,
                                                                                                                                   wieder einmal draußen zu sein und
                                                                                                                                 wie vor der Corona-Krise einen Ausflug
                                                                                                                                           zu unternehmen …

                                                                                                                                                    Titelseite:
                                                                                                                                              Foto: Carsten Schmale

30          Familienfreundliches
            Unternehmen                                          46          Friedrich KG
                                                                             Immer am Puls der Zeit                             50          Café Noir
                                                                                                                                            Schmuckes Ambiente
            Mehr als nur ein Zertifikat

Impressum
                                                                                                                                                                                            ,
Der WIRTSCHAFTSREPORT ist das offizielle Organ der IHK Siegen    Herausgeber                                                    Layout
und wird den kammerzugehörigen Unternehmen im Rahmen             Industrie- und Handelskammer Siegen,                           Manfred Jung, Nikola Klein, Christian Reeh
ihrer beitragspflichtigen Mitgliedschaft ohne besonderes Be-     Hauptgeschäftsstelle,                                          Druck, Anzeigen und Verlag
zugsentgelt geliefert. Im freien Verkauf jährlich EURO 25,20     Postfach 10 04 51, 57069 Siegen,                               Vorländer GmbH & Co. KG
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                                                                 E-Mail: si@siegen.ihk.de, Internet: http://www.ihk-siegen.de
Erscheinungsweise: jeweils am 1. jedes Monats.                                                                                  Anzeigenannahme: Günter Chojetzki
Druckauflage: 22 117 Exemplare                                   Geschäftsstelle Olpe, Postfach 14 46, 57444 Olpe,              Telefon 0271 5940-338, Telefax 0271 5940-373
Quartal 1/2020                                                   In der Trift 11, 57462 Olpe, Telefon 02761 9 44 50,            E-Mail: wirtschaftsreport@vorlaender.de
A 4791                                                           Telefax 02761 9445-40, E-Mail: oe@siegen.ihk.de
                                                                                                                                Zustellung
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wieder. Nachdruck mit Genehmigung des Herausgebers und           Meike Menn: 0271 3302-319
Quellenangabe sowie fotomechanische Vervielfältigung für         E-Mail: presse@siegen.ihk.de                                   Beilagenhinweis
innerbetrieblichen Bedarf gestattet. Für unverlangt eingesand-                                                                  Dieser Ausgabe liegt ein Prospekt der Fa. Wortmann AG,
te Manuskripte und Fotos wird keine Gewähr übernommen.           Mitarbeiter dieser Ausgabe:                                    32609 Hüllhorst, bei.
Der WIRTSCHAFTSREPORT ist keine auf Erwerb ausgerichtete         Andrea Schumacher-Vogel, Frank Steinseifer,
Veröffentlichung.                                                Brigitte Wambsganß, Monika Werthebach                          Zurzeit gültige Anzeigenpreisliste Nr. 59
Wirtschaftsreport Juli 2020 - Titelthema: Sehenswertes ganz nah - IHK-Siegen
Wirtschaftsreport      Juli 20      3

  IHK online
          » Die
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 » 4 Titelthema                                 10 | Nachrichten                                  » 62 Jubiläen/Bücher
 26 | Berichte                                  » 10 Vollversammlung                              62 | Börsen
 » 26 Mit neuem Standort                        » 14 Siegerland Flughafen                         » 62 Recyclingbörse
      in die Zukunft                            » 16 Umsatzentwicklung                            » 63 Unternehmensnachfolgebörse
 » 30 Mehr als nur ein Zertifikat               » 56 Unternehmensjuristen                         » 64 Handels- und
 » 34 Mit Herzblut und Leidenschaft             » 57 DATASEC                                           Genossenschaftsregister
 » 38 Der bewegte Mitarbeiter                   » 60 Südwestfalenaward                            » 72 Veranstaltungskalender
 » 42 Innerer Wertekompass und
      bewusstes Denken
 » 46 Immer am Puls der Zeit
 » 50 Schmuckes Ambiente
      in Siegens Oberstadt

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Wirtschaftsreport Juli 2020 - Titelthema: Sehenswertes ganz nah - IHK-Siegen
4      Juni 20   Wirtschaftsreport

                                               Tipps für Ausflüge

            Sehenswertes
              ganz nah
  Monatelang waren die Menschen angehalten, möglichst zuhause zu bleiben und auf Aktivitäten in
    Gruppen zu verzichten. Da wächst die Sehnsucht, wieder einmal draußen zu sein und wie vor
der Corona-Krise einen Ausflug zu unternehmen. Man muss nicht weit fahren, um sich diesen Wunsch
    zu erfüllen: Attraktionen gibt es ganz in der Nähe. Die Atta-Höhle, Schloss Berleburg oder die
             Wasserburg Hainchen sind lohnenswerte Ziele im heimischen Kammerbezirk.

                                     Text: Brigitte Wambsganß   |   Fotos: Carsten Schmale
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    19. Juli 1907: Für die Arbeiter im Steinbruch von Eberhard Epe
    in Attendorn war es ein ganz normaler Arbeitstag – bis bei
    Sprengarbeiten ein Spalt im Fels auftauchte und den Blick auf
    eine faszinierende unterirdische Welt freigab. Die Entdeckung
    der späteren Atta-Höhle „war eine Riesensensation“, weiß
    Wolfgang Böhmer, Urenkel von Eberhard Epe, aus Familien-
    erzählungen. Sein Urgroßvater schloss den Steinbruch und ließ
    die Höhle auf eigene Kosten ausbauen. 1925 waren der 80
    Meter lange Tunnel und der 1800 Meter lange Rundgang fertig.
    Epe hat sich als Visionär erwiesen: Heute gilt die Atta-Höhle
    als eine der schönsten Tropfsteinhöhlen Deutschlands.

    Durch den gepflasterten Tunnel geht es in die Tiefe. Feuchte
    steinerne Wege und Treppenstufen führen in die Zauberwelt der
    Stalagmiten und Stalaktiten. Erstere wachsen vom Boden aus
    nach oben, die anderen von der Decke nach unten. 400 Mio.
    Jahre ist die imposante Unterwelt alt. Die bizarren Gebilde
    wachsen in zehn Jahren nur etwa einen Millimeter. Entlang an
    zerklüfteten Wänden führt der Weg durch die verschiedenen
    „Säle“ – und eröffnet den Blick auf die „Kunstwerke“, die die
    Natur geschaffen hat. Gewaltige, bizarr geformte Steinsäulen
    hängen von der zerklüfteten Decke herab oder gruppieren sich
    auf dem felsigen Boden. Manche sehen aus wie glatt gewaschen,

                                                                                                                                          Wolfgang Böhmer
                                                                     andere so, als hätte sie ein Bildhauer kunstvoll verziert. Be-       weiß über viele
                                                                     rühmt ist die Atta-Höhle für ihre „Sinterfahnen“, die es nur         Anekdoten rund um
                                                                     hier gibt, wie Böhmer erklärt. Wie Gardinen fallen sie in ele-       die Atta-Höhle zu
                                                                     ganten Falten von der Felsdecke herab. Abgestufte Gelbtöne           berichten.
                                                                     von Ocker bis Hellgelb verleihen der Höhle ihre Farbigkeit. Ver-
                                                                     antwortlich dafür sind die Eisenoxide im Gestein. Jeder Raum
                                                                     hat einen besonderen Reiz: In der „Alhambra-Grotte“ passieren
                                                                     die Besucher zum Beispiel einen Wald von Säulen, und in der
                                                                     imposanten „Zentralhalle“ hängt zwischen gewaltigen Felsen
                                                                     der älteste Tropfstein der Höhle, der es auf eine Höhe von sechs
                                                                     Metern bringt. Manche Besucher kommen regelmäßig vorbei.
                                                                     Sie genießen auf Liegen in einem etwas abgelegenen Tropf-
                                                                     steinraum die zu 100 % staub- und keimfreie Luft. Sie schwö-
                                                                     ren auf den positiven Einfluss der feuchten, reinen Höhlenluft
                                                                     auf die Atemwege. Eine weitere Spezialität der Atta-Höhle ist
                                                                     eine Grotte, in der auf Regalen der „Atta-Käse“ reift – bei einer
                                                                     Luftfeuchtigkeit von konstant 95 %. Wolfgang Böhmer lässt
                                                                     ihn in der eigenen Käserei herstellen. Zu erwerben ist er im
                                                                     Shop der Atta-Höhle und bundesweit in vielen Geschäften. Die
                                                                     Besucher können sich nach dem 40-minütigen Rundgang
                                                                     „überirdisch“ stärken – im traditionsreichen Restaurant
                                                                     „Himmelreich“.

                                                                     „Tausende Touristen“, unterstreicht Wolfgang Böhmer, ziehe
                                                                     es pro Jahr in die sauerländische Attraktion. Sie kommen aus
                                                                     ganz West- und Osteuropa, Amerika und Asien. „Viele chine-
                                                                     sische Reisegruppen machen auf dem Weg von Frankfurt ins
                                                                     Ruhrgebiet hier Station.“ Seit 2019 bietet die Atta-Höhle einen
                                                                     Audio-Guide an, den man mit dem Smartphone kostenlos he-
                                                                     runterladen kann. So können sich die ausländischen Besucher
                                                                     die Erklärungen während der Führung an den einzelnen Sta-
                                                                     tionen der Atta-Höhle auf Englisch, Niederländisch, Franzö-
                                                                     sisch, Italienisch, Spanisch, Dänisch und Griechisch anhören.
Wirtschaftsreport Juli 2020 - Titelthema: Sehenswertes ganz nah - IHK-Siegen
6            Juni 20    Wirtschaftsreport

                                                                                            Die erste Etage des ockerfarbenen Hauptbaus ist für die Öffent-
                                                                                            lichkeit zugänglich. In der zweiten Etage wohnt Gustav Prinz zu
                                                                                            Sayn-Wittgenstein-Berleburg, der Sohn des 2017 verstorbenen
                                                                                            Richard Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg, der der Chef der
                                                                                            Gesamtfamilie zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg war. Johannes
                                                                                            Röhl: „Dies ist das Besondere an Schloss Berleburg. Es ist kein
                                                                                            Museum. Die Familie nutzt es. Es lebt.“ Erste Station im Erdge-
                                                                                            schoss ist die 1912 modernisierte Säulenhalle mit Stuckdecken
                                                                                            und glamourösem Kronleuchter. Sie ist der elegante Rahmen für
                                                                                            die beliebten Schlosskonzerte, zu denen die Familie gemeinsam
                                                                                            mit der Kulturgemeinde Berleburg regelmäßig einlädt. Eine
                                                                                            Holztreppe führt in die erste Etage. Über eine Galerie mit den
                                                                                            Gemälden früherer Familienmitglieder gelangen die Besucher in
                                                                                            die fürstlichen Räume. Hier lässt sich nachempfinden, wie die
                                                                                            einstigen Bewohner gelebt haben. Zu sehen ist zum Beispiel der
                                                                                            mächtige, mit Intarsien versehene Schreibtisch von Graf Casimir.
                                                                                            Ein weiteres Zimmer ist mit zierlichen Rokokomöbeln ausgestat-
                                                                                            tet. Das Baldachinbett im Schlafzimmer ist am Kopfteil abge-
                                                                                            nutzt. „Die Damen schliefen nämlich wegen ihrer Rokokofrisuren
                                                                                            im Sitzen“, erzählt Johannes Röhl. Im „Roten Salon“ hängen
                                                                                            Gemälde aus jüngerer Zeit – zum Beispiel das der in der Bevöl-
                                                                                            kerung sehr beliebten Fürstin Margareta (1909-2005), die unter
                                                                                            anderem nach dem Zweiten Weltkrieg Ostflüchtlinge im Schloss

     Kammerdirektor
    Johannes Röhl ist   Die heutige Atta-Höhle ist offenbar nur Teil eines riesigen
mit der Geschichte      unterirdischen Labyrinths. 1986 entdeckte man eine Spalte,
         von Schloss    die den Blick in eine weitere Tropfsteinwelt erlaubte. Unter
    Berleburg bestens   Leitung des Letmather Höhlenforschers Elmar Hammerschmidt
            vertraut.   erkundete ein Team den neuen Teil der Höhle. Wolfgang Böhmer:
                        „Er ist noch größer als der bestehende Teil. Die ,Kuppelhalle‘
                        hat einen Durchmesser von 40 Metern und ist ebenso hoch.
                        Andere Räume sind mindestens sechs mal vier Meter groß.“ Ein
                        unterirdischer Flusslauf mündet in einen See. Wolfgang Böhmer
                        erklärt: „Hier brachen wir ab. Es war zu gefährlich.“

                        Vom Sauerland geht es weiter nach Wittgenstein. Das Ziel:
                        Schloss Berleburg, seit 750 Jahren Sitz der Familie zu Sayn-
                        Wittgenstein-Berleburg. Es thront mitten in der Altstadt. Seine
                        Geschichte reicht zurück ins Jahr 1258, als Graf Siegfried I. die
                        Hälfte der Stadt Berleburg erwarb. Der älteste noch erhaltene
                        steinerne Raum des Schlosses, der „Rittersaal“, befindet sich
                        im (vom Eingangstor aus) rechten Seitenflügel. Heute ist er ein
                        beliebtes Restaurant – die „Schloss-Schänke“. Fragmente von
                        Wandmalereien dokumentieren seine einstige Pracht. „Es ist
                        die älteste profane Malerei in Westfalen“, berichtet Johannes
                        Röhl, Kammerdirektor – das bedeutet Leiter der Gesamtver-
                        waltung – der Fürstenfamilie. Den heutigen Hauptbau mit
                        „Rotem Turm“ und Orangerie ließ Graf Casimir, einer der be-
                        kanntesten Vertreter des Hauses zu Sayn-Wittgenstein-Berle-
                        burg, zwischen 1731 und 1735 erbauen. Der Graf, ein strenger,
                        aber toleranter Pietist, der Religionsflüchtlingen Asyl gewährte,
                        finanzierte auch die achtbändige „Berleburger Bibel“. Dank der
                        üppigen Mitgift seiner zweiten Ehefrau, einer Wienerin, schuf
                        er, wie Johannes Röhl berichtet, ein kleines Barockschloss mit
                        englischem Garten, Tiergarten, Grotte und Lusthaus.
Wirtschaftsreport Juli 2020 - Titelthema: Sehenswertes ganz nah - IHK-Siegen
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aufgenommen hatte. Auch die Gemälde von Prinz Richard zu           Eine gute halbe Stunde von Bad Berleburg entfernt liegt am
Sayn-Wittgenstein-Berleburg (1934-2017) und seiner Ehefrau         Rande des Netphener Ortsteils Hainchen ein weiteres Zeugnis
Prinzessin Benedikte zu Dänemark und zu Sayn-Wittgenstein-         der regionalen Geschichte: die Wasserburg Hainchen. Das
Berleburg, sind hier zu sehen. Die Familie nutzt heute noch die    leuchtend gelb gestrichene Hauptgebäude und der angrenzende
schlichte, helle Hofkappelle. Hier finden Taufen oder Trauer-      ältere weiße Bau spiegeln sich im Wasser des Burggrabens.
feiern statt. Auf dem Boden des „Trophäensaals“ liegt ein riesi-   Daneben die ansprechend renovierte Gaststätte „Remise“, deren
ges Eisbärfell: das Geschenk der Grönländer zur Hochzeit von       Name an das früher hier angesiedelte Wirtschaftsgebäude er-
Prinz Richard und Prinzessin Benedikte. Grönland gehört be-        innert. Drumherum befinden sich Wiesen mit Blumen und ein
kanntlich zu Dänemark. Prinzessin Benedikte wohnt nicht im         bewaldeter Hang, der inzwischen ein attraktiver Bewegungs-
Hauptbau, sondern in der im schönen Schlosspark gelegenen          park für Kinder ist. Gepflegte Wege rund um den Wassergraben
„Münze“, die seit langem ein Wohnsitz der Familie ist. Die Nähe    laden zum geschichtsträchtigen Rundgang ein. Schließlich
zu ihrem Königshaus locke viele dänische Besucher nach Bad         datiert die erste urkundliche Erwähnung der Burg Hainchen
Berleburg, vermutet Johannes Röhl. Insgesamt begrüßt das           bereits aus dem Jahr 1290. Es handelt sich um die einzige vor
Schloss jährlich 14.000 bis 15.000 Gäste aus ganz Deutschland      dem kompletten Verfall bewahrte Höhenwasserburg Südwest-
und dem Ausland. Sie kommen individuell oder in Bussen. Als        falens.
besonderes Bonbon bietet Schloss Berleburg eine „exklusive
Zeitreise durch das barocke Schloss“ an. „Gräfin Marie Esther      Sie hat eine ereignisreiche Geschichte – geprägt von dem häu-
Polyxena von Wurmbrand-Stuppach“ führt höchstpersönlich im         figen Wechsel der Besitzer, die zudem in zahlreiche Scharmützel
Rokoko-Kostüm und mit weißer Perücke durch die historischen        verwickelt waren. Dazu gehörten die Herren von Hain, die von       Schloss Berleburg
Räume. Die Gräfin war die Gemahlin des Grafen Casimir zu           Bicken, die Grafen von Nassau und die Familie von Fleischbein.     zählt zu den
Sayn-Wittgenstein-Berleburg. Hinter ihr verbirgt sich die Berle-   In napoleonischer Zeit verfiel das Gebäude immer mehr. 1864        bekanntesten
burger Kulturwissenschaftlerin und Museums-Moderatorin             begann der Abriss: „Die beiden letzten Türme wurden nieder-        Ausflugszielen im
Gabriele Rahrbach.                                                 gelegt, die Steine zum Bau der Straße von Hainchen ins             Altkreis
                                                                                                                                      Wittgenstein.
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                       hessische Rittersfeld verwendet“, schreiben Olaf Wagener und     „Seit damals wurde hier aber nichts Nachhaltiges mehr ge-
                       Andreas Bingener in ihrem akribisch recherchierten Heft          macht“, resümiert Paul Breuer, Vorsitzender des Siegerländer
                       „Hainchen – eine Wasserburg im Wandel der Zeit“. In den Resten   Burgenvereins. Die Burg war renovierungsbedürftig. 2017 gab
                       der Burg waren in den 1950er Jahren eine Oberförsterei und       es mit Beteiligung der Bürger eine Ideenwerkstatt. Mit öffent-
                       ein Künstleratelier untergebracht. Der 1970 gegründete „Ver-     lichen Geldern und Spenden sowie großem Engagement ge-
                       ein zur Erhaltung der Wasserburg Hainchen“ und der „Sieger-      lang es, die hier gesammelten Anregungen für eine zukunfts-
        Paul Breuer,   länder Burgenverein“ konnten schließlich mit Unterstützung       fähige Umgestaltung und Nutzung der Anlage zu realisieren:
    Vorsitzender des   von Bund, Land, Kreis Siegen-Wittgenstein und der Stadt          „Wir haben eine hohe sechsstellige Summe ausgegeben“, zieht
       Siegerländer    Netphen die heruntergekommene Wasserburg aus ihrem langen        der ehemalige Landrat des Kreises Siegen-Wittgenstein beim
Burgenvereins, liegt   Dornröschenschlaf wecken. 1977 übergaben sie die Anlage          Rundgang durch die Burg Bilanz. Entstanden ist ein Kleinod,
    die Wasserburg     ihrer „zeitgemäßen Bestimmung“.                                  das reizvoll das historische Erbe mit der modernen Nutzung
    sehr am Herzen.                                                                     verbindet. Paul Breuer zeigt mit Stolz das Ergebnis der konzer-
                                                                                        tierten Aktion – den hellen Konferenzsaal mit den hohen
                                                                                        weißen, speziell für die Burg hergestellten Sprossenfenstern,
                                                                                        das attraktive Trauzimmer mit der verglasten Arkadenwand
                                                                                        sowie den Kaminsaal und den großen Veranstaltungsraum im
                                                                                        Keller. Zu den Besonderheiten gehören zwei mächtige Renais-
                                                                                        sance-Säulen: Die einfach gestaltete Säule im Keller stützt
                                                                                        eine zweite, die unter den Arkaden auf der Erdgeschoss-Ebene
                                                                                        zu finden ist. Ihr Kapitell schmückt ein geflügelter Kopf, ge-
                                                                                        nannt der „Hausgeist“. Historisch bedeutsam ist auch die
                                                                                        älteste Holztür des Siegerlands aus dem Jahr 1557.

                                                                                        Seit Herbst 2019 hat die Wasserburg eine Attraktion, die vor
                                                                                        allem Kinder begeistert – den Erlebnispark. In dem hügeligen
                                                                                        Gelände mit seinen natürlichen Bächen locken eine Seilbahn,
                                                                                        eine Spinnenbrücke und Wasserspiele zum Toben und Spielen.
                                                                                        „Kinder haben heute zu wenig Bewegung. Alles, was wir hier
                                                                                        machen, hat mit der Stärkung des Gleichgewichts zu tun“,
                                                                                        erklärt Paul Breuer die Konzeption. Spielen können die jüngsten
                                                                                        Burgbesucher auch mit dem nostalgischen Marketenderwagen
                                                                                        auf der Brückenseite der Burg.

                                                                                        Wie finanziert der Siegerländer Burgenverein die Unterhaltung
                                                                                        der Anlage – außer durch Spenden? „Wir müssen weitere
                                                                                        Formate finden und sie vermarkten. Viele sind bereits angesto-
                                                                                        ßen.“ So wird die Philharmonie Südwestfalen hier Konzerte
                                                                                        geben. Firmen wollen auf dem gesamten Gelände Betriebs-
                                                                                        feste feiern. Außerdem sind Trauungen im Burg-Ambiente
                                                                                        schon jetzt sehr beliebt. Das Trauzimmer ist offizielle Außen-
                                                                                        stelle des Standesamtes der Stadt Netphen. Paul Breuer: „Wir
                                                                                        hatten zwei Jahren bereits mehr als 100 Hochzeiten.“ Viele
                                                                                        Paare feiern in der kulinarisch von der Siegener Cucina Service
                                                                                        Catering GmbH versorgten „Remise“ neben der Burg. Auch die
                                                                                        Konferenz- und Tagungsräume in der Burg sind gut nachge-
                                                                                        fragt. Die Gäste können zum Übernachten die 15 Gästehaus-
                                                                                        betten im Dachgeschoss buchen. Der Burgenverein will sie
                                                                                        demnächst modernisieren – mit dem Burgcharakter angepassten
                                                                                        Materialien. Der Aufenthalt soll ein Erlebnis sein. Als weiteres
                                                                                        Ziel will der Burgenverein eine Verbindung geschichtlicher
                                                                                        Orte zwischen der Wasserburg Hainchen und der Ginsburg
                                                                                        schaffen, die er ebenfalls betreut. Paul Breuer: „Wir wollen
                                                                                        noch existente Hohlwege, Schläge und Grenzsteine zwischen
                                                                                        den Burgen dokumentieren und denkmalrechtlich sichern.
                                                                                        Über den Rothaarsteig sind alle Punkte für Wanderer und Rad-
                                                                                        fahrer erreichbar.“ Für ihn ist das erlebte Geschichte. !

                                                                                        Diesen Bericht finden Sie auch unter www.ihk-siegen.de, Seiten-ID 3414.
Wirtschaftsreport       Juli 20          9

IHK Siegen
Generalkonsul aus Bosnien-Herzegowina zu Gast
Bosnien-Herzegowina eröffnet vor dem Hinter-
grund der gegenwärtigen Corona-Krise mög-
licherweise verstärkt Möglichkeiten für Inves-
titionen deutscher Unternehmen. Generalkonsul
Luciano Kaluža und Handelskonsulin Maja
Križanovic-Dimitrijevi berichteten in einem fach-
lichen Austausch in der IHK Siegen über die ge-
genwärtige Situation des Balkanlandes und
Chancen einer Zusammenarbeit. Als großer Vor-
teil für deutsche Unternehmen erweise sich re-
gelmäßig, dass viele Menschen in dem Land die
deutsche Sprache beherrschten, betonte der Ge-
neralkonsul. An dem Gespräch nahm auch Kay

                                                                                                                                                            IHK Siegen
Olaf Graewe, Geschäftsführer der GRAEWE
GmbH & Co. KG aus Finnentrop, teil. Zu dem
                                                    Fachlicher Austausch mit Generalkonsul Luciano Kaluža (3.v.l.) in der IHK Siegen.
Unternehmensverbund des Herstellers von
Schrauben und Befestigungslösungen gehört seit      ger und der Leiter des Referates Außenwirtschaft,         tigste Handelspartner aus der EU. Das Land bietet
2006 auch ein Betrieb in Konjic, Bosnien-Herze-     Jens Brill, hatten den Gästen zuvor einen Über-           Potenzial insbesondere für Zulieferaktivitäten
gowina, der heute rund 300 Beschäftigte zählt.      blick über die Wirtschaftsstruktur und Unterneh-          und eröffnet in den Bereichen Umwelt, Energie
Zur Sprache kamen bei dieser Gelegenheit ver-       men im Kammerbezirk gegeben. Gemeinsam ver-               und Verkehr manche Projektmöglichkeiten. Als
schiedene Probleme aus der alltäglichen Praxis,     abredet wurde eine Fortführung des Kontakts mit           Mitglied im mitteleuropäischen Freihandelsab-
wie etwa Fragen hinsichtlich der Zollgebühren in    dem Ziel einer länderspezifischen Informations-           kommen CEFTA bietet das Land Zugang zu den
Zusammenhang mit der aktiven Veredelung von         veranstaltung für heimische Unternehmen. Für              Märkten Serbiens, Montenegros, Albaniens,
Produkten. IHK-Geschäftsführer Hans-Peter Lan-      Bosnien-Herzegowina ist Deutschland der wich-             Nordmazedoniens und Moldaus. !
10              Juli 20   Wirtschaftsreport

IHK-Vollversammlung
Präsident Felix G. Hensel in seinem Amt bestätigt
                                                                                                                           bestätigte Christopher Mennekes (MENNEKES
                                                                                                                           Elektrotechnik GmbH & Co. KG, Olpe). Die In-
                                                                                                                           landsnachfrage sei noch passabel, doch er gehe
                                                                                                                           davon aus, dass große Investitionen zukünftig
                                                                                                                           ausblieben. „Man erwartet die täglichen Auf-
                                                                                                                           tragseingänge angespannter als vorher“, so sein
                                                                                                                           bisheriges Fazit. Wieland Frank (SIEGENIA-AUBI
                                                                                                                           KG, Wilnsdorf) stellte sich die Frage, inwiefern
                                                                                                                           sich die Home-Office-Erfahrungen mittel- bis
                                                                                                                           langfristig auf den Gewerbebau auswirken wer-
                                                                                                                           den. Bei einem Exportanteil von 70 % habe der

                                                                                                         Carsten Schmale
                                                                                                                           Lockdown in vielen Auslandsmärkten – begin-
                                                                                                                           nend in China, dann Italien, Spanien, Frankreich,
                                                                                                                           Russland – zu Umsatzrückgängen im April und
IHK-Präsident Felix G. Hensel (2.v.r.) gemeinsam mit den IHK-Vizepräsidenten Walter Viegener, Jost Schneider
                                                                                                                           Mai von 20 % geführt. Für das Gesamtjahr 2020
und Christian F. Kocherscheidt sowie IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener und IHK-Vizepräsident Axel E.
                                                                                                                           rechnet der Unternehmer mit einem Rückgang
Barten (v.l.).
                                                                                                                           von knapp 10 % und auch 2021 werde aus sei-
Die Vollversammlung der Industrie- und Han-             bei den Unternehmern. „Gerade in der Zeit der                      ner Sicht noch bei 3 bis 5 % unter den ursprüng-
delskammer Siegen (IHK) wählte den Lenne-               Corona-Pandemie und ihrer wirtschaftlichen                         lichen Erwartungen bleiben. Arnold Vetter (VET-
städter Unternehmer Felix G. Hensel für weitere         Auswirkungen ist der Austausch in der Vollver-                     TER Industrie GmbH, Burbach) betonte die
zwei Jahre zum IHK-Präsidenten. Hensel, der             sammlung wichtig. Grenzschließungen, unter-                        enormen Belastungen in der jetzigen Zeit, doch
sich seit Jahrzehnten in der IHK engagiert und          brochene Lieferketten, weggebrochene Aufträ-                       er sah trotzdem Licht am Horizont: „Die ver-
seit 1978 Mitglied der Vollversammlung ist, er-         ge, fehlende ausländische Beschäftigte sowie                       gangenen Monate waren extrem herausfor-
hielt in geheimer Wahl alle Stimmen der Unter-          Liquiditätsengpässe werden uns noch länger                         dernd, doch in den letzten vier Wochen verbes-
nehmer. Neben ihm wurden die vier IHK-Vize-             begleiten. Die Gesamtauswirkung der Corona-                        sert sich die Lage zunehmend. Man merkt, dass
präsidenten Axel E. Barten (Achenbach                   Pandemie wird erst mittel- oder langfristig                        die südeuropäischen Märkte und einige große
Buschhütten GmbH & Co. KG, Kreuztal), Chris-            sichtbar sein.“ Hensel erkannte zudem die gute                     internationale Abnehmer wieder aktiv wurden
tian Kocherscheidt (Ejot Holding GmbH & Co. KG,         Unterstützung durch den IHK-Hauptgeschäfts-                        und viele Vorhaben, die man nun beherzt an-
Bad Berleburg), Jost Schneider (Walter Schnei-          führer Klaus Gräbener und alle IHK-Mitarbeiter                     gepackt hat, erste Früchte tragen.“ Er glaubt
der GmbH & Co KG, Siegen) und Walter Viegener           an: „Diese setzen sich für die Mitgliedsunter-                     ebenso wie Frank an langfristige Wirkungen der
(Viega Holding, Attendorn) wiedergewählt.               nehmen insbesondere in diesen von Corona ge-                       Krise: „Wir werden auch über eine verstärkte
Auch die Ausschüsse der IHK Siegen wurden neu           prägten Zeiten sehr engagiert ein.“                                Regionalisierung der Lieferketten nachdenken
berufen. Der langjährige Vorsitzende des Fi-                                                                               müssen.“ Vetter nahm auch noch einmal die
nanzprüfungsausschusses, Rupprecht Kemper               Seine Einschätzung einer länger andauernden                        Mitarbeiter in den Fokus: „Wir sind sehr froh,
(Gebr. Kemper GmbH + Co. KG, Olpe), trat nicht          Krise bestätigte sich auch in der nachfolgenden                    dass unser ganzes Team so motiviert großen
mehr zur Wahl an. Präsident Hensel bedankte             Diskussion. Für die Automobilzuliefer-Industrie                    Einsatz zeigt, trotz der erheblichen Unsicher-
sich im Namen der Vollversammlung für sein              sagte Elmar Huhn (Heinrich Huhn GmbH & Co.                         heiten.“ Das Gastgewerbe leide extrem unter der
langjähriges Engagement. Als neuer Vorsitzen-           KG, Drolshagen) schwere Zeiten mit Einbrüchen                      Pandemie, konstatierte Bernhard Schwermer
der wurde Jost Schneider (Walter Schneider              bis zu 50 % bis Jahresende voraus. Insofern                        (Rhein-Weser-Turm, Kirchhundem). „Von 100
GmbH & Co. KG, Siegen) gewählt. Er wird im              setzte er sich noch einmal für eine Autokauf-                      auf 0 in 24 Stunden – das möchte ich nicht noch
Ausschuss unterstützt von Jens Brinkmann                prämie ein. Ebenso wie er ging auch Johannes                       einmal erleben.“ Trotz des guten Wetters konn-
(Volksbank in Südwestfalen eG), Dr. Theodor             Buch (Karl Buch Walzengießerei GmbH & Co.                          te mit Fensterverkauf und Abholangebot der
Gräbener (Dr. Theodor Gräbener GmbH, Net-               KG, Siegen) davon aus, dass die Corona-Krise                       Umsatz die Personalkosten nicht decken. Daran
phen), Jörg Müller (SiegRevision GmbH, Siegen)          Arbeitsplätze kosten werde. Das Instrument der                     habe auch die Öffnungsmöglichkeit unter Hygi-
und Harald Peter (Sparkasse Siegen). Das Präsi-         Kurzarbeit zögere dies noch hinaus, betonte                        enebestimmungen nicht viel geändert. Nach
dium setzte darüber hinaus die Ausschüsse für           Buch. Die Walzenindustrie bemerke den nach-                        seiner Einschätzung werden nicht nur, aber
die Außenwirtschaft und den Einzelhandel, den           lassenden Verbrauch der Verschleißmaterialien                      auch aufgrund von Corona drei von zehn gastro-
Industrie- und Verkehrsausschuss sowie den              deutlich im Auftragseingang. Rupprecht Kemper                      nomischen Betrieben nicht überleben.
Sachverständigenausschuss neu ein. Insgesamt            verzeichnete ebenfalls erhebliche Rückgänge im
engagieren sich allein in diesen Gremien mehr           Auftragseingang für die Gießerei. Die Gebäude-                     IHK-Präsident Hensel bekräftigte die großen
als 140 Unternehmerpersönlichkeiten für die             technik laufe im Moment noch zufriedenstel-                        Sorgen der Unternehmer und gab der Hoffnung
Belange der regionalen Wirtschaft.                      lend, doch in der Sparte „Walzprodukte“ gingen                     Ausdruck, dass mit den angekündigten Konjunk-
                                                        die Auftragseingänge erheblich zurück. „Ab Juli                    turhilfen und den zunehmenden Lockerungen
„Unsere gute Zusammenarbeit hat sich in den             wird es uns dort heftig treffen“, erklärte Kemper.                 zumindest die schlimmsten Erwartungen abge-
letzten Jahren bewährt“, bedankte sich Hensel           Seine Erfahrungen in Bezug auf die Bauindustrie                    mildert werden könnten. !
Wirtschaftsreport      Juli 20     11

Febu GmbH
Übernahme realisiert
Die Febu GmbH aus Burbach hat mit Wirkung                Von Mittelstand
zum 1. April 2020 den Betrieb der Hermann                zu Mittelstand
Schmidt GmbH & Co. KG aus Biedenkopf über-
nommen. Zu den Tätigkeiten des mittelhessi-              Die Webserie der
schen Unternehmens zählen die Entwicklung                Genossenschaftlichen Beratung
und die Herstellung von Kunststoff-Spritzgieß-
teilen. Seit 22 Jahren steht Stephan Schmidt,
Industriemeister Kunststoff und Kautschuk, an
der Spitze des familiengeführten Betriebs. Die
Febu GmbH, vertreten durch den Geschäftsfüh-
rer Andreas Fey, kommt aus dem Branchenum-
feld und will den Firmenstandort in seiner ur-
sprünglichen Form bestehen lassen. Das
Familienunternehmen beschäftigt sich mit der
Herstellung von Stanz- und Kunststoffteilen
und will durch den Kauf der Hermann Schmidt
GmbH & Co. KG den Bereich der Kunststoffver-
arbeitung ausbauen. Stephan Schmidt wird zu-
nächst weiterhin beratend tätig sein. Andreas
Fey und Henrik Fey haben die Hermann Schmidt
GmbH & Co. KG mit allen bisherigen Mitarbei-
tern, Betriebsausstattungen und Geschäftsräu-
men übernommen. !

EnergieInnovationsPreis.NRW
Bewerbung möglich
Gute Ideen für Energieeffizienz sind gefragt,
wenn die Jury über die diesjährigen Preisträger
                                                    „Mit innovativer Technik
des EnergieInnovationsPreises.NRW (EIP.NRW)
entscheidet. Noch bis zum 17. Juli läuft die Be-
                                                    und Präzision lassen wir
werbungsfrist für die Auszeichnung. Im Herbst
stehen dann die Gewinner fest, die sich über
                                                    Ideen Wirklichkeit
Preisgelder von insgesamt bis zu 40.000 € freuen    werden. Eine gute
können. Markus Hankammer kümmert sich bei
der EnergieAgentur.NRW um den EIP.NRW, der          Gründungsberaterin
im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft, In-
novation, Digitalisierung und Energie des Landes    macht das auch.“
NRW vergeben wird. Er erläutert die Bedingungen
                                                    Sujithkanna Gnanasegaram, Geschäftsführer GS Frästechnik,
für eine Bewerbung: „Wichtig ist, dass mindes-      Nathiya Gnanasegaram und Tanja Dornhoff, Gründungsberaterin
tens ein Teil des Unternehmens in Nordrhein-
                                                    Machen Sie es wie unsere Mitglieder von der GS Frästechnik:
Westfalen liegt und dass die Energieeffizienz-      Nutzen Sie für Ihre unternehmerischen Pläne unsere Genossenschaftliche
maßnahme in den Jahren 2018 oder 2019               Beratung und unser Netzwerk an Spezialisten der Genossenschaftlichen
umgesetzt oder begonnen wurde.“ Es müssen           FinanzGruppe.

also bereits nachweisbare Ergebnisse vorliegen.
Die Effizienzmaßnahmen können in den Berei-                                                Volksbank
chen Wärme, Strom, Kälte oder Mobilität liegen
                                                    www.VBinSWF.de                         in Südwestfalen eG
oder sich speziell auf die Kategorie Digitalisie-
rung beziehen. Das Formular für alle Interessen-
ten steht unter www.energieagentur.nrw/ener-
gieeffizienz/eipnrw zum Download bereit. Wer
Fragen zum Verfahren hat, kann diese per E-Mail
an hankammer@energieagentur.nrw richten. !
12           Juli 20    Wirtschaftsreport

„Das Ganze im Blick behalten“
Leiter der Staatskanzlei NRW wirft einen Blick auf Weg aus der Krise
                                                                                                                            Christian F. Kocherscheidt (EJOT Holding GmbH &
                                                                                                                            Co. KG) fand bei aller Anerkennung der verkehrs-
                                                                                                                            politischen Anstrengungen des Landes auch kriti-
                                                                                                                            sche Worte mit Blick auf die immer wieder neuen
                                                                                                                            Verzögerungen bei der Route 57. Derzeit verschie-
                                                                                                                            be sich der Baubeginn der Südumgehung Kreuztal
                                                                                                                            immer weiter. Offensichtlich sei es in Deutschland
                                                                                                                            unabhängig von politischen Mehrheiten möglich,
                                                                                                                            Infrastrukturprojekte in alle Ewigkeit zu verzögern.
                                                                                                                            „Die bessere Verkehrsanbindung Wittgensteins be-
                                                                                                                            gleitet mich schon seit meiner Kindheit. Ich hoffe,

                                                                                                          Carsten Schmale
                                                                                                                            dass ich die Fertigstellung der Ortsumgehungskette
                                                                                                                            noch erleben werde.“

Tauschten sich über den Weg aus der Krise aus: (v.l.) IHK-Präsident Felix G. Hensel, Staatssekretär Nathanael
                                                                                                                            Breiten Raum nahm in der Diskussion auch die
Liminski und IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener.
                                                                                                                            Energiepolitik ein. IHK-Präsident Felix G. Hensel
„Wir wollen das Land gestärkt aus der Krise führen,     ist so eine nachhaltige strukturelle Veränderung                    betonte, dass eine verlässliche Energieversorgung
die schon vor der Corona-Pandemie drängenden            getreten. Dies bringt den Kommunen mehr, weil                       angesichts der klimapolitischen Maßnahmen keine
Zukunftsthemen anpacken und dafür sorgen, dass          damit auch eine der Ursachen für die Verschuldung                   Selbstverständlichkeit sei. „Die Frage ist ange-
möglichst viele Investitionen aus dem Konjunktur-       angegangen wird“, erklärte Nathanael Liminski.                      sichts des nach wie vor hohen Strompreises kei-
programm des Bundes in Nordrhein-Westfalen              Von entscheidender Bedeutung bei der Bewälti-                       neswegs nur für energieintensive Unternehmen
verwirklicht werden.“ Nathanael Liminski, Leiter        gung der Krise in Nordrhein-Westfalen sind für den                  drängend!“ Dr. Christopher Grünewald (Gebr.
der Staatskanzlei NRW, gab in seinem Vortrag vor        Chef der Staatskanzlei die industriepolitischen                     Grünewald GmbH & Co. KG) zeigte sich besorgt,
der Vollversammlung der IHK Siegen einen sehr           Leitlinien der Landesregierung, die mit Unterneh-                   dass der mühsam erzielte Kompromiss zum Aus-
persönlichen Einblick in die Entscheidungsabläufe       men und Gewerkschaften erarbeitet wurden und                        stieg aus der Kohleverstromung erneut gefährdet
rund um den „Shutdown“. War ursprünglich eine           für alle Ministerien bindend seien. Impulse erhofft                 werden könnte. „Hier muss sehr genau aufgepasst
Rede mit einer Drei-Jahres-Bilanz der schwarz-          sich Liminski unter anderem durch weitere Schrit-                   werden. Während die Industrie unablässig damit
gelben Landesregierung als Schwerpunkt geplant          te beim Bürokratieabbau. Dabei verwies er auf die                   beschäftigt ist, die Herausforderungen der Co-
gewesen, rückte der Staatssekretär aus aktuellem        bisherigen „Entfesselungspakete“. Auch in den Be-                   rona-Pandemie zu stemmen, gibt es intensive Be-
Anlass das politische Handeln angesichts der Pan-       reichen Verkehr und Digitalinfrastruktur könne                      strebungen von anderer Seite, die Kompromissli-
demie in den Mittelpunkt seiner Ausführungen.           sich die Bilanz der Landesregierung sehen lassen.                   nie zu verlassen und in dem aktuell entstehenden
Dabei warb er vor den heimischen Unternehmens-          Bei der Fachkräftesicherung sei mit dem Azubi-Ti-                   gesetzlichen Regelwerk nur die eigenen Ziele
vertretern eingehend dafür, weiterhin „das Große        cket und dem Modernisierungspakt Berufliche Bil-                    umzusetzen.“ Nathanael Liminski sagte zu, dass
und Ganze“ im Blick zu behalten. Politik müsse          dung ein Meilenstein erreicht worden. Lobende                       die Landesregierung die Entwicklungen aufmerk-
stets abwägen. „Von Beginn an war es der Landes-        Worte fand der Staatssekretär für die regionalen                    sam verfolge. „Es ist erklärtes Ziel in Nordrhein-
regierung wichtig, alle Eingriffe in die Freiheit der   Anstrengungen zur Einrichtung einer Internationa-                   Westfalen, beim Klimaschutz durch die Abschal-
Menschen auf das Notwendige zu beschränken              len Schule am Städtischen Gymnasium Olpe.                           tung der ersten Kohlekraftwerke voranzugehen
und auf ihre Folgen hin zu hinterfragen, um un-                                                                             und gleichzeitig für eine sichere Energiever-
nötigen Schaden zu vermeiden“, betonte Nathanael        Der Fachbeitrag der heimischen Wirtschaft zum                       sorgung zu kämpfen.“ Um frühzeitig ein objektives
Liminski.                                               gemeinsamen Regionalplan für die Region (Märki-                     Bild darüber zu gewinnen, ob die Energiever-
                                                        scher Kreis, Kreis Olpe, Kreis Siegen-Wittgenstein)                 sorgung sicher ist, sollen „Stresstests“ von neut-
In dem Konjunkturprogramm der Bundesregierung           leiste seinen Teil für die Konzeption neuer Wirt-                   raler Stelle durchgeführt werden. Hierfür habe
sieht der Staatssekretär grundsätzlich das richtige     schaftsflächen, lobte Nathanael Liminski. Walter                    sich vor allem die nordrhein-westfälische Landes-
Signal. Allerdings zeige sich auch, dass es schwierig   Viegener (Viega Holding GmbH & Co. KG) warb                         regierung eingesetzt.
sei, einer weit verbreiteten „Vollkasko-Erwartung“      dringend dafür, jetzt bei Gewerbeflächen „Tempo
entgegenzutreten. Der Staat könne nicht alle Lasten     zu machen“: „Wir können und wollen nicht riskie-                    Reinhard Quast (Otto Quast GmbH & Co. KG)
übernehmen. Trotzdem mochte Liminski bei allen          ren, dass die Frage ausreichender Gewerbeflächen-                   sprach mit der Mantelverordnung Ersatzbaustoffe
Einnahmeausfällen dauerhafte steuerliche Erleich-       versorgung und damit die Ansiedlungs- und Er-                       ein drängendes Problem der Bauwirtschaft an:
terungen nicht ausschließen, zumal die Corona-          weiterungsperspektiven der Unternehmen                              „Demnach muss auch praktisch unbehandeltes
Krise in vielen Fragen zu einem nachhaltigen Um-        irgendwann wieder veränderten politischen Kons-                     Erdreich deponiert werden. Das treibt die Kosten in
denken führe: „Die Steuerreform bleibt auf der          tellationen auf Landesebene zum Opfer fallen.“ Der                  Höhen, die es der Industrie kaum möglich machen,
Agenda!“ Statt einer Übernahme von kommunalen           Vorsitzende des Industrie- und Verkehrsausschus-                    weiterhin zu bauen. Hinzu kommt, dass Deponie-
Altschulden durch den Bund die Beteiligung des          ses der IHK erinnerte beispielhaft an die umfang-                   kapazitäten ohnehin kaum noch zur Verfügung
Bundes an den Kosten der Unterkunft zu erhöhen,         reichen Verzögerungen in der Entwicklung des                        stehen.“ Nathanael Liminski sagte zu, die Verhand-
sei zielführend. „An die Stelle eines Einmal-Effektes   Gewerbegebietes „Fernholte“ (Attendorn).                            lungen dazu im Bundesrat eng zu begleiten. !
Wirtschaftsreport        Juli 20          13

Localino
Hilfe für Unternehmen in der Corona-Zeit
Wie kann man den Betrieb in Zeiten der Corona-
Krise sicherstellen und gleichzeitig seine Mitarbei-
ter schützen? Diese Frage beschäftigt viele Firmen.
Das Unternehmen Localino aus Lennestadt hat
sich dazu Gedanken gemacht und ein passendes
System entwickelt. Das Team besteht aus Spezia-
listen für Indoor-Lokalisierung, Digitalisierung
und Prozessmanagement. Mit den von ihnen ent-
wickelten Systemen ist es möglich, Bewegungen
im Raum nachzuvollziehen und Distanzen zwi-
schen Objekten und Personen zu messen. Norma-
lerweise kommen die Systeme bei der Digitalisie-
rung, Optimierung und Vernetzung von Prozessen
zum Einsatz. Mit den Localino-COVID-19-Lösun-

                                                                                                                                                               Werkfoto
gen werden Personen bei der Unterschreitung von
Mindestabständen auf ihrem Smartphone oder
                                                       Projektmanagerin Elena Schneider, Geschäftsführer David Löher (Mitte) und Chef-Entwickler Dr. Steffen Heuel
einem Mobilgerät am Handgelenk durch Vibration
                                                       stehen interessierten Unternehmen unterstützend zur Seite.
und Signaltöne gewarnt. Zudem kann man die
Kontaktverläufe in der Software nachvollziehen         David Löher. „Besonders wichtig ist den Unterneh-       Projektmanagerin Elena Schneider. Man setze auf
und im Falle einer Infektion gezielte Maßnahmen        mern, im Falle von Infektionen den Betrieb auf-         eine Technologie, die die Abstände eindeutig und
initiieren. Die Daten werden dabei personenneut-       rechterhalten zu können.“ Aber auch die Organi-         zuverlässig mittels Signallaufzeit bestimmt, be-
ral und somit anonym erfasst. Das Unternehmen          sation von Reinigungsplänen oder die Erfassung          tont Chef-Entwickler Dr. Steffen Heuel. Weitere
erhalte derzeit vermehrt Anfragen aus verschie-        von Kontakten in Gesundheits- und Pflegeeinrich-        Informationen und die Möglichkeit zur Kontakt-
denen Branchen, unterstreicht Geschäftsführer          tungen seien wichtige Themen, ergänzt Localino-         aufnahme: www.localino.net. !

Hier entstehen Zukunftsprojekte.
                                                                                                     Berge-Bau GmbH & Co. KG
                                                          Leimstruther Weg 7 - 9 | 57339 Erndtebrück | Fon 0 27 53 - 59 49 - 0
                                                          Fax 0 27 53 - 59 49 39 | mail info@berge-bau.de | www.berge-bau.de
14          Juli 20     Wirtschaftsreport

Siegerland Flughafen
Übungs- und Ausbildungsflüge kompensieren ausgefallene Flugbewegungen
                                                                                                                            einer jeden Passagiermaschine befindet sich
                                                                                                                            Fracht. Fracht, die für den Handel, für die Indus-
                                                                                                                            trie etc. von eminenter Bedeutung ist. Diese
                                                                                                                            Fracht wird aber derzeit nicht transportiert. Dr.
                                                                                                                            Neu: „So viele Frachtflugzeuge, wie wir sie jetzt
                                                                                                                            schon bräuchten, gibt es gar nicht.“ Stattdessen
                                                                                                                            schössen die Preise für eine Luftfrachtlieferung
                                                                                                                            um das Dreifache nach oben. „Was übrigens
                                                                                                                            ebenfalls nie Einfluss in die Diskussion gefunden
                                                                                                                            hat: Knapp 70 % aller Flugbewegungen in
                                                                                                                            Deutschland finden außerhalb der Hauptver-
                                                                                                                            kehrsflughäfen statt“, erläutert Henning Schnei-
                                                                                                                            der. Warum? Zum Beispiel, weil sich die Reisezeit
                                                                                                                            beim Einsatz eines Businessfluges von einem
                                                                                                                            Regionalflughafen gegenüber einem kommer-

                                                                                                          Carsten Schmale
                                                                                                                            ziellen Linienflug fast halbiere.

                                                                                                                            So kommt der Siegerland Flughafen im Mai 2020
Henning Schneider, Geschäftsführer des Siegerland Flughafens, weiß von imposanten Zahlen zu berichten – trotz               auf 2700 Flugbewegungen. „Selbst im April hat-
Corona.                                                                                                                     ten wir trotz der von Corona verursachten Voll-
                                                                                                                            bremsung noch knapp 1500“, berichtet Henning
„Heute haben wir bereits knapp 100 Flugbewe-            „Das sind in der Regel Piloten, die diese Tätigkeit                 Schneider. „Die Unternehmen, die hier in diesen
gungen.“ Henning Schneider scheint nicht un-            zum Beruf machen wollen.“ Im Flugzeug wie                           Tagen starten und landen, sind auf die Pandemie
zufrieden mit dieser Zahl. Zum einen ist es erst        auch im Helikopter. „Dass die Flughäfen und                         eingestellt.“ Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr
15.07 Uhr an einem Wochentag Anfang Juni, und           Flugplätze geöffnet bleiben, war ja so ge-                          verzeichnete er auf der Lipper Höhe insgesamt
der Siegerland Flughafen operiert derzeit mit ein-      wünscht“, erinnert der Flughafen-Geschäftsfüh-                      gut 20.000 Flugbewegungen. „Das sind weniger,
geschränkten Öffnungszeiten. Zum anderen be-            rer. „Sie sind systemrelevante Einrichtungen.“                      als wir früher mal hatten. Angesichts der Anpas-
finden wir uns noch immer mitten in der durch           Beispielsweise für Ambulanzflüge. „Wenn Kran-                       sungen, die wir unsererseits getroffen haben, um
COVID-19 verursachten Wirtschaftskrise. „Das            ke, Verletzte oder Organe nicht schnell an Ort                      unseren Teil zur Verringerung des Defizits beizu-
bedeutet auch für uns, dass insbesondere inter-         und Stelle transportiert werden können, wäre das                    tragen, ist das aber mehr als ordentlich.“
nationale Geschäftsflüge nur sehr eingeschränkt         eine Katastrophe. Das will niemand verantwor-
starten und die Frachtflüge fast komplett auf           ten.“ Henning Schneider hebt die Augenbrauen:                       Welche Anpassungen sind das? „Wir haben die
Null heruntergefahren wurden“, erklärt der Ge-          „Nebenbei bemerkt: Das macht Infrastruktur aus.                     Öffnungszeiten angepasst. So wurden zum Bei-
schäftsführer des Verkehrsflughafens auf der            Wenn sie benötigt wird, ist sie da.“                                spiel die Betriebszeiten im Winter grundsätzlich
Lipper Höhe. Logisch: Wenn die Industrie, ganz                                                                              auf die Zeit von 9 bis 18 Uhr für einen Ein-
besonders die Automobilindustrie, nur einge-            „Genau aus diesem Grund unterstützt die Wirt-                       Schicht-Betrieb reduziert“, berichtet Henning
schränkt produziert, müssen auch kaum Ersatz-           schaft über den Förderverein Siegerland Flugha-                     Schneider. Ausnahmen seien wichtige Flüge (et-
teillieferungen ad hoc an die Fließbänder. Und          fen Dreiländereck diese Einrichtung“, erklärt Dr.                   wa Ambulanzflüge, Organtransporte oder ge-
Meetings finden derzeit vornehmlich online in           Steffen Neu, 2. Vereinsvorsitzender. Mit 1,75                       schäftliche Flüge), für die zwingend andere
virtuellen Räumen statt.                                Mio. € über fünf Jahre. „Weil wir den Flughafen                     Start- oder Landezeiten notwendig sind. Diese
                                                        brauchen. Auch um die teils unzureichende An-                       müssten aber angemeldet werden.
Wer aber sorgt für die stattliche Zahl an Starts        bindung unserer Region an andere Infrastruktur-
und Landungen? „Sehen Sie die beiden blauen             einrichtungen wettzumachen.“ Eine Region vol-                       Natürlich habe man auch auf Corona reagiert –
Hubschrauber dort hinten?“ Henning Schneider            ler Global Player. „Die Wirtschaft in China                         mit Kurzarbeit und daraus resultierenden einge-
deutet in Richtung Nordosten. „Das ist die Bun-         beispielsweise läuft gerade wieder richtig an.                      schränkten Betriebszeiten von 10 bis 18 Uhr. Seit
despolizei. Die trainiert hier regelmäßig. Heute        Dort nimmt man keine Rücksicht darauf, wie                          dem 2. Juni wurden diese Zeiten auf 9 bis 19 Uhr
bereits zum zweiten Mal.“ Mit anderen Worten:           Deutschland mit der Pandemie umgeht. Im Ge-                         erweitert. Henning Schneider ist sich sicher: „Wir
Sie kommt eigens von Sankt Augustin, weil sich          genteil: Entweder man kann liefern oder nicht.“                     haben ein gutes, auf die Zukunft ausgelegtes
das Gelände im Dreiländereck ideal für ihre             Und für solche Fälle sei es für hiesige Unterneh-                   Konzept für unseren Flughafen.“ Zu den genann-
Übungsbedarfe anbietet. Die Mehrzahl der Flug-          men beruhigend, den Siegerland Flughafen in                         ten Einsparungen addierten sich über kurz oder
bewegungen ist, neben dem Verkehr der beiden            ihrer Nähe zu wissen. „Wir können nicht warten,                     lang weitere. Das habe man dem Kreistag bereits
angesiedelten Werften, jedoch Flugschulen ge-           bis dieselbe Anzahl von Passagierflugzeugen                         vor zwei Jahren aufgezeigt. „Und es gibt noch
schuldet. „Und dabei handelt es sich keineswegs         wieder fliegt wie vor der Krise. Das dauert, wenn                   weitere Ideen für eine Neuausrichtung“, ergänzt
um Hobbypiloten, die einfach Lust auf einen             überhaupt, Jahre.“ Denn was kaum jemand in der                      Dr. Steffen Neu. „An deren Realisierung arbeiten
Flugschein haben“, betont Henning Schneider.            öffentlichen Diskussion berücksichtige: Im Bauch                    wir gemeinsam.“ !
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